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24.
Februar
2014

Johannesevangelium 3, 3-8

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„Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, daß jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen. Nikodemus spricht zu ihm: Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er wieder in seiner Mutter Leib gehen und geboren werden?

Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich ich sage dir: Es sei denn, daß jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Was vom Fleisch geboren wird, das ist Fleisch; und was vom Geist geboren wird, das ist Geist.

Laß dich’s nicht wundern, daß ich dir gesagt habe: Ihr müsset von neuem geboren werden. Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt. Also ist ein jeglicher, der aus dem Geist geboren ist.“

[/vc_column_text][vc_column_text]Scheinbar zusammenhanglos spricht Jesus mit Nikodemus, kaum hat dieser einige Worte gesagt, über die Wiedergeburt. Warum kommt Jesus so unvermittelt auf ein derart weit entferntes Thema zu sprechen? Nikodemus ist hin- und hergerissen zwischen Furcht und Wahrheitssuche (siehe TUNE IN 59). Aber statt, dass Jesus nun über den Pharisäismus zu streiten beginnt, eröffnet er Nikodemus den Blick auf eine neue Dimension göttlichen Wirkens.

Die humorvolle Note im sich nun entspinnenden Dialog ergibt sich aus einem radikalen Unterschied im Denken, das Jesus folgendermassen auf den Punkt bringt: Die Geburt aus dem Fleisch ist nicht dasselbe wie die Geburt aus dem Geist !

Fleisch – Geist: Ein Gegensatzpaar, das im Denken aller Jahrhunderte und Völker eine Rolle spielt. Die denkerische Trennlinie zwischen beiden Polen mag immer wieder etwas anders verlaufen, wie auch die Begriffe nie ganz gleich gefüllt sein mögen. Und trotzdem ist dieser Dialog zeitlos gültig.

Auf der einen Seite ein Mensch, der letztlich in den Kategorien eines „greifbaren“ und „kontrollierbaren“ Systems denkt – bei Nikodemus eines religiösen Systems. Auf der anderen Seite Jesus, der auf den göttlichen Geist hinweist, welcher eine Neuschöpfung bewirkt und der diese Neuschöpfung auf unkontrollierbare, vom Menschen nicht steuerbare oder manipulierbare Weise bewegt. (Auch die moderne naturwissenschaftliche Diskussion um die Entstehung der Welt kennt – selbstverständlich unter anderen Vorzeichen – dieses gegensätzliche Denken: Entweder hat sich Materie entwickelt und ist plötzlich „geistig = intelligent“ geworden. Oder Geist ist zuerst gewesen und hat Materie geschaffen).

Ein erstes Fazit: Das Christentum räumt dem Geist höchste Priorität ein. Es denkt nicht von der Materie, sondern von Geist Gottes her – und spricht bei aller Wertschätzung des Körpers zunächst den Geist des Menschen an. Deshalb mündet es auch nicht in eine Religion, die sich an Äusserlichkeiten festmacht und zum religiösen „System“ wird. Sonst verliert es eben den Geist, der weht wo er will.

Und ebensowenig sollte es innere Vorgänge wie die Wiedergeburt selbstherrlich vor sich hertragen, indem es etwa eine „Born Again“-Kultur etabliert und diese lautstark propagiert. Sonst läuft es Gefahr, diese „geistgewirkte Wiedergeburt“ zu schwächen.

Dem künstlerischen Schaffen eröffnet der recht vestandene christliche Glaube einen gewaltigen Freiraum. Aus welcher anderen Religion kommen einem Künstler ähnliche Sätze entgegen, die geist-gewirktes Schaffen so bejahen wie die Rede von der „Wiedergeburt“ und dem „Geist, der weht, wo er will“?

Jesus bietet Nikodemus eine Wiedergeburt an. Wie ist diese zu verstehen? Sie kann weder als Reinkarnation gedeutet werden noch als ein Ereignis, das der Mensch durch irgendwelche religiöse Übungen herbeiführen kann. Sie ist auch nicht ein selbständiges Ereignis auf einer „höheren Stufe“ des Christseins. Sie geschieht durch das Wasser (der Vergebung), wie es uns in der Taufe gegeben ist – und durch Gottes Geist.

Jesus spricht in den folgenden Versen in Johannes 3 sehr deutlich von seiner eigenen Sendung.
„So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sophn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben“ (Vers 16).

Der Glaube daran ist die Wiedergeburt.
„Wer da glaubt, daß Jesus sei der Christus, der ist von Gott geboren.“ (1.Johannes 5,1)

Wir haben gesehen: das Christentum betont den Vorrang des Geistigen gegenüber dem „Äusserlichen“, dem „Materiellen“, dem „System“, dem „menschlich Machbaren“. Dies kommt dem Künstler entgegen.

Die Wiedergeburt, von der Jesus spricht, bietet noch mehr: Das erneuerte Leben in der Verbindung mit dem Sohn Gottes. Und damit verknüpft Jesus die Zusage, dass wir Erfahrungen mit dem Geist Gottes machen können, der uns aus falschen Systemen herauslöst und aus Zwängen befreit, – und der uns auf überraschende (und gute!) Weise leiten will – auch als Künstler…
„Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt. Also ist ein jeglicher, der aus dem Geist geboren ist.“

Gebet: „Herr, ich ergreife neu die Zusage: „Wer da glaubt, daß Jesus sei der Christus, der ist von Gott geboren.“ Schenke mir die Erfahrung des Geistes, der weht, wo er will. Mach mich willig, mich von dir treiben zu lassen. Wehe in mein Leben und auch in mein künstlerisches Tun hinein. Amen.“[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]

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Künstlerportrait

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Micha Aregger

Skulptur, Installation, Malerei, Bildende Kunst, Objekte
Aufgewachsen bin ich in Buttisholz. Nach einer technischen Berufslehre, studierte ich 5 Jahre an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Luzern und schloss 2004 ab. In der darauffolgenden Zeit hat sich, durch das wachsende Interesse an Naturwissenschaften, meine charakteristische, organische
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