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26.
März
2014

Johannes 3, 8 / Hesekiel 1

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„Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt. Also ist ein jeglicher, der aus dem Geist geboren ist.“

Manchmal hilft es zu einem besseren Textverständnis, wenn man den eigenen Namen einsetzt. Versuchen wir es einmal: „Also bin ich ….. wie der Wind, der bläst, wo er will. Man hört sein Sausen wohl, aber man weiss nicht, woher ich … komme und wohin ich …. fahre.“

[/vc_column_text][vc_column_text]Jesus verknüpft diese Aussagen über den Geist aufs engste mit der Person dessen, der „aus dem Geist geboren ist“.

Es wäre nun allerdings problematisch, diese Worte als Anleitung zu einem möglichst unbeständigen, unzuverlässigen, weiterschwenderischen, impulsiven und aus dem Moment heraus geführten Lebensstil zu verstehen.

Und er wäre auch problematisch, daraus ein künstlerisches Konzept abzuleiten. So als gelte es, möglichst spontan, aus dem Bauch heraus, inspiriert und wenig reflektiert zu musizieren, zu schreiben, zu malen, zu tanzen…[/vc_column_text][vc_column_text]Was will Jesus nun aber sagen?

Im Buch Hesekiel findet sich zu Beginn die Vision von vier Gestalten mit je vier Gesichtern und Flügeln, die sich nach allen Richtungen bewegen „wohin der Geist sie” trieibt“ (vgl. Hes.1,12.20). Und wenn sie gingen, rauschten die Flügel „wie grosse Wasser“ (V.24). Im Inneren des „Wagens“ gab es auch Bewegung und sogar Feuer und Blitze.

Ich vermute, dass diese Stelle uns helfen könnte, Johannes 3,8 zu verstehen.

Wie? Die Gestalten bewegen sich nicht selber. Es ist der Geist, der sie bewegt. Es sind nicht ihre eigenen Gefühle, Interessen und Vorhaben. Aber trotzdem werden sie nicht wider ihren Willen bewegt. Es scheint nicht, dass sie in eine andere Richtung wollten als wohin der Geist sie treibt. Sie werden vom Geist nicht manipuliert.

Warum bewegen sie sich überhaupt? Offenbar hat die Nähe Gottes und seine Herrlichkeit (V.28) nichts Lähmendes. Sie sind nicht „vor Ehrfurcht erstarrt“.

Wenn sie stillstehen, donnert der Himmel über ihnen (V.25). Es besteht also eine enge Verbindung zwischen ihnen und Gott.

Noch einmal: Die Gestalten – und wir „Geistgetriebene“ – sind nicht Marionetten Gottes. Wir werden nicht manipuliert.

Es heisst sogar: „Es war der Geist der Gestalten in den Rädern“ (V.20). Also ist es auch ihr eigener Geist, der sie im Einklang mit Gottes Geist bewegt.

Und dasselbe gilt für uns: Der Geist Gottes korrespondiert mit unserem Geist. „Der Geist selbst gibt Zeugnis unserem Geist, dass wir Gottes Kinder sind.“ (Römer 8,16).

Im Römerbrief 8 klingt dasselbe an, was bei Hesekiel und Johannes steht: „Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. Denn wir haben nicht einen knechtischen Geist empfangen, dass wir uns wieder fürchten müssten…“ (V.14f.). Und auch hier ist wie bei Hesekiel von der Herrlichkeit die Rede, zu der wir erhoben werden (V.17).

Was heisst dies nun für uns?
1. Der Geist Gottes weht, wo er will – aber nicht, indem er uns manipuliert und in eine Richtung zerrt, wohin wir nicht wollen.

Er weht uns vielmehr auch aus unserem eigenen Inneren an und schafft in uns den Wunsch, in eine Richtung zu gehen. So müssen wir uns nicht wie Knechte fürchten vor einem „fremden Geist“.

2. Der Geist Gottes bewegt nicht einfach „nur“ unsere spontanen Gefühle oder spricht zu unserem Unterbewusstsein.

Er bewegt oft zuallererst unsere Gedanken, ruft unser erlerntes Wissen in Erinnerung, aktiviert unsere Hirnzellen, stärkt den Willen und weckt Begeisterung und Fleiss – zum Beispiel, gute Kunst zu machen – und er bewegt natürlich auch stark unser „Herz“.

3. Die Bewegung des Geistes – des Geistes Gottes und unseres Geistes als Wiedergeborene – ist „unkontrollierbar“: man weiss nicht, woher er kommt und wohin er fährt.

Nicht ungeordnet, nicht chaotisch, nicht in die Irre führend, nicht verantwortungslos, nicht triebgesteuert, nicht treulos!

Aber eben auch nicht von anderen Menschen kontrollierbar und nicht von Systemen programmierbar.

„Der Herr ist Geist, und wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit“ (2.Korinter 3,17).

4. Der Heilige Geist und unser Geist sind letztlich bewegt von der Herrlichkeit Gottes.

Das ist ihre Kraftquelle.

Sich Gott vor Augen halten – darin liegt Kraft.

Die Bewegung (unsere Bewegung!) kommt aus der Anbetung Gottes.

Was heissen diese vier Punkte für uns? Sehen wir das auch so? Erleben wir etwas davon? Vielleicht formulieren wir einen oder mehrere dieser vier Punktw zu einem persönlichen Gebet um. Ich bete…

PS: Im Kontext von Gebets-Versammlungen kann es spannende Erfahrungen mit „inspirierter Musik“, „geistgeleitetem Reden“, „spontanem Tanz“ usw. geben.

Diese Erfahrung reicht bis tief in die Kirchengeschichte und in die Bibel zurück. Das heisst nicht, dass dies dann Kunst oder eine rhetorisch ausgefeilte Predigt ist. Aber es kann ein bewegter und bewegender Ausdruck des Geistes sein, der weht wo er will.

Auch professionelle Musiker können diese besondere und herausfordernde Erfahrung machen, die wegführt von „komponierter Musik“.[/vc_column_text][vc_column_text el_class=”wpgsmall”]Tune In 65 vom 26. März 2014 | Text: Beat Rink | Bild: E-Initiale zum Ezechiel-Kapitel der Winchester Bibel (1160 / 1175)[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]

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