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20.
Juli
2015

Künstler in der Kirche / Teil VI: “Kunst aus christlicher Sicht” (1/2)

Die beiden nächsten Weitere TUNE INs findest Du hier-Beiträge zu “Künstler in der Kirche” entnehmen wir der Stellungnahme zu “Kunst aus christlicher Sicht”, die ARTS+ und die Schweizerische Evangelische Allianz veröffentlicht haben.  

1. Kunst im Dienst der Kirche  Der Blick in die Kunst- und Kirchen-Geschichte zeigt: Kunst bringt Schönheit hervor und kann damit auf wunderbare Weise Gott loben und ins Gotteslob hineinführen. Denken wir an die Musik Bachs! Kunst kann, ohne manipulativ zu wirken, die biblische Botschaft auf interessante Weise darstellen und zum Nachdenken und Glauben anspornen.

Denken wir an meisterliche Gemälde von Rembrandt bis Chagall! Denken wir an C. S. Lewis! Kunst kann helfen, sich zu sammeln und sich auf Gott auszurichten. Denken wir an die Architektur meditativer Kirchenräume!

Kunst kann uns in Tiefenschichten berühren und uns dort für das Wirken des Heiligen Geistes empfänglich machen. Denken wir an Davids Harfenspiel! Kunst kann die Kirche im Dialog mit der Welt sprachfähig machen. Kunst kann schliesslich die Kirche aufrütteln und wegweisend in die Zeit hineinsprechen.

Die Kirche könnte dieses wertvolle Erbe pflegen und den Einsatz der Künstler (und Kulturvermittler) in ihren eigenen Reihen wieder vermehrt schätzen. Das  Erbe der christlichen Kunst wurde von den Kirchen allzu oft vergessen und hat vielerorts nur dank der säkularen Kulturszene “überlebt”: in “säkularen” Museen, Konzerten oder Buchreihen.

2. Kunst-Skepsis der Kirche  Im ikonoklastischen Streit rang die orthodoxe Kirche um die Ikonen. Die Reformation bekämpfte die Bilder – und im Zeichen ihrer Konzentration auf das Wort zum Teil auch die Musik. Die Kirche des 17.Jahrhunderts verfemte die barocken Romane. Der ältere Pietismus verbot den Theaterbesuch und pflegte in den Gottesdiensten eine bewusst unkünstlerische Ästhetik.

Die Kirche des 19. und 20.Jahrhunderts fand sich weitgehend mit der Auswanderung der Künste in den säkularen Raum ab. Es gab zwar Versuche eines Brückenschlags wie im katholischen “renouveau catholique”, das  wohl weniger von der Kirche als von einzelnen Künstlern ausging und des sogenannten “Kulturprotestantismus'”, der theologisch nicht unproblematisch war. Scharfe Konflikte entstanden dort, wo Kunst das Anliegen der Kirche offensichtlich (oder scheinbar) schädigte.

Kirchliche Vorwürfe an die Kunst waren: Verführung zum Götzendienst, Ablenkung vom Wesentlichen, Konzentration auf ein menschliches Machwerk statt auf geistgeleitete Inspiration, unorthodoxe und häretische Gestaltung von Glaubensthemen…

Dazu trat eine Skepsis gegenüber den Künstlern und ihrer Lebensführung. Um einige dieser Vorurteile zu nennen: In Künstlerkreisen wird ein allzu freizügiger Lebensstil gepflegt. Der Künstler rückt seine Kunst ins Zentrum statt Gott. Er sucht unbescheiden seine eigene Ehre statt den Ruhm Gottes. Er stellt vor allem das Negative dar. Seine Kunst ist zu wenig “schön”.

Individualismus und elitäres Bewusstsein führen zur Rebellion gegen die kirchliche Autorität und zum Ausscheiden aus der Gemeinschaft. Die  geistige Unabhängigkeit des Künstlers weist häretische Tendenzen auf. Sein professionelles Gehabe verhindert die kreative Entfaltung der Gemeindeglieder. Sein Anspruch auf Entlöhnung widerspricht dem Prinzip der Freiwilligenarbeit.

3. Kirchen-Skepsis der Künstler  Umgekehrt wiederholen sich einige Vorwürfe der Künstler an die Kirchen seit Jahrhunderten. Die Stichworte dazu lauten: Bevormundung und Gängelung des Künstlers, Einengung seiner Kreativität durch kirchliches Diktat. Mangelnde Wertschätzung, ungenügende Bezahlung.

Und der Gegenpol dazu: Tendenz zum “Starkult” in manchen Kirchen: Künstler werden nicht als “normale” Gemeindeglieder behandelt, sondern hofiert, weil sie berühmt sind. Als solchermassen “hofierte” Künstler werden sie in christlichen Kreisen “verheizt”. Unverständnis für den oft unbürgerlichen Lebensstil der Künstler. Unverständnis für Kunst und Ästhetik im allgemeinen. Pflege einer minderwertigen “Gemeindekunst” und Verzicht auf die Beratung durch “Fachpersonen”.  (Fortsetzung folgt)

Fragen:

  • Wo erleben wir einen Brückenschlage zwischen Kirche und Künstlern?
  • Was können wir selber dazu beitragen?
  • Wo sind wir als Künstler selber Teil lebendiger Gemeinden und tragen dazu bei, dass Künstler darin geistlich wachsen und sich mit ihren Gaben einsetzen können?   

TUNE IN 133 vom 20. Juli 2015 | Unser Text ist von Beat Rink, Die Organisationsform von ARTS+ | Weitere Weitere TUNE INs findest Du hier

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