PrixPlus 2024
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ENGLISH
About “Cultural renewal”
“I am often asked, “Should Christians be involved in shaping culture?” My answer is, “We can’t not be involved in shaping culture.” But I prefer the term “cultural renewal” to “culture shaping” or “cultural transformation.” For a possible model, think about the monks in the Middle Ages, who moved out through pagan Europe, inventing and establishing academies, universities, and hospitals. They transformed local economies and cared for the weak through these new institutions. They didn’t set out to take control of a pagan culture. They let the gospel change how they did their work — which meant they worked for others rather than for themselves. Christians today should strive to be a community that lives out this same kind of dynamic, which will bring the same kind of result.”
About „Christian subculture“
“Many “Christian art” productions are in reality just ways of pulling artists out of the world and into the Christian subculture. In general, cooperation in cultural production should not mean Christians banding together to leave the big, bad world; rather, cooperation involves working together — even with nonbelievers — in order to serve the world. This cooperation is not likely to happen until greater numbers of Christians become more willing to embrace a less dualistic understanding of their faith.”
About a “Christian understanding of work and faith”
“As we have seen, Christians make two opposing mistakes in addressing the idols of their vocational field. On the one hand, they may seal off their faith from their work, laboring according to the same values and practices that everyone else uses; on the other hand, they may loudly and clumsily declare their Christian faith to their coworkers, often without showing any grace and wisdom in the way they relate to people on the job.”
“For many of us, it is obvious we are working for the Lord when we directly use our gifts to convey Christian messages. But we don’t always know how to work distinctively for the Lord while going about less obviously Christian cultural and vocational tasks. It is easy for a singer to feel he is using his gifts for Christ as he sings “Every Valley Shall Be Exalted” from Handel’s Messiah, but how does the gospel make the rest of his work distinctive?
Is he just a singer who happens to be a Christian?
Or is he a fully Christian singer whose art is shaped by the gospel every day of the week? How will his work be any different from that of a person with radically different beliefs about human nature, God, and the meaning of life?
Will the only difference be that he doesn’t sleep with his costars or that he only sings religious music?
Is career advancement his real motive for what he does, or is he consciously witnessing to the goodness of creation and the meaningfulness of life by the excellence of his art?
Will the skill and commitment of his art always testify — even to the most skeptical people — that this world is not an accident, that it is coherent and beautiful, that we were created for a purpose?”
Source: Timothy Keller. Center Church: Doing Balanced, Gospel-Centered Ministry in Your City. Redeemer, 2012 / Chapter 26
DEUTSCH
Über „kulturelle Erneuerung“
„Oft werde ich gefragt: „Sollen sich Christen aktiv in die Kultur einbringen?“ Meine Antwort darauf lautet: „Wir können gar nicht anders.“ Statt von „einbringen“ spreche ich aber lieber von „erneuern“ oder „transformieren, verändern“. Eine mögliches Vorbild dafür können uns die Mönche des Mittelalters sein, die durch das heidnische Europa zogen und Akademien, Universitäten und Krankenhäuser errichteten. Durch diese Einrichtungen veränderten sie die lokalen Wirtschaftssysteme und versorgten die sozial Schwachen. Sie hatten es sich nicht zum Ziel gesetzt, die Kontrolle über eine heidnische Kultur zu übernehmen, sondern gaben durch ihre Arbeitsweise dem Evangelium Raum, verändernd zu wirken – was bedeutete, dass sie mehr für andere arbeiteten als für sich selbst. Heute sollten Christen eine Gemeinschaft anstreben, die diese Dynamik lebt, dann werden wir ähnliche Auswirkungen erleben.“
Über „christliche Subkultur“
“Viele „christliche Kunstprojekte“ dienen in Wirklichkeit nur dazu, Künstler aus der „Welt“ in die christliche Subkultur hinein zu holen. Kooperationen im kulturellen Bereich sollten nicht den Zweck haben, dass Christen sich zusammentun, um der grossen, bösen Welt zu entfliehen, sondern dass man zusammenarbeitet, um der Welt zu dienen – vielleicht sogar gemeinsam mit Nichtchristen. Eine solche Kooperation kann erst entstehen, wenn eine grössere Zahl von Christ bereit ist, sich auf eine weniger dualistische Auffassung ihres Glaubens einzulassen.”
Über ein “christliches Verständnis von Glaube und Arbeit”
“Viele Christen trennen ihren Glauben säuberlich von ihrer Arbeit und orientieren sich in ihrem Beruf an den gleichen Werten und Praktiken wie alle anderen. Andere verkünden ihren christlichen Glauben lautstark und plump vor ihren Kollegen und lassen zugleich im Umgang mit ihnen Gnade und Weisheit vermissen.”
“Viele glauben, nur dann für den Herrn arbeiten zu können, wenn sie ihre Gaben direkt dafür einsetzen, christliche Botschaften zu vermitteln. Doch wir sind uns nicht immer so sicher, wie wir unsere (weniger offensichtlich christlichen) kulturellen und beruflichen Aufgaben mit einem christlichen Profil angehen können. Wenn ein Sänger “Alle Tale” aus Händels Messias singt, ist die Frage einfach zu beantworten, ob er seine Gaben für Christus einsetzt. Aber worin zeigt sich in seiner übrigen Arbeit ein christliches Profil?
Ist er einfach ein Sänger, der zufällig auch Christ ist?
Oder ist er Sänger und Christ, dessen Alltag als Künstler vom Evangelium geprägt ist?
Wie unterscheidet sich seine Arbeit von der einer Person mit radikal anderen Überzeugungen über die menschliche Natur, Gott und den Sinn des Lebens?
Wird der einzige Unterschied darin liegen, dass er nicht mit seinen Duettpartnerinnen schläft oder nur religiöse Werke singt? Ist seine wahre Motivation für seine Arbeit der Aufstieg auf der Karriereleiter oder gibt er über seinen hohen künstlerischen Ausdruck bewusst Zeugnis für die Schönheit der Schöpfung und die Sinnhaftigkeit allen Lebens? Werden sein Können und Engagement für seine Kunst auch dem grössten Skeptiker bezeugen, dass diese Welt kein Zufall, sondern schön und in sich geordnet ist und dass unser Dasein einen Sinn hat?”
Quelle: Timothy Keller. Center Church – Kirche in der Stadt. Worms 2015, Kap. 26