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05.
April
2017

Sich als Christ „outen“?

www.nachtdesglaubens.ch

Ein Projekt, in dem Künstler den Glauben thematisieren: “Nacht des Glaubens. Festival für Kunst und Kirche” Willkommen!

Vor einigen Tagen sagte mir ein Ökonomie-Professor: „Es ist gut, wenn ihr euch mit eurer christlichen Künstlerarbeit „sichtbar“ macht. Erst so können Menschen, die euch suchen, auf euch aufmerksam werden und sich mit euch in Verbindung setzen.“
Was völlig banal klingt und werbetechnisch eine Selbstverständlichkeit ist, ging mir nicht mehr so schnell aus dem Kopf. Ist es denn nicht ohnehin eine Selbstverständlichkeit – auch für Kirchen und sogar für jeden Christen -, dass wir uns „sichtbar“ machen?

Und trotzdem: Das ist gar nicht so einfach.
Wir bewegen uns zwar in einer Gesellschaft, die keine Mühe hat mit dem Outing verschiedenster Lebensentwürfe, sexueller Orientierungen und Weltanschauungen. Die Toleranz kennt keine Grenzen. Outing ist sogar wichtig, denn es wird erwartet, dass man transparent ist. Ansonsten zieht man den Verdacht auf sich, etwas verschweigen zu wollen. Aber unsere Gesellschaft (auch die Kulturszene?) tut sich eher schwer mit Menschen, die sich als Christen „outen“.

Warum?
Weil Christen in die Kategorie der intoleranten und vielleicht sogar gefährlichen, mit einer Gehirnwäsche versehenen Fundamentalisten gehören? Oder weil nach jedem „Outing“ gleich ein missionarischer Wortschwall befürchtet wird? Oder einfach, weil sie als altmodisch, als langweilig, als politisch und weltanschaulich erzkonservativ gelten und gegen alles sind, was Spass macht?
Und wie steht es in Künstlerkreisen? Welche Attribute verbindet man hier mit Christen? Etwa künstlerisch minderwertig, antiquiert, verkrampft…?

Diese Vorurteile sind eigentlich schon Grund genug, sich nicht als Christ zu erkennen zu geben. Das Schlimme daran ist nämlich, dass einige dieser Vorurteile auf Christen tatsächlich zutreffen. Dann ist es eigentlich das Klügste, das Christ-Sein ganz zu verschweigen. Nicht nur aus Selbstschutz, sondern gerade auch um des Evangeliums willen.

Oder doch nicht?

Es gibt auch andere Erfahrungen: Kürzlich meinte ein Psychiater, der auch Theologe ist: „In einem Therapiegespräch kann es vorkommen, dass ein Klient etwas scheu sagt: „Sie sind auch Theologe, oder? Ich hätte da eine Frage…“. Und dann geht das Gespräch auf einer ganz anderen Ebene weiter.“
Ich selber „oute“ mich keineswegs überall als Christ. Und ich bin vor allem gegen jedes zwanghafte „Verkündigen“. Aber wenn es sich ergibt, erzähle ich gern von meinen Tätigkeiten – und von dem, was mich bewegt. Eine Friseuse meinte kürzlich, das Gespräch über den Glauben sei eine göttliche Fügung gewesen. Der Einstieg ins Gespräch war denkbar einfach. Ich fragte: „Was meinen Sie, was ich beruflich tue?“ Irgendwie macht es mir sogar Spass, Leute zu provozieren, indem ich mich als Christ „oute“ und etwas vom christlichen Glauben erzähle. Zum Beispiel, indem ich von den nächsten (künstlerischen) Projekten in der Kirche spreche. Oder in diesen Tagen von der “Nacht des Glaubens. Festival für Kunst und Kirche”. Oder wenn jemand eine Not klagt, kann man so gut anbieten: „Ich bete für Dich – wenn Du willst, gleich jetzt…“.

Spannend wird es dort, wo Vorurteile über Christen (mögen sie wahr sein oder falsch) einer neuen Erfahrung weichen; wo auf einmal der Heilige Geist ein Gespräch ermöglicht – mit offenem Ausgang.

Grossartig ist in diesem Zusammenhang der folgende Bibeltext mit einem Gebet, das wir auch zu unserem eigenen machen können:
In Apostelgeschichte 3 und 4 lesen wir, wie Johannes und Petrus einen gelähmten Mann heilen. Als alle fragen, wie das geschehen konnte, sagen sie: „Glaubt ihr denn, wir hätten diesen Gelähmten aus eigener Kraft geheilt oder weil wir so fromm sind?“ – und sie beginnen dann, von Jesus zu sprechen. Sie werden verhaftet, ins Gefängnis geworfen und anderntags dem Hohen Rat vorgeführt. Auch dort erzählen sie von Jesus. Als ihnen verboten wird, die Botschaft weiter zu verbreiten, antworten sie: „Wir können unmöglich verschweigen, was wir gesehen und gehört haben!« (4,20)
Dieser Mut, zusammen mit der unumstösslichen Tatsache des Wunders und der Tatsache, dass sich inzwischen viele Menschen in Jerusalem bekehrt haben, überfordern nun die Machthaber. Sie lassen Petrus und Johannes los.
Die Gläubigen, zu denen die beiden nun zurückkehren, beten: „Hilf allen, die an dich glauben, deine Botschaft mutig und unerschrocken weiterzusagen. Zeig deine Macht! Lass Heilungen, Zeichen und Wunder geschehen, wenn wir den Namen von Jesus, deinem heiligen Diener, anrufen!” Nach ihrem Gebet bebt die Erde an dem Ort, wo sie zusammengekommen waren. Und es heisst: „Sie wurden alle mit dem Heiligen Geist erfüllt und verkündeten furchtlos Gottes Botschaft.“ (4,29-31)

Text: Beat Rink

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8. Februar 2025

Mit Kunst und Musik durch die Psalmen mit Gott in Dialog treten

Friesenberg Kirche   Zürich, Bus 32, 89, 73 bis Bushaltestelle Friesenbergstrasse

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