1 Hallelujah. Lobt Gott in seinem Heiligtum, lobt ihn in seiner starken Feste.
2 Lobt ihn um seiner machtvollen Taten willen, lobt ihn in seiner gewaltigen Grösse.
3 Lobt ihn mit Hörnerschall, lobt ihn mit Harfe und Leier.
4 Lobt ihn mit Trommel und Reigentanz, lobt ihn mit Saiten und Flöte.
5 Lobt ihn mit klingenden Zimbeln, lobt ihn mit schallenden Zimbeln.
6 Alles, was Atem hat, lobe den HERRN. Hallelujah.

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Ein für seine Predigtgabe bekannter finnischer Pfarrer hielt in einer grossen Kirche eine Abdankung. Es wurde um eine berühmte Persönlichkeit getrauert, und die Christen erwarteten eine Predigt, die alle berühren würde.

Der Pfarrer begann in gewohnter Weise mit einer ausgezeichneten Rede. Aber auf einmal brach der rote Faden ab. Ein völlig neuer Gedanke tauchte auf, und machte, ohne gross entfaltet zu werden, schon einem nächsten Platz. Und das ging weiter so: insgesamt fünf Themen wurden aufgegriffen und wieder fallengelassen… Es war eine völlig misslungene Predigt! (mehr …)

In der Predigt unserer  Kirche Kreativ der vergangenen Woche ging es u.a. um folgende Parabel von Arthur Schopenhauer (1788 – 1860).

“Eine Gesellschaft Stachelschweine drängte sich en einem kalten Wintertage recht nah zusammen, um sich durch die gegenseitige Wärme vor dem Erfrieren zu schützen. Jedoch bald empfanden sie die gegenseitigen Stacheln, welches sie dann wieder von einander entfernte.

Wann nun das Bedürfnis der Erwärmung sie wieder näher zusammenbrachte, wiederholte sich jenes zweite Übel, so da sie zwischen beiden Leiden hin und her geworfen wurden, bis sie eine mäßige Entfernung voneinander herausgefunden hatten, in der sie es am besten aushalten konnten.

So treibt das Bedürfnis der Gesellschaft, aus der Leere und Monotonie des eigenen Innern entsprungen, die Menschen zueinander; aber ihre vielen widerwärtigen Eigenschaften und unerträglichen Fehler stoßen sie wieder voneinander ab. Die mittlere Entfernung, die sie endlich herausfinden, und bei welcher ein Beisammensein bestehen kann, ist die Höflichkeit und feine Sitte.

Dem, der sich nicht in dieser Entfernung hält, ruft man in England zu: keep your distance! – Vermöge derselben wird zwar das Bedürfnis gegenseitiger Erwärmung nur unvollkommen befriedigt, dafür aber der Stich der Stacheln nicht empfunden.”  

Wir kennen das doch nur zu gut: Gemeinschaft ist manchmal sehr verletzend. Wir alle sind von anderen Menschen schon unzählige Male verletzt worden. Auch sensible Künstler! Wie reagieren wir dann? Gehen wir zu anderen Menschen auf Abstand? Dann wird es kalt – sowohl in unserem eigenen Leben als auch in den zwischenmenschlichen Beziehungen. Es gibt eine passive Aggressivität die sich durch Verweigerung und durch eine grundsätzlich negative Haltung auszeichnet.

Oder reagieren wir aktiv aggressiv, indem wir andere ebenfalls verletzen? Auch sensible Künstler können übrigens aggressiv sein. Oder lassen wir Aggressionen in uns aufstauen, bis sie sich dann auf destruktive Weise ihren Weg bahnen – vielleicht in unvermittelten Ausbrüchen, vielleicht in offener Ablehnung eines Nächsten, oder auch in der Wut gegen sich selbst. Oder künstlerisch …

Schopenhauer kommt zum Schluss: “Wer jedoch viel eigene, innere Wärme hat, bleibt lieber aus der Gesellschaft weg, um keine Beschwerde zu geben, noch zu empfangen.” Dies ist ein dritter Weg, den nicht nur Philosophen manchmal beschreiten: Sie stellen sich über die anderen Menschen, sprich: über die gewöhnlichen Stachelschweine mit ihren niedrigen Bedürfnissen, weil sie sich etwas Besseres fühlen.

Einen vierten Weg zeichnet uns die Bibel vor. Dort heisst es (in Philipper 2,5-11): “Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Der, obwohl er in göttlicher Gestalt war, nicht daran festhielt, Gott gleich zu sein, sondern sich selbst entäußerte und Knechtsgestalt annahm. Er wurde gleich wie ein andrer Mensch und an Gebärden als ein Mensch erfunden;  er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz.

Darum hat ihn auch Gott erhöht und hat ihm einen Namen gegeben, der über alle Namen ist, daß in dem Namen Jesu sich beugen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen sollen, daß Jesus Christus der HERR sei, zur Ehre Gottes, des Vaters.”

Christen glauben: Jesus verliess freiwillig und aus Liebe zu den Menschen die himmlische Herrlichkeit. Er brachte ihnen Gottes “Wärme”. Er liess sich, mit  Schopenhauer gesprochen, von den Stacheln anderer nicht abhalten, sondern sogar verletzen und töten. Aber er selber – zeigte keine Stacheln. Im Gegenteil: Die Stacheln vieler Menschen fielen in der Begegnung mit ihm ab. Denn die Liebe Gottes ist stärker als jede Aggression, und ihre Kraft ist grösser als die grösste dämonische Macht.

Gebet: Herr, ich wurde so oft verletzt. Darum brauche ich deine Heilung. Und ich habe auch selber andere oft verletzt. Darum brauche ich deine Vergebung. Ich bitte um beides.

Hilf mir immer wieder, “gesinnt zu sein, wie Jesus auch war …”

Hilf mir, Aggression mit Liebe zu beantworten. Und menschliche Kälte mit furchtloser Nähe.

Lass mich und lass meine Nächsten erfahren: Die von Dir her kommende Liebe ist stärker als jede andere Macht. Lass auch meine Kunst von dieser Kraft durchdrungen sein und davon sprechen.

Amen.


TUNE IN 144 vom 4. Oktober 2015  | Unser Text ist von Beat Rink, Präsident von ARTS+ | Weitere TUNE INs findest Du hier

Den schottischen, in Würzburg lebenden Musiker Bill Buchanan kennen unsere Leser als Übersetzer. Hier möchten wir ihn selber näher vorstellen und seine Ansichten zum Thema “Schönheit” erfahren.  

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“Der Kirchenmusiker muss runter von der Empore und mit diesen Menschen unten einen Teppich weben.” Ein Gespräch mit dem Musiker Uwe Steinmetz über Erde, Himmel, gelebte Blue Notes und die Zukunft wahrer Kirchenmusik.* Im Interview die Hör-Empfehlung von Uwe Steinmetz: Charles Mingus Moanin’, Blue Notes im Jazz.

 

Im TUNE IN 138 war die Rede davon, dass der Unterricht (auch in Kunst-, Ballett-, Schauspiel- und Musikschulen) nicht sklavisch einem absoluten Qualitätsanspruch folgen darf, der blind macht für die individuellen Begabungen der Schüler und Studenten. In einem interessanten Interview sagt der Jazzmusiker und Mit-Begründer von “Crescendo Jazz”, Uwe Steinmetz, ähnliches mit Blick auf das Thema “Musik in der Kirche”.

Dahinter steht eine wichtige theologische Einsicht und Erfahrung: Gott geht es um das einzelne Gegenüber, nicht um die Masse. Er geht auf jeden Menschen persönlich ein. Das ist das Wesen der Liebe. Dies wird etwa deutlich, wo in der Bibel vom “Namen” die Rede ist.

Der Name steht für die unverwechselbare Persönlichkeit: “Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!” (Jesaja 43,1). “Freut euch aber, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind” (Jesus zu seinen Jüngern in Lukas 10,20).

TUNE IN 139: Der Musiker Uwe Steinmetz im Interview

TUNE IN 139: Der Musiker Uwe Steinmetz im Interview

Die Frage ist, ob wir zulassen, dass Gott uns “beim Namen nennt”. Er hat keinen Absolutheitsanspruch an uns! Die zweite Frage lautet dann, ob wir auch andere in ihrer Persönlichkeit schätzen und ernstnehmen und ob wir mit “gottgeschenkter Liebe” auf sie eingehen. Das wird auch unser pädagogisches Verhalten als Künstler prägen. Oder die Arbeit mit Laien in der Kirche, wie Uwe Steinmetz ausführt.

 

 

Der Blues hat eigentlich religiöse Wurzeln? Ja, in mehrfacher Hinsicht. Die Gesangstechniken kamen zu dieser Zeit aus dem Gospel der schwarzen Kirchen, die sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts bildeten. Und dann haben die Sänger sich selber auf der Gitarre begleitet, neue Spieltechniken erfunden und so eine ganze Band ersetzt.

In sehr kurzer Zeit ist so ein bestimmter Musikstil entstanden und zwar aus der Notwendigkeit heraus, eine persönliche Botschaft zu formulieren, egal ob ich eine Band habe oder nicht. Diese Wurzel ist auch im Jazz erhalten geblieben, die Notwendigkeit zum eigenen Ausdruck.

So gesehen ist Jazz also die ideale protestantische Kirchenmusik…  Die Musik in unseren Kirchen 
ist noch stark von den festen Formen beeinflusst und besitzt relativ wenig Freiheit. Es gibt Noten, es gibt Lehrmeinungen und klare Vorbilder, wie die Musik zu klingen hat.

Dieses Ideal versucht man dann mit der Kantorei oder dem Bläserchor oft unter grossem Stress zu erreichen. Oder man lässt ein Raumschiff in der Kirche landen, indem man Geld für besonders gute Musiker ausgibt und eine Bachkantate mit ihnen virtuos aufführt. Und man meint, damit in einer langen Tradition zu stehen.

Aber so haben Bach oder Monteverdi gar nicht gearbeitet. Die haben relativ spontan musiziert, auch im Gottesdienst schnell mal ein neues Stück ohne langes Proben gesungen. Das klang bestimmt nicht immer virtuos. Aber diese Musik war verbunden mit dem Ort und der Situation.

Ist denn diese Verbundenheit wichtig für Kirchenmusik? Ich denke schon. Kirchenmusik sollte so sein wie eine Predigt, die Leute an den Ort bindet, etwas Lokales erlebbar macht, sie muss immer wieder neu aus dem Moment heraus entstehen.

Ich sehe den idealen Kirchenmusiker nicht als Gralshüter der Traditionen, sondern eher als eine Art musikalischen Direktor, der schaut, welche Menschen in seiner Gemeinde musikalisch Gottesdienste gestalten können.

Er muss runter von der Empore und mit diesen Menschen unten einen Teppich weben, mit allen Aspekten und auch Fehlbarkeiten. Dann entsteht etwas Authentisches und Kollektives, das eben nur diese Menschen an diesem Ort gemeinsam schaffen.

Wenn auch den Zuhörern deutlich wird, dass es nicht so sehr um Perfektion geht, sondern um das Situative, das Authentische, gibt das ein Gefühl von Heimat, weswegen sie gerne wieder in die Kirche kommen. Das klingt traditionell, ist es aber nicht, weil es gar nicht mehr so oft stattfindet.

Haben Sie das schon mit ihren eigenen Projekten erlebt? Sie spielen ja immer wieder in Kirchen gemeinsam mit musikalischen Laien… Ja, und es ist fast immer eine Bereicherung für beide Seiten. Ich hatte ein tolles Erlebnis
 im vergangenen Jahr im Alten Land bei Hamburg mit unserem Ensemble Waves. Die Chorleiterin war Lehrerin, aber der Chor bestand überwiegend aus Bäuerinnen und Bauern, die von diesen wunderschönen alten Höfen kamen.

Und mit denen haben Sie Jazz in der Kirche gemacht? Das war die Vorlage, ein gemeinsames Konzert in der Kirche. Wir mussten erstmal schauen, was zusammengeht. Dreistimmiger Gesang haute nicht hin, zweistimmig klappte es auch nicht recht, dann hat der Chor eben einstimmig gesungen.

Und das hat er grossartig gemacht: Fünfzig erwachsene Menschen, Bäuerinnen und Bauern mit all ihrer Erdung und Erfahrung, die mitklang – das war die totale Power.

Welche Stücke haben Sie mit diesem Chor gesungen? Lieder, die alle kannten, auch Volkslieder, aber wir haben die Stücke dann neu bearbeitet, 
auf einer Orgel mit alter Stimmung begleitet. Wir haben versucht, den Raum zu nutzen.

Ich lasse Menschen gerne improvisieren, bitte sie, zwei Wörter aus dem Liedtext zu nehmen, vielleicht auch aus einem Psalm, die ihnen besonders viel sagen, zum Beispiel Sonne oder Regen. Und dann sollen sie aussprechen, was sie denken, diese Gedanken immer wiederholen, es den Leuten zusprechen. So entsteht ein kollektiver Improvisationsprozess.

Wir kamen dann auf fallende Mauern, was sich in der Biographie der Leute niedergeschlagen hatte, weil nach dem Mauerfall viele Tschechen und Polen als Erntehelfer zu ihnen kamen. Damit war das Eis gebrochen und wir haben tolle gemeinsame Musik gemacht.

Aber diejenigen, die Kirchenmusik nach den klassischen Kriterien beurteilen, folgen Ihnen nicht immer. Nein, natürlich haben wir auch Kritiker, die uns danach beurteilen, wie nah wir dem vermeintlichen Ideal der Perfektion
in Punkto Klangreinheit und Tonhöhe kommen. Und wir kassieren auch Verrisse, die wir vielleicht verhindern könnten, wenn wir nur mit Profis arbeiten würden. Aber die reale Kirchenmusik ist anders, und sie muss es auch sein.

Es ist bedeutsam, wenn sich ein Chor mit für ihn ungewöhnlicher Musik auseinandersetzen muss, sich daran reibt, sich auch aufregt. Aber am Ende findet man sich dann doch zusammen. Und wenn ich die Aufnahmen höre, erinnere ich mich an diesen Prozess, an das Menschliche in der Musik, das Blues-Element, das nur in dieser Situation mit diesen Menschen möglich war. Das sind gelebte Blue Notes. Und die gilt es zu stärken!


* “Wir sind dem Blues sehr nahe”. Gespräch mit dem Musiker Uwe Steinmetz über Erde, Himmel, gelebte Blue Notes und die Zukunft wahrer Kirchenmusik, erschienen im Magazin Zeitzeichen, Nr. 08/2015 | TUNE IN 139 vom 30. August 2015  | Unser Text ist von Uwe Steinmetz (Saxophon), Berlin, Mitbegründer und Co-Leiter von “Crescendo Jazz” | Übersetzung, Bill Buchanan | Weitere TUNE INs findest Du hier

In vielen Ländern beginnt in diesen Tagen ein neues Schul- und Studien-Semester. Das Thema “Pädagogik” ist natürlich auch für den Kunstbereich sehr wichtig. Und da viele TUNE IN-Leser entweder Studenten oder Dozenten an Musik-, Theater- oder Kunsthochschulen sind, hier einige Gedanken zum Thema.*  

 

1. Zunächst ist offensichtlich, dass sich der heutige Kulturbetrieb, nicht zuletzt geprägt von den Gesetzen von Markt und Werbung, stark auf die “Performance” ausrichtet. Auf der Bühne werden Stars geboren! Ja, Stars vielleicht! Aber gute Künstler werden in den Schulen geboren. Wer bejubelt dann konsequenterweise all jene Lehrer, die mit viel Können, Geduld und selbstlosem Einsatz die Begabungen ihrer Schüler fördern?

2. Lehrer müssten übrigens auch dort bejubelt werden, wo keine grossen Künstler geboren werden! Denn es kann niemals das ausschliessliche Ziel der Pädagogik sein, eine Elite heranzubilden. Der Flötist Christian Studler, Professor an der Musikhochschule Bern und seit Jahren Dozent im “Crescendo Sommerinstitut”, wirft immer wieder die Frage auf: “Was ist ‘jesus-mässige’ Pädagogik?” Und er betont: “Es ist jene Pädadgogik, die auf die Einzigartigkeit des Schülers eingeht und die jeden in seinen Stärken fördert.”

Christian Studlers pädagogisches Arbeiten, das diesen Grundsatz sehr konsequent durchsetzt, stösst übrigens gerade in solchen Ausbildungsstätten auf reges Interesse, wo ein ausgeprägtes Elitedenken herrscht oft im Widerspruch zur Staatsmaxime.

Obwohl Studlers un-elitärer Ansatz zu jeder guten Pädagogik gehört und obwohl viele Lehrer ebenso arbeiten, muss man fragen: Wie konsequent wird dieser Grundsatz befolgt? Wie können die Lehrer immer wieder die innere Kraft aufbringen und gegen den Strom des Elite-Denkens schwimmen, das ihnen von der Schulleitung und von den Eltern entgegenkommt? Wie gelingt es ihnen, die (vermeintlich) schwächer Begabten vor Überforderung und Entmutigung zu schützen? Und wie gelingt es ihnen, die (vermeintlich) höher Begabten vor dem Gift des Hochmuts zu bewahren, das früher oder später nicht nur ihrem Charakter, sondern auch ihrer Kunst zusetzen wird?

Christen wissen: Die innere Kraft für eine “jesus-mässige” Pädagogik lässt sich nur durch den grossen Lehrmeister selber gewinnen. Dieser stellt alles hochmütige Denken auf den Kopf, wenn er etwa sagt: “Lasst die Kinder zu mir kommen.” (Matthäus 19,14) Oder: “Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, so könnt ihr nicht ins Himmelreich kommen.” (Matthäus 18,3)

Ausgerechnet wie Kinder, die in der damaligen Zeit als notendiges Übel galten! Jesus wendet sich auch scharf gegen das Elite-Denken, das unter den religiösen Führern und sogar unter seinen Jüngern herrscht. Und vor allem: Er sucht nicht danach, selber bejubelt zu werden. “Jesus, der Lehrer” lautet der Titel eines bedeutsamen neutestamentlichen Buches von Rainer Riesner.

Ja, Jesus war ein grosser Rabbi und die Jünger sozusagen seine Schüler. Er förderte diese “Schüler” kosequent in ihren Stärken. So machte er zum Beispiel den Fischer Petrus, der mit einem starken Willen und Eifer (wenn nicht gar Über-Eifer) ausgestattet war, zum eifrigen Menschenfischer. Oder er berief den einfühlsamen Johannes zum Ersatz-Sohn seiner Mutter.

3. Warum verhiess Jesus aber demselben Petrus, der ihn so schmählich verleugnete: Du bist der “Fels, auf dem meine Kirche bauen will” (Matthäus 16,18)? Konnte das sein Ernst sein oder war es bloss ein Wortspiel (Petrus=Fels)? Felsenfeste Treue war gerade nicht die Stärke des Petrus! Was Jesus hier einsetzte, war wohl das pädagogische Prinzip “Hoffnung”.

Jede gute Pädagogik sieht im Schüler ein verborgenes, unentdecktes Potential. Oder war es bei Jesus doch noch mehr? Sicher: Jesus hoffte nicht einfach “aus Prinzip”, sondern er vertraute auf das Wirken des Heiligen Geistes, der in Menschen Gaben erwecken kann – und der seinen “Schülern” sogar Gaben schenkt, die vorher nicht da waren. Was hat dies nun aber noch mit menschlicher Pädagogik zu tun? Für den Lehrer, der seinen Unterricht immer wieder betend gestaltet und auch für den Studenten, der nicht nur vom Lehrer, sondern letztlich von Gott Hilfe erwartet, sehr viel !

Fragen:

  • Welche der genannten Aspekte sprechen dich besonders an?
  • Was willst du davon im Blick auf das kommende Semester umsetzen?

Kleide, was dir in den Sinn kommt, in ein Gebet.    


* Zu diesem Thema gibt es vom 18. – 21.Februar eine internationale “Crescendo Music Teachers Conference” – für Musiklehrer und auch für Studenten, die sich musikpädagogisch ausrichten. Die Konferenz wird auf Englisch gehalten. Topics include:  Music teaching that makes a difference to the community. Teachers from different countries share about their teaching / What’s different in our teaching? Taking God with you to the lesson, teaching as a form of worship / Learn from Jesus- the greatest teacher / The pupil- wonderfully made by God, helping young musicians discover their talent and worship God / How do we deal with criticism and challenges? Für weitere Informationen schreibe eine Mail an Uta Mulenga, Crescendo UK.

TUNE IN 138 vom 24. August 2015 | Das Gespräch mit Rosemary Hardy führte Beat Rink,  Präsident von ARTS+ © Crescendo 2007/2015 | Weitere TUNE INs findest Du hier |

 

Fortsetzung von TUNE IN 130: 1. Korinther 14 (1-5) / 26-29

III. Paulus gibt praktische Ratschläge: Es braucht in der Gemeinde eine Auslegung der Zungenrede (darunter versteht man unverständliches Sprechen, insbesondere im Gebet [die Red.] – s. dazu auch TUNE IN 130) und einen geordneten Vortrag der Zungenrede selber: “So jemand mit Zungen redet, so seien es ihrer zwei oder aufs meiste drei, und einer um den andern; und einer lege es aus. Ist aber kein Ausleger da, so schweige er in der Gemeinde, rede aber sich selber und Gott.“
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Wir möchten in einer neuen Reihe von TUNE INs fragen: Wie können Künstler in der Kirche dienen? Warum ist das Engagement von Künstlern in der Kirche wichtig? TUNE IN 128 hatte das Thema: Gotteslob. Hier zitieren wir einige bemerkenswerte Aussagen von Pfr. Ulrike Bittner und Pfr. Dr. Wolfgang J. Bittner, beide sehr interessante Theologen – und auch grosse Kunstkenner, die professionelle Künstler in ihre Gottesdienste integrieren. Sie haben in den Crescendo-Zeitschriften 79 und 80 zum Thema “Kunst in der Kirche” ein Interview gegeben, aus dem wir einige Abschnitte zitieren.

Wie kann der Bereich der „Kunst“im kirchlichen Leben zur Geltung kommen? Soll er es überhaupt?

Wolfgang Bittner: Ich empfinde unsere Kirche in der Art, wie sie sich nach aussen präsentiert, als zu intellektuell. Dabei bin ich sehr gern ein Intellektueller, aber das darf nicht zur Einseitigkeit verkommen. Wenn Gott sich in dieser Welt ausdrückt, dann so, dass es mit allen Sinnen erfahrbar ist. Und so sollte es in der Kirche Angebote geben – es gibt sie auch teilweise –, die die Sinne der Menschen einbeziehen und einsetzen, um auf Gott hinzuweisen.

Ich bin auch überzeugt, dass genau dies die Menschen suchen. Gedanken können gut und originell sein. Doch sie gehen schnell vorbei.Was die Menschen eigentlich suchen: dass sie berührt werden und mit der Erfahrung aus der Kirche herausgehen, jemanden begegnet zu sein! Die Kunst hat sehr viele Möglichkeiten, eine solche Begegnung überhaupt zu ermöglichen – ganz andere als wir mit dem Wort. Ich wünsche mir für die Gottesdienste deshalb auch noch andere Kunstsparten: Schauspiel, Tanz, Rezitation…


Nun kann ja Kunst auch illustrativ sein, also ein Bibelwort illustrieren. Der Künstler möchte aber nicht unbedingt nur illustrieren, sondern etwas gestalten, das möglicherweise nicht so eindeutig, nicht so leicht verständlich ist und das vielleicht zunächst auch etwas Irritierendes hat. Etwas, das ins Fragen hineinführt. Hat das Platz in der Kirche?

Wolfgang Bittner: Wenn ein Gottesdienst nur direktive Elemente enthält, die der Gemeinde sagen, was zu tun und was zu denken ist, dann ist das ja auch kein Gottesdienst. Wort und Musik müssen etwas Offenes haben. Es darf aber nicht alles offen sein! Doch damit jenes, was klar gemeint ist, auch ankommen kann, braucht es eben das Öffnen der Gefühle – etwa durch die Musik. Nur so kann es die Menschen erreichen. Kunst und Musik dürfen nicht zu verzweckt sein. Ich empfinde Lobpreismusik manchmal als zu verzweckt; sie führt zu sehr in eine bestimmte Richtung und ihr fehlt gerade diese Offenheit.

Wie ist dies theologisch zu verstehen? Unter Offenheit versteht ihr kaum Beliebigkeit, sondern eher das Angebot an den mündigen Gottesdienst-Besucher, das herauszupflücken, was für ihn wichtig ist. Stimmt das?
Wolfgang Bittner: Wir rechnen damit, dass der Geist gerade in dieser Offenheit einen Menschen so führt, dass er bestimmte Dinge für sich als wichtig erkennen kann. Und zwar nicht unbedingt nur das, was der Pfarrer vorher gesagt hat.


Welche künstlerischen Elemente könnten Eurer Meinung nach den Sonntags-Gottesdienst bereichern?

Ulrike Bittner: Ich denke etwa an das Abendmahl. Mir fällt auf, dass es oft etwas Schwermütiges hat. Man könnte es aber künstlerisch anders gestalten. Statt mit düster-schaurigen Orgelklängen etwa mit Anbetungsmusik. Wobei ich nicht unbedingt den modernen Anbetungsstil meine, den wir in den heutigen Kirchen pflegen. Ich empfinde ihn manchmal als zu direktiv. Anbetung ist noch viel weiter.

Ich weiss nicht, ob Künstler die Freiheit hätten, an solchen Stellen auch einmal etwas Eigenes zu gestalten. Die Anbetung dürfte also noch mehr zum Zug kommen. Wenn wir die Psalmen lesen, sehen wir, dass jeder Psalm in ein Gloria übergeht. Die Gemeinde könnte ein Psalmgebet sprechen oder ein Organist könnte etwas gestalten, das in die Anbetung hineinführt.

Die Schönheit und Würde mancher Gottesdienst-Teile könnten neu ins Bewusstsein rücken, wenn sie künstlerisch-anbetend gestaltet würden. Dies entspricht ja auch der ursprünglichen liturgischen Absicht.
Würdest du dich nicht scheuen, ein nicht-christliches Gedicht mit einzubeziehen?

Wolfgang Bittner: Mir kommt es nicht darauf an, ob es christlich oder nicht-christlich ist, sondern ob es gute oder keine Kunst ist. Jede gute Kunst hat etwas Öffnendes und setzt für Antworten frei statt direktiv Antworten zu geben. (…) Ein solches Gedicht wird ja in einer Kirche gelesen. In diese Offenheit hinein kommt dann das Bibelwort, das Deutungsangebot.

Ob das Deutungsangebot hörbar wird oder nicht, liegt nicht in unserer Hand. Die einzige Gefahr besteht dort, wo ein Künstler eine Botschaft vermittelt, die in sich ideologische, missionarische Züge hat. Dann wird es unmöglich sein, seine Kunst in den christlichen Gottesdienst einzubetten. Aber die meisten Kunstwerke sind dies ja nicht. Das Wort “missionarisch” trifft möglicherweise auch auf christliche Kunst zu.
Was ist dann mit christlicher Kunst, die eine klare christliche Aussage hat?
Ulrike Bittner: Auch da würde ich zuerst prüfen, ob es sich um gute oder schlechte Kunst handelt. Wir hatten in der Gemeinde einen Volkschor. Er sang ganz fromme Lieder. Diese haben aber nichts geöffnet und auch keine Antworten gegeben. Die christliche Botschaft kam überhaupt nicht rüber.


Kann man sagen, dass gute Kunst nichts Ideologisches hat?

Wolfgang Bittner: Gute Kunst hat immer eine Botschaft. Sie muss deswegen noch nicht ideologisch sein. Es gibt auch Kunst mit einer ganz dezidierten Botschaft. Dieser sollte man nun nicht einen anderen Sinn unterjubeln wollen. Und man sollte sie nicht gegen ihre eigene Absicht für den Gottesdienst instrumentalisieren.

Andererseits gibt es keine andere Bewegung, die so nahe an der Ideologie ist wie das Christentum. Und deshalb sind wir so gefährdet, ideologisch zu werden. Was ich mir schwer vorstellen kann: Dass das Werk eines Malers oder Bildhauers, der das Zerstörerische in der Welt aufzeigen will, in einem Gottesdienst Platz hat und die Besucher für das Hören auf Gott öffnet. Vielleicht wäre dies sogar möglich; das Werk müsste dann aber mit größter Sorgfalt eingeführt werden.


Kann Kunst auch etwas Prophetisches haben?

Wolfgang Bittner: Prophetisch heißt ja “Eine Ansage machen über etwas, was jetzt dran und notwendig ist.” Musik bringt dieses Notwendige oft ein – insofern als Menschen zu sich selbst geführt und innerlich wieder geordnet werden.

Musik ist nicht einfach beliebig. Kunst hat immer etwas Aufdeckendes. Paul Klee sagt: Kunst lehrt sehen. Und Kunst zwingt uns beinahe, etwas nicht mehr zu übersehen. Vielleicht hilft sie auch etwas sehen, was Gott in einer bestimmten Situation zeigen möchte?

 


TUNE IN 129 vom 21. Juni 2015 | Das Interview führte Beat Rink, Präsident von ARTS+|Weitere TUNE INs findest Du hier

Wir möchten in diesem und in einigen weiteren TUNE INs fragen: Wie können Künstler in der Kirche dienen? Warum ist das Engagement von Künstlern in der Kirche wichtig? Tatsache ist, dass nicht alle Kirchen und Kirchgemeinden eine Ahnung davon haben (oder eine Erinnerung daran), wie wichtig Kunst für sie sein könnte. Und nicht alle Künstler sind motiviert, ihre Gaben in einer Kirche einzusetzen. Dies vielleicht aus einem gewissen elitären Denken heraus, vielleicht aber auch, weil sie – trotz allen guten Willens – demotiviert wurden.

Zum Thema dieses TUNE INs: Anbetung. Tatsächlich ist Anbetung in den Kirchen oft ein sehr heiss diskutiertes Thema. Und zwar schon seit Jahrhunderten. Dies hat mit gewissen Spannungspolen zu tun. Ich möchte folgende nennen:

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