KIRCHE KREATIV
KULTURKIRCHE PAULUS Basel Basel
Der Zorn des Elhu (1805) von William Blake
Wenn wir „Kunst“ mit der biblischen „Weisheits-Lehre“ verknüpfen wollen (siehe TUNE IN 218), so lautet eine wichtige Frage: Wie und in welcher Form empfangen wir Weisheit? Oder eben: Wie und in welcher Form empfangen wir „Kunst“?
Hauch, gärender Wein und Geistesgabe
Eliphas, einer der Freunde Hiobs, berichtet in Kapitel 4, wie Gott ihm ein Wort der Weisheit schenkt. Es ist eine starke nächtliche Inspiration: „Ein Hauch ging über mein Gesicht; es standen mir die Haare zu Berge an meinem Leibe.“ (15) Hier ist Gottes Geist am Wirken. Elihu (Hiob 32) sagt Ähnliches. Er ist jung und scheut sich deshalb zunächst, vor der „Weisheit des Alters“ den Mund zu öffnen. Aber dann ergreift er doch das Wort: „Der Geist ist es in den Menschen und der Gottesodem, der sie klug macht. Nicht immer sind die betagten Weise…(8f.) Ach! Betroffen stehen sie da und können nicht mehr antworten, sie wissen nichts mehr zu sagen. Und da soll ich warten, weil sie nicht mehr reden… ? (15f.) Denn ich bin voll von Worten, weil mich der Geist in meinem Inneren bedrängt. Siehe, mein Inneres ist wie Wein, den man nicht auslässt und der die neuen Schläuche zerreisst“ (19f.).
Die Weisheit wird also von Gottes Geist geschenkt: In einem Augenblick (Bild: Hauch / Eliphas), im Verlauf eines zunehmenden Erkenntnisprozesses (Bild: gärender Wein / Elihu) oder als ein dauerhaftes Geschenk (Bild: Geistesgabe: Bezalel, Salomo – und neutestamentlich im 1.Korinther 12,8: „Einem wird gegeben durch den Geist, zu reden von der Weisheit“).
„Habe Umgang mit Weisen, so wirst du weise“
In der Bibel finden wir auch andere Aussagen über die Herkunft von Weisheit. Dort ist „Weisheit und ihr Erwerb ist … eine Sache des Menschen und steht jedem offen.“ (Gerhard von Rad). So ist der Schüler ist in der Lage, Weisheit zu erwerben („wer sich etwas sagen lässt, der wird klug“ Spr. 15,32), der Umgang mit Weisen macht weise (13,20) und notfalls „gibt der Stock Weisheit“ (29,15) – etwas, was mit der modernen Pädagogik glücklicherweise nicht mehr kompatibel ist.
Geist oder harte Arbeit?
Ist Weisheit (und Kunst) nun also eine Geistesgabe oder die Frucht harter Arbeit? Der gläubige Mensch kommt zum Schluss: Beides! Und zwar beides im Gleichgewicht zueinander. Denn sowohl unser natürliche Denk- und Lernfähigkeit als auch besondere Begabung und Inspiration kommen von Gott. Dazu müssen wir bedenken: Wenn die Bibel von Weisheit spricht, meint sie noch nicht dasselbe wie Kunst, obwohl zwischen beiden ein enger Zusammenhang besteht. Denn Kunst braucht erst recht ein Können, das nur durch harte Arbeit angeeignet wird. Und sie braucht das ehrliche Feedback anderer. Und sie braucht eine Weisheit (und Demut) höherer Ordnung, die etwa fragt: „Reicht meine Begabung für die grosse Bühne oder nur für einen Beitrag im Familienkreis?“
Gleichzeitig dürfen wir nicht vergessen: Der Heilige Geist möchte uns immer wieder inspirieren – und überhaupt: ganz erfüllen. Der baptistische Schweizer Erweckungs-Prediger Markus Hauser (1849-1900) schrieb: „Die Mehrheit der Jünger will nichts wissen von der Geisterfüllung. Es ist dies ein Unrecht gegen Gott, den Heiligen Geist.“
Darum ist es wichtig, dass auch wir Künstler uns danach sehnen und immer wieder darum bitten, dass der Heilige Geist uns erfüllt und inspiriert.
Text: Beat Rink