Wer’s glaubt, wird selig – Die Jesus-Story auf Poetisch
Kirchgemeindehaus Arche Kölliken
Ein schlecht recherchierender Kriminalkommissar
Kann man sich über einen glänzend geschriebenen, spannenden Kriminalroman aus der Hand eines bedeutenden Schriftstellers ärgern? Man kann! Zum Beispiel, wenn der vielgepriesene Schweizer Theater- und Romanautor Hansjörg Schneider im Buch „Hunkelers Geheimnis“ (das übrigens gerade in unserem Stadtteil spielt!) schreibt: „Er spazierte durch die Missionsstrasse Richtung Innenstadt, vorbei am Park der Basler Mission. Ein riesiges Gebäude inmitten hoher Bäume. Er hatte keine Ahnung, wer dort arbeitete oder wohnte. Eine seltsame Idee, dachte er, von Basel aus die armen Heiden zu missionieren. Wem hat diese Mission genützt? Den armen Heiden? Oder doch eher den Baslern? Das alte Gebäude zeugte jedenfalls von beträchtlichem Reichtum.“
Nun muss man bei einem literarischen Text bekanntlich immer in Rechnung stellen, dass die Meinung einer fiktiven Person nicht unbedingt jene des Autors wiedergibt. Aber wo solchen Sätzen (geäussert von der durchaus sympathischen Hauptperson) im Roman nicht widersprochen werden, spricht auch der Autor. Und es sind nicht die einzigen Statements gegen das Christentum in diesem Buch. An anderer Stelle wird sogar gesagt, dass auch die Nazis Christen gewesen seien. Der Kriminalkommissar hat hier keine gute Recherche betrieben!
Unter Intellektuellen und Künstlern schick: Theologische Ignoranz und Christentum-Kritik
Nun wäre dies alles halb so schlimm, wenn es nicht beweisen würde, was in kulturellen Kreisen zu beobachten ist: Eine grosse Unwissenheit und Ignoranz im Blick auf die Kirchengeschichte und die Bibel. Es ist sehr erstaunlich, wie wenig selbst hochgebildete Intellektuelle und Künstler über Theologie und nur schon über Grundaussagen der Bibel wissen. Damit einher geht eine negative Grundstimmung gegenüber dem Christentum. „Unter vielen westlichen Intellektuellen gehört es zum guten Ton, schlecht über das Christentum zu reden. Sie sehen darin eine rückständige Religion, die es verpasst habe, mit der Moderne und deren Anforderungen Schritt zu halten, und die deswegen dem Fortschritt der Zivilisation im Wege stehe. Wenn sie sich dennoch einmal mit dieser Religion beschäftigen, dann höchstens in der Form einer zur Überheblichkeit neigenden Belustigung. Für den revolutionären Geist, der dem christlichen Denken innewohnt, interessiert sich die vermeintlich aufgeklärte Gesellschaft kaum.“
Christentum bringt Freiheit
Dies schrieb vor wenigen Tagen eine der grössten Schweizer Tageszeitungen in der Rezension von Larry Siedentorps Studie «Die Erfindung des Individuums. Der Liberalismus und die westliche Welt». Darin legt der 80-jährige amerikanische Politikwissenschaftler, der an den Universitäten in Sussex und Oxford lehrte, auf 500 Seiten dar: „…dass das christliche Gottesverständnis das Fundament für eine menschliche Gesellschaftsordnung legte, die es vorher so noch nicht gegeben hatte.“ Fazit: Die heutige freiheitliche Gesellschaftsordnung (die ja von verschiedener Seite bedroht ist) ist ein Produkt des Christentums. So radikale Aussagen wie die des französischen Königs Ludwig X (1289-1316) sind nur auf dem Hintergrund der Botschaft zu verstehen: „Zur Freiheit hat uns Christus befreit“: „Da nach dem Recht der Natur jeder frei geboren wird ,und dennoch durch alten Gebrauch viele Leute des gemeinen Volks in das Band der Knechtschaft in vielerlei Gestalt gefallen sind, was uns sehr missfällt, denken wir daran, dass unser Reich das Reich der Freien (Franken) heisst; und wir wollen, dass die Umstände diesem Namen entsprechen und allen …die in die Banden der Knechtschaft gefallen sind, Freiheit gegeben werde…“.
Das Gespräch nicht aufgeben!
Eine erste Lektüre in diesem Buch bestätigt, was zahlreiche theologische Bücher (die aber meist nur von Christen gelesen werden) längst schreiben: Die Freiheit unserer modernen Welt hat christliche Wurzeln. Nun ist diese Freiheit längst bedroht – entweder durch einen falsch verstandenen Freiheitsbegriff oder durch andere Rechtsvorstellungen: etwa durch einen unmenschlichen Kapitalismus, durch undemokratische Regierungsformen oder durch fundamentalistisch-islamische Rechtsvorstellungen. Umso wichtiger ist es, auf die christliche Freiheit hinzuweisen und das Gespräch über den Glauben (auch in Künstlerkreisen!) nicht aufzugeben.
Zur Freiheit befreit
Diese sprachliche Wendung bei Paulus ist seltsam. Sie unterstreicht: Wo wir Christus in unserem Leben wirken lassen, erfahren wir eine revolutionäre Befreiung, die von Gott nicht mehr weggenommen. Denn Christus hat am Kreuz endgültig das Geld bezahlt, um uns von der Sklaverei unseres eigenwilligen Wesens und der Gottesferne freizukaufen. Das meint Erlösung. Freiheit meint aber paradoxerweise Bindung an Christus: Je mehr wir mit Christus verbunden sind, desto freier sind wir. Und je weiter weg wir von Christus sind, desto mehr geraten wir in ungesunde Abhängigkeiten und Zwänge – wie die gesetzlichen Galater, an die Paulus schreibt. Was in den grossen geschichtlichen Zusammenhängen sichtbar wird, erfahren wir auch in unserem ganz persönlichen eigenen Leben – und dann hoffentlich auch in seinen Ausstrahlungen nach aussen hin.
Fragen zum weiteren Nachdenken:
Wo bin ich in innere Zwänge geraten, die mir die Freiheit rauben? Vielleicht sind es sogar religiöse Zwänge wie bei den Galatern. Dann kann ich dazu „Nein“ sagen, indem ich zu Jesus Christus „ja“ sage. Dann kann ich ihn bitten, dass sein Geist noch stärker in mir wirkt und mir wirkliche Freiheit schenkt. (2. Korinther 3,17: Denn der HERR ist der Geist; wo aber der Geist des HERRN ist, da ist Freiheit.
Wo kann ich das Gespräch über den Glauben und die „Freiheit des Christentums“ suchen – oder mich mutig in solche Gespräche einmischen?
Text: Beat Rink