Mit Kunst und Musik durch die Psalmen mit Gott in Dialog treten
Friesenberg Kirche Zürich, Bus 32, 89, 73 bis Bushaltestelle Friesenbergstrasse
Nicht viele Theologen denken über Kunst nach. Und noch wenigere beten für Künstler. Nicht so der katholische Theologe Karl Rahner, aus dessen „Gebet für geistig Schaffende“ hier einige Ausschnitte folgen:
Ewiger Gott, Schöpfer aller Menschen und aller Dinge, der unsichtbaren und der sichtbaren, Gott aller Geschichte, Herr und Ziel, Kraft und Licht aller Kultur,
wir bringen heute unsere Fürbitte dar
für alle Kulturschaffenden.
Herr, wer betet schon für sie? Und doch wissen wir:
Du willst ihr Ziel und ihre schöpferische Kraft, ihre Arbeit und ihr Werk.
Denn Du willst den Menschen in der ganzen, immer neuen Entfaltung seines Wesens, …Du liebst den Menschen, der an seinem Werk sein eigenes Wesen verwirklicht, findet und aussagt, das Wesen, das ein Bild und Gleichnis Deiner eigenen Herrlichkeit ist.
Was sie nach Deinem Willen sein sollen, können sie nur sein mit Deiner Gnade,
Vater der Dichter, urewiger Ursprung allen Lichtes, Geist aller wahren Inspiration.
Darum also bitten wir Dich und rufen Deinen Heiligen Geist auf sie herab:
Erwecke unter uns Menschen schöpferischer Kraft, Denker, Dichter, Künstler.
Wir brauchen sie.
Auch von ihnen gilt noch das Wort, dass der Mensch mit dem Brot des Lebens allein verhungert, wenn ihm das Wort aus Deinem Munde nicht Nahrung wird…
Sie brauchen Dich nicht immer im Munde zu führen:
Sie sollen Dich beim Namen nur nennen, wenn der Atem der reinsten Seligkeit oder der letzten Schmerzen sie erfüllt.
Sonst sollen sie die Erde und den Menschen rühmen.
Aber sie sollen dabei immer verschwiegen Dich im Herzen tragen, aus dem ihr Werk entspringt.
Dann ist das kleinste Lied noch ein Widerklang des Jubels Deiner Himmel,
und ihr Bericht über die finstersten Abgründe noch umfasst von Deinem Erbarmen und einer Sehnsucht nach dem Licht, der Gerechtigkeit und nach der ewigen Liebe.
Dann ist sogar der Versuch zu unterhalten noch ein Abglanz der sanften Geduld, mit der Du uns Alltägliche liebst.
Gib ihnen den Mut zum Licht und zur Freude.
In der Finsternis dieser Zeit, bei der kargen Armut unserer Herzen ist solcher Mut Deine Gnade.
Aber gib sie ihnen, denn wir bedürfen solchen hohen Mutes.
Gib ihnen den Mut der Unterscheidung und der Entscheidung.
Sie sollen nicht viel vernünfteln. Aber ihre Werke sollen erkennen lassen, dass ein ungeteiltes Herz sie erschaffen hat, das, allem offen, doch in allem Dich sucht und alles in Dir, und keinen feigen Frieden kennt zwischen dem Guten und dem Bösen, dem Lichten und dem Finstern.
Gib ihnen den Mut zu immer neuem Anfang, weil sie nur so ihren Ursprung finden in dem uralten Wahren.
Lass sie sagen, was Dein Geist ihnen ins Herz gegeben hat, nicht das, was die Mächte hören wollen, in denen das Durchschnittliche sich zusammenballt.
Wenn sie die Erfahrung der Vergeblichkeit machen, des Brechens ihres Schöpfertums und der Unempfänglichkeit ihrer Zeit,
lass sie auch dann noch glauben, dass vor Dir die Vergeblichkeit nicht vergebens ist,
dass Du mit Entzücken ihr Werk gesehen und ihr brechendes Herz mild an Deines genommen hast. …
Amen