KIRCHE KREATIV
KULTURKIRCHE PAULUS Basel Basel
ENGLISH
We have asked the French-based musician and composer John Featherstone to give the background of his new work.
A chord in the night
‘As a composer, what would you most regret not having written before your retired?’ ‘My setting of the Te Deum,’ I replied without hesitation to the relative stranger who asked me. That night I woke up with a complex chord ringing in my brain, underpinning the opening words of the 4th Century prayer: ‘Te Deum…’. It was a troubling but jubilant chord, difficult to define, ambiguous and intriguing. What sort of chord would best describe the God who surprises, who is not limited to our man-made schemas? What does our music say if we remove the text? That night heralded 2 years of composition and complex production to arrive at the finished product: a trilingual setting of the ‘Te Deum’ (Latin-English-French) for three vocal ensembles (classical-jazz-gospel) and four musicians (sax-double bass-piano-percussion).
A Prayer with a twist
Why did I start out on the impetuous journey? The ‘Te Deum’ has always struck me as a beautiful and powerful prayer of praise – with a twist. After an impassioned reminder of the attributes and workings of God, rather than culminating in a blaze of certainty, the ‘Te Deum’ ends with an acknowledgement of our fragility: You, God, are our hope, don’t let us down! A few years ago I was struck by Arvo Pärt’s setting of the text which concludes pianissimo with a repetition of the words ‘Sanctus, sanctus, sanctus’ – ending ‘not with a bang, but a whimper.’ Recognising the greatness of God (in Praise) is one thing. Admitting our weakness and appealing to his protection as we stake all on him (in Worship) is another. As a prayer, it has timeless depth and reality, as we live head in the sky and feet on the ground.
A glitch in the system
In an age where we are encouraged to believe that mankind is all and controls all, despite being confronted by the failure of our management of the earth’s resources, global conflict, poverty and migration, the two words ‘You, God’ come like a respite, a pause, a glitch in the system. The listener is invited into the intimacy of worship of those who trust in their unseen Creator God and firmly fix their eyes on what is invisible. As I remembered the sad parting of my younger brother, I wanted to evoke the spiritual world with its myriad heavenly choirs, into which he stepped in his physical weakness and spiritual faith.
English, French, Latin
It’s not hard to see how a bilingual composer – an Englishman living in Paris – equally passionate for classical and contemporary music, would write a work of this kind. On a deeper level, saddened by the global trend of mounting nationalist sentiment, faced with the impossibility of integrating the countless languages of the world into one work, I hope that the accumulation of English, French and Latin can at least begin to suggest a foretaste of heaven. I did not imagine at the time that Brexit could ever become a reality…
A reconciliation of ‘Classical, Jazz and Gospel’
There are those who hold fast to tradition, excluding contemporary expressions of worship, while others militate for breaking free from the shackles of the past. My personal stance would be one of attempting reconciliation, celebrating our roots – in faith and music – while building creatively on that heritage. In the ‘Te Deum’ you will find some passages of classical music, turning into jazzy sections, and then moving again into Gospel. Sometimes the choirs takes turns, at other times they overlap. For me, there are no barriers, there is nothing to prove in our personal expression. The truth needs to burst out from all angles. Whatever our background, our culture, our tradition it’s up to us to formulate our own prayer, in totally honesty and with ‘all that is within us’: ‘Te Deum laudamus – We praise you, oh God – C’est toi, Dieu, que nous louons!’
So tell me, which opening chord will you choose? You’d better get writing…
Text: John Featherstone
Listen to the work: http://www.johnfeatherstone.com/te-deum.html
Various extracts are on the website
Song of No 12.: https://youtu.be/d6xejypD3DE
DEUTSCH
Wir haben den in Frankreich lebenden Musiker und Komponisten John Featherstone gebeten, sein neues Werk zu erläutern.
Ein nächtlicher Akkord
“Was möchtest du in deinem Leben unbedingt noch komponieren?” – “Das Te Deum, das mir vorschwebt”, antwortete ich ohne zu zögern dem Fragesteller, den ich nicht einmal gut kannte.
In der darauffolgenden Nacht weckte mich ein komplexer Akkord auf, der dann jenes Gebet aus dem vierten Jahrhundert eröffnen sollte: “Te Deum…”. Ein irgendwie beunruhigender, aber jubelnder Akkord, schwierig zu fassen, mehrdeutig und überraschend.
Was für ein Akkord könnte am besten Gott beschreiben, der uns immer wieder überrascht und der all unsere menschlichen Schemata sprengt?
Was kann Musik eigentlich vermitteln, wenn wir einmal vom Text absehen?
Ein vielschichtiges Gebet
In jener Nacht kündigte sich eine zweijährige Schaffensperiode an, in der die Komposition und eine komplexe Produktion Gestalt annehmen sollten. Am Ende stand das fertige Werk: Eine dreisprachliche Vertonung (Latein – Englisch – Französisch) für drei Vokalensembles (klassisch – Jazz – Gospel) und vier Musiker (Saxophon – Kontrabass – Piano – Schlagzeug).
Weshalb hatte ich mich überhaupt auf eine solch abenteuerliche Reise gewagt?
Das ‘Te Deum’ hatte mich immer fasziniert – als schönes und zugleich vielschichtiges Gebet. Nach dem leidenschaftlichen Lob auf die Eigenschaften und Taten Gottes mündet es nicht etwa in eine strahlende Vergewisserung unseres menschlichen Daseins ein, sondern in das Bekenntnis unserer Zerbrechlichkeit: Du, Gott, bist unsere Hoffnung! Lass uns nicht fallen!
Ein paar Jahre zuvor war ich auf Arvo Pärt’s eindrückliche Vertonung gestossen, in der die Worte ‘Sanctus, sanctus, sanctus’ nicht mit einem dröhnenden Finale, sondern mit einer pianissimo gesungenen, fast wimmernden Wiederholung der Worte verklingen. Gottes Grösse erkennen (im Gotteslob) ist das Eine. Unsere Schwachheit und unsere völlige Abhängigkeit von seinem Schutz bekennen, weil wir uns Ihm (in der Anbetung) ausliefern, ist das Andere. Insofern ist das ‘Te Deum’ ein Gebet von zeitloser Tiefe und Realitätsnähe, gesprochen von Menschen, die mit dem Kopf in den Wolken leben, aber mit ihren Füssen auf der Erde stehen.
Ein Störimpuls im System
In einer Zeit, in der sich die Menschheit ins Zentrum setzt und alles im Griff zu haben meint – dies trotz unserer offensichtlichen Niederlagen und unserem Versagen in so vielen Bereichen (Naturressourcen, globale Konflikte, Armut und Flüchtlingswesen), in einer solchen Zeit sind die zwei Worte “Du, Gott” wie eine Atempause, ein Unterbruch, ein Störimpuls im System.
Der Zuhörer ist eingeladen, in die Intimität der Anbetung mit all jenen einzutreten, die dem unsichtbaren Schöpfergott vertrauen und die ihren Blick unbeirrbar auf das Unsichtbare richten. In Erinnerung an den traurigen Abschied von meinem jüngeren Bruder wollte ich einen Blick in die geistliche Welt mit ihren Myriaden himmlischer Chöre werfen – in jene Welt, in die mein Bruder in menschlicher Schwachheit und zugleich mit grossem Glauben eingetreten war.
Englisch, Französisch, Latein
Es ist wohl nicht spektakulär, dass ein zweisprachiger Komponist (ein Engländer, der in Paris lebt) – einer, der mit ebenso grosser Begeisterung in der klassischen wie in der nicht-klassischen Musik zu Hause ist, ein solches Werk schreibt. Auf einer tieferen Ebene schwingt allerdings die Sorge über den global zunehmenden Nationalismus mit. Und das Bestreben, mit der Zusammenführung der drei Sprachen Englisch, Französisch und Latein einen Vorgeschmack des Himmels anzudeuten, wo es doch aussichtslos ist, alle Sprachen dieser Welt in einem einzigen Werk zu erfassen. Als ich das Werk schrieb, ahnte ich noch nichts vom Brexit…
Zusammenführung von Klassik, Jazz und Gospel
Nun gibt es auf der einen Seite jene, die an der Tradition festhalten und alle zeitgenössischen Ausdrucksformen von Worship ausschliessen, während andere für die Befreiung von alten Fesseln kämpfen. Ich selber trete lieber für eine Versöhnung der Stile ein, für das Hochhalten unserer Wurzeln – in Glaube und Musik – sowie für das sorgfältige Weiterführen der Tradition. Im ‘Te Deum’ wird man auf einige Passagen mit ziemlich moderner klassischer Musik stossen, die in jazzige Abschnitte übergehen und die schliesslich in den Gospel einmünden. Manchmal löst ein Chor den anderen ab, manchmal singen die Chöre überlappend. Es sollen Schranken abgebaut und die Fixierung auf eigene künstlerische Ausdrucksformen überwunden werden. Die Wahrheit soll sich aus allen Richtungen Bahn brechen.
Auf jedem Hintergrund, in jeder Kultur und in jeder Tradition lässt sich ganz ehrlich und ‘mit allem, was in uns ist’ beten: ‘Te Deum laudamus – We praise you, oh God – C’est toi, Dieu, que nous louons!’
Und nun: Sag mir, welchen Anfangsakkord du wählen würdest? Fang an, zu komponieren…
Text: John Featherstone
Übersetzung: Beat Rink
Link zu verschiedenen Auszügen: http://www.johnfeatherstone.com/te-deum.html
Nr. 12.: https://youtu.be/d6xejypD3DE