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29.
Juni
2017

Das Heilige in der Kunst

Gerard van der Leeuw (siehe TUNE IN 212) geht in seinem Werk „Vom Heiligen in der Kunst“ einen interessanten Weg. Das Zentrum seines Denkens ist Christus. Von ihm aus denkt eröffnet sich ein weiter Horizont, in dem Kunst als Teil des Schöpfungswerks Platz hat. Nicht nur „christliche“ Kunst oder Kunst von Christen ist Teil der kontinuierlichen Schöpfung Gottes, sondern auch „heidnische“ Kunst. Es lohnt sich, auf van der Leeuw zu hören und zu erkennen: Künstler sind von Gott begabt – und berufen. Sie haben einen wichtigen, sozusagen „heiligen“ Auftrag in der Welt.

„Das Schaffen des Künstlers ist keineswegs eine Parallele zum Schaffen Gottes; es ist sein mattester Abglanz und wird vollkommen vom Leben Gottes überstrahlt. Wer wahrlich der Schönheit dient, der dient Gott. Wer aber Gott dient, der dient darum noch nicht der Schönheit. Gott kann seinem Diener alle schönen Worte und Töne vernichten. Die tiefste, auch die zutiefst religiöse Kunst kann nicht bestehen vor Gottes Angesicht. Bei ihren höchsten Ausdrucksformen empfinden wir Sehnsucht nach einem anderen Bild, einem anderen Klang, nach etwas das keine „Kunst“ mehr wäre. Wer viele Worte hört oder gebraucht, empfindet ein unaussprechliches Verlangen nach dem Wort, dass bei Gott ist. Auch in der Kunst stehen sich Schöpfer und Schöpfung gegenüber wie Gott seinem Bilde im Menschen. Klar und schön bringt Maritain* das zum Ausdruck, wenn er von Gott sagt: „Seine und nur seine Liebe verursacht die Schönheit dessen, was Er liebt, während unsere Liebe hervorgerufen wird durch die Schönheit dessen, was wir lieben.“ So ist Gottes Liebe auch eine ganz andere als die des Künstlers. Alles ist aus Gottes Liebe geworden, auch die Schönheit. Unsere Liebe, mag sie sich auch dem Kunstwerk hingeben, ist nur Gegenliebe.

Dennoch wird uns dieses nicht gesagt, damit wir wieder in Zweifel geraten sollen. Es gibt Schöpfung. Es gibt Abstand. Es gibt Fleischwerdung. Und Nähe. Nach christlichem Glauben ist er, der Himmel und Erde schuf, als Herrscher derselbe, der als Knecht herabstieg auf die Erde…
(So) dürfen wir dennoch glauben, dass Gott uns in der Kunst, im Wort und im Klang etwas von sich gibt; dass wir auch in der Schönheit Anteil haben dürfen an seinem neuschaffenden Werk. Quer durch Natur und Kultur in ihrer heidnischen Heiligkeit hindurch baut sich das Werk der Schöpfung Gottes auf – auch in dem Ihm dienenden Kunstwerk der Menschen…Wir dürfen das scholastische „Gratia naturam non tollit, sed perficit“ (die Gnade hebt die Natur nicht auf, sondern vollendet sie) folgendermassen ändern: Die Gnade hebt die Natur nicht auf, sondern schafft sie neu.

Darum gibt es keine „geistliche“ Kunst. Hier warnt uns wieder Maritain*: „Wenn ihr christliche Kunst machen wollt, seid Christen, und sucht ein schönes Werk zu machen, dass ihr euer Herz hinein legt; versucht nicht, es christlich zu machen.“

Textauswahl: Beat Rink
** Jacques Maritain (1882-1973), Französischer Philosoph

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