Der Psalm 150, den wir in TUNE IN 146 – “Alles, was Odem hat, lobe den Herrn” – etwas genauer betrachtet haben, fand in der Musikgeschichte ein grosses Echo. Dies ist verständlich, denn er ruft mit wenigen Worten alle Instrumente (die kultischen wie die nicht-kultisch gebrauchten) auf zum Lob Gottes.
Entsprechend lang ist die Liste der Vertonungen. Sie reicht von Schütz über Bruckner bis zu Strawinsky und zu modernem Worship. Weniger lang dürfte die Liste der bildnerischen Umsetzungen und der literarischen Nachdichtungen sein. Ein 1981 entstandenes Gedicht, das mich seit Jahren begleitet, stammt vom nicaraguanischen Dichter und Theologen Ernesto Cardenal (*1925):
Lobet den Herren des Kosmos,
das Weltall ist sein Heiligtum
mit dem Radius von hunderttausend Millionen Lichtjahren.
Lobt ihn
den Herrn der Sterne
und der interstellaren Räume,
Lobt ihn
den Herrn der Milchstraßen
und der Räume zwischen den Milchstraßen
Lobt ihn
den Herrn der Atome
und der Vakuen zwischen den Atomen,
Lobt ihn
mit Geigen, mit Flöten und Saxophonen,
Lobt ihn
mit Klarinetten und Englischhorn,
mit Waldhörnern und Posaunen,
mit Flügelörnern und Trompeten,
Lobt ihn
mit Bratschen und Violoncelli
mit Klavieren und Pianolen,
Lobt ihn
mit Blues und Jazz
und Sinfonieorchestern,
mit Negrospirituals
und der Fünften von Beethoven,
mit Gitarren und Xylophonen,
Lobt ihn mit Plattenspielern und Tonbändern,
Alles was atmet lobe den Herrn, jede lebendige Zelle,
Halleluja!
TUNE IN 147 vom 28. Oktober 2015 | Einleitender Text: Beat Rink, Präsident von ARTS+ | Weitere TUNE INs findest Du hier