Mit Kunst und Musik durch die Psalmen mit Gott in Dialog treten
Friesenberg Kirche Zürich, Bus 32, 89, 73 bis Bushaltestelle Friesenbergstrasse
Der Kranke braucht den Arzt!
In der Bibel finden wir viele Stellen, die zeigen: Den Kranken und Schwachen gilt Gottes besondere Zuwendung. „Der Herr ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind“, steht im Psalm 34,19. Jesus illustriert die Nächstenliebe mit dem Samariter, der einen Verletzten pflegt. Das Gesundheitswesen unserer Gesellschaft und Initiativen wie das Rote Kreuz gehen sehr direkt auf das Evangelium zurück. Daneben finden wir Zeugnisse von „übernatürlichen“ Heilungen. Sie sind schon im Alten Testament bezeugt und gehören besonders zur Sendung des Messias. Jesus löst diese Verheissungen mit Vollmacht ein.
Warum übernatürliche Heilungen?
Warum sollen wir übernatürliche Heilungen erwarten und erbitten, wenn es doch den diakonisch-medizinischen Weg gibt? Darauf folgende Antworten:
1. In seiner Verkündigung verbindet Jesus seinen Heilungsdienst mit der Botschaft vom „Reich Gottes“.Heilungen, die wir hier erfahren, sind sozusagen Leuchtsignale des „Reiches Gottes“ auf dieser Erde.
2. Heilen – dies ist ein grundlegender Auftrag Jesu an seine Jünger! Nächstenliebe und Erbarmen führt auch zum Heilunsgebet (wie auch zum diakonischen Dienst). · 3. Es ist eine Tatsache, dass durch alle Jahrhunderte hindurch Wunder-Heilungen geschehen, wo Jesus Christus angerufen wird. Wie könnten wir uns dagegen stellen?
4. Es gibt viele Erfahrungen, dass Heilungen Menschen zum Glauben ziehen; dass sie das Haupttor zur Gotteserkenntnis sind (so sagt es Gregor von Nyssa, gestorben nach 394); dass sie Zeichen einer „Neuausgiessung des Heiligen Geistes“ sind usw.
„Diakonisch-heilende“ Kunst
Die Bibel weist uns also zwei Wege der Krankenheilung: Den diakonischen Weg und den Weg des Wunders. Die Diakonie (und dazu gehört eben auch eine gesunde Medizin) arbeitet, wie schon gesagt, mit natürlichen, in der Schöpfung vorhandenen Kräften und Mitteln. Auch Kunst kann kraft ihrer schöpfungsmässigen Kräfte diakonisch-heilend wirken, wo sie mitleidet und tröstet, unaussprechlichem Schmerz eine Stimme gibt und ihn benennt, zur inneren Sammlung führt, zur Wahrnehmung von Schönheit führt, Freude schenkt, Menschen miteinander verbindet, kreative Kräfte weckt, eine „Re-Creation des Gemüths“ (Johannes. Sebastian Bach) bewirkt usw. Kunst kann sowohl auf den heilend wirken, der selber kreativ tätig ist (z.B. in der Kunsttherapie) als auch auf den, der sie rezipiert.
Kunst und das „Gebet um Heilung“
Kunst kann darüber hinaus zur Heilung beitragen, wo sie Gott anbetet und so den Kranken in die „heilende Gegenwart“ Gottes hineinnimmt. Das biblische Beispiel für Krankenheilung durch Musik ist das Lautenspiel Davids vor Saul. Dort geht es allerdings eher um einen bösen Geist, der durch das gesalbte Spiel Davids vertrieben wird. – Wo hingegen deutliche Zusammenhänge von Krankheit und dämonischen Angriffen bestehen, trifft dieser Text voll ins Schwarze! Wichtig ist in 1.Samuel 16, 23 der Hinweis, dass der Heilige Geist durch die Musik wirken kann. In der Bibel finden wir noch andere Beispiele dafür (2.Chronik 20, 2. Könige 3,15).
Warum Heilungen gerade durch Kunst?
Warum sollen gerade Künstler Zeichen setzen, dass „Gottes Reich“ nahe ist? Einige Mutmassungen in Stichworten:
1.Viele Menschen sind heute der Kirche gegenüber verschlossen, aber empfänglich für Kunst.
2. Kunst berührt uns in Tiefenschichten, die wir sonst kaum mehr zu „öffnen“ wagen. Darum ist Kunst ein Zugangsweg für den Heiligen Geist.
3. Künstler können sensible Kanäle für das Reden und Wirken des Heiligen Geistes sein.
4. Durch Kunst (vor allem durch Musik) kann eine Atmosphäre der Anbetung entstehen, in der Gottes Geist wirkt.
Zum Schluss ein Beispiel: Dianne Collard ist eine amerikanische Christin, deren ältester Sohn 1992 ermordet wurde. Sie erzählt: „In jenen dunklen Stunden der Trauer und des Schmerzes fand ich Trost und Frieden in den Kunstmuseen von Wien. Gottes heilende Gnade berührte mich und ein Heilungsprozess begann, der mich in die Schönheit und Schöpfungskraft der Gemälde an den Wänden des Kunsthistorischen Museums eintauchen liess.“ (siehe auch TUNE IN 56)
Text: Beat Rink