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25.
Mai
2016

Wann habe ich endlich Erfolg?

Es wäre eigenartig, wenn Künstler sich nicht fragen würden: „Habe ich Erfolg?“ – „Schätzt man meine Kunst?“ Die Frage kann sich auch zuspitzen: „Wann endlich entdeckt man mich?“ – „Ich bin so gut. Niemand erkennt mein riesiges Talent. Was muss ich tun, damit man mich entdeckt?“ Die Linie zwischen gesundem und ungesundem Erfolgsstreben ist dünn.
Manchmal merken wir: „Jetzt habe ich die Linie überschritten. Jetzt geht es mir nicht mehr um die Liebe zur Kunst und um die Liebe zu anderen Menschen – und wohl auch nicht mehr um das „Soli Deo Gloria“. Jetzt geht es mir vor allem um mein Ego… Jetzt muss ich wieder hinter diese Linie zurück.“

Die Berufungsgeschichte von David ist lehrreich. Der Prophet Samuel hört von Gott, dass unter den Söhnen des Isai der künftige König ist. Samuel schlüpft so in die Rolle des „Headhunter“ und sichtet diese jungen Burschen. Einer ist schöner und kräftiger als der andere. Aber der zukünftige König ist nicht unter ihnen. Bis Isai widerwillig den Jüngsten heranholt, der gerade die Schafe hütet. Und da erkennt Samuel: „Das ist er!“ – Er zögert nicht lange, nimmt sein Ölhorn und salbt David mitten unter seinen erschrockenen und enttäuschten Brüdern zum König.

Richten wir unser Augenmerk auf David: Er hatte sicher gehört, dass im Haus seines Vaters gerade das Programm „Samuel sucht den König“ läuft. Aber er bleibt bei seinen Schafen. Und was macht er nach der Salbung? Er kehrt wieder zu den Schafen zurück, wo er so völlig unnütze Dinge tut wie Leier spielen oder mit einer Steinschleuder auf Bäume zielen… Offenbar wohnte in ihm ein tiefes Bewusstsein: „Ich gehöre zu Gott. Und es ist Gottes Sache, ob ich gross herauskomme oder nicht. Ich konzentriere mich fleissig auf meine versteckten Aufgaben als Hirte, als Musiker und Poet und als treffsicherer Schütze. Wenn Gott will, kann ich diese Gaben einmal einsetzen. Wenn nicht, ist es auch in Ordnung“.

David wird später den Psalm 37 dichten, in dem steht: „Sei stille dem Herrn und warte auf ihn.“ (V.7) Und einer seiner Nachkommen wird später sagen: „Sorget nicht um euer Leben…Trachtet zuerst nach Gottes Reich und seiner Gerechtigkeit. So wird euch all das zufallen.“ (Matthäus 6, 33).

Darin steckt viel Trost – auch für Künstler. Wie der ‚Erfolg’ auch aussehen wird – vielleicht ganz anders, als wir uns ihn vorgestellt haben: Hauptsache, er ist „God made“ und nicht „Self made“. Hauptsache, unsere Kunst (und unser Leben als Künstler) wird dort auf höchst spannende Weise wirksam und segensreich sein, wo Gott es vorgesehen hat.

Text: Beat Rink

Passendes Lied dazu: Arthur Honegger: Le Roi David (oratorio, 1921)

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Agenda

8. Februar 2025

Mit Kunst und Musik durch die Psalmen mit Gott in Dialog treten

Friesenberg Kirche   Zürich, Bus 32, 89, 73 bis Bushaltestelle Friesenbergstrasse

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