Mit Kunst und Musik durch die Psalmen mit Gott in Dialog treten
Friesenberg Kirche Zürich, Bus 32, 89, 73 bis Bushaltestelle Friesenbergstrasse
Unter dem Titel Kunst_Forum fand soeben eine Tagung statt, zu welcher der Schweizer Zeig des internationalen Künstler-Netzwerks ARTS+ eingeladen hatte. (ARTS+ ist ein Netzwerk von christlichen Kunst-Initiativen).
Drei prominente Theologen sprachen über Kunst und traten mit den rund 100 anwesenden Künstlern in ein reges Gespräch.
Der Theologe Dr. Wolfgang Bittner (*1947) sprach unter anderem von der Erfahrung, dass Kunstwerke auf besondere Weise anrühren und etwas vermitteln können, was das blosse Anschauen oder Lesen oder Anhören „übersteigt“. Das kann auch auf einem Spaziergang geschehen: Plötzlich stehen wir vor einer Landschaft, in der etwas Besonderes liegt – etwas, was unsere gewöhnliche Erfahrung „übersteigt“. Über und in dieser Landschaft ist auf einmal noch „mehr“ da.
Auch beim Anschauen eines Kunstwerks können wir dies erfahren: dass Wirklichkeit „überstiegen“ wird. Und dabei geschieht oft noch etwas Zweites: Man „übersteigt“ sich vor diesem Kunstwerk selber auf etwas „Grösseres“ hin.
Wir können dies von einem Kunstwerk nicht einfordern und auch nicht wirklich erwarten. Aber wir können uns danach sehnen. Die Theologie kennt für das „Übersteigende“ den Ausdruck „Transzendenz“. Sie hat Gott „Transzendentailien“ zugeschrieben. Dazu gehören das Gute, das Wahre und das Schöne (bonum, verum, pulchrum). Gott ist vollkommen gut, vollkommen wahr und vollkommen schön. Und Gott „übersteigt“ nun sich selber mit Gutem, Wahrem und Schönem – zu uns hin. Er bewegt sich damit auf uns zu und schenkt uns das „bonum, verum Et pulchrum“.
Auch in der Kunst können wir (wie in der Beziehung zu einem anderen Menschen) erfahren: Da kommt uns etwas Gutes, Wahres und Schönes entgegen. Und wir können darauf eine Antwort geben, indem wir immer wieder versuchen, zu „glauben“, zu „lieben“ und zu „hoffen“.
Glauben heisst: sich einlassen auf das Zuverlässige und auch selber zuverlässig werden.
Hoffen heisst: sich einlassen auf das, was noch nicht da ist. Dies im Wissen, dass ich heute schon damit leben kann, auch wenn es noch nicht da ist.
Lieben heisst: ich übersteige alles Schmerzhafte, Hässliche, Schwere, Widerständige mit Liebe. Wir „können“ nicht aus eigener Kraft glauben, lieben und hoffen, sondern müssen es immer wieder erbitten.
Paul Klee (1879-1940) sagt: „Kunst lehrt sehen“. Kunst kann uns lehren, dass wir am „Übersteigenden“ nicht vorbei gehen. Kunst kann uns empfindsam machen für das „Übersteigende“, das uns von Gott her zukommt.
artsplus.ch
wolfgang-bittner.net
Text: Beat Rink