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22.
Juni
2023

Thoughts about “Humility” by Joan Minor, Jazz vocalist / Gedanken zum Thema “Demut” von Joan Minor, Jazz- Sängerin

DEUTSCH
Transkription:

Bei der Auswertung der von “Crescendo Jazz” erstellten Umfrage (die man übrigens immer noch ausfüllen kann -s.LINK: ), sprachen wir in einem kleinen Team über eine mögliche CRESCENDO JAZZ LOUNGE. Mir kam das Thema «Demut» in den Sinn. Ich hätte gern andere darüber reden gehört. Aber so blieb es an mir hängen…

Ich habe ein Leben lang mit dem Thema «Demut» gerungen.
Warum?
Als Künstlerin oder Künstler möchte man keine Diva sein. Aber… Es gibt ein Aber! Ich komme gleich darauf zurück.

Nun haben sich viele Psychologen, Theologen und Philosophen mit «Demut» befasst. François Fénélon schrieb im 17. Jahrhundert: “Demut ist keine Gnade, die man in ein paar Monaten erwerben kann.  Sie ist das Werk eines ganzen Lebens.  Und es ist eine Gnade, die kostbar ist in den Augen Gottes. Er wird zu gegebener Zeit alle, die sie annehmen, aufrichten.”

Hier einige Definitionen von «Demut»:  Nach dem «Oxford Languages Dictionary» hat Demut mit der bescheidenen Einschätzung der eigenen Bedeutung zu tun. Nach dem «Webster Dictionary» ist es die Freiheit von Stolz und Arroganz. Die «Cambridge Press» spricht vom Gefühl bzw. von der Meinung, dass man keine grössere Bedeutung hat als andere. Demut ist der Mangel an Stolz. Nach dem «Berkeley Well-Being Institute» geht es um die Bereitschaft, sich selber gut zu kennen und eine genaue Vorstellung davon zu haben, welchen Platz man in dieser Welt hat.
Demut kommt von lateinisch humus = niedrig, gering; oder humilis =auf dem Boden.
Im griechischen Wort «tapeinos»  schwingt mit, dass der demütige Mensch die richtige Sicht von sich selbst hat.

Sprechen wir nun von der Demut einer Künstlerin oder eines Künstlers.
Kunst ist ja der Ausdruck kreativer Ideen und Gefühle durch ein physisches Medium wie Malerei, Bildhauerei, Film, Tanz, Schriftstellerei, Musik, Fotografie, Theater usw.
Schauen wir uns einmal die ersten Momente eines Konzerts von Luciano Pavarotti und James Brown an… Hier fällt uns auf: Die Gottesgabe Musik hat Kraft, ja sogar Macht! Musik hat die Macht, zu verbinden: Stile (etwa Klassik und Jazz) und Menschen (etwa Menschen verschiedener Hautfarben). Und dann ist Musik ist eine riesige Plattform…
Darum ist «Demut» für Musiker und auch andere Künstlerinnen ein so wichtiges Thema!

Was lesen wir in der Bibel über «Demut»?
Die Schrift nennt «Demut» explizit mindestens 81 mal, implizit spricht sie noch viel mehr darüber.
Hier einige Stellen:
Jesaja 66,2: «Meine Hand hat alles gemacht, was da ist, spricht der HERR. Ich sehe aber auf den Elenden und auf den, der zerbrochenen Geistes ist und der erzittert vor meinem Wort.»
Jakobus 4,6: «Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.»
1.Petrus 5, 5-6: «Alle aber miteinander bekleidet euch mit Demut; denn Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade. So demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zu seiner Zeit.» Und in Vers 7: «Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch.»
Das heisst: Wir können demütig sein, weil wir wissen: Gott kümmert sich um uns!

Wer von euch denkt, dass er oder sie eingebildet ist? Bitte erhebt die Hand…
Nun, C.S.Lewis schreibt: Gerade wenn man denkt, man sei nicht eingebildet, ist man es erst recht!
Augustin, Aquin, Calvin und Luther und viele andere sagten, dass Stolz die Wurzel der Sünde sei.  Stolz ist im Grunde das wirksamste und zerstörerischste Werkzeug des Teufels.
Warum ist Demut so wichtig?  Weil ihr Vetter, der Stolz, so schrecklich ist!

In der Bibel wird Stolz nirgends als positive Eigenschaft genannt – nur als Sünde. Oft sagt man doch – etwa zu einem Kind oder Enkelkind: «Ich bin so stolz auf dich!» Mein Mann und ich haben beschlossen, statt dessen zu sagen «Ich bin so dankbar für dich!»
Der verstorbene Theologe John R.W. Stott hat es so formuliert: “Stolz ist dein größter Feind; Demut ist dein größter Freund.”

Wie oft wird heute in Kirchen eigentlich über Stolz und Demut gepredigt? Statt dessen gibt es eine Tendenz zum “Wohlstandsevangelium”. Wir leben in Zeiten der “Selbstverwirklichung”, der Selfies, der Podcast-Botschaften und der Instagram-Accounts. Junge Leute sagen mir manchmal: «Ich möchte eine Influencerin werden». Jeder will heute ein Star sein, nicht wahr?

Das gilt auch für Künstlerinnen und Künstler: Wir werden ermutigt, uns von anderen zu unterscheiden, unsere eigene und einzigartige Stimme zu finden und unseren eigenen Stil, um uns von der Konkurrenz abzusetzen. Seien wir ehrlich: Wir wollen der Konkurrenz voraus sein!
Ich denke da an die 60er und 70er Jahre zurück, in denen die Punks sich von anderen durch ihre ausgefallene Kleidung und ihre schrill gefärbten Haare absetzen wollten. Man will sich von anderen absetzen.

Zurück zum Video: Es zeigt, wie frenetisch die Menge den Stars zujubelt. Welche Plattformen hatten und haben doch Madonna, Michael Jackson, Taylor Swift, Britney Spears und viele andere! Musik hat Macht, sagten wir. Denn Künstlerinnen und Künstler gehen in der Musik völlig auf. Das ruft Begeisterung hervor. Die Macht der Musik zeugt sich auch schon im Phänomen des Ohrwurms…

Nun müssen wir Künstlerinnen uns allerdings selber promoten und uns im «Markt» durchsetzen. Wir kommen nicht darum herum. Ich nenne nur folgende Stichworte: Als Freelancer die besten Auftrittsmöglichkeiten und Jobs finden. Marketing- und Werbematerialien entwickeln, die helfen, sich von anderen abzuheben. Die richtigen künstlerischen Partner finden, mit denen man optimal zusammenspielen kann. Mit dem Narzissmus andere umgehen können. Gehälter verhandeln und sich dabei fragen: «Wie wertvoll bin ich?» Die besten Auftrittsorte finden: Konzerthallen, Jazzclubs, Clubs, Bars …und dabei immer versuchen, Gott zu ehren, der uns all diese Möglichkeiten gibt und nicht dem «Hype» verfallen!

Was heisst das nun aus christlicher Sicht?
Hier einige weitere Bibelstellen: In Jakobus 1,17 lesen wir: «Alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt von oben“. Kunst ist eine gute Gabe. Aber der Feind will sie zerstören!
In Philipper 2, 3 steht: «Tut nichts aus Eigennutz oder um eitler Ehre willen, sondern in Demut achte einer den andern höher als sich selbst.»
Das ist alles sehr schwierig. Ich kenne die Spannung zwischen dieser Ermahnung aus Philipper 2,2 und der Realität sehr gut – nicht zuletzt auch als «Black American», in deren Land (und nicht nur da!) Rassismus herrscht. Wir alle haben unsere Kämpfe.

Es geht schliesslich auch darum, die richtige Balance zu finden zwischen Selbstbewusstsein und Demut. Die Schaukel kann kippen. Auf der einen Seite droht der Fall in die Arroganz, auf der anderen Seite drohen Selbstaufgabe und Selbstverleugnung.

Sollten Künstler nun bescheiden sein oder nicht?
Eine Autorin meinte: ‘Demut hat grosse Vorteile. Sie lässt die Menschen reifer werden. Aber Kunst schaffen erfordert das Gegenteil, nämlich den festen Glauben an die eigene Kreativität! Künstler sollten nicht demütig sein!’

Nun, ich gehe damit einig, dass Kunst den Glauben in die eigenen Fähigkeiten erfordert. Und viel Mut. Aber ich halte es mit Jeremia 9, 22f.:  «So spricht der HERR: Ein Weiser rühme sich nicht seiner Weisheit, ein Starker rühme sich nicht seiner Stärke, ein Reicher rühme sich nicht seines Reichtums. Sondern wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, dass er klug sei und mich kenne, dass ich der HERR bin.» Dasselbe lesen wir bei Paulus.

Ich habe nun einige Fragen:
Bist du berufen, eine Künstlerin, ein Künstler zu sein?
Wenn ja, dann muss es das Ziel eines Christen sein, diese Gaben zu nutzen, um Gott zu verherrlichen. Er ist ja der Geber der Gaben.

Und für die Breakout-Gruppen folgenden Fragen:
1.  Beschreibe einen Hoch- oder Tiefpunkt in deinem künstlerischen Leben.
2.  Welche Rolle, wenn überhaupt, hat die Beziehung zu Gott dabei gespielt?
3.  Welche hilfreiche(n) Lektion(en) hast du über Demut gelernt?

In einem Video spricht ein Pastor über Demut. Hier einige seiner Gedanken:
Wenn wir demütiger sein wollen, müssen wir dankbarer werden.
Das Narrativ in unseren Köpfen spielt eine wichtige Rolle. Welche Geschichte erzählst du über dich selber? Welche Ansprüche erhebst du an andere? Sagst du dir etwa: «Ich hätte es schon längst verdient, das andere mich beachten!?» Werden wir vielmehr realistisch! Es gibt 8 Milliarden Menschen. Und da ist es doch ein Wunder, dass Gott mich sieht und erwählt hat! Verlieren wir die Dankbarkeit darüber, verlieren wir die Kraft, weiterzugehen. Gerade diese Dankbarkeit ist die Voraussetzung für Demut.

Noch einige zusammenfassenden und weiterführenden Gedanken:
1.    Demut einüben ist eine beständige Aufgabe.
2.    Wir müssen «weltliches Denken» hinter uns lassen und Gott bitten, unsere Gedanken und unsere Einstellung zu verändern.
3.    Der beste Weg, auf der Schaukel in der Balance zu bleiben ist: in Gemeinschaft mit einem zu bleiben, der grösser ist. Und das ist unser Erlöser Jesus Christus, der diese wunderbaren Gaben der Kunst gegeben hat.
4.    Gott möchte uns nicht mit einem Gebot bestrafen, demütig zu sein. Er will uns vielmehr erneuern, wiederherstellen und den besten Schutz bieten , den es gibt, wenn wir hinaus gehen und unsere Kunst zeigen.

Die letzte Videosequenz spricht davon, dass Demut eine oft vergessene Tugend ist. Sie ist aber die Voraussetzung für alle anderen Tugenden. Die wunderbarste Stelle dazu finden wir in Philipper 2 5-8 :

«Seid so unter euch gesinnt,
wie es der Gemeinschaft in Christus Jesus entspricht:
Er, der in göttlicher Gestalt war,
hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein,
sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an,
ward den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt.
 Er erniedrigte sich selbst
und ward gehorsam bis zum Tode,
ja zum Tode am Kreuz.»

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Agenda

8. Februar 2025

Mit Kunst und Musik durch die Psalmen mit Gott in Dialog treten

Friesenberg Kirche   Zürich, Bus 32, 89, 73 bis Bushaltestelle Friesenbergstrasse

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