Unsere Crescendo-Bewegung feiert im März ihr 40-jähriges Bestehen. Wir haben beschlossen, in den nächsten 40 Tagen zurückzublicken, unsere Arbeit und Vision einmal aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten und zugleich unseren Lesern ein paar Einblicke in unsere Arbeit zu geben.
Ihr sei also eingeladen, euch mit uns auf eine kleine Reise zu machen. Dabei soll das Vergangene gewürdigt und dankbar über die lebensfördernden Impulse nachgedacht werden, die wir von Gott bekommen haben und die wir vielleicht da und dort trotz unserer Schwachheit weitergeben konnten. Und dann wollen wir uns für die Zukunft inspirieren lassen.
Nun werden also Tag für Tag kleine Gedankenanstösse auf Instagram gepostet. Es sind sozusagen tägliche TUNE IN-Schnipsel, doch leider nur auf Englisch. Für jedes Crescendo-Jahr gibt es 40 Texte.
Danach kehren wir zu unseren regelmäßigen TUNE INs zurück.
Die Reihe hat vor ein paar Tagen angefangen, aber man beginnt einfach mit dem Text 1.
Our Crescendo movement is celebrating its 40th birthday in March. Over the next 40 days, we’ve decided to look back, to take a fresh look at our vision and to give you a glimpse into our work.
Let’s embark on this meaningful journey to honour our past, the transformative impact God has made in us and sometimes through us, despite our weaknesses, and to inspire our future.
We invite you to follow the inspirational thoughts that will be posted on Instagram, day by day, over the next few weeks, so to speak as daily TUNE IN snippets.
There will be 40 texts for each Crescendo year. Then we will return to our regular TUNE INs.
The series started a few days ago, but you just begin with Day 1.
KREUZWEISE ist nicht nur im Buchformat, in musikalischer Form oder bei einem Liveabend zu erleben, sondern wird im Format eines Kreuzweges individuell und kontemplativ erfahrbar. Der KREUZWEISE Kreuzweg stellt eine gekürzte Form des traditionellen Kreuzweges dar. Er bietet Kirchgemeinden die Möglichkeit, die Passionszeit, die Karwoche bzw. den Karfreitag neu zu beleuchten und visuell sowie auditiv erlebbar zu machen.
Interessiert daran, den Kreuzweg auch bei dir anzubieten?
> Schreib uns gerne!
Wo du den Kreuzweg dieses Jahr erleben kannst:
25.3.–21.04.2025 | Lichthaus Halle | Rund um die Uhr geöffnet
Ab dem 09.03.25 | Außenmauer der Bartholomäuskirche Halle | Rund um die Uhr geöffnet
Frieden auf Erden! Es ist der Wunsch Gottes für die Menschen. Und das Kind in der Krippe ist das Zeichen dafür, dass Gott uns seinen Frieden schickt. Doch wir alle wissen, dass dieser Friede immer wieder umkämpft war – und gerade aktuell besonders umkämpft ist.
An der Explo wollen wir deshalb dem Frieden nachspüren und am 28. Dezember ein unüberhörbares Statement setzen: Mit einem grossen Projektchor mit Platz für 400 Sängerinnen und Sänger.
Extra für diesen Friedensabend entsteht ein Programm mit alten Friedensliedern aus der christlichen Tradition und neu geschriebenen Songs.
Der Projektchor unter der Leitung von Simon Griesinger (u. a. Choir Room Switzerland, Gospel in Winterthur, Gospel im Werdenberg) trifft sich im Vorfeld mehrmals für Proben und steht am 28. Dezember in der Swiss Life Arena gemeinsam mit dem Kunstkollektiv Central Artsauf der Bühne.
Ohne ehrenamtliche Helfende ist an die Durchführung einer Konferenz wie die Explo 25 nicht zu denken. Ganz egal, ob du am Infodesk Fragen beantwortest, im Reinigungsdienst für Sauberkeit sorgst oder uns beim Auf- und Abbau tatkräftig unterstützt: Wir freuen uns auf dich und danken dir jetzt schon für deine wertvolle Mithilfe.
Umfang deiner Mitarbeit
Aus organisatorischen Gründen brauchen wir deine Bereitschaft, mindestens vier Stunden pro Tag mitzuhelfen (total 12 Stunden über die ganze Explo verteilt). Bei der Anmeldung kannst du angeben, in welchem Bereich du gerne mitarbeiten möchtest. Wir werden versuchen, deine Wünsche so weit wie möglich zu berücksichtigen. Je nach Einsatzort kann es sein, dass du nicht alles, was im Plenarsaal läuft, mitbekommen wirst.
Vergütung deines Einsatzes
Als Helferin oder Helfer bezahlst du den regulären Teilnehmerbeitrag und trägst die Kosten für Verpflegung und Übernachtung selbst. Am Ende eines Tages bzw. am Ende der Explo 25 vergüten wir dir jede geleistete Arbeitsstunde mit 10 CHF. Du erhältst maximal eine Vergütung in Höhe deines Teilnehmerbeitrags. Selbstverständlich kannst du auf eine Vergütung verzichten.
Anforderungen
Wenn du Freude hast, in einem grossen Team mitzuarbeiten und zu dienen, bist du herzlich willkommen. Das Mindestalter für eine Mitarbeit liegt bei 16 Jahren. Für die Bereiche Sanität und Sicherheit liegt das Mindestalter bei 18 Jahren.
Anmeldung
Gib bei deiner Anmeldung zur Explo 25 an, dass du gerne mitarbeiten möchtest. Wir weisen darauf hin, dass sich alle Helfenden offiziell als Teilnehmende zur Explo 25 anmelden müssen. Wähle bei der Anmeldung aus den angegebenen Einsatzbereichen min. zwei bis drei aus, die für dich in Frage kommen. Je mehr Bereiche du angibst, desto einfacher ist für uns die Zuteilung. Wir informieren dich zu einem späteren Zeitpunkt, welchem Team wir dich zugeteilt haben. Dann kannst du dich für Schichten einschreiben.
Ein bemerkenswerter Auftakt zum Crescendo-Jahresmotto 2025
Anfang Januar 2025 fand im südenglischen Herrschaftshaus Ashburnham Place eine bemerkenswerte Musiker-Retraite statt. Eingeladen hatten die britische Initiative Epiphany und Crescendo international.
Es war der passende Auftakt zum Jahresmotto von Crescendo „Listen to me!“ Ja, es ging darum, auf Gott zu hören! Denn das war “Play & Pray”: improvisierte, gebetete Musik (siehe zum selben Thema auch die TUNE INs Nr. 174, 344 auf Facebook).
Rund 50 Musikerinnen und Musiker nahmen teil. Sie tauchten ein in die Praxis von “Play & Pray» und liessen sich in Workshops inspirieren. Auf dem Programm standen «Sound Portraits“ (Klangporträts) mit dem Epiphany-Gründer Richard Williamson, das «Spielen von Bibeltexten» mit der Pianistin und Sängerin Ruth Abadir und «Soundblessing» (Klangsegen) mit der Cellistin Pauliina Haustein, die zum Thema Improvisation promoviert hatte und seit einigen Jahren den Crescendo-Arbeitszweig “Play & Pray” leitet.
Was sind «Soundportraits»?
In der Retraite gab es viele Soundporträts. Was ist das? Musiker gehen etwa auf die Strassen und malen mit ihren Instrumenten und Stimmen spontan Porträts von Menschen – darauf vertrauend und betend, dass der Heilige Geist sie leiten möge. Crescendo hat dies bei der “Nacht des Glaubens. Festival für Kunst und Kirche” gemacht. (Epiphany geht manchmal auch in Museen und spielt vor einem interessierten Publikum, was sie auf den Bildern sehen oder sie arbeiten mit modernen Künstlern zusammen.)
Die Reaktionen auf die persönlichen Klangporträts sind ganz erstaunlich.
Epiphany hat sie gesammelt.
Hier einige davon:
“Ich ging skeptisch zum Soundportrait, da ich noch nie davon gehört hatte. Aber innerhalb von Sekunden wusste ich, dass etwas in mir geschah. Es war wirklich etwas, das ich noch nie erlebt hatte.“
„Epiphany, ich glaube, noch nie zuvor habe ich so stark erfahren, dass Gott mich bestätigt. Ich war in verschiedener Hinsicht verunsichert – auch als Person. Damit hatte ich zu kämpfen. Doch ihr habt meine grössten Unsicherheiten angesprochen – mit überwältigendem Mitgefühl und mit dem Zuspruch, von Gott angenommen zu sein.
Ich fühlte mich erkannt wie noch nie, und da gab es keinen Raum mehr für Scham oder Furcht. Vielen Dank.”
„Während sie spielten, hatte ich das Gefühl, als würde mein Leben vor meinen Augen vorbeiziehen, und ich spürte Gottes Liebe, Freude und Bestimmung für mich! Es war dann sehr bewegend, wie sie von ihren Eindrücken sprachen, die sie beim Spielen bekommen hatten.”
„Die Schönheit der Musik und die genaue Wiedergabe meines bisherigen Lebens liessen mir die Tränen über das Gesicht laufen. Es wurde sogar bestätigt, dass mein Leben sehr schwierig gewesen war, und das ermutigte mich. Der zweite Teil meines Porträts war dann eine Einladung zum Tanz …“
„Vielen Dank für das Klangporträt von Margaret. Vielleicht habt ihr davon gehört, dass Margaret sich 2019 einer Neurochirurgie unterziehen musste, von der sie sich nur sehr langsam erholt hat; ausserdem erlitt sie kürzlich einen schweren Covid-Anfall, der sie für zwei Wochen ans Bett fesselte.Ich traf Margaret, als sie aus dem Klangporträt kam, und konnte sofort sehen, dass sie sich verändert hatte. Sie war wieder sie selbst, und die Veränderung hält an. Ich glaube, an diesem Tag spürte jeder die Gegenwart Gottes…”.
Wo finden bei Crescendo “Play & Pray”-Sessions mit Soundblessing und Soundportraits statt? s.etwa www.crescendo.org und crescendo-deutschland.de und bald auf einer eigenen Play&Pray-Webseite
At the beginning of January, 2025, the English country house Ashburnham Place was the scene of a remarkable musicians’ retreat, organized by the British Initiative Epiphany and Crescendo international.
It was a fitting start to Crescendo’s motto for the year ‘Listen to me!’ Yes, it was about listening to God, because the topic was “Play & Pray”: improvised music as prayer. ((see also TUNE INs nos. 174 and 344 on Facebook for more on this topic). Around 50 musicians participated. They immersed themselves intensively in the practice of “Play & Pray» and received inspiration in workshops.
The programme comprised «sound portraits» with the founder of Epiphany, Richard Williamson, «scripture playing technique» with the pianist and singer Ruth Abadir, and «sound blessing» with the cellist Pauliina Haustein, who has a doctorate in improvisation and leads Crescendo’s “Play & Pray” ministry.
What are «sound portraits»?
There were a lot of sound portraits at the retreat. What are these? Musicians go out in the streets and spontaneously paint portraits of people with their instruments and voices – trusting and praying that the Holy Spirit will guide them. Crescendo did this as part of the “Night of Faith. Festival for Art and Church” in 2022. (Epiphany also sometimes goes to museums and performs what they see in the pictures for interested audiences or they work with modern artists.)
The reactions to the personal sound portraits are astonishing.
Epiphany has collected them.
Below are some of them:
“I went in to the portrait on the skeptical side being that it is something I had never even heard of. But within seconds of the portrait I knew that something was going on inside of me. It was truly something I have never experienced before.”
“Epiphany, that was one of the most affirming moments with God I think I have had in my life. There were several insecurities about my personality that I’ve struggled with and you addressed the biggest ones with overwhelming compassion and acceptance from God. I’ve never had anything represent me in that way where I felt so expressed without me having to feel shame or fear. Thank you so much.”
“As they played I felt in some ways my life flashing before my eyes, and a sense of God’s love, delight and purpose for me! It was very moving to also hear their impressions they felt while playing.”
“The beauty of the music, the accurate representation of my life so far had tears streaming down my face. There was even affirmation that my life has actually been really difficult, which was actually encouraging. The second part of my portrait was an invitation to dance…”
“Thank you so much for Margaret’s sound portrait. You may have been told that Margaret underwent neurosurgery in 2019, from which recovery has been quite slow; and also she recently suffered a really bad attack of covid, during which she was bedridden for a fortnight. I met Margaret as she came out of the sound portrait, and could tell immediately that she was changed, very much for the better; much more like her old self, and I am glad to say that the change has persisted. I believe everybody that day felt the presence of God…”.
Where are Crescendo sessions with “Play & Pray” taking place – also under the names Soundblessing and Soundportraits? For this see www.crescendo.org or crescendo-deutschland.de and soon on an own Play&Pray website.
Dieses TUNE IN setzt die Reihe über das Thema «Schönheit» fort.
Im letzten Text ging es um die perfekten Proportionen – gemäss der in der Antike aufkommenden Auffassung, dass das Schöne messbar und berechenbar ist. Dieses Konzept kann im Extremfall menschen- und lebensfeindliche Folgen haben.
Spricht die Bibel ähnlich über das «Schöne»? Nein, ganz anders, sagt der Alttestamentler Claus Westermann in seinem Aufsatz «Das Schöne im Alten Testament». Hier einige Gedanken im daraus.
«Da war keine Gestalt, die uns gefallen hätte»
Die Bibel berichtet davon, dass Gott rettet. Das ist das Zentrum der christlichen Botschaft. Das wichtigste Ereignis für die Juden ist der Exodus aus Ägypten. Für Christen bringt Jesus die Erlösung. Sein stellvertretendes Leiden und Sterben wird in Jesaja 53,2ff. vorausgesagt: «Er hatte keine Gestalt und Schönheit. Wir sahen ihn, aber da war keine Gestalt, die uns gefallen hätte.»
Das heisst: Wo wir von Gottes rettendem Handeln lesen, ist «Schönheit» kein Thema. Dies hängt damit zusammen, dass unsere Not und unsere Schuld nicht «schön» sind.
Gott will Schönes
Gott schenkt aber Leben und Segen. Man spricht von Gottes segnendem Handeln. Der Exodus endet im «schönen» Land. Nach dem Kreuz kommt die Auferstehung, und nach dieser Welt wartet auf uns das prächtige himmlische Jerusalem. Wo das Altes Testament von kommenden Segenszeiten spricht, ist sehr viel von Schönem die Rede (Genesis 49,11; Jesaja 58, 10+11; Jesaja 62, 2ff.) Aber auch das Königtum (Psalm 45,3) und die Gottesdienste sind Orte des Segens und deshalb schön. Und vor allem ist die Schöpfung in Gottes Augen schön. Wenn es heisst: «Und Gott sah, dass es gut war», so schwingt damit auch «schön» mit. Das hebräische Wort «tob» [sprich: tov] meint beides.
Schönheit in Gefahr
Dass im Wort «tob» beides mitschwingt, ist bedeutungsvoll. Schönheit, für sich allein genommen, ist «ethisch ambivalent…Das Schönsein des Geschaffenen wie auch das Schönsein des Menschen kann zum Heil wie zum Unheil sein.» (Westermann). Man denke nur an die Frucht des verbotenen Baums im Paradies, die «lieblich anzusehen und gut zu essen» war. Schönheit wurde zum Verhängnis. Schönheit soll sich also mit dem Guten verbinden!
Keine «l’art pour l’art»
So ist das biblische Denken auch weit entfernt von jedem «l’art pour l’art»-Konzept. Schönheit ist kein Selbstzweck, sondern immer «Schönheit für…», vor allem Schönheit für Gott: «Schön ist es, Gott zu loben» (Psalm 92,2). Oder Schönheit für andere Menschen: «Wie ein goldener Apfel in silberner Schale ist ein Wort, geredet zur rechten Zeit» (Sprüche 25,11).
Auch das Schöne, das Gott schafft ist da für die Menschen – und auch für die Tiere.
Polykleitos versus Bibel
Dies ist ein klarer Gegenakzent zum griechischen Schönheitsbegriff in der Tradition des Pythagoras und Polykleitos. Die Bibel interessiert sich nicht für möglichst perfekte Schönheit, sondern für Schönheit in einer guten Beziehung. Man könnte in Abwandlung des Buchtitels «Glaube als Begegnung» des Theologen Emil Brunner sagen: Schönheit in der Bibel ist «Schönheit als Begegnung».
In this TUNE IN we continue our series on the topic of «beauty».
In the last text, the subject was perfect proportion – according to the concept, established in antiquity, that the beautiful can be measured and calculated. Taken to extremes, this idea can lead to inhumanity and sterility.
Does the Bible say anything similar about the «beautiful»? No, quite the opposite, says the Old Testament scholar Claus Westermann in his essay «Das Schöne im Alten Testament» [«The beautiful in the Old Testament»]. Here are some of the thoughts presented there.
«There was no form there that might have pleased us»
The Bible tells us that God saves. That is the centre of the Christian message. The most important event for the Jews is the Exodus from Egypt. For Christians, it is Jesus who brings salvation. His substitutionary suffering and death is foretold in Isaiah 53:2ff.: «He had no form or majesty; we saw him, but there was no form there that might have pleased us.»
This means that, where we read about God’s saving intervention, the question of «beauty» is not raised. This is connected to the fact that our failings and guilt are not «beautiful».
God intends the beautiful
But God gives life and blessing. We speak about God’s acts of blessing. The Exodus leads to the «beautiful» land. After the Cross comes the Resurrection, and after this world the splendid Heavenly Jerusalem is waiting for us. Where the Old Testament speaks of coming times of blessing, there are many mentions of the beautiful (Genesis 49:11; Isaiah 58:10+11; Isaiah 62:2ff.) But the Kingdom (Psalm 45:2) and the gathering of worshippers are both likewise places of blessing and therefore beautiful.
And in God’s eyes it is, above all, Creation that is beautiful. Where we read, «And God saw that it was good», these words also resonate with «beautiful». The Hebrew word «tob» [pronounce: tov] has both meanings.
Beauty and danger
That both meanings resonate in the word «tob» is significant. Beauty, considered on its own, is «ethically ambivalent… Beauty in creation, like beauty in mankind, can equally be life-giving or destructive.» (Westermann). One need only think of the forbidden tree in Paradise, which which was «pleasing to the eye and good to eat». Beauty led to a fatal fall. So there is a need for beauty to be tied to goodness!
No to «l’art pour l’art»
Thus biblical thinking is far from any concept of «l’art pour l’art». Beauty does not exist as an end in itself, but rather as «beauty for…», above all beauty for God: «It is good/beautiful to praise the Lord.» (Psalm 92:2). Or beauty for other people: «A word spoken aptly is like apples of gold in settings of silver.» (Proverbs 25:11).
Likewise, the beauty that God creates is there for mankind – and also for the animals.
Polykleitos versus Bible
This is in clear contradistinction to the Greek concept of beauty in the tradition of Pythagoras and Polykleitos. The Bible is not interested in the most perfect beauty possible, but for beauty within a good relationship. Adapting the title of the book «Glaube als Begegnung» [«Faith as personal encounter»] by the theologian Emil Brunner, we can say that beauty in the Bible is «Beauty as personal encounter».
Text: Beat Rink / translation from German: Bill Buchanan
Dieses Glasfenster ist in einer kleinen, aus dem 13. Jahrhundert stammenden Kirche im schweizerischen Dorf Zuoz zu sehen. Zuoz liegt in den Bergen des Kantons Graubünden, nicht weit entfernt vom Jetset-Ort St.Moritz und von Davos, wo sich jedes Jahr die Mächtigen und Einflussreichen aller Länder auf dem WEF, dem World Economic Forum treffen. Doch trotz dieser geografischen Nähe liegen Welten zwischen jenen Hotspots und diesem Kirchlein. Das Glasfenster erzählt denn auch die Geschichte vom Jesuskind, das in einem Winkel der Weltgeschichte geboren wird.
Der Künstler ist der in Zuoz geborene Gian Casty (1914-1979).
In Schweizer Kirchen und öffentlichen Gebäuden hängen zahlreiche Werke von ihm.
Über viele Jahrzehnte hatte er sein Atelier im gleichen Haus (einem mittelalterlichen Klostergebäude), wo ich aufwuchs. Oft besuchte ich seine riesige Werkstatt und schaute ihm stundenlang zu, wie er farbige Glasscheiben seinen Entwürfen entsprechend zuschnitt, sie in Blei fasste und mit einer schwarzen Patina bemalte, um die hellen Töne zu brechen.
Casty blieb seinem Stil treu und fand sich problemlos damit ab, dass er nicht als „moderner“ Künstler galt und deshalb auch nicht im Rampenlicht der Kunstszene stand. Lieber konzentrierte er sich auf die Botschaft, die er weiterzugeben hatte. Auf seinem Tisch lag denn auch immer eine aufgeschlagene grosse Bibel.
Gian Casty war ein sehr humorvoller Mensch, und eigentlich zogen wir einander andauernd auf. Als ich eines Tages die Scheiben sah, die der Künstler für Zuoz herstellte (es waren insgesamt fünf) sagte ich ziemlich vorlaut:
„Aber wo sind die Farben? Das ist doch langweilig!“
„Nein, das muss eben so sein!“, meinte Casty trocken.
Ja, das musste so sein!
Heute verstehe ich, weshalb diese Scheibe so schlicht ist – und keineswegs langweilig. Sie lädt uns ein, vor dem Wunder der Menschwerdung Gottes mitten im Weihnachtstrubel still zu werden. Nichts, gar nichts deutet darauf hin, dass dieses Kind unser Erlöser ist. – ausser vielleicht der Stern, der es in diese Welt hinein zu schicken scheint und mit einem Strahl das Kind berührt. Die Welt der Mächtigen und Einflussreichen ist weit weg. Aber hier findet das grösste Ereignis der Weltgeschichte statt.
Gesegnete Weihnachten!
Text: Beat Rink
This stained-glass window can be seen in a church dating from the 13th century in the Swiss village Zuoz. Zuoz is located in the mountains of the Canton Graubünden, not far from the jetset resort St. Moritz and from Davos, where the powerful and influential from every country meet annually at the World Economic Forum. Yet, despite this geographical proximity, such hotspots and this little church are worlds apart. And then, furthermore, the window tells the story of the Jesus child, born in a little corner of world history.
The artist, Gian Casty (1914-1979), was born in Zuoz.
Numerous works by him hang in Swiss churches and public buildings.
Over many decades, his studio was in the same building (part of a mediaeval monastery) where I grew up. I often visited his expansive workshop and spent hours watching the artist cutting pieces of coloured glass to match his sketches, after which he set them in lead and covered them with a dark patina which took the edge off the brighter tones.
He remained faithful to his style and had no difficulty coming to terms with the fact that he was not considered a “modern” artist and was therefore not in the spotlight of the art scene. He preferred to concentrate on the message which it was his task to communicate. Correspondingly, a large Bible lay open on his table.
Gian Casty was a very humorous person, and in fact we constantly provoked each other. One day, when I saw the glass pieces which the artist was putting together for Zuoz (five pieces in total), I was quite precocious and asked, “But where are the colours? This is obviously boring!”
“No, that’s exactly how it has to be!”, Casty replied dryly.
Yes, it had to be that way!
Today I understand why this window is so plain – and in no sense boring at all. It invites us to become quiet as, in the middle of all the Christmas rush, we focus on the miracle of the incarnation of God. Nothing in the picture, nothing at all, suggests that this child is our saviour – unless perhaps the star that seems to send the child into this world and touches it with one of his beams.
The world of the powerful and influential is far away. But it is here that the greatest event in world history takes place.
A blessed Christmas!
Text: Beat Rink / translation from German: Bill Buchanan
Artheon. Gesellschaft für Gegenwartskunst und Kirche lobt für das Jahr 2025 einen Kunstpreis für innovative Kunstprojekte im öffentlichen Raum zum Thema „Religion“ aus. Der/die Preisträger*in wird im Rahmen eines offenen, nicht anonymen Wettbewerbs ermittelt. Der Preis ist mit 5.000 € dotiert.
Was ist der Artheon.Kunstpreis?
Die 1992 gegründete Gesellschaft hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Dialog zwischen zeitgenössischer Kunst und Kirche zu fördern. Sie vergibt seit 1996 den Artheon.Kunstpreis. Mit ihm werden Projekte unterstützt und publik gemacht, die exemplarisch sind für einen Dialog zwischen Gegenwartskunst, Kirche und Theologie und die im künstlerischen Prozess neue Sichtweisen und Fragestellungen eröffnen.
Wofür wird der Artheon.Kunstpreis vergeben?
Ausgezeichnet werden temporäre oder dauerhafte Kunstprojekte im öffentlichen Raum (alle Sparten der Bildenden Kunst, Performance, Klanginstallation), die das Thema „Religion“ (christlich, ökumenisch oder interreligiös) berühren und im Zeitraum 2022-2025 umgesetzt wurden oder vor der gesicherten Realisierung in 2025 stehen. In jedem Fall muss das Projekt ausfinanziert sein.
Zum öffentlichen Raum gehören kostenfrei zugängliche Straßen, Plätze, Parks, Grünanlagen, Verkehrsinseln, Gewässer. Kirchhöfe und -gärten, Friedhöfe, Gedenkstätten u.a.
Ausgeschlossen sind temporäre oder dauerhafte Arbeiten in Kircheninnenräumen.
Wer ist teilnahmeberechtigt?
Teilnahmeberechtigt sind Künstler*innen und evtl. kooperierenden Kirchengemeinden oder kirchliche Institutionen. Im Falle von Kooperationen wird der Preis aufgeteilt: Künstler*innen 4000 €, Kooperationspartner*in 1000 €.
Was ist wo einzureichen?
Einzureichen sind:
• Eine Dokumentation in Text (max. zwei DIN A4-Seiten) und Bild (max. zehn Abbildungen oder ein Kurzvideo von max. 2 min Länge).
• Eine Erklärung, dass das Projekt ausfinanziert ist bzw. wann es in 2025 verbindlich stattfindet.
• Das ausgefüllte Anmeldeblatt. Dieses Formular kann online unter www.artheon.de/kunstpreis heruntergeladen werden.
Alle Unterlagen sind zusammen bis zum 31. März 2025 einzureichen.
Die/Der Künstler*in muss deutlich kenntlich gemacht werden. Die Bewerbung muss digital (Dropbox oder anderer Cloudserver) eingereicht werden an: info@artheon.de.
Dieses TUNE IN steht in einer neuen Reihe zum Thema Schönheit und anderen ästhetischen Fragen. Den Anfang machte ein Text von Johannes Hartl (Tune In 424).
Schön = harmonisch
Wie hat man in der Antike über Schönheit nachgedacht? Eine Konstante (allerdings nicht die einzige!) war der Versuch, Schönheit als vollkommene Harmonie zu verstehen, zum Beispiel mit mathematischen Formeln. Der «goldene Schnitt» (die proportio divina „göttliche Proportion“) hat seinen Ursprung in der Antike. Die richtigen Proportionen erzeugen Harmonie und Schönheit. Harmonie muss in sich die Gegensätze vereinen können (die Tochter des Kriegsgottes Ares und der Aphrodite hiess Harmonia!). Der menschliche Körper ist völlig harmonisch gebaut. Auch die griechische Tempelarchitektur folgte mathematisch-ästhetischen Prinzipien und konnte deshalb der Sitz der Götter sein. Die menschliche Vernunft trägt in sich dieselbe Struktur und empfindet deshalb das Harmonische als «schön».
Davon sprachen schon früh der Philosoph und Mathematiker Pythagoras ( 570 – ca. 510 v.Christus) und der berühmte Bildhauer Polyklet (5./4.Jh Chr). Davon wusste auch der etwas später lebende Maler Zeuxis.
Wie malt man Fake-Bilder?
Zeuxis war berühmt für seine Fake-Bilder. Er lag im Wettstreit mit dem Kollegen Parrhasios und beeindruckte diesen, als er einmal Trauben malte, an denen die Vögel pickten. Parrhasion gewann jedoch den Wettstreit, indem er einen Vorhang malte, den Zeuxis beiseite schieben wollte.
Wie malt man Helena von Troja?
Zeuxis wurde einmal beauftragt, für den Tempel in einer süditalienischen Stadt die schöne Helena von Troja zu malen. So sagt es jedenfalls eine Anekdote. Aber wie malt man die schönste Frau der Welt? Zeuxis hatte eine «moderne» Idee: Er lud die anmutigsten jungen Frauen zu sich ins Atelier und malte von jeder die schönste Partie. Die daraus entstehende Helena muss so perfekt gewesen sein, dass immer mehr Leute das Bild sehen wollten und Zeuxis daraufhin Eintrittsgeld verlangte.
Schönheit nach Chatgpt
Gibt man Chatgpt den Auftrag, die schönste Frau der Welt zu malen, wird er gleich verfahren. Das Resultat sieht dann so aus wie im Bild oben. Aber Hand aufs Herz: Ist das wirklich anziehend? Man kann dieselbe Frage auch an die Schönheitschirurgie stellen, die Wünsche nach idealen Massen erfüllt. Obwohl das Bild des Zeuxis für Furore sorgte, muss man fragen: Ist anziehende Schönheit wirklich dasselbe wie mathematisch messbare Harmonie oder Symmetrie, – einmal ganz abgesehen davon, dass verschiedene Kulturen verschiedene Schönheitsnormen und -Masse kennen?
Opfer der Schönheit
Die Zeuxis-Helena-Anekdote wurde verschiedentlich gemalt. So im Schicksalsjahr 1789 von François-André Vincent. Auf dem Bild sieht man eine Frau im Vordergrund, die schluchzend zusammenbricht, weil sie offenbar nicht schön genug war – oder eben nur teilweise schön. Auch auf einem 70 Jahre später entstandenen Bild von Victor-Louis Mottez sieht man eine schluchzende Frau. Die Modelle von Zeuxis sind also Opfer des Schönheitswahns.
Und wir?
Eine persönliche Frage: Wie gehen wir selber damit um, dass wir gewissen «mathematischen» Idealvorstellungen nicht genügen – vielleicht seit der Schule, wo unsere Noten zu schlecht waren? Oder dann, wenn wir in den Spiegel blicken? Oder dann, wenn wir unsere Kunst mit der anderer vergleichen? Oder dann, wenn wir merken: Andere kommen mit ihrer charismatischen Sozialkompetenz besser an als ich introvertierter Mensch?
Oder dann, wenn wir den Charakter oder gar das geistliche Leben mit dem anderer vergleichen und uns eingestehen müssen: ich bin nicht so gut!?
Schönheit nach David
«Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele».
Das ist die biblische Antwort nach David im Psalm 139,14. so können wir etwa beten: «Du Gott, hast mich wunderbar gemacht, und ich bin trotz nein: gerade mit meinen Mängeln unvergleichlich «schön» und geliebt. Das perfekte, mathematisch Schöne ist ohnehin leblos, langweilig und der Schönheitswahn ist unbarmherzig. Ich habe äussere und innere Fehler. Aber die machen mich in deinen Augen nicht weniger schön. Hilf mir nun, auch mich selbst so zu sehen!»
Der Tod des Zeuxis
Zeuxis hat sich totgelacht, als er eine hässliche Frau malen sollte. So sagt es die Geschichte. Und die Geschichte ist sehr weise: Der unbarmherzige Perfektionswahn ist auch für den zerstörerisch, der ihm selber nacheifert.
Rembrandt als Zeuxis
In einem seiner letzten Bilder (1663) malte Rembrandt sich selbst als Zeuxis. Warum? Lacht er über die Fehlerhaftigkeit seiner Klienten, seiner Betrachter oder der ganzen Welt? Oder «nur» über das hässliche Gesicht im Hintergrund? Er weiss allerdings, dass er an diesem Lachen selber sterben wird. Zuerst malte sich Rembrandt nur lächelnd, wie Röntgenaufnahmen zeigen. Vielleicht steckt im Bild eine selbstkritische Botschaft: Wenn ich andere lächerlich mache, gehe ich daran selber zugrunde. Es ist kaum anzunehmen, dass der tiefgläubige Maler so vieler biblischer Szenen es anders gemeint haben könnte.
Text: Beat Rink
OUR FATHER OF AN ARTIST (LANGUAGE: LITHUANIAN WITH EN SUBTITLES)
This TUNE IN continues the reflections on the subject of beauty and other aesthetic questions. The first of these texts was by Johannes Hartl (Tune In 424).
Beautiful = harmonious
How did people think about beauty in antiquity? One constant feature (certainly not the only one!) was the attempt to understand beauty as perfect harmony, for example in terms of mathematical formulae.
The «golden section» (the proportio divina, the «divine proportion») has its origins in antiquity. The correct proportions produce harmony and beauty.
Harmony has to be capable of uniting opposites in itself (the daughter of Ares, the god of war, and Aphrodite was called Harmonia!).
The form of the human body is completely harmonious. Greek temple architecture, likewise, conformed with the principles of mathematical aesthetics and could therefore become the dwelling of the gods. Human reason contains within itself the same structure and therefore experiences the harmonious as «beautiful».Such things were already being discussed by the philosopher and mathematician Pythagoras (570 – c. 510 B.C.) and the famous sculptor Polykleitos (c. 480-c.400 B.C). These ideas were also familiar to the painter Zeuxis (5/4th cenury B.C.).
How does one paint deceptive pictures?
Zeuxis was famous for his deceptive pictures. He competed with his colleague Parrhasius, whom he impressed at one point by painting grapes that birds tried to pick at. Parrhasius won the competition, however, when he painted a curtain which Zeuxis attempted to pull aside.
How does one paint Helen of Troy?
Zeuxis once received a commission for a painting of the beautiful Helen of Troy for a temple in southern Italy, or so, at least, an anecdote tells us. But how does one paint the most beautiful woman in the world?
Zeuxis had a «modern» idea: he invited the most stunning young ladies into his studio and painted the most beautiful parts of each one. The resulting “Helen” was apparently so perfect that ever-increasing numbers of people wanted to see the picture, in response to which Zeuxis started to demand an entrance charge.
Beauty according to Chatgpt
Anyone giving Chatgpt the task of painting the most beautiful woman in the world will have the same experience. The result is like the picture you see below. But, being completely truthful, is this really attractive? The same question arises with cosmetic surgery, which satisfies wishes for perfect proportions.
Although the picture by Zeuxis caused such a sensation, we still have to find an answer as to whether attractive beauty is really the same thing as mathematically measurable harmony or symmetry – without even considering the fact that different cultures have different norms for beauty and proportion.
Victims of beauty
The anecdote of Zeuxis’ Helen has been portrayed at various times. In 1789, no less, François-André Vincent made a painting this kind. In the foreground, one sees a woman breaking down and sobbing because she was apparently not beautiful enough – or, as in our story, only parts of her were beautiful. In a picture produced 70 years later by Victor-Louis Mottez, a likewise sobbing woman is seen. The models used by Zeuxis therefore victims of a beauty craze.
And what about us?
To ask a personal question: How do we personally deal with the fact that we do not fulfil certain «mathematical» ideals – beginning perhaps with our schooldays, where our marks were not good enough? Or perhaps when we catch a glimpse of ourselves in the mirror? Or when we compare our art with that of others? Or when we notice that others with charismatic social competences make a better impression than an introverted person such as myself? Or when we compare our character or even our spiritual life with those of others and have to admit to ourselves that we do not reach their standards?
Beauty according to David
«I praise you because I am fearfully and wonderfully made; your works are wonderful, my soul knows that full well.»
This is the biblical response according to David in Psalm 139,14. Please take the time to pray through this slowly:
«You, O God, have made me wonderfully, and I am, despite: – no, precisely with my deficits, incomparably «beautiful» and am loved. Perfect, mathematical beauty is lifeless anyway, and the beauty craze is merciless. I have visible and invisible failings. But, in your eyes, these do not make me less beautiful. Now help me so that I too can see myself this way!»
The death of Zeuxis
When he was commissioned once to paint an ugly woman, Zeuxis laughed so much that he died. This is what history tells us. And history is very wise: the merciless craze for beauty is destructive even for the person who strives to reach it himself.
Rembrandt as Zeuxis
In one of his last pictures (1663), Rembrandt painted himself as Zeuxis. Why? Is he laughing at the imperfection of his clients, his public, or the whole world? Or «only» at the ugly face in the background? He is aware, however, that he himself will die as a result of this laughter. X-ray pictures show us that Rembrandt initially painted himself only as smiling.
Perhaps there is a self-critical message in this picture: If I make others laughable, this will be what brings about my own end as well. It is hardly imaginable that this painter of such a number of biblical scenes, with his deep faith, could have meant this any other way.
Text: Beat Rink, translation from German: Bill Buchanan
OUR FATHER OF AN ARTIST (LANGUAGE: LITHUANIAN WITH EN SUBTITLES)
“The ‘Our Father’ of an artist” is a meditative prayer that is best read slowly. We are helped in this by a film realisation by the Lithuanian artist Dominyka Čiplytė Bak. It was recently shown at a conference of the important network of ARTS+ in Vilnius, which we co-organized.
At the moment, there is only a Lithuanian version, although with English subtitles. This is not entirely a disadvantage. For the beautiful Lithuanian language slows down our reception rate a little further, which further assists the gradual absorption of (and praying along with) the text.
Dominyka Čiplytė Bak wrote the following regarding the creation of the film:
«I am looking for a cinematic idea…
From filming my husband with the painter’s beret walking down the abandoned railway track…. to breaking a mirror so that I could film a distorted image of a rose… From going through my private video archives scattered among the several hard-drives to creating body movement performances in my head ———- I couldn’t find a visual key to a wonderful prayer “Our Father of an Artist” that was written by Beat Rink.
What could visually connect these 10 little prayers,
what could be an axis for them all? The key was hard to find.
I believe that the biggest enemy for art made by Christians is the usage of language. Language of words, sounds and images. A usage of symbols.
Lithuanian philosopher Arvydas Šliogeris writes about how language controls and restricts experiences, how language imprisons God.
Yet I also believe that the new forms of language are necessary for an art creation…
…especially when we touch an experience of faith! However, it is very hard to escape Christian language and open up the new dimensions of faith through art. This language was reproduced so many times in different ways in our culture. These prayer videos are not the artworks, they are the doors for an artist’s devotion, made by exploring the path most detached way from Christian imagery…… for the prayer to breathe.
After my son was born, I was walking in one of the parks in Copenhagen.
I crossed the park bridge and turned towards the statue of Joan of Arc. I sipped my coffee, looked up —— a construction crane jutting out from among the city’s architecture beyond the fence, mingling with the widely twisted branches of a naked tree on the park side. A warming wave of thought wafted into me, instantly transporting oxygen through the cells of my body. After a long, exhausting search to find a visual form for prayer texts, I knew I would start filming here. I continued to film the parks with a newborn baby on my chest.
«So here it goes…
A series of ten videos invites you to immerse yourself in the unusual form of the “Our Father” prayer, spoken by the artist. An imperfect artist, hesitating, faltering or always disappointed, but sincerely longing for the closeness of the beloved Father and the fulfilment of His will in his life.
Each prayer is accompanied by a walk in one of Copenhagen’s parks.
They reveal a wide field of symbols, from the Garden of Gethsemane to the reflection of the Garden of Eden in man-made civilization.
It is also a place beloved of the greatest thinkers, whose thoughts were often born during similar walks in the parks (the Danish philosopher and theologian Søren Kierkegaard being one of the most prominent examples). Parks are places of prayer and reflection; after all, they are found near or even inside every major monastery, and they are the breath of busy and rushing cities. Signs of nature and the city, sculptures and graffiti-covered pruned trees, bridges, water, birds, dropped rubbish…
Metaphors open up and the text of the prayer begins to find its own space.»
“Das Vater Unser eines Künstlers” ist ein meditatives Gebet, das langsam gelesen sein will. Dazu verhilft die filmische Umsetzung durch die litauische Künstlerin Dominyka Čiplytė Bak, die kürzlich bei einer Konferenz des wichtigen Kunst-Netzwerks von ARTS+ in Vilnius gezeigt wurde, welche Crescendo mit-organisierte.
Vorerst gibt es nur eine litauische, jedoch englisch untertitelte Fassung. Dies ist nur bedingt ein Nachteil. Denn die schöne litauische Sprache bremst die Rezeptionsgeschwindigkeit um ein Weiteres, was dem langsamen Aufnehmen (und Mitbeten) des Textes zusätzlich zugute kommt.
Dominyka Čiplytė Bak schreibt zur die Entstehung des Films:
«Ich bin auf der Suche nach einer Filmsequenz…
Hier steht mein Mann mit einer Malermütze auf einem verlassenen Bahngleis…. Dort zerbricht ein Spiegel, der das Bild einer Rose verzerrt … Dann durchforste ich meine privaten Videoarchive, die auf mehreren Festplatten verstreut sind… Schliesslich gibt es da eine bewegte Körper-Performance in meinem Kopf. Doch vergeblich: In all dem finde ich immer noch keinen visuellen Schlüssel zu diesem wundervollen Gebet „Vater Unser eines Künstlers».
Wie kann man diese 10 kleinen Gebete visuell miteinander verknüpfen?
Welche verbindende Achse lässt sich finden? Der Schlüssel dazu ist schwer zu finden. Ich glaube, der größte Feind der christlichen Kunst ist die Sprache, derer wir uns bedienen. Ich meine damit die Sprache der Worte sowie der Töne und Bilder. Und ich meine auch unseren Umgang mit Symbolen. Der litauische Philosoph Arvydas Šliogeris legt dar, wie sehr Sprache Erfahrungen kontrolliert und einschränkt. Und wie Sprache Gott gefangen hält.
Ich glaube aber auch, dass künstlerische Schöpfungen neue Form-Sprachen brauchen…
… besonders wenn es um Glaubenserfahrungen geht. Nur ist es sehr schwer, der christlichen Sprache (sie wurde in unserer Kultur so oft in unterschiedlichster Weise reproduziert) zu entkommen und mit Kunst neue Dimensionen des Glaubens zu erschließen. Diese Gebetsvideos sind keine Kunstwerke. Sie wollen aber Türen zur persönlichen Andachtszeit eines Künstlers hin öffnen. Ihre Bildsprache hat sich allerdings von der christlichen Ikonografie weit entfernt…das Gebet soll eben atmen können.
Nach der Geburt meines Sohnes ging ich einmal in einem Park in Kopenhagen spazieren…
Ich überquerte die Parkbrücke und ging hinüber zur Statue von Jeanne d’Arc. Ich nippte an meinem Kaffee und schaute auf – und da sah ich einen Baukran, der jenseits eines Zauns aus der Architektur der Stadt hervorragte und sich in den weit verzweigten Ästen eines nackten Baumes verfing, der auf der anderen Seite des Parks stand. Eine warme Welle von Gedanken durchströmte mich, und mir war, als versorgte er jede Zelle meines Körpers mit Sauerstoff. Ich hatte so lange und angestrengt nach einer visuellen Form für diese Gebetstexte gesucht, und nun wusste ich auf einmal, wo mit dem Filmen beginnen. Mit einem neugeborenen Baby auf der Brust filmte ich weitere Parks.
Und hier kommt das Resultat:
Es ist eine Serie von zehn Videos, die dazu einlädt, in die ungewöhnliche Form dieses „Vaterunser“-Gebets einzutauchen. Es ist die Stimme eines Künstlers, die spricht, – eines unvollkommenen Künstlers. Er wirkt zögerlich und unsicher oder dann irgendwie immer wieder enttäuscht. Aber zugleich sehnt er sich inständig nach der Nähe seines geliebten himmlischen Vaters. Und er möchte, dass sich in seinem Leben Sein Wille erfüllen möge.
Jedes Gebet wird von einem Spaziergang begleitet, den ich durch einen der vielen Parks in Kopenhagen machte.
Parks sind symbolträchtig. Man denke an den Garten von Gethsemane oder an den Garten Eden, der in der menschlichen Zivilisation so viel Resonanz gefunden hat. Viele der größten Denker liebten Parks. Auf ganz ähnlichen Spaziergängen fielen ihnen neue Gedanken ein; der dänische Philosoph und Theologe Søren Kierkegaard ist nur eines der prominentesten Beispiele. Parks sind Orte des Gebets und der Besinnung. Deshalb findet man sie in Klosteranlagen und oft sogar in der Mitte eines Klostergebäudes. Parks sind die Lungen der geschäftigen und stresserfüllten Städte. Sie verkörpern die Natur, doch mit ihren Skulpturen, mit ihren Graffiti-besprühten, gestutzten Bäumen, mit ihren Brücken, Wasserflächen, Vögeln und all dem liegengebliebenen Müll tragen sie zugleich die Spuren der Stadt…
Dies Alles evoziert Metaphern, und der Text des Gebetes nimmt seinen Raum ein…»
Die Jury von ARTS+, des Schweizer Netzwerks christlicher Kunstinitiativen, hatte sich für Jonathan und Stefanie Müller-Suhner entschieden, die für ihr beeindruckendes Engagement als Live-Musiker und speziell für ihre 2023 erschienene EP „Two and the Sun“ (dies ist zugleich der Name ihres Duos) ausgezeichnet wurden. In einem kleinen Konzert des Künstler-Ehepaars sowie in der bewegten Dankesrede wurde deutlich, dass die lebensfrohen und zugleich tiefsinnigen Lieder, die es immer wieder in die Schweizer Charts schaffen, in ihrem Glauben wurzeln. www.twoandthesun.com
Der mit CHF 500.- dotierter Förderpreis von ARTS+ ging an Chris Hess (Text) und Rebecca Gugger (Illustrationen) für ihr Kinderbuch “Archibelle und das Geheimnis der Einzigartigkeit“ (Baeschlin-Verlag 2023). www.chrishess.ch
Foto: Patric Spahni
Die Preisverleihung fand in einem Berner Kellertheater statt. Gesponsert wurden die Preise von: 4accord und BMTMägert G&C Bautechnik. Zum Programm gehörte auch ein Vortrag zum Thema «Hoffnung» des Zukunftsforschers Dr. Andreas Krafft. Der Anlass bot Gelegenheit zum regen Austausch unter professionellen Kunstschaffenden. Video
Herzliche Einladung an alle ARTS+ Mitglieder, befreundete Kunstschaffende und Partner
ANMELDUNG bis 4.11.24
Deine rechtzeitige Anmeldung hilft uns bei der Planung des Apéros!
In Tune In No. 424, Dr. Johannes Hartl wrote on the subject of «beauty». Here, and in upcoming numbers, we want to discuss further aesthetic questions. We open the series with a longer than usual text. Because the matter is complex, I saw no shorter way of doing it.
Mary giving birth – and beheaded!
In the cathedral in the Austrian town of Linz, you can currently see a small sculpture by Esther Strauss. This shows Maria at the moment of giving birth. The work provoked outrage around the world. Now someone has knocked Mary’s head off. Following that, the work has been placed in an unlit and inaccessible room.
The artistic action had undoubtedly offended the religious sensibilities of the public – less stark, but somehow comparable with the queer Last Supper seen at the opening of the Olympic Games in Paris. How do we Christians typically respond to art which intends to shock and provoke religious feelings? Perhaps we can then deduce generally valid insights into the question of «artistic provocation». A first statement:
«Crowning»
In Linz, Christian iconography is blown apart. Normally, Mary is portrayed as a sublime and delicate person. But now, although she bears a halo, she appears entirely of this world, even coarse. In the history of art, there have been many depictions of the «Crowning» of Mary in heaven. But now «Crowning» is applied to the moment at which the head of a child appears in the cervix. Esther Strauss plays with the double meaning of the word, and by that alone completely breaks with iconographic tradition.
Provocative art deliberately throws previous (church) iconography overboard.
Theologically correct!
Theologically, it is of course true that Mary was not simply some heavenly being. Even Jesus was simultaneously «truly God» and «truly man». The argumentation of the proponents takes up this thought and extends it: if something as physical and cruel as the Crucifixion can be shown, why should it be forbidden to show the material and aesthetically equally unattractive process of the birth of Jesus? From the point of view of so-called theological dogmatics, there is no objection to be made against this.
Provocative (church-)art is theologically not necessarily wrong.
Theologically important?
Being theologically correct does not necessarily mean theologically important. The moment when Jesus leaves the womb is of no importance for the church. Or does this sculpture in fact, by representing such an inconsequential scene on this earth, has to bring out, as if by a back door, a genuinely important theological truth into the light of day, similar to the way in which Salvador Dali’s painting of Mary disciplining Jesus seeks to show mother and son as «wholly human»? Provocative (church) art can indeed point out a forgotten truth. In the opinion of Theodor W. Adorno, art must, for the sake of truth, shock us. Fundamentally, no objection can be made to artistic provocation for the sake of finding truth. Art can of course be provocative, there is no doubt about that! Yet – again:
Theologically correct does not necessarily mean theologically important.
Art that provokes vs. art aiming to provoke
In my opinion, there is a fine difference between unconsciously provocative art and art which sets out to provoke. With his Razumovsky Quartets, Beethoven had no intention of provoking, but nevertheless caused outrage. Nor were the Impressionists seeking to provoke. Nor was Stravinsky with his «Sacre du Printemps», etc., etc. But there is, of course, also art which deliberately intends to provoke in an aggressive way. This, too, is not fundamentally a bad thing. But one thing is certainly true:
There is something aggressive about intentionally provocative art.
(Church-)bashing
With her sculpture, Esther Strauss faced criticism from within the church. Her reaction: “The intolerance, backwardness and unenlightened thinking in the Catholic Church are appalling.” So now the enemy has been identified. This is questionable: it is precisely the Catholic Church that is exhibiting the work. Some prominent church representatives even spoke out positively about it. But the bogeyman is defined: church = intolerant = backward.
Provocative (church) art likes to hit out at bogeymen.
Impervious to criticism
In the artist’s view, anyone who criticises this work is obviously intolerant and backward. But in that we see intolerance in pure form.
– At the same time, those who willingly allow themselves to be provoked or shocked are precisely those who take art seriously. This phenomenon is pointed out by the art philosopher Konrad Paul Liessmann in his book «Ästhetische Empfindungen» («Aesthetic Sensibility»): anyone wishing to be considered an art connoisseur cannot allow himself to be provoked or show that he is shocked. Anyone displaying shock is regarded as a ‘Philistine’. But many ‘Philistines’ are «shocked because they have a very precise knowledge of what art is.» (Liessmann)
Art aiming to provoke is often impervious to criticism and intolerant.
Looking for scandal!
Quite clearly, the artist was looking for scandal, although now she is expressing indignation over the reactions. It is of course totally unacceptable that someone knocked Mary’s head off! But is the artwork only the victim? To quote a church representatives responsible for the exhibition: “We were aware that, with this installation, we would also evoke discussion. If we have offended the religious feelings of people with this, we are sorry…” This is an implausible excuse, similar to those often heard on the borderline to blasphemy. A statement like this might have been more honest: «Yes, we wanted to be provocative and to hurt religious feelings. We do not apologise for this. Because we were looking for confrontation, we are not simply the victim.»
Art aiming to provoke is looking for scandal, but likes to adopt the role of the victim.
Crossing boundaries
Why did the sculpture trigger a scandal? Art which intends to shock tears down conventional boundaries. This can be, for example, the boundary between «living environment» and «aesthetics», Liessmann writes. Everyday objects, such as the urinal by Marcel Duchamp, become art as soon as they are placed in a gallery. This can be appealing, but has to be ready to face one question: «Is this really (good) art?»
It is even more dramatic when the boundary lies between public life and what normally remains secluded. An example: the theatre in Zurich recently had a real (!) copulation scene on stage. «No-one is forced to buy a ticket!» was the argument used to silence even the first stirrings of any criticism.
Art aiming to provoke often violently tears down conventional boundaries, including good-ones.
Unfiltered reality
Boundaries fall when the intimate is dragged unfiltered into the light of public art. «Unfiltered»: good art is a subtle filter! Michelangelo’s David is filtered, because it is artistically formed nudity. This was not clear to that private school in Philadelphia which sacked a teacher for showing Michelangelo’s «David» to her pupils. And, conversely, Melania Trump does not recognise the difference between art and reality when she justifies her earlier nude photos by pointing out that art, too, shows a lot of naked skin.
In an interview, Esther Strauss said, «Currently there are increasing numbers of women who decide to have birth photographers accompanying their birth process.» So that is what she is taking her orientation from! Not a word about artistic «filtering». Not a word about the shame boundary between «intimate» and public life. Where «aesthetic filters» are removed, art rapidly becomes pornographic. Or it gives rise to revulsion and disgust, like shock art, which shows unfiltered violence and horror scenes. Disgust can of course also be an artistic programme!
Art aiming to provoke often arouses revulsion and disgust by showing intimate activities and horror scenes «unfiltered».
Patriarchal voyeurism
Esther Strauss says, «If, as a female performance artist, one performs naked or shows photos of one’s own naked body, one of the goals is to develop images which can be used in defending oneself against a patriarchally and misogynistically oriented voyeurism.» The sculpture of Mary thus demolishes boundaries set by the patriarchy. And who could be more patriarchal than the Catholic Church?
Art aiming to provoke often follows a programme with a particular worldview, a particular political or ideological basis.
Harming faith
The figure of Mary giving birth denies the boundary between the public (artistic) space and the church. In an art gallery, the sculpture would hardly cause offence. For in a gallery the visitors come already prepared mentally to be bemused, challenged and provoked. Despite that, this sculpture remains somehow confusing, which is why, interestingly, no newspaper has shown Mary from the front.
Visitors to a church are seeking contemplation. Likewise, the Cross, no matter how shocking the scene, is a place of contemplation and worship. But who would ever think of praying in front of this «Crowning» scene as they would in front of the cross or the nativity scene?
Of course, this disregard for the context is an intentional attack – not only on «religious feelings», but indeed on the practice of faith – especially contemplation. Now the sculpture by Esther Strauss was set up in a seprate room, in a heavily visited church exhibition space, so to speak. This makes the violation of the border less serious. But it could still be seen as a violation of the context of the church.
In any case, it should be noted that what is correct from the point of view of theological dogmatics can be completely wrong from a practical-theological point of view (including liturgical and pastoral aspects).
Art aiming to provoke “plays” with the context in which it is exhibited. In the church, it often becomes a disruption of religious practice.
Are these observations right or wrong? Feedback is welcome! (info@crescendo.org)
Text: Beat Rink / Translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
Im Tune In Nr.424 hat Dr. Johannes Hartl über das Thema «Schönheit» geschrieben. Hier und in kommenden Ausgaben wollen wir weitere ästhetische Fragen diskutieren. Zum Auftakt ein längerer Text. Weil das Thema komplex ist, konnte ich mich nicht kürzer fassen.
Die gebärende Maria – geköpft
Im Dom des österreichischen Linz steht zur Zeit eine kleine Skulptur der Künstlerin Esther Strauss. Sie zeigt Maria im Moment des Gebärens. Das Werk provozierte weltweite Empörung. Jetzt schlug jemand Maria den Kopf ab. Seither steht das Werk in einem abgedunkelten und unzugänglichen Raum. Die Kunstaktion verletzte zweifellos die religiösen Gefühle des Publikums – weniger stark, aber irgendwie vergleichbar mit der queeren Abendmahlszene bei der Eröffnung der Olympischen Spiele in Paris. Wie können wir das einordnen? Wir gehen wir Christen überhaupt mit Kunst um, die schockieren und religiöse Gefühle provozieren will? Vielleicht lassen sich aus diesem speziellen Fall allgemeingültige Einsichten zum Thema «künstlerische Provokation» ableiten.
«Crowning»
Die christliche Ikonografie wird in Linz gesprengt. Maria wird sonst immer als sublimes, zartes Wesen dargestellt. Doch jetzt wirkt sie, obwohl sie einen Heiligenschein trägt, ganz irdisch und beinahe grob. In der Kunstgeschichte wird auch oft die Krönung Marias im Himmel gezeigt: ihre «Crowning». «Crowning» wird nun auch jener Moment genannt, in dem der Kopf eines Kindes im Muttermund sichtbar wird. Esther Strauss spielt mit der doppelten Wortbedeutung und lässt dadurch die ikonografische Tradition erst recht weit hinter sich.
Provozierende Kunst wirft bisherige (kirchliche) Ikonografie bewusst über Bord.
Theologisch richtig!
Theologisch ist natürlich richtig, dass Maria nicht einfach ein himmlisches Wesen war. Sogar Jesus war «wahrer Gott» und zugleich «wahrer Mensch». Die Argumentation der Befürworter nimmt diesen Gedanken auf und führt ihn weiter: Wenn so etwas Irdisches und Grausames wie die Kreuzigung gezeigt werden darf: Warum soll man dann den irdischen und ästhetisch ebenso unschönen Vorgang der Geburt von Jesus nicht zeigen dürfen? Auch dagegen ist vonseiten der sog. theologischen Dogmatik nichts einzuwenden.
Provokative (Kirchen-)Kunst ist theologisch nicht unbedingt falsch.
Theologisch wichtig?
Was theologisch richtig ist, ist deshalb theologisch nicht unbedingt wichtig. Der Moment, wo Jesus aus dem Mutterleib kommt, ist für die Kirche bedeutungslos. Oder muss die Skulptur, indem es eine so diesseitige Szene darstellt, vielleicht doch gerade eine wichtige theologische Wahrheit sozusagen durch die Hintertür ans Licht bringen – ähnlich wie Salvador Dalís Bild von Maria, die Jesus züchtigt, dies zeigen will: Mutter und Sohn sind «ganz Mensch»? Provokative (Kirchen-)Kunst kann tatsächlich eine vergessene Wahrheit aufzeigen. Um der Wahrheit willen muss Kunst schockieren, meinte Theodor W. Adorno. Grundsätzlich ist nichts gegen künstlerische Provokation im Zeichen der Wahrheitsfindung einzuwenden. Kunst darf provokativ sein, keine Frage! Aber, noch einmal:
Was theologisch richtig ist, ist noch nicht unbedingt theologisch wichtig.
Provokative vs. bewusst provozierende Kunst
Ich denke, es gibt einen feinen Unterschied zwischen unbewusst provokativer und bewusst provozierender Kunst. Beethoven wollte mit seinen Rasumowsky-Quartetten nicht provozieren, löste aber entrüstete Reaktionen aus. Auch den Impressionisten ging es nicht ums Provozieren. Auch Strawinsky mit «Sacre du Printemps» nicht, usw. usw. Aber natürlich gibt es auch Kunst, die absichtlich auf aggressive Weise provozieren will. Auch dies ist nicht grundsätzlich schlecht. Aber zweifellos gilt:
Absichtlich provozierende Kunst hat etwas Aggressives.
(Kirchen-)Bashing
Esther Strauss stiess mit ihrer Skulptur auf kirchliche Kritik und meinte: „Die Intoleranz, Rückständigkeit und Unaufgeklärtheit in der katholischen Kirche ist erschreckend.“ Der Feind ist also identifiziert. Das ist fragwürdig: Es ist ja gerade die katholische Kirche, die das Werk ausstellt. Einige Prominente Kirchenvertreter äusserten sich sogar positiv dazu. Aber das Feindbild ist unverrückbar: Kirche = intolerant = rückständig.
Provozierende (Kirchen-)Kunst operiert gern mit Feindbildern.
Kritikresistenz
In den Augen der Künstlerin ist offenbar ist jeder, der das Werk kritisiert, intolerant und rückständig. Das ist aber erst recht intolerant!
– Dabei nehmen Leute, die sich provozieren oder schockieren lassen, Kunst gerade ernst. Darauf weist der Kunstphilosoph Konrad Paul Liessmann in seinem Buch «Ästhetische Empfindungen» hin: Wer als Kunstkenner gelten will, darf sich nicht provozieren lassen oder schockiert zeigen. Wer sich schockiert zeigt, gilt als Banause. Aber viele Banausen sind «schockiert, weil sie sehr genau wissen, was Kunst ist.» (Liessmann)
Provozierende Kunst ist oft kritikresistent und intolerant.
Skandal gesucht!
Zweifellos suchte die Künstlerin den Skandal, obwohl sie sich nun über die Reaktionen empört. Natürlich ist es verwerflich, dass Maria der Kopf abgeschlagen wurde. Aber ist die Kunst nur das Opfer? Ein für die Ausstellung verantwortlicher Kirchenvertreter sagte: „Es war uns bewusst, dass wir mit dieser Installation auch Diskussionen hervorrufen. Wenn wir damit religiöse Gefühle von Menschen verletzt haben, tut uns das leid…“. Das ist eine unglaubwürdige Entschuldigung, wie man sie an der Grenze zur Blasphemie oft hört. Ehrlicher wäre der Satz gewesen: «Ja, wir wollten provozieren und religiöse Gefühle verletzen. Dafür entschuldi-gen wir uns nicht. Weil wir die Konfrontation suchen, sind wir nicht einfach als Opfer».
Provozierende Kunst sucht den Skandal, gibt sich aber gern als Opfer aus.
Grenzüberschreitungen
Warum löste die Skulptur einen Skandal aus? Kunst, die schockieren will, reisst konventionelle Grenzen ein. Das kann die Grenze zwischen «Lebenswelt» und «Ästhetik» sein, wie Liessmann schreibt. Alltägliches wie das Pissoir von Marcel Duchamp wird Kunst, sobald es im Museum aufgestellt wird. Das kann reizvoll sein, muss sich aber die Frage gefallen lassen: «Ist das wirklich (gute) Kunst?»
Dramatischer wird es, wenn die Grenze die zwischen Öffentlichkeit und dem, was ins Verborgene gehört, fällt. Ein Beispiel: Im Schauspielhaus Zürich ging kürzlich eine echte (!) Kopulationsszene über die Bühne. «Niemand muss sich ein Ticket kaufen!» lautet dann das Argument, mit dem jede Kritik im Keim erstickt wird.
Provozierende Kunst reisst oft gewaltsam konventionelle Grenzen nieder.
Ungefilterte Wirklichkeit
Grenzen fallen, wenn Verborgenes ungefiltert ans Licht der Kunst-Öffentlichkeit gezerrt wird. «Ungefiltert»: Gute Kunst ist ein subtiler Filter! Der David von Michelangelo ist gefilterte, weil künstlerisch gestaltete Nacktheit. Das erkannte jene Privatschule in Philadelphia nicht, die eine Lehrerin entliess, die ihren Schülern Michelangelos «David» zeigte. Und umgekehrt kennt Melania Trump den Unterschied von Kunst und Lebenswirklichkeit nicht, wenn sie ihre früheren Nacktfotos mit dem Hinweis rechtfertigt, auch Kunst zeige viel nackte Haut.
In einem Interview sagt Esther Strauss: «Aktuell gibt es immer mehr Frauen, die sich entscheiden, ihre Geburt von Geburtsfotografinnen oder Geburtsfotografen begleiten zu lassen.» Daran orientiert sie sich also! Kein Wort über künstlerische «Filterung». Kein Wort über Schamgrenzen zwischen «Verborgenem» und Öffentlichkeit. Wo «ästhetischen Filter» wegfallen, wird Kunst schnell pornografisch. Oder sie erregt Abscheu und Ekel wie Schock-Kunst, die ungefiltert Gewalt und Schreckensszenarien zeigt. Ekel kann natürlich auch ein künstlerisches Programm sein!
Provozierende Kunst erregt oft Abscheu und Ekel, indem sie intime Dinge und Schreckliches «ungefiltert» zeigt.
Patriarchalischer Voyeurismus
Esther Strauss sagt: «Wenn man als Performancekünstlerin selbst nackt performt oder Fotografien vom eigenen nackten Körper zeigt, geht es auch darum, Bilder zu entwickeln, die sich gegen einen patriarchal und frauenfeindlich geprägten Voyeurismus zur Wehr setzen können.» Die Marien-Skulptur sprengt also vom Patriarchat gesetzte Grenzen. Und wer wäre patriarchalischer als die katholische Kirche?
Provozierende Kunst verfolgt oft ein bestimmtes weltanschauliches, politisches oder ideologisches Programm.
Verletzung des Glaubens
Die gebärende Maria negiert die Grenze zwischen öffentlichem (Kunst-)Raum und Kirche. In einem Kunstmuseum würde die Skulptur kaum Anstoss erregen. Denn im Museum stellen sich die Besucher darauf ein, dass sie irritiert, herausgefordert und provoziert werden.
In einer Kirche suchen die Besucher Kontemplation. Auch das Kreuz, so schockierend die Szene ist, ist ein Ort der Kontemplation und Anbetung. Wem würde es jedoch einfallen, vor der «Crowning»-Szene zu beten wie vor dem Kreuz oder vor der Krippe? Natürlich ist diese Missachtung des Kontexts eine gewollte Verletzung – nicht nur «religiöser Gefühle», sondern der Glaubenspraxis der Kontemplation.
Nun wurde die Skulptur von Esther Strauss in einem separaten Zimmer aufgestellt, sozusagen in einem kirchlichen Ausstellungsraum. Dies macht die Grenzverletzung zwar weniger heftig. Aber trotzdem kann sie also solche gesehen werden. Jedenfalls ist festzuhalten: Was von der theologischen Dogmatik her richtig ist, kann praktisch-theologisch (mit-eingeschlossen liturgische und seelsorgerische Aspekte) völlig falsch sein.
Provozierende Kirchen-Kunst “spielt” mit dem Kontext, in dem sie sich zeigt. In der Kirche kann sie die Glaubenspraxis massiv stören.
Sind diese Beobachtungen einleuchtend oder nicht? Rückmeldungen sind willkommen (info@crescendo.org)
Text: Beat Rink
Wir mieten eine wunderschöne, helle, ca. 400qm grosse Fläche in der ehemaligen Spinnerei direkt am Thurufer in Lichtensteig SG. Du kannst einen eigenen Space mieten, nur einen Arbeitsplatz im Gemeinschaftsraum einrichten, oder du wirst Mitglied im Verein und nutzt die Gemeinschaftsflächen nur ab und zu. Die Hohen Decken machen den Einbau von Galerien möglich. Zukünftig kann man hier auch wohnen. Grosses Plus: Die Genossenschaft Stadtufer ist keine Zwischennutzung ? wir können also langfristig planen.
Wir suchen nach Menschen, die Lust auf Gemeinschaft haben und mit uns diesen Ort ausbauen möchten. Mitgestaltung ist erwünscht! Es wäre super, wenn deine Tätigkeit relativ emissionsarm wäre, denn die Räume sind bisher noch recht offen. Grosse Gemeinschaftsräume mit Küche und Sofaecke sind bereits vorhanden.
In der Genossenschaft Stadtufer gibt es bereits viele Werkstätten (Glas, Metall, Holz, Druck…) und Ateliers, es gibt ein Theater, ein Living Museum, eine Boulderhalle, ein Brocki, verschiedene Handwerksbetriebe, einen Bandraum und Büros.
Wenn du dich für den Atelierverein interessierst, schick uns doch einen kurzen Beschrieb zu dir und Deiner Tätigkeit
Wir freuen uns dich kennen zu lernen!
Am Donnerstag, 7. November findet unser regelmässiges, jährliche Treffen statt: die Verleihung des «PrixPlus 2024» mit einem «Meet & Greet». Programm: 17:30 Uhr: GV ARTS+ für Vereinsmitglieder und Interessierte 18:30 Uhr Meet & Greet bei Apéro & Verleihung PrixPlus
Diesjähriger Austragungsort ist Bern. In der Altstadt haben wir einen sehr schönen, historischen Gewölbekeller «Abtieg Bern», Münstergasse 38, 3011 Bern (https://www.abstieg-bern.ch), reserviert für den Anlass. Die Preisträger werden Kostproben ihrer Kunst (Musik und Literatur) mit uns teilen. Die Preisträger 2024 werden aber erst beim Anlass bekannt gegeben.
Für ein Impuls-Referat zum Thema «Unsere Hoffnung – unsere Zukunft» und anschliessenden Austausch haben wir den Hoffnungsforscher Dr. Andreas Kraft, Lehrbeauftragter am «Institute of Systemic Management & Public Governance» von der Universität St. Gallen eingeladen. Fragen wie: «Gibt es denn noch Grund zur Hoffnung und wenn ja, was hält unsere Hoffnung am Leben?» wollen wir miteinander bewegen, denn wie wir in die Zukunft schauen, ob mit Hoffnung oder Angst, wird die Art und Weise bestimmen wie wir im Hier und Jetzt denken und handeln. Die Vergangenheit können wir nicht verändern, aber wir haben ein gemeinsames Interesse, eine gute und nachhaltige Zukunft zu gestalten.
Für persönlichen Austausch untereinander ist natürlich auch genügend Zeit und Raum bei einem feinen Apéro eingeplant. Komm nach Bern!
We all know the scenario where you have unfilled wishes, both privately and as creators of culture. As creators of culture, perhaps we wish we had got further than we have. We are not having the longed-for success. We are studying at the wrong academy or have landed in the wrong professional position. And perhaps we are even mobbed by those who are better and enjoying more success. And on top of all this we are always making accusations against ourselves. And it gets even worse: we can hardly trust that God hears our prayers.
But here we can learn much from Hannah in the Bible.
In the time of the Judges (1 Sam.1)
The story of Hannah belongs to the time of the Judges, before Israel had a king. But her son Samuel, whom she had asked God to give her, anointed first Saul as king and later also David, from whom we have received the priceless gift of the largest number of, and perhaps most beautiful, songs of praise.
Hannah’s initial situation
…was enough to drive anyone to despair. Although her husband, Elkanah, did indeed love her, she had a rival, Elkanah‘s second wife Peninnah, who hurt her bitterly and struck her most vulnerable point, namely her childlessness, while Peninnah glory triumphantly in her substantial number of sons and daughters. A mobbing situation. We know nothing about whether and how Hannah defended herself against this, but clearly everything continued unchanged. The annual sacrifice was the moment where this woman was opened most painfully. Just at the moment when everything was centred on encountering God and giving thanks to him, her heart was weighed down. How was she meant to worship and give thanks as long as she remained – as she had for many years by now –childless and, as a result, was suffering mobbing? Perhaps, in the course of these years, she had timidly – or already intensely – prayed for a turnaround of her painful situation. But the pressures of such a situation can effectively close one’s mouth and lead to a shutting down of the heart.
She cannot hold out any longer
On one of the days set aside for sacrifice, it must have become impossible for her to continue to hold out. In her heart, she was crying out to God, applying herself totally to prayer, calling out amidst many tears for God to finally intervene – if it were possible, she would have blackmailed him. Is it permissible to pray like this? Yes, it is! “Call upon me in the day of trouble…” (Ps.50,15). After praying this way for some time, she is led by the Spirit of prayer to look beyond the immediate circumstances of her trouble. At a certain point, she even takes an oath.
A turning point
Her request, easily understood from a human point of view, becomes a holy request because of the promise she makes to God: “If you will only give your servant a son, then I will give him to the Lord for all the days of his life”. A courageous promise, which is about to receive a positive reaction from God… Just picture that! But initially she had a very frustrating exchange of words with the priest Eli. The latter made grave accusations against her, thinking he was dealing with a drunk woman. How could Hannah be expected to respond to him with trust? But her response in this situation is exemplary: she responds as a woman changed by prayer. She remains true to her oath, so precisely this Eli is the man to whom she hands over her son. She answers him with heartfelt sincerity, but also de-escalates the situation. At this point, Eli not only realises the truth, but also addresses her with prophetic words: “Go in peace, and the God of Israel will grant you what you have asked of him.” And Hannah allows herself to take comfort from these words! And she experiences God answering her prayer! (Let us clarify one thing here: we are not attempting to say that prayer copying Hannah’s pattern always “works”! God’s response to us and our requests is too individual to allow such a claim, and this is in fact ultimately a sign of his love!)
A hard lesson in humility
In Hannah we also find a wonderful example of humility. If this humility was in fact the fruit of many years of persisting with her petition to God, it may be that her first prayer sounded like this: “I have no child!”; “I am at such a disadvantage!”; “I want, after all this,…”. Now, God has no difficulty in responding to this either. But at some stage she must have changed the emphasis from I to you, and finally she speaks of herself as God’s servant: “O Lord Almighty, if you will only look upon your servant’s misery and remember me, and not forget your servant but give her a son, then I will give him to the Lord respectful you) for all the days of his life […].”
Years later
The child is born, and we can imagine the scene: a real little darling! For a long time, Hannah’s thoughts revolve around the day when Samuel will be handed over to Eli. Seen from the normal human point of view, a terrible day and moment. But also a holy day. Now it’s here. Hannah’s promise must be kept. Any excuses her heart might offer she pushes aside! And God is very close to her. And God grants to her, as he did to Miriam, the sister of Moses, centuries before, a gift of music with a song to his glory!
No longer is there are any silent moving of her lips, any voiceless speech (1 Sam. 1,13). Fortissimo is the dynamic of
Hannah’s song of praise (1 Samuel 2,1-10)
1 …My heart rejoices in the Lord;
in the Lord my horn is lifted high.
My mouth boasts over my enemies,
for I delight in your deliverance.
2 There is no-one holy like the Lord;
there is no-one besides you;
there is no Rock like our God.
3 Do not keep talking so proudly
or let your mouth speak such arrogance,
for the Lord is a God who knows,
and by whom deeds are weighed.
4 The bows of the warriors are broken,
but those who stumbled are armed with strength.
5 Those who were full hire themselves out for food,
but those who were hungry hunger no more.
She who was barren has borne seven children,
but she who has had many sons pines away.
6 The Lord brings death and makes alive;
he brings down to the grave and raises up.
7 The Lord sends poverty and wealth;
he humbles and he exalts.
8 He raises the poor from the dust
and lifts the needy from the ash heap,
he seats them with princes
and has them inherit a throne of honour.
For the foundations of the earth are the Lord’s;
upon them he has set the world.
9 He will guard the feet of his saints,
but the wicked will be silenced in darkness.
It is not by strength that one prevails;
10 those who oppose the Lord will be shattered.
He will thunder against them from heaven;
the Lord will judge the ends of the earth.
He will give strength to his king
and exalt the horn of his anointed.”
The weak become strong
At this moment of farewell, Hannah is joyful and thanks God with her whole heart. She praises him in exuberant language and shows in her song how God reverses circumstances, how the weak become strong and the hungry are filled (as Mary does later in her song of praise). Her perspective goes far beyond the horizon of a normal woman several thousand years ago and praises the Lord who has laid the foundations of the earth. With God’s help, this woman battled her way victoriously through all that opposed her. Her song is an eternal, and in a literal sense genuine, reflection and testimony to the glory of God – an example of how we can praise God!
Prayer:
Lord, let me hold firmly to you and give me trust and the firm assurance that you hear my prayers, you see my situation! And transform my cries into a song of praise to your glory. Amen.
Text: Thomas Astfalk, choir conductor and organist, is responsible for Church Music in the area Heilbronn-Bockingen. He and his wife Bettina (likewise an organist) have been active in Crescendo over decades and lead a Zoom group (in German) in which church musicians meet for discussion and prayer.
Translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
Wir alle kennen das: Wir haben unerfüllte Wünsche, sowohl privat als auch als Kulturschaffende. Als Kunstschaffende: Wir möchten schon viel weiter sein als wir sind. Wir haben nicht den ersehnten Erfolg. Wir sind am falschen Studienplatz oder sonst am falschen Berufsort. Und vielleicht werden wir noch von denen, die besser sind und grösseren Erfolg haben, gemobbt. Und bei alle dem machen wir uns selber dauernd Vorwürfe. Und noch schlimmer: wir können kaum noch auf Gott vertrauen, dass er unsere Gebete hört.
Wir können aber viel von Hanna aus der Bibel lernen.
Zur Zeit der Richter (1. Sam. 1)
Hannas Geschichte gehört in die Zeit der Richter, als Israel noch keinen König hatte. Aber ihr Sohn Samuel, den sie sich von Gott erbat, salbte Saul und später auch David zum König, von dem wir die meisten und vielleicht schönsten Lobgesänge geschenkt bekommen haben.
Hannas Ausgangslage
…war wirklich zum Verzweifeln. Ihr Mann, Elkana, hatte sie zwar lieb, aber es gab eine Konkurrentin, eine zweite Ehefrau Elkanas mit Namen Peninna, von der sie bitter gekränkt und an ihrem wunden Punkt verletzt wurde, nämlich an ihrer Kinderlosigkeit, während Peninna über ihre stattliche Zahl an Töchtern und Söhnen triumphierte. Eine Mobbing-Situation. Wir wissen nicht, ob und wie Hanna sich dagegen gewehrt hat, jedenfalls blieb am Ende doch alles beim Alten. Beim jährlichen Opfer riss die Wunde am weitesten auf. Gerade dann, wenn es darum ging, Gott zu begegnen und ihm zu danken, wurde es ihr sehr schwer ums Herz. Wie sollte sie anbeten und dankbar sein, so lange sie – inzwischen nach vielen Jahren – noch immer ohne Kinder war und dafür gemobbt wurde? Vielleicht hat sie diese Jahre über schon zaghaft – oder bereits intensiv – um eine Wende ihres Leides gebetet. Aber eine solche Not kann auch gehörig den Mund verschließen und das Herz eng werden lassen.
Sie hält es nicht mehr aus
Eines Tages, während der Tage des Opfers, muss sie es nicht mehr ausgehalten haben. In ihrem Herzen schreit sie zu Gott, ereifert sich in ihrem Gebet, möchte unter vielen Tränen endlich Gott zum Eingreifen bringen, möchte ihn am liebsten erpressen. Darf sie so beten? Ja, sie darf! „Rufe mich an in der Not…“ (Ps.50,15) Als sie schon längere Zeit am Beten ist, wird sie vom Geist des Gebets geleitet, über ihre unmittelbare Notlage hinaus zu sehen. Nach einiger Zeit legt sie sogar ein Gelübde ab.
Eine Wende
Ihre menschlich verständliche Bitte wird zu einer heiligen Bitte, indem sie Gott verspricht: „Werde ich einen Sohn bekommen, dann soll er dem HERRN gegeben werden sein Leben lang“. Ein mutiges Versprechen, auf das doch Gott auch gleich positiv reagieren sollte… Denken wir! Zunächst hat sie aber einen sehr frustrierenden Wortwechsel mit dem Priester Eli. Dieser macht ihr große Vorwürfe und denkt, er habe da eine betrunkene Frau vor sich. Wie sollte Hanna zu ihm noch Vertrauen haben? Aber sie geht vorbildlich mit dieser Situation um, nämlich als eine durch das Gebet veränderte Frau. Sie bleibt bei ihrem Gelübde, so dass sie ausgerechnet Eli ihren Sohn anvertraut. Sie antwortet ihm von Herzen aufrichtig, aber auch deeskalierend. Da wird Eli nicht nur einsichtig, sondern wird ihr sogar noch zum Propheten: „Gehe hin mit Frieden; der Gott Israels wird dir geben, was du von ihm erbeten hast.“ Und Hanna lässt sich von diesem Satz trösten! Und sie erfährt die Erhörung ihres Gebets! – Eine nötige Klarstellung: Es soll hier nicht behauptet werden, dass Gebetserhörungen immer nach dem Hanna-Muster „funktionieren“! Zu individuell geht Gott mit uns und unseren Anliegen um, und auch das ist letztlich ein Zeichen Seiner Liebe!
Eine harte Lektion in Demut
An Hanna können wir außerdem eine große Demut beobachten. Falls ihre Demut erst die Frucht eines jahrelangen Festhaltens an ihrer Bitte war, könnte am Anfang ihr Gebet so gelautet haben: „Ich habe kein Kind“! „Ich bin dermassen benachteiligt!“ „Ich will endlich…“. Nun, auch damit kann Gott umgehen. Aber sie muss dann vom Ich zum Du gekommen sein, und zuletzt spricht sie von sich als Gottes Magd: „HERR Zebaoth, wirst du das Elend deiner Magd ansehen und an mich gedenken und deiner Magd nicht vergessen und wirst du deiner Magd einen Sohn geben, so will ich ihn dem HERRN respektvolles DU) geben sein Leben lang […].“
Jahre später
Das Kind ist geboren und, wir malen uns aus: es ist ein echter Liebling! Lange kreisen Hannas Gedanken um den Tag, an dem sie Samuel an Eli übergebeben wird. Nach menschlicher Vorstellung ein schrecklicher Tag und Moment. Aber auch ein heiliger Tag. Da ist er. Hannas Versprechen gilt. Eventuellen Ausreden ihres Herzens gibt sie keinen Raum! Und Gott ist ganz nah. Und Gott beschenkt sie, ähnlich wie er vor Jahrhunderten Miriam, die Schwester Moses, beschenkt hatte: mit Musik, mit Gesang zu Seiner Ehre!
Vorbei das stumme Reden, bei dem sich nur ihr Mund bewegt und sie keinen Ton von sich gibt (1. Sam. 1,13). Fortissimo tönt er, der
Lobgesang der Hanna (1. Samuel 2,1-10)
1 Mein Herz ist fröhlich in dem HERRN,
mein Horn ist erhöht [= ich habe neue Kraft] in dem HERRN.
Mein Mund hat sich weit aufgetan wider meine Feinde,
denn ich freue mich deines Heils.
2 Es ist niemand heilig wie der HERR,
außer dir ist keiner,
und ist kein Fels, wie unser Gott ist.
3 Lasst euer großes Rühmen und Trotzen,
freches Reden gehe nicht aus eurem Munde;
denn der HERR ist ein Gott, der es merkt,
und von ihm werden Taten gewogen.
4 Der Bogen der Starken ist zerbrochen,
und die Schwachen sind umgürtet mit Stärke.
5 Die da satt waren, müssen um Brot dienen,
und die Hunger litten, hungert nicht mehr.
Die Unfruchtbare hat sieben geboren,
und die viele Kinder hatte, welkt dahin.
6 Der HERR tötet und macht lebendig,
führt ins Totenreich und wieder herauf.
7 Der HERR macht arm und macht reich;
er erniedrigt und erhöht.
8 Er hebt auf den Dürftigen aus dem Staub
und erhöht den Armen aus der Asche,
dass er ihn setze unter die Fürsten
und den Thron der Ehre erben lasse.
Denn der Welt Grundfesten sind des HERRN,
und er hat die Erde darauf gesetzt.
9 Er wird behüten die Füße seiner Heiligen,
aber die Frevler sollen zunichte werden in Finsternis;
denn viel Macht hilft doch niemand.
10 Die mit dem HERRN hadern, müssen zugrunde gehen.
Über ihnen wird er donnern im Himmel.
Der HERR wird richten der Welt Enden.
Er wird Macht geben seinem Könige
und erhöhen das Horn seines Gesalbten.
Die Schwachen werden stark
Hanna ist an diesem Tag des Abschieds fröhlich und von Herzen Gott dankbar. Sie preist ihn mit überschwänglichen Worten und zeigt in ihrem Lied, wie Gott die Verhältnisse umkehrt, wie die Schwachen stark und die Hungrigen satt werden (ähnlich wie später Maria in ihrem Lobgesang). Ihre Perspektive geht weit hinaus über den Horizont einer gewöhnlichen Frau von vor mehreren tausend Jahren und singt dem Herrn, der die Grundfesten der Welt gegründet hat. Diese Frau hatte ihre Kämpfe mit Gottes Hilfe siegreich durchfochten. Ihr Lied ist ein ewiges und im Wortsinn echtes Andenken und Zeugnis zu Gottes Ehre Ein Beispiel dafür, wie wir Gott loben können!
Gebet:
Herr, lass mich fest halten an Dir und gibt mir Vertrauen und die feste Gewissheit, dass Du mein Beten hörst. Du siehst meine Situation ! Verwandle auch mein Schreien in einen Lobgesang zu Deiner Ehre.
Amen.
Text: Thomas Astfalk, Organist und Bezirkskantor Heilbronn-Böckingen. Thomas Astfalk ist zusammen mit seiner Frau Bettina (ebenfalls Organistin) seit Jahrzehnten mit Crescendo verbunden und leitet einen Kreis, in dem sich Kirchenmusiker/innen per Zoom zum Austausch und Gebet treffen.
ENGLISH
The motto of Crescendo for 2024 is “Hope for more….”. At our Summer Institute, too, we took up and discussed the theme “Hope” and related it to various life areas (of artists). How can we acquire persistence? The singer Malin Hartelius spoke about this. The following text is an abbreviated and slightly edited version of her talk during one of the daily “Tune In” plenary sessions at CSI.
“This is my calling”
Music was always a part of my life. After graduating from high school, I went to Vienna Conservatory. During my studies I sang in operetta productions and then, after my studies, went on to the Wiener Staatsoper and then sang for 22 years in the Zürich Opera. My development “happened” somehow, rather than I made it happen. My attitude was always: “This is my calling! This is what I am supposed to do!”
I knew I wasnˋt perfect, but I was so perfectly convinced that I belonged on the stage! I guess this was my perception of persistence. Today I know that I was very fortunate. It went on like this for many years. I had two children, and in my daily life juggled all the balls in the air and somehow I always “functioned”, like a car battery: as soon as I turned on the motor, it charged and it felt many times as if I was on autopilot.
A kamikaze performance
Yet, on stage or when I made music, I was totally in the moment. Here I found my oasis, and those were the moments where I felt especially close to God. I experienced that he gave me peace and strength, inspiration and sometimes even did miracles.
Once I was really sick and wanted to cancel a performance. I heard God saying “No, you will sing”! My voice was almost non-existent, but in that moment my own reasoning was overruled by this crazy faith. I prayed: “If you, Lord, say so… OK, I will do it!” So I went to the theatre and the first person that I met was one of the piano coaches. He said, “Hi Malin”, and I said, “Hi Tom”, in a very deep voice. After some seconds, he came back and said, “But are you not singing tonight?” I said, “Yes, I am”. He asked: “Like that?!” I said,”yeees….” I remember he said something like “Now, is that courageous or stupid”? That made me slightly insecure, but I had a deal with God – and I trusted. It was very scary, but my voice opened up – just as I sang my first note on stage.
That kamikaze performance was in The Marriage of Figaro and the role was la Contessa. It ended up being one of my best performances. Yes, I have also cancelled performances. But this was a very unique situation where I heard the voice of God. This was a very special experience of persistence.
Walk in the desert
Yet, persistence is mostly needed in times where seemingly “nothing” happens.
Do you know these times when you have a feeling that there is no progress? There is just work, work, work and nothing seems to be moving forward? Or maybe you are going from audition to audition, or maybe you donˋt even get invited to any.
And I do believe that these “walks in the desert”, as I call them, are forming and shaping us. They are preparing us for what God has in store for us!
Maybe you think, “Itˋs easy for Malin to talk like this. She didnˋt really have to struggle and had a great career, a good life and a family.”
Accident on stage
In 2010 I had an accident on stage. One of the supernumeraries grabbed me under my ribs and pulled me so hard that, if I hadnˋt reacted so quickly, he most probably would have broken some of my ribs.
I was in great shock and I had a strong emotional reaction. Of course, he was devastated
It was just some days before the opening, but it settled down and the pain disappeared. The show went on! Yet, after a couple of years, I started getting more and more pain in my lower back. I found that my pelvis was displaced, and I started to become more and more crooked. Also my breathing didnˋt work anymore and my voice wasnˋt as flexible as before.
Singing started to be very stressful. I had no trust in my instrument anymore.
My career was ruined
Soon the pain got so bad that I couldnˋt continue to do opera. And my car battery wouldnˋt charge either.
Maybe someone else in this situation would have given up, but I had this inner feeling that I need to try at least some concerts here and there. However, singing was always connected with this traumatic experience. I went from doctor to doctor, but nobody could tell me what was wrong with me. MRIs wouldnˋt show anything. It was very frustrating.
My career was ruined, my agent left and a lot of people that I thought were my friends suddenly disappeared. And there had been several humiliating experiences on and off stage. I was a mess!
Healing process
Yet, four years ago I found a fantastic physiotherapist in Sweden who noticed that I had a scar tissue in one of my left abdominal muscles. That meant that the breathing couldnˋt work properly on that side. – The body is amazing, however! It tries to compensate as long as possible. – So, we started to work (painfully!) on that scar and it eventually loosened up.
Now, I needed to get my system straight again. It was crooked from the lower back up to my neck.
The voice started again to work more and more, as I regained trust in my breath. However, there were still these traumas…
One day in the church…
On 10th March of this year, during the worship at my church, I felt, first in my chest, then in my whole torso, a strong presence of something warm and strong. It grew stronger and stronger and was pulsating. It went on for a while – and gave me, on the inside of my chest and ribcage, an open feeling that I hadnˋt had for a long time.
My voice felt so free. At a recital a week later there was not trace left from my traumas. Yes, I still have a memory of the accident, but that’s all.
Learning to wait
During these years of pain, my existence was turned upside down. It was my walk in the desert…. But looking back, I wouldn’t want to have missed them. From a human point of view, I could have become bitter, I could have lost my faith, I could even have accused God, being angry with Him. (By the way, He could have handled that…). But, strangely enough, my faith and my love for Him grew. I learned to wait….and new doors opened. I became a teacher at the Academy of Arts in Berne and there I found a great passion for teaching. The experience with my own crisis is today of great help in teaching and helping others. One more thought:
In Psalm 40:1-5 we read: “I patiently waited, Lord, for you to hear my prayer. You listened and pulled me from a lonely pit full of mud and mire. You let me stand on a rock with my feet firm, and you gave me a new song, a song of praise to you. Many will see this, and they will honour and trust you, the Lord God. You bless all of those who trust you, Lord, and refuse to worship idols or follow false gods. You, Lord God, have done many wonderful things, and you have planned marvellous things for us. No one is like you! I would never be able to tell all you have done.”
When “nothing is happening”
So, according to David and according to my own experience, persistence is not only a human achievement or a result of my own efforts and struggles.
There is someone who knows our strengths, but also our weaknesses and limitations. There is our creator who has the plan and a road map for our lives. He says: I love you and I know you can do it! He gives you the courage to open up your hearts and expose yourselves, in your musicianship as in life, maybe in the midst of doubts and of low self-esteem. In His eyes you are the one and only, the original, and not a copy! Donˋt compare yourself with others! That costs a lot of energy!
You are here to fill your space. If you donˋt, it will remain empty.
Remember to embrace the times when you have the feeling that nothing is happening. Thatˋs the time when it really happens and when we grow!
I wish you great joy and fulfilment on your journey!
The Das Motto von Crescendo für 2024 lautet “Hope for more….”. Auch in unserem Sommerinstitut (CSI) haben wir das Thema “Hoffnung” aufgegriffen, diskutiert und auf verschiedene Lebensbereiche (von Kunstschaffenden) bezogen. Wie bekommt man Durchhaltevermögen? Die Sängerin Malin Hartelius hat darüber gesprochen. Der folgende Text ist eine gekürzte und leicht bearbeitete Version ihres Vortrags bei einer der täglichen “Tune In” Plenarveranstaltungen im CSI.
“Das ist meine Berufung!”
Musik ist schon immer ein Teil meines Lebens gewesen. Nach der Matura besuchte ich das Wiener Konservatorium, und damals sang ich bereits in Operettenproduktionen. Nach dem Studium ging ich an die Wiener Staatsoper und später für 22 Jahre an die Zürcher Oper.
Meine Entwicklung ist eher “passiert”, als dass ich sie “gemacht” hätte. Meine Einstellung war immer: «DA sist meine Berufung! Das ist das, was ich tun muss!»
Ich wusste, dass ich nicht perfekt war. Aber ich war davon überzeugt, dass ich auf die Bühne gehörte! Ich glaube, das war meine Vorstellung von Durchhaltevermögen. Heute weiß ich, dass ich großes Glück hatte. So ging es viele Jahre. Ich hatte zwei Kinder und jonglierte im Alltag mit allen Bällen – und irgendwie “funktionierte” ich immer wie eine Autobatterie: Sobald ich den Motor einschaltete, lud sie sich auf, und es fühlte sich oft so an, als führe ich per Autopilot.
Kamikaze-Auftritt
Doch auf der Bühne oder sonst beim Musizieren lebte ich ganz im Augenblick und ging darin auf. Hier fand ich meine Oase. Da waren jene Momente, in denen ich fühlte, Gott besonders nahe zu sein. Ich erlebte, dass Er mir Frieden, Kraft und Inspiration gab, und dass er manchmal sogar Wunder tat.
Einmal war ich richtig krank und wollte einen Auftritt absagen. Ich hörte Gott sagen: “Nein, du wirst singen”! Meine Stimme war jedoch praktisch nicht vorhanden. Aber in diesem Moment wurde meine eigene Vernunft durch diesen verrückten Glauben außer Kraft gesetzt. Ich betete: “Wenn du, Herr, es sagst … OK, dann werde ich es tun!”
Ich ging also zum Theater, und die erste Person, die ich traf, war einer der Korrepetitoren. Er sagte: “Hi Malin”, und ich sagte: “Hi Tom” mit einer sehr tiefen Stimme. Er kam sogleich wieder zurück und sagte: “Aber du wirst doch heute Abend nicht etwa singen?” Ich sagte: “Doch, das tue ich”. Er fragte: “Wie das?!” Ich sagte: “Doch ….”. Ich weiß noch, dass er noch so sagte wie: “Ist das jetzt mutig oder dumm?” Das machte mich etwas unsicher, aber ich hatte eine Abmachung mit Gott. Und ich vertraute ihm.
Und dennoch war es sehr beängstigend! Dann kam der Auftritt, und da – meine Stimme öffnete sich beim allerersten Ton, den ich sang.
Dieser Kamikaze-Auftritt war in der “Hochzeit des Figaro” die Rolle der Contessa. Am Ende wurde es eine meiner besten Aufführungen.
Nun, ich habe auch schon Vorstellungen abgesagt. Aber das war eine ganz besondere Situation, in der ich die Stimme Gottes hörte. Und es war eine spezielle Erfahrung mit dem Thema “Durchhaltevermögen”.
Durch die Wüste gehen
Doch Durchhaltevermögen und Beharrlichkeit sind vor allem in Zeiten gefragt, in denen scheinbar “nichts” passiert.
Kennt ihr solche Zeiten, in denen ihr das Gefühl habt, dass nichts sich bewegt? Es gibt nur Arbeit, Arbeit, Arbeit und nichts scheint sich zu bewegen? Oder vielleicht gehst du von einem Vorsingen oder Vorspielen zum anderen – oder du wirst nicht einmal dazu
eingeladen. Ich glaube, dass dieser “Gang durch die Wüste”, wie ich es nenne, uns formt und prägt. Er bereitet uns auf etwas vor, was Gott mit uns noch im Sinn hat.
Vielleicht denkt ihr nun: “Es ist leicht für Malin, so zu reden. Sie musste nicht wirklich kämpfen und hatte eine tolle Karriere; sie hatte ein gutes Leben und eine Familie.”
Unfall auf der Bühne
Lasst mich aber noch eine andere Geschichte erzählen: 2010 hatte ich einen Unfall auf der Bühne. Einer der Statisten packte mich unter den Rippen und zog mich so stark hoch, dass er mir die Rippen fast brach.. Doch ich reagierte blitzschnell. Ich war geschockt und sehr aufgebracht. Natürlich war er am Boden zerstört. Noch ein paar Tage – dann war Premiere. Aber glücklicherweise verschwand der Schmerz gerade noch rechtzeitig. Die Show konnte weitergehen!
Doch nach ein paar Jahren bekam ich immer stärkere Schmerzen im unteren Rücken. Ich merkte, dass sich mein Becken verschoben hatte, und irgendwie war ich krumm. Auch meine Atmung funktionierte nicht mehr richtig, und meine Stimme war nicht mehr so flexibel wie früher. Das Singen wurde allmählich sehr anstrengend. So verlor ich immer mehr das Vertrauen in mein Instrument.
Meine Karriere war ruiniert
Bald wurden die Schmerzen so schlimm, dass ich nicht mehr in der Oper singen konnte. Und meine Autobatterie ließ sich auch nicht mehr aufladen.
Vielleicht hätte jemand anderes in dieser Situation aufgegeben. Aber ich hatte das innere Gefühl, dass ich es noch weiter versuchen sollte – wenigstens mit ein paar Konzerten hier und da. Allerdings war das Singen nun beständig mit dieser traumatischen Erfahrung verbunden. Ich ging von Arzt zu Arzt, aber niemand konnte mir sagen, was wirklich los war. Die MRTs zeigten nichts. Es war sehr frustrierend. Meine Karriere war ruiniert, mein Agent verließ mich und viele Menschen, die ich für meine Freunde gehalten hatte, waren plötzlich verschwunden. Und es folgten mehrere demütigende Erfahrungen auf und abseits der Bühne. Ich war völlig am Ende!
Der Heilungsprozess
Doch dann, vor vier Jahren, fand ich einen fantastischen Physiotherapeuten in Schweden, der feststellte, dass ich ein Narbengewebe in einem linken Bauchmuskel hatte. Das bedeutete, dass die Atmung auf dieser Seite nicht mehr richtig funktionieren konnte. – Aber der Körper ist ja erstaunlich! Er versucht, so lange wie möglich zu kompensieren.
Wir begannen also, schmerzhaft genug (!), an der Narbe zu arbeiten. Und sie lockerte sich schließlich. Jetzt musste ich mein System wieder gerade bekommen, denn es war vom unteren Rücken bis zum Hals schief. Langsam kam auch die Stimme zurück, und ich gewann wieder Vertrauen in meine Atemtechnik. Aber da war immer noch dieses Trauma…
Erfahrung im Gottesdienst
Am 10. März dieses Jahres, während eines Gottesdienstes in meiner Kirche, spürte ich etwas: Zuerst war es in meiner Brust, dann in meinem ganzen Oberkörper – es war eine starke Präsenz von etwas Warmem und Starkem. Es wurde stärker und stärker und pulsierte. Es dauerte eine ganze Weile an. Ich spürte, wie sich der Innenseite meiner Brust und meines Brustkorbs eine Freiheit ausbreitete, wie ich sie schon lange nicht mehr gehabt hatte. Meine Stimme fühlte sich ganz gelöst an. Eine Woche später sang ich in einem Konzert – und auf einmal war auch das Trauma spurlos verschwunden. Da gab es zwar noch eine Erinnerung an den Unfall. Aber das war alles.
Warten lernen
Während all dieser schmerzvollen Jahre wurde meine Existenz auf den Kopf gestellt. Das war mein Gang durch die Wüste. Aber rückblickend möchte ich diese Zeit nicht missen. Aus menschlicher Sicht hätte ich verbittert werden und sogar den Glauben verlieren können. Ich hätte sogar Gott voller Zorn anklagen können. (Damit hätte er übrigens umgehen können…). Aber merkwürdigerweise wuchsen mein Glaube und meine Liebe zu Ihm. Ich lernte zu warten…. und neue Türen öffneten sich. Ich wurde Lehrerin an der Hochschule der Künste in Bern und entdeckte dort eine grosse Leidenschaft für das Unterrichten.
Die Erfahrung mit meiner eigenen Krise ist mir heute eine grosse Hilfe, wenn ich unterrichte und anderen helfe. Ein weiterer Gedanke:
In Psalm 40,1-5 lesen wir:
“Ich habe geduldig gewartet, Herr, dass du mein Gebet erhörst. Du hast mich erhört und mich aus einer einsamen Grube voller Schlamm und Morast gezogen. Du hast mich auf einem Felsen stehen lassen, und du hast mir ein neues Lied gegeben, ein Lied des Lobes für dich. Viele werden das sehen, und sie werden dich, den Herrn, ehren und dir vertrauen. Du segnest alle, die dir vertrauen, Herr, und sich weigern, Götzen anzubeten oder falschen Göttern zu folgen. Du, Herr, hast viele wunderbare Dinge getan, und du hast wunderbare Dinge für uns geplant. Keiner ist wie du! Ich könnte nie alles erzählen, was du getan hast.”
Wenn nichts passiert…
Nach David und nach meiner eigenen Erfahrung ist Durchhaltevermögen nicht nur eine menschliche Leistung oder das Ergebnis eigener Anstrengungen und selbst ausgetragener Kämpfe.
Es gibt jemanden, der unsere Stärken, aber auch unsere Schwächen und Grenzen kennt. Es ist unser Schöpfer, der einen Plan, einen Fahrplan für unser Leben hat. Er sagt: Ich liebe dich und ich weiß, dass du es schaffen kannst! Er gibt euch Mut, eure Herzen zu öffnen und euch zu zeigen – zu zeigen mit eurer Musik und mit eurem ganzen Sein – vielleicht inmitten von Zweifeln und geringem Selbstwertgefühl. In seinen Augen seid ihr einzigartige Originale und keine Kopien. Vergleicht euch nicht mit anderen. Das kostet eine Menge Energie!
Ihr seid hier, um euren eigenen Platz einzunehmen. Wenn ihr das nicht tut, wird dieser Platz leer bleiben. Erinnert euch daran, jene Phasen im Leben anzunehmen, in denen ihr meint: “Jetzt steht alles still. Nichts passiert!” Gerade in solchen Zeiten passiert wirklich etwas, weil man innerlich wächst.
Ich wünsche euch viel Freude und Erfüllung auf eurem Weg!
This text is the first of a series on the topic of “beauty” and “aesthetics” from a Christian perspective. We will take up the stream again in autumn. In the coming weeks, we recommend looking at the TUNE IN sessions at the “Crescendo Summer Institute”.
An evening at a concert in which everything is just right. A day by the sea, ending with a spectacular sunset. A mountain hike with a series of varied and overwhelming views, a visit to one of the great museums of the world: you can reach a degree of saturation with beautiful impressions which is almost painful. An experience like this can give rise to deeper reflection.
“The soul is frightened, it trembles at the sight of the beautiful, since it detects that this evokes something which is not brought to the soul from outside, but which was always waiting, prepared, in a deeply unconscious area”, wrote the great physicist Werner Heisenberg, summarising the experience.
The special relationship between us humans and the beautiful was already a major theme in the philosophy of antiquity. The beautiful attracts us, yet material beauty can never entirely satisfy us – this thought is already found in Plato’s “Symposium”. Even those without any particular interest in philosophy may be familiar with the experience that the beautiful entices and, at the same time, almost causes pain. So many impressions of beauty that one can no longer process them. Or the longing to melt away into the colours of this sunset or to be carried away in this symphony – only to become aware that this is not possible, that this beauty does not belong to us; that we are brushing against the seam of its cloak, but cannot hold on to the essence.
In the course of a recent lecture tour, as I was spending some days in tropical surroundings and was feeling almost surfeited with the endless beautiful impressions, a series of thoughts by C.S. Lewis came to mind. To my knowledge, his essay “The Weight of Glory” is the most significant of his texts on beauty. Here he puts the question of why beauty, on the one hand, attracts us so much and, on the other hand, rudely puts us back outside the door: no, even the longing soul cannot merge with the glittering expanse of the ocean, and the sounds of the violin die away without having absorbed us listeners into them permanently.
The sunset ends, and leaves us behind in the darkness. The moment of beauty passes. Sometimes however, Lewis writes, we may return to the scene of a previous encounter with beauty and find it changed. In the memory, this mountain looked much more imposing; on first hearing, this piano piece was much more captivating. Thus, it appears that beauty is not only not a personal possession, but also cannot be tied permanently to places and things.
Beauty itself is transience. Created beauty tells us of a source beyond itself, as the Neoplatonism of late antiquity expressed it – in the same way as existing things are not themselves the source of their existence, but owe their existence to another source. But does this source actually exist? The transitory nature of beauty can induce melancholy, which then may mutate into weltschmerz [~ “world-weariness”]. This is the foundation of the view of life encountered in Oscar Wilde and many great Romantics. All delight desires eternity, sings Zarathustra, but for Nietzsche himself, eternity is no longer available. In our inner world, our bitter-sweet relationship with beauty remains standing like a sign pointing to nothing. For at the end of everything beautiful comes death, decay, transience.
Where, then, does this longing come from, and – most importantly – to what purpose? There would be no thirst if water did not exist, Lewis wrote. Is there also an eternal water of this kind to satisfy our melodramatic longing for beauty? One can give no proof of this. But on many occasions when I look up into the starry heavens, I cannot suppress a “Yes!” arising from deep within me.
Text: Johannes Hartl Translation: Bill Buchanan
Dieser Text ist der Auftakt zu einer Reihe von TUNE INs zum Thema “Schönheit” und “Ästhetik” aus christlicher Perspektive. Wir nehmen das Thema im Herbst wieder auf. In den nächsten Wochen empfehlen wir, die TUNE IN-Sessions des “Crescendo Sommerinstituts” zu schauen.
Ein Konzertabend, bei dem einfach alles stimmt. Ein Tag am Meer, der mit einem spektakulären Sonnenuntergang endet. Eine Bergwanderung mit einander abwechselnden überwältigenden Ausblicken, ein Besuch in einem der großen Museen dieser Welt: es gibt ein Grad an Sättigung mit schönen Eindrücken, der beinahe schmerzhaft wird. Eine solche Erfahrung kann zum Anlass tiefer Reflexion werden.
„Die Seele erschrickt, sie erschauert beim Anblick des Schönen, da sie spürt, dass etwas in ihr aufgerufen wird, das ihr nicht von außen durch die Sinne zugetragen worden ist, sondern das in ihr in einem tief unbewussten Bereich schon immer angelegt war“, so fasst der große Physiker Werner Heisenberg das zusammen.
Das besondere Verhältnis zum Schönen, das wir Menschen haben, war bereits in der antiken Philosophie ein großes Thema. Dass das Schöne uns anzieht und materielle Schönheit dennoch nie ganz befriedigen kann: dieser Gedanke findet sich schon in Platons „Gastmahl“.
Auch philosophisch weniger Interessierte kennen vielleicht die Erfahrung, dass das Schöne verlockt und zugleich fast weh tut. So viele schöne Eindrücke, dass man sie nicht mehr verarbeiten kann. Oder die Sehnsucht, mit den Farben dieses Sonnenuntergangs zu verschmelzen, in diese Symphonie aufgenommen zu werden; nur, um zu spüren, dass das nicht möglich ist, dass die Schönheit uns nicht gehört; wir den Saum ihres Gewandes streifen, doch sie nicht festhalten können.
Als ich neulich für eine Vortragsreise einige Tage in einer tropischen Landschaft verbrachte und wie übersättigt von schönen Eindrücken war, fiel mir ein Gedankengang von C.S. Lewis ein. Sein Essay „Das Gewicht der Herrlichkeit“ ist der gehaltvollste Text über die Schönheit, den ich kenne. Er stellt die Frage, warum Schönheit uns einerseits so anzöge und andererseits geradezu schroff vor die Tür setzte: nein, mit der glitzernden Weite des Ozeans kann auch die sehnsüchtige Seele nicht verschmelzen und die Geigenklänge verhallen, ohne uns Zuhörende dauernd in sich aufgenommen zu haben.
Der Sonnenuntergang vergeht und wir bleiben im Dunkeln sitzend zurück. Das Schöne geht vorbei. Manchmal jedoch, so Lewis, kehre man an einen Ort früherer Begegnung mit der Schönheit zurück und fände ihn verändert. In der Erinnerung sah dieser Berg viel mächtiger aus, beim ersten Hören klang das Klavierstück noch viel bezaubernder. Nicht nur uns selbst scheint die Schönheit also nicht zu gehören, sondern selbst in den Orten und Dingen ist sie nicht fixierbar.
Schönheit selbst ist Vorübergang. Geschaffene Schönheit erzählt von einer Quelle, die sie selbst nicht ist, so denkt der spätantike Neuplatonismus. So wie die seienden Dinge selbst nicht der Ursprung ihres Seins sind, sondern sich einem anderen Ursprung verdanken. Doch gibt es diese Quelle tatsächlich? Der Vorübergang der Schönheit kann wehmütig stimmen und zum Weltschmerz mutieren. Das Lebensgefühl Oscar Wildes und vieler großer Romantiker ist dort begründet. Alle Lust will Ewigkeit, singt Zarathustra, doch die Ewigkeit ist für Nietzsche selbst nicht mehr verfügbar. Innerweltlich bleibt unser bittersüßes Verhältnis zur Schönheit stehen wie ein Zeichen, das auf nichts verweist. Denn am Ende alles Schönen steht der Tod, der Verfall, das Vergehen.
Woher aber dennoch diese Sehnsucht und – vor allem – wozu? Es gäbe keinen Durst, wenn Wasser nicht existierte, mein Lewis. Ob es für unsere melodramatische Sehnsucht nach Schönheit auch solches ewiges Wasser gibt? Beweisen kann man das nicht. Beim Blick über manchen Sternenhimmel jedoch konnte ich ein tief aufsteigendes „Ja!“ in mir nicht unterdrücken.
Text: Johannes Hartl
ENGLISH
Previous thoughts
This third reflection on the miracle of tongues at Pentecost grows out of our previous thoughts:
The Apostles, with the Spirit’s gift of glossolalia, speak in other languages in such a way that people belonging to other language groups understand them.
The result is a communication of a kind which, while not completely reversing the confusion of languages at Babel, gives us a very clear pointer: in God’s kingdom, there will be no more language barriers separating persons and peoples.
A further conclusion can be drawn from this: God himself overcomes the language barrier that stops us hearing from him, and He does this with each person individually. He understands and speaks our personal ideolects and also our artistic language, through which he wishes to speak.
At the same time, in the light of what happened at Pentecost, we are called to look critically at language and to renew our language wherever, for example, a language arising in a church milieu puts up a barrier to those belonging to a churchless society. Here, too, we can place hopes in the Spirit’s gift of «new tongues».
There were numerous reactions from readers to the last two Tune Ins. In particular, to the idea that God speaks our own language and that we do not always “need to hear” God in the same way as others, who perhaps are quick to say, «God spoke to me»: this idea obviously had a liberating effect.
Colors, sand and snow
In this context, I think that one of the truths known in linguistics could be of interest: it is not possible to communicate everything in all languages. There are peoples, for example, who do not distinguish between green and blue. This means that “the colour ribbon of sunlight is not subdivided in the same way in all languages.» (Duden’s Dictionary). There are therefore not certainly enough words for the various colours. Again, in the north there are more words for snow and in the south more words for sand than elsewhere.
Musician X and author Y: We need both languages!
Nor do all people have the same personal «vocabulary». There are things that person X understands, but person Y does not. Alternatively: X can say things that Y cannot. Is this true? Yes! Now instead of X we write «musician X» and instead of Y «author Y»…
So «musician X» can say something different from «author Y». Yes, clearly, it is true. This is the reason, of course, that we need both of them! Our limited vocabulary is extended by the vocabulary of the other person.
God speaks to and through X and Y
Applying this to the message of Pentecost again, we can say that the Holy Spirit speaks the language of X and the language of Y. It is therefore possible for Him to say something to her which He cannot say to Y in the same way (!), or which He does not wish to say to Y, and conversely. Taking this further: It is possible that He would like to say something through X that He cannot or does not wish to say through Y. So X should not be thinking, «God has nothing special to say to me. He’s sure to say it to Y». This would then mean that X is not only deaf, but also mute. If we all think like this, we are robbing others of the chance to see the world not only in blue, but also in green. And the result of this would be that the world ultimately turns grey.
To illustrate it with another example: Why are there four Gospels? Because God has spoken to the four Evangelists and to their hearers in different ways.
A spiritual exercise
A relevant spiritual exercise would then be to ask oneself – and write it down in a notebook – a this question, which also applies to your artistic activity:
«Where do I have something special to say? Where has God perhaps given me something special to say, something meant not just for me, but which I should also pass on to others?» And: «Where should I listen to Y, because he/she has something special to say to me? These questions can then tied to this prayer: «Grant a miracle of tongues!»
(It is self-evident, of course, that here the word «special» can never refer to a special revelation that leads away from the Biblical message).
Art no longer at your disposal
A final thought on the subject of «art and the miracle of tongues»: art itself has multiple layers. It does not simply transport information, but rather expresses on many levels. Sometimes, in amazement, an artist may say, «I never even thought that someone could also understand my work this way.» Where God‘s Spirit blows, the result is a miracle of tongues: art then speaks a language which the author himself no longer understands or – putting it another way – which is no longer at his disposal.
Then our prayer might be like this:
«Take my art, and speak through it to other people, sometimes in ways that I had not planned at all. And speak out into the world through many other artists!»
Text: Beat Rink / Translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
Rückblick
Hier ein kleiner Rückblick zu den ersten beiden Teilen zum Sprachwunder an Pfingsten:
Die Apostel sprechen mit der Geistesgabe der Glossolalie in anderen Sprachen, so dass Angehörige anderer Sprachgruppen sie verstehen können.
Es findet eine Kommunikation statt, die die Sprachverwirrung von Babel zwar nicht aufhebt, die aber ein Zeichen setzt: In Gottes Reich wird es einmal keine Menschen und Völker trennenden Sprachbarrieren mehr geben.
Daraus lässt sich auch ableiten: Gott selber überwindet die Sprachbarrieren zu uns hin, und zwar zu jeden einzelnen Menschen hin. Er versteht und spricht unsere individuellen Ideolekte sowie unsere künstlerische Sprache, durch die er reden will.
Zugleich sind wir im Zeichen von Pfingsten zu Sprachkritik und Sprach-Erneuerung gerufen, wo etwa eine kirchliche Milieu-Sprache Barrieren zu einer nicht-kirchlichen Gesellschaft aufbaut. Auch hier dürfen wir auf die Geistesgabe «neuer Zungen» hoffen.
Die Reaktionen aus der Leserschaft auf diese beiden letzten Tune Ins war gross. Vor allem der Gedanke, dass Gott unsere eigene Sprache spricht und wir nicht immer so “hören müssen” wie andere, die vielleicht schnell einmal sagen «Gott hat zu mir gesprochen», – dieser Gedanke wirkt offenbar befreiend.
Farben, Sand und Schnee
Auch eine Erkenntnis aus der Linguistik könnte in diesem Zusammenhang interessant sein: Nicht alles kann in allen Sprachen mitgeteilt werden. Zum Beispiel gibt es Völker, die zwischen grün und blau nicht unterscheiden. Das heisst: „Das Farbband des Sonnenspektrums wird in den Sprachen nicht in gleicher Weise aufgegliedert» (Wörterbuch Duden). Deshalb gibt es gar nicht genug Wörter für die verschiedenen Farben. Oder: Im Norden gibt es mehr Wörter für Schnee und im Süden mehr Wörter für Sand.
Musikerin X und Schriftsteller Y: Wir brauchen beide!
Auch haben nicht alle Menschen denselben individuellen «Wortschatz». Es gibt Dinge, die X gut versteht, nicht aber Y.
Oder: X kann anderes sagen als Y.
Stimmt das? Ja! Setzen wir statt X einmal «Musikerin X» ein und statt Y «Schriftsteller Y». Dann wird es klar: Die «Musikerin X» kann anderes sagen als der «Schriftsteller Y». Deshalb brauchen wir ja auch beide! Unser begrenzter Wortschatz erweitert sich durch den Wortschatz der anderen.
Gott spricht zu und durch X und Y
Beziehen wir dies wieder auf die Pfingstbotschaft: Der Heilige Geist spricht die Sprache von X und ebenso die Sprache von Y.
Es ist also möglich, dass er zu X etwas sagt, was er zu Y so nicht sagen kann oder nicht sagen möchte und umgekehrt.
Und noch weiter: Es ist möglich, dass er durch X etwas sagen möchte, was er durch Y nicht sagen kann oder sagen möchte.
Darum sollte X nicht denken: «Gott hat mir nichts Spezielles zu sagen. Er sagt es sicher zu Y.» Das hiesse dann: X wird nicht nur taub, sondern auch stumm.
Würden wir alle so denken, dann nähmen wir anderen Menschen die Möglichkeit, die Welt nicht nur blau zu sehen, sondern auch grün. Die letzte Konsequenz davon wäre, dass uns die Welt letztendlich grau vorkommt.
Um es an einem anderen Beispiel zu sagen: Warum gibt es vier Evangelien? Weil Gott zu den Evangelisten und ihren Zuhörern in unterschiedlicher Weise gesprochen hat.
Eine geistliche Übung
Eine geistliche Übung wäre, sich einmal zu fragen und es vielleicht in einem Notizbuch festzuhalten (auch im Blick auf die künstlerische Tätigkeit):
«Wo habe ich etwas Besonderes zu sagen? Wo hat Gott mir vielleicht etwas Spezielles mitzuteilen, das nicht nur für mich gedacht ist, sondern was ich auch anderen weitersagen sollte? Und: «Wo sollte ich auf Y hören, weil er/sie mir etwas Spezielles zu sagen hat? Die Fragen können auch mit dem Gebet verknüpft werden: «Schenke ein Sprachwunder!»
(Dass mit dem «Speziellen» nie eine Spezialoffenbarung gemeint sein kann, die von der biblischen Botschaft wegführt, versteht sich von selbst).
Unverfügbare Kunst
Ein letzter Gedanke zu «Kunst und Sprachwunder»: Kunst selbst ist mehrschichtig. Sie transportiert nicht einfach Information, sondern sagt Vieles aus. Manchmal sagt eine Künstlerin erstaunt: «Ich habe gar nicht gewusst, dass man mein Werk auch so verstehen kann.» Bläst Gottes Geist hinein, kann dieses zum Sprachwunder werden: Kunst spricht dann eine Sprache, die X selber nicht versteht – oder anders: über die sie nicht mehr verfügt.
Gebet: «Nimm meine Kunst, und sprich durch sie zu anderen Menschen, durchaus auch so, wie ich es gar nicht geplant habe. Und sprich durch viele andere Kunst in diese Welt hinein!»
Text: Beat Rink
ENGLISH
In the last TUNE IN, we spoke about the miracle of Pentecost and about how God understands all languages, i.e. including our individual idiolect, the language of our heart and the language of our art. And He also speaks in these languages.
Confusion of languages after Babel
Of course, our language is never only idiolect. Language is THE means of interpersonal and social communication. We also have a common language that connects us. But the story of the Tower of Babel shows that the different languages separate us. One can say that the same is true of the ideolects. When I was young, someone once told me, «your language is simply too flowery for me». This was an unsettling statement. Did he mean «too idiomatic, too metaphorical»? What was I doing wrong? At any rate, this remark did not exactly help me to meet this man without prejudice in later encounters. I also began to listen to myself more critically. And this was a good thing.
A milieu language in church: justifiable or problematical?
Then there are also milieu languages. Sometimes it is difficult to decode the speech of someone from a different social milieu.
And is the language we use in church in fact becoming increasingly incomprehensible to others? What is meant when we hear that Martin Luther, “looked closely at people’s mouths” as he wrote his Bible translation? But which people’s mouths was Luther looking at? And there are not also things which can only be expressed in a special Christian “terminology”? The terms «blessing» or «grace», for example, can hardly be translated into everyday jargon without loss of precision. And anyone coming into a church is likely to be looking for a space which takes him out of everyday life and where something is said to him «in another language».
But, on the other hand, there is surely also a danger that specialised Christian language takes on too much of a life of its own, because it develops a more and more specialised vocabulary, even where this is not strictly necessary? Then we are only serving the «church milieu», and non-church people may find it difficult to gain access to our congregation and to the Christian message.
Miracle of Tongues for churches?
Pentecost may not have reversed Babel completely, but the miracle of tongues shows us one thing clearly: the Holy Spirit wishes to help us to speak in other tongues. For Christians, this could mean that He helps us to break through specialised church language where it becomes a problematical obstacle to understanding.
But how? Perhaps three things are necessary for this:
1. Christian critique of language
In the history of literature, there were more than a few voices that spoke critically about language. The most famous case in German literature is the «Letter to Lord Chandos» by Hugo von Hoffmannsthal (1874-1929). In one passage there we read, “The abstract words… disintegrated in my mouth like mouldy mushrooms”. Church language, too, can become empty of meaning and “mouldy”, perhaps because of its inflationary spiralling.
It is therefore important for us Christians to cultivate a differentiated and critical use of language. Once in a while one should perhaps ask in church, “What kind of language are we using? Do other people understand us at all?”
2. Linguistic creativity as art
Art (not only literature!) plays an inestimably important role in this. The art of preaching can be included here as well. If we stay with linguistic criticism, we do not become linguistically creative. But what we need are linguistically creative ideas in the milieu of the «churches» and the faithful!
Silja Walter (1919-2011), the lyrical poet, dramatist and nun, wrote, “I have the impression I have to report something. And I have to report it, because I have discovered something. For me the monastery is a discovery, not of Fahr Monastery as a space, no, but rather of the phenomenon of «God and being human in this space». This is precisely what I want to, indeed must, reformulate anew time and time again. Repeatedly, this provides the fresh impulse for my writing. Seen from this point of view, this reporting, just as much as breathing and laughing, sleeping and eating, belongs to the necessities of my life.” She HAS TO REPORT! This is the impetus for Silja Walter to become or remain linguistically creative as a nun.
3. Artistic Miracle of Tongues
It is good to remind ourselves of this and to become aware of it in prayer: there is a miracle of tongues which the Holy Spirit gives – to artists as well. He wishes to make Himself understood. In this process, He looks «closely at our mouths», at our ideolect, and at the same time puts new words in our mouths, words of value in communicating with others…
The following questions could provide an impulse in a discussion group:
Where have we experienced an artistic miracle of tongues of this kind – whether in our own art or in the art of others?
And: Do churches need a new miracle of tongues? How can art contribute to this?
Text: Beat Rink / Translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
Im letzten TUNE IN war die Rede vom Pfingstwunder und davon, dass Gott alle Sprachen versteht, d.h. auch unseren individuellen Idolekt, unsere Herzenssprache und die Sprache unserer Kunst. Und er spricht auch in diesen Sprachen.
Sprachverwirrung nach Babel
Natürlich ist unsere Sprache nie nur Ideolekt. Sprache ist DAS Mittel zwischenmenschlicher und gesellschaftlicher Verständigung. Wir haben also eine gemeinsame Sprache, die uns verbindet. Aber die Geschichte vom Turmbau zu Babel zeigt, dass uns die unterschiedlichen Sprachen trennen. Auch dies kann man auf die Ideolekte beziehen. In meiner Jugend sagte mir einmal jemand: «Deine Sprache ist für mich einfach zu blumig». Ich war irritiert. Zu blumig? Meinte er «zu idiomatisch, zu metaphorisch»? Was machte ich falsch? Die Bemerkung half mir jedenfalls nicht unbedingt, diesem Menschen in der Folge unbefangen zu begegnen. Ich begann auch, mir selber kritischer zuzuhören. Und dies war schliesslich ganz gut.
Kirchliche Milieusprache: berechtigt oder problematisch?
Dann gibt es auch Milieusprachen. Es ist manchmal schwierig, die Rede eines Menschen zu entschlüsseln, der in einem ganz anderen sozialen Milieu beheimatet ist. Sprechen wir eigentlich auch in den Kirchen eine Sprache, die für andere Menschen unverständlich ist? Was heisst es, dass Luther bei der Bibelübersetzung «den Leuten aufs Maul schaute», wie er schrieb? Aber welchen Leuten schaute Luther eigentlich aufs Maul? Gibt es nicht auch Dinge, die sich nur in einer «christlichen Fachsprache» sagen lassen? So kann man z.B. die Begriffe «Segen» oder «Gnade» kaum ohne Verlust in einen Alltagsjargon übersetzen. Und wer in eine Kirche betritt, sucht möglicherweise einen Raum, der ihn gerade aus dem Alltag herausnimmt, und in dem ihm etwas «in einer anderen Sprache» gesagt wird.
Aber besteht auf der anderen Seite nicht eben auch die Gefahr, dass sich die christliche Sprache allzu sehr verselbständigt, weil sie immer mehr ein Sondervokabular entwickelt, selbst wo es gar nicht nötig wäre? Dann wird nur noch das «Kirchen-Milieu» bedient, und nicht-kirchlichen Menschen wird es schwer gemacht, Zugang zu einer Kirche und zur christlichen Botschaft zu finden.
Sprachwunder für Kirchen?
Pfingsten macht Babel zwar nicht rückgängig, aber das Sprachwunder zeigt: Der Heilige Geist will uns helfen, «in anderen Zungen» zu reden. Für Christen könnte es heissen: Er hilft uns, die kirchliche Sondersprache dort zu durchbrechen, wo sie sich dem Verständnis in problematischer Weise verschliesst.
Wie das? Vielleicht braucht es dazu drei Dinge:
1.Christliche Sprachkritik
In der Literaturgeschichte gab es nicht wenige Stimmen, die sich sprachkritisch äusserten. Am berühmtesten in der deutschen Literatur ist der «Brief an den Lord Chandos» von Hugo von Hoffmannsthal (1874-1929). Dort steht der Satz: «Die abstrakten Worte… zerfielen mir im Mund wie modrige Pilze». Auch die kirchliche Sprache kann sinnentleert und «modrig»werden, vielleicht, weil sie inflationär gebraucht wird.
Es ist wichtig, dass wir Christen in differenzierter Weise sprachkritisch sind. Vielleicht sollte man sich in einer Kirche zwiscxhendurch fragen: Wie reden wir eigentlich? Verstehen uns andere Menschen?
2. Sprachschöpferische Kunst
Kunst (nicht nur die Literatur!) spielt hier eine unschätzbar wichtige Rolle. Dazu kann auch die Kunst des Predigens gehören. Bleibt man in der Sprachkritik stecken, wird man aber noch nicht sprachschöpferisch.
Denn es braucht sprachschöpferische Impulse im Milieu der «Kirchen» und der Gläubigen!
Die Lyrikerin, Dramatikerin und Nonne Silja Walter (1919-2011) schreibt: «Ich habe den Eindruck, ich müsse melden. Und ich muss melden, denn ich habe etwas entdeckt. Das Kloster ist für mich eine Entdeckung, nicht das Kloster Fahr als Raum, nein, vielmehr das Phänomen «Gott und das Menschsein in diesem Raum drin». Eben dies möchte ich, ja muss ich, immer und immer wieder neu formulieren. Dies ist immer neu der Anstoss für mein Schreiben. So gesehen, gehört das Melden wie das Atmen und Lachen, Schlafen und Essen zu den Notwendigkeiten meines Lebens.» Sie MUSS MELDEN! Das ist der Anstoss für Silja Walter, als Nonne sprachschöpferisch zu werden bzw. sprachschöpferisch zu bleiben.
3. Künstlerisches Sprachwunder
Es ist gut, wenn wir uns daran erinnern und uns betend vergegenwärtigen: Es gibt ein Sprachwunder, das der Heilige Geist schenkt – auch uns Künstlerinnen und Künstlern. Er will sich verständlich machen. Er schaut uns dabei «aufs Maul», auf unseren Ideolekt und legt uns zugleich neue Worte in den Mund, die der Kommunikation mit anderen dienen.
Vielleicht können folgende Fragen zu einer Gesprächsrunde anregen:
Wo haben wir ein künstlerisches Sprachwunder erlebt – in unserer eigenen Kunst oder in der Kunst anderer?
Und: Brauchen Kirchen ein neues Sprachwunder? Wie kann Kunst dazu beitragen?
Text: Beat Rink
We celebrate Pentecost and read in Acts 2 of miracles of tongues. The Apostles preach, and the listening crowd of Jews from different language groups understand in their own languages what the Apostles are saying. So the first Christians receive the spiritual gift of glossolalia – and then other gifts as well.
The miracle of tongues continues
The miracle of tongues sets the direction of the story of the Acts of the Apostles. John Chrysostom (349-407) was of the opinion that the Holy Spirit had torn down the language barriers between the peoples in order to prepare the Apostles for their missionary work among those Jews who spoke foreign languages. After that, he thought, glossolalia and other gifts of the Spirit were no longer necessary. But Chrysostom was wrong!
Understanding between nations, interpersonal communication and art
We need better understanding between nations and between us human beings. For this we need plenty of good will, readiness to enter into dialogue, empathy, knowledge of other cultures etc.
Here, too, art has an important task. It helps us to get inside other cultures, social areas and ways of thinking and to become sensitive and sympathetic to foreign people and cultures…
We Christians can pray that the Holy Spirit equips us for this.
At Pentecost one often hears sermons or reads newspaper articles saying that this is precisely the significance of the miracle of tongues in the Acts of Apostles. Is this accurate?
The first message we hear in the miracle of tongues is something else:
Pentecost shows us: the Holy Spirit understands our language
God’s Spirit knows and speaks all languages: French, Spanish, Japanese and then all the many dialects, the sociolects and billions of ideolects. An ideolect is the entirely individual form of expression used by one person. The Holy Spirit understands our unmistakable ideolect. And even more that this: He understands our inner dialogues and the unexpressed and inexpressible «language of the heart» of each individual person.
Pentecost shows us that the Holy Spirit speaks our language
God can make himself understood in our ideolect and in the «language of our heart». God has the gift of tongues, of glossolalia.
Calvin Seerveld (*1930), an important voice in the dialogue between art and theology, writes that even nature is “God’s glossolalia”. “The canon of the Bible is closed, but not God’s creational relevation”. We learn to listen to nature. That is an interesting idea!
One could equally well say this: God loves to communicate in the glossolalia of our ideolect – because he loves us.
What does this mean for our faith life?
We should not think that God speaks to us only in one particular way. When we hear someone saying, «God told me that…», we immediately feel inferior, because we think that God cannot speak to us – or, even worse: He does not want to speak to us. But is not silent; we are often simply deaf to the fact He has long been speaking to us in our own language.
So one spiritual exercise could be to write down where and how God has already spoken to us. And a second spiritual exercise could be this prayer: «Lord, help me to hear when you speak to me in my ideolect and in the language of my heart.»
What is the significance of this for creators of art?
The Holy Spirit can also enter completely into our ideolect and begin to speak to us there. God also speaks the glossolalia of our art!
And this is a possible third spiritual exercise: Asking God to speak into your art and asking “Help me to hear you in it!»
(To be continued)
Text: Beat Rink / Translation: Bill Buchanan
DEUTSCH:
Wir feiern Pfingsten und lesen in der Apostelgeschichte 2 vom Sprachwunder. Die Apostel predigen, und die versammelten Juden aus anderen Sprachgruppen verstehen in ihrer eigenen Sprache, was die Apostel reden. Die ersten Christen bekommen also die Geistesgabe der Glossolalie – und dann auch andere Gaben.
Das Sprachwunder geht weiter
Das Sprachwunder ist der Auftakt zur Apostelgeschichte.
Johannes Chrysostomos (349-407) meinte, der Heilige Geist habe deshalb die Sprachbarrieren zwischen den Völkern niedergerissen, um die Apostel auf ihre Missionsarbeit unter den fremdsprachigen Juden vorzubereiten. Danach sei die Glossolalie und auch andere Geistesgaebn nicht mehr nötig gewesen. Doch Chrysostomos täuschte sich!
Völkerverständigung, zwischenmenschliche Kommunikation und Kunst
Wir brauchen eine bessere Verständigung zwischen den Völkern und zwischen uns Menschen. Wir brauchen dazu viel guten Willen, Dialogbereitschaft, Empathie, Kenntnis anderer Kulturen usw.
Auch die Kunst hat hier eine wichtige Aufgabe. Sie hilft uns, in andere Kulturen und soziale Bereiche und Denkweisen einzutauschen und sensibel und verständnisvoll zu werden für das Andere und das Fremde…
Wir Christen können beten, dass der Heilige Geist uns dazu befähigt.
Man hört an Pfingsten oft Predigten oder liest Zeitungsartikel, dass das Sprachwunder in der Apostelgeschichte genau das meinte.
Stimmt das?
Das Sprachwunder predigt zunächst etwas Anderes:
Pfingsten zeigt: Der Heilige Geist versteht unsere Sprache
Gottes Geist kennt und spricht alle Sprachen: Französisch, Spanisch, Japanisch und dann die vielen Dialekte, die Soziolekte und die Milliarden Ideolekte. Ein Idiolekt ist die ganz individuelle Ausdrucksweise einzelner Menschen. Der Heilige Geist versteht unsere unverwechselbaren Ideolekt. Und mehr noch: Er versteht unsere inneren Dialoge und die unausgesprochene und unaussprechbare «Herzenssprache» eines jeden Menschen.
Pfingsten zeigt: Der Heilige Geist spricht unsere Sprache
Gott kann sich in unserem Ideolekt und in unserer «Herzenssprache» verständlich machen. Gott hat die Gabe der Glossolalie.
Calvin Seerveld (1930*), eine wichtige Stimme im Dialog zwischen Kunst und Theologie, schreibt, dass auch die Natur «Gottes Glossolalie» ist. «Die Kanonbildung der Bibel ist abgeschlossen, nicht aber Gottes Offenbarung in seiner Schöpfung.” Wir müssen lernen, auf die Natur zu hören. Das ist ein interessanter Gedanke!
Ebensogut kann man auch sagen: Gott liebt es, durch den Heiligen Geist in der Glossolalie unseres Ideolekts zu kommunizieren, weil er uns liebt.
Was heisst das für unser Glaubensleben?
Wir sollte nicht meinen, Gott rede nur auf ganz bestimmte Weise zu uns. Wenn wir von jemandem den Satz hören: «Gott hat mir gesagt…», dann führen wir uns schnell minderwertig, weil wir denken, Gott könne nicht mit uns reden – oder schlimmer noch: er wolle nicht mit uns reden. Aber Gott ist nicht stumm. Wir sind oft nur taub dafür, dass er längst in unserer eigenen Sprache spricht.
Eine geistliche Übung wäre dann, aufzuschreiben, wo und wie Gott bereits zu uns gesprochen hat. Und eine weitere geistliche Übung wäre das Gebet: «Herr, hilf mir zu hören, wenn du meinen Ideolekt sprichst und in meiner Herzenssprache zu mir redest.»
Was heisst das für uns als Kunstschaffende?
Der Heilige Geist kann auch in unseren künstlerischen Ideolekt eintauchen und hier zu reden beginnen. Gott spricht auch die Glossolalie unserer Kunst! Dies könnte uns dann zu einer dritten geistlichen Übung ermutigen: Erwarten, dass Gott in die Kunst hineinspricht und bitten: «Hilf mir, dich darin zu hören!»
(Fortsetzung folgt)
Text: Beat Rink
What does jazz have to do with spirituality? The answer to this question can only be «Everything!», and if this is not clear already, it certainly will be after reading the excellently penned book «Jazz und Spiritualität» by Uwe Steinmetz and after listening to the numerous musical examples on the related website. The author guides us through the history of «religious jazz», whose roots, as is well known, lie in Afro-American music. It can be subdivided into three main categories:
1. Liturgical Jazz
The album «Liturgical Jazz» (1959) by the saxophonist Ed Summerlinmarksthe birth of jazz music written for church services: LINK
Summerlin hoped, by his tours to universities and churches in the USA and by a resulting introduction of jazz to church services and the establishment of jazz churches, to achieve a «long-term enlivening of church services by using new songs and liturgical formats». He clearly recognised one fact: liturgical celebration in Protestant churches was in a crisis. The connection to contemporary culture had been lost. His efforts, however, made no sustained impact. Disappointed, he dropped the project in 1973. Another of his original intentions, to overcome the strict separation of black and white churches, remained unfulfilled.
2. Sacred Jazz
At this point, jazz drifted away from the churches and became established in non-church contexts. It linked the individual faith of the composer to the aesthetics of contemporary culture. The first work combining contemporary jazz and liturgical elements in a concert setting was Duke Ellington’s“Sacred Concert” (1965) for big band, choir and tap dancer. In the same tradition we find such works as Ike Sturm’s “Jazz Mass”: LINK
3. Spiritual Jazz
Finally, jazz liberated itself from the dependence on institutional religions. In Uwe Steinmetz’s words, it conquered for itself an «aesthetic and spiritual free space». The individual (not only Christian!) religion of the jazz musicians is poured into the music. This is intended to inspire the listeners to autonomous spiritual experiences. Uwe Steinmetz does not define this «spiritual jazz» as «Christian jazz». He does however see in it a strong potential for music in creating a greater awareness of the need for more humanity and empathy regarding the burning issues of today.
The book offers a basis for further conversations about «Jazz and Spirituality». And it helps us in reflecting on «Faith and Art» in general.
And in particular there are, in my opinion, several quotations in the book which inspire us in this direction, amongst them the following:
«The Blues tells the story of life’s difficulties, and if you think for a moment, you will realize that they take the hardest realities of life and put them into music, only to come out with some new hope or sense of triumph. This is triumphant music. Modern Jazz has continued in this tradition, singing the songs of a more complicated urban existence. When life itself offers no order and meaning, the musician creates an order and meaning from the sounds of the earth which flow through his instrument.»
Martin Luther King Jr. in his speech at the opening of the 1964 Berlin Jazz Festival
* Uwe Steinmetz, saxophonist and composer, also has a doctorate in musicology. We are indebted to him for decisive ideas in starting up “Crescendo Jazz”. Like our work among classical musicians and dancers, “Crescendo Jazz” is a spiritual movement which serves artists (including those in other fields) on a number of levels and, in an inviting way, provides distinctive pointers to the Christian faith: LINK
Text: Beat Rink / Translation: Bill Buchanan
DEUTSCH:
Was hat Jazz mit Spiritualität zu tun? Auf diese Frage kann man nur mit «Alles!» antworten, spätestens dann, wenn man das hervorragend geschriebene Buch «Jazz und Spiritualität» von Uwe Steinmetz aus der Hand legt und wenn man sich die vielen Musikbeispiele auf der dazu gehörigen Webseite angehört hat. Der Autor führt uns durch die Geschichte des «religiösen Jazz», der seine Wurzeln bekanntlich in der afroamerikanischen Musik hat. Er lässt sich in drei Hauptströmungen einteilen:
1. Liturgical Jazz
Das Album des Saxophonisten Ed Summerlinmit dem Titel «Liturgical Jazz» (1959) ist die Geburtsstunde einer für den Gottesdienst geschriebenen Jazzmusik: LINK
Summerlin erhoffte sich durch seine Tourneen durch Universitäten und Kirchen in den USA und die davon inspirierte Einführung von Jazz in Gottesdiensten und die Gründung von Jazzkirchen eine «nachhaltige Belebung der Gottesdienste durch neue Lieder und liturgische Formate.» Er erkannte: Die religiöse Feier in den protestantischen Kirchen war in einer Krise. Der Anschluss an die zeitgenössische Kultur war verloren. Doch seine Bemühungen blieben ohne nachhaltige Wirkung. 1973 zog er sich enttäuscht zurück. Auch seine ursprüngliche Absicht, durch Jazz gegen die strikte Separierung schwarzer und weisser Kirchen zu überwinden, scheiterte.
2. Sacred Jazz
Der Jazz wanderte daraufhin aus den Kirchen aus und etablierte sich in nicht-kirchlichem Kontext. Er verbindet den individuellen Glauben der Komponisten mit der Ästhetik der Gegenwartskultur. Das erste Werk, bei dem zeitgenössischer Jazz und liturgische Elemente in einem Konzertrahmen kombiniert wurden, war das „Sacred Concert“ (1965) von Duke Ellington für Big Band, Chor und Stepptänzer. In dieser Tradition steht auch Ike Sturms „Jazz Mass“: LINK
3. Spiritual Jazz
Schliesslich befreit sich der Jazz von der Abhängigkeit institutioneller Religionen. Er erobert sich, wie Uwe Steinmetz schreibt, einen «ästhetischen und spirituellen Freiraum». Die individuelle (nicht nur christliche!) Religion der Jazzmusiker ergiesst sich in die Musik. Diese soll die Zuhörer zu autonomen spirituellen Erlebnissen inspirieren.
Uwe Steinmetz definiert diesen «Spiritual Jazz» nicht als «christlichen Jazz». Er sieht darin aber ein grosses Potential, dass Musik ein Bewusstsein für mehr Menschlichkeit und Empathie für brennende aktuelle Themen schafft.
Das Buch verhilft zum weiteren Gespräch über «Jazz und Spiritualität». Und es hilft, über «Glaube und Kunst» generell nachzudenken. Vor allem zwei Zitate im Buch regen meiner Meinung nach dazu an, darunter folgendes:
“Der Blues erzählt von den Schwierigkeiten des Lebens, und wenn man einige Momente darüber nachdenkt, dann erkennt man, dass sie [Die Musiker] die härtesten Realitäten des Lebens in Musik umsetzen, um mit neuer Hoffnung oder auch mit einem Gefühl des Sieges wieder herauszukommen. Das ist dann siegreiche Musik. Der moderne Jazz hat diese Tradition fortgesetzt und singt die Lieder einer eher komplexen urbanen Existenz. Wenn das Leben selbst keine Ordnung und keinen Sinn bietet, schafft der Musiker eine Ordnung und einen Sinn aus den Klängen der Erde, die durch sein Instrument fließen.” Martin Luther King Jr. in seiner Eröffnungsrede zum Berliner Jazzfestival 1964
* Uwe Steinmetz ist Saxophonist, Komponist und promovierter Musikwissenschaftler. Wir verdanken ihm entscheidende Impulse zur Gründung von “Crescendo Jazz”. “Crescendo Jazz” ist wie unsere Arbeit unter klassischen Musikern und Tänzern eine geistliche Bewegung, die auf vielen Ebenen den Künstlern (auch aus anderen Sparten) dient, und die in der Kulturwelt auf einladende Weise Akzente des christlichen Glaubens setzt: LINK
The link is to a recording of a major birthday concert in the cathedral in Riga. / Der Link führt zu einem grossen Geburtstagskonzert im Dom zu Riga
Rihards Dubra is counted among the most important and well-known contemporary composers in Latvia and enjoys international success. His oeuvre includes symphonic music, oratorios and works for organ, with a particular emphasis in spiritual vocal music. Dubras’ style is definitely modern, yet combines influences from the Middle Ages and Renaissance with minimalist forms and very expressive melodic construction. Crescendo musicians have already performed several of his works, and exactly 20 years ago we published a conversation with him in the book “Mich umgibt ein grosser Klang”. Here we present excerpts from that original interview, supplemented by some questions we put to Rihards a few days ago, that is, 20 years later.
Crescendo: Did you always dream of becoming a composer?
Rihards Dubra: It’s hard to say. When I was about eight years old I just had the urge to write something, so I wrote a few little piano pieces in the style of Mozart. Then my interest began to grow and I switched music schools, since I hadn’t been able to study composition at the previous one. Things developed further and eventually I studied composition at the Music Academy.
Do you write predominantly spiritual music today?
Rihards Dubra:I write exclusively spiritual music. My symphonic music is also always spiritual.
What does that mean? Do you always think of concrete spiritual content?
Rihards Dubra:I could say, sure, I always think of stories from the Bible or just get some inspiration from above. But I think it’s hard to explain it. I simply feel the need to write a certain thing.
What does your creative process look like?
Rihards Dubra: I can’t really say exactly. I leave room for the music to come through me. It’s not that I make music; music uses me as an instrument, so that I just write down what I’m given from God. Kind of like a typewriter that only writes what it’s given. I am a typewriter and my interpreters are the translators. Actually, when I start a new work, for a long time it looks like I’m not doing anything. My wife always says, “You have so little time, why aren’t you doing anything?” And I say, “I am doing something. I have to think and I have to just play! I only write a work down when it’s completely finished.”
So you don’t make any compositional notes or write down any fragments?
Rihards Dubra: None. The work develops itself in my head. Only after I know it really well, with all its themes and in its complete form, do I write it all out.
Who has influenced you in particular?
Rihards Dubra: My number one influence is Arvo Pärt. And then John Taverner…
Our common friend Guntars Pranis [founder of Crescendo Latvia and today director of the Latvian Music Academy] said about you: Rihards is an exception among composers, also among those who profess their faith. He doesn’t always explicitly emphasize the fact that he’s a Christian; you can just sense that his faith is there and comes from the inside. Some colleagues who also write spiritual music might say in an interview something like, “We don’t have to take that so literally; sure, it’s a spiritual text, but I don’t go to church and I’m not really that close to God. Why should I go to church, when the church just wants to hem me in?” Rihards comes from a completely different perspective. He is very faithful to his church and even directs the choir or plays the organ once in a while. He composes his music out of a completely normal, everyday Christian life. That really makes a difference for me as the musician – his interpreter.
Rihards Dubra: I had written spiritual music before as well. But through this music I started feeling like I had to go back to church.
Is there any work that you have been wanting to write for a long time now?
Rihards Dubra: Sometime I’d really like to write a Requiem—but for the appropriate occasion. I don’t mean I’m waiting for someone to die though… (laugh)
So why a Requiem?
Rihards Dubra: The Requiem has a very long history. It has been set by different composers in different times in very different styles. When I read this text I feel something different than other Requiem composers, and I’d like to show that. Sometimes I find Requiem music too heavy, too gloomy. I think it should be something light, bright, blissful…
How would you describe your music in one sentence?
Rihards Dubra: My music is meditative. Sometimes I take a break from writing to gain a new perspective on things. There is light, longing and eternity that can speak to us at every turn…
And spiritual music?
Rihards Dubra: Faith is the only clear thing in this life. What can be better for me than to write spiritual music?
We conducted the preceding interview in 2004, when Rihards Dubra was 40 years old. Now, 20 years later, we wanted to ask further questions:
How would you describe the development of your music in the last two decades? What has become particularly important to you?
Rihards Dubra: It is not easy to answer this because, as a composer, I cannot personally be objective enough. I find that, when I am writing music, I go much more deeply into that content which constitutes the historical background of the piece that I am writing. Sometimes I make such demands on myself this way that I take it too personally, and it even affects my health negatively.
What do you mean by that?
Rihards Dubra: That happened last year, for example, while I was writing a cycle for piano – “Visions from the Way of the Cross. Light” (15 pieces, 90 minutes long). I am still battling with health problems which already began as I started writing out the work. This may sound unbelievable, but it is quite clear to me that these problems were influenced by my absolutely earnest involvement with the history of the Way of the Cross and with my attempts to experience them on a sensory level and to represent this experience in sound. Something similar happened with a number of recent works, including an opera written five years ago.
What could help you there?
Rihards Dubra: I am trying to be more careful, but this is not proving so successful, since it appears that the fact that I have become older deepens my wish to become intimate with the theme I am working with. As far as the musical language is concerned, I am more interested in rather dense, multi-colour harmonies, which I am continuing to use in conjunction with the technical resources of modern music. While often I used Gregorian intonations as a special technique in my earlier music and in fact even developed material in a Gregorian manner, I am now very interested in the technical possibilities of the Baroque, and in particular I am now concentrating centrally on the polyphony and rhythmic vocabulary of this period. I weave these techniques into the synthesis, mentioned above, of colourful harmony and modern technical resources. And the most important thing for me is not to tell lies in music, that is, I must write what I am myself and not invent something artificial. Unconsciously, the listener’s ear always detects such things perfectly.
Who was Rihards in 2004? Who is Rihards Dubra today?
Rihards Dubra: In 2004, Rihards was 40 years old and the real mature years of compositional creation had hardly begun. Now, in 2024, I am 60 years old. My 40th year as a teacher of composition and music theory is underway. Recently, I have had the opportunity to write more symphonic music – much to my delight, for this is a real pleasure for me. I have become calmer, I no longer react so impulsively to events although… the abominable war, which Moscow has unleashed, causes me constant and relentless rage. It is astonishing to me that the world considers money and business more important than the killing, maiming and rape of human beings. This is unbelievably painful to me. And at the moment this is reflected very clearly in my music – especially in the Way of the Cross and also in my Third Symphony, which will have its premiere in autumn.
In 2004 you said that you would like to write a Requiem. Has this in the meantime become reality?
Rihards Dubra: I am working on this at the moment! My greatest wish is that this work should provide a worthy voice for the souls of all who have suffered so much in this senseless war and of those who have been killed.
Questions: Beat Rink / Translation from German into English: Bill Buchanan
Rihards Dubra in front of his house in 2004 Rihards Dubra 2004 vor seinem Haus
DEUTSCH:
Vor wenigen Wochen feierte unser Freund, der Komponist Rihards Dubra seinen 60. Geburtstag. Er gehört gegenwärtig zu den wichtigsten und auch international bekanntesten Komponisten Lettlands. Sein Oevre umfasst symphonische Musik, Oratorien und Orgelwerke. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf geistlicher Vokalmusik. Dubras’ Stil ist modern; trotzdem mischen sich Einflüsse aus Mittelalter und Renaissance mit minimalistischen Formen und einer sehr ausdrucksstarken Melodiebildung. Crescendo-Musiker haben schon mehrere Werke von ihm aufgeführt, und vor genau 20 Jahren haben wir im Buch “Mich umgibt ein grosser Klang” ein Gespräch mit ihm veröffentlicht. Wir geben das Interview auszugsweise wieder. Dazu haben wir Rihards vor ein paar Tagen, also 20 Jahre später, noch drei weitere Fragen gestellt.
Rihards, war es immer dein Traum, Komponist zu werden?
Rihards Dubra: Das ist schwer zu sagen. Als ich etwa acht Jahre alt war, hatte ich den Drang, etwas schreiben zu müssen – und so schrieb ich ein paar kleine Werke für Klavier im Mozartstil. Dann stieg mein Interesse immer mehr, und ich wechselte die Musikschule, weil ich in der bisherigen nicht Komposition studieren konnte. So entwickelte sich das immer weiter, bis ich schliesslich an der Musikakademie Komposition studierte.
Schreibst du heute vorwiegend geistliche Musik?
Rihards Dubra: Ich schreibe ausschliesslich geistliche Musik, weil auch meine symphonische Musik immer geistlich ist.
Was heisst das? Denkst du dabei immer an konkrete geistliche Inhalte?
Rihards Dubra: Ich würde jetzt gern sagen können: Ich denke immer wieder an Geschichten aus der Bibel oder ich bekomme einfach einige Inspirationen von oben. Ich glaube, es ist schwer, dies so einfach zu erklären. Ich fühle, dass ich etwas schreiben muss.
Wie sieht dein Schaffensprozess aus?
Rihards Dubra: Ich kann es nicht so genau sagen. Ich lasse Raum für die Musik, so dass sie durch mich netstehen kann. Nicht ich mache Musik, sondern die Musik benutzt mich als ein Instrument, so dass ich nur niederschreibe, was mir von Gott gegeben wird. Quasi wie bei einer Schreibmaschine, die nur schreibt, was ihr gegeben wird. Ich bin eine Schreibmaschine – meine Interpreten sind die Übersetzer… Wenn ich ein neues Werk beginne, sieht es recht lang danach aus, als machte ich überhaupt nichts. Meine Frau sagt dann immer: Du hast so wenig Zeit, warum machst Du nichts? Ich antworte dann: Ich mache etwas. Ich muss denken und ich muss einfach spielen! Ich schreibe ein Werk immer nur nieder, wenn es ganz fertig ist.
Du machst dir also keine Kompositionsnotizen und schreibst keine Fragmente auf?
Rihards Dubra: Keine. Das Werk entsteht in meinem Kopf. Erst wenn ich es gut genug kenne, mit allen seinen Themen und in seiner gesamten Form, dann schreibe ich alles auf.
Wer hat dich besonders geprägt?
Rihards Dubra: Vorbild Nummer eins ist für mich ist Arvo Pärt. Und dann John Taverner…
Nun hat einer unserer gemeinsamen Freunde, Guntars Pranis [Gründer von Crescendo Lettland und heute Reltor der lettoschen Musikhochschule] gesagt: “Man spürt einfach, dass sein Glaube da ist und sehr von innen kommt! Mancher Kollege, der auch geistliche Musik schreibt, sagt vielleicht in einem Interview: “Wir müssen das nicht so genau nehmen, das ist ein geistlicher Text. Aber ich gehe nicht zur Kirche und bin auch so nah bei Gott. Was soll die Kirche? Sie will mich nur einengen…?” Da steht Rihards doch an einem ganz anderen Ort. Er geht treu in seine Gemeinde und macht immer wieder eine Vertretung als Chorleiter oder Organist. Er komponiert also aus diesem ganz normalen, alltäglichen Christsein heraus. Für mich als Interpret macht das wirklich einen ganz grossen Unterschied!“
Rihards Dubra: Ich habe auch früher schon geistliche Musik geschrieben. Aber durch diese Musik begann ich zu fühlen, dass ich in die Kirche zurückgehen muss…
Gibt es ein Werk, dass du schon längere Zeit unbedingt gerne schreiben wolltest?
Rihards Dubra: Irgendwann möchte ich gerne ein Requiem schreiben – aber bei entsprechender Gelegenheit. Damit meine ich natürlich nicht, dass ich darauf warte, dass jemand stirbt… (lacht)
Warum dann ein Requiem?
Rihards Dubra: Das Requiem hat ja eine sehr lange Geschichte. Es ist zu unterschiedlichen Zeiten von unterschiedlichen Komponisten mit sehr unterschiedlichen Stilen vertont worden. Ich fühle, wenn ich diese Texte lese, allerdings etwas anderes als die anderen Requiem-Komponisten, und ich möchte das einfach gerne zeigen. Manchmal ist mir die Musik im Requiem zu düster. Das muss meiner Meinung nach etwas Leichtes, Helles, Seliges sein…
Wie würdest du deine Musik mit einem Satz beschreiben?
Rihards Dubra: Meine Musik ist meditativ. Manchmal möchte ich mit dem Schreiben innehalten, um zu einer neuen Sicht der Dinge zu kommen. Denn jeden Augenblick kann uns Licht, Sehnsucht und Ewigkeit ansprechen…
Und die geistliche Musik?
Rihards Dubra: Der Glaube ist die einzige Klarheit in diesem Leben. Was gibt es Besseres für mich, als geistliche Musik zu schreiben?
Wir führten dieses Interview vor 2004, als Rihards Dubra 40 Jahre alt war. Nun, 20 Jahre später, legten wir ihm weitere Fragen vor.
Rihards, wie würdest du die Entwicklung deiner Musik in den letzten Jahrzehnten beschreiben? Was ist dir besonders wichtig geworden?
Rihards Dubra: Das ist nicht einfach zu beantworten, weil ich als Komponist mir selber gegenüber nicht genügend objektiv sein kann. Ich finde aber: Wenn ich Musik schreibe, gehe ich heute viel stärker auf den Inhalt ein, d.h. auf die Geschichte des Stücks, an dem ich gerade arbeite. Manchmal überfordert mich das sehr. Ich lasse es zu nah an mich herankommen, und dies schadet dann sogar meiner Gesundheit.
Was heisst das genau?
Rihards Dubra: Letztes Jahr schrieb ich einen Zyklus für Klavier: «Visionen vom Kreuzweg. Licht» (15 Stücke, 90 Minuten lang). Ich kämpfe heute noch mit gesundheitlichen Problemen, die beim Schreiben dieser Arbeit auftauchten. Es mag unglaublich klingen, aber für mich ist unzweifelhaft klar: Diese gesundheitlichen Probleme haben damit zu tun, dass ich mich intensiv mit dem Kreuzweg beschäftigte, und dass ich versuchte, ihn sinnlich nachzuempfinden und die damit verbundene Erfahrung klanglich darzustellen. Ähnliches geschah beim Schreiben anderer Werke; so bei einer vor fünf Jahren geschriebenen Oper.
Was könnte dir da helfen?
Rihards Dubra: Ich versuche zwar, vorsichtiger sein, aber es funktioniert nicht wirklich. Offensichtlich ist mit zunehmendem Alter auch der Wunsch gewachsen, mich völlig in das Thema eines Werks zu vertiefen. Was die Musiksprache betrifft, so interessieren mich heute eher dicke, vielfarbige Harmonien, die ich noch immer mit technischen Mitteln der modernen Musik verbinde. Während meine frühere Musik auf besondere technische Mittel zurückgriff und häufig gregorianische Intonationen einsetzte oder sogar Stilisierungen gregorianischer Musik vornahm, interessiere ich mich heute sehr für die Barockmusik und ihre technischen Mittel. Im Zentrum meines Interesses stehen besonders die Polyphonie und Rhythmik aus jener Zeit. Diese verwebe ich dann mit der oben erwähnten Synthese aus Farbharmonien und mit modernen Techniken. Das Wichtigste für mich ist jedoch, dass ich in der Musik nicht lüge. Dass ich also schreibe, was ich selbst bin, und dass ich nichts Künstliches erfinde. Unterbewusst kann der Zuhörer nämlich solche Unterschiede sehr deutlich erkennen.
Wer war Rihards 2004? Wer ist Rihards Dubra heute?
Rihards Dubra: Was könnte dir da helfen?
2004 war Rihards 40 Jahre alt und die eigentlichen Reifejahre seines kompositorischen Schaffens lagen noch vor ihm. Jetzt bin ich 60 und blicke damit auch auf 40 Jahre Lehrtätigkeit in Komposition und Musiktheorie zurück. In letzter Zeit hatte ich Gelegenheit, etwas mehr symphonische Musik zu schreiben. Darüber ich froh bin, weil mir das wirklich gefällt. Ich bin ruhiger geworden. Ich reagiere nicht mehr so impulsiv auf Ereignisse, obwohl … der abscheuliche Krieg, den Moskau angezettelt hat, macht mich unentwegt und unerbittlich wütend. Ich staune darüber, dass die Welt Geld und Geschäfte für wichtiger hält als das Töten, Verstümmeln und Vergewaltigen von Menschen. Dies bereitet mir unglaublich grosse Schmerzen. Und das spiegelt sich derzeit deutlich in meiner Musik wider – insbesondere im Kreuzwegzyklus und auch in meiner Dritten Symphonie, die im Herbst uraufgeführt wird.
2004 hast du gesagt, dass du ein Requiem schreiben möchtest. Ist das inzwischen geschehen?
Rihards Dubra: Ich arbeite gerade daran! Mein größter Wunsch ist, dass dieses Werk eine Stimme für die Seelen all derer ist, die durch diesen sinnlosen Krieg so viel gelitten haben getötet worden sind.
Fragen und Redaktion: Beat Rink / Rihards Dubra beantwortete die Fragen auf Deutsch
Bach’s cantata “Christ lag in Todesbanden” is rich in biblical references and has great theological depth. Robert McAnally Adams leads us step by step through the performance by the Crescendo choir and orchestra. It is an invitation to meditate on the message. Perhaps you can listen to a verse and the introduction every day in the coming period – see also the last Tune Ins to the first verses (LINK). The explanations are given here in an abridged version.
How fierce and dreadful was the strife When Life with Death contended; For Death was swallowed up by Life And all his power was ended. God of old, the Scriptures show, Did promise that it should be so. O Death, where’s now thy victory? Hallelujah!
Luther’s hymn text summons thoughts of Isaiah 25:8, where the prophet records the Lord, saying, “The Lord will swallow up death” and First Corinthians 15: 55, which quotes Hosea, saying, “O Death, where is thy sting? O grave, where is thy victory?”
These bring to mind the way the writer to the Hebrews gave the explanation of Christ’s death in the second chapter, 14th and 15th verses, paraphrasing, Since we have flesh and blood, Jesus too shared in our humanity so that by his death he might destroy him who holds the power of death – that is, the devil – and free those who all their lives were held in slavery by their fear of death.
That is the message and lesson of this great hymn that Bach illuminated so richly for us, as he placed the hymn tune as cantus firmus in the alto voice and surrounded it with highly rhythmic and fugal, imitative variations on the melody in the other voices.
As if to underscore the victorious theme of this verse, Bach chose for the choral Hallelujah to end on a firm E Major chord.
The Paschal Victim here we see, Whereof God’s Word hath spoken; He hangs upon the cruel tree. Of saving love the token. His blood ransoms us from sin, And Death no more can enter in. Now Satan cannot harm us. Hallelujah!
Our Lenten reflections bring to mind the foremost Old Testament picture of the Savior, the Paschal Lamb. The Passover marked the deliverance of Israel, as the blood of the lamb on the doorposts directed the Angel of Death away from the houses of the Hebrews. The Passover also became a sign of the ultimate salvation of the world, as the Blood of the Lamb, shed for us on Calvary, spread upon our spiritual houses (the German text speaks about “our houses”), averts spiritual death and saves us from all danger.
The hymn by Martin Luther, both tune and text, is derived from the 11th-century plainsong, Victimae Paschali Laudes, the prescribed sequence for Easter Sunday. The first lines of the Victimae read, Let Christians offer sacrificial praises to the Passover victim, followed by a line of great power and irony: Agnus redemit oves, The lamb has redeemed the sheep. The plainsong goes on to speak of redemption, reconciliation, and resurrection, each of which Luther preserved and expounded in this hymn.
The music of Luther’s hymn is a close variation of the plainsong tune, both of which begin with…To adapt Luther’s hymn for his cantata, Bach changed only the second note of the tune, raising it by a half step…, thus replacing the modal key of the plainsong with the harmonic minor throughout. This granted Bach many harmonic alternatives, while contributing both to the solemnity of the cantata and to the musical tension that drives it forward.
So keep we all this holy feast. Where every joy invites us; Our Sun is rising in the East, It is our Lord Who lights us. Through the glory of His grace Our darkness will to-day give place. The night of sin is over. Hallelujah!
In Lent, we rightly done the habit of humility, practicing those disciplines that subdue our selfish and sinful desires. And so we should; we need to. Our unfaithfulness and sin have contributed to the necessity for our Lord’s crucifixion and death, and we rightly mourn our fault.
So, why speak of joy at such a time? Because there is in the hearts of Jesus’ followers a wellspring of joy that all the sorrow and heaviness cannot entirely quench. It expresses confidence in God, knowing that the story does not end at the Cross. The penitent tones of Lent cannot suppress the joy we anticipate as Easter draws near, even more so as we embrace the certain knowledge that the day is coming soon when our guilt and the cares and miseries of this world can no longer blackmail the joy we receive in the presence of our Lord – Christ, our light!
With grateful hearts we all are met To eat the bread of gladness. The ancient leaven now forget, And every thought of sadness. Christ Himself the feast hath spread, By Him the hungry soul is fed, And He alone can feed us. Hallelujah!
Lent ends with the sacred meal of Holy Thursday. Luther’s final verse
focuses on the bread, mentioning the Osterfladen, a sweet Easter bread
or cake, an ancient tradition in southern Germany and Switzerland,
particularly in Basel, where it is prepared unleavened. The story of
such bread in Israel goes back to the preparations for Passover, when
the Lord commanded Israel to discard all yeast prior to the Passover
event, and to celebrate this as an annual feast. Even more
significantly, the manna, the bread from heaven, was provided by the
Lord to Israel while they were in the desert, as both the symbol and the
reality of His desire to save His people. Then Jesus elevated bread yet
further, declaring that He is the bread of life, the living bread that
came down from Heaven, and that, unlike the manna, whoever eats this
bread (His flesh) will live forever. Later, Jesus instituted the Lord’s
supper – bread and wine made flesh and blood, the emblems of God’s
salvation – to be shared among His followers for all time.
Later, St. Paul commanded the Corinthians to “get rid of the old
leaven,” by which he meant the yeast of malice and wickedness, and to
keep the feast with unleavened bread, that is, “the bread of sincerity
and truth”, the bread that Christ serves us, by which we are fed and
satisfied.
The risen and victorious Christ spreads the celestial banquet before us,
and it is Himself. He is the true Easter bread, Luther concludes. Bach
enshrined this Gospel message in a simple yet magnificent chorale
setting, lifting the tune by a fifth, to conclude the cantata. Then he
ended with a shift from the dark key of e minor to a brilliant and
glowing final chord in E Major, perhaps as a symbol of our eternal hope.
Text: Robert McAnally Adams / Crescendo North America
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PS: Questions to think about and perhaps discuss in a group?
Does this message have anything to do with my life, including my everyday life?
What could it mean that I can throw away the leaven and eat (again) the bread of life?
What does the resurrection mean for areas of my life that are still somehow “dead”?
And what does cross and Easter mean for me as an artist and for my creative work?
DEUTSCH:
Bachs Kantate “Christ lag in Todesbanden” ist reich an biblischen Bezügen und hat eine große theologische Tiefe. Robert McAnally Adams führt uns Schritt für Schritt durch die Aufführung des Crescendo-Chors und -Orchesters. Es ist eine Einladung, über die Botschaft nachzudenken. Vielleicht können wir uns der nächsten Zeit sogar immer wieder eine Strophe und die dazu gehörigen Kommentare anhören – siehe auch die letzten Tune Ins zu den Strophen 1-3 (LINK). Die Kommentare sind hier in leicht gekürzter Fassung wiedergegeben.
Es war ein wunderlicher Krieg, da Tod und Leben rungen; das Leben behielt den Sieg, es hat den Tod verschlungen. Die Schrift hat verkündiget das, wie ein Tod den andern fraß, ein Spott aus dem Tod ist worden. Halleluja.
Luthers Text nimmt Jesaja 25, 8 auf, wo der Prophet sagt: “Der Herr wird den Tod verschlingen”, und 1. Korinther 15, 55 wo Hosea zitiert wird: “Tod, wo ist dein Stachel? Tod, wo ist dein Sieg?”
Dies erinnert auch an den Hebräerbrief 2,14f.: “Weil die Kinder Menschen aus Fleisch und Blut sind, wurde auch Jesus ein Mensch wie sie. Denn er sollte durch seinen Tod den vernichten, der Macht über den Tod hat. Das ist der Teufel. Und er sollte die Menschen aus der Angst vor dem Tod befreien.” (Basisbibel)
Bach beleuchtet diese Botschaft auf wundervolle Weise, indem er die Melodie des Hymnus als Cantus Firmus in die Altstimme setzt und sie in den anderen Stimmen mit hochrhythmischen und fugierten Variationen der Melodie umgibt. Wie um das triumphale Thema dieser Strophe zu betonen, wählt er für das Ende des Halleluja-Chorals einen festen E-Dur-Akkord.
Hie ist das rechte Osterlamm, davon Gott hat geboten, das ist hoch an des Kreuzes Stamm in heißer Lieb gebraten. Des Blut zeichnet unser Tür, das hält der Glaub dem Tode für, der Würger kann uns nicht mehr schaden. Halleluja.
Wir werden hier an das alttestamentliche Bild von der Erlösung durch das Passahlamm erinnert. Das Passahfest markierte die Befreiung Israels. Das an die Türpfosten gestrichene Blut hielt den Todesengel von den Häusern der Hebräer fern. Pessah wurde so zum Zeichen für die endgültige Erlösung der Welt. Das Blut des Lammes, auf Golgatha, für uns vergossen, wurde sozusagen an unsere “geistlichen Häuser” gestrichen.
Melodie und Text verdanken sich einem Kirchenlied aus dem 11. Jahrhundert (Victimae Paschali Laudes), das für Ostersonntag bestimmt war. Es geht um das Passahopfer, um die Erlösung der Schafe durch das Lamm (Agnus redemit oves – ein sehr spezielles Bild!), um Versöhnung und Auferstehung.
Die Musik lehnt sich stark an das Kirchenlied an. Um Luthers Hymnus für seine Kantate anzupassen, änderte Bach nur die zweite Note der Melodie, indem er sie um einen Halbtonschritt anhob und so die modale Tonart des Plainsongs durchgängig durch das harmonische Moll ersetzte. Dies eröffnete viele harmonische Alternativen und trug sowohl zur Feierlichkeit der Kantate als auch zur musikalischen Spannung bei, die sie vorantreibt.
So feiren wir das hohe Fest mit Herzensfreud und Wonne, das uns der Herr erscheinen läßt. Er ist selber die Sonne, der durch seiner Gnaden Glanz erleuchtet unsre Herzen ganz, der Sünden Nacht ist verschwunden. Halleluja.
Die Fastenzeit bedeutet: Wir sind nicht willenlos unseren Bedürfnissen (und auch nicht unseren selbstsüchtigen und sündigen Begierden) ausgeliefert. Es ist gut, wenn wir uns daran erinnern: Unsere Untreue und Sünde haben dazu geführt, dass der Herr gekreuzigt wurde. Wir beklagen zu Recht unsere Schuld.
Warum dann also in einer solchen Zeit noch von Freude sprechen? Darum, weil wir als Nachfolger Jesu eine Quelle der Freude kennen, die grösser ist als alle Sorgen und alles Leid.
Die Geschichte endet nicht am Kreuz!! Die Töne der Busse, die in der Fastenzeit erklingen, müssen der Vorfreude auf Ostern Platz machen.
Und dadurch können wir auch im Wissen und in der Erwartung leben, dass der Tag nah ist, an dem unsere Schuld und die Sorgen und Nöte dieser Welt endgültig der Freude weichen, die wir in der Gegenwart unseres Herrn Jesus Christus – unserem Licht – erleben werden.
Wir essen und leben wohl, in rechten Osterfladen; Der alte Saurteig nicht soll sein bei dem Wort der Gnaden. Christus will die Koste sein und speisen die Seel allein, der Glaub will keins andern leben. Halleluja.
Die Fastenzeit endet mit dem Abendmahl an Gründonnerstag. Luthers letzte Strophe spricht vom Brot und erwähnt den Osterfladen. Dies war ein süßes Osterbrot, eine Art Kuchen. Es wurde in Süddeutschland und in der Schweiz, besonders in Basel, ungesäuert zubereitet. Bei den Vorbereitungen zum Passahfest befahl der Herr Israel, alle Hefe wegzuwerfen – und dann dieses ungesäuerte Brot auch beim jährlichen Passahfest zu essen.
Weitere Bezüge zum Brot in der Bibel gibt es viele. Man denke an das Manna, das Gott dem Volk Israel in der Wüste gab.
Und Jesus sprach davon, dass er das Brot des Lebens ist, vom Himmel herabgekommen und Speise “ins ewige Leben”.
Später gebot Paulus den Korinthern, “den alten Sauerteig” wegzutun, womit er den Sauerteig der Bosheit meinte. Stattdessen sollte man mit ungesäuertem Brot zu feiern, d. h. mit “dem Brot der Aufrichtigkeit und Wahrheit”. Das ist das Brot, das Christus uns gibt, das uns nährt und stt macht.
Der auferstandene und siegreiche Christus bereitet das himmlische Festmahl vor – und er selbst will die “Koste”, die Speise sein. Er ist das wahre Osterbrot, so Luther abschließend. Bach verankerte diese Botschaft des Evangeliums in einem einfachen, aber prächtigen Choral und hob die Melodie um eine Quinte an, um die Kantate abzuschließen. Dann schloss er
mit einem Wechsel von der dunklen Tonart e-Moll zu einem strahlenden und leuchtenden Schlussakkord in E-Dur, vielleicht als Symbol für unsere ewige Hoffnung.
Text: Robert McAnally Adams / Crescendo Nordamerika
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PS: Fragen zum Nachdenken und vielleicht zum Diskutieren in einem Künstler-Kreis:
Hat diese Botschaft irgendetwas mit meinem Leben, auch mit meinem Alltag, zu tun?
Was könnte es heissen, dass ich den Sauerteig wegwerfen und das Lebensbrot (neu) essen kann?
Was bedeutet die Auferstehung für Bereiche in meinem Leben, die noch irgendwie “tot” sind?
Was bedeuten Kreuz und Ostern für mich als Künstlerin und für mein kreatives Schaffen?
– Does God ever change his mind?
– Is humanity inherently good or evil?
– Why would GOD create imperfect beings and then punish them for their imperfections?
– Can a Christian practice Yoga?
– What about art which shows the ugliness of the world and which is itself quite ugly?
– etc.
This TUNE IN temporarily interrupts the series of Lenten meditations on Bach’s BW2. Here we are looking at the question of how artists can tell other artists about their faith.
Learning from Paul
Now, in the churches there are more than enough courses on the topic of evangelisation, and some very helpful concepts such as the Alpha Course, with which we at Crescendo have also gathered good experiences. And yet: It does make a difference whether we have artists speaking to artists, or businessmen speaking to businessmen, or policemen to policemen… That is, here we can learn from Paul, who was a Greek to the Greeks and a Jew to the Jews (1 Cor. 9:20). And this has a further implication: Who can be an artist to the artists, if not us? We cannot simply delegate this to others.
A different language
Artists have a different way of speaking compared with, for example, that mathematician who, in the course of a discussion on faith, stated, «I believe because the Bible works».
Different topics
And then artists also have different topics which concern them. And other needs. Perhaps, as sensitive people, they are more unsettled by the dark events in this world and in society.
A different feeling for life, different way of relating
If art is «holistic», then similarly an artist‘s feeling for life and way of relating tends to be holistic.
We are looking at this question: «How can artists tell other artists about faith – holistically and comprehensibly?» Putting it another way: What is said should not destroy the holistic relationship, and the holistic message should not exclude clear proclamation; for without the message of the gospel no faith can take root and grow.
Two invitations
1.
On the coming Monday we will have the next CRESCENDO LOUNGE, where theologians will offer answers on key topics (see above).The last Crescendo Lounge on the topic «Passing on the light» resulted in a lot of good impulses. It is worth looking at it on Youtube. Link:
2.
The last Crescendo Lounge on the topic «Passing on the light» resulted in a lot of good impulses. It is worth looking at it on Youtube:
DEUTSCH:
– Ändert Gott jemals seine Meinung? – Ist der Mensch von Natur aus gut oder böse? – Warum sollte Gott unvollkommene Wesen erschaffen und sie dann für ihre Unvollkommenheit bestrafen? – Kann ein Christ Yoga praktizieren? – Was ist mit Kunst, die die Hässlichkeit der Welt zeigt und die selbst ziemlich hässlich ist? – usw.
Dieses TUNE IN unterbricht vorübergehend die Reihe der Fastenzeit-Meditation mit Bach (BW2). Hier geht es um die Frage, wie Künstler anderen Künstlern vom Glauben erzählen können.
Von Paulus lernen
Nun gibt es in den Kirchen genügend Kurse zum Thema Evangelisation und sehr hilfreiche Konzepte wie den Alpha-Kurs, mit dem wir auch bei Crescendo gute Erfahrungen gemacht haben. Und doch: Es macht einen Unterschied, ob Kulturschaffende mit Kulturschaffenden sprechen oder Geschäftsleute mit Geschäftsleuten oder Polizisten mit Polizisten…Das heisst: Wir können hier von Paulus lernen, der den Griechen ein Grieche und den Juden ein Jude war (1.Kor.9,20). Das heisst zugleich: Wer kann den Künstlerinnen eine Künstlerin sein, wenn nicht wir? Wir können das nicht einfach an andere delegieren.
Andere Sprache
Kulturschaffende haben eine andere Art zu sprechen als zum Beispiel jener Mathematiker, der in einem Glaubensgespräch meinte: «Ich glaube, weil die Bibel funktioniert».
Andere Themen
Dann haben Künstlerinnen und Künstler auch andere Themen, die sie beschäftigen. Und andere Bedürfnisse. Vielleicht werden sie als sensible Menschen auch häufiger von den dunklen Ereignissen in dieser Welt umgetrieben.
Anderes Lebensgefühl, andere Art von Beziehungen
Wenn Kunst «ganzheitlich» ist, so sind auch das Lebensgefühl und die Beziehungen der Künstler eher ganzheitlich.
Die Frage lautet demnach: «Wie können Künstlerinnen anderen Künstlerinnen vom Glauben erzählen – ganzheitlich und verständlich?» Das heisst: Die Rede soll die ganzheitliche Beziehung nicht töten, und das Ganzheitliche soll die verständliche Verkündigung nicht ausklammern; denn ohne die Botschaft des Evangeliums kann kein Glaube entstehen und wachsen.
Zwei Einladungen
1.
An diesem Montag findet eine nächste Crescendo-Lounge statt, in der Theologen spannende Themen beantworten werden (s.o. inkl. Link).
2.
Die letzte Crescendo-Lounge zum Themas «Das Licht weitergeben» hat dazu viele gute Anregungen gegeben. Es lohnt sich, sie auf Youtube anzusehen. Link s.o.
Gerne möchte ich euch freundlich anfragen betreffend der Möglichkeit von einem Musik-Auftritt von unserer Hang On Band. Die Band kommt aus Port bei Biel. Der Sound der klassischen Rockbandformation geht vom guten alten Hardrock bis zu Balladen. Das Repertoire besteht teilweise aus gecoverten Songs, vor allem aber aus Eigenkompositionen. In dieser Zusammensetzung hat die Band 2022 bei Heimlicher Productions in Lommiswil 8 Songs aufgenommen und als CD mit dem Namen «Summertroum» herausgegeben. Sie sind auf der Website der Band (www.hangon.band ) zu hören oder können bei allen gängigen Streaming Plattformen wie z.B. Apple Music/iTunes, Spotify, YouTube Music heruntergeladen werden.
In Lent, we are confronted with the reality of death, Christ’s specifically, but also our own, because of the Fall, when death entered the human race as a consequence of sin. The power and inevitability of death is the subject of the second verse of Luther’s hymn, Christ Lay in the Bonds of Death. It is the very emblem of our hopeless condition, as it was for the disciples who witnessed Jesus on the cross.
And yet it is not death itself that is the object of our contemplation so much as the struggle between death and the Prince of Life that occupies our attention. Here the great strife is played out on the largest stage, as we witness vicariously the drama of the Incarnate Word against the forces of death.
In this touching and dramatic movement, the two voices, soprano and alto, weave together in haunting counterpoint patterns that illustrate this titanic struggle–the wrenching character of it, the pity of it, the way that it pictures for us our own bondage. Yet all is not lost, for the voices end by singing hallelujah, praise the Lord. The second verse reads,
O’er Death no man could prevail, If mortal e’er came near him; Through guilt all our strength would fail, Our sinful hearts did fear him. Therefore Death did gain the day, And lead in triumph us away, Henceforth to dwell imprisoned. Hallelujah!
In Lent, our first focus is on the Lord’s Passion, the crucifixion and
death of the Lord Jesus. But implicit in that focus is a perception of
the outcome resulting from the agony and bloodshed, as we are reminded
that He died for us – for our sake and in our place. In dying on the
Cross, the sinless Christ cancelled the penalty for sin, the power of
death over us, and made death the gateway to life eternal with Him. For
He rose and lives to direct His church towards the ultimate consummation
of God’s plan for the salvation of His people. For those in Christ,
there is now no condemnation.
We need to hold these great truths of our faith and hope before us
constantly, lest we fall into error or worldly distraction. So, this
verse from Luther helps us by holding up personified death to ridicule
and, echoing St. Paul, declaring the victory–all death’s rights have
been cancelled. As if to underscore the character of this verse, Bach
chose a declamatory mood and placed those mighty truths in the voice of
a powerful tenor solo, undergirded by a strong, driving obbligato from
the violin section. This time, the Hallelujah at the end is firm and
strong. The third verse reads,
Now Jesus Christ, the Son of God, For our defence hath risen. Our grievous guilt He hath removed, And Death hath bound in prison. All his might Death must forego. For now he’s nought but idle show, His sting is lost for ever. Hallelujah!
Text: Robert McAnally Adams
Crescendo North America
DEUTSCH
In der Fastenzeit werden wir mit der Realität des Todes konfrontiert, insbesondere mit dem Tod Christi, aber auch mit unserem eigenen Tod. Dieser ist die Folge des Sündenfalls. Die Macht und Unausweichlichkeit des Todes ist das Thema der zweiten Strophe in Luthers Hymnus “Christ lag in Todesbanden”. Der Tod ist das Sinnbild für unseren hoffnungslosen Zustand; und so haben ihn auch die Jünger wahrgenommen, als sie vor dem Kreuz standen.
In dieser Strophe wird allerdings nicht nur der Tod thematisiert, sondern vielmehr der Kampf zwischen dem Tod und dem Fürsten des Lebens. Hier spielt sich der Kampf auf der größten Bühne der Weltgeschichte ab, und wir sehen vor unseren Augen den Kampf des menschgewordenen Wortes mit den Mächten des Todes.
In diesem ergreifenden und dramatischen Satz verweben sich die beiden Stimmen, Sopran und Alt, in eindringlichen Kontrapunktmustern. Sie veranschaulichen diesen titanischen Kampf, indem sie der Zermürbung, dem dadurch evozierten Mitleid und der Einsicht in unsere eigene Unfreiheit auf bewegende Weise Ausdruck verleihen.
Doch es ist noch nicht alles verloren, denn am Ende singen die Stimmen ein Halleluja.
Den Tod niemand zwingen kunnt
bei allen Menschenkindern;
das macht’ alles unsre Sünd,
kein Unschuld war zu finden.
Davon kam der Tod so bald
und nahm über uns Gewalt,
hielt uns in seinem Reich gefangen.
Halleluja.
Text: Robert McAnally Adams
Crescendo Nordamerika
This TUNE IN is about the question of how we can find our way out of a “vicious circle” of control, chaos, and an upside-down world. Chapter 3 of the Gospel of John helps with this, where Jesus speaks of being born of the Spirit and water and of the Spirit who blows and moves us where he wills. But how can we discover this – in our lives and our art?
DEUTSCH
In diesem TUNE IN geht es um die Frage, wie wir aus einem „Circulus vitiuosus“ von Kontrolle, Chaos und verkehrter Welt heraus finden können. Das Kapitel 3 des Johannesevangelium hilft dabei, wo Jesus von der Geburt aus Geist und Wasser und vom Geist spricht, der weht und uns bewegt, wo er will. Nur: Wie können wir das entdecken – in unserem Leben und in unserer Kunst?
Who was Loriot?
A few months ago, Germany celebrated the hundredth anniversary of the birth of Loriot (1923-2011). Loriot’s real name was actually Viktor von Bülow, and he was descended from Hans von Bülow, whose wife Cosima famously obtained a divorce so that she could marry Richard Wagner.
Loriot (his stage name was taken from the French bird ‘Pirol’ seen in the coat of arms of the von Bülow family) was an outstanding humourist: his cartoons, his witty introductions to operators and stage productions, his sketches and films (in which he acted excellently himself) are legendary in German-speaking areas.
The Berlin Philharmonic
He is also commemorated in detailed articles on the websites of the Berlin Philharmonic and indeed of the football club FC Bayern (he had been a guest speaker at both institutions as well as an active supporter). The Berlin Philharmonic’s post includes his wonderful sketch with the orchestra. Loriot had furthermore directed operas, provided a new text to guide listeners through the «Carnival of the Animals», and also wrote a paraphrase of the content of the «Ring of the Nibelungs».
Obsessive orderliness: The breakfast egg
Most of Loriot‘s works make fun of exaggerated ideas of order and control. Often, the idea of controlling is taken to the point of absurdity. In the film «Pappa ante portas», the department manager Heinrich Lohse, with his compulsive sense of order, orders paper and other office material for the next 40 years so as to profit from a quantity discount. As a result, he loses his job, but then begins with an obsessive and business-like restructuring of his domestic finances, which drives his wife to despair. Elsewhere he portrays a man sitting at breakfast and starting a quarrel with his wife because the egg is too hard. At the end he is left murmuring to himself: “Tomorrow I will kill her!”
Order descends into chaos: «The picture is not straight!»
With Loriot, order can quickly descend into chaos. In a waiting room, a man wants to straighten up a picture hanging at an angle. During this, he trips over the carpet and pulls down a bookshelf – and finally the whole room sinks into chaos. When someone comes and opens the door, his only comment is, «The picture is not straight!» LINK
At a chamber music concert, the people in the audience want to move quickly to take better seats – absolutely compulsive behaviour! They create such a disturbance that the concert cannot begin at all. LINK
The normal madness
But Loriot is most witty when the disorderly, the crazy, the disruptive is treated as something quite normal – in the way familiar to us from our daily real-life satire. As a Christmas present, for example, a child is given a toy nuclear power station which, to the amusement of the adults, suddenly explodes. Or a well-known zoologist tells us, with scientific calmness, all about the «stone-louse», which is causing entire housing blocks, including churches (!), to collapse.
A subtle humour
At the same time, Loriot’s humour is never coarse, but instead very subtle. His cartoon figures with the big, bulbous noses are usually relaxed and cheerful and seem to give us this message: “Don’t take it all so seriously”. Personally, I feel joy every time my glance falls on the Loriot characters on my desk. I have also discovered a bust of one of these men with the bulbous noses in the office of the “Bishop” of our Protestant church in Basel.
“Don’t take it all so seriously” – this is a message that Loriot also sends to classical musicians disturbed by coughing in the audience. That is why Loriot conducted a fine “coughing concert” with the Berlin Philharmonic! LINK
Christian?
Now, Loriot did not have a Christian message, and this may be a comfort to all who feel under pressure to fulfil “Christian expectations”. For in private he stated that he believed in God.
Never, by the way, did Loriot make jokes about the church or God – neither for nor against. And today that counts as something exceptional. But he does make fun of the absurdity of Christmas celebrations reduced to meaninglessness and sinking in an ocean of presents.
Nor did he ever conceal the fact that, throughout his life, he (like his wife, to whom he was married for over 60 years) was a member of the Lutheran Church. And he contributed generously to the renovation of the Cathedral in Brandenburg, in which he was baptised and where he also gave his last public speech – when, deeply moved himself, he spoke with the greatest respect of the church of his «christening».
On one occasion, he said to a pastor, “I believe that our good Lord can laugh!” And he meant that quite seriously. One day this headline appeared in the tabloid press: «Loriot reads the Bible for an hour every day!» In fact, his statement was that, so far, he had never read the Bible from beginning to end. Now he was going to make up for that.
Loriot once used a few strokes of the pen to portray a pastor he was friends with: we see a little man in black robes with a halo, a big, bulbous nose and a facial expression of relaxed cheerfulness – which one could also interpret as showing trust in God.
PS: We will come back to Loriot in the next TUNE IN when we reflect on a word from Jesus.
Text. Beat Rink / translation from German: Bill Buchanan
DEUTSCH
Wer war Loriot?
Deutschland hat in den letzten Monaten den 100.Geburtstag von Loriot (1923-2011) gefeiert. Loriot hiess mit bürgerlichem Namen Viktor von Bülow und war ein Nachkomme von Hans von Bülow, dessen Frau Cosima sich scheiden liess, um Richard Wagner zu heiraten.
Loriot (so der Künstlername nach dem französischen Vogel Pirol, dem Wappentier der von Bülows), war ein grossartiger Humorist: seine Cartoons, seine witzigen Opern-Einführungen und -Inszenierungen, seine Sketches und Filme (in denen er selber hervorragend spielte) sind in den deutschsprachigen Ländern legendär.
Berliner Philharmoniker
Auch die Webseiten der Berliner Philharmoniker und sogar jene des FC Bayern (für beide hat er Reden gehalten er tätig gewesen) würdigen Loriot mit einem ausführlichen Text. Die Berliner Philharmoniker posten auch einen seiner grossartigen Sketche mit dem Orchester. Loriot hat übrigens auch Opern inszeniert, dem «Karneval der Tiere» einen neuen Text unterlegt oder den Inhalt des «Rings der Nibelungen» paraphrasiert.
Obsessives Ordnungdenken: Das Frühstücksei
Die meisten von Loriots Werken greifen das übertriebene Ordnungs- und Kontrolldenken an. Oft wird dieses Kontrolldenken ad absurdum geführt. Im Film «Pappa ante portas» bestellt der zwanghaft ordentliche Abteilungsleiter Heinrich Lohse für die nächsten 40 Jahre Papier und anderes Büromaterial, um von einem Mengenrabatt zu profitieren. Darauf wird er entlassen, beginnt nun aber mit der zwanghaften business-mässigen Umtrukturierung des heimischen Haushalts, was seine Frau zur Verzweiflung treibt. Oder da sitzt ein Mann am Frühstückstisch und beginnt mit seiner Frau zu streiten, weil das Ei zu hart ist. Am Schluss murmelt er vor sich hin: “Morgen bring ich sie um!”
Ordnung kippt ins Chaos: «Das Bild hängt schief!»
Die Ordnung kann so bei Loriot schnell ins Chaos umkippen. Ein Mann will in einem Wartezimmer ein schräg hängendes Bild geraderücken. Dabei stolpert er über den Teppich und reiss ein Büchergestell mit – und schliesslich versinkt das ganze Zimmer im Chaos. Als sich die Tür öffnet, sagt er nur «Das Bild hängt schief!» LINK
In einem Kammermusik-Konzert wollen die Leute im Publikum noch schnell auf bessere Plätze rücken – völlig zwanghaft! Der Störfaktor ist schliesslich so gross, dass das Konzert gar nicht beginnen kann. LINK
Das normal Verrückte
Am witzigsten ist Loriot aber dort, wo das Unordentliche, das Verrückte, das Störende als etwas ganz Normales behandelt wird – so wie es unsere tägliche Realsatire eben vormacht. Da bekommt ein Kind zu Weihnachten ein Spielzeug-Atomkraftwerk, das zur Belustigung der Erwachsenen explodiert. Oder ein bekannter Zoologe spricht mit wissenschaftlicher Gelassenheit von der «Steinlaus», die ganze Wohnblöcke inklusive Kirchen (!) zum Einsturz bringt.
Feinsinniger Humor
Loriots Humor ist dabei nie grob, sondern sehr feinsinnig. Seine Cartoon-Menschen mit den Knollennasen zeigen viel gelassene Heiterkeit und scheinen uns zu sagen: Nimm nicht alles so schwer. Ich selber freue mich jedes Mal, wenn mein Blick auf die Loriot-Figuren auch auf meinem Schreibtisch fällt. Eine übergrosse Knollennasenmännchen-Büste habe ich auch im Büro unseres “Bischofs” der evangelischen Kirche Basel entdeckt.
Nimm alles nicht so schwer – dies ist auch eine Botschaft Loriots an die klassischen Musiker, die sich am hustenden Publikum stören. Darum hat Loriot mit den Berliner Philharmonikern ein schönes Husten-Konzert aufgeführt! LINK
Christliches?
Nun, Loriot hatte keine christliche Botschaft, und das mag für alle, die als Kunstschaffende unter einem «christlichen Erwartungsdruck» stehen, tröstlich sein. Denn privat sagte er, dass er an Gott glaube.
Loriot machte übrigens nie Witze über die Kirche oder über Gott – weder gute noch schlechte. Und das ist heute bereits eine Ausnahme. Aber er machte sich lustig über die Absurdität sinnentleerter, im Meer der Geschenke versinkenden Weihnachtsfeste.
Er macht auch keinen Hehl daraus, dass er Zeit seines Lebens zusammen mit seiner Frau (mit der er über 60 Jahre verheiratet war) der evangelisch-lutherischen Kirche angehörte. Und er unterstützte grosszügig die Renovation des Doms von Brandenburg, in dem er getauft wurde. Seine letzte Rede fand in dieser Taufkirche statt -– und er sprach mit höchstem Respekt von der Kirche und sich selber als «Täufling».
Einmal hat er zu einem Pfarrer gemeint: “Ich glaube, dass der liebe Gott lachen kann!” Und er meinte das sehr ernst. Eines Tages stand in der Boulevardpresse: «Loriot liest jeden Tag eine Stunde lang die Bibel!» Tatsächlich hatte er gesagt, dass er die Bibel bisher nie von Anfang bis zum Ende durchgelesen hatte. Das hole er nun nach.
Einmal hat Loriot einen befreundeten Pfarrer mit wenigen Strichen porträtiert (s.o.): es ist ein Männchen mit Talar, einem Heiligenschein, einer Knollennase und einer gelassenen Heiterkeit im Gesicht, das man auch als Gottvertrauen deuten kann.
PS: Wir werden im nächsten TUNE IN auf Loriot zurückkommen, wenn wir über ein Wort von Jesus nachdenken.
Ich habe mit Freunden ein Lied geschrieben, das in diesen Tagen veröffentlicht wurde. Das ist an sich nichts Aussergewöhnliches. Jedoch handelt es ausgerechnet vom Frieden, vom grossen «Shalom», der weit mehr als einfach inneren oder äußeren Frieden beschreibt, sondern allumfassend zu verstehen ist und das Beste von allem miteinschliesst – Dinge wie Heil, Wohlergehen und Gerechtigkeit, politisches, gesellschaftliches und wirtschaftliches Gelingen.
Das Lied war als eine aufmunternde Erinnerung daran gedacht, welche Zukunft uns Gott verspricht. Eine Vision des vollkommenen Lebens, das bereits begonnen hat, das wir in der persönlichen Beziehung mit Jesus Christus bereits erleben können und das eines Tages für die ganze Welt Wirklichkeit werden wird, wenn man der christlichen Botschaft glauben will.
Zwischen Entstehungsprozess und Veröffentlichung des Liedes haben sich die Wolken über dem Weltgeschehen nochmals dramatisch verdunkelt, so dass es mittlerweile zu einem umkämpften und deshalb in meinen Augen umso wichtigeren Protestlied geworden ist.
Asked what his greatest nightmare was, the dramatist Friedrich Dürrenmatt answered with these words: If I should someday come across a dissertation with the title “Comfort in the works of Friedrich Dürrenmatt“.
Can art comfort?
What else can comfort us?
What does God’s consolation mean?
Der Dramatiker Friedrich Dürrenmatt hat einmal auf eine Interview- Frage, was sein grösste Albtraum sei, mit diesen Worten geantwortet: Dass er eines Tages auf eine Dissertation stossen werde mit dem Titel: „Trost bei Friedrich Dürrenmatt“.
Kann Kunst trösten?
Was kann uns sonst trösten?
Was ist Gottes Trost?
ENGLISH
Among the stories read at Christmas is the Annunciation of the birth of Jesus.
This moment is represented often throughout the history of art, with the angel bringing the famous greeting “Ave Maria”. Sandro Botticelli (1445-1520) painted this scene on several occasions. This painting was created around 1489/90 as a work commissioned by the Castello Convent in Florence.
What strikes us most when we look at the angel?
He has obviously travelled as swiftly as the wind, for the veil of his garment is still in motion.
Gabriel’s arrival is not what one might expect from an important messenger of the Most High, full of majesty and inspiring awe.
In fact, he is almost cautious in approaching Mary, from below, as it were, on bended knee.
He raises his right hand in a gracious gesture of greeting, accompanied by these words. Greetings, favoured one. “The Lord is with you, blessed are you among women!”
And: “Do not be afraid”. – These are the same words as those the shepherds in the fields will hear from the mouth of the angel. So this shows us that God does not break into our human sphere with violence. Nor would this correspond to the Jesus whose coming is announced here, who, in his own words, is “gentle and lowly of heart” (Matthew 11:29).
That God does not “force himself on us” is made clear by Botticelli in another way: the angel leaves a distance between himself and Mary. In the picture, this is a row of tiles on which he does not set foot.
Perhaps this detail invites us to look at this angel more closely for a moment and to ask whether the picture of God we carry within us is indeed of a God who does not force himself on us, but is gentle and lowly of heart?
Or should we now make a point of adopting precisely this picture – despite all other pictures and experiences that we may have encountered in churches and Christian circles?
The angel brings with him, besides the lily as a symbol of purity, a clear factual statement: “And behold, you will conceive in your womb and bear a son …”.
Immediately behind (one could also say ‘coming out of’) the lily a small tree is growing. It stands for the shoot from the stem of Jesse, prophesied in Isaiah 11:1 ff., and representing the saviour of God’s people and the bringer of a peace encompassing all peoples. Behind this small tree, our eyes are led out into the world to which Gabriels message applies: “He will be great and will be called the Son of the Most High;… And his kingdom will have no end.”
So the first seconds following the arrival of the angel, captured here by Botticelli, in fact contain the whole message of the Messiah.
Is Mary already grasping this message, or does she at least sense something of its significance? – It is possible, of course, that the book on her lectern is open at Isaiah 11.
How do we notice about Mary?
Actually, she does not seem to be so startled. She is just turning away from the lectern at which she had been kneeling while reading Scripture and praying.
At first sight, the gesture of her hands seems to be a signal of self-defence.
This is of course not a defensive blocking arising disobedience, but a gesture of humility. Most probably, she is thinking, “Why should God have any regard for me, of all people, his lowly serving maid?»
This is certainly what she says later in the Magnificat.
Mary is certainly no influencer, keen to become famous at any price. In that case she would have been standing at the window, waiting to be noticed. But she is standing there almost as if ashamed and with closed eyes.
Or does this attitude, like the inclination of her head, already suggest her consent: “Behold, I am the bondslave of the Lord; may it be done to me according to your word!“?
Whatever the case, as a result of the defensive gesture, her right hand approaches Gabriel’s hand. Regarding this scene, Jane Williams in her booklet “The Art of Christmas” writes, “The conversation that takes place here is laden with consequences: if Mary says no, what will happen to the whole Creation, which is waiting with such longing for its redemption?”
But Mary’s “May it be done to me according to your word” is the reason why we celebrate Christmas.
Text: Beat Rink / Translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
Zu den an Weihnachten gelesenen Erzählungen gehört auch die Ankündigung der Geburt Christi. In Lukas 1,26ff. und in Matthäus 1, 18ff.lesen wir davon.
In der Kunstgeschichte wird oft jener Moment dargestellt, in dem der Engel erscheint und das berühmte „Ave, Maria“ sagt. Sandro Botticelli (* 1. März 1445 in Florenz; † 1510) malte diese Szene mehrere Male. Das abgedruckte Bild entstand um 1489/90. Dieses Bild entstand um 1489/90 als Auftragswerk des Castello Konvents in Florenz.
Was fällt ins Auge, wenn wir den Engel betrachten?
Er ist offenbar in Windeseile herbeigekommen, denn der Schleier seines Gewands ist noch bewegt.
Gabriel kommt nicht, wie man es von einem mächtigen Boten des Höchsten erwarten könnte: majestätisch und Ehrfurcht gebietend.
Nein, er nähert sich Maria behutsam von unten her, indem er das eine Knie beugt.
Seine Hand erhebt er mit einer grazilen Gebärde zum Gruss, den er mit den Worten begleitet: : „Sei gegrüßt, du Begnadigte! Der Herr ist mit dir, du Gesegnete unter den Frauen!» und: „Fürchte dich nicht, Maria!» – Es sind dieselben Worte, die die die Hirten auf dem Feld aus dem Mund des Engels hören.
Das heisst: Gott bricht nicht gewaltsam über uns herein.
Dies würde auch gar nicht zum angekündigten Jesus passen, der nach eigenen Worten „sanftmütig und von Herzen demütig“ist (Matthäus 11, 29).
Dass Gott nicht „übergriffig“ wird, macht Botticelli auch auf andere Weise deutlich:
Der Engel lässt zwischen sich und Maria einen Raum. Im Bild ist es eine Fliesenreihe, die er nicht betritt. – Vielleicht lädt uns dies ein, einige Augenblicke diesen Engel anzuschauen und sich zu fragen: Tragen wir auch in uns dieses Bild von Gott, der nicht übergriffig ist? Oder sollten wir uns dieses Bild neu aneignen – gegen alle anderen Bilder und Erfahrungen, die uns vielleicht aus Kirchen und christlichen Kreisen entgegenkommen?
Der Engel bringt mit der Lilie, dem Sinnbild für Reinheit, die folgende Botschaft:
„Und siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären… Der Heilige Geist wird über dich kommen…» Unmittelbar hinter der Lilie (man könnte sagen: aus ihr heraus) wächst in der Landschaft ein junger Baum.
Er steht zweifellos für den in Jesaja 11 angekündigten Trieb aus der Wurzel Jesse: für den Befreier des Gottesvolkes und den Bringer des alle Völker umfassenden Friedens.
Hinter diesem Bäumchen öffnet sich der Blick auf die Welt, der die Botschaft Gabriels gilt: «Dieser wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben; und er wird regieren über das Haus Jakobs in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben.»
Was sich hier in diesem Zimmer anbahnt, wird also die Welt verändern.
Man hat zum Fliesenmuster angemerkt, dass es wie eine Leiter in die Welt hinausführt.
In den ersten Sekunden der Ankunft des Engels, die Botticelli hier einfängt, liegt also schon die ganze Botschaft der Ankündigung des Messias.
Zweifellos erfasst Maria diese Botschaft bereits – oder erahnt sie zumindest. (Womöglich ist auf ihrem Lesepult gerade Jesaja 11 aufgeschlagen.)
Wie sehen wir Maria?
Sie scheint eigentlich gar nicht so erschrocken zu sein.
Sie dreht sich gerade vom Pult weg, an dem sie, die Schrift lesend und betend, gekniet und gebetet hat.
Die Gestik ihrer Hände signalisiert auf den ersten Blick Abwehr.
Es ist natürlich keine Abwehr aus Ungehorsam, sondern aus Demut. Sie denkt wohl: «Warum sollte Gott gerade auf mich, seine niedrige Dienerin, schauen?» Dies wird sie später im Magnifikat sagen.
Maria ist sicher keine Infuencerin, die um jeden Preis berühmt sein will. Sonst würde sie am Fenster stehen, um gesehen zu werden…So aber schliesst sie fast schamhaft die Augen. Oder liegt darin wie im Neigen des Kopfes bereits die Einwilligung: «Siehe, ich bin die Magd des Herrn! Mir geschehe nach deinem Wort!“
Jedenfalls nähert sich ihre rechte Hand aus der Abwehrbewegung heraus der Hand Gabriels. Jane Williams schreibt in ihrem Büchlein “Die Kunst von Weihnachten” (The Art of Christmas) zu dieser Szene: „Das Gespräch, das hier stattfindet, ist folgenschwer: wenn Maria nein sagt, was wird dann aus der Schöpfung, die so sehnsüchtig auf ihre Erlösung wartet?“
Marias „Mir geschehe nach deinem Wort“ ist der Grund, warum wir Weihnachten feiern.
Text: Beat Rink
Siebdrucke von: Silke kleine Kalvelage, Jutta Brüning, Rudolf Ludewig, Ankabuta, Antje Hassinger, Reinhold Engberding, Jürgen Spiler, Thomas Klockmann, Nis Knudsen, Erdmute Prautzsch, Tetyana Zolotopupova, Andrea Behn
In this TUNE IN, saxophonist, composer and musicologist Dr Uwe Steinmetz explores the relationship between jazz music and worship. He gave the lecture as part of the “CRESCENDO JAZZ LOUNGE” series. The lecture was held in English.
Part 1: LINK
DEUTSCH
In diesem TUNE IN behandelt der Saxophonist, Komponist und Musikwissenschafter Dr.Uwe Steinmetz die Frage nach dem Verhältnis von Jazzmusik und Worship. Er hielt den Vortrag auf Englisch im Rahmen der Serie “CRESCENDO JAZZ LOUNGE“.
Youtube bietet die Möglichkeit einer (nur teilweise glückenden) Untertitelung auf Deutsch. Dazu Einstellungen (Zahnrad) > Untertitel > automatisch übersetzen > Sprache anwählen.
Teil 1: LINK
BUCHHINWEIS:
Uwe Steinmetz hat soeben ein hervorragendes Buch zu “Jazz und Spiritualität” veröffentlicht.
Weitere Informationen und Bestelladresse. LINK
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kulturredaktion
JUNGSEGLER ist ein Nachwuchspreis für Kleinkunst, der im Rahmen des nordArt-Theaterfestivals vergeben wird.
Prämierte JUNGSEGLER gewinnen eine vollständig organisierte Tournée mit rund 20 Auftritten in 12 verschiedenen Kantonen auf Bühnen der deutschsprachigen Schweiz. Ausserdem erhalten JUNGSEGLER einen produktionsbezogenen Workshop zu den Themen Projektfinanzierung, Marketing, Kulturpolitik und soziale Sicherheit für freiberufliche KünstlerInnen.
Warum nachhaltig?
Förderung bedeutet nicht nur finanzielle Leistungen zu vergeben. Es bedeutet Unterstützung und Hilfe zur Selbsthilfe. Eine nachhaltige Nachwuchsförderung kann nur gelingen, wenn das bestehende Netzwerk zusammenspannt und die vorhandenen Synergien nutzt.
Im Anhang finden Sie die Medieninformation. Weitere Informationen finden Sie auf jungsegler.ch
Über Hinweise zum JUNGSEGLER Nachwuchswettbewerb freuen wir uns sehr und stehen bei Fragen und zwecks Interviewkoordination gerne zur Verfügung.
In this TUNE IN, saxophonist, composer and musicologist Dr Uwe Steinmetz explores the relationship between jazz music and worship. He gave the lecture as part of the “CRESCENDO JAZZ LOUNGE” series. The lecture was held in English.
Part 2 follows with TUNE IN No.410.
In diesem TUNE IN behandelt der Saxophonist, Komponist und Musikwissenschafter Dr.Uwe Steinmetz die Frage nach dem Verhältnis von Jazzmusik und Worship. Er hielt den Vortrag auf Englisch im Rahmen der Serie “CRESCENDO JAZZ LOUNGE“.
Youtube bietet die Möglichkeit einer (nur teilweise glückenden) Untertitelung auf Deutsch. Dazu Einstellungen (Zahnrad) > Untertitel > automatisch übersetzen > Sprache anwählen.
Teil 2 kommt mit TUNE IN Nr.410.
ARTS+ verleiht den mit 2000 Franken dotierten «Prix Plus 2023» an die Lyrikerin Vera Schindler-Wunderlich für ihre Gedichtsammlung „Langsamer Schallwandler“. Die Jury schreibt: «Vera Schindler-Wunderlich gelingt es in hervorragender Weise, in ihrer2022 erschienenen dritten Lyriksammlung «Langsamer Schallwandler» mit überraschender sprachlicher Formen- und Bildvielfalt Sichtweisen des christlichen Glaubens aufscheinen zu lassen.»
Der mit 500 Franken dotierte Förderpreis geht an CUP OF COLOR. Die Jury schreibt: «In zahlreichen Kunstprojekten (wall murals) hat das Künstlerkollektiv unterdrückten und benachteiligten Gemeinschaften eine Stimme gegeben. Auf diese Weise wurden nicht nur Veränderungsprozesse angestossen und Brücken in die Gesellschaft gebaut, sondern ganz praktisch Hoffnung vermittelt.» www.cupofcolor.org
Die öffentliche Preisverleihung findet am Donnerstag, 9. November 2023 um 19.45 Uhr im Kulturhaus Helferei statt.
Crescendo Germany (LINK) has recently published a book that fits well with this year’s keyword at Crescendo, «renewal».
The author is Thomas Sitte (*1952). He is a musician (he was for over 30 years a violinist with the North German Philharmonic in Rostock), a lyrical poet and a visual artist.
The book looks like, and weighs almost as much as, a piece of concrete. This is of course intentional. The title is a composite of three words: «Fund-Stück-Werk» – approximately «Found-piece-(art)work». In German this allows at least two combinations: «Fund-Stück» and «Stück-Werk». “Fund-Stück” means something that has been found, and is found to be valuable. Thomas Sitte finds the material for his pictures and objects on the street, mostly on rubbish heaps. From this, art arises such as “dance scene”. Sitte provides an accompanying text which describes the production process:
Dance scene
Who would ever reach into building rubble for such a twisted tangle! Not even for the scrap dealer would it be worth a penny. Do we throw it away, or is it art? Trance or dance? Is it worth inquiring? Within me, the tangle quickly became an elegant dance scene. What graceful sequences of movements. Look how the primal leaps spring forth in the delight of this dancing line! How much longing for lines of life within me. On my wall, the exuberant dancing has been given its stage. I am sitting in the front row. My heart answered the questions a long time ago. A good description of this discovery process, and of the picture and accompanying text, is «essence». What is involved here is much more than finding material for an artwork: Essence Gold panning. Precious residue, valuable reward. Lost but for sieving. Narrowing down Sieve of life. What is left over? What is left? Or who?
The second combination of words gives «Stückwerk». This means something that is incomplete. This, too, is a theme in the book: all objects show traces of their origin. These are discovered items from which something beautiful, but imperfect, arises. Perhaps paint is missing somewhere: this is not covered over. Or there is a split in the wood: it is left unfilled. And out of an old unusable piece of waste arises, for example, an icon – one could call it an everyday icon: fragile, but for precisely that reason so close to the holy person it points to. In the book, this icon is on page 64. Alongside there is a QR code – as on almost every page. If you click here, you hear «Elegie», a saxophone improvisation by Uwe Steinmetz.
In the afterword, the writer Matthias Jeschke comments: «Thomas Sitte’s art is a mirror for the longing of our soul: to be seen, recognised and loved.» Here, too, it is a question of renewal.
Text: Beat Rink / translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
Crescendo Deutschland (LINK) hat kürzlich ein Buch herausgegeben, das gut zum Crescendo -Jahresmotto «Erneuerung» passt.
Autor ist Thomas Sitte (*1952). Er ist ein Musiker (er wirkte über dreissig Jahre als Violinist in der Norddeutschen Philharmonie Rostock), ein Lyriker und ein visueller Künstler. Das Buch sieht aus und wiegt fast so schwer wie ein Stück Beton. Dies ist natürlich Absicht. Sein Titel setzt sich aus drei Wörtern zusammen: «Fund-Stück-Werk». Die Wörter lassen sich zumindest im Deutschen doppelt kombinieren: zu «Fund-Stück» und «Stück-Werk». Fund-Stück meint etwas, das gefunden und für wertvoll befunden wird. Thomas Sitte findet das Material für seine Bilder und Objekte auf der Strasse, meist auf Müllhalden. Daraus entsteht Kunst wie “Tanzszene”. Sitte schreibt dazu einen Text, der den Produktionsvorgang beschreibt:
Tanzszene Wer greift schon im Bauschutt nach so einem Knäuel! Nicht einmal dem Schrotthändler wäre es einen Heller wert. Kann das weg oder ist das Kunst? Trance oder Tanz? Ob sich die Umfrage lohnt? In mir wurde das Gewirr schnell zur eleganten Tanzszene. Welch grazile Bewegungsabläufe. Wie viel Ur-Sprünge leistet sich doch der tanzende Strich! Wie viel Sehnsucht nach Lebenslinien in mir. An meiner Wand hat das quirlige Tanzen seine Bühne bekommen. Ich sitze in der ersten Reihe. Mein Herz hat die Fragen längst beantwortet. Gut wird dieser Vorgang des Findens auch mit dem Bild und dem Text «Essenz» beschrieben. Hier geht es noch um mehr als um das Finden von Material zu einem Kunstwerk: Essenz Goldwaschen. Kostbarer Rest, wertvoller Lohn. Ohne Sieb verloren. Engführung Lebenssieb. Was bleibt hängen? Was bleibt? Oder wer?
Die zweite Wortkombination ergibt «Stückwerk». Damit wird etwas gemeint, das unfertig ist. Auch davon spricht dieses Buch: Alle Objekte zeigen Spuren ihrer Herkunft. Es sind Fundstücke, aus denen Schönes, aber nichts Perfektes entsteht. Da ist Farbe abgeblättert; sie wird nicht übertüncht. Da ist ein Riss im Holz; er wird nicht gekittet. Und aus einem alten, unbrauchbaren Stück entsteht eine Ikone. Man könnte sagen: eine Alltags-Ikone: brüchig, aber gerade deshalb dem Heiligen so nah, auf das sie verweist. Im Buch findet sich die Ikone auf Seite 64. Dazu gibt es einen QR-Code – wie fast auf jeder Seite. Klickt man ihn hier an, erklingt «Elegie», eine Saxophon-Improvisation von Uwe Steinmetz.
Im Nachwort schreibt der Schriftsteller Matthias Jeschke den Satz: «Die Kunst von Thomas Sitte ist ein Spiegel für die Sehnsucht unserer Seele: danach, gesehen, erkannt und geliebt zu werden.» Auch dabei geht es um Erneuerung.
Text: Beat Rink
die in wechselnden Formationen eine improvisierte, zeitgenössische Form des Psalmen-Gebets erleben, erproben und gestalten wollen. Zusammen mit Musikerinnen und Musikern und anderen Kunstschaffenden versammeln wir uns um einen Psalm und beten diesen gemeinsam. Der Psalm wird gelesen, diskutiert und künstlerisch interpretiert. Psalmen machen Mut, verschiedenste Emotionen zu zeigen. Der P S A L M E N-Treffist für fröhliche, trauernde, jubelnde, klagende, glaubende, zweifelnde, segnende und nachdenkliche Menschen und Künstler:innen, die mit ihrer Kunst Gott durch Psalmen anbeten wollen. Weitere Infos: Julia.medugno@gmx.net und 079 377 44 58 (www.ultra-schall.ch)
Temine:
Freitag 3.11. 2023, um 18.00 Uhr, P S A L M E N-Treff im Monolith, Brahmstrasse 100, 8003 Zürich
Mittwoch 8.11. 2023, um 18.00 Uhr, Soundblessing in der ZHdK, Toniareal Zürich
Freitag 1.12. 2023, um 18.00 Uhr, P S A L M E N-Treff im Monolith, Brahmstrasse 100, 8003 Zürich
Freitag 19.11. 2023, um 18.00 Uhr, P S A L M E N-Treff im Monolith, Brahmstrasse 100, 8003 Zürich
Improvisations Workshop mit Dr. Pauliina Haustein, (Samstag 20.1 2023, 9.00-18.00 Uhr)
Ein Tag in dem wir in der Freiheit zur Improvisation wachsen und verschiedene Tools bekommen, wie wir diese Freiheit gestalten können. Weitere Infos: Pauliina Haustein, 079 377 44 58
Crescendo Dinner (Samstag 20.1 2023, 18.30 Uhr)
Wir glauben dass Verne+zung zwischen Musiker, die Gott lieben, eine grosse Bereicherung ist. Wir können austauschen, füreinander beten und uns gegenseitig in unserer besonderen Berufung verstehen, ermutigen und inspirieren. Weitere Infos: Julia.medugno@gmx.net und 079 377 44 58 (www.ultra-schall.ch)
ENGLISH
In the “Crescendo Summer Institute” (CSI) that was taking place from July 21 to August 4th, we were hearing a so called TUNE IN lecture each day that addressed the question of how we can experience renewal. (Renewal is the theme of Crescendo in 2023). The following text is a modified and abbreviated personal testimony on the topic “from shame to relieving admission.” The title could also have been: the truth will set you free.” (John 8: 31-32) What Liza Lázi, staff member of the CSI and of Crescendo Hungary has shared has impressed all participants and was another motivation for many to contribute about own issues in the small group meetings, to search for mentoring or to receive a prayer on one of the many occasions we offered.
Kicked out of the university
About 10 years ago, I graduated from high school and then went to university. I did not follow in the footsteps of my mother, who is an opera singer, but enrolled to study psychology. How I loved those years at the university! I found really good colleagues there. We did all kinds of things, many are still my friends today.
But besides the social life, I didn’t pay much attention to my studies. I skipped lectures, screwed up exams, dropped subjects… and surprisingly, I was indifferent to it all.
What followed was logical, but still a shock: after three years I was kicked out of the university.
Lies
Now I had a problem: what would my mother and my family say about it? I was enormously afraid to tell them. We have a big family. We love each other… But I was enormously afraid. And so I started telling all kinds of untruths about myself and the university. Well… Untruths is actually a very nice word. They were lies. And so the days, weeks, months and years passed….
Only after three long years did a distant aunt of mine somehow gain the impression that my mother was telling her something different about me and my education than my cousins were. That was quite possible, because after a while I didn’t know which lies I had told to whom. This aunt asked me point-blank one day how things were going at university and asked me not to lie to her. That was the first time I told the whole truth to anyone in the family. – She then encouraged me to tell my mother. I hesitated and put it off until after a month my aunt said, “If you don’t tell your mother everything, I will!” Well, I had no choice. I had to gather my courage and confess it to my mother. Then I told my grandmother, my father, my cousins, and over the next few days, a whole lot of people and communities I was in.
What surprised me: Not a single reaction was negative. No one judged me. Everyone was understanding and supportive. They were just pretty shocked that I had been able to keep this a secret for three years.
I often cried myself to sleep
Well, how had I actually managed to do that? To be honest, it was terrible. Even if I experienced something good at that time, there was a little voice in my head that said, “Watch out! You mustn’t be happy because you haven’t told anyone at home about your studies yet.” I often cried myself to sleep. At our family dinners (of which we have many!) I didn’t dare say anything, lest I draw attention to myself. I remember a special tactic: as soon as someone started talking about the university, I retreated to the toilet. I stayed there until they changed the subject, and that could take quite a while…. Or I would come in and immediately start another topic of my own accord.
Fears
I was increasingly plagued by fears and was very restless inside. It was as if I had no more air to breathe. Even before that, I had sometimes had unnecessary fears. But in these three years they became almost a part of me. I became dependent on them like an addiction. There was not a day or an hour when I was not afraid of something.
Even when everything was over, that little voice still came. Whenever I was in a good mood, it would say, “Hello…. are you happy? Then let’s find something to be afraid of”. It’s terrible to live like that when happiness and joy are obscured by constant fear.
The costs of renewal
A few years later, I applied for university again. And you know what happened last Thursday, July 27? There was my graduation ceremony! And the day before, I learned that I had been accepted to a master’s program.
Renewal is possible. But I won’t pretend: Renewal can cost something: There are things that get in the way of renewal in life. For example, I have two hobbies: I think too much about unnecessary things, and I invent irrational fears. I’m very good at that. But when I look around, I see that I’m not alone in this. I don’t know what you guys are trying to get rid of right now. I want to encourage you.
Breath freely again!
Please don’t think that you are alone. Or that you are the worst person in the world. Everyone has problems, knows bad times and things they are ashamed of. But don’t hide those problems just because you are ashamed of them. Believe me: the other person also has things that they really want to tell someone else. So find someone and tell him or her what’s bothering you. You’ll be surprised how much understanding will come your way. And you never know how many people will be encouraged just by your story to get rid of their burden themselves.
It’s incredibly liberating when you can finally leave your loneliness behind and share your burden with someone. By all means, don’t let a thought like “Oh, I don’t want to burden the other person” stop you. You can actually give the other person a lot of strength by trusting them, and they can help you by simply listening to you.
That’s all I want to encourage you to do…. talk about your difficulties and finally breathe freely again.
Text: Liza Lázi
DEUTSCH
Im “Crescendo Summer Institute” (CSI), das vom 21. Juli bis zum 4. August stattfand, hörten wir jeden Tag einen so genannten TUNE IN-Vortrag, der sich mit der Frage befasste, wie wir Erneuerung erfahren können. (Erneuerung ist das Thema von Crescendo im Jahr 2023). Der folgende Text ist ein abgewandeltes und gekürztes persönliches Zeugnis zum Thema “Von der Scham zum Eingeständnis”. Der Titel hätte auch lauten können: “Die Wahrheit wird euch frei machen.” (Johannes 8, 31-32) Was Liza Lázi, Mitarbeiterin des CSI und von Crescendo Ungarn, erzählte, hat alle beeindruckt und gab vielen einen Anstoss, in den Kleingruppentreffen eigene Erfahrungen einzubringen, Mentoring zu suchen oder bei einer der vielen Gelegenheiten für sich beten zu lassen.
Von der Universität geworfen
Vor etwa 10 Jahren machte ich mein Abitur und ging dann zur Universität. Ich folgte nicht den Fußspuren meiner Mutter, die eine Opernsängerin ist, sondern schrieb mich für das Psychologiestudium ein. Wie habe ich diese Jahre auf der Universität geliebt! Ich fand dort wirklich gute Kolleginnen und Kollegen. Wir unternahmen alles Mögliche, viele sind noch heute meine Freunde.
Aber neben dem sozialen Leben schenkte ich dem Studium nicht viel Aufmerksamkeit. Ich schwänzte Vorlesungen, vermasselte Prüfungen, liess Fächer fallen… und erstaulicherweise war mir das alles ziemlich gleichgültig.
Was folgte, war logisch, aber dennoch ein Schock: Nach drei Jahren wurde ich aus der Universität geschmissen.
Lügen
Nun hatte ich ein Problem: Was würden meine Mutter und meine Familie sagen? Ich hatte enorme Angst, es ihnen zu erzählen. Wir haben eine große Familie. Wir lieben uns… aber ich hatte enorme Angst. Und so begann ich, alle möglichen Unwahrheiten über mich und die Universität zu erzählen. Nun ja, Unwahrheiten ist eigentlich ein sehr schönes Wort. Es waren Lügen. Und so vergingen die Tage, Wochen, Monate, Jahre…
Erst nach drei langen Jahren gewann eine entfernte Tante von mir irgendwie den Eindruck, dass sie von meiner Mutter etwas anderes über mich und meine Ausbildung hörte als von meinen Cousins. Das war gut möglich, denn nach einer Weile wusste ich nicht mehr, welche Lügen ich wem erzählt hatte. Diese Tante fragte mich dann eines Tages ganz direkt, wie es an der Uni so lief und bat mich, sie nicht anzulügen. Das war das erste Mal, dass ich jemandem in der Familie die ganze Wahrheit erzählte. – Sie ermutigte mich, es meiner Mutter zu sagen. Ich zögerte und schob es auf, bis meine Tante nach einem Monat sagte: „Wenn du deiner Mutter nicht alles sagst, werde ich es tun!“ Nun, ich hatte keine andere Wahl und musste all meinen Mut zusammennehmen und es meiner Mutter beichten. Dann erzählte ich es meiner Großmutter, meinem Vater, meinen Cousinen und Cousins und in den nächsten Tagen ganz vielen Leuten und Communities, in denen ich drin war.
Was mich überraschte: Nicht eine einzige Reaktion war negativ! Niemand verurteilte mich, sondern alle waren verständnisvoll und unterstützten mich. Nur waren Sie ziemlich schockiert darüber, dass ich das alles drei Jahre lang hatte geheim halten können.
Oft habe ich mich in den Schlaf geweint
Nun, wie hatte ich das eigentlich geschafft? Um ehrlich zu sein: Es war furchtbar. Selbst wenn ich damals etwas Gutes erlebte, war da eine leise Stimme in meinem Kopf, die sagte: “Aufgepasst! Du darfst dich nicht freuen, denn du hast ja zu Hause noch nichts vom Studium erzählt “. Oft habe ich mich in den Schlaf geweint. Bei unseren Familienessen (von denen wir viele haben!) habe ich mich nicht getraut, etwas zu sagen, um die Aufmerksamkeit ja nicht auf mich zu ziehen. Ich erinnere mich an eine spezielle Taktik: Sobald jemand anfing, von der Universität zu sprechen, verzog ich mich auf die Toilette. Ich blieb dort so lange, bis man das Thema gewechselt hatte, und das konnte eine ganze Weile dauern… Oder ich kam herein und schnitt sogleich von selber ein anderes Thema an.
Ängste
Ich wurde zunehmend von Ängsten geplagt und war innerlich sehr unruhig. Es war, als ob ich keine Luft mehr zum Atmen hätte. Schon vorher hatte ich manchmal unnötige Ängste . Aber in diesen drei Jahren wurden sie geradezu ein Teil von mir. Ich wurde von ihnen abhängig wie bei einer Sucht. Es verging kein Tag und kaum eine Stunde, wo ich nicht vor irgendetwas Angst hatte.
Selbst als alles vorüber war, meldete sich immer noch diese leise Stimme. Jedesmal, wenn ich gut gelaunt war, sagte sie: “Hallo… bist du glücklich? Dann lass uns etwas finden, wovor wir Angst haben”. Es ist schrecklich, so zu leben, wenn Glück und Freude durch ständige Angst verdunkelt werden.
Der Preis der Erneuerung
Ein paar Jahre später bewarb ich mich wieder für die Universität. Und wisst ihr, was letzten Donnerstag, am 27. Juli, passiert ist? Da war meine Abschlussfeier! Und am Vortag erfuhr ich, dass ich für einen Masterstudiengang zugelassen wurde.
Erneuerung ist möglich. Aber ich will nichts vormachen: Erneuerung kann etwas kosten: Es gibt Dinge, die sich der Erneuerung in den Weg stellen. Ich habe zum Beispiel zwei Hobbys: Ich denke zu viel über Unnötiges nach und ich erfinde irrationale Ängste. Darin bin ich sehr gut. Aber wenn ich mich umschaue, sehe ich, dass ich damit nicht allein bin.
Ich weiß nicht, was ihr im Moment loswerden möchtet. Ich will euch ermutigen.
Atme wieder frei!
Bitte denk nicht, dass du allein bist. Oder dass du der schlechteste Mensch auf der Welt bist. Jeder Mensch hat Probleme, kennt schlechte Zeiten und Dinge, für die er sich schämt. Aber verstecke diese Probleme nicht, nur weil du dich dafür schämst. Glaub mir: Auch die anderen heben Dinge, die sie eigentlich unbedingt jemandem anderen erzählen will. Such also jemanden und erzähle ihm oder ihr, was dich bedrückt. Du wirst überrascht sein, wie viel Verständnis dir entgegenkommen wird. Und du weißt nie, wie viele Menschen gerade durch deine Geschichte ermutigt werden, selber eine Last loszuwerden.
Es ist unglaublich befreiend, wenn man endlich die Einsamkeit hinter sich lassen und die Last mit jemandem teilen kann. Lass dich auf keinen Fall durch einen Gedanken wie “Oh, ich will den anderen nicht belasten” davon abhalten. Du kannst dem anderen sogar viel Kraft geben, wenn du ihm Vertrauen schenkst, und er kann dir helfen, indem er dir einfach zuhört.
Das ist alles, wozu ich dich ermutigen möchte… Rede über deine Schwierigkeiten und atme endlich wieder frei.
Text: Liza Lázi
Wir verlosen während des ARTS+ Gaterings 2023 unter allen Gästen einen einwöchigen Atelieraufenthalt in der Casa dell’Arte Rasa. Fülle beim Eintreffen in der Helferei ein Wettbewerbskarte aus und gewinne einen Aufenthalt in Rasa im Rahmen der Verfügbarkeiten 2024. Der Preis beinhaltet ein Einzelatelier sowie ein Einzelzimmer mit Halbpension für eine Woche.
Der Preis wird gestiftet von BART – Magazin für Kunst, Geist und Gegenwart www.bartmagazin.com
Die reformierte Kirche sucht neue Wege… Es geht darum zu erforschen, inwiefern ein Theater für junge Menschen oder generell freies Theater auch Kirche sein könnte. Unter dem Namen Theaterfabrik entsteht so ein kleines Theater in Wetzikon, welches sich damit beschäftigt, wie mit Theater Glauben erkundet und erlebt werden kann. Nun bin ich sehr dankbar über alle Kulturinteressierten Christen, welche von meinem Projekt weitererzählen: www.theaterfabrik.ch
Esther Nydegger
Der Storytelling Schweiz Wettbewerb ist eine Initiative von Autillus (AutorInnen + IllustratorInnen), dem Verein Kinder- und Jugendbuchschaffende Schweiz. Autillus wurde 1996 gegründet und vereint gegen 200 Mitglieder, die professionell Kinder- und Jugendbücher schreiben und illustrieren. Durch unsere Arbeit tragen wir zur kulturellen Bildung und Entwicklung von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz bei. Der Wettbewerb wurde vom aktuellen Vorstand konzipiert.
In diesem Jahr sprechen wir bei Crescendo in verschiedenen Zusammenhängen über RENEWAL Erneuerung, – auch hier in den TUNE INs. Ich möchte das Thema «Grosszügigkeit» noch einmal aufgreifen, nachdem ein erster Text dazu ist erschienen ist. Erneuerung im persönlichen Leben und Grosszügigkeit gehören zusammen. Frühere 399 TUNE INS können hier nachgelesen werden: https://www.facebook.com/TUNEINs/?fre…
Rasa – ein aussergewöhnliches Zehnseelendorf im Centovalli im Tessin. Seit 1961 unterhält die christliche Vereinigung VBG einen Gästebetrieb – das Campo Rasa. Zentrumsleiter Michel Bieri fördert seit Jahren Kunst. So wurde vor einem Jahr die ehemalige Casa Dell’Forno, die später als Mitarbeiterhaus der VBG fungierte, zur «Casa Dell’Arte Artist Residency». Zusammen mit den Initianten Astrid Künzler und Samuel Scherrer von Arts+, einem Verein für Kunst und Kultur, ermöglicht Bieri Künstlern eine Auszeit zum kreativen Schaffen. Frischer Wind weht also da, wo ganz früher mitten im Dorf das Brot gebacken wurde. Nun soll dort unter anderem skizziert, geschrieben, musiziert, gemalt werden – die Casa steht Künstlern aus allen Sparten offen. Eine, die im 2022 einen Monat in Rasa verbrachte, ist die bildende Künstlerin Anita Sieber Hagenbach. Sie schuf dort das Werk «Von der Reibung zur Berührung» und kehrt mit uns für ein Wochenende nach Rasa zurück. Hat dir dieses Video gefallen? Unterstütze FENSTER ZUM SONNTAG, damit weitere Videos produziert werden können: https://www.sonntag.ch/spenden/
Junge Musikerinnen und Musiker bringen mit den «Eben-Ezer-Sessions» frischen Wind in die denkmalgeschützte «Eben-Ezer-Halle» auf dem Chrischona-Campus. Es sind die Studierenden vom Studiengang «Theologie & Musik», die selbst Lieder komponieren und Videos produzieren. So werden die alten Mauern von «St. Chrischona» in Bettingen im Kanton Basel-Stadt durch den Studiengang am Theologischen Seminar St. Chrischona neu belebt. Der Campus ist mittlerweile mit hochmodernen Proberäumen und einem Studio ausgestattet. In den alten Gemäuern tanken die Studierenden auch Kraft und Inspiration. Mitinitiantin dieses Studiengangs ist die Musikerin und Leiterin Susanne Hagen. Sie investiert sich leidenschaftlich in junge Menschen. Auf Chrischona gehen wir mit ihr auf Spurensuche zu den Anfängen des vorletzten Jahrhunderts. Wir sprechen mit Studierenden, dem Kirchengeschichtler Claudius Buser und begleiten den TSC Chor zu einem Konzert in der Pauluskirche in Basel, die vor kurzer Zeit in eine «Kulturkirche» umgewandelt wurde. Hat dir dieses Video gefallen? Unterstütze FENSTER ZUM SONNTAG, damit weitere Videos produziert werden können: https://www.sonntag.ch/spenden/
Reto Scheiber hat für das internationale Musikfestival Alpentöne die Kunstinstallation Himmelstöne 2.0 geschaffen
In the “Crescendo Summer Institute” that was taking place from July 21 to August 4th, we were hearing a so called TUNE IN lecture each day that addressed the question of how we can experience renewal. (Renewal is the theme of Crescendo in 2023). The following text is a modified and abbreviated lecture on the topic “from solitude to shared adventure.”
Solitaire-solidaire
In his short story “Jonas or the artist at work” («Jonas ou l’artiste au travail») dealing with the solitude of an artist, Albert Camus (1913-1960) coined the formula “solitaire? – solidaire!” (solitary? – in solidarity!). This can be understood as a program, as a rejection of extreme artistic self-isolation and as an invitation to mutual support and common projects. Renewal in art, society and personal life always has to do with good relationships.
Artists need to be alone!
In this painting by German painter Carl Spitzweg (1808-1855)we see a poor, lonely poet. Lonely, that means that the world outside is far away. The room is chaotic, but who cares? There’s no time for practical things – like fixing the roof or getting wood for the stove, because it’s cold. This artist might say, “I live in my own world, forget about the outside world, and have no idea whether my art is received or not.”
This state of being alone is by no means negative, but constitutive for many artists.
A lonely path
Then there is also another kind of loneliness which an artist has to endure.
A sociological study of the early careers of musicians* speaks of 4 phases:
Phase 1: Stable order
A young person wants to become a musician. Maybe there are high expectations from parents, but there is also a sense of a strong vocation.
But at the same time questions might come up: “Do my ideas about being a musician really suit me? And my parents’ ideas – are they pointing in the right direction?” These irritations can lead to short break-outs. For example, one musician tells how she didn’t want to practice anymore, so she played her own recordings out loud in her room. That’s how her mother thought she was practicing…. But on the whole, there is still strong order in phase 1.
Phase 2: Crisis
What happens when the old order gets severe cracks? It can be the order of the parents or of one’s own artistic ideas and plans for life as an artist. Not long before, all was fine, but now everything seems to be falling apart. Questions arise: What will come next? And there are struggles with self-esteem and also often with colleagues.
In such times a quick exit might be the best solution. One musician tells how he did not continue his studies but began to give lessons because the fear of an uncertain future was greater than the fear of a teaching career for which he was not yet ready. The consequence of this was that he was not happy as a teacher. Another exit strategy could be the return to old habits and structures of order.
But an artist could also recognize: “This might be a creative crisis. I have to endure it. I should not escape from it. It may be very fruitful!”
Phase3: Reorientation and artistic transformation
The artist, who has endured the phase of crisis, will now begin to wonder: “Who am I as an artist? What is inside me?” Many musicians report that they have withdrawn into silence during this phase. Others say that they playfully try out new things. However, there is a danger of getting hurt.
One musician reported that her father criticized her for starting to improvise. For a long time, this inhibited her desire to seek her individual expression.
Phase 4: The “new”!
Here, an artist enters new territory. A musician finds a new instrument or knows better than ever: “My earlier decision for my instrument was right.” This phase is also accompanied by a deep insight into one’s own gifts and their limits.
There are often key experiences in this phase, many of which are made in master classes.
Phase 5: Integrate the “new”.
Now, the artist goes this way according to the motto: “Become more and more who you are”.
A lonely path?
This path can be a very lonely and solitary path. One cannot delegate these often painful steps to others. Yet, there are others around – and each one can be the other’s neighbor – also in the world of the arts! The big question is: Do we consider other artists to be our natural enemies or potential friends? Do we invite them into our lives? Do we ask them for advice and help? And are we ready to encourage and help them? And beyond this circle of artists, do we look for help by mentors and counselors?
Let’s look again at the image of the lonely poet. It would be a pity if this garret were an image of the inner isolation of an artist. He would then be truly lost and would not be able to help others. He would not be able to pass from solitaire to solidaire. That is why networking among artists – also among Christian artists — is so important!
The crucial vertical dimension
One last thing: The “solitaire – solidaire” for us Christians has a vertical dimension. God has not left us alone, but has become in solidarity with us, in the deepest sense. And finally, if Christ is in solidarity with us, he also loves to be at our side as artists!
* Silvia Thünemann. Künstlerischer Selbstausdruck und kreative Wandlung. Eine biografieanalytische Studie zu Lebensgeschichten von Berufsmusikerinnen und Berufsmusikern. Opladen & Farmington Hills, MI, 2009
Text: Beat Rink / edited by Robert McAnally Adams
DEUTSCH Im Rahmen des “Crescendo Sommerinstituts», das vom 21. Juli – 4. August stattfand, gab es jeden Morgen einen «TUNE IN»-Impuls, der sich mit der Frage befasste, was «Erneuerung» (das Thema von Crescendo 2023) bedeutet. Der folgende Text ist ein modifizierter Kurzvortrag zum Thema “Von Einsamkeit zum gemeinsamen Abenteuer”.
Solitaire? Solidaire! Albert Camus (1913-1960) prägte in seiner Kurzgeschichte «Jonas ou l’artiste au travail» (Jonas oder der Künstler am Werk), die von der Einsamkeit eines Künstlers handelt, die Formel “solitaire? solidaire”! (einsam? – solidarisch!) Dies kann als Programm verstanden werden: als Absage an die extreme künstlerische Selbstisolation und als Einladung zur gegenseitigen Unterstützung und sogar zu gemeinsamen Projekten. Erneuerung in Kunst, Gesellschaft und im persönlichem Leben hat schliesslich immer mit gelingenden Beziehungen zu tun.
Künstler müssen allein sein! Auf dem Bild «der arme Poet» des deutschen Malers Carl Spitzweg (1808-1855) sehen wir einen armen, einsamen Dichter. Einsam, das bedeutet für ihn: Die Welt ist weit weg. Das Zimmer ist chaotisch, aber wen kümmert das schon? Es bleibt keine Zeit für praktische Dinge – wie das Dach reparieren oder Holz für den Ofen holen, denn es ist kalt. Der arme Poet sagt sich vielleicht: “Ich lebe in meiner eigenen Welt, vergesse die Außenwelt und habe eigentlich keine Ahnung, ob meine Kunst ankommt oder nicht.” Dieser Zustand des Alleinseins ist keineswegs negativ, sondern für viele Künstler konstitutiv.
Ein einsamer Weg Es gibt aber auch eine andere Art von Einsamkeit, die ein Künstler ertragen muss. Eine soziologische Studie über den künstlerischen Werdegang klassischer Musikerinnen und Musiker* spricht von 4 Phasen:
Phase 1: Stabile Ordnung Ein junger Mensch will Musiker werden. Vielleicht gibt es hohe Erwartungen seitens der Eltern und zugleich das Gefühl einer starken Berufung. Gleichzeitig können aber auch Fragen auftauchen wie: “Passen meine Vorstellungen vom Musikerdasein wirklich zu mir? Und die Vorstellungen meiner Eltern: Weisen sie mich in die richtige Richtung?” Diese Irritationen können zu kurzen Fluchtbewegungen führen. Eine Musikerin erzählt zum Beispiel, wie sie keine Lust mehr zum Üben hatte und deshalb ihre eigenen Aufnahmen in ihrem Zimmer abspielte. So gab sie der Mutter vor, sie würde üben….
Aber im Großen und Ganzen ist die Phase 1 noch von einer starken Ordnung geprägt.
Phase 2: Krise Was passiert, wenn die alte Ordnung Risse bekommt? Vor nicht allzu langer Zeit war die Welt noch im Lot, aber jetzt scheint alles wegzubrechen. Neue Fragen tauchen auf: Wie wird es weitergehen? Wer bin ich? – Das Selbstwertgefühl wankt, und oft entstehen Beziehungsprobleme.
In solchen Zeiten scheint ein rascher Ausstieg die optimale Lösung. Ein Musiker erzählt, wie er in einer solchen Krise sein Studium abbrach und beschloss, Unterricht zu geben. Die Angst vor einer ungewissen Zukunft war größer als die Angst vor dem Lehrerberuf, für den er eigentlich noch gar nicht bereit war. Kein Wunder, dass er dabei überhaupt nicht glücklich wurde. – Eine andere Ausstiegsstrategie könnte die Rückkehr zu alten Gewohnheiten und Ordnungsstrukturen sein…
Doch ein Künstler könnte auch erkennen: “Vielleicht ist das eine kreative Krise. Ich muss sie aushalten. Es ist nicht gut, vor ihr zu fliehen. Sie könnte sehr fruchtbar sein!”
Phase3: Neuorientierung und künstlerische Wandlung Der Künstler, der die Phase der Krise überstanden hat, wird sich nun zu fragen beginnen: “Wer bin ich als Künstler? Was steckt in mir?” Viele Musiker berichten, dass sie sich in dieser Phase in die Stille zurückgezogen haben. Andere erzählen davon, wie sie spielerisch neue Dinge ausprobiert haben.
Dabei besteht jedoch die Gefahr, verletzt zu werden. Eine Musikerin berichtete, dass ihr Vater sie kritisierte, weil sie zu improvisieren begann. Das hinderte sie in der Folge lange Zeit daran, ihren eigenen Ausdruck zu suchen.
Phase 4: Das “Neue” Hier betritt man Neuland! Eine Musikerin entscheidet sich für ein neues Instrument. Oder sie weiß besser denn je: “Die ursprüngliche Entscheidung für mein Instrument war richtig.” In dieser Phase wächst auch die Einsicht in die eigenen Gaben und in die eigenen Grenzen. Oft macht man dabei Schlüsselerlebnisse – etwa in einem Meisterkurs.
Phase 5: Das “Neue” integrieren Nun ergreift der Künstler das Neue nach dem Motto: “Werde mehr und mehr zu dem, der du bist”.
Ein einsamer Weg? Dieser beschriebene Weg kann sehr einsam sein. Man kann ihn jedenfalls nicht an andere delegieren. Doch es gibt andere Menschen um uns herum. Und jeder kann des anderen Nächster sein – auch in der Welt der Kunst! Die große Frage ist: Betrachten wir andere Künstler als unsere natürlichen Feinde oder als potenzielle Freunde? Laden wir sie in unser Leben ein? Bitten wir sie um Rat und Hilfe? Und sind wir selber bereit, sie zu ermutigen und ihnen zu helfen? Schliesslich: Suchen wir, wenn nötig, außerhalb der Künstlerkreise Hilfe von Mentoren und Beratern?
Schauen wir uns noch einmal das Bild des einsamen Dichters an. Es wäre schade, wenn diese Mansarde ein Bild für die innere Isolation eines Künstlers wäre. Dieser Künstler wäre dann wirklich verloren und könnte auch anderen nicht helfen. Er wäre nicht in der Lage, vom «solitaire» zum «solidaire» hindurchzudringen. Deshalb ist die Vernetzung unter Künstlern – auch unter christlichen Künstlern! – so wichtig.
Die entscheidende vertikale Dimension Ein Letztes: Das “solitaire – solidaire” hat für uns Christen eine vertikale Dimension. Gott hat uns nicht allein gelassen, sondern ist mit uns solidarisch geworden, im tiefsten Sinne. Und schließlich: Wenn Christus mit uns solidarisch ist, liebt er es auch, an der Seite von uns Künstlerinnen und Künstlern zu sein.
* Silvia Thünemann. Künstlerischer Selbstausdruck und kreative Wandlung. Eine biografieanalytische Studie zu Lebensgeschichten von Berufsmusikerinnen und Berufsmusikern. Opladen & Farmington Hills, MI, 2009 Text: Beat Rink
ENGLISH
In the “Crescendo Summer Institute” that was taking place these days, we were hearing a so called TUNE IN lecture each day that addressed the question of how we can experience renewal. (Renewal is the theme of Crescendo in 2023). In one of these TUNE INs, Airi Rink spoke about “From Pain to Healing”. The text is a shortened transcription of her speech.
A dancer in the concentration camp
Are we affected by pain and injury? How can we come from pain to healing?
Here is a story of someone who got free from terrible pain and trauma. Edit Eger was born 1927 in Kosice and became a dancer who dreamed of a wonderful career as a ballerina. As a Jew living in Nazi-occupied Eastern Europe, she and her family were deported to Auschwitz. In her book “The Choice” she tells that Josef Mengele forced her to dance to him. Mengele was a doctor who made the life-or-death decisions in the camp. He was very cultured, loved classical music and had two orchestras of the prisoners in the camp. One day he said to Edit: “You little dancer, dance for me!” He forced her to go to the stage. The orchestra began to play Tchaikovsky’s “Romeo and Juliet.” She was very weak and trembled. Yet, she had to perform. She closed her eyes, imagining that she was standing there on the stage of the Budapest Opera House. Yet, she was in the concentration camp. One mistake while dancing and she would die. Mengele was satisfied and she survived.
A new dance
In 1949, Edit Eger moved to the United States, where she married and had children. Later she studied psychology and started to help people especially with trauma experiences. Everything seemed to be good, but she couldn’t find peace. What was it? She tried to forgive the Nazis, but this didn’t help. Then, one moment came to her mind, when she had entered with her sister and her mother the concentration camp. There was a selection, but nobody knew about it. They stood in a line and came before Mengele, who was doing the selection. He asked Edit pointing to her mother: ”Is she your sister or your mother?” The mother looked quite young. This was the reason for Mengele’s question, because only women under 40 were allowed to stay. The others were killed. Edit was surprised and answered “Mother”. Her mother had to go to another line and was killed very soon after. Edit realized her mistake and later she wrote: “I can forgive all the Nazis, but how can I forgive myself? I could have saved my mother’s life if only for one day.” She had to learn to forgive herself.
Edit Eger, who had broken her back in the camp, said later, that she had to learn a new dance, “a dance of freedom. With a new dance, you must learn the first steps and then keep learning.” And in her book she wrote that we always have the choice to look at the things we have lost or at the things we still have.
Another quote from her helps us to gain hope that we can overcome pain: “I don’t want you to listen to my story and say: ‘My own problems are so small.’ But you should say: ‘If she could do it, I can do it as well.'”
The lost manuscript and the SHMA ISRAEL
Edit Eger met Viktor Frankl. Frankl was born 1905 in Vienna; he was a Jewish Psychotherapist, who also survived Auschwitz, but who lost his family there.
As he came to the camp, he had the manuscript for a new book on psychotherapy in his coat. But he had to give away his clothes including the manuscript. He was sure: “Now I have lost everything. Life has no meaning for me anymore.”He got an old coat, where he found in the pocket a very dirty piece of paper, cut out from a prayer book. It was the Shma Israel, “You shall love the Lord, your God, with all your heart, with all your soul, and all your strength.”Frankl said in this moment to himself: “Now I am a rich man.”
This most important command, calling us to cling to God, gave him new hope and the strength to encourage others not to give up. A very memorable experience was a moment when he stood in front of Nazi soldiers, naked and humiliated and tortured. He realizes that the soldiers could break every bone in his body, but that his soul would still be free. After the war Viktor Frankl went back to Vienna, where he started with logotherapy (logos = word, meaning). Frankl said that it is possible to find a meaning for one’s life even in inhumane conditions. He wrote: “We should not ask what life gives me, but what God wants me to do for others in my life.” Through helping others we can find meaning in our lives and even happiness. Change is possible when we begin to realize: “My biggest prison is in my head.”
Some questions:
• Can we accept what Edit Eger said: If she could overcome big problems, we can do it as well!?
• Viktor Frankl said that he doesn’t hate the Germans. Edit Eger said that she forgave the Nazis. Can we forgive others and go a step further and also forgive ourselves?
• Do we find new meaning in life by helping others (Frankl)?
• Do we face the pain or hurt in our lives instead of running away? Do we talk about it with someone we trust?
• In the Psalm 147:3 we read “He heals the brokenhearted and binds up their wounds.” And Jesus promises the brokenhearted renewal. Do we trust in God who can heal us and make something beautiful out of brokenness – such as we find in Japanese Kitsungi pottery, which that puts broken pieces together in the most beautiful way with golden glue?!
Text: Airi Rink
DEUTSCH Im “Crescendo Summer Institute”, das in diesen Tagen stattfand, gab es jeden Tag einen TUNE IN-Vortrag, der sich mit der Frage befasste, wie wir Erneuerung erleben können. (Erneuerung ist das Thema von Crescendo 2023). In einem TUNE IN sprach Airi Rink über das Thema “Vom Schmerz zur Heilung”. Der folgende Text ist eine gekürzte Transkription ihres Vortrags. Eine Tänzerin im Konzentrationslager
Kennen wir Schmerzen und Verletzungen? Wie können Heilung erfahren? Hier ist die Geschichte von einer Frau, die von schrecklichem Schmerz und Trauma befreit wurde. Edit Eger, 1927 in Kosice geboren, war eine junge Tänzerin, die von einer wunderbaren Karriere als Ballerina träumte. Doch sie lebte als Jüdin im von Nazis besetzten Gebieten Osteuropas und wurde nach Auschwitz deportiert. In ihrem Buch “The Choice” erzählt sie, dass Josef Mengele sie im KZ zwang, für ihn zu tanzen. Mengele war ein Arzt, der im Lager die Entscheidungen über Leben und Tod fällte. Er war sehr kultiviert, liebte klassische Musik und liess Häftlinge in zwei Orchestern für ihn aufspielen. Eines Tages sagte er zu Edit: “Du, kleine Tänzerin, tanz für mich!” Er befahl ihr, auf die Bühne zu gehen. Das Orchester begann mit Tschaikowskis “Romeo und Julia”. Edit war schwach und zitterte, und doch musste sie alles geben. Sie schloss die Augen und stellte sich vor, auf der Bühne des Budapester Opernhauses zu stehen. Aber sie war im KZ. Ein Fehler, und sie würde sterben. Mengele war zufrieden und sie überlebte. Ein neuer Tanz
1949 zog Edit Eger in die Vereinigten Staaten, wo sie heiratete und Kinder bekam. Später studierte sie Psychologie und begann, Menschen mit traumatischen Erfahrungen zu helfen. Alles schien gut, aber irgendwie konnte sie keinen Frieden finden. Woran lag das? Sie versuchte, den Nazis zu verzeihen, aber das half nicht wirklich.
Dann kam ihr jene Szene in den Sinn, als sie mit ihrer Schwester und ihrer Mutter das Konzentrationslager betrat. Es gab damals eine Selektion, aber niemand wusste davon. Sie standen in einer Reihe und kamen vor Mengele, der die Selektion durchführte. Er zeigte auf die Mutter und fragte Edit: “Ist das deine Schwester oder deine Mutter?” Die Mutter sah recht jung aus, und dies war denn auch der Grund für die Frage. Denn nur Frauen unter 40 Jahren durften bleiben; die anderen wurden getötet. Edit war überrascht und antwortete “Meine Mutter”. So musste die Mutter in eine andere Reihe treten und wurde kurz darauf getötet. Edit erkannte ihren Fehler und schrieb später: “Ich kann allen Nazis verzeihen. Aber wie kann ich mir selbst verzeihen? Ich hätte das Leben meiner Mutter retten können, wenn auch nur für einen Tag.” Sie musste lernen, sich selbst zu vergeben.
Edit Eger, die sich im Lager den Rücken gebrochen hatte, sagte später, dass sie einen neuen Tanz lernen musste, “einen Tanz der Freiheit”. – «Bei einem neuen Tanz muss man die ersten Schritte lernen und dann immer weiter lernen.” Und in ihrem Buch schreibt sie, dass wir die Wahl haben, entweder auf jene Dinge zu schauen, die wir verloren haben, oder auf die, die wir noch haben.
Ein weiteres Zitat von Edit Eger hilft, wenn wir keine Hoffnung mehr haben, dass unsere Schmerzen heilen: “Ich möchte nicht, dass ihr meine Geschichte anhört und sagt: ‘Meine eigenen Probleme sind so klein.’ Ihr sollt vielmehr sagen: ‘Wenn sie es geschafft hat, schaffe ich es auch.'” Das verlorene Manuskript und das SHMA ISRAEL
Edit Eger lernte Viktor Frankl kennen. Frankl wurde 1905 in Wien geboren. Er war ein jüdischer Psychotherapeut, der ebenfalls Auschwitz überlebte, dort aber seine Familie verlor.
Als er ins Lager kam, hatte er das Manuskript für ein neues Buch über Psychotherapie in seiner Manteltasche. Doch musste er seine Kleidung samt Manuskript abgeben. Er war sich sicher: “Jetzt habe ich alles verloren. Das Leben hat für mich keinen Sinn mehr.” Nun bekam er einen anderen, sehr alten Mantel, in dessen Tasche er ein schmutziges Stück Papier fand, ausgeschnitten aus einem Gebetbuch. Es war das Schma Israel: “Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deiner Kraft.” Frankl sagte sich in diesem Moment: “Jetzt bin ich ein reicher Mann.” Dieses wichtigste Gebot, das uns auffordert, an Gott festzuhalten, gab ihm neue Hoffnung und Kraft, auch anderen Mut zuzusprechen und sie zu bitten, nicht aufzugeben. Ein äusserst einprägsames Erlebnis war jener Moment, als er nackt, gedemütigt und gefoltert vor den Nazi-Schergen stand. Ihm wurde klar, dass die Soldaten ihm jeden Knochen würden brechen können; seine Seele würde aber trotzdem frei sein. Nach dem Krieg ging Viktor Frankl zurück nach Wien, wo er mit der Logotherapie begann (logos = Wort, Sinn). Er sagte, dass es möglich sei, auch unter unmenschlichsten Bedingungen einen Sinn für das eigene Leben zu finden. “Wir sollten nicht fragen, was das Leben mir gibt, sondern was ich nach Gottes Willen in meinem Leben für andere tun soll.” Indem wir anderen helfen, können wir einen Sinn für unser Leben und sogar Glück finden. Veränderung ist möglich, wenn wir anfangen zu erkennen: “Mein größtes Gefängnis ist in meinem Kopf.” Einige Fragen: – Können wir mit Edit Eger übereinstimmen, die sagt: ‘Wenn ich große Probleme überwinden konnte, könnt ihr das auch!’?
– Viktor Frankl sagte, dass er die Deutschen nicht hassen würde, und Edit Eger sagte, dass sie den Nazis verziehen habe. Können wir anderen verzeihen und sogar einen Schritt weiter gehen: Uns selbst verzeihen?
– Finden wir einen neuen Sinn im Leben, indem wir anderen helfen (Frankl)?
– Stellen wir uns dem Schmerz oder der Verletzung in unserem Leben, anstatt wegzulaufen? Sprechen wir mit jemandem darüber, dem wir vertrauen?
– Im Psalm 147,3 lesen wir: “Er heilt die, die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden.” Jesus verspricht den Menschen mit gebrochenem Herzen Erneuerung. Vertrauen wir auf Gott, der uns heilen und aus Zerbrochenem etwas Schönes machen kann – so wie wir es bei den japanischen Kitsungi-Töpferwaren finden, die zerbrochene Stücke mit goldenem Leim zusammenkleben?
Text: Airi Rink
ENGLISH
The famous baritone and voice teacher Kurt Widmer died on 30 May 2023. Back in February 2016, we invited him to a CRESCENDO FORUM. On such occasions, open to everyone, there is always an interview with a «special guest». The questions always centre on the personal life story, on artistic and other activities, and the relationship to faith. Here are some statements made by Kurt Widmer on that memorable evening.
When did Kurt Widmer’s musical career begin? And can we ask for a little information about the later developments?
KURT WIDMER: I had to substitute very suddenly, as a 26-year-old singer, for Dietrich Fischer-Dieskau, who had fallen ill. After the rehearsal, the conductor, Paul Sacher, asked me to come for a talk in the changing rooms. My first thought was: What’s going to happen now? I’m sure he is unhappy about something in the way I sing. But he summarised everything very briefly, as he always did: «Your job is teaching music in school. Tomorrow you will hand in your notice. Then you will become my assistant at the Schola Cantorum in Basel.» – Later, I often sang in his concerts. In total, I gave more than 3000 concerts.
And many of these were world premiers, I assume.
KURT WIDMER: So far, in total, 129. Particularly impressive were those with György Kurtág. One day my telephone rang, and he asked me if I would give the world premiere of his Hölderlin songs for piano and baritone. For the rehearsals, he travelled specially from Berlin to Basel, and we worked in the Academy. He sat down at the piano and took out the music for the poems «An Zimmern», which I then saw for the first time. The composition begins with a melisma, which I began to sing. Then he interrupted me: «You should sing this like an old monk!» He demonstrated this with his broken, crackly voice. I started again, and imitated him. He then interrupted me again, and said, «Yes, but sing it like an old monk who can sing beautifully!»
I would like to take up the word “monk” again and talk about sacred music. For you who are both teacher and singer, the text was always very important, right?
KURT WIDMER: That’s true. And that applies not only to sacred music. I once organised a series of events with Schubert songs in which both philologists and philosophers spoke about the texts. As far as sacred music is concerned, on one occasion, in a teachers’ meeting at the Music Academy about 20 years ago, I stood up and made a statement: «You certainly know that I never work as a missionary. But the students have no idea what they are singing about. Not knowing the Bible is a big mistake.» The lady who was at that time deputy director said, «That is absurd!» Later, as director, she revised her opinion… As far as the concerts are concerned: One thing that has always disturbed me were the polished choral movements which no longer said anything. Recently, however, I was listening to a recording with music by a mediaeval Italian composer, performed by a church choir. The voices were primaeval, almost coarse – but very good. Today, on the other hand, there are many recordings with outstanding voices, but where the singers have no individuality. This does not mean that one has to stand out from the ensemble. But it does mean that one cannot sing simply as one is. On top of this, there is the historical aspect: Today, historical authenticity counts for much more than the statement that a work conveys. This is really ridiculous! Now no-one asks about the motivation behind, for example, a Bach cantata.
On the other hand, there are people like Masaaki Suzuki in Japan, for whom the text is very important…
KURT WIDMER: That’s right. I once recorded a CD with him, and that impressed me. I noticed the same thing with Karl Richter, who made music in a completely different way… extremely intensively! I was very young when I first had the privilege of singing under his direction. He had a very profound theological background and one could feel that he is concerned with very different matters than, for example, whether «did Bach have a cough on the day he composed this?»
(Kurt Widmer then spoke in detail about his teaching style, which, even in music, focused strongly on «seeing» and is not simply based on «the right knowledge». And then he spoke about concerts and literary interests…)
As such an extremely active musician, how do you cope with stress, how do you get rid of it?
KURT WIDMER: At the time when I was singing between once and three times a week, I did not feel any stress. Today, with longer intervals between performances, I notice it more. But it is important to be well prepared mentally for a concert and to read something good, or to pray. And as a counterexample: There was once a student standing in as a horn player for a concert – it was the Brahms Requiem – and I saw him sitting there reading a trashy newspaper during a break in the rehearsals. This was certainly not helping him to concentrate on the work being performed. I went up to him and told him so.
Perhaps you would give us a tip for artists who have to deal with countless daily tasks and can‘t live as intensively as Kurt Widmer?
KURT WIDMER: When I was 12 years old, I had the privilege of singing in concerts every Saturday afternoon, with all kinds of people in the audience: musicians, philosophers, authors and head cases… There was a visitors’ book where anyone could leave comments. I was impressed by the motto at the top of every page: AD SUMUS, meaning WE ARE HERE… And that is the secret. We should be THERE: we should be present at one thing and be very attentive.
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PS: Personal memories To bring in a personal reminiscence at this point, I must say that I attended many concerts featuring Kurt Widmer in my youth – and it never crossed my mind that I might get to know him personally. But this did happen when we, as Crescendo, became active in the Music Academy in Basel. He was always very favourably inclined towards us and on one occasion, very emphatically, he said, «All students from your ministry are very friendly people!» We were glad to hear this, particularly because we didn’t meet with good will everywhere. Two of our active team members, Christina Metz-Salomon and Miriam Feuersinger, then went on to study with Kurt Widmer and told us about his inspiring teaching style, in which he often worked with large sheets of paper and expansive circular shapes. Later we became neighbours, and almost every day he sat on a bench in that secluded spot just round the corner. Until a short time ago, we had good conversations. I can imagine that, for a long time to come, I will be expecting to see him there.
Text: Beat Rink / Translation: Bill Buchanan
DEUTSCH Am 30.Mai 2023 ist der berühmte Bariton und Gesanglehrer Kurt Widmer gestorben.
Im Februar 2016 hatten wir ihn zu einem CRESCENDO FORUM eingeladen. An diesen für alle offenen Anlässen wird jeweils ein «special guest» interviewt. Die Fragen kreisen immer um den Lebensweg, das künstlerische Schaffen und sonstige Wirken und den Bezug zum Glauben. Hier einige Aussagen von Kurt Widmer an jenem denkwürdigen Abend. Wann begann die musikalische Karriere von Kurt Widmer? Und dürfen wir um ein paar Daten zur Laufbahn bitten?
KURT WIDMER: Ich musste als 26-jähriger Sänger bei einem Konzert für den erkrankten Dietrich Fischer-Dieskau einspringen. Nach der Probe rief mich der Dirigent Paul Sacher zu sich ins Künstlerzimmer. Ich dachte: Was kommt jetzt? Ihm gefällt bestimmt nicht, wie ich singe. Doch er sagte sehr knapp, wie er es immer tat: «Sie arbeiten als Musiklehrer in der Schule. Morgen reichen Sie die Kündigung ein. Dann werden Sie mein Assistent an der Schola Cantorum Basel.» Ich sang später oft in seinen Konzerten. Insgesamt gab ich in meinem Leben über 3000 Konzerte.
Darunter waren auch viele Uraufführungen, nehme ich an.
KURT WIDMER: Insgesamt bisher 129. Sehr eindrücklich war jene mit György Kurtág. Eines Tages rief er mich an und fragte, ob ich seine Hölderlin-Gesänge für Klavier und Bariton uraufführen würde. Er kam eigens von Berlin nach Basel, und wir probten in der Akademie. Er setzte sich ans Klavier und holte die Noten zu den Gedichten «An Zimmern» hervor, die ich da zum ersten Mal sah. Die Komposition beginnt mit einem Melisma, das ich nun zu singen begann. Da unterbrach er mich: «Du musst das singen wie ein alter Mönch!» Er machte es mir mit gebrochener Stimme vor. Ich setzte nochmals an, indem ich ihn nachahmte. Da unterbrach er mich wieder und sagte: «Ja, aber sing es, wie ein alter Mönch, der schön singt!»
Stichwort «Mönch»: Ich möchte gleich die Brücke hin zur geistlichen Musik schlagen. Der Bezug zum Text war für den Lehrer wie für den Sänger Kurt Widmer immer sehr wichtig.
KURT WIDMER: Richtig. Dies betrifft nicht nur geistliche Musik. Ich habe einmal eine Reihe mit Schubert-Liedern initiiert, in der Philologen und Philosophen über den Text sprachen. Zur geistlichen Musik: Ich ergriff vor etwa zwanzig Jahren bei einer Lehrerkonferenz in der Musikhochschule das Wort und meinte: «Ihr müsste wissen: Ich missioniere nie. Aber die Studierenden haben keine Ahnung von dem, was sie singen. Wenn man die Bibel nicht kennt, ist das ein grosser Fehler.» Die damalige Vizerektorin sprang auf und sagte: «Das ist absurd!» Später, als Rektorin, dachte sie dann um… In Konzerten stört mich bei Kantaten-Aufnahmen zum Beispiel das Geschliffene der Chöre, das nichts mehr aussagt. Kürzlich hörte ich allerdings eine Aufnahme mit der Musik eines mittelalterlichen italienischen Komponisten, aufgeführt von einem Kirchenchor. Die Stimmen waren ursprünglich, fast rauh, aber sehr gut. Heute gibt es viele Einspielungen mit hervorragenden Stimmen, aber sie sind irgendwie ohne Individualität der Sängerinnen und Sänger. Das heisst nicht, dass jemand aus einem Ensemble herausstechen muss. Aber schade, dass man oft nicht mehr so singen darf wie man ist. Dazu kommt, dass der historische Aspekt, die historische Richtigkeit heute mehr gelten als die Aussage, die in einem Werk steckt. Das ist völlig läppisch! Man fragt heute nicht mehr nach dem Beweggrund zum Beispiel einer Bachkantate.
Da gibt es auf der anderen Seite Masaaki Suzuki in Japan, dem der Text sehr wichtig ist…
KURT WIDMER: Richtig. Ich habe einmal eine CD mit ihm aufgenommen und war beeindruckt. Dasselbe nahm ich bei Karl Richter, der auf völlig andere Weise musizierte: ungeheuer intensiv! Ich war sehr jung, als ich unter ihm singen durfte. Er hatte einen sehr tiefen theologischen Hintergrund und man spürte, dass es ihm um etwas ganz Anderes ging als zum Beispiel um die Frage:: «Hat Bach an jenem Tag gehustet, als er das komponiert hat?»
(Kurt Widmer erzählt viel über seinen Unterrichtsstil, der selbst in der Musik stark auf das «Sehen» setzt und nicht einfach dem «richtigen Wissen» verpflichtet ist. Und über Konzerte und literarische Interessen.)
Wie geht man als so vielbeschäftigter Musiker mit Stress und Stressabbau um?
KURT WIDMER: Früher, als ich jede Woche ein- bis dreimal sang, hatte ich keinen Stress. Das ist heute schwieriger, wo ich in grösseren Abständen auftrete. Es ist aber wichtig, dass man sich geistig gut auf ein Konzert vorbereitet, dass man etwas Gutes liest oder auch betet. Ein Gegenbeispiel: Ein Student, der einmal als Hornist bei einem Konzert hospitierte – es war das Brahms-Requiem – sass in einer Probepause da und las eine Boulevardzeitung. Das half ihm sicher nicht, sich auf das Werk zu fokussieren. Ich ging zu ihm und sagte ihm das.
Dürfen wir einen Tipp bekommen für uns Künstler, die tagtäglich mit unzähligen Dingen beschäftigt sind und irgendwie nicht so intensiv leben können wie Kurt Widmer?
KURT WIDMER: Ich habe als Zwölfjähriger jeden Samstagnachmittag in Konzerten singen dürfen, zu dem allerlei Leute versammelt waren: Musiker, Maler, Philosophen, Schriftsteller und Spinner…Da gab es ein Gästebuch, in dem man sich eintragen durfte. Mir machte der Spruch Eindruck, der über jeder Seite stand: AD SUMUS. Das heisst: WIR SIND DA… Und das ist das Geheimnis. Wir sollen DA sein: Bei einer Sache sein und dabei sehr achtsam bleiben.
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PS: Persönliche Erinnerungen Ich habe Kurt Widmer schon in meiner Jugendzeit in vielen Konzerten gehört. Ich hätte mir damals mir nie träumen lassen, ihn einmal persönlich kennen zu dürfen. Dies geschah dann, als wir in der Basler Musikhochschule mit Crescendo aktiv wurden. Er war uns immer sehr wohlgesonnen und hat einmal mit grossem Nachdruck gemeint: «Alle Studentinnen und Studenten, die zu euch gehören, sind sehr freundliche Menschen!» Dies tat ausgesprochen gut, weil wir damals nicht überall auf Goodwill stiessen.
Zwei unserer aktiven Mitarbeiterinnen, Christina Metz-Salomon und Miriam Feuersinger, studierten dann bei Kurt Widmer und erzählten von seinem inspirierendem Unterrichtsstil, in dem immer mit grossflächigen Papierbögen und weit ausladenden Kreisformen gearbeitet wurde.
Später wurden wir Nachbarn, und fast jeden Tag sass er auf einer Bank an jenem lauschigen Platz um die Ecke. Wir führten bis vor Kurzem gute Gespräche. Ich werde beim Vorbeigehen wohl noch lange nach ihm Ausschau halten. Text: Beat Rink
Es ist Zeit, uns als ARTS+ besser kennen zu lernen und neue Kontakte zu knüpfen? Dann wäre unser ARTS+ Impuls Nachmittag genau das Richtige. (Offen für alle, auch Nicht-Mitglieder!)
Wir treffen uns am Samstag, 16. September 2023,
13.30 bis 14.00 Uhr beim Bahnhof Lichtensteig SG (Gleis 2),
wo wir mit einem Stadtrundgang starten. lichtensteig-reloaded.ch
Lichtensteig im Toggenburg (Kanton St.Gallen) ist mit ÖV 35 Min. von Winterthur entfernt und jeweils eine Stunde von Zürich oder St-Gallen und zwei Stunden von Bern oder Luzern.
Wir planen einen vielfältigen Weg durch Lichtensteig und besichtigen dabei acht neue Skulpturprojekte, die vorgestellt werden. Der Rundgang wird von einer einheimischen Künstlerin geführt und macht die vielfältigen, partizipativen Prozesse sichtbar, die den Ort verwandelt haben. Lichtensteig wurde mit dem Wakkerpreis 2023 ausgezeichnet. Auf dem Rundgang werden wir u.a. je ein Atelier im Stadtufer und der Dogo Residenz besichtigen.
Adrian Furrer (Schauspieler und Pfarrer) und Samuel Scherrer (Architekt) geben Impulse in der Kirche des Architekten Walter Förderer, oberhalb der Altstadt Lichtensteigs.
Von 17.30 bis Open End “Apéro riche” in der Bahnhalle des Chössi Theaters.
Verbindliche Anmeldung bis 8. September an info@artsplus.ch. Kosten Führung, inkl. Apéro 20.00 CHF.
ENGLISH “If I had known back then…”
A few days ago I heard this from a musician: «If I had known back then, when I was in a crisis, that there is a network of Christian musicians – that would have been a great help to me!» Time and again, we hear similar things. And each time it gives me a jolt, and I ask myself: am I doing enough to enable others to have access to a network, or to let them know about other artistic networks?
“I found a real family here!”
Here are some further voices from our collection of quotations:
· «Here I am experiencing for the first time that the two most important areas of my life meet: faith and art.»
· «The interaction with Christians in my field enrich and help me.»
· «I had always thought I was the only Christian artist in the world. Now I see that that’s not true!»
· «I have found a real family here!»
· «During my studies, a prayer group was already extremely helpful to me.»
· «As a result, doors have opened for me in ways I would not even have dared to dream of.»
· «Here I have experienced spiritual counselling that has helped me.»
· «Thanks to the network, we managed to start activities locally. During this, we receive stimulus and help from the larger network.»
Understandable reservations…
It is interesting to note, however, that as soon as you invite people into a network, you may hear mistrust and reservations:
· «I am in a church. That‘s enough for me.»
· «I already belong to many other networks.»
· «I don’t have time.»
· «I get in contact when I need it.»
· «I have something against a Christian subculture.»
· «I have something against the label «Christian» in connection with art.»
· «My art takes me on paths outside the Christian scene. I don‘t need the amateurish Christian art scene.»
· «I don‘t want to be known in the art scene as a Christian. That would not be wise for me and my career.»
…and some answers
These reservations – they are easy for us to understand. It would be good to discuss them point by point. Perhaps a couple of key thoughts are enough:
· a network among Christian artists is not a church. Churches need complementary activities. Just think of the humanitarian help organisations or Christian media.
· We are not talking about a Christian subculture.
· The focus of Christian artists’ movements is not exclusively on «Christian art»…
· …and certainly not on amateur art if the network consists of professional artists.
· Nor does one immediately become publicly known as a Christian when one joins. And, finally, one is free to invest as much time as one wishes and is able.
Blessings through networking
With our TUNE INs, we always provide spiritual encouragement or a theological reflection on the topic of art. So today’s topic seems to break with this pattern. Or perhaps not?
In our work at Crescendo, we have long been aware of this fact: networking, no matter how boring it can get, because it often involves sending emails or entering addresses in Excel lists, is certainly a spiritual ministry. With it, we serve other artists. For we invite them to enter relationships with others that do good (or, in pious language, bring blessing).
And then, of course, we can take further steps so that the relationships do not remain just virtual, but rather introduce into the network a spiritual dynamic moved by God’s love.
You are warmly invited to help!
And just a final word: who are «we»? Fundamentally, it means everyone involved in the network. You are warmly invited to join in and help!
A practical question: to which of my colleagues can I talk about the network over a cup of coffee let them know they are heartily welcome?
Or to whom can I send a personal email with a relevant link?
PS: At www.crescendo.org and www.artsplus.info (intl. network of Christian art initiatives with further links) there is information you can pass on to others.
Text: Beat Rink / Translation: Bill Buchanan
Photo from a Crescendo meeting in Porto in April 2023 Foto von einem Crescendo-Treffen in Porto im April 2023
DEUTSCH «Wenn ich damals gewusst hätte…» Vor einigen Tagen sagte mir eine Musikerin: «Wenn ich damals, als ich in einer Krise war, gewusst hätte, dass es ein Netzwerk christlicher Musikerinnen und Musiker gibt, – das hätte mir sehr geholfen!» Immer wieder hören wir Ähnliches. Und jedes Mal zucke ich zusammen und frage mich: Tue ich genug, um anderen Zugang zu unserem Netzwerk zu ermöglichen oder sie auch auf andere Künstler-Netzwerke hinzuweisen?
«Ich habe hier eine wirkliche Familie gefunden!» Einige weitere Stimmen aus unserer Zitaten-Sammlung:
· «Ich erfahre hier zum ersten Mal, dass die beiden wichtigsten Bereiche meines Lebens zusammenkommen: Glaube und Kunst.»
· «Der Austausch mit Christen in meinem Bereich bereichert mich und hilft mir.»
· «Ich dachte immer, ich sei die einzige christliche Künstlerin auf der Welt. Ich merke: Das stimmt nicht!»
· «Ich habe hier eine wirkliche Familie gefunden!»
· «Schon im Studium hat mir ein Gebetskreis extrem geholfen.»
· «Türen sind dadurch vor mir aufgegangen, von denen ich nicht einmal zu träumen gewagt hätte.»
· «Ich habe hier Seelsorge erfahren, die mir geholfen hat.»
· «Dank des Netzwerks konnten wir mit einer lokalen Arbeit beginnen. Dabei bekommen wir Impulse und Hilfe aus dem grösseren Netzwerk.»
Verständliche Vorbehalte… Interessanterweise gibt es aber, sobald man andere in ein Netzwerk einlädt, Misstrauen uns Vorbehalte: Zum Beispiel:
· «Ich bin in einer Kirche. Das genügt mir.»
· «Ich bin schon in vielen anderen Netzwerken drin.»
· «Ich habe keine Zeit.»
· «Ich schliesse mich an, wenn ich es brauche.»
· «Ich habe etwas gegen eine christliche Subkultur.»
· «Ich habe etwas gegen den Stempel «christlich» im Zusammenhang mit Kunst.»
· «Mit meiner Kunst bin ich ausserhalb der christlichen Szene unterwegs. Ich brauche die dilettantische christliche Kunstszene nicht.»
· «Ich möchte in der Kunstszene nicht als Christ bekannt werden. Das ist für mich und meine Laufbahn nicht weise.»
…und einige Antworten Diese Vorbehalte – wir verstehen sie gut. Man müsste sie nun Punkt für Punkt diskutieren. Ein paar Stichworte sollen genügen:
· Ein Netzwerk unter christlichen Künstlerinnen und Künstlern ist keine Kirche. Kirchen brauchen nämlich Ergänzungen. Denken wir nur an die Hilfswerke oder an christliche Medien.
· Es geht dabei auch nicht um eine christliche Subkultur.
· Es geht bei christlichen Künstlerbewegungen auch nicht ausschliesslich um «christliche Kunst»…
· … und schon gar nicht um Dilettantismus, wenn das Netzwerk aus professionelle Künstlerinnen und Künstlern besteht.
· Man wird auch nicht gleich öffentlich als Christ bekannt, wenn man sich anschliesst. Und schliesslich: Man kann so viel Zeit geben, wie man möchte und kann.
Segensreiches Netzwerk In unseren TUNE INs geben wir jedes Mal eine geistliche Ermutigung oder eine theologische Betrachtung zum Thema Kunst weiter. Das Thema von heute scheint da ziemlich aus dem Rahmen zu fallen. Oder doch nicht?
In unserer Arbeit bei Crescendo merken wir seit langem: Netzwerk-Arbeit, und sei sie noch so langweilig, weil es oft um das Verschicken von Mails oder um das Eintragen von Adressen in Excel-Listen geht, ist eine geistliche Arbeit. Wir dienen damit anderen Künstlerinnen und Künstlern. Denn wir laden sie ein, gute (und fromm gesagt: segensreiche) Beziehungen mit anderen einzugehen. Und natürlich können wir dann noch einiges mehr tun, damit die Beziehungen nicht nur virtuell bleiben und damit im Netzwerk eine geistliche, von Gottes Liebe bewegte Dynamik entsteht.
Hilfst du mit? Herzlich willkommen! Noch ein letztes Wort: Wer sind «wir»? Eigentlich sind damit alle gemeint, die im Netzwerk sind. Herzlich willkommen, da mitzuhelfen!
Eine praktische Frage : Welchen von meinen Kolleginnen und Kollegen kann ich bei einer Tasse Kaffee vom Netzwerk erzählen und ihnen sagen, dass sie herzlich willkommen sind?
Oder wem kann ich eine persönliche Mail mit einem entsprechenden Link schicken?
Bei der Auswertung der von “Crescendo Jazz” erstellten Umfrage (die man übrigens immer noch ausfüllen kann -s.LINK: ), sprachen wir in einem kleinen Team über eine mögliche CRESCENDO JAZZ LOUNGE. Mir kam das Thema «Demut» in den Sinn. Ich hätte gern andere darüber reden gehört. Aber so blieb es an mir hängen…
Ich habe ein Leben lang mit dem Thema «Demut» gerungen.
Warum?
Als Künstlerin oder Künstler möchte man keine Diva sein. Aber… Es gibt ein Aber! Ich komme gleich darauf zurück.
Nun haben sich viele Psychologen, Theologen und Philosophen mit «Demut» befasst. François Fénélon schrieb im 17. Jahrhundert: “Demut ist keine Gnade, die man in ein paar Monaten erwerben kann. Sie ist das Werk eines ganzen Lebens. Und es ist eine Gnade, die kostbar ist in den Augen Gottes. Er wird zu gegebener Zeit alle, die sie annehmen, aufrichten.”
Hier einige Definitionen von «Demut»: Nach dem «Oxford Languages Dictionary» hat Demut mit der bescheidenen Einschätzung der eigenen Bedeutung zu tun. Nach dem «Webster Dictionary» ist es die Freiheit von Stolz und Arroganz. Die «Cambridge Press» spricht vom Gefühl bzw. von der Meinung, dass man keine grössere Bedeutung hat als andere. Demut ist der Mangel an Stolz. Nach dem «Berkeley Well-Being Institute» geht es um die Bereitschaft, sich selber gut zu kennen und eine genaue Vorstellung davon zu haben, welchen Platz man in dieser Welt hat. Demut kommt von lateinisch humus = niedrig, gering; oder humilis =auf dem Boden.
Im griechischen Wort «tapeinos» schwingt mit, dass der demütige Mensch die richtige Sicht von sich selbst hat.
Sprechen wir nun von der Demut einer Künstlerin oder eines Künstlers.
Kunst ist ja der Ausdruck kreativer Ideen und Gefühle durch ein physisches Medium wie Malerei, Bildhauerei, Film, Tanz, Schriftstellerei, Musik, Fotografie, Theater usw.
Schauen wir uns einmal die ersten Momente eines Konzerts von Luciano Pavarotti und James Brown an… Hier fällt uns auf: Die Gottesgabe Musik hat Kraft, ja sogar Macht! Musik hat die Macht, zu verbinden: Stile (etwa Klassik und Jazz) und Menschen (etwa Menschen verschiedener Hautfarben). Und dann ist Musik ist eine riesige Plattform…
Darum ist «Demut» für Musiker und auch andere Künstlerinnen ein so wichtiges Thema!
Was lesen wir in der Bibel über «Demut»?
Die Schrift nennt «Demut» explizit mindestens 81 mal, implizit spricht sie noch viel mehr darüber.
Hier einige Stellen:
Jesaja 66,2: «Meine Hand hat alles gemacht, was da ist, spricht der HERR. Ich sehe aber auf den Elenden und auf den, der zerbrochenen Geistes ist und der erzittert vor meinem Wort.»
Jakobus 4,6: «Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.»
1.Petrus 5, 5-6: «Alle aber miteinander bekleidet euch mit Demut; denn Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade. So demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zu seiner Zeit.» Und in Vers 7: «Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch.»
Das heisst: Wir können demütig sein, weil wir wissen: Gott kümmert sich um uns!
Wer von euch denkt, dass er oder sie eingebildet ist? Bitte erhebt die Hand…
Nun, C.S.Lewis schreibt: Gerade wenn man denkt, man sei nicht eingebildet, ist man es erst recht!
Augustin, Aquin, Calvin und Luther und viele andere sagten, dass Stolz die Wurzel der Sünde sei. Stolz ist im Grunde das wirksamste und zerstörerischste Werkzeug des Teufels.
Warum ist Demut so wichtig? Weil ihr Vetter, der Stolz, so schrecklich ist!
In der Bibel wird Stolz nirgends als positive Eigenschaft genannt – nur als Sünde. Oft sagt man doch – etwa zu einem Kind oder Enkelkind: «Ich bin so stolz auf dich!» Mein Mann und ich haben beschlossen, statt dessen zu sagen «Ich bin so dankbar für dich!»
Der verstorbene Theologe John R.W. Stott hat es so formuliert: “Stolz ist dein größter Feind; Demut ist dein größter Freund.”
Wie oft wird heute in Kirchen eigentlich über Stolz und Demut gepredigt? Statt dessen gibt es eine Tendenz zum “Wohlstandsevangelium”. Wir leben in Zeiten der “Selbstverwirklichung”, der Selfies, der Podcast-Botschaften und der Instagram-Accounts. Junge Leute sagen mir manchmal: «Ich möchte eine Influencerin werden». Jeder will heute ein Star sein, nicht wahr?
Das gilt auch für Künstlerinnen und Künstler: Wir werden ermutigt, uns von anderen zu unterscheiden, unsere eigene und einzigartige Stimme zu finden und unseren eigenen Stil, um uns von der Konkurrenz abzusetzen. Seien wir ehrlich: Wir wollen der Konkurrenz voraus sein!
Ich denke da an die 60er und 70er Jahre zurück, in denen die Punks sich von anderen durch ihre ausgefallene Kleidung und ihre schrill gefärbten Haare absetzen wollten. Man will sich von anderen absetzen.
Zurück zum Video: Es zeigt, wie frenetisch die Menge den Stars zujubelt. Welche Plattformen hatten und haben doch Madonna, Michael Jackson, Taylor Swift, Britney Spears und viele andere! Musik hat Macht, sagten wir. Denn Künstlerinnen und Künstler gehen in der Musik völlig auf. Das ruft Begeisterung hervor. Die Macht der Musik zeugt sich auch schon im Phänomen des Ohrwurms…
Nun müssen wir Künstlerinnen uns allerdings selber promoten und uns im «Markt» durchsetzen.Wir kommen nicht darum herum. Ich nenne nur folgende Stichworte: Als Freelancer die besten Auftrittsmöglichkeiten und Jobs finden. Marketing- und Werbematerialien entwickeln, die helfen, sich von anderen abzuheben. Die richtigen künstlerischen Partner finden, mit denen man optimal zusammenspielen kann. Mit dem Narzissmus andere umgehen können. Gehälter verhandeln und sich dabei fragen: «Wie wertvoll bin ich?» Die besten Auftrittsorte finden: Konzerthallen, Jazzclubs, Clubs, Bars …und dabei immer versuchen, Gott zu ehren, der uns all diese Möglichkeiten gibt und nicht dem «Hype» verfallen!
Was heisst das nun aus christlicher Sicht?
Hier einige weitere Bibelstellen: In Jakobus 1,17 lesen wir: «Alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt von oben“. Kunst ist eine gute Gabe. Aber der Feind will sie zerstören!
In Philipper 2, 3steht: «Tut nichts aus Eigennutz oder um eitler Ehre willen, sondern in Demut achte einer den andern höher als sich selbst.»
Das ist alles sehr schwierig. Ich kenne die Spannung zwischen dieser Ermahnung aus Philipper 2,2und der Realität sehr gut – nicht zuletzt auch als «Black American», in deren Land (und nicht nur da!) Rassismus herrscht. Wir alle haben unsere Kämpfe.
Es geht schliesslich auch darum, die richtige Balance zu finden zwischen Selbstbewusstsein und Demut. Die Schaukel kann kippen. Auf der einen Seite droht der Fall in die Arroganz, auf der anderen Seite drohen Selbstaufgabe und Selbstverleugnung.
Sollten Künstler nun bescheiden sein oder nicht?
Eine Autorin meinte: ‘Demut hat grosse Vorteile. Sie lässt die Menschen reifer werden. Aber Kunst schaffen erfordert das Gegenteil, nämlich den festen Glauben an die eigene Kreativität! Künstler sollten nicht demütig sein!’
Nun, ich gehe damit einig, dass Kunst den Glauben in die eigenen Fähigkeiten erfordert. Und viel Mut. Aber ich halte es mit Jeremia 9, 22f.: «So spricht der HERR: Ein Weiser rühme sich nicht seiner Weisheit, ein Starker rühme sich nicht seiner Stärke, ein Reicher rühme sich nicht seines Reichtums. Sondern wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, dass er klug sei und mich kenne, dass ich der HERR bin.» Dasselbe lesen wir bei Paulus.
Ich habe nun einige Fragen:
Bist du berufen, eine Künstlerin, ein Künstler zu sein?
Wenn ja, dann muss es das Ziel eines Christen sein, diese Gaben zu nutzen, um Gott zu verherrlichen. Er ist ja der Geber der Gaben.
Und für die Breakout-Gruppen folgenden Fragen:
1. Beschreibe einen Hoch- oder Tiefpunkt in deinem künstlerischen Leben.
2. Welche Rolle, wenn überhaupt, hat die Beziehung zu Gott dabei gespielt?
3. Welche hilfreiche(n) Lektion(en) hast du über Demut gelernt?
In einem Video spricht ein Pastor über Demut. Hier einige seiner Gedanken:
Wenn wir demütiger sein wollen, müssen wir dankbarer werden.
Das Narrativ in unseren Köpfen spielt eine wichtige Rolle. Welche Geschichte erzählst du über dich selber? Welche Ansprüche erhebst du an andere? Sagst du dir etwa: «Ich hätte es schon längst verdient, das andere mich beachten!?» Werden wir vielmehr realistisch! Es gibt 8 Milliarden Menschen. Und da ist es doch ein Wunder, dass Gott mich sieht und erwählt hat! Verlieren wir die Dankbarkeit darüber, verlieren wir die Kraft, weiterzugehen. Gerade diese Dankbarkeit ist die Voraussetzung für Demut.
Noch einige zusammenfassenden und weiterführenden Gedanken:
1. Demut einüben ist eine beständige Aufgabe.
2. Wir müssen «weltliches Denken» hinter uns lassen und Gott bitten, unsere Gedanken und unsere Einstellung zu verändern.
3. Der beste Weg, auf der Schaukel in der Balance zu bleiben ist: in Gemeinschaft mit einem zu bleiben, der grösser ist. Und das ist unser Erlöser Jesus Christus, der diese wunderbaren Gaben der Kunst gegeben hat.
4. Gott möchte uns nicht mit einem Gebot bestrafen, demütig zu sein. Er will uns vielmehr erneuern, wiederherstellen und den besten Schutz bieten , den es gibt, wenn wir hinaus gehen und unsere Kunst zeigen.
Die letzte Videosequenz spricht davon, dass Demut eine oft vergessene Tugend ist. Sie ist aber die Voraussetzung für alle anderen Tugenden. Die wunderbarste Stelle dazu finden wir in Philipper 2 5-8 :
«Seid so unter euch gesinnt, wie es der Gemeinschaft in Christus Jesus entspricht: Er, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt. Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz.»
Ob Dimitri, Delirious oder Dieter Falk – er hat sie alle auf die Bühne gebracht. Seit 45 Jahren hat Jean-Daniel von Lerber (68) als Pionier und Kunstförderer sich in der christlichen Rock und Popmusikszene einen Namen gemacht. Im Sommer schliesst er seine Agentur „PROFILE Productions“ und bricht zu neuen Ufer auf. Wir sprachen mit ihm über Risiko, Stilfragen und das Kunstverständnis von Christen.
Du bist gesucht!
Das im Frühjahr 2022 in Rasa eröffnete Casa dell’Arte wird für einige Tage sowohl Objekt als auch Subjekt gemeinsam zu entwickelnder künstlerischer Prozesse. Wie kann die Nutzung der Casa in dem Ort angemessener Weise auch nach aussen sichtbar werden? Kann sie sogar über den Ort hinaus erkennbar werden? Welche subtilen Zeichen der künstlerischen Aneignung sind denk- und umsetzbar? Wie wird das Haus im Kontext der Dorfgemeinschaft, des Campo Rasa und seiner künstlerischen Zweckbestimmung gelesen? Welchen Einfluss hat im Gegenzug der «Erlebnisraum Rasa» auf die Casa und ihre Kunstschaffenden?
Bist du mit dabei, das Casa dell‘Arte in Rasa weiter zu denken, zu integrieren, zu beleben?
This year, we in Crescendo are speaking in different contexts about renewal – as here in the TUNE INs. I would like to take up the subject «generosity» once again, following on from a previous text. Renewal in one’s personal life and generosity belong together. Conversely, greed and hard-heartedness cannot be a good soil of the kind that becomes receptive through the watering of the Holy Spirit and causes new life to spring up.
Hard-heartedness and greed: is this something we Christians are familiar with?
I am afraid it is. And I am shocked whenever I discover this in myself.
In a hotel, a guest asked one of the staff: «Do you sometimes have Christian groups here as well?» «Oh yes», the woman said, «and we very soon notice that they are Christians.» «That’s nice», said the guest, with a happy look. «And what do you recognise them by?» «Oh, that is very simple. Christians leave hardly any tips.» A true story.
Equally true is this example.
In his autobiographical novel «Anton Reiser», from the end of the 18th century, Karl Philipp Moritz writes how he, a young man completely addicted to the theatre, stayed with a very pious host. (The novel, by the way, is very significant, marking the interface between “religious Europe” and the secular age, in which, as we know, the arts play an increasingly important role). Back to the story: This rich but very miserly householder allowed his workers only a little food. «His people could never work enough in his eyes – and he marked a cross over the bread and butter when he went out.» So the cross was meant to hinder workers who might want to secretly cut themselves a piece.
When we read this, we must feel a shiver going down our spine. The cross becoming a symbol of meanness.
How different is the picture we get in the Bible!
God shows his exuberant generosity in creation and in the history of Israel.
And then in the New Testament: Jesus is endlessly generous. This begins at the wedding in Cana, to which he donates a top-quality wine, and it continues with the miracle of the multiplication of the bread and fishes. At the end there were still 12 baskets left over!
And then Jesus heals everywhere he goes. And forgives. His heart is open wide. His generosity is huge. It goes beyond the limited thinking, the lack of faith and the restricted ability to love displayed by the certainly believing people around him.
The message of God‘s generosity is like a golden thread running through his parables.
The parable of the prodigal son could equally well be called the parable of the generous father. Or, again, the parable of the grudging brother. The latter reproaches his father for preparing a sumptuous celebration for the pitiful homecomer. And then he levels a second charge at his father, namely that the father himself is mean, because he has never put on a party like that for him. But this is a great misunderstanding…
The father says, « My son, you are always with me, and everything I have is yours.»
In other words: you only needed to ask – or not even that: at any time, with my credit card, you could have allowed yourself a party like that. But you never did, because your heart is closed.
An interesting point: our own meanness accuses God of meanness. Or conversely, because we think God is not generous, we ourselves become mean and envious of those to whom God lovingly gives gifts.
Let us look into a couple of further passages in the NT:
In Luke 11:11, Jesus says: «Which of you fathers, if your son asks for a fish, will give him a snake instead? Or if he asks for an egg, will give him a scorpion? If you then, although you are evil, know how to give good gifts to your children, how much more will your Father in heaven give the Holy Spirit to those who ask him!»
The phrase «how much more» tells us about God’s generosity. If even the hard-hearted judge finally has to give the widow her due, how much more will God give justice to his chosen ones.
In one parable, Jesus speaks of the workers who only start work towards evening, but receive the same wages as those who have laboured the whole day. Of course, the exhausted workers protest against this injustice. They are thinking in the categories of performance and rewards. And of ungraciousness.
But Jesus warns us against being miserly.
Likewise with the man who had an unimaginably large debt cancelled (Mt 18). 10,000 talents are an astronomical sum. Herod the Great brought in only 900 talents per year in taxes.
10,000 talents are 100 million denarii.
And the debt the poor man had with this forgiven servant was only 100 denarii. We know how the story ends.
In Mt 5 Jesus says:
«If someone wants to sue you and take your tunic, let him take your cloak as well! If someone forces you to go one mile, go with him two miles.»
Let us ask what this means for us. In practical terms:
I have made a habit of leaving more generous tips.
I would like to learn how to give. Until it hurts. Love until it hurts, says Mother Theresa.
I want to learn to give another person more time than I actually planned to give.
I want to learn to praise someone, even if I don’t get praise back.
I also want to learn that giving brings happiness. And frees me – almost like fasting: I do without something and feel free. And I would like to remind myself constantly that God is endlessly generous.
What if fellow artists, music students, music teachers, ballet dancers, actors were amazed that there are people who don’t want something from me, but who give me something: Encouragement! Kindness! An honest “How are you?” and then an open ear. Even a prayer when I’m feeling down! And then a pizza party or otherwise a fine meal and much love. And deep talks about life and God. And about that generous man from Nazareth.
A man asks his friend for bread in the night. The friend could say: “Do not disturb me. It only wakes up my children if I have to hand out bread. No, he gets up and gives him bread. Nor does he say: This piece I cut off. I have drawn a cross here. This far, no further.
Let us draw no crosses on our bread. Or if we do, let it be a cross we draw to share the bread generously and break it with others.
Jesus says: I am the bread of life. And at the Last Supper he breaks the bread and says: I give myself for you. I let myself be broken for you. This is the greatest generosity.
Text: Beat Rink, translation: Bill Buchanan
In diesem Jahr sprechen wir bei Crescendo in verschiedenen Zusammenhängen über RENEWAL Erneuerung, – auch hier in den TUNE INs. Ich möchte das Thema «Grosszügigkeit» noch einmal aufgreifen, nachdem ein erster Text dazu ist erschienen ist. Erneuerung im persönlichen Leben und Grosszügigkeit gehören zusammen. Umgekehrt können Geiz und Hartherzigkeit kein guter Boden sein, der empfänglich macht für die Bewässerung durch den Heiligen Geist und für das Aufblühen von Neuem.
Hartherzigkeit und Geiz: Kennen wir Christen das?
Ich fürchte, ja. Und ich erschrecke, wo ich das an mir selber entdecke.
In einem Hotel fragte ein Gast eine Dame vom Personal: «Habt ihr ab und zu auch christliche Gruppen hier?» «Oh ja», sagte die Frau, «und wir merken sie auch sehr bald, dass es Christen sind.» «Das ist schön», sagte der Gast mit frohem Blick. «Und woran erkennt ihr sie?» «Oh, das ist sehr einfach. Christen geben kaum Trinkgeld».
Eine wahre Geschichte.
Ebenso wahr ist ein anderes Beispiel.
Karl Philipp Moritz erzählt seinem autobiografischen Roman vom Ende des 18.Jahrhunderts «Anton Reiser» von seinem hochfrommen Gastgeber, bei dem er, der dem Theater verfallene junge Mann, wohnte. (Der Roman ist übrigens sehr bedeutsam, markiert er doch die Schnittstelle zwischen dem «religiösen Europa» zum säkularen Zeitalter, in dem die Künste bekanntlich eine immer grössere Rolle spielen). Zurück zur Geschichte: Der reiche, aber knausrige Hausvater und Geschäftsmann gönnte seinen Arbeitern nur wenig Essen. «Seine Leute konnten nie genug bei ihm arbeiten – und er machte ein Kreuz über das Brot und die Butter, wenn er ausging». Das Kreuz sollte also die Arbeiter daran hindern, sich heimlich ein Stück abzuschneiden.
Wenn wir das lesen, muss uns ein Schauer über den Rücken laufen. Das Kreuz, Zeichen von Gottes Grosszügigkeit, wird zum Symbol des Geizes.
Wie anders kommt es uns in der Bibel entgegen!
Gott zeigt seine überschwängliche Grosszügigkeit in der Schöpfung und in der Geschichte Israels.
Machen wir einen Sprung ins Neue Testament: Jesus ist endlos grosszügig. Dies beginnt bei der Hochzeit von Kana, als er einen Spitzenwein kredenzt und es geht weiter zum Wunder der Fisch-und Brotvermehrung. Es bleiben noch 12 Körbe davon übrig!
Und dann heilt Jesus auf Schritt und Tritt. Und vergibt. Und lehrt. Sein Herz ist weit. Seine Grosszügigkeit sprengt das limitierte Denken, den Kleinglauben und die schwache Liebesfähigkeit der Menschen um ihn herum.
Die Botschaft von Gottes Grosszügigkeit zieht sich wie ein roter Faden durch die Gleichnisse.
Das Gleichnis vom verlorenen Sohn könnte ebenso gut das Gleichnis vom grosszügigen Vater heissen. Oder auch Gleichnis vom geizigen Bruder. Dieser wirft dem Vater vor, dass er dem jämmerlichen Heimkehrer ein rauschendes Fest bereitet. Und dann wirft er ihm ein Zweites vor: Dass der Vater selber geizig ist, weil er für ihn nie eine solche Party geschmissen hat.
Der Vater sagt aber: « Mein Sohn, du bist allezeit bei mir und alles, was mein ist, das ist dein.»
Das heisst: Du hättest mich nur zu fragen brauchen – oder nicht einmal das: Du hättest jederzeit mit meiner Kreditkarte deine Freunde zu einem rauschenden Fest einladen können. Aber du hast es nicht getan, weil du ein enges Herz hast.
Es ist interessant: Unser eigener Geiz wirft Gott Geiz vor. Oder auch umgekehrt: Weil wir meinen, Gott sei nicht grosszügig, werden wir selber geizig und eifersüchtig auf jene, die Gott liebevoll beschenkt.
In Lukas 11,11 sagt Jesus: «Wo bittet unter euch ein Sohn den Vater um einen Fisch, und der gibt ihm statt des Fisches eine Schlange? Oder gibt ihm, wenn er um ein Ei bittet, einen Skorpion? Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten!»
Die Wortverbindung «wieviel mehr» oder «viel mehr»spricht von Gottes Grosszügigkeit. Wenn selbst der hartherzige Richter der Witwe doch noch nachgibt, so wird Gott noch viel mehr seinen Auserwählten Recht verschaffen.
Jesus erzählt in einem anderen bekannten Gleichnis von den Arbeitern, die erst gegen Abend Arbeit bekommen, aber mit dem gleichen Lohn ausbezahlt werden wie jene, die den ganzen Tag geschuftet haben.
Natürlich protestieren die abgekämpften Arbeiter. Jesus warnt aber vor Geiz.
Er erzählt vom Mann, dem die astronomische Summe von 10t Talenten erlassen wird. Herodes der Grosse nahm pro Jahr nur 900 Talente ein.
10’000 Talente sind 100 Millionen Denare.
Ein armer Mann schuldete dem Beschenkten nur gerade 100 Denare. Wir kennen das Ende der Geschichte.
In Mt 5 sagt Jesus:
Wenn dich jemand verklagen will, um dein Hemd zu bekommen, dann gib ihm noch deinen Mantel dazu!
Wenn dich jemand dazu zwingt, eine Meile mit ihm zu gehen, dann geh zwei Meilen mit ihm! Wenn dich jemand um etwas bittet, dann gib es ihm! Und wenn jemand etwas von dir leihen will, dann sag nicht ›Nein‹.«
Was heisst das für uns? Ganz praktisch:
Ich habe mir angewöhnt, grosszügiger Trinkgeld zu geben. Ich möchte lernen, zu schenken. Bis es schmerzt. Lieben, bis es schmerzt, sagt Mutter Theresa.
Ich will lernen, schnell zu vergessen, wenn ich grosszügig gegeben habe – und auch zu vergessen, dass ich etwas nicht mehr habe. Die eine Hand weiss nicht, was die andere tut…
Ich will lernen, einem anderen Menschen noch mehr Zeit zu geben als ich eigentlich geplant habe.
Ich will lernen, andere zu loben und zu ermutigen.
Ich will auch lernen, dass geben glücklich macht. Und frei – fast wie beim Fasten: ich verzichte auf etwas und fühle mich befreit. Und ich möchte mich immer wieder daran erinnern, dass Gott grosszügig ist – auch mir gegenüber.
Ein Nebengedanke:
Was, wenn unter Künstlerkollegen, unter Musikstudenten, unter Musiklehrerinnen, im Orchester irgendwie spürbar würde oder sich gar herumsprechen würde: Da gibt es Leute, die nicht etwas von mir wollen, sondern bei denen ich etwas bekomme: Ermutigung! Freundlichkeit! Ein ehrlich gemeintes «Wie geht es dir» und dann ein offenes Ohr. Sogar ein Gebet, wenn es mir schlecht geht! Und dann eine Pizzaparty oder sonst ein feines Essen und viel Liebe. Und tiefe Gespräche über Gott und die Welt. Und über jenen grosszügigen Mann aus Nazareth.
Ein Mann bittet seinen Freund in der Nacht um Brot. Dieser könnte nun sagen: Stör mich nicht. Es weckt nur meine Kinder, wenn ich Brot rausgehen muss. Nein, er steht auf und gibt ihm Brot. Er sagt auch nicht: Dieses Stück schneide ich ab. Ich habe ein Kreuz darauf gezeichnet. Bis hierher, nicht weiter.
Lasst uns kein Kreuz auf unsere Brot malen. Oder wenn ein Kreuz, so soll es das Kreuz sein, das wir zeichnen, um das Brot grosszügig weiterzugeben und um es mit anderen zu brechen.
Jesus sagt: ich bin das Brot des Lebens. Und beim Abendmahl bricht er das Brot und sagt: Ich gebe mich selber für euch. Ich lasse mich für euch brechen. Das ist die höchste Grosszügigkeit.
Zum Schluss zwei Aphorismen, die mir dazu eingefallen sind.
Grosszügig ist immer gross und zügig
Grosszügigkeit lernen: Erst kleinzögerlich, dann kleinzügig, bald grosszögerlich endlich grosszügig.
Text: Beat Rink
ENGLISH
Horror scenarios?
AI, artificial intelligence, is what everyone is talking about. Many questions and worries show up in connection with this. Recently, around 1000 technology experts, among them Elon Musk, called for a six-month pause in the ongoing development of AI so that security measures can be developed. Otherwise there is a threat of horror scenarios like those in the worst Science Fictio films, in which «Terminators» take over the world. Fears of that kind, however, are probably unjustified.
But there is justification for anxiety about jobs. According to a study by Goldman Sachs, AI could replace 300 million employees worldwide, even in fields in which inter-personal contact is important, for example in the health service or in pedagogy. These are the more realistic horror scenarios.
But must artists now also be afraid that they will lose their work to AI?
Experience and feeling
As early as 1979, a mathematician, physicist and professor for cognitive sciences, Douglas R. Hofstadter, wrote in his universally acclaimed book «Gödel, Escher, Bach»: “A ’program’ which could produce music…would have to wander around the world on its own, fighting its way through the maze of life and feeling every moment of it. It would have to understand the joy and loneliness of a chilly night wind, the longing of a cherished hand, the inaccessibility of a distant town, the heartbreak and regeneration of a human death. It would have to have known resignation and world-weariness, grief and despair, determination and victory, piety and awe. It would have had to commingle such opposites as hope and fear, anguish and jubilation, serenity and suspense. Part and parcel of it would have to be a sense of grace, humour, rhythm, a sense of the unexpected – and of course an exquisite awareness of the magic of fresh creation.”
These words about music apply to all art forms and to all artistic people. They are comforting.
Relationships
Theologian Andrzej Turkanik points out another precondition for good art: “Most great art is conceived and produced in seclusion. However, this does not mean that it is made in isolation, but every artist is connected to others at myriads of points: through upbringing, schooling, social connections, and also to others in history, whom he or she never met. Most of all, whether acknowledging it or not, the artist is connected to his or her God, as image-bearer… This connection is the ultimative foundation from which the creative spirit flows. The profoundly relational aspect of great art points up the contras with a computer program. The relational nature of the human that spans space and time cannot be programmed into a machine; it can only be experienced and entered into.” (in: The Robot Will See You Now. Artificial Intelligence and the Christian Faith”)
Grounds for anxiety?
So artists no longer have anything to be afraid of? Good art, which originates in the numerous strata of human experience and relationships, cannot be created by robots. Artificial intelligence therefore cannot create a multi-layer and simultaneously «open» artwork, i.e. one which invites the beholder to an act of creative co-resonant thought and «co-creation», as God, whose creative image we are, did with his creation.
On this particular point, consequently, there are no grounds for anxiety.
Open questions
But perhaps this question arises in our minds: Does our art still have this uniquely human (or in fact divine) character?
If yes, why? If no, why not?
And then comes a second question: Does the art market, the music market etc. still recognise (and look for!) this dimension of human creativity?
If the answer is “No”: Could it then be that we ourselves, for commercial reasons, have yielded to the non-human – or even inhuman – tendencies in the art scene, treating the individual artistic presentation of our own feelings and relationships as secondary. Then we would be holding something back not only from ourselves, but also from our spectators, readers and listeners, something which helps us towards a deeper perception of the world and of our own life – which in turn contributes to the maturing of our personality, motivates us to take action and, in the best case, also makes us more capable of relationships and love.
Text: Beat Rink / Translation: Bill Buchanan
DEUTSCH Horrorszenarien? Die KI, die künstliche Intelligenz, ist in aller Munde. Viele Fragen und Sorgen tauchen im Zusammenhang damit auf. Kürzlich haben rund tausend Tech-Experten, darunter Elon Musk, eine sechsmonatige Pause in der Weiterentwicklung von KI gefordert, um Sicherheitsmassnahmen zu entwickeln. Sonst könnten Horrorszenarien wie in den schlimmsten Science Fiction-Filmen drohen, in denen «Terminators» die Weltherrschaft übernehmen. Solche Befürchtungen dürften allerdings unberechtigt sein.
Aber berechtigt sind Jobängste. Gemäss einer Studie von Goldman Sachs könnten KIs weltweit 300 Millionen Angestellte ersetzen, dies auch in Bereichen, wo der zwischenmenschliche Kontakt wichtig ist wie im Gesundheitswesen oder in der Pädagogik.
Dies sind eher realistische Horrorszenarien.
Müssen nun auch Künstler fürchten, dass ihnen die Arbeit von KIs abgenommen wird?
Erfahrungen und Empfindungen Bereits 1979 schrieb der Mathematiker, Physiker und Professor für Kognitionswissenschaften Douglas R. Hofstadter in seinem weltweit beachteten Buch «Gödel, Escher, Bach»: «Ein Programm, dass Musik erzeugen könnte, müsste allein auf der Welt herumirren, sich seinen Weg durch das Labyrinth des Lebens erkämpfen und jeden Augenblick erfühlen. Es müsste die Freude und die Einsamkeit in einem eisigen Nachtwind verstehen, die Sehnsucht nach einer geliebten Hand, die Unzugänglichkeit einer fernen Stadt das gebrochene Herz und die Regeneration nach dem Tod eines Menschen. Es müsste Resignation erfahren haben und Weltschmerz, Kummer und Verzweiflung, Vorsehung und Sieg, Fröhlichkeit und Ehrfurcht. Es müsste Gegensätze wie Hoffnung und Angst, Betrübnis und Jubel, Gelöstheit und Spannung können. Dazu gehört ein Sinn für Anmut, Humor, Rhythmus, einen Sinn für das Unerwartete – und natürlich ein feines Gespür für den Zauber des neu Erschaffenen.» Diese Worte über Musik gelten für alle Kunstformen und für alle künstlerischen Menschen. Sie sind tröstlich.
Beziehungen Der Theologe Andrzej Turkanik weist auf eine weitere Voraussetzung guter Kunst hin: “Die meiste große Kunst wird in der Abgeschiedenheit erdacht und produziert. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie in Isolation entsteht. Vielmehr ist jeder Künstler an unzähligen Punkten mit anderen verbunden: durch Erziehung, Schulbildung, soziale Beziehungen und auch mit Menschen in der Geschichte, denen er oder sie nie begegnet ist. Vor allem aber ist der Künstler, ob er sich dessen bewusst ist oder nicht, mit seinem Gott als Bildträger verbunden… Diese Verbindung ist die ultimative Grundlage, aus der der schöpferische Geist fließt. Der zutiefst relationale Aspekt großer Kunst verdeutlicht den Gegensatz zu einem Computerprogramm. Die relationale Natur des Menschen, die Raum und Zeit umspannt, kann nicht in eine Maschine programmiert werden; sie kann nur erfahren und ergriffen werden.” (in: The Robot Will See You Now. Artificial Intelligence and the Christian Faith”)
Grund zur Angst? Gibt es also für Künstler nichts mehr zu befürchten? Gute Kunst, die aus der Vielschichtigkeit menschlicher Erfahrungen und Beziehungen kommt, kann nicht von Robotern geschaffen werden. Künstliche Intelligenz kann darum nicht wie künstlerische Intelligenz ein vielschichtiges und zudem «offenes», d.h. zum kreativen Mitdenken und «Mit-Schaffen» einladendes Kunstwerk schaffen, so wie es Gott mit seiner Schöpfung getan hat, dessen (kreative) Ebenbilder wir sind. Also besteht an diesem Punkt kein Grund für Ängste.
Offene Fragen Aber wir könnten uns fragen: Hat unsere Kunst noch diesen einzigartig menschlichen (oder eben göttlichen) Charakter?
Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht?
Und dann die zweite Frage: Erkennt (und sucht!) der Kunstmarkt, der Musik-Markt usw. noch diese Dimension menschlicher Kreativität?
Wenn die Antwort nein lautet: Könnte es dann sein, dass wir selber aus kommerziellen Gründen den nicht-menschlichen oder sogar un-menschlichen Tendenzen in der Kunst-Szene nachgeben und die individuelle künstlerische Gestaltung unserer eigenen Empfindungen und Beziehungen, als sekundär betrachten? Dann würden wir nicht nur uns, sondern auch unseren Zuschauern, Lesern und Zuhörern etwas vorenthalten, was gute Kunst ausmacht, was uns zu einer besseren Wahrnehmung der Welt und unseres eigenen Lebens verhilft, was zur Reifung unserer Persönlichkeit beiträgt, was uns zum Handeln motiviert und was uns im besten Fall auch beziehungs- und liebesfähiger macht.
Text: Beat Rink
ENGLISH
John Updike (1932-2009) is considered one of the great American authors of the 20th century. As a young student at Harvard in the 1950s, he took part in a competition organised by the Lutheran Church in Marblehead, MA. The mere fact that such a competition formed part of a Christian art festival is remarkable. Slightly less remarkable was the prize of 100 USD, which the winner immediately returned to the church as a donation. The name of the winner was Updike.
The poem he submitted took first place. In the meantime it has become one of the best-known modern Easter poems and has a simple title «Seven Stanzas at Easter».
Make no mistake: if He rose at all it was as His body; if the cells’ dissolution did not reverse, the molecules reknit, the amino acids rekindle, the Church will fall.
It was not as the flowers, each soft Spring recurrent; it was not as His Spirit in the mouths and fuddled eyes of the eleven apostles; it was as His flesh: ours.
The same hinged thumbs and toes, the same valved heart that–pierced–died, withered, paused, and then regathered out of enduring Might new strength to enclose.
Let us not mock God with metaphor, analogy, sidestepping, transcendence; making of the event a parable, a sign painted in the faded credulity of earlier ages: let us walk through the door.
The stone is rolled back, not papier-mâché, not a stone in a story, but the vast rock of materiality that in the slow grinding of time will eclipse for each of us the wide light of day.
And if we will have an angel at the tomb, make it a real angel, weighty with Max Planck’s quanta, vivid with hair, opaque in the dawn light, robed in real linen spun on a definite loom.
Let us not seek to make it less monstrous, for our own convenience, our own sense of beauty, lest, awakened in one unthinkable hour, we are embarrassed by the miracle, and crushed by remonstrance.
An in-depth interpretation is unnecessary, for the poem is not difficult to understand. Here is a brief summary of its message: The resurrection was a real event and not a product of the imagination (stanzas 1,2). If we theologise this fact away, we mock God; (3) later, this will catch up with us in two ways: First of all, when we ourselves are confronted with the reality of death (5). At that moment, we will do well not to place our hope in an imaginary angel (6). Secondly, we may at some point make the painful discovery that our unbelief, with which we had degraded the supposed «credulity» of earlier times to a mere symbol (4), was a lie (7).
Unlike many artists (and writers in particular), Updike never abandoned the faith of his youth. In an interview, he later said, “I have been a churchgoer in three Protestant denominations—Lutheran, Congregational, Episcopal—and the Christian faith has given me comfort in my life and, I would like to think, courage in my work. For it tells us that truth is holy, and truth-telling a noble and useful profession; that the reality around us is created and worth celebrating; that men and women are radically imperfect and radically valuable”
He valued Karl Barth and Søren Kierkegaard. In his autobiographical poem Midpoint, Updike quotes Karl Barth’s assertion that “a drowning man cannot pull himself out by his own hair.” In an interview about the poem he said that he believed this meant “here is no help from within—without the supernatural, the natural is a pit of horror. I believe that all problems are basically insoluble and faith is a leap out of despair.”
Text: Beat Rink / Translation: Bill Buchanan The «Seven Stanzas at Easter» are published in: Telephone Poles and Other Poems, New York: A. Knopf, 1963, p. 72
DEUTSCH John Updike (1932-2009) gilt als einer der grossen amerikanischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Als junger Harvard-Student nahm er in den 1950-er Jahren an einem Wettbewerb teil, den die lutherische Kirche von Marblehead, MA, ausgeschrieben hatte. Allein schon die Tatsache dieser Ausschreibung im Rahmen eines christlichen Kunst-Festivals ist bemerkenswert. Weniger bemerkenswert war das Preisgeld von 100 USD, das der Preisträger der Kirche gleich wieder zurückspendete. Der Preisträger hiess Updike.
Er hatte ein Gedicht eingereicht und damit gewonnen. Es zählt mittlerweile zu den bekanntesten modernen Ostergedichten und trägt den einfachen Titel «Sieben Strophen zu Ostern».
Irrt euch nicht: Wenn er überhaupt auferstand, so war es Sein Leib; wenn der Zelltod nicht rückwärts lief, die Moleküle sich nicht wieder verknüpften, die Aminosäuren nicht wieder Hitze fingen wird die Kirche fallen. Es war nicht wie bei den Blumen, die mit dem milden Frühling wiederkehren, es war nicht wie sein Geist auf den Lippen und vor den benebelten Augen der elf Apostel, es war wie sein Fleisch: unseres. Dieselben gelenkigen Finger und Zehen Dasselbe Herz mit denselben Klappen das – durchbohrt – starb, verwelkte, still stand und dann, unter gewaltig einwirkender Macht sich wieder sammelte und neue Kraft in sich aufnahm. Lasst uns Gott nicht verhöhnen mit Metaphern, mit Analogien, mit Ausflüchten und mit der Rede von Transzendenz, das Geschehen in ein Gleichnis verwandelnd, in ein Zeichen, gemalt in die verblasste Leichtgläubigkeit alter Zeiten: Lasst uns durch die Tür hindurchgehen. Der Stein ist zurückgerollt; er ist nicht aus Pappmaché, es ist auch kein Stein aus einer erdachten Geschichte, es ist jener riesige Fels aus wirklicher Materie der im langsamen Mahlen der Zeit jedem von uns helle Tageslicht verfinstern wird. Und wenn wir einen Engel am Grab haben werden, dann lass es ein echter Engel sein, mit dem ganzen Gewicht der Quanten von Max Planck, mit richtigem Haar, das die Morgenröte auffängt, und in echtes Linnen gekleidet, auf einem wirklichen Webstuhl gesponnen. Machen wir das Ungeheuerliche nicht klein, nur unserer eigenen Bequemlichkeit und unserem Schönheitsempfinden zuliebe, damit wir dann nicht, in einer unabsehbaren Stunde geweckt, uns vor diesem Wunder schämen und unter der Anklage des erdrückenden Gegenbeweises zerbrechen.
Eine eingehende Interpretation erübrigt sich, denn das Gedicht ist nicht schwierig zu verstehen. Kurz zusammengefasst, lautet seine Botschaft: Die Auferstehung war ein wirkliches Ereignis und keine Einbildung. (Strophen 1,2). Theologisieren wir diese Tatsache weg, verhöhnen wir Gott. (3) Dies wird uns später auf zweifache Weise einholen: Erstens, wenn wir selber mit der Realität des Todes konfrontiert werden (5). Dann tun wir gut daran, nicht auf einen fiktiven Engel zu hoffen (6). Zweitens könnten wir einmal erfahren, dass unser Unglaube, mit dem wir die vermeintliche «Leichtgläubigkeit» alter Zeiten zum symbolischen Zeichen degradiert hatten (4), auf schmerzvolle Weise Lügen gestraft wird (7).
Updike gab, anders als viele Künstler (und vor allem Schriftsteller) seinen Jugend-Glauben nie auf. In einem Interview sagte er einmal: “Ich war Kirchgänger in drei protestantischen Konfessionen – der lutherischen, der kongregationalistischen und der episkopalen – und der christliche Glaube hat mir Trost in meinem Leben und, wie ich glauben möchte, auch Mut zu meiner Arbeit gegeben. Denn er sagt uns, dass die Wahrheit heilig ist und dass das Erzählen der Wahrheit ein edler und nützlicher Beruf ist; dass die Wirklichkeit um uns herum Teil der Schöpfung und es wert ist, gefeiert zu werden; dass Männer und Frauen zutiefst unvollkommen und zutiefst wertvoll sind.».
Updike schätzte Karl Barth und Søren Kierkegaard sehr. In seinem autobiografischen Gedicht Midpoint zitiert er Karl Barths Aussage, dass “ein Ertrinkender sich nicht an seinen eigenen Haaren herausziehen kann”. In einem Interview zu diesem Gedicht sagte er, “dass es keine Hilfe von innen gibt; ohne das Übernatürliche ist das Natürliche ein Abgrund des Grauens. Ich glaube, dass alle Probleme im Grunde unlösbar sind und der Glaube ein Sprung aus der Verzweiflung heraus ist.» Text: Beat Rink
Die «Seven Stanzas at Easter» wurden in der englischen Fassung publiziert in: Telephone Poles and Other Poems, New York: A. Knopf, 1963, p. 72. Deutsche Fassung: Beat Rink / Bill Buchanan
ENGLISH
This year’s guideline thought for Crescendo is «Renewal». One central Bible passage on this is 2 Cor 5:17 «Therefore, if anyone is in Christ, he is a new creation; the old has gone, the new has come!» (2 Cor 5:17)
Generosity On 13 May, a Crescendo celebration will take place in Switzerland. (go to www.crescendoswitzerland.org) The theme: generosity. This fits in well with our word for this year, «Renewal», and with this thematic series of TUNE INs. But what does renewal have to do with generosity?
Egotistic or altruistic?
If I am always asking, «How can I experience renewal?», there is a danger that I end up rotating egotistically about myself. And that is then truly the point where renewal through the Holy Spirit (the Spirit of the love of God, which gives Himself so generously!) definitively eludes me.
Conversely, I could expend myself so utterly for other people and for the needs of this world (or also for art!) that, in the process, I neglect the dimension of my personal “renewal” and become inwardly impoverished. And then the dimension of spiritual life probably becomes so foreign to me that I am no longer capable of fostering it in others.
We know both tendencies, with their dangers of one-sidedness, from church history and perhaps also from our own experience.
Holy and generous!
But the distinguishing feature of the church and of being a Christian is the mixture of «inner composure and mission»: of spiritual renewal through Christ and generous commitment to the world with Christ. Holy and generous – these belong together!
Godliness and involvement! Pietism, which flourished in the 17th and 18th centuries (in English-speaking areas as Puritanism) was well-known for its emphasis on devotion in the heart. Important parts of this were religious introspection (“soul-searching”) and the use of highly emotional language, which also had a major influence on the Romantic movement. The breakthrough of conversion was followed by sanctification. In other words, “After the ‘breakthrough’ [the conversion], the believer could no longer fall out of grace, he could only be nearer or further from it at different times. This led to observing the state of the soul. To feel was divine, in feeling the believer was completely composed in himself, feeling gave life its entire orientation.”* This, by the way, was also very evident in church hymns! Over some of the verses of his hymns, Zinzendorf wrote «from the heart».
And it was out of sanctification that self-sacrificial commitment to others grew: «But because this feeling was primarily understood as “love”, it led the persons with this feeling beyond themselves into the world.” *
In short: The renewed (pietistic) Christian committed himself generously to involvement in the world, be it in education, in impressive social work projects, or in mission. The social involvement of many churches today has its origins in Pietism.
A circular flow
This makes visible what Jesus himself lived and taught: a personal relationship with God leads us Christians to a «generous» giving away of love, and this in turn «renews» us. Jesus says: «Whoever seeks to gain his life will lose it; but whoever loses his life for my sake will gain it.” (Matthew 10:39)
What does this mean, in quite practical terms, for us artists?
Let us answer with a prayer for generosity:
Jesus Christ, thank you that I live in you and have the privilege of following you. You give me so much. Now help me to become more generous, perhaps even only a fraction more generous: being able to praise my artist colleagues a fraction more generously, treating my students with a fraction more friendliness and encouraging them more generously, and also being more prepared to bring my art even to places where I anticipate no great response and where I can expect no “big success”. Help me to be a fraction more generous in giving my time to others, even when I then find this is time I could have used for my art. Help me to be a fraction more generous in taking my eyes off myself and my art so that my eyes focus on my readers, my listeners, my viewers and the visitors to my studio, and to see them with your eyes. Help me to be a fraction more generous in forgetting the question of “Where can the others be useful to me?” And to be more generous in asking “Where can I be useful to the others?” And, finally, help me with something that I sometimes find difficult: to be a fraction more generous in talking about you. I believe that by doing so I will not lose, but gain. Amen
Text: Beat Rink / Translation: Bill Buchanan *Karl Pestalozzi: Die Entstehung des lyrischen Ich. [“The development of the lyrical self”]
DEUTSCH Das Leitmotiv von Crescendo heisst in diesem Jahr «Erneuerung». Eine zentrale Bibelstelle dazu steht in 2 Kor 5, 17: «Wenn also jemand in Christus ist, dann ist das neue Schöpfung, das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.» Grosszügigkeit Am 13.Mai findet in der Schweiz eine Crescendo-Celebration statt. Thema: Grosszügigkeit. Dies passt sehr gut zu unserem Jahres-Wort «Erneuerung» und zu dieser thematischen TUNE IN-Reihe. Aber was hat Erneuerung mit Grosszügigkeit zu tun?
Egoistisch oder altruistisch? Wenn ich ständig frage: «Wie erfahre ich Erneuerung?», besteht die Gefahr, dass ich letztlich egoistisch um mich selber kreise. Und dann könnte mir die Erneuerung durch den Heiligen Geist (den Geist der sich grosszügig verschenkenden Liebe Gottes!) erst recht abhanden kommen.
Umgekehrt kann ich mich aber so stark für andere Menschen und für die Nöte dieser Welt (oder auch für die Kunst!) einzusetzen, dass ich darüber die Dimension meiner persönlichen „Erneuerung“ vernachlässige und dabei innerlich verarme. Und wahrscheinlich ist mir dann die Dimension des geistlichen Lebens so fremd geworden, dass ich es auch bei anderen nicht mehr fördern kann.
Beide Tendenzen mit ihren Gefahren zur Einseitigkeit kennen wir aus der Kirchengeschichte und vielleicht auch aus unserem eigenen Leben.
Heilig und grosszügig! Aber was die Kirche und das Christ-Sein ausmacht, ist das Ineinander von «Sammlung und Sendung»: von geistlicher Erneuerung durch Christus und grosszügigem Einsatz in der Welt mit Christus. Heilig und grosszügig – das geht zusammen!
Fromm und engagiert! Der im 17. Und 18. Jahrhundert blühende Pietismus (in englischen Raum der Puritanismus) war bekannt für die Betonung der Herzensfrömmigkeit. Dazu gehörten die religiöse Introspektion („Seelenerforschung”) und eine hoch emotionale Sprache, die auch die Romantik stark geprägt hat. Auf den Durchbruch der Bekehrung folgte die Heiligung. Mit anderen Worten: „Nach dem „Durchbruch” [der Bekehrung] konnte der Mensch nicht mehr aus der Gnade fallen, er konnte ihr im Laufe der Zeit nur näher und ferner sein. Das führte zur Beobachtung der Gemütszustände. Zu fühlen war göttlich, im Fühlen war der Mensch bei sich selbst, auf das Fühlen war das Leben einzurichten.»* Dies prägte übrigens auch die Kirchenlieder! Zinzendorf setzte über manche Strophen «aus dem Herzen».
Aus der Heiligung folgte nun der aufopfernde Einsatz für andere: «Da aber dieses Gefühl primär als „Liebe” verstanden wurde, wies es den Fühlenden über sich hinaus an die Welt.“*
Fazit: Der erneuerte (pietistische) Christ setzte sich grosszügig in der Welt ein: im Bildungswesen, in eindrücklichen Sozialwerken und in der Mission. Die heutigen sozialen Aktivitäten vieler Kirchen gehen auf den Pietismus zurück.
Ein Kreislauf Daran zeigte sich, was Jesus selber lebte und lehrte: Die persönliche Gottesbeziehung führt uns Christen zum «grosszügigen» Verschenken der Liebe und dies wiederum «erneuert» uns. Jesus sagt: «Wer das Leben gewinnen will, wird es verlieren; wer aber das Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen.“ (Matthäus 10,39) Was heisst es nun ganz praktisch für uns Künstler?
Antworten wir mit einem Gebet um Grosszügigkeit:
Jesus Christus
Danke, dass ich aus dir leben und dir nachfolgen darf.
Du schenkst mir so viel.
Nun hilf mir, grosszügiger zu werden,
vielleicht auch nur eine Spur grosszügiger:
Meine Künstler-Kollegen eine Spur grosszügiger zu loben,
meine Schüler eine Spur freundlicher zu behandeln
und grosszügiger zu ermutigen,
meine Kunst bereitwilliger auch dorthin zu bringen,
wo ich keine grosse Resonanz erwarten und wo ich keinen „grossen Erfolg“ erwarten kann.
Hilf mir, meine Zeit eine Spur grosszügiger anderen Menschen zu schenken,
selbst wenn sie mir dann für die Kunst fehlen sollte.
Hilf mir, eine Spur grosszügiger von mir und meiner Kunst wegzusehen,
um meine Leser, meine Zuhörer, meine Zuschauer und die Besucher meines Ateliers vor Augen zu haben und sie mit deinen Augen zu sehen.
Hilf mir, eine Spur grosszügiger die Frage zu vergessen:
„Wo brauche ich die anderen?“
und grosszügiger zu fragen: „Wo brauchen die anderen mich?“
und hilf mir schliesslich auch, was mir manchmal schwer fällt:
eine Spur grosszügiger von dir zu erzählen.
Ich glaube, dass ich dann nicht verliere,
sondern gewinne.
Amen
Text: Beat Rink
*Karl Pestalozzi: Die Entstehung des lyrischen Ich.
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This year’s guideline thought for Crescendo is «Renewal». One central Bible passage on this is 2 Cor 5:17 «Therefore, if anyone is in Christ, he is a new creation; the old has gone, the new has come!» (2 Cor 5:17)
Colton Burpo in heaven
In the book «Heaven is for Real», which also became a very successful film, the young boy Colton Burpo tells of his near-death experience.
On the verge of death, he met Jesus and saw astonishing things. Among the things he reported were meetings with family members of whom he cannot have had any knowledge. He even saw a second sister, whom his parents lost in a miscarriage. Colton’s father was a pastor, and so he started to thoroughly test the statements made by his little boy from a theological point of view. And in all aspects he found agreement with the biblical message.
Calling as a pastor
One day, Colton’s mother asked him a strange question: “Did Jesus say anything about your dad becoming a pastor?” Colton nodded enthusiastically. “Oh, yes! Jesus said he went to Daddy and told him he wanted Daddy to be a pastor and Daddy said yes, and Jesus was really happy.”
His mother’s question is somehow quite understandable. In the crises of everyday life, a certain question can turn up from time to time: Does God really want me to be doing this? In the case of Colton’s mother, the question was presumably: Has God really called us, my husband and me, to this (not always easy) ministry in the church?» Colton’s answer must have comforted her. The position is a pastor was no chance event and was not based on human decision, but was God‘s wish. And God was pleased with the «Yes».
Calling as an artist? The story of Richard
The story has a clear point. It is very understandable when one thinks about the spiritual ministry of a pastor. Artists, on the other hand, cannot expect God to call them, can they? This is one reason why many, as soon as they become Christians, give up their art so they can go into a spiritual ministry.
Recently, however, a visual artist, let‘s call him Richard, recounted the following experience: in his early years he ended up in a creative crisis. He was not selling any pictures and he was weighing up the possibility of giving up his art altogether. He asked God to give him a sign, and prayed something like this: «You know that I need around fifty thousand Swiss francs per year. I can only continue as an artist if I reach this figure.» Then something unbelievable happened: when he looked at his bank accounts the next day, the number 50,000 showed up! Why, completely unexpectedly, had someone transferred this huge sum to him? Richard did some searching and managed to find out the donor‘s name. Then came the second surprise: the donor had inherited a large amount and now wanted to give someone part of it. He had prayed for guidance, and that was when Richard came into his mind. At the same time he had the impression that God was saying, «What Richard is doing has spiritual significance.»
Calling as a Christian artist?
Now, this story would easily make sense too, if one assumes that God needs artists who create Christian art or works for the church. But Richard’s paintings were neither sacred nor in any particular sense Christian. His pictures are abstract and do not evoke, at first sight at least, any Christian associations.
If one places the two stories told here next to each other, we can draw this conclusion: God calls people not only as pastors, but also as artists – and certainly not only explicitly «Christian» ones. And he is glad when his calling meets with the response «Yes». What a liberation from the often torturing uncertainty about one‘s own activity, what a great renewal of the mind it can be, to come to this awareness: My art is important to God! It has «spiritual» significance!
Prayer:
Dear God, you know that my everyday artistic life is often heavy going, and that there are many reasons to doubt my art. Often I ask myself: Is God in any way pleased with what I do? Should I not rather go in for a Christian ministry where I can bring plentiful blessing? I believe that there are callings to full-time Christian ministry, and that, here and there, artists can also be called this way. But you know that I feel I am called to art. Help me to receive this calling anew from your hand and to be thankful for it. And also help my colleagues to live in this calling and to recognise that God needs musicians and dancers, actors and painters, filmmakers and authors… Bless us in our calling and make us a blessing to others. Amen.
Text: Beat Rink / Translation: Bill Buchanan
DEUTSCH Das Leitmotiv von Crescendo heisst in diesem Jahr «Erneuerung». Eine zentrale Bibelstelle dazu steht in 2 Kor 5, 17:«Wenn also jemand in Christus ist, dann ist das neue Schöpfung, das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.» Colton Burpo im Himmel Im Buch “Heaven Is for Real” (“Den Himmel gibt’s echt”), das auch mit grossem Erfolg verfilmt wurde, erzählt der Junge Colton Burpo von seiner Nahtoderfahrung. Am Rande des Todes war er Jesus begegnet und hatte erstaunliche Dinge gesehen. Unter anderem berichtete er davon, Familienangehörige getroffen zu haben, von denen er nichts hatte wissen können. Er sah sogar eine zweite Schwester, die seine Eltern durch eine Fehlgeburt verloren hatten. Coltons Vater war Pastor, und so begann er, die Aussagen seines Jungen sorgfältig mit theologischem Blick zu prüfen. Und in allen Dingen stellte eine Übereinstimmung mit der biblischen Botschaft fest.
Berufung zum Pastor Eines Tages stellte die Mutter Colton eine seltsame Frage: “Sagte Jesus irgendetwas darüber, dass dein Vater Pastor ist?” Colton nickte begeistert und meinte: “Oh ja! Jesus sagte, dass er zu Papa gegangen war und ihm gesagt hatte, er wolle ihn zum Pastor berufen. Papa hatte eingewilligt, was Jesus sehr glücklich machte.”
Die Frage der Mutter ist irgendwie nachvollziehbar. In den Krisen des Alltags mag immer wieder die Frage auftauchen: Möchte Gott wirklich, dass ich das tue? Im Fall von Coltons Mutter war es wohl die Frage: “Hat Gott meinen Mann und mich wirklich zu diesem (nicht immer einfachen) Dienst in der Kirche berufen?” Coltons Antwort musste sie trösten: Das Pastorenamt war kein Zufall und gründete nicht auf einer menschlichen Entscheidung, sondern war von Gott gewollt. Und Gott war glücklich über das “Ja” dazu.
Berufung zum Künstler? Die Geschichte von Richard Diese Geschichte leuchtet ein. Sie ist nachvollziehbar, wenn man an den geistlichen Dienst eines Pastors denkt. Künstler hingegen können nicht erwarten, dass Gott sie ruft, oder? Aus diesem Grund haben schon viele, sobald sie Christen wurden, ihre Kunst aufgegeben, um in einen geistlichen Dienst zu gehen.
Kürzlich erzählte mir jedoch ein visueller Künstler, nennen wir ihn Richard, folgende Begebenheit: In seinen jungen Jahren geriet er in eine Schaffenskrise. Er verkaufte keine Bilder und trug sich mit dem Gedanken, seine Kunst völlig aufzugeben. Er bat Gott um ein Zeichen zu geben und betete etwa diese Worte: “Du weißt, dass ich pro Jahr etwa fünfzigtausend Schweizer Franken brauche. Ich kann nur Künstler bleiben, wenn ich diesen Betrag erziele.” Dann geschah das Unglaubliche: Als er anderntags in sein Bankkonto schaute, erschien die Zahl 50’000 ! Warum hatte ihm jemand aus blauem Himmel diese riesengrosse Summe überwiesen? Richard forschte nach und konnte den Spender eruieren. Dann kam die zweite Überraschung: Der Spender hatte eine grosse Summe geerbt und wollte nun jemandem einen Teil davon geben. Er hatte um Führung gebetet, und da war ihm Richard in den Sinn gekommen. Dabei hatte er den Eindruck bekommen, dass Gott ihm sagte: «Das, was Richard tut, hat eine geistliche Bedeutung.»
Berufung zum christlichen Künstler? Nun wäre auch diese Geschichte irgendwie verständlich, wenn man davon ausgeht, dass Gott Künstler braucht, die christliche Kunst schaffen oder in der Kirche tätig sind. Richard aber malt weder sakrale noch irgendwie christliche Kunst. Seine Bilder sind abstrakt und wecken zumindest auf den ersten Blick überhaupt keine christlichen Assoziationen.
Legt man die beiden hier erzählten Geschichten übereinander, so heisst dies: Gott beruft nicht nur Pastorinnen und Pastoren, sondern auch Künstlerinnen und Künstler, und zwar nicht nur explizit «christliche». Und Gott ist glücklich, wenn seinem Ruf zur Kunst gefolgt wird! Wie gross wird die Befreiung aus der oft quälenden Ungewissheit über das eigene Tun, wie gross wird erneuerte Bewusstsein sein, wenn wir merken: Meine Kunst ist für Gott wichtig! Sie ist “geistlich bedeutsam”!
Gebet:
Lieber Gott,
Du weißt, dass mein künstlerischer Alltag oft mühsam ist, und dass es viele Gründe gibt, an meiner Kunst zu zweifeln.
Oft frage ich mich: Gefällt es Dir überhaupt, dass ich das tue? Sollte ich nicht lieber in einen christlichen Dienst gehen, wo ich segenreich wirken kann?
Ich glaube daran, dass es Berufungen zum vollzeitlichen christlichen Dienst gibt, und dass sie auch da und dort auch Künstler treffen können.
Aber du weißt: Ich fühle mich vor allem zur Kunst berufen.
Hilf mir, dies neu aus deiner Hand zu nehmen und dafür dankbar zu sein.
Hilf auch meinen Kolleginnen und Kollegen, darin zu leben und zu erkennen: Gott braucht Musiker und Tänzerinnen, Schauspieler und Malerinnen, Filmemacher und Schriftstellerinnen…
Bestätige und segne unsere Berufung. Und mach uns zum Segen anderer.
Amen. Text: Beat Rink
Welcome 2023!
Liebe Freunde von ARTS+, Mitglieder und Interessierte
Die PrixPlus Vergabe hat unser ARTS+ Jahr 2022 ehrenvoll abgerundet, lasst uns deshalb nochmals die Gewinner präsentieren und in Erinnerungen schwelgen.
Weitere spannende Highlights stehen im noch frischen Jahr 2023 an, holt euch Inspirationen in unserem Eventkalender und merkt euch diese Termine vor:
Dann haben wir interne Veränderungen im Vorstand zu verkünden. Jean-Daniel von Lerber hat uns Ende Jahr verlassen und Astrid Künzler ist an seine Stelle als Vize-Präsidentin getreten. Wir danken Jean-Daniel für seine langjähre Mitarbeit bei ARTS+ und wünschen ihm und seiner Frau Gottes Segen auf ihrer Reise quer durch Europa.
PrixPlus 2022
Der PrixPlus 2022 ging an Richard Koechli für dasBuch und Musikalbum «Holy Blues». Er arbeitet seit 32 Jahren als erfolgreicher Gitarrist, Singer-Songwriter und Buchautor. Der preisgekrönte Luzerner hat bereits den Swiss Blues Award, den Schweizer Filmmusikpreis für «Der Goalie bin ig» und den Deutscher Musikeditionspreis gewonnen. Wir gratulieren zum neusten Pokal!
Der Förderpreis 2022 ging an Nadine Seeger für ihr performatives Arbeiten. Wer Nadine Seeger persönlich kennen lernen will, hat die Möglichkeit am 10. bis 12. Februar an der Tagung im Montmirail teilzunehmen, wo es um die Wüstenwanderung des Volkes Israel und seinem Weg in die Freiheit geht.
Der Anlass wurde mit einer Performance von Jaira Peyer und Angela Schmidt von Central Arts bereichert. Jaira Peyer ist eine der Protagonistinnen des Film UNTO US, eine Dokuserie über vier Kunstschaffende.
Und “last but noch least”: Der Gewinn einer Gratiswoche Casa dell‘Arte wurde unter tosendem Beifall gezogen und geht an Jürg Zurbrügg aus Oberdiessbach. Wir gratulieren!
Auch für alle die leer ausgegangen sind, hat es in der Casa dell’Arte während der Saison 2023 noch freie Wochen für künstlerische Residenzaufenthalte. casadellarterasa.ch
ARTS+ London
ARTS+ entwickelt sich auch auf europäischer und sogar weltweiter Ebene weiter. So wird am 6. März in London ein Treffen von “Art Ministries” aus der englischen Metropole stattfinden. Für die globale Ausweitung von ARTS+ ist ein kleines Team zuständig, zu der mit einer Teilzeitstelle Jill Ford (UK) gehört sowie als Supervisoren Beat Rink (CH) und Jim Mills (USA).
Praktikant/in gesucht fürs das Kinder- und Jugenttheater Wädenswil. Mehr Infos
Film-Tipp
Der Krieg in der Ukraine geht weiter und mit ihm das Elend von Millionen Menschen. Ermutigend ist, dass Kunst allen Widrigkeiten trotzt und sich in der Ukraine nicht aufhalten lässt. Der Film von Lukas Zünd «Die dritte und vierte Generation» wurde am Ukrainian Dream Film Festival vor einem kleinen Publikum in Odessa ausgezeichnet. (https://udff.webflow.io). Der Dokumentarfilm zeigt im Kontext von Nazi-Deutschland, dass die Taten der Kriegsverbrecher sich auswirken bis in die dritte und vierte Generation, wenn sie unter den Teppich gewischt werden. In Russland wurden die Verbrechen der Sowjetunion niemals auf breiter gesellschaftlicher Ebene bekannt und aufgearbeitet, sondern in den letzten Jahren zunehmend sogar verherrlicht. Die Folgen sieht man seit dem 24. Februar 2022.
Mit dieser Auswahl hoffen wir euch wieder mal einen Einblick in den erlauchten Kreis der Kreativen gegeben zu haben. Habt Ihr Fragen oder Anregungen, meldet euch auf dem ARTS+ Büro.
Dein ARTS+ Team:
Astrid Künzler, Regula Lustenberger, Adrian Furrer, Andi Bachmann, Beat Rink, Jean-Daniel von Lerber, Jonathan Schmidt, Martin Jufer, Samuel Scherrer, Timo Schuster
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This year’s guideline thought for Crescendo is «Renewal». One central Bible passage on this is 2 Cor 5:17 «Therefore, if anyone is in Christ, he is a new creation; the old has gone, the new has come!» (2 Cor 5:17)
An anti-recipe
No, here we are not talking about a technique for getting to sleep, nor am I taking the opportunity to give you a recipe for a good-night tea.
Nevertheless, it concerns a recipe. We find it in the book Ecclesiastes, 2:20f.In fact, it’s more like an anti-recipe, for it tells us what robs us of sleep: “What does a man get for all his possessions and the anxious striving with which he labours under the sun? All his days his work is pain and grief; even at night his mind does not rest….”
Sleep-killer
So the worry about possessions robs us of our sleep. But what is meant here by “possessions”? In the previous verse, three things are named: knowledge, skill and success. With that, we are coming very close to the things which occupy many artists day and night: “Am I skilful enough? How am I going to achieve success? Am I as good, or even better, than others?“
Now, it is certainly not wrong to devote some thought to one’s progress as an artist and to planning a career. But the preacher of Ecclesiastes warns against making these things one’s compass in life. For, speaking honestly, at some stage everything turns into a “striving after the wind” (as we read in the recurring verse closing each section of this chapter of Ecclesiastes). So now we face a slightly different question: How does one become free from those possessions which we no longer possess, but which take possession of us?
Here comes another anti-recipe:
A Jew comes to the Rabbi… A Jew comes to the Rabbi: “It is remarkable. If you go to a poor man, he is friendly, he helps wherever we can, he invites you to share at his table. But if you go to a rich man, then it is often the case that he doesn’t even look at you. Tell me, what is this? What are riches?” The Rabbi thought for a moment, went over to the window, and said to his visitor, “Come over to the window. What can you see?” “What can I say? What can I see? What is there to be seen at all? I can see a woman and a cart, I see a man on a bicycle.“ “Good, good”, said the Rabbi. “And now stand here in front of the mirror. What do you see now?“ “What am I going to see now! In the mirror! I see myself!” “Yes, that’s how it is”, said the Rabbi. “The window is made of glass, and the mirror is made of glass. Hardly have you put a little silver over it, and suddenly you only see yourself. And this, this is being rich.”
Do not look for silver!
If we deduce the recipe from this anti-recipe, we find it sounds like this:
Try not to look only at your success! Do not look for silver. Or, putting it another way: Do not allow your skill and your success to become the silver which makes you egocentric! Ask the Holy Spirit to help you in this.
Saying no to offers promising success!?
I am impressed by what two dear persons, independently of each other, recently told me: both of them had received offers promising success and which would have boosted their (artistic) careers enormously. Yet both of them turned the offers down! Why? This is what each noticed: God wants to have me in the place where I am now. This new calling would clearly have enabled more success, more money and even more influence.
Do we turn this into a recipe according to which one turns down all good offers? No.
But we know what the recipe is: Do not strive for silver! Then you will once again see other people through the window. And then, in fact, you will be able to sleep better as well and return to work thoroughly rested the next day. In the place where God needs you. This also brings renewal.
Text: Beat Rink / Translation: Bill Buchanan
Picture: Sketch by Ernst Stückelberg (1831-1903)
DEUTSCH Das Leitmotiv von Crescendo heisst in diesem Jahr «Erneuerung». Eine zentrale Bibelstelle dazu steht in 2 Kor 5, 17:«Wenn also jemand in Christus ist, dann ist das neue Schöpfung, das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.» Ein Anti-Rezept Nein, es geht hier nicht um eine Technik zum Einschlafen oder um ein Rezept für den wirksamsten Gute Nacht-Tee. Und rotzdem geht es um ein Rezept. Wir finden es im Buch Kohelet oder Prediger 2, 22f. Eigentlich ist es eher ein Anti-Rezept. Denn hier wird gesagt, was uns den Schlaf raubt: „Was erhält der Mensch durch seinen ganzen Besitz und durch das Gespinst seines Geistes, für die er sich unter der Sonne anstrengt? Alle Tage besteht sein Geschäft nur aus Sorge und Ärger / und selbst in der Nacht kommt sein Geist nicht zur Ruhe…“ Schlafkiller Die Sorge um den Besitz kann also den Schlaf rauben. Was aber ist hier mit Besitz gemeint? Im vorangehenden Vers werden drei Dinge genannt: Wissen, Können und Erfolg. Damit sind wir schon nah bei dem, was viele Künstler Tag und oft auch Nacht umtreibt: „Ist mein Können gut genug? Wie komme ich zu Erfolg? Bin ich so gut oder noch besser als die Anderen?“
Nun ist es sicher nicht falsch, sich über künstlerische Fortschritte und über die Karriereplanung Gedanken zu machen. Aber der Kohelet warnt davor, sein Leben darauf auszurichten. Denn ehrlich gesagt: Alles ist irgendwann vorbei wie ein „Windhauch“ (so lautet jeweils der Schlussvers in diesem Kapitel). Die Frage ist nun allerdings: Wie wird man von diesem Besitz frei, den nicht mehr wir besitzen, sondern der uns in Besitz nimmt?
Hier ein weiteres Anti-Rezept:
Ein Jude kommt zum Rabbi… Ein Jude kam zum Rabbi: „Es ist merkwürdig. Gehst Du zu einem Armen – so ist er freundlich, er hilft, wo er kann, er bittet dich an seinen Tisch. Aber gehst Du zu einem Reichen, dann ist es oft so, dass er dich nicht einmal ansieht. Sag mir, was ist das? Was ist Reichtum?” Der Rabbi überlegte einen Augenblick, trat dann ans Fenster und sagte zu seinem Besucher: „Komm her ans Fenster. Was siehst du?” “Was ich sehe? Was ich sehe? Was soll ich schon sehen? Eine Frau sehe ich und einen Wagen, einen Mann auf einem Fahrrad sehe ich.“ „Gut, gut“, sagte der Rabbi. „Und jetzt stell dich hier vor den Spiegel. Was siehst du nun?“ „Was werde ich nun sehen! Im Spiegel! Ich sehe mich selber!“ “Ja, so ist das“, sagte der Rabbi. „Das Fenster ist aus Glas gemacht und der Spiegel ist aus Glas gemacht. Kaum legst du ein bisschen Silber darüber, siehst du nur noch dich selbst. Und das, das ist Reichtum.“
Such nicht das Silber! Lesen wir das aus diesem Anti-Rezept das Rezept heraus, so lautet es:
Versuche, nicht nur auf deinen Erfolg zu schauen! Such nicht das Silber. Oder anders gesagt: Lass nicht zu, dass dein Können und dein Erfolg zum Silber werden, die dich zum Egozentriker machen! Bitte vor allem den Heiligen Geist darum, dir dabei zu helfen.
Erfolgversprechende Angebote abschlagen!? Mich hat beeindruckt, was mir in letzter Zeit unabhängig voneinander zwei liebe Menschen erzählt haben: Sie haben beide erfolgversprechende Angebote erhalten, die ihrer (Künstler-)Karriere einen enormen Schub verliehen hätten. Doch sie haben abgelehnt! Warum? Sie haben gemerkt: Gott möchte mich dort haben, wo ich jetzt bin. Die neue Berufung hätte eindeutig mehr Erfolg, mehr Geld und sogar mehr Einflussnahme ermöglicht.
Lässt sich daraus ein Rezept machen, dass man alle guten Angebote ausschlagen muss? Nein!
Aber das Rezept lautet eben: Such nicht das Silber! Dann wirst du durch das Fenster wieder andere sehen können. Dann kannst du eben auch besser schlafen und anderntags wieder ausgeruht ans Werk gehen können. An deinem Platz, an den Gott dich braucht. Auch das wirkt Erneuerung.
Text: Beat Rink
Bild: Skizze von Ernst Stückelberg (1831-1903)
ENGLISH
This year’s guideline thought for Crescendo is «Renewal». One central Bible passage on this is 2 Cor 5:17 «Therefore, if anyone is in Christ, he is a new creation; the old has gone, the new has come!» (2 Cor 5:17)
If we are joined with Christ, his renewing of us will make itself felt in all areas of our lives. There is, however, one obstacle: certain areas are separated off in our thoughts – and therefore also in our behaviour – from faith. The churches do not always help in building the necessary bridges. This is also true in the area of «art». I certainly do not think that this means that Christ has no way of getting into this important area of our lives. But perhaps he wishes us to be really expecting him there and to be giving him even more space to work in in this area.
The following text addresses this. It‘s about connecting up separated areas in the life of a musician. It is taken from a valuable little book written by viola player Tabea Kämpf in 2022: Klangsegen, which can be ordered here: LINK
Two halves of the heart find their way to each other* «I see two halves of the heart beating in you, two halves which appear not to fit together. Nevertheless, I believe that God will bring the two halves together.» This is a picture someone had for me during a prayer meeting when I was 16 years old. At that time I had no idea what these two halves could be. I found the picture very striking, however, and I continue to ask myself what the two halves of the heart might represent.
At that time I was living in two completely different worlds.
I was raised in a family of musicians and had already decided to learn violin while I was a little girl. At the same time, I was growing up in a family-orientated church, where songs were sung in a pop style. There I had a Christian environment, friends and relationships. Since classical music really was something exotic for the congregation, I was ashamed of the fact that I played violin. I was afraid of being different. I thought I had to contort myself in order to be accepted.
This pattern was repeated in my musical world as well. Everyone from a Christian background that I knew in the classical scene at that time lived out their faith in a way which did not appeal me at all. For me, faith was something very personal, a relationship to God which left its mark on everyday life. It was never simply something that one kept for weekends.
Later, during my music studies, I was introduced to Crescendo, a worldwide network for Christian professional musicians. I was invited to the “Crescendo Summer Institute”** in Hungary.
There, for the first time, I encountered people who consciously lived out both aspects, music and life as a Christian, and even managed to connect them with each other!
One very moving moment…
…was during morning devotions, where a Bible text was projected on a screen and some teachers joined together in improvising on their instruments.
The Bible passage was from 1 Kings 19: 11 ff. and told of Elijah’s exhaustion and of how God prepared him for the experience of meeting Him. First of all, a violent storm came, then an earthquake, and following that a fire. Yet God was neither in the storm nor in the earthquake nor in the fire. Finally, there was the sound of a light breeze, and God began to speak with the prophet. The text was projected onto the screen section by section, and the musicians, spread around the room, improvised accordingly. To me, it seemed as if the text had begun to come alive and I felt as if I was right in the middle of it.
For me, it is inspiring…
… to get to know musicians who live out their faith very consciously and involve God in everyday life and in music.
I felt as if something within me was beginning to heal. In the weeks that followed, I woke up with new ideas in my head. I was fascinated by the fact that God was able, and obviously wished, to touch people through music and art. A new world began to open up for me, and for the first time – after seven years – I knew what was meant by the two halves of the heart: music and faith! And they were already starting to find out how to come together!
In the subsequent chapters, Tabea tells us where her path lead: to England, for example, then back to the Summer Institute, and then to Iceland, where she recorded a CD. She describes how she discovered new land: a blessing in sound! We will speak about this in one of the next TUNE INs and also ask our Crescendo coordinator for this area to voice her thoughts about it.
Editors: Beat Rink / Bill Buchanan (Translation from German)
DEUTSCH Das Leitmotiv von Crescendo heisst in diesem Jahr «Erneuerung». Eine zentrale Bibelstelle dazu steht in 2 Kor 5, 17:«Wenn also jemand in Christus ist, dann ist das neue Schöpfung, das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.»
Sind wir mit Christus verbunden, dann will seine Erneuerung alle Lebensbereiche erfassen. Es gibt allerdings ein Hindernis: Gewisse Bereiche trennen wir gedanklich und mit unserem Verhalten vom Glauben ab. Die Kirchen helfen nicht immer, die Brücken zu schlagen. Dies trifft auch auf den Bereich der «Kunst» zu. Ich denke nicht, dass Christus deshalb überhaupt keinen Zugang zu diesem wichtigen Bereich unseres Lebens hat. Aber vielleicht möchte er, dass wir Ihn dort wirklich erwarten und dass wir Ihn dort noch mehr wirken lassen.
Die folgende Passage spricht darüber. Es geht um die Verbindung abgetrennter Bereiche im Leben einer Musikerin. Sie ist einem wertvollen Büchlein entnommen, das die Bratschistin Tabea Kämpf 2022 geschrieben hat: Klangsegen. Bestellung: LINK
Zwei Herzhälften finden zusammen * «Ich sehe zwei Herzhälften in dir schlagen, die nicht zusammenzupassen scheinen. Ich glaube jedoch, dass Gott die beiden Hälften zusammenführen wird.» Dieses Bild hatte jemand für mich während einer Gebetszeit als ich 16 war. Damals hatte ich keine Ahnung, was mit diesen beiden Hälften gemeint sein könnte. Das Bild traf mich jedoch sehr und ich fragte mich immer wieder, wofür die beiden Herzhälften wohl stehen könnten.
Zu dieser Zeit lebte ich in zwei komplett unterschiedlichen Welten.
Ich wuchs in einer Musikerfamilie auf und entschied mich schon als kleines Mädchen dafür, Geige zu lernen. Klassische Musik war ein wichtiger Bestandteil meines Lebens. Gleichzeitig wuchs ich in einer familienorientierten Kirche auf, wo Lieder im Pop-Stil gesungen wurden. Ich hatte dort ein christliches Umfeld, Freunde und Beziehungen. Da die klassische Musik in der Gemeinde jedoch etwas Exotisches war, schämte ich mich dafür, dass ich Geige spielte. Ich hatte Angst davor, anders zu sein. Ich dachte, dass ich mich verbiegen müsste, um akzeptiert zu sein.
Das gleiche Muster spielte sich auch in meiner musikalischen Welt ab. Alle Leute mit einem christlichen Hintergrund, die ich damals in der klassischen Szene kannte, lebten den Glauben auf eine Art, die mir nicht entsprach. Für mich war der Glaube etwas sehr Persönliches, eine Beziehung zu Gott, die den Alltag prägte. Es war nie nur eine Sache, die man sich fürs Wochenende aufhob.
Später, während meines Musikstudiums, lernte ich Crescendo kennen, ein weltweites Netzwerk für christliche Berufsmusiker. Ich wurde nach Ungarn zum „Crescendo Sommerinstitut“ eingeladen.** Zum ersten Mal erlebte ich Leute, die beides, die Musik und das Christsein, bewusst auslebten und sogar miteinander verbanden!
Ein sehr berührender Moment…
…war während einer Morgenandacht, in der ein Bibeltext auf eine Leinwand projiziert wurde und einige Lehrer dazu gemeinsam auf ihren Instrumenten improvisierten.
Der Text steht in 1. Könige 19, 11 ff. und erzählt von Elias Erschöpfung und wie Gott ihn auf die Begegnung mit ihm vorbereitet. Zuerst kam ein heftiger Sturm dann ein Erdbeben und anschließend ein Feuer. Doch Gott war weder im Sturm noch im Erdbeben noch im Feuer. Schließlich ertönte ein leises Säuseln und Gott begann, mit dem Propheten zu sprechen. Der Text wurde abschnittsweise eingeblendet und die Musiker, verteilt im Raum, improvisierten passend dazu. Mir schien es, als ob der Text zu leben begann und ich fühlte mich, als wäre ich mitten drin.
Mich begeisterte es,…
…Musiker kennenzulernen, die ihren Glauben sehr bewusst lebten und Gott im Alltag und in die Musik miteinbezogen, Ich fühlte, wie etwas in mir zu heilen begann. In den darauffolgenden Wochen erwachte ich oft mit neuen Ideen im Kopf. Mich faszinierte die Tatsache, dass Gott durch Musik und Kunst Menschen berühren könnte und offensichtlich berühren wollte.
Eine neue Welt begann sich für mich zu öffnen und zum ersten Mal – nach sieben Jahren – wusste ich, was die beiden Herzhälften bedeuteten: Die Musik und der Glaube! Und sie waren gerade dabei, zusammen zu finden!
In den darauf folgenden Kapiteln erzählt Tabea von ihrem weiteren Weg, der sie u.a. nach England, wieder ins Sommerinstitut und dann nach Island führte, wo sie eine CD aufnahm. Sie berichtet davon, wie sie Neuland entdeckte: Klangsegen! Wir werden in einem der nächsten TUNE INs darüber sprechen und auch unsere Crescendo-Koordinatorin für diesen Bereich zu Wort kommen lassen.
This year’s guideline thought for Crescendo is «Renewal». One central Bible passage on this is 2 Cor 5:17 (see TUNE IN 391): «Therefore, if anyone is in Christ, he is a new creation; the old has gone, the new has come!» (2 Cor 5:17)
Is it justifiable to apply this statement to artists? Certainly not, if it is taken to mean that Christians are better artists.
But the context in which we find this verse is interesting. Paul argues as follows: A person who is «in Christ» has a new «way of perceiving». He no longer sees Christ «according to the flesh». (That does not mean what the theologian Rudolf Bultmann(1884-1976) maintained: that Christ was only flesh, i.e. simply a human being without a divine nature; but now faith became involved and made Jesus into the Son of God.) No, the meaning is that a person «in Christ» sees reality in a new way, as it really is. He has a new insight: Christ is the Of God. And then he can also see other people with new eyes. We could add that he also has a new perception of himself and of the world generally.
What does this mean for Christians who are artistically active?
For 2 Cor 5:16-17 will have an effect on art. For this to happen, an important precondition must be fulfilled: A Christian can and should say goodbye to a concept which has increasingly influenced our philosophy and art since Descartes. René Descartes (1596-1650) is of course well-known for his dictum «Cogito ergo sum» – «I think, therefore I am». And he wrote the following: «I am sure that I can have no knowledge of what is outside me except by means of the ideas I have within me.» This means: Reality depends on how I perceive it with what is in me. The final consequence of this: One can no longer know reality.* Therefore, as an artist, one can and must create new realities which have nothing more to do with objective truth.
The converse: There is a reality which exists independently of me. This is a reality for which I have to allow myself to be given new eyes. And with that we have again returned to 2 Cor 5:17 !
But what conclusions can we now draw from this?
1
What it does not imply is that art has to be «realistic» in a trite sense. That would be a misunderstanding.
2
With a certain degree of humility, the artist has to admit a basic truth: Ultimately, I cannot create reality, but I can attempt to know reality and to promote knowledge of it. This reality can then be changed by human action and, naturally, by divine intervention.
3
Because there is a reality outside myself, I need to be alert in the way I perceive. I can train these skills of perception: by meticulous observation, from knowledge gained from conversations, from literature, from music, from pictures, from the Bible… this influences my art.
4
I need a new way of perceiving. «In Christ» I already have a fundamentally new perception of reality. I can now trust that the Holy Spirit will sharpen this new sense of perception, i.e. my insight, more and more – and will place it at his own service.
5
If we read further in 2 Cor 5, this «service» is specified: its aim is the reconciliation between man and God. We have therefore a new perception of Christ and of those around us. Because we ourselves have been reconciled with God through Christ, we can carry out the work of reconciliation as “ambassadors of Christ” (verse 20). This means, above all, that we learn to meet other people and ourselves with the love of God. And then let us attempt, in various ways, to present to them the Christian message of reconciliation. If we live this way, as “new Creation”, this will also influence our artistic activities.
6
Art in the service of reconciliation can now stand in a very concrete relation to reality – to spiritual reality, political reality, societal reality… Art can also lament and accuse. It will certainly apply itself to preventing reality from being obscured or suppressed.
Are we, in Christ, new artists? Quite certainly!
* On this, see an important philosophical work: Hubert Dreyfus, Charles Taylor. Retrieving Realism, 2015
Beat Rink / Translation from German: Bill Buchanan
DEUTSCH Das Leitmotiv von Crescendo heisst in diesem Jahr «Erneuerung». Eine zentrale Bibelstelle dazu steht in 2 Kor 5, 17 (s. TUNE IN Nr. 391): «Wenn also jemand in Christus ist, dann ist das neue Schöpfung, das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.» Ist es berechtigt, die Aussage auf Künstler zu beziehen?
Sicher nicht, wenn man damit meint, dass Christen bessere Künstler sind.
Aber der Kontext ist interessant, in dem dieser Vers steht. Die Argumentation von Paulus ist folgende: Der Mensch, der «in Christus» ist, hat eine neue «Wahrnehmung». Er sieht Christus nicht mehr «nach dem Fleisch». (Das heisst nicht, wie der Theologe Rudolf Bultmann (1884-1976) behauptet hat: Christus war nur Fleisch, d.h. nur ein Mensch ohne göttliches Wesen. Nun kommt aber der Glaube und macht aus Jesus den Sohn Gottes.) Nein, es heisst: Der Mensch «in Christus» sieht die Realität neu so, wie sie wirklich ist. Er erkennt neu: Christus ist Gottes Sohn. Und dann kann er auch die anderen Menschen mit neuen Augen sehen. Man könnte hinzufügen: auch sich selbst und überhaupt die Welt nimmt er neu wahr.
Was heisst das nun für Christen, die künstlerisch tätig sind?
Denn 2 Kor 5, 16-17 wird sich auf die Kunst auswirken. Dazu muss nun zuerst eine wichtige Voraussetzung erfüllt sein:
Ein Christ kann und sollte sich von einer Vorstellung verabschieden, die seit Descartes unsere Philosophie und Kunst zunehmend prägt. René Descartes (1596-1650) ist für seinen Satz bekannt: «Cogito ergo sum» – «ich denke, also bin ich». Und er schrieb: »Ich bin sicher, daß ich von dem, was außerhalb meiner selbst ist, keine Erkenntnis haben kann außer durch Vermittlung der Ideen in meinem Inneren.« Das heisst: Die Realität hängt davon ab, wie ich sie mit dem, was in mir ist, wahrnehme.*
Die letzte Konsequenz daraus lautet: Man kann die Realität nicht mehr erkennen. Darum kann und muss man (auch als Künstler) neue Realitäten schaffen, die nichts mehr mit der Wirklichkeit zu tun haben.
Die Umkehrung lautet: Es gibt eine Realität, die unabhängig von mir da ist. Es ist eine Realität, für die ich mir neue Augen schenken lassen muss. Und damit sind wir wieder bei 2 Kor 5,17!
Aber was folgt nun daraus?
1
Daraus folgt nicht, dass Kunst im platten Sinn «realistisch» sein muss. Das wäre ein Missverständnis.
2
Die Künstlerin und der Künstler erkennt aber mit einer gewissen Demut: Nicht ich kann letztlich Realität schaffen, aber ich kann versuchen, Realität zu erkennen und Erkenntnis zu fördern. Diese Realität kann dann durch handelnde Menschen und natürlich durch Gottes Eingreifen verändert werden.
3
Weil es eine Realität ausserhalb von mir gibt, brauche ich eine wache Wahrnehmung. Ich kann diese Wahrnehmung schulen: durch sorgfältiges Beobachten, durch Erkenntnisse aus Gesprächen, aus der Literatur, aus der Musik, aus Bildern, aus der Bibel… Dies wird meine Kunst prägen.
4
Ich brauche eine neue Wahrnehmung. «In Christus» nehme ich die Realität im Kern bereits neu wahr. Ich kann nun darauf vertrauen, dass der Heilige Geist mir dieses neue Wahrnehmungsorgan, d.h. meine Erkenntnis, noch weiter schärft und in seinen Dienst nimmt.
5
Wenn wir 2 Kor 5 weiterlesen, ist dieser «Dienst» genannt: Es geht um die Versöhnung zwischen Mensch und Gott. Wir nehmen auch ausserhalb unserer Kunst Christus und die Menschen neu wahr. Weil wir selber mit Gott durch Christus versöhnt sind, können wir als “Botschafter an Christi statt” (Vers 20) Versöhnungsarbeit leisten. Das heisst zuallererst, dass wir lernen, anderen Menschen und uns selbst mit der Liebe Gottes zu begegnen. Und lasst uns dann eben auf unterschiedliche Weise versuchen, ihnen die christliche Botschaft von der Versöhnung zu bringen. Wenn wir so als “neue Schöpfung” leben, wird dies auch unsere künstlerische Tätigkeit prägen.
6
Kunst im Dienst der Versöhnung kann nun sehr konkret auf die Realität Bezug nehmen: auf die geistliche Realität, auf die politische Realität, auf die gesellschaftliche Realität… Kunst kann deshalb auch klagend und anklagend sein. Sie wird sich jedenfalls dagegen einsetzen, dass die Realität verschleiert oder ausgeblendet wird.
Sind wir in Christus neue Künstler? Mit Sicherheit!
* Siehe dazu ein wichtiges philosophisches Werk: Hubert Dreyfus, Charles Taylor. Die Wiedergewinnung des Realismus / Retrieving Realism, 2015 Text: Beat Rink
Eingerichtet in einem früheren Bahnwärterhaus: Die Gedenkstätte für Flüchtlinge in Riehen. Bild: Nicole Nars-Zimmer, Basler Zeitung
Auf Eigeninitiative errichtete der in Berlin aufgewachsene und mittlerweile in Riehen wohnende Johannes Czwalina im einstigen Bahnwärterhaus an der Inzlingerstrasse in Riehen die schweizweit erste Gedenkstätte für jüdische Flüchtlinge während des Zweiten Weltkriegs.
Der MUSIC Loft-Förderpreis im Wert von CHF 4000.– wird im August verliehen – an ein Projekt aus der Pop-Musik, das in den Augen der Jury hoffnungsvoll erscheint. Dabei gibt es keine Altersbeschränkung. Der Förderpreis wird jedoch nur an Schweizerinnen, Schweizer und in der Schweiz wohnhafte Musikerinnen und Musiker vergeben. Zudem werden Künstlerinnen und Künstler berücksichtigt, welche sich persönlich oder mit ihrer Kunst mit christlich-spirituellen Inhalten auseinandersetzen. Aus den angemeldeten Projekten haben fünf weitere Anwärterinnen und Anwärter die Chance auf den «Community Liebling». Dabei wird die MUSIC Loft Community ihren Favoriten auswählen können, welcher in den Genuss von CHF 1000.– an Fördergeldern kommt.
Grosse Ideen beginnen klein
Das Team der MUSIC Loft wünscht sich, dass Schweizer Pop-Musik bekannter und beliebter wird. Mit dem Förderpreis möchte es Träume zum Leben erwecken und Projekte unterstützen, welche das gewisse Etwas mit sich bringen. Dabei bleibt das bisherige MUSIC Loft-Videoformat bestehen und lässt monatlich neue Schweizer Musik entdecken.
Triggerwarnungen werden seit einigen Jahren bei Büchern, Filmen und Artikeln angegeben. Bräuchte die Bibel eigentlich auch solche Triggerwarnungen? Gedanken dazu von Schauspieler und Pfarrer Adrian Furrer.
Seit gut zwei Jahren bürgert es sich in der deutschsprachigen Kulturlandschaft ein, dass Bücher, Filme oder Zeitungsartikel mit dem Hinweis gekoppelt werden, dass deren Inhalte verstörend wirken oder bei Menschen Traumata wieder hervorrufen können.
Das Schauspielhaus Zürich hat sich dafür entschieden, schon auf der Webseite darauf hinzuweisen, wenn Aufführungen verletzende Erlebnisse aufs Neue hervorrufen können. Da wird zum Beispiel auf laute Musik und auf grelles Stroboskoplicht hingewiesen, auf die Darstellung von Suizid im «Ödipus» von Sophokles, und beim «Wilhelm Tell» wird davor gewarnt, dass hier Gewalt und Racial Profiling gezeigt werden.
«Das grosse Heft»
«Im Stück werden Themen wie Tierquälerei, Kriegsverbrechen, Folter, Mord und sexuelle Gewalt, auch gegenüber Kindern, behandelt.» So lautet die Triggerwarnung des Theaters Ulm im Programmheft zu einer ihrer Aufführungen. Gezeigt wird eine Dramatisierung von «Das grosse Heft» der ungarisch-schweizerischen Schriftstellerin Ágota Kristóf. Der Roman ist 1987 erschienen und gilt als einer der ganz wichtigen Texte des 20. Jahrhunderts. Er erzählt die Geschichte von zwei Zwillingsbuben, die von ihrer Mutter zu ihrem Schutz vor dem Krieg aus der Stadt zur Grossmutter aufs Land gebracht werden. Doch wie alle Beziehungen in diesem Buch ist auch das Verhältnis zwischen Tochter und Mutter völlig zerrüttet, und anstatt einer zärtlich beschützenden Oma erwartet die Jungs eine Frau, die ihrem Ruf als Dorfhexe aufs schlimmste gerecht wird. Sie beutet ihre Enkel aus, schlägt sie und lässt sie hungern, die beiden Kinder sind für sie nur die «Hurensöhne». Die Mutter hat ihre Söhne nicht in Sicherheit, sondern in eine neue Katastrophe gebracht.
Die Ankunft im Dorf ist der Anfang eines unvorstellbaren Ritts durch die Hölle der menschlich unmenschlichen Abgründe während des 2. Weltkriegs. Für die beiden sensiblen und von ihrer Mutter bisher liebevoll umsorgten Schulkinder besteht die einzige Chance zu überleben darin, sich vollständig emotional und körperlich abzuhärten. Sie werden selber zu Tätern, zu kalten Rächern an denen, die ihnen Unrecht tun.
Es sind bestürzende, aufwühlende, brutale, hoffnungslose Stunden, welche die Zuschauer ohne Pause im Keller des Ulmer Theaters durchleben. Und es sind notwendige Stunden. Stunden, denen sie nicht entrinnen können, indem sie das Buch weglegen oder das Radio ausschalten. Diese Stunden sind notwendig, weil sie die Zuschauer wenigstens einen Abend lang mit den existenziellen Mitteln des Theaters daran erinnern, was es heisst, einem Krieg ausgesetzt zu sein – seiner Brutalität, Kälte und Hoffnungslosigkeit und damit einer tödlichen Gewalt ganz ohne Triggerwarnung.
Kurt Cobain und der Psalm 88
Vor kurzem war ich als Vertreter von Arts+, dem Künstlernetzwerk unter dem Dach der Evangelischen Allianz, zu einem Leitertreffen von christlichen Initiativen in der Gesellschaft eingeladen. Dabei begegnete mir ein grosses Wohlwollen für unsere Arbeit, eine Zugewandtheit und ein Interesse, die noch vor wenigen Jahren alles andere als selbstverständlich gewesen wären. Aber es begegnete mir auch ein Missverständnis.
«Das ist so was Tolles», meinte beim gemeinsamen Mittagessen einer meiner Tischnachbarn, «das ist so was Tolles, dass es auch in der Kunstwelt immer mehr Christen gibt. So kann diesem ganzen Negativen, das dort gezeigt wird, wieder das Schöne und Positive entgegengehalten werden.» Und er verglich den Wohlklang der Musik Johann Sebastian Bachs mit dem für ihn ohrenbetäubenden Lärm des durch Selbstmord aus dem Leben geschiedenen Leadsängers der Band Nirvana, mit Kurt Cobain, der Ikone der Grunge-Musik der 1990er Jahre. Cobain war bekannt für seine hoffnungslosen, teils brutalen, aufwühlenden und oft bestürzenden Songs und Bühnenauftritte.
«Vielleicht stehen Kurt Cobain und seine Band Nirvana für den 88. Psalm der Musikgeschichte», entgegnete ich meinem Tischnachbarn. Cobain erzähle vielleicht in neuer Weise das, was der traurigste Psalm der Bibel ausdrückt, dass Geschichten nämlich manchmal erst in der puren Hoffnungslosigkeit aufhören, in der Schwärze der Nacht. «Ich bin elend und dem Tode nahe von Jugend auf (…), deine Schrecken vernichten mich, sie umgeben mich täglich wie Fluten (…). Meine Freunde und Nächsten hast du mir entfremdet, und mein Vertrauter ist die Finsternis.» So singt Heman, der Esrachiter, am Schluss seines Psalms.
«Mein Mädchen, mein Mädchen, wohin wirst du gehen? Ich gehe dorthin, wo der kalte Wind weht. Unter den Birken, unter den Birken, wo die Sonne niemals scheint, (dort, wo) ich zittere, die ganze Nacht.» So endet einer der traurigsten Songs von Nirvana (Where Did You Sleep Last Night, aus dem Album Nirvana – MTV Unplugged In New York, 1994).
Ohne Klage keine Hoffnung
Der Bochumer Theologieprofessor Günther Thomas thematisiert in seinem neuesten, sehr empfehlenswerten Buch «Im Weltabenteuer Gottes leben – Impulse zur Verantwortung in der Kirche» die Signatur des christlichen Glaubens. Für ihn ist es der paulinische Dreiklang Glaube – Hoffnung – Liebe aus dem 1. Korintherbrief. Er beschreibt aber auch, dass die Mitte dieses Dreiklangs, die Hoffnung, nicht ohne die Klage zu haben sei: «Die Kirche wird nur dann die Lebendigkeit Gottes entdecken, wenn sie wieder riskiert, zu klagen (…). Die Klage ist der Ort der Verzweiflung und der Wut über die Mächte der Lebenszerstörung. Nur die Klage verhindert, dass Gott nicht mit den Mächten der Lebenszerstörung verflochten wird.» (S. 260f.) Wer nicht klage, der glaube und hoffe im Modus der Sparflamme. Radikale Hoffnung werde erst möglich und virulent durch die Klage, die Wahrnehmung und Erfahrung der Abwesenheit von Gottes Gerechtigkeit in dieser Welt.
Die Bibel beschreibt beides, die Verlorenheit wie auch die Hoffnung der Welt. Sie jubiliert über die Grösse Gottes und beklagt mit drastischen Worten die menschlichen und gesellschaftlichen Abgründe. Auch die Kunst braucht beide: Bach und Cobain. Künstlerinnen und Künstler, ob christliche oder nicht christliche, die den Mut und die Demut haben, in die Schönheit einzutauchen sowie Künstlerinnen und Künstler, die den Mut und die Demut haben, sich mit der Leere, der Brutalität, der Hoffnungslosigkeit und Gewalt auseinanderzusetzen, solche wie Ágota Kristóf und Kurt Cobain. Die Transzendierung der Welt ist ohne Beschreibung der Welt nicht zu haben. Überwunden wurde die Welt mit der Todesleere Jesu am Kreuz.
Und nur so wird die Triggerwarnung möglich: Diese Botschaft kann Ihr Leben verändern.
Datum: 09.12.2022
Autor: Adrian Furrer
Quelle: Forum Integriertes Christsein
Eugen Bollin (1939*) is a monk in the Engelbert monastery, Switzerland. He attended the Art Academies in Lucerne and Vienna and won several art awards.
Eugen Bollin (1939*) besuchte die Kunstgewerbeschule Luzern und die Kunstakademie Wien und gewann diverse Kunstpreise.
Renewal is the keynote word for Crescendo 2023 Erneuerung ist das Leitwort von Crescendo 2023
ENGLISH
In his once white painter’s overall, now covered with splashed paint of every colour, he approaches us rapidly and, after a short greeting, leads us up over several staircases, rising through the old floors of the monastery to a hidden attic level. Up there, far away from the everyday life in the monastery, the kingdom of Brother Eugen opens up before us. It is here that he has dedicated himself to his art over many decades.
In the case of a Benedictine monk over 80 years old, one might expect a rather traditional way of painting. But Eugen Bollin, to give him his full name, knows no conventional style, be it in his painting or in his poetry (yes, he writes modern lyrical poetry as well!).
This is now the second time that I have visited him, and it almost seems that in the intervening three years – after Covid and pneumonia – he has become younger. He invites us to take a seat somewhere between the semi-figurative installations and the hundreds of piled-up pictures. «For a long time now, I have been looking into the movement of the arms», he says, and starts to apply chalk to a slate. With rapid strokes, he sketches a pregnant woman whose arm protectively closes round her stomach. Then he erases the sketch again and draws the woman again, this time with only a suggestion of figurative portrayal, yet it is somehow more «essential». He picks up a bronze figure of Christ, and places it in front of the slate. And already the picture has a new depth, and the woman is Mary.
“Do his fellow Benedictine brothers understand his art” is our question. It took some time, Brother Eugen replies with a smile. In the meantime, many of his works have found a place in the ministry corridors. We ask whether he is also been noticed outside the monastery. Yes, he has already held several exhibitions, won some art prizes and published volumes of lyrical poetry. By the way, his poetry is very «visual» and evokes vivid images and atmospheres. The language is terse and precise.
The visit to Eugen Bollin, which subsequently led through other rooms full of pictures, was impressive on multiple levels.
Here we have an 83-year-old painter, young at heart, returning with new energy to his work every day. New creation, artistic renewal (thus returning to our keynote word again) do not necessarily have to cease at an advanced age.
And Father Bollin is of course not involved in art in order to make a name for himself or to gain a place in the art market, and certainly not in order to become rich. His work is the result of a strong inner motivation, so it is with a cheerful face that he is able to say: «When I am no longer here, it all ends up on the rubbish tip.» Perhaps that‘s why he gives the impression of being very free.
In all this, he does not feel the times of prayer and his monastic life as limitations, but as a valuable framework for his creativity. The «ora et labora» of the Benedictines are thus combined in the most beautiful way.
And Eugen Bollin is finally also an example for us in the way he unites his love of Christ with completely unconventional art. Just as he did when he placed the crucifix in front of the abstract sketch of Mary. And we cast a parting glance at that work before we leave the studio and let Father Bollin turn to a new picture once again.
Beat Rink / Translation from German: Bill Buchanan
DEUTSCH
Er geht mit seinem von Farbflecken übersäten, einst weissem Malermantel mit raschem Schritt auf uns zu und führt uns nach einer kurzen Begrüssung durch die alten Klosterflure über mehrere Treppen hinauf zu einem verborgenen Dachstock. Dort oben, fernab vom normalen Klosterleben, tut sich das Reich von Pater Eugen auf. Hier widmet er sich seit Jahrzehnten seiner Kunst.
Von einem über 80-jährigen Benediktinermönch würde man eine eher traditionelle Malweise erwarten. Aber Eugen Bollin, so sein ganzer Name, kennt weder in seiner Malerei noch in seiner Poesie (ja, er schreibt auch moderne Lyrik!) einen konventionellen Stil.
Es ist das zweite Mal, dass ich ihn besuche, und fast will mir scheinen, er sei in den dazwischenliegenden drei Jahren – nach Covid und einer Lungenentzündung – jünger geworden. Er bittet uns, zwischen halb-figurativen Installationen und Hunderten von gestapelten Bildern einen Stuhl zu suchen.
«Ich beschäftige mich seit längerem mit der Bewegung der Arme», sagt er und setzt auf einer Schiefertafel die Kreide an. Mit schnellen Strichen skizziert er eine schwangere Frau, die ihren einen Arm behutsam um ihren Bauch schmiegt. Dann wischt er die Skizze wieder aus und zeichnet die Frau noch einmal, diesmal nur noch andeutungsweise figürlich, doch irgendwie «wesentlicher». Er nimmt eine bronzene Christusfigur und stellt sie vor die Tafel, und schon gewinnt das Bild eine neue Tiefe, und die Frau ist Maria.
Ob die benediktinischen Mitbrüder seine Kunst verstehen, fragen wir ihn. Es habe eine Zeit gedauert, meint Pater Eugen lächelnd. Mittlerweile hängen viele seiner Werke in den Klostergängen. Ob er auch ausserhalb des Klosters wahrgenommen werde. Ja, er habe schon mehrere Ausstellungen gemacht einige Kunstpreise gewonnen und Lyrikbände veröffentlicht. Seine Dichtung ist übrigens sehr «visuell» und evoziert eindringliche Bilder und Stimmungen. Ihre Sprache ist knapp und präzise.
Der Besuch bei Eugen Bollin, der danach noch durch andere Räume voll Bilder führt, beeindruckt in mehrfacher Hinsicht:
Da ist ein 83-jähriger, jung gebliebener Maler, der täglich neu ans Werk geht. Neues Schaffen, künstlerische Erneuerung (und damit sind wir bei unserem Leitvers für dieses Jahr), muss im hohen Alter nicht unbedingt aufhören.
Und selbstverständlich ist dieser Benediktiner-Mönch nicht künstlerisch tätig, um sich einen Namen zu schaffen, um sich im Kunstmarkt zu etablieren und schon gar nicht, um reich zu werden. Er arbeitet aus einer ungebrochenen inneren Motivation heraus, weshalb er mit heiterer Miene sagen kann: «Wenn ich nicht mehr da bin, kommt alles auf den Müll.» Vielleicht wirkt er deshalb so befreit.
Die Gebetszeiten und sein Leben im Kloster empfindet er dabei keineswegs als Einschränkung, sondern als wertvollen Rahmen für seine Kreativität. Das benediktinische «Ora et labora» kommen hier auf schöne Weise zusammen.
Und Eugen Bollin ist schliesslich auch insofern ein Vorbild, als er seine Christusliebe mit völlig unkonventioneller Kunst zusammenbringt – so wie er vor die abstrakte Maria-Skizze das Kruzifix gestellt, auf das nun noch ein letzter Blick fällt, bevor man das Atelier verlässt und sich Pater Bollin einem neuen Bild zuwendet.
PS: Drei Texte von Eugen Bollin aus dem Gedicht “Tagzeiten” erschienen im Lyrikband Pfortenweiss, 2004
Terz
Wenn ich deine Hände
betrachte, Herr, wie sie wachsen
mit allem, was sie geben:
Der Geist macht deine Hand
zu unserer Trinkschale.
Vesper
Das Spiel der Kinder
ist ohne Schaden aus.
Die Mönche stellen ihre
Traglasten ab. Der Herr setzt
unerkannt sich an ihren Tisch.
Komplet
Das Licht wird in Nachtlampen
durch die Gänge gestreut.
Helligkeit verlässt uns nicht
mit ihm, der über uns wacht.
Meine Kutte liegt hölzern und nackt.
Paintings by Martin Rink
“Birth of a star” (1983)
“Franz Kafka: Metamorphosis” (1977)
ENGLISH
The motto we have chosen for Crescendo in 2023 is «Renewal».
On one occasion or another we will refer back to this: at the Summer Institute, for example, during podium discussions and – why not? – also in concerts. Bach, after all, intended his music to be «to God’s glory and for the renewal of the soul».Why did we choose this theme? It points to the central, fundamental message of the Bible and can be developed in many directions – including the artistic one. At the same time, in the midst of the present turbulent world situation, great joy is felt in anticipation of every renewal which is valid for eternity. As an introduction, let us look at 2 Corinthians 5:17.
«Therefore, if anyone is in Christ, he is a new creation. The old has passed away; behold, the new has come. ..»
Gregor Samsa
“As Gregor Samsa awoke from restless dreams one morning, he found he had been transformed in his bed into a monstrous insect.” Thus begins Franz Kafka’s story “The Metamorphosis”. A “new creation” has indeed come into being, but not necessarily a beautiful one. Perhaps Kafka wanted to point out here what life, and also our own picture of ourselves, can make out of us.
A good creation
The new creation of which Paul speaks has a completely different character. In it we hear echoes of the biblical account of creation. In Genesis 2:7 we read, “Then the Lord God made man out of the dust of the earth and raised the breath of life into his nose. And thus man became a living being.”
In the coming weeks, by the way, many creators of art in German-speaking countries will be spending time with this text, at the invitation of Crescendo Germany.*
Our role in making all things new
God creates something wonderful and new – out of what? From the soil of the field! This tells us that man cannot create himself and he makes no contribution of any kind to his creation. He is completely in God’s hands, which form him out of the clay like a vase on the potter’s wheel. The same is true in the New Creation, of which 2 Cor. 5:17 speaks: it happens without our participation. During this, we are entirely in God’s hands, that is, in Christ. There is only one thing we can do: allow ourselves to fall into these hands. It is almost as with Gregor Samsa: he does NOTHING and sees he has been changed. How good this message is for us in our times, in which there is a constant demand for “self optimisation” (also in the worlds of music and art)!
Exodus
In formulating his text, Paul had not only the accounts of creation in his ear, but also such passages as Isaiah 43:19, where God says the following through the prophet: “See, I am doing a new thing! Now it springs up; do you not perceive it? I am making a way in the wilderness and streams in the wasteland.” This reminds us, of course, of Exodus (see Isaiah 43:16+17). Here, by the way, Isaiah is speaking to the people of Israel in the Babylonian captivity. A new thing, “renewal”, thus also means liberation from captivity! For Paul, this is a very existential dimensional: by his death on the cross, Christ frees us, so to speak, from the death cell of our guilt and leads us to a new, comprehensive creation, which can be already be tasted here and now.
A vision
To illustrate this with an example: A church leader tells about how he was once an alcoholic. He got involved in fights and, one night, ran riot in a bar, tipping over a heavy oak table and thus endangering other people. (The weird fact is that he later went into the same bar and tried to lift one end of the table, but failed, despite his best efforts, for the table was much too heavy…) After this outbreak of violence, ended up in a cell. As he was sleeping, he saw in a vision how strong hands were pulling him to a a place where he was to be executed. He was afraid for his life. Then suddenly he saw a figure in white clothes approaching on his right. This figure mounted a cross and allowed himself to be nailed to it. Then this man recognised the deep meaning of this and, in the vision, fell to his knees and called out, “Thank you, thank you!” At the same moment, the hands released him – and he had become a Christian, a new creation and, by the way, free of alcohol addiction.
Then what?
As a new creation in Christ, we are not yet perfect – a new car, too, still has to drive on the same old roads, keep the traffic laws and expect scratches and bumps to happen…
But we still have to put this question to ourselves:
Do we know that “in Christ” we are “New Creations”?
That we now have access to a new freedom?
That we are now part of the “New Creation” of the Kingdom of God?
And that this kingdom wishes to penetrate even deeper into all areas of our lives?
In Isaiah 43:18, we read, “Forget the former things…” That is, leave Egypt and Babylon behind you! What does this mean for you and for me? This is how we know that “renewal” is coming!
*This is a project by Crescendo Germany. It is a three-week time a reflection (with the title SELAH), presenting in Zoom meetings daily inspirational thoughts for «Time out with God», with elucidations by the theologian Max Richter, leader of Crescendo Germany and with pictures, music and poetry as downloads, discussion opportunities etc. This is an outstanding opportunity at the beginning of the new year. https://crescendo-deutschland.de
Beat Rink / Translation from German: Bill Buchanan
DEUTSCH Das Leitwort, das wir für Crescendo im Jahr 2023 gewählt haben, heisst “Renewal”, “Erneuerung”. Da und dort werden wir darauf Bezug nehmen – zum Beispiel auch im Sommerinstitut, in Diskussionsrunden und – warum nicht? – auch in Konzerten. Bach wollte seine Musik schliesslich «zur Ehre Gottes und zur Recreation des Gemüths» verstehen. Warum haben wir das Thema gewählt? Es verweist auf die zentrale Grundbotschaft der Bibel und lässt sich nach vielen Seiten hin entfalten – auch nach der künstlerischen Seite hin. Zugleich klingt inmitten der turbulenten Weltlage eine grosse Vorfreude auf jene Erneuerung an, die für immer bleiben wird. Zum Auftakt 2.Korinther 5,17 (Übersetzung des Prof. Markus Witte)
«Wenn also jemand in Christus ist, dann ist das neue Schöpfung. Das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.» Gregor Samsa „Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt.“ So beginnt Franz Kafkas Erzählung „Die Verwandlung“. Da geschieht eine „neue Schöpfung“, aber nicht unbedingt eine schöne. Vielleicht wollte Kafka mit darauf hinweisen, was das Leben und auch unser eigenes Selbstbild aus uns machen können. Eine gute Schöpfung Die Neuschöpfung, von der Paulus spricht, hat einen völlig anderen Charakter. Hier klingen die biblischen Schöpfungsberichte an. In Genesis 2,7 heisst es: „Da machte Gott der Herr den Menschen aus Staub von der Erde und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen.“ In diesen Wochen beschäftigen sich übrigens viele Kunstschaffende in den deutschsprachigen Ländern mit diesem Text, eingeladen von Crescendo Deutschland.* Unsere Rolle bei der (Neu)Schöpfung Gott schafft etwas wunderbar Neues – woraus? Aus dem Ackerboden! Das heisst: Der Mensch kann sich nicht selbst erschaffen und er trägt überhaupt nichts zu seiner Erschaffung bei. Er ist völlig in Gottes Händen, die ihn aus dem Lehm wie ein Gefäss auf der Töpferscheibe formen.
Dasselbe bei der Neuschöpfung, von der 2.Kor. 5,17 spricht: Sie geschieht ohne unser Mitwirken. Wir sind dabei ganz in Gottes Händen, das heisst: in Christus. Das Einzige, was wir tun können: uns in diese Hände hinein fallen lassen. Es ist fast so wie bei Gregor Samsa: Er tut NICHTS und sieht sich verwandelt. Wie gut tut diese Botschaft in unserer Zeit, die von uns beständig (auch in der Musik- und Kunstwelt) „Selbstoptimierung” verlangt! Exodus Paulus hatte bei seiner Formulierung neben den Schöpfungsberichten auch Stellen wie Jesaja 43,19 im Ohr. Dort spricht Gott durch den Propheten: „Siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr’s denn nicht? Ich mache einen Weg in der Wüste und Wasserströme in der Einöde“. Da klingt natürlich Exodus an (s.Jesaja 43,16+17). Jesaja spricht übrigens zum Volk Israel in der babylonischen Gefangenschaft. Neues, „Renewal“ heisst also auch Befreiung aus der Gefangenschaft! Bei Paulus hat dies eine sehr existentielle Dimension: Christus befreit uns durch seinen Kreuzestod sozusagen aus der Todeszelle unserer Schuld und führt uns einer neuen, umfassenden Schöpfung zu, die sich schon hier und jetzt schmecken lässt. Eine Vision Um dies an einem Beispiel zu illustrieren: Ein Gemeindeleiter erzählt davon, wie er früher Alkoholiker war. Er war in Schlägereien verwickelt und randalierte eines Nachts in einer Bar und warf einen schweren Eichentisch um und gefährdete so andere Menschen. (Unheimlich war, dass er später wieder in dieselbe Bar ging und versuchte, den Tisch anzuheben, aber es gelang ihn beim besten Willen nicht, denn der Tisch war viel zu schwer…) Nach diesem Gewaltausbruch kam er ins Gefängnis. Als er schlief, sah er in einer Vision, wie ihn starke Hände an einen Ort zogen, wo ihn die Exekution erwartete. Er hatte Todesangst. Doch auf einmal sah er eine Gestalt in weissen Kleidern, die von rechts kam. Diese Gestalt ging auf ein Kreuz zu und liess sich daran nageln. Das erkannte der Mann die tiefen Bedeutung und fiel in der Vision auf die Knie und rief: „Danke, danke!“ In demselben Augenblick liessen ihn die Hände los – und er war ein Christ geworden: eine Neuschöpfung, die übrigens auch von der Alkoholsucht befreite. Was nun? Mit dieser Neuschöpfung in Christus sind wir noch nicht vollkommen. – Auch ein neues Auto muss noch auf denselben alten Strassen fahren, die Verkehrsregeln beachten und damit rechnen, dass es Schrammen und Beulen gibt…
Aber fragen wir uns doch:
Wissen wir, dass wir „in Christus“ eine „Neuschöpfung“ sind?
Dass wir eine Exodus-Erfahrung hinter uns haben?
Dass wir nun Zugang haben zu einer neuen Freiheit?
Dass wir nun Teil sind der „neuen Schöpfung“ des Reiches Gottes?
Und dass dies all unsere Lebensbereiche noch mehr durchdringen will?
In Jesaja 43, 18 steht: „Gedenkt nicht an das Frühere…“ Das heisst: Lasst Ägypten und Babylon hinter euch! Was heisst das für mich und dich?
So kündigt sich „Renewal“ an! * Dazu eingeladen hat Crescendo Deutschland. Es ist eine dreiwöchige Besinnungszeit (Titel: SELAH) mit durch Zoom-Treffen, täglichen Impulse für «Pausen mit Gott», mit Erklärungen des deutschen Crescendo-Leiters und Theologen Max Richter, Bildern, Musik und Poesie zum Downloaden usw. Gesprächsangebote usw. Es ist ein ausgezeichnetes Angebot zum Jahresanfang. https://crescendo-deutschland.de
Text: Beat Rink
Die Abteilung Kulturförderung des Kantons Bern schreibt im Dezember die Auslandstipendien für die Aufenthalte 2024 spartenübergreifend aus. Die Ausschreibung richtet sich an professionelle Berner Kulturschaffende jeden Alters mit überzeugendem Leistungsausweis aus den Sparten Design, Kunst, Fotografie, Architektur, Literatur, Musik, Theater und Tanz (ausgenommen: Film).
Die Bewerbungen werden von einer Jury aus Delegierten der kantonalen und interkantonalen Kulturkommissionen sowie dem Fachausschuss der Berner Design Stiftung evaluiert. Die Ausschreibung gibt Auskunft über die Konditionen der Stipendienaufenthalte, die Bewerbungskriterien und Zulassungsbedingungen.
Bewerbung via elektronisches Gesuchsportal (unter Interdisziplinäre und spartenübergreifende Projekte) bis spätestens 23. Februar 2023.
ENGLISH
A personal word
Beat has invited me to offer a ‘Tune In’ reflection (or even more than one) as ‘Bishop for the Arts’. We met and engaged in conversation at a Gathering of Artists, Musicians, Actors all involved in arts ministry with Arts+* or Crescendo in Sofia Bulgaria. I was invited by Arts+ to join a round-table discussion, a devotion, and preach a sermon with the title ‘Hope in time of Crisis’. This ‘Gathering’ for me was transformational as it became crystal clear to Beat (he told me!) that my title was given to me in order to support, encourage and pray for Artists who are Christian. All facing different challenges in life but all united in responding with creativity to God’s love for His World. Artists after all are co-creators with Him. So I am glad to be a ‘Bishop for the Arts’.
My first experiences with music
In this first attempt at a TUNE IN I thought I would acknowledge my background in theatre as an actor and singer combined with my musical inheritance. My father was a child prodigy, playing the Church organ at the age of ten and going on to University on an organ scholarship. He chose a vocation to the priesthood over the vocation to be a professional musician. However he was able to combine his love of ministry and music often accompanying services and leading from the organ bench. My role as a youngster was to pump the organ for him. 2/6d for a funeral, 5/- for a Wedding. So began my love for music, and the bonus of pocket money! At the age of seven I was accepted after an audition as a Chorister in the Norwich Cathedral Choir. Music was my ‘bread and butter’ and paid for my school fees.
Actor, priest, bishop
After formal school which didn’t really appeal, to the excitement of being chosen to join the National Youth Theatre and then on to Drama School. Twelve years followed as a jobbing actor in plays, especially Shakespeare, musicals and even cabaret before being called to serve as a priest in the Church of England, a Chaplain to a High Security prison in Hong Kong and most recently a Diocesan Bishop in outback Australia! A story rich life! Now having returned to England I found myself called once more to parish ministry as Vicar of Christ Church, Streatham in inner city London – and Hon Assistant Bishop with a portfolio as a Champion of the Arts. (Connecting I believe humanity with the divine).
I have titled my first TUNE IN especially for Crescendo ‘If Music be the food of Love – play on’. Let me unfold this with a story. As we are still celebrating Christmas – and as the Orthodox churches still are preparing for Christmas, I have a Christmas story from prison.
In the high security prison of Hongkong
A bleak concrete High Security prison in the far reaches of Hong Kong. Prisoners lost and forgotten. Lifers with a very slim chance of ever being freed. In the heart of the prison was a Chapel, and at first a very nervous Chaplain. Those who attended called it ‘their home away from home’. A sanctuary of peace away from the noise of heavy barred doors slamming, the rattling of keys turning in the locks and the voice of authority barking orders. For an hour or so they felt safe in a community where love and trust could be found. Their favourite hymn which was requested most was ‘What a friend we have in Jesus… all our griefs and pain to bear…we carry everything to God in prayer.”
Best Christmas Nativity ever!
One Christmas I decided to spend it in prison rather than in the parish.
‘What happens? I asked.
‘We get an extra sausage for lunch – the Salvation Army band come in and their choir sing carols and then they tell us the story of Christmas’
I said ‘But you know the story of Christmas – why don’t you tell it to the rest of the inmates and staff in the prison?’
So began the adventure of performing the Nativity Story written and produced by them. They auditioned for various parts, one prisoner wrote his own carols, and together they produced the Best Christmas Nativity ever!!
A wonderful Cast
The Archangel Gabriel
Jo, a Nigerian prisoner played a muscular Archangel Gabriel chosen because he was the one they went to in time of trouble. He was their ‘Christian Counsellor’. We made enormous wings for him and when he ‘flew in’ he scared the living daylights out of us – but his line he loved to proclaim in his thunderous voice was: ‘Do not be afraid’ – and we weren’t. He took great care of the Holy Family embracing them in his vast wings and accompanying them to Bethlehem.
The Holy Family
Joseph was played by a prisoner named Joseph!
He was chosen because of his gentleness. Mary was not one of the prisoners but Danielle a member of our Church ‘on the outside’ took her part. She took some persuading as she believed that the prisoners in this high security prison were monsters and should have been given the death penalty, not life in prison. I persuaded her to meet them before committing to play the part. She joined us for our Chapel service for a few weeks and received kindness and respect. The experience of playing Mary was life changing for her too.
Angels and Shepherds
The back cloth to our play was a Choir of Angels who sang with gusto the carols written by James, one of our lifers – our faithful organist in the Chapel. He played with one finger to accompany the hymns always very slowly, but the prison chapel congregation were so kind and patient. However one of the guys we discovered played a guitar to accompany the choir dressed as a Shepherd for James’ new carols.
The Three Wise Men
Three wise men were chosen, obviously for their wisdom but also for the seriousness and the gravitas of their performance. As they stood in the wings awaiting their entrance dressed in their finery topped with crowns, I noticed that one had a tear running down his cheek and I thought his nerves have got to him and he has developed stage fright. I approached him tentatively.
‘Are you alright?’
‘Oh yes – I’m more than alright – I haven’t worn anything but brown for twelve years, I don’t half feel special’. On went the triumvirate, triumphant as they laid their gifts in front of the Christ Child Jesus and sang James’ version of “Away in a Manger”.
The Angels sang, the Shepherds sang, such a joyful sound interspersed, as all great music demands, with moments of ‘Holy Silence’. They inhabited the story; each character engaged in living their faith through ‘Holy Theatre’.
We invited the Salvation Army Band at the end to accompany some traditional carols. They were delighted to be invited and learnt some of James’ unique carols too!
If music be the food of love play on! This is at the same time a wish for us in 2023. Happy New Year! Be blessed!
PS: In a future IN TUNE I’ll share with you the demand and insistence on performing the Story of Easter next!
* ARTS+ is a worldwide unique network of many Christian art ministries: www.artsplus.info (intl.) / www.artsplus.ch (Switzerland)
DEUTSCH Ein persönliches Wort Beat hat mich als “Bischof für Kunst” gebeten, ein oder sogar mehrere Male etwas für die TUNE INs zu schreiben. Wir hatten uns in der bulgarischen Hauptstadt Sofia bei einem Treffen von KünstlerInnen, MusikerInnen und SchauspielerInnen kennengelernt, die alle mit Arts+* oder Crescendo verbunden sind. Ich war von Arts+ eingeladen worden, an einer Gesprächsrunde teilzunehmen sowie eine Andacht und eine Predigt zum Thema ‘Hoffnung in Zeiten der Krise’ zu halten. Dieses Treffen wurde für mich zu einem Wendepunkt, denn Beat sah kristallklar (so sagte er es mir jedenfalls!), dass ich meinen Bischof-Titel einsetzen sollte, um christliche Kunstschaffende zu unterstützen, um sie zu ermutigen und um für sie zu beten. Sie alle stehen ja vor unterschiedlichsten Herausforderungen, und sind dennoch durch Gottes Liebe zu seiner Welt miteinander. Und sie alle geben darauf eine Antwort. Auch dies wirkt verbindend. Kunstschaffende sind ja schließlich Gottes Mit-Schöpfer. Deshalb freue ich mich, ein ‘Bischof für Kunst’ zu sein. Meine ersten Erfahrungen mit Musik In diesem ersten TUNE IN möchte ich etwas über das musikalische Erbe sagen, das mir in die Wiege gelegt wurde, und über die sich daraus ergebenden Erfahrungen als Sänger und später als Schauspieler. Mein Vater war ein Wunderkind. Er spielte bereits im Alter von zehn Jahren auf der Kirchenorgel und konnte dann dank eines Orgelstipendiums die Hochschule besuchen. Er sah sich jedoch zum Pfarrer berufen und ging nicht weiter seiner ursprünglichen Berufung zum Musiker nach. Allerdings gelang es ihm, seine Liebe zur Musik mit dem geistlichen Dienst zu verbinden: Häufig leitete er die Gottesdienste von der Orgelbank aus. Meine Aufgabe als Jugendlicher bestand dann darin, die Orgel zu pumpen: Zu 0,30 € bei Beerdigungen, 0.60 € bei Hochzeiten. So wurde meine Liebe zur Musik geweckt – und dank des damit verbundenen Taschengelds!
Im Alter von sieben wurde ich in den Norwich Cathedral Choir aufgenommen. Die Musik war damals sozusagen mein Brotberufe und deckte mein Schulgeld. Schauspieler, Pfarrer, Bischof Nach der Schule, die mir nicht wirklich zusagte, wurde ich ins National Youth Theatre und später in die Drama School aufgenommen. Ganze zwölf Jahre lang trat ich als Gelegenheitsschauspieler auf und spielte in Stücken von Shakespeare, in Musicals und Kabaretts mit. Dann folgte auch ich dem Ruf zum anglikanischen Pfarrer; ich wurde wurde Kaplan in einem Hochsicherheitsgefängnis in Hongkong und später Diözesanbischof im australischen Outback. Das waren ereignisreiche Jahre! Danach kehrte ich nach England zurück, wurde Vikar der Christ Church in Streatham in der Londoner Innenstadt und schliesslich ehrenamtlicher Weihbischof für Kunst. (Ich glaube, dass sich auch in diesem Aufgabenbereich das Menschliche mit dem Göttlichen verbindet).
Ich habe für mein erstes TUNE IN (speziell für Crescendo) den Titel gewählt: «Wenn Musik die Nahrung der Liebe ist, dann spielt weiter!». Was heisst das? Lasst es mich mit einer Geschichte erläutern.
In den letzten Tagen haben wir Weihnachten gefeiert – und in den orthodoxen Kirchen steht Weihnachten immer noch vor der Tür. Deshalb erzähle ich hier eine Weihnachtsgeschichte, die sich in einem Gefängnis abgespielt hat.
Im Hochsicherheitsgefängnis von Hongkong Das Hochsicherheitsgefängnis im abgelegensten Teil Hongkongs ist eine trostlose Betonwüste. Dort leben unzählige Gefangene, verloren und vergessen. Sie alle haben «lebenslänglich» bekommen. Im Herzen des Gefängnisses gibt es eine Kapelle, und damals wirkte dort ein anfangs sehr nervöser Kaplan. Alle, die diese Kapelle besuchten, nannten sie ihr “Zuhause fernab von Zuhause”. Für sie war es ein Ort des Friedens, weit weg vom Lärm der schweren, ins Schloss fallenden Gittertüren, vom Klimpern der Schlüssel, die sich quietschend in Schlössern drehten und von den Stimmen der Wärter, die ihre Befehle bellten. Für eine Stunde oder so fühlten sie sich sicher in einer Gemeinschaft, wo sie Liebe und Vertrauen fanden. Ihr Lieblingslied war: “What a friend we have in Jesus»… und darin die Verse: «all unser Leid und unseren Schmerz tragen wir zu Gott im Gebet.» Das beste Krippenspiel aller Zeiten! Einmal beschloss ich, Weihnachten nicht in meiner Kirchgemeinde, sondern eben in diesem Gefängnis zu feiern.
“Was geschieht bei euch an Weihnachten?” fragte ich die Gefangenen.
„Oh, wir bekommen eine Extrawurst zum Mittagessen. Die Band der Heilsarmee kommt und ihr Chor singt Weihnachtslieder. Und dann erzählen sie uns die Weihnachtsgeschichte.“
Ich sagte: “Ihr kennt also die Weihnachtsgeschichte. Warum erzählt ihr sie dann nicht selber – und zwar den anderen Insassen und dem Gefängnis-Personal?»
So begann ein Abenteuer: Die Sträflinge machten sich ans Werk. Sie schrieben ein Theaterstück und begannen mit der Inszenierung.
Sie sprachen für verschiedene Rollen vor. Ein Gefangener schrieb Lieder. Gemeinsam produzierten sie das beste Krippenspiel aller Zeiten!
Eine hervorragende Truppe
Der Erzengel Gabriel Jo, ein nigerianischer Gefangener, spielte den muskulösen Erzengel Gabriel. Sie hatten ihn gewählt, weil er immer ein offenes Ohr hatte, wenn jemand mit einem Problem zu ihm kam. Wir bastelten ihm riesige Flügel, und als er ‘einflog’, erschreckte er uns alle zu Tode. Aber der Text, den er mit seiner donnernden Stimme verkündete, lautete: ‘Habt keine Furcht’ – und so hatten wir keine Furcht mehr.
Die Heilige Familie Er kümmerte sich liebevoll um die Heilige Familie, umarmte sie mit seinen großen Flügeln und begleitete sie nach Bethlehem.
Joseph wurde von einem Gefangenen namens Joseph gespielt! Er wurde wegen seiner Sanftmut ausgewählt.
Maria gehörte nicht zu den Gefangenen, sondern Danielle hatte die Rolle übernommen, ein Mitglied unserer Kirchgemeinde, Es hatte einiger Überredungskunst bedurft, denn Danielle war davon überzeugt, dass die Gefangenen in diesem Hochsicherheitsgefängnis Monster seien, und dass sie eigentlich die Todesstrafe statt lebenslänglicher Haft verdient hätten. Ich musste sie zum Mitmachen überreden. Am besten sollte sie die Gefangenen zuerst kennen lernen. So nahm Danielle einige Wochen lang an unseren Gefängnis-Gottesdiensten teil, wo man ihr freundlich und mit Respekt begegnete. Im Hochsicherheits-Gefängnis Maria zu spielen, wurde für sie zu einer lebensverändernden Erfahrung.
Engel und Hirten Im Hintergrund sang mit inbrünstiger Begeisterung ein Engelschor. Er wurde auf der Orgel von James begleitet, der die Weihnachtslieder selbst geschrieben hatte. James spielte mit einem Finger, und dies immer sehr langsam. Doch die Gefängnis-Gemeinde war sehr nett und geduldig. Einer der Jungs war als Hirte verkleidet und begleitete die Lieder auf der Gitarre.
Die drei Weisen Nun mussten drei Weisen ausgewählt werden. Die Wahl fiel auf drei Männer, die sicher weise waren, aber auch von ernsthafter und gravitätischer Erscheinung. Als sie in den Kulissen standen und mit ihren Kronen auf den Auftritt warteten, sah ich, wie einem von ihnen eine Träne über die Wange lief. Ich dachte, er sei nervös vor Lampenfieber. Vorsichtig näherte ich mich ihm.
“Geht es dir gut?”
“Oh ja – mir geht es mehr als gut. Es ist nur so: Ich habe zwölf Jahre lang nichts anderes als braune Kleider getragen, und heute fühle mich so anders.”
Die drei Könige strahlten, als sie ihre Geschenke vor das Christkind
legten.
Die Engel sangen, die Hirten sangen, und all dies ergab einen so freudigen Klang, der, wie es sich für gute Musik gehört, ab und zu von Momenten der “Heiligen Stille” unterbrochen wurde.
Alle tauchten ein in die Geschichte, so dass jeder Figur der Glaube abzuspüren war, der in diesem Heiligen Theater wohnte.
Am Ende luden wir die Heilsarmee-Band ein, einige traditionelle Weihnachtslieder zu begleiten. Sie freuten sich über diese Einladung und lernten auch einige Lieder kennen, die der unvergleichliche James geschrieben hatte.
Wenn Musik die Nahrung der Liebe ist, dann spielt weiter!
Dies ist zugleich mein Wunsch für 2023.
Happy new year! Seid gesegnet!
PS: In einem nächsten IN TUNE werde ich über eine Aufführung der Ostergeschichte schreiben!
* ARTS+ ist ein weltweit einzigartiges Netzwerk zahlreicher christlicher Kunst-Initiativen: www.artsplus.info und Schweiz: www.artsplus.ch
Der Film von Lukas Zünd läuft in der Ukraine, mitten im Krieg. «Die dritte und vierte Generation» wurde am Ukrainian Dream Film Festival vor einem kleinen Publikum in Odessa ausgezeichnet. (https://udff.webflow.io). Der Dokumentarfilm zeigt im Kontext von Nazi-Deutschland, dass die Taten der Kriegsverbrecher sich auswirken bis in die dritte und vierte Generation, wenn sie unter den Teppich gewischt werden. In Russland wurden die Verbrechen der Sowjetunion niemals auf breiter gesellschaftlicher Ebene bekannt und aufgearbeitet, sondern in den letzten Jahren zunehmend sogar verherrlicht. Die Folgen sieht man seit dem 24. Februar 2022.
The picture “The Rest on the Flight to Egypt”, painted in 1594 by Caravaggio (1571-1610), hangs in the Galleria Doria Pamphilj in Rome. This large-scale work (135.5 × 166.5 cm) is highly impressive. And its theme touches a chord in our time, when many people are fleeing from violence. Christmas 2022, not for the first time in history, bears the imprint of power politics.
There is no date on the work; an origin around 1594 is assumed. Nor is the giver of the commission known, although this may well be someone in the circle around the priest Philippo Neri (on Neri see TUNE IN No. 373/374). The picture was not painted on canvas, but on a cheaper material, a linen tablecloth, which was obviously more affordable for the young Caravaggio.
In both halves of the picture, separated by the angel, we see the holy family. Mary and the child are sleeping peacefully. There is no sign of any panic in the refugees. The intimacy of the scene owes much to the representation of the so-called “Gypsy Madonna” by Antonio da Correggio (1489-1534). Why the “Gypsy Madonna”? There Mary, likewise fleeing, appears in a “gypsy” dress typical for the time.
Mary and the child
What else is striking in this early work by Caravaggio? Mary’s left hand and left foot touch the angel, a sign of a close link with heaven. In contrast to the opposite half of the painting, the colours on the side with mother and child are comparatively strong: Mary is wearing a red dress and a dark blue cloak. Set against those, her skin colour is bright. The surrounding nature is dark green, like the evening sky. Apart from this case, by the way, Caravaggio hardly ever painted landscapes. Here, however, he follows his Corregio in showing the path they were on towards Egypt.
Joseph
In this picture we also see Joseph, who is absent from Corregio’s work. He appears as an astonishingly old man, sitting in exhaustion on his baggage. Commentators point out that everything around him is brown, from the autumn leaves or the donkey’s skin all the way down to the karstic ground strewn with stones – a traditional indication that Joseph played no role in Mary’s fruitfulness.
The Angel
Joseph is listening carefully to the music of the angel, which is clearly not disturbing Mary and the child, but rather lulling them to sleep. Incidentally, the music book which Joseph is holding for the angel has been identified. It is a motet by the Flemish composer Noel Bauldeweyn (c. 1480–1529/30) with a text from the Song of Songs. At that time, the Song of Songs was interpreted with reference to the love between Christ and his bride, the church. It has been pointed out that Joseph was unlikely to have had music in his luggage. So the piece is to be understood as heavenly music.
Rather than hovering above the heads, as in Correggio, Caravaggio’s angel, although of aerial appearance, is standing with both feet on the barren soil.
The Violin
In our copy, one detail cannot be seen: one of the violin strings is broken. This is strange. We know of no explanation offered by art historians. But a theological explanation is possible: With the birth of Jesus, Heaven comes down to earth and makes itself subject to earthly conditions. Here, in this world, whatever is heavenly, breaks. So this string refers to the crucifixion, in the same way as, in many old Christmas pictures, a cross can be seen among the wooden beams in the stable. But the music is obviously comforting. The worried frown on Joseph‘s forehead will surely soon disappear, and he too will gain fresh strength in sleep.
Let us allow this masterpiece by young painter accompany us into the days of Christmas. Despite everything, heaven is not turning its back indifferently on our world and its turmoil. The picture speaks impressively, although in code, of this fact.
Beat Rink / Translation from German: Bill Buchanan
DEUTSCH
Das 1594 entstandenen Bild „Die Ruhe auf der Flucht nach Ägypten“ von Caravaggio (1571-1610) hängt in der Galleria Doria Pamphilj in Rom. Das großformatige Gemälde (135,5 × 166,5 cm) ist höchst eindrücklich.
Es passt von der Thematik her in unsere Zeit, in der viele Menschen vor Gewalt flüchten. Weihnachten 2022 steht tatsächlich unter dem Eindruck der Machtpolitik, nicht zum ersten Mal in der Geschichte.
Das Werk ist undatiert; man nimmt eine Entstehung um 1594 an. Der Auftraggeber ist nicht bekannt, wird jedoch im Umkreis des Priesters Philippo Neri vermutet (zu Neri siehe TUNE IN Nr.373/374). Das Bild wurde nicht auf Leinwand gemalt, sondern auf den billigeren Stoff eines Leinen-Tischtuchs, das für den jungen Caravaggio offensichtlich eher erschwinglich war.
Wir sehen auf den beiden, durch den Engel getrennten Bildhälften die heilige Familie. Maria und das Kind schlafen friedlich. Da ist keine Panik der Flüchtenden erkennbar. Die Intimität dieser Szene verdankt sich der Anleihe an die Darstellung der sog „Zigeunermadonna“ von Antonio da Correggio (1489-1534). Warum „Zigeunermadonna“? Die sich ebenfalls auf der Flucht befindlichen Maria erscheint in einem für die damalige Zeit typischen „Zigeuner“-Kleid.
Maria und das Kind
Was fällt weiter bei Caravaggios Jugendwerk auf? Die linke Hand und der linke Fuss Marias berühren den Engel, Zeichen der Verbundenheit mit dem Himmel. Im Unterschied zur gegenüber liegenden Bildhälfte sind die Farben auf der Seite von Mutter und Kind einigermassen stark: Maria trägt ein rotes Kleid und einen tiefblauen Umhang. Dazu ist ihre Haut hell. Die Natur ist wie der Abendhimmel dunkelgrün. Caravaggio hat sonst übrigens kaum Landschaften gemalt. Hier deutet er aber wie seine Vorlage den Fluchtweg nach Ägypten an.
Joseph
Auf dem Bild sehen wir auch Josef, anders als bei Correggio. Er ist hier ein erstaunlich alter, müde auf seinem Gepäck sitzender Mann. Kunsthistoriker weisen darauf hin, dass um ihn herum alles braun ist, von den herbstlichen Blättern über das Fell des Esels im Hintergrund bis hinunter zum karstigen, von Steinen übersäten Boden – eine traditionelle Anspielung darauf, dass Josef nichts zur Fruchtbarkeit Marias beigetragen hat.
Der Engel
Joseph lauscht aufmerksam der Musik des Engels, die Maria und das Kind offenbar nicht stört, sondern vielmehr in den Schlaf zu wiegen scheint. Das Notenbuch, das Josef dem Engel hinhält, konnte übrigens identifiziert werden. Es handelt sich um eine Motette des flämischen Komponisten Noel Bauldeweyn (ca. 1480–1529/30)über einen Text des Hohenlieds. Das Hohelied wurde damals auf die Liebe zwischen Christus und seiner Braut, der Gemeinde, gedeutet. Man hat angemerkt, dass Josef wohl kaum Noten im Gepäck hatte. Das Musikstück sollte also als himmlische Musik gedeutet werden.
Anders als bei Correggio schwebt der Engel nicht über den Köpfen, sondern er steht, obwohl eine luftige Erscheinung, mit beiden Beinen auf dem kargen Boden.
Die Violine
Auf unserer Kopie ist ein Detail nicht zu erkennen: Eine Violinsaite ist gerissen. Das ist seltsam. Wir haben dafür keine kunsthistorische Erklärung gefunden. Aber man könnte es theologisch so deuten: Der Himmel kommt mit der Geburt von Jesus auf die Erde und unterwirft sich den irdischen Bedingungen. Hier in dieser Welt zerbricht Himmlisches. So wird diese Saite zum Hinweis auf die Kreuzigung, ähnlich wie auf vielen alten Weihnachtsbilder im Gebälk des Stalles ein Kreuz zu sehen ist. Die Musik ist aber offenbar tröstlich. Die Sorgenfalten auf Josefs Stirn werden wohl bald verschwinden und sicher wird auch er im Schlaf neue Kraft schöpfen.
Dieses Meisterwerk eines jungen Malers soll uns diese Weihnachtszeit hinein begleiten. Der Himmel wendet sich aber nicht gleichgültig von unserer Welt und ihren Erschütterungen ab. Das Bild spricht auf verschlüsselte, aber eindrückliche Weise davon.
Text: Beat Rink
ENGLISH
In the literature scene, there are today relatively few writers who write about faith on a good literary level. This may be linked to the fact that certain forms of art do not appear in the church and are perhaps even frowned on – such as dance, for example. But, one might object, the spoken word is certainly present everywhere in the churches. Yes! But the «custodians» of the word are the church leaders. And the result is that, alongside them, literature can hardly develop a role, unless they consciously promote the literary talents in the church or are themselves writers of novels, poems and theatrical pieces. This is in fact often the case. In addition, it is not completely surprising that many children of pastors are writers. (They do not, however, necessarily share the faith of their parents. But literary history shows that the linguistic power they acquired in the pastor’s house has exerted a strong influence on present-day literature. (The German literary scholar Albrecht Schöne wrote a much-cited study of this in 1958: «Säkularisation als sprachbildende Kraft. Studien zur Dichtung deutscher Pfarrersöhne. [‘Secularisation as a formative power in language. Studies of poetry by sons of German pastors.’]»)
Among the theologians who write great poetry is the Rabbi Elazar Benyoëtz. He was born 1937 as the son of Austrian Jews in Vienna Newtown. His family emigrated to Palestine in 1938, where he has lived since 1939, developing into a Hebrew poet. Benyoëtz writes above all in German. His literary form is the aphorism. Among his great themes is faith. In this field he examines Christianity closely and often quotes from the New Testament. I personally have the privilege of being able to look back on some beautiful meetings with this wonderful poet. This year, he reached the age of 85 – a fitting occasion to quote some of his aphorisms:
The mountains moved by faith are not revealed to doubt.
Faith – jubilation over God.
If you give God your love, you can keep your doubt.
God demands only one sacrifice from you: your unbelief.
One’s own prayer – the most precise self-analysis.
“Rabbi Mendel’s most famous pupil was Rabbi Jizchak Meir, known as ‘Rim’. On one occasion he taught his pupils as follows: ‘It is not good to be clever. An all-too clever person has a tendency to sophistry, which ultimately leads to unbelief. It is not good to be good. An all-too good person is soft; even if such a person may have no inclination to unbelief, he is easily enticed into a noncommittal way of life. Nor is it good to be pious. An all-too pious person may indeed be without a tendency to unbelief or to noncommittal living, but he imagines that he is the only one serving God appropriately, whereas other people that nothing they stand for, for which reason he hates them. Ultimately he becomes a wrecker for everyone, a real villain bad guy.’ His pupils were appalled at what he said. ‘But’, they asked, ‘how should a person be, if neither the clever nor the good, nor even the pious, behaves rightly?’ ‘Well’, answered Rim, ‘he should be clever, good and pious simultaneously.’ ”
Beat Rink / Translation from German: Bill Buchanan
DEUTSCH
In der Literaturszene gibt es heute verhältnismässig wenige Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die auf gutem literarischen Niveau vom Glauben schreiben. Dies könnte damit zu tun haben, dass in den Kirchen gewisse Kunstformen nicht vorkommen und vielleicht sogar verpönt wurden – wie zum Beispiel der Tanz. Aber das Wort ist doch in den Kirchen allgegenwärtig, mag man einwenden. Ja! Aber «Hüter» des Wortes sind die Pfarrpersonen. Und das heisst: Neben ihnen kann sich die Literatur kaum entfalten, es sei denn, sie fördern bewusst die literarischen Talente in der Kirche oder sie schreiben selber Romane, Gedichte und Theaterstücke. Dies ist tatsächlich oft der Fall. Überdies ist nicht verwunderlich, dass es viele Pfarrkinder gibt, die schreiben. (Allerdings teilten und teilen diese nicht unbedingt den Glauben ihrer Eltern. Aber die Literaturgeschichte zeigt, dass ihre im Pfarrhaus angeeignete Sprachkraft stark auf die gegenwärtige Literatur einwirkte. (Der deutsche Literaturwissenschafter Albrecht Schöne schrieb dazu 1958 eine vielbeachtete Untersuchung «Säkularisation als sprachbildende Kraft. Studien zur Dichtung deutscher Pfarrersöhne“.)
Zu den Theologen, die grosse Dichtung schreiben, gehört der Rabbi Elazar Benyoëtz. Er wurde 1937 als Sohn österreichischer Juden in Wiener Neustadt geboren. 1938 emigrierte seine Familie nach Palästina, wo er seit 1939 lebt und zum hebräischen Dichter heranwuchs. Benyoëtz schreibt vor allem in deutscher Sprache. Seine literarische Form sind Aphorismen. Zu seinen grossen Themen gehört der Glaube. Dabei setzt er sich auch intensiv mit dem Christentum auseinander und er zitiert oft das Neue Testament. Und in seinen Büchern zitiert er oft Texte aus der jüdischen Tradition (s.u.). Ich selber darf auf einige schöne Begegnungen mit diesem wunderbaren Dichter zurückblicken. Er wurde in diesem Jahr 85 Jahre alt – ein Anlass, einige seiner Aphorismen zu zitieren:
Den vom Glauben versetzten Berg bekommt der Zweifel nicht zu sehen.
Glaube – Der Jubel über Gott.
Gibst du Gott deine Liebe, darfst du deine Zweifel behalten.
Gott verlangt von dir ein einziges Opfer: deinen Unglauben.
Auch das Gebet will erbetet sein.
Das eigene Gebet – die genaueste Selbstanalyse.
“Rabbi Mendels berühmtester Schüler war Rabbi Jichak Meir, der ‚Rim‘ genannt. Einmal belehrte er seine Schüler. ‘Es ist nicht gut, klug zu sein. Ein allzu kluger Mensch hat die Neigung zur Klügelei, die schliesslich zum Unglauben führt. Es ist nicht gut, gut zu sein. Ein allzu guter Mensch ist ein Weichling; ein solcher hat vielleicht keinen Hang zum Unglauben, aber er wird leicht zu einem ungebundenen Leben verführt. Es ist auch nicht gut, fromm zu sein. Wer gar zu fromm ist, hat zwar keine Neigung zum Unglauben oder zur Ungebundenheit, aber er denkt sich, dass er nur Gott gebührend dient, während die anderen Leute für nichts stehet, darum hasst er sie. Schliesslich wird er ein Schädling aller, ein wirklicher Bösewicht.’ Die Schüler entsetzten sich über diese Rede. ‘Aber’, fragten sie, ‘wie soll denn der Mensch sein, wenn weder der kluge, noch der gute und nicht einmal der fromme Mensch richtig handelt?’ ‘Nun’, antwortet Rim, ‘er soll gleichzeitig klug, gut und fromm sein.’ “
Text: Beat Rink
ENGLISH
Shame is a «signature feeling of late modern culture» (Kristian Fechtner). People today are often ashamed! On this see the TUNE IN 364 on «Religious shame and art». Today our topic is another aspect of shame.
What’s the bride’s name?
Every couple of years I have the same dream: I am standing at the wedding altar as pastor and ask the couple to speak the marriage vows to each other. I begin: «Will you, Stephen, joined in marriage with…?» Then I falter, because I have forgotten the name of the bride. But this kind of thing can’t happen, a pastor forgetting the bride’s name! I wake up in shock.
In real life, since I am not employed as a pastor, I seldom conduct weddings. But nevertheless, this dream inflicts itself on me time and again. It is not so much an oppressive nightmare as a «dream about failure». I fail precisely at the culminating moment of the entire service, in fact at the central point of the whole day. In addition, my failure is completely public, and I rob those present – in particular the bride and groom – of this solemn moment. I am ashamed and my greatest wish is to disappear into a hole in the ground. So here one could speak of a «shame dream».
Question: What dreams of failure and shame do you have? Perhaps dreams associated with your artistic profession: as an actor on stage, as a musician in the orchestra, as a teacher in the music school, as an artist at the opening of the exhibition, as an author at a public reading…?
Shame in real life
One has dreams of this kind because one fears failure in real life and is all too familiar with such humiliating moments. We can all recall things of which we are profoundly ashamed. Sometimes these memories turn up repeatedly in the form of «shame dreams» and accompany us throughout our lives. They were triggered by misfortunes, misguided behaviour or exposure, with ourselves as the victim.
Art on the borderline to shame
Artistic creators in particular work on the borderline to shame. What’s that about? In my opinion, art has to sound out, and even go beyond, the limits of conventional morality. But that would be a topic for another day. Here I want to get at something else:
1.An artistic person exposes something very personal and intimate. This is true of practically any good art. As a result, he/she makes himself vulnerable and open to feelings of shame. As as sensitive person, he/she can be particularly easily hurt.
2. Artists have to persuade the public of the quality of their art. Stage fright occurs because one is afraid of failure. Stage fright is a result of the «fear of shame».
3.Art must repeatedly take risks and expose itself to the danger of disaster. Otherwise art becomes boring and sterile. This is why artists have to learn to deal with the constant menace of shame.
Question: Is this familiar from our own lives?
How does one get free?
«Shame» has many facets, so there is no single answer to the «shame problem». Here are some starting points for further thoughts. Caution: now things are to get very personal!
1. Are you aware of shame in your life? Are you oppressed by feelings of shame? Name them, and speak to God, and perhaps to another person, about them.
2. Realise that shame is evidence that one has dignity. Anyone who no longer feels shame no longer has a sense of personal dignity. So: shame is an indicator of a positive quality!
3. Ask yourself where your shame comes from? From your childhood? Were you humiliated in front of others as a child because you could or would not follow certain rules? Did you suffer degradation as a method of correction?
4. Does this shame have something to do with personal guilt?
5. What effect does your shame have on you? Does it give rise to anxiety? Does it discourage you from venturing into something in life (and in art)? Do you, as a result, also lose joy in art and perhaps even in life?
6. Realise this: «Anyone filled with shame wishes to be free of it it», says the psychologist Daniel Hell. Have you reached this point?
7. Realise that freedom from shame cannot be achieved by shamelessness. Could it be that today’s shifting of the boundaries of shame (in art too!) is in fact an attempt to liberate oneself from shame?
8. Jesus Christ was degraded on the cross and «shamed» in the extreme. But it was on the cross that he freed us. He forgave our guilt. And with that our past – and even our future – errors are forgiven. «Sin robustly!» was Luther’s advice to his melancholy (shame-laden?) friend Melanchthon. What he meant was: «Be daring in what you do, even at the risk of doing something wrong!» What are the outworkings in our lives of this liberation through the cross?
9. In Genesis 3 we read how Adam and Eve realised, after their rebellion against God, that they were naked. They hurriedly improvised coverings for themselves and hid from God. God looked for them and called out, «Adam, where are you?» He brought them out from their hiding place of shame, he brought them to the point of admitting their guilt, and banished them from the Garden of Eden. At the same time, however, he covered their shame by making them clothes. – In the light of Jesus Christ, this passage takes on a particular profundity. What does this mean for you? Perhaps you can pray this: «Lord, cover my shame. I give you this (…) and that (…) memory. Protect me from any further burden through my feelings of shame. Wrap me in your love, which restores dignity to me.»
10. It is possible that this release from shame will not happen from one day to the next. But a process could begin in which your feelings are healed step-by-step. And then perhaps you will even find that silly dreams of failure and shame become rare…
Beat Rink / Translation from German: Bill Buchanan
Picture/ silhouette: Helene Rink-Keller
DEUTSCH Scham ist eine «Gefühlssignatur der spätmodernen Kultur» (Kristian Fechtner). Heutige Menschen schämen sich oft! Siehe dazu das TUNE IN 364 über «Religiöse Scham und Kunst». Hier geht es um einen anderen Aspekt der Scham.
Wie heisst die Braut ?
Alle paar Jahre habe ich diesen Traum: Ich stehe als Pfarrer hinter dem Trau-Altar und bitte die Brautleute, sich gegenseitig das Ehe-Versprechen zu geben. Ich beginne: «Möchtest du, Stefan, die Ehe eingehen mit…» Dann stocke ich, weil ich den Namen der Braut vergessen habe. Das darf doch nicht sein: Ein Pfarrer, der den Namen der Braut vergisst! Ich schrecke aus dem Schlaf auf.
Im realen Leben halte ich, da ich nicht als Pfarrer angestellt bin, nur wenige Trauungen. Und trotzdem sucht mich dieser Traum immer wieder heim. Es ist weniger ein beklemmender Albtraum, als ein «Versagens-Traum». Ich versage ausgerechnet in dieser Minute, auf die der ganze Gottesdienst zuläuft und die eigentlich das Zentrum dieses Tages ist. Ich versage zudem in aller Öffentlichkeit und beraube die Anwesenden – und vor allem die Brautleute – dieses feierlichen Moments. Ich schäme mich und möchte am liebsten im Boden versinken. Man könnte also auch von einem «Scham-Traum» sprechen.
Frage: Welche Versagens- und Schamträume hast du? Träume, die vielleicht mit deinem künstlerischen Beruf zu tun haben: als Schauspieler auf der Bühne, als Musikerin im Orchester, als Lehrer in der Musikschule, als Künstler in der Vernissage, als Schriftstellerin bei der Lesung…?
Scham im richtigen Leben
Man hat solche Träume, weil man sich im richtigen Leben vor dem Versagen fürchtet und nur zu gut solche beschämende Momente kennt. Wir alle erinnern uns an Dinge, für die wir uns abgrundtief schämen. Manchmal tauchen diese Erinnerungen wie «Scham-Träume» immer wieder auf und begleiten uns ein Leben lang. Auslöser waren Missgeschicke, ein Fehlverhalten oder auch eine Blosstellung, bei der wir Opfer waren. Kunst an der Scham-Grenze
Besonders Kunstschaffende arbeiten an der Scham-Grenze. Was heisst das? Ich meine damit nicht, dass Kunst sittliche Grenzen ausloten und gar überschreiten muss. Das wäre ein anderes Thema. Hier ist etwas Anderes gemeint:
1. Ein künstlerischer Mensch gibt etwas von seinem Innersten preis. Dies trifft praktisch auf jede gute Kunst zu. Dadurch macht er sich verletzlich und anfällig für Scham-Gefühle. Als sensibler Mensch ist er besonders verletzlich.
2. Künstler müssen das Publikum von der Qualität ihrer Kunst überzeugen. Das Lampenfieber stellt sich ein, weil man fürchtet, zu versagen. Lampenfieber ist eine Folge der «Scham-Angst».
3. Kunst muss immer wieder Risiken eingehen und sich der Gefahr des Scheitern aussetzen. Sonst wird Kunst langweilig und steril. Darum müssen Künstler mit der drohenden Scham umgehen lernen.
Frage: Erkennen wir uns darin wieder?
Wie wird man frei
«Scham» hat viele Fazetten, weshalb es nicht eine einzige Antwort auf das «Scham-Problem» gibt.
Hier einige Gedankenanstösse. Vorsicht: Jetzt wird es ganz persönlich:
1. Erkennst du Scham in deinem Leben? Bedrücken dich Schamgefühle? Benenne sie und sprich mit Gott und vielleicht mit einem anderen Menschen darüber.
2. Erkenne: Scham zeugt davon, dass man eine Würde hat. Wer keine Schamgefühle mehr hat, fühlt sich nicht mehr würdig. Also: Scham ist ein Indikator für eine positive Sache!
3. Frage dich: Woher kommt meine Scham? Aus der Kindheit? Hat man dich als Kind blossgestellt, weil du gewisse Regeln nicht befolgen konntest oder wolltest? War Entwürdigung eine Erziehungsmethode, unter der du gelitten hast?
4. Hat Scham mit eigener Schuld zu tun?
5. Was bewirkt deine Scham? Löst sie Ängste aus? Entmutigt sie dich, etwas im Leben (und in der Kunst) zu wagen? Verlierst du dadurch auch Freude an der Kunst und vielleicht sogar am Leben?
6. Erkenne: «Wer von Scham erfüllt ist, wünscht sich Erlösung», so der Psychologe Daniel Hell. Bist du an diesem Punkt angekommen?
7. Erkenne: Die Befreiung von Scham kann nicht Schamlosigkeit sein. Könnte es sein, dass die heutige Verschiebung der Schamgrenzen (auch in der Kunst!) eigentlich ein Befreiungsschlag gegen die Scham ist?
8. Jesus Christus wurde am Kreuz entwürdigt und aufs Höchste «beschämt». Aber am Kreuz hat er uns auch erlöst. Er hat unsere Schuld vergeben. Damit sind auch unsere vergangenen und sogar unsere zukünftigen Fehltritte vergeben. «Sündige kräftig!» rief Luther seinem melancholischen (schambehafteten?) Freund Melanchthon zu. Er meinte damit: «Wage etwas, selbst auf die Gefahr hin, etwas Falsches zu tun!» Wie wirkt in unserem Leben diese Befreiung durch das Kreuz?
9. In Genesis 3 lesen wir davon, wie Adam und Eva nach ihrer Rebellion gegen Gott erkannt haben, dass sie nackt sind. Sie basteln sich notfallmässig Schürzen und versteckten sich vor Gott. Aber das hilft nichts. Gott sucht sie und ruft: «Adam, wo bist du?» Er holt sie aus ihrem Scham-Versteck, er führt sie zu dem Punkt, an dem sie ihre Schuld zugeben und weist sie aus dem Garten Eden. Zugleich deckt er aber ihre Scham zu, indem er ihnen Kleider macht. – Von Jesus Christus her bekommt diese Stelle eine besondere Tiefe. Was heisst das für dich? Vielleicht betest du: «Herr, decke meine Scham zu. Ich gebe dir diese (…) und jene (…) Erinnerung. Schütze mich davor, dass mich Scham-Gefühle weiter plagen. Hülle mich ein in deine Liebe, die mir die Würde zurückgibt.»
10. Vielleicht geschieht diese Erlösung von Scham nicht von einem Tag auf den anderen. Aber damit könnte ein Prozess beginnen, in dem deine Gefühle Schritt für Schritt geheilt werden. Vielleicht hast du dann sogar seltener dumme Versagens- und Scham-Träume…
Text: Beat Rink
Bild / Scherenschnitt: Helene Rink-Keller
ENGLISH
In the “International Crescendo Leadership Conference”, which took place a few days ago in the Romanian town of Iasi, we looked into the question of the task for our movement – and for the Christian artists’ movement in general.
Our starting point was the book «The New Copernicans. The Millenials and the survival of the church» by David John Steel, Jr.
A radical turnaround
As the subtitle of the book indicates, the topic is the Millenials, that is, the generation born between the early 80s and the early years of the new century, also known as Generation Y. Since this generation generally does not accept the term «Millenials», Steel invents, with a touch of pathos, the term «New Copernicans». He suggests that a radical turnaround in worldview is taking place here. And this is the most important thesis: If this turnaround is not noticed by the churches, Christianity will remain stuck in an old paradigm – just as back then, when Copernicus was rejected. It must be said, however, that Steel is not looking at all churches, but principally at his own: the evangelicals in the USA. But this does not mean that the book is less relevant for other churches. And it does in fact have something to say for precisely Christian art creators!
Responding to the longings of the «New Copernicans»
Steel asks: «How do churches effectively reach New Copernicans? My assessment is that churches need to provide authentic experiences of following Jesus into the arenas of their deepest longings (justice, beauty, love and spirit), giving them an opportunity to connect their personal story with a larger narrative of meaning, particularly couched in a relationally humble 3-D posture. Millenials want to see that you practice what you preach, that you love the world you live in through your work and not just your words.»
Alongside the longing for justice, beauty, love and spirituality, Steel names the wish for a modest «3-D» attitude. What does this mean?
2-D or 3-D?
Reality, as is well-known, is complex. This is recognised by Millenials, and the churches claim this too. In Steel’s words: «These New Copernicans are aware that lived experience is not easily reduces to black-and-white categories. Lived reality is stained with an uneasy and ever-changing mix of viewpoints and perspectives.” (This is particularly true of our times, characterised by hyper-pluralism). «The lines are blurred, the colors mixed, the motives conflicted. Reality is more 3-D than 2-D – more opaque angles than straightforward reasons, more picture than proposition, more poetry than prose. This is not to say that truth does not exist, only that it does not come to us in a manner unmixed with doubt, confusion, and limitations. Pure truth is an abstraction, not a lived experience. Human knowledge is always mixed – a composite of truth and falsehood, belief and doubt, confidence and uncertainty. (…) It means that all that I believe I must accept with a measure of humility, as openness to correction and willingness to see the same truth from different angles – even or especially truth derived from reading the Bible.» Steel’s intention here is not to shake the foundations of the faith. But in his further comments he underlines that truth is ultimately identical with Jesus Christ, whom we follow in faith but whom we never hold as our private possession, as «our» truth.
A first conclusion
If art in particular is capable of making intermediate tones audible and replacing black/white thinking by fine shades, then art will also play an important role in the age of the «New Copernicans». – But here we make a sobering observation: «After years of ignoring artists, many churches have established ministries to them. Many times we are trying to reach artists in very unartistic ways. Left-brained preaching is rarely effective in reaching these connoisseurs of a right-brained perspective. Moreover, artists are not simply a target audience for church membership, but the church’s master mentors…»
Open immanence
Millenials have a further distinguishing characteristic: their thinking is «immanent», that is, related to the visible world. But, in contrast to hardened atheists (for example, many scientists), their immanence is not closed, that is, it is not incapable or unwilling of considering the possibility of transcendence (reality beyond the visible). In fact, their immanence has cracks in its wall. Millenials can say, for example, «I do not believe in God, but I miss him». And from that starting point they are suddenly open for faith, or for the various kinds of faith, and above all for the mysterious. In this context, the philosopher Charles Taylor speaks of the «Nova Effect». As with a supernova, we observe an explosion of different streams of faith and of the craziest ideas. There certainly exists an openness for spiritual experiences.
A second conclusion
I am currently evaluating the survey on «artists in churches», which we sent to art creators during the summer.* Once again, it becomes obvious: many people are deeply touched by music and art which comes from Christians, people often experience something of God. This art must not necessarily take place only in churches! Perhaps we can put it this way: Every form of art causes more cracks in the wall. Art through which the Holy Spirit works repeatedly allows, somehow, a light to shine through the cracks, a light which comes from Christ.
A third conclusion
The «New Copernicans» long for authentic fellowship and for love. This is a question for every Christian artists’ movement: How and where do we create spaces for encounters and for friendships which are permeated by God’s love: By a love which listens to the other person, which takes his/her questions seriously, which does not immediately deliver a sermon and apply pressure, but which rather, with great patience and faith, counts on the working of Jesus Christ and can also speak of him in a 3-D way?
* It is still possible to take part in the survey. It will be open to participants until December. Link
Beat Rink / Translation from German: Bill Buchanan
DEUTSCH In der “internationalen Crescendo Leadership Conference”, die vor wenigen Tagen in der rumänischen Stadt Iasi stattfand, beschäftigten wir uns mit der Frage nach dem Auftrag unserer Bewegung – und der christlichen Künstlerbewegung überhaupt.
Ausgangspunkt war das Buch «The New Copernicans. The Millenials and the survival of the church» von David John Seel, Jr.
Eine radikale Wende
Wie der Untertitel des Buches besagt, geht es um die Millenials, also um die zwischen den frühen 80-er und den frühen Nullerjahren geborene Generation, die auch Generation Y genannt wird. Da der Terminus «Millenials» bei dieser Generation selbst verpönt ist, erfindet Steel den etwas pathetischen Begriff «Neue Kopernikaner». Er deutet an, dass sich hier eine radikale Wende der Weltsicht anbahnt. Und die wichtigste These ist: Wird diese von den Kirchen nicht beachtet, bleibt das Christentum einem alten Paradigma verhaftet – wie damals, als Kopernikus abgelehnt wurde. Allerdings hat Steel nicht alle Kirchen im Blick, sondern vor allem seine eigenen: Die evangelikalen in den USA. Aber dies macht das Buch für die anderen Kirchen nicht weniger aktuell. Und es hat eben auch den christlichen Kunstschaffenden etwas zu sagen!
Den Sehnsüchten der «New Copernicans» begegnen
Steel schreibt: “Wie können die Kirchen “Neue Kopernikaner» wirksam erreichen? Meiner Einschätzung nach müssten die Kirchen zeigen, dass sie dort, wo die tiefsten Sehnsüchte dieser Generation liegen (nach Gerechtigkeit, Schönheit, Liebe und Spiritualität), Jesus authentisch nachfolgen. Damit ermöglichen sie ihnen, ihre eigene Geschichte mit einem größeren, wichtigen Narrativ zu verbinden, das seinerseits in eine beziehungsorientierte Atmosphäre eingebettet ist und mit einer demütigen 3-D-Haltung verbunden wird. Millenials wollen sehen, dass man das, was man predigt, auch in die Tat umsetzt; dass man die Welt, in der man lebt, durch sein Tun und nicht nur mit Worten liebt.» Neben der Sehnsucht nach Gerechtigkeit, Schönheit, Liebe und Spiritualität nennt Steel den Wunsch nach einer bescheidenen «3-D»-Haltung. Was heisst das?
2-D oder 3-D?
Die Wirklichkeit ist bekanntlich komplex. Dies wird von den Millenials erkannt und auch für die Kirchen beansprucht. Steel: «Die Neuen Kopernikaner sind sich bewusst, dass sich gelebte Erfahrung nicht so einfach auf Schwarz-weiss-Kategorien reduzieren lässt. Die gelebte Realität besteht aus einer beweglichen, sich ständig verändernden Mischung von Standpunkten und Perspektiven.» (Dies trifft besonders auf unsere Zeit des Hyper-Pluralismus zu). «Die Linien sind verschwommen, die Farben vermischt, die Beweggründe widersprüchlich. Die Wirklichkeit ist mehr 3-D als 2-D. Sie kennt mehr schiefe Winkel als rechtwinkliche Ecken und Kanten. Sie lässt sich eher in Bildern beschreiben als in klare theoretische Aussagen fassen. Poesie wird ihr gerechter als Prosa. Das soll nicht heißen, dass es keine Wahrheit gibt. Aber wir erfahren Wahrheit nicht ohne Zweifel, Irritationen und Hindernisse. Reine Wahrheit ist eine Abstraktion, keine gelebte Erfahrung. Menschliches Wissen ist immer eine Mischung aus Wahrheit und Unwahrheit, aus Glaube und Zweifel, aus Vertrauen und Unsicherheit. (…) Das bedeutet, dass ich alle Glaubensinhalte mit einem gewissen Maß an Demut annehme, und dass ich offen bleibe für Korrekturen und bereit bin, die Wahrheit aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten – gerade auch die Wahrheit, die sich mir aus der Lektüre der Bibel ergibt.» Steel möchte damit nicht an den Fundamenten des Glaubens rütteln. Aber er streicht im Verlauf der weiteren Ausführungen heraus, dass die Wahrheit letztlich mit Jesus Christus identisch ist, dem wir im Glauben folgen, den wir aber nie als «unsere» Wahrheit im Griff haben.
Ein erstes Fazit
Wenn gerade Kunst fähig ist, Zwischentöne zu Gehör zu bringen und Schwarz-Weiss-Denken durch feine Schattierungen zu ersetzen, wird sie auch im Zeitalter der «New Copernicans» eine bedeutende Rolle spielen. – Aber hier gibt es eine ernüchternde Erfahrung: «Nachdem Künstler jahrelang ignoriert wurden, haben viele Kirchen Ministries für sie eingerichtet. Oftmals versuchen wir, Künstler auf sehr unkünstlerische Weise zu erreichen. Predigten für die linke Gehirnhälfte sind selten effektiv, wenn es darum geht, diese Experten der rechten Gehirnhälfte zu erreichen. Außerdem sind Künstler nicht einfach eine Zielgruppe für die Kirchenmitgliedschaft, sondern eigentlich die wichtigsten Mentoren der Kirche…» Offene Immanenz
Die Millenials zeichnet ein Weiteres aus: Sie denken «immanent», das heisst diesseits-bezogen. Aber im Unterschied zu den hartgesottenen Atheisten (dazu gehören viele Naturwissenschafter) ist ihre Immanenz nicht geschlossen. Das heisst: sie sind nicht partout unfähig oder unwillig, die Existenz einer Transzendenz (eines Jenseits) für möglich zu halten, sondern ihre Immanenz hat Risse in der Wand. Millenials können sagen «Ich glaube nicht an Gott, aber ich vermisse ihn.» Deshalb können sie offen sein für den Glauben oder für verschiedene Arten des Glaubens – und vor allem für Mystisches. Der Philosoph Charles Taylor spricht in diesem Zusammenhang vom «Nova Effekt». Wie bei einer Supernova ist eine Explosion von verschiedenen Glaubensströmungen und verrücktesten Ideen zu beobachten. Auf alle Fälle besteht eine Offenheit für spirituelle Erfahrungen.
Ein zweites Fazit
Ich werte gerade die Umfrage zu «Künstler in Kirchen» aus, die wir im Sommer an Kulturschaffende verschickt haben.* Daraus wird einmal mehr deutlich: Viele Menschen werden von Musik und Kunst tief berührt. Bei geistlicher Kunst oder bei Kunst, die von Christen kommt, erfahren Menschen oft etwas von Gott. Solche Kunst muss keineswegs nur in Kirchen zu sehen oder zu hören sein! Vielleicht kann man es so sagen: Jede Kunst verursacht weitere Risse in der Mauer. Kunst, durch die der Heilige Geist wirkt, lässt irgendwie immer wieder einen Lichtschein durch die Ritzen scheinen, der von Christus kommt.
Ein drittes Fazit
Die «New Coperincans» sehnen sich nach authentischer Gemeinschaft und nach Liebe. Die Frage geht an jede christliche Künstlerbewegung: Wie und wo schaffen wir Räume für Begegnungen und für Freundschaften, die von Gottes Liebe durchdrungen ist: Von einer Liebe, die auf den anderen hört, die seine (und ihre) Fragen ernst nimmt, die den anderen nicht gleich anpredigt und bedrängt, die aber mit viel Geduld und Glauben mit dem Wirken von Jesus Christus rechnet, und die schliesslich auch in 3-D-Weise von ihm reden kann?
* Man kann sich an der Umfrage immer noch beteiligen. Sie wird erst im Dezember abgeschlossen. Link
Text: Beat Rink
Richard Koechli arbeitet seit 32 Jahren als erfolgreicher Gitarrist, Singer-Songwriter und Buchautor. Der preisgekrönte Luzerner (Swiss Blues Award, Schweizer Filmmusikpreis für «Der Goalie bin ig», Deutscher Musikeditionspreis) vermittelt in «Holy Blues» einen präzisen Blick auf die Geschichte der Gospelmusik und zeigt dabei auf faszinierende Weise, wie entscheidend der christliche Glaube während Jahrhunderten die verschiedensten Musikstile prägte und sie bis heute beseelt. Koechli zu «Holy Blues»: «Mit diesem Buch und Musikalbum möchte ich etwas zurückgeben, denn ohne Jesus wäre meine Reise als Mensch wie als Musiker zu einer Irr- und Talfahrt geworden.» richardkoechli.ch
Nadine Seeger installiert dreidimensionale Zeichnungen in grossen Räumen. Papierbahnen werden mit meditativen, sich wiederholenden Pinselbewegungen mit Tusche bemalt. Das raumspezifische Installieren der Bahnen erzeugt Farbräume und ladet ein, sich performativ darin zu bewegen. Parallel dazu entstehen in tagebuchartiger Malerei Miniaturen. In mehreren Publikationen, die in Zusammenarbeit mit ihrem Bruder Xandi Bischoff entstanden sind, befasst sie sich vertieft mit dem Thema der Spiritualität auf nonverbaler Ebene. Das Kernanliegen ihrer Arbeit ist die Auseinandersetzung mit dem Menschsein. Den Zugang findet sie über ihre intensive Körperarbeit. Sie erarbeitet spartenübergreifende Konzepte mit Musikerinnen, Schauspielerinnen und Autorinnen. nadineseeger.com
Saturday morning. Today is the day for writing the TUNE IN text. In the next hours I will type my thoughts on the computer and then send the text to Bill for translation.
Then the phone rings. When I pick it up, a prolonged silence ensues. Just as I am going to hang up again because of suspicions that this will be an advertising call from some call centre at the other end of the world, a rather shaky voice is heard, obviously that of an old man. I wait and try to listen attentively. Quietly and slowly, the man tells how he has just read a newspaper’s interview with me about my activities as an arts pastor and with Crescendo. I hear that he is an 85-year-old farmer. Since he has pain all over his body, nowadays he only sits at home and can no longer do anything. But he likes to listen to music. He names Bach, Handel and the Nabucco chorus.
Classical music has been his great passion since his youth, he tells me. His youth and his life generally have apparently been very hard. He didn’t want to become a farmer. His father forced him, although he had always been physically very weak. But in nature he has repeatedly been able to and wonder at God’s handiwork.
When asked what his strongest support had been, he again named music and also the Bible verse from his confirmation, which he had not really understood at the beginning: «Christ Jesus, who became to us wisdom from God, and righteousness and sanctification, and redemption.» Wisdom from Christ, the farmer continued, is not the same as cleverness. This was something he discovered gradually from this verse. – Later I look up 1 Corinthians 1:30. There Paul distinguishes the divine wisdom, which is manifested in the cross and appears to be «foolishness», from the “know-it-all” cleverness of the world. The argumentation in this section reaches a climax: «Because the foolishness of God is wiser than men, and the weakness of God is stronger than men.» (Verse 25)
We continued talking for a few minutes. Asked if he has access to a church, the man answered “no”. The pastors have no time for him. And his ideas are probably not really welcome. Now he is old, he says. He has never attended a university. But now he finds himself in the middle of the higher education of growing old.
I ask if I may pray for him and say a blessing. He agrees. We pray. After we say the Amen together, he adds a request: «Pass on to the musicians deepest thanks from a farmer!»
I hang up the phone and spend a long time reflecting on the conversation. It clashes a little with my plans for the TUNE IN text. This was due to take up the theme that art, in the middle of a horrible world, constantly speaks of God’s future world. But this telephone conversation, lasting quarter of an hour, really expresses better what I wanted to say. Then I listen to the Nabucco chorus again. Why are people so fond of it, and why is it a “must” in every radio request programme or concert of popular classics? Perhaps because it expresses precisely this longing for a homeland – in the opera that of the Jewish people for Israel.
Before sitting down at the computer, I make a note of the caller’s number and find out his address. I hope he will have joy with the CD that he will receive in two days time.
Beat Rink / Translation from German: Bill Buchanan
DEUTSCH Samstagmorgen. Heute ist Zeit für das Schreiben des TUNE IN-Textes. In den nächsten Stunden werde ich meine Gedanken in den Computer tippen und den Text sogleich zum Übersetzen an Bill schicken.
Da klingelt das Telefon. Als ich abnehme, folgt eine längere Stille. Kurz bevor ich auflegen will, weil ich einen Werbeanruf aus irgendeinem Call-Center am anderen Ende der Welt vermute, meldet sich eine brüchige Stimme, die offensichtlich einem alten Mann gehört. Ich warte und versuche, gut hinzuhören. Leise und langsam erzählt der Mann, er habe soeben ein Interview mit mir über meine Tätigkeit als Künstlerpfarrer und bei Crescendo gelesen. Er sei ein 85-jähriger Bauer. Da ihn der Körper überall schmerze, sitze er heute nur noch zuhause und könne nichts mehr tun. Aber Musik könne er noch hören. Er nennt Bach, Händel und den Nabucco-Chor.
Klassische Musik sei seine grosse Leidenschaft seit seiner Jugend. Die Jugend und überhaupt das Leben seien sehr hart gewesen. Bauer habe er nicht werden wollen. Der Vater habe ihn dazu gezwungen, obwohl er körperlich immer schwach gewesen sei. Aber in der Natur habe er immer wieder Gottes Spuren sehen und bestaunen können.
Auf die Frage, was ihm am meisten Halt gegeben habe, nennt er wieder die Musik und den Konfirmationsspruch, den er anfangs nicht wirklich verstanden habe: «Christus Jesus ist uns gemacht zur Weisheit und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung.»Die Weisheit von Christus, so fährt er Bauer fort, sei nicht dasselbe wie Klugheit. Das habe er durch diesen Vers langsam entdeckt. – Ich schlage später 1.Korinther 1, 30 auf. Dort grenzt Paulus die göttliche Weisheit, die sich im Kreuz manifestiert und wie eine «Torheit» erscheint, von der besserwisserischen, klugen Welt ab. Die Argumentation des Abschnitts gipfelt in der Aussage: «Denn die göttliche Torheit ist weiser, als die Menschen sind, und die göttliche Schwachheit ist stärker, als die Menschen sind.» (Vers 25)
Wir sprechen einige Minuten weiter. Die Frage, ob er Zugang zu einer Kirche habe, verneint der Mann. Die Pfarrer hätten keine Zeit für ihn. Seine Gedanken seien wohl auch zu wenig genehm. Nun sei er alt. Er habe nie eine Universität besucht. Jetzt stecke er aber in der Hochschule des Alt-Werdens.
Die Frage, ob ich für ihn beten und ihm einen Segen zusprechen dürfe, bejaht er. Wir beten. Nach dem gemeinsamen Amen fügt er eine Bitte an: «Sagen Sie den Musikern einen grossen Dank von einem Bauern!»
Ich lege auf und denke noch lange über das Gespräch nach. Sie durchkreuzen mein Vorhaben für den TUNE IN -Text. Dieser hätte darauf Bezug nehmen sollen, dass Kunst inmitten einer schrecklichen Welt immer wieder von der zukünftigen Welt Gottes spricht. Dieses viertelstündige Telefongespräch drückt eigentlich viel besser das aus, was ich sagen wollte. Ich höre mir auch nochmals den Nabucco-Chor an. Warum ist er so beliebt und darf in keinem Wunschkonzert am Rundfunk und in keinem populären Konzertprogramm fehlen? Vielleicht weil er eben diese Sehnsucht nach der Heimat ausdrückt – in der Oper des verbannten jüdischen Volkes nach Israel.
Bevor ich mich an den Computer setze, notiere ich mir die Nummer des Anrufers und mache seine Adresse ausfindig. Ich hoffe, er wird Freude an der CD haben, die er in zwei Tagen bekommt.
Text: Beat Rink
Danke!
Liebe Freunde von ARTS+, Mitglieder und Interessierte
Die Bibel zeigt eines ganz klar: Gott wünscht sich, dass wir ihm voll und ganz vertrauen. Egal in welcher Situation und egal, was geschehen ist.
Besonders wichtig ist unser Vertrauen gerade in dieser ungewissen Zeit. Deshalb macht es uns glücklich, dass Spenden für notleidende ukrainische Künstler einbezahlt wurden und wir helfen konnten. Und dafür möchten wir uns herzlich bedanken!
Zusammen mit dem Rest aus dem «Ermutigungsfonds Corona» konnten wir diese beiden Projekte mitfinanzieren:
Hosting im Casa dell‘ Arte
Ende Juni konnten drei in die Schweiz geflüchtete ukrainische Kunst- und Architekturschaffende eine Woche in der Casa dell’Arte Rasa verbringen. Unsere ukrainischen BerufskollegInnen waren sehr dankbar für den inspirierenden Aufenthalt (Bild rechts).
Drei ukrainische MusikerInnen konnten dank unserer Unterstützung am Sommerinstitut von Crescendo im Juli 2022 teilnehmen.
V. M. (Viola) aus der Ukraine berichtet: (…) Ich kam mit der Bratsche, um Kurse zu nehmen. Aber ich fand viel mehr als das: Eine wunderbare Gemeinschaft mit den Dozenten und den Kollegen. Mit den anderen aus der Ukraine, die kommen konnten, bin ich so dankbar dafür. Ich konnte viel studieren, aber auch beten und dann einfach mit meinen Freunden und meiner neuen Familie zusammen sein. Ja, ich habe in diesen zwei Wochen sehr viel geweint, aber auch sehr viel gelacht. Das hat mich glücklich gemacht, und ich möchte gern wiederkommen.
Die Nacht des Glaubens war ein Erfolg, das schöne Wetter hat zu einer besonders guten Stimmung beigetragen, zudem hatte es viele Kunst-Touristen, die an die Art Basel reisten, so waren bei den Gratis-Events auf den öffentlichen Plätzen auch unerwartetes Laufpublikum anzutreffen.
ARTS+ war mit einer Künstler LOUNGE im Kaisersaal des Theaters Tabourettli vertreten, ein einmaliger Ort für die Künstler, sich zu verpflegen und auszuspannen. Schau rein
Neu verschenken wir jedes Jahr im Rahmen der PrixPlus Vergabe eine Gratis-Woche in Rasa an ein ARTS+ Mitglied. Bitte schreibe uns, warum genau DU auf Einladung von ARTS+ eine Woche im «Atelierhaus» in Rasa verbringen möchtest.
* Teilnahme an der Verlosung «Gratiswoche Casa dell‘Arte»: Bitte das online Bewerbungsformular bis 15. Nov. 2022 ausfüllen und ARTS+ Mitglied werden, falls du es noch nicht bist 🙂 Die Verlosung findet am Freitag 18. November 2022 in Wädenswil im Seesicht Theater statt.
Ist eine kostenlose Musik-App für iPhone and Android, welche es ermöglicht, Hymnen in vielen verschiedenen Stilen und Sprachen zu genießen. Die App geht weit über die Möglichkeiten des reinen Musikhörens hinaus. Liess mehr!
Céline Hales ist die Gewinnerin des diesjährigen Music Loft Förderpreises!
Herzliche Gratulation von uns!
Rückblick & Vorschau
Es war eine großartige Gelegenheit für Kulturschaffende aus ganz Europa, sich (endlich!) live in Sofia, Bulgarien, zu treffen, um unser Verständnis des Zusammenspiels zwischen Kunst & Kirche und Kunst & Gesellschaft zu debattieren, Beziehungen zu vertiefen, bulgarische Künstler und Gruppen zu treffen und neue Leute kennenlernen. Sei nächstes Jahr mit dabei!
Dieser heisse Sommer hat uns glücklich gemacht – oder nachdenklich. So oder so, wir hoffen sehr, ihr seid inzwischen gut im Herbst angekommen und konntet euer Vertrauen immer wieder auf Gott setzen.
Es würde uns freuen, euch an einem der ausgeschriebenen Events über den Weg zu laufen oder im November, an unserem ARTS+ Gathering wieder zu sehen und im schönen SeesichtTheater in Wädenswil auf das Leben, die Kunst und den PrixPlus anzustossen.
Dein ARTS+ Team:
Astrid Künzler, Regula Lustenberger, Adrian Furrer, Andi Bachmann, Beat Rink, Jean-Daniel von Lerber, Jonathan Schmidt, Martin Jufer, Samuel Scherrer, Timo Schuster
Copper engraving by Merian and Bible tile based on his work: Passage through the Reed Sea Kupferstich von Merian und nach dessen Vorlagen gestaltete Bibelfliese: Durchzug durch das Schilfmeer
ENGLISH
The TUNE IN texts of the last few weeks have looked at the question of how good art can the promoted in churches. At a suitable opportunity we will continue that series. Today our topic is a «Christian art form» which has spread very widely outside the churches.
Religious commercial art
They decorated kitchens, fireplaces, stoves and ovens in fine houses in the Netherlands, but also in other states around the North Sea and even in more distant lands such as Saxony and Portugal: ceramic tiles with biblical motifs. With these so-called Bible tiles, families had the message of the Bible before their eyes every day. Experts speak of around 600 different motives from the Old Testament (54%) and the New (46%).
Models provided by famous artists
The formal characteristics of these Bible tiles are simple, for the manufacturing process and the small surface area of a tile (roughly the size of a CD) offered little room for opulent representations. An interesting fact is that tile painter usually took up ideas from significant art works, which in their hands were reduced to a few strokes. Most of these models were found in the works of the famous copper engraver Matthäus Merian the Elder, who lived in Basel and Frankfurt from 1593-1650. He was considered «Europe’s illustrative chronicler» and, as the Encyclopedia Britannica notes, «the leading German illustrator of the 17th century». In addition, he was a successful publisher of Bibles and historical and topographical works.
Matthäus Merian the Elder
In the “Nacht des Glaubens. Festival für Kunst und Kirche” (“Night of Faith. Festival for Art and Church”), which we put on in Basel on 17 June (LINK), the City Mission in Basel, supervised by Rev. Christoph Ramstein (with a doctorate in church history), organised a wonderful exhibition with Bible tiles based on Merian originals. Christoph Ramstein wrote the following about Merian in the exhibition catalogue: «After the end of the Thirty Years’ War, Bible illustrations by Merian were immensely popular over a wide geographical area – initially in the Netherlands (from 1670) and in England (from 1688/90)… No-one else influenced the motives of Netherlandish Bible tiles so strongly… «Merian is everywhere!» His Bible illustrations are found not only in publications and on Bible tiles, but also in diverse forms of art and handcrafts – in glass painting and silversmithing, for example, as well as in gallery decorations and cast-iron wall plates. This is not surprising, for Merian’s Bible illustrations, from their first appearance until well into the 19th century, were the most widespread Bible illustrations of any kind in Europe and have had an impact which should not be underestimated.»
A model?
What can we «learn» from Merian and the Bible tiles?
There might be some justification in saying that they belong to a period in which the Western world was largely Christian; today we live in a secular age, so Merian and the Bible tiles are only interesting from a culture-historical point of view.
But perhaps this is an oversimplification. The impact of these Bible pictures extends all the way into the «secular» 19th and 20th centuries. The motifs have impressed themselves upon countless people and can even speak to us today.
So we can draw the following conclusion: «Christian art» is important even in a secular age – particularly where it is not conceived exclusively for churches. This applies not only to the performance or exhibiting of old Christian works, but also to new pictures, new texts, new music. (One fundamental difference between religious and secular ages, incidentally, may lie in the fact that today there is no widespread «Christian commercial art» any more.)
A final thought: We are well aware that not all artists who are Christians create art with biblical content. And on no account should we make the old mistake of automatically expecting «Christian art» from «Christian artists». But why shouldn’t some artists be able, and also feel called, to produce good «Christian art»? We should encourage such artists! This also means that all those who, as Christians, produce no «Christian art» should take care not to give way to the secular reflex of condemning all «Christian art» in advance to the bottom of the aesthetic heap. We should therefore encourage, and perhaps sometimes also pray for, all artist colleagues who are earnestly striving to create good art with Christian content or at least with Christian resonances. Who knows what the future legacy of modern visual, musical, cinematic or poetic «Bible tiles» will be?
Beat Rink / Translation from German: Bill Buchanan
DEUTSCH Die TUNE IN-Texte der vergangenen Wochen behandelten die Frage, wie in Kirchen gute Kunst gefördert werden kann. Wir werden die Reihe bei Gelegenheit fortsetzen. Hier soll von «christlicher Kunst» die Rede sein, die ausserhalb der Kirchen riesige Verbreitung gefunden hat.
Religiöse Gebrauchskunst Sie zierten Küchen, Kamine, Herde und Öfen in vornehmen Häusern der Niederlande, aber auch anderer Staaten der Ostseeküste und sogar weiter entfernter Länder wie Sachsen und Portugal: Die Keramik-Kacheln mit biblischen Motiven. An diesen sogenannten Bibelfliesen konnten sich Familien die Botschaft der Bibel jeden Tag vor Augen halten. Forscher sprechen von rund 600 verschiedenen Motiven aus dem Alten Testament (54%) und aus dem Neuen Testament (46%).
Vorlagen berühmter Künstler Die Formsprache der Bibelfliesen ist schlicht, denn das Herstellungsverfahren und die kleine Fläche einer Fliese (sie hat etwa das Format einer CD) bot wenig Raum für opulente Darstellungen. Interessant ist, dass die Fliesenmaler meist auf bedeutende Vorlagen zurückgriffen, die unter ihrer Hand auf wenige Striche reduziert wurden. Die meisten Vorlagen gingen auf den berühmten Kupferstecher Matthäus Merian d.Ä. zurück, der von 1593-1650 in Basel und Frankfurt lebte. Er galt als «Bildchronist Europas» und wird in der Encyclopedia Britannica «the leading German illustrator of the 17th century» genannt. Zudem war er ein erfolgreicher Verleger von illustrierten Bibeln, Geschichtswerken und Topografien.
Matthäus Merian d.Ä. In der “Nacht des Glaubens. Festival für Kunst und Kirche” (“Night of Faith. Festival for Art and Church”), die wir am 17.Juni in Basel durchführten (LINK), gestaltete die Basler Stadtmission unter der Leitung des promovierten Kirchenhistorikers Pfr. Christoph Ramstein eine wunderbare Ausstellung mit Bibelfliesen nach Vorlagen Merians. Christoph Ramstein schrieb im Ausstellungskatalog über Merian: «Nach dem Ende des dreissigjährigen Krieges gewannen die Bibelillustrationen Merians eine immense Ausweitung und Reichweite – zuerst in den Niederlanden (ab 1648), dann in Frankreich (ab 1670) und in England (ab 1688/90)… Kein anderer hat die Motive auf den niederländischen Bibelfliesen so stark beeinflusst… «Merian ist überall!» Seine Bibelillustrationen sind nicht nur in Druckerzeugnissen und auf Bibelfliesen zu finden, sondern auch in vielfältigen Formen der Kunst und des Kunsthandwerks – beispielsweise in der Glasmalerei und der Silberschmiedekunst, auf Emporenbildern und Eisengussplatten. Das ist nicht verwunderlich, denn Merians Bibelillustrationen waren nach ihrem Erscheinen bis weit ins 19.Jahrhundert hinein die meistverbreiteten Bibelbilder in Europa schlechthin, deren Prägungskraft nicht überschätzt werden kann.»
Ein Vorbild? Was können wir von Merian und den Bibelfliesen «lernen»?
Mit Recht kann man sagen: Sie gehören einer Zeit an, als die westliche Welt noch weitgehend christlich war. Wir leben heute in einem säkularen Zeitalter. Somit sind Merian und die Bibelfliesen nur noch kultur-historisch interessant.
Aber vielleicht ist dies zu einfach gedacht. Die Wirkungsgeschichte der Bibel-Bilder reicht weit in das «säkulare» 19. Und 20.Jahrhundert hinein. Die Motive haben zahlreiche Menschen geprägt und können uns sogar heute noch ansprechen.
Daraus liesse sich dann folgern: «Christliche Kunst» ist auch im säkularen Zeitalter wichtig – gerade auch dort, wo sie nicht ausschliesslich für Kirchen gedacht ist. Dies betrifft nicht nur die Aufführung oder die Ausstellung alter christlicher Werke, sondern auch neue Bilder, neue Texte, neue Musik. (Ein grundlegender Unterschied zwischen dem religiösen und dem säkularen Zeitalter mag allerdings darin liegen, dass es heute keine weitverbreitete «christliche Gebrauchskunst» mehr gibt.)
Ein letzter Gedanke: Wir wissen nur zu gut, dass nicht alle Künstler, die Christen sind, Kunst mit biblischen Inhalten gestalten. Und auf keinen Fall sollten wir dem alten Fehler erliegen, von «christlichen Künstlern» auch «christliche Kunst» zu erwarten. Aber warum sollten nicht einige Künstler dazu fähig sein und sich dazu berufen fühlen, gute «christliche Kunst» zu schaffen? Wir sollten diese Künstlerinnen und Künstler ermutigen! Dies heisst auch, dass all jene, die als Christen keine «christliche Kunst» schaffen, sich davor hüten sollten, jenem säkularen Reflex nachzugeben, der alles «Christliche» von vornherein in die unterste ästhetische Schublade steckt. Wir sollten also jene Künstler-Kollegen ermutigen und vielleicht auch einmal für sie beten, die ernsthaft darum ringen, gute Kunst mit christlichen Inhalten oder zumindest mit christlichen Anklängen zu schaffen. Wer weiss, welche Wirkungsgeschichten moderne visuelle, musikalische, filmische oder poetische «Bibelfliesen» haben?
Text: Beat Rink
Copper engraving by Merian and Bible tile based on his work: Jesus and Zacchaeus Kupferstich von Merian und nach dessen Vorlagen gestaltete Bibelfliese: Jesus und Zachäus
ENGLISH
Continuation of “How do we promote good art in the churches?”
(Part 1-4: LINK)
New formats for art
The discussion about whether art is important in the churches remains theoretical if no opportunities are created for it. The tight schedules of a Sunday morning service usually leave little space free for anything beyond church music. But there are of course good counterexamples of wonderful artistic contributions in these services!
It is important to allow art to have its effect without any time pressure – in an atmospheric evening service, for example. An evening service is also a good occasion to invite “unchurched” people.
The intention of this TUNE IN is to encourage you to discover our CREATIVE CHURCH format.
What is CREATIVE CHURCH?
It is an artistic church service for Christians and for seeker, developed by us in Crescendo in 1995, taking place since then in over 60 cities. In some locations it has grown into a series extending over many years, as in Basel, Budapest, Leipzig, Riga or Paris. Two years ago, the «Église protestante unie de France» (The United Protestant Church of France) entrusted Crescendo with the task of setting up these «cultes artistiques» in a good number of French protestant churches.
Concept
The general structure of the Creative Church is quite simple, and can be adapted as needed. It consists of three parts, each comprising 20 – 30 minutes: 1. An artistic part, 2. A sermon, 3. A prayer walk within the church building.
The programme schedule may differ slightly from service to service and can be changed easily according to special Church festivities and holidays, e.g. Pentecost and Easter.
Some examples of special church services with adapted programmes: An actor reads text from the Bible (instead of a sermon) and musicians play intermediately (e.g. improvised music), or a preacher interacts with artists by subdividing his / her sermon. Each service is centred around a specific topic.
The Artistic DNA
The Creative Church includes many different art forms, most of which are part of the finer arts and classical / jazz music spectrum. We have had actors, dancers, visual artists showing their works or being interviewed, film makers, poets, mimes, alphorn players, gospel choirs, singers/songwriters, etc. Important to us is the professional quality of each contribution. Therefore we don’t leave the programme in the hands of the church.
The Creative Church aims to reach an audience that feels at home in the milieu of the “fine arts”, rather than people from the world of “hard rock”.
The Spiritual DNA
We want to help people to approach the Good News and invite them to open themselves for God. A Creative Church service has a low-key approach, in order to address unchurched people in particular. We avoid any language incomprehensible to people outside of the church and the Christian faith. And, generally speaking, the Creative Church has an interdenominational approach. For instance, a specific church may be responsible for organising a specific event, yet the majority of Creative Church services are organised by artists who belong to different churches in cooperation with Christians and pastors from various denominations. Crescendo, as the initiator of KIRCHE KREATIV, is also inter-denominational.
Prayer and Blessing Stations
During the last part of the church service, guests are invited to take part in a prayer-walk and to receive blessings. During this time the worship team performs songs – preferably with classical instruments or not with highly amplified electronic instruments, which is in keeping with the dimmed light and candles distributed in the (preferably old) church. The atmosphere is meditative. People are invited to join in the singing if there are song sheets or projected texts. They are free to visit various stations: Holy Communion, the Cross (pieces of paper are available to write prayers which are then pasted on the cross), Intercession and Blessing: Guests have the opportunity to have someone pray on their behalf or to receive a blessing. A Table with Bible verses. A Bowl of Water for silent repentance. Sheet for writing down or drawing thoughts and prayers.
How can one start?
There is a little manual for the CREATIVE CHURCH on our Website: www.creativechurch.info
Please contact us if you would like to know more – We are very happy to help. info@crescendo.org
Some Feedbacks
«I am an artistic person. These services have helped me to hold onto my faith.» «I have only once experienced such a church service as alive as this: that was a gospel service in the USA.» «God spoke to me through the music and led me to see wounds from my youth. Then one musician came up to me during the prayer time and asked, «Can I pray for you, for the healing of memories from your youth?»
Beat Rink / Translation from German: Bill Buchanan
DEUTSCH
Fortsetzung von “Wie fördern in den Kirchen gute Kunst?” (Teil 1-4: LINK) Neue Formate für Kunst Die Diskussion, ob Kunst in den Kirchen wichtig ist, bleibt theoretisch, wenn dafür keine Möglichkeiten geschaffen werden. Der eng getaktete Zeitplan am Sonntagvormittag lässt über die Kirchenmusik hinaus meist keine grossen Freiräume. Aber natürlich gibt es auch gute Gegenbeispiele für wunderbare künstlerische Beiträge an einem Sonntagvormittag- Gottesdienst !
Es ist wichtig, Kunst ohne Zeitdruck zum Zug kommen zu lassen – zum Beispiel in einem stimmungsvollen Abendgottesdienst. Zu einem Abendgottesdienst lassen sich auch gut kirchenferne Menschen einladen.
Dieses TUNE IN soll dazu ermutigen, unser Format KIRCHE KREATIV zu entdecken.
Was ist die KIRCHE KREATIV? Es ist ein künstlerischer Gottesdienst für Christen und suchende Menschen, den wir 1995 bei Crescendo entwickelt und seither in über 60 Städten durchgeführt haben. An manchen Orten ist daraus eine Reihe geworden, die sich z.T. über Jahre hinweg fortgesetzt hat, so etwa in Basel, Budapest, Leipzig, Riga oder Paris. Vor zwei Jahren hat die «Église protestante unie de France» (die unierte protestantische Kirche Frankreichs) Crescendo damit beauftragt, die «cultes artistiques» in zahlreichen protestantischen Kirchen Frankreichs zu etablieren.
Konzept Die Struktur der KIRCHE KREATIV ist recht einfach und kann je nach Bedarf angepasst werden. Sie besteht aus drei Teilen, von denen jeder 20 bis 30 Minuten dauert: 1. ein künstlerischer Teil, 2. eine Predigt, 3. ein Gebetsrundgang im Kirchengebäude.
Einige Beispiele für besondere Gottesdienste mit angepassten Programmen: Ein Schauspieler liest einen Text aus der Bibel (statt einer Predigt) und Musiker spielen zwischen diesen Teilen z.B. improvisierte Musik.
Jeder Gottesdienst hat ein bestimmtes Thema.
Die künstlerische DNA Die KIRCHE KREATIV ist offen für verschiedenste Kunstformen – mit einem Schwerpunkt auf Klassik und Jazz. Wir hatten Schauspieler, Tänzer, bildende Künstler, die ihre Werke zeigten oder interviewt wurden, Filmemacher, Dichter, Pantomimen, Alphornbläser, Gospelchöre, Singer/Songwriter, usw. Wichtig ist für uns die professionelle Qualität der einzelnen Beiträge. Deshalb delegieren wir das Programm nicht an eine Kirche.
Die KIRCHE KREATIV will ein Publikum erreichen, das sich in den Milieus der “schönen Künste” zu Hause fühlt – weniger in der Welt des “Hard Rock”. Die geistliche DNA Wir wollen Menschen an die Frohe Botschaft heranführen und sie einladen, sich für Gott zu öffnen. Der Ansatz ist niederschwellig, denn wir wollen vor allem nichtkirchliche Menschen ansprechen. Wir vermeiden eine Sprache, die von Menschen außerhalb der Kirche nicht verstanden werden kann. Die KIRCHE KREATIV ist überkonfessionell ausgerichtet. Zwar kann eine bestimmte Kirche für die Organisation einer bestimmten Veranstaltung zuständig sein, doch die meisten Gottesdienste werden von Künstlern mitgetragen, die verschiedenen Kirchen angehören. Crescendo als Trägerin der KIRCHE KREATIV ist ebenfalls überkonfessionell.
Gebets- und Segnungsstationen Im letzten Teil des Gottesdienstes sind die Gäste eingeladen, an einem Gebetsrundgang teilzunehmen. Gleichzeitig singt das Lobpreisteam Lieder – vorzugsweise auf klassischen Instrumenten oder nicht stark verstärkten elektronischen Instrumenten, was zu dem gedämpften Licht und den in der (vorzugsweise alten) Kirche verteilten Kerzen passt. Die Atmosphäre ist meditativ. Die Menschen sind eingeladen, mitzusingen, falls Liedblätter vorhanden sind oder projiziert werden. Es steht ihnen frei, zu den verschiedenen Stationen zu kommen: Zum Abendmahl, zum Kreuz (es liegen Zettel aus, auf die Gebete geschrieben und die dann ans Kreuz geheftet werden können). Fürbitte und Segen: Die Gäste haben die Möglichkeit für sich beten zu lassen bzw. einen Segen zu erhalten. Tisch mit Bibelversen. Schale mit Wasser für Busse. Blatt zum Aufschreiben oder Zeichnen von Gedanken und Gebeten. Wie anfangen? Es gibt ein kleines Handbuch zur KIRCHE KREATIV auf unserer Webseite www.creativechurch.info
Bitte meldet euch bei uns, wenn ihr mehr wissen möchtet – wir helfen gern. info@crescendo.org
Einige Echos
„Wohltuend weit und doch so klar in der Botschaft.“
«Ich bin ein künstlerischer Mensch. Diese Gottesdienste haben mir geholfen, den Glauben zu bewahren.»
«Einen so lebendigen Gottesdienst habe ich erst einmal erlebt: Es war ein Gospel-Gottesdienst in den USA.»
«Gott hat durch mich durch die Musik gesprochen und mir Verletzungen aus meiner Jugend vor Augen geführt. Dann kam ein Musiker in der Gebetszeit zu mir und fragte: «Darf ich für Sie beten, dass Erinnerungen aus Ihrer Jugend geheilt werden?» Text: Beat Rink
Ein herzliches Willkommen an alle Interessierten zu unserem ARTS+ Gathering und der Preisverleihung des PrixPlus, mit Verlosung einer Gratiswoche im Casa dell‘Arte
Die Preisverleihung findet am 18. November 2022 im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung von ARTS+ im SeesichtTheater in Wädenswil statt. Programm: Beiträge der Preisträger, Preisverleihung, Apéro und Führung durchs Theater, Verlosung Gratiswoche im Casa dell’Arte im Tessin. (ARTS+ Mitglieder können eine Gratiswoche im Casa dell’Arte gewinnen. Teilnahme: Eintrag als ARTS+ Mitglied und Registrierung bis 15. November. https://artsplus.ch/bewerbe-dich-fuer-eine-gratis-woche-im-casa-dellarte/)
Ein herzliches Willkommen an alle Interessierten zu unserem ARTS+ Gathering und der Preisverleihung des PrixPlus, mit Verlosung einer Gratiswoche im Casa dell‘Arte
Die Preisverleihung findet am 18. November 2022 im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung von ARTS+ im SeesichtTheater in Wädenswil statt. Programm: Beiträge der Preisträger, Preisverleihung, Apéro und Führung durchs Theater, Verlosung Gratiswoche im Casa dell’Arte im Tessin. (ARTS+ Mitglieder können eine Gratiswoche im Casa dell’Arte gewinnen. Teilnahme: Eintrag als ARTS+ Mitglied und Registrierung bis 15. November. https://artsplus.ch/bewerbe-dich-fuer-eine-gratis-woche-im-casa-dellarte/)
Continuation of “How do we promote good art in the churches?”
(Part 1-3 : LINK)
No bad intentions
One should be able to assume that pastors have a certain knowledge of art and aesthetics. But it is not surprising that theologians are primarily interested in theology. Unfortunately, however, art plays only a very subordinate role, if any, in theology and, consequently, in theological training. It is important for artists to understand this and not to take lack of knowledge about art in pastors as an intentional disinterest or rejection, or even to suspect bad intentions behind it. It is therefore all the more important for culture creators to approach pastors and invite them to get to know their art. This may call for courage.
Pope Pius X and the Tango
One person with this courage was the dancer Casimiro. When the Argentinian tango started to get popular in Europe in 1913, Pope Pius X wanted to forbid this for the faithful. But the famous Casimiro travelled specially from Argentina to Rome to demonstrate Tango on a parquet floor in the Vatican. The Pontifex was impressed and found the dance was compatible with faith. Nevertheless, he recommended dancing the Furlana rather than the Tango, a country dance familiar at the carnival in Venice. The fact that the Pope had fundamentally approved of the Tango provoked a storm of indignation among the cardinals.
But from this example we see that our clergy can broaden their knowledge in the field of art! And it shows is one other thing: obtaining the goodwill of the leader does not solve all the problems.
Art for the church
Now, the Tango was of course not suitable for being danced in the church, and it was not a question of persuading the Pope to find a liturgical setting for this quite definitely erotic dance. But there are good art forms (including dance) which are thoroughly suitable for the church. Here, then, courageous steps and a degree of stubbornness are required.
An actor’s experience
An influential friendship during my youth was with an actor who, after completing studies at the Theatre Academy in Amsterdam with outstanding grades, decided to dedicate himself to solo theatre. As a Christian, he worked on a repertoire which he also offered to churches. As his «manager» for Swiss churches, I discovered how much patients as necessary to convince churches of the beauty of a theatrical piece in a church service. And I was deeply impressed by one pastor’s comment after the piece: «After that I will leave out the sermon. The piece was a better sermon!» In contrast, this actor, Tob de Bordes, tells of being invited by the Queen of the Netherlands to read the Christmas story: «The celebration in Apeldoorn, where the palace is, was planned for a hall which proved to be too small. They therefore relocated to a church which was still free. Now, this congregation have very strict teachings and did not relax any of its principles, even for the Queen. So we were not allowed to light a single candle, and the military band, which wanted to play the Christmas carols, had to be reduced to those instruments which are mentioned in the Bible.» Questions:
Where should we be courageous in approaching churches and pastors and helping them to understand (our) art? Perhaps by giving them a free ticket for a concert or a theatre performance? Perhaps we can invite them to the opening of the next art exhibition…
Where should we be courageous in offering churches (our) art for one of their next services – perhaps donating the performance? Not that art in churches should always be free of charge, but it certainly can be a gift now and again. Then it is important to discuss exactly in which part of the liturgy the art would fit. Certainly not in the announcements at the end. Perhaps as an inspiration for the sermon. Perhaps complementing (not illustrating!) the sermon – or as part of the silent prayer, the intercessions, or the blessing.
Beat Rink / Translation from German: Bill Buchanan
DEUTSCH
Fortsetzung von “Wie fördern in den Kirchen gute Kunst?” (Teil 1-3: LINK) Kein böser Wille Dass Pfarrer eine gewisse Kenntnis von Kunst und Ästhetik haben, sollte man voraussetzen können. Aber es ist kein Wunder, das sich Theologen in erster Linie für die Theologie interessieren. Leider speilt nun in der Theologie und das heisst auch: in der theologischen Ausbildung Kunst nur eine sehr untergeordnete oder überhaupt keine Rolle. Es ist wichtig, dass Künstler dies verstehen und pastorale Unkenntnis in Sachen Kunst nicht als vorsätzliches Desinteresse oder als Ablehnung verstehen oder dahinter einen bösen Willen vermuten. Umso wichtiger wäre, dass Kulturschaffende auf die Pfarrer zugehen und sie bitten, ihre, Kunst kennen zu lernen. Dazu braucht es möglicherweise Mut.
Papst Pius X und der Tango Diesen Mut hatte der Tänzer Casimiro. Als 1913 der argentinische Tango in Europa Einzug hielt, wollte ihn Papst Pius X den Gläubigen verbieten. Doch der berühmte Casimiro reiste nun von Argentinien nach Rom, um dem Papst einen Tango aufs vatikanische Parkett zu legen. Der Pontifex war beeindruckt und befand, der Tanz sei mit dem Glauben vereinbar. Allerdings empfahl er, statt den Tango lieber die Furlana, einen Bauernreigen zu tanzen, die im Karneval von Venedig getanzt wurde. Dass nun der Papst den Tango grundsätzlich billigte, rief die Entrüstung der Kardinäle hervor.
Dieses Beispiel zeigt: Geistliche können in Sachen Kunst dazulernen! Es zeigt noch ein Weiteres: Mit dem Goodwill des Leiters ist noch nicht alles gewonnen.
Kunst für die Kirche Nun war der Tango natürlich nicht geeignet, in der Kirche getanzt zu werden, und es ging nicht darum, den Papst für eine liturgische Einbettung dieses doch ziemlich erotischen Tanzes zu gewinnen. Aber es gibt gute Kunstformen (inklusive Tanz), die sich durchaus für die Kirche eignen würden. Hier sind eben mutige Schritte und eine gewisse Hartnäckigkeit nötig.
Erfahrungen eines Schauspielers In meiner Jugend war die Freundschaft mit einem Schauspieler prägend, der nach seinem hervorragenden Abschluss in der Amsterdamer Theaterakademie beschloss, sich dem Solotheater zu widmen. Als Christ erarbeitete er sich ein Repertoire, das er auch den Kirchen anbot. Ich erlebte als sein «Manager» für Schweizer Kirchen, wie viel Geduld es brauchte, Gemeinden von der Schönheit eines Theaterstücks in einem Gottesdienst zu überzeugen. Und ich war einmal tief beeindruckt von einem Pfarrer, der nach dem Stück sagte: «Ich lasse nun die Predigt beiseite. Das Stück war die bessere Predigt!» Auf der anderen Seite erzählte der Schauspieler Tob de Bordes, wie er von der niederländischen Königin eingeladen wurde, die Weihnachtsgeschichte zu lesen: «Das Fest in Apeldoorn, wo der Palast liegt, sollte in einem Saal gefeiert werden, der aber zu klein war. Deswegen musste man ausweichen in eine Kirche, die noch frei war. Nun hatte diese Gemeinde eine sehr strenge Lehre und gab auch für die Königin ihre Prinzipien nicht auf. Wir durften also keine Kerze anzünden und die Militärkapelle, die Weihnachtslieder spielen wollte, musste auf die Instrumente reduziert werden, die in der Bibel vorkommen.»
Fragen:
Wo sollten wir mutig auf Gemeinden und Pfarrer zugehen und ihnen helfen, (unsere) Kunst zu verstehen? Vielleicht schenken wir ihnen eine Freikarte für ein Konzert oder einen Theaterbesuch? Vielleicht laden wir sie zur nächsten Vernissage ein…
Wo sollten wir den Kirchen mutig (unsere) Kunst für einen der nächsten Gottesdienste anbieten – vielleicht als eine kostenlose Gabe? Nicht, dass Kunst in Kirchen immer gratis sein sollte, aber sie darf zwischendurch ein Geschenk sein. Man sollte dann genau absprechen, in welchen Teil der Liturgie die Kunst hineinpasst. Sicher nicht in die Mitteilungen zum Schluss. Vielleicht als Inspiration für die Predigt. Vielleicht als Ergänzung (nicht als Illustration!) der Predigt – oder als Teil des stillen Gebets, der Fürbitten oder des Segens.
Beat Rink
AUDINCOURT / Glass windows by Fernand Léger
ENGLISH
Continuation of “How do we promote good art in the churches?”
(Part 1:+2 : LINK)
Was Picasso right?
“I find it absurd when a woman who does not smoke a pipe paints one,” Picasso once said. Was he right? The answer is no and yes – both at once. Picasso was not right. Was he in Guernica on 26th April, 1937? No! And yet he created a powerful artistic memorial to this town and its liquidation in the Civil War. As is well-known, artists do not have to experience personally the things about which they paint, write or compose. Artists, for example, do not necessarily have to believe in God to create Christian art. But wait – maybe they do? As we see, it‘s already getting more difficult to confront Picasso with a clear «No». This was namely the exact problem that Picasso was referring to when he spoke these words.
An appeal by a Dominican priest
In 1935, the French Dominican priest Alain Couturier, in his journal “L’Art Sacré”, appealed to the great artists of his time to apply their skills to church buildings. For the sacred art of that time had fallen to a very low level, while great things were happening in the art world. This was painful for Couturier and his circle. They did not share the thoughts of Fra Angelico, who stated: «In order to paint the things of Christ, one must live with Christ.» Rather, Couturier was closer to Delacroix’ view: «One must always place one’s reliance on genius».And that means: «Every true artist is inspired. Alone due to his nature and his temperament, he is prepared, predisposed for intuitive thought: why should he not also be receptive when that Spirit descends who always only ‘blows where he will’? ‘And you hear his voice… but you do not know where he is going and from where he comes’.» (Couturier)
Couturier thus opened the doors of the church to artists of genius. And geniuses were (or are) receptive to the working of the Holy Spirit. Theologically, an argument of this kind is questionable. But this alone does not make Couturier’s appeal questionable. Why shouldn’t churches in fact bring in good art, even when it is not by Christian artists? Among Couturier’s contacts, there were indeed only a few great artists who also got involved in churches, including particularly Alfred Manessier and Georges Rouault.
Assy
It was only after the Second World War that Couturier’s appeal bore fruit. Thanks to a donation by a generous couple, it was possible in 1950, in the town of Assy, to dedicate a church containing work by Fernand Léger (openly a communist), Marc Chagall (a Jew), Georges Braque, Jean Lurçat, Pierre Bonnard, Henri Matisse, Jean Bazaine and Couturier himself. For the taste of the day, the wooden cross created by the sculptor Germaine Richier was not «sacred» enough. Only the intervention of a number of French intellectuals prevented its complete removal from the church.
Vence
In Vence, Henri Matisse built a chapel. «Every detail of this church, the altar, the crucifix, the glass windows and the painted tiles, were designed and carried out by the artist himself. The impressive Stations of the Cross are sketched on white tiles, showing a reduction of form and interruption of the strokes unusual for Matisse.» (The art historian Horst Schwebel). Matisse said, “This chapel was for me the final goal of a life of hard work and the climax of a great, sincere and difficult aspiration.”
Audincourt, Les Bréseux, Ronchamp
In Audincourt a further impressive church was created, involving work above all by Léger and Bazaine. In Les Bréseux in the French Jura mountains, Manessier created glass windows, without representational motifs, which invite the observer to enter reflection.
And finally, Le Corbusier built in Ronchamp«a church which seems to have its origins entirely in poetry and has nothing in common with historical church construction.» (Schwebel). Soon, Germany too followed France‘s example.
Good art for churches
Picasso refused all invitations to participate in such projects. We already know the reason he gave.
But perhaps he was not completely wrong in his slightly strange comparison with pipe-smoking women. At least he was himself aware that he was not a suitable person for decorating the church. With his themes, with his aesthetics, and also with his well-known personal characteristics, he was too far away from the church and faith for this to have been successful.
But Couturier and his circle did ask very precise questions – not regarding the faith of the artist, but: «Which artist seems to be particularly ‘receptive’ for a particular theme, whose gifts are suitable for a work for that one place or fulfilling that certain function?» (Pie Régamey, one of Couturier’s main collaborators).
3 questions
Today, too, churches can pose these questions: “Where do we find artists who are not necessarily Christians but are capable of bringing good art into the church? Artists whose themes, whose aesthetics and also whose personalities are not incompatible with the church in the way Picasso was?”
But there is a first question which should not be skipped: “Where are there creative artists in the churches whom we should support?”
We put the third question in the mouth of artists, who are «at home» in churches: “Where can they invite colleagues to work in churches and thus be blessed themselves – with music, visual art, literature, dance…?”
The life of the Swiss composer Paul Burkhard is a good example of what can happen: this famous composer was invited by a pastor to write a Christmas play for children. The resulting «Zeller Weihnacht» (an outstanding work) led him to become a Christian himself, and in the following decades he created wonderful sacred music.
Beat Rink / Translation from German: Bill Buchanan
RONCHAMP / chapel by Le Corbusier
DEUTSCH
Fortsetzung von “Wie fördern in den Kirchen gute Kunst?” (Teil 1+2: LINK) Hatte Picasso recht?
„Ich finde es widersinnig, dass eine Frau, die keine Pfeife raucht, eine malt“, meinte Picasso. Hatte er recht? Die Antwort ist nein und ja – beides. Picasso hatte nicht recht. War er am 26. April 1937 in Guernica? Nein! Und doch setzte er diesem vom Bürgerkrieg versehrten Ort ein gewaltiges künstlerisches Denkmal. Künstler müssen bekanntlich nicht selber erlebt haben, was sie malen, schreiben oder komponieren. So müssen Künstler auch nicht unbedingt an Gott glauben, um christliche Kunst zu machen. Oder etwa doch? Man sieht: Hier wird es schon schwieriger, Picasso ein klares «Nein» entgegenzuhalten. Picasso bezog sich nämlich gerade auf dieses Problem, als er diesen Satz sagte.
Aufruf eines Dominikanerpfarrers
Der französische Dominikaterpfarrer Alain Couturier hatte in seiner Zeitschrift „L’Art Sacré“ 1935 die grossen Künstler seiner Zeit aufgerufen, mit ihrem Können bei der Ausgestaltung von Kirchen mitzuwirken. Denn die sakrale Kunst jener Zeit war auf einem tiefen Niveau angekommen, während in der Kunstwelt Grosses geleistet wurde. Dies schmerzte Couturier und seine Mitstreiter. Sie dachten nicht gleich wie Fra Angelico, der gesagt hatte: «Um die Dinge Christi zu malen, muss man mit Christus leben.» Couturier meinte vielmehr mit Delacroix: «Man muss immer auf das Genie setzen».Und das hiess: «Jeder wahre Künstler ist inspiriert. Schon durch seine Natur und durch sein Temperament ist er für geistige Intuitionen vorbereitet, prädisponiert: weshalb sollte er nicht auch für die Niederkunft jenes Geistes empfänglich sein, der ausschließlich ‚weht, wo er will? Und du hörst seine Stimme… aber du weißt nicht, wohin er geht und von wannen er kommt’.» (Couturier)
Couturier öffnete also die Kirchentore für Künstler, die Genies waren. Und Genies waren (oder sind) empfänglich für das Wirken des Heiligen Geistes. Eine solche Argumentation ist theologisch fragwürdig. Aber deshalb ist das Vorgehen von Couturier noch nicht fragwürdig. Warum sollten Kirchen nicht tatsächlich gute Kunst hereinholen, selbst wenn sie nicht von christlichen Künstlern kam? Im Umkreis von Couturier gab es tatsächlich nur wenige grosse Künstler, die sich auch in den Kirchen engagierten, vor allem Alfred Manessier und Georges Rouault.
Assy
Der Aufruf von Couturier trug erst nach dem 2.Weltkrieg Früchte. 1950 konnte in Assy dank einem grosszügigen Spenderehepaar eine Kirche eingeweiht werden, an der Fernand Léger (bekanntlich ein Kommunist), Marc Chagall (ein Jude), Georges Braque, Jean Lurçat, Pierre Bonnard, Henri Matisse, Jean Bazaine und Couturier selbst mitgewirkt hatten. Die Bildhauerin Germaine Richier hatte ein für den damaligen Geschmack zu wenig «sakrales» Holzkreuz geschaffen. Nur durch die Interviention zahlreicher französischer Intelektueller wurde es nicht ganz aus der Kirche entfernt.
Vence
In Vence entstand eine Kapelle von Henri Matisse. «Jedes Detail dieser Kirche, der Altar, das Kruzifix, die Glasfenster und die bemalten Kacheln, sind vom Künstler selbst entworfen und durchgeführt. Beeindruckend ist sein auf die weißen Kacheln skizzierter Kreuzweg, der eine für Matisse ungewöhnliche Formreduktion und Brechung in der Strichführung zeigt.» (Der Kunsthistoriker Horst Schwebel) Matisse sagte: „Diese Kapelle war für mich das letzte Ziel eines arbeitsamen Lebens und der Gipfelpunkt eines großen, aufrichtigen und schwierigen Strebens.”
Audincourt, Les Bréseux, Ronchamp…
In Audincourt entstand eine weitere beeindruckende Kirche, an der vor allem Léger und Bazaine beteiligt waren. In Les Bréseux im französischen Jura schuf Manessier Glasfenster, die ohne gegenständliche Motive zur Besinnung einluden. Und schliesslich baute Le Corbusier in Ronchamp «eine Kirche, die ganz der Poesie entsprungen zu sein scheint und keinen Bezug zum historischen Kirchenbau aufweist.» (Schwebel). Bald folgte auch Deutschland dem französischen Vorbild.
Gute Kunst für Kirchen
Picasso schlug alle Einladungen aus, an solchen Projekten teilzunehmen. Seine Begründung kennen wir bereits. Vielleicht hatte er aber nicht ganz unrecht mit seinem etwas seltsamen Vergleich mit Pfeife rauchenden Frauen. Zumindest spürte er selber, dass er ungeeignet gewesen wäre, eine Kirche auszuschmücken. Er war mit seinen Themen, mit seiner Ästhetik und bekanntlich auch als Person zu weit weg von Kirche und Glauben, als dass dies hätte gelingen können.
Couturier und seine Leute fragten aber sehr genau – nicht nach dem Glauben der Künstler, aber: «Welcher Künstler scheint für ein bestimmtes Thema besonders ‚empfänglich’, wer ist für ein Werk begabt, das hier oder dort diese oder jene bestimmte Funktion erfüllen soll?» (so Pie Régamey, ein wichtiger Mitarbeiter von Couturier).
3 Fragen
Kirchen könnten sich auch heute noch fragen: “Wo gibt es Künstler, die nicht unbedingt Christen sind, die aber gute Kunst in die Kirche hineintragen können? Künstlerinnen und Künstler, deren Themen, deren Ästhetik und auch deren Persönlichkeit mit der Kirche nicht inkompatibel sind wie bei einem Picasso?”
Eine erste Frage darf dabei nicht übersprungen werden: “Wo gibt es Kunstschaffende in den Kirchen, die wir fördern sollten?”
Die dritte Frage legen wir Künstlerinnen und Künstler in den Mund, die in Kirchen «zuhause» sind: “Wo können wir unsere Kollegen einladen, um in Kirchen mitzuwirken und selber dadurch gesegnet zu werden – mit Musik, visueller Kunst, Literatur, Tanz…?”
Das Leben des Schweizer Komponisten Paul Burkhard ist ein gutes Beispiel dafür, was dann entstehen kann: Der berühmte Komponist wurde von einem Pfarrer eingeladen, ein Weihnachtsspiel für Kinder zu schreiben. Durch die «Zeller Weihnacht» (ein grossartiges Werk) wurde er selber Christ und schuf in den nächsten Jahrzehnten wunderbare geistliche Musik.
Beat Rink
Wandskulptur von Hans Ittig kostenlos abzugeben – sie stammt aus den 1970er Jahren und hängt heute im «Asyl Gottesgnad». Da sie dort keinen Platz mehr hat, wird sie kostenlos abgegeben an eine interessierte Institution. Demontage bis spätestens Ende Jahr 2022. Kontakt: Samuel Scherrer, sischerr@gmail.com.
ENGLISH
Continuation of “How do we promote good art in the churches?”
(Part 1: Church music : LINK)
Church organisation
In many churches, art experts are missing. There is indeed a theological authority (the pastor), a church committee for organisational questions, in free churches a council of elders for spiritual and organisational matters, then subcommittees: a building committee, a finances committee, a mission circle, a publicity team, a Sunday school team, a music team etc. But where is the art committee? Or, rephrasing the question: who makes the decisions in important artistic matters?
The pastor?
To quote from a report by the arts scholar and publicist Andreas Mertin: “For me, one of the strangest features of contacts with numerous Protestant pastors are the things that happen when one speaks to them about art or artistic projects. They always know better… One sits down in order to discuss an art exhibition in a church, and instead of saying, ‘I would certainly be interested to hear what an artist has to say about it’‚ they deliver such sentences as: ‘The artist can certainly do something like this or that, but on no account something of this kind’. What is the origin of this idea that, as an academically trained theologian, one is in position to solve questions of aesthetic and artistic form better than the artists themselves? I have no idea.»
The church committee?
A young goldsmith and visual artist was commissioned to create a large cross for a church. He invested countless hours in it, and the result was exceptionally beautiful. The church committee came together and conferred – and reacted with a shocking statement: It had been decided that the money originally set aside for this would be better invested in mission. The artist withdrew the cross, and also a large part of his trust, from the church. – This artist was my own brother.
The council of elders?
My mother, too, was a visual artist. After attending art college, she dedicated herself, amongst other things, to interior design. She was to create the interior of a church hall belonging to a free church. She found the most suitable lamps in a shop which belonged to the Anthroposophists. This non-Christian, theosophically oriented faith (to which, by the way, many artists feel drawn) pursues its own aesthetic concept. In the case of these lamps, however, this was not necessarily visible. The decision about the lighting was then discussed for hours in the council of elders – and finally went in favour of these lamps.
An arts committee?
Churches need an arts committee with established specialists. Artistic questions should not be settled by some random committee without special knowledge. Even artists themselves are not competent in all fields. Musicians do not necessarily understand much about visual arts, visual artists may not have a grasp of literature, etc. (This was also the reason why in the “Night of Faith. Festival for Art and Church” we appointed jurors who were experts in their field, and the performances were of high quality*) Consequently, churches should ideally have experts in these different fields. Or at least an artistic adviser, who can call in external experts when needed – experts who are listened to and who are given adequate decision-making powers, even if they do not have the last word in everything. The Old Testament could provide a model here: The Levites were experts of the same rank as the men who were called in to build the Tabernacle and the Temple, such as Hiram of Tyre, who did not belong to God’s people, (1 Kings 7:14) or Bezalel, who was filled with the Holy Spirit and employed as a (qualified!) artistic craftsman (Exodus 31:1-11).
First steps
One first step could be to put this question to pastors and church leaders: Who is it who actually decides about art in our church? What is the result, and why are the experts absent?
A second step could then be to take a step outside the church building – perhaps to accompany the pastor the couple of yards from the church door to the publicity showcase on the street. This church showcase, in many countries tended and decorated by an eager team, is the most visible statement about the life of the congregation and its quality (including the aesthetic aspect). It may be that hundreds of people walk past it every day and observe the results of the painful fact that art experts are absent or not employed in the churches – see the photos of different church publicity showcases…
Beat Rink / Translation from German: Bill Buchanan
DEUTSCH
Fortsetzung von “Wie fördern in den Kirchen gute Kunst?” (Teil 1: Kirchenmusik: LINK)
Kirchliche Gremien
In vielen Kirchen fehlen Experten für Kunst. Es gibt zwar eine theologische Instanz (der Pfarrer), ein Kirchenvorstand für organisatorische Belange, in Freikirchen ein Ältestenrat für geistliche und organisatorische Dinge, dann Unter-Gremien: eine Baukommission, eine Finanzkommission, ein Missions-Kreis, ein Werbe-Team, ein Sonntagsschul-Team, ein Musikteam usw. Aber wo gibt es eine Kunst-Kommission? Oder anders gefragt: Wer entscheidet in wichtigen künstlerischen Fragen?
Der Pfarrer?
Der Kunstwissenschafter und Publizist Andreas Mertin berichtet: „Es gehört für mich zu den merkwürdigsten Momenten im Umgang mit manchen protestantischen Pfarrerinnen und Pfarrern, was geschieht, wenn man mit ihnen über Kunst oder Kunstprojekte spricht. Sie wissen es immer besser. …Man sitzt zusammen, um eine Kunstausstellung in einer Kirche zu besprechen und statt zu sagen, mich würde mal interessieren, was Künstler dazu zu zeigen hätten, kommen dann Sätze wie: der Künstler könnte dann doch das machen oder jenes, aber auf keinen Fall dieses. Woher kommt diese Meinung, man sei als akademisch ausgebildeter Theologe in der Lage, ästhetische und künstlerische Formprobleme besser lösen zu können, als die Künstler selbst? Ich weiß es nicht.»
Der Kirchenvorstand?
Ein junger Goldschmied und bildender Künstler wurde von einer protestantischen Kirche mit der Gestaltung eines grossen Kreuzes beauftragt. Er investierte unzählige Stunden, und das Ergebnis war wunderschön. Er brachte das Kreuz in die Kirche. Der Kirchenvorstand trat zusammen und beriet – und reagierte mit einer verstörenden Meldung: Man habe beschlossen, das ursprünglich dafür vorgesehene Geld doch lieber in die Mission zu geben. Der Künstler demontierte das Kreuz und damit auch ein Stück seines Vertrauens in die Kirche. – Der Künstler war mein Bruder.
Der Ältestenrat?
Auch meine Mutter war eine bildende Künstlerin. Nach der Kunstschule widmete sie sich unter anderem dem Innendesign. Für eine Freikirche sollte sie den Gemeindesaal gestalten. Die passendsten Lampen fand sie in einem Geschäft, das den Anthroposophen gehörte. Diese nicht-christliche, theosophisch geprägte Glaubensrichtung (zu der sich übrigens viele Künstler hingezogen fühlen) folgt einem eigenen ästhetischen Konzept. Dieses war den gewählten Lampen allerdings nicht unbedingt anzusehen. Die Entscheidung über diese Leuchtkörper wurde nun stundenlang im Ältestenrat diskutiert – und schliesslich zugunsten der Lampen gefällt.
Ein Kunstrat?
Kirchen brauchen eher einen Kunstrat mit ausgewiesenen Fachexperten. Über künstlerische Fragen sollten nicht irgendwelche Gremien entscheiden, die keine Fachkompetenz haben. Selbst Künstler sind ja nicht in allen Sparten kompetent. Musiker verstehen nicht unbedingt etwas von bildender Kunst, bildende Künstler nicht unbedingt etwas von Literatur usw. Dies war auch der Grund, weshalb wir in der “Nacht des Glaubens. Festival für Kunst und Kirche“ sparten-spezifische Experten als Juroren einsetzten; und entsprechend hoch war die Qualität der Aufführungen und Ausstellungen)*.
Deshalb brauchen Kirchen am besten Experten aus verschiedenen Sparten. Oder dann einen Kunst-Rat, der externe Experten wenigstens punktuell herbeizieht. Experten, auf die man hört und denen man genügend Entscheidungskompetenz gibt, selbst wenn sie nicht in allem das letzte Wort haben. Das Alte Testament könnte als Vorbild dienen: Die Leviten waren ebenso Experten wie die zum Bau der Stiftshütte und des Tempels berufenen Männer wie Hiram von Tyrus, der nicht dem Volk Gottes zugehörte (1.Könige 7, 14) oder Bezalel, der vom Geist Gottes erfüllt und als (ausgebildeter!) Kunsthandwerker eingesetzt wurde (2.Mose 31,1-11).
Erste Schritte
Ein erster Schritt wäre vielleicht, Pfarrern und Gemeindeleitern die Frage zu stellen: Wer entscheidet eigentlich über Kunst in unserer Kirche? Was ist das Resultat, wenn es an Experten mangelt?
Ein zweiter Schritt könnte dann der Schritt aus der Kirche hinaus sein – vielleicht mit dem Pfarrer zusammen nur ein paar Meter von der Kirchentür weg zum Schaukasten an der Strasse. Der kirchliche Schaukasten, der in vielen Ländern von einem eifrigen Dekorationsteam betreut wird, ist das sichtbarste Aushängeschild kirchlichen Lebens und seiner (nicht zuletzt ästhetischen) Qualität. Möglicherweise gehen Hunderte von Menschen täglich daran vorbei und sehen das Resultat der schmerzhaften Tatsache, dass Kunst-Experten in den Kirchen fehlen oder nicht eingesetzt werden – s. die Bilder verschiedener Schaukästen…
Recently I had an interesting conversation with a retired pastor of the Swiss Reformed Church. He said, «Theologians generally have no idea about music! This is true even regarding the old church hymns. They no longer know what to do with them. Although our organist is good, he can’t maintain his place. So modern worship dominates. This, too, has its rightful place, but it is pushing tradition aside.»
Old church hymns – a new accessibility
Let me mention an interesting event within the “Night of Faith. Festival for Art and Church”: The two well-known musicians and songwriters Lothar Kosse (Protestant) and Albert Frey (Catholic) sang old church hymns. They call this the «Treasury of Song Project». It attracted a lot of attention on the 17th June. In the programme, the wonderful treasures of our old church hymns were made accessible to today’s generation – hopefully also to a new generation of pastors. At the end of the performance, one pastor said, «We need this!»
Pointing in the same direction, we have the REAL FAITHBOOK, published by «Crescendo», comprising 250 hymns in jazz arrangements.
An observation by Herbert Blomstedt
The great conductor Herbert Blomstedt, to whom the last TUNE IN was dedicated on the occasion of his 95th birthday, answered a question about the music in his (Adventist) church and in other churches in an interview with us 15 years ago. It is worth passing on his wide-ranging thoughts in full:
«This is an exceptionally difficult question. … A couple of weeks ago, I was with the Czech Philharmonic in Prague and also attended my denomination’s church service there. A television team turned up, and afterwards I had to answer various questions for a full hour. Now, the interviewer suddenly had the idea of turning to the church leader, who was at that moment standing close by. His question was: “What music do they sing in your church?” – I knew through a friend that this man is an honest, fine and responsible worker in God’s garden, but without the least idea of music. His opinion is based on a simple black-and-white scheme: Everything in our hymnbook is allowed. Anything that is not in our hymnbook is from the devil. He expressed himself accordingly. – Now, this is a very simple opinion, but one I can understand, because it is very difficult to give a reasonable answer to such a question in a couple of sentences. For this task, a certain musical understanding and, above all, a great love of music are necessary. To answer your question regarding the state of music in our church, I unfortunately have to say that it is miserable. It is important to realise that the The Seventh-Day Adventist faith movement has its origins in America. In the 1830s and 40s, there was unrest in the major American towns, because industrialisation was causing much poverty. There were epidemics. State and church was still organised very hierarchically, so communism found fertile soil waiting. On the philosophical side, Kierkegaard was searching to give an answer to the burning questions of the age. In 1843, the year in which the Adventist movement started, he was protesting against the established church in Denmark. Their pastors were more or less civil servants. Certainly, they were well educated, fine and pleasant fellow human beings, but they no longer had any knowledge of the power of the gospel. Kirkegaard,in oppostion, stated, “Only a follower of Christ is a Christian.” These pastors, in contrast, were in no sense followers, but simply functionaries of the church. It was against this background that the Adventist movement arose. The wish was to breathe new life into the moribund national church, both Catholic and Protestant. Within the church, too, there were new spiritual awakenings. There was unrest everywhere. The music of our church therefore has an American stamp. Americans are very sentimental, which is sometimes very moving and beautiful. It‘s easy to make friends in America. In art, this can easily lead to kitsch, and this is true of the music in our denomination as well. It is often only inflated kitschiness.»
Question: But on the other hand people are aiming to praise God with it…
Herbert Blomstedt: That makes one’s position as an artist somewhat difficult. The church members are satisfied with the style and feel at home with it, as I well know. Therefore I exercise tolerance and say nothing. Nor do I run away, as some of my less tolerant musical colleagues do. They think they must nail their colours to the mast and protest against the kitsch. But in the end this doesn’t help anyone. Recently, I attended the funeral of a family friend. It took place here, close to Lucerne, in the Reformed Church at Sursee. This building is very plain and the interior walls are whitewashed. The pulpit is of painted wood, and the organ is in the same beautiful colour. The church makes a noble and elegant impression. I got there half an hour early and enjoyed the atmosphere. But then a band and choir started to rehearse an explosion of kitsch. The piano was played in coffee-house style, and the rest of the band thundered along with. Because the church acoustics were so good, the singers joyfully raised their performance to an even greater, almost symphonic fullness. The contrast between this droning and the simplicity and dignity of the church was almost unbearable, and my inner wish was to rush out screaming. Yet the people were singing with great fervour and probably thought they were treating me, an early arrival at the funeral, to a particular pleasure. Nevertheless, it did have its good side: The plan was for me to say a few words in honour of our deceased friend during the service. Things of this kind are always difficult for me, because I‘m very sensitive and quickly begin to cry at such moments. But now I was so outraged at this music that the possibility of crying never occurred to me.
Question: What would be a realistic way ahead in this situation: singing valuable old hymns and simultaneously writing good new songs?
Herbert Blomstedt: Yes, because direct confrontation doesn‘t achieve anything. Exercising tolerance is one aspect; giving one’s best, in all humility and without condescension, but also without compromising on quality – that would be the other side.
(To be continued)
Text: Beat Rink / Translation from German: Bill Buchanan
DEUTSCH
Kürzlich hatte ich ein interessantes Gespräch mit einem pensionierten Pfarrer der evangelisch-reformierten Kirche der Schweiz. Er sagte: «Die Theologen haben im allgemeinen keine Ahnung von Musik! Das betrifft sogar die alten Kirchenlieder. Sie wissen nicht mehr, was sie damit anfangen sollen. Unser Organist ist zwar gut, doch kann er sich nicht durchsetzen. So dominiert der moderne Worship. Dieser hat ja auch seine Berechtigung, aber er verdrängt die Tradition.»
Alte Kirchenlieder – neu zugänglich gemacht
Ich wies auf einen interessanten Anlass hin, der in der “Nacht des Glaubens. Festival für Kunst und Kirche” stattfand: Die beiden bekannten Musiker und Lied-Komponisten Lothar Kosse (protestantisch) und Albert Frey (katholisch) sangen alte Kirchenlieder. Sie nennen es «Liedschatz»-Projekt. Es fand am 17.Juni grosse Beachtung. Damit werden die wunderbaren Schätze unserer alten Kirchenlieder einer heutigen Generation zugänglich gemacht – hoffentlich auch einer Generation von Pfarrerinnen und Pfarrern. Ein Pfarrer kam aus der Aufführung und meinte: «Das brauchen wir!»
In die gleiche Richtung weist das REAL FAITHBOOK, das «Crescendo» herausgegeben hat, und in dem sich 250 für Jazz arrangierte Hymnen finden.
Eine Beobachtung von Herbert Blomstedt
Der grosse Dirigent Herbert Blomstedt, dem anlässlich seines 95.Geburtags das letzte TUNE IN gewidmet war, antwortete uns in einem fünfzehn Jahre zurückliegenden Interview auf die Frage nach der Musik in seiner (adventistischen) Kirche und in anderen Kirchen. Es lohnt sich, seine weit ausgreifenden Gedanken ungekürzt wiederzugeben:
« Das ist eine äusserst schwierige Frage. … Ich war vor ein paar Wochen bei der Tschechischen Philharmonie in Prag und besuchte auch den Gottesdienst unserer dortigen Gemeinde. Ein Fernsehteam war gekommen, dem ich anschliessend eine Stunde lang Red und Antwort stehen musste. Nun kam es dem Interviewer plötzlich in den Sinn, sich an den Gemeindeleiter zu wenden, der gerade in der Nähe stand. Die Frage lautete: „Welche Musik singt man in Ihrer Kirche?“ – Ich wusste durch einen Freund, dass dieser ein ehrlicher, feiner und verantwortungsvoller Arbeiter im Garten Gottes ist, aber von Musik keine blasse Ahnung hat. Seine Meinung beruht auf einem simplen Schwarz-Weiss-Denken: Alles, was im Liederbuch steht, ist erlaubt. Alles, was nicht im Liederbuch steht, ist vom Teufel. Er äusserte sich in diese Richtung. – Nun, das ist eine sehr einfache Meinung, die ich deshalb verstehen kann, weil es sehr schwierig ist, auf eine solche Frage in ein paar Sätzen eine vernünftige Antwort zu geben. Dazu wäre ein gewisser musikalischer Verstand und vor allem eine grosse Liebe zur Musik nötig. Um Ihre Frage im Blick auf den musikalischen Zustand unserer Kirche zu beantworten, muss ich leider sagen, dass er jämmerlich ist. Sie müssen wissen, dass die Glaubensbewegung der Sieben Tags-Adventisten ihren Ursprung in Amerika hat. In den 1830-er und 1840-er Jahren gärte es in den amerikanischen Grossstädten, weil die Industrialisierung viel Armut verursachte. Seuchen grassierten. Staat und Kirche waren immer noch sehr hierarchisch organisiert, und so fand der Kommunismus seinen Nährboden. Auf der philosophischen Seite versuchte Kierkegaard, eine Antwort auf die brennenden Fragen der Zeit zu geben. Er protestierte im Jahr 1843, zur Zeit der Gründung der Adventsbewegung, gegen die dänische Volkskirche. Ihre Pfarrer waren mehr oder weniger Beamte. Sicher sehr gebildete, feine und nette Menschen, aber von der Kraft des Evangeliums wussten sie nichts mehr. Kirkegaard hingegen behauptete: „Nur der ist Christ, der ein Nachfolger Christi ist.“ Diese Pfarrer hingegen waren überhaupt keine Nachfolger, sondern nur Funktionäre der Kirche. Auf diesem Hintergrund entstand die Adventsbewegung. Sie wollte in die erstarrte Volkskirche, sowohl die katholische als auch die protestantische, neues Leben hineinblasen. Auch innerhalb der Kirche gab es neue geistliche Aufbrüche. Es gärte überall. Die Musik unserer Gemeinde ist deshalb von Amerika geprägt. Amerikaner sind sehr sentimental, was manchmal sehr bewegend und schön ist. Man macht sich in Amerika schnell Freunde. In der Kunst führt es leicht zum Kitsch; und dies ist auch in der Musik unserer Gemeinschaft der Fall. Es ist oft nur eine aufgeblasene Kitschigkeit.»
Frage: Aber andererseits wollen Menschen damit Gott loben…
Herbert Blomstedt: Das macht unseren Stand als Künstler etwas schwierig. Die Gemeindeglieder sind mit diesem Stil zufrieden und fühlen sich darin zuhause, das weiss ich wohl. Deshalb bin ich auch tolerant und schweige. Ich laufe auch nicht hinaus, wie es einige meiner weniger toleranten Musikerkollegen tun. Sie meinen, man müsse Farbe bekennen und gegen den Kitsch protestieren. Aber das hilft letztlich niemandem. Kürzlich nahm ich an der Trauerfeier für eine Freundin unserer Familie teil. Sie fand hier in der Nähe von Luzern, in der reformierten Kirche von Sursee, statt. Diese Kirche ist sehr schlicht und auch im Innern weiss getüncht. Die Kanzel ist aus bemaltem Holz und in derselben schönen Farbe ist auch die Orgel gehalten. Die Kirche hat eine noble und stilvolle Ausstrahlung. Ich war eine halbe Stunde früher dort und genoss die Atmosphäre. Doch da probten eine Band und ein Chor einen Bombenkitsch von Musik. Das Klavier wurde im Stil eines Kaffeehauspianisten gespielt und die übrige Band donnerte richtig los. Weil die Akustik in der Kirche so gut war, steigerten sich die Sänger voller Freude in eine noch grössere, fast symphonische Klangfülle hinein. Der Kontrast dieses Gedröhnes zur Schlichtheit und Würde der Kirche war fast unerträglich und am liebsten wäre ich schreiend hinausgestürzt. Doch die Leute sangen ganz eifrig und dachten wohl, sie würden mir, diesem frühzeitigen Besucher der Trauerfeier, eine Freude bereiten. Trotzdem hatte die Sache etwas Gutes. Ich sollte nämlich während des Gottesdienstes ein paar Worte zu Ehren unserer verstorbenen Freundin sagen. So etwas fällt mir jedes Mal schwer, weil ich sehr empfindsam bin und in solchen Momenten schnell zu weinen beginne. Ich war nun aber so empört über diese Musik, dass ich gar nicht ans Weinen dachte.
Frage: Was wäre ein gangbarer Weg aus dieser Situation: Künstlerisch wertvolle alte Lieder singen und gleichzeitig gute neue Lieder schreiben?
Herbert Blomstedt: Ja, weil mit reiner Konfrontation nichts erreicht wird. Toleranz üben ist das Eine. In aller Demut und ohne besserwisserische Attitüde, aber auch ohne qualitative Kompromisse sein Bestes geben und zu einer guten Gemeindemusik-Kultur beitragen – das wäre das Andere.
(Fortsetzung folgt)
Text: Beat Rink
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ENGLISH
On 11th July, the distinguished and still extremely active conductor Herbert Blomstedt will reach the age of 95 – we take this opportunity to send our heartiest congratulations. Here are excerpts from an interview he gave us some years ago.
Mr. Blomstedt, which works are closest to your heart?
Works with which I can particularly identify. I am thinking of Haydn, even in places where he is not being religious. These are works which reflect the perfect and display a deep, human honesty. Behind them there is an incomprehensibly great creative spirit which can only be explained as coming from God. Haydn’s ingenious creative power was neglected for a long time. In the Romantic period, his music was even considered “old hat”. Schaum spoke about him disparagingly. But, as we know, artistic taste moves in waves. Not all epochs are ready for all great art. And they were not ready for Haydn. His music is so fabulously rich and each bar is a surprise. Among his 104 symphonies, each is quite different. Behind that, I repeat, one can see only the original Creator as the source.
What value does the music of the 20th and 21st centuries have for you?
I consider it my task to present today’s musical creativity as well. However: when modern music becomes too demanding, this is certainly a problem. It tries, of course, to free itself radically from Romantic sensibility. But in any case I certainly wish to recognise today’s music and interpret it. You see, my father was a preacher and missionary. It seems I have inherited something of that: one has to become a missionary for music today. Particularly for symphonic music which, according to Reinhold Brinkmann, the Schönberg specialist at Harvard, belongs to the past. Brinkmann demands that we “put an end to the ritual!” and announces that “these works no longer count as sacrosanct!” In my opinion, however, one should not go to war against symphonic music. Especially if one trusts that music has the power to change music.
And to change people?
Yes, in a certain sense at least. I have previously spoken of the ethical power of music. Music makes people active, not passive.
And yet in the music business there are unethical tendencies and an inclination towards egocentric behaviour. Nor are conductors immune against this, since they obviously have power. How do you deal with the fact that a conductor has to strive to gain the upper hand?
I think I am an open and friendly person. So there is nothing in me that wishes to punish a musician. The problem you refer to is also linked to one’s attitude to one’s own fallibility. When studying conducting, one learns to cover over one’s own mistakes. For it is certainly very dramatic when one makes mistakes, isn’t it?! But we all make mistakes. If you hear an error in a performance, then this is only one of many. If a musician sets himself the goal of making as few mistakes as possible, it puts him under a lot of stress. The absence of mistakes cannot be a goal, but at most a direction we are moving in. There are good performances which are almost free of mistakes, yet communicate nothing. Perfectionism inhibits an artist. This artistic problem is the equivalent to the tension between Jesus and the Pharisees, who were striving for perfection…
…and demanded it from others.
That’s right. One could also think of the rich young man who wanted the best and at the same time lived a very cramped life. A musician should be able to give himself away. He doesn’t have to be the best, but should wish to give his best. Every upright person undoubtedly wishes to improve. But as soon as he does this at others’ expense, something has gone wrong with his approach. So: Despite mistakes, one can be a joyful person. Anyone who can achieve this is to be envied. After a performance, for example, I make notes of what could be improved; but I do not let this depress me. On the other hand, one can take one’s mistakes too lightly – or bury oneself in them. But then this is just as wrong as perfectionism. This is where we need to let the biblical message apply: Jesus forgives our faults.
How do you live with the fact that the conductor at any rate has power?
You previously spoke of how a conductor wishes to, or should, “gain the upper hand”. This is a dangerous matter. Egocentrism is sometimes comical, sometimes tragic. But then there are also tragic consequences. I have a famous colleague in Paris. In one performance, a horn player made a mistake. The conductor took personal offence at this and insisted in maintaining that the horn player had intentionally cracked the note in order to sabotage his concert. He broke off his collaboration with the orchestra. One day later, the orchestra had a guest appearance in Amsterdam. A conductor had to be found urgently, and another colleague, Kondraschin, stood in. This cost him his last strength, for after the performance he collapsed and died. And this was due to the egotism of the Paris conductor. To answer your question: If you have your eyes on God, you will gain the right perspective regarding yourself and others and adopt a different attitude.
What is your favourite Bible word?
There is a very beautiful verse in Psalms 63:4. David goes up to the temple and then sings: «I will praise you as long as I live, and in your name I will lift up my hands.» David says this in speaking a prayer. And I too raise my hands before an orchestra. This has another function, of course. But the poetic language of the Bible is so rich in associations and allows so many parallel, subordinate and superordinate ideas, that I could also adopt this verse is my motto. And that is exactly what I do. This does not mean that, at the beginning of a concert, I would say: «In the name of God,…». But it is a divine service, for in a concert we are serving God and serving our fellow man. It is something holy. At the same time, it is certainly not always deadly earnest, but also something joyful, because we are God’s creation and we are justified in rejoicing in that. Music is serious and light-hearted. One plays with it – even quite naïvely, just as children play. Jesus says, of course: «Become like the little children.»
The interview was conducted by Jan Katzschke and Beat Rink for the magazine “Crescendo” as well as for the book “Mich umgibt ein grosser Klang”. Translation from German: Bill Buchanan
DEUTSCH Am 11.Juli wird der grosse, immer noch äusserst aktive Dirigent Herbert Blomstedt 95 Jahre alt, dem wir an dieser Stelle herzlich gratulieren. Hier Ausschnitte aus einem vor Jahren geführten Interview. Herr Blomstedt, welche Werke sind Ihnen am nächsten?
Es sind Werke, mit denen ich mich besonders identifizieren kann. Ich denke an Haydn, auch dort, wo er nicht religiös ist. Es sind Werke, die das Vollkommene widerspiegeln und eine tiefe, menschliche Ehrlichkeit zeigen. Dahinter steht ein unbegreiflich grosser Schöpfergeist, den man nur aus Gott erklären kann. Haydns geniale Schöpferkraft blieb lange Zeit unbeachtet. In der Romantik galt seine Musik sogar als alter Zopf. Schaum äussert sich abschätzig über ihn. Aber der künstlerische Geschmack kennt bekanntlich Wellenbewegungen. Nicht jede Zeit ist reif für alle grosse Kunst. So auch nicht für Haydn. Seine Musik ist so fabelhaft reich und jeder Takt eine Überraschung. Von seinen hundertvier Symphonien ist jede wieder ganz anders. Dahinter, ich sage es noch einmal, kann man nur den Urschöpfer als Quelle sehen.
Welchen Stellenwert hat für Sie die Musik des 20. und des 21. Jahrhunderts?
Ich betrachte es als meine Aufgabe, auch heutiges musikalisches Schaffen zu repräsentieren. Allerdings: wenn moderne Musik zu anspruchsvoll wird, dann ist das schon ein Problem. Sie versucht sich ja radikal von romantischer Befindlichkeit zu befreien. Ich will aber auf jeden Fall die heutige Musik zur Kenntnis nehmen und vermitteln. Sehen Sie, mein Vater war ein Prediger und Missionar. Etwas davon haftet mir wohl noch an: Man muss heute für die Musik missionieren. Besonders für die symphonische Musik, die laut Reinhold Brinkmann, dem Schönberg-Spezialist in Harvard, vorbei ist. Brinkmann fordert: „Schluss mit dem Ritual!“ und verkündet: „Die Heiligsprechung dieser Werke ist vorbei!“ Meiner Meinung nach sollte man aber nicht kämpferisch gegen die symphonische Musik zu Felde ziehen. Vor allem dann nicht, wenn man darauf vertraut, dass die Musik die Kraft hat, Musik zu verändern.
Und Menschen zu verändern?
Ja, in gewissem Sinne schon. Ich habe schon von der ethischen Kraft der Musik gesprochen. Musik macht Menschen aktiv, nicht passiv.
Und doch gibt es im Musikbetrieb un-ethische Tendenzen und einen Hang zur Egozentrik. Auch Dirigenten sind nicht gefeit davor, weil sie ja Macht haben. Wie gehen Sie damit um, dass ein Dirigent danach streben muss, die Oberhand zu gewinnen?
Ich glaube, dass ich ein offener und freundlicher Mensch bin. So liegt es mir etwa fern, einen Musiker abzustrafen. Das Problem, das Sie ansprechen, hängt auch mit der Einstellung zur eigenen Fehlerhaftigkeit zusammen. Im Dirigierunterricht lernt man, die eigenen Fehler zu vertuschen. Denn es ist ja sehr dramatisch, wenn man Fehler macht, nicht wahr?! Aber wir alle machen Fehler. Wenn man in einer Aufführung einen Fehler hört, dann ist das ja nur einer von vielen. Wenn sich ein Musiker zum Ziel setzt, möglichst fehlerfrei zu sein, wird es sehr stressig für ihn. Fehlerlosigkeit kann kein Ziel sein, höchstens eine Richtung, in die wir gehen. Es gibt zwar gute Aufführungen, die fast makellos sind, jedoch nichts aussagen. Perfektionismus verkrampft einen Künstler. Dieses künstlerische Problem ist das Pendant zur Spannung zwischen Jesus und den Pharisäern, die Perfektion anstreben…
…und sie von anderen fordern.
Richtig. Man kann auch an den reichen Jüngling denken, der der Beste sein will und sich zugleich verkrampft. Ein Musiker soll sich verschenken können. Er muss nicht der Beste sein, sondern sein Bestes geben wollen. Jeder anständige Mensch will sich verbessern, zweifellos. Aber sobald man dies aufkosten anderer tut, hat man es falsch angepackt. Also: Trotz Fehlern kann man ein fröhlicher Mensch sein. Wem das gelingt, ist beneidenswert. Ich mache etwa nach einer Aufführung Notizen, in denen ich festhalte, was verbesserungswürdig ist; aber ich lasse mich dadurch nicht niederdrücken. Man kann andererseits auch seine Fehler bagatellisieren – oder sich in ihnen vergraben. Das ist aber ebenso falsch wie Perfektionismus. Die biblische Botschaft müsste hier zum Zug kommen: Jesus vergibt unser Fehlverhalten.
Wie gehen Sie damit um, dass der Dirigent in jedem Fall Macht hat?
Sie haben vorhin davon gesprochen, dass ein Dirigent die „Oberhand gewinnen“ will oder soll. Das ist eine gefährliche Sache. Egozentrik ist manchmal komisch, manchmal tragisch. Dann gibt aber es auch tragische Folgen: Ich habe einen berühmten Kollegen in Paris. In einer Aufführung machte ein Hornist einen Fehler. Der Dirigent war persönlich gekränkt und beharrte auf der Meinung, der Hornist habe absichtlich gequiekt, um sein Konzert zu sabotieren. Er kündete die Zusammenarbeit mit dem Orchester auf. Ein Tag danach gastierte das Orchester in Amsterdam. Dringend musste ein Dirigent gefunden werden, und ein anderer Kollege, Kondraschin, sprang ein. Mit seinen letzten Kräften, denn nach der Aufführung brach er zusammen und starb. Und daran war der Egoismus des Pariser Dirigenten schuld. Um auf Ihre Frage zu antworten: Wenn man Gott im Blick hat, wird man die richtige Perspektive über sich und andere gewinnen und eine andere Haltung annehmen.
Welches ist Ihr liebstes Bibelwort?
Es gibt einen sehr schönen Vers im Psalm 63, 5. David schreitet zum Tempel hinauf und singt dann: «So will ich dich loben mein Leben lang und meine Hände in deinem Namen aufheben.»David sagt dies als Betender. Auch ich erhebe vor einem Orchester die Hände. Das hat natürlich eine andere Funktion. Nun ist aber die poetische Sprache der Bibel so assoziationsreich und erlaubt so viele Neben-, Unter- und Übergedanken, dass ich diesen Vers auch zu meinem Motto machen könnte. Das tue ich übrigens wirklich. Nicht dass ich zu Beginn eines Konzerts sagen würde: «Im Namen Gottes…». Aber es ist ein Gottesdienst, den wir mit einem Konzert machen: ein Dienst für Gott und ein Dienst für unsere Mitmenschen. Es ist etwas Heiliges. Es ist dabei keineswegs immer etwas Todernstes, sondern auch etwas Fröhliches, weil wir Gottes Schöpfungen sind und uns daran freuen dürfen. Musik ist ernst und lustig. Man spielt damit – auch ganz naiv, so wie Kinder spielen. Jesus sagt ja: «Werdet wie die Kinder.»
Das Gespräch führten Jan Katzschke und Beat Rink für die Zeitschrift „Crescendo“ sowie für das Buch „Mich umgibt ein grosser Klang“.
ENGLISH
During the “Night of Faith. Festival for Art and Church” on 17th June 2022 in Basel, 250 professional artists from our wide variety of fields performed. In 25 churches and cultural venues, 80 events took place. So the names of these workers in the cultural field were made public – that means they were announcing that they are Christians.
«If I let people know I am a Christian, this damages my artistic career!»
This, on the other hand, is what a musician told me some time ago. No, he was not participating in the “Night of Faith”. But how do we come to terms with a statement like this? Indeed, it is not wise, always and everywhere, to «come out» as a Christian artist. It calls for a good sense of judgement regarding oneself, regarding others and the situation, in order to assess where, in this regard, to be «shrewd as serpents» or «innocent as doves ».
Shrewd as serpents…
…That could mean: «I think things through strategically: when and how should I «show» my faith in public?» Then we face this question: Am I allowing myself to be led by a «career-strategy» or by a «Kingdom-of-God-strategy»?»
The career-strategy
In the extreme case, the distinguishing mark of a career strategy is that it is concerned only with personal success. Here it is the artistic ego that rules, and God, if he plays a role at all, should please be so kind as to help one’s career. Fatally, this can even be the case where Christian art promises success. Where Christian art makes sense from a career-strategical point of view and one becomes a Christian artist for this reason, we must surely speak of someone being tempted into Christian art. In the worst case, the result can be massive damage to one’s own artistic life and to the «Kingdom of God».
Kingdom-of-God-strategy
But in other cases it may be centred on the Kingdom of God, which, as we know, we should seek before all else, and which carries the promise that «all other things shall be given to you as well», everything that God has foreseen for us. It can in fact be wise to exercise restraint with one’s Christian testimony for a time, so that, at the right time – perhaps at the right moment in one’s career, one can present it in the right place and in the right way. But then there is also a danger of working out a false «Kingdom-of-God-strategy» for oneself, along the lines of «I must of course first be a success so that people will listen to me as a Christian.» This can amount to a temptation to follow a career disguised as a «Kingdom-of-God-strategy». This is the same temptation as that of Mammon, about which Jesus warned us. The danger: Whoever begins to serve his career (even of it all looks very Christian) will no longer be able to escape from it in his own strength.
Innocent as doves…
…This could mean: «I am a Christian and have no alternative but to admit it. And this applies to my art, too. I trust God to provide me with everything he has planned for me. Not that I would reject wise decisions relating to my career. Yet it is not a matter of my career, but of my authenticity as an artist. And my faith is part of this, and I am not hiding it under a basket.»
Innocent… But for some artists, this might mean: «I have not been given the task of creating Christian art. If I were to attempt this, I would be forcing myself to do something I’m not capable of and to which I have not been called. The end result would even turn out to be a poor testimony. So I continue to be a maker of culture not working in an explicitly «Christian» way.»
The next question, however, is whether one wants to confess one’s faith in other ways or prefers to stay silent about it for the sake of an easy life or out of cowardice.
The “Night of Faith. Festival for Art and Church” was an impressive sign that excellent artists are not ashamed to show they are Christians – or are at least ready to be seen as makers of culture who are earnestly involved with their theme.
The sequence of photographs is intended to encourage you to join them.
—-
Text: Beat Rink / Translation from German: Bill Buchanan
The “Night of Faith. Festival for Art and Church” iwas initiated by Crescendo. Thus, many Crescendo musicians also participated in classical music, jazz and “Play & Pray” / Soundblessing. More of this soon on www.crescendo.org/news
For the project see www.nachtdesglaubens.ch
DEUTSCH
In der “Nacht des Glaubens. Festival für Kunst und Kirche” traten am 17.Juni 2022 in Basel 250 professionelle Künstlerinnen und Künstler aus verschiedensten Sparten auf. in 25 Kirchen und Kulturräumen fanden 80 Veranstaltungen statt. Die Namen der Kulturschaffenden waren also in der Öffentlichkeit präsent. Das heisst: sie wurden als Christen wahrgenommen.
«Wenn ich mich als Christ zu erkennen gebe, schadet das meiner künstlerischen Karriere!»
…meinte aber vor einiger Zeit ein Musiker. Nein, er nahm nicht an der “Nacht des Glaubens” teil. Was fangen wir aber mit einem solchen Satz an?
Tatsächlich ist es nicht immer immer und überall klug, sich als christliche Künstler zu «outen». Es braucht ein gutes Gespür für sich selber, für Menschen und für Situationen, um abschätzen zu können: Wo soll ich i «klug wie die Schlangen» und wo «ohne Falsch wie die Tauben» sein?
Klug wie die Schlangen…
..das könnte heissen: «Ich mache mir strategische Überlegungen: Wann und wie soll ich meinen Glauben in der Öffentlichkeit «zeigen»?» Die Frage ist nun allerdings: Lässt man sich von «Karriere-strategischen» oder von «Reich Gottes-strategischen» Überlegungen leiten?»
Karriere-strategische Überlegungen
Eine Karriere-Strategie zeichnet sich im Extremfall dadurch aus, dass es nurum den eigenen Erfolg geht. Dann regiert das künstlerische Ego und Gott soll, wenn er überhaupt eine Rolle spielt, bitteschön die Karriere befördern. Fatalerweise kann dies sogar dort der Fall sein, wo christliche Kunst Erfolg verspricht. Wenn christliche Kunst karriere-strategisch Sinn macht und man deshalb zum christlichen Künstler wird, muss man wohl zu einer Verführung zu christlicher Kunst sprechen. Was daraus entsteht, kann im schlimmsten Fall dem eigenen (Künster-)Leben und dem «Reich Gottes» massiv schaden.
Reich Gottes-strategische Überlegungen
Vielleicht geht es aber um das Reich Gottes, nach dem man bekanntlich zuallererst trachten soll, und worauf die Verheissung liegt, dass uns «alles Andere zufällt», was Gott für uns vorgesehen hat. Es kann tatsächlich klug sein, für eine bestimmte Zeit mit dem christlichen Zeugnis zurückzuhalten, um es dann zur richtigen Stunde, etwa zum richtigen Zeitpunkt der Karriere, am richtigen Ort auf die richtige Weise anzubringen. Aber da gibt es auch die Gefahr, dass man sich eine falsche «Reich Gottes-Strategie» zurechtlegt und meint: «Ich muss doch zuerst erfolgreich werden, um als Christ gehört zu werden.» Das kann eine Verführung zur Karriere unter dem Deckmantel einer «Reich Gottes-Strategie» sein. Es ist dieselbe Verführung wie jene zum Mammon, vor der Jesus warnt. Zu befürchten ist: Wer der Karriere zu dienen beginnt (selbst unter frommem Anstrich), kommt aus eigener Kraft nicht mehr von ihr los.
Ohne Falsch wie die Tauben…
…das könnte heissen: «Ich bin Christ und kann nicht anders, als dazu zu stehen. Auch mit meiner Kunst. Ich vertraue Gott, dass mir alles zufällt, was er für mich vorgesehen hat. Nicht dass ich kluge karriere-technische Entscheidungen in den Wind schlagen würde. Aber es geht mir nicht um meine Karriere, sondern um meine Authentizität als Künstler. Und dazu gehört auch mein Glaube, den ich nicht unter den Scheffel stelle.»
Ohne Falsch: Das könnte aber auch für einige KünsterInnen heissen: «Es ist mir nicht gegeben, christliche Kunst zu schaffen. Würde ich es versuchen, würde ich mich zu etwas zwingen, was ich nicht kann und wozu ich wohl auch nicht berufen bin. Das Resultat wäre sogar ein schlechtes Zeugnis. Darum bleibe ich als Kulturschaffender, der nicht explizit «christlich arbeitet» authentisch.»
Die Frage wäre dann allerdings, ob man sonst zu seinem Glauben stehen will oder diesen aus Bequemlichkeit oder aus Feigheit verschweigt…
Die “Nacht des Glaubens. Festival für Kunst und Kirche” hat auf eindrückliche Weise gezeigt: Ausgezeichnete Künstlerinnen und Künstler schämen sich nicht, als Christen wahrgenommen zu werden – oder zumindest als Kulturschaffende, die sich mit dem Thema ernsthaft beschäftigen.
Die Bildstrecke soll dazu ermutigen, sich ihnen anzuschliessen.
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Text: Beat Rink
Die “Nacht des Glaubens. Festival für Kunst und Kirche” ist eine Initiative von Crescendo. So machten auch viele Crescendo-MusikerInnen im Bereich Klassik, Jazz und “Play & Pray” / Soundblessing mit. Mehr davon demnächst auf https://www.crescendo.org.
Zum Projekt siehe www.nachtdesglaubens.ch
ENGLISH
Books of Hours
In the 13th century, the Book of Hours emerged in England (Latin: horarium, “clock”, French: Livre d’heures), containing prayers to be said every three hours during the day. Books of Hours were initially intended for laypeople, later for the clergy as well. In the late Middle Ages, they were the private devotional books par excellence amongst the rich and literate nobility and city aristocracy. This kind of book experienced its fullest artistic blossoming in France and Flanders in the late 14th and the 15th century. Books of Hours usually displayed elaborate ornamentation. Some examples are counted amongst the most magnificently illustrated manuscripts of all time. Books of Hours thus gave artists the opportunity to demonstrate their skills – for example, the amazing realism with which they could paint a fly.
Flies in art
There is a story about Giotto di Bondone (1267-1337): He depicted a fly on the nose of a figure on one of his paintings so well that his teacher, Cimabue (1240-1302), attempted to shoo it away. Some of these «trompe l’oeuil» anecdotes date back to antiquity. It is said, for example, that birds picked at grapes included in a picture by Zeuxis (5th/4th century BC). And Zeuxis himself tried to push aside a curtain painted by Parrhasios (5th/4th century BC). Albrecht Dürer (1471-1528) painted a fly on Mary’s knee in his Feast of the Rosary (1506), and Hans Baldung Grien (1484-1545) placed one on the calf of an archer in The Martyrdom of Saint Sebastian (1507).
«Ceci n’est pas une pipe»
Flies in a picture are therefore intended to convince the observer of the master’s skill. And perhaps the painters also wanted to take up the theme of the relationship between the painted world and the reality outside the world of pictures. This is the message to the observer: «Just look: what you see represented here is not the same thing as the reality you live in. You may have thought it is. You wanted to shoo away the fly. But now you see!» René Magritte (1898-1967) achieves the same thing with his famous picture pipe by writing below it: «Ceci n’est pas une pipe».
The dove and the fly
Let’s return to the Book of Hours, and in fact to a special page. In Cod. 2599of the Austrian National Library (1460-70), there is a representation of Pentecost. Next to the dove, painted the same size, sits a fly. In iconography, flies have the symbolic meaning of transitoriness, impurity and vice. And they have the function, as we have said, of convincing us of the painter’s skill and of destroying our illusion that the representation is reality itself. Whether the painter of this miniature had intended the deep theological thoughts which the reader of the Book of Hours would draw from it I do not know.
But the picture can be interpreted as aiming to destroy our illusion that the event of Pentecost has continued since the Acts of the Apostles without admixtures of impurity and sin.
Contaminated Pentecost – but Pentecost nevertheless!
At the same time, it can be seen as containing a message for us, the Christians of the 21st-century:
«Pentecost is contaminated. Many movements of the Holy Spirit have collapsed. Why? Because God’s Spirit only wished to start a fire in a particular time and a particular region? Yes, this may be. Or because no-one paid enough attention to the fire and made sure that it continued to burn? Yes, this too may be. But certainly also because pride, hunger for success, manipulation and other sins got mixed in with the working of the Holy Spirit. That has been the case since the church in Corinth. Many Christians, even entire church congregations, have therefore loudly slammed shut the chapter «Pentecost», or closed it silently and never opened it again. They were unable to distinguish between the real Pentecost itself (the main theme represented in the picture) and what we humans have made it into (the fly). If they had managed to do this, they would have opened themselves up to the working of the Holy Spirit once more. So this is the question: Do you still manage to see the dove behind the fly and do you take your orientation from the followers of Jesus in the picture, who are going deep into the Scriptures and not allowing themselves to be distracted by the fly. For in the Scriptures we read such verses as these: …Joel 2:28: «And afterwards, I will pour out my Spirit on all flesh, and your sons and daughters will prophesy, your old men will dream dreams, your young men will see visions…» So forget the fly! Expect the dove!»
Text: Beat Rink / Translation from German: Bill Buchanan
DEUTSCH Stundenbücher Im 13. Jahrhundert kam in England das Stundenbuch auf (lateinisch “horarium”, „Uhr“), französisch Livre d’heures), welches Gebete enthielt, die man im dreistündigen Rhythmus betete. Stundenbücher waren zunächst für Laien bestimmt, später auch für Kleriker. Im Spätmittelalter waren sie in Kreisen des reichen, lesekundigen Adels und Stadtadels das private Andachtsbuch par excellence. Der Buchtyp erlebte seine künstlerische Blütezeit im späten 14. und im 15. Jahrhundert in Frankreich und Flandern. Stundenbücher waren meist aufwändig mit Buchschmuck versehen. Einzelne Exemplare gehören zu den prachtvollsten jemals hergestellten illustrierten Handschriften. Bei der Gestaltung der Stundenbücher konnten also Künstler zeigen, wie gut sie waren. Zum Beispiel, wie täuschend echt sie eine Fliege malen konnten.
Fliegen in der Kunst Man berichtet von Giotto di Bondone (1267-1337) Folgendes: Er hatte eine Fliege auf die Nase einer Bildfigur gesetzt, die sein Lehrer Cimabue (1240-1302) zu verscheuchen versuchte. Seit der Antike gibt es solche «Trompe l’oeuil-Anekdoten». So sollen Vögel an einem Bild gepickt haben, auf dem Zeuxis (5./4. Jh. v.Chr.) Trauben gemalt hatte. Zeuxis selbst wollte einen von Parrhasios (5./4. Jh. v.Chr.) gemalten Vorhang zu Seite schieben. Albrecht Dürer (1471-1528) setzte eine Fliege auf das Knie der Maria im Rosenkranzfest (1506) und Hans Baldung Grien (1484-1545) eine auf die Wade eines Bogenschützen in der “Marter des Heiligen Sebastian” (1507).
«Ceci n’est pas une pipe» Fliegen auf einem Bild sollten also von der Kunstfertigkeit des Meisters überzeugen. Vielleicht wollten die Maler aber auch das Verhältnis von gemalter Welt und der Realität ausserhalb der Bildwelt thematisieren. Sie machten dadurch dem Betrachter klar: «Schau mal: Was du hier dargestellt siehst, ist nicht dasselbe wir die Wirklichkeit, in der du lebst. Du meintest es zwar. Du wolltest die Fliege verscheuchen. Aber jetzt merkst du es!» René Magritte (1898-1967) erreicht Dasselbe mit seinem berühmten Bild einer Pfeife, wenn er darunter schreibt «Ceci n’est pas une pipe».
Die Taube und die Fliege Zurück zum Stundenbuch, und zwar zu einer speziellen Seite. Im Cod. 2599 der Österreichischen Nationalbibliothek (1460-70) findet man eine Darstellung von Pfingsten. Neben der Taube sitzt, in gleicher Grösse gemalt, eine Fliege. Fliegen haben in der Ikonografie die symbolische Bedeutung von Vanitas (=Vergänglichkeit), Unreinheit und Laster. Und sie haben, wie gesagt, die Funktion, uns von der Kunstfertigkeit des Malers zu überzeugen und unsere Illusion zu zerstören, das Dargestellte sei die Wirklichkeit.
Ob der Maler dieser Miniatur die theologische Tiefe beabsichtigt hat, die sich nun dem Leser des Stundenbuchs auftut, weiss ich nicht. Das Bild kann aber so interpretiert werden, dass es uns die Illusion nehmen will, das Pfingstereignis setze sich ohne Einschläge von Unreinheit und Sünde seit der Apostelgeschichte fort.
Verunreinigte Pfingsten – und trotzdem Pfingsten! Zugleich kann es so gelesen werden, als wolle es uns – auch uns Christen im 21. Jahrhundert (!) Folgendes sagen:
«Pfingsten ist verunreinigt. Viele Aufbrüche des Heiligen Geistes sind in sich zusammengebrochen.
Warum?
Weil es nur ein gewisser Zeitraum und eine gewisse Region war, in der Gottes Geist ein Feuer entfachen wollte? Ja, das kann sein.
Oder weil man auf das Feuer nicht genug acht gab und es nicht sorgfältig am Brennen hielt? Ja, auch das kann sein.
Aber sicher auch, weil Stolz, Erfolgshunger, Manipulation und andere Sünden sich in das Wirken des Heiligen Geistes hineingemischt haben. Das ist seit der Gemeinde in Korinth so.
iele Christen, sogar ganze Gemeinden, haben deshalb das Kapitel «Pfingsten» mit lautem Knall oder ganz unbemerkt geschlossen und nie wieder aufgeschlagen. Es gelang ihnen nicht, zwischen dem eigentlichen Pfingsten (dem eigentlich dargestellten Bild) und dem zu unterscheiden, was wir Menschen daraus gemacht haben (der Fliege). Wäre es ihnen gelungen, hätten sie sich dem Wirken des Heiligen Geistes wieder geöffnet.
Darum die Frage: Siehst du hinter der Fliege noch die Taube und orientierst du dich an den Jüngerinnen und Jüngern auf dem Bild, die sich in die Schrift vertiefen und sich von der Fliege nicht ablenken lassen?
In der Schrift lesen sie Verse wie diesen: “Und nach diesem will ich meinen Geist ausgießen über alles Fleisch, und eure Söhne und Töchter sollen weissagen; eure Ältesten sollen Träume haben, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen…” (Joel 2,28). Vergiss also die Fliege! Erwarte die Taube!»
Liebe Freunde von ARTS+, Mitglieder und Interessierte
Wir sind betroffen von der grossen Not in der Ukraine. ARTS+ versteht sich nicht als Hilfswerk, aber wir sind in engem Kontakt mit Partnerorganisationen vor Ort und wollen Kunstschaffende während und nach dem Krieg unterstützen.
Wie du mithelfen kannst, ukrainische Kunstschaffende über ARTS+ zu unterstützen: a) über den ARTS+ Nothilfefonds b) mit einem Hosting-Platz
a) Nothilfefonds
Aus dem Corona Ermutigungsfonds hatten wir noch Geld übrig, das wir aufgrund der aktuellen Notlage an Crescendo überweisen haben. Damit können drei ukrainische MusikerInnen kostenlos am Sommerinstitut von Crescendo im Juli 2022 teilzunehmen. Eine Ermutigung für die jungen MusikerInnen in dieser schweren Zeit! crescendoinstitute.org
Da ukrainische Kunstschaffende über lange Zeit keine Einkünfte aus ihrer Arbeit haben, unabhängig davon, ob sie in der Ukraine bleiben oder das Land verlassen, könnten wir ausbleibende Honorare für Projekte abfedern und künstlerische Tätigkeit dieser Personen auch in Zukunft ermöglichen. Der Nothilfefonds kann da zum Tragen kommen. Vielleicht entstehen daraus sogar Patenschaften zwischen Spendern und einzelnen Kunstschaffenden. Wir halten euch auf dem Laufenden, sammeln aber erstmals kräftig für den Nothilfefonds.
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DVD «Stein um Stein»
Wir räumen unser Lager und verschenken die DVDs «Stein um Stein» von Dr. Colin Harbinson. Harbinson zeigt Colin Harbinson biblische Schlüsselprinzipien für Kunst und Glaube auf. Einfach. Verständlich. Für jeden sofort umsetzbar. Mehr Infos
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Neu verschenken wir jedes Jahr im Rahmen der PrixPlus Vergabe eine Gratis-Woche in Rasa an ein ARTS+ Mitglied. Bitte schreibe uns, warum genau DU auf Einladung von ARTS+ eine Woche im Atelierhaus in Rasa verbringen möchtest.
…und weiter ist das Bewerbungsverfahren für alle offen, die sich für eine kreative Auszeit im Casa dell‘Arte Rasa interessieren. Im Frühling und Herbst 2022 sind noch einige Wochen frei. Es werden auch bereits Bewerbungen für 2023 entgegengenommen.
Für alle Künstler der Nacht des Glaubens am 17. Juni 2022 ist ARTS+ mit einer Künstler LOUNGE im Kaisersaal im Theater Tabourettli vertreten. Künstler können sich in der LOUNGE ausruhen und verpflegen. Für den Auf- oder Abbau, für die Künstlerbetreuung, etc. werden noch HelferInnen gesucht. Komm nach Basel und geniesse diese wunderbare Sommernacht mit uns!
So und nun hoffen wir – nach verschneiten Tagen – dass der Frühling wieder Einzug hält und wir bedanken uns jetzt schon für jede Spende!
Dein ARTS+ Team:
Astrid Künzler, Regula Lustenberger, Adrian Furrer, Andi Bachmann, Beat Rink, Jean-Daniel von Lerber, Jonathan Schmidt, Martin Jufer, Samuel Scherrer, Timo Schuster
ENGLISH
As «The Prophet of Joy» and as «Christ’s Jester», Philippo Neri gained a place in church history. With his house of prayer (“Oratorio”) and the composers involved, such as Palestrina, he also gained a place in the history of music. He was also an art performance specialist avant la lettre. He impresses us not only with his deep love of Jesus Christ and his fellow man, but also his openness for the working of the Holy Spirit. Here is the continuation of a fictive interview using original quotations.
Father Neri, could you read us some parts of your letter to Gregory XIV, who was a friend of yours?
Philippo Neri: «As Pope, you should really be humility in person. But now, for me, Jesus has in the seventh hour of the night to enrich me and to remain with me. Your Holiness, however, has so far not troubled himself to visit our church a single time. Jesus Christ is man and God, and yet he repeatedly comes to visit me when I wish it. Your Holiness, however, is a mere man… How much more I could say if I gave free rein to my anger. I recommend that Your Holiness obey me… And permit me to remind you that it is good for a Pope to keep promises.»
One thing is noticeable: you speak out against any kind of pride, such as that expressed in fashion.
Philippo Neri: To a vain young man with a ruff I once said: “I often want to embrace you, but I am afraid that might injure me!”
Too often, in the world of art, it is all about success. What do you say to someone who wants to pursue his own career above all else?
Philippo Neri: Recently, an ambitious young man told me about his career plans. He is currently studying and hopes to finish soon.
My question: «And then?»
«Then I will be a lawyer.»
«And then?»
«Then I will earn plenty of money and make a name for myself.»
«And then?»
«Then I will marry and have a family.»
«And then?»
The answers came increasingly haltingly, until I drew the young man to my chest and whispered to him, once again:
«And then?»
What then, for you, are the most important goals in life?
Philippo Neri: God’s glory, the salvation of souls and nothing which concerns myself. Anyone longing for anything other than Jesus Christ does not know what he is longing for. Anyone working for anyone other than Jesus Christ does not know what is working for.
But you yourself are something like a star amongst the priests. People consider you a saint. You are very much loved as a father confessor. And they call you «the second Apostle of Rome». And Scarlatti will later (in 1705, 110 years after your death), compose an oratorio about you…
Philippo Neri: I have never done anything good, nothing, nothing at all. I have never been worthy, never! There it is again, your humility! What was it you said a short time ago during a potentially fatal illness?
Philippo Neri: If I recover, I will change my life. Once, when a lady kneeled down in front of you in the open street and called you a saint, you boxed her ears to teach her a lesson. Today, that would be a criminal offence. And yet you love others. And, above all, you love God. How would you describe your love for Jesus Christ?
Philippo Neri: I have been wounded by love.
You are no doubt referring to the physical symptoms you show when you are in prayer: your strong heartbeat, the glowing heat within and which even others can feel physically, and severe trembling. Repeatedly, you have been embarrassed when other people notice this. Once, when Jesus took such a strong hold of you just, as you happened to be in the presence of the Pope, that you started trembling, you attempted to distract his attention by suddenly grabbing the beard of a Swiss guard. But this didn‘t help you anyway! – What in fact is the origin of this glowing inner heat?
Philippo Neri: I believe I have the Spirit of God. The Holy Spirit lives only in hearts which are pure and simple. He grants us to live in constant peace and constant joy, which are a foretaste of Paradise.
But you are also known for having the gifts of the Spirit. On another subject: You love music! You brought with you to Rome, from the popular song culture of Florence, the «Laudi», which have been received very well. Ever more singers and musicians from the Papal Chapel are coming to the «Oratorio», including Animuccia (who has set three collections of Laudi for your «Oratorio») and above all Palestrina. When you gather in the open air, you often perform a «Gala Oratorio», as people called it – accompanied, of course, by one or other of your famous jokes. By the way: the combination of music and epic poetry, typical for the musical oratorio and subsequently developed further in the 17th century, owes its origin to your Oratorio! But in music you also love simplicity…
Philippo Neri: A as I could, I liked to keep away from the convolutions of fugues and other inventions, so that nothing could introduce confusion in understanding of the text.
Another piece of advice for us today: In the proud Renaissance age, you presented Christ to many people. How should we proclaim the Good News in our self-confident cultural world?
Philippo Neri: One can win people not with profound writings, but the simple things and the life of the saints.
And you have already shown us how to do this during your own life! We thank you, Father Neri, for this interesting conversation!
Text: Beat Rink / Translation from German: Bill Buchanan
DEUTSCH
Philippo Neri ging als «Prophet der Freude» und als «Spassvogel Christi» in die Kirchengeschichte ein. Durch sein Gebetshaus („Oratorium“) und die darin engagierten Komponisten wie Palestrina hat er auch einen Platz in der Musikgeschichte. Er war auch eine Art Performance-Künstler avant la lettre. Beeindruckend war seine tiefe Liebe zu Jesus Christus und zu den Menschen sowie seine Offenheit für das Wirken des Heiligen Geistes. Hier die Fortsetzung eines fingierten Interviews mit Originalzitaten.
Pater Neri, Können Sie uns etwas aus Ihrem Brief an Gregor XIV vorlesen, mit dem Sie befreundet waren?
Philippo Neri: «Ihr als Papst müsstet ja eigentlich die Demut in Person sein. Nun ist aber Jesus in der siebten Stunde der Nacht gekommen, um sich mir zu schenken und bei mir zu bleiben. Eure Heiligkeit aber hat sich bisher gehütet, auch nur ein einziges Mal unsere Kirche zu besuchen. Jesus Christus ist Mensch und Gott, und er kommt dennoch mich immer besuchen, wenn ich es wünsche. Eure Heiligkeit aber ist ein einfacher Mensch… Was könnte ich noch alles sagen, wollte ich meinem Groll freien Lauf lassen. Ich befehle Eurer Heiligkeit, mir zu gehorchen… Und ich darf Euch erinnern, dass es einem Papst gut ansteht, Versprechen zu halten.»
Man merkt: Sie wenden sich gegen jede Art von Stolz. Auch gegen stolze Mode…
Philippo Neri: Einem jungen eitlen Mann mit einer Halskrause sagte ich einmal: “Ich würde dich ja gerne öfter an mich drücken, aber ich habe Angst, mich zu verletzen!”
In der Welt der Kunst geht es viel zu oft um Erfolg. Was sagen Sie einem, der vor allem seine eigene Karriere verfolgen möchte?
Philippo Neri: Ein junger, strebsamer Mann erzählte mir unlängst von seinen Karriereplänen. Er studiere jetzt und hoffe, bald fertig zu sein. Ich fragte:
«Und dann?»
«Dann werde ich Anwalt.»
«Und dann?»
«Dann werde ich viel Geld verdienen und mir einen Namen machen.»
«Und dann?»
«Dann werde ich heiraten und eine Familie haben.»
«Und dann?»
Die Antworten kamen immer stockender, bis ich den jungen Mann an meine Brust zog und ihm nochmals zuflüsterte:
«Und dann?»
Was sind für Sie dann die wichtigsten Ziele im Leben?
Philippo Neri: Gottes Ehre, die Rettung der Seelen und nichts, was mich angeht. Wer etwas Anderes ersehnt als Jesus Christus, der weiss nicht, was er ersehnt. Wer für etwas anderes arbeitet als für Jesus Christus, der weiss nicht, für was er arbeitet.
Sie selber sind aber so etwas wie ein Star unter den Priestern. Man betrachtet sie als einen Heiligen. Sie sind als Beichtvater sehr beliebt. Und man nennt sie den «zweiten Apostel Roms». Und 1705, also 110 Jahre nach Ihrem Tod, wird Scarlatti ein Oratorium über sie schreiben…
Philippo Neri: Ich habe nie etwas Gutes getan, nichts, gar nichts. Niemals, niemals bin ich würdig gewesen!
Da ist sie schon wieder, Ihre Demut! Was sagten Sie unlängst, als Sie auf den Tod krank waren?
Philippo Neri: Wenn ich gesund werde, werde ich mein Leben ändern.
Einmal gaben Sie einer Dame, die auf offener Strasse vor Ihnen niederkniete und Sie einen Heiligen nannte, eine Ohrfeige, um sie eines Besseren zu belehren. Das wäre heute eine Straftat. Dabei lieben Sie ja andere Menschen. Und vor allem lieben Sie Gott. Wie würden Sie Ihre Liebe zu Jesus Christus beschreiben?
Philippo Neri: Ich bin von der Liebe verwundet.
Sie spielen wohl auf die körperlichen Symptome an, die sich bei Ihnen zeigen, wenn Sie im Gebet sind: Ihr starkes Herzklopfen, die innere und sogar auch für andere körperlich spürbare Glut und ein starkes Zittern. Ihnen ist es immer wieder peinlich, wenn andere solches mitbekommen. Einmal, als Sie zufälligerweise gerade in der Gegenwart des Papstes so von Jesus ergriffen waren, dass sie zitterten, versuchten Sie sich abzulenken, indem Sie einen Schweizergardisten kurzerhand am Bart zogen. Aber es half Ihnen trotzdem nichts! – Was ist eigentlich der Ursprung dieser inneren Glut?
Philippo Neri: Ich glaube, Gottes Geist zu haben. Der Heilige Geist wohnt nur in Herzen, die rein und einfach sind. Er verleiht uns, in ständigem Frieden und ständiger Freude zu leben, die ein Vorgeschmack des Paradieses sind.
Sie sind auch dafür bekannt, dass Sie Geistesgaben haben. Zu einem anderen Thema: Sie lieben Musik! Aus Florenz haben Sie die volkssprachlich gesungenen «Laudi» nach Rom mitgenommen, wo sie sehr grossen Anklang finden. Immer mehr Sänger und Musiker der päpstlichen Kapelle kommen ins «Oratorium», unter ihnen Animuccia (der drei Laudi-Sammlungen für Ihr «Oratorium» komponiert hat) und vor allem Palestrina. In Ihren Versammlungen unter freiem Himmel lassen Sie immer wieder ein «Gala-Oratorium» aufführen, wie man es genannt hat – natürlich begleitet von irgendeinem Ihrer berühmten Spässe. Und:Die für das musikalische Oratorium typische Verbindung von Musik und Epos, die dann im 17. Jahrhundert weiterentwickelt werden wird, geht auf Ihr Oratorium zurück! Sie lieben aber auch in der Musik die Einfachheit…
Philippo Neri: Ich hielt mich, so gut ich konnte, von den Verwicklungen der Fugen und anderer Erfindungen fern, damit nichts die Bedeutung der Worte in Verwirrung bringe.
Bitte geben Sie noch einen Rat an uns heute: Sie haben vielen Menschen im stolzen Renaissance-Zeitalter Christus nahegebracht. Wie sollen wir einer selbstbewussten Kulturwelt die Frohe Botschaft verkünden?
Philippo Neri: Die stolzen Leute kann man nicht mit tiefsinnigen Schriften gewinnen, sondern mit einfachen Dingen und dem Leben der Heiligen.
Was Sie uns auch vorgelebt haben! Wir danken Ihnen, Pater Neri, für dieses interessante Gespräch!
Text: Beat Rink
ENGLISH
What is Personance?
During this past weekend, a Germany-wide Crescendo conference in Leipzig tackled this question. Now, this might sound a little like a meeting of academic specialists. But the conference was in fact very practice-related – or, more precisely, it kept close to the questions «Why me? Why am I so important?», «Why am I creating art? Why is art important?», «Why God? Why should he play a role in my life and in my art?»
Personare
For Personance comes from personare, to sound through something. God wants to sound through us. How? A couple of examples: Julia Buch gave us a report on her “sleep concerts” (LINK). People stretch out on camp beds and are accompanied into sleep by music. «Their snoring is our applause» is the slogan. Sometimes the concerts take place at esoteric fairs. Recently a member of the public put a question: «You people are not esoteric. There is something quite different here. Do you believe in God?» – God’s Spirit sounds through the music. This can also be experienced often where musicians improvise. Pauliina Haustein told us about her doctoral studies on the subject of «Improvisation». This included measuring brain waves. The results showed that people reacted to improvised music positively (even if it was not openly declared as improvisation!) and experienced a different, positive atmosphere. How can this be explained theologically? An intriguing question… Improvisation is also a central topic in jazz. And the fact that God’s Spirit can «sound through» in both jazz and classical concerts (not only with sacred programmes!) is undeniable and was experienced this way during the conference.
Between consonance and dissonance
In 1959, the composer and musicologist Wilhelm Keller applied the term «Personance» to an intermediate situation between consonance and dissonance. Consonance sounds out as if through a mask. «As distinguishing stylistic characteristics of conscious composition, personant structures appear only after Arnold Schönberg, initially in Igor Strawinsky and thereafter in Béla Bartók, Sergei Sergeyevich Prokofiev and further composers of that generation.» (Wikipedia). Life often takes place in this area between consonance and dissonance, said the leader of Crescendo Germany, Max Richter. That is also precisely where Jesus Christ wishes to meet us, in the same way as he met the broken disciples going to Emmaus. In this context, Max Richter referred to the impressive woodcut «Emmaus» by Karl Schmitt-Rotluff, created during the First World War.
Dostoyevsky
It is in this «Personance» area that art is often created. Markus Spieker, TV journalist and author of numerous books, demonstrated this in the life and work of Dostoyevsky, about whom he wrote a captivating book in 2021. Dostoyevsky, a Christian, was to some extent addicted to gambling – and is among the greatest authors, one who gave precisely these «intermediate shades of personance» masterly expression.
«Do something courageous!»
The conference programme offered panel discussions, talks, concerts (including the première of a film score by Annette Blecher) and workshops on such topics as «music pedagogy» (Thomas Siemens), «jazz» (Uwe Steinmetz), «music culture» (Dan Marginean), «personal counselling» (Airi Rink) etc.The finale was a CREATIVE CHURCH in the Friedenskirche [“Peace church”] in Leipzig. And of course we prayed for peace there as well! After an interesting theatrical discussion between «Myself», «Art» and «God», all were invited to a “prayer walkabout” – including finding your way through a labyrinth with Communion offered at its centre. For our life does not always move in straight lines, but rather in curves. Yet as Christians we are always travelling towards our Lord!
The conference participants, from all German-speaking countries as well as Hungary and the Ukraine(!), took with them a closing word from the Swiss reformer Huldrych Zwingli: «For God’s sake, do something courageous!» This courageous deed could mean speaking to other musicians about the «Why» questions («Why me?» «Why art?» «Why God?») and inviting them to join you on the path of faith.
Text: Beat Rink / Translation from German: Bill Buchanan
DEUTSCH
Was ist Personanz?
Am vergangenen Wochenende hat eine deutschweite Crescendo-Tagung in Leipzig diese Frage behandelt. Nun klingt das nach einer akademischen Fachtagung. Die Konferenz war aber sehr praxisnah – oder genauer: nah an den Fragen «Warum ich? Warum bin ich so wichtig?» «Warum mache ich Kunst? Warum ist Kunst wichtig?» «Warum Gott? Warum soll er in meinem Leben und in meiner Kunst eine Rolle spielen?»
Personare
Denn Personanz kommt von personare, hindurchklingen. Gott möchte durch uns hindurchklingen. Wie? Ein paar Beispiele: Julia Buch erzählte von ihren Schlafkonzerten (LINK). Menschen nehmen in Liegestühlen Platz und werden musikalisch in den Schlaf begleitet. «Ihr Schnarchen ist unser Applaus», lautet das Motto. Manchmal finden die Konzerte in Esoterikmessen statt. Dort meinte kürzlich jemand aus dem Publikum: «Ihr seid keine Esoteriker. Irgendetwas ist da ganz anders. Glaubt ihr an Gott?» – Gottes Geist klingt durch die Musik hindurch. Dies wird auch oft erlebbar, wo Musiker improvisieren. Pauliina Haustein berichtete aus ihrer Doktorarbeit zum Thema «Improvisation». Dazu gehörten Gehirnstrom-Messungen. Sie ergaben, dass Menschen auf improvisierte Musik (selbst wo diese nicht als Improvisation erkennbar war!) positiv reagierten und ein positive Atmosphäre erfuhren. Wie ist das theologisch erklärbar? Ein spannende Frage… Improvisation ist auch ein grosses Thema im Jazz. Und dass Gottes Geist sowohl im Jazz als auch in klassischen Konzerten (nicht nur in geistlichen!) «hindurchklingt», ist unbestritten und wurde an der Konferenz erlebt.
Zwischen Konsonanz und Dissonanz
1959 bezeichnete der Komponist und Musikwissenschafter Wilhelm Keller mit dem Begriff «Personanz» eine Zwischenlage zwischen Konsonanz und Dissonanz. Die Konsonanz tönt wie durch eine Maske hindurch. «Als Stilmerkmal bewussten Komponierens treten personante Strukturen erstmals nach Arnold Schönberg auf und zwar zunächst bei Igor Strawinsky und sukzessive bei Béla Bartók, Sergei Sergejewitsch Prokofjew und weiteren Komponisten dieser Generation.» (Wikipedia).
Das Leben spielt sich oft in diesem Bereich zwischen Konsonanz und Dissonanz ab, sagte der deutsche Crescendo-Leiter Max Richter. Gerade dort will uns aber Jesus Christus begegnen, so wie er den gebrochenen Emmaus-Jüngern begegnet ist. Max Richter bezog sich dabei auf den eindrücklichen Holzschnitt «Emmaus» von Karl Schmitt-Rotluff, entstanden im 1.Weltkrieg.
Dostojewski
In diesem «Personanz»- Bereich entsteht oft grosse Kunst. Markus Spieker, TV-Journalist und Autor zahlreicher Bücher, zeigte dies am Leben und Werk von Dostojewski auf, zu dem er 2021 ein spannendes Buch geschrieben hatte. Dostojewski war Christ und zum Teil spielsüchtig – und einer der grössten Schriftsteller, der eben die «personanten Zwischentöne» meisterhaft zur Sprache brachte.
«Tut etwas Tapferes!»
Das Tagungsprogramm bot Podiumsdiskussionen, Vorträge, Konzerte (darunter eine Uraufführung der Filmkomponistin Annette Blecher) und Workshops zu Themenbereichen wie «Musikpädagogik» (Thomas Siemens), «Jazz» (Uwe Steinmetz), «Musikkultur» (Dan Marginean), «Seelsorge» (Airi Rink) usw. Den Schluss bildete eine KIRCHE KREATIV in der Leipziger Friedenskirche. Und selbstverständlich wurde dort auch um Frieden gebetet! Nach einem interessanten theatralischen Gespräch zwischen dem «Ich», der «Kunst» und «Gott» wurden alle zu einem Gebetsrundgang eingeladen – u.a. zum Weg in ein Labyrinth, in dessen Mitte das Abendmahl stand. Denn unser Leben verläuft nicht immer geradlinig, sondern in Kurven. Doch als Christen gehen wir immer auf unseren Herrn zu!
Die Tagungsteilnehmer, die aus allen deutschsprachigen Ländern sowie aus Ungarn und aus der Ukraine (!) kamen, wurden mit dem Wort des Schweizer Reformators Huldrych Zwingli ausgesandt: «Tut um Gottes willen etwas Tapferes!» Das Tapfere könnte darin bestehen, mit anderen Musikerinnen und Musikern über die «Warum»-Fragen («Warum ich?» «Warum Kunst?» «Warum Gott?») zu sprechen und sie auf den Weg des Glaubens einzuladen.
Text: Beat Rink
ENGLISH
For me, it seems as if our first telephone conversation was only yesterday. In fact, it must‘ve been in the early 90s. In my hands I had the number of the legendary chief technician at Steinway. What if he refuses to give the interview I was planning for our Crescendo magazine and in which I wanted to ask him about his work with Horowitz, Glenn Gould and Rubinstein?
I dialed the number, and after it had rung a couple of times I heard a friendly voice answering me immediately in German. After a few moments, my nervousness evaporated, for Mr. Mohr at once suggested we use “Du” (the “informal you”) speaking to each other: «Call me Franz!»
Was it just a coincidence that Franz, with his wife Elisabeth, had booked a journey to Switzerland for that summer, passing through Basel?
From this visit at the height of summer resulted a friendship, including both families, which lasted over three decades and brought rich blessing.
Franz Mohr had just retired, but continued to tune regularly for such pianists as Maurizio Pollini and András Schiff. And his book «My Life with the great Pianists» (published by Edith Schaeffer) had just appeared. It took no effort to persaude Brunnen-Verlag to publish the book in German in 1993. This publication was a clear candidate for presentation evenings with the author, although it emerged that Franz then never actually read from the book, but preferred, with no small theatrical talent, to tell why he always had to avoid touching Glenn Gould, why he had to put hairspray on the piano keys for Rubinstein, or how the keys had to be weighted for Horowitz.
These presentation tours were to take him, in the years 1994-2014, throughout the whole German-speaking area, from Trier to Vienna, from Rostock to Bern, and going beyond that to Paris, London, Copenhagen and Helsinki.
In the meantime, Franz Mohr had also become a great friend of Crescendo and thus indeed of countless musicians. Anyone who met him felt enriched by his warm-hearted personality and the good words he always had for each person. And how often did he pray spontaneously when he encountered a need – or promised to include it in his prayer list. And Franz kept these promises. I remember, visiting him once on Long Island, how I came past his prayer corner at seven in the morning. There he was, praying in a Jewish prayer shawl, interceeding aloud for his many friends all over the world. Franz was an earnest Christian, but a long way from any «Christian earnestness». He spread unbounded joy and so much humour, which certainly had one base in his cheerful nature. Even at primary school, his teacher already had cause to complain to his mother: «Franz speaks too much and laughs too much!» But his deep joy in life undoubtedly came from his intense love of Christ, which started in those life-changing days after the terrors of the Second World War (he grew up in Germany, of course) when, after a long battle with the topic of «faith», Franz prayed for the first time. (LINK to the video about the spiritual journey of Franz Mohr)
During these presentation tours, I got to know Franz Mohr better and better, and likewise learned new stories from his life which did not get into the book: his work for Glenn, for Rudolf Serkin and for countless other pianists, who could be listed from A-Z, from Arrau to Zimmermann. This prompted the decision to write a second book, “Great maestros encountered offstage” [«Grosse Maestros, hinter der Bühne erlebt»], and then a third one: “A great sound surrounds me” [«Mich umgibt ein grosser Klang»] Interviews with musicians and finally a German and an English box of four CDs in which I interviewed Franz in a recording studio in New York. These CDs are pearls, because they let us experience Franz live.
My wife Airi and I saw Franz for the last time in 2017, as we joined him for his 90th birthday in Lynbrook. We had brought with us a large book with congratulations from all over the world and with photographs recalling our collaboration and also his frequent activities with Crescendo: sermons, talks, times of prayer… In recent years we often spoke on the phone. He always wanted to know what we were currently doing and what he could pray for. Last year, however, I noticed he was becoming increasingly forgetful. At the beginning of this year he was becoming very weak, and could finally go home on 28th March. Some days before that we had our final telephone conversation. In a frail voice, Franz spoke a prayer of blessing. The last words I heard him speak were the well-known rhyme: «An Gottes Segen ist Alles gelegen!» (It all comes down to God’s blessing!)
Between the first and this last telephone call, 30 years had passed. 30 years of a wonderful friendship, for which I am so thankful to God.
Text: Beat Rink / Translation from German: Bill Buchanan
DEUTSCH
Es kommt mir vor, als sei unser erstes Telefongespräch erst gestern gewesen. Dabei muss es in den frühen 90-er Jahren gewesen sein. Ich hielt die Nummer des legendären Steinway-Cheftechnikers in den Händen. Was, wenn er das Interview ausschlagen würde, das ich mit ihm für unsere Crescendo-Zeitschrift plante, und in dem ich ihn über seine Arbeit mit Horowitz, Glenn Gould und Rubinstein befragen wollte? Ich wählte die Nummer und nach ein paar Summtönen hörte ich eine freundliche Stimme, die mir gleich auf Deutsch antwortete. Nach einigen Augenblicken war meine Nervosität verflogen, denn Mr. Mohr bot mir gleich das Du an: «Ich heisse Franz!»
War es ein Zufall, dass Franz mit seiner Elisabeth für den kommenden Sommer eine Reise in die Schweiz gebucht hatte, die über Basel führte?
Aus diesem hochsommerlichen Besuch entstand eine Freundschaft auch zwischen unseren Familien, die über drei Jahrzehnte dauerte, und die so segensreich war.
Franz Mohr war gerade in Ruhestand getreten, stimmte aber immer noch regelmässig für Pianisten wie Maurizio Pollini und András Schiff. Und sein Buch «My Life with the great Pianists» (herausgegeben von Edith Schaeffer) war soeben erschienen. Es brauchte keine Überzeugungsarbeit beim Brunnen-Verlag, um das Buch 1993 unter dem Titel «Grosse Pianisten, wie sie keiner kennt» auf Deutsch erscheinen zu lassen. Diese Publikation rief nach Lesungen, wobei sich bald herausstellte, dass Franz nie aus dem Buch vorlas, sondern mit geradezu schauspielerischem Talent erzählte, warum er Glenn Gould nie berühren durfte, weshalb der die Tasten von Rubinstein mit Haarspray behandeln musste oder welchen Auftrieb die Tasten des Flügels von Horowitz haben mussten.
Diese Vortragsreisen sollten von 1994-2014 durch den ganzen deutschsprachigen Raum von Trier bis Wien, von Rostock bis Bern und darüber hinaus nach Paris, London, Kopenhagen und Helsinki führen.
Franz Mohr wurde inzwischen auch ein grosser Freund von Crescendo und das heisst: unzähliger Musikerinnen und Musiker. Wer ihm persönlich begegnete, fühlte sich bereichert durch diese warmherzige Persönlichkeit und die immer guten Worte, die er weitergab. Und wie oft betete er spontan, wo eine Not war – oder versprach, das Anliegen auf seine Gebetsliste zu nehmen. Und er hielt dieses Versprechen. Ich erinnere mich daran, wie ich einmal bei ihm zuhause auf Long Island um sieben Uhr morgens an seiner Gebetsecke vorbeikam. Da kniete er, in einen jüdischen Gebetsschal gehüllt, und betete laut für die vielen Freunde in aller Welt.
Franz war ein ernsthafter Christ, aber weit weg von allem «christlichen Ernst». Er versprühte unbändige Freude und so viel Humor, die sicher in seiner Frohnatur gründeten. Schon die Grundschullehrerin hatte der Mutter geklagt: «Frau Mohr, Franz spricht zu viel und lacht zu viel!».
Aber seine tiefe Lebensfreude kam zweifellos aus der innigen Christus-Liebe, die nach den Schrecken des zweiten Weltkriegs (Franz wuchs ja in Deutschland auf) und nach einem längeren Ringen mit dem Thema «Glauben» in jenen lebensverändernden Morgenstunden begonnen hatte, als er zum ersten Mal betete. (s. LINK zum Video über die Glaubenssuche von Franz Mohr)
Auf den Vortragsreisen lernte ich Franz immer besser kennen, und ebenso lernte ich neue Geschichten aus seinem Leben kennen, die im Buch nicht vorkamen: Seine Arbeit für Glenn Gould, für Rudolf Serkin und für unzählige andere Pianisten, die man von A-Z auflisten konnte: Von Arrau bis Zimmermann. Daraus entstand der Entschluss ein zweites Buch zu schreiben: «Grosse Maestros, hinter der Bühne erlebt», und dann ein drittes: «Mich umgibt ein grosser Klang» (Interviews mit Musikerinnen und Musikern) und schliesslich eine deutschsprachige und eine englischsprachige Box mit je 4 CDs, auf denen ich Franz in einem New Yorker Tonstudio interviewte. Diese CDs sind Perlen, weil sie uns Franz live erleben lassen.
Meine Frau Airi und ich sahen Franz zum letzten Mal 2017, als wir ihn am 90.Geburtstag in Lynbrook besuchten. Wir konnten ihm ein grosses Buch mit Glückwünschen aus aller Welt und mit Fotos mitbringen, die unsere Zusammenarbeit und auch die vielen Einsätze bei Crescendo zeigten: Predigten, Vorträge, Gebetsstunden…In den letzten Jahren telefonierten wir häufig. Immer wollte er wissen, was wir gerade taten und wofür er beten konnte. Allerdings bemerkte ich im letzten Jahr, wie er zusehends vergesslich wurde. Anfang Jahr wurde er immer schwächer, so dass er am 28.März heimgehen durfte. Einige Tage zuvor telefonierten wir ein letztes Mal. Franz sprach mit schwacher Stimme ein Segensgebet. Das Letzte was ich ihn sagen hörte, war: «An Gottes Segen ist Alles gelegen!» Zwischen dem ersten und diesem letzten Telefonanruf lagen dreissig Jahre. Dreissig Jahre einer wundervollen Freundschaft, für die ich Gott so dankbar bin.
We are still offering the opportunity to support our musicians friends in the Ukraine (see TUNE IN 369). We would like to invite 15 music students for free to the “Crescendo Summer Institute” ( www.crescendoinstitute.org) : LINK
or:
Postkonto 80-14986-5, Campus für Christus Schweiz, 8005 Zürich
IBAN: CH26 0900 0000 8001 4986 5
SWIFT-Code (BIC): POFICHBEXXX
Purpose / Zweck: Crescendo Ukraine
ENGLISH
Life is characterised by an alternation between «arriving» and «setting off». Simply think of the rhythm of day and night, for example. Or of the change between times of work and rest during the day. Or of the change from working days to the weekend.
The well-known Psalm 23 sings beautifully about the succession of these two conditions: «I am on the path», travelling «in the shadowy valley». Then I arrive: at the «green pasture», at the «table» – and finally in the «house of the Lord».
For many people today, it is not at all easy to let go of work and to switch into the rest mode. That is why there are so many offers regarding relaxation and meditation. The reason why many people take up these offers is the hope of functioning all the better. In the same way, employers used to order their employees to take holidays so that they would be fit again for the next production phase. Here it is helpful to take a look at the story of creation, which does not tell us that God rested on the 7th day so that he could go on working. There can be no doubt that God continued to be active in other ways after the 7th day. But neither for God nor for us humans is the Sabbath rest a means to an end.
What, then, can help us, time after time in the course of life, to «arrive» and pause for a while? This refers not only to a geographical place or to a certain time of day or night, but to an inner state. Jesus sleeps, in a dangerously tossing ship, in the midst of the storm. This shows that one can arrive in the midst of the storm – even arriving in God’s presence. But how?
One arrives in a place where one is known.
There is something pleasant about a cafe where the waiter knows our name and says, «Mrs. and Mr. Smith, your usual?» – It is pleasant when neighbours greet each other by name. It is pleasant when the policeman knows my name… – stop, that is an exception!
But it is wonderful to know this: God knows me by name. Not in the way that a policeman knows my name. Conversely: If I arrive in a place where no one knows me, I feel like a stranger. In Wolfgang Borchert’s post-war stage play «The man at the door», Beckmann returns to his town and no one knows him anymore, not even his own wife.
If we know that God knows us, we can arrive in his presence and enter rest. And, indeed, God does know our names. Now, these names are not registered in some kind of office filing system or a heavenly Excel list. If that were true, we would in God’s eyes simply be numbers.
Isaiah’s words to Israel: «But now, this is what the Lord says – he who created you, O Jacob, he who formed you, O Israel: fear not, for I have redeemed you; I have called you by name; you are mine!» (43:1) «See, I have engraved you on the palms of my hands.» (49:16)
In the light of the New Testament, it is clear that the way in which God regards Israel here is the way in which he regards all his children. Jesus, too, speaks of how our names are written in heaven (Luke 10:20).
The image which the Bible suggests, now, is not that of an endless file containing names, but of a tattoo of your name. Just imagine God going around with a tattoo with your name – just as people carry the name of their loved one with them as a tattoo – and even making it visible to everyone.
Now, is this thought blasphemous – or, in theological terms, a borderline anthropomorphism which projects human conceptions onto God? No, this thought is biblical: «See, I have engraved you on the palms of my hands.» (49:16)
As artists, it is even permissible for us to picture the following extension to the name… «Artist». Why? As artists, we often doubt our calling, and often we think, «Am I, as an artist, really so intended and created by God?» It is in fact interesting that in Isaiah 43 the «calling by name» and the «creating of the people/of the person» are closely linked with each other. So we are also created as artists!
A final remark: Two names appear in Isaiah 43: Jacob and Israel. When we arrive in God’s presence, we are renewed and transformed. We receive a «new name» and are not simply left confronting ourselves. Many common relaxation exercises – including those with a religious slant – have the aim of reaching oneself and remaining aware of oneself.
What God is offering us is much better! With God, we become a new creation in the same way as Jacob became Israel (2 Cor 5:17; Col. 3:3) – with the prospect of a comprehensive renewal of creation (Revelation 2:17).
As renewed persons, we are then equipped to set off again.
Let us repeatedly try, even in the midst of daily life, to «arrive» in God’s presence and from there to «set out».
Thoughts from a spiritual reflection at the Musicians’ Forum in Vienna on 19 March 2022 (organisers: ÖSM, OM, Crescendo) on the topic of «arrive – set out»
Text: Beat Rink / Translation from German: Bill Buchanan
DEUTSCH
Das Leben ist geprägt vom Wechsel zwischen «ankommen» und «aufbrechen». Denken wir etwa nur an den Tag- Nacht-Rhythmus. Oder an den Wechsel von Arbeits- und Ruhezeiten während des Tages. Oder an den Wechsel von Arbeitstagen und Wochenenden.
Im berühmten Psalm 23 finden wir diese Abfolge der beiden Zustände schön besungen: «ich bin auf der Strasse», «im finstern Tal» unterwegs. Dann komme ich an: auf der «saftigen Weide», am «Tisch» – und schliesslich im «Haus des Herrn».
Heute ist es für viele Menschen gar nicht so einfach, Arbeit loszulassen und in einen Ruhe-Modus zu kommen. Darum gibt es so viele Entspannungs- und Meditationsangebote. Viele nehmen solche Angebote deshalb wahr, damit sie dann wieder umso besser funktionieren können. So wie früher die Arbeitgeber ihren Angestellten Ferien verordnet haben, damit diese wieder fit sind für die nächste Produktionsphase. Hier hilft uns ein Blick in die Schöpfungsgeschichte: Es heisst nicht, dass Gott am 7.Tag ruht, um dann weiter zu arbeiten. Dass Gott nach dem 7. Tag auf andere Weise weiterwirkt, ist unbestritten. Aber die Sabbat-Ruhe ist weder für Gott noch für uns Menschen ein Mittel zum Zweck.
Was hilft uns nun, im Leben immer wieder «anzukommen» und einen Zwischenhalt zu machen? Damit sind nicht nur ein geographischer Ort oder eine bestimmte Tages- oder Nachtstunde gemeint, sondern ein innerer Zustand. Jesus schläft mitten im Sturm auf dem bedrohlich schwankenden Schiff. Hier zeigt sich: Man kann mitten im Sturm ankommen – auch bei Gott ankommen. Aber wie?
Man kommt dort an, wo man gekannt wird.
Es ist irgendwie schön, wenn der Kellner im Café unseren Namen kennt und sagt: «Herr und Frau Müller, dasselbe wie immer?» – Es ist schön, wenn die Nachbarn einander mit Namen grüssen. Es ist schön, wenn der Polizist meinen Namen kennt… – stopp, das ist eine Ausnahme!
Es ist aber wunderbar, wenn ich weiss: Gott kennt mich mit Namen – aber nicht so, wie ein Polizist meinen Namen kennt. Umgekehrt: Wenn ich an einen Ort komme, wo man mich nicht kennt, fühle ich mich fremd. Beckmann in Wolfgang Borcherts Nachkriegs-Theaterstück «Draussen vor der Tür» kommt in seine Stadt zurück, und keiner kennt ihn mehr, nicht einmal seine eigene Frau.
Wenn wir wissen, dass Gott uns kennt, können wir bei ihm ankommen und zur Ruhe kommen. Und tatsächlich: Gott kennt unsere Namen. Diese Namen sind nun nicht etwa in einer grossen Kartei oder in einer himmlischen Excel-Liste abgespeichert. Wäre das so, dann wären wir bei Gott nur Nummern.
Jesaja sagt zu Israel: «Und nun spricht der HERR, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!» (43, 1) «Siehe, in die Hände habe ich dich gezeichnet.» (49,16)
Vom Neuen Testament her ist klar: So wie Gott hier Israel begegnet, begegnet er allen seinen Kindern. Jesus spricht davon, dass unser Namen im Himmel aufgeschrieben sind (Lukas 10,20) Das Bild, das die Bibel nahelegt, ist nun eben nicht jenes einer endlosen Namendatei, sondern – modern gesagt – das eines Tattoos. Gott trähgt ein Tattoo mit deinem Namen – so wie Menschen den Namen ihrer Liebsten als Tattoo herumtragen – sogar sichtbar herumtragen.
Ist der Gedanke nun gotteslästerlich – oder theologisch gesagt: ein grenzwertiger Anthropomorphismus, der auf Gott menschliche Vorstellungen projiziert? Nein, der Gedanke ist biblisch: «Siehe, in die Hände habe ich dich gezeichnet.» (49,16)
Als Künstlerinnen und Künstler dürfen wir uns sogar vorstellen, dass hinter dem Namen steht… «Künstler».
Warum? Als Künstler zweifeln wir oft an unserer Berufung und denken nicht selten: «Bin ich als Künstler wirklich von Gott so gemeint und geschaffen?» Interessant ist nämlich, dass in Jesaja 43 das «Rufen beim Namen» und das «Schaffen des Volkes /der Person» eng miteinander verknüpft sind. Also sind wir auch zu Künstlern geschaffen!
Ein letzter Hinweis: Zwei Namen tauchen in Jesaja 43 auf: Jakob und Israel. Wenn wir bei Gott ankommen, werden wir erneuert und verwandelt. Wir bekommen einen «neuen Namen» und blieben nicht einfach bei uns selbst. Viele gängige Entspannungsübungen – auch solche mit religiösem Einschlag – dienen dazu, bei sich selbst anzukommen und bei sich selbst zu bleiben. Das Angebot, das Gott uns macht, ist besser! Wir werden bei Gott zu einer neuen Schöpfung, so wie aus Jakob Israel wurde (2. Kor 5,17; Kolosser 3,3 ). Dies mit dem Ausblick auf eine umfassende Neuschöpfung (Offenbarung 2,17). Lasst uns versuchen, mitten im Alltag immer wieder bei Gott «anzukommen» und von da aus «aufzubrechen»!
Gedanken aus einer geistlichen Betrachtung am Forum für MusikerInnen in Wien am 19. März 2022 (Veranstalter: ÖSM, OM, Crescendo) zum Thema «ankommen-aufbrechen»
Text: Beat Rink
Wir räumen unser Lager und verschenken die DVDs «Stein um Stein» von Dr. Colin Harbinson. Harbinson zeigt Colin Harbinson biblische Schlüsselprinzipien für Kunst und Glaube auf. Einfach. Verständlich. Für jeden sofort umsetzbar. Mehr Infos
Wer Interesse hat, meldet sich im ARTS+ Büro und wir schicken die DVDs + Booklets gratis zu.
Neu verschenken wir jedes Jahr im Rahmen der PrixPlus Vergabe eine Gratis-Woche im Casa dell‘Arte Rasa an ein ARTS+ Mitglied.
Wir freuen uns auf deine Bewerbung!
Für alle mitwirkenden Künstler der Nacht des Glaubens am 17. Juni 2022 ist ARTS+ mit einer Künstler LOUNGE im Kaisersaal im Theater Tabouretlli vertreten. Künstler können sich in der LOUNGE ausruhen und
verpflegen. Für den Auf- oder Abbau für die Künstlerbetreuung werden noch Helfer gesucht. Komm nach Basel und geniesse diese wunderbare Sommernacht mit uns!
Wir sind betroffen von der grossen Not in der Ukraine. ARTS+ versteht sich nicht als Hilfswerk, aber wir sind in engem Kontakt mit Partnerorganisationen vor Ort und wollen Kunstschaffende während und nach dem Krieg unterstützen.
Wie du mithelfen kannst, ukrainische Kunstschaffende über ARTS+ zu unterstützen: a) über den ARTS+ Nothilfefonds b) mit einem Hosting-Platz
a) Nothilfefonds Aus dem Corona Ermutigungsfonds hatten wir noch Geld übrig, das wir aufgrund der aktuellen Notlage an Crescendo überweisen konnten. Damit können drei ukrainische MusikerInnen kostenlos am Sommerinstitut von Crescendo im Juli 2022 teilzunehmen. Eine Ermutigung für die jungen MusikerInnen in dieser schweren Zeit! crescendoinstitute.org
Da ukrainische Kunstschaffende über lange Zeit keine Einkünfte aus ihrer Arbeit haben, unabhängig davon, ob sie in der Ukraine bleiben oder das Land verlassen, könnten wir ausbleibende Honorare für Projekte abfedern und künstlerische Tätigkeit dieser Personen auch in Zukunft zu ermöglichen. Der Nothilfefonds kann da zum Tragen kommen. Vielleicht entstehen daraus sogar Patenschaften zwischen Spendern und einzelnen Kunstschaffenden. Wir halten euch auf dem Laufenden, sammeln aber erstmals kräftig für den Nothilfefonds.
Willst du uns helfen weitere notleidende Künstler
mit einer Spende zu ermutigen?
Dann spende mit dem Vermerk ARTS+ Ermutigungsfonds UKRAINE an:
Postkonto: 60-6304-6
IBAN: CH46 0900 0000 6000 6304 6
BIC POFICHBEXXX
Empfängeradresse:
Schweiz. Evang. Allianz,
Josefstrasse 32, 8005 Zürich
Wir informieren selbstverständlich darüber, wie das Geld eingesetzt wird.
b) Hostings
Statt Geld zu spenden kann man längerfristig eine Unterkunft anbieten. Wir versuchen, zu vermitteln, sobald wir von einer Not wissen. Melde dich bei info@artsplus.ch.
Bitte schreibe uns deine Angaben wie Dauer, Anzahl Betten, Raum vorhanden zum Arbeiten, Künstler bevorzugt aus welcher Sparte? Anschluss vor Ort mit weiteren Flüchtlingen vorhanden? (Zum Beispiel Anschluss bei einer Unterkunft der Gemeinde für Austausch und Aktivitäten mit ukrainischen Flüchtlingen).
Hello!
Liebe Freunde von ARTS+, Mitglieder und Interessierte
Die Welt steht Kopf. Während Russlands Soldaten immer weiter in der Ukraine vorrücken und immer mehr Zivilisten in Mitleidenschaft gezogen werden, können wir in der Schweiz, nach vielen Corona-Turbulenzen, wieder durchatmen, endlich ohne Masken – und das Leben nimmt immer mehr seinen gewohnten Lauf. Hoffen wir es mal!
Viele neue Events findet ihr auf unserer Website. Nach fünf Jahren Pause findet die Nacht des Glaubens am Freitag 17. Juni in Basel wieder statt. Wir freuen uns! Fixiert diesen Termin doch schon mal dick in eurer Agenda. www.nachtdesglaubens.ch
Ab Ende März, wenn die Saison im Campo Rasa startet, schlagen auch wir ein neues Kapitel auf. Wie bereits angekündigt, stellen wir euch in diesem Newsletter das Casa dell‘Arte Rasa vor:
Eröffnung Casa dell’Arte
Aus der Zusammenarbeit verschiedener Partnerorganisationen und angegliedert an den Gästebetrieb Campo Rasa, ist ein KünstlerInnenresidenz mit drei bis vier Zimmern und mehreren Atelierräumen entstanden.
Das Angebot richtet sich an professionelle und semiprofessionelle Kunst- und Kulturschaffende aller Sparten, die einen Raum für einen kreativen Rückzug brauchen oder in der Gemeinschaft nach Austausch suchen. Auch christliche Gemeinden können Künstlerinnen und Künstler für ein Projekt nach Rasa senden, das anschliessend in der Gemeinde zum Tragen kommt.
Das Projekt wird von uns ehrenamtlich betreut, ist aber auch auf Spenden angewiesen. Wer hierzu eine Möglichkeit hat, findet alle nötigen Infos in unserem Spendenflyer:
Aufenthaltsdauer individuell planbar ab einer Woche bis mehrere Monate
3 Einzel- und 1 Doppelzimmer sowie weitere Aufenthaltsbereiche für jede Jahreszeit
Küche sowie von März bis Oktober Verpflegungsmöglichkeit im Campo Rasa
Drei eingerichtete Ateliers, kleine Werkstatt und diverse Aussenflächen, schnelles Internet
Möglichkeit für Austausch mit Kunstinteressierten und Gästen des Campo Rasa
Fakultative Teilnahme an spirituellen Angeboten des Campo Rasa wie Liturgien und Gottesdienstformen. Etc.Wochenpreis bei Belegung durch zwei einzelne Kunstschaffende: CHF 250.- pro Person*
Wochenpreis bei exklusiver Nutzung: CHF 500.-* (max. 5 Personen)
Monatspreis bei Belegung durch zwei einzelne Kunstschaffende: CHF 800.- pro Person*
Monatspreis bei exklusiver Nutzung: CHF 1’600.-* (max. 5 Personen)
Interessiert? Dann heissen wir Dich und Deine Kunstprojekte im Casa dell’Arte in Rasa herzlich willkommen! Das Bewerbungsformular für eine Residency findest du auf unserer Website:
Letzter Aufruf zur Beteiligung am Kirchen-Kulturweg im Raum Basel
Vom 29. Mai bis 30. Juni 2022 findet der Kirchen-Kulturweg statt, verbunden mit der Nacht des Glaubens in Basel, dem Festival für Kunst und Kirche am 17. Juni 2022.
Anmeldung bis 15. März.
Mehr Informationen findet ihr auf unserer Website.
Termin fixieren!
Am Freitag 18. November 2022 findet in Wädenswil im Seesicht Theater unsere ARTS+ General-Versammlung und die Vergabe des PrixPlus 2022 statt.
Sendet uns eure Eingaben für den PrixPlus 2022 zu!
ZOOM-Gebet jeden Mittwoch, 12.30 Uhr, für die Ukraine
Angesichts des schrecklichen Kriegs in der Ukraine ruft «40 Tage Gebet und Fasten» zum gemeinsamen Gebet via Zoom auf. Wer sich anschliessen möchte, trifft sich bis Ostern jeden Mittwoch, 12.30 bis 13.00 Uhr.
Es ist da! Das neue Podcast-Format «Ach, Johann!» von Central Arts.
«In dieser ersten Folge einer 4-teiligen Serie wird ordentlich gestört: Mal ist es Gott, mal die Kunst, mal das gute, alte Schwarzbrot. Und ein halbnackter Jesus auf dem Trafalgar Square sowieso. Anscheinend. Vielleicht ist das aber auch alles nur halb so wild. Willkommen in unserem Clinch.»
Und last but not least, heissen wir alle neuen
Mitglieder seit 2021 herzlich willkommen:
Monika Mäder Malerei, Skulpturen, Sandspieltherapie Maya HeusserMusicalautorin und Regie Daniela Portner Tanz und Musik Richard Koechli Musiker und Buchautor Gleiser ClaIllustration Bonomi Carmela Tänzerin, Model, Schauspielerin Francisco Sanchez Solist, Jazz, Lehrer Eva-Maria und Eric Admiral-WehrlinSeminare, Theater Marion und Martin Bernhardt Galleristen Oliver AffolterGedichte, Malerei, Skulpturen Bruno Waldvogel Autor, Produzent Antoinette Lüchinger Malerei, Töpferei, Fotografie, Bildhauerei Ursula und Jürg ZurbrüggBildende Kunst Marian FloricaMalerei, Grafik, Installation
Wir möchten euch ermutigen, unsere Website zu nutzen, umeure Portfolios zu präsentieren und eure Termine zu veröffentlichen, die ihr in unseren Eventkalender eintragen könnt. Bei Fragen kontaktiert uns – oder sendet uns per Mail eure Events oder Ausschreibungen: info@artsplus.ch
Wir wünschen euch allen von Herzen denselben Segen, den wir zur Zeit für die kriegsgeschüttelten Menschen erbitten.
Dein ARTS+ Team:
Astrid Künzler, Regula Lustenberger, Adrian Furrer, Andi Bachmann, Beat Rink, Jean-Daniel von Lerber, Jonathan Schmidt, Martin Jufer, Samuel Scherrer, Timo Schuster
ENGLISH
Why does Dr. Jeckyll pray?
Who does not know the gruesome story of “Dr. Jeckyll and Mr. Hyde”, which has its roots, by the why, in a historically documented criminal case from the 16th century?
In one scene, Dr. Jeckyll falls to his knees and prays. (“The pangs of transformation had not done tearing him, before Henry Jekyll, with streaming tears of gratitude and remorse, had fallen upon his knees and lifted his clasped hands to God.”) Why? Is this simply a literary reminiscence of a pious convention of the Victorian age, having nothing to do with the personal conviction of the author? Or is there more behind this: perhaps the conviction that one can ask God for forgiveness for one’s dark side?
Stevenson – an atheist?
The author Robert Louis Stevenson (1850-1894), also known for his novel «Treasure Island», is represented by almost all commentators as an atheist, said to have turned his back for ever on the faith of his parents and the strict Calvinism of his nanny. Indeed, in the 1870s, the young Stevenson did self-confidently describe himself as agnostic, but a more thorough examination of his writings leads to the conclusion «that Stevenson’s period of agnosticism lasted only for three or four years around 1873 and that he both believed in God and was a Christian (if an unorthodox one) for most of his life; and that religion while not of crucial importance for an appreciation of all Stevenson’s major work was a theme which continued to feature in his writing and became crucial in several short stories, much of his poetry and non-fiction writings, and at least two novels.» (John H. Lawson, L.R. Stevenson, Attitudes to Religion in his Life and Works, 1973)
Against hypocrisy – for good missionary work
What then was the substance of his references to religion and church? Stevenson attacked double standards and hypocrisy, not only in Dr. Jeckyll and Mr.Hyde, but also in various texts on church and religion. He wrote this for example, about a bigoted woman on Samoa in Polynesia: «The sister was very religious, a great church-goer, one that used to reprove me if I stayed away; I found afterwards that she privately worshipped a shark.» On the other hand, as a sharp-tongued critic of a power-hungry church, he could lead a differentiated discussion over missionary work, as one of the missionaries on Samoa Road: «On one occasion I ventured to say to him: “Mr. Stevenson, I wish you would tell me frankly what is your opinion of our mission work in these islands.” He gave me a graver look than usual and replied: “I do not think all you missionaries are equally wise, and some of the methods you employ, I might criticise, but I have nothing except admiration for the work that has been done. The presence of missionaries in Samoa is the redeeming feature in the contact of white men with the natives.»
Devotionals on Samoa
For the last years of his life, Stevenson lived, with his family, in Vailima on Samoa. Among her notes, his widow left us descriptions of the family evening devotions: «In every Samoan household the day is closed with prayer and the singing of hymns… No doubt, to many, the evening service is no more than a duty fulfilled…With my husband, prayer, the direct appeal, was a necessity. When he was happy he felt impelled to offer thanks for that undeserved joy; when in sorrow, or pain, to call for strength to bear what must be borne. …The service began by my son reading a chapter from the Samoan Bible, Tusitala [nickname of R.L.Stevenson] following with a prayer in English, sometimes impromptu, but more often from the notes in this little book, interpolating or changing with the circumstance of the day. Then came the singing of one or more hymns in the native tongue, and the recitation in concert of the Lord’s Prayer, also in Samoan.»
The Vailima Prayers
Stevenson wrote 14 prayers for these devotions. Like most of the other «Vailima Prayers», the prayer «In the Rainy Season» speaks of the helplessness of man and dependence on God. It speaks into the falling darkness. The mood is not as pessimistic as in Dr. Jeckyll’s prayer, yet marked by sombre realism.
Thus it is also a prayer for difficult times, such as ours.
In very poetic language, we hear the things that make this a prayer: faith in a God who helps us to achieve thankfulness, tenderness and patience. And finally the poem «Evensong» also gives testimony that Stevenson was no atheist.
«We thank Thee, Lord, for the glory of the late days and the excellent face of thy sun. We thank Thee for good news received. We thank Thee for the pleasures we have enjoyed and for those we have been able to confer. And now, when the clouds gather and the rain impends over the forest and our house, permit us not to be cast down; let us not lose the savour of past mercies and past pleasures; but, like the voice of a bird singing in the rain, let grateful memory survive in the hour of darkness. If there be in front of us any painful duty, strengthen us with the grace of courage; if any act of mercy, teach us tenderness and patience.»
Evensong
The embers of the day are red Beyond the murky hill. The kitchen smokes: the bed In the darkling house is spread: The great sky darkens overhead, And the great woods are shrill. So far have I been led, Lord, by Thy will: So far I have followed, Lord, and wondered still. The breeze from the enbalmed land Blows sudden toward the shore, And claps my cottage door. I hear the signal, Lord – I understand. The night at Thy command Comes. I will eat and sleep and will not question more.
Text: Beat Rink / Translation from German: Bill Buchanan
DEUTSCH
Warum betet Dr. Jeckyll ?
Wer kennt sie nicht, die schauerliche Geschichte von „Dr.Jeckyll und Mr.Hyde“, die übrigens auf einen historisch verbürgten Kriminalfall aus dem 16.Jahrhundert zurückgeht?
Dr. Jeckyll fällt in einer Szene auf die Knie und betet („Und noch ehe die Schmerzen der Umwandlung gewichen waren, fiel Henry Jekyll unter strömenden Tränen auf die Knie und flehte zu Gott um Verzeihung.“). Warum? Ist dies einfach eine literarische Reminiszenz an eine fromme Konvention im viktorianischen Zeitalter, die nichts mit der Überzeugung des Autors zu tun hat? Oder steckt mehr dahinter: vielleicht die Überzeugung, dass man Gott um Vergebung für seine Schattenseiten bitten kann?
Stevenson – ein Atheist?
Der Autor Robert Louis Stevenson (1850-1894), der auch für seinen Roman «Die Schatzinsel» bekannt ist, wird in fast allen Artikeln als Atheist dargestellt, der dem Glauben seiner Eltern und den strengen Calvinismus seines Kindermädchens für immer den Rücken gekehrt haben soll. Tatsächlich bezeichnete sich der junge Stevenson in den 1870-er Jahren selbstbewusst als Agnostiker, aber eine eingehende literaturwissenschaftliche Untersuchung kommt zum Schluss, «dass Stevensons Agnostizismus nur drei oder vier Jahre um 1873 andauerte und dass er die meiste Zeit seines Lebens sowohl an Gott glaubte als auch Christ war (wenn auch ein unorthodoxer); und dass Religion zwar nicht von entscheidender Bedeutung für die Würdigung von Stevensons Hauptwerk war, aber ein Thema, das in seinem Werk immer wieder auftauchte und in mehreren Kurzgeschichten, einem Großteil seiner Gedichte und Sachbücher sowie in mindestens zwei Romanen eine wichtige Rolle spielte.» (John H Lawson, L.R. Stevenson, Attitudes to Religion in his Life and Works, 1973)
Gegen Heuchelei – für gute Missionsarbeit
Worin bestanden nun seine Ausführungen über Religion und Kirche? Stevenson attackierte Doppelmoral und Heuchlerei nicht nur in Dr. Jeckyll und Mr.Hyde, sondern auch in verschiedenen Texte über Kirche und Religion. So schrieb er über eine bigotte Frau im polynesischen Samoa: «Die Schwester war sehr religiös, eine große Kirchgängerin, die mich zurechtwies, wenn ich wegblieb; später fand ich heraus, dass sie insgeheim einen Hai anbetete.» Auf der anderen Seite konnte der scharfzüngige Kritiker einer machthungrigen Kirche differenziert über die missionarische Arbeit reden, wie einer der Missionare auf Samoa schrieb: «Einmal wagte ich die Frage: “Herr Stevenson, ich wünschte, Sie würden mir ganz offen sagen, was Sie von unserer Missionsarbeit auf diesen Inseln halten.” Er warf mir einen ernsteren Blick zu als sonst und antwortete: “Ich halte nicht alle Missionare für gleich klug, und einige der Methoden, die Sie anwenden, könnte ich kritisieren, aber ich habe nichts als Bewunderung für die Arbeit übrig, die geleistet worden ist. Die Anwesenheit von Missionaren in Samoa ist das erlösende Moment im Kontakt der Weißen mit den Eingeborenen.”
Andachten auf Samoa
Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte Stevenson mit seiner Familie in Vailima auf Samoa. Seine Witwe berichtete in ihren Aufzeichnungen über die abendlichen Familienandachten:
«In jedem samoanischen Haushalt wird der Tag mit einem Gebet und dem Singen von Liedern abgeschlossen… Zweifellos ist der Abendgottesdienst für viele nur eine Pflichtübung… Für meinen Mann war das Gebet, die unverstellte Bitte, eine Notwendigkeit. Wenn er glücklich war, drängte es ihn, für diese unverdiente Freude zu danken; wenn er Kummer oder Schmerz hatte, bat er um Kraft, zu ertragen, was zu ertragen war …Der Gottesdienst begann damit, dass mein Sohn ein Kapitel aus der samoanischen Bibel las, worauf Tusitala [Übername von R.L.Stevenson] ein Gebet in englischer Sprache sprach, manchmal aus dem Stegreif, häufiger aber aus den Notizen in jenem kleinen Buch, aus dem er je nach den Ereignissen des jeweiligen Tages etwas einfügte. Dann wurden ein oder mehrere Hymnen in der Muttersprache gesungen und schliesslich betete man gemeinsam das Vaterunser, ebenfalls auf Samoanisch.”
Gebete aus Vailima
Für diese Andachten schrieb Stevenson 14 Gebete. Wie die meisten anderen «Vailima Prayers» wird «In der Regenzeit» deutlich: Wir Menschen sind hilflos und auf Gott angewiesen. Das Gebet spricht in die hereinbrechende Dunkelheit hinein. Die Stimmung ist nicht so pessimistisch wie jene bei Dr. Jeckyll, aber doch von düsterem Realismus.
Damit wird es auch ein Gebet für schwere Zeiten wie der unsrigen.
Sehr poetisch klingt an, was ein Gebet eben ausmacht: Der Glaube an einen Gott, der uns zur Dankbarkeit, zu Zärtlichkeit und zu Geduld verhilft. Und schliesslich soll auch das angefügte Gedicht «Evensong» davon zeugen: Stevenson war kein Atheist.
„Wir danken Dir, Herr, für die Herrlichkeit der vergangenen Tage und für das herrliche Antlitz Deiner Sonne. Wir danken Dir für die guten Nachrichten, die wir erhalten haben. Wir danken Dir für die Freuden, die wir genossen haben und für die, die wir gewähren konnten. Und nun, wenn sich die Wolken versammeln und der Regen über den Wald und unser Haus hereinbricht, lass uns nicht niedergeschlagen sein; lass uns den Geschmack vergangener Gnaden und vergangener Freuden nicht verlieren, sondern lass wie die Stimme eines Vogels, der im Regen singt, die dankbare Erinnerung in der Stunde der Dunkelheit weiterleben. Steht uns eine schmerzliche Pflicht bevor, so stärke uns mit der Gnade des Mutes; steht uns eine Tat der Barmherzigkeit bevor, so lehre uns Zärtlichkeit und Geduld.“
Evensong
Die rote Glut des Tages steht dort hinterm trüben Hügel. Die Küche raucht: das Bett ist schon bereit im dunklen Haus. Der große Himmel – seht: verdunkelt über uns, und dort die großen, schrillen Wälder. Hierher hast du geführt mich, Herr, durch deinen Willen. So weit bin ich gefolgt dir, Herr, und wundre mich im Stillen. Die Brise weht vom sanften Land zum Ufer hin und schlägt mir zu die Hüttentür. Sie trägt ein Zeichen, Herr, aus deiner Hand, das ich versteh. – Was wird es sagen? Die Nacht gehorcht und kommt Ich ess das Abendbrot und geh und leg mich nieder, und ich werde nichts mehr fragen.
Text u. Übertragung “Evensong”: Beat Rink
Aus der Zusammenarbeit verschiedener Partnerorganisationen und angegliedert an den Gästebetrieb Campo Rasa, ist ein KünstlerInnenresidenz mit drei bis vier Zimmern und mehreren Atelierräumen entstanden.
Das Angebot richtet sich an professionelle und semiprofessionelle Kunst- und Kulturschaffende aller Sparten, die einen Raum für einen kreativen Rückzug brauchen oder in der Gemeinschaft nach Austausch suchen. Auch christliche Gemeinden können Künstlerinnen und Künstler für ein Projekt nach Rasa senden, das anschliessend in der Gemeinde zum Tragen kommt.
Brauchst du einen Raum für einen kreativen Rückzug,
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Aufenthaltsdauer individuell planbar ab einer Woche bis mehrere Monate
3 Einzel- und 1 Doppelzimmer sowie weitere Aufenthaltsbereiche für jede Jahreszeit
Küche sowie von März bis Oktober Verpflegungsmöglichkeit im Campo Rasa
Drei eingerichtete Ateliers, kleine Werkstatt und diverse Aussenflächen, schnelles Internet
Möglichkeit für Austausch mit Kunstinteressierten und Gästen des Campo Rasa
Fakultative Teilnahme an spirituellen Angeboten des Campo Rasa wie Liturgien und Gottesdienstformen. Etc.
Wochenpreis bei Belegung durch zwei einzelne Kunstschaffende: CHF 250.- pro Person*
Wochenpreis bei exklusiver Nutzung: CHF 500.-* (max. 5 Personen)
Monatspreis bei Belegung durch zwei einzelne Kunstschaffende: CHF 800.- pro Person*
Monatspreis bei exklusiver Nutzung: CHF 1’600.-* (max. 5 Personen)
Interessiert?
Dann heissen wir Dich und Deine Kunstprojekte im Casa dell’Arte in Rasa herzlich willkommen! Das Bewerbungsformular für eine Residency findest du auf unserer Website:
Angesichts des schrecklichen Kriegs in der Ukraine ruft «40 Tage Gebet und Fasten» zumgemeinsamen Gebet via Zoom auf. Wer sich anschliessen möchte, trifft sich ab morgen, 2. März, bis Ostern jeden Mittwoch um 12.30Uhr, um sich inmitten der Ohnmacht an Gott zu wenden und eine halbe Stunde für Frieden und die Menschen in Not im Gebet einzustehen. Die spontane Aktion wird veranstaltet von Campus für Christus, Bibellesebund, 24-7 Prayer CH und der Schweizerischen Evangelischen Allianz. Weitere Informationen und Zoom-Link unter https://www.each.ch/veranstaltung/gebet-fuer-die-ukraine/
Termin fixieren!
Am Freitag 18. November 2022 findet in Wädenswil im Seesicht Theater unsere GV und die Vergabe des PrixPlus 2022 statt.
Der von ARTS+ vergebene Kunst- und Kulturpreis wird auch 2020 verliehen. Prämiert werden künstlerische Werke (oder Institutionen/Projekte), die im Jahr 2021 den christlichen Glauben in der Öffentlichkeit thematisiert haben.
Nominationen und Eingaben werden ab sofort und bis spätestens Ende August 2022 entgegen genommen. Eingaben nur per Mail, (PDFs, Links, keine 3D-Objekte). An: Beat Rink, Präsident ARTS+, brink@crescendo.org
Die Vergabe des PrixPlus 2020 findet am 18. November in Wädenswil im Seesicht Theater statt.
Es ist da! Unser neues Podcast-Format «Ach, Johann!» Damit sind wir jetzt hochoffiziell multipodcastend und endlich auch für den gesamten deutschsprachigen Raum verständlich (hoffen wir’s mal).
In last week’s TUNE IN, the topic was «Think courageously». Today’s contribution could be titled «act courageously». In these days we are reading a lot about courageous people in the Ukraine. This is also true of our full-time Crescendo staff member Anastasia «Nastia» Opra (picture below), who stayed in Kiev for a long time, until after the outbreak of war. She did this with the firm intention of helping others. Now she is fleeing from the dangerous capital city, and we have been in constant contact with during the last few days. Nastia and her team also demonstrated courage before 21 February. Despite the looming danger, they continued to hold musicians’ meetings. In a moment we will hear Nastia’s own words.
First of all, however, a few words about «Crescendo Ukraine». The Ukrainian violinist and organist Ivan Dukhnych got to know Crescendo during studies in Basel and took this vision back with him to his native town Lviv (Lemberg). There he soon established valuable contacts with musicians and church leaders and told them about our work. In 2020 Nastia joined Crescendo and soon became a full-time staffer. She quickly got a team together and started meetings for young musicians, continuing then with virtual conferences because of the pandemic.
In the middle of February, Nastia wrote to us: “The team and I continue to meet every Tuesday at 7:30 am for prayer, Bible reading, and planning. I am very pleased with the loyalty and dedication in this matter. This Saturday (February 12) we made our 3rd “KVARTIRNIK”. It’s a meeting also for musicians without a church background). It was just an amazing meeting. There was music, communication, discussion, several people from this meeting have already registered for personal meetings with crescendo volunteers (meetings about identity and worldview: “Who am I?”). We received good reviews about this evening. The musicians said that they need more such meetings – warm and cosy, where there is no competition and hatred. We are glad to show the love of Christ. Now we will work and meet personally with these musicians in order to discuss the gospel in depth. We plan to organize 3 more such meetings and one Creative Church this spring (by Easter).”
With these events in view, the report closes. It remains for us to pray that this can resume. But, above all, we now pray for protection for Nastia, for her family, for her team, for the musicians in the pictures, for the people in the Ukraine. And for peace! May many experience what David describes in Psalm 23.4: «Even though I walk through the valley of the shadow of death, I will fear no evil, for you are with me; your rod and your staff, they comfort me.»
You can also donate: For Nastia – she depends on donations as a full-time Crescendo staff member. Or for Ukrainian musicians, to enable them to participate in the “Crescendo Summer Institute” CSI in July (per musician about 500 €, but each contribution helps.)
How? See the box at the very bottom of this mail. Or use the LINK to the bank account information of Crescendo (with note: “Nastia” or “Scholarships Ukraine”)
Anastasia «Nastia» Opra
speaking to musicians at the KVARTIRNIK meeting of Crescendo Ukraine
DEUTSCH
Im TUNE IN-Beitrag von letzter Woche ging es um das Thema «mutig denken». Den heutigen Beitrag könnte man mit «mutig handeln» übertiteln. Wir lesen in diesen Tagen viel von mutigen Menschen in der Ukraine. Dazu gehört auch unsere vollzeitliche Crescendo-Mitarbeiterin Anastasia «Nastia» Opra (Bild unten), die lange, bis nach Kriegsausbruch, in Kiew blieb. Dies in der festen Absicht, anderen Menschen zu helfen. Nun ist sie auf der Flucht aus der gefährlichen Hauptstadt, und wir waren über die letzten Tage in ständigem Kontakt mit ihr.
Nastia und ihr Team bewiesen auch vor dem 21.Februar Mut. Trotz der drohenden Gefahr führten sie Musikertreffen durch. Wir lassen gleich Nastia selber zu Wort kommen.
Zunächst aber ein paar Worte zu «Crescendo Ukraine». Der ukrainische Violinist und Organist Ivan Dukhnych lernte Crescendo in seiner Studienzeit in Basel kennen und nahm in seine Heimatstadt Lviv (Lemberg) den Gedanken mit, dort eine Musikerarbeit aufzubauen. Bald knüpfte er im ganzen Land wertvolle Kontakte zu Musikern und Kirchenleitern und erzählte von unserer Arbeit. 2020 stiess Nastia zu Crescendo und wurde 2021 vollzeitliche Mitarbeiterin. Sie baute schnell ein Team auf und startete mit Treffen für junge MusikerInnen. Aufgrund der Pandemie führte sie virtuelle Konferenzen durch, die grossen Anklang fanden.
Mitte Februar schrieb Nastia: „Wir treffen uns weiterhin jeden Dienstag um 7.30 Uhr zum Gebet, zum Bibellesen und zur Planung. Ich bin sehr froh, dass sich mein Team so engagiert. Trotz der schwierigen Zeiten wollen wir als Crescendo-Team den Musikern in unserer Stadt dienen. Am 12. Februar hatten wir unser 3. „KVARTIRNIK“ . Das sind Treffen für alle Musikerinnen und Musiker – auch für solche, die nicht unbedingt einen kirchlichen Hintergrund haben. Es war ein großartiges Meeting. Es gab Musik und viele Gespräche. Mehrere Teilnehmer haben sich bereits für persönliche Treffen mit Crescendo-Freiwilligen angemeldet. Das Thema war “Wer bin ich?“ Es wurde viel über „Identität” und „Weltanschauung“ gesprochen. Die Musiker sagten, dass sie mehr solche Treffen brauchen. Sie fanden die Stimmung warmherzig und gemütlich und meinten, dass es hier keine Konkurrenz und keine Feindseligkeiten gibt. Wir sind froh, dass wir ihnen so die Liebe Christi nahebringen konnten. Jetzt bauen wir freundschaftliche Kontakte auf und wollen auch ganz persönlich über das Evangelium reden. Wir planen nun für dieses Frühjahr drei weitere solcher Treffen und eine KIRCHE KREATIV…”
Mit dieser Aussicht bricht der Bericht ab. Was bleibt, ist zu beten, dass es weitergehen darf. Aber vor allem beten wir nun um Schutz für Nastia, für ihre Familie, für ihr Team, für die Musiker auf den Bildern, für die Menschen in der Ukraine. Und um Frieden! Mögen viele Menschen erfahren, was David in Psalm 23,4 schreibt: «Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.»
Man kann auch spenden: Für Nastia, die als vollzeitliche Crescendo-Mitarbeiterin auf Spenden angewiesen ist. Und für ukrainische MusikerInnen, um ihnen die Teilnahme am “Crescendo Sommerinstitut” CSI im Juli zu ermöglichen (pro Musiker ca. 500 €, doch jede Spende hilft.
Wie? s.Box am Ende dieses Mails. Oder hier ist der LINK zu Konto-Informationen von Crescendo (mit Vermerk: “Nastia” oder “Stipendien Ukraine”)
Christians are courageous in many areas of our society. Courageously we build churches and plant fellowships. Courageously we set up our own schools and universities. Courageously we proclaim the gospel. Courageously we implement the command to love our neighbour – with impressive charity activities. And there are also good examples of Christian courage in politics. Despite all the sin that crops up throughout the history of the church, this blessing shines out visibly. But there is one area in which courage fails in us Christians: in thinking. This, at any rate, is the opinion of the German historian, television journalist and book author Markus Spieker. (He will, by the way, be a speaker at the German Crescendo conference in April.). This text is a heartfelt call to battle. And every call to battle is one-sided. There are of course impressive Christian thinkers. Spieker himself has written about Christian thinkers in some of his books, last year choosing Dostoevsky, for example. Nevertheless, the following extracts from what was originally a lengthy article are well worth considering – the cuts and the subheadings are our responsibility. Since thinking and art belong very closely together, this text also encourages us in artistic activity!
There is no Christian Avant-Garde!
A few months ago in Berlin the “European Ideas Convention” took place. A few hundred professors and politicians asked themselves what the world would look like in 2025. An American futurologist predicted a ‘post-human’ society in which human beings would design themselves using gene technology. The auditorium nodded collectively, obviously impressed by these daring predictions. Just outside, 350,000 Christians were tramping by the building, participants in the “Jesus Day”. They proclaimed the victory of the Lord over the world, very worthily, but also rather ineffectively. Improbable that more than a handful of them had even seen a literary salon from the inside (…) This is our dilemma: we are marching bravely forward but we are not thinking forward. Many live by this motto: “Everything we need is already in the Bible, okay… all we need is to do is apply it; it’s simply a matter of doing it.” Is it? The fact is: There is no Christian avant-garde, or, translated, “fore-runners” or “forward-guard”.
“You have rejected knowledge” (Hosea 4:6)
The appropriate commentary to this comes from the Old Testament where God accuses the pious establishment: “My people are destroyed from lack of knowledge. Because you have rejected knowledge.” (Hosea 4:6) Meanwhile the free churches and state church congregations are somewhere between fundamental opposition and paralyzing tolerance, between apocalyptic “Now” and “Never”, between “it’s all so bad” and “it has always been this bad.” In their rhetoric they are fighting for influence, but in reality they have, for the most part, retreated into their house group catacombs. The Christian business elite, at least, is well-networked; fatally, however, the most important societal tendencies are not financial, but cultural. The poet Heinrich Heine was convinced that “thought precedes action as thunder does lightning.” In other words: the material world follows thought – as a rule – and not the other way around. The late romantic poet Joseph von Eichendorff formulated it absolutely correctly: “The poet is the heart of the world.” Our hearts are fairly silent at the moment. When was the last time a genuinely Christian book initiated a new debate? The shelves are filled with stacks of imported advice-givers…which one can use to school one’s faith but not one’s mind.
Where are the mentors for “High Potentials”?
The English novelist D.H. Lawrence made a witty remark that young idealists are like ivy: either they climb up something high or they end up sadly on the ground. This confronts us with this question: On what, and most importantly on whom, can Christian “High Potentials” climb high? On the Bible, on Jesus – of course…but what else? Where are the mentors, consciousness-creators, and faith-visionaries who can view themselves and the world intelligently and through the eyes of faith; who discover callings, develop talents and assume responsibilities? … Without an Athanasius there is no Augustine. We desperately need such personalities today.
Longing for Religion
The social-political struggle is not yet lost; the opposite is true. It is precisely in times of crisis that one searches desperately for the “religion switch”. So a longing is there, and certainly among the young elites.
But: Why is it that so few actually take the leap of faith, or for that matter the leap into churches, especially into evangelical churches? Why do many visit a free church or fellowship service once and then never again? Because in many of our churches it’s not the cross which is offensive, but the associated activities. Sermons are being reduced to that which is useful, and the singing is trimmed to whatever is hip. Worship lyrics are becoming increasingly redundant, to such an extent that they not only demonstrate soft hearts (a good thing), but also soft minds.
Imagine: Churches opening an art gallery!
This is not a plea for a philosophical church, but rather for one in which minor keys are allowed and where maturity, seriousness and wisdom are also imparted. The future needs roots; it was this knowledge which led to reflecting on our traditions. J.S. Bach is at the gates, but in many churches he has to stay outside because of the worship band.
If mission trips to Papua New Guinea are a matter of course, educational opportunities for gifted young believers must be equally obvious option, especially for those who want to become involved at the political and social level. They must be carefully identified, motivated and then trained. Who would hinder a large city church from opening a literature salon, a film club, or an art gallery…?
Text: Markus Spieker, Rich in Intellect. An appeal for a Christian Avant-garde, printed in Quo Vadis Institute Papers, Vol 1, No.1, December 2016
Editors TUNE IN: Beat Rink / Bill Buchanan
Christen sind in vielen Bereichen unserer Gesellschaft mutig. Mutig bauen wir Kirchen und pflanzen Gemeinden. Mutig gründen wir eigene Schulen und Universitäten. Mutig verkündigen wir das Evangelium. Mutig setzen wir das Gebot der Nächstenliebe um – mit grossartigen Hilfswerken. Und es gibt auch gute Beispiele für christlichen Mut in der Politik. Bei aller Sünde, die quer durch die Kirchengeschichte läuft, leuchtet diese Segensspur hell auf.
In einem Bereich aber verlässt uns Christen oft der Mut: beim Denken. So meint es jedenfalls der deutsche Historiker, Fernsehjournalist und Buchautor Markus Spieker. *Dieser Text ist eine engagierte Kampfschrift. Und jede Kampfschrift ist einseitig. Natürlich gibt es grossartige christliche Denker. Spieker selber hat einige Bücher zu christlichen Denkern geschrieben, im letzten Jahr etwa über Dostojewski. Aber trotzdem sind die folgenden Auszüge aus diesem ursprünglich längeren Artikel bedenkenswert. Die Kürzungen und die Zwischentitel stammen von uns.
Da Denken und Kunst sehr eng zusammengehören, ermutigt dieser Text auch zum künstlerischen Tun!
Es gibt keine christliche Avantgarde!
In Berlin fand vor ein paar Monaten die „Europäische Ideenmesse“ statt. Hier fragten sich ein paar hundert Professoren und Politiker, wie die Welt im Jahr 2025 aussehen wird. Ein amerikanischer Zukunftsexperte prohezeite eine „post-humane“ Gesellschaft, in der sich die Menschen gentechnologisch neu designen. Das Auditorium nickte kollektiv, sichtlich beeindruckt von den kühnen Visionen. Draußen stapften zur gleichen Zeit 35000 Christen am Gebäude vorbei, alles Teilnehmer des „Jesus Tags“. Sie proklamierten den Sieg des Herrn über die Welt, sehr verdienstvoll, aber irgendwie auch sehr harmlos. Unwahrscheinlich, dass mehr als eine Handvoll von ihnen mal einen Literatursalon von innen gesehen hat. (…) Das ist unser Dilemma: Wir marschieren tapfer voran, aber wir denken nicht voran. Viele leben nach dem Motto: „Steht ja schon alles in der Bibel, brauchen wir doch nur umsetzen, ist eh alles Fügung.“ Oder? Fakt ist: Es gibt keine christliche Avantgarde, zu deutsch: Vorhut oder Vorkämpfer.»
«Du hast die Erkenntnis verworfen“ (Hosea 4,6)
Der passende Kommentar dazu steht im Alten Testament: Da klagt Gott das fromme Establishment an: „Mein Volk ist dahin, weil es ohne Erkenntnis ist. Denn du hast die Erkenntnis verworfen“ (Hosea 4,6). Derweil bewegen sich die Freikirchen und Landeskirchlichen Ge- meinschaften irgendwo zwischen Fundamentalopposition und Duldungsstarre, zwischen Apocalypse Now und Never, zwischen „Es ist alles so schlimm“ und „Es war schon immer so schlimm“. Rhetorisch ringen sie um Einfluss, faktisch aber haben sie sich weitgehend in die Hauskreis-Katakomben zurückgezogen. Allenfalls die christliche Unternehmer-Elite ist gut vernetzt. Fatalerweise sind die tiefsten Gesellschaftsströme aber nicht die finanziellen, sondern die kulturellen. Für Heinrich Heine ging „der Gedanke der Tat voraus wie der Blitz dem Donner“. Anders ausgedrückt: Die Materie folgt in der Regel dem Geist, nicht umgekehrt.
Der spätromantische Dichter Joseph Freiherr von Eichendorff formulierte ganz richtig: „Der Dichter ist das Herz der Welt.“ Unseres steht derzeit ziemlich still. Kaum ein genuin christliches Essay oder Buch, das eine neue Debatte angestoßen hätte. In den Verkaufsregalen stapeln sich importierte Ratgeber…, an denen man zwar seinen Glauben, aber nicht seinen Verstand schulen kann.
Wo sind die Mentoren für «High Potentials»?
Vom englischen Romanautor D. H. Lawrence stammt die kluge Bemerkung, dass junge Idealisten wie Efeu sind: Entweder klettern sie an etwas hoch, oder sie winden sich traurig am Boden. Das konfrontiert uns mit der Frage: An was, vor allem wem, können sich christus-affine „High Potentials“ hochranken? An der Bibel, an Jesus – klar, aber sonst? Wo sind die Mentoren, Bewusstseinsmacher, Glaubensoptiker, die auf intelligente Art dabei helfen, sich selbst und die Welt mit den Augen des Glaubens zu sehen, Berufungen zu entdecken, Talente zu entwickeln, Verantwortung zu übernehmen? Ohne Athanasius kein Augustinus. Und solche Typen sind heutzutage bitter nötig.
Sehnsucht nach Religion
Noch ist das gesellschaftspolitische Ringen nicht verloren. Im Gegenteil. Gerade in Krisen sucht man verzweifelt wieder nach dem „Religionsschalter“. Sehnsucht ist also vorhanden, gerade auch bei den jungen Eliten. Warum schaffen so wenige den Sprung des Glaubens bzw. den Sprung in die Gemeinden, vor allem in die evangelikalen Gemeinden? Warum besuchen viele einmal einen Freikirchen- oder Gemeinschaftsgottesdienst, dann nie wieder? Weil in vielen unserer Gottesdienste nicht das Kreuz das Ärgernis ist, sondern das Programm ringsherum. Die Predigten sind vielfach auf Nutzwert getrimmt, der Gesangsteil auf Hipness. So tautologisch das Wort „Lobpreis“ ist (wer versteht schon den Unterschied zwischen Loben und Preisen?), so redundant die Anbetungs-Lyrik, die zuweilen nicht nur von weichen Herzen zeugt (positiv), sondern auch von weichen Hirnen.
Stell dir vor: Kirchen eröffnen eine Kunstgalerie!
Das ist kein Plädoyer für eine Philosophenkirche, nur dafür, endlich wieder Moll-Töne im Kirchensaal zuzulassen sowie Reife, Ernst und Weisheit zu vermitteln. Zukunft braucht Herkunft, diese Erkenntnis führt zur Rückbesinnung auf Traditionen. J. S. Bach ante Portas, aber in vielen Gemeinden muss er draußen bleiben wegen der Worship-Band.
So selbstverständlich, wie Missionstrips nach Papua Neuguinea sind, sollten Bildungsprogramme für begabte junge Christen sein; sie müssen gezielt identifiziert, motiviert und qualifiziert werden. Und wer hindert Großstadt-Gemeinden daran, einen Film-Club oder eine Kunstgalerie zu eröffnen?
Text: Markus Spieker, Geistreich – Plädoyer für eine christliche Avantgarde. LINK zum ganzen Text
Herausgeber: Beat Rink
ENGLISH
A couple of weeks ago, the Swiss painter Stephan Jon Tramèr, who has also often taken part in “Crescendo” projects, published an illustrated book, a story in the style of a «historical novel», for which he at the same time provided the illustrations (LINK). There has been a warm response to the book, and on 30 January 2022 it will be the theme of a CREATIVE CHURCH organised by Crescendo Basel (LINK). In this book, «Die Kreuzblume» [«The Finial»], there is a spiritual message which it is good for artists to hear. It is interesting that Stephan started this task because an «inner voice» suggested it to him during a time of crisis.
The story line
1496. The young stonemason Till (Illustration 1) is looking for work in Basel (6). Just at that time, work was proceeding on the second tower of the Minster (2). The master mason Nussdorf (3) took him into the team in the builders’ hut. (4). He soon proved to be a gifted young artist, which did however arouse envy in his immediate supervisor, Werner. The latter harassed him and, in a fit of drunkenness, even shattered Till’s masterpiece, the finial (5), the flower-shaped cap of the tower in the form of a cross. Werner is dismissed. But he is forgiven and saved from losing the title of stonemason. He would go on to find new work in the neighbouring town of Bern and become a reformed character. Till works on a new cruciform ornament (1). In fact, the consequence of Werner’s act of destruction is that an even better solution than the first one is found for capping the tower.
The motif of the book
The fundamental motif beneath the surface of the book is one’s attitude towards one’s own gifting. Is this being used for the glory of God or for one’s own glory?
Till
His prevailing motivation takes its lead from the attitude shown by the various towns in building their cathedrals: the search is for the «true and good form of a cathedral as a reflection of the city of Jerusalem». So it is a matter of praising God. There is a picture hanging over the door of the builders’ hut, containing the verse 1 Cor 3.11: «For no man can lay a foundation other than the one which is laid, which is Jesus Christ» (4). The illustrator has Till entering the builders’ hut under this Bible verse. When the new finial is put in place, they sing «Not for us, O Lord, no, not for us. Bring glory to Your name for the sake of Your grace, Your faithfulness.»
And what about Till? Although he is the best among the stone sculptors, he remains modest. For he is consciously committed to the task of praising God with his work.
Werner
Werner’s attitude is different. He belongs to a «new epoch», expressed by a prophetically gifted old stonemason in the following words: «The world becomes stone. Heaven closes its gates. Only few trust in God. Without Him, men see themselves as clever and wise. They consider Him to be an illusion of the imagination. Then the feeling for true proportion is lost. Without love for their creator, they erect house after house, tower after tower. The builders are more concerned about profit and reputation than in carrying out a work pleasing to God. The work will often seem a burden for the builders, and the foreman’s knowledge does not go beyond stone and wood. They have more pleasure in such days as see them carrying out transient tasks, as if each one of them were a pampered king…». In summary, this means that art no longer serves the praise of God, but one’s own career. Nor is it really taken seriously anymore, or undertaken with the required application. Above all, this attitude quickly leads to competitive thinking and envy, and ultimately brings destructive results.
Questions
As an artist, do we behave like Till or like Werner? Or, putting a more differentiated question, when and where do we more resemble Till, when and where more Werner? Are we familiar with envy and competitive thinking?
Do we mainly turn the spotlight on ourselves, or do we let ourselves be drawn into the competitive thinking of others?
Is our experience that our creativity and art are compromised as a result – perhaps because we become discouraged, because we no longer believe in our calling, or because we are looking for instant success and consequently take the art itself less seriously?
How do we deal with artistic setbacks? Do we have faith that God, where our art has turned out badly due to our own mistakes or is ruined by others, can move on with us and even lead us to yet better ideas?
What does it mean for me, as an artist, to build a career on the foundation that has been laid, which is Jesus Christ?
Text: Beat Rink / Translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
Vor ein paar Wochen hat der Schweizer Maler Stephan Jon Tramèr, der auch oft in “Crescendo” -Projekte involviert war, einen Bildband veröffentlicht: eine Erzählung im Stil eines «historischen Romans», die er gleich selber wunderschön illustriert hat (LINK). Das Buch ist auf grosses Echo gestossen und wird auch am 30.Januar 2022 Thema einer von Crescendo Basel organisierten KIRCHE KREATIV sein (LINK). Im Buch «Die Kreuzblume» steckt eine geistliche Botschaft, die zu hören Künstlern gut tut. Interessant ist, dass Stephan Jon Tramèr die Arbeit daran begonnen hatte, weil ihm in einer Krisenzeit eine «innere Stimme» dazu beauftragte.
Die Handlung
1496. Der junge Steinmetz Till (Bild 1) sucht in Basel (6) Arbeit. Dort wird gerade am zweiten Turm des Münsters (2) gebaut. Er wird von Meister Nussdorf (3) in die Bauhütte aufgenommen (4). Er erweist sich schnell als begabter junger Künstler, was allerdings den Neid seines direkten Vorgesetzten Werner weckt. Dieser schikaniert ihn und zertrümmert schliesslich in betrunkenem Zustand Tills Meisterstück, die Kreuzblume (5): den blumenförmigen Abschluss des Turms, die die Form eines Kreuzes hat.
Werner wird entlassen. Aber man vergibt ihm und bewahrt ihn davor, dass er seinen Stand als Steinmetz verliert. So wird er in der Nachbarstadt Bern neue Arbeit finden und dort eine Läuterung erfahren. Till arbeitet an einer neuen Kreuzblume (1). Eigentlich hat Werners zerstörerischer Akt zur Folge, dass eine noch bessere Lösung für den Turm-Abschluss gefunden wird als vorher.
Das Motiv des Buches
Das heimliche Motiv des Buches ist der Umgang mit der eigenen Begabung. Wird sie zu Gottes Ehre eingesetzt oder zur eigenen Ehre?
Till
Die Haltung, in der die verschiedenen Städte ihre Kathedralen erbauen, gibt die Richtung vor: Man sucht nach der «wahren und guten Form der Kathedralen als Widerschein der Stadt Jerusalem». Es geht also um das Lob Gottes. Über der Tür der Bauhütte hängt ein Bild, auf dem der Vers aus 1.Kor 3,11 zu lesen ist: «Einen anderen Grund kann niemand legen als der, der gelegt ist in Jesus Christus» (4). Der Zeichner lässt Till unter diesem Bibelvers in die Hütte eintreten. Bei der Errichtung der neuen Kreuzblume wird gesungen: «Nicht uns, o Herr, nicht uns, nein. Deinem Namen schaffe Ehre um Deiner Gnade, um Deiner Treue willen.»
Und Till selber? Obwohl er der beste Steinbildhauer ist, bleibt er bescheiden. Denn er weiss sich dem Auftrag verpflichtet, mit seinem Werk Gott zu loben.
Werner
Werner hat eine andere Einstellung. Er gehört einer «neuen Zeit» an, die ein prophetisch begabter alter Steinmetz in folgende Worte fasst: «Die Erde wird zu Stein. Der Himmel verschliesst die Pforte. Nur wenige vertrauen auf Gott. Die Menschen kommen sich ohne ihn klug und verständig vor. Sie halten ihn für ein Trugbild der Einbildung. Dann geht der Sinn für das rechte Mass verloren. Ohne Liebe zum Schöpfer errichten sie Haus an Haus, Turm an Turm. Den Bauleuten wird es mehr um Gewinn und Ansehen als um ein gottgefälliges Werk zu tun sein. Die Arbeit wird den Bauleuten oft lästig vorkommen und die Werkmeister wissen nichts mehr von Stein und Holz. Sie erfreuen sich mehr an solchen Tagen, die sie flüchtige Dinge tun lassen, als wäre jeder ein verwöhnter König…»Das heisst: Die Kunst dient nicht mehr dem Gotteslob, sondern der eigenen Karriere. Sie wird auch nicht mehr wirklich ernst genommen und mit dem nötigen Fleiss betrieben. Vor allem führt diese Einstellung schnell zu Konkurrenzdenken und Neid und wirkt letztlich zerstörerisch.
Fragen
Verhalten wir uns als Künstler wie Till oder wie Werner? Oder differenzierter gefragt: Wann und wo gleichen wir eher Till, wann und wo eher Werner?
Kennen wir Neid und Konkurrenzdenken: Produzieren wir es selbst oder lassen wir uns vom Konkurrenzdenken anderer mitreissen?
Erfahren wir, dass unsere Kreativität und Kunst dadurch beeinträchtigt wird – vielleicht indem wir entmutigt werden, indem wir nicht mehr an unseren Auftrag glauben oder indem wir den schnellen Erfolg suchen und die Kunst dadurch weniger ernst nehmen?
Wie gehen wir mit künstlerischen Niederlagen um? Glauben wir daran, dass Gott dort, wo unsere Kunst durch eigene Fehler missraten oder durch andere gestört worden ist, weiterfahren und uns sogar noch auf bessere Ideen bringen kann?
Was heisst es, als Künstler seine Karriere auf den Grund zu bauen, der in Jesus Christus gelegt ist?
Text: Beat Rink
ENGLISH
At New Year in 1945, Dietrich Bonhoeffer sent a poem from prison to his parents and his fiancee, only a few months before his execution on April 9, 1945. It is not the greatest lyrical poetry, but, like many other Christian songs, good spiritual writing. Later, it did indeed become known worldwide as a song, especially in the setting by the German songwriter Siegfried Fietz, as the different versions show (see links). The poem gives a sense of confidence and even of joy – in the middle of great uncertainty and anxiety. That is why it also speaks to us in our day. Let us look at it stanza by stanza.
1
It begins by addressing the recipients, and makes one thing clear to them: these lines from a prison cell are not filled with sadness, rage or complaint. Bonhoeffer has experienced comfort, and he therefore passes on this comfort in the following words:
Surrounded faithfully and quietly by good powers, wondrously protected and comforted: thus I would live these days with you (all) and go with you into the New Year.*
2
At the same time, the poem does not close its eyes to reality. It speaks of «evil days» and our emotional state. Yet this description transitions into a prayer:
Still the past is seeking to torture our hearts, Still the heavy load of evil days is oppressing us; Oh Lord, give our alarmed souls the salvation for which you have prepared us.
One stumbles at this last line. Surely it should read «Give us the salvation which you have prepared for us» instead of «… the salvation for which you have prepared us»? Or is it irrelevant how this is formulated? In fact, this linguistic nuance represents a important difference. Bonhoeffer’s text is not saying that God has a secret gift in his hand which he will give us (perhaps even force on us) or not give us – depending on whether we have behaved well or not… Rather, it is saying that we human beings have already been put on the path to salvation. We were created for this. So God is not giving us something unsuitable for us and which might demand more than we can manage or for which we would need to contort ourselves. For many people, thoughts about «heaven» or even just a «Christian life here on earth» are too much to deal with, because they are afraid they might have to «contort» themselves…
Once again: From the very beginning, God has put us on the path that leads to salvation. The tragedy, however, is that we have allowed ourselves to be deflected away from the path. At Christmas, therefore, God allowed himself to be deflected from his path in order to fetch us back again. This is the salvation which he now offers us. It is entirely suited to our destiny, to our being.
3
If one accepts this salvation, hope is still to be found even in suffering. And this is why this imploring poem becomes a psalm of trust:
And should you offer us the heavy, bitter cup of grief, filled to the very rim, We´ll take it thankfully without trembling from your good and beloved hand.
We can only accept the cup of suffering because Jesus himself accepted it. It is this good, beloved and finally pierced hand which passes it to us.
4
The salvation which was spoken of above does not come only when we have left this world, but takes place already here – in this world with its sun:
But if you wish to grant us joy one more time, joy over this world and over the brightness of its sun, then we will recall all that has happened, and then our lives will belong to you entirely.
One could interpret this stanza as a glance into a future outside the walls of the prison. There, in freedom, the past will occupy our thoughts for a time, but finally give way to joy. But one can read this stanza another way: Even during imprisonment, there are already moments of joy in which painful experiences fade into the background. Payne Best, an English prisoner, wrote this after the war: “Bonhoeffer was all humility and sweetness; he always seemed to me to diffuse an atmosphere of happiness, of joy in every smallest event in life, and of deep gratitude for the mere fact that he was alive. … He was one of the very few men that I have ever met to whom his God was real and ever close to him.”
Interestingly, he does not fix his eye on the next world either. In Bonhoeffer there is no tendency to flee from the world. This world, with all its beauty, was of course created and given by God. And God came into it and can be experienced in the middle of it. It is in this light that he can write the following regarding the world: «We do not leave it, we do not reject, despise or condemn it, but rather we call it to God, we give it hope, we lay a hand on it and say, ‘May God’s blessing be upon you, may it renew you, be blessed, you world created by God and belonging to your Creator and Redeemer.»
The final stanza is a joyful affirmation of God’s love. There is no deeper expression of human trust in God than a phrase like this: “and then our lives will belong to you entirely”.
5-7
The three following stanzas (the last is often sung as a refrain) accompany the reader into the night. Not into the troubled night in prison which Bonhoeffer describes in another poem: «I hear the trembling and staggering of my own soul… I hear how sleepless men toss and stretch, / longing for freedom and acts of wrath.» No, there is a peace which comes from knowing that God’s «good powers» surround us.
Give us today the warm and bright candle-flames that you have brought into our darkness; bring us back together, if it is possible; One thing we know: your light shines through the night. When deep silence falls around us now, let us hear the full sounds of that world that is spreading invisibly around us: the high praises sung by all your children. Sheltered wonderfully by good powers, We wait confidently for whatever comes; God is with us in the evening and in the morning and certainly on every new day.
In a letter to his fiancee, Bonhoeffer writes about the good things of the visible and invisible worlds which he experiences as a gift. They are part of happiness. But happiness does not depend on circumstances: «Your prayers, good thoughts, words from the Bible, conversations long ago, piece of music and books – all this takes on life and reality as never before. There is a vast invisible world in which one lives. There is no doubt of its reality. When we read this about the angels in the old hymn, ‘Two to cover me, two to wake me’ – this safeguarding by invisible powers, by day and night, is then something that adults need just as much as children. You must not imagine that I am unhappy. What is happiness and unhappiness? It depends so little on the circumstances. Really, it depends only on what is going on inside a person.»
Text: Beat Rink / Translation: Bill Buchanan
*Adapted from “Lyrics translate”; for a singable version (with spelling errors!) see “Musixmatch”.
DEUTSCH
Zum Jahreswechsel 1944/45 schickte Dietrich Bonhoeffer aus dem Gefängnis ein Gedicht an seine Eltern und an seine Verlobte, nur wenige Monate vor seiner Hinrichtung am 9.April 1945. Es ist keine grosse Lyrik, aber wie manches christliche Lied gute geistliche Dichtung. Später wurde es tatsächlich als Lied vor allem der Vertonung des deutschen Liedermachers Siegfried Fietz weltweit bekannt, wie die unterschiedlichen Fassungen (s. Links) zeigen. Das Gedicht vermittelt Zuversicht und sogar Freude – inmitten grosser Unsicherheit und Angst. Darum spricht es auch in unsere Gegenwart hinein. Gehen wir ihm Strophe für Strophe nach.
1
Es beginnt mit einer Anrede an die Empfänger, die wissen sollen: Aus der Gefängniszelle kommen keine Zeilen voll Traurigkeit, Wut oder Klage. Bonhoeffer erfährt sich als Getrösteter, und so gibt er diesen Trost mit folgenden Worten weiter:
Von guten Mächten treu und still umgeben, behütet und getröstet wunderbar, so will ich diese Tage mit euch leben und mit euch gehen in ein neues Jahr.
2
Zugleich blendet das Gedicht die Realität nicht aus. Es benennt die «bösen Tage» und unsere Gefühlslage. Diese Beschreibung mündet aber in ein Gebet:
Noch will das alte unsre Herzen quälen, noch drückt uns böser Tage schwere Last. Ach Herr, gib unsern aufgescheuchten Seelen das Heil, für das du uns bereitet hast.
Man stolpert über diese letzte Zeile. Müsste sie nicht lauten: «Gib uns das Heil, das du für uns bereitet hast» statt: «…das Heil, für das du uns bereitet hast»? Oder spielt es keine Rolle, wie das formuliert wird? Es liegt tatsächlich ein grosser Unterschied in dieser sprachlichen Nuance. Bonhoeffers Text meint nicht: Gott hat ein geheimnisvolles Geschenk in der Hand, das er uns gibt (vielleicht sogar aufzwingt) oder nicht gibt – je nachdem, ob wir brav waren oder nicht…Sondern: Wir sind als Menschen bereits auf den Weg des Heils gestellt worden. Wir sind dafür geschaffen worden. Gott gibt uns also nicht etwas, das uns nicht entspricht und das uns vielleicht überfordern würde oder wozu wir uns verbiegen müssten. Viele Menschen sind beim Gedanken an den «Himmel» oder schon nur an ein «christliches Leben» hier auf der Erde überfordert, weil sie fürchten, sich «verbiegen» zu müssen…
Noch einmal: Gott hat uns von Beginn weg auf die Bahn gestellt, die zum Heil führt. Die Tragödie ist aber, dass wir uns haben aus der Bahn werfen lassen. Darum hat Gott sich an Weihnachten selber aus der Bahn geworfen, um uns wieder zurückzuholen. Dies ist das Heil, das er uns nun anbietet. Es entspricht unserer Bestimmung, unserem Wesen.
3
Wenn man dieses Heil annimmt, gibt es selbst im Leid noch Hoffnung. Darum wird hier aus dem Bittgedicht ein Vertrauenspsalm:
Und reichst du uns den schweren Kelch, den bittern des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand, so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern aus deiner guten und geliebten Hand.
Den Kelch des Leidens können wir nur annehmen, weil Jesus ihn selbst angenommen hat. Es ist diese gute, geliebte und schliesslich durchbohrte Hand, die ihn uns weiterreicht.
4
Das Heil, von dem oben die Rede war, kommt nicht erst im Jenseits, sondern bereits hier – in dieser Welt mit ihrer Sonne:
Doch willst du uns noch einmal Freude schenken an dieser Welt und ihrer Sonne Glanz, dann wolln wir des Vergangenen gedenken, und dann gehört dir unser Leben ganz.
Diese Strophe kann man so deuten, dass sie den Blick in eine Zukunft jenseits der Gefängnismauern richtet. Dort in der Freiheit wird das Vergangene nochmals bedacht werden, aber schliesslich der Freude weichen. Man kann die Strophe auch anders lesen: Bereits in der Gefangenschaft gibt es Momente der Freude, in denen das schmerzvoll Erlebte verblasst. Payne Best, ein englischer Häftling, schrieb nach dem Krieg: «Bonhoeffer war voller Bescheidenheit und Sanftheit; er verbreitete um sich herum eine Atmosphäre des Glücks und der Freude selbst über die kleinsten Ereignisse im Leben und eine tiefe Dankbarkeit darüber, dass er überhaupt am Leben war…Er war einer jener ganz seltenen Menschen, denen ich je begegnet bin, für die Gott ganz real und sehr nah war.»
Der Blick richtet sich auch interessanterweise nicht ins Jenseits. Bei Bonhoeffer findet sich keine Tendenz zur Weltflucht. Diese Welt wurde ja mit ihrer Schönheit von Gott geschaffen und geschenkt. Und Gott ist in sie eingetreten und mitten in ihr erfahrbar. Darum kann er auch über die Welt schreiben: «Wir verlassen sie nicht, wir verwerfen, verachten, verdammen sie nicht, sondern wir rufen sie zu Gott, wir geben ihr Hoffnung, wir legen die Hand auf sie und sagen: Gottes Segen komme über dich, er erneuere dich, sei gesegnet, du von Gott geschaffene Welt, die du deinem Schöpfer und Erlöser gehörst.»
Der letzte Vers ist eine freudige Zustimmung zu Gottes Liebe. Es gibt keinen tieferen Ausdruck des menschlichen Vertrauens zu Gott als ein Satz wie dieser: „Und dann gehört dir unser Leben / dann gehört dir mein Leben ganz“.
5-7
Die folgenden drei Strophen (die letzte wird oft als Refrain gesungen) begleiten den Leser in die Nacht. Nicht in jene unruhige Nacht im Gefängnis, die Bonhoeffer in einem anderen Gedicht beschreibt: «Ich höre der eigenen Seele Zittern und Schwanken… ich höre, wie Männer sich schlaflos werfen und dehnen, / die sich nach Freiheit und zornigen Taten sehnen.» Nein, es ist eine Ruhe, die aus dem Wissen kommt, dass Gottes «gute Mächte» uns umgeben. Lass warm und hell die Kerzen heute flammen, die du in unsre Dunkelheit gebracht, führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen. Wir wissen es, dein Licht scheint in der Nacht.
Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet,
so lass uns hören jenen vollen Klang
der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet,
all deiner Kinder hohen Lobgesang.
Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.
In einem Brief an seine Braut schreibt Bonhoeffer über die guten Dinge der sichtbaren wie der unsichtbaren Welt, die er als Geschenk erfährt. Sie sind Teil des Glücks. Aber das Glück hängt nicht von den Umständen ab: «Deine Gebete, gute Gedanken, Worte aus der Bibel, längst vergangene Gespräche, Musikstücke und Bücher – das alles gewinnt Leben und Realität wie nie zuvor. Es ist eine grosse unsichtbare Welt, in der man lebt. An ihrer Realität gibt es keinen Zweifel. Wenn es in dem alten Kirchenlied von den Engeln heisst: zwei, um mich zu decken; zwei, um mich zu wecken – so ist diese Bewahrung durch gute unsichtbare Mächte am Morgen und in der Nacht etwas, das Erwachsene genau so brauchen wie die Kinder. Du sollst nicht denken, ich wäre unglücklich. Was ist Glück und Unglück? Es hängt so wenig von den Umständen ab. Es hängt eigentlich nur von dem ab, was im Menschen vorgeht.»
Text: Beat Rink
R E M I N D E R
Wir laden euch herzlich zu unserem jährlichen ARTS+ Treffen und der Vergabe des PrixPlus 2021 ein:
Freitag 5. November, 18.30 Uhr
Musig Fägtory
Uttigenstrasse 13
3600 Thun
V E R G A B E P R I X P L U S 2021
Liebe Freunde von ARTS+
Trotz grossen Herausforderungen in dieser Zeit, rufen wir nochmals zu unserem jährlichen ARTS+ Treffen auf. Was wir schon verraten können: Der PrixPlus 2021 geht an ein/e international bekannte/n Künstler/in. Der Förderpreis wird an ein Team vergeben, das trotz Corona im letzten Jahr Erfolge zu verbuchen hatte.
Anmeldungen sind willkommen, wir freuen uns aber auch über kurzentschlossene Gäste!
Dieses Jahr laden wir nach Thun in die Musig Fägtory ein. Es erwarten dich musikalische und andere Leckerbissen. Die Bar ist offen ab 18.00 Uhr, offizieller Beginn 18.30 Uhr.
PROGRAMM
17.00 Uhr
GV der Mitglieder
ab 18.00 Uhr
Bar offen
18.30 Uhr
Offizieller Beginn mit Musik
18.45 Uhr
Exchange-Gathering*, zwei Runden à 15 Min.
ab 19.15 Uhr
Apéro & Musik mit Müller Duo: Gitarre und Saxaphon
20.00 Uhr
Verleihung des PrixPlus und des Förderpreises 2021
Anschliessend Information zum
«Casa dell‘Arte»**, Rasa TI
21.45
Musik, Open End
* «Exchange-Gathering»
Jeder kann sich in zwei verschieden zusammengesetzten Gruppen einbringen, zuhören, empfangen.
**«Casa dell‘Arte»
Ab 2022 entsteht in Rasa im Tessin eine neue Artist Residency. Mehr Infos dazu an unserem Anlass. Stay tuned!
R Ü C K B L I C K
Letztes Jahrwurde das Theater des Kantons Zürich mit dem PrixPlus 2020 ausgezeichnet. Der PrixPlus 2020 ging virtuell über ZOOM an die Autoren Brigitte und Niklaus Helbling für die Produktion «Zwingli Roadshow».
Der Förderpreis 2020 konnten wir im Glarnerland den Brüder Christian und Beni Hunziker, alias «Theater Bruderboot» überreichen, die wir dieses Jahr an unserem Treffen willkommen heissen dürfen.
Schön war es, als wir uns noch ungezwungen & live sehen konnten, am ARTS+ Gatherings 2019, im «Jenseits» im VIADUKT Zürich.
Der Prixplus 2019 ging an den bildenden Künstler Micha Aregger für seine Installation «Atemwolke», der Förderpreis 2019 an Julia Medugno für ihre Verdienste als Intendantin des Ensembles «Ultraschall».
Lockdowns gehören glücklicherweise der Vergangenheit an, deshalb lasst uns wieder zusammenkommen und Kunst und Kultur geniessen.
Alle Interessierten, ARTS+ Mitglieder oder Nicht-Mitglieder sind willkommen. Wir wollen ermutigen, euch an unserem langersehnten Gathering blicken zu lassen 😉 Be there!
Gemäss der Praxis der Kulturorganisationen und Veranstaltungsorte, gilt auch bei uns am 5. November die 3G Regel. Das hat nach unserem Verständnis nichts Trennendes, ist es doch lediglich eine temporäre Massnahme, unserer Normalität baldmöglichst wieder näher zu kommen. Wir möchten deshalb keine Pro/Kontra Diskussion zur Pandemiebekämpfungsstrategie unserer Regierung vom Zaun reissen, sondern uns gegenseitig aufbauen.
A G E N D A
Musical Küstenpfad
Wir möchten euch das Musical Küstenpfad ans Herz legen.
«Vier ganz unterschiedliche Menschen sind unabhängig voneinander unterwegs auf dem Küstenpfad. Gemeinsam unterwegs zu sein, lässt Vertrauen wachsen. Barrieren fallen und Freundschaften entstehen.»
KULTURPLANET sucht nach weiteren Vereinen, Institutionen und Gruppierungen
Wer Lust hat, eine Einzelveranstaltung oder ein Miniprojekt auf dem Merkurplatz umzusetzen, darf sich gerne bei hallo@kulturplanet.ch melden. (Auch für 2022)
Neueröffnung: MUSIG FÄGTORY in Thun
Eine Talentschmiede für Musiker
Der grosse Raum ist mit einer 20qm Bühne für Bands mit professioneller Ton- und Lichtanlage und kompletter Backline ausgestattet und kann ab jetzt für Proben, Aufnahmen und private Anlässe gemietet werden.
Am Freitag 5. November 2021 findet die Vergabe des PrixPlus in Thun in der Music Fägtory statt. Alle sind herzlich willkommen! Weitere Infos folgen.
So – nun wünschen wir euch nach bald zwei Jahren Corona-Einschränkungen, Unsicherheiten und Rückzug in die eigenen vier Wände, dass Gott stetig an eurer Seite ist und ihr euch getragen fühlt.
Bitte meldet euch, wenn ihr von der «Anschub-Finanzierung» profitieren wollt. Alle Infos werden vertraulich behandelt und landen bei unserem Sekretariat, das von Regula Lustenberger betreut wird. Wir prüfen alle Gesuche unbürokratisch und melden uns dann direkt bei den Gemeldeten.
Dein ARTS+ Team:
Astrid Künzler, Regula Lustenberger, Adrian Furrer, Andi Bachmann,
Beat Rink, Jean-Daniel von Lerber, Jonathan Schmidt, Martin Jufer,
Samuel Scherrer, Timo Schuster
We greet you with the Christmas banner of the Swiss artist Marquard Wocher (ca. 1760-1830), who created very remarkable paintings, such as the largest panorama still in existence (38 x 7.5m) LINK1 / LINK2 This Christmas picture is hidden in a closet in the meeting room of the Herrnhut Society in Basel and can be admired every year at Christmas time. It is a so-called transparent painting.
What is a transparent painting?
The art historian Johannes Stückelberger writes: “Transparents are pictures painted on a paper or thin linen soaked in oil and illuminated from behind. This pictorial genre first appeared around 1780. Particularly popular in the early phase were the so-called moonlight transparencies, atmospherically depicted night scenes, which particularly struck the sensibility of the time. However, depictions of religious scenes, especially the Christmas story, also became widespread. The lighting effects, which were not created by painted light but by real light, fascinated the audience. Goethe spoke of the “magical effect” of the transparent paintings.”
Wocher’s Christmas banner…
…is an early example of this new pictorial genre. It was given to the Herrnhut congregation around 1800. Two lamps illuminate from behind the “focal points” of the scene: the Annunciation in the field (right) and the Nativity (left). The painting makes no reference to natural light sources. Rather, here (as in many Christmas depictions) is put into the picture what Jesus later says of himself: “I am the light of the world. Whoever follows me will not walk in darkness, but will have the light of life” (John 8:12).
The image is full of symbols…
Joseph, instead of looking at the child, is looking at the lamb offered – an anticipation of the Passion – as are the bars suggesting the cross in the upper left. A ladder leads up to the (heavenly) granary. Grain and vine leaves in the foreground speak of the bread of life and the vine “Jesus”. The young man lifting his hat is said to be Wocher himself and is a hidden invitation to us to join him in contemplating the birth of Christ in wonder and reverence.
We, the international team of Crescendo, wish you in this sense contemplative and joyful Christmas and a richly blessed 2022!
Text: Beat Rink / Translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
Wir grüssen euch mit dem Weihnachtstransparent des Schweizer Künstlers Marquard Wocher (ca. 1760-1830), das sehr bemerkenswerte Bilder geschaffen hat, so das grösste noch existierende Panorama (38 x 7.5m) LINK.
Dieses Weihnachtsbild ist im Versammlungsraum der Herrnhuter Sozietät in Basel in einem Wandschrank verborgen und kann jedes Jahr zur Weihnachtszeit bestaunt werden. Es ist ein sogenanntes Transparent.
Was ist ein Transparent?
Der Kunsthistoriker Johannes Stückelberger schreibt: „Transparente sind Bilder, die auf ein in Öl getränktes Papier oder dünnes Leinen gemalt sind und von hinten beleuchtet werden. Die Bildgattung taucht erstmals um 1780 auf. Besonders beliebt waren in der Frühphase die sogenannten Mondschein-Transparente, stimmungsvoll geschilderte Nachtszenen, welche die Empfindsamkeit jener Zeit besonders trafen. Grosse Verbreitung fanden dann aber auch Darstellungen religiöser Szenen, insbesondere der Weihnachtsgeschichte. Die Lichteffekte, die nicht durch gemaltes, sondern durch wirkliches Licht erzeugt wurden, faszinierten das Publikum. Goethe sprach vom «zauberischen Effekt» der Transparentgemälde.“
Das Weihnachts-Transparent von Wocher…
…ist ein frühes Beispiel dieser neuen Bildgattung. Es wurde der Herrnhuter Gemeinde um 1800 geschenkt. Zwei Lampen beleuchten von hinten die „Brennpunkte“ der Szene: die Verkündigung auf dem Felde (rechts) und der Geburt Christi (links). Die Malerei nimmt keinen Bezug auf natürliche Lichtquellen. Vielmehr wird hier (wie auf vielen Weihnachtsdarstellungen) ins Bild gesetzt, was Jesus später von sich selber sagt: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben» (Johannesevangelium 8,12).
Das Bild steckt voller Symbole…
Josef blickt statt auf das Kind auf das dargebrachte Lamm – eine Vorwegnahme der Passion – wie die das Kreuz andeutenden Balken links oben. Eine Leiter führt hinauf zum (himmlischen) Kornspeicher. Korn und Weinblätter im Vordergrund sprechen vom Brot des Lebens und vom Weinstock „Jesus“. Der junge Mann, der den Hut lüftet, soll Wocher selbst sein und ist eine versteckte Einladung auch an uns, die Geburt Christi staunend und ehrfürchtig zu betrachten. Wir, das internationale Team von Crescendo, wünschen euch in diesem Sinn besinnliche und frohe Weihnachtstage und ein gesegnetes 2022!
Text: Beat Rink
ENGLISH
A few days ago, during a meeting of theologians, one lady pastor spoke about how members of her congregation gradually stopped attending a discussion group on the subject of experiences with prayer. In her opinion, it was too embarrassing for them to speak about such private things. To what extent is faith in fact linked with shame? And what does this mean for «spiritual art»? Here are some thoughts on this.
Shame is an «emotional signature of late modern culture»*.
People today are often ashamed! And it is only in the last few years that the term «Fremdschämen» [“feeling shame for the behaviour of others”] has appeared. This is true, although there is also an increasing loss of shame in some areas of society. Perhaps these two phenomena are connected…
Today, religion is more strongly associated with shame than previously.
This is not, however, a sign that religion is meaningless. Rather, religion is «intensely associated with emotion and is therefore significant precisely in remaining unarticulated.» For: «Shame protects intimacy. It does not tolerate any unwanted closeness.»*
How is this expressed?
One feels ashamed, for example, about going to church, which means being seen as someone who is religious. One is ashamed to sit in the front row because one then feels «on show». One is ashamed about singing and praying in fellowship. One feels shame in speaking about one’s experiences of God… In this way one seeks to preserve one’s private sphere and to protect one’s most inward feelings.
The heritage of pietism
In Pietism, which began in the 17th century, personal devotion came into the foreground. For this, an intimate and often sentimental language was developed. This tradition is perpetuated in evangelical churches. This is visible in the worship songs, for example, or in the forms of prayer and sermon. This kind of personal devotion is comparatively «shame-free». In this there is much that is liberating, but there is also a danger of shallowness, of following conventions, and of a compulsive «I have to out myself». Not every Christian can identify with such forms. This is especially true of Christians from the milieu of «culture lovers».
What is the appropriate reaction to a «discreet Christanity»*, which we find particularly among culture lovers?one could point out to them Paul’s words: «I am not ashamed of the gospel…» (Romans 1:16). But Paul means not so much «I’m not ashamed of outing my feelings…» as «I am not ashamed to believe in a humiliated, crucified God…». Another reaction would be to understand «discreet Christians», to speak their language, and to create «shame-free» zones.
Art can create such zones…
…with sacred concerts, for example, which are less «embarrassing» to attend than church services. Inner involvement or singing along with the chorus can then become divine service. Sacred works of art (spiritual texts, hymns, paintings etc.) have the power to present faith in a language so wonderful that it frees one from the burden of putting the most intimate things into one’s own words. Sacred art can thus become a great treasury of faith for many «discreet persons». Artistic church services have a similar bridging function.
Art speaks to us holistically
Sacred art can rekindle our enthusiasm for the gospel. Finally, it can also help in extending the «boundaries of shame». For «religious shame» can constrict faith and hinder its growth.
Questions: Am I familiar with «religious shame» in my life and in those around me? Which milieu do I particularly address with my art? How can sacred art, and how can we, construct further bridges into this milieu?
* Kristian Fechtner: Diskretes Christentum. Religion und Scham. [“Discreet Christanity. Religion and Shame”] Munich, 2015
Text: Beat Rink / Translation: Bill Buchanan * Picture: KIRCHE KREATIV Basel
DEUTSCH
Eine Pfarrerin berichtete vor ein paar Tagen in einer Theologenrunde, wie sich Mitglieder ihrer Gemeinde aus einem Gesprächskreis verabschiedeten, in dem es um persönliche Gebetserfahrungen ging. Sie meinten, es sei ihnen zu peinlich, über so private Dinge zu reden. Wie sehr ist Glaube eigentlich mit Scham behaftet? Und was heisst dies für «geistliche Kunst»? Hier ein paar Gedanken dazu.
Scham ist eine «Gefühlssignatur der spätmodernen Kultur».*
Heutige Menschen schämen sich oft! Auch gibt es erst seit wenigen Jahren den Begriff des «Fremdschämens». Dies ist der Fall, obwohl in manchen Bereichen der Gesellschaft der Schamverlust fortschreitet. Vielleicht hängen beide Phänomene zusammen…
Heute ist auch Religion stärker schambesetzt als früher.
Dies ist jedoch kein Zeichen dafür, dass Religion bedeutungslos ist. Der Glaube ist eher «emotional hochbesetzt und damit gerade unausgesprochen bedeutsam.» Denn: «Scham behütet Intimität. Sie duldet keine ungewollte Nähe.»*
Wie drückt sich das aus?
Man schämt sich etwa, in die Kirche zu gehen, das heisst als Mensch betrachtet zu werden, der religiös ist. Man schämt sich, in der ersten Reihe zu sitzen, weil man sich dann «ausgestellt» fühlt. Man schämt sich, in einer Gemeinschaft zu singen und zu beten. Man schämt sich, über seine Gotteserfahrungen zu sprechen…. So will man seine Privatsphäre wahren und seine innersten Gefühle schützen.
Das Erbe des Pietismus
Im Pietismus, der im 17. Jahrhundert beginnt, rückte die persönliche Frömmigkeit in den Vordergrund. Dafür fand man eine intime, oft auch sentimentale Sprache. In dieser Tradition stehen evangelikale Kirchen. Dies zeigt sich etwa an den Worshipliedern oder an der Gebets- und Predigtpraxis. Diese Frömmigkeit ist eher «schamfrei». Darin steckt viel Befreiendes, aber es droht auch die Gefahr einer Verflachung, einer Konventionalisierung und des zwanghaften «Sich-Outen-Müssens». Nicht alle Christen können sich mit solchen Formen identifizieren. Dies trifft besonders auf Christen aus dem Milieu der «Kulturfreunde» zu.
Was ist die angemessene Reaktion auf ein «diskretes Christentum», wie wir es vor allem unter Kulturliebhabern finden? Man kann ihm das Wort von Paulus entgegenhalten: «Ich schäme mich des Evangeliums nicht…» (Rö 1,16). Aber Paulus meinte weniger: «Ich schäme mich nicht, meine Gefühle zu outen…» sondern: «Ich schäme mich nicht, an einen erniedrigten, gekreuzigten Gott zu glauben…». Eine andere Reaktion wäre, «diskrete Christen» zu verstehen, ihre Sprache zu sprechen und «schamfreie Zonen» zu schaffen.
Kunst kann solche Zonen schaffen.
Zum Beispiel mit geistlichen Konzerten, deren Besuch nicht so «peinlich» ist wie der Besuch eines Gottesdienstes. Das innere Mitgehen oder das Mitsingen in einem Chor kann dann zum Gottesdienst werden. Geistliche Kunstwerke (geistliche Texte, Kirchenlieder, Bilder usw.) haben die Kraft, den Glauben in eine wunderbare Sprache zu kleiden, die davon entlastet, Innerstes mit eigenen Worten zu artikulieren. Geistliche Kunst kann so zu einem grossen Glaubensschatz für viele «diskrete Menschen» werden. Auch künstlerische Gottesdienste haben solche Brückenfunktionen.
Kunst ergreift uns ganzheitlich.
Geistliche Kunst kann uns neu für das Evangelium begeistern. Sie kann schliesslich auch helfen, «Grenzen der Scham» zu erweitern. Denn «religiöse Scham» kann den Glauben einengen und seinen Wachstum behindern.
Fragen: Kenne ich «religiöse Scham» aus meinem Leben und aus meinem Umfeld? Welches Milieu spreche ich mit meiner Kunst besonders an? Wie kann geistliche Kunst und wie können wir auch sonst Brücken in dieses Milieu hinein bauen?
* Kristian Fechtner: Diskretes Christentum. Religion und Scham. München 2015
Text: Beat Rink * Bild: KIRCHE KREATIV Basel
Vom 29.Mai bis 30 Juni 2022 findet der Kirchen-Kulturweg statt, verbunden mit der “Nacht des Glaubens. Festival für Kunst und Kirche” am 17. Juni.
Bitte schauen Sie sich das Info-Video an und melden Sie uns bis Ende Jahr zurück, ob Sie mitmachen wollen.
«Consequently, you are no longer foreigners and aliens, but fellow-citizens with God’s people and members of God‘s household.» (Ephesians 2:19) Loneliness – a Giga-Trend in our times
We all know the feeling of being lost which sometimes comes over us when we arrive in a completely unknown place. This feeling is particularly ambivalent when one feels lonely in the middle of a group. A feeling of homelessness can even arise when we are living in our own four walls. This is then an inner homelessness.
In her new book, «Die neue Einsamkeit», Diana Kinnert speaks of a societal «Giga-Trend». In a film broadcast recently, young people complained about loneliness. Sentences like the following were heard: «People are generally non-committal nowadays.» – «Relationships have been transferred into the digital domain.» «Everyone is on the network, but this doesn’t help.» – «The pressure increases when everyone concentrates on the social media. One then automatically feels below-average and excluded.» – «Today, everyone is more mobile than before, and therefore not at home anywhere».
«No longer foreigners and aliens…»
Ephesians 2:19 says that we are no longer foreigners, but, like the Jews, belong to God’s house. Verse 21 speaks of the temple and of how we belong in God’s home because of God’s Spirit. We are thus given an assurance of security in God, as we can also hear in Psalm 84,10: «One day in your courts is better than a thousand anywhere else…». As we talked about this in a musicians’ prayer group a few days ago, someone voiced this opinion: «We are now members of the household, and so actively participating in this household and not simply outsiders». This really summarised the core of the matter.
In the Vivamo conference centre in Finland…
… We read these verses from Ephesians 2:19 written large above a door. In recent decades, many lonely people must have passed through this door. And also many young people with an queasy feeling in their stomachs: «Will I feel like at home here or like a foreigner – in the middle of a big group of people my age?». I can still clearly remember how we accompanied two of our children through this door at the beginning of a three-week retreat for confirmation candidates. We too, as parents, felt comforted by these words!
Hospitality comes in different forms
When we are at home with God, we can be hospitable towards other people who are lonely. This does not necessarily mean that we have to invite a lot of people into our house. It starts wherever we create space for other people around us. Perhaps where we dedicate time and attention to someone in a way that goes beyond the usual small talk, where we take an interest in other people and respond to them warm-heartedly.
Hospitality has a price
Returning to the Vivamo conference centre: is beginning was that, at the beginning of the 20th century, three ladies wanted to build a Christian centre for meetings and Bible study on their piece of land. They needed more land and asked a farmer to sell them an adjacent field. The man refused resolutely. But they continue to pray equally resolutely. Then, one day, there was a terrible accident: the farmers harvesting machine caught and separated the forearm of one of the ladies. As a compensation, he gave them the field. Throughout her life, the lady lifted up the hook on her arm and said, «That was the price…». Hospitality always costs something. But the blessing is great, for us as well. For in the process we also meet Jesus, who says, «I was a stranger, and you invited me in.» (Mt 25:35)
Questions:
On many occasions, artists have to isolate themselves and separate themselves from the environment in order to be able to create. How does this self-chosen loneliness affect the personality? Are there other situations in which you feel lonely? How do you counter this? If necessary, is the some way we can help you?
Where is there loneliness and exclusion among my artistic colleagues?
Where can I, in my way, practice «hospitality» in a concrete case?
What does this mean for us as a group of Christian artists?Text: Beat Rink / Translation: Bill Buchanan * Pictures: Vivamo / Finland
Text: Beat Rink / Translation: Bill Buchanan * Pictures: Vivamo / Finland
DEUTSCH
«Nun seid ihr nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen.» (Epheser 2,19)
Einsamkeit – ein Giga-Trend unserer Zeit
Wir alle kennen das Gefühl der Verlorenheit, das uns manchmal beschleicht, wenn wir an einen völlig fremden Ort kommen. Das Gefühl ist besonders ambivalent, wenn man sich mitten in einer Gruppe einsam fühlt. Heimatlosigkeit kann uns sogar in unseren eigenen vier Wänden heimsuchen. Es ist dann eine innere Heimatlosigkeit.
In ihrem Buch «Die neue Einsamkeit» spricht Diana Kinnert von einem gesellschaftlichen «Giga-Trend». In einem kürzlich ausgestrahlten Film klagen junge Menschen über Einsamkeit. Darin kommen Sätze vor wie: «Man ist heute generell unverbindlich.» – «Beziehungen haben sich ins Digitale verlagert.» «Alle sind vernetzt, aber das hilft nichts.» – «Der Druck nimmt zu, wenn sich alle auf den Social Medias inszenieren. Man fühlt sich dann automatisch schlechter und ausgegrenzt.» – «Man ist heute mobiler als früher, also nirgends mehr zuhause».
«Nicht mehr Gäste und Fremdlinge…»
Epheser 2,19 sagt, dass wir nicht mehr Fremde sind, sondern wie die Juden zu Gottes Haus gehören. Vers 21 spricht vom Tempel und davon, wie wir durch Gottes Geist zu Wohnung Gottes gehören. Uns wird also Geborgenheit in Gott zugesprochen, wie sie auch in Psalm 84,10 anklingt: «Ein Tag in deinen Vorhöfen ist besser denn sonst tausend…». Als wir vor ein paar Tagen in einem Musiker-Gebetskreis darüber sprachen, meinte jemand: «Wir sind jetzt Hausgenossen, also aktiv in diesem Haushalt mitbeteiligt und nicht nur Aussenseiter». Das trifft es sehr gut.
Im finnischen Tagungszentrum Vivamo…
…stehen über einer Tür gross die Verse aus Epheser 2,19. Durch diese Tür mögen in den vergangenen Jahrzehnten viele einsame Menschen gegangen sein. Und auch viele Jugendliche mit einem mulmigen Gefühl im Magen: «Werde ich mich hier wohl oder fremd fühlen – inmitten einer grossen Schar von Gleichaltrigen?». Ich weiss noch gut, wie wir zwei unserer Kinder durch diese Tür zur dreiwöchigen Konfirmanden-Freizeit begleiteten. Auch auf uns Eltern wirkte dieser Satz tröstlich!
Gastfreundschaft kennt verschiedene Formen
Wenn wir bei Gott zuhause sind, können wir auch gegenüber einsamen Menschen gastfreundlich sein. Das heisst nicht unbedingt, dass wir viele Einladungen machen müssen. Es beginnt dort, wo wir um uns herum Räume für andere Menschen schaffen. Wo wir jemandem vielleicht über den üblichen Small Talk hinaus Aufmerksamkeit und Zeit schenken, wo wir uns für andere Menschen interessieren und ihnen warmherzig begegnen.
Gastfreundschaft kostet etwas
Zurück zum Konferenzzentrum Vivamo: Das Ganze begann damit, dass drei Frauen Anfang des 20.Jahrhunderts auf ihrem Grundstück ein christliches Begegnungs- und Bibelzentrum bauen wollten. Sie brauchten mehr Land und baten einen Bauer, ihnen einen angrenzenden Acker zu verkaufen. Doch dieser weigerte sich hartnäckig. Sie beteten aber ebenso hartnäckig weiter. Da geschah eines Tages ein schrecklicher Unfall: Der Bauer trennte mit seiner Mähmaschine einer dieser Frauen den Unterarm ab. Als Entschädigung dafür gab er den Acker. Zeit ihres Lebens reckte die Frau den Haken an ihrem Arm in die Höhe und sagte: «Das war der Preis…» Gastfreundschaft kostet immer etwas. Aber der Segen ist gross, auch für uns. Denn wir begegnen darin auch Jesus, der sagt: «Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen.» (Mt 25,35)
Fragen:
Künstler müssen sich immer wieder isolieren und von der Umwelt abschotten, um schaffen zu können. Wie prägt diese selbstgewählte Einsamkeit deine Persönlichkeit? Fühlst du dich auch sonst einsam? Was tust du dagegen? Wie können wir dir allenfalls helfen?
Wo gibt es Einsamkeit und Ausgrenzung bei meinen Künstlerkolleginnenund Kollegen?
Wo kann ich auf meine Weise ein Stück «Gastfreundschaft» üben?
Was heisst dies für uns als christlicher Künstlerkreis?
Text: Beat Rink * Bilder: Vivamo / Finnland
ENGLISH
Recently, a church magazine in Seattle published an interesting article on the chamber music project by Crescendo North America. It shows how important such initiatives are and, above all, that God does not forget the artists.
When Covid-19 shut down the lights of Broadway for a year and a half, artists everywhere hoped and prayed for the chance to perform again. My daughter did too.
Lauren Asimakoupoulos
…is a 30-year old professional flutist. Although she has the opportunity to perform with the Seattle Philharmonic Orchestra from time to time, her income is primarily derived from contract work as a flute coach with a handful of public schools and her private instruction studio. When schools were forced into virtual instruction, Lauren’s students were no longer allowed to have lessons in person. The majority opted to try Zoom lessons from home. But after months of trying to navigate virtual learning, most called it quits. To pay her bills, Lauren took a part-time job at a local Starbucks. While pulling espresso shots behind a face mask, she pondered God’s purpose in her life during the pandemic.
A brilliant idea
Meanwhile, a professional violinist by the name of Heather Bixler was struggling with similar questions in Manhattan, New York. As the local point person for a consortium of Christian classical and jazz artists called Crescendo North America, Bixler had an idea. What if they could find a way to pay some musicians to rehearse and perform while sharing together and praying about their struggles during Covid? Bixler shared her idea with Crescendo’s director, Delta David Gier, who loved it. From its beginnings, Crescendo has sought to find creative ways to encourage the arts and extend the boundaries of God’s kingdom. Gier offered to find the funding.
Crescendo Chamber Music Project in 3 cities
When a generous anonymous donor stepped forward, Crescendo’s Chamber Music Project was born. Three U.S. cities with active Crescendo chapters were chosen: New York, Chicago, and Seattle. The initiative called for finding gifted artists who lacked performance opportunities and providing them a stipend to rehearse together, talk about their faith, reach out in service projects, and join together in a culminating concert. A total of 35 musicians were selected. Of the 13 performers in Seattle, three were members of the Emmanuel Covenant Church. The 13 were divided into four performing ensembles with whom they rehearsed and performed over a period of eight to 15 weeks. In addition to my daughter Lauren, other Covenanters were clarinetist Brian Schappals and violinist Cherlyn Johnson.
Brian Schappals
…was grateful for the opportunity. He had recently become engaged, and the money provided by the Crescendo initiative was welcomed. And after more than a year of feeling left on the shelf, the opportunity to perform again was life-giving. “It was getting to the point where practicing was very difficult,” Schappals recalls. “There was no real goal to be working toward. Having a chance to play with and before people was truly energizing.”
Cheryl Johnson
…another member of our church, agreed. “I was especially drawn to the fact that Crescendo wanted to send us out to be a blessing to churches and retirement centers where people were stuck during the pandemic,” she observed. “I was also grateful for the chance to connect with fellow Christian performers who were experiencing the same isolation that I was.” For Lauren, the experience was an affirmation that God had not forgotten her. “For much of the last year it seemed like God was wearing a face mask along with the rest of us,” she said. “It felt like God was hiding his face from me. But when I found out I could practice, perform, and get paid, I realized the Lord still knew where I lived.”
Concert in the Emerald City
Eight weeks of rehearsals, spiritual discussions, and serving in the community culminated on a warm summer evening when the Seattle Crescendo initiative held their concert. The brilliance of the evening sky over the Emerald City was most appropriate. A night of music penetrated the darkness of the pandemic with a beam of God’s presence and joy.
Even though the concert is over, these three Covenanters continue to bless others with their talents. Although Lauren and Cherlyn first met at the culminating concert of the Crescendo initiative in July, they both believe the Lord has brought them together for an ongoing purpose.
Article by Greg Asimakoupoulos, slightly shortened | published HERE
Greg Asimakoupoulos is a Covenant pastor, author, and chaplain at Covenant Living at the Shores in suburban Seattle, Washington.
Kürzlich erschien in einer Kirchenzeitung von Seattle ein interessanter Artikel über das Kammermusikprojekt von Crescendo Nordamerika. Er zeigt, wie wichtig solche Initiativen sind und vor allem: dass Gott die Künstler nicht vergisst.
Als Covid-19 die Lichter des Broadway für anderthalb Jahre löschte, begannen viele Künstler, um Auftrittsmöglichkeiten zu beten. So auch meine Tochter. Lauren Asimakoupoulos
… ist eine 30-jährige professionelle Flötistin. Obwohl sie gelegentlich mit dem Seattle Philharmonic Orchestra auftritt, verdient sie ihren Lohn hauptsächlich als Flötenlehrerin an öffentlichen Schulen und in ihrem privaten Studio. Als die Schulen zwangsläufig zum virtuellen Unterricht übergingen, konnten auch Laurens Schüler nicht mehr im Klassenzimmer unterrichtet werden. Viele entschieden sich für den Zoom-Unterricht. Doch nach monatelangen Versuchen, sich mit dem virtuellen Lernen zurechtzufinden, gaben die meisten auf. Um ihre Rechnungen bezahlen zu können, nahm Lauren einen Teilzeitjob in einem örtlichen Starbucks an. Während sie mit einer Gesichtsmaske Espresso zapfte, fragte sie sich, was Gott mit ihr während der Pandemie vorhatte.
Heather Bixler
Zur gleichen Zeit kämpfte eine professionelle Geigerin namens Heather Bixler in Manhattan mit ähnlichen Fragen. Als lokale Kontaktperson eines Zusammenschlusses von christlichen Klassik- und Jazzkünstlern namens «Crescendo North America» hatte Heather eine Idee. Wie wäre es, wenn man Musikerinnen und Musikern für Proben und Auftritte etwas bezahlen und ihnen zugleich ermöglichen könnte, sich auszutauschen und über ihre Probleme zu beten? Heather teilte ihre Idee dem Direktor von Crescendo, Delta David Gier mit, der sie begeistert aufnahm. Seit den Anfängen versucht Crescendo, auf kreative Weise Kunst zu fördern und zum Wachstum des Reiches Gottes beizutragen. Gier bot an, die Finanzierung zu übernehmen.
Crescendo Kammermusikprojekt
Als sich ein großzügiger anonymer Spender meldete, war das Kammermusikprojekt von Crescendo geboren. Drei US-Städte mit aktiven Crescendo-Kreisen wurden ausgewählt: New York, Chicago und Seattle. Die Initiative sah vor, begabten Musikerinnen und Musikern, die sonst keine Auftrittsmöglichkeiten hatten, ein Stipendium zu gewähren, damit sie gemeinsam proben, über ihren Glauben sprechen, sich in verschiedenen Projekten zu engagieren und gemeinsam ein Abschlusskonzert geben konnten. Insgesamt wurden 35 Musiker ausgewählt.
Von den 13 Künstlern in Seattle waren drei Mitglieder der Emmanuel Covenant Church dabei. Die 13 Musikerinnen und Musiker wurden in vier Ensembles aufgeteilt, mit denen sie über einen Zeitraum von acht bis fünfzehn Wochen probten und auftraten. Neben meiner Tochter Lauren gehörten auch der Klarinettist Brian Schappals und die Geigerin Cherlyn Johnson zu den Mitgliedern unserer Kirche.
Brian Schappals
…ergriff diese Gelegenheit mit grosser Dankbarkeit. Er hatte sich vor kurzem verlobt, und das Geld, das die Crescendo-Initiative zur Verfügung stellte, war höchst willkommen. Nachdem er sich über ein Jahr lang im Stich gelassen gefühlt hatte, kam die Möglichkeit, wieder aufzutreten. Und sie wirkte sehr belebend. “Es war ein Punkt erreicht, an dem das Üben sehr schwierig wurde”, erinnert sich Schappals. “Es gab kein wirkliches Ziel, auf das wir hinarbeiten konnten. Die Chance, mit und vor Menschen zu spielen, war wirklich erfrischend.”
Cheryl Johnson
…ein weiteres Mitglied unserer Kirche, stimmt dem zu. “Ich war besonders angetan von der Tatsache, dass Crescendo uns losschickte, um ein Segen für Kirchen und Altersheime zu sein, in denen Menschen während der Pandemie festsaßen”, bemerkt sie. “Ich war auch dankbar für die Möglichkeit, mit anderen christlichen Künstlern in Kontakt zu kommen, die die gleiche Isolation wie ich erlebten.”
Für Lauren war diese Erfahrung eine Bestätigung, dass Gott sie nicht vergessen hatte. “Die meiste Zeit des letzten Jahres hatte ich das Gefühl, dass Gott ebenfalls wie wir eine Gesichtsmaske trägt”, sagte sie. “Ich hatte das Gefühl, dass Gott sein Gesicht vor mir verbirgt. Aber als ich feststellte, dass ich üben und auftreten durfte und dafür noch bezahlt wurde, war mir klar: Der Herr wusste immer noch, wo ich lebte und wie es mir ging.”
Konzert in der Smaragdstadt
Acht Wochen voller Proben, geistlicher Gespräche und Dienst in gemeinsamen Einsätzen gipfelten an einem warmen Sommerabend in einem Konzert von «Crescendo Seattle». Der strahlende Abendhimmel über der Smaragdstadt passte dazu. Eine Nacht voller Musik durchdrang die Dunkelheit der Pandemie mit einem Strahl der Gegenwart und der Freude Gottes. Auch wenn das Konzert vorbei ist, werden die drei Mitglieder unserer Kirche weiterhin andere Menschen mit ihren Talenten segnen. Obwohl Lauren und Cherlyn sich zum ersten Mal beim Abschlusskonzert der Crescendo-Initiative kennen lernten, glauben beide, dass der Herr sie mit einer bestimmten Absicht zusammengebracht hat.
Leicht gekürzter Artikel von Greg Asimakoupoulos | Ort der Veröffentlichung: LINK
Greg Asimakoupoulos ist Pastor der Covenant Gemeinde, Buchautor und Seelsorger bei Covenant Living Seattle, Washington.
What is blessing? Here are some thoughts from Psalm 67.
For the director of music. With stringed instruments. A psalm. A song. 1 May God be gracious to us and bless us and make his face shine on us— 2 so that your ways may be known on earth, your salvation among all nations. 3 May the peoples praise you, God; may all the peoples praise you. 4 May the nations be glad and sing for joy, for you rule the peoples with equity and guide the nations of the earth. 5 May the peoples praise you, God; may all the peoples praise you. 6 The land yields its harvest; God, our God, blesses us. 7 May God bless us still, so that all the ends of the earth will fear him.
Blessing is not a matter of course
Blessing is in no sense a matter of course. It is not simply there. God is not obliged to bless us. Nor is it the case that God can do nothing except bless. The Psalm therefore begins with a plea: “Be gracious to us and bless us!” This phrase is exposited in the second line: “and look on us with friendliness.” Or, following the original text: “and make your face shine on us.” (See the Aaronic Blessing Num 6:24–26)
God looks at us full of love
It seems as if all blessing has already decided upon. When God looks at us full of love, this is already blessing. We know this, of course, that we are transformed by a loving look. Or by a loving tone of voice, or by a loving gesture. We are touched. Something in us is released. We begin to feel something joyful: Someone has me in mind. Someone likes me. Someone means well with me. Someone wants to do something good to me. I can fail to notice the look, the gesture, the tone of voice. I can convince myself that it is not genuine, that he or she simply wants something from me. This is a trap. Or: If this person knew who I really am… Thoughts of this kind also often come between us and God, who wants to bless us. Let us close our eyes for a few moments and ask ourselves this question: What picture of God do I carry around with me? How do I imagine that HE looks at me? Do I believe that he makes his face shine upon me?
What, concretely, is blessing?
If God looks at us, we are already experiencing blessing!
In old Israel, furthermore, a good harvest, numerous children, health and general prosperity considered to be blessings. But in Israel a problem turns up: there were also godless, evil people who were healthy and prosperous. How could this be? This Psalm gives an answer: These people may have possessions, but they have not caused God to look at them with friendliness. Or God has looked at them with friendliness, but they have gone their own way and, instead of receiving their prosperity from God’s hand, they have torn it out of the hands of others. The Psalms give warnings that these people could end badly. Blessing can also mean that one should give away things one has acquired wrongfully and turn away from wrong paths – as Zacchaeus does and as the rich young man should have done. (Mark 10:21 reads: “Jesus looked at him and loved him.” So he made his face shine upon him!)
I have personally experienced in the past how God spoke a clear “No” to a decision that I wanted to make. Since this “No” was however bathed in a light full of warmth and love (he looked at me with friendliness), I was able to let go of the thing that I wanted to have.
Domino effect
Blessing has a domino effect, as Psalm 67 shows. One can bless others, pronounce a blessing on them. This word is then no mere empty flourish, but a “thing”, in the same way as the term “dabar” in Hebrew stands equally for “word” and “thing”. Another person receives an affirmation of God’s friendliness and his “shining countenance”. What further gifts God may have prepared for this person we usually do not know.
So a blessing can be compared to one of those scratch tickets which one often receives in shops. One does not know what present one will receive… In a prayer of blessing, however, it can be the case that a present has already been scratched free and becomes concrete.
A word for creators of culture: One can go to other Christians with this request: “Give me a blessing for my artistic work!” Or: “Let my art be a blessing!” This needs courage and even more humility. One can offer a prayer of blessing to another person (and to fellow artists!) who is going through difficult times or is plagued by stage fright. One can also bless silently – blessing one’s rivals, for example. Jesus says: “Bless your enemies!” And why not speak a blessing in an orchestra, in a theatre, in a literary centre, and expect God to begin make his face shine there? Let us smuggle blessings into the cultural world in various ways!
Text: Beat Rink / Translation from German: Bill Buchanan
Picture: Design by Martin Rink for a blessing station in the “Creative church”
DEUTSCH
Was ist Segen? Hier einige Gedanken rund um Psalm 67.
Ein Psalmlied, vorzusingen, beim Saitenspiel. 2 Gott sei uns gnädig und segne uns, er blicke freundlich (er lasse uns sein Antlitz leuchten),– Sela – 3 dass man auf Erden erkenne deinen Weg, unter allen Heiden dein Heil. 4 Es danken dir, Gott, die Völker, es danken dir alle Völker. 5 Die Völker freuen sich und jauchzen, dass du die Menschen recht richtest u nd regierst die Völker auf Erden. Sela. 6 Es danken dir, Gott, die Völker, es danken dir alle Völker. 7 Das Land gibt sein Gewächs; es segne uns Gott, unser Gott! 8 Es segne uns Gott, und alle Welt fürchte ihn!
Segen ist nicht selbstverständlich
Segen ist nichts Selbstverständliches. Er ist nicht einfach da. Gott ist nicht verpflichtet, uns zu segnen. Und es ist auch nicht so, dass Gott nicht anders könnte als segnen. Deshalb beginnt der Psalm mit einer Bitte: „Sei uns gnädig und segne uns!“ Ausgelegt wird dieser Satz durch die zweite Zeile: „Blicke uns freundlich an.“ Oder im Urtext: „Lass dein Angesicht leuchten.“ (siehe den aaronitischen Segen Num 6,24–26)
Gottes liebevoller Blick
Es scheint, als sei darin schon aller Segen beschlossen. Wenn Gott uns liebevoll anblickt, ist das bereits Segen.
Wir kennen das doch: Wir werden durch einen liebevollen Blick verwandelt. Es kann auch ein liebevoller Tonfall sein, eine liebevolle Geste. Wir werden angerührt. Etwas löst sich in uns. Da kommt freudige Ahnung auf: Jemand meint mich. Jemand mag mich. Jemand meint es gut mit mir. Jemand möchte mir Gutes tun. Ich kann dem Blick, der Geste ausweichen oder den Tonfall überhören. Ich kann mir einreden: Das ist nicht echt. Er oder sie will ja nur etwas von mir. Das ist eine Falle. Oder: Wenn der andere wüsste, wer ich wirklich bin…
Oft stehen solche Gedanken auch zwischen uns und Gott, der uns segnen will. Schliessen wir einmal für einige Augenblicke die Augen und fragen uns: Welches Bild von Gott trage ich in mir? Wie stelle ich mir vor, dass ER mich anblickt? Glaube ich, dass er sein Angesicht über mir leuchten lässt?
Was ist Segen konkret?
Werden wir von Gott angeblickt, erfahren wir bereits Segen!
Im alten Israel galten zudem eine gute Ernte, Kinderreichtum, Gesundheit und allgemein Reichtum als Segen.
In Israel taucht aber ein Problem auf: es gab auch Gottlose, böse Menschen, die gesund und reich waren. Wie war das möglich?
Der Psalm gibt Antwort: Diese Menschen mögen zwar Güter haben, aber sie haben sich von Gott nicht freundlich anblicken lassen. Oder Gott hat sie freundlich angeblickt, aber sie sind ihre eigenen Wege gegangen und haben ihren Reichtum statt aus Gottes Hand zu nehmen, Anderen entrissen. Die Psalmen warnen davor, dass es schlimm enden könnte mit diesen Menschen.
Segen kann auch heissen, dass man unrechtmässig erworbene Dinge weggeben und von falschen Wegen umkehren kann – so wie Zachäus es tut oder wie es der reiche Jüngling hätte tun sollen. (In Markus 10, 21 steht: „Und Jesus sah ihn an und gewann ihn lieb.“ Er liess also sein Angesicht leuchten über ihm!)
Ich selber habe schon erfahren, wie Gott zu einer Entscheidung, die ich treffen wollte, ein klares „Nein“ sagte. Da dieses „Nein“ jedoch eingehüllt war in ein Licht aus Wärme und Liebe (er blickte mich freundlich an), konnte ich die Sache, die ich haben wollte, loslassen.
Domino-Effekt
Segen hat einen Domino-Effekt, wie Psalm 67 zeigt. Man kann andere segnen, ihnen Segen zusprechen. Das Wort ist dann nicht einfach Schall und Rauch, sondern eine „Sache“, so wie im Hebräischen der Begriff „dabar“ sowohl für „Wort“ als auch für „Sache“ steht. Einem anderen Menschen wird Gottes Freundlichkeit und sein „leuchtendes Antlitz“ zugesprochen. Was Gott an weiteren Geschenken für diesen Menschen bereit hält, wissen wir meistens nicht.
Segen ist dann mit einem jener Rubbellose vergleichbar, die man oft in einem Geschäft erhält. Man weiss nicht, was man da geschenkt bekommt… Im Segensgebet kann es aber sein, dass bereits ein Gewinn freigerubbelt wird und konkret wird.
Ein Wort an Kulturschaffende: Man kann andere Christen bitten: „Segne mich für mein künstlerisches Schaffen und dass meine Kunst ein Segen ist!“ Das braucht Mut und noch viel mehr Demut. Man kann einem Künstler-Kollegin, dem es nicht gut geht oder den das Lampenfieber plagt, ein Segensgebet anbieten. Man kann auch still segnen – etwa seine Konkurrenten. Jesus sagt: „segnet eure Feinde!“ Und warum nicht Segen in ein Orchester, in ein Theater, in ein Literaturhaus hineinsprechen und erwarten, dass Gott beginnt, sein Angesicht dort strahlen zu lassen? Lasst uns auf verschiedenen Wegen Segen in die Kulturwelt hineinschmuggeln!
Text: Beat Rink
Bild: Design für eine Segensstation der KIRCHE KREATIV – (Martin Rink)
Wir gratulieren!
Der mit 1500 Franken dotierte PrixPlus 2021 geht an die Künstlerin Olivia Wiederkehr aus Zürich, die mit ihren vielschichtig komponierten, oft gleichzeitig aus performativen, installativen und skulpturalen Elementen bestehenden Arbeiten seit Jahren in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird.
Mein Name ist Melanie Mock, ich bin Szenografin und schreibe gelegentlich über Kunst. 2017 hatte ich das Vergnügen und die Ehre, für das Kunstmagazin BART eine Werkschau über Olivia Wiederkehr zu schreiben. Meine Laudatio anlässlich der Vergabe des PrixPlus 2021 schöpft einerseits aus unserem intensiven Gespräch von damals, aber auch aus dem Blick auf die vielseitigen Arbeiten und Performances, die Olivia Wiederkehr seither realisiert hat.
Ich möchte mit einem Zitat von ihr starten:
«Performance zu machen bedeutet, Hüllen fallen zu lassen, sich zu zeigen: ehrlich, zerbrechlich, authentisch. Und gleichzeitig ist es notwendig, die Person aus dem Fokus zu nehmen und den Körper als Transporteur und Werkzeug einzusetzen.»
Authentisch und gleichzeitig darstellend zu sein – das ist für die Performerin Wiederkehr ein unauflösliches, aber künstlerisch fruchtbares Paradox. Das Element des Unberechenbaren, die immanente Gefahr des Missglückens verleiht der Performance in den Augen der Künstlerin ihre ureigene faszinierende Kraft.
Olivia Wiederkehr, geboren 1975 in Schlieren, Zürich, studierte Bühnenbild und Freie Kunst in Berlin und Basel und absolvierte den Master in Fine Arts in Zürcher Hochschule der Künste. Ihre Performances und Installationen zeigt sie regelmässig im In- und Ausland. In unregelmässigen Abständen kuratiert sie zudem Performance-Gefässe.
In ihren performativen und installativen Settings setzt sich Olivia Wiederkehr mit historischen, funktionalen und sozialen Räumen auseinander und erforscht mit künstlerischen Mitteln deren Konzeption, Logik und Wirkung.
Ihre Performances sind oft partizipativ angelegt und laden das Publikum zur Beteiligung ein. Raumaneignung, räumliche Manifestationen von Identität, Selbstwert und Status sowie Grenzen und Grenzziehungen sind Themenfelder, die sie künstlerisch auslotet.
Diese kleine Auswahl an Titeln ihrer Arbeiten umreissen diese Themen kurz und prägnant und machen zudem Wiederkehrs Sprachsensibilität und -Spiellust spürbar.
JA. NEIN. – Diese Worte haben Macht. Mit diesen Worten lassen sich Räume öffnen oder auch schliessen. Die Performance Yes! Yes! Yes! No! No! entstand 2020 in Athen, in enger Kollaboration mit Yellow Brick, einem Non-Profit-Atelier für lokale und internationale Kunstschaffende, kuratiert von der Künstlerin Vasiliki Sifostratoudaki. Das Herzstück der Arbeit ist ein Manifest: in 18 Punkten formuliert Olivia ihre Vorstellung von persönlicher Handlungsfreiheit: «YES. I want to be free: Free to say yes. Free to say no. Free to debate. Free to begin. Free to change spaces. Free to relate. Free to resist.Free to be incomplete».
Diese Statements trugen tanzende Performerinnen im Rahmen eines Art-Dance-Walks, aufgemalt auf ihre wehenden bunten Kreisröcke, durch die Strassen Athens. Im Dokumentations-Text steht: «The performance was an invitation to all for a dialogue: A dialogue in public space, an invitation to think about freedom.»
Mit Aktionen wie dieser verstärkt Olivia Wiederkehr feinste Bewegungen, ja: Schwingungen im öffentlichen urbanen Leben, wo Einsamkeit und Exponiertheit als gegensätzliche Pole des Sozialen aufeinanderprallen. Ihre Arbeiten sprechen vom Bedürfnis nach Erkanntwerden, Beziehungsaufnahme und Intimität, als auch vom entgegengesetzten Impuls, sich zu verbergen, von der Sehnsucht nach Schutz und Geborgenheit. Damit wirft sie grundmenschliche Fragen auf: Wie wollen wir zusammenleben? Wie schützen wir gegenseitig unsere Freiheit? Wie kommen wir miteinander in Resonanz? Mit diesen Fragen zielt sie mitten ins Herz unserer heutigen post-post-modernen Gesellschaft und leistet mit ihrer Kunst einen unverzichtbaren Beitrag an den öffentlichen Diskurs.
Olivia: Ich gratuliere dir sehr sehr herzlich zum Erhalt des PrixPlus 2021 und ich hoffe und wünsche mir, dass dein künstlerischer Speicher noch lange nicht erschöpft ist! Wir brauchen deine Einladung zum Nachdenken! Wir brauchen deine Fragen! Wir brauchen sie dringend und wir brauchen sie immer wieder von neuem. Keep on!
Danke.
Der mit 500 CHF dotierte Förderpreis geht dieses Jahr an das partizipative Musicalprojekt «Bühnenreif» von Maya Heusser für die Produktion «Küstenpfad».
Laudatio für «bühnenreif» und «Küstenpfad» (Fr 5. Nov 21)
Was ist Schauspiel?
Eric Bentely (1916 – 2020), ein Kulturkritiker, Autor und Übersetzer hat dazu die treffende Formel gefunden: A verkörpert B während C zuschaut.
Das also ist der Rahmen, in dem sich «bühnenreif» entwickelt hat.
Wer steckt hinter diesem Namen? Auf der Webpage lesen wir zur Gründerin:
Maya Heusser hatte schon immer viel Phantasie und für eine introvertierte Person sehr viele Worte. Die Phantasie hat mit dem Schaffen von lebendigen Figuren und alltagsnahen Geschichten einen produktiven Ausgang gefunden. Die Dialoge verweben die gesammelten Worte zu Bildern, Emotion und Hoffnung. «bühnenreif» ist gereift. Über 10 Jahre Musicalarbeit in verschiedenen Bereichen. Berufserfahrung als Lehrerin, Mutter, Modeberaterin und Theologin. Und mehr als vier Jahrzehnte alltäglicher Alltag. In der Theaterarbeit ist alles Gewinn. Herausforderungen, Scheitern und Altern. So hat jede neue Story ein bisschen mehr Tiefe.
Ich selber lernte Maya Heusser während des letzten Jahres besser kennenlernen. Zuerst via Bildschirm (2020 – das Jahr des ZOOMS). In dieser Zeit hat sie mir eine Aufnahme des ganzen Küstenpfad Musicals zur Verfügung gestellt, das ich mir dann in Ruhe zu Hause angesehen habe. Das Thema dieses Musicals ist EINSAMKEIT, ein in Corona Zeiten brennend aktueller Zustand.
Die 4 Protagonisten des Stücks haben mich schnell in ihren Bann gezogen. Die Dialoge, die Charaktere, der Kontext war so aufgebaut, dass sie für mich auf ganz natürliche Weise glaubwürdig waren. Nie belehrend, moralisierend. Als Zuschauer wird man reflektierend mit hineingenommen, mal zustimmend, lachend oder betroffen schweigend. Das dies einem Stück gelingt, zeichnet es für mich besonders aus.
Was „Küstenpfad“ aber ebenso bemerkenswert macht, ist das enorm grosse Engagement, das es für dessen professionelle Umsetzung benötigte. Nichts wurde dem Zufall überlassen, alle heute zur Verfügung stehenden Techniken wurden mit einbezogen:
Filmsequenzen, die in England und Frankreich gedreht wurden, LIVE Spiel auf der Bühne kombiniert mit einer LIVE Band. Die Schauspieler singen selber, sie machen Tanzeinlagen (zusammen mit einer Tanzcrew) und alle dazugehörende Technik, die perfekt ineinandergreifen muss.
Die Zahlen hinter dieser Produktion lassen uns die Dimensonen etwas erahnen:
1‘000 Stunden Filmarbeit / 600 Stunden Proben / 100 Seiten Drehbuch / 20 geplante Aufführungen / 4 ausgebildete Musical¬Darsteller/innen / 3 Musiker / 1 Tanzcrew /
3 Zelte & 2 Baumstämme als Bühneneinrichtung und die erwähnte Technik…
Jonathan Schmidt, der Leiter von CentralArts hat einen Text geschrieben, der das Schaffen von Maya Heusser treffend beschreibt:
Wenn du für andere interessant sein willst, dann sei zuerst an anderen interessiert. Maya Heusser verkörpert für mich diese Lebensweisheit in besonderem Masse. Ich bin immer wieder beeindruckt, mit welcher Hingabe und welchem Detailinteresse sie als Drehbuchautorin neue Figuren für ihre Stücke entstehen lässt. Als Regisseurin findet sie dann einen Weg, diese Figuren für alle zugänglich – oder eben interessant – auf die Bühne zu bringen. Maya Heusser schafft es, dem echten Leben vielschichtige, tiefgründige und oft auch humorvolle Momente abzuringen. Wie gut diese tatsächlich beobachtet und ausgestaltet sind, erkennt man, wenn sie live aufs Publikum treffen. Dieses setzt sich aus allen Generationen zusammen. Und durch alle Generationen hindurch nehme ich immer wieder dieselben Reaktionen wahr: Da hat uns jemand erkannt; da hat jemand sehr sorgfältig zugehört und zugesehen. Ich bin überzeugt, das ist Mayas grossem Interesse an Menschen zu verdanken. Genau das macht sie für mich als Schreiberin und Regisseurin so interessant.
Aus all den genannten Gründen möchten wir heute «bühnenreif» und Dir, Maya, den PrixPlus Förderpreis von ARTS+ überreichen. Möge Dir und Deinem ganzen Team dieser Preis viel Rückenwind geben. Dass Deine Fantasie und Inspiration aus immer neuen Gewässern unerwartete Schätze bergen kann, die viele Zuschauerinnen und Zuschauer berühren, beglücken, betreffen und segnen werden.
Vielen Dank – und Dir und dem ganzen Team alles Gute!
Jean-Daniel von Lerber
Vorstand ARTS+
ENGLISH
Up to now, the TUNE INs on the subject of the «body» have shown us that in the Bible the human body is given importance and is not set on a lower level than other aspects of our humanity. This is also significant for the arts, where the body and perception via the senses play an important role. This is also the reason why the church must rediscover our bodies and the arts in a new way. The highest «value» conferred on the human body is the one given in the promise of a «new body». Our final destiny is therefore not as diffuse spirit beings. But the Bible shows us an even higher valuation of the body, for God himself has a body.
Does God have a body?
It is strange that traditional theology of the conservative type often speaks of a God who is «unchangeable», «emotionally detached» and «incapable of suffering». Such a God then cannot have a «body», for only a body suffers, feels and is moved. But there are many Bible passages which speak about God’s feelings: that he becomes angry, or has regrets, that he shares the sufferings of us humans – and that he appears to people, whether with a body or in other visible forms.
A projected God?
These Bible passages are uncomfortable. They are therefore dismissed as anthropomorphisms. What does this mean? It states that fictional human characteristics are projected onto God. God is represented as a human being so that the simple reader can more easily understand what it is really happening. Or it is said that God himself is responsible for this tactic: God allows us to perceive him in human form, although he is really quite different. But this is an unjustified simplification. Ultimately, this echoes such arguments as those presented by the pre-Socratic philosopher Xenophanes (570–475 B.C.), e.g. “The Ethiopians maintain that their gods have flat noses and are black, the Thracians’ gods are blue-eyed and blonde.” Much later, in the 19th century, we hear the philosopher Ludwig Feuerbach (1804-1872): “If horses were to make a God, it would look like a horse”.
The value of a one-dollar note
The profound book “The Bodies of God and the World of Ancient Israel”* by Benjamin D.Sommer opens: “The God of the Hebrew Bible has a body, this must be stated at the outset, because so many people, including many scholars, assume otherwise.” The mere fact that making images was forbidden shows that the Israelites believed that God had a body (albeit a heavenly one) of which an image could be made. Sommer makes an instructive comparison: “American law prohibits making copies of a dollar bill, but in doing so, American law does not intend to deny that real dollar bills exist. On the contrary, Congress instituted the prohibition precisely to protect the value of real dollar bills. So too biblical laws prohibits idols of Yhwh so as to maintain the unique nature of God’s body. As a result, we can agree…that the burden of proof is on those who would read ancient descriptions of God as metaphor or allegory, not the other way around.”
Some good news for us!
Genesis 1:26ff. speaks of how God made man in his image. In the course of time, the theological interpretation of this passage, too, became separated from the basic statement that God has a body. In this context, the word body refers to neither the man nor the woman alone, since God made both sexes in his image. And another point: In the Bible, the one God reveals himself in various forms – e.g. as three men in the case of Abraham (Genesis 18) or close in his glory (Exodus 16:10) or seated on the throne (Isaiah 6). Nevertheless: God has a (heavenly) body. He is not just immeasurably greater and other than we humans. He is also near to us humans because he is the original and we are his images, and he then draws very near to us in his most perfect likeness, Jesus Christ (Col 1:15). And this is good news for art: it comes from God. God is the greatest artist. God loves it when his images become creatively and artistically active (Genesis 2:19ff). God sees, hears, feels art. God feels joy over good art!
It therefore makes complete sense to create art for his joy – Soli Deo Gloria.
* Cambridge University Press 2009
Text: Beat Rink / Translation from German: Bill Buchanan
DEUTSCH
Die bisherigen TUNE INs zum Thema «Körper» haben uns vor Augen geführt, dass der menschliche Körper in der Bibel für wichtig befunden wird und gegenüber anderen Aspekten des Mensch-Seins nicht abgewertet wird. Dies ist auch für die Künste bedeutsam, wo der Körper und die sinnliche Anschauung eine wichtige Rolle spielt. Darum sollte auch die Kirche Körperlichkeit und Kunst wieder neu entdecken. Die höchste «Aufwertung» des menschlichen Körpers geschieht in der Verheissung eines «neuen Leibes». Wir enden also nicht als diffuse Geistwesen. Es gibt aber eine noch grössere Aufwertung des Körpers in der Bibel, denn Gott selbst hat einen Körper.
Hat Gott einen Körper?
Es ist seltsam, dass die traditionelle Theologie konservativer Prägung oft von einem «unveränderlichen», «emotional unbeteiligten» und «leidensunfähigen» Gott spricht. Dieser Gott kann auch keinen «Körper» haben, denn nur ein Körper leidet, fühlt und bewegt sich. Nun gibt es aber viele Bibelstellen, die davon sprechen, dass Gott fühlt: dass er zornig wird oder reuig, dass er mit den Menschen leidet – und dass er den Menschen erscheint – mit einem Körper oder in verschiedenen Erscheinungsweisen.
Ein projizierter Gott?
Diese Bibelstellen sind unbequem. Deshalb werden sie als Anthropomorphismen abgetan. Was heisst das? Es wird gesagt, auf Gott würden fiktional Eigenschaften des Menschen proijziert. Gott werde als Mensch dargestellt, damit der einfache Leser besser verstehe, worum es eigentlich gehe. Oder man sagt, dass diese Taktik von Gott sogar selbst ausgehe: Gott gebe sich uns in Menschengestalt zu erkennen, obwohl er eigentlich ganz anders sei. Aber damit macht man es sich zu einfach. Letztlich blasen solche Argumente in dasselbe Horn wie der vorsokratische Philosoph Xenophanes (570–475 v. Chr.), der meinte: „Die Äthiopier behaupten, ihre Götter seien stumpfnasig und schwarz, die Thraker, blauäugig und blond.“ Viel später, im 19. Jahrhundert, meinte der Philosoph Ludwig Feuerbach (1804-1872): Würden sich die Pferde einen Gott machen, würde dieser aussehen wie ein Pferd.
Der Wert der Dollarnote
Sein profundes Buch «The Bodies of God and the World of Ancient Israel”* beginnt Benjamin D.Sommer mit den Worten: “Der Gott der hebräischen Bibel hat einen Körper, das muss gleich zu Beginn gesagt werden, weil so viele Menschen, auch viele Gelehrte, etwas anderes annehmen.” Allein schon die Tatsache, dass es ein Bilderverbot gibt, weist darauf hin, dass man in Israel glaubt: Gott hat einen Körper (wiewohl einen himmlischen), der abgebildet werden könnte. Sommer erklärt es anschaulich: “Das amerikanische Gesetz verbietet die Herstellung von Kopien eines Dollarscheins; aber damit will das amerikanische Gesetz nicht leugnen, dass es echte Dollarscheine gibt. Im Gegenteil, der Kongress hat das Verbot gerade deshalb erlassen, um den Wert echter Dollarnoten zu schützen. Auch die biblischen Gesetze verbieten Götzenbilder von Jhwh – um der Einzigartigkeit Gottes und seiner körperlichen Erscheinungsweise willen. Infolgedessen können wir darin übereinstimmen, dass die Beweislast bei denjenigen liegt, welche antike Beschreibungen Gottes lediglich als Metaphern oder Allegorien lesen, und nicht umgekehrt.”
Eine gute Nachricht für uns!
Genesis 1,26ff. spricht davon, dass Gott den Menschen nach seinem Ebenbild gemacht hat. Auch diese Stelle wurde in der theologischen Interpretation mit der Zeit von der Aussage gelöst, dass Gott einen Körper hat. Dieser Körper ist dabei weder nur dem Mann noch allein Frau zuzuordnen, da Gott beide Geschlechter nach seinem Bild gestaltet. Und noch etwas: In der Bibel offenbart sich der eine Gott in unterschiedlichen Gestalten – z.B. als drei Männer bei Abraham (1 Mose 18) oder verhüllt in seiner Herrlichkeit (Ex 16:10) oder sitzend auf dem Thron (Jesaja 6). Trotzdem: Gott hat einen (himmlischen) Körper. Er ist nicht nur unermesslich grösser und anders als wir Menschen. Er ist uns Menschen auch nah, weil er das Bild ist und wir die Ebenbilder, der uns dann in seinem vollkommensten Ebenbild Jesus Christus (Kol 1:15) ganz nah kommt.
Und es ist eine gute Nachricht für die Kunst: Sie kommt aus Gott. Gott ist der grösste Künstler. Gott liebt es, wenn seine Ebenbilder kreativ und künstlerisch tätig werden (1 Mose 2,19ff). Gott sieht, hört, fühlt Kunst. Gott freut sich über gute Kunst!
Darum macht es Sinn, zu seiner Freude Kunst zu schaffen – Soli Deo Gloria.
* Cambridge University Press 2009
Text: Beat Rink
ENGLISH
In the last TUNE IN, our subject was the «body», which, in the light of the biblical message, cannot be separated from other aspects of the personality and certainly cannot be belittled. This is also significant for the Christian understanding of art. For art speaks to the senses. So the Bible understands man holistically.
Tent and house
Biblical thinking does not belittle the body. But it does put it in its proper place. In 2 Cor 5:1-10, Paul speaks about the earthly limitation of the body. The body will be torn down like a tent to make way, later, for a new body, a «house in heaven». The earthly body is thus temporary. But it is still just as important as a house to live in. Therefore we will in fact continue a «bodily» life eternally and not simply be diffuse «spiritual beings».
Another question: how do we live in the house?
How we live in the house – how we furnish it and what we do there – is a different question… a question linked to «spirit» and «soul», to our thinking and wishes, to our feelings and actions and, of course, to our relationship with God. Life inthe house has a value different from that of the house itself and is ultimately independent of the condition of the house. Paul can say this: «Therefore we do not lose heart. Though outwardly we are wasting away, yet inwardly we are being renewed day by day.» (2 Cor 4:16)
So is the body less important after all?
So the body has a function different to that of «soul» and «spirit», if we choose for the moment to think in these very inadequate categories. But this is no reason to belittle it. The Bible helps us to avoid confusing roles with importance and also avoid falling into the trap of redefining roles for the sole purpose of «boosting the value» of something or someone. (We constantly tend to make evaluations according to roles. Or do we greet the theatre caretaker and the lady in the college café with the same respect and politeness as we do the conductor and the professor?) Paul finds a wonderful way of expressing the biblical thinking which does not tie our evaluation to roles – in the picture of the «body of Christ» (1 Cor 12:12ff.), where he says that it is precisely the weak members that we most need, and that those who are little respected deserves special honour. Paul is indeed speaking here of Christian fellowship. But one could also apply this picture to the various aspects of the human personality.
«Body, I need you!»
Rephrasing it for our topic, 1 Cor 12:15ff could then sound as follows: «The soul cannot say to the spirit, ‘I do not need you’, nor the spirit to the body, ‘You are an important.’ No, it will say: ‘Body, I need you!’ If man were only spirit and not body, where would life have its home? … But we are baptised by the Holy Spirit as a whole person…».
Unbiblical thinking
From the beginning, theology was influenced by tendencies which belittle the body and raise importance of spirit and soul. The result of this was that Christendom and the churches became somehow anaemic, non-sensory, un-aesthetic, even hostile to the senses and joyless. Even the beauty of rooms for prayer and contemplation (in which awareness of the body and sensory contemplation play a large role) was neglected.
Swings of the pendulum
It may well be that people today look to eastern religions and New Age in searching for what they do not find in the churches: precisely this holistic approach to spirituality. The aim is to reach a higher level of spirituality via meditative (bodily) exercises. But here is the strange part: in the process the body is often spiritualised. Why? Because there is no positive attitude towards the body as found in the Christian faith, which is nourished by God’s love for man. The result is that the «holistic» view goes off-balance in another direction and separation again occurs. But this is also happens, in a different way, where only the «house» is important – as in our society, which is so in love with the body.
Suggestion: Let us read the chapters 1 Cor 12:12ff. / 2 Cor 4:7-5:10
Text: Beat Rink / Translation from German: Bill Buchanan
Painting: unknown painter
DEUTSCH
Im letzten TUNE IN ging es um den «Körper», der im Licht der biblischen Botschaft nicht von anderen Aspekten der Persönlichkeit getrennt und schon gar nicht abgewertet werden kann. Dies ist auch für das christliche Verständnis von Kunst bedeutungsvoll. Denn Kunst spricht die Sinne an. Die Bibel versteht den Menschen also ganzheitlich.
Zelt und Haus
Biblisches Denken wertet den Körper nicht ab. Aber weist es ihm aber seinen Platz zu. In 2 Kor 5, 1-10 spricht Paulus von der irdischen Begrenztheit des Körpers. Der Körper wird wie ein Zelt abgebrochen, um später einem neuen Körper, einer «himmlischen Behausung» zu weichen. Der irdische Körper ist also vorläufig. Aber er ist ebenso wichtig wie ein Haus zum Wohnen. Deshalb werden wir eben auch ewig «körperlich» weiterleben und nicht einfach diffuse «geistige Wesen» sein.
Eine andere Frage: Wie bewohnen wir das Haus?
Wie wir das Haus bewohnen und was wir darin tun, ist eine andere Frage. Diese hat mit «Geist» und «Seele», mit unserem Denken und Wollen, mit unserem Fühlen und Handeln und natürlich mit unserer Gottesbeziehung zu tun. Das Leben im Haus hat einen anderen Stellenwert als das Haus selber und ist letztlich auch nicht vom Zustand des Hauses abhängig. Paulus kann sagen: «Darum werden wir nicht müde; sondern wenn auch unser äußerer Mensch verfällt, so wird doch der innere von Tag zu Tag erneuert.» (2 Kor 4, 16)
Ist der Körper also doch weniger wichtig?
Der Körper hat also eine andere Funktion als «Seele» und «Geist», wenn wir einmal in diesen sehr unzulänglichen Begriffskategorien denken wollen. Aber er ist deswegen nicht abzuwerten. Die Bibel möchte uns helfen, Rollen nicht mit Wichtigkeit zu verwechseln und auch nicht in die Falle zu tappen, Rollen nur deshalb neu zu definieren, um etwas oder jemanden «aufzuwerten».
(Wir Menschen tendieren ständig dazu, Rollen mit Wertungen zu verbinden. Oder begrüssen wir den Hauswart im Orchester und die Dame in der Caféteria der Musikhochschule mit demselben Respekt und ebenso höflich wie den Dirigenten oder die Professorin?) Paulus bringt das biblische Denken, das die Wertschätzung nicht an Rollen bindet, wunderschön zur Sprache – im Bild vom «Leib Christi» (1 Kor 12, 12ff.). Er sagt: Gerade die schwachen Glieder haben wir am nötigsten, und die wenig respektiert werden, verdienen besondere Ehre. Paulus spricht hier zwar von der Gemeinde. Man könnte das Bild aber auch auf die verschiedenen Aspekte der menschlichen Persönlichkeit anwenden.
«Körper, ich brauche dich!»
Auf unser Thema umformuliert, könnte dann 1 Kor 12, 15ff so lauten: «Die Seele kann nicht zum Geist sage: ‘Ich brauche dich nicht’. Und der Geist nicht zum Körper: ‘Du bist unwichtig.’ Nein, sie wird sagen: ‘Körper, ich brauche dich!’ Wenn der Mensch nur Geist und nicht Körper wäre: wo wäre dann das Leben zuhause? … Nun sind wir aber als ganze Mensch durch den Heiligen Geist getauft…».
Unbiblisches Denken
Die Theologie wurde seit frühester Zeit von Tendenzen beeinflusst, die den Körper abwerteten und Geist und Seele aufwerteten. Dies hatte zur Folge, dass das Christentum und die Kirchen irgendwie blutleer, un-sinnlich, un-ästhetisch und sogar sinnen-feindlich und freudlos wurden. Sogar schöne Räume für Gebet und Kontemplation (in denen das Körperbewusstsein und die sinnenhafte Anschauung eine grosse Rolle spielen), wurden vernachlässigt.
Pendelausschläge
Es kann gut sein, dass die Menschen heute bei östlichen Religionen und im New Age suchen, was ihnen in den Kirchen fehlt: eben ein ganzheitlicher Zugang zu Spiritualität. Durch meditative (Körper-)Übungen soll eine höhere spirituelle Stufe erreicht werden. Aber seltsam: Der Körper wird dabei oft vergeistigt. Warum? Weil die Körperfreundlichkeit des christlichen Glaubens fehlt, die von der Menschenfreundlichkeit Gottes zehrt. Die «Ganzheitlichkeit» gerät somit in eine andere Schieflage und wird wieder auseinandergerissen.
Dies geschieht auch auf andere Weise dort, wo nur noch das «Haus» wichtig ist – wie in unserer körperverliebten Gesellschaft.
Anregung: Lesen wir die Kapitel 1 Kor 12:12 ff. /2 Kor 4:7-5:10
Text: Beat Rink
Bild: unbekannte/r Künstler/in
ENGLISH
A dancer’s question
In an online discussion of the «Crescendo Dancer’s Initiative» last week, one lady, a dancer, said this: «I would like to know what the Bible says regarding the body». The other participants immediately agreed with her.
Now, this was not a wish prompted by pure curiosity, nor did it concern problems with choreographies which push or transgress ethical boundaries. (This would be another and certainly important topic.*) No, Christians working with dance must first of all be clear about one question: «Is our art form, with its emphasis on the body, acceptable in the light of the gospel?»
Dance and devil
What if one belongs to a church which, in this regard, is still in the depths of the Middle Ages, when people were familiar with Jacques de Vitry’s (1180-1240) words: “Chorea enim circulus est cujus centrum est diabolus” – “For dance is a circle with the devil in the middle”? Fortunately, many churches today are no longer stuck in the Middle Ages, during which there were, by the way, other interesting views on the topic: During the 14th and 16th centuries, in the cathedrals in the French towns Auxerre and Sens, dances took place – at Easter and on other festival days. When new canons were received into the presbytery, the clerics danced on a pattern set into the floor. Wouldn’t something like this be possible today?
Body art
To return to this dancer’s words: As we know, dance is the art form making the most immediate use of the body. Ashley Latvala (photo)**, leader of the “Crescendo Dancer’s Initiative”, put it like this: “The body for the dancers is both their prized instrument and most honest voice, expressing in movement what cannot be formed by words. It can be both freedom and a means of connection with the divine, but also bears within it the limitations and brokenness of life on this earth. Divine inspired image-bearing capacity and the effects of the fall live together in one vessel, allowing the dancer a profound experience of the spiritual reality of being both physically temporal and spiritually eternal.”
A topic for all creative artists
For this reason, the body will be the subject of a new series of TUNE INs. A subject for dancers only? No, every art form involves the body and perception with the senses (aisthesis, aesthetics). Every art form (with the exception of extremely de-materialised «conceptual art») addresses the senses. Art can and should address the senses, stimulating, sharpening and sometimes even confusing them, with the aim of arousing us emotionally and intellectually. Art is holistic.
The Bible’s holistic thinking
With that, we find ourselves in biblical thought. In the Old Testament, significantly, we find no words which unambiguously stand for «body» or «soul». The Hebrew word for flesh, for example, (basar, 266x) refers to the entire person. Nowhere is it used denigratingly. In contrast to Plato’s thinking, the body is not the prison of the soul (Greek soma = saema). Quite the opposite: Paul calls the body the temple of the Holy Spirit («Do you not know that your bodies are temples of the Holy Spirit, who is in you, whom you have received from God?» 1 Cor 6:19).
Throat, breath, heart and kidney
For the soul, too, Hebrew has no unambiguous and, above all, no «abstract» word. Nephesch (755x) means «throat». It is the place through which we breathe and take in our nourishment. «Nephesch» is therefore the word for what we translate as life and also as soul. «Ruach» (378x) stands for breath, wind and is used for the Spirit of God and the spirit of man – and for the «inner life». Besides these, we also encounter such words as «heart» (750x) or kidney, seat of fluid or negative feelings, although the heart often stands for the whole person.
We can see the conclusion: In Hebrew, there is no separation between body, spirit and soul. This means that the body can in no way be seen separately from the other parts of the human being and can therefore not be disparaged. And it also means that God loves us as whole human beings, complete with our bodies. It is also as whole human beings that we fell away from God and as whole human beings that we were rescued by Christ.
So: This is good news for the body!
To be continued…
* With this in mind, we organised a Zoom CRESCENDO LOUNGE with musicians in April; we will send you the link to the recording on request. ** For information about the Crescendo Dancer’s Initiative: ashley.latvala@cru.org The CML address list is by the way also open for professional dancers. Please, help to expand this network amongst dancers: LINK
Text: Beat Rink / Translation from German: Bill Buchanan
DEUTSCH Frage einer Tänzerin
In einer Online-Austauschrunde der «Crescendo Dancer’s Initiative» sagte vor einer Woche eine Tänzerin: «Ich möchte wissen, was die Bibel zum Thema Körper sagt». Die anderen in der Runde pflichteten ihr spontan bei.
Nun war dies kein aus reiner Neugier geäusserter Wunsch, und es ging dabei auch nicht um Probleme mit Choreografien, die ethische Grenzen ausloten oder überschreiten. (Dies wäre ein anderes und zweifellos wichtiges Thema.*) Nein, christliche Tanzschaffende müssen zunächst einfach Klarheit darüber haben: «Ist unsere körperbetonte Kunst im Licht des Evangeliums vertretbar?»
Tanz und Teufel
Was, wenn man einer Kirche angehört, die in dieser Hinsicht noch im tiefsten Mittelalter steckt, wo der Satz Jacques de Vitrys (1180-1240) kursierte: „Chorea enim circulus est cujus centrum est diabolus“ – „Der Tanz ist ein Kreis, dessen Mitte der Teufel ist“’? Zum Glück stecken heute viele Kirchen nicht mehr im Mittelalter, in dem es übrigens auch interessante Ansätze anderer Art gab: In den Kathedralen der französischen Städte Auxerre und Sens fanden zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert Tänze statt – zu Ostern und anderen Feiertagen. Zur Aufnahme neuer Kanoniker tanzten die Kleriker auf einem in den Boden eingelassenen Muster. (s. dazu Philip Knäble. Eine tanzende Kirche: Initiation, Ritual und Liturgie im spätmittelalterlichen Frankreich, Weimar 2016).
Wäre so etwas heute denkbar?
Körper-Kunst
Zurück zur Aussage dieser Tänzerin. Der Tanz ist bekanntlich jene Kunst, die am unmittelbarsten mit dem Körper arbeitet. Ashley Latvala (photo)**, Leiterin der “Crescendo Dancer’s Initiative”, formuliert es so: “Der Körper ist für die Tänzerinnen und Tänzer sowohl ihr wertvollstes Instrument als auch ihre authentischste Stimme, die in der Bewegung das ausdrückt, was nicht in Worte gefasst werden kann. Der Körper kann Freiheit kommunizieren und spielt in unserer Beziehung zu Gott eine zentrale Rolle. Auf der anderen Seite bewegt er sich im begrenzten Horizont der Zerbrüche, die unser irdisches Leben kennzeichnen. Die Fähigkeit, göttlich inspirierte Bilder zu vermitteln und die Spuren der Gottesferne – beide laufen in diesem einen Gefäss zusammen und ermöglichen den Tanzschaffenden eine tiefe Erfahrung der geistlichen Realität, dass wir uns zwischen körperlicher Begrenztheit und geistlicher Ewigkeit bewegen.”
Ein Thema für alle Kunstschaffenden
Aus diesem Grund planen wir eine kleine TUNE IN-Reihe zum Thema “Körper”. Ein Thema für Tanzschaffende allein? Nein, denn jede Kunst hat es mit dem Körper zu tun, mit sinnlicher Wahrnehmung (aisthesis, Ästhetik). Jede Kunst (ausser eine extrem entmaterialisierte «Konzeptkunst» /conceptual art) spricht die Sinne an. Kunst kann und soll die Sinne ansprechen, reizen, schärfen und manchmal auch verwirren, um uns dadurch emotional und gedanklich wachzurütteln. Kunst ist ganzheitlich.
Ganzheitliches Denken der Bibel
Damit sind wir auch schon beim biblischen Denken. Im Alten Testament finden wir bezeichnenderweise keine Wörter, die eindeutig für «Körper» oder «Seele» stehen. Das hebräische Wort für Fleisch etwa (basar, 266x) meint die ganze Person. Es wird nirgends abwertend gebraucht. Anders als bei Platon ist der Körper kein Gefängnis der Seele (griechisch soma = saema). Im Gegenteil: Paulus nennt den Körper den Tempel des Heiligen Geistes! («Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch ist und den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört?» 1 Kor 6,19).
Kehle, Atem, Herz und Niere
Auch für die «Seele» gibt es im Hebräischen kein eindeutiges und vor allem kein «abstraktes» Wort. Nephesch (755x) heisst «Kehle». Sie ist der Ort, durch den wir atmen und Nahrung zu uns nehmen. Darum ist «nephesch» das Wort für das, was wir mit Leben und auch mit Seele übersetzen. «Ruach» (378x) steht für Atem, Wind und bezeichnet den Geist Gottes und den Geist des Menschen – und für den «inneren Menschen». Dazu kommen Wörter wie «Herz» (750x) oder Niere, Sitz der guten oder negativen Gefühle, wobei das Herz ebenfalls oft für den ganzen Menschen steht. Wir ahnen: Im Hebräischen gibt es keine Trennung zwischen Körper, Geist und Seele. Das heisst: Der Körper kann von den anderen Teilen des Menschen nicht getrennt gesehen und deshalb auch nicht abgewertet werden. Wir sind folglich als ganze Menschen mitsamt unserem Körper von Gott geliebt. Wir sind auch als ganze Menschen von Gott abgefallen und als ganze Menschen durch Christus gerettet.
Also: Eine gute Botschaft für den Körper!
Fortsetzung folgt…
*Dazu haben wir im April mit Musikern eine Zoom CRESCENDO LOUNGE veranstaltet; den Link zur Aufnahme schicken wir auf Anfrage zu. ** Für Informationen über Crescendo Dancer’s Initiative: ashley.latvala@cru.org Die CML-Adressliste ist übrigens auch für professionelle Tanzschaffende geöffnet: LINK Bitte helft bei der Ausweitung dieses Netzwerks mit.
Text: Beat Rink
S P Ä T – S O M M E R – N E W S L E T T E R
Nach einem Total-Absturz des Hochsommers 🌨🌨🌨 setzen wir auf den Spätsommer, dass er uns noch ein paar sonnige Tage schenken wird ☀️☀️☀️. Als wäre das noch nicht genug, stellt sich erneut die Frage, wie geht es mit der Corona-Pandemie weiter? Stehen wir vor dem Beginn einer vierten Welle?
Anschub-Finanzierung
Corona-Pandemie und die Zeit danach – oder stehen wir noch mittendrin?
Der Lockdown und die diversen Einschränkungen haben vielen Kunst- und Kulturschaffenden finanziell sehr zugesetzt. Wenn du dazu gehörst und dein Start in den «Nach-Corona-Alltag» nicht so recht gelingen will, oder eine erneute Welle deine Projekte auflaufen lässt, dann melde dich bei uns!
Dank grosszügigen Spenden können wir dir nochmals unter die Arme greifen.
Benutze dazu das Anmeldeformular, wir werden deine Anfrage
unbürokratisch prüfen:
Trotz unfreundlichem Wetter und dem noch nicht besiegten Corona-Virus, blicken wir auf zwei spannende Anlässe zurück:
Langes Wochenende der Künste ERINNERUNG UND ERNEUERUNG KOOPERATION, INTERAKTION, RESONANZ (12. bis 15. August 2021)
Diese Koproduktion von «vbg, BART Magazin und ARTS+» lockte bereits zum fünften Mal Teilnehmende (25) aus verschiedensten Sparten in das malerische Dörfchen Rasa hoch über dem Centovalli.
Die diesjährige Ausgabe beschäftigte sich mit dem Thema «Erinnerung und Erneuerung». In kooperativen Prozessen wurden dazu verschiedene theoretische und praktische Aufgaben bearbeitet. Einmal mehr waren die Resultate aus den Workshops ebenso überraschend wie inspirierend.
Das nächste Mal findet der Anlass voraussichtlich im August 2023 statt.
Altes Kirchengebälk wird zu einem Mobilé.
Crescendo Sommerinstitut
«Body, mind & soul» – das war das Thema, in das zuerst die Teilnehmer der Vorkonferenz und dann das ganze Institut zwei Wochen lang eingetaucht ist. (21. Juli bis zum 2. August)
200 Musikstudentinnen und Dozierende (nebst Staff und Volunteers) wurden in den Morgen-Plenarien, in den abendlichen Kleingruppen oder in der KIRCHE KREATIV an die biblisch-ganzheitliche Sichtweise von «Körper, Seele und Geist» herangeführt. Die Kernbotschaft war, dass wir als ganze Menschen geliebt sind, denn diese Sätze hören (und sagen sich) gerade junge Musiker immer wieder: «Du bist nicht gut genug. Die anderen sind besser. Du bist ein Versager».
Das Institut war natürlich auch voller musikalischer Höhepunkte mit vielen Konzerten von Kammermusik über Orchester bis hin zu Opernszenen und Jazz Jam Sessions.
A G E N D A
Musical Küstenpfad
Wir möchten euch das Musical Küstenpfad ans Herz legen.
«Vier ganz unterschiedliche Menschen sind unabhängig voneinander unterwegs auf dem Küstenpfad. Gemeinsam unterwegs zu sein, lässt Vertrauen wachsen. Barrieren fallen und Freundschaften entstehen.»
KULTURPLANET sucht nach weiteren Vereinen, Institutionen und Gruppierungen
Wer Lust hat, eine Einzelveranstaltung oder ein Miniprojekt auf dem Merkurplatz umzusetzen, darf sich gerne bei hallo@kulturplanet.ch melden. (Auch für 2022)
Neueröffnung: MUSIG FÄGTORY in Thun
Eine Talentschmiede für Musiker
Der grosse Raum ist mit einer 20qm Bühne für Bands mit professioneller Ton- und Lichtanlage und kompletter Backline ausgestattet und kann ab jetzt für Proben, Aufnahmen und private Anlässe gemietet werden.
Am Freitag 5. November 2021 findet die Vergabe des PrixPlus in Thun in der Music Fägtory statt. Alle sind herzlich willkommen! Weitere Infos folgen.
So – nun wünschen wir euch nach bald zwei Jahren Corona-Einschränkungen, Unsicherheiten und Rückzug in die eigenen vier Wände, dass Gott stetig an eurer Seite ist und ihr euch getragen fühlt.
Bitte meldet euch, wenn ihr von der «Anschub-Finanzierung» profitieren wollt. Alle Infos werden vertraulich behandelt und landen bei unserem Sekretariat, das von Regula Lustenberger betreut wird. Wir prüfen alle Gesuche unbürokratisch und melden uns dann direkt bei den Gemeldeten.
Dein ARTS+ Team:
Astrid Künzler, Regula Lustenberger, Adrian Furrer, Andi Bachmann,
Beat Rink, Jean-Daniel von Lerber, Jonathan Schmidt, Martin Jufer,
Samuel Scherrer, Timo Schuster
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“Künstler leben von der Hand in den Mund”. Diesen Satz kennen wir und er hat sich auch in den letzten Jahrzehnten, bei mir als freischaffender Musiker, immer bewahrheitet. Von der Hand in den Mund – und mit Gottes Hilfe, ergänze ich gerne aus gemachter Erfahrung.
Die Pandemie hat nun aber den üblichen “Vorrat” für die jeweils konzertlosen Sommermonate durch die fehlenden Aufträge und Konzerte im Herbst und Frühling zum erstenmal zunichte gemacht. Darum bin ich von Herzen dankbar für die Unterstützung durch ARTS+.” Auch das ein erneutes Zeichen: “Mit Gottes Hilfe”. Herzlichen Dank !
David Plüss, Musiker und Produzent
ENGLISH
John Patitucci: “I’ve seen God doing incredible things!”
In an interview for our Crescendo magazine focusing on «Jazz» (LINK) some years ago, the distinguished bass player John Patitucci talked about unusual experiences with the «Wayne Shorter Quartet». The concerts do not follow any fixed programme, but consist of improvisations on spontaneously selected sequences which, in turn, are drawn from a repertoire of around 2000 pieces. The essence of such a sequence is presented either by bandleader Wayne Shorter or by other members of the quartet. It has apparently frequently happened that all four members of the quartet, independently of each other, have chosen the same sequence: «The music there is very much improvised. It is a constant process of composing – of tonal music, by the way! While we are playing and improvising our music is developing amazingly. People after a concert sometimes ask: “What was the second thing you played?” It just had happened! It is different from free music, where you can throw out ideas – bitonal or free from all tonal restrictions – without developing them or without going together in a group. Wayne’s concept is completely different. Even when we are playing freely there are harmonies, rhythms and melodic material which are developed. It is unlike any other group I have been in. I’ve seen God doing incredible things in that. For all of a sudden it would happen that we are playing the same things at the same time! You just can’t take credit for it. Even if you don’t have faith like I do, you can see that there is something else happening!»
Why should God work in such a concert?
At first sight, this question is not so easy to answer. We are not talking about a spiritual or church concert. Nor is the bandleader Wayne Shorter a Christian. Now, one could say: «The other members of the band, John Patitucci, Brian Blade and Danilo Perez, are Christians. That’s why God works in this quartet!» This answer would certainly seem apt, but it is not entirely satisfactory. Why should it be important to God that these four musicians well?
Creatio continua
Theology speaks of «Creatio continua», which maintains the world after the initial creation («Creatio originalis») of the world. It is thus something like the overture to the coming new creation («Creatio nova»). What, then, is the «Creatio continua»? God has not let go of creation. The Deists (Isaac Newton and others) said that God is a watchmaker who has wound up the watch. Now it is running to plan… The Bible says something quite different: God does not leave the world to itself. If this were the case, it would have come to a sad end long ago – and with it mankind. Jesus Christ would no longer have been able to come.
But God made clothes for Adam and Eve from skins (Gen 3:21)– a beautiful picture of God’s loving provision for us. In Psalm 145:15f. we find verses that have often been set to music: «The eyes of all look to you, and you give them their food in due season. You open your hand and satisfy the desires of every living thing.»
When God makes clothes from skins, he is, so to speak, acting as fashion designer for the shivering and shameful first human beings. But he also gave us the capability of being active culturally: Adam gives the animals their names (Gen 2:20), and this is already a first «poetic act» (writes Old Testament scholar Claus Westermann). From the very beginning, therefore, artistic creativity has been part of culture! One could continue Psalm 145:15 as follows: «You constantly encourage human beings to create good art. And you inspire them!»
Open questions
Here, however, one could raise some objections. For example: «We know, of course, that artistic inspirations are purely the product of one’s own mind.»
Counterquestion: «Really? Is that always the case? Could it not be the case that God nevertheless sometimes inspires people?»
«God always works only through Christians and the church. When God works, it is always for the sake of salvation and serves to build up the church.»
Counterquestion: «If this were true, wouldn’t the world have met its demise long time ago? Since making Adam and Eve’s clothes from skins, God has been taking loving care of human beings and, of course, his love finds its climax in salvation through Jesus Christ. But Christ’s wish is precisely to lead us to fullness of life (Jn 10:10), of which culture is also a part».
«For God there are surely other things more important than art and culture.»
Counterquestion: «If Jesus makes wine from water, and if he even counts the hairs on our head, is good art for him then really a «quantité négligeable?»
«But there is also much art which clearly does not come from God, but is made by man or even inspired by evil powers!»
Counterquestion: «That is true – and unfortunately it is sometimes even true that art in the church does not look as if it is inspired by God. But does this fundamentally rule out that God’s «creatio continua» also applies to culture?»
And there will certainly be many further questions…*
Where do we experience «Creatio continua»?
Where have we already experienced God helping us in artistic matters*?
And where have we heard similar things from other people (who are perhaps not Christians)? Perhaps we could even put this question to colleagues occasionally: «Where do you experience miracles in your art?» And in this way we would get into a conversation with depth.
And, finally: When we ask this kind of question, could it happen that we ourselves become open for God’s «Creatio continua», and that we experience it?
Text: Beat Rink / Translation from German: Bill Buchanan
DEUTSCH John Patitucci: “Ich habe Gott unglaubliche Dinge tun sehen!”
In einem Interview für unsere Crescendo-Zeitschrift zum Thema «Jazz» (Link) hat vor einigen Jahren der grosse Bassist John Patitucci von seltsamen Erfahrungen im «Wayne Shorter-Quartett» berichtet. Die Konzerte folgen keinem festgelegten Programm, sondern bestehen aus Improvisationen rund um spontan gewählten Sequenzen, die ihrerseits aus einem Repertoire von rund 2000 Stücken abgerufen werden. Diese Sequenzen werden entweder vom Bandleader Wayne Shorter oder von anderen Mitgliedern des Quartetts angespielt. Es sei nun schon des öfteren vorgekommen, dass alle vier Mitglieder des Quartetts unabhängig voneinander dieselbe Sequenz gewählt haben: “Die Musik ist sehr stark improvisiert. Es ist ein ständiger kompositorischer Prozess – von tonaler Musik, nebenbei bemerkt! Während wir spielen und improvisieren, entwickelt sich unsere Musik in erstaunlicher weise. Nach einem Konzert fragen die Leute manchmal: “Was habt ihr als zweites gespielt?” Das hat sich einfach so ergeben! Es ist anders als bei der freien Musik, wo man Ideen – bitonal oder frei von allen tonalen Beschränkungen – herausschmeißen kann, ohne sie zu entwickeln und ohne in einer Gruppe zusammenzuarbeiten. Das Konzept von Wayne ist völlig anders. Selbst wenn wir frei spielen, gibt es Harmonien, Rhythmen und melodisches Material, das entwickelt wird. Das ist anders als bei jeder anderen Band, in der ich bisher war. Ich habe gesehen, wie Gott dabei unglaubliche Dinge tut. Denn plötzlich spielen wir die gleichen Dinge zur gleichen Zeit! Das ist nicht unser Verdienst! Selbst wenn man nicht den gleichen Glauben hat wie ich, muss man einfach sehen, dass da etwas Aussergewöhnliches passiert!”
Warum sollte Gott in einem solchen Konzert wirken?
Diese Frage ist auf den ersten Blick nicht so einfach zu beantworten. Es handelt sich nicht um ein geistliches oder um ein kirchliches Konzert. Und der Bandleader Wayne Shorter ist auch kein Christ. Man könnte nun sagen: «Die anderen Bandmitglieder John Patitucci, Brian Blade und Danilo Perez sind Christen. Deshalb wirkt Gott in diesem Quartett!» Diese Antwort wäre irgendwie naheliegend, aber nicht ganz befriedigend. Warum sollte es Gott wichtig sein, dass diese vier Musiker gut spielen?
Creatio continua
Die Theologie spricht von der «Creatio continua», die nach der anfänglichen Erschaffung der Welt («Creatio originalis») die Welt bewahrt. Sie ist so etwas wie die Ouvertüre zur kommenden Neu-Schöpfung («Creatio nova»).
Was nun ist die «Creatio continua»? Gott hat die Schöpfung nicht losgelassen. Die Deisten (Isaak Newton u.a.) sagten: Gott ist ein Uhrmacher, der die Uhr aufgezogen hat. Nun läuft sie ab…Die Bibel spricht eine andere Sprache: Gott überlässt die Welt nicht sich selber. Wäre dem so, wäre sie schon längst zugrunde gegangen – und mit ihnen die Menschen. Jesus Christus hätte gar nicht mehr kommen können.
Gott macht aber Adam und Eva Kleider aus Fellen (Gen 3,21)– ein schönes Bild für die liebevolle Fürsorge Gottes. In Psalm 145, 15f. stehen die vielfach vertonten Verse: «Aller Augen warten auf dich, und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit. Du tust deine Hand auf und sättigst alles, was lebt, mit Wohlgefallen.»
Wenn Gott Kleider aus Fellen macht, wirkt er sozusagen als Modeschöpfer für die frierenden und sich schämenden ersten Menschen. Nun hat aber auch uns dazu befähigt, kulturell aktiv zu sein: Adam gibt den Tieren Namen (Gen 2,20), und das ist das bereits ein erster «poetischer Akt» (Der Alttestamentler Claus Westermann). Zur Kultur gehört also von Anfang an künstlerische Kreativität! Man könnte Psalm 145, 15 weiterdichten: «Du ermutigst Menschen immer wieder, dass sie gute Kunst machen. Und du inspirierst sie!»
Offene Fragen
Nun könnte man einige Einwände formulieren. Zum Beispiel: «Wir wissen doch, dass künstlerische Inspirationen rein innerpsychische Vorgänge sind.»
Gegenfrage: «Wirklich? Ist das immer so? Könnte Gott nicht trotzdem manchmal Künstlerinnen und Künstler inspirieren?»
«Gott wirkt immer nur durch Christen und in der Kirche. Wenn Gott wirkt, ist es immer bezogen auf das Heil der Menschen und gilt dem Aufbau der Kirche.»
Gegenfrage: «Wenn dies stimmen würde: Wäre dann die Welt nicht schon längst untergegangen? Seit er Adam und Eva Felle gemacht hat, kümmert sich Gott liebevoll um die Menschen. Und ja: seine Liebe gipfelt im Heil durch Jesus Christus. Aber gerade Christus will uns in eine Fülle des Lebens führen (Joh 10,10), zu der doch auch die Kultur gehört».
«Für Gott gibt es viel wichtigere Dinge als Kunst und Kultur.»
Gegenfrage: «Wenn Jesus Wein aus Wasser macht und wenn er sogar die Haare auf unserem Kopf zählt: ist dann gute Kunst für ihn wirklich eine «Quantité négigleable?»
«Es gibt doch auch viel Kunst, die eindeutig nicht von Gott kommt, sondern menschengemacht ist oder sogar von bösen Mächten inspiriert ist!»
Gegenfrage: «Das stimmt – und leider stimmt es manchmal sogar für kirchliche Kunst, dass sie nicht von Gott inspiriert wirkt. Aber schliesst dies grundsätzlich aus, dass Gottes «creatio continua» auch die Kultur betrifft?»
Und es gibt sicher noch viele weitere Fragen…*
Wo erleben wir die «Creatio continua»?
Wo haben wir schon erlebt, dass Gott uns künstlerisch geholfen hat? *
Wo haben wir auch von anderen Menschen (die vielleicht nicht Christen sind) Ähnliches gehört? Vielleicht könnten wir sogar einmal Kollegen fragen: «Wo erlebst du Wunder in deiner Kunst?» Und wir könnten so mit ihnen in ein tieferes Gespräch kommen… Und schliesslich: Wenn wir so fragen: Könnte es dann sein, dass wir selber offen werden für Gottes «Creatio continua», und dass wir sie erleben?
Vier ganz unterschiedliche Menschen sind unabhängig voneinander unterwegs auf dem Küstenpfad. Gemeinsam unterwegs zu sein, lässt Vertrauen wachsen. Barrieren fallen und Freundschaften entstehen.
The Czech violinist David Danel recently performed ET LUX by Wolfgang Rihm. We asked to describe what effect this work had on him.
When as a performer you encounter such beautiful, beautiful music with clearly perceptible perceived depth, such as ET LUX by the contemporary German composer Wolfgang Rihm, you feel intensely as if you would like to cut yourself off from the world, become a monk for a month or a week at least, contemplate, meditate, walk alone, practice solo, discuss the work with other musicians, in this way creating some kind of a fellowship of musical, artistic monks…
But usually, as an average adult of “this age“, you don’t have that privilege, you are like every other human: you are there in a state between “the flesh” and “soil of this earth”, between one duty and those many other errands, between grocery store and post office, battling beaurocracy, organizing logistics for kids’ school trips & family gatherings, filling up washer & dishwasher, hanging up laundry, walking out your dog a few times a day, changing diapers for your baby, honestly trying to be actively and lovingly with your wife and children, wishing you could give them more of your time, more of yourself… and of course, on top of it all, there’s that European football championship which happens only once in four years, so checking on this one here & there is tempting, too… A classic “adult-husband-father-worker-citizen-also-an artist” thing.
But somehow… in the midst of it all, somewhere in the back of your head, with your mind’s eye & ear you keep hearing those tunes, sounds & words of Rihm’s ET LUX returning to you, emerging, disappearing, sneaking in, shouting all of a sudden, whispering in any next moment… It feels like brief echoes of memories of eternity, glimpses of transcendence you are longing for in your early mornings and late nights. Sum – ego – domine – et lux perpetua… In obscurum – de ore leonis – ne absorbeat eas – homo reus… ne cadat in obscurum – libera me – Jerusalem – ad te – libera – domine – et lux – exaudi orationem meam… And the melodies and harmonies seem floating above you and inside you and they accompany the metro guide-man’s voice reading the names of the stations you pass, the beeping of the cash counters, the blinking of the traffic lights…
And these tones and the collections of them forming phrases, they seem so familiar, eventhough they are not quoting any historical reference actually. They shift between almost tonal and atonal, they pause for a consonance, but they refuse to give you a fake or false or final consolation.
And so are the words: their sound resembles a sacred ritual, rather observed from afar. The order of broken sentences loses direction, moves and goes in circles, not even circles, never complete circles. They are loaded with meaning, they temporarily make alliances of heavenly signs, of powerful symbols (together with music, of course, a musician would add). But you could not play this piece in liturgy. It was not composed for liturgical purposes. It is a rather a very private prayer-cry. A weeping for hope moment. An absolute honest confused confession of one’s brokenness and a plea for redemption.
So many times I feel my life resembles this “Et lux music and lyrics” almost perfectly. I live in a cloud cluster of well meant plans, quick human encounters, tired daddy moments, postponed dreams, desires of a moment, intense longings for a rest and peace, a true peace. I find myself wandering in a wilderness of temptations and gestures of resistance against them.Between things, objects, human beings and even pets craving for my attention. On the wings of quickly conceived prayers, intercessions, blessings, desperate daily ‘maranathas’ as well as true expressions of joy, gratefulness, amazed at every given moment, sound, meeting… And so I weave my steps, thoughts and heartbeats, consciously or not, around, and I am woven by:
…”Lord, you have the words of everlasting life”…
…”to whom would we go?”…
…”when I lack words, do you intercede for me, Holy Spirit?”…
…”in Him we move and breathe and have our being”…
…”follow me”…
…”You are the Way”…
…”Libera me”…
Text: David Danel (LINK)
DEUTSCH
Der tschechische Violinist David Danel hat kürzlich ET LUX von Wolfgang Rihm aufgeführt. Wir haben ihn gebeten, zu schildern, was dieses Werk in ihm ausgelöst hat.
Wenn man als Interpret einer so schönen, schönen Musik mit einer deutlich wahrnehmbaren Tiefe begegnet wie ET LUX aus der Feder des zeitgenössischen deutschen Komponisten Wolfgang Rihm, dann möchte man sich am liebsten von der Welt abkapseln, für einen Monat oder eine Woche zum Mönch werden, kontemplieren, meditieren, alleine spazieren gehen, alleine üben, das Werk mit anderen Musikern besprechen und auf diese Weise eine Art Gemeinschaft von musikalischen, künstlerischen Mönchen schaffen…
Aber normalerweise hat man als durchschnittlicher Erwachsener in dieser Lebensphaseein solches Privileg nicht. Man ist wie jeder andere Mensch geerdet – in einem Zustand zwischen “Fleisch” und “Boden dieser Erde”, zwischen Pflichten und den vielen anderen Besorgungen, zwischen Supermarkt und Post, man kämpft mit der Bürokratie, organisiert die Logistik für die Schulausflüge der Kinder und Familientreffen, füllt die Waschmaschine und den Geschirrspüler, hängt die Wäsche auf, geht ein paar Mal am Tag mit dem Hund spazieren, wechselt die Windeln für das Baby, versucht aufrichtig, aktiv und liebevoll mit seiner Frau und den Kindern zusammen zu sein und wünscht,ihnen mehr von seiner Zeit, mehr von sich selbst geben zu können. … und zu allem Überfluss gibt es natürlich auch noch die Fußball-Europameisterschaft, die nur alle vier Jahre stattfindet, so dass es verlockend ist, diese zwischendurch zu verfolgen… Also: man ist in einer klassischen “Erwachsener-Ehemann-Vater-Arbeiter-Bürger-auch-Künstler”-Lage.
Aber irgendwie… mittendrin, irgendwo im Hinterkopf, mit dem geistigen Auge und Ohr hört man immer wieder diese Melodien, Klänge und Worte von Rihms ET LUX, die zu einem zurückkehren, auftauchen, verschwinden, sich einschleichen, plötzlich schreien, im nächsten Moment flüstern… Es fühlt sich an wie kurze Echos von Erinnerungen an die Ewigkeit, Einblicke in die Transzendenz, nach denen man sich frühmorgens und spätabends sehnt. Sum – ego – domine – et lux perpetua… in obscurum – de ore leonis – ne absorbeat eas – homo reus… ne cadat in obscurum – libera me – Jerusalem – ad te – libera – domine – et lux – exaudi orationem meam…
Und die Melodien und Harmonien scheinen über dir und in dir zu schweben, und sie begleiten die Stimme des U-Bahn-Führers, der die Namen der Stationen vorliest, an denen du vorbeikommst, das Piepsen der Kassen, das Blinken der Ampeln… Und diese Töne und die Ansammlungen von ihnen, die Phrasen bilden, sie scheinen so vertraut zu sein, auch wenn sie eigentlich keinen historischen Bezug zitieren. Sie bewegen sich zwischen fast tonal und atonal, sie halten inne für eine Konsonanz, aber sie verweigern einen falschen oder endgültigen Trost.
Dasselbe gilt für die Worte: Ihr Klang gleicht einem sakralen Ritus, der aus der Ferne beobachtet wird. Die Reihenfolge der gebrochenen Sätze verliert die Richtung, bewegt sich und dreht sich im Kreis, nein: nicht einmal im Kreis, niemals im vollständigen Kreis. Sie sind mit Bedeutung aufgeladen, sie schließen vorübergehend Bündnisse mit himmlischen Zeichen, mit mächtigen Symbolen (zusammen mit der Musik, versteht sich, würde ein Musiker hinzufügen).
Aber man würde dieses Stück nicht in der Liturgie spielen können. Es wurde nicht für liturgische Zwecke komponiert. Es ist eher ein sehr privater Gebetsschrei, ein tränenreiches Hoffen. Ein absolut ehrliches, verwirrtes Bekenntnis der eigenen Gebrochenheit und eine Bitte um Erlösung.
So oft habe ich das Gefühl, dass mein Leben diesem ET LUX in Musik und Text völlig gleicht. Ich lebe in einem Wolkenknäuel aus gut gemeinten Plänen, schnellen zwischenmenschlichen Begegnungen, müden Papa-Momenten, aufgeschobenen Träumen, augenblicklichen Sehnsüchten und intensiver Sehnsucht nach Ruhe und Frieden, nach einem wahren Frieden. Ich bewege mich in einer Wildnis von Versuchungen und Gesten des Widerstands gegen sie, zwischen Dingen, Gegenständen, Menschen und sogar Haustieren, die nach meiner Aufmerksamkeit verlangen. Auf den Flügeln schnell erdachter Gebete, Fürbitten, Segenswünschen, verzweifelter täglicher “Maranathas” sowie wahren Ausdrücken der Freude, der Dankbarkeit, des Staunens über jeden geschenkten Augenblick, über jedes Geräusch, jede Begegnung…
Und so webe ich meine Schritte, Gedanken und Herzschläge, bewusst oder unbewusst, und ich werde gewoben von:
…”Herr, du hast Worte des ewigen Lebens”…
…”zu wem sollen wir gehen?”…
…”wenn mir die Worte fehlen, trittst du dann für mich ein, Heiliger Geist?”…
…”in ihm bewegen wir uns und atmen und haben unser Sein”…
…”folge mir”…
…”Du bist der Weg”…
…„Libera me”…
Text: David Danel (LINK)
Die MUSIG FÄGTORY ist eine gemeinsame Plattform einzelner Musikschaffender und Musikschulen mit dem Ziel, ein Kompetenzzentrum für Nachwuchs-Musiker im Bereich Popularmusik im Berner Oberland zu bilden.
ERINNERUNG UND ERNEUERUNG KOOPERATION, INTERAKTION, RESONANZ
Braucht Erneuerung Mut – oder kann sie uns auch Mut geben? In welchen zeitlichen Dimensionen entsteht Neues?
Und wer entscheidet, woran wir uns danach erinnern sollen? Was ist die Qualität des Ephemeren in der Kunst?
Mit diesen Aspekten zum Thema «Erinnerung und Erneuerung» wollen wir uns am Langen Wochenende der Kunst auseinander-setzen.
Unter dem Leitmotiv «Erinnerung und Erneuerung» wagt das Lange Wochenende der Künste 2021 ein Experiment in Kooperation, Interaktion und Resonanz. Alle Teilnehmenden arbeiten in zu Beginn formierten Teams von 3–7 Personen. Jedes Team wählt eine vor- bereitete Aufgabe, die sowohl theoretisch wie auch künstlerisch-praktisch im Verlauf des Wochenendes gemeinsam zu untersuchen und zu bearbeiten ist. Nähere Infos zu den verschiedenen, zur Wahl stehenden Aufgaben erhalten Sie ca. zwei Wochen vor dem Kurs. Es können selbstverständlich auch eigene, zum Thema passende künstlerische Aufgaben bearbeitet werden.
Regelmässige Resonanzräume im Plenum ermöglichen Einsichten in Zwischenstände, kritische Reflexionen des eigenen Arbeits-prozesses und das Einbringen neuer Inputs. Ein Rahmenprogramm mit verschiedenen Inputs und Darbietungen sorgt ausserdem für Abwechslung und Auflockerung der intensiven Arbeitsphasen.
Im Rahmen einer festlichen Vernissage am Sonntagvormittag präsentieren alle Teams ihre Er- gebnisse und Erkenntnisse.
Wir laden Sie ein, sich mit uns auf den Weg zu machen und dieses Experiment zu wagen. Sie sind willkommen, unabhängig von Ihrem künstlerischen/gestalterischen Hintergrund und ganz egal in welcher Form Sie sich konkret einbringen möchten. Das Angebot richtet sich primär an Kunst- und Architekturschaffende sowie Kunsttheoretiker aller Sparten. Ambitio- nierte kunstinteressierte Laien sind ebenfalls am Anlass sehr willkommen.
Die Stadt vor dem Erstarren retten! Ein kniffliger Fall lässt die Polizei ratlos, sie benötigt euren Grips und euer Bewegungsgefühl: Warum nennt sich der Mann auf dem Polizeiposten Rudolf? Und überhaupt: Wo ist die Bombe versteckt? «Mission Rudolf» ist schweizweit der erste Rätsel-Trail zum Thema Tanz und führt durch die Innenstadt von Winterthur.
Macht euch auf zur Mission Rudolf und geht dem Geheimnis um das vergessene Tanz-Erbe auf den Grund. Mit Bewegung und klugem Kombinieren findet ihr alle versteckten Passwort-Teile, um die Bombe vor der Zündung zu entschärfen, die die Menschen der Stadt sonst erstarren lässt. Seid ihr rechtzeitig an allen fünf Orten der Stadt und knackt den Code, sodass die Stadt weiterhin in Bewegung bleibt?
Die drei Winterthurer Kulturakteur*innen Kulturbau GmbH, kulturvehikel gmbh und lauschig –wOrte im Freien bespielen diesen Sommer den Merkurplatz in Winterthur. Für den«Kulturplanet» haben die drei Kulturinstitutionen ein experimentelles und lustvolles Programm mit viel Improvisiertem auf die Beine gestellt.
Für die Bespielung des Merkurplatzes 2021 schliessen sich die drei Institutionen erstmals zusammen. Sie möchten die Ausschreibung der Stadt für ein Pilotjahr nutzen, um ein spannendes, breites und niederschwellig zugängliches Kulturprogramm zu realisieren. Die Veranstaltungen sind speziell auf den Merkurplatz zugeschnitten. Dass das Programm durch andere Institutionen, Vereine und Gruppierungen ergänzt wird ist dabei durchaus erwünscht. Das Ziel ist, möglichst verschiedene Sparten und Formate auszuprobieren.
Wer Lust hat, eine Einzelveranstaltung oder ein Miniprojekt auf dem Merkurplatz umzusetzen, darf sich gerne bei hallo@kulturplanet.ch melden. Die Trägerschaft entscheidet dann, ob Datum und Idee ins Programm passen und ob die Kriterien, die die Stadt stellt, eingehalten werden können oder nicht.
A fundamental question
It would be interesting to ask Christians this: What is the real foundation of your faith? – No doubt many would give such answers as: «What is written in the Bible» or: «The message of Jesus Christ». Or perhaps: «The experiences I have had with God».
But is this enough? Why should whatever is written in the Bible be considered true? And why couldn’t one come up with a completely different interpretation of one’s own experiences? The fundamental question behind these is: How do I recognise what is true?
Seen, heard, touched…
The first letter of 1 John, 1:1-4, starts with weighty sentences which remind us of the prologue to John’s Gospel, because they also speak about the Beginning and the Word: «That which was from the beginning, which we have heard, which we have seen with our eyes, which we have looked at and our hands have touched – this we proclaim concerning the Word of life. The life appeared; we have seen it and testify to it, and we proclaim to you the eternal life, which was with the Father and has appeared to us. We proclaim to you what we have seen and heard, so that you also may have fellowship with us. And our fellowship is with the Father and with his Son, Jesus Christ. We write this to make our joy complete.»
The aesthetic foundation of faith
Here faith is traced back to the aesthetic dimension! For «aesthetics» actually means «perceiving with the senses». Putting it in concrete terms: We have experienced «the Word of life» with our senses. Now, however, we face this question: Is aesthetic perception enough?
The idea that perceiving with the senses can form the basis of knowledge appears, for example, in «Aesthetica», the groundbreaking work on art theory written by A.G.Baumgarten around 1750. In this, he expanded on the philosophical opinion, prevalent since antiquity (and often encountered in theology as well), that, on the path to knowledge, thinking is to be preferred above experiences of the senses. Parmenides (c. 500 B.C.) said this at an earlier date: «Thinking and being are the same thing». This devaluing of the senses and the corresponding raising of the status of abstract thinking continued via Augustine and mediaeval theology and through Descartes and Kant all the way down to the 19th and 20th centuries. With Immanuel Kant, a further decisive orientation was given. In simplified terms: Reason is not even capable of recognising the world. With Kant, the world of the senses is lost to us (the theologian Adolf Schlatter). Nor does faith any longer have its foundation in knowledge based on experiences of the senses. That is the reason for his triumphant affirmation: «So I had to put knowledge aside in order to make space for faith». Thus we reach the opposite pole to that of 1 Jn 1.
Deceiving the senses times x?
But if we take John and the processes of knowledge in the Bible seriously, we have to put this question: Who is saying this? The answer given in 1 Jn 1 is straightforward: «we». This means there are many who have had the same experience! If we speak about Jesus Christ, i.e. about his authoritative teaching, his deeds, his death and his resurrection, we discover a large number of biblical eyewitnesses (see, for example, 1 Cor 15:4-7: «that he was buried, that he was raised on the third day according to the Scriptures, and that he appeared to Peter, and then to the Twelve. After that, he appeared to more than five hundred of the brothers at the same time, most of whom are still living, though some have fallen asleep. Then he appeared to James, then to all the apostles.»If we go beyond the Bible, we see that, since these first eyewitnesses, there has been a growing chain – or, better, a huge network – of countless witnesses throughout two thousand years, witnesses who, although they did not see Jesus Christ, have indeed experienced him concretely, both «in the inward man» and by external experience of his working. This means that we are standing in a tradition of witnesses and, purely in the light of this, have to draw this conclusion: «This must be true!» This would then be intellectual knowledge which does not however proceed abstractly, but sees itself as based on experiences of the senses.
What is the foundation of (our) art?
Is art founded on experience or on abstract thought?
We will go into this in Part 2.
Text: Beat Rink / translation: Bill Buchanan
DEUTSCH Eine grundlegende Frage Es wäre interessant, Christinnen und Christen zu fragen: Was ist eigentlich das Fundament deines Glaubens?
Zweifellos würden viele solche Antworten geben wie: «Das, was in der Bibel steht» oder: «Die Botschaft von Jesus Christus». Vielleicht auch: «Meine Erfahrungen, die ich mit Gott machte». Aber ist das genug? Warum soll das, was in der Bibel steht, als wahr gelten? Und warum könnten eigene Erfahrungen nicht völlig anders interpretiert werden? Die grundlegende Frage dahinter lautet: Wie erkenne ich, was wahr ist?
Gesehen, gehört, betastet… Der 1. Johannesbrief 1, 1-4 hebt an mit gewichtigen Sätzen, die an den Prolog des Johannesevangeliums erinnern, weil sie auch vom Anfang und vom Wort sprechen: «Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir gesehen haben mit unsern Augen, was wir betrachtet haben und unsre Hände betastet haben, vom Wort des Lebens und das Leben ist erschienen, und wir haben gesehen und bezeugen und verkündigen euch das Leben, das ewig ist, das beim Vater war und uns erschienen ist, was wir gesehen und gehört haben, das verkündigen wir auch euch, damit auch ihr mit uns Gemeinschaft habt; und unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus. Und dies schreiben wir, auf dass unsere Freude vollkommen sei.» Der ästhetische Grund des Glaubens Hier wird der Glaube zurückgeführt auf die ästhetische Dimension! Denn «Ästhetik» heisst eigentlich «sinnliche Wahrnehmung». Konkret wird gesagt: Wir haben das «Wort des Lebens» sinnlich erfahren. Nun stellen sich aber die Frage: Ist die ästhetische Wahrnehmung genug?
Dass die sinnliche Wahrnehmung der Grund von Erkenntnis sein kann, meinte etwa 1750 A.G.Baumgarten in seiner kunsttheoretisch epochalen Schrift «Aesthetica». Damit griff er die seit der Antike vorherrschende philosophische (und auch in der Theologie oft vertretene) Meinung an, dass auf dem Erkenntnisweg das Denken der sinnlichen Erfahrung vorzuziehen sei. Schon Parmenides (um 500 v.Chr.) hatte gesagt: «Dasselbe ist Denken und Sein». Diese Abwertung des Sinnlichen und Aufwertung des abstrakten Denkens führte über Augustin und die mittelalterliche Theologie zu Descartes und Kant bis ins 19. Und 20. Jahrhundert. Bei Immanuel Kant stellt sich noch eine wichtige Weiche. Vereinfacht gesagt: Die Vernunft kann die Welt nicht mehr erkennen. Die sinnliche Welt kommt uns mit Kant abhanden (so der Theologe Adolf Schlatter). Auch der Glaube hat seinen Grund nicht mehr im Wissen aus einer sinnnlichen Erfahrung. Darum kann er triumphierend feststellen: «Ich musste also das Wissen aufheben, um zum Glauben Platz zu bekommen». Damit ist nun ein Gegenpol zu 1.Joh 1 erreicht.
Sinnentäuschung mal x ? Nimmt man aber Johannes und die Erkenntnisvorgänge in der Bibel ernst, stellt sich die Frage: Wer sagt das? Die Antwort heisst in 1.Joh 1 schlicht: «wir». Das heisst: Es gibt viele, die dasselbe erfahren haben! Sprechen wir von Jesus Christus, d.h. von seiner vollmächtigen Lehre, seinen Taten, seinem Tod und seiner Auferstehung, so ist dies eine grosse Zahl von biblischen Augenzeugen. (s. etwa 1.Kor 15 4-7: «und dass er auferweckt worden ist am dritten Tage nach der Schrift; und dass er gesehen worden ist von Kephas, danach von den Zwölfen. Danach ist er gesehen worden von mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten noch heute leben, einige aber sind entschlafen. Danach ist er gesehen worden von Jakobus, danach von allen Aposteln.» Gehen wir über die Bibel hinaus, so erkennen wir: Es gibt seit diesen ersten Augenzeugen eine wachsende Kette – oder besser: ein gewaltiges Netzwerk – von unzähligen Zeugen über zwei Jahrtausende hinweg, die Jesus Christus zwar nicht gesehen, aber doch konkret erfahren haben, und zwar «am inneren Menschen» wie auch durch äussere Erfahrungen seines Wirkens.
Das heisst: Wir stehen in einer Tradition von Zeugen und müssten allein dadurch zum Schluss kommen: «Das muss wahr sein!» Das wäre also eine intellektuelle Erkenntnis, die allerdings nicht abstrakt verfährt, sondern sich auf sinnliche Erfahrungen beruft.
Worauf gründet Kunst?
Gründet Kunst auf Erfahrung oder auf abstraktem Denken?
Darauf wird Teil 2 eingehen.
Text: Beat Rink
ENGLISH
In the last few weeks, I have been affected by the parting of a dear and also interesting person. One of my great-uncles died at the age of 92. This was therefore no close relative, his death was not at all unexpected, and it was in large measure a deliverance. And nevertheless I missed this uncle. Unfortunately, it was only in the last few years that I got to know Werner, because he had spent his youth in Vancouver before returning to the country his family come from. After he received an ominous diagnosis three months ago, a diagnosis he accepted with astonishing calmness, I had a couple of further opportunities to visit him. This was after a year had passed in which Covid prevented us from meeting at all.
A typical artist: inexhaustibly creative
During these visits, Werner told me a great deal about his life as an artist. He was an architect and filmmaker, and still had ideas for some projects. A typical artist: inexhaustibly creative!
A typical artist (of today): a battling atheist
Werner was no doubt also typical artist of our present-day in the way that he constantly repeated in the course of our conversations, with great honesty, this statement: «I am an atheist! I respect what you think. But I cannot believe in God.» He always said this with an undertone that secretly expected a counter-statement and hoped for a heated dispute.
A typical artist: mentally flexible to the last
Generally, a 92-year-old has become fixed in his views and opinions. Not so my uncle. He loved Glenn Gould and had heard him himself, which explains why the reading material I was able to bring to his hospital bedside struck home: he found the experiences of the piano tuner Franz Mohr as gripping as a detective story*. For the spiritual messages in the chapters concerning Glenn Gould or Wanda Horowitz, however, he found no sympathy. And yet on several occasions he said, reflecting deeply: «Maybe I was wrong!» and added that we should certainly continue our discussions. In addition, he always allowed me to pray for him each time I visited and was always visibly moved as he thanked me. This mental flexibility impressed me deeply. Unfortunately, I was abroad when Werner died. But on the telephone he said one further thing: «It is a gift that we have met and can speak about such deep things. This has to go on!»
One of art’s important tasks
The philosopher Walter Hoeres writes that knowledge requires «radical unprejudiced openness for the immense possibilities beyond the world of things… This openness for the other ways things can be is the beginning of all critical wisdom. It is at the same time also the completely open essence of knowledge.»
Is this perhaps one of the most important tasks of art, awakening mental openness for the «other ways things can be»?! The precondition for this, however, is that artists themselves remain open, inquisitive and flexible – and at the age of 92 can still say: «Maybe I was wrong»
Text: Beat Rink / Translation: Bill Buchanan
* see www.franzmohr.com
DEUTSCH
In den letzten Wochen bewegte mich der Abschied von einem liebenswürdigen und zudem interessanten Menschen. Im hohen Alter von 92 Jahren starb ein Grossonkel von mir. Es war also kein naher Verwandter und der Tod kam keineswegs unerwartet und war eher eine Erlösung. Und trotzdem vermisse ich diesen Onkel.
Leider hatte ich Werner erst vor ein paar Jahren kennen gelernt, weil er seit seiner Jugend in Vancouver gelebt hatte, bevor er in das Land seiner Herkunftsfamilie zurückkehrte. Als er vor drei Monaten eine schlimme Diagnose bekam, die er erstaunlich gelassen entgegennahm, konnte ich ihn noch ein paarmal besuchen. Dies, nachdem wir uns wegen Covid über ein Jahr nicht gesehen hatten…
Ein typischer Künstler: unermüdlich kreativ Werner erzählte mir bei diesen Besuchen viel aus seinem Künstler-Leben. Er war Architekt und Filmemacher und hatte noch einige Projekte in der Schublade. Ein typischer Künstler: unermüdlich kreativ bis zuletzt!
Ein typischer (heutiger) Künstler: ein streitbarer Atheist Ein typischer Künstler unserer Gegenwart war Werner wohl auch, weil er mir mit grosser Ehrlichkeit im Verlauf unserer Gespräche immer wieder sagte: «Ich bin Atheist! Ich respektiere, was du denkst. Aber ich kann nicht an Gott glauben.» Er sagte das jeweils mit einem Unterton, der insgeheim Widerspruch erwartete und auf ein Streitgespräch hoffte.
Ein typischer Künstler: geistig flexibel bis zuletzt Im Allgemeinen sind 92-jährige Menschen in ihren Anschauungen festgefahren. Nicht so mein Onkel. Er liebte Glenn Gould und hatte ihn selber gehört, weshalb die Lektüre, die ich ihm ans Spitalbett bringen konnte, ins Schwarze traf: Er fand die Erlebnisse des Klavierstimmers Franz Mohr spannend wie einen Kriminalroman*. Den geistlichen Botschaften in den Kapiteln über Glenn Gould oder über Wanda Horowitz konnte er allerdings nicht zustimmen. Und doch sagte er mehrmals sehr nachdenklich: «Maybe I was wrong!» – “Vielleicht lag ich falsch!” und fügte hinzu, dass wir unsere Gespräche unbedingt fortsetzen sollten. Dazu erlaubte er mir bei jedem Besuch, für ihn zu beten und dankte jeweils sichtlich bewegt. Diese geistige Flexibilität beeindruckte mich tief. Leider war ich im Ausland, als Werner starb. Aber am Telefon sagte er mir noch: «Es ist ein Geschenk, dass wir uns kennen und über so tiefe Dinge reden können. Das muss fortgesetzt werden!»
Eine wichtige Aufgabe von Kunst Der Philosoph Walter Hoeres schreibt, Erkenntnis erfordere «die radikale unvoreingenommene Offenheit für die ungeheuren Möglichkeiten des Andersseins der Dinge…Diese Offenheit für das Anderssein der Dinge ist der Anfang aller kritischen Weisheit. Sie ist auch das verborgene und zugleich ganz offene Wesen der Erkenntnis.»
Gehört es vielleicht zu den wichtigsten Aufgaben der Kunst, geistige Offenheit für das «Anderssein der Dinge» zu wecken?! Dies bedingt allerdings, dass Künstler selber offen, neugierig und flexibel bleiben – und mit 92 noch sagen können: «Maybe I was wrong»…
No one left behind – hören. beten. handeln. Die Schweizerische Evangelische Allianz lädt gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft ARTS+ zu einem virtuellen Treffen ein, um im Gebet für jene Menschen einzustehen, die gerade jetzt Unterstützung brauchen.
ZOOM-Link: Montag, 3. Mai 2021, 20.00 – 21.00 Uhr
«So sprecht euch gegenseitig ermutigende Worte zu. Steht zusammen und stärkt die Hoffnung, vergesst niemanden, lasst niemanden zurück.» 1. Thessalonicher 5,11
Programm Montag 2. Mai, 20.00 Uhr
Begrüssung, musikalischer Input
Zwei Künstler berichten über ihre Zeit während Corona
Gebet in Kleingruppen
ARTS+ News
musikalischer Abschluss
Brauchst du als Kunstschaffende(r) neue Hoffnung und Ermutigung? Ist es dir ein Anliegen, für die Kunstwelt im Gebet einzustehen? Herzlich willkommen!
Das ZOOM wird NICHT aufgezeichnet!
Danach geht unser ZOOM-Sofa in die Sommerpause. Im Herbst, wenn die Liegestühle weggeräumt sind, holen wir das Sofa wieder hervor und freuen uns auf spannende Beiträge! Du kannst aber in der Sommerpause die bisherigen Zoom-Sofas auf unserer Webseite anschauen. Aufzeichnungen
Dein ARTS+ Team:
Astrid Künzler, Regula Lustenberger, Adrian Furrer, Andi Bachmann,
Beat Rink, Jean-Daniel von Lerber, Jonathan Schmidt, Martin Jufer,
Samuel Scherrer, Timo Schuster
ENGLISH
The greatest problem amongst artists «The greatest problem amongst us artists is the way we speak badly of each other», a musician said to me some time ago. Is it only artists that have this problem? No! – Is it a problem at all? Surely it is necessary to point out the faults of fellow artists from time to time? There are of course cultivated ways of doing this…
In his letter, James finds strong and even poetic words in warning about the forest fire which the tongue can start. For the tongue has the power to steer things (and first of all ourselves) as a rudder steers a ship. Or as a bridle guides a horse (James 3, 1-12). We observe this: If we delight in grumbling about others, we are taking part in a degenerate culture.
Psycho-hygiene We all speak about others when they are absent. Sometimes there is simply a need to pour out one’s heart and empty out the accumulated frustrations – as psycho-hygiene, so to speak. The question, however, is how and with whom one speaks about others.
What did Jesus do with his pent-up anger? A question which is always helpful for Christians is: What would Jesus do? We find no examples of Jesus speaking badly about third persons. He speaks directly to his enemies and friends (who sometimes behave like enemies) and rebukes them (the teachers of the law, the disciples) or forgives them (even his executioners). But he must have unloaded his anger in the presence of his heavenly Father from time to time. His high-priestly prayer gives us an indication of how he spoke with the Father about his disciples: prayerfully, namely in intercession. And full of love.
Does God speak badly about us? We, too, are included in Jn 17,20: «My prayer is not for them alone. I pray also for those who will believe in me through their message.»This surely means that the Father, the Son and the Holy Spirit, when they look down towards us and talk about us, do not grumble and gossip! Strictly speaking, they do not even talk behind our backs, but include us in their thinking and speaking: «that all of them may be one, Father, just as you are in me and I am in you…» (Jn 17,21). In many cases, it is simply that we do not notice anything of this four-person conversation… Yet we could sharpen our hearing in this regard and also become the ones who prepare the conversation.
Going with the flow in the biotope? To get back to the question: How and with whom we should talk about others? But first of all we should perhaps pose another question: Why do we feel this impulse to speak negatively of others at all? Perhaps we have genuinely been offended and hurt. But perhaps, in a cowardly way, we just join in the gossip of those around us, so as to avoid ending up on the «wrong side». This could mean that we involuntarily allow ourselves to be drawn into the competition and power struggles within a certain clique, whether in an orchestra or theatre ensemble, a ballet company or a school – or in a church congregation. Where conflicts are swept under the carpet instead of being discussed and resolved openly, a perfect biotope is created for factions and malicious gossip. Do we then simply go with the flow in this biotope? It takes courage to become aware of this and not to join in.
Don’t go with the flow Not going with the flow would mean becoming aware that people are talking negatively about others. Work out the reasons for this. Speak about it with someone you trust if, for example, someone has been slandered. Forgive. Ask for forgiveness. Deal with conflicts openly. Do not allow yourself to become part of a clique. Pray for your «enemies» and bless them. Treat them with friendliness («If your enemy is hungry, feed him; if he is thirsty, give him something to drink… Rom 12,20). If you are in a group where other people are being pulled apart, take courage and say, «I find it is unfair to speak so badly of X. I don’t feel comfortable with this. Why don’t we speak with X directly or look for a solution…?»
«Therefore, rid yourselves of slander» Peter writes: «Therefore, rid yourselves of all malice and all deceit, hypocrisy, envy, and slander of every kind.» (1 Peter 2, 1) Speaking to artists in the year 2021, Peter might say the same thing with these words: «Stop thinking badly of your colleagues and wishing them nothing good. Do not rob them of what belongs to them, for example success. Do not be two-faced: friendly in their presence and unfriendly behind their backs. Do not be envious of them. Stop talking badly about them. Bless them, take them with you into your four-person conversation with God. For this is the will of God, that you should shame into silence, by doing good, such persons as have no understanding of things and speak foolishly*.»
* Free paraphrase of verse 15
Text: Beat Rink / Translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
Das grösste Problem unter Künstlern «Das grösste Problem unter uns Künstlern ist das schlechte Gerede übereinander», sagte mir vor einiger Zeit ein Musiker. Haben nur Künstler dieses Problem? Nein! – Ist es überhaupt ein Problem? Muss man nicht manchmal über Künstlerkollegen herziehen ? Man kann das doch kultiviert tun… Jakobus findet in seinem Brief starke und überdies poetische Worte wenn er vor dem Flächenbrand warnt, den die Zunge in Gang setzen kann. Denn die Zunge hat die Macht, Dinge (und zunächst uns selber) zu lenken wie ein Schiffsruder ein Schiff. Oder wie Zaumzeug ein Pferd lenken kann. (Jakobus 3, 1-12) Wir merken: Lieben wir es, über andere zu schimpfen, wirken wir an einer Unkultur mit.
Psychohygiene Wir alle sprechen über andere in ihrer Abwesenheit. Manchmal muss man einfach das Herz ausschütten und den Kropf leeren – als Psychohygiene sozusagen. Die Frage ist aber: Wie und mit wem spricht man über andere?
Was hat Jesus mit seinem Ärger gemacht? Für Christen ist es immer hilfreich, zu fragen: Wie hat das Jesus gemacht? Wir sehen nirgends, wie Jesus über Dritte lästert. Er spricht seine Feinde und Freunde (die sich manchmal wie Feinde verhalten) direkt an und tadelt sie (die Schriftgelehrten, die Jünger) oder er vergibt ihnen (sogar seinen Henkern). Bestimmt lädt er aber seinen Ärger immer wieder bei seinem himmlischen Vater ab. Das hohepriesterliche Gebet lässt uns erahnen, wie er mit dem Vater über seine Jünger gesprochen hat: betend, fürbittend eben. Und voller Liebe.
Schimpft Gott über uns? Wir selber kommen in Joh 17,20 ebenfalls vor:«Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben werden.» Das heisst doch: Der Vater, der Sohn und der Heilige Geist, wenn sie auf uns herabblicken und über uns reden, schimpfen und lästern nicht. Sie reden, genau genommen, nicht einmal hinter unserem Rücken über uns, sondern beziehen uns in ihr Denken und Reden mit ein: «Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, so sollen auch sie in uns sein…» (Joh 17, 21) Wir merken oft nur nichts von diesem Gespräch in der Viererrunde. Doch wir könnten dafür hellhöriger und auch selber gesprächsbereiter werden.
Mitschwimmen im Biotop? Zurück zur Frage: Wie und mit wem sollen wir über andere reden?
Doch vielleicht sollten wir uns zunächst etwas Anderes fragen: Warum verspüren wir überhaupt den Impuls, negativ zu reden? Vielleicht wurden wir tatsächlich gekränkt und verletzt. Vielleicht machen wir aber einfach feige beim Gerede Anderer mit, um nicht auf der «falschen Seite» zu stehen. Dabei lassen wir uns möglicherweise unwillkürlich in Konkurrenz- und Machtkämpfe innerhalb einer Gemeinschaft einspannen, sei es nun innerhalb eines Orchesters oder eines Theaterensembles, einer Ballettkompanie oder einer Schule – oder innerhalb einer Kirchgemeinde. Wo Konflikte, statt offen angesprochen und gelöst, unter den Tisch gewischt werden, entsteht ein ideales Biotop für Gruppenbildungen und üble Nachrede. Schwimmen wir also in diesem Biotop mit? Es braucht Mut, dies zu erkennen und nicht mitzumachen.
Nicht mitmachen Nicht mitmachen, könnte heissen: Zunächst einmal realisieren, wie man über andere spricht. Dann den Gründen auf die Spur gehen. Mit einer Vertrauensperson darüber reden, z.B. wenn man gekränkt wurde. Vergeben. Um Vergebung bitten. Konflikte offen angehen. Sich nicht in Gruppenbildungen einspannen lassen. Für die «Feinde» beten und sie segnen. Ihnen mit Freundlichkeit begegnen («Wenn nun deinen Feind hungert, so speise ihn. Dürstet ihn, so tränke ihn… Römer 12, 20). Mutig bei einer Gesprächsrunde, in der man über Andere herzieht, sagen: «Ich finde es unfair, wenn wir so schlecht über X sprechen. Mir ist nicht wohl dabei. Warum reden wir nicht direkt mit X oder suchen eine Lösung…?»
“…legt ab üble Nachrede” Petrus schreibt: «So legt nun ab alle Bosheit und allen Betrug und Heuchelei und Neid und alle üble Nachrede.» (1 Petr 2,1) Vielleicht würde Petrus den Künstlerinnen und Künstlern im Jahr 2021 dasselbe mit den folgenden Worten sagen: «Hört auf, über eure Kollegen schlecht zu denken und ihnen nicht Gutes zu wünschen. Nehmt ihnen nicht weg, was ihnen gehört, zum Beispiel den Erfolg. Seid nicht doppelzüngig: ihnen gegenüber freundlich und hintenherum unfreundlich. Seid nicht neidisch auf sie. Hört auf, schlecht über sie zu reden. Segnet sie, nehmt sie in euer Vierergespräch mit Gott hinein. Denn das ist der Wille Gottes, dass ihr durch Tun des Guten den Menschen, die die Dinge nicht durchschauen und dumm reden, das Maul stopft*» .
* frei nach Vers 15
Text: Beat Rink
ENGLISH
12th June 2021 > 17th June 2022
Today, the 12th June 2021, should have seen the “Night of Faith. Festival for Art and Church” taking place in Basel. In 25 churches and cultural venues (theatres, concert halls, literary salons) and in public areas, 600 professional artists and choral singers were due to perform. In previous years, the festival had reached many people and aroused great interest in the media.
Because of the Covid situation, the event has now had to be postponed by a year (to 17th June 2022). Nevertheless, we are invited to sample an online «APPETIZER» today, Saturday (see information above).
Why a Christian art festival?
In the context of a previous “Night of Faith”, a Swiss radio reporter asked some very direct questions, such as: «Is there a need for festival of this kind at all?» – «Why haven’t you involved other religions as well?» – «Are you trying to use art to do your missionary work?» Such questions are to be expected and taken seriously anywhere where «Christian art» is presented in public.
I will attempt an answer in three steps:
1. Religion is not a purely private matter
The uneasiness regarding Christian art in the public eye is largely the result of the idea that religion is an entirely private matter. This idea is very welcome when it is a question of freedom of religion: one should neither forbid or require that anyone believes any particular article of faith. According to Frederick II (1712-1786), a representative of enlightened absolutism, «each person should attain blessedness after his own façon». Religion is therefore a private matter! This idea is however dubious if understood this way: It is better if religion is not expressed publicly. «Secularisation» has greatly affected Western society in recent centuries. It has led to a separation of state and religion. This process was important in dismantling unholy alliances between the church and state powers. But it should not blind us to the fact that every modern state is founded on principles owed to religion (and above all to Christianity)!
A constitutional lawyer and philosopher of jurisprudence, Ernst-Wolfgang Böckenförde, formulated in 1964 a much-discussed statement: “A secularised state providing individual liberty owes its life to preconditions which it cannot itself guarantee.” The Christian faith is therefore inseparably connected with a state guaranteeing welfare and civil liberty.
2. The Christian faith is not a purely private
and church matter
Jesus says in Luke 17,21: «The Kingdom of God is in the midst of you.» This statement has been interpreted in the most varied ways. According to some theologians, Jesus meant to say: «The Kingdom of God is within each one of you». And others: «The Kingdom of God will only come later – at the end of the ages.» The most plausible interpretation, however, is: With Jesus, the Kingdom of God has come! It is not something internal in the mind, nor is it a future event. Nor does it mean: «The Kingdom of God will not exist until the church arrives…» The Kingdom of God is thus a key factor in changing the world and the Christian faith is by definition «public».
3. Christian art is not a private matter!
This is why Christian art, too, cannot be declared to be a purely private matter. With the passage of time, a great acceptance has been developed for art with its roots in other religions. Art with roots in Christian life and faith, on the other hand, is apparently felt to be embarrassing (against the background of secularisation?). Olivier Messiaen was attacked virulently when he wrote his «Vingt Regards sur l’enfant-Jésus» for the concert hall and confessed that he was deliberately writing liturgical music for listeners outside the church. In today’s post-Christian age, in contrast, one can expect many people to have no concept of either secularisation or the church and therefore to be completely open for something as unknown as the Christian message.
4. Art is not the opposite of Christianity
Modern man understands art as an expression of great creative (playful) freedom and of authenticity. How, then, can this be consistent with a faith and with a church which (precisely during cultural crises!) are condemned as intolerant and hypocritical, displaying obtrusive missionary zeal and attacking freedom?
Christian has the power to reach through these prejudices if it presents itself authentically, genuinely and undogmatically – if one understands dogmatism as a rigid and imposed faith. The right place for good «Christian art», which treats faith not as an impersonal theme but from the point of view of inner involvement, is in the public eye! It is no surprise if the effects it has there go beyond a purely aesthetic experience and communicated something of the «Kingdom of God» and of the working of the Holy Spirit.
Text: Beat Rink / Translation: Bill Buchanan
DEUTSCH 12. Juni 2021> 17.Juni 2022
Heute, am 12. Juni 2021, hätte in Basel das “Nacht des Glaubens. Festival für Kunst und Kirche” stattfinden sollen. In 25 Kirchen und Kulturhäusern (Theatern, Konzertsälen, Literaturhäusern) und auf öffentlichen Plätzen wären 600 professionelle Künstlerinnen und Künstler und Chorsänger aufgetreten. Das Festival hat in den vergangenen Jahren viele Menschen erreicht und ist in den Medien auf grosses Interesse gestossen.
Wegen der Covid-Lage musste der Anlass nun um ein Jahr (auf den 17.Juni 2022) verschoben werden. Immerhin sind wir an diesem Samstag zu einem Online «APPETIZER» eingeladen (siehe Informationen oben). www.nachtdesglaubens.ch
Warum ein christliches Kunstfestival?
Anlässlich einer früheren “Nacht des Glaubens” stellte ein Reporter des Schweizer Rundfunks sehr direkte Fragen wie: «Braucht es ein solches Festival überhaupt?» – «Weshalb bezieht man nicht andere Religionen mit ein?» – «Möchtet ihr mit Kunst missionieren?» Solche Fragen sind überall zu erwarten und ernst zu nehmen, wo «christliche Kunst» in der Öffentlichkeit gezeigt wird.
Ich versuche eine Antwort in 4 Schritten:
1. Religion ist keine Privatsache
Die Irritation gegenüber christlicher Kunst in der Öffentlichkeit entspringt zu einem grossen Teil der Idee, Religion sei Privatsache. Diese Idee ist zu begrüssen, wenn es um die Religionsfreiheit geht: Man darf einem Menschen nicht verbieten oder verordnen, etwas Bestimmtes zu glauben. Friedrich II (1712-1786), Repräsentant des aufgeklärten Absolutismus, sagte: «Jeder soll nach seiner eigenen Façon selig werden». Religion ist also Privatsache! Diese Idee ist aber fragwürdig, wenn damit gemeint wird: Religion sollte sich öffentlich besser nicht äussern. Die «Säkularisation» hat die westliche Gesellschaft der letzten Jahrhunderte geprägt. Sie hat dazu geführt, dass Staat und Religion getrennt sind. Dieser Prozess war wichtig, um unheilige Allianzen zwischen Kirche und Staatsmacht zu sprengen. Aber er sollte nicht blind machen dafür, dass jeder moderne Staat auf Grundsätzen beruht, die sich der Religion (und vor allem dem Christentum) verdanken! Der Staatstrechler und Rechtsphilosoph Ernst-Wolfgang Böckenförde formulierte 1964 einen vielbeachteten Satz: „Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann.“ Deshalb ist der christliche Glaube untrennbar mit dem freiheitlichen Wohlfahrtsstaat verbunden.
2. Der christliche Glaube ist nicht nur Privat- und Kirchensache
Jesus sagt in Lukas 17,21: «Das Reich Gottes ist mitten unter euch.» Dieser Satz erfuhr unterschiedlichste Auslegungen. Einige Theologen meinten, Jesus wolle sagen: «Das Reich Gottes ist inwendig in euch». Und andere: «Das Reich Gottes kommt erst später – am Ende der Zeiten.» Am plausibelsten ist aber die Auslegung: Mit Jesus ist das Reich Gottes gekommen! Es ist kein innerpsychisches und auch kein futurisches Ereignis. Und es heisst auch nicht «Das Reich Gottes ist erst da, wenn die Kirche kommt…».
Somit ist das Reich Gottes bereits angebrochen – als eine weltverändernde Grösse. Somit ist der christliche Glaube ist per definitionem «öffentlich».
3. Christliche Kunst ist keine Privatsache
Darum kann auch christliche Kunst nicht zur Privatsache erklärt werden. Es gibt mittlerweile eine grosse Akzeptanz gegenüber Kunst, die anderen Religionen entspringt. Kunst, die aus dem gelebten und geglaubten Christ-Sein kommt, wirkt aber offensichtlich (auf dem Hintergrund der Säkularisation?) eher peinlich. Olivier Messiaen wurde heftig angegriffen, als er seine «Vingt Regards sur l’enfant-Jésus» für den Konzertsaal schrieb und bekannte, er komponiere liturgische Musik bewusst für die Zuhörer ausserhalb der Kirche. In der heutigen post-christlichen Zeit ist andererseits zu erwarten, dass viele Menschen weder von der Säkularisation noch von der Kirche eine Ahnung haben und deshalb ganz neu offen sind für eine so unbekannte Botschaft wie die christliche.
4. Kunst ist nicht das Gegenteil von christlichem Glauben
Kunst ist nach heutigem Verständnis ein Ausdruck von grosser kreativer (spielerischer) Freiheit und von Authentizität. Wie kann dies nun mit einem Glauben und mit einer Kirche zusammengebracht werden, die (gerade in kulturellen Kreisen!) als intolerant, heuchlerisch, missionarisch-aufdringlich und freiheitsraubend verurteilt werden?
Christliche Kunst hat die Kraft, diese Vorurteile zu unterwandern, wenn sie authentisch, echt und un-dogmatisch daherkommt, wenn man unter Dogmatismus einen starren, aufgezwungenen Glauben versteht. Gute «christliche Kunst», die den Glauben nicht als fremdes Thema, sondern aus einer inneren Betroffenheit heraus behandelt, gehört an die Öffentlichkeit! Es wäre nicht verwunderlich, wenn sie dort eine Wirkung entfaltet, die über das rein ästhetische Erlebnis hinausgeht und etwas vom «Reich Gottes» und vom Wirken des Heiligen Geistes erahnen lässt.
Text: Beat Rink
ENGLISH
Worldwide success of a singing priest There are few Christian musicians who can fill venues with 30,000 people – and certainly no singer/songwriters who sit on the stage with a simple guitar and, with cracks in the voice, gets the whole audience to join in. In a time of bombastic pop music, which we encounter not only in a Eurovision Song Contest of such terrible shallowness and artistic dearth, but also in some churches. One looks back almost with envy to the 1950s, when the singing priest Aimé Duval (1918-1984) was often on tour. His success led him to 46 countries, earned him the gift of a new guitar from Konrad Adenauer, and also almost ended his life, because he could only tolerate the stress with alcohol.
Christian music for everyday life What was the secret of Duval’s success? One point was his catchy but never schmaltzy melodies. They struck a new note in the church landscape. The theologian Karl Rahner said that one would hardly whistle «O Haupt voll Blut und Wunden» oneself while washing the dishes or walking down the street. The place for this music is the church. But thanks to Duval we suddenly had Christian songs for everyday life. The second point was the texts. This priest was a counsellor who had an open heart for the needs and anxieties of those around him – and incorporated precisely these into his songs.
«Why have you come so late?» The themes of many texts centre on the night. In that they have something in common with the Psalms of Lament. «Why is the night so long?», he asks in one song. And another: «Why have you (Jesus) come so late?» In detail: «Why have you not comforted me today? Why did you join the discussion so late, when it was about you? Why did you really hang on the cross so long?…» The answer comes in the final line: «You allow yourself so much time so that I find time to be close to you.»
These are also words of counsel which fit the present day well. The recommendation: Do not turn away from God in disappointment, even if he seems to be too late in coming. Do not imprison yourself in an inner lockdown (perhaps as a consequence of the external lockdown), but get up and search for God. At this point one could add further lines from “Night Songs” by Aimé Duval which talk about how we should also seek our fellow man in the midst of darkness. Or that we should not forget ourselves. Precisely this was the message Duval had to learn with Alcoholics Anonymous: «Love yourself! Do not hide yourself away in your addiction.”
A song through the night “Seigneur mon ami” (“Lord, my friend”) is one of those songs suited to the night-time hour. Here Père Duval sings: “I walk with a spring in my step, sing a song through the night./Then you are waiting for me at the door of your house full of splendour.” While the audience sings the refrain, Duval yodels along with it on the stage. This is no longer a psalm of lament, but of joy.
To close with a warning – and with a personal experience: The songs of Aimé Duval are a long way from musical perfection and refinement. They are almost annoyingly unpretentious and straightforward. But I sometimes discover myself whistling one of his melodies during my daily tasks. And, more than that: many a verse has found a permanent place within me and comforted me – precisely in such “night-time hours”.
Welterfolg eines singenden Priesters Es gibt wenige christliche Musiker, die Säle mit 30’000 Menschen füllen können – und schon gar keine Singer- / Songwriters, die mit einer schlichten Gitarre auf der Bühne sitzen und mit brüchiger Stimme den Saal zum Mitsingen bringen.
In Zeiten bombastischer Popmusik, wie sie uns nicht nur von einem inhaltlich so furchtbar schalen und künstlerisch dürftigen Eurovision Song Contest, sondern auch aus manchen Kirchen entgegenkommt, blickt man fast etwas neidisch auf die 50-er Jahre, wo der singende Priester Aimé Duval (1918-1984) unterwegs war. Sein Erfolg führte ihn in 46 Länder, bescherte ihm eine neue Gitarre durch Konrad Adenauer – und brachte ihn selber beinahe um, weil er den Stress nur mit Alkohol ertragen konnte.
Christliche Musik für den Alltag Was war Duvals Erfolgsgeheimnis? Das waren seine eingängigen, aber nie schnulzigen Melodien. Sie schlugen in der Kirchenlandschaft einen neuen Ton an. Der Theologe Karl Rahner meinte, man würde beim Geschirrwaschen oder auf der Strasse kaum «O Haupt voll Blut und Wunden» vor sich hin pfeifen. Diese Musik gehörte in die Kirche. Dank Duval aber gab es nun auf einmal christliche Lieder für den Alltag. Dies hatte auch mit den Texten zu tun. Dieser Priester war ein Seelsorger, der für die Nöte und Sorgen der Menschen um ihn herum ein offenes Herz hatte – und diese eben in den Liedern aufnahm.
«Warum kommst du so spät?» Viele Texte kreisen thematisch um die Nacht. Darin sind sie den Klagepsalmen ähnlich. «Warum ist die Nacht so lang?», fragt Père Duval in einem Lied. Und in einem anderen: «Warum kommst du (Jesus) so spät?». Konkret: «Warum hast du mich heute nicht getröstet? Warum kamst du erst so spät im Gespräch dazu, als es um dich ging? Warum hingst du eigentlich so lange am Kreuz?…» Die letzte Zeile gibt Antwort: «Du nimmst dir so viel Zeit, damit ich Zeit suche, bei dir zu sein.»
Dies sind seelsogerliche Worte, die auch gut in unsere Gegenwart passen. Sie empfehlen: Wende dich nicht enttäuscht von Gott ab, selbst wenn er scheinbar zu spät kommt. Verschliesse dich nicht in einem inneren Lockdown (vielleicht als Folge der äusseren Lockdowns), sondern mache dich auf und suche Gott. Hier könnte man weitere Zeilen aus den “Nacht-Liedern” von Aimé Duval anfügen, in denen davon die Rede ist, dass wir mitten im Dunkeln auch die Mitmenschen suchen sollten. Oder dass wir uns selber nicht vergessen dürfen. – Bei den Anonymen Alkoholikern musste Duval gerade dies lernen: «Liebe dich selbst! Verkriech dich nicht in deiner Sucht.”
Ein Lied durch die Nacht „Seigneur mon ami“ (“Herr, mein Freund”) ist eines jener Lieder, die sich für Nachtstunden eignen. Darin singt Duval: „Beschwingt gehe ich, sing ein Lied durch die Nacht. / Du wartest dann auf mich an der Tür deines Hauses voll Pracht.“ Duval jodelt dazu auf der Bühne, während der Saal den Refrain singt.
Zum Schluss eine Warnung – und eine eigene Erfahrung: Die Lieder von Aimé Duval sind weit weg von musikalischer Perfektion und Rafinesse. Sie sind fast ärgerlich unprätentiös und schlicht.
Aber ich ertappe mich manchmal dabei, dass ich eine Melodie im Alltag vor mich hin pfeife. Und mehr noch: Manche Strophe hat sich in meinem Inneren festgesetzt und getröstet – gerade in „Nachtstunden“.
Text: Beat Rink
ENGLISH
There is a scene in the first chapter of the Acts of the Apostles which could have set the followers of Jesus in panic: having lost their Lord once already on Good Friday, they now see him disappearing in a cloud. Yet again, God’s story moves too fast for the disciples and is too much for them to deal with. Don’t we have the same experience sometimes, too?
But this same chapter, currently relevant to Ascension Day (which the Western churches celebrated on May 13), contains at least four statements showing one thing: God’s “timing” is good.
1.
Jesus remained on earth for 40 days after his resurrection (verse 3). The length of this period is not a matter of chance. 40 is the number of “wholeness”, of “completeness”. Think of the four points of the compass. The message: God’s time plan is perfect.
2.
Jesus gives the apostles firm instructions: Do not leave Jerusalem until you have been baptised with the Holy Spirit (v. 4)! This is a clear warning: avoid hasty action, even if results from the best of missionary intentions. A premature launching into mission would be as disastrous as a mountain hike without good shoes or a sea voyage in an unseaworthy ship. The conclusion: God’s timing should not be redefined by us humans. If we are impatient where God is patient, it can lead to problems.
3.
Jesus does not give an answer to the question about the restoration of Israel and therefore about the establishment of God’s Kingdom (v.6). What would happen if God revealed this? The disciples could either be seized with panic or, on the other hand, relax with some calm thoughts: “We’ve still got 3000 years to go… No need to get over-excited!” The consequences for us: God does not give us a timetable, whether on the time-scale of world history or for our own lives. He challenges us to listen to him continuously and to find out when the time is right for something.
4.
The apostles forget time (v.10). They stand staring endlessly into the sky, so much so that God has to send an angel with clear words: Jesus has gone and his return will be at some later time. But now it is time for the disciples, after Jesus’ “heavenly journey”, to set off on their “earthly journey”. The learning point for us: God helps us to find the kairos for our “earthly journey” and not to miss what has to be done “here below”. (This provides a counterpoint to Point 2).
We could summarise it this way: God’s time planning is perfect. Although we do not know the details of his timetable, we know that God will not miss anything. He acts in his own time and on his timescale (a thousand years are like a day for him, and conversely – 2 Peter 3:8).
But we also have the task of distinguishing between God’s planning for world history and salvation and for our lives. The important point: God does not have a rigid bus timetable for our lives, allowing no freedom or room for our choices of action. We are of course not God’s slaves, but his children, with full authorisation to make decisions. If we come late in the morning, the bus is usually gone. This is not how it is with God. And conversely: if we are too early or too eager, he may intervene correctively – as when Jesus healed the soldier’s ear.
But with certain things, of course, we are dependent on God’s time setting. In these cases, God helps us to listen to him and find out, on so many occasions, which important things have to be done when.
Acts of the Apostles is full of such experiences of “God’s timing” and of God’s helpful intervention in his apostles’ time planning.
Questions:
How does our “timing” look? Do we tend to be impatient, or is there a danger that we will procrastinate with important things?
How does it look for us as artists? Do we sense when the time is right for something in our art?
Do we take up time as a theme in our art: our time and God’s time?
Text: Beat Rink / Translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
Das Kapitel 1 der Apostelgeschichte erzählt von einer Szene, die die Nachfolger von Jesus in Panik versetzen könnte: Nachdem sie ihren Herrn an Karfreitag schon einmal verloren hatten, entschwindet er nun in einer Wolke. Wieder einmal geht Gottes Geschichte an den Jüngern vorbei und überfordert sie. Geht es nicht auch uns manchmal so?
Aber da gibt es in diesem Kapitel, das soeben zur Himmelfahrt (13. Mai) wichtig wurde, mindestens vier Aussagen, die zeigen: Gott hat ein gutes „Timing“.
1.
Jesus blieb vierzig Tage nach seiner Auferstehung auf der Erde (Vers 3). Diese Zeitspanne ist kein Zufall. Vierzig ist die Zahl der „Ganzheit“, der „Vollkommenheit“. Man denke an die vier Himmelsrichtungen. Also gilt: Gottes Zeitplan ist vollkommen.
2.
Jesus schärft den Aposteln ein: Geht nicht aus Jerusalem weg, bevor ihr mit dem Heiligen Geist getauft werdet (V 4)! Die Warnung ist deutlich: Handelt nicht überstürzt, nicht einmal aus ernst gemeintem Missionseifer. Ein verfrühter Aufbruch zur Mission wäre so verheerend wie eine Bergtour ohne gute Schuhe oder eine Seefahrt ohne intaktes Schiff. Das heisst: Gottes Zeitplan darf von uns Menschen nicht anders definiert werden. Wenn wir ungeduldig sind, wo Gott geduldig ist, kann es Probleme geben. 3.
Jesus beantwortet die Frage nach dem Zeitpunkt der Wiederherstellung Israels und damit nach dem Anbruchs des Reiches Gottes nicht (V.6). Würde Gott dies offenbaren: Was wäre die Folge? Die Jünger könnten entweder in Panik geraten oder dann denken: „Es geht ja noch 3000 Jahre…Alles nicht so schlimm!“ Daraus folgt: Gott gibt uns keinen Fahrplan, weder im weltgeschichtlichen Horizont noch für unser eigenes Leben. Er mutet uns zu, immer wieder auf ihn zu hören und herauszufinden, wann für etwas der richtige Zeitpunkt ist.
4.
Die Apostel vergessen die Zeit (V.10) . Sie starren sehr lange in den Himmel, so dass Gott Engel schicken muss, um ihnen deutlich machen: Jesus ist fort und wird erst zu einer anderen Zeit wiederkommen. Aber jetzt ist für die Jünger die Zeit gekommen, nach der „Himmelfahrt“ von Jesus die „Erdenfahrt“ anzutreten. Das heisst: Gott hilft uns, den Kairos zur „Erdenfahrt“ zu ergreifen und nicht zu verpassen, was „hier unten“ zu tun ist. (Darin besteht ein Kontrapunkt zum Punkt 2).
Zusammengefasst kann man sagen: Gottes Zeitplan ist vollkommen. Wir kennen zwar seinen Fahrplan nicht, wissen aber: Gott entgleitet nichts. Er handelt zu seiner Zeit und nach seinem Zeitmaß (tausend Jahre sind wie ein Tag für ihn und umgekehrt – 2.Petrus 3,8). Es gilt nun aber zu unterscheiden zwischen dem grossen welt- und heilsgeschichtlichen Fahrplan Gottes und dem Fahrplan unseres Lebens. Wichtig ist: Gott hat für unser Leben nicht einen unveränderlichen Bus-Fahrplan, der keine Freiheiten und Handlungsspielräume zulässt. Wir sind ja nicht Sklaven, sondern Kinder Gottes mit grosser Entscheidungs-Vollmacht.
Wenn wir am Morgen zu spät kommen, ist der Bus meist abgefahren. Bei Gott ist es nicht so. Und umgekehrt: wenn wir zu früh und zu eifrig sind, kann er korrigierend eingreifen – wie er das Ohr des Soldaten geheilt hat.
Aber es gibt zweifellos Dinge, bei denen wir auf Gottes Zeitangaben angewiesen sind. Gott hilft uns dann, auf ihn zu hören und immer wieder herauszufinden, welche wichtigen Dinge wann getan werden müssen.
Gerade die Apostelgeschichte ist voll von solchen Erfahrungen mit „Gottes Timing“ und mit Gottes hilfreichem Eingreifen in die Zeitpläne seiner Apostel.
Fragen:
Wie sieht unser „Timing“ aus: Sind wir eher ungeduldig oder in der Gefahr, wichtige Dinge hinauszuzögern?
Wie sieht das für uns als Künstler aus: Empfinden wir, wann für etwas in unserer Kunst die richtige Zeit ist?
Thematisieren wir in unserer Kunst die Zeit: unsere Zeit und Gottes Zeit ?
Text: Beat Rink
Einladung
zu unserem monatlichen ZOOM-Sofa mit ARTS+
Donnerstag, 8. April, 20.00 Uhr
Adrian Furrer (Schauspieler) führt ein Gespräch mit Olivier Zobrist (Geschäftsführer der Bernard Lang AG, «Langfilm») über den am 1. April 2021 neu erschienen Film: «Das neue Evangelium» von Milo Rau.
Ausgezeichnet mit dem Schweizer Filmpreis 2021, bester Dokumentarfilm.
Für das Zoom-Sofa ist eine Anmeldung nicht nötig und die Mitgliedschaft bei ARTS+ keine Voraussetzung! Schalte dich einfach dazu, (Eintritt ab 19.45 Uhr möglich). Offizieller Start ist neu um 20.00 Uhr und neu am DONNERSTAG:
ZOOM-Link: DONNERSTAG 8. April 2021, 20.00 Uhr
Von Vorteil ist, wenn du den Film schon gesehen hast. Du darfst dich aber auch gerne erst durch dieses Gespräch inspirieren lassen und danach den Film mit viel Hintergrundwissen ansehen.
Programm Donnerstag 8. April, 20.00 Uhr
Das ZOOM-Sofa dauert ca. 60-70 Minuten
Begrüssung
Impuls
Interview mit Adrian Furrer und Olivier Zobrist
Austausch in kleinen Chatrooms
Abschluss und NEWS aus der ARTS+ Küche
Unser ZOOM-Sofa wird aufgezeichnet,
wer anonym bleiben will, kann sein Bild ausschalten.
Die Schweizerische Evangelische Allianz lädt gemeinsam mit verschiedenen Arbeitsgemeinschaften zu fünf virtuellen Treffen ein, um im Gebet für jene Menschen einzustehen, die gerade jetzt Unterstützung brauchen.
Beten mit Kunstschaffenden mit der Arbeitsgemeinschaft «ARTS+» am Montagabend 3. Mai 2021, 20.00 – 21.00 Uhr.
SELAH with Psalm 16 In March, Crescendo Germany organised a four-week participation project with the title SELAH, drawing on Psalm 16. For these four weeks, one was invited meditate on this Psalm verse by verse during one’s daily quiet time, for which very creative guidelines were provided. Every Monday morning, there was a large-scale Zoom meeting for all, including sharing with other participants and “tuning in” to the next section with Rev. Max Richter (leader of Crescendo Germany). In addition, there were inspiring interviews with musicians and also a time in small groups. Around 100 took part, and the echo was overwhelming. Some wrote that God had touched them very deeply during this time. To each Psalm section there were artistic illustrations. Among them was this piece by Antonio Vivaldi, for which Max Richter wrote an introduction. It is an invitation to a personal SELAH time with God:
In Furore is one of the solo motets written by Vivaldi during his stay in Rome from 1720 onwards. It was not written for any particular occasion, but “per ogni tempo”, on the one hand because the work could be performed at any time, on the other hand also because the theme of the text is really always relevant – even today, after 400 years!
The text, whose author is unknown, is a prayer and is addressed directly to God, as is our Psalm 16. Vivaldi’s composition is not an illustration of Psalm 16. It does however provide a fascinating new perspective on our passage this week! While Psalm 16:4 speaks of the pains which those who follow other gods bring upon themselves, the tempestuous opening aria presents us with a clear depiction of what God feels in these situations.
At the same time, however, the text describes the unusual way in which God responds to the one who causes him this pain – not in fact in “righteous wrath” (“iustissimae irae”), but instead in the sense of “Although you could punish me, the guilty one, You are lenient towards the crime (I committed).”This also why the following recitative, begging for mercy, is unusually short. And the second aria – in a deliberately reflective slow tempo – describes a person weeping because his heart is touched by God’s unearned grace. A holy moment of inner repentance. Then tears of sadness become tears of joy, and the weeping becomes a healing, “rejoicing/lively” (laetus) cry, a parallel to Paul’s thoughts in 2 Cor 7:10: “For the sorrow which is according to the will of God produces a repentance without regret, leading to salvation…”.
After this “inner purification”, the closing “Halleluja” breaks out with the same Baroque intensity as the expression of wrath at the beginning. Here a complete turn-around has taken place.
Psalm 16 (NIV)
A miktam of David.
1 Keep me safe, my God, for in you I take refuge. 2 I say to the Lord, “You are my Lord; apart from you I have no good thing.” 3 I say of the holy people who are in the land, “They are the noble ones in whom is all my delight.” 4 Those who run after other gods will suffer more and more. I will not pour out libations of blood to such gods or take up their names on my lips. 5 Lord, you alone are my portion and my cup; you make my lot secure. 6 The boundary lines have fallen for me in pleasant places; surely I have a delightful inheritance. 7 I will praise the Lord, who counsels me; even at night my heart instructs me. 8 I keep my eyes always on the Lord. With him at my right hand, I will not be shaken. 9 Therefore my heart is glad and my tongue rejoices; my body also will rest secure, 10 because you will not abandon me to the realm of the dead, nor will you let your faithful[b] one see decay. 11 You make known to me the path of life; you will fill me with joy in your presence, with eternal pleasures at your right hand.
Text: Max Richter / Translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
SELAH für MusikerInnen Im März lud Crescendo Deutschland zu einer vierwöchigen Zeit unter dem Titel SELAH mit Psalm 16 ein. Vier Wochen lang konnte man in seiner täglichen Zeit mit Gott, zu der es sehr kreative Anleitungen gab, diesen Psalm Vers für Vers meditieren. Jeweils am Montagmorgen kam man in einem grösseren Zoom-Meeting zusammen, um auszutauschen und sich von Pfr. Max Richter (Leiter Crescendo Deutschland) in den nächsten Abschnitt einstimmen zu lassen. Dazu gab es spannende Interviews mit MusikerInnen und Kleingruppen. Gegen 100 Teilnehmer hatten sich angemeldet, und die Echos waren überwältigend. Manche schrieben, dass Gott sie in dieser Zeit sehr berührt habe. Zu jedem Abschnitt wurden künstlerische Illustrationen empfohlen. So auch dieses Stück von Antonio Vivaldi, zu dem Max Richter eine Einleitung schrieb. Es ist eine Einladung zu einer persönlichen SELAH-Zeit mit Gott:
In Furore ist eine der Solomotetten Vivaldis, die er während seiner Besuche in Rom ab 1720 schuf. Sie wurde nicht für einen bestimmten Anlass sondern “per ogni tempo” verfasst, zum einen, weil das Werk so jederzeit aufgeführt werden konnte aber andererseits auch, weil die Thematik eigentlich immer – auch heute nach 400 Jahren noch! – relevant ist.
Der Text eines unbekannten Verfassers ist ein Gebet und richtet sich direkt an Gott, wie auch unser Psalm 16. Vivaldis Komposition ist keine Illustration von Psalm 16. Sie gibt aber einen spannenden neuen Blick auf unseren Wochen-abschnitt! Spricht Psalm 16,4 von den Schmerzen, die sich jene zuziehen, die anderen Göttern nachlaufen, stellt uns die stürmische Eröffnungsarie plastisch vor Augen, was Gott in diesen Situationen fühlt. Gleichzeitig beschreibt der Text, wie ungewöhnlich Gott aber demjenigen begegnet, der ihm diese Schmerzen zufügt. Eben nicht im „gerechtestem Zorn“ („iustissimae irae“) sondern: „Wenn Du mich als Sünder strafen könntest, bist Du gnädig gegenüber dem Vergehen.“ Ungewöhnlich kurz ist daher auch das um Erbarmen bittende Rezitativ. Und die zweite Arie beschreibt – betont sinnend langsam – einen Menschen, der weint, weil er von Gottes unverdienter Gnade innerlich berührt wird. Ein heiliger Moment innerer Umkehr. Da werden Tränen der Trauer zu Freudentränen und das Weinen ein heilsames, „frohes/ munteres“ (laetus) Weinen. Ein Gedanke, der auch bei Paulus in 2.Kor 7, 10 anklingt: “Denn die Traurigkeit nach Gottes Willen wirkt zur Seligkeit eine Umkehr…” Nach dieser „inneren Reinigung“ bricht das abschließende „Halleluja“ in der gleichen barocken Intensität aus, wie uns der Zorn zu Beginn vorgestellt wurde. Hier ist echte Umkehr geschehen.
Psalm 16 (Luther 2017)
1 Ein güldenes Kleinod Davids. Bewahre mich, Gott; denn ich traue auf dich. 2 Ich habe gesagt zu dem Herrn: Du bist ja der Herr! Ich weiß von keinem Gut außer dir. 3 An den Heiligen, die auf Erden sind, an den Herrlichen hab ich all mein Gefallen. 4 Aber jene, die einem andern nachlaufen, werden viel Herzeleid haben. Ich will das Blut ihrer Trankopfer nicht opfern noch ihren Namen in meinem Munde führen. 5 Der Herr ist mein Gut und mein Teil; du hältst mein Los in deinen Händen! 6 Das Los ist mir gefallen auf liebliches Land; mir ist ein schönes Erbteil geworden. 7 Ich lobe den Herrn, der mich beraten hat; auch mahnt mich mein Herz des Nachts. 8 Ich habe den Herrn allezeit vor Augen; er steht mir zur Rechten, so wanke ich nicht. 9 Darum freut sich mein Herz, und meine Seele ist fröhlich; auch mein Leib wird sicher wohnen. 10 Denn du wirst meine Seele nicht dem Tode lassen und nicht zugeben, dass dein Heiliger die Grube sehe. 11 Du tust mir kund den Weg zum Leben: Vor dir ist Freude die Fülle und Wonne zu deiner Rechten ewiglich.
Text: Max Richter
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ENGLISH
How important are boundaries?
Around which areas of our lives/relationships do they belong? How do we choose where to place them? Are they consistent? (Do they need to be?)
As Christians, we devote our lives to God and desire to live and work in such a way that is consistent with our calling. As artists, we joyfully participate in the creation of art as an expression of God’s goodness, celebrating His gifts in all of their glorious variety — but inevitably we encounter situations and/or relationships which challenge our faith, our devotion, sometimes putting us in uncomfortable positions. At times we must choose to participate (or not) in artistic productions which may be questionable. Are these decisions something to be avoided? Or do they present us with opportunities to walk more deeply in our faith, more consistently with the model given us by Jesus?
A dilemma in the early church
Of course, not every answer for every decision is clear. Consider this passage from Paul in 1 Corinthians 8, 4-13: “So then, about eating food sacrificed to idols: We know that “An idol is nothing at all in the world” and that “There is no God but one.” For even if there are so-called gods, whether in heaven or on earth (as indeed there are many “gods” and many “lords”), yet for us there is but one God, the Father, from whom all things came and for whom we live; and there is but one Lord,Jesus Christ, through whom all things came and through whom we live. But not everyone possesses this knowledge. Some people are still so accustomed to idols that when they eat sacrificial food they think of it as having been sacrificed to a god, and since their conscience is weak, it is defiled. But food does not bring us near to God; we are no worse if we do not eat, and no better if we do. Be careful, however, that the exercise of your rights does not become a stumbling block to the weak. For if someone with a weak conscience sees you, with all your knowledge, eating in an idol’s temple, won’t that person be emboldened to eat what is sacrificed to idols? So this weak brother or sister, for whom Christ died, is destroyed by your knowledge. When you sin against them in this way and wound their weak conscience, you sin against Christ. Therefore, if what I eat causes my brother or sister to fall into sin, I will never eat meat again, so that I will not cause them to fall.”
Simple or nuanced answers
Of course, today we are not arguing about the consumption of meat in this way. An analogous decision/situation for us as artists could be playing, singing, acting in a production which has sexually explicit and/or gratuitously violent content. These could be part of the artwork itself, or the result of decisions made by a director or fellow performers. There are many questions we can apply to this: Do we avoid the portrayal of evil and immorality generally, out of principle? Is there redemptive value in this story, and does this solve our dilemma? Asking these questions may be enough for us to prayerfully ascertain the best decision. But often the answers are more nuanced, there are deeper considerations.
What is the basis of decisions: faith or fear?
If you are onstage and required to physically act out a scene which is questionable, your decision is tangible and immediate. If you are playing in the orchestra, whether in the pit or in concert, it may seem less so on the surface, but the decision is of no less consequence. If your choice is simply to decline participating, you can certainly walk away with a clean conscience. But you should know what the basis of decision is: Does it proceed from faith, or from fear?
Perhaps you are concerned with how you are perceived, either by your colleagues or by fellow believers. This is not necessarily a bad consideration, unless it stems from fear. If you sincerely think that it is best to step away but do not because you are most concerned with what your colleagues or management might think, this is fear. If you decide to step away simply out of fear of judgment from your church, this is also done out of fear. Conversely, if you decline to participate because you know it will not only violate your conscience but will cause damage to your witness for Christ, this could be done out of love. We would like to make rules about this so that we might always know how to act in every situation, but this may actually have the opposite effect to what we desire most: to live in such a way that is pleasing to God and loving to our neighbors. This requires discernment on a deeper level.
The role of God’s Spirit and God’s Love
The point is that we must live in such a way that all of our decisions, spiritual and practical, are made prayerfully and with sensitivity to God’s Holy Spirit. The result of this is sometimes surprising, as we may be led to remain in situations we find uncomfortable, even distressing, for the benefit of others. If we are called to do so, the best surprise is that God can and will use this to draw us closer to Himself (and what a joy that is!). Even better: because of our Father’s love for us, even if we make the “wrong” decision in a particular circumstance, He will not abandon us, rather He will be right beside us and will help us even through the worst situations. Consider the opportunities lost if we simply decline because of our preconceived principles rather than prayerfully specific consideration. If I am uncomfortable with the extramusical elements of a piece of music yet remain involved, what conversations can arise from this with my colleagues? If my colleagues and my brothers and sisters in Christ see and hear that I am struggling with this work of art honestly, here is the chance for them to encounter Christ in a truly authentic way. Not in judgment of them or anyone else, rather through my own practice of my faith, in obedience to God, sensitive to His Spirit, and in love towards all.
Are our decisions based on love?
It’s meat sacrificed to idols. As a Christian, I know that there is no truth but God’s truth. I have freedom in Christ and can make decisions based on my knowledge of scripture, my fellowship and consultation with other believers, and my conscience before God. But I must not violate others by my decision-making. I must not pull down brothers and sisters in Christ by what I do, but I also must not alienate my colleagues who are not believers by making decisions which are not well-founded, which are not based on love.
Text: Delta David Gier
DEUTSCH
Wie wichtig sind Grenzen?
Wo, in welchen Lebensbereichen sind sie unerlässlich? Wie entscheiden wir, wo wir welche Grenzen ziehen müssen? Ziehen wir unsere Grenzen immer ganz konsequent? (Und: Müssen wir das überhaupt?)
Als Christen widmen wir unser Leben Gott. Wir wollen unserer Berufung gemäss leben und arbeiten. Als Künstlerinnen und Künstler schaffen wir Kunst mit Freude. Sie ist ein Zeichen der Güte Gottes und seiner wunderbaren vielfältigen Gaben, die alles Lob verdienen. Doch gibt es immer wieder Umstände und /oder Beziehungen, die uns in unserem Glauben und in unserer Hingabe herausfordern und die uns manchmal in schwierige Lagen versetzen. Es kann sein, dass wir uns zum Beispiel für oder gegen die Teilnahme an einer fragwürdigen Kunstaktion oder Aufführung entscheiden müssen. Wäre es nun nicht bequemer, einer solchen Entscheidung einfach auszuweichen? Ja, aber wenn wir uns einer solchen Herausforderung stellen, könnte andererseits unser Glaube daran reifen – und wir könnten lernen, dem Vorbild von Jesus besser nachzufolgen.
Ein urchristliches Dilemma
Leider gibt es nicht auf jede Frage eine eindeutige Antwort. Lesen wir nur einmal 1 Korinther 8, 4-13: “Darf man das Fleisch von Tieren essen, die als Opfer für Götzen dargebracht wurden? Wir wissen ja: Es gibt in der Welt keine Götzen. Und wir wissen: Es gibt keinen Gott außer dem Einen. Vielleicht gibt es ja sogenannte Götter im Himmel wie auf der Erde. Tatsächlich sind es sogar viele solcher Götter und Herren. Aber für uns gilt: Nur einer ist Gott – der Vater. Alles hat in ihm seinen Ursprung, und er ist das Ziel unseres Lebens.Und nur einer ist der Herr: Jesus Christus. Alles ist durch ihn entstanden, und durch ihn haben wir das Leben.Aber diese Einsicht teilen noch nicht alle.Sie essen das Fleisch von Tieren, die als Opfer für die Götzen dargebracht wurden. Und denken dabei nach alter Gewohnheit, dass sie damit auch den Götzen dienen.Und weil sie in dieser Sache nicht sicher sind, belastet das ihr Gewissen. Was wir essen, hat aber keine Auswirkung auf unser Verhältnis zu Gott.Es bringt uns keinen Nachteil, wenn wir etwas Bestimmtes nicht essen.Und umgekehrt haben wir auch keinen Vorteil, wenn wir es essen. Gebt aber acht! Die Freiheit, die ihr in Anspruch nehmt, darf die Schwachen nicht zu Fall bringen! Stell dir vor:Du liegst gerade in einem Götzentempel zu Tisch, wie es ja deiner Einsicht entspricht. Und dabei sieht dich jemand.Wird er dadurch nicht geradezu ermutigt, gegen sein Gewissen zu handeln? Vielleicht nimmt er dann an einem solchen Mahl teil, das er für Götzendienst hält? Dann geht der Unsichere durch deine Einsicht zugrunde – der Bruder, für den Christus gestorben ist.So tut ihr euren Brüdern und Schwestern Unrecht und belastet ihr Gewissen noch mehr. Und damit tut ihr Christus Unrecht. Mein Essen kann also meinen Bruder zu etwas verleiten, was ihn zu Fall bringt.Wenn das so ist, will ich nie wieder Fleisch essen! Denn ich will meinen Bruder nicht zu etwas verleiten, was ihn zu Fall bringt.” (Übersetzung: Basisbilbel)
Suchen wir einfache oder differenzierte Antworten? Heute ist die Debatte über den Verzehr von Götzenopfer-Fleisch natürlich hinfällig. Ein analoger Fall wäre aber zum Beispiel eine künstlerische Produktion, die sexuell sehr explizit ist oder Gewalt verherrlicht. Allerdings könnte dies auch berechtigter Teil des künstlerischen Konzepts und Resultat einer überlegten Entscheidung des Regisseurs oder der Mit-Akteure sein. Es gibt viele Fragen, die hier auftauchen: Müssen wir prinzipiell jede Darstellung des Bösen und des Immoralischen vermeiden? Was, wenn das Stück eine Problemlösung aufzeigt? Inwiefern helfen solche Überlegungen überhaupt aus dem Dilemma heraus? Allein diese Fragen könnten uns motivieren, im Gebet nach der Lösung zu suchen. Häufig ist die Sachlage aber vielschichtiger, weshalb sie nach weiteren Gedankengängen ruft.
Was ist unser Ratgeber: Glaube oder Furcht? Wenn man dazu verdonnert wird, auf der Bühne eine fragwürdige Szene zu spielen, kann man sich nicht vor einer Entscheidung drücken, denn man ist unmittelbar involviert. Wenn man in einem Orchester sitzt, sei es im Orchestergraben oder im Konzert, ist das auf den ersten Blick weniger dramatisch; trotzdem trägt man auch dort Verantwortung. Verweigert man kurzerhand die Mitarbeit, kann man auf jeden Fall sein gutes Gewissen bewahren. Aber was sind eigentlich die Ratgeber: Glaube bzw. glaubensmässige Erwägungen oder Angst? Vielleicht möchte man geht es im Grunde darum, welches Bild man von sich abgeben möchte – bei den Kollegen oder bei den Glaubens-Geschwistern. Das ist an sich nicht unbedingt falsch, es sei denn, man handle aus Angst. Wenn man ganz genau weiss, dass man aus einer Produktion aussteigen sollte, es aber nicht tut, weil die Reaktionen der Kollegen und der Geschäftsleitung nicht abschätzbar sind, kann dies ebenfalls angst-gesteuert sein. Wenn man die Mitarbeit nur deshalb verweigert, um in der Kirche nicht verurteilt zu werden, ist der Ratgeber ebenfalls Angst. Umgekehrt: Wenn man aussteigt – nicht allein aus Gewissensgründen, sondern auch um dem christlichen Zeugnis nicht zu schaden, kann der Beweggrund Liebe sein.
Wir würden gerne genaue Regeln aufstellen, um sicherzustellen, wie wir in jeder Situation zu entscheiden haben. Aber gerade dies könnte das Gegenteil von dem bewirken, was wir eigentlich wollen: so leben, dass es Gott gefällt und dass unsere Nächsten Liebe erfahren. Darum kommen wir um reife Entscheidungs-findungen nicht herum.
Zwei Mitspieler: Gottes Geist und Gottes Liebe Eigentlich müssten wir so leben, dass all unsere Entscheidungen, geistliche und praktische, im Gebet und mit Feingefühl gegenüber dem Reden des Heiligen Geistes fallen. Das könnte aber eigenartige Folgen haben: Dass wir zum Beispiel etwas aushalten müssen, was wir als unbequem oder sogar als extrem belastend empfinden – einfach um anderer Menschen willen. Würden wir so geführt, könnte es geschehen, dass uns Gott näher zu sich zieht – was für eine Freude! Und die noch bessere Nachricht: Weil uns der Vater liebt, wird er uns nicht fallen lassen, selbst wenn wir in einem bestimmten Fall die „falsche“ Entscheidung treffen. Vielmehr wird er ganz nah bei uns bleiben und uns durch sogar durch schlimmste Situationen hindurch begleiten. Es kann auch sein, dass man wichtige Gelegenheiten vergibt, wenn man nur nach vorgefassten Prinzipien handelt und nicht aus dem Gebet heraus. Wenn ich etwa ein tiefes, aussermusikalisch begründetes Unbehagen über ein Stück empfinde, aber trotzdem darin aushalte: Warum sollten sich gerade daraus nicht Gespräche mit Kollegen ergeben? Wenn meine Kollegen und auch meine Glaubens-geschwister mitbekämen, wie ich ehrlich mit einem Stück ringe: Würde sie dies nicht zu einer authentischen Christusbeziehung einladen? Darin dürfte allerdings keine Verurteilung Anderen gegenüber mitschwingen; es ginge allein um meine eigene Art der Nachfolge und des Glaubensgehorsams, um meine eigene Sensibilität gegenüber dem Heiligen Geist und hoffentlich in Alledem vor allem um Liebe.
Entscheidungen aus Liebe Zurück zum Götzenopferfleisch: Als Christ weiß ich, dass es keine Wahrheit gibt außer Gottes Wahrheit. In Christus bin ich frei, mich zu Entscheidungen durchzuringen, die auf meinem Verständnis der Schrift beruhen, denen Gespräche mit anderen Christen vorausgegangen sind und die mit meinem Gewissen vor Gott übereinstimmen. Aber gleichzeitig sollten meine Entscheidungen nicht andere Menschen verletzen. Mit meinem Tun darf ich Geschwister in Christus nicht zu Fall bringen. Gleichzeitig soll ich jedoch darauf achten, dass sich meine Kolleginnen und Kollegen, die nicht an Gott glauben, nicht noch weiter abwenden, nur weil ich einen unüberlegten Entschluss treffe und letztlich nicht aus der Liebe heraus entscheide.
Text: Delta David Gier / Übersetzung: Bill Buchanan, Beat Rink
Kjersti Sandstø & Konrad Stefanski Projekt – Musik Alva Lün “THE WALL”
ENGLISH
The multiplied criminals
The installation by the artist Boglárka Éva Zellei in the Catholic “House of Dialogue”, where Crescendo Hungary recorded a concert for Thursday in Holy Week, shows us something strange: figures are suspended in the choir area of the old church – where otherwise the figure of Christ crucified would be seen.
But these are not copies of Jesus figures; rather, it concerns the criminals who were executed to the left and right of Jesus. How can we know this? The most obvious sign is that the arms are tied to the horizontal beam of the cross and not nailed. This corresponds to Christian iconography, in which the intention is to emphasise the injustice suffered by the Son of God by showing Jesus with pierced hands and feet, while the criminals suffer a less cruel punishment.
Here, now, we see not simply two criminals hanging there, but many. What is the significance of that? First of all, however let us read Luke 23, 32-43.
Lukas 23 “Two others also, who were criminals, were being led away to be put to death with him. When they came to the place called »The Skull«, there they crucified him and the criminals, one on the right and the other on the left, but Jesus was saying, »Father, forgive them; for they do not know what they are doing.« … one of the criminals who were hanged there was hurling abuse at him, saying »Are you not the Christ? Save yourself and us!« but the other answered, and rebuking him said, »Do you not even fear God, since you are under the same sentence of condemnation? And we indeed are suffering justly, for we are receiving what we desire for our deeds; but this man has done nothing wrong!« And he was saying, »Jesus, remember me when you come in your kingdom!« And he said to him, »Truly I say to you, today you shall be with me in Paradise!« (Translation: NASB)”
Gismas and Dismas
The Bible does not tell us what the criminals were called. The Christian tradition, however, assigns them names: Gismas (or Kosmas) for the one who mocked Jesus and Dismas for the one to whom Jesus promised paradise. The same tradition says that Dismas hung to Jesus’ right (for the viewer on the left). In many pictures, therefore, his head is inclined to the left, where Jesus in return inclines his head towards Dismas. Gismas, on the other hand, hangs on the other side, and sometimes he is even represented as turning his back to Jesus.
Now, it is striking that in the installation by Boglárka Éva Zellei practically all the figures crucified in the choir area are inclining their heads to the left. The person concerned is therefore Dismas.
We are all Dismas
The installation can be interpreted as follows: There is only one criminal. All of us should hang there. We are all Dismas. In the words of the chorus in the St. Matthew Passion, “Ich bin’s ich sollte büßen,… (“It is I, I should pay the cost, bound hand and foot in hell; the flagellation and the bonds and what you have suffered is what my soul deserves.”) Bach and the corresponding Bible passages mean this: all of us deserve the death on the cross suffered by Jesus.
Boglárka Éva Zellei directs our gaze to Dismas. Theologically, this is not the same as the statement that we should hang on the cross of Jesus. But it is nevertheless a theologically accurate statement. It also allows us to apply to ourselves the assurance given to Dismas by Jesus. For “Jesus’ legacy to the world was not the threat of hell, but an invitation to paradise. In this, he once again showed himself to be the advocate of the outsider. With his death, he threw the door of heaven wide open – and it is a murderer who has the privilege of entering first.” (Markus Spieker, in: Jesus – eine Weltgeschichte) This is a fine illustration of what is meant by Romans 3:23: “All have become guilty and no longer have any share in the glory of God. It is therefore due to his grace alone that they are accepted by God as justified.”
Have we realised that we have received grace like Dismas? Dismas could no longer do anything to try to make a good impression on God. He could only beg. Similarly, we can (and must!) make ourselves dependent on God’s grace alone.
Text: Beat Rink / Translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
Die multiplizierten Verbrecher
Die Installation der Künstlerin Boglárka Éva Zellei im katholischen „Haus des Dialogs“, wo Crescendo Ungarn ein Konzert zu Gründonnerstag aufgenommen hat, zeigt etwas Seltsames: Menschen hängen im Chorraum der alten Kirche – dort, wo sonst der Gekreuzigte zu sehen ist. Es sind aber keine Kopien von Jesus-Figuren, sondern offensichtlich handelt es sich um jene Verbrecher, die links und rechts von Jesus hingerichtet wurden. Woran sieht man, das? Das augenfälligste Merkmal ist, dass die Arme an den Kreuzesbalken gebunden und nicht genagelt sind. Dies entspricht der christlichen Ikonografie. Die Ungerechtigkeit, die Gottes Sohn erlitt, sollte dadurch hervorgehoben werden, dass man häufig alein Jesus mit durchbohrten Händen und Füssen darstellte, während die beiden Verbrecher eine weniger grausame Strafe erlitten.
Nun hängen nicht nur zwei Verbrecher da, sondern viele. Was hat es damit auf sich? Doch lesen wir zuerst Lukas 23, 32-43
Lukas 23 „Es wurden auch noch zwei andere Männer zusammen mit Jesus abgeführt, zwei Verbrecher, die ebenfalls am Kreuz hingerichtet werden sollten. Und als sie an den Ort kamen, der den Namen »Schädel« trug, schlugen sie dort Jesus und die Verbrecher ans Kreuz, den einen rechts und den anderen links von ihm. Da sagte Jesus: »Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie da tun!« (…) Einer von den beiden Verbrechern, die auch an ein Kreuz gehängt worden waren, stieß Lästerungen gegen ihn aus und sagte: »Bist du nicht der Messias? Dann rette dich selbst und uns auch!« Doch der andere wies ihn zurecht und sagte: »Hast du immer noch keine Ehrfurcht vor Gott? Du bist doch in derselben Situation, genauso dem Tod geweiht! Uns trifft dieses Urteil zu Recht, denn wir bekommen nur das heimgezahlt, was wir für unsere Straftaten verdienen, doch dieser Mann hat nichts Gesetzwidriges getan!« Dann sagte er: »Jesus, denk an mich, wenn du deine Königsherrschaft antrittst!« Da antwortete Jesus ihm: »Ich versichere dir: Noch heute wirst du zusammen mit mir im Paradies sein!« (Übersetzung: Das Buch)“
Gismas und Dismas
Die Bibel sagt nicht, wie die Verbrecher hiessen. Die christliche Tradition legte ihnen jedoch Namen zu: Gismas (oder Kosmas) für den, der Jesus lästerte und Dismas für den, dem Jesus das Paradies verhiess. Der Überlieferung zufolge hing Dismas rechts von Jesus (bzw. vom Betrachter aus links). Deshalb sieht man auf vielen Bildern, wie er seinen Kopf nach links neigt, während Jesus seinerseits seinen Kopf Dismas zuneigt. Gismas jedoch hängt auf der anderen Seite von Jesus, und manchmal wird er sogar so dargestellt, dass er Jesus den Rücken kehrt. Nun fällt auf, dass in der Installation von Boglárka Éva Zellei fast alle Gekreuzigten im Chorraum ihren Kopf nach links wenden. Es handelt sich also um Dismas.
Wir alle sind Dismas
Die Installation lässt sich so interpretieren: Es gibt nicht nur einen Verbrecher. Wir alle müssten dort hängen. Wir alle sind Dismas. Der Chor in der Matthäuspassion singt: „Ich bin’s ich sollte büßen / an Händen und an Füsssen / gebunden in der Höll / die Geisseln und die Banden / und was du ausgestanden / das hat verdienet meine Seel.“ Bach und die entsprechenden Bibelstellen meinen damit: Wir alle hätten den Kreuzestod von Jesus verdient.
Boglárka Éva Zellei lenkt den Blick auf Dismas. Dies ist theologisch nicht dasselbe wie die Aussage, dass wir am Kreuz von Jesus hängen müssten. Aber es ist trotzdem eine theologisch richtige Aussage. Sie erlaubt auch, dass wir die Zusage, die Jesus dem Dismas gibt, auf uns beziehen können. Denn „Jesus hinterlässt der Welt keine Höllendrohung, sondern eine Paradies-Einladung. Dabei zeigt er sich einmal mehr als der Anwalt der Aussenseiter. Mit seinem Tod stösst er die Himmelstür weit auf – und ein Mörder darf als Erster hinein.“ (Markus Spieker, in: Jesus – eine Weltgeschichte) Damit wird schön illustriert, was Römer 3,23 meint: „Alle sind schuldig geworden und haben keinen Anteil mehr an der Herrlichkeit Gottes. Sie verdanken es also allein seiner Gnade, dass sie von Gott als gerecht angenommen werden.“ Erfassen wir, dass wir begnadigt sind wie Dismas? Dismas konnte nichts mehr leisten, um vor Gott besser dazustehen. Er konnte nur bitten. Ebenso dürfen (und müssen!) wir uns von Gottes Gnade allein abhängig machen.
LINK zu einer KIRCHE KREATIV über das gleiche Thema.
Text: Beat Rink
Einladung
zu unserem monatlichen ZOOM-Sofa mit ARTS+
Lässt der Staat die Kultur im Stich?
Das Gespräch mit dem Experten Gaetano Florio
Mitglied der Kultur Task Force beim Bund
Was ihr schon immer einen Fachmann fragen wolltet.
Sendet alle eure Fragen an uns: info@artsplus.ch – oder stellt sie am 12. März.
Bisher eingereichte Fragen:
Wer erhält wo unter welchen Bedingungen Unterstützung?
Ein Blick hinter die Kulissen der Verhandlungen beim Bund.
Wie stehen die Aussichten für 2021?
Wir versuchen etwas Licht ins Kulturdunkel zu bringen.
Für das Zoom-Sofa ist eine Anmeldung nicht nötig und die Mitgliedschaft bei ARTS+ keine Voraussetzung! Schalte dich einfach dazu, (Eintritt ab 18.45 Uhr möglich), offizieller Start 19.00 Uhr: Link Zoom Meeting: 12. März 2021 / 19.00 Uhr
Programm Freitag 12. Februar 2021, 19.00 Uhr
Das ZOOM-Sofa dauert ca. 70 Minuten
Begrüssung
Impuls
Interview mit Gaetano Florio
Fragerunde mit Gaetano Florio
Austausch in kleinen Chatrooms
Abschluss und NEWS aus der ARTS+ Küche
Gaetano Florio ist selbständiger Produktionsleiter und Ausbildner an der TBZ (Technische Berufsschule Zürich). Seit 2017 programmiert er das IM FLUSS Festival in Basel vor, das auch 2020 stattfinden konnte. Er begleitet es als Produktionsleiter. Er ist im Vorstand des SVTB (Schw. Verband der technischen Bühnen- und Veranstaltungsberufe) In dieser Funktion hat er in der TASK FORCE Kultur an allen Verhandlungen mit dem Bund aktiv teilgenommen. Ebenso ist er Teil der TASK FORCE Bildung, da er ab 2007 den Ausbildungslehrgang zum Veranstaltungsfachmann /frau EFZ mitentwickelt hat. Seit 2011 unterrichtet er Fächer an diesem Lehrgang und ist seit 2017 Projektleiter für die Fachausbildungen, die auf diesem Beruf aufbauen. Ab Februar 2020 ist der Teil der Arbeitsgruppe Veranstaltung & Corona (Entwicklung der Schutzkonzepte) der Schw. Branchen Verbände.
AUFZEICHNUNG LETZTES ZOOM-SOFA
Virtuelle Besprechung der Ausstellung «Im Herzen wild» des Kunsthaus Zürichs und ausgewählte Arbeiten des Künstler und Romantikspezialisten Stephan Jon Tramèr mit Andreas Widmer, Bildender Künstler, Kunstlehrer und Autor kann hier nachgeschaut werden: ZOOM-Sofa 12. Feb. 2021
Nächstes ZOOM-Sofa am 9. April 2021
Unser ZOOM-Sofa wird jeweils aufgezeichnet,
wer anonym bleiben will, kann sein Bild ausschalten.
WEITERE AUSSCHREIBUNGEN
Der Kirchenkreis Höngg, Oberengstringen und Wipkingen West führt einen Wettbewerb für die Gestaltung eines so genannten «Taufbaums» durch. Eingeladen sind lokale Künstler*innen.
KÜNSTLER IN NOT, MELDET EUCH!
ARTS+ hat seit Ende November 2020 einen Spendentopf eingerichtet, den wir «Ermutigungs-Fonds» nennen. Wenn ihr ARTS+ Mitglied seid, von eurer Kunst lebt und momentan in einer schwierigen Situation seid, dann meldet euch ohne falsche Bescheidenheit über das Formular mit allen Angaben. Der Topf ist noch nicht leer! Die Namen der Empfänger werden nicht veröffentlicht.
EIN FEEDBACK ZUM ERMUTIGUNGSFONDS
«Liebes ARTS+ Team Herzlichen Dank für eure grosszügige Unterstützung! In diesen leeren Winterwochen, wo noch niemand weiss, wie es weitergehen wird, ist dies eine grosse Ermutigung! Finanzielle Sorgen können so drücken, dass die Kreativität zum Stillstand kommt. Da ist es sehr hilfreich durch den Ermutigungsfonds daran erinnert zu werden, dass weder Gott noch sein Bodenpersonal einen vergessen haben. In dieser Coronazeit wurde mir ganz besonders bewusst, was für ein Vorrecht es ist zur christlichen Gemeinschaft zu gehören! Ich weiss nicht, wie andere Künstler überleben!?! Mein Geschäft hat nur überlebt, weil ein ganz grosses Netzwerk von Privatpersonen grosszügig ihr Geld geteilt und damit Kunst möglich gemacht haben. Es bewegt mich, dass so viele Jesusnachfolger den Wert von Kunst sehen und bereit sind grosszügig zu teilen. We are family! Das habe ich in den letzten Monaten besonders erfahren. Ich hoffe, dass ich mit meinem Schaffen für diese Family eine Bereicherung sein kann und es motiviert mich, das Beste zu geben für den Auftrag, Gottes Liebe sichtbar und erlebbar zu machen. M.»
Dann laden wir euch und eure Freunde ein, am 12. März auf unserem ZOOM-Sofa Platz zu nehmen und alle unbeantworteten Fragen an Gaetano zu stellen.
Und/oder gerne schriftlich im Voraus bei uns einzureichen: info@artsplus.ch
Dein ARTS+ Team:
Astrid Künzler, Regula Lustenberger, Adrian Furrer, Andi Bachmann,
Beat Rink, Jean-Daniel von Lerber, Jonathan Schmidt, Martin Jufer,
Samuel Scherrer, Timo Schuster
Einladung
zu unserem monatlichen ZOOM-Sofa mit ARTS+
Virtuelle Besprechung der Ausstellung «Im Herzen wild» des Kunsthaus Zürichs
und ausgewählte Arbeiten des Künstler und Romantikspezialisten Stephan Jon Tramèr
mit Andreas Widmer, Bildender Künstler, Kunstlehrer und Autor.
Bilder von Stephan Jon Tramèr
Als ARTS+ Netzwerk möchten wir mit dem ZOOM-Sofas den Kontakt und Austausch mit euch pflegen. Wir wollen uns durch einen “special guest” und die Austauschrunde inspirieren und auch geistlich ermutigen lassen. In dieser speziellen Corona-Zeit ist dies besonders wertvoll. Und nicht zuletzt wollen wir einfach eine gute Zeit miteinander haben, so quasi das Feierabend-Bier ersetzen.
Eine Anmeldung ist nicht nötig und die Mitgliedschaft bei ARTS+ ist keine Voraussetzung! Schalte dich einfach dazu, (Eintritt ab 18.45 Uhr möglich), offizieller Start 19.00 Uhr:
Link Zoom Meeting: 12.Februar 2021 / 19.00 Uhr
Programm Freitag 12. Februar 2021, 19.00 Uhr
Das ZOOM-Sofa dauert ca. 70 Minuten
Begrüssung
Impuls von Beat Rink
Virtuelle Besprechung durch die Ausstellung «Im Herzen wild»
mit Andreas Widmer und Stephan Jon Tramèr
Austausch in kleinen Chatrooms
Abschluss und NEWS aus der ARTS+ Küche
«Im Herzen wild»
so lautet der Titel der aktuellen Ausstellung zu romantischer Malerei in der Schweiz im Kunsthaus Zürich. Leider bleibt uns diese grandiose Schau verschlossen. Ich begebe mich mit dem Künstler und Romantikspezialisten Stephan Jon Tramér auf einen virtuellen Rundgang durch die Ausstellung – die wir beide noch vor Lockdown besuchen konnten. Tramérs malerisches Werk schliesst unmittelbar an die Tradition der Romantik an. Wir besprechen ausgewählte Arbeiten aus seinem Atelier und suchen nach Weiterführungen romantischer Anliegen in Werken zeitgenössischer Bildender Kunst.
Andreas Widmer, Bildender Künstler, Kunstlehrer
und Schreiber im Kunstmagazin BART
Wir laden euch zu einer aussergewöhnlichen Besprechung über die Ausstellung «Im Herzen wild» des Kunsthaus Zürichs ein.
Lasst euch die Möglichkeit nicht entgehen zwei Kenner des Themas virtuell mitzuerleben.
Nehmt Platz auf unserem ZOOM-Sofa!
Dein ARTS+ Team:
Astrid Künzler, Regula Lustenberger, Adrian Furrer, Andi Bachmann,
Beat Rink, Jean-Daniel von Lerber, Jonathan Schmidt, Martin Jufer,
Samuel Scherrer, Timo Schuster
Einladung
zu unserem monatlichenZOOM-Sofa mit ARTS+
Freitagabend, 8. Januar 2021, 19.00 Uhr
mit Peter Wild (Comedian)
und Cla Gleiser (Illustrator, Texter)
Jeweils am Freitag, um 19:00 Uhr, jeden 2. Freitag des Monats
Als ARTS+ Netzwerk möchten wir mit dem ZOOM-Sofas den Kontakt und Austausch mit euch pflegen. Wir wollen uns durch einen “special guest” und die Austauschrunde inspirieren und auch geistlich ermutigen lassen. In dieser speziellen Corona-Zeit ist dies besonders wertvoll. Und nicht zuletzt wollen wir einfach eine gute Zeit miteinander haben, so quasi das Feierabend-Bier ersetzen.
Eine Anmeldung ist nicht nötig und die Mitgliedschaft bei ARTS+ ist keine Voraussetzung! Schalte dich einfach um 19.00 Uhr dazu:
Link Zoom Meeting: 8. Januar 2021 / 19.00 Uhr
Programm Freitag 8. Januar 2021, 19.00 Uhr
Das ZOOM-Sofa dauert ca. 60 Minuten
Begrüssung
Impuls von Beat Rink
Interview mit “special guests” Peter Wild & Cla Gleiser
Austausch, Rückfragen, Anliegen
Abschluss und NEWS aus der ARTS+ Küche
Peter Wild ist Comedian und steht seit 30 Jahren auf der Bühne. Er arbeitet mit Cla Gleiser zusammen, der Texte für seine Stücke schreibt. Wir reden über ihre Zusammenarbeit und wie sie die Zeit während Corona “überleben”.
Wir freuen uns auch diesmal auf eine grosse Gruppe, nehmt Platz auf unserem ZOOM-Sofa!
Dein ARTS+ Team:
Astrid Künzler, Regula Lustenberger, Adrian Furrer, Andi Bachmann,
Beat Rink, Jean-Daniel von Lerber, Jonathan Schmidt, Martin Jufer,
Samuel Scherrer, Timo Schuster
NGLISH
10 years after Fukushima
It was ten years ago that the catastrophe happened in Fukushima. For many years now, the US organist Roger Lowther and his family have been living in Japan; he has just published a book which gives us insights into the days around the 11th March 2011 – and into a large-scale aid action which he initiated.
It was particularly impressive to read how God used music and musicians (amongst them a group of Roger’s former Julliard colleagues) to give comfort and to bless.
Here are some passages from the book “Aroma of Beauty”, which went on sale a few days ago.
“It was like I found music for the first time…”
I entered the relief movement to bring necessary items of food, water, and supplies. Now I was playing music and pretty soon my full-time job became giving concerts in shelters throughout the disaster area for months to come. Despite the aftershocks, the devastation, the mud, the all-night driving, living in a tent, eating instant and canned foods, no running water, no showers, no flush toilets . . . despite all these very much less-than-ideal circumstances, it was like I found music for the first time, something I had been playing my whole life.
Despair
We were with a hundred people sheltering in the gymnasium at the Onagawa Nuclear Power Plant, north of the ones in Fukushima. It had been shut down when the earthquake hit. I have never been in a room that was more somber. As an organist, I have played for hundreds of funerals. I know what it’s like to be in a room full of grieving people, but this was different. The despair was beyond anything I had ever experienced. Everyone was staring at the floor. Nobody wanted us there. Or rather, it was not that they did not want us there. It’s more like they didn’t care if we were there or not. They sat listless, without saying a word to anyone. They knew their loved ones were never coming back. Their homes and jobs were gone. There didn’t seem to be anything to live for. There was nothing that seemed appropriate to break that silence, musically or verbally.
The Power of Music
One of the musicians with us played the traditional shakuhachi flute. He went to one side of the gymnasium and played a short melody of just four notes. Then he played it again. The sound reverberated throughout the room. One of the other musicians also played the flute, so he went to the other side of the room and echoed it back but slightly differently. Back and forth, call and response, question and answer, their melodies crisscrossed the room through the people. Little by little, their melodies got longer and longer . . . faster . . . happier. People started to look up and sit up straighter. The musicians began to walk toward each other and met in the middle. The two of them formed a little parade, walking together through the people. As the tempo increased, some people began to smile and others even began to clap quietly in time with the music. Somehow, the music literally moved the people not just emotionally but physically as well. After the concert, so many people came up to share their stories with us.
“I play the flute too”
A young junior student came up to us. “I play the flute too,” she said shyly. “Can we hear?” we asked. …She grabbed the flute, ran back, and started to play for us, and the other two musicians joined in as well. Pretty soon, a group of four or five women surrounded them and started to laugh, clap, and even dance! It was like a party had just started, the epitome of joy! I couldn’t believe it. Just moments before we had been in the depths of despair. I had never seen such a contrast. I didn’t know that it was even possible. Weren’t these the very same people who sat listless just moments before? What made these women dance? I doubt if they themselves knew why. But in that moment, there didn’t have to be a why.
It was clear that art and beauty were among those “necessary” things we had to provide in an emergency.
For six months, our relief team of musicians played in lobbies and libraries, halls and hotels, temples and churches, streets and parks – wherever and whenever there were people. Music had a power to connect and heal in the devastation I never dreamed possible. Hundreds shared their stories with us, of heroism and survival and loss. Children tried playing our instruments. A 84-year-old man tried singing with us, bringing cheers from everyone in the shelter. Sometimes, entire rooms of people broke down in tears. Other times, there was laughing and dancing.
The aroma of beauty
Beauty could not rebuild our cities, but it helped to rebuild our humanity and to bring us closer to one another. Beauty could not bring back family and friends, but it helped us weep for them, remember them, and celebrate them. The stench of death still lingered in the air, but the aroma of beauty conquered it every time.
The Nozomi Project
After the 2011 earthquake in Japan, Christians started art organizations to provide jobs and build community, and, just as important, to bring beauty back into a shattered world. They made jewelry, decorations, bags, and clothes. In the city of Ishinomaki, a small group of women made jewelry out of broken shards of dishes and teacups found in the rubble. They called themselves Nozomi Project, or literally, Project of Hope. The people at Nozomi pick up the pieces of their lives by making beautiful art, one necklace, earring, and bracelet at a time. (…)
The jewelry provided employment and healing, but it also provided a community of people who loved one another.
The jewelry business also became a way to communicate the gospel. Most days after lunch the women gathered to read the Bible together, discuss the passage, and pray.
You can learn more about Nozomi Project at www.nozomiproject.com
Passages from “Aroma of Beauty” by Roger W. Lowther. Compilation: Crescendo
Roger W. Lowther is the founder and director of Community Arts Tokyo, director of Faith & Art at Grace City Church Tokyo, and coordinator for the MAKE Collective, a global network of artists working in foreign missions. He has been serving with Mission to the World in Japan since 2005. Roger received a Master of Music from The Juilliard School and Bachelor of Science from Columbia University. He is currently pursuing a Master of Arts in Theological Studies at Reformed Theological Seminary (expected 2022). Roger has won numerous competitions and released five albums. Roger has also authored “The Broken Leaf: Meditations on Art, Life, and Faith in Japan” (Wipf and Stock, 2019), “Pippy the Piano and the Very Big Wave” (Community Arts Media, 2020), and “Aroma of Beauty” (Community Arts Media, 2021). He lives in downtown Tokyo with his wife Abi and four boys. www.rogerwlowther.com
DEUTSCH
10 Jahren nach Fukushima
Vor zehn Jahren geschah die Katastrophe von Fukushima. Seit Jahren wohnt der US-amerikanische Organist Roger Lowther mit seiner Familie in Japan. Kürzlich hat er ein Buch veröffentlicht, das einen Einblick in die Tage rund um den 11.März 2011 vermittelt – und von einer grossen Hilfsaktion erzählt, die von ihm mit- initiiert wurde. Besonders eindrücklich war, wie Gott die MusikerInnen (u.a. eine Gruppe seiner ehemaligen Julliard) brauchte, um Menschen zu trösten und zu segnen. Hier einige Passagen aus dem Buch “Aroma of Beauty”, das seit einigen Tagen im Handel ist. «Es war, als hätte ich Musik zum ersten Mal entdeckt…»
Ich hatte mich dem Hilfsprogramm angeschlossen, um Lebensmittel, um Wasser und Vorräte zu liefern. Jetzt spielte ich Musik, und bald bestand mein Vollzeitjob der kommenden Monate darin, Konzerte in Notunterkünften des gesamten Katastrophengebiets zu geben. Trotz der Nachbeben, der Verwüstung, des Schlamms, nächtlicher Fahrten, des Lebens in einem Zelt, der Instant- und Konservendosen-Mahlzeiten, des Mangels an fließendem Wasser und deshalb an Duschen und Spültoiletten. . . Trotz all dieser sehr wenig idealen Umstände war es, als hätte ich zum ersten Mal Musik entdeckt – Musik, die ich doch mein ganzes Leben lang gespielt hatte.
Verzweiflung
Wir waren mit Hunderten von Menschen in der Turnhalle des Kernkraftwerks Onagawa nördlich von Fukushima untergebracht. Dieses war beim Erdbeben sofort stillgelegt worden. Ich war noch nie in einem so düsteren Raum. Als Organist habe ich auf zahlreichen Beerdigungen gespielt. Ich weiß, wie es ist, in einem Raum voller trauernder Menschen zu sein. Aber das hier war anders. Die Verzweiflung überbot alles, was ich jemals zuvor erlebt hatte. Alle starrten auf den Boden. Niemand wollte uns dort haben. Oder besser gesagt: Es war nicht so, dass sie uns nicht haben wollten. Es war eher so, als sei es ihnen egal, ob wir dort waren oder nicht. Sie saßen apathisch da, ohne ein einziges Wort zu wechseln. Sie wussten, dass ihre Lieben niemals wieder zurückkommen würden. Ihre Häuser und Jobs waren weg. Es gab nichts, wofür sich noch zu leben lohnte. Wie konnte man diese Stille nur durchbrechen? Nichts schien angebracht. Keine Worte, keine Musik…
Die Kraft der Musik
Einer unserer Musiker spielte auf der traditionellen Shakuhachi-Flöte. Er ging auf die eine Seite der Halle und spielte eine kurze Melodie mit nur vier Noten. Dann spielte er sie noch einmal. Der Klang hallte durch den Raum. Ein anderer Musiker spielte ebenfalls Flöte. Er ging er auf die andere Seite des Raums und wiederholte die Melodie, aber leicht verändert. So ging es hin und her, dem Ruf folgte das Echo, und die Melodien kreuzten sich im Raum, quer durch die Menschengruppen hindurch. Nach und nach wurden die Sequenzen länger. . . schneller . . . glücklicher. Die Leute schauten auf und setzten sich gerade hin. Die Musiker gingen aufeinander zu und trafen sich in der Mitte. Sie formten nun eine kleine Parade und gingen zusammen durch die Menschen hindurch. Als das Tempo zunahm, begannen einige Leute zu lächeln, und andere klatschten sogar leise im Takt. Und die Musik rührte die Menschen nicht nur emotional an, sondern setzte sie auch körperlich in Bewegung. Nach dem Konzert kamen unzählige Leute zu uns, um uns ihre Geschichte zu erzählen.
“Ich spiele auch Flöte”
Eine junge Studentin kam auf uns zu. “Ich spiele auch Flöte”, sagte sie schüchtern. “spielst du uns vor?” fragten wir. … Sie schnappte sich die Flöte, rannte zurück und begann für uns zu spielen. Die beiden anderen Musiker machten ebenfalls mit. Ziemlich bald umgab sie eine Gruppe von vier oder fünf Frauen. Sie fingen an zu lachen, zu klatschen und sogar zu tanzen! Es war, als hätte soeben eine Party begonnen. Es war der Inbegriff von Freude! Ich konnte es nicht glauben. Nur wenige Augenblicke zuvor waren wir in tiefer Verzweiflung gewesen. Ich hatte noch nie einen solchen Kontrast gesehen. Ich ahnte nicht, dass so etwas überhaupt möglich war. Waren das wirklich die gleichen Leute, die noch kurz zuvor völlig apathisch dasaßen? Was hat diese Frauen zum Tanzen gebracht? Sie selber wussten wohl kaum, warum. Aber in diesem Moment musste keine Frage nach dem «Warum» beantwortet werden.
Sechs Monate lang spielte unser Musiker-Hilfsteam in Lobbys und Bibliotheken, Hallen und Hotels, Tempeln und Kirchen, Straßen und Parks – wo und wann immer Menschen zusammen kamen. Musik hatte die Kraft, Menschen miteinander zu verbinden und zu heilen – mitten in der Verwüstung. Ich hatte das nie für möglich gehalten hatte. Hunderte erzählten uns ihre Geschichten über heldenhafte Taten, Geschichten vom Überleben und von Verlusten. Kinder probierten unsere Instrumente aus. Ein 84-jähriger Mann versuchte, mit uns zu singen und erntete in der Notunterkunft grossen Applaus. Manchmal war da der ganze Raum voll weinender Menschen. Zu anderen Zeiten wurde gelacht und getanzt. (…)
Das Aroma der Schönheit
Schönheit kann unsere Städte nicht wieder aufbauen. Aber sie hilft, dass unsere Menschlichkeit wieder auferbaut wird. Und sie bringt uns einander näher. Schönheit kann die verlorene Familie und die toten Freunde nicht zurückbringen. Aber sie half uns, um diese Menschen zu weinen, uns an sie zu erinnern und sie zu ehren. Der Gestank des Todes lag immer noch in der Luft, aber das Aroma der Schönheit bezwang ihn jedes Mal.
Das Nozomi-Projekt
Nach dem Erdbeben 2011 gründeten Christen in Japan Kunstinitiativen, um Arbeitsplätze zu schaffen, Gemeinschaft zu ermöglichen und – ebenso wichtig: um in eine zerstörte Welt Schönheit zurückzubringen. Sie machten Schmuck, Dekorationen, Taschen und Kleidung. In Ishinomaki stellte eine kleine Gruppe von Frauen Schmuck aus zerbrochenen Scherben von Geschirr und Teetassen her, die in den Trümmern gefunden worden waren. Sie nannten es Nozomi Project oder wörtlich: Hoffnungsprojekt. Die Nozomi-Mitarbeiter lasen die Scherben ihres Lebens auf und machen daraus schönen Schmuck: Halsketten, Ohrringe, Armbänder…
Der Schmuck ermöglichte Arbeit und brachte Heilung, schuf aber auch immer wieder eine liebevolle zwischenmenschliche Gemeinschaft. Und daraus ergaben sich auch Chancen, das Evangelium weiterzugeben. Meistens kamen die Frauen nach dem Mittagessen zusammen, um gemeinsam die Bibel zu lesen, einen Abschnitt zu besprechen und zu beten.
Mehr zum das Nozomi Project: www.nozomiproject.com
Textauszüge aus “Aroma of Beauty” von Roger W. Lowther / Zusammenstellung und Übersetzung: Crescendo
In diesem Gottesdienst aus dem Fraumünster ist vieles anders. Der Bibeltext soll nicht nur durch Worte zum Ausdruck kommen, sondern mit dem ganzen Körper. In Tanz, Improvisation und Musik wird Psalm 1 vertieft. Das Psalmenbuch beinhaltet uralte Lieder und Gedichte, in denen Menschen ihr Leid, ihre Freude, ihre Dankbarkeit und ihren Frust bei Gott abladen. Doch Psalm 1 ist anders. Er spricht von zwei Wegen und irritiert durch seine Schwarz-Weiss-Malerei. In unserem Gottesdienst ringen wir um Antworten auf Fragen, welche nicht so einfach beantwortet werden können.
Einladung
zu unserem monatlichenZOOM-Sofa mit ARTS+ Freitagabend, 11. Dezember 2020, 19.00 Uhr
Jeweils am Freitag, um 19:00 Uhr, jeden 2. Freitag des Monats
Als ARTS+ Netzwerk möchten wir mit diesen ZOOM-Sofas den Kontakt und Austausch mit euch pflegen. Wir wollen uns durch einen “special guest” und die Austauschrunde inspirieren und auch geistlich ermutigen lassen. In dieser speziellen Corona-Zeit ist dies besonders wertvoll. Und nicht zuletzt wollen wir einfach eine gute Zeit miteinander haben, so quasi das Feierabend-Bier ersetzen 🙂
Eine Anmeldung ist nicht nötig und die Mitgliedschaft bei ARTS+ ist keine Voraussetzung! Schalte dich einfach um 19.00 Uhr dazu:
Link Zoom Meeting 19.00 Uhr
Programm Freitag 11. Dez. 2020, 19.00 Uhr
Das ZOOM-Sofa dauert ca. 60 Minuten
Begrüssung
Impuls von Beat Rink
Interview mit “special guest”
Austausch, Rückfragen, Anliegen
Abschluss und NEWS aus der ARTS+ Küche
Nacht de Glaubens
Wir sind guter Hoffnung, dass die Nacht des Glauben im Juni 2021 stattfinden wird. Künstlereingaben können noch bis 31. Dezember gemacht werden.
Eingabe hier
Jetzt Spenden
Ein weiterer Aufruf:
KIRCHEN ÖFFNET EURE TÜREN!
Einige Kirchen haben begonnen, ihre Räume gratis für Auftritte zur Verfügung zu stellen und den Auftretenden die Kollekte zu überlassen. Auch wird Hilfe bei Licht- und Tontechnik geboten. Das spartenübergreifende, übergemeindliche Künstlernetzwerk ARTS+, eine Arbeitsgemeinschaft der SEA, empfiehlt Kirchen wärmstens, Künstlern zu helfen. Möglichkeiten dazu sind beispielsweise der Einbezug in Gottesdienste oder Spenden, die ARTS+ direkt an Künstler in finanziellen Notlagen weiterleitet.
ARTS+ ruft Kirchen auf, Künstler zu unterstützen:
indem sie ihre Räume gratis zur Verfügung stellen
durch Engagements von Künstlern in Gottesdiensten
finanziell via uns: Postkonto: 60-6304-6 mit dem Vermerk: ARTS+ Künstler/innen-Hilfe, Corona
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Foto: Danger Foxtrot
Umgeben von Kälte und Schnee grüssen wir euch aus der warmen Stube!
Und freuen uns auf bekannte und unbekannte Gesichter auf unserem ZOOM-Sofa.
Dein ARTS+ Team:
Astrid Künzler, Regula Lustenberger (Sekretariat), Adrian Furrer, Andi Bachmann, Beat Rink (Präsident), Jean-Daniel von Lerber, Jonathan Schmidt, Martin Jufer, Samuel Scherrer, Timo Schuster
Guten Tag liebe Winterthurer*innen
Mein Name ist Luca Harlacher. Ich bin ein junger Winterthurer Künstler. Meine Idee ist es, ein Kunst-Werk mit Ihnen und anderen Menschen aus Winterthur zu schaffen. Mein Projekt nennt sich «Kunstpost» und es wird von der Stadt Winterthur unterstützt. Etwas Einzigartiges soll entstehen und das mit Einbezug von vielen Menschen aus Winterthur, also quasi ein Werk von uns allen. Meine Vorstellung und mein grosser Wunsch ist es, dass möglichst viele Winterthurerinnen und Winterthurer dabei mitwirken. Dafür brauche ich aber auch Ihre Bereitschaft mitzumachen, denn ohne Ihr Mittun geht es nicht!
…
Sie glauben, nicht kreativ genug zu sein? – Es ist bei diesem Experiment nicht wichtig, ob Sie objektiv „gut“ zeichnen oder malen können, ob Sie sich sicher fühlen oder nicht, ob Sie professionell kunstschaffend sind oder hobbymässig malen oder überhaupt zum ersten Mal eine Zeichnung anfertigen. Es wird die Fülle von Allem sein, die dieses Gemeinschaftswerk ausmachen wird!
Mein Wunsch an Sie ist es, dass auf Stoff etwas gezeichnet wird, das Sie momentan beschäftigt, bedrückt oder aber fasziniert, etwas, das auf irgendeine Art und Weise mit aktuellen Themen und Fragen zu tun hat. Sie können grossflächig malen oder auch ganz klein, figurativ oder abstrakt, als einfache Skizze oder aufwendige Malerei. Sie können mit Bleistift, Kugelschreiber, Öl, Acryl, Aquarell oder Kreide malen. Auch digitale Zeichnungen sind möglich. Sie können das Medium Malerei auch weiterdenken und mit ganz anderen, neuartigen Methoden etwas auf Stoff kreieren. Ihrer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt!
Wichtig ist nur, dass Sie nicht auf Papier, sondern auf Stoff malen/zeichnen, denn ich muss die einzelnen Werke am Ende zusammennähen können. Es kann irgendein Stoff sein: Ein Stück Leinwand, ein alter Waschlappen, ein nicht mehr zu gebrauchendes Shirt usw. Auch farblich spielt es überhaupt keine Rolle. Ihr fertiges Werk auf Stoff müssten Sie mir dann in einem Couvert per Post bis spätestens am 29.3.2021 zuschicken können.
„Ich denke, es ist eine filmische Adaption der Bibel explizit für unsere Zeit geworden, mit dem ersten schwarzen Jesus in der europäischen Filmgeschichte und mit einer Besetzung, die im besten Sinne des Wortes divers ist. Neben internationalen Stars und Politikern spielen Aktivisten, Landarbeiter und normale Bürger die Hauptrollen. Maria Magdalena ist in unserem Film eine zentrale Figur, manche der Apostel unseres „neuen“ Jesus sind weiblich und ihre Mehrzahl ist – interessanterweise – muslimischen Glaubens. Am meisten freut mich aber, dass unser Film sich auf die Realität auswirkt: Rund um Matera wurden, wie Sie am Ende des Films sehen können, infolge der ‚Revolte der Würde’ die ersten ‚Häuser der Würde‘ gegründet: Häuser, in denen die zuvor obdachlosen Statisten des Films nun in Würde und Selbstbestimmtheit leben können. Und das mit Unterstützung der Katholischen Kirche!“ Milo Rau
Die auf den 12.6.2021 angesetzte “Nacht des Glaubens. Festival für Kunst und Kirche” wird aufgrund der Entwicklung der Covid 19-Lage auf den 17.6.2022 verschoben.
A new experience
It was on a warm summer evening in Finland in 1994 – part of a two-week summer project which had attracted musicians from all over the world. Tapani spoke a short prayer, lit a candle, took his cello and played. Yet he had no written music in front of him. As announced, he made a free improvisation. It was no virtuoso music, but after a few moments I experienced something that I had never experienced in a concert before: suddenly a strong presence of God filled the room, a holy and edifying warmth of the Holy Spirit. Others, too, felt the same thing.
Wellspring
Soon after that, we met some British musicians from the group «Wellspring» (today «Epiphany»). They spoke about astonishing experiences with «improvised prayer in music», for example in a concert in the biggest church in Pakistan. As an encore following a classical concert, they performed a free improvisation. All of a sudden, members of the audience saw inexplicable angel-like light reflections in the church. A number of people who had left earlier and looked back towards cathedral saw lightning flashes coming out of the church roof – as if the church was exploding.
Ongoing «Play & Pray»
In years that followed, we invited our British friends to international Play & Pray conferences – we had in the meantime invented this name for it, and an ever increasing number of musicians were now discovering a new spiritual dimension with improvised musical prayer. Play & Pray was tried out in larger and smaller groups, took place in Crescendo meetings, even in theological congresses, or developed into regular Play & Pray evenings, such as those taking place today in Leipzig, Brussels and Basel. It also led to CDs inspired by Play & Pray. Since then, this thread – or should we be speaking of a river of blessing? – has continued unbroken.
Unforgettable moments
There have been many unforgettable moments – the occasion, for example, when a music student from Stuttgart began to improvise on the piano and then sang to it – something she had never done before. We heard quite wonderful sounds of «contemporary» music – full of rhythmical features and an intense atmosphere. Some weeks later, she wrote saying that her life had changed deeply since that moment. Since then, God had been very close to her, she told us. This was also having a positive effect on her studies.
Or I recall a CREATIVE CHURCH service including Play & Pray segments. One woman in the congregation had the impression that she should listen to the oboe carefully. But there was no oboe playing! She felt puzzled. Yet then, after some time, and oboe began to play behind her. The music set a film in motion within her, with painful scenes from her childhood. Suddenly the oboe stopped, and the musician approached her with a question: «May I pray for you? I would like to pray for the healing of painful memories from your youth.»
And there are also many stories about how people have been healed physically and from mental pressure during “Play & Pray”.
How do we understand this?
In the Bible we repeatedly read of how the Holy Spirit worked on musicians and through music. David plays, and the evil spirit leaves Saul (1 Sam 16:23). David brings together musicians who prophesy with their instruments (1 Chr 25:1) – the same musicians who later praised God at the dedication of the temple, at which point the house of the Lord was filled with a cloud (1 Chr 5:12-14). Musicians praise God, and the enemy is defeated (2 Chr 20:23). Prophets utter their words to instrumental accompaniment (1 Sam 10:5) etc. In the New Testament, however, we encounter no comparable passages. On the other hand, a wide range of charismatic gifts are mentioned.
What should we take note of here, and what conclusions can we draw from this for “Play & Pray”?
1. Nowhere do we read that the music itself does miracles. Even when it is not explicitly stated, it is always clear that God or God’s Spirit works through the music.
2. Improvised music is already known to us from the Old Testament in connection with prophecy and the ministry of deliverance. Why improvisation? In a special way, it appears, it enables one to listen to the voice of the Spirit and to react to it and to articulate what one hears. (It is the same experience as, for example, asking God during a conversation to give one the «right words»! This, too, is improvisation. Even sermons include have improvisational elements).
3. The musicians in the Old Testament were certainly not musical amateurs, and David was an expert performer on the lyre. The conclusion: Improvisation is certainly allowed to have artistic quality. It should be based on musical talent and on learned technique. The simple mathematics of «the less professional, the more spirit-filled» equation is faulty.
4. Similarly faulty is the equation «the more professional, the more spirit-filled». The Spirit of God does not depend on musical technique. Nor are there any learnable and manageable techniques in prophetic or healing music-making. This has a further consequence: The Holy Spirit will not allow himself to be manipulated.
5. God’s Spirit can however inspire music and work through music. One has the privilege of inviting God’s Spirit to work. Such a prayer as «May you work, Lord – through my music, despite my music; I will do all I can!» will release musicians into free and courageous experimentation.
6. God can impart further charismatic gifts. In the New Testament, we read about these gifts. So it may happen that musicians discover that they have the gift to use their music in healing, of prophesying, of releasing words of knowledge, liberating from darkness etc. So Play & Pray enters a new dimension where music is used in intercession or blessing for individual persons or groups. «Epiphany» in England creates e.g. fantastic «Sound Portraits» LINK (please, watch this!) or again, in various projects such as the “Night of Faith. Festival for Art and Church”, we try out «Sound Blessings».
7.
Finally, a word of encouragement: take a first step with Play & Pray! Alone at home, for example, or in small groups, on special evenings… Seek guidance from the experienced*. And: take part in the online CRESCENDO LOUNGE on 6th March.
Eine neue Erfahrung
Es war an einem warmen finnischen Sommerabend im Jahr 1994 – im Rahmen eines zweiwöchigen Sommerprojekts, zu dem Musiker aus aller Welt gekommen waren. Tapani sprach ein kurzes Gebet, zündete eine Kerze an, nahm sein Cello und spielte. Vor sich hatte er keine Noten. Wie angekündigt, improvisierte er frei. Es war keine virtuose Musik, aber nach einigen Augenblicken erlebte ich etwas, was ich in einem Konzert noch nie erlebt hatte: Da erfüllte eine starke Präsenz Gottes den Raum, eine heilige, wohltuende Wärme des Heiligen Geistes. Auch andere spürten dasselbe.
Wellspring
Bald darauf begegneten wir englischen Musikern der Gruppe «Wellspring» (heute «Epiphany»). Sie erzählten von erstaunlichen Erfahrungen mit «improvisierter Gebetsmusik», zum Beispiel von einem Konzert in der grössten Kirche Pakistans. Als Zugabe nach einem klassischen Konzert hatten sie frei improvisiert. Auf einmal sahen Besucher unerklärliche, engelgleiche Lichtreflexe im Raum. Mehrere Leute, die früher weggegangen waren und einen Blick zurück auf die Kathedrale warfen, sahen Blitze aus dem Kirchendach kommen – so, als würde die Kirche explodieren.
Weiteres «Play & Pray»
In den kommenden Jahren luden wir unsere englischen Freunde zu internationalen Play & Pray-Konferenzen ein – wir hatten inzwischen diesen Namen dafür gefunden, und immer mehr Musiker entdeckten nun eine neue geistliche Dimension mit dem improvisierten musikalischen Gebet. Play & Pray wurde in grösseren und kleinen Kreisen erprobt, fand Platz in Crescendo-Tagungen, sogar in Theologenkogressen oder mündete in regelmässige Play & Pray-Abende, wie sie heute z.B. in Leipzig, Paris und Basel durchgeführt werden. Auch entstanden von Play & Pray inspirierte CDs. Seither ist dieser Faden – oder müsste man von einem Segensstrom sprechen? – nicht mehr abgerissen.
Unvergessliche Momente
Es gab viele unvergessliche Momente. Zum Beispiel jener, als eine Musikstudentin aus Stuttgart am Klavier zu improvisieren begann und dazu sang – etwas, was sie vorher noch nie getan hatte. Es erklang ganz wunderbare «zeitgenössische» Musik – voller Rhythmik und intensiver Stimmung. Einige Wochen später schrieb die Musikerin, dass sich ihr Leben seit jener Stunde stark verändert habe. Gott sei ihr seither sehr nahe. Dies wirke sich auch positiv auf ihr Studium aus.
Oder ich denke an jenen KIRCHE KREATIV- Gottesdienst mit Play & Pray -Momenten. Eine Besucherin hatte den Eindruck, sie solle gut auf die Oboe hören. Aber da spielte gar keine Oboe! Sie war irritiert. Doch da, nach einiger Zeit, begann hinter ihr eine Oboe zu spielen. Die Musik setzte in ihrem Inneren einen Film in Bewegung, in dem schmerzhafte Szenen aus ihrer Kindheit abliefen. Plötzlich hörte die Oboe auf, und der Musiker kam zu ihr und fragte: «Darf ich für Sie beten? Ich möchte um Heilung von schmerzvollen Jugenderinnerungen bitten.»
Auch gibt es viele Geschichten, dass Menschen in “Play & Pray”-Zeiten körperlich geheilt und von psychischem Druck befreit wurden.
Wie ist das einzuordnen?
In der Bibel lesen wir immer wieder davon, dass der Heilige Geist an Musikern und durch die Musik wirkt. David spielt, und der böse Geist weicht von Saul (1. Sam 16, 23). David setzt Musiker ein, die mit ihren Instrumenten prophezeien (1. Chr 25,1). Jene Musiker, die dann später bei der Tempeleinweihung Gott loben, worauf das Haus des Herrn mit einer Wolke erfüllt wird. (1.Chr 5, 12-14). Musiker loben Gott, und die Feinde werden besiegt (2. Ch 20,23). Propheten weissagen unter Instrumentalbegleitung (1. Sam 10,5) usw. Im Neuen Testament begegnen uns allerdings keine vergleichbaren Stellen. Dafür werden unterschiedlichste Charismen erwähnt.
Was ist hier zu beobachten und welche Schlüsse kann man daraus für “Play & Pray” ziehen?
1. Es wird nirgends gesagt, dass die Musik Wunder tut. Auch wo es nicht explizit steht: Es wird immer deutlich, dass Gott bzw. Gottes Geist durch die Musik wirkt.
2. Das improvisierte Musizieren wird schon im Alten Testament im Zusammenhang mit Prophetie und Befreiungsdienst erwähnt. Warum dann Improvisation? Improvisation ermöglicht offenbar in besonderer Weise, dass man auf die Stimme des Geistes hören und darauf reagieren und artikulieren kann, was man hört. (Dasselbe erfährt man etwa, wenn man in einem Gespräch Gott bittet, die «richtigen Worte» zu schenken! Auch dies ist Improvisation. Selbst Predigten können improvisatorische Momente haben).
3. Die Musiker des Alten Testaments waren keine musikalischen Dilettanten, und David war ein geübter Leierspieler. Das heisst: Improvisation darf künstlerische Qualität haben. Sie soll auf musikalischer Begabung und auf erlernter Technik beruhen. Die Gleichung «je unprofessioneller, desto geisterfüllter» stimmt nicht.
4. Ebensowenig stimmt die Gleichung «Je professioneller, desto geisterfüllter». Der Geist Gottes ist nicht von musikalischer Technik abhängig. Es gibt auch keine erlernbare und beherrschbare Technik des prophetischen oder heilenden Musizierens. Das heisst auch: Der Heiliger Geist lässt sich nicht manipulieren.
5. Gottes Geist kann aber MusikerInnen inspirieren und durch Musik wirken. In Play & Pray-Zeiten Man darf Gottes Geist einladen, zu wirken. Das Gebet «Wirke Du, Herr – durch meine Musik, trotz meiner Musik; ich gebe mein Bestes!» wird Musiker freisetzen zum unverkrampften, mutigen Experimentieren.
6. Gott kann zusätzliche Charismen geben. Im Neuen Testament lesen wir von den Charismen. So kann es sein, dass Musiker entdecken, dass sie die Gabe haben, durch Musik zu heilen, zu prophezeien, Weisheit freizusetzen, von Dunkelheit zu befreien usw. Play & Pray wird also spannend, wo die Musik als Fürbitte oder Segensbitte für einzelne Menschen oder Gruppen gespielt wird. «Epiphany» in England macht z.B. grossartige «Sound Portraits» LINK (unbedingt anschauen!), oder in verschiedenen Projekten wie in der “Nacht des Glaubens. Festival für Kunst und Kirche” erproben wir «Sound Blessings».
7.
Zum Schluss eine Ermutigung: Beginnt mit Play & Pray! Zum Beispiel allein zuhause, in kleinen Kreisen, an speziellen Abenden… Nehmt Expertise in Anspruch.* Und: nehmt teil an der Online CRESCENDO LOUNGE am 6.März teil.
Martin Luther and Philipp Melanchton by Lucas Cranach d.Ä.
ENGLISH
«The main thing is not to make any mistakes!»
In the trailer for the Crescendo Summer Institute 2021*, the flautist Prof. Christian Studler says, «a musician from any of today’s schools of classical music concentrates on avoiding mistakes, preventing mistakes.»
«Just don’t make any mistakes!» Not only those studying music, but also other artists, are familiar with this imperative. Think of the dancers who have to deliver technically perfect performances. Or of the actors who have to be master their texts completely.
But is it good for art if avoiding mistakes is the most important goal?
«Just don’t make any mistakes!» This principle is seemingly balanced out by the other principle recommended to today’s artists, «Be original!» (see TUNE IN 333), but only seemingly. Is it really possible, then, to be original on command? This is predestined for failure – unless, of course, one is good at creating the appearance of originality. So: Not being original enough is already the next mistake.
«I am a mistake myself»
A signal to warn of mistakes can naturally be a good thing in both art and life. We find important warnings in the 10 Commandments, for example, or in the Book of Proverbs. But there the imperative is in each case very precise: «Take care that you do not make this mistake, so that you do not harm yourself and others!» Yet this is not the same thing as the generalised warning that often comes to us not only from outside, but similarly from within ourselves: «The main thing is not to make any mistakes!» These inner voices are usually the echoes of the words we have heard from figures of authority over the years: from parents, from teachers, perhaps also in the church. Or perhaps we have even concluded that God is a «Big Brother» who is just waiting for the moment when we fall into sin. All of this can draw us into a quicksand of mistakes, and at the end we say: «I am a mistake myself».
Is there a way out of this quicksand, which is an enemy of art, life and faith? Let’s look at John 7…
Loveless search for imperfections versus imperfect love
The Pharisee Simon, who invited Jesus to a meal, is already partially in this quicksand. Only he hasn’t noticed. He wants to get everything right. He does everything to make sure no-one can find anything to criticise him for. Then a counter-figure enters the scene, a woman (with a sinful past) who, in a bold action, after wetting Jesus’ feet with her tears, dries them with her hair, kisses them, and finally anoints them. The Pharisee immediately scents a number of failings: First of all, if Jesus claims to be a prophet, he should realise who this woman is. Secondly, this woman is extremely dubious. Thirdly, the whole scene is extremely embarrassing.
In verses 40-49, we find out how Jesus answered. The most important point: He speaks about the woman’s love, not about her old love affairs, for which she could be censured. He praises her love for God. For in Jesus she had recognised the one who forgives sins. Rather than focusing on the mistakes, Jesus concentrates on forgiveness and the resulting love for God. And he accuses Simon of not having precisely this one thing: love!
In the immediately preceding verses, by the way, Jesus points out that the defect-seeking people around him are blind to the truth. For about John they say, «He is possessed», and regarding Jesus, «He is a glutton and a drunkard». They are like humourless killjoys who reject the invitation to make music and dance (v.31-35; Matt. 11:17, 18).
«Make mistakes courageously!»
From these and other statements in the Bible, one thing is clear: In faith the main thing is certainly not simply to make as few mistakes as possible. Of course, it pleases God that we keep to the 10 Commandments! But they, together with the «Twofold Commandment of Love» (Matt. 22:37 ff.), are intended to mark out the area within which we can joyfully live and act and also make mistakes.
Rather, if we are no longer making any mistakes, we should feel concerned and ask: «Am I still living courageously and passionately? Am I sure that all my guilt, along with all the mistakes I may make in the future, has been forgiven? Am I as a result growing more and more into God’s love and into the readiness to forgive others?
Martin Luther gave advice to his friend Philipp Melanchton: «Pecca fortiter!» «Sin boldly!» or, rephrasing it: «Feel free… – no: Feel bold in making mistakes!» This advice was the right medicine for a man full of scruples and laden with anxiety in the face of decisions, for a man drawn into the quicksand of mistakes and therefore also plagued with stomach ulcers. Luther then continued his advice: «Believe even more boldly!» This is probably what he meant: «Dear Melanchton: Believe that God is greater than your mistakes! For it would be a great mistake for a Christian to want to make no mistakes.»
Questions:
How much do we allow ourselves as artists (and in life and faith generally) to be influenced by the imperative «Do not make any mistakes!»?
Let us read John 7:36-49 and allow the text to work healing in us.
What concrete meaning could the advice «Make mistakes courageously!» have for us?
What does this mean for us as artists?
* LINK (the Early Bird registration closes on 28th February!) see also www.crescendoinstitute.org
Text: Beat Rink / Translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
«Hauptsache, du machst keine Fehler!»
Der Flötist Prof. Christian Studler sagt im Trailer zum Crescendo Sommerinstitut 2021*: «Der klassische Musiker jeder Schule ist heute darauf konzentriert, Fehler zu vermeiden, Fehler zu verhindern.»
«Mach ja keine Fehler!» Nicht nur Musikstudierende, sondern auch andere Künstler kennen diesen Imperativ. Man denke an Tänzerinnen und Tänzer, die technisch perfekte Leistungen erbringen müssen. Oder an Schauspieler, die ihren Text beherrschen müssen.
Aber tut es der Kunst gut, wenn Fehlervermeidung das wichtigste Ziel ist?
«Mach ja keine Fehler!» Dieser Satz wird nur scheinbar vom anderen Imperativ auskorrigiert, den heutige Künstler ebenfalls hören: «Sei originell!» – siehe dazu TUNE IN 333. Gelingt es denn wirklich, auf Befehl originell zu sein? Da ist das Scheitern vorprogrammiert – es sei denn, man kann Originalität gut vortäuschen. Also: Ist man nicht originell genug, ist das schon der nächste Fehler.
«Ich selber bin ein Fehler»
Ein Fehleralarm kann natürlich richtig sein, sowohl in der Kunst als auch im Leben. So lesen wir in den 10 Geboten oder im Buch der Sprüche wichtige Warnungen. Aber dort ist der Imperativ jeweils sehr präzise: «Schau, dass du diesen Fehler nicht machst, damit du keinen Schaden nimmst und anderen nicht schadest!» Doch dies ist nicht dasselbe wie die generalisierte Warnung, die uns nicht nur von aussen, sondern ebenso oft von innen entgegenkommt: «Hauptsache, du machst keinen Fehler!» Diese inneren Stimmen sind meist das Echo jener Sätze, die wir jahrelang von Autoritäten gehört haben: von Eltern, von Lehrern, vielleicht auch von der Kirche. Oder möglicherweise sind wir gar zum Schluss gekommen, Gott sei ein «Big brother», der nur darauf warte, dass wir in Sünde fallen. All dies kann dazu führen, dass wir immer mehr in einen Fehlersog geraten und am Schluss sagen: «Ich selber bin ein Fehler».
Gibt es einen Ausweg aus diesem kunstfeindlichen, lebensfeindlichen und glaubensfeindlichen Sog? Schlagen wir Johannes 7 auf…
Lieblose Fehlersuche contra fehlerhafte Liebe
Der Pharisäer Simon, der Jesus zum Essen einlädt, ist bereits teilweise diesem Sog. Er merkt es nur nicht. Er will alles richtig machen. Er setzt alles daran, dass man ihm nichts vorwerfen kann. Da betritt eine Gegen-Figur die Szene: Eine Frau (mit einer sündigen Vergangenheit), die in einem verwegenen Akt die Füsse von Jesus mit ihren Tränen benetzt, diese dann mit ihren Haaren trocknet und küsst und schliesslich salbt. Der Pharisäer wittert sofort mehrere Fehler: Erstens: Will Jesus ein Prophet sein, dann sollte er erkennen, wer diese Frau ist. Zweitens: Die Frau ist höchst zweifelhaft. Drittens: Die ganze Szene ist höchst peinlich.
Wie Jesus antwortet, kann man in den Versen 40-49 lesen. Das Wichtigste: Er spricht von der Liebe der Frau. Nein, nicht von ihren alten Liebesgeschichten, die er ihr vorwerfen könnte. Er lobt ihre Liebe zu Gott. Denn sie hat in Jesus den erkannt, der Sünden vergibt. Statt auf die Fehler lenkt Jesus den Blick auf die Vergebung und die daraus entstehende Liebe zu Gott. Und Simon wirft er vor, genau das nicht zu haben: Liebe!
In den unmittelbar vorausgehenden Versen stellt Jesus übrigens fest, dass die fehlersuchenden Menschen um ihn herum blind sind für die Wahrheit. Denn über Johannes sagen sie: «Er ist besessen» und über Jesus: «Er ist ein Fresser und Weinsäufer». Sie sind wie freudlose Spielverderber, die die Einladung zu musizieren und zu tanzen ausschlagen (V.31-35; Matt 11:17, 18)
«Mach mutig Fehler!»
Diese Worte und andere Aussagen der Bibel machen deutlich: Es geht im Glauben gar nicht darum, möglichst wenig Fehler zu machen. Es gefällt Gott, wenn wir uns an die 10 Gebote halten, sicher! Aber diese stecken zusammen mit dem «Doppelgebot der Liebe» (Matt 22,37 ff.) eher das Gebiet ab, in dem wir fröhlich leben, handeln und Fehler machen dürfen.
Machen wir keine Fehler mehr, müssen wir eher besorgt fragen: «Lebe ich noch ich noch mutig und leidenschaftlich? Weiss ich: All meine Schuld ist zusammen mit all den Fehlern, die ich je in Zukunft machen werde, vergeben? Wachse ich dadurch noch mehr in Gottes Liebe hinein und in die Bereitschaft, anderen zu vergeben? und mich übrigens auch bei anderen entschuldigen?»
Martin Luther hat seinem Freund Philipp Melanchton geraten: «Pecca fortiter!» «Sündige tapfer!» oder anders übersetzt: «Mach ruhig – nein: mach mutig Fehler!» Dieser Rat war Medizin für einen Mann voller Skrupel, voller Angst vor Entscheidungen, für einen Mann im Fehler-Sog und deshalb auch voller Magengeschwüre. Luther schob noch einen Satz nach: «Glaube noch tapferer!» Er meinte damit wohl: «Lieber Melanchton: Glaube, dass Gott grösser ist als deine Fehler! Denn es wäre ein grosser Fehler eines Christen, keine Fehler machen zu wollen.»
Fragen:
Wie stark lassen wir uns als Künstler (und überhaupt im Leben und Glauben) vom Imperativ bestimmen: «Mach keine Fehler!»
Lesen wir Johannes 7, 36-49 und lassen den Text heilsam auf uns wirken.
Was könnte der Rat «Mach mutig Fehler!» für uns konkret heissen?
Was heisst das für uns als Künstler?
* LINK (die Early Bird-Anmeldung endet am 28.Februar!) siehe auch: www.crescendoinstitute.org
Text: Beat Rink
Haben Sie auch einen Lieblingspsalm? Dann melden Sie sich bei uns! Wir stellen in loser Folge einige dieser religiösen Lieder, Gebete beziehungsweise Gedichte vor. Ausgesucht wurden sie von Interessierten, Mitarbeitenden oder Mitgliedern der reformierten Kirchgemeinde Zürich.
This Digital Lab unites art managers in order to find and share insights essential for carrying out an international residency in the regions of Ukraine. The necessary knowledge base is provided by experts from Ukraine and the EU.
After the two-week lab you will have a fundamental understanding of each stage of the management of international art residencies and create your own project, consulting with the experts. The most promising ideas will get EUR 1,000 on implementation.
«Who am I?» During this pandemic, artists find themselves facing many financial questions. But also existential ones: «How am I to continue to be an artist if I can no longer perform?»; «Should I hold onto my calling when I myself have inner battles and my motivation is weakening?»; «Do I actually have any calling at all to be an artist?»; «What else am I called be?» – «Who am I?» “A crisis is an opportunity”, we often hear. Quite true: we can emerge from this crisis strengthened if we come to know and accept ourselves better as a result of the answers to these questions.
Romano Guardini on “Self-Acceptance” Let us start with words by the important Catholic theologian and religious philosopher Romano Guardini (1885-1968), qutoted from his book “Annahme seiner selbst (self acceptance)”
«The questions of existence: Why am I the person that I am? Why do the things that happen to me happen? Why am I denied the things I am denied? – These questions receive their answer only in a relationship with God. However, we must immediately add this: only to the extent to which this relationship is not an abstract thought, but is living experience. But this is possible.»
«The questions in which the word “why” and the word “I” occur – these cannot be answered on the human level. The answer is given only by God.» «I should accept being the person I am. Accept that I have the characteristics that I have. Accept the boundaries that have been drawn round me.»
God has called each person by name, says Guardini (see Isaiah 43,1). We can accept this fact gratefully. «In their hour of testing, the first human beings did not accept themselves, wished not to be an image but the original; not to be created and given by God, but to be God himself.»
This means: «I must accept not having the gifts that have been denied me; must recognise my limits and stay within them. This does not mean renouncing the effort to improve. I can and should do this, but in line with what has been granted to me.»
With Guardini’s words still echoing, an artist can say:
* I am desired, created and gifted by God the way I am. The artistic gift is part of my personality. It is a joy, but also often a difficult task. In exercising it, I must discover and accept my capabilities, but also my limits.
* This gift still exists even if I cannot work the way I would like to. Guardini wrote: One has not lost the way, even if one goes “through troubles and shadows”. The path may seem brushed over or hidden. But it is always there, even if it leads through catastrophe. (…) Death is not all that the macabre empty talk of philosophy and poetry and art claims; the path leads through it.»
* I trust that God leads me by his Spirit and constantly shows me new ways of applying my gifts.
* The main thing is not myself or my success, which I may even be looking for at the cost of others (here I will repeatedly need forgiveness!), but rather «Soli Deo Gloria» and love for one’s neighbour – thus the organist in Salisbury Cathedral is precisely following his calling when he plays for the people coming to the church for vaccination.
* An artistic identity is embedded in the much greater identity as «a child of God», and my calling to create art is embedded in Christ’s calling us «out of darkness into his wonderful light» (1 Pet. 2,9). My true joy therefore comes from the fact that I belong to God. «Rather, rejoice that your names are written in heaven» (Luke 10,20). But heaven does not list me in some giant telephone book as an anonymous number. Rev. 2,17 ( «and I will give him a white stone, with a new name written on the stone which no one knows except him who received it») speaks of how I am a person who receives, as does everyone, an entirely personal love from God and do not lose my individual (and artistic) characteristics. It is from this joy, then, that the joy in my gifts and calling springs.
(Further thoughts on this topic will follow in the CRESCENDO LOUNGE on 30th Jan.)
Text: Beat Rink / Translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
«Wer bin ich?» In dieser Pandemie-Zeit tauchen für Künstler viele finanzielle Fragen auf. Aber auch existentielle: «Wie soll ich noch Künstler(in) sein, wenn ich nicht mehr auftreten kann?» «Soll ich an meiner Berufung festhalten, wenn ich selber innere Kämpfe habe und meine Motivation nachlässt?» «Bin ich überhaupt dazu berufen, Künstler(in) zu sein?» «Wozu bin ich sonst berufen?» – «Wer bin ich?» “Krise ist Chance”, hören wir oft. In der Tat: Wir können gestärkt aus dieser Krise hervorgehen, wenn wir Antworten auf diese Fragen finden und uns dadurch selber besser kennen- und annehmen lernen.
Romano Guardini über “Selbst-Annahme” Hören wir zunächst auf Worte des wichtigen katholischen Theologen und Religionsphilosophen Romano Guardini (1885-1968), die dem Buch “Die Annahme seiner selbst” entnommen sind:
«Die Fragen der Existenz: Warum bin ich der, der ich bin? Warum geschieht mir, was mir geschieht? Warum ist mir versagt, was mir versagt ist? – diese Fragen bekommen ihre Antwort nur in der Beziehung auf Gott. Allerdings müssen wir sofort hinzufügen: sofern diese Beziehung nicht nur abstrakt gedacht, sondern lebendig erfahren wird. Das aber kann geschehen.»
«Die Fragen, in denen das Wort „warum“ vorkommt und das Wort „ich“ – sind vom Menschen her nicht zu beantworten. Die Antwort auf sie gibt nur Gott.» «Ich soll damit einverstanden sein, der zu sein, der ich bin. Einverstanden, die Eigenschaften zu haben, die ich habe. Einverstanden, in den Grenzen zu stehen, die mir gezogen sind.» Gott hat jeden bei seinem Namen gerufen, so Guardini (s. Jesaja 43,1). Dies dürfen wir dankbar annehmen. «Die ersten Menschen haben in der Stunde der Prüfung sich selbst nicht angenommen, nicht Ebenbild sein wollen, sondern Urbild; nicht von Gott geschaffen und gegeben, sondern selbst Gott.»
Das heisst: «Ich muß darauf verzichten, Begabungen zu haben, die mir versagt sind; meine Grenzen erkennen und sie einhalten. Das bedeutet nicht Verzicht auf das Streben, aufzusteigen. Das darf ich und soll es; aber auf der Linie des mir Zugewiesenen.»
Mit Guardinis Worten im Ohr kann deshalb ein künstlerischer Mensch sagen:
* Ich bin von Gott so gewollt, geschaffen und begabt worden. Die künstlerische Begabung gehört zu meiner Persönlichkeit. Sie ist eine Freude, aber auch eine oft schwierige Aufgabe. Ich muss dabei meine Möglichkeiten, aber auch meine Grenzen entdecken und akzeptieren.
* Diese Begabung bleibt auch dann bestehen, wenn ich nicht arbeiten kann, wie ich gerne möchte. Guardini schreibt: Der Weg geht nicht verloren, selbst wenn er «durch Bedrängnisse und Dunkelheiten [führt]. Er kann scheinbar verwehen und verschüttet werden. Immer ist er aber da, sogar wenn er durch den Untergang führt. (…) Der Tod ist nicht, was all das makabre Gerede in Philosophie und Dichtung und Kunst verkündet; der Weg geht durch ihn hindurch.»
* Ich vertraue darauf, dass Gott mich durch seinen Geist leitet und mir immer wieder Möglichkeiten zeigt, wie ich meine Begabungen einsetzen kann.
* Es geht dabei nicht um mich und meinen Erfolg, den ich vielleicht sogar aufkosten anderer suche (da brauche ich immer wieder Vergebung!), sondern um das «Soli Deo Gloria») und um die Liebe zum Nächsten. – So folgt gerade auch der Organist in der Kathedrale von Salisbury seinem Ruf, wenn er für die Menschen spielt, die zur Impfung in die Kirche kommen.
* Meine künstlerische Identität ist eingebettet in die viel grössere Identitätals «Kind Gottes». Und meine Berufung, Kunst zu schaffen, ist eingebettet in die Berufung zur Nachfolge, die «aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht» führt (1.Petr 2,9). Meine eigentliche Freude kommt darum aus der Tatsache, dass ich zu Gott gehöre. «Freut euch aber, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind.» (Luk 10,20). Im Himmel gibt es nun aber kein riesiges Telefonbuch, in dem ich eine identitätslose Nummer bin. Off 2,17 ( «und ich werde ihm einen weißen Stein geben, und auf den Stein einen neuen Namen geschrieben, den niemand kennt als nur der, der ihn empfängt») spricht davon, dass ich mit allen anderen zusammen ein von Gott ganz persönlich geliebter Mensch bleiben werde, der seine Individualität (auch als Künstler) nicht verliert. Aus dieser Freude kommt die Freude an meiner Begabung und Berufung.
(weitere Gedanken zu diesem Thema folgen am 30.1. in der CRESCENDO LOUNGE )
Text: Beat Rink
The international performance project FACE TO FAITH discusses the importance of faith for our societies. In theatre projects and conferences, the seven cultural institutions from the Czech Republic, Finland, Germany, Italy, Israel, Poland, and Ukraine will question the identity-creating and political backgrounds, as well as the connecting or separating aspects of this human expression. For this purpose, artists, experts and people of all kinds are invited to create new perspectives, tell unknown stories and uncover unsolvable conflicts.
Die Projektsumme umfasst CHF 10000.– (Material und Lohnkosten). Die Preissummen (zusätzlich zur Projektsumme) sind abgestuft:
Platz 1000.– / 2. Platz 800.– / 3. Platz. 600.– / Platz 4–10: ein ZweijahresAbo BARTmagazin (bartmagazin.com)
Am Taufbaum werden von den Eltern, anlässlich der Taufe ihrer Kinder, persönlich gestaltete Karten (oder ähnliches) mit Namen (und Fotos/Zeichnungen/Dekoration) aufgehängt. Damit sind die Täuflinge als jüngste Mitglieder der Kirchgemeinde durch das ganze Jahr hindurch im Kirchenraum präsent. Familien, die ihr Kind taufen lassen, werden über die Taufe hinaus motiviert, sich als Teil des wachsenden Kirchenkreises zu fühlen. Dies wird unter anderem durch eine jährliche Tauferinnerungsfeier gefördert. So entstehen weitere Kontaktmöglichkeiten mit den Familien. Der Taufe und den Familien wird somit ein sichtbares Gewicht im Kirchenraum gegeben. Der geplante Taufbaum kann die Form eines Baums haben, muss aber nicht.
Mit Yvan Sagnet, Marcello Fonte, Enrique Irazoqui, Maia Morgenstern
Was würde Jesus heute predigen? Wer wären seine Apostel? DAS NEUE EVANGELIUM ist ein Manifest der Solidarität der Ärmsten, ein filmischer Aufstand für eine gerechtere, menschlichere Welt.
Das monatliche Austausch-Treffen von Künstlern aus dem ARTS+ Umfeld. Als ARTS+ Netzwerk möchten wir mit dem ZOOM-Sofas den Kontakt und Austausch mit euch pflegen. Eine Mitgliedschaft ist keine Voraussetzung, den ZOOM-Link erhälst du via Newsletter.
Aufzeichnungen der bisher stattgefunden ZOOM-Sofas:
ZOOM-Sofa mit ARTS+ am Donnerstag, 08. April 2021
Filmbesprechung «Das neue Evangelium» von Milo Rau.
Adrian Furrer (Schauspieler) führt ein Gespräch mit Olivier Zobrist (Geschäftsführer der Bernard Lang AG, «Langfilm») über den am 1. April 2021 neu erschienen Film: «Das neue Evangelium» von Milo Rau. Ausgezeichnet mit dem Schweizer Filmpreis 2021, bester Dokumentarfilm.
Lässt der Staat die Kultur im Stich? Das Gespräch mit dem Experten Gaetano Florio, Mitglied der Kultur Task Force beim Bund. Wer erhält wo unter welchen Bedingungen Unterstützung? Ein Blick hinter die Kulissen der Verhandlungen beim Bund. Wie stehen die Aussichten für 2021? Wir versuchen etwas Licht ins Kulturdunkel zu bringen.
Teil 2 (Gespräch mit Gaetano Florio, Moderator: Jean-Daniel von Lerber)
Teil 3 (Gespräch mit Gaetano Florio, Moderator: Jean-Daniel von Lerber)
ZOOM-Sofa mit ARTS+ am Freitag, 12. Februar 2021
Virtuelle Besprechung der Ausstellung «Im Herzen wild» des Kunsthaus Zürichs und ausgewählte Arbeiten des Künstler und Romantikspezialisten Stephan Jon Tramèr mit Andreas Widmer, Bildender Künstler, Kunstlehrer und Autor.
ZOOM-Sofa 12. Feb. 2021 Virtuelle Besprechung der Ausstellung «Im Herzen wild» des Kunsthaus Zürichs und ausgewählte Arbeiten des Künstler und Romantikspezialisten Stephan Jon Tramèr mit Andreas Widmer, Bildender Künstler, Kunstlehrer und Autor.
(Einstig Beat Rink, Gespräch mit Andreas Widmer & Stephan Jon Tramèr)
ZOOM-Sofa mit ARTS+ am Freitag, 01. Janaur 2021
Peter Wild ist Comedian und steht seit 30 Jahren auf der Bühne. Er arbeitet mit Cla Gleiser zusammen, der Texte für seine Stücke schreibt. Wir sprachen über ihre Zusammenarbeit und wie sie die Zeit während Corona “überleben”.
A few days ago, on 31st January, the world lost the rabbi and psychiatrist Abraham J. Twerski, born in 1930. In the link you will find two excerpts from talks in which this interesting thinker and gifted speaker draws on examples from the animal world to illustrate human behaviour. We can easily relate his observations to our current situation and certainly to that of artists. Which of these examples chimes with us: salmon or lobster?
The salmon
Twerski tells of the obstacles that the salmon has to overcome swimming upstream from the sea to its spawning ground. The greatest challenge, besides battling against currents, is getting past the rapids. Even after a number of unsuccessful attempts, the salmon does not give up, but gathers new strength for the next leap. Its inner drive is towards the goal which it knows instinctively.
We humans have no such instincts. But the human being has a mission and a task which he has been given by God. Just make sure that we do not trust the false promises of happiness like the ones that television presents us with! We find our happiness and our destiny only through one who created us. https://www.youtube.com/watch?v=Md57oNAYNYA
The lobster
In order to be able to grow, it has to cast off its shell. This happens several times. For this, it searches out a protective hollow in the rock and rubs against the rock until the shell finally falls off. The motivation for this is that the lobster feels uncomfortable because he is growing inside. If he went to a doctor, he would be given Valium. He would then certainly feel well, but would no longer be able to grow. The times when we have to put up with resistance and in which we are under stress help us to grow. https://www.youtube.com/watch?v=VEXIF2hNmv8&feature=emb_logo
Which of these examples chimes with us?
Proven character
The salmon goes well with Romans 5, 3. Here Paul writes: “tribulation brings about perseverance; and perseverance, proven character”; the Greek word for ‘proven character’ (dokimos) means something like «staying power». We have patience going through difficult times because we know this: We are justified, we are forgiven and we have the hope of glory (Rom. 5,1+2). And, astonishingly: the more we have to go through, the stronger the hope. This is why Paul goes on to write: «proven character/staying power brings about hope».
With every new leap, the salmon surely notices instinctively that it is getting nearer to its goal. And that gives it additional strength. Is this an experience we know? «We Christians should be artistically much more innovative», one of my artist friends said to me last week. «After all, we are connected to the source of creativity. Perhaps we simply are not daring enough.» To that one could add: Perhaps we could allow more free space for the pressure of the Holy Spirit and the love of God. Twerski also speaks of the Valium that sedates us. Which Valium could this be?
Pressure and love
The lobster goes well with Romans 5,5: Here Paul speaks of an «inner pressure» which is trying to burst the shell. Is this the pressure to perform, which sometimes wears us down? Or the pressure that comes from worries and anxiety? Or the pressure to satisfy everyone’s expectations? Or the pressure of guilt? Today in particular we are under a multiplicity of pressures…
Now, Twerski speaks about how some pressures cause us to mature and grow. That is true. Paul sets a different emphasis when he speaks about a good inner pressure: «For the love of God has been poured out within our hearts through the Holy Spirit who was given to us.» I suspect that this is what Paul would have emphasised to Twerski:This inner filling by the Spirit and love of God always work against damaging pressure, which we in fact often transfer onto others… God, in his love, would like to take us into a much greater dynamic which bursts shells and conventions apart. Artistic ones as well.
Prayer
Lord. We thank you that you are with us in difficult times. Help us not to abandon patience, staying power and hope! Help us to experience the rapids as places where our staying power and our hope and our faith can even grow. May your Holy Spirit and your love live and increase in us. Liberate us time and again from all damaging pressure. Forgive us where we have given way to this pressure and where we have transferred it onto others. May we experience the dynamic of your love, which bursts shells and enables us to grow further. May we also be more courageous artistically – trusting in your creative power. Amen
Text: Beat Rink / Translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
Vor einigen Tagen, am 31.Januar 2021, verstarb der 1930 geborene Rabbiner und Psychiater Abraham J. Twerski. Im Link findet man zwei Ausschnitte aus Vorträgen, in denen dieser interessante Denker und begabte Redner Beispiele aus dem Tierreich herbeizieht, um menschliches Verhalten zu illustrieren. Die Aussagen lassen sich gut auf unsere jetzige Lage und sicher auch auf die Situation von Künstlern beziehen. Welches dieser Beispiele spricht uns an: Lachs oder Hummer?
Der Lachs
Twerski erzählt von den Hindernissen, die ein Lachs auf dem Weg vom Meer stromaufwärts zu seinem Laichplatz überwinden muss. Die grösste Herausforderung ist neben dem Ankämpfen gegen die Flut die Überwindung von Stromschnellen. Der Lachs gibt auch nach mehreren vergeblichen Anläufen nicht auf, sondern sammelt neue Kraft für den nächsten Sprung. Sein innerer Antrieb ist das Ziel, von dem er instinktiv weiss. Wir Menschen haben keine solchen Instinkte. Aber der Mensch hat eine Mission und einen Auftrag, der ihm von Gott gegeben wurde. Vertrauen wir nur nicht falschen Glücksversprechen, wie sie uns etwa aus dem Fernsehen entgegenkommen! Unser Glück und unsere Bestimmung finden wir nur durch den, der uns erschaffen hat. https://www.youtube.com/watch?v=Md57oNAYNYA
Der Hummer
Damit ein Hummer wachsen kann, muss er seine Schale abwerfen. Dies kommt mehrmals vor. Er sucht dann eine schützende Felsenhöhle auf und reibt sich so lange am Felsen, bis die Schale abfällt. Die Motivation dafür ist, dass sich der Hummer unwohl fühlt, weil er innerlich wächst. Würde er zu einem Doktor gehen, so bekäme er ein Valium. Dann würde er sich zwar wohl fühlen, aber nicht mehr wachsen können. Die Zeiten, in denen wir Widerstände erdulden müssen und in denen wir unter Stress stehen, helfen uns, zu wachsen. https://www.youtube.com/watch?v=VEXIF2hNmv8&feature=emb_logo
Welches dieser Beispiele spricht uns an?
Bewährung
Zum Lachs passt Römer 5,3. Paulus schreibt hier: Bedrängnisse bewirken Geduld. Geduld bewirkt Bewährung. Das griechische Wort Bewährung (dokimos) meint so etwas wie «Durchhaltewille». Wir können in schwierigen Zeiten geduldig durchhalten, weil wir wissen: Wir sind gerechtfertigt, uns ist vergeben und wir haben eine Hoffnung auf die Herrlichkeit (Rö 5,1+2). Und erstaunlich: Je mehr wir durchhalten, desto stärker wird die Hoffnung. Deshalb schreibt Paulus weiter: «Bewährung/ Durchhaltewille bewirkt Hoffnung».
Sicher merkt auch der Lachs mit jedem neuen Sprung instinktiv, dass er dem Ziel näherkommt. Und das gibt ihm zusätzlich Kraft. Erfahren wir Ähnliches? «Wir Christen sollten künstlerisch viel innovativer sein», sagte mir letzte Woche ein befreundeter Künstler. «Wir sind ja an die Quelle der Kreativität angeschlossen. Vielleicht wagen wir einfach zu wenig.» Man könnte dem hinzufügen: Vielleicht dürften wir dem inneren Druck des Heiligen Geistes und der Liebe Gottes mehr Raum geben. Twerski spricht vom Valium, das uns ruhig stellt. Gibt es auch Valium, das Gottes Liebe ruhig stellt?
Druck und Liebe
Zum Hummer passt Römer 5,5: Da spricht Paulus von einem «inneren Druck», der die Schale sprengen will. Was ist das für ein Druck? Ist es der Leistungsdruck, der uns manchmal zermürbt? Oder der Druck, den uns Sorgen und Ängste machen? Oder der Druck, es allen recht machen zu müssen? Oder der Druck von Schuld? Wir stehen gerade heute unter vielfachem Druck…
Nun, Twerski spricht davon, dass mancher Druck uns reifen und wachsen lässt. Das stimmt. Paulus setzt einen anderen Akzent: Er spricht von einem guten inneren Druck: «Denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unser Herz durch den heiligen Geist, der uns gegeben ist.» Ich vermute, dass Paulus gegenüber Twerski betont hätte: Diese innere Erfüllung durch den Geist und die Liebe Gottes will immer wieder schädlichen Druck wegnehmen, den wir ja auch oft an andere weitergeben… Gott möchte uns in seiner Liebe in eine noch grössere Dynamik hineinnehmen, die Schalen und Konventionen sprengt. Auch künstlerisch.
Gebet
Herr. Wir danken Dir, dass Du in schwierigen Zeiten bei uns bist. Hilf uns, dass wir Geduld, Durchhaltewillen und Hoffnung nicht fahren lassen! Hilf uns, dass wir die Stromschnellen als Ort erfahren, wo unser Durchhaltewillen und unsere Hoffnung und unser Glaube sogar wachsen. Lass Deinen Heiligen Geist und Deine Liebe in uns wohnen und zunehmen. Befreie uns immer wieder von allem schädlichen Druck. Vergib uns, wo wir ihn an andere weitergeben. Lass uns die Dynamik Deiner Liebe erfahren, die Schalen sprengt und uns weiter wachsen lässt. Lass uns auch künstlerisch mutiger werden – im Vertrauen auf Deine Schöpferkraft. Amen
Text: Beat Rink
Liebe Kunstschaffende aller Sparten, Mitglieder von ARTS+ und Interessierte!
Einmal im Jahr laden wir zum jährlichen Netzwerk-Treffen mit Verleihung des Prix Plus ein. Nun ist es wieder soweit: Freitag, 6. November 2020, 17.00 Uhr, Studio 21, Zeltweg 21 i, Ostermundingen/Bern.
Was ist der PrixPlus 2020?
Als schweizerische Vereinigung christlicher Kunstschaffender vergibt ARTS+ jährlich einen mit 2000 CHF dotierten Preis an professionelle Künstler, die im Vorjahr Glaubensthemen aufgegriffen, in einem Werk umgesetzt und damit in der Öffentlichkeit eine gewisse Resonanz ausgelöst haben. In diesem Jahr wird zusätzlich ein mit 500 CHF dotierter Förderpreis verliehen. Wer die Preise bekommt, wird erst am Anlass selber bekannt gegeben. Es lohnt sich also, zu kommen!
Program
17.00 Uhr
GV der Mitglieder
ab 18.00 Uhr
Eintreffen weiterer Gäste
18.30 Uhr
Abendprogramm, u.a. mit Project-Dating (Infos zum Mitmachen s.u.)
und Studio21- Führung, Apéro, Verleihung PrixPlus
21.30
Abschluss
JETZT ERST RECHT: LASST UNS ZUSAMMENKOMMEN!
Desinfektionsmittel steht vor Ort zur Verfügung.
Maskenpflicht gilt für alle.
PROJECT-DATING
am ARTS+ Netzwerk-Treffen in Ostermundigen/Bern, am 6. Nov. 2020
Du hast ein Projekt, das du gerne anderen vorstellst und dich dazu befragen lässt? Bist du bereit, dich mit Interessierten über deine künstlerische Arbeit zu unterhalten?
Während 12 Minuten kannst du dein Projekt präsentieren – z.B. mit Bildern oder Videos auf deinem Laptop. Wer sich für dein Projekt interessiert, setzt sich zu dir an den Tisch. Du hast einen Quadratmeter Platz für deine Präsentation.
Wer gerne beim «Project-Dating» mitmachen möchte, melde sich bis zum 26. Oktober 2020 bei Astrid Künzlerproject@artsplus.ch.
N E U E W E B S E I T E
Wir haben unsere Webseite technischüberarbeiten lassen.
Die Seite wurde schneller, die Nutzung vereinfacht und zugänglicher.
Auf der Gesamtauflistung ALLE KÜNSTLER, sind die AKTIVEN Profile markiert und können mit einfachem Klick bei „Aktive ARTS+ Künstler“ gefiltert werden. https://artsplus.ch/namen/
Jedes AKTIVE Profil Mitglied hat NEU die Möglichkeit, bis 5 Social Media Kanäle (Icons) sowie 5 verlinkte Webadressen anzugeben!
Ein weiterer grosser Vorteil ist, dass jedes aktive Mitglied sein PROFIL nun NEU in derselben grafischen Darstellung bearbeiten lässt (Front-End). Das ist wesentlich benutzerfreundlicher.
Logge dich gleich in dein Profil ein (gleiche Zugangsdaten wie bis anhin) und probiere es aus!
N E W S
Auf unserer Webseite gibt es laufend NEWS über kommende Veranstaltungen. So zum Beispiel über die…
CENTRAL CONFERENCE 2021 Für die ersten 50 Anmeldungen gibt’s die zwei Tage für 159.– statt 209.–
Bist du noch nicht Mitglied, würdest du gerne andere Künstler kennen lernen oder vernetzt werden? Dann komm doch an unsere Netzwerk-Treffen am 6. November,
oder:
W E R D E M I T G L I E D
Mit einer Mitgliedschaft bei ARTS+ für jährlich nur 50.-
Lassen wir uns voneinander inspirieren und überraschen.
MEET ARTISTS – MEET ARTS+!
Wir freuen uns auf euch.
Euer ARTS+ Team
Astrid Künzler, Regula Lustenberger, Adrian Furrer, Andi Bachmann, Beat Rink, Jean-Daniel von Lerber, Martin Jufer, Samuel Scherrer, Timo Schuster
LIEBE KUNSTSCHAFFENDE AUS ALLEN SPARTEN
Eines ist klar: die Krise ist noch nicht vorbei. Und das Leben? Es geht weiter! Und umso deutlicher sind künstlerische Stimmen gefragt, die zu Hoffnung, Liebe und Glaube ermahnen, gerade wenn es gilt, durch Krisen zu gehen.
Der Theologe Dr. Dr. Matthias Krieg greift in einem seiner Wochentexte einen Ausschnitt aus A.L. Kennedys Roman “Gleissendes Glück” (englisch, 1997) auf. Die schottische Schriftstellerin lässt darin eine der Protagonistinnen fragen: “Wen haben Sie verloren? Gott. Keinen Menschen?” Die Gedanken im Text lassen aufhorchen, rütteln wach und rufen zu neuen Horizonten.
Gesucht werden künstlerische Beiträge aus allen Sparten für die Programmierung in verschiedenen Häusern und Formaten – auch Outdoor. Eingabe per Website: nachtdesglaubens.ch/kuenstler/
noch bis zum 30.9.20 oder für die dritte Tanche: 31.12.20
Die Nacht des Glaubens findet als konfessionsübergreifendes Schweizer Festival für Kunst und Kirche in der Innenstadt von Basel zum 3. Mal statt. Zeitgenössische Kunst, die sich mit dem christlichen Glauben auseinandersetzt, tritt in den öffentlichen Raum. Kirchen verwandeln sich in Kunsträume oder zeigen ihre eigenen Kunstschätze einer breiten Öffentlichkeit.
Die Programmauswahl trifft eine Programmkomission, die sich aus Fachleuten einzelner Kunstsparten zusammensetzt. Leitende Kriterien für die Auswahl sind Professionalität, Eigenständigkeit und Umsetzbarkeit der Eingaben.
Das Kunstförderprogramm Ta DA Textil und Design Allianz schreibt neue KünstlerInnen-Residenzen für 2021 aus. Deadline für die Bewerbung: 4. Oktober 2020
Arbeitest Du in den Bereichen Kunst, Design, Architektur, Literatur, performative Künste oder an transdisziplinären Projekten und hast ein starkes Interesse für die textile Produktion und ihren Kontext?
Du hast ein Projekt, das du gerne anderen vorstellst und dich dazu befragen lässt. Du bist bereit, dich mit Interessierten über deine künstlerische Arbeit zu unterhalten. “Project-Dating” ist ein Format, bei dem du während 12 Minuten in einem 1:1-Gespräch mit einer an deinem Projekt interessierten Person bist und deren Fragen beantwortest.
Du hast einen m2, um etwas Visuelles von deiner Arbeit oder deinem Projekt zu präsentieren (kann auch ein Flyer sein). Wer sich dafür interessiert, setzt sich zu dir und hat die Möglichkeit, ganz persönlich mit dir darüber zu plaudern. 12 Minuten lang. Deadline für die Anmeldung: 26. Oktober 2020
Zwischennutzung im Hobelwerk
Räume in der “Malerei” im Hobelwerk in Oberwinterthur
Kleinere Flächen, Treppenhäuser, sehr grosse Hallen, das ganze Haus innen und aussen können bis zum Abbruch der Malerei genutzt und benutzt werden. Projekte aller Art können eingegeben werden: Illuminationen, Malereien, Sprayereien, Fotografie, Film, Handwerk. Das kreative Geschehen wird dokumentiert und am Schluss eine Finissage organisiert.
Zeiträume: September/Oktober 2020 und März/April 2021.
Wegen der Corona-Schutzmassnahmen brauchen wir eure Anmeldung bis zum 30. Oktober 2020.
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C O R O N A – I N F O S
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Bis zum 20. September können Kulturunternehmen und Kulturschaffende für entgangene Einnahmen Ausfallentschädigung beantragen. Dabei handelt es sich um Engagements und Aufträge, die bei einem normalen Kulturbetrieb zu erwarten gewesen wären und in die Zeitperiode vom 1. Juli bis zum 31. Oktober 2020 fallen.
Im Kanton Zürich soll gleich verfahren werden und die gleiche Deadline gelten. Die Infos dazu werden ab 11. September auf deren Homepage aufgeschaltet sein.
Was wir im Mai lancierten und euch im letzten Newsletter anboten, hat in unserem Netzwerk bei Central Arts Fuss gefasst:
Mit dem #GIVEARTADAY läuft dort eine KünstlerInnen helfen KünstlerInnen-Aktion, die super einfach ist. Wer gut versorgt wurde, darf hier teilen und spenden:
Herzlichen Dank für eure Spenden!
Wir konnten sehr unbürokratisch insgesamt CHF 350.- dem Crescendo-Netzwerk für klassische und Jazz-Musikerinnen und Musiker zukommen lassen. Crescendo half in der Zeit des Lockdown vielen in der Schweiz gestrandeten Künstlern über die Runden. Ein Teil des Geldes wird zudem für die Musikarbeit in Ruanda eingesetzt, die besonders unter der Corona-Pandemie gelitten hat.
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A U S D E M N E T Z W E R K
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Website ARTS+ Schweiz
Untätig waren auch wir nicht während des Lockdowns. Wir haben die Chance ergriffen und die Homepage technisch überarbeiten lassen.
Schon jetzt ist die Webpage von ARTS+ bei Google und anderen Suchmaschinen super indiziert und Inhalte werden primär gefunden. Wir möchten aber die Nutzung für euch einfach machen und zugänglicher in Handhabung. Und der Aufbau der Site soll vor allem auch schneller sein.
Noch ist es nicht ganz soweit. Mehr dazu am “meet artists – meet ARTS+” am 6. November und im nächsten Newsletter.
Am 1. September trafen sich alle Vorstands-Mitglieder von ARTS+ zu einem Retraite-Tag in Basel. Thema war unter anderem eine gemeinsame Ausrichtung und Vision für die nächsten Monate und Jahre.
Ein Wort, das Airi Rink uns im Blick auf ARTS+ mitgab und das bei uns starken Widerhall fand, war “Flexibiliät”: Wir dürfen und sollen verfügbar bleiben für Neues, das uns von Gott gegeben wird. Seien wir auch bereit, Dinge loszulassen, um wirklich verfügbar zu sein und auf neue Situationen schnell reagieren zu können. Astrid Künzler gab einen anderen Eindruck aus dem Gebet und aus der Lektüre der «Richter» weiter: Kunstschaffende gehen im Glauben voran erkämpfen Raum für Gottes Volk.
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K U N S T & S P I R I T U A L I T Ä T
.Kann ich mir vorstellen, Gott zu verlieren? “Doch, das kann ich mir vorstellen”, schreibt Matthias Krieg in eingangs erwähntem Text und fragt weiter: “Ist aber ein Grund, nur weil er mir nicht vorstellbar ist, auch nicht gegeben? Gibt es nicht, was ich mir nicht vorstellen kann? Ist Sein nur vorstellbares Sein?” Als KünstlerInnen leben und arbeiten wir ständig in der Spannung zwischen dem Vorstellbaren und dem Unvorstellbaren. Wir sind Botschafterinnen und Botschafter dessen, der sich uns vorstellt und gleichzeitig unvorstellbar bleibt.
Herzliche Grüsse, bleibt flexibel und seid Gott befohlen,
euer ARTS+ Team
Astrid Künzler, Beat Rink, Regula Lustenberger, Adrian Furrer, Jean-Daniel von Lerber, Martin Jufer, Andi Bachmann, Samuel Scherrer, Timo Schuster
Interview with David Chan, Concertmaster at the Metropolitan Opera New York
ENGLISH
For 20 years now, David Chan has been concertmaster at the Metropolitan Opera in New York, where his wife also plays violin. Some years ago he founded a music festival in Burgundy (France) and is professor at the Juilliard School of Music, where he is also advisor to the «Juilliard Christian Fellowship». We had an opportunity to speak to him just before the end of 2020, when he was self-isolating in a hotel room in Taipei and preparing for a concert tour. Here is an extract from our 60 minutes of conversation.
David, there is plenty of information about your musical career. How did your spiritual life develop?
DC: Well, I did not grow up with Christ. I became a believer when I got married aged 29, and it was an interesting journey because my wife grew up in a Christian family, and when we got engaged, she told me, “I don’t want to force anything upon you, but you have to know that with my family it is going to have to come up. It’s inevitable. No-one is going to twist your arm right now, but it’s something that, if we’re going to get married, you are going to have to think about, and think about seriously.” Then we found a church that we wanted to get married in. Not surprisingly, to get married there, you have to be a member. “Okay, so what do you have to do to become a member? Well, you have to take this series of courses…” So we started to go, and even someone like me thought that it doesn’t look very good if you go to class but not to service afterwards, so I started to go to service and… it just never stopped after that.
What experiences you have with God at that time?
D.C. I didn’t see a burning bush, I didn’t fall back and begin speaking in tongues, it was not this type of “lights-on” moment for me, but I had a feeling of some sort of security and support like I had been looking for. Maybe not consciously, but I think I had been feeling the pull of something more, that I couldn’t identify. And so I think I immediately identified this as a possible answer for what I had been seeking. But, realistically, your life doesn’t necessarily change overnight. It took me a little while to really assimilate what I was getting myself into.
Which church did you attend?
This was a Presbyterian church in Manhattan. After spending time attending this rather quiet church, my wife took me to some of the more charismatic churches that she was accustomed to going to…Times Square Church…
… the famous Times Square Church, which David Wilkerson founded! Today you speak very openly about faith, even in public. How did that begin?
DC: I think the real turning point for me was 2008, when the Met had the live-in-HD broadcast of Massenet’s Thaïs, which was about a courtesan who lived a very wanton and lustful lifestyle, and the monk Athanaël was trying to bring her over to the spiritual and pure life, and the famous Meditation for the violin is her spiritual transformation, the point at which she gives her life to God. And of course, for us Christians, the end of the opera is a very sad story because this monk, who had worked so hard to convert her, has decided that it was all a lie and that he wants physical love. But anyway, the Meditation, the violin’s moment in this, is her spiritual transformation, and for the HD broadcast at the Met they wanted to interview me. So I said, “Okay, fine”. And when one of the questions was announced: “What does this mean to you personally?”, I knew that at that moment had come my time to open my mouth and say something. Through the rest of the week I was probably more nervous about how I was going to say that on camera on Saturday about my faith than I was about the performance.
Where was this interview shown?
DC: In movie theatres around the world. And I found the words, and I found a way to say it that was neither “in the listener’s face” nor out of step with what I was comfortable with, but it was very clear what I was saying. It was clear that I was a Christian and that my faith was important in my life and that the reason why this piece of music related to me – beyond a musical level – was because of this.
What reactions came?
DC: And I was truly astonished in the months that followed about the sorts of letters I received at the Met – they were sent to the Met because obviously they had no way of knowing how to write me at home. There were people who thanked me for following the Great Commission, people who thanked me for saving them from a difficult time, people who said that they had lost their way with God and celebrating him in music and finding him again after my words – it just amazed me that really saying so little could mean so much to people that I didn’t know. That was the point that set me on this path.
Were there negative reactions as well?
DC: When they later broadcast the performance on PBS they edited out my interview. I don’t know whether it was because of what I said, I think it was rather not, because they had a time limit and they had to just cut little bits and pieces out. But I think enough people saw it when it first came out, and of course I have a DVD of the original performance with the interview.
Some years ago, I turned my story into a spiritual message titled “No-one prepared me for this”. You know, my first orchestral job was as concertmaster of the Met, I didn’t start somewhere smaller and work my way up. It’s the same thing with speaking in public about my faith, it was on a very large platform the very first time.
This could also be an encouraging message for us for the coming year: Trust God to entrust to us new things, even if we do not yet feel mature or prepared. And then your example is certainly an encouragement to talk about faith.
DC: It’s amazing how a small word can reach people. You just have to have the courage to open your mouth because, if you do so, then God can take the work from there. It’s not your job to make the words that come out of your mouth do something. You just have to do your part. You don’t have to worry about how it touches people or how it doesn’t. What it did do is it made it much easier for me to do it again.
Could you give similar interviews?
DC: I think the next opportunity came when the newspaper for the musicians’ union in New York wanted to interview me, so I was featured on the cover for one of their monthly issues. And I spoke about my faith in that as well. I had developed a little bit more since then, so I was able to offer the insight that, as a performer, you can have more confidence knowing that, at the end of the day, God loves you – whether you are happy or unhappy with your performance doesn’t matter. You give him the glory and he still loves you anyway, and there’s great comfort in that, which gives you a certain kind of freedom in performing. I said something to that effect. And then the third time was an interview in the Juilliard magazine. One of the questions was, “What book are you reading right now?” And I said, “The Bible. It provides a daily reminder of what is, and just as importantly (!), what is not important in life.” And about a week later I got a note from the Dean of Juilliard, Stephen Clapp, in the mail. He wrote me a beautiful handwritten note that said, “I’m glad to hear about your Bible reading habits, there are not so many of us. Welcome, brother,” – or something to that effect. And not too long after that, he called me and said, “You know, I’ve been Faculty Advisor to the JCF (Juilliard Christian Fellowship) for a very, very long time. I think it’s time for younger hands to take it over.” And that’s how I got involved there.
What could you say as encouragement, as a word for artists who are reading this? What helps you personally? For example, you being in your room for two weeks now.
DC: I think it’s really not any sort of misrepresentation to say that my faith has been my rock this year. After an initial burst of activity to participate in every virtual thing that I possibly could and to do virtual recordings, virtual lessons, and at the end of June I was completely burnt out. I was quite depressed for a couple of weeks. …I would say my faith has really given me the foundation this year and has given me a trust that God will lead me down a path; that after all the years of my life in which I spoke to people not to trust in your own strength – you know, Philippians 4:13, “I can do all things through Christ, who strengthens me” – now it’s time to really put your money where your mouth is, if you really believe that. I guess that even more appropriate is 2nd Corinthians 12: “For when I am weak I am strong”.
Thank you, David, for this interview.
Interview and transcription:
Bill Buchanan, Beat Rink
DEUTSCH
Interview mit David Chan, Konzertmeister der Metropolitan Opera New York
David Chan ist seit 20 Jahren Konzertmeister in der Metropolitan Opera New York, wo auch seine Frau Violine spielt. Er hat vor Jahren ein Musikfestival im Burgund (Frankreich) begonnen und ist Professor an der Juilliard School of Music, wo er die «Juilliard Christian Fellowship» betreut. Wir konnten mit ihm kurz vor Jahresende 2020 sprechen, als er in einem Hotelzimmer in Taipeh in Quarantäne war und sich auf eine Konzertreise vorbereitete. Hier ein Auszug aus einem einstündigen Gespräch.
David, über deine musikalische Karriere gibt es genug Informationen. Wie verlief dein geistlicher Werdegang?
DC: Nun, ich bin ohne Beziehung zu Christus aufgewachsen. Ich kam durch meine Heirat im Alter von 29 zum Glauben. Es war schon ein interessanter Prozess. Meine Frau war in einer christlichen Familie aufgewachsen und sagte, als wir uns verlobten: “Ich will dir nichts aufzwingen, aber du musst wissen, dass in meiner Familie das Thema auftauchen wird. Das ist unvermeidlich. Keiner wird dich unter Druck setzen. Aber, wenn wir heiraten wollen, wirst du dir darüber Gedanken machen müssen, und zwar ernsthafte.” Dann fanden wir eine Kirche, wo wir uns trauen lassen wollten. Um dort heiraten zu können, musste man Mitglied sein. “Ok, was müssen wir also tun, um Mitglied zu werden? Ach so, eine Reihe von Kursen besuchen?“ Also begannen wir damit. Und sogar ich kam damals auf die Idee, dass es uns nicht gut anstand, eine Klasse zu besuchen ohne im Gottesdienst aufzukreuzen. Deshalb besuchte von da an die Gottesdienste… und es hörte einfach nicht mehr auf.
Welche Erfahrungen machtest du zu jener Zeit mit Gott?
DC: Ich sah keinen brennenden Dornbusch, ich fiel nicht rückwärts um oder begann, in Zungen zu sprechen. Ich hatte keine Erleuchtung. Aber ich spürte eine Art Geborgenheit und Hilfe – etwas, wonach ich gesucht hatte. Vielleicht hatte ich nicht bewusst danach gesucht. Aber etwas hatte mich spürbar zu dem hingezogen, was über das bisher Erfahrbare hinausging. Nur konnte ich es nicht benennen. Jetzt erkannte ich darin eine mögliche Antwort auf das, wonach ich mich gesehnt hatte. Das Leben ändert sich nicht unbedingt über Nacht. Ich brauchte Zeit, um wirklich zu erfassen, worauf ich mich eingelassen hatte.
Welche Kirche besuchtet ihr damals?
Es war eine presbyterianische Kirche in Manhatten. Nachdem wir über eine gewisse Zeit diese etwas ruhige Kirche besucht hatten, nahm mich meine Frau zu einer eher charismatischen Kirche mit, die sie schon besucht hatte, der Times Square Church…
…die berühmte Times Square Church, die David Wilkerson gegründet hat. Heute sprichst du sehr offen über den Glauben, selbst in der Öffentlichkeit. Wie begann das?
DC: Ich denke, der Wendepunkt für mich war das Jahr 2008, als eine Live-in-HD-Übertragung von Massenets Thaïs aus der Met stattfand. Die Oper handelt von einer Kurtisane, die einen sehr mutwilligen und lüsternen Lebensstil pflegt. Der Mönch Athanaël versucht, sie zum geistlichen und reinen Leben zu führen, und die berühmte Meditation für Violine illustriert ihre geistliche Verwandlung und den Moment, in dem sie ihr Leben Gott übergibt. Für uns Christen nimmt die Oper ein sehr trauriges Ende, da dieser Mönch, der sich so sehr um ihre Bekehrung bemüht hatte, das Ganze nun als eine Lüge sehen will und sie im Grunde begehrt. Und trotzdem spricht dieser Moment, die Meditation auf der Geige, von ihrer geistlichen Verwandlung. Für die Übertragung aus der Met wollten sie ein Interview mit mir machen. I sagte also: “Ok, fein”. Als die Frage angekündigt wurde: „Was bedeutet das für Sie persönlich?“, wusste ich, dass ich den Mund aufmachen und etwas sagen sollte. Die ganze Woche über machte mich nicht so sehr die Aufführung selber nervös, sondern das, was ich am Samstag in die Kamera hinein über meinen Glauben sagen wollte. Wo wurde dieses Interview ausgestrahlt?
DC: In Kinos um die ganze Welt. Ich fand Worte und einen Weg, es so zu sagen, dass es nicht als provokativ empfunden werden konnte und ich mich auf der anderen Seite auch nicht verbiegen musste. Und doch waren meine Aussagen sehr klar. Es wurde deutlich, dass ich Christ bin, dass der Glaube für mein Leben wichtig ist und dass ich deshalb eine besondere Beziehung zu diesem Musikstück hatte – jenseits der rein musikalischen Ebene.
Welche Reaktionen gab es?
DC: Ich war wirklich erstaunt, was für Briefe in den darauffolgenden Monaten in die Met kamen. Sie waren an die Met adressiert, weil die Leute ja meine private Adresse nicht kannten. Es gab Leute, die mir dafür dankten, dass ich dem Missionsauftrag folgte. Und andere, die mir dafür dankten, dass ich sie aus einer schwierigen Zeit heraus geholt hatte. Und solche, die schrieben, sie wären vom Weg mit Gott abgekommen waren und hätten ihn nur noch in der Musik angebetet. Aber nach meinen Worten hätten sie wieder zu ihm zurückgefunden. Es war für mich sehr erstaunlich, wie meine wenigen Sätze für so viele Menschen, die ich ja nicht kannte, dermaßen viel bedeuten konnten. Von da an ging es so weiter.
Gab es auch negative Reaktionen?
DC: Als die Aufführung später im PBS [öffentliches, nicht-kommerzielles Fernsehen] gesendet wurde, war mein Interview weggeschnitten. Ich weiß nicht, ob das, was ich sagte, der Grund war. Ich denke, eher nicht, denn sie hatten einen begrenzten Zeitrahmen und mussten einfach kleine Teile und Details herausschneiden. Aber ich glaube, genügend Leute hatten es gesehen, als es zum ersten Mal herauskam, und selbstverständlich habe ich eine DVD mit dem Interview. Vor einigen Jahren verwandelte ich meine Geschichte in eine geistliche Botschaft mit dem Titel „Keiner hat mich auf sowas vorbereitet“. Weißt du, meine erste Stelle in einem Orchester war der Posten als Konzertmeister an der Met. Ich fing nicht an einem kleinen Ort an, von wo aus ich mich hocharbeiten konnte. Ähnlich war es mit dem öffentlichen Reden über den Glauben: das allererste Mal geschah das schon auf einer sehr großen Bühne.
Dies könnte auch eine ermutigende Botschaft für unsere Leser für das kommende Jahr sein: Gott vertrauen, dass er uns neue Dinge anvertraut, selbst wenn wir uns noch nicht reif oder vorbereitet fühlen. Und dann ermutigt dein Beispiel sicher auch, vom Glauben zu erzählen.
DC: Es ist erstaunlich, welche Wirkung auch ganz wenige Worte haben können. Du musst einfach den Mut haben, den Mund aufzumachen. Wenn du das tust, kann Gott die weitere Arbeit tun. Es ist nicht deine Aufgabe, sicherzustellen, dass die Worte, die aus deinem Mund kommen, auch wirken. Mach einfach deinen Teil. Du musst dir keine Sorgen darüber machen, ob das, was du sagst, die Leute berührt oder nicht.
Konntest du dann ähnliche Interviews gegeben?
DC: Die nächste Gelegenheit kam, als die Zeitschrift der New Yorker Musikergewerkschaft mich interviewte – und mein Bild unübersehbar auf dem Titelbild der Monatsausgabe erschien. Ich sprach ebenfalls von meinem Glauben. Im Vergleich zu damals hatte ich einige Fortschritte gemacht. So äusserte ich, dass du als ausführender Musiker darauf zählen kannst, dass Gott dich liebt – ganz unabhängig davon, ob du mit deiner Leistung glücklich bist oder nicht. Das ist gar nicht mehr so wichtig. Du gibst ihm die Ehre, und er liebt dich immer noch, egal was passiert. Darin liegt grosser Trost, aus dem während einer Aufführung eine gewisse Art von Freiheit kommen kann. So oder ähnlich formulierte ich es. Und dann kam ein drittes Interview für die Juilliard-Zeitschrift. Eine Frage lautete: „Welches Buch lesen Sie momentan?” Und ich sagte, „Die Bibel. Sie erinnert mich täglich an das, was wichtig ist und (nicht weniger bedeutungsvoll!) auch an das, was im Leben unwichtig ist.“ Ungefähr eine Woche später kam mit der Hauspost eine Mitteilung von Stephen Clapp, dem Dean von Juilliard. In einem schönen, handgeschriebenen Brief sagte er: „Es freut mich, von deiner Bibellektüre zu erfahren. Es gibt nicht so viele von uns hier. Willkommen, Bruder.” Sehr bald danach rief er bei mir an und sagte: „Weißt du, seit vielen Jahren bin ich der zuständige Lehrer, der der JCF (die christliche Studentengruppe) betreut. Ich glaube, es ist Zeit, dies in jüngere Hände zu geben.“ Und so wurde ich dort einbezogen. Darf ich dich zum Schluss um ein Wort der Ermutigung für Künstler bitten, die das lesen? Was hilft dir persönlich – zum Beispiel, während der zwei Wochen, die du jetzt im Hotelzimmer in Taipeh verbringen musst?
DC: Ich glaube, ich sage nichts Falsches, wenn ich behaupte, dass dieses Jahr der Glaube mein Fels gewesen ist. Nach einem anfänglichen Tatendrang, nachdem ich mich an jeder virtuellen Aktion beteiligt hatte, die mir möglich war – samt virtuellen Aufnahmen und virtuellen Unterrichtsstunden, war ich Ende Juni komplett ausgebrannt. Ich war einige Wochen lang richtig depressiv. Doch ich würde sagen, dass mir der mir mein Glaube wirklich das Fundament für dieses Jahr gegeben hat und Vertrauen, dass Gott mich führen wird. Nach all den Jahren, in denen ich andere dazu aufgerufen hatte, nicht auf ihre eigene Stärke zu bauen – du kennst es, Philipper 4:13: „Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht…“ – kam jetzt die Zeit, auf diese Worte Taten folgen zu lassen, wenn man wirklich daran glaubt. Noch zutreffender ist eigentlich das Wort im 2. Korintherbrief 12: „Denn wenn ich schwach bin, bin ich stark“.
David, danke für dieses Gespräch.
Interview, Transkription und Übersetzung aus dem Englischen:
Bill Buchanan, Beat Rink
ARTS+ hat seit Ende November 2020 einen Spendentopf eingerichtet, den wir „Ermutigungs-Fonds“ nennen.
Wenn ihr ARTS+ Mitglied seid, von eurer Kunst lebt und momentan in einer schwierigen Situation seid, dann meldet euch ohne falsche Bescheidenheit über das Formular mit allen Angaben, alle Infos werden vertraulich behandelt und landen bei unserem Sekretariat, das von Regula Lustenberger betreut wird. Auch wenn ihr Kenntnis von Härtefällen befreundeter Künstlern und Künstlerinnen ausserhalb des Mitgliederkreises habt, dürft ihr uns diese Personen melden – aber bitte erst nach Absprache mit den Betroffenen, die natürlich damit einverstanden sein müssen.
Wir prüfen alle Gesuche unbürokratisch und melden uns dann direkt bei den Gemeldeten.
In diesen Zeiten sind Konzerte mit Publikum kaum oder gar nicht mehr möglich. Doch zum Weihnachtsfest gehören Lieder und Musik als Ausdruck der Freude. Da setzt die Idee von Brian Doerksens Familie ein! Sie geben ein Weihnachtskonzert in ihrer Stube, das diese Freude in die Welt hinaustragen möchte.
Es findet am Sonntag, 20. Dezember 20, umd 12:00 Uhr Mittags (Pacific Time) statt. Bei uns in der Schweiz, Deutschland und Österreich entspricht das einem Konzertbeginn um 21:00 Uhr. Das Konzert bleibt eine Woche lang online (bis zum So 27. Dez) und kann während dieser Zeit (auch mehrmals) angeschaut werden.
Die Produktion ist so ausgelegt, dass interessierte Konzertbesucher ein Ticket kaufen um einen Zugang zu erhalten. Brian und seine Familie wollen keinen festen Preis verlangen. Jeder soll geben können, was seinen Möglichkeiten angepasst ist. Als Richtwert empfehlen sie ein Minimum von $ 15.00 resp. € 12.00 oder Fr. 14.00 pro Haushalt. Die Ticket-Einnahmen helfen die hohen Produktionskosten zu decken. Die Familie Doerksen hat keinen Aufwand gescheut, um dieses Konzert als einzigartige, berührende Weihnachtsfeier zu gestalten. In viele Lieder werden wir einstimmen können.
Gemeinsam für die Zukunft der Kultur- und Veranstaltungsbranche.
Für Unternehmen, Arbeitnehmende und Einzelpersonen aus der Branche liegen mittlerweile diverse Unterstützungsmöglichkeiten von den Bundes- und Kantonsbehörden vor.
Auf dieser Website versuchen wir diese für die Anspruchsgruppen einfach zu strukturieren. So kannst du herausfinden, für welche Unterstützungen du dich bewerben kannst.
«On Sunday not much comes in the way of tips and so we prefer to avoid working then», say the serving staff in a restaurant, «for at noon on Sunday the Christians come to us after church». An upside-down world! It is precisely when they come out of the church that Christians should be particularly generous. For they have hopefully heard during the service about how God deals with us humans: with extravagant generosity.
God is generous
God lavishes his glory on us, starting with the Creation and its immeasurable beauty. At the hour of Jesus’ birth, the shepherds in the fields see an open and adhere the heavenly hosts proclaiming, in the midst of comfortless and politically difficult times, great joy and peace.
In John 2,11we read that «Jesus revealed his glory». The word «reveal» does not mean an internal process, but «to make visibly or empirically evident». What had happened? Jesus had turned water into huge quantities (!) of the most exquisite wine and thus fulfilled what had already been known from biblical texts: the messianic time would be a time of fullness.
Isaiah 25, 6: And on this mountain the Lord Almighty will prepare a feast of rich food for all peoples. Joel 3,18: In that day the mountains will drip new wine, and the hills will flow with milk; all the ravines of Judah will run with water. Song of Solomon 2,4: He has taken me to the banquet hall, and his banner over me is love.
Great generosity was also poured out on the people around Jesus: with far too much bread and fish, with healing and deliverance, with forgiveness and new life. All of this was undeserved – a gift of grace. All these signs show one thing: God loves us. And they are advance signs of the fullness reserved for us in the «Kingdom of God» when, one day, it comes in its fullness. We are invited to leave a life of slavery (in which we have to live in the performance/merit mode) and instead become children and heirs of our heavenly Father.
How can we Christians become generous? 10 tips
1. By making ourselves aware of the love of God and enjoying God’s gifts. Often we do not even notice all the things we have, as we see in the brother of the Prodigal Son. His father had to say this to him: «You are always with me, and everything I have is yours» (Luke 15,31).
2. By not grudging other people God’s love and good things – including those who are just as undeserving of it as we are. Recall the negative example from Luke 15: the elder son grudged his brother the exuberant celebration.
3. By being able to let go of what we have and sometimes «to love until it hurts» (Mother Theresa). On this, let us read Philippians 2,5+6: «Your attitude should be the same as that of Christ Jesus… who did not consider equality with God something to be grasped.»
4. By treating ourselves to something good. I remember what my mother often used to say: «People being stingy: somehow one can understand that. But people who are stingy towards themselves: that is something I cannot understand at all.»
5.
This includes: being able to accept a gift from someone else and rejoicing over it without thinking «What do I have to give him in return?». Instead, simply be able to say “thank you”.
6. By being quick in our giving. If we think about it for a long time, we do not let go of it.
7. By making generosity a habitual feature of our lives and by asking ourselves once a day where we can give something to others: friendliness, help, time, material help? And as an artist: can I praise my colleague?
8. By stopping asking ourselves secretly what advantage our generosity brings us. By recognising that we ourselves receive in being generous – through the joy that we feel in acting this way and the joy that God feels over it.
9. By continuing creating art in order to give gifts to others. Or is that thinking too idealistically? Artists, of course, also have to make a living. When other people say of artists that «they should do it for free», this is a sign of stinginess and egotism. But if the question that always drives us as artists is «What do I gain from my art? What profit, what honour do I gain from what I do?», then we have a problem not only as a human being, but also as an artist.
Precisely at the present time art could «tell» people about God’s generosity.
10. By saying this prayer: Lord, teach me to be generous.
Text: Beat Rink / translation: Bill Buchanan
Picture: The Wedding Feast at Cana (1563), by Paolo Veronese (1528–1588),
Size: 6.77 m × 9.94 m (267 in × 391 in), Louvre Paris
DEUTSCH
Geizige Christen
«Am Sonntag Mittag läuft es schlecht mit dem Trinkgeld und wir vermeiden es dann lieber, zu arbeiten», sagt das Servierpersonal eines Restaurants. «Denn am Sonntag Mittag kommen die Christen aus der Kirche zu uns.»
Verkehrte Welt! Christen sollten, wenn sie aus der Kirche kommen, erst recht grosszügig sein! Denn sie haben hoffentlich im Gottesdienst gehört, wie Gott mit uns Menschen umgeht: mit verschwenderischer Grosszügigkeit.
Gott ist grosszügig
Gott verschwendet seine Herrlichkeit an uns, angefangen bei der Schöpfung und ihrer unermesslichen Schönheit. In der Geburtsstunde von Jesus sehen die Hirten auf dem Feld einen offenen Himmel und hören die himmlischen Heerscharen, die ihnen inmitten trostloser und politisch schwieriger Zeiten grosse Freude und Friede verkünden.
In Johannes 2,11 lesen wir: «Jesus offenbarte seine Herrlichkeit». Das Wort «offenbaren» meint nicht einen inneren Vorgang, sondern: «etwas sichtbar oder empirisch wahrnehmbar machen.» Was war geschehen? Jesus hatte Wasser in Unmengen (!) köstlichsten Wein verwandelt und damit eingelöst, was aus den biblischen Schriften schon bekannt war: Die messianische Zeit wird eine Zeit der Fülle sein.
Jesaja 25, 6: 6 Und der HERR Zebaoth wird auf diesem Berge allen Völkern ein fettes Mahl machen Joel 4,18: Zur selben Zeit werden die Berge von Most triefen und die Hügel von Milch fließen, und alle Bäche in Juda werden voll Wasser sein. Hohelied 2,4: Er führt mich in den Weinkeller, und die Liebe ist sein Zeichen über mir.
Die Menschen um Jesus werden auch sonst grosszügig beschenkt: mit viel zu vielen Broten und Fischen, mit Heilung und Befreiung, mit Vergebung und neuem Leben. Das alles unverdient – aus Gnade. All diese Zeichen zeigen: Gott liebt uns. Und sie sind Vor-Zeichen der Fülle, die das «Reich Gottes» bereithält, wenn es einmal ganz anbricht. Wir sind eingeladen, nicht mehr Sklaven zu sein (und damit im Leistung-Verdienst-Modus zu leben), sondern Kinder und Erben des himmlischen Vaters.
Wie können wir Christen grosszügig werden? 10 Tipps
1. Indem wir uns der Liebe Gottes bewusst werden und Gottes Geschenke geniessen. Oft merken wir gar nicht, was wir alles haben, so wie der Bruder des verlorenen Sohnes. Er musste sich vom Vater sagen lassen: «Du bist immer bei mir. Alles, was mein ist, ist dein» (Lukas 15,31)
2. Indem wir anderen Gottes Liebe und Gutes gönnen– auch denen, die es ebenso wenig verdient hätten wie wir. Denken wir wieder an das Negativ-Beispiel aus Lukas 15. Der ältere Sohn missgönnt seinem Bruder das rauschende Fest.
3. Indem wir das, was wir haben, loslassen können und manchmal wir «lieben, bis es schmerzt» (Mutter Theresa). Lesen wir dazu Philipper 2,5+6: «Seid untereinander so gesinnt wie in der Gemeinschaft mit Jesus Christus…Er nahm es nicht als Raub, Gott gleich zu sein»
4. Indem wir uns selber etwas gönnen. Ich höre, was meine Mutter oft gesagt hat: «Dass Leute geizig sind, kann man irgendwie noch verstehen. Aber Leute, die gegenüber sich selber geizig sind, das verstehe ich überhaupt nicht.»
5. Indem wir uns von anderen etwas schenken lassen können und uns daran freuen ohne zu denken: «Was muss ich ihm zurückgeben?» Indem wir statt dessen einfach “Danke” sagen können.
6. Indem wir schnell schenken. Wenn wir lange überlegen, lassen wir nicht los.
7. Indem wir Grosszügigkeit zur Lebensgewohnheit machen und uns vielleicht einmal pro Trag fragen: Wo kann ich anderen etwas schenken: Freundlichkeit, Hilfe, Zeit, materielle Hilfe? Und als Künstler: Wie kann ich meine Kollegin, meinen Kollegen loben?
8. Indem wir aufhören, heimlich zu fragen, was unsere Grosszügigkeit nützt. Indem wir erkennen: Wir werden selber durch unsere Grosszügigkeit beschenkt – durch die Freude, die wir dabei empfinden und die Freude, die Gott dabei hat.
9. Indem wir weiterhin Kunst machen, um andere zu beschenken. Oder ist das zu idealistisch gedacht? Künstler müssen ja auch leben. Wenn andere über Künstler denken: «Sie sollen es kostenlos machen», zeugt dies von Geiz und Egoismus. Aber wenn wir als Künstler immer von der Frage umgetrieben werden: «Was bringt mir die Kunst? Welchen Gewinn, welche Ehre bringt mir, was ich tue?», dann haben wir nicht nur ein menschliches, sondern auch ein künstlerisches Problem.
Gerade in der jetzigen Zeit könnte Kunst von Gottes Grosszügigkeit «erzählen».
10. Indem wir beten: Herr, lehre mich grosszügig zu sein.
Text: Beat Rink
Am Freitag 6. November 2020 wird der Förderpreis an das Theater Bruderboot aus dem Glarnerland verliehen.
Als ARTS+ Netzwerk möchten wir mit diesen ZOOM-Sofas den Kontakt und Austausch mit euch pflegen. Wir wollen uns durch einen “special guest” und die Austauschrunde inspirieren und auch geistlich ermutigen lassen. In dieser speziellen Corona-Zeit ist dies besonders wertvoll. Und nicht zuletzt wollen wir einfach eine gute Zeit miteinander haben, so quasi das Feierabend-Bier ersetzen 🙂
Eine Anmeldung ist nicht nötig und die Mitgliedschaft bei ARTS+ ist keine Voraussetzung!
Interviewgäste werden kurzfristig bekannt gegeben.
Freitag: 11. Dezember, 19.00 Uhr
Freitag: 08. Januar, 19.00 Uhr
Freitag: 12. Februar, 19.00 Uhr
Freitag: 12. März, 19.00 Uhr
Donnerstag: 8. April, 20.00 Uhr
Donnerstag: 13 Mai, 20.00 Uhr
Aktualisierte Links via Newsletter!
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Das Online Portfolio Tool ALLYOU wurde 2011 in Zürich ins Leben gerufen. Dank einfachem Drag-and-Drop Editor können Grafiker, Fotografen, Stylisten, Künstler und anderen Kreative damit in wenigen Klicks eine eigene Webseite erstellen.
Unter dem Motto «Gemeinsam statt einsam» sammelt die SEA in der Adventszeit vielfältige und kreative Aktionen aus dem In- und Ausland. Die Sammlung wird während der Adventszeit laufend erweitert und hier gebündelt zur Verfügung gestellt. Die Aktionen sollen inspirieren, wie Weihnachten trotz allen Einschränkungen neu erlebt und die Hoffnungsbotschaft weitergegeben werden kann.
Die Krise trifft vor allem freischaffende Künstlerinnen und Künstler hart. Einerseits fehlen wichtige Einnahmequellen, andererseits fällt mit dem Publikum ein nicht zu unterschätzender Motivationsfaktor weg. Einige Kirchen haben begonnen, ihre Räume gratis für Auftritte zur Verfügung zu stellen und den Auftretenden die Kollekte zu überlassen. Auch wird Hilfe bei Licht- und Tontechnik geboten. Das spartenübergreifende, übergemeindliche Künstlernetzwerk ARTS+, eine Arbeitsgemeinschaft der SEA, empfiehlt Kirchen wärmstens, Künstlern zu helfen. Möglichkeiten dazu sind beispielsweise der Einbezug in Gottesdienste oder Spenden, die ARTS+ direkt an Künstler in finanziellen Notlagen weiterleitet.
finanziell via uns: Postkonto: 60-6304-6 mit dem Vermerk: ARTS+ Künstler/innen-Hilfe, Corona (IBAN: CH46 0900 0000 6000 6304 6 | BIC POFICHBEXXX,
Empfängeradresse: Schweiz. Evang. Allianz, Josefstrasse 32, 8005 Zürich) Mehr Infos zu den Spenden
IN THIS MOMENT – a cooperation between St.Peter’s church in New York City and Crescendo Jazz
ENGLISH
Because of the pandemic, many people today are in a crisis. They need practical help, comfort, personal attention and prayer. And they also need art! In times of crisis, it always becomes clear how important art is. This is why we cannot choose to do without it.
On this occasion, the TUNE IN is for a change entirely practical. It consists of an appeal which one can pass on to the leadership in one’s own church – maybe with a kind personal note from your side.
And at the end we include two examples, linked to invitations from New York and Basel.
An appeal to churches:
Dear pastors and church leaders,
The present crisis is hitting freelance artists particularly hard. One point is that important sources of income have gone, another is that the lack of an audience constitutes a negative motivational factor which one should not underestimate. Some churches have begun to make their buildings available for performances free of charge and leave all takings to the artists. Other possibilities include incorporating art into church services or other church events, whether online or live. One can of course also contribute to funds for artists in need. It is certainly good if the artists engaged are already members of the church. But why not include other artists as well, who can thus experience for themselves that faith is not fundamentally opposed to culture, but on the contrary values culture as a gift of creation and part of the task given to us human beings of cultivating the earth? Perhaps they will also discover a church not exercising anxious censorship, but open for a constructive and critical dialogue with culture. Christian cultural initiatives* warmly recommend that churches help artists. Thank you very much!
In cooperation with «Crescendo Jazz», St Peter’s Church in New York City has set up a series of concerts signalising support for arts and culture «in this moment» (as the series is titled). The first concert will be streamed on the 4th and 5th of December, framed by Zoom meetings. You are heartily welcome! LINK
CREATIVE CHURCH
A good lead-in to Advent is provided by CREATIVE CHURCH in Basel (church service with artist, organised by Crescendo). The initial plan was for a big church service on 29th November with a 70-strong gospel choir of theology students. But more and more singers fell ill, and finally the choir conductor followed suit. Now the service will take place in a shorter form with a jazz duo.
But we believe: God also works in brevity and in the «small format».
Links: Facebook / Youtube
Viele Menschen sind heute wegen der Pandemie in einer Krise. Sie brauchen praktische Hilfe, Trost, persönliche Zuwendung und Gebet. Und sie brauchen auch Kunst ! Immer in Krisenzeiten wird deutlich, wie wichtig Kunst ist. Deshalb dürfen wir auf Kultur nicht verzichten.
Dieser TUNE IN-Beitrag ist für einmal ganz praktisch. Er besteht aus einem Aufruf, den man den Leitern der eigenen Kirche weiterleiten kann – am besten mit ein paar eigenen persönlichen Grüssen.
Und am Schluss fügen wir zwei Beispiele an, verbunden mit Einladungen aus New York und Basel.
Ein Aufruf an Kirchen
Liebe Pfarrer und Gemeindeleiter !
Die gegenwärtige Krise trifft vor allem freischaffende Künstlerinnen und Künstler hart. Einerseits fehlen wichtige Einnahmequellen, andererseits fällt mit dem Publikum ein nicht zu unterschätzender Motivationsfaktor weg. Einige Kirchen haben begonnen, ihre Räume gratis für Auftritte zur Verfügung zu stellen und den Auftretenden die Kollekte zu überlassen. Auch wird Hilfe bei Licht- und Tontechnik geboten. Andere Möglichkeiten sind der Einbezug von Kunst in Gottesdienste oder andere kirchliche Veranstaltungen, seien diese online oder live. Natürlich kann man auch für notleidende Künstler spenden. Es ist sicher gut, wenn Künstler engagiert werden, die bereits Mitglieder der Kirche sind. Aber warum nicht auch andere Künstler einbeziehen, die dadurch erfahren, dass der Glaube nicht grundsätzlich gegen Kultur gerichtet ist, sondern im Gegenteil Kultur als Schöpfungsgabe und Teil des Auftrags an uns Menschen, die Erde zu bebauen (cultivare) schätzt. Vielleicht entdecken sie auch eine Kirche, die nicht ängstlich zensuriert, sondern sich auf einen konstruktiv-kritischen Dialog mit Kultur einlässt. Christliche Kulturinitiativen* empfehlen deshalb den Kirchen wärmstens, Künstlern zu helfen. Vielen Dank!
In Zusammenarbeit mit “Crescendo Jazz» hat die Kirche St.Peter’s in New York eine Konzertreihe initiiert, die Signale für die Unterstützung von Kunst und Kultur «in this moment» (so der Titel) setzt. Das erste Konzert wird am 4. Und 5. Dezember ausgestrahlt und von Zoom-Meetings umrahmt. Herzlich willkommen! https://www.saintpeters.org/events/dayna-stephens
KIRCHE KREATIV
Eine schöne Einstimmung in den Advent bietet die KIRCHE KREATIV (Gottesdienst mit Künstlern, organisiert von Crescendo). Zuerst wurde am 29. November ein grosser Gottesdienst mit einem 70-köpfigen Gospelchor von Theologiestudenten geplant. Aber immer mehr Sängerinnen und Sänger wurden krank, schliesslich auch die Chorleiterin. So wird er in gekürzter Form und mit einem Jazz-Duo stattfinden.
Aber wir glauben: Gott wirkt auch in der Kürze und in der «kleinen Form».
Links: Facebook und Youtube
Texte: Beat Rink
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Tanzne+zWerk: ist ein Netzwerk von professionellen Tänzern die Christen sind.
Wir sind ein loses TanzNe+z Werk von Profitänzer*innen, die ab und zu zusammen beten, Projekte machen und uns vernetzen. Wir treffen uns hauptsächlich in Zürich, Winterthur oder Umgebung Ost Schweiz oder auch Online. Meldet euch, wenn ihr gerne mal dabei wärt oder sonst interessante Infos per Whatsapp oder Mail zugesendet haben wollt. julia.medugno@gmx.net, 079 377 44 58
Dank Sonnenschein und warmen Temperaturen konnten wir den ARTS+ Förderpreis 2020 nun auch noch live überreichen, dies im Freien und ohne Maskenpflicht. Wir haben uns im Glarnerland bei den beiden Brüdern Beni und Christian Hunziker alias Bruderboot getroffen. “Der Preis ist eine enorme Ermutigung und kam genau im richtigen Moment in der speziellen Corona-Zeit”, meinten beide und bedankten sich nochmals herzlich bei ARTS+ für diese Chance.
Delvyn Case, composer, scholar and writer. He is also on the steering committee of Crescendo North America
Delvyn Case ist Komponist, Forscher und Autor. Er ist auch im erweiterten Leitungsteam von Crescendo Nordamerika.
ENGLISH
«Lord, teach us to pray», the disciples said to Jesus. He answered with the “Our Father”. In times of uncertainty, in which we sometimes no longer know how and what we should pray, this short, concentrated and powerful prayer helps us. It re-orientates us and includes everything that the world and we ourselves need. In the Lord’s Prayer one can also see a “List of Contents” for many further “chapters of prayer”.
It could even lead into an «Artists’ Lord’s Prayer», as this LINK shows.
The composer Delvyn Case from Boston wrote this moving setting of the Lord’s Prayer. We asked him a few questions:
Delvyn, please tell us about your composition. What was your intention?
D.C.: My setting of The LORD’s Prayer is understated and humble, reflecting both the prayer’s simplicity and its depth. Every phrase of the prayer is introduced and answered by the organ, which provides space for the listener to meditate upon its meaning, and also reminds us that prayer is an act of listening, not just speaking. The musical landscape perhaps reflects the way I imagine Jesus may have spoken the prayer: with a profound appreciation of its mystery and a deep sense of thanksgiving. I created this setting for use in a chapel service at Eastern Nazarene College, a Christian school outside of Boston where I was teaching at the time. It has been performed in the US and UK and is featured on my first full-length recording of sacred concert music, Strange Energy (LINK).
Please, tell us about yourself.
D.C.: I’m a composer, conductor, professor, writer, speaker, and scholar based in Boston. As a composer, I focus on sacred concert music (instrumental, chamber, vocal, orchestral, opera) that explores the ideas and stories of the Christian tradition. I do professional work in a wide variety of genres – sacred, secular, classical, and popular – but all of it emerges from my interest in the intersections between music and the Christian life. I write a column for Patheos.comcalled Alleluia! Music and the Christian Life. I’m the founder of Deus Ex Musica (LINK).
What is Deus Ex Musica about?
D.C.: It is an ecumenical project that promotes sacred music as a resource for learning, discipleship, and spiritual growth.
What moves you when you think of musicians?
D.C.: So many of my musicians are facing exceptional financial struggles right now. In the US there are virtually no performances happening, unemployment assistance is running out, and the US government is not helping. I pray for peace and comfort for those facing hardship, for a spirit of generosity and kindness to descend upon those of us who have the means to help, and for God to end the pandemic and help all of those affected by it.
What moves you when you think of the church?
D.C.: Most US churches find themselves unable to hold in-person worship services. The effects on our communities of faith will be long-lasting, but the effects on church musicians, staff, and clergy are immediate. . I pray for faith, hope, and creativity as we navigate these uncharted waters.
«Herr, lehre uns beten» baten die Jünger Jesus. Er antwortete mit dem Vaterunser. In unsicheren Zeiten, in denen wir manchmal nicht mehr wissen, wie und was wir beten sollen, hilft uns dieses kurze und kraftvolle Gebet. Es richtet uns neu aus und umfasst alles, was die Welt und wir persönlich brauchen. Man kann im Vaterunser auch ein Inhaltsverzeichnis für viele weitere «Gebets-Kapitel» sehen.
Es könnte sogar in ein «Vater Unser von Künstlern» münden, wie dieser LINK zeigt.
Der Komponist Delvyn Case aus Boston hat das Vaterunser ergreifend vertont. Wir haben ihm ein paar Fragen gestellt:
Delvyn, bitte erzähl uns etwas über deine Komposition. Was war deine Absicht?
D.C.: Meine Vertonung des Herrengebets ist schlicht und bescheiden. Sie spiegelt sowohl die Einfachheit als auch die Tiefe des Gebets wider. Jeder Satz des Gebets wird von der Orgel eingeführt und beantwortet. Dies soll den Hörern einen Raum eröffnen, in dem sie über die Bedeutung meditieren können. Wir werden daran erinnert, dass das Gebet ein Akt des Zuhörens ist, nicht nur des Sprechens. Die musikalische Landschaft spiegelt vielleicht die Art wider, in der Jesus meiner Vorstellung nach das Gebet gesprochen hat: mit einer tiefen Wertschätzung des darin liegenden Geheimnisses und einem tiefen Gefühl des Dankes. Ich habe diese Komposition für einen Gottesdienst am Eastern Nazarene College geschaffen, einer christlichen Schule außerhalb von Boston, an der ich damals unterrichtete. Es wurde in den USA und in Großbritannien aufgeführt und ist auf meiner ersten Aufnahme von geistlicher Konzertmusik zu hören – auf Strange Energy (LINK).
Bitte erzähl uns etwas über dich selbst
D.C.: Ich bin Komponist, Dirigent, Professor, Autor, Vortragsredner und Forscher und lebe in Boston. Als Komponist konzentriere ich mich auf geistliche Konzertmusik (Instrumentalmusik, Kammermusik, Gesang, Orchester, Opern). Ich nehme darin Themen und Geschichten aus der christlichen Tradition auf. Ich bin professionell in verschiedenen Genres (sakral, säkular, klassisch und Pop) unterwegs. Dies ergibt sich aus den Schnittstellen zwischen Musik und christlichem Leben, die mich interessieren. Ich schreibe regelmässig eine Kolumne für Patheos.comunter dem Titel Alleluia! Music und für Christian Life. Und ich bin der Gründer von Deus Ex Musica.
Worum geht es bei Deus Ex Musica?
D.C.: Es ist ein ökumenisches Projekt, das geistliche Musik als Ressource für Weiterbildung, Jüngerschaft und spirituelles Wachstum sieht und einsetzt (LINK).
Was bewegt dich, wenn du an Musiker denkst?
D.C.: So viele meiner Musiker stehen gerade vor außergewöhnlichen finanziellen Schwierigkeiten. In den USA finden praktisch keine Aufführungen statt, die Arbeitslosenunterstützung geht zur Neige und die US-Regierung hilft nicht. Ich bete um Frieden und Trost für diejenigen, die in Not sind. Und für einen Geist der Großzügigkeit und Freundlichkeit, der auf jene herabkommen möge, die Mittel haben zu helfen. Und ich bete zu Gott, dass er die Pandemie beendet und den davon Betroffenen hilft.
Was bewegt dich, wenn du an die Kirche denkst?
D.C.: Die wenigsten Kirchen der USA sind momentan in der Lage, live Gottesdienste abzuhalten. Dies wird entsprechende langanhaltende Auswirkungen auf unsere Glaubensgemeinschaften haben. Aber die Auswirkungen auf Kirchenmusiker, auf kirchliche Mitarbeiter und Geistliche sind unmittelbar greifbar. Ich bete für Glauben, Hoffnung und Kreativität, die uns helfen, durch diese unbekannten Gewässer zu navigieren.
Autorin Brigitte Helbling und Regisseur Niklaus Helbling
Christian und Beni Hunziker alias Bruderboot
Am Freitag, 6. November, fand um 20 Uhr online die alljährliche Verleihung des PrixPlus statt. Der Hauptpreis geht an das Theater des Kantons Zürich für die Produktion «Zwingli Roadshow», den zusätzlichen Förderpreis erhält das Theaterduo «Bruderboot».
Lustvolle und herausfordernde Thematisierung des reformatorischen Glaubens
Den PrixPlus 2020 erhält das Theater des Kantons Zürich. Die Jury schreibt: «ARTS+ vergibt den diesjährigen PrixPlus an die Autorin Brigitte Helbling, den Regisseur Niklaus Helbling und das Theater des Kantons Zürich für die Produktion «Zwingli Roadshow». Mit dieser Produktion ist es gelungen, auf theatral lustvolle, poetische und herausfordernde Weise die lebensverändernde Kraft der reformatorischen Neugestaltung des christlichen Glaubens den heutigen Zuschauern nahezubringen.»
Zwingli Roadshow von Brigitte und Niklaus Helbling Uraufführung Theater Kanton Zürich Premiere am 13.09.2018 Regie: Niklaus Helbling Bühne und Video: Elke Auer Kostüme: Sara Giancane Musik: Markus Schönholzer Text: Brigitte Helbling Es spielen: Michael von Burg, Fabienne Hadorn, Aaron Hitz, Sebastian Krähenbühl, Mareike Sedl, Lea Whitcher
Zudem vergibt ARTS+ einen mit 500 Franken dotierten Förderpreis an das Theater Bruderboot, bestehend aus Christian und Beni Hunziker, in Anerkennung seines langjährigen Wirkens. In zahlreichen Stücken für Kinder und Erwachsene vermittelt «Bruderboot» mit Humor und Tiefgang Botschaften fürs Leben, die immer wieder auf originelle Weise den Bezug zum Glauben herstellen.
Keine Anmeldung nötig. Alle sind willkommen! Einstig 19.00 und 20.00 Uhr möglich.
… die Stühle bleiben leer, aber wir freuen uns auf euch im Zoom. Bitte ladet auch Freunde ein! Die Preisträger des PRIX PLUS solltet ihr nicht verpassen.
Wir freuen uns auf euch.
Euer ARTS+ Team
«St. François d’Assise» Theater Basel October, 2020
ENGLISH
Messiaen – deconstructed
Mixed feelings after an evening at the theatre – who isn’t familiar with this? Last week it was the same again. After attending Olivier Messiaen’s opera «St. François d’Assise», we left the theatre uplifted by the wonderful music and the profound texts, but irritated by the work of the director, who succeeded throughout in staging the work contrary to Messiaen’s intentions. Francis of Assisi was insane, plagued by his mad imagination. His companions: rebellious louts. The birds: lifeless origami forms which one could enjoy throwing around. The angel: a woman tourist lost in the Franciscan slums. Francis’ stigmata: self-harm wounds. The list could be continued.
Mission or artistic suicide?
The last TUNE IN reflected on this question: Are churches supporting and praying for artists and their task in the culture world? Do they «send out» artists – without imposing restricting conditions or missionary-like aims, but instead, in the best sense, «setting them free»? Now, a question might come back from the churches: «Why should artists be sent out at all if the whole behaviour of the culture world is so post-Christian? Couldn’t artists simply see their work in «the world» as earning their keep and avoid loading it with a risky «Christian commission»? If even Messiaen himself suffers deconstruction, the whole thing is plain suicide».
Sheep among wolves – light in the darkness
Very briefly, three attempted answers:
1.
Jesus said to his disciples: «I send you as sheep among wolves» (Mt 10,16). Attempted deconstructions, then, are no surprise. Messiaen had already experienced this at an early stage when he wrote spiritual commentaries for his own works – sometimes certainly all too open-heartedly and on occasions somewhat awkwardly. In the booklet to his award winning recording of «Vingt Regards sur l’enfant-Jésus», Martin Helmchen writes, «Even in the 1940s, as shown in the many devastating criticisms and above all the derisive reactions to Messiaen’s theological-poetic commentaries, it was an act of daring, even a provocation, to confront the listener so explicitly with Christian, specifically Catholic contents and images.”
2. «The light shines in the darkness, and the darkness has not been able to extinguish it», we read of Jesus in Jn. 1,5. Followers of Jesus and their works are likewise «light». During the Messiaen opera evening, one could happily experience how powerful the proclamation of text and music is in «St.François», and how these still shine through the director’s deconstruction. They are the fruit of a spiritual/artistic process which Peter Bannister describes thus: «…the force of Messiaen’s later religious music – purified of fideism by the refining fire of interaction with the secular international avant-garde, which effectively barred the bringing in of the ‘data of revelation’ to solve artistic problems – derives from far closer integration of theological and musical content…». *
3.
The secular art and music scene is not generally post- or anti-Christian. Spiritually, it is not homogeneous but heterogeneous, precisely because it owes its character to different individuals. Of course, there is a noticeably post-Christian and church-critical basis attitude in the culture scene, which can to some extent be explained by mistakes made by the churches. But a surprising opening for Christian things is also to be found, as in the awarding of the »German Recording Critics’ Prize« to the Bible audio-book with Rufus Beck in October, 2020. In fact, is just because of this that it makes sense for Christians to be present in the art world – ideally, of course, also with the support of their churches.
A word of encouragement
Not all believing artists are as «explicitly Christian» in their works as Messiaen. Nor do they have to be! They therefore do not necessarily feel like «sheep» among «wolves». But all of them will at some time have experienced how something in their art and also in their personal comportment met with resistance – or how, on the other hand, it suddenly opened doors.
Perhaps precisely the difficult times associated with the Covid-19 lockdown offer a unique opportunity to reflect on your own missionary calling as an artist. Perhaps you can share thoughts on this with friends and fellow-Christians from the churches (and Christian artists’ networks) and ask them to pray for you. This are certainly times in which we can re-orientate and prepare for «the time after».
* Peter Bannister. Messiaen as Preacher and Evangelist in the Context of European Moderninsm, in: Messiaen the theologian, ed. by Andrew Shenton, p. 29-39
Gemischte Gefühle nach einem Theaterabend – wer kennt das nicht? Letzte Woche war es wieder soweit. Nach dem Besuch der Messiaen-Oper «St. François d’Assise» verliessen wir das Theater beglückt über die wunderbare Musik und die tiefen Texte, aber irritiert von der Regie. Dieser war es gelungen, konsequent gegen die Intention Olivier Messiaens zu inszenieren. Franziskus war ein von Wahnvorstellungen geplagter Irrer. Seine Weggefährten: aufmüpfige Halunken. Die Vögel: leblose Origami-Gebilde, die man lustvoll umherwerfen konnte. Der Engel: Eine hilfesuchende Touristin, die sich in die franziskanischen Slums verirrt hatte. Die Stigmata des Franziskus: Selbstverletzungen. Die Reihe liesse sich fortsetzen.
Sendung oder künstlerischer Suizid?
Die letzte TUNE IN-Betrachtung galt der Frage: Stehen Kirchen betend und unterstützend, hinter Künstlern und ihrem Auftrag in der Kulturwelt? «Senden» sie Künstler aus – ohne einschränkende Vorgaben oder missionarische Ansprüche, sondern im besten Sinn «freisetzend»? Nun könnte man aus den Kirchen zurückfragen: «Warum sollten Künstler überhaupt gesendet werden, wenn sich die Kulturwelt so post-christlich gebärdet? Könnten Künstler ihr Wirken in der «Welt» nicht einfach als Brotberuf betrachten und diesen nicht mit einem riskanten «christlichen Auftrag» befrachten? Wenn selbst Messiaen dekonstruiert wird, ist das doch glatter Selbstmord».
Schafe unter Wölfen – Licht in der Finsternis
In Kürze drei Antwortversuche:
1.
Jesus hat den Jüngern gesagt: «Ich sende euch wie Schafe unter die Wölfe» (Mt.10,16). Dekonstruktionsversuche sind also keine Überraschung. Messiaen hat dies schon in frühen Jahren erlebt, wenn er seine eigenen Werke geistlich kommentierte – sicher manchmal allzu offenherzig und zuweilen auch etwas ungeschickt /awkwardly?). Martin Helmchenschreibt im Booklet zu seiner preisgekrönten CD «Vingt Regards sur l’enfant-Jésus»: «Und es war schon in den 1940er Jahren (wie die teils vernichtenden Kritiken und vor allem die spöttischen Reaktionen auf Messiaens theologisch-poetische Erläuterungen zeigen) ein Wagnis, gar eine Provokation, den Zuhörer so explizit mit christlich-katholischen Inhalten und Bildern zu konfrontieren.»
2.
«Das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht auslöschen können» wird in Joh. 1,5 über Jesus gesagt. Nachfolger von Jesus und ihre Werke sind ebenfalls «Licht». Am Messiaen-Opernabend konnte man beglückt erfahren, wie kraftvoll die Verkündigung von Text und Musik im «St.François» sind, und wie sie durch die Regie-Demontage hindurchscheinen. Sie sind Frucht eines geistlich-künstlerischen Prozesses, den Peter Bannister so beschreibt: «…die Kraft der geistlichen Musik des späten Messiaen – gereinigt vom Prioritätsanspruch des Glaubens vor der Vernunft durch das läuternde Feuer der Auseinandersetzung mit der internationalen säkularen Avantgarde, was effektiv die Möglichkeit ausschloss, ‘Offenbarungs-Daten’ zur Lösung künstlerischer Probleme heranzuziehen – diese Kraft kommt aus der viel stärkeren Integration von musikalischem und geistlichem Inhalt…»*
3.
Die säkulare Kunst- und Musikszene ist nicht generell post- oder antichristlich. Sie ist geistlich nicht homogen, sondern heterogen, weil sie eben von unterschiedlichen Menschen geprägt wird. Natürlich gibt es eine spürbar post-christliche und eine kirchen-kritische Grundstimmung in der Kulturszene, die sich zum Teil auch aus den Fehlern der Kirchen erklären lässt. Aber es gibt auch eine überraschende Offenheit für das Christliche, wie etwa der »Preis der deutschen Schallplattenkritik« an das Bibel-Audiobook mit Rufus Beck im Oktober 2020 zeigt. Erst recht macht es Sinn, dass Christen in der Kunstwelt präsent sind – im Idealfall eben auch unterstützt von ihrer Kirche.
Ein Wort der Ermutigung
Nicht alle gläubigen Künstler(innen) sind mit ihren Werken so «explizit christlich» wie Messiaen. Sie müssen es auch nicht! Sie fühlen sich deshalb auch nicht unbedingt als «Schafe» unter den «Wölfen». Aber alle werden schon erlebt haben, wie etwas in ihrer Kunst und auch in ihrer persönlichen Haltung auf Widerstand stösst – oder wie es andererseits Türen aufstösst.
Vielleicht bietet gerade die schwierige Zeit des Lockdowns im Zeichen von Covid-19 eine einmalige Chance zum Nachdenken über die eigene Sendung als Künstler. Vielleicht denkt man auch mit Freunden und Mit-Christen aus den Kirchen (und christlichen Künstler-Netzwerken) darüber nach und lässt etwa für sich beten. Es ist sicher eine Zeit, in der wir uns neu ausrichten und für das «Danach» vorbereiten können.
* Messiaen as Preacher and Evangelist in the Context of European Moderninsm, in: Messiaen the theologian, ed. by Andrew Shenton, p. 29-39
Thesis 9 on «Art and Church»: The church understands itself to be a sending church, and therefore it also sends artists into the world.
The Congo and the art world as mission fields
«In order to become a missionary or a poet, one must receive a call and then be sent out». That is the beginning of a chapter in «Ett annat liv / A different life», the autobiography of the recently deceased Swedish author Per Olov Enqvist (1934-2020), who grew up in a Christian family but never described himself as a Christian. Could his turning away from the faith of his parents perhaps be linked to what he was deprived of in the church? Enqvist continues: «When it comes to missionaries, a special ceremony is held when they are sent out. Certainly for those going to the Congo. He is sure that the same sending out must apply to those called to be poets. [The «he» is the author himself.] To call oneself a poet, or to receive a blessing in the house of prayer as one being sent out, is pretentious unless that is what one is called to be. He is likewise sure that those who write have to be called, sent out and blessed, just as the congregation does with missionaries.»
Otherwise he continues to have doubts about being truly called and sent out. We will not speculate on how the young Per Olof Enqvist may have pictured the «calling» behind the author’s wish. The interesting point is the wish itself: that the church should take not only the Congo missionary seriously, but also the artist.
Sending artists out – how?
How might a «sending out» of this kind look?
1.
A congregation which sends missionaries to the Congo supports them in prayer. But which church really prays for artists? I repeatedly see appeals in the church for «prayer for society». Under «society», two areas are usually listed: politics and the economy. Culture is not on their screen. (A practical suggestion: talk to someone in the church and ask them to include “culture” on the list as well. I did exactly this just a week ago – with success!)
2.
Mission is enabled by church finances. Why isn’t there also money for artists who are being sent out into the world? Mission is sometimes even played off against art when it comes to finances. Early in his career, for example, my brother was commissioned, as a visual artist, to create a cross for a church. He worked on it for months. When it was finished, the church decided to put the money promised to him into mission work. Deeply hurt, my brother turned his back on this church – at least for a certain time.
3.
Missionaries are «noticed» in the churches sending them out: their letters from the field and reports during furlough are important. It would be good if artists received similar notice for their work «out there in the world».
Sending artists out – the wrong way
The fact that cultural institutions have a predominantly secular character and that the gospel hardly plays a role in theatres, exhibitions and concerts anymore creates difficulties for the church today. (Interestingly, however, culture is not mentioned when the church talks about «mission».) Now, churches might have expectations that put pressure on the artists they have «sent out». In the worse case, it is expected of them that they should speak about faith very explicitly and in a particular way, in a particular style. But just as missionaries in the Congo know the language and culture of their «target group», of which the church at home has no idea, similarly artists know better than the church which language is spoken in the culture world.
Conclusion
In many countries, today’s culture scene does indeed have a post-Christian character. This means that believing artists often discover that their faith is seen as something exotic. Because art has to do with the «world of ideas» and culture often makes the claim of replacing the church, the tension is greater than in other professional fields.
This is why Christians who are active artistically need special support from the church. This can also be found in cross-denominational artists’ networks and movements, which function as «missionary societies» because, in contrast to the churches, they are present in the «field». But this certainly does not mean that the support of churches is not needed!
This is the message we want to give to artists: «Do not cut the umbilical cord to the churches and Christian cultural initiatives as soon as you have success in the «world». (This is a path sometimes taken by successful artists.) You are still a «Christian representative», even if you suddenly attract attention in your «field», are «hyped» and, so to speak, adopted as their representative! Otherwise you are betraying the idea of being ‘sent’, of being an ‘ambassador, representative’.»
Sending out – in practical terms
How might «sending out» look in practical terms?
A first step may be talking to the church leadership. Particularly in these times of Covid 19, artists should feel free to talk about their existential needs. In the churches, there should be a growing awareness that the «culture world» is comparable to a mission field, even if the mission concept cannot be adopted 1:1 in the way the young Enqvist hoped. Nevertheless, at this stage an artist is entitled to ask: «How do we in the churches treat our missionaries? I too would like to be an ambassador…»
These 9 zu «Kunst und Kirche»: Kirche versteht sich als sendende Kirche, weshalb sie auch Künstler in die Welt aussendet.
Missionsgebiete Kongo und Kunstwelt
«Um Missionar oder Dichter zu werden, muss man einen Ruf bekommen und dann ausgesandt werden». So beginnt ein Kapitel in der Autobiographie «Ein anderes Leben» (Ett annat liv) des kürzlich verstorbenen schwedischen Schriftstellers Per Olov Enqvist (1934-2020), der in einem christlichen Elternhaus aufgewachsen ist, sich selber aber nie als Christ bezeichnet hat. Hat seine Abwendung vom Glauben des Elternhauses vielleicht damit zu tun, was ihm in der Kirche vorenthalten wurde? Enqvist fährt fort: «Was die Missionare angeht, wird eine besondere Zeremonie abgehalten, wenn diese ausgesandt werden sollen. Auf jeden Fall für die in den Kongo. Er ist sicher, dass die gleiche Aussendung für jene gelten muss, die zu Dichtern berufen sind. [Mit «Er» ist der Dichter selber gemeint.] Sich Dichter zu nennen, ohne berufen zu sein, oder im Bethaus den Segen als Ausgesandter erhalten zu haben, ist Selbstüberhebung. Ebenso sicher ist er, dass diejenigen, die schreiben, wie die Missionare von der Gemeinde berufen, ausgesandt und gesegnet werden müssen.»
So befürchtet Enqvist Zeit seines Leben, nie wirklich berufen und ausgesandt worden zu sein. – Nun sei dahingestellt, welche Vorstellung von «Berufung» hinter dem Wunsch des jungen Per Olof Enqvist gestanden haben mag. Interessant ist der Wunsch selber: Dass die Kirche nicht nur den Kongo-Missionar, sondern auch den Künstler ernst nehme und aussende.
Aussendung von Künstlern – wie?
Wie könnte eine solche «Aussendung» aussehen?
1.
Eine Gemeinde, die Missionare in den Kongo sendet, steht mit Fürbittehinter ihnen. Welche Kirche betet aber wirklich für Künstler? Ich sehe immer wieder kirchliche Aufrufe zur «Fürbitte für die Gesellschaft» Unter «Gesellschaft» werden dann meist zwei Bereiche aufgeführt: Politik und Wirtschaft. Die Kultur ist nicht im Blick. (Ein praktischer Hinweis: Meldet euch bei der Kirche und bittet, dass “Kultur” ebenfalls genannt wird. Ich habe dies gerade letzte Woche getan – mit Erfolg!)
2.
Mission wird mit kirchlichen Finanzen ermöglicht. Warum gibt es nicht auch Geld für Künstler, die in die Welt hinausgesandt werden? Mission wird manchmal sogar gegen Kunst ausgespielt, wenn es um Finanzen geht. Mein Bruder zum Beispiel bekam in jungen Jahren den Auftrag, als visueller Künstler ein Kreuz für eine Kirche zu gestalten. Er arbeitete Monate lang daran. Als das Kreuz fertig war, entschied die Kirche, das ihm zugesprochene Geld in die Mission zu geben. Mein Bruder wandte verletzt von dieser Kirche ab – zumindest für eine gewisse Zeit.
3.
Missionare werden in den aussendenden Gemeinden «wahrgenommen»: ihre Missionsbriefe und -Berichte, wenn sie auf Heimaturlaub sind, sind wichtig. Es wäre schön, wenn Künstler eine solche Aufmerksamkeit für ihr Werk «draussen in der Welt» erfahren könnten.
Aussendung von Künstlern – wie nicht?
Kirchen empfinden es heute als schwierig, dass die Kulturinstitutionen säkular geprägt sind und dass das Evangelium in Theatern, Ausstellungen und Konzertsälen kaum mehr eine Rolle spielt. (Interessanterweise taucht die Kultur trotzdem nicht auf, wo es in der Kirche um «Mission» geht.) Nun könnten in den Kirchen Erwartungshaltungen entstehen, die von den Kirchen «ausgesandte» Künstlerinnen und Künstler unter Druck setzen. Im schlimmsten Fall wird von ihnen erwartet, dass sie dann in einer ganz bestimmten Weise, mit einem ganz bestimmten Stil und sehr explizit vom Glauben erzählen. Aber so wie Missionare im Kongo die Sprache und die Kultur ihrer «Zielgruppe» kennen, von denen die Heimatgemeinde keine Ahnung hat, so wissen Künstler besser als die Kirche, welche Sprache in der Kulturwelt gesprochen wird.
Fazit
Die heutige Kulturszene hat in vielen Ländern tatsächlich ein post-christliches Gepräge. Das heisst, dass gläubige Künstlerinnen und Künstler oft erleben, dass ihr Glaube exotisch wirkt. Weil es in der Kunst um «geistige Inhalte» geht und Kultur nicht selten mit dem Anspruch auftritt, die Kirche abzulösen, ist die Spannung stärker als in anderen Berufsfeldern.
Darum brauchen Christen, die künstlerisch aktiv sind, besondere kirchliche Rückendeckung. Diese kann auch bei über-kirchlichen Künstler-Netzwerken und Bewegungen gefunden werden, die sozusagen als «Missionsgesellschaften» fungieren, weil sie im Unterschied zu den Kirchen im «Feld» präsent sind. Aber die Unterstützung von Kirchen ist deswegen keineswegs überflüssig!
An die Adresse der Künstler muss nun gesagt werden: «Nabelt euch nicht von den Kirchen und christlichen Kulturinitiativen ab, sobald ihr in der «Welt» Erfolg habt. (Diesen Weg schlagen dann und wann erfolgreiche Künstler ein.) Ihr bleibt «christliche Gesandte», auch wenn ihr in eurem «Feld» plötzlich entdeckt, «gehypt» und sozusagen als ihre Botschafter behandelt werdet! Sonst verletzt ihr den Gedanken des ‘Gesandt-Seins’.»
Aussendung – praktisch
Wie kann «Aussendung» praktisch aussehen?
Ein erster Schritt kann das Gespräch mit der Kirchenleitung sein. Gerade in Covid-19-Zeiten sollten Künstler von ihren existentiellen Nöten berichten können. In den Kirchen dürfte das Bewusstsein wachsen, dass die «Kulturwelt» einem Missionsfeld vergleichbar ist, auch wenn das Missionskonzept nicht 1:1 übernommen werden kann, wie der junge Enqvist hoffte. Trotzdem darf eine Künstlerin, ein Künstler nun in fragen: «Wie behandeln wir in den Kirchen unsere Missionare? Auch ich möchte eine Gesandte, ein Gesandter sein…»
Thesis 8 on «Church and Art» Churches (and Christian artists’ fellowships) provide a space in which artists can be freed from competitive pressure and the stress of originality.
Last week, a composition student said this to me: «We are repeatedly told that we have to create our own identity». Create your own identity, be original! Every student of music or art, every actor and every author knows this imperative. Whoever wishes to be a successful artist has to invent himself and then spend the rest of his life optimising himself.
The modern, the original artist
The imperative of originality begins with the modern artist, who towards the end of the 18th century increasingly eased himself away from feudal and ecclesiastical patrons in order to address a new public. He found this public in the bourgeoisie, whom he had to win for his
art and from whom he often set himself apart. The breaking away from old forms of dependence meant liberation from rigid aesthetic norms. But: «After the classical norms had ceased to be obligatory, art, and with it the artist, no longer belonged anywhere. No longer tied to the aesthetic task of delivering an idealised picture of the world (whether in painting or poetry), subjectivity now became the only measuring rod for artistic work, coupled with an obligation to be “original” and “new”». (Walther Müller-Jentsch).
In his book «Erlebnisgesellschaft» [«The experiential society»] published in 1992, the sociologist Gerhard Schulze writes that we are at a point where there are hardly any more criteria for good art. The consequence: “Since there is no way of measuring true artistry, artists, whatever self-doubts they may have, are left with no alternative but to maintain their capacity for action by imputing to themselves the attributes of artistic originality.” This may be a very generalised statement which does not apply to all artistic directions to the same
extent. But the pressure to be original even reached the interpretative musician a long time ago.
The result
The requirement of inventing oneself, of being as original and authentic as possible, is felt very strongly by people today, not only by artists. It has even made its way into the churches. The institution church, writes the theologian Reiner Preul, often faces the accusation (above all from intellectuals) that it hinders «the individual in his striving for truth and self-development, and chastises his originality». What is the result? One HAS to be as original as possible. This produces stress, pressure and competition against all the others,
who of course also define themselves as unique (churches or individuals) and are battling to attract as much attention as possible.
Churches in the originality trap?
In the worst case, as we see, Christian churches, too, fall into the originality trap. But they can avoid this if they have this knowledge: As churches we are created by God. Therefore we do not need to rediscover ourselves. We are “original” and “innovative” because Christ is in the midst of us with the power of his resurrection. He has given us so many different persons who bring with them unique characteristics and gifts. We trust that God will awaken their gifts and by them will «dynamise» us. We want to give the Creator Spirit room to create new things. We want to support persons (including artists!) who have the gift of innovation and who are original without being compelled to be original. (On this see the last TUNE IN 332.)
This makes the churches into a space where the artist in particular has this experience: Here I do not have to be an “original artist”! Here I can simply be a human being – entirely «normal» and yet «unique».
Freed from the pressure of originality
Yet I also have to say that I know narcissistic artists who find it difficult to sit with others in a church pew, listen to the sermon, sing hymns, without putting themselves in the spotlight. Why? Because they bring their originality compulsion into the church with them.
But I also know artists (and they probably represent the majority) who find it does them good for once not to have to prove how «original» they are. Edgars Mazis, a Baptist pastor in Riga and spiritual counsellor in the Latvian National Theatre, takes this approach: When actors come into his church, he says to them, «You do not need to put on an artistic performance here. You can just relax».
Christian artists’ initiatives can provide the same thing. We even see this at the “Crescendo Summer Institute”, where we run work-intensive masterclasses every day and could easily end up increasing the pressure to be original and competitive. Astonishingly, however, the
fundamental tone in the feedback is this: «Here I have felt no competitive pressure. I was accepted as I am. I have been supported in my individuality».
What if… What would happen if this was the first thing people experienced on coming into Christian fellowship: “Here I am allowed to be as I am. Like everyone else, normal and, the same time, unique. I do not have to prove myself. And I certainly do not have to invent myself. For here I am found and loved by God. Here I discover, through healing, forgiveness and the Creator Spirit, that I can become the unique person that I am ?!”
These 8 zu «Kirche und Kunst»: Kirchen (und christliche Künstler-Gemeinschaften) bieten einen Raum, in dem Künstler befreit werden von Konkurrenzdruck und Originalitäts-Stress.
Ein Komposition-Student sagte mir letzte Woche: «Wir hören immer wieder, dass wir unsere eigene Identität kreieren müssen». Kreiere deine eigene Identität, sei originell! Jede Musik- und Kunststudentin, jeder Schauspieler und jeder Schriftsteller kennt diesen Imperativ. Wer eine erfolgreiche Künstlerin, ein Künstler sein will, muss sich selbst erfinden und sich dann für den Rest seines Lebens selbst optimieren.
Der moderne, der originelle Künstler
Der Originalitäts-Imperativ beginnt mit dem modernen Künstler, der sich im ausgehenden 18. Jahrhundert immer mehr von den feudalen und kirchlichen Auftraggebern löst, um sich einem neuen Publikum zuzuwenden. Er findet dieses Publikum im Bürgertum, das er für seine Kunst einnehmen muss und von dem er sich zugleich auch oft absetzt. Die Loslösung aus alten Abhängigkeiten bedeutete eine Befreiung von starren ästhetischen Normen. Aber: «Nachdem die klassische Norm ihre Verbindlichkeit verloren hatte, wurde die Kunst und mit ihr der Künstler „ortlos“. Nicht mehr gebunden an den ästhetischen Auftrag, ein idealisiertes Abbild der Welt (sei es in der Malerei, sei es in der Dichtung) zu liefern, wird nun die Subjektivität zum ausschließlichen Maßstab der Kunstproduktion, verbunden mit einer Verpflichtung zur „Originalität“ und zum „Neuen“.» (Walther Müller-Jentsch).
Der Soziologe Gerhard Schulze schreibt in seinem 1992 erschienenen Buch “Erlebnisgesellschaft”, dass es mittlerweile kaum mehr Kriterien für gute Kunst gebe. Daraus folgt: „Da es kein Meßinstrument für wahres Künstlertum gibt, bleibt den Künstlern bei allen Selbstzweifeln nichts anderes übrig, als sich ihre Handlungsfähigkeit dadurch zu erhalten, daß sie sich die Eigenschaft künstlerischer Originalität selbst zubilligen.“ Dies mag etwas pauschal formuliert sein und nicht auf alle Kunstrichtungen in gleichem Mass zutreffen. Aber der Originalitäts-druck ist z.B. auch längst bei den interpretierenden Musikern angekommen.
Die Folgen
Die Forderung, sich selbst zu erfinden, möglichst originell und authentisch zu sein, trifft den heutigen Menschen, nicht nur die Künstler*innen, mit voller Wucht. Sogar vor den Kirchen macht sie nicht Halt. Der Institution Kirche wird, so schreibt der Theologe Reiner Preul, oft vorgeworfen (vor allem von den Intellektuellen) , dass sie «das Individuum in seinem Streben nach Wahrheit und Selbstentfaltung behindert und seine Originalität diszipliniert.»
Was sind die Folgen? Man MUSS möglichst originell sein. Dies produziert Stress, Druck und Konkurrenz zu den Anderen, die sich ja ihrerseits als einzigartige Kirchen oder Individuen definieren und darum ringen, möglichst viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Kirchen in der Originalitäts-Falle?
Im schlimmsten Fall tappen eben auch christliche Kirchen in die Originalitäts-Falle. Sie können dies aber vermeiden, wenn sie wissen: Als Gemeinde sind wir von Gott geschaffen. Deshalb müssen wir uns nicht neu erfinden. Wir sind “originell” und “innovativ”, weil Christus mit seiner Auferstehungskraft in unserer Mitte ist. Er hat uns so viele verschiedene Menschen geschenkt, die einzigartige Wesenszüge und Gaben einbringen. Wir vertrauen darauf, dass Gott ihre Gaben weckt und uns dadurch «dynamisiert». Wir wollen dem Schöpfergeist Raum geben, Neues zu schaffen. Wir wollen Menschen (darunter Künstler!) fördern, die die Gabe der Innovation einsetzen, und die originell sind ohne um jeden Preis originell sein zu müssen. (siehe dazu das letzte TUNE IN 232). Dies macht die Kirchen zu einem Raum, in dem gerade Künstler erleben: “Hier muss ich nicht ein “origineller Künstler” sein! Hier darf ich einfach Mensch sein – ganz «gewöhnlich» und doch «einzigartig».” Befreit vom Originalitätsdruck
Ich kenne allerdings narzisstische Künstler, denen es schwerfällt, mit anderen in der Kirchenbank zu sitzen, die Predigt anzuhören, Gemeinde-Lieder zu singen, ohne sich selbst darzustellen. Warum? Weil sie ihren Originalitätszwang in die Kirche mitnehmen.
Ich kenne aber auch Künstler (und sie stehen wohl für die Mehrheit), denen es gut tut, einmal nicht beweisen zu müssen, wie «originell» sie sind. Edgars Mazis, Baptistenpastor aus Riga und Seelsorger im lettischen Nationaltheater, macht es so: Wenn Schauspieler in seine Kirche kommen, sagt er ihnen: «Du musst hier nicht als Künstler auftreten. Du darfst dich hier entspannen.»
Dasselbe können christliche Künstlerinitiativen bieten. Wir erleben dies sogar im “Crescendo Sommerinstitut”, in dem wir täglich arbeitsintensive Meisterkurse durchführen und somit alle Chancen haben, Originalitäts- und Konkurrenzdruck aufzubauen. Der Grundtenor in den Feedbacks lautet aber erstaunlicherweise: «Hier habe ich keinen Konkurrenzdruck gespürt. Ich wurde so angenommen, wie ich bin. Ich wurde in meiner Einzigartigkeit gefördert.» Was, wenn…? Was, wenn Menschen, sobald sie in eine christliche Gemeinschaft kommen, erleben: “Hier darf ich sein, wie ich bin. Gewöhnlich, normal und zugleich einzigartig. Ich muss mich nicht beweisen. Ich muss mich schon gar nicht selber erfinden. Denn hier werde ich von Gott gefunden und geliebt. Hier erfahre ich durch Heilung, Vergebung und den Schöpfergeist, dass ich zu dem einzigartigen Menschen werden kann, der ich bin” ?!
Die Central Conference geht in die dritte Runde. Wenn nicht dieses Jahr, dann eben im nächsten. Aber so richtig!
Diese zwei Tage sind Kern unserer Arbeit als Kunstnetzwerk. An der Central Conference geht’s um die Sache. Kreative, die aufeinandertreffen und voneinander lernen. Das spiegelt sich in der Vielfalt des Programms wider: Mainsessions mit Keynotes, Talks, Interviews und Kunstbeiträgen. Daneben gibt es ein reichhaltiges Nebenprogramm mit Angeboten für Networking und Praxis, Spiritualität und viel Platz für Kunst. Zum Sehen und Gesehenwerden.
Untätig waren auch wir nicht während des Lockdowns. Wir haben die Chance ergriffen und die Homepage technisch überarbeiten lassen. Die Seite wurde schneller, die Nutzung vereinfacht und zugänglicher.
Thesis 7 on «Art and Church»: «Churches (and Christian organisations) are open for artists who bring with them independent, original and creative ideas. At the same time, artists should not celebrate their originality, and churches should not celebrate any kind of uniform culture.»
In the blog by the woman pastor Ulrike Bittner I read an entry she wrote after the death of a colleague who had worked modestly and unnoticed and who, despite his great personal charisma, despite the spiritual fruits of his work and despite his individual approach, received little attention from those in higher positions on the church.
In her blog, she regrets that church bodies often choose «their own kind»: «I sometimes have an uneasy feeling when I see how people of average gifts receive a lot of attention in the protestant churches and are raised to high positions. These are the people who «are just like oneself». In my eyes, the churches just reproduce themselves, even in our days. There is a fear of true lowliness and a fear of true greatness. But one must be able to recognise and honour both.»
Is this why there are so few original minds in the churches? The same could no doubt be said of other institutions, for example the state, business, perhaps even cultural institutions (?!): one takes notice of and primarily chooses those who are «their own kind».
Getting back to the church: In my discussions with artists, I often hear statements like this: «Our church is afraid of new ideas. It prefers to stick to the old traditions. That is why it is so boring. I can no longer find a place for myself there.» It is dramatic when artists can no longer find a place in the churches. Here it is not even a question of whether their art finds a place, but whether their innovative spirit is welcome. This is dramatic not only for artists, for they have the option of joining Christian artists’ movements in order to survive spiritually and to remain in «discipleship». It is above all dramatic for the churches! This situation means that the churches lose original minds. Of course, such minds are not found only in artists. But it seems that artists more readily dare to voice their opinions than other people do. Many of them, if their attempts bring no fruit, go into external or perhaps even internal exile.
This is not the place to reproach churches, for our TUNE INs are addressed to artists. We therefore offer some suggestions to artist colleagues:
1. Remain in a church and take part in the work!
2. Artists are often idealists. In art, an idea can be realised much more quickly than in (church) reality. So stay close to reality!
3. For Christians, close to reality means being full of both hope and vision. Prayer is therefore important: pray with others interested in renewal in your church.
4. Do not adopt the stance of a «revolutionary» and do not celebrate your own originality!
5. Perhaps you should work in a limited field of ministry and implement one or other of your innovative ideas there. This can then be a signal to others that something is moving in the church – and that they too can help to shape things.
6. Where a church celebrates its own tradition, does not wish to change anything and remains trapped in mediocrity, this becomes difficult. One consequence might be to look for another church.
7. Be part of a non-denominational artists’ network. Many of those who get involved in movements of this kind receive support there for their ministry in the church.
Text: Beat Rink – brink@crescendo.org / translation: Bill Buchanan Photo: Esther Niyifasha, A musician from Rwanda playing in a church service the indigenous instrument Inanga
DEUTSCH
These 7 zu «Kunst und Kirche»: «Kirchen (und christliche Organisationen) sind offen für Künstler, die eigenständige, originelle und kreative Ideen einbringen. Künstler sollten dabei nicht ihre Originalität und Kirchen sollten keine einförmige Kultur zelebrieren.»
Ich lese im Blog der Pfarrerin Ulrike Bittner einen Eintrag, den sie nach dem Tod eines Kollegen schreibt, der bescheiden im Verborgenen gewirkt hat und trotz seiner grossen Ausstrahlung, trotz seiner geistlich fruchtbaren Arbeit und wohl gerade wegen seiner Eigenständigkeit nie gross von den Kirchenoberen beachtet wurde.
Die Blogschreiberin bedauert, dass kirchliche Gremien oft «Ihresgleichen» wählen: «Ich bin manchmal merkwürdig berührt davon, wie in den evangelischen Kirchen die mittelmässig begabten Menschen umworben und in Ämter gehoben werden. Es sind diejenigen, die «so sind, wie man selbst ist». In meinen Augen reproduzieren die Kirchen sich damit selbst, auch in unserer Zeit. Es gibt eine Angst vor wirklicher Niedrigkeit und es gibt eine Angst vor wirklicher Grösse. Beides aber muss man erkennen und ehren können.»
Gibt es deshalb so wenig originelle Köpfe in den Kirchen? Das gleiche liesse sich wohl auch von anderen Institutionen, zum Beispiel vom Staat, von der Wirtschaft, vielleicht sogar von kulturellen Institutionen (?!) sagen: Man beachtet und wählt vor allem jene, die «so sind, wie man selbst ist».
Zurück zur Kirche: In meinen Gesprächen mit Künstlern höre ich immer wieder Sätze wie: «Unsere Kirche hat Angst vor neuen Ideen. Lieber verharrt sie in alten Traditionen. Deshalb ist sie so langweilig. Ich finde keinen Platz mehr in ihr.» Es ist dramatisch, wenn Künstler keinen Platz mehr in den Kirchen finden. Es geht dabei für einmal nicht um die Frage, ob ihre Kunst Platz hat, sondern ob innovativer Geist willkommen ist. Es ist dramatisch nicht nur für Künstler, denn diese können, um geistlich zu überleben und in der «Nachfolge» zu bleiben, sich christlichen Künstlerbewegungen anschliessen. Es ist vor allem dramatisch für die Kirchen! Dadurch verlieren die Gemeinden ihre originellen Köpfe. Natürlich gibt es nicht nur unter Künstlern solche Köpfe. Aber Künstler wagen es wohl eher als andere, ihre Meinung kundzutun. Viele gehen, wenn die Versuche nichts fruchten, ins äussere oder dann in ein inneres Exil.
Hier ist nicht der Ort, Kirchen zu beraten, denn die TUNE INs richten sich an Künstler. Deshalb einige Ratschläge an Künstler-Kolleg*innen:
1. Bleibt in einer Kirche und wirkt mit!
2. Künstler sind oft Idealisten. In der Kunst lässt sich schneller eine Idee verwirklichen als in der (kirchlichen) Wirklichkeit. Bleibt deshalb realitäts-nah!
3. Realitäts-nah heisst für Christen zugleich hoffnungsvoll und visionär. Deshalb ist Gebet wichtig: Betet mit anderen Erneuerungs-Willigen für eure Kirche.
4. Tretet nicht als «Revolutionäre» auf und zelebriert nicht eure eigene Originalität!
5. Wirkt vielleicht in einem abgegrenzten Dienstbereich mit und setzt dort die eine innovative Idee um. Dies kann für Andere ein Signal dafür sein, dass sich in der Kirche etwas bewegt – und dass sie selber mit-gestalten können.
6. Wo eine Kirche ihre eigene Tradition zelebriert, nichts verändern will und in Mittelmässigkeit gefangen bleibt, wird es schwierig. Eine Konsequenz könnte sein, eine andere Kirche zu suchen.
7. Seid Teil eines überkirchlichen Künstler-Netzwerks. Viele, die sich in einer solchen Bewegung einsetzen, erhalten von dort Unterstützung für ihren Dienst in der Kirche.
Text: Beat Rink (brink@crescendo.org)
Foto: Die ruandische Musikerin Esther Niyifasha spielt in einem Gottesdienst das Volksinstrument Inanga
ABGESAGT! Aufgrund der behördlichen Verordnungen müssen wir den Anlass online durchführen.
Stelle dein künstlerisches Projekt am 6. Nov. vor und lerne andere Künstler kennen.
Wer gerne beim «Project-Dating» mitmachen möchte, melde sich bis zum 26. Oktober 2020
bei Astrid Künzler project@artsplus.ch.
Das Präsentationsfenster besteht aus 3 x 12 Minuten persönlicher Kontaktaufnahme. Auf ca. 30 x 30 cm kann die eigene künstlerische Arbeit präsentiert werden (Dokumentationen,Flyer, Foto o.ä.).
Die Kindheit ist die Oase, die wir verloren haben. Die Kindheit ist die Oase, die wir suchen. In einem Auge, das keine Kindheit zeigt, ist nichts Gutes. Vertraue nie einem Geschöpf, in dessen Auge du nicht eine Kindheit findest!
Ibrahim al-Koni, Die verheissene Stadt, arabisch 1997.
Wenn er von Oasen schreibt, weiss er, was er tut. Ibrahim al-Koni ist ein Targi, gehört also zum Volk der Tuareg, hat seine Heimat in der libyschen Wüste und spricht als Muttersprache Tamahaq, eine Sprache der Berber. Im riesigen Raum der Sahara, heute geteilt von den Ländern Algerien, Libyen, Niger, Burkina Faso und Mali, sind die Tuareg als Nomaden unterwegs. Der Name Targa bezeichnet ursprünglich das wasserreiche und fruchtbare Wādī al-Ḥayā im Südwesten Libyens und kann deshalb in der Berbersprache auch den idealen Garten bezeichnen.
Die Oase, von der Ibrahim al-Koni hier träumt, der Targi von der Targa, ist also nicht irgendeine, sondern das Paradies der Kindheit, aus dem das Leben, zumal das nomadische, einen für immer vertreibt und das einem gerade deshalb nie aus dem Sinn geht. In den Worten Ernst Blochs, des Philosophen der Hoffnung, ist es die Heimat als ein utopisches etwas, das allen in die Kindheit scheint und worin noch niemand war. Beiden, dem Berber im schweizerischen Exil und dem Deutschen im amerikanischen, geht es dabei weniger ums Finden eines realen Gartens, einer realen Oase, einer realen Heimat, die das verlorene und gesuchte Ideal erfüllt, als vielmehr um die Haltung des Suchens. Bloch nennt sie in seinem Hauptwerk Hoffnung (1938-47), al-Koni in diesem Roman Sehnsucht. Beiden eignet eine religiöse Energie, deren Ausrichtung bildlich auch verheissene Stadt heissen kann oder Utopie des Reiches Gottes. Biblisch ist sie das himmlische Jerusalem (Offb 21,1-2).
Im dritten seiner drei thetischen Sätze verortet al-Koni die Haltung des Hoffens und Sehnens: Das Auge eines Menschen zeigt, ob er diese Haltung hat oder nicht. Hat er sie, so kann man ihm vertrauen. Hat er sie nicht, so ist nichts Gutes zu erwarten. Diese weisheitlich anmutende Mahnung ist es denn auch, die der Berber im Exil literarisch vermittelt: Vertraue nie einem Geschöpf, in dessen Auge du nicht eine Kindheit findest! Was für ein Rat!
Im Auge eines Menschen eine Kindheit zu finden, wann ist das der Fall? Wenn es träumend in die Ferne schweift? Wenn es einen Schalk vorüberhuschen lässt? Wenn es sich hinter einem Schleier aus Tränen verzieht? Ein Auge, das Gefühle verrät, ohne sich blosszustellen, das mich beteiligt, ohne mich zu benutzen, das Wärme und Schwäche ausdrückt, ohne zu betteln: Ist es das? – Im Auge eines Menschen keine Kindheit zu finden, wann ist das der Fall? Wenn es einen anstarrt, fixiert und lähmt? Wenn es von oben herab und mit gehobener Braue gebietet? Wenn es scheel Dinge unterstellt, die weder zu bestreiten noch zu beweisen sind? Ein Auge, das fordert, ohne irgendetwas zu schenken, das leer ist und stiert, ohne etwas zu erwarten, das Kälte und Unerbittlichkeit ausstrahlt, ohne einen Kompromiss zu signalisieren: Ist es das? – Klar ist, dass nicht suchen kann, wer nicht verlieren konnte, und nichts finden wird, wer nicht unterwegs ist. Wer nichts erhofft und nichts ersehnt, ist schon tot. Tote Augen zeigen keine Kindheit. Vertraue nie einem Geschöpf, in dessen Auge du nicht eine Kindheit findest! Was für ein Rat!
Die Haltung des Suchens, die ein Hoffen und Sehnen bedeutet, erkennt, ob ein Auge tot ist oder lebt. Es ist die Oase, die sich spiegelt in der Iris, die Kindheit, die flackert im Blick, die Oase der verlorenen und verheissenen Kindheit, die Vertrauen schafft in der Fremde und unter Fremden, die Befremdliches überwindet. Deine Augen sind Tauben hinter deinem Schleier, sagt der Liebende zur Geliebten (Hld 4,1).
ENGLISH
The 6th thesis in our series on «art and church»:
«Churches which nurture the various gifts of the believers should also create room for art.»
Where are the gifts in the church?
In the New Testament we read a great deal about the various gifts and offices of the first Christians (e.g. in Rom. 12, 6-8 / 1 Cor.11, 8-10). As church history shows, however, these gifts were often neglected, forgotten or cut back in the next centuries. The practice of the church went in this direction: the priests, the pastors are the main bearers of the charisms. They are to keep a check on the charisms of the believers by exercising their gift of discernment. There were, nevertheless, charismatic outbreaks that brought blessing. Yet from the earliest times (more precisely, from the second century onwards, when so-called Montanism arose, with its unhealthy fixation on supernatural wonders and on the workers of wonders), such outbreaks were typically regarded with scepticism and were generally curbed.
The general priesthood of all believers
The Reformation appealed (contrary to the existing hierarchy of the church) to 1 Peter 2,9. This passage speaks of a «general [royal] priesthood». That could be understood this way: all Christians have a «priestly» task. They should all be able to use their gifts in the congregation – which does not mean that there should be no ordained priests and pastors. But the latter are servants of the congregation and have the task, above all, of creating space for the spiritual gifts in the churches.
In the Catholic Church, too, the gifts of believers (not only of the priests!) are receiving more emphasis, as the following passages show: “The Holy Spirit sanctifies and leads the people of God and enriches it with virtues, but, ‘allotting His gifts to everyone according as He wills’ (1 Cor. 12:11), He distributes special graces among the faithful of every rank.” (lumen gentium, 12 / Pope Paul VI / 1964) or: «The Holy Spirit also enriches the entire evangelizing Church with different charisms. These gifts are meant to renew and build up the Church.» (evangelii gaudium 130 / Pope Francis, 2013)
Are artists priests?
Artists therefore automatically belong to the «priesthood» if they belong the church as Christians. What, then, is their contribution? This must not necessarily be in the artistic field. But artists could hear this from the churches: «We would like you to be able to get involved in our church as an artist if you wish to. Your art can be a blessing for us. Let’s think together about what this could mean in concrete terms.»
Is art a gift of the Spirit?
The fact is, however, that the church needs art: worshipping God, in interpreting and transmitting the biblical message, in creating and furnishing rooms for church services and for meeting one another, in ministry to people outside the church etc., etc.
Is art therefore also a «charism» in the biblical sense? In my view, no! But it can work together with charisms.
When Bezalel, who built the tabernacle of meeting, was filled with God’s spirit (Exodus 35, 30), when David played for Saul and drove away the evil spirit (1 Samuel 16), we can already see examples of art working together with the Holy Spirit in Old Testament times. Similarly, art can in principle work together with prophecy, wisdom, speaking in tongues, discernment of spirits, healing and other gifts. It would be interesting to collect examples of this…
One point should be noted in this context, however: the charismatic effect of a work of art is not automatically a guarantee of its artistic quality! That is, an artist cannot use the spiritual effect of a work as an excuse for bad art.
Questions
Where have you had the experience that art (yours or someone else’s) has had a tangible spiritual effect in the church (or in another setting)?
Where have you discovered that God’s spirit helps you in your art? Are you continuing to reckon with this dimension?
Where have you discovered that art (yours or someone else’s) can work together with charisms?
Die 6. These in unserer Reihe zu «Kunst und Kirche» lautet:
«Kirchen, die die verschiedenen Gaben der Gläubigen fördern, sollten auch Raum schaffen für Kunst»
Wo sind die Charismen in der Kirche?
Im Neuen Testament lesen wir viel von den verschiedenen Gaben und Ämtern der ersten Christen (z.B. in Rö 12, 6-8 / 1.Kor.11, 8-10). Wie die Kirchengeschichte allerdings zeigt, wurden diese Gaben in den nachfolgenden Jahrhunderten oft vernachlässigt, vergessen oder beschnitten. Die Kirchenordnung gab etwa vor: Die Priester, die Pfarrer sind die hauptsächlichen Träger der Charismen. Sie müssen die Charismen der Gläubigen durch ihre Gabe der Geistesunterscheidung kontrollieren. Es gab allerdings auch segensreiche charismatische Aufbrüche. Doch seit frühester Zeit (genauer: seit dem 2. Jahrhundert, als im sog. Montanismus eine ungesunde Fixierung auf übernatürliche Wundertaten und Wundertäter aufkam), wurden solche Aufbrüche auch skeptisch betrachtet und eher gedämpft.
Das “allgemeine Priestertum aller Gläubigen”
Die Reformation berief sich (gegen die bestehende Hierarchie der Kirche) auf 1.Petrus 2,9. Dort ist vom «allgemeinen Priestertum» die Rede. Das konnte so verstanden werden: Alle Christen haben einen «priesterlichen» Auftrag. Alle sollten ihre Gaben in die Gemeinschaft einbringen können. – Dies heisst nun nicht, dass es keine ordinierten Pfarrer und Pastoren mehr geben soll. Aber diese sind Diener der Gemeinde und haben vor allem den Auftrag, für die geistlichen Gaben in den Kirchen Raum zu schaffen.
Auch in der katholischen Kirche werden immer mehr die Gaben der Gläubigen (nicht nur der Priester!) betont, wie folgende Stellen zeigen: “Derselbe Heilige Geist heiligt außerdem nicht nur das Gottesvolk durch die Sakramente und die Dienstleistungen, er führt es nicht nur und bereichert es mit Tugenden, sondern “teilt den Einzelnen, wie er will” (1 Kor 12,11), seine Gaben aus und verteilt unter den Gläubigen jeglichen Standes auch besondere Gnaden.»
(lumen gentium, 12 Papst Paul VI / 1964) oder: «Der Heilige Geist bereichert die ganze evangelisierende Kirche auch mit verschiedenen Charismen. Diese Gaben erneuern die Kirche und bauen sie auf.» (evangelii gaudium 130 /Papst Franziskus, 2013)
Sind Künstler Priester?
Künstler gehören somit automatisch zur «Priesterschaft», wenn sie als Christen einer Kirche angehören. Was ist nun ihr Beitrag? Dieser muss nicht unbedingt künstlerischer Art sein. Aber Künstler könnten von den Kirchen hören: «Wir möchten, dass du dich als Künstler in unserer Kirche einsetzen kannst, wenn du dies willst. Deine Kunst kann für uns ein Segen sein. Lass uns zusammen darüber nachdenken, was das konkret heisst.»
Ist Kunst ein Charisma?
Tatsache ist doch, dass Kirche die Kunst braucht: in der Anbetung Gottes, in der Auslegung und Vermittlung der biblischen Botschaft, im Schaffen und Einrichten von Räumen für den Gottesdienst und für die Begegnung untereinander, im Dienst für die Menschen ausserhalb der Kirche usw. usw.
Ist Kunst deswegen auch ein «Charisma» im biblischen Sinn? Ich meine: nein! Aber sie kann sich mit Charismen verbinden.
Wenn Bezalel, der Erbauer der Stiftshütte, von Gottes Geist erfüllt wird (2.Mose 35, 30), wenn David vor Saul spielt und der böse Geist flieht (1.Samuel 16), so verbinden sich bereits zu alttestamentlichen Zeiten Kunst und das Wirken des Heiligen Geistes. So kann sich Kunst grundsätzlich auch mit Prophetie, Weisheit, Zungenrede, Geistesunterscheidung, Heilung und anderen Gaben verbinden. Es wäre interessant, Beispiele dafür zu sammeln…
Wichtig ist in diesem Zusammenhang allerdings: Die charismatische Wirkung eines Kunstwerks sagt noch nichts über die künstlerische Qualität aus! Das heisst: Ein Künstler kann die geistliche Wirkung eines Werks nicht als Alibi für schlechte Kunst brauchen.
Ein paar Fragen
Wo hast du erlebt, dass (deine oder andere) Kunst in der Kirche (oder in einem anderen Kontext) eine erfahrbare geistliche Wirkung entfaltet?
Wo hast du entdeckt, dass Gottes Geist dir in deiner Kunst hilft? Rechnest du noch mit dieser Dimension?
Wo hast du entdeckt, dass (deine oder andere) Kunst sich mit Charismen verbinden kann?
A year ago, the Swiss branch of ARTS+ invited artists and theologians to a symposium. One of the topics was the relationship linking art, artists and church. They also discussed 20 theses on the subject of “art, artists and church”.
For this and the next editions of our TUNE INs we have reformulated these theses and added questions. They are therefore an invitation to join in the discussion. On Facebook (LINK) you can write your comments and talk to other contributors.
1. It is good for the church to develop an interest in art and aesthetics. Every church should promote the awareness that the miracles of creation, God’s saving acts, the church and God’s kingdom are “beautiful”. Theologians also rightly speak of ‘the beauty of God’.
2. The church should therefore create a “beautiful living space”. Not only by including good art, but also by encouraging loving relationships among members. The church invites people into this space. Expressions of “beauty” can be, for example, friendliness, joyfulness and hospitality.
3. The church looks after its own art-historical heritage. For a start, this includes the Bible – and then also its own art history with the testimony embedded in it.
Questions:
Do we in our churches still have an awareness of the profound value of “beauty”?
And of the fact that beauty ultimately speaks about God’s love?
Where do we pay attention to aesthetics in our churches and create “beautiful living spaces”?
What aesthetics (and what kind of relationships with each other) characterise the church that we attend?
Could it be that churches often cultivate very particular aesthetics and have their own “aesthetic house smell” – perhaps in order to avoid any similarities to other churches or to “the world”?
Could it be that churches are content with second-class aestheticsbecause they have no sense of the deep meaning of “beauty”?
How can we artists contribute to making our churches “more beautiful”?
Text: Beat Rink / translation: Bill Buchanan
Picture from Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche Berlin – performance of Ike Sturm’s Jazz Mass. Photo: Crescendo
DEUTSCH
Vor einem Jahr lud der Schweizer Zweig von ARTS+ Künstler und Theologen zu einem Symposium ein. Es ging dabei auch um das Verhältnis von Kunst, Künstlern und Kirche. Unter anderem wurden 20 Thesen zum Thema „Kunst, Künstler und Kirche“ diskutiert.
Für diese und die nächsten Ausgaben der TUNE INs haben wir diese Thesen neu formuliert und um Fragen erweitert. Wir laden damit zur Diskussion ein. Auf Facebook (LINK) kann man seine Kommentare schreiben und miteinander ins Gespräch kommen.
1. Es ist gut für die Kirche, wenn sie ein Interesse für Kunst und Ästhetik entwickelt. In jeder Kirche sollte das Bewusstsein gefördert werden, dass die Wunder der Schöpfung, Gottes Heilshandeln, die Gemeinde und das Reich Gottes „schön“ sind. Theologen sprechen richtigerweise auch von der ‘Schönheit Gottes’.
2. Kirche sollte deshalb einen „schönen Lebensraum“ schaffen. Dies nicht nur, indem sie gute Kunst einbezieht, sondern auch, indem sie den liebevollen Umgang miteinander fördert. Sie lädt Menschen in diesen Raum ein. Ein Ausdruck von „Schönheit“ sind etwa Freundlichkeit, Fröhlichkeit und Gastfreundschaft.
3. Die Kirche trägt Sorge zu ihrem eigenen kunstgeschichtlichen Erbe. Dazu gehört bereits die Bibel – und dann die eigene Kunstgeschichte mit dem in ihr eingelassenen Zeugnis.
Fragen:
Wissen wir in unseren Kirchen noch um den tiefen Wert von „Schönheit“?
Und davon, dass Schönheit letztlich von Gottes Liebe spricht?
Wo pflegen wir in unseren Kirchen Ästhetik und schaffen „schöne Lebensräume“?
Von welcher Ästhetik (und von welchem Umgang miteinander) ist die Kirche geprägt, in die wir gehen?
Könnte es sein, dass Kirchen oft eine ganz spezielle Ästhetik pflegen und einen eigenen „ästhetischen Stallgeruch“ haben – vielleicht, um sich von anderen Kirchen oder von der „Welt“ abzugrenzen?
Könnte es sein, dass Kirchen sich mit zweitklassiger Ästhetik zufrieden geben, weil die tiefe Bedeutung von „Schönheit“ nicht erkannt wird?
Wie können wir Künstler daran mitwirken, dass unsere Kirchen „schöner“ werden?
Text: Beat Rink
Bild: Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche Berlin – Aufführung von Ike Sturm Jazz Mass. Foto: Crescendo
ENGLISH
A year ago, the Swiss branch of ARTS+ invited artists and theologians to a symposium. One of the topics was the relationship linking art, artists and church. They also discussed 20 theses on the subject of “art, artists and church”.
For this and the next editions of our TUNE INs we have reformulated these theses and added questions. They are therefore an invitation to join in the discussion. On Facebook (LINK) you can write your comments and talk to other contributors.
1. It is good for the church to develop an interest in art and aesthetics. Every church should promote the awareness that the miracles of creation, God’s saving acts, the church and God’s kingdom are “beautiful”. Theologians also rightly speak of ‘the beauty of God’.
2. The church should therefore create a “beautiful living space”. Not only by including good art, but also by encouraging loving relationships among members. The church invites people into this space. Expressions of “beauty” can be, for example, friendliness, joyfulness and hospitality.
3. The church looks after its own art-historical heritage. For a start, this includes the Bible – and then also its own art history with the testimony embedded in it.
Questions:
Do we in our churches still have an awareness of the profound value of “beauty”?
And of the fact that beauty ultimately speaks about God’s love?
Where do we pay attention to aesthetics in our churches and create “beautiful living spaces”?
What aesthetics (and what kind of relationships with each other) characterise the church that we attend?
Could it be that churches often cultivate very particular aesthetics and have their own “aesthetic house smell” – perhaps in order to avoid any similarities to other churches or to “the world”?
Could it be that churches are content with second-class aestheticsbecause they have no sense of the deep meaning of “beauty”?
How can we artists contribute to making our churches “more beautiful”?
Text: Beat Rink / translation: Bill Buchanan
Picture from Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche Berlin – performance of Ike Sturm’s Jazz Mass. Photo: Crescendo
DEUTSCH
Vor einem Jahr lud der Schweizer Zweig von ARTS+ Künstler und Theologen zu einem Symposium ein. Es ging dabei auch um das Verhältnis von Kunst, Künstlern und Kirche. Unter anderem wurden 20 Thesen zum Thema „Kunst, Künstler und Kirche“ diskutiert.
Für diese und die nächsten Ausgaben der TUNE INs haben wir diese Thesen neu formuliert und um Fragen erweitert. Wir laden damit zur Diskussion ein. Auf Facebook (LINK) kann man seine Kommentare schreiben und miteinander ins Gespräch kommen.
1. Es ist gut für die Kirche, wenn sie ein Interesse für Kunst und Ästhetik entwickelt. In jeder Kirche sollte das Bewusstsein gefördert werden, dass die Wunder der Schöpfung, Gottes Heilshandeln, die Gemeinde und das Reich Gottes „schön“ sind. Theologen sprechen richtigerweise auch von der ‘Schönheit Gottes’.
2. Kirche sollte deshalb einen „schönen Lebensraum“ schaffen. Dies nicht nur, indem sie gute Kunst einbezieht, sondern auch, indem sie den liebevollen Umgang miteinander fördert. Sie lädt Menschen in diesen Raum ein. Ein Ausdruck von „Schönheit“ sind etwa Freundlichkeit, Fröhlichkeit und Gastfreundschaft.
3. Die Kirche trägt Sorge zu ihrem eigenen kunstgeschichtlichen Erbe. Dazu gehört bereits die Bibel – und dann die eigene Kunstgeschichte mit dem in ihr eingelassenen Zeugnis.
Fragen:
Wissen wir in unseren Kirchen noch um den tiefen Wert von „Schönheit“?
Und davon, dass Schönheit letztlich von Gottes Liebe spricht?
Wo pflegen wir in unseren Kirchen Ästhetik und schaffen „schöne Lebensräume“?
Von welcher Ästhetik (und von welchem Umgang miteinander) ist die Kirche geprägt, in die wir gehen?
Könnte es sein, dass Kirchen oft eine ganz spezielle Ästhetik pflegen und einen eigenen „ästhetischen Stallgeruch“ haben – vielleicht, um sich von anderen Kirchen oder von der „Welt“ abzugrenzen?
Könnte es sein, dass Kirchen sich mit zweitklassiger Ästhetik zufrieden geben, weil die tiefe Bedeutung von „Schönheit“ nicht erkannt wird?
Wie können wir Künstler daran mitwirken, dass unsere Kirchen „schöner“ werden?
Text: Beat Rink
Bild: Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche Berlin – Aufführung von Ike Sturm Jazz Mass. Foto: Crescendo
ENGLISH
A musician was describing his feelings: «At this time, when I cannot perform in public, I feel like a blank piece of music paper.» A colleague responded at once: she has similar feelings, she said, yet it is also good to get rid of ballast.
Now, concerts are not necessarily ballast. And cancelling concerts, as we know, produces financial losses. Nevertheless, there was something in what his colleague said. Sometimes it is good (but certainly unpleasant) to feel like a «blank sheet of music paper» and to ask oneself: «What must I let go of in order to become free and, as a result, receptive for new things?»
Since the outpouring of the Holy Spirit at Pentecost, Christians have experienced the truth of 2 Cor. 3,17: «Where the Spirit of the Lord is, there is freedom». Jesus makes use of the double meaning of the Hebrew word «ruach» (wind/spirit) when he says: «The wind blows wherever it pleases. You hear its sound, but you cannot tell where it comes from or where it is going. So it is with everyone born of the Spirit.» (Jn. 3,8). How, then, can this happen, that we become as weightless, as flexible and as available as the «ruach» or, in Greek, the «pneuma»?
There are mystical traditions in all religions giving guidance on emptying the mind. This does in fact work to a certain degree, but does not achieve the depth of existence and relationship with God that Jesus means.
How do we become truly free? «It is for freedom that Christ has set us free!», Paul writes (Galatians 5,1), meaning that it is only through God’s Spirit that we ultimately become free ourselves.
Certainly, we do not wish to be purely passive in this regard. The many individuals who have gone down to the cellar in recent weeks of the Covid 19 crisis or climbed up to the attic in order to bring unusable things out into the light also became active. In prayer, in talking to other people, in counselling, we can be liberated from burdens. The energy for this however – and most definitely the liberation itself – come from God.
In the last TUNE IN we took a look at a mosaic in St Paul’s Church in Basel. There the naked young man is striking. In this I see a symbol for a person caught up in the Spirit of Pentecost. He is travelling without ballast. He treads lightly and is moreover faster than the others. Perhaps he is as a result also receptive for new (artistic?) inspiration through God’s Spirit. In other words, he is like a «blank sheet of music paper». This may be an unpleasant feeling. But God’s Spirit can write new music on it.
Text: Beat Rink / Translation: Bill Buchanan
Prayer:
Lord, come with your Spirit and set me free. If necessary, go down to the cellar with me or up to the attic of my life and help me to clear out. Even if I feel like a blank sheet of music paper when important things are cancelled, do not let this crisis pass me by fruitlessly, but may it lead me into the freedom which your Spirit gives. Blow into my life with your Spirit. I will let myself be moved by you. And blow into my art and use it how and where you wish to your glory. Amen
DEUTSCH
Ein Musiker meinte: «Ich fühle mich jetzt, wo ich nicht auftreten kann, wie ein unbeschriebenes Notenblatt.» Eine Kollegin sagte daraufhin, sie empfinde dies ähnlich. Doch sei es auch gut, Ballast loszuwerden.
Nun sind Konzerte nicht unbedingt Ballast. Und Konzertabsagen bedeuten bekanntlich finanzielle Einbussen. Trotzdem hat die Musikerin nicht unrecht. Manchmal ist es gut (obwohl nicht unbedingt angenehm), sich wie ein «unbeschriebenes Notenblatt» zu fühlen und sich zu fragen: «Was muss ich loslassen, um frei zu werden und dadurch empfänglich für Neues?»
Seit der Ausgiessung des Heiligen Geistes an Pfingsten erfahren Christen, was es heisst: «Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit» (2.Kor. 3:17)Jesus nimmt die Doppelbedeutung des hebräischen Wortes «Ruach» (Wind / Geist) auf, wenn er sagt: «Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt. So ist ein jeder, der aus dem Geist geboren ist.» (Joh. 3:8).
Wie kann es nun geschehen, dass wir so schwerelos, so flexibel und verfügbar werden wie die «Ruach» bzw. das griechische «Pneuma»?
Es gibt mystische Traditionen in allen Religionen, die zur mentalen Entleerung anleiten. Tatsächlich funktioniert dies bis zu einem gewissen Grad, erreicht aber nicht die Tiefe der Existenz und der Gottesbeziehung, die Jesus meint.
Wie werden wir dann wirklich frei? «Zur Freiheit hat uns Christus befreit!»,schreibt Paulus (Galater 5:1). Das heisst: Wir können letztlich nur durch Gottes Geist selber frei werden.
Sicher sollten wir selber dabei nicht ganz passiv bleiben. Die vielen Menschen, die in den letzten Wochen während der Covid 19-Krise in die Keller hinabgestiegen oder auf den Dachboden geklettert sind, um unbrauchbare Dinge ans Licht zu holen, sind auch aktiv geworden.
Im Gebet, im Gespräch mit anderen Menschen, in der Seelsorge können wir Lasten loswerden. Aber die Energie dazu – und dann erst recht die Befreiung – kommen aus Gott.
Im letzten TUNE IN haben wir einen Blick auf ein Mosaik in der Basler Pauluskirche geworfen. Der nackte Jüngling fällt da auf. Ich sehe darin eine Symbolgestalt für einen, der vom Pfingstgeist erfasst worden ist. Er ist ohne Ballast unterwegs. Er geht leichtfüssig voran und ist zudem schneller als die Anderen. Vielleicht ist er dadurch auch empfänglich für eine neue (künstlerische?) Inspiration durch Gottes Geist. Mit anderen Worten: Er ist wie ein «unbeschriebenes Notenblatt». Das fühlt sich vielleicht zunächst unangenehm an. Aber Gottes Geist kann darauf eine neue Musik schreiben.
Text: Beat Rink
Gebet:
Herr, komm mit Deinem Geist und setz mich frei. Steig, wenn es nötig ist, mit mir in den Keller und auf den Dachboden meines Lebens und hilf mir, aufzuräumen. Auch wenn ich mich wie ein leeres Notenblatt fühle, wenn wichtige Dinge wegfallen: Hilf, dass diese Krise nicht ungenutzt an mir vorbei geht, sondern in die Freiheit hineinführt, die Dein Geist schenken will. Wehe mit Deinem Geist in mein Leben hinein. Ich will mich von Dir bewegen lassen. Wehe auch in meine Kunst hinein und brauche sie, wie und wo Du willst zu Deiner Ehre. Amen
Das Bewerbungsfenster für die Stipendien in den Bereichen Bildende Kunst, Tanz/Performing Arts, Mode/Textil und Literatur für 2021 ist geschlossen.
Kirche und Kunst, die beiden Begriffe gehörten jahrhundertelang zusammen wie das Amen zum Vaterunser. Doch wie ist das heute, in einer zunehmend säkularen Welt? Die ursprünglich für Juli in der Schweizer Bodenseeregion geplante Tagung „Kunst & Kirche heute“ befasst sich nun am 16. und 17. Oktober 2020 mit den vielfältigen Aspekten dieser Frage. Prominent besetzte Vorträge, kreative Workshops und Wanderungen zu den Kunstwerken des Projekts „Göttliche Landschaften“ beleuchten, wie der Dialog von Spiritualität und Kunst lebendig bleiben kann. Die Tagung findet in großzügigen Räumen des modernen Tagungshotels der Kartause Ittingen statt. Die Teilnehmerzahl wird so begrenzt, dass alle die Möglichkeit haben, ausreichend Abstand zu halten. www.bodensee-kloester.eu
Innovative Impulse für den sakralen Raum Seit dem frühen Mittelalter war die Kirche zentrale Auftraggeberin für Kunst. In welcher Beziehung stehen Spiritualität und Kunst heute? Fragen wie dieser gehen namhafte Referenten auf den Grund oder laden in Workshops dazu ein, gemeinsam nach Antworten zu suchen. Etwa bei einer Leseübung in der „Verstummten Bibliothek“ von Joseph Kosuth. Oder beim Kreativ-Workshop zu einem Kirchen-Kunstprojekt mit der Künstlerin Judith Albert. Vielversprechend ist auch der öffentliche Vortrag von Dr. Marc Steinmann, stellvertretender Leiter der Kölner „Kolumba“: Er beleuchtet die Kontroverse um das Richter-Fenster im Kölner Dom.
Ilyas zieht den Handkarren weiter. Mirza und Azad stützen den Fernseher rechts und links. Sie kommen in die Nähe der Höhle, die auf dem Weg runter zum Bach liegt. Die Kinder tragen den ins Bettlaken eingeschlagenen Fernseher zur Höhle am Bach. Sie sprechen nicht. Sie verständigen sich mit Handbewegungen. Vier Kinder, in sich versunken, die schweigen. Als ob jemand aus der Ferne sie hören oder sehen könnte. Sie tragen den Fernseher bis zum Höhleneingang. Sie schleppen den Fernseher bis zur hinteren Ecke der Höhle. Dort legen sie einen Stein darauf und bedecken ihn dann mit trockenem Gestrüpp.
Yavuz Ekinci, Der Tag, an dem ein Mann vom Berg Amar kam, türkisch 2016.
Der Diktator nutzt jede Gelegenheit, sie als Terroristen zu brandmarken. Sein Aussenminister stellt Kollegen, die sich für sie einsetzen, als Kollaborateure von Terroristen dar. Dreissig Millionen sind sie, aber ohne Selbstbestimmung und auf vier Länder verteilt. Wo sie dank der Schwäche des jeweiligen Regimes Strukturen aufbauen können, werden diese bei nächster Gelegenheit wieder zerstört. Grossmächte nutzen ihre Kenntnisse und Fähigkeiten, um sie nach geleisteter Arbeit über Nacht fallen zu lassen. Gerade sind wieder Zehntausende von ihnen auf der Flucht.
Der hier über sie schreibt, Yavuz Ekinci, hat zwar eine Muttersprache, kann sie aber nicht benutzen. Er ist Kurde und schreibt über Kurden einen kurdischen Roman. Das geht nur auf Umwegen. In dem Dorf, in dem meine Eltern leben, liegen auf dem Friedhof vierzehn Generationen meiner Vorväter, erzählt er im April 2017 in einem Interview der FAZ: Als es das erste Mal hiess, es werde vom türkischen Militär evakuiert, sagte mein Vater: Wir können ja vielleicht weg, aber was ist mit unseren Toten? Kurden lieben ihr Kurdistan so selbstverständlich wie Schweizer ihre Schweiz: Die Menschen in dieser Region sind sehr verwurzelt, sagt Ekinci, ihre Welt besteht aus dem Ort, an dem sie sind und schon immer waren. Sie können sich nicht vorstellen, dass es einen anderen für sie gibt.
In seinem Roman beschreibt er kurdisches Leben mit einer Mixtur aus Märchen, Mythen und Milieubildern. Auf literarischen Umwegen. Hier erzählt er aus der Perspektive Halbwüchsiger, wie vom Berg Amar herab plötzlich, einer mythischen Horde gleich, Leute auftauchten, die alles niederbrannten und zerstörten, was ihnen in den Weg kam. Im Fernglas sieht man sie und ruft in heller Aufregung immerfort: Sie kommen. Die Jungs haben Sorge, dass auch ihr Ball und ihr Fernseher, die bescheidenen Symbole kleinen Glücks, verbrennen und verkohlen würden. Wer sie sind, die da kommen, bleibt ungesagt, ebenso, ob sie tatsächlich gekommen sind.
Nur die Angst ist hier real. Aus Angst schaufelt einer neben dem Grab seiner verstorbenen Frau sein eigenes und legt sich hinein, um zu warten. Aus Angst hängt ein anderer seine ganze Habe in den Wipfel eines Baums und verbirgt sich in der Nähe, um zu überleben. Aus Angst verstecken die Jungs ihren Fernseher in einer Höhle, eingewickelt und getarnt wie ein Schatz, um ihn nach der Katastrophe wieder hervorholen zu können. Er steht für alles Ersehnte und Gefährdete. Die Moderne repräsentiert er, ist Verbindung zur Welt und zur Zeit, Quelle von Bildung, Information und Unterhaltung, Garantie, zur Gemeinschaft der Völker zu gehören und nicht von ihr ausgeschlossen zu sein. Der Fernseher ist ein Versprechen. Doch nun herrscht nackte Angst. So mythisch, wie er begonnen hat, schliesst der Roman in der Welt der Tiere: Eine Feuerwalze hat sie überrollt. Alles ist verbrannt und verkohlt. Ein Eichhörnchen hüpft mit versengtem Schwanz durch versengte Bäume …
Wie real die Angst der Kurden ist, von der Ekincis Roman erzählt, sagen gerade eben die Nachrichten vom Diktator und seinem Aussenminister. Ohne Umwege.
Das Corona Virus, bzw. die gegen dessen Bedrohung eingeleiteten Massnahmen, stellen unser Leben in einer zuvor unvorstellbaren Weise auf den Kopf. Ein Ende ist nicht absehbar, und selbst wenn, wird die Welt danach nicht mehr dieselbe sein.
Und was macht die Kunst?
Das möchten wir von Euch Künstler*innen, möchten wir von Dir wissen. Wir fragen nach Deinem Werk in Reaktion auf die Corona-Krise.
Corona Call
Veranstalterin: Visarte, der Berufsverband visuelle Kunst Schweiz, in Zusammenarbeit mit «die zukunft kuratieren», mit Unterstützung durch die Stiftung Kulturfonds von ProLitteris
Adressat*innen: Professionell arbeitende bildende Künstler*innen Schweizer Nationalität oder mit festem aktuellen Wohnsitz in der Schweiz. Eine Visarte-Mitgliedschaft ist nicht Bedingung.
Ziel und Gegenstand der Ausschreibung: Der Corona Call bezweckt, die Kunstproduktion in der Akutzeit der Pandemie anzuregen sowie authentische künstlerische «Dokumente» der Corona-Krise zusammenzutragen.
Gefragt sind Werke der Disziplin Bildende Kunst (Bilder, Objekte, Installationen, Performance, elektronische Kunst wie Video, etc.). Im Falle von komplexeren, noch nicht realisierten orts- und/oder zeitgebundenen Vorhaben kann ein detailliertes Konzept eingegeben werden.
Thematischer Fokus: Das Werk nimmt Bezug auf die aktuelle Corona-Krisensituation im Frühjahr/Sommer 2020. Es leistet einen Beitrag zur Reflexion über Bedingungen und Befindlichkeiten einer bislang nicht erlebten Ausnahmezeit.
Eingabe, Jurierung, Preise: Die Eingaben erfolgen ab sofort und bis spätestens am 1. Juli 24:00 Uhr direkt durch die Künstler*innen in die Eingabemaske auf der Corona-Call-Webseite. Nach einer formalen Vorprüfung werden sie auf der Webseite laufend publiziert.
Eine Fachjury begutachtet und bewertet die Eingaben. Der Jury steht ein Preisgeld von max. CHF 24’000 zur freien Vergabe zur Verfügung. Die Möglichkeit weiterer Vermittlung der Resultate des Calls, z.B. in Ausstellungen, ist angedacht und wird im Zuge des Jurierungsprozesses erörtert werden.
Es ist vorgesehen, die Resultate mit einer öffentlichen Feier zu würdigen. Der Zeitpunkt wird der aktuellen Lage angepasst.
Die “Gesellschaft für Gegenwartskunst und Kirche.Artheon” lobt im Jahr 2020 einen Kunstpreis für beispielhafte und innovative Kunstprojekte im Raum der Kirche aus. Der Preisträger wird im Rahmen eines offenen, nicht anonymen Wettbewerbs ermittelt. Der Hauptpreis ist mit 3.000 € dotiert, zusätzlich werden Anerkennungen vergeben.
Die Covid-19-Pandemie hat die Mobilität in kürzester Zeit einschneidend eingeschränkt und mancherorts ganz verunmöglicht. Das öffentliche Kunst- und Kulturleben ist zum Erliegen gekommen. Diese aussergewöhnliche und für die Kunst- und Kulturszene problematische Situation verlangt nach neuen Lösungen.
Welche kreativen Strategien und alternativen Formate bieten sich an, wenn die Mobilität eingeschränkt ist? Was für eine Rolle kann Technologie dabei spielen und welche kulturellen und gesellschaftlichen Netzwerke sind von Relevanz? Um diesen und ähnlichen Fragen nachzugehen, lanciert die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia die Ausschreibung «Close Distance». Pro Helvetia unterstützt damit gezielt Vorhaben von Schweizer Kulturinstitutionen und -organisationen sowie Kulturschaffenden, die neue kreative Wege suchen, um mit Distanz innovativ umzugehen.
Liebe Künstlerinnen und Künstler, SchauspielerInnen, TänzerInnen, MusikerInnen, SängerInnen, Literaten, …
Voll Dankbarkeit erinnern wir uns an die wunderbaren Ausgaben der ersten beiden Nacht des Glaubens und sind voller Erwartung auf die neue Ausgabe.
Die Nacht des Glaubens wird somit als das konfessionsübergreifende Schweizer Festival für Kunst und Kirche am Sa., 12. Juni 2021 in der Innenstadt von Basel zum 3. Mal stattfinden.
Wir möchten dabei wieder ein hochstehendes, spartenübergreifendes Programm von Künstlern aus dem In- und Ausland in der ganzen Stadt anbieten. Zeitgenössische Kunst, die sich mit dem christlichen Glauben auseinandersetzt, tritt so in den öffentlichen Raum. Kirchen werden ihrerseits in Kunsträume verwandelt oder zeigen ihre eigenen Kunstschätze einer breiten Öffentlichkeit. Die Besucher kommen somit kostenlos in den Genuss vielfältiger und qualitativ hochstehender Kunstproduktionen.
In the church of St. Paul in Basel, where (in normal times) CREATIVE CHURCH takes place on a monthly base, there is a wall mosaic with two biblical scenes, created by Heinrich Altherr (1874-1951). When the church was built in 1901, Altherr was still a young artist, yet his work is astonishingly mature.
Two mosaic pictures
The wall mosaic still owes much to the «art nouveau» style of the turn of the century. In the first picture, Jesus is carrying the cross, surrounded by his disciples, who show their pain with emotional gestures, while the soldiers perform their duty impassively. A man charges Joseph of Arimathea with the task of helping Jesus. A Jewish scriptural scholar observes the scene. Jesus, accepting what is ordained for him, walks the path to Golgatha.
In the second mosaic, too, Jesus is in the centre, again surrounded by various persons. Their gestures, typical for the turn of the century, are likewise strongly expressive and, from today’s point of view, all too heavily indebted to Mannerism. Nevertheless, it worth taking a closer look. And perhaps the mosaic will even communicate a spiritual message to us.
«The whole world is running after him»
Here Jesus is still undergoing his sufferings. The picture is visible on the left side of the altar. If one reads the images from left to right, certain things are clear: the scene takes place before the crucifixion, so we cannot be looking at the resurrected Jesus. The mosaic then refers explicitly to the passage in John 12,19,where we read the following in the context of Palm Sunday: «The Pharisees then said to one another, ‘You see that you can do nothing; look, the whole world is running after him.’»
Encounters with Jesus
This picture, too, can be read from left to right. Let us «listen» to find out if the figures have something to tell us…
The injured:
The man on the far left is injured. But he looks at Jesus expectantly. In this man you can sense hope!
This figure asks us: Do we really go to Jesus with our wounds and hurts? Do we take him seriously when he says: «Come to me, all you who labour and are heavy laden?»
The enthusiastic:
The second is perhaps a Zealot who has put his political hopes in Jesus. He has cast off his outer garment, as the people did on Palm Sunday.
This figure «asks» us: Are we mainly interested in Jesus because he is «useful» to us?
The thinker:
Next to him we have a completely different type: a thinker, who admires the wisdom of the man from Nazareth. He is the only one in this picture not showing any forward movement. He therefore remains at a polite distance.
This figure «asks» us: Do we, too, remain admirers of Jesus, but at an elegant and intellectual distance?
The surprised:
Beside him we see a friend of the Zealot. At least he is grasping his hand. In contrast, however, he is not saying enthusiastically into space, but seems to have discovered something unexpected in Jesus. He expects from Jesus something that he does not yet know.
This figure «asks» us: Do we let Jesus surprise us? Do we still expect something from him that goes beyond our own ideas?
The worshipper:
The man behind Jesus is kneeling. He has recognised who he has before him.
This figure «asks» us: Is Jesus for us the Lord of heaven and earth and our personal Lord, whom we follow and worship? What form does the worship of the Lord take in our lives?
The brothers:
In the second group on Jesus’ right we see four persons. A fifth and perhaps even a sixth are hinted at. They are going ahead of him. Nevertheless, they are «followers». It seems as if they have gone past Jesus. Is this why they are moving with a completely different attitude and at a different speed? We see two friends embracing each other. One can discern in them «brothers» in the fellowship of Christians. (There are no women in this mosaic.) They are striding ahead purposefully, ready to carry the gospel out into the world. On the right edge of the picture, one sees a further group from this first church fellowship.
These figures «ask» us: Do we as Christians continue to be committed to the fellowship of Christians and thus also to mission? Are we still, despite this time of Corona, mindful of the «beauty» of the fellowships of Christians? What attention do we pay to this fellowship? How do we carry the Good News out into the world?
The liberated:
Finally, a naked youth performs a little dance in the picture – and somehow reminds us of the expressive dance of the early 20th century. In the best sense, he is liberated. Perhaps he has heard the words of Matthew 10,10, telling the disciples to travel light and without additional encumbrances.
This figure «asks» us: How do we experience our liberation by Christ? This can mean the liberation from illness, from sadness, from fear. Or perhaps the liberation from material goods, from a compulsive pressure and ambition to succeed artistically, from the experience of success and the opinion of others…
Where do we recognise ourselves in this mosaic? What attitudes do we want to lay aside? Which of these figures would we like to take as a role model?
A PS on the artist:
Heinrich Altherr was the son of a pastor. He studied in Munich and became a teacher at the Academy in Karlsruhe, later in Stuttgart. A few years later, he became director there (1919–1921). In 1923, he was among the founders of the Stuttgart Secession. His Expressionist style and his commitment to avantgarde art made him a target for the National Socialists, from whom he fled to Switzerland. Despite that, he still managed to create the work «Das Jüngste Gericht» («The Last Judgement») in 1939 for the Friedenskirche in Heilbronn. This shows Christ, in the middle between believers and unbelievers, raising his hand in a greeting of peace while turning his face towards the unbelievers. The picture was destroyed by bombing during the war. The pictures by Altherr that have come down to us document his turning towards Expressionism. In particular, he distinguished himself as a portrait painter (see his portrait of the writer Albert Geiger).
Text: Beat Rink / translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
In der Basler Pauluskirche, wo (zu normalen Zeiten) monatlich die KIRCHE KREATIV stattfindet, ist eine Mosaikwand mit zwei Szenen aus der Bibel zu sehen, gestaltet von Heinrich Altherr (1874-1951). Zur Zeit des Kirchenbaus 1901 war Altherr noch ein junger Künstler, doch sein Werk ist erstaunlich reif.
Zwei Mosaikbilder
Die Mosaikwand ist noch dem «Art nouveau»-Stil der Jahrhundertwende verpflichtet. Auf dem einen Bild trägt Jesus das Kreuz, umgeben von seinen Jüngern, die mit emotionaler Gestik ihren Schmerz zeigen, während die Soldaten ohne Rührung ihre Pflicht tun. Ein Mann weist Josef von Arimathäa die Aufgabe zu, Jesus zu helfen. Ein Schriftgelehrter beobachtet die Szene. Jesus selbst geht, seine Bestimmung duldend, den Weg nach Golgatha.
Auch im zweiten Mosaik steht Jesus im Zentrum, auch hier umgeben von verschiedenen Menschen. Deren Gestik, typisch für die Jahrhundertwende, ist ebenfalls ausdrucksstark und aus heutiger Perspektive wohl etwas allzu sehr dem Manierismus verpflichtet. Trotzdem lohnt sich ein genauer Blick. Und vielleicht vermittelt uns das Mosaik sogar eine geistliche Botschaft.
«Alle Welt läuft ihm nach»
Jesus ist hier noch nicht der Leidende. Das Bild ist auf der linken Seite des Altars zu sehen. Liest man die Szenen von links nach rechts, so kommt man zum Schluss: Die Szene ist zeitlich der Kreuzigung vorgeordnet, weshalb es sich nicht um den Auferstandenen handeln kann. Das Mosaik bezieht sich denn auch explizit auf das Wort in Johannes 12,19, wo es im Zusammenhang mit dem Psalmsonntag heisst: «Die Pharisäer aber sprachen untereinander: Ihr seht, dass ihr nichts ausrichtet; siehe, alle Welt läuft ihm nach.»
Begegnungen mit Jesus
Auch dieses Bild kann man von links nach rechts lesen.
«Hören» wir hin, ob uns die Figuren etwas zu sagen haben…
Der Verwundete:
Der Mann ganz links ist verwundet. Er blickt aber erwartungsvoll zu Jesus. Bei diesem Menschen spürt man Hoffnung.
Diese Figur «fragt» uns: gehen wir mit unseren Verwundungen und Schmerzen wirklich zu Jesus? Nehmen wir ernst, wenn er sagt: «Kommt her zu mir, die ihr mühselig und beladen seid?»
Der Enthusiastische:
Der Zweite ist vielleicht ein Zelot, der seine politische Hoffnung auf Jesus setzt. Er hat sein Oberkleid ausgezogen, wie es die Menschen am Palmsonntag getan haben.
Diese Figur «fragt» uns: Ist Jesus vor allem deshalb interessant für uns, weil er uns «nützt»?
Der Denker:
Neben ihm steht ein ganz anderer Typ: Ein Denker, der die Weisheit des Mannes aus Nazareth bewundert. Er ist auf diesem Bild der Einzige, der keine Vorwärtsbewegung zeigt. So bleibt er in vornehmer Distanz.
Diese Figur «fragt» uns: Bleiben auch wir zu Jesus in zwar bewundernder, aber vornehm-intellektueller Distanz?
Der Überraschte:
Neben ihm sehen wir den Freund des Zeloten. Jedenfalls gibt er ihm die Hand. Aber er blickt nicht wie jener enthusiastisch in die Luft, sondern scheint an Jesus etwas Unerwartetes zu entdecken. Er erwartet etwas von ihm, was er noch nicht kennt.
Diese Figur «fragt» uns: Lassen wir uns von Jesus überraschen? Erwarten wir noch etwas von ihm, was unsere eigenen Ideen übersteigt?
Der Anbetende:
Der Mann hinter Jesus kniet nieder. Er hat erkannt, wer vor ihm geht.
Diese Figur «fragt» uns: Ist Jesus für uns der Herr des Himmels und der Erde und unser persönlicher Herr, dem wir anbetend nachfolgen? Wie gestaltet sich in unserem Leben die Anbetung des Herrn? Die Brüder:
Wir sehen in der zweiten Gruppe rechts von Jesus vier Menschen. Ein fünfter und vielleicht sogar ein sechster sind angedeutet. Sie gehen vor ihm her. Trotzdem sind es «Nachfolger». Es scheint, als seien sie an Jesus vorbeigegangen. Sind sie deshalb in einer ganz anderen Haltung und mit einem anderen Tempo unterwegs? Wir sehen zwei sich umarmende Freunde. Man kann in ihnen «Brüder» der christlichen Gemeinde sehen. (Frauen fehlen auf diesem Mosaik.) Sie schreiten entschlossen voran, bereit, das Evangelium in die Welt zu tragen. Am rechten Bildrand sieht man eine weitere Gruppe aus dieser ersten Gemeinde.
Diese Figuren «fragen» uns: Bleiben wir als Christen der Gemeinde und damit auch der Mission verpflichtet? Haben wir trotz der Corona-Zeit die «Schönheit» der christlichen Gemeinschaft nicht vergessen? Wie pflegen wir diese Gemeinschaft? Und: Wie tragen wir die Frohe Botschaft in die Welt hinaus?
Der Befreite:
Schliesslich tänzelt ein nackter Jüngling durch das Bild – und erinnert fast etwas an den Ausdruckstanz des frühen 20. Jahrhunderts. Er ist im besten Sinn ein Befreiter. Vielleicht hat er das bei Matthäus 10,10 überlieferte Wort gehört, dass die Jünger leicht und ohne zusätzliche Lasten unterwegs sein sollen.
Diese Figur «fragt» uns: Wie erleben wir die Befreiung durch Christus? Damit kann die Befreiung von Krankheit, von Trauer, von Angst gemeint sein. Oder auch die innere Freiheit von materiellen Gütern, von zwanghaftem künstlerischem Erfolgsdruck und Ehrgeiz, von Erfolgserlebnissen und von der Meinung anderer…
Wo entdecken wir auf diesem Mosaik uns selber ? Welche dieser Haltungen wollen wir ablegen? Welche dieser Figuren wollen wir zum Vorbild nehmen?
PS zum Künstler:
Heinrich Altherr war der Sohn eines Pfarrers. Er studierte in München und wurde Dozent an der Akademie in Karlsruhe, später in Stuttgart. Wenige Jahre später übernahm er dort die Leitung (1919–1921). 1923 gehörte er mit zu den Gründungsmitgliedern der Stuttgarter Sezession. Sein expressionistischer Stil und sein Einsatz für die avantgardistische Kunst geriet ins Fadenkreuz der Nationalsozialisten, vor denen er zurück in die Schweiz floh. 1939 schuf er für die Friedenskirche in Heilbronn allerdings noch das Werk «Das Jüngste Gericht». Darauf ist Christus zu sehen, wie er in der Mitte zwischen Gläubigen und Ungläubigen seine Hand zum Friedensgruss hebt, wobei er sein Gesicht den Ungläubigen zuwendet. Das Bild wurde 1944 im Bombenkrieg zerstört. Die von Altherr erhaltenen Bilder zeugen von seiner Zuwendung zum Expressionismus. Besonders tat er sich auch als Porträtist hervor (s. das Porträt des Schriftstellers Albert Geiger).
Text: Beat Rink
ENGLISH
In the church of St. Paul in Basel, where (in normal times) CREATIVE CHURCH takes place on a monthly base, there is a wall mosaic with two biblical scenes, created by Heinrich Altherr (1874-1951). When the church was built in 1901, Altherr was still a young artist, yet his work is astonishingly mature.
Two mosaic pictures
The wall mosaic still owes much to the «art nouveau» style of the turn of the century. In the first picture, Jesus is carrying the cross, surrounded by his disciples, who show their pain with emotional gestures, while the soldiers perform their duty impassively. A man charges Joseph of Arimathea with the task of helping Jesus. A Jewish scriptural scholar observes the scene. Jesus, accepting what is ordained for him, walks the path to Golgatha.
In the second mosaic, too, Jesus is in the centre, again surrounded by various persons. Their gestures, typical for the turn of the century, are likewise strongly expressive and, from today’s point of view, all too heavily indebted to Mannerism. Nevertheless, it worth taking a closer look. And perhaps the mosaic will even communicate a spiritual message to us.
«The whole world is running after him»
Here Jesus is still undergoing his sufferings. The picture is visible on the left side of the altar. If one reads the images from left to right, certain things are clear: the scene takes place before the crucifixion, so we cannot be looking at the resurrected Jesus. The mosaic then refers explicitly to the passage in John 12,19,where we read the following in the context of Palm Sunday: «The Pharisees then said to one another, ‘You see that you can do nothing; look, the whole world is running after him.’»
Encounters with Jesus
This picture, too, can be read from left to right. Let us «listen» to find out if the figures have something to tell us…
The injured:
The man on the far left is injured. But he looks at Jesus expectantly. In this man you can sense hope!
This figure asks us: Do we really go to Jesus with our wounds and hurts? Do we take him seriously when he says: «Come to me, all you who labour and are heavy laden?»
The enthusiastic:
The second is perhaps a Zealot who has put his political hopes in Jesus. He has cast off his outer garment, as the people did on Palm Sunday.
This figure «asks» us: Are we mainly interested in Jesus because he is «useful» to us?
The thinker:
Next to him we have a completely different type: a thinker, who admires the wisdom of the man from Nazareth. He is the only one in this picture not showing any forward movement. He therefore remains at a polite distance.
This figure «asks» us: Do we, too, remain admirers of Jesus, but at an elegant and intellectual distance?
The surprised:
Beside him we see a friend of the Zealot. At least he is grasping his hand. In contrast, however, he is not saying enthusiastically into space, but seems to have discovered something unexpected in Jesus. He expects from Jesus something that he does not yet know.
This figure «asks» us: Do we let Jesus surprise us? Do we still expect something from him that goes beyond our own ideas?
The worshipper:
The man behind Jesus is kneeling. He has recognised who he has before him.
This figure «asks» us: Is Jesus for us the Lord of heaven and earth and our personal Lord, whom we follow and worship? What form does the worship of the Lord take in our lives?
The brothers:
In the second group on Jesus’ right we see four persons. A fifth and perhaps even a sixth are hinted at. They are going ahead of him. Nevertheless, they are «followers». It seems as if they have gone past Jesus. Is this why they are moving with a completely different attitude and at a different speed? We see two friends embracing each other. One can discern in them «brothers» in the fellowship of Christians. (There are no women in this mosaic.) They are striding ahead purposefully, ready to carry the gospel out into the world. On the right edge of the picture, one sees a further group from this first church fellowship.
These figures «ask» us: Do we as Christians continue to be committed to the fellowship of Christians and thus also to mission? Are we still, despite this time of Corona, mindful of the «beauty» of the fellowships of Christians? What attention do we pay to this fellowship? How do we carry the Good News out into the world?
The liberated:
Finally, a naked youth performs a little dance in the picture – and somehow reminds us of the expressive dance of the early 20th century. In the best sense, he is liberated. Perhaps he has heard the words of Matthew 10,10, telling the disciples to travel light and without additional encumbrances.
This figure «asks» us: How do we experience our liberation by Christ? This can mean the liberation from illness, from sadness, from fear. Or perhaps the liberation from material goods, from a compulsive pressure and ambition to succeed artistically, from the experience of success and the opinion of others…
Where do we recognise ourselves in this mosaic? What attitudes do we want to lay aside? Which of these figures would we like to take as a role model?
A PS on the artist:
Heinrich Altherr was the son of a pastor. He studied in Munich and became a teacher at the Academy in Karlsruhe, later in Stuttgart. A few years later, he became director there (1919–1921). In 1923, he was among the founders of the Stuttgart Secession. His Expressionist style and his commitment to avantgarde art made him a target for the National Socialists, from whom he fled to Switzerland. Despite that, he still managed to create the work «Das Jüngste Gericht» («The Last Judgement») in 1939 for the Friedenskirche in Heilbronn. This shows Christ, in the middle between believers and unbelievers, raising his hand in a greeting of peace while turning his face towards the unbelievers. The picture was destroyed by bombing during the war. The pictures by Altherr that have come down to us document his turning towards Expressionism. In particular, he distinguished himself as a portrait painter (see his portrait of the writer Albert Geiger).
Text: Beat Rink / translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
In der Basler Pauluskirche, wo (zu normalen Zeiten) monatlich die KIRCHE KREATIV stattfindet, ist eine Mosaikwand mit zwei Szenen aus der Bibel zu sehen, gestaltet von Heinrich Altherr (1874-1951). Zur Zeit des Kirchenbaus 1901 war Altherr noch ein junger Künstler, doch sein Werk ist erstaunlich reif.
Zwei Mosaikbilder
Die Mosaikwand ist noch dem «Art nouveau»-Stil der Jahrhundertwende verpflichtet. Auf dem einen Bild trägt Jesus das Kreuz, umgeben von seinen Jüngern, die mit emotionaler Gestik ihren Schmerz zeigen, während die Soldaten ohne Rührung ihre Pflicht tun. Ein Mann weist Josef von Arimathäa die Aufgabe zu, Jesus zu helfen. Ein Schriftgelehrter beobachtet die Szene. Jesus selbst geht, seine Bestimmung duldend, den Weg nach Golgatha.
Auch im zweiten Mosaik steht Jesus im Zentrum, auch hier umgeben von verschiedenen Menschen. Deren Gestik, typisch für die Jahrhundertwende, ist ebenfalls ausdrucksstark und aus heutiger Perspektive wohl etwas allzu sehr dem Manierismus verpflichtet. Trotzdem lohnt sich ein genauer Blick. Und vielleicht vermittelt uns das Mosaik sogar eine geistliche Botschaft.
«Alle Welt läuft ihm nach»
Jesus ist hier noch nicht der Leidende. Das Bild ist auf der linken Seite des Altars zu sehen. Liest man die Szenen von links nach rechts, so kommt man zum Schluss: Die Szene ist zeitlich der Kreuzigung vorgeordnet, weshalb es sich nicht um den Auferstandenen handeln kann. Das Mosaik bezieht sich denn auch explizit auf das Wort in Johannes 12,19, wo es im Zusammenhang mit dem Psalmsonntag heisst: «Die Pharisäer aber sprachen untereinander: Ihr seht, dass ihr nichts ausrichtet; siehe, alle Welt läuft ihm nach.»
Begegnungen mit Jesus
Auch dieses Bild kann man von links nach rechts lesen.
«Hören» wir hin, ob uns die Figuren etwas zu sagen haben…
Der Verwundete:
Der Mann ganz links ist verwundet. Er blickt aber erwartungsvoll zu Jesus. Bei diesem Menschen spürt man Hoffnung.
Diese Figur «fragt» uns: gehen wir mit unseren Verwundungen und Schmerzen wirklich zu Jesus? Nehmen wir ernst, wenn er sagt: «Kommt her zu mir, die ihr mühselig und beladen seid?»
Der Enthusiastische:
Der Zweite ist vielleicht ein Zelot, der seine politische Hoffnung auf Jesus setzt. Er hat sein Oberkleid ausgezogen, wie es die Menschen am Palmsonntag getan haben.
Diese Figur «fragt» uns: Ist Jesus vor allem deshalb interessant für uns, weil er uns «nützt»?
Der Denker:
Neben ihm steht ein ganz anderer Typ: Ein Denker, der die Weisheit des Mannes aus Nazareth bewundert. Er ist auf diesem Bild der Einzige, der keine Vorwärtsbewegung zeigt. So bleibt er in vornehmer Distanz.
Diese Figur «fragt» uns: Bleiben auch wir zu Jesus in zwar bewundernder, aber vornehm-intellektueller Distanz?
Der Überraschte:
Neben ihm sehen wir den Freund des Zeloten. Jedenfalls gibt er ihm die Hand. Aber er blickt nicht wie jener enthusiastisch in die Luft, sondern scheint an Jesus etwas Unerwartetes zu entdecken. Er erwartet etwas von ihm, was er noch nicht kennt.
Diese Figur «fragt» uns: Lassen wir uns von Jesus überraschen? Erwarten wir noch etwas von ihm, was unsere eigenen Ideen übersteigt?
Der Anbetende:
Der Mann hinter Jesus kniet nieder. Er hat erkannt, wer vor ihm geht.
Diese Figur «fragt» uns: Ist Jesus für uns der Herr des Himmels und der Erde und unser persönlicher Herr, dem wir anbetend nachfolgen? Wie gestaltet sich in unserem Leben die Anbetung des Herrn? Die Brüder:
Wir sehen in der zweiten Gruppe rechts von Jesus vier Menschen. Ein fünfter und vielleicht sogar ein sechster sind angedeutet. Sie gehen vor ihm her. Trotzdem sind es «Nachfolger». Es scheint, als seien sie an Jesus vorbeigegangen. Sind sie deshalb in einer ganz anderen Haltung und mit einem anderen Tempo unterwegs? Wir sehen zwei sich umarmende Freunde. Man kann in ihnen «Brüder» der christlichen Gemeinde sehen. (Frauen fehlen auf diesem Mosaik.) Sie schreiten entschlossen voran, bereit, das Evangelium in die Welt zu tragen. Am rechten Bildrand sieht man eine weitere Gruppe aus dieser ersten Gemeinde.
Diese Figuren «fragen» uns: Bleiben wir als Christen der Gemeinde und damit auch der Mission verpflichtet? Haben wir trotz der Corona-Zeit die «Schönheit» der christlichen Gemeinschaft nicht vergessen? Wie pflegen wir diese Gemeinschaft? Und: Wie tragen wir die Frohe Botschaft in die Welt hinaus?
Der Befreite:
Schliesslich tänzelt ein nackter Jüngling durch das Bild – und erinnert fast etwas an den Ausdruckstanz des frühen 20. Jahrhunderts. Er ist im besten Sinn ein Befreiter. Vielleicht hat er das bei Matthäus 10,10 überlieferte Wort gehört, dass die Jünger leicht und ohne zusätzliche Lasten unterwegs sein sollen.
Diese Figur «fragt» uns: Wie erleben wir die Befreiung durch Christus? Damit kann die Befreiung von Krankheit, von Trauer, von Angst gemeint sein. Oder auch die innere Freiheit von materiellen Gütern, von zwanghaftem künstlerischem Erfolgsdruck und Ehrgeiz, von Erfolgserlebnissen und von der Meinung anderer…
Wo entdecken wir auf diesem Mosaik uns selber ? Welche dieser Haltungen wollen wir ablegen? Welche dieser Figuren wollen wir zum Vorbild nehmen?
PS zum Künstler:
Heinrich Altherr war der Sohn eines Pfarrers. Er studierte in München und wurde Dozent an der Akademie in Karlsruhe, später in Stuttgart. Wenige Jahre später übernahm er dort die Leitung (1919–1921). 1923 gehörte er mit zu den Gründungsmitgliedern der Stuttgarter Sezession. Sein expressionistischer Stil und sein Einsatz für die avantgardistische Kunst geriet ins Fadenkreuz der Nationalsozialisten, vor denen er zurück in die Schweiz floh. 1939 schuf er für die Friedenskirche in Heilbronn allerdings noch das Werk «Das Jüngste Gericht». Darauf ist Christus zu sehen, wie er in der Mitte zwischen Gläubigen und Ungläubigen seine Hand zum Friedensgruss hebt, wobei er sein Gesicht den Ungläubigen zuwendet. Das Bild wurde 1944 im Bombenkrieg zerstört. Die von Altherr erhaltenen Bilder zeugen von seiner Zuwendung zum Expressionismus. Besonders tat er sich auch als Porträtist hervor (s. das Porträt des Schriftstellers Albert Geiger).
In the church year, the time between Easter and Ascension Day is known as «the time of Easter joy». We are therefore bringing you a short Easter song for children. It comes from Switzerland and was written in 1972.
The composer Paul Burkhard (1911-1977) was conductor of the Swiss Radio Orchestra and for a long time the resident composer at the “Schauspielhaus” theatre in Zürich. In those days, they still had musical intermezzos between the individual acts of theatre performances. During the war, Berthold Brecht ended up in Zurich. He had brought his play «Mutter Courage» with him, but the song settings for it by the composer Paul Dessau were still underway. It looked as if the world premiere might have to be cancelled. At this point, Paul Burkhard came up with an ideal solution. – He was an absolutely incomparable song composer. He said that as soon as he saw a text, a melody for it came into his mind. I personally had the privilege of getting to know him and experiencing the wonderful world that opened up when he went to the piano and sang his songs, which were never banal or kitschy and always perfectly reflected the texts.
O mein Papa [“Oh my Papa”] One of the songs made him world-famous: «O mein Papa» from the charming ‘singspiel’ «Der Schwarze Hecht» [«The Black Pike»]. The ‘singspiel’ is a Swiss variant of the operetta, sung by actors and accompanied by two pianos instead of an orchestra. To everyone’s surprise, «O mein Papa» went round the world and enabled Paul Burkhard to build a big house for himself in the Swiss village Zell.
A request from the church It was not long until the pastor of the reformed church in the village approached the famous composer and asked him to write a Christmas play for the young people in Zell. Paul Burkhard produced a work which was celebrated among the knowledgeable. The children appeared in the street clothing and acted out the biblical account in Swiss dialect – very close to daily life and with simple but deeply touching songs. Further plays with biblical material followed (Joseph, parables, Easter, Noah, Jonah), then two Masses for children, a Mass for young people (with rock instruments), and a Christmas opera commissioned by the State Opera in Hamburg. Soon it became clear that the work with the Bible had led Paul Burkhard to a personal faith. But at the same time he always remained faithful to the theatre.
Zeller Ostern [“Easter in Zell”] In his Easter play, Burkhard resorted to an original dramaturgical device: Jesus himself never appears, but only the disciples, who tell about the crucifixion, resurrection and ascension. The piece opens with a deeply felt song, presently only available in Swiss dialect. The translation is as follows:
“From the beginning till the end I am in Your hand. I will never let go of You, Stay with me forever! Whoever once meets You Is and remains blessed by you, The worst can no longer happen to him I am not afraid any more, For I have You: Jesus Christ, Lord!”
There is not much that needs to be said about this song, except that, like many good children’s songs (and also children’s books), it speaks to the child in us. And it leads us back onto the path of childlike trust in God. As is generally acknowledged, this is no easy thing for us adults, but small spiritual works of art, created for children, can help us here. In the opening song of «Easter in Zell», at any rate, the most important thing is said with childlike simplicity but, once again, without any banality, all of which carries us through difficult times such as these.
Links to various songs from “Easter in Zell” and other pieces by Paul Burkhard:
Dropbox-Access to the song “From the beginning”: LINK
Spotify Open source to pieces by Paul Burkhard: LINK(no.26: “From the beginning…”)
Die Zeit zwischen Ostern und der Himmelfahrt Christi ist nach dem Kirchenjahr die «österliche Freudenzeit». Deshalb stellen wir ein kleines Osterlied für Kinder vor. Es kommt aus der Schweiz und wurde1972 geschrieben.
Der Komponist Paul Burkhard (1911-1977) war Dirigent des Schweizer Rundfunkorchesters und lange Zeit Hauskomponist am Zürcher Schauspielhaus. Damals erklangen in Theateraufführungen zwischen den einzelnen Akten noch musikalische Intermezzi. Im Krieg verschlug es Berthold Brecht nach Zürich. Er hatte sein Stück «Mutter Courage» in der Tasche, aber die Liedvertonungen des Komponisten Paul Dessau waren noch unterwegs. Die Uraufführung drohte deswegen ins Wasser zu fallen. Da sprang Paul Burkhard sprang in kongenialer Weise ein. – Er war überhaupt ein unvergleichlicher Liederkomponist. Er sagte, wenn er einen Text sehe, falle ihm sogleich eine Melodie dazu ein. Ich persönlich hatte das Vorrecht, ihn kennenzulernen und mitzuerleben, wie eine wunderbare Welt aufging, wenn er sich an den Flügel setzte und seine Lieder sang, die nie banal oder kitschig waren und den Text immer auf einfühlsamste Weise aufnahmen.
«O mein Papa» Eines der Lieder machte ihn weltberühmt: «O mein Papa» aus dem charmanten Singspiel «Der Schwarze Hecht». Das «Singspiel», war eine Schweizer Variante der Operette, gesungen von Schauspielern und begleitet von zwei Klavieren statt von einem Orchester. «O mein Papa» ging völlig überraschend um die Welt und ermöglichte es Paul Burkhard, sich ein grosses Haus im Schweizer Dorf Zell zu bauen.
Anfrage der Kirche Es ging nicht lange, so bat der reformierte Dorfpfarrer von Zell den berühmten Komponisten, für die Dorfjugend ein Weihnachtsspiel zu schreiben. Paul Burkhard gelang ein Werk, das von der Fachwelt gefeiert wurde. Die Kinder traten in Strassenkleidung auf und spielten die biblische Geschichte in Schweizer Dialekt nach – sehr alltagsnah und mit schlichten, aber ergreifenden Liedern. Es folgten weitere Spiele mit biblischen Stoffen (Josef, Gleichnisse, Ostern, Noah, Jona), dann zwei Kindermessen, eine Jugendmesse (mit Rock-Instrumenten) und eine von der Hamburger Staatsoper in Auftrag gegebene Weihnachtsoper. Bald wurde klar, dass Paul Burkhard über der Beschäftigung mit der Bibel zu einem persönlichen Glauben gefunden hatte. Aber immer blieb er auch der Bühne treu.
«Zeller Ostern» Im Osterspiel bediente sich Burkhard eines dramaturgischen Kunstgriffs: Jesus selber tritt nie auf, sondern immer nur die Jünger, die von Kreuzigung, Auferstehung und Himmelfahrt berichten. Das Stück wird mit einem innigen Lied eröffnet, das nur auf Schweizerdeutsch greifbar war. Sein Text lautet übersetzt:
„Vom Anfang bis zum Ende bin ich in Deinen Händen Ich lass nicht los von Dir, Sei ewig Du bei mir! Wem einmal Du begegnet, der ist und bleibt gesegnet, dem kann nie mehr das Schlimmste geschehn. Nie mehr fürcht ich mich, denn ich habe Dich: Jesus Christus, Herr!“
Es gibt zu diesem Lied nicht viel zu sagen, ausser dass es wie viele gute Kinderlieder (und auch Kinderbücher) das Kind in uns anspricht. Und es führt uns auf die Spur des kindlichen Gottvertrauens zurück. Dieses zu gewinnen ist für uns Erwachsene bekanntlich nicht einfach, weshalb uns kleine geistliche Kunstwerke, die für Kinder geschaffen wurden, dabei helfen. Im Anfangslied zur «Zeller Ostern» wird jedenfalls auf kindlich schlichte, aber eben nicht banale Weise das Wichtigste genannt, was uns durch schwierige Zeiten wie diese hindurch trägt.
Links zu verschiedenen Liedern aus der Zeller Ostern und anderen Stücken von Paul Burkhard:
Spotify Open source zu Stücken von Paul Burkhard: LINK (Nr.26: “Vom Anfang…”)
Dropbox-Zugang zu einigen Stücken von Paul Burkhard: LINK
Text: Beat Rink
ENGLISH
In the church year, the time between Easter and Ascension Day is known as «the time of Easter joy». We are therefore bringing you a short Easter song for children. It comes from Switzerland and was written in 1972.
The composer Paul Burkhard (1911-1977) was conductor of the Swiss Radio Orchestra and for a long time the resident composer at the “Schauspielhaus” theatre in Zürich. In those days, they still had musical intermezzos between the individual acts of theatre performances. During the war, Berthold Brecht ended up in Zurich. He had brought his play «Mutter Courage» with him, but the song settings for it by the composer Paul Dessau were still underway. It looked as if the world premiere might have to be cancelled. At this point, Paul Burkhard came up with an ideal solution. – He was an absolutely incomparable song composer. He said that as soon as he saw a text, a melody for it came into his mind. I personally had the privilege of getting to know him and experiencing the wonderful world that opened up when he went to the piano and sang his songs, which were never banal or kitschy and always perfectly reflected the texts.
O mein Papa [“Oh my Papa”] One of the songs made him world-famous: «O mein Papa» from the charming ‘singspiel’ «Der Schwarze Hecht» [«The Black Pike»]. The ‘singspiel’ is a Swiss variant of the operetta, sung by actors and accompanied by two pianos instead of an orchestra. To everyone’s surprise, «O mein Papa» went round the world and enabled Paul Burkhard to build a big house for himself in the Swiss village Zell.
A request from the church It was not long until the pastor of the reformed church in the village approached the famous composer and asked him to write a Christmas play for the young people in Zell. Paul Burkhard produced a work which was celebrated among the knowledgeable. The children appeared in the street clothing and acted out the biblical account in Swiss dialect – very close to daily life and with simple but deeply touching songs. Further plays with biblical material followed (Joseph, parables, Easter, Noah, Jonah), then two Masses for children, a Mass for young people (with rock instruments), and a Christmas opera commissioned by the State Opera in Hamburg. Soon it became clear that the work with the Bible had led Paul Burkhard to a personal faith. But at the same time he always remained faithful to the theatre.
Zeller Ostern [“Easter in Zell”] In his Easter play, Burkhard resorted to an original dramaturgical device: Jesus himself never appears, but only the disciples, who tell about the crucifixion, resurrection and ascension. The piece opens with a deeply felt song, presently only available in Swiss dialect. The translation is as follows:
“From the beginning till the end I am in Your hand. I will never let go of You, Stay with me forever! Whoever once meets You Is and remains blessed by you, The worst can no longer happen to him I am not afraid any more, For I have You: Jesus Christ, Lord!”
There is not much that needs to be said about this song, except that, like many good children’s songs (and also children’s books), it speaks to the child in us. And it leads us back onto the path of childlike trust in God. As is generally acknowledged, this is no easy thing for us adults, but small spiritual works of art, created for children, can help us here. In the opening song of «Easter in Zell», at any rate, the most important thing is said with childlike simplicity but, once again, without any banality, all of which carries us through difficult times such as these.
Links to various songs from “Easter in Zell” and other pieces by Paul Burkhard:
Dropbox-Access to the song “From the beginning”: LINK
Spotify Open source to pieces by Paul Burkhard: LINK(no.26: “From the beginning…”)
Die Zeit zwischen Ostern und der Himmelfahrt Christi ist nach dem Kirchenjahr die «österliche Freudenzeit». Deshalb stellen wir ein kleines Osterlied für Kinder vor. Es kommt aus der Schweiz und wurde1972 geschrieben.
Der Komponist Paul Burkhard (1911-1977) war Dirigent des Schweizer Rundfunkorchesters und lange Zeit Hauskomponist am Zürcher Schauspielhaus. Damals erklangen in Theateraufführungen zwischen den einzelnen Akten noch musikalische Intermezzi. Im Krieg verschlug es Berthold Brecht nach Zürich. Er hatte sein Stück «Mutter Courage» in der Tasche, aber die Liedvertonungen des Komponisten Paul Dessau waren noch unterwegs. Die Uraufführung drohte deswegen ins Wasser zu fallen. Da sprang Paul Burkhard sprang in kongenialer Weise ein. – Er war überhaupt ein unvergleichlicher Liederkomponist. Er sagte, wenn er einen Text sehe, falle ihm sogleich eine Melodie dazu ein. Ich persönlich hatte das Vorrecht, ihn kennenzulernen und mitzuerleben, wie eine wunderbare Welt aufging, wenn er sich an den Flügel setzte und seine Lieder sang, die nie banal oder kitschig waren und den Text immer auf einfühlsamste Weise aufnahmen.
«O mein Papa» Eines der Lieder machte ihn weltberühmt: «O mein Papa» aus dem charmanten Singspiel «Der Schwarze Hecht». Das «Singspiel», war eine Schweizer Variante der Operette, gesungen von Schauspielern und begleitet von zwei Klavieren statt von einem Orchester. «O mein Papa» ging völlig überraschend um die Welt und ermöglichte es Paul Burkhard, sich ein grosses Haus im Schweizer Dorf Zell zu bauen.
Anfrage der Kirche Es ging nicht lange, so bat der reformierte Dorfpfarrer von Zell den berühmten Komponisten, für die Dorfjugend ein Weihnachtsspiel zu schreiben. Paul Burkhard gelang ein Werk, das von der Fachwelt gefeiert wurde. Die Kinder traten in Strassenkleidung auf und spielten die biblische Geschichte in Schweizer Dialekt nach – sehr alltagsnah und mit schlichten, aber ergreifenden Liedern. Es folgten weitere Spiele mit biblischen Stoffen (Josef, Gleichnisse, Ostern, Noah, Jona), dann zwei Kindermessen, eine Jugendmesse (mit Rock-Instrumenten) und eine von der Hamburger Staatsoper in Auftrag gegebene Weihnachtsoper. Bald wurde klar, dass Paul Burkhard über der Beschäftigung mit der Bibel zu einem persönlichen Glauben gefunden hatte. Aber immer blieb er auch der Bühne treu.
«Zeller Ostern» Im Osterspiel bediente sich Burkhard eines dramaturgischen Kunstgriffs: Jesus selber tritt nie auf, sondern immer nur die Jünger, die von Kreuzigung, Auferstehung und Himmelfahrt berichten. Das Stück wird mit einem innigen Lied eröffnet, das nur auf Schweizerdeutsch greifbar war. Sein Text lautet übersetzt:
„Vom Anfang bis zum Ende bin ich in Deinen Händen Ich lass nicht los von Dir, Sei ewig Du bei mir! Wem einmal Du begegnet, der ist und bleibt gesegnet, dem kann nie mehr das Schlimmste geschehn. Nie mehr fürcht ich mich, denn ich habe Dich: Jesus Christus, Herr!“
Es gibt zu diesem Lied nicht viel zu sagen, ausser dass es wie viele gute Kinderlieder (und auch Kinderbücher) das Kind in uns anspricht. Und es führt uns auf die Spur des kindlichen Gottvertrauens zurück. Dieses zu gewinnen ist für uns Erwachsene bekanntlich nicht einfach, weshalb uns kleine geistliche Kunstwerke, die für Kinder geschaffen wurden, dabei helfen. Im Anfangslied zur «Zeller Ostern» wird jedenfalls auf kindlich schlichte, aber eben nicht banale Weise das Wichtigste genannt, was uns durch schwierige Zeiten wie diese hindurch trägt.
Links zu verschiedenen Liedern aus der Zeller Ostern und anderen Stücken von Paul Burkhard:
Spotify Open source zu Stücken von Paul Burkhard: LINK (Nr.26: “Vom Anfang…”)
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Text: Beat Rink
Neu findet es vom 12. bis 15. August 2021 statt.
Die Formen christlicher Ästhetik
Einmal mehr wird Rasa, das malerisches Dörfchen im Centovalli, zum Schauplatz der Künste. Termin reservieren und gleich anmelden! Bist du als WorkshopleiterIn interessiert, dann meldet dich bei sischerr@gmail.com.
Macht eure Wohnzimmer Konzert-Streams bei uns bekannt:
(Wichtig: Unter Kategorie «Live-Streams» anwählen)
https://radio.lifechannel.ch/musik
für die Zeit nach Corona:
Zwei Pfarrer reisen mit einer mobilen Bar (auf einem Velo) durch die Lande und schenken an Festen und Treffen Bier aus. Sie wollen nicht predigen, sondern ein offenes Ohr für die Menschen haben.
Liebe Mitglieder*innen und Nichtmitglieder*innen, Kunstschaffende und Kunstinteressierte und Freund*innen des ARTS+ Roundtable
LIEBE HELD*INNEN DES ALLTAGS – ZU DENEN AUCH IHR GEHÖRT!
Wir grössen euch mit der heutigen Tageslosung: Der HERR deckt mich in seiner Hütte zur bösen Zeit, er birgt mich im Schutz seines Zeltes. Psalm 27,5 Angesichts der Lage und der News-Flut möchten wir euch unterstützen, wo es geht und hier mal ein paar Adressen weiter geben, die euch – falls ihr sie nicht schon auf anderem Weg erhalten habt – hoffentlich helfen mögen bei finanziellen und anderen Fragen. Wir haben versucht, zusammen zu tragen was sich zusammen tragen lässt.
L I N K S & W I S S E N S W E R T E S
Infos zu Gagenausfällen, Arbeitsreduktionen, Kurzarbeit etc. und wo ihr euch melden könnt. Wir haben bewusst ganz un-ästhetisch die Links einkopiert, falls etwas mit einer Verlinkung schief gegangen sein sollte.. So seht ihr dennoch den Pfad.
Zum Erhalt der Kulturlandschaft von Suisse Culture: Link
Die Webseite des Bundesamts für Kultur informiert laufend über die Massnahmen des Bundes in Zusammenhang mit den Auswirkungen des Coronavirus auf den Kulturbereich in der Schweiz: Link
Gagenausfälle Corona – SONART Erfasst unbedingt eure Daten! Link
Gagenausfälle Corona – Gewerkschaft für Freischaffende SYNDICOM Erfasst unbedingt eure Daten? Link
Infos für alle Tanzschaffenden und Tanzschulen – Verband der Tanzschaffenden DanseSuisse: Link
Der Verband für Theaterschaffende hat ein Merkblatt heraus gegeben: Link und informiert über die Absage-Modalitäten der Schweizer Künstlerbörse: Link
Der Verband aller Performance-Künstler*innen – PANCH – empfiehlt unbedingt bei der Erfassung von SONART mitzuwirken: Link
Informationen der Zürchen Hochschule der Künste für Kulturschaffende: Link
Infos über ihren Umgang mit Förder- und Betriebsbeiträgen der Fachstelle Kultur des Kantons Zürich hier kommuniziert: Link
Infos zum Thema Betriebssicherung (z.B. Liquidität, Kredite, Versicherung) gibt es in einem FAQ des BCK. Meldet euch bei Bedarf unter info@ap.weiter.ch
Und gerade erreicht uns die Mitteilung, dass: “Selbständig Erwerbende werden im Fall einer Schulschliessung, ärztlich verordneter Quarantäne oder der Schliessung eines selbständig geführten öffentlich zugänglichen Betriebes in Form von Taggeld entschädigt. Diese neue Regelung gilt auch für Künstler.” (aus der Medienkonferenz des Bundesrates von heute Abend).
Mietverträge bleiben trotz Corona Virus verbindlich. Je nach Situation kann eine Kulanzanfrage an euren Vermieter gestellt werden. Hier die Infos dazu: www.mieterverband.ch Wer dazu gerne einen Muster-Brief (Brief-Vorlage) hätte, kann sich bei uns melden: info@ap.weiter.ch
Dazu haben wir ein paar Initiativen gebündelt, die eure Unterstützung brauchen bzw. von denen ihr allenfalls auch selbst betroffen seid.
hilf-jetzt.ch: Einkaufen für ältere Leute, Kinderbetreuung, Tipps zur Selbsthilfe
Unterschreibt Dr. Guy Cools internationale Petition «Faire Behandlung von freischaffenden Künstler*innen in der Corona-Krise».
Kulturinstitutionen: Kaufpreis von Tickets für Veranstaltungen nicht zurückfordern sondern der Veranstalterin spenden. Wir sind alle sehr dankbar! Link
WIR ARBEITEN AUSSERDEM AN KÜNSTLER*INNEN-GEBETS-MEETINGS. Seid ihr interessiert, euch mit anderen Kunstschaffenden ca. 1x pro Woche per ZOOM oder Skype zum Gebet zu treffen und so mit anderen Kunstschaffenden zu auszutauschen? Meldet euch bei info@ap.weiter.ch
Dazu bereits ein konkreter Vorschlag: Dieter Falk plant am kommenden Dienstag um 19:30 ein “Singen zu Hause” über Internet. www.singenzuhause.de Er wird morgen in der TV Sendung “Volle Kanne” darüber berichten. Wer möchte, kann dann einstimmen…
Die Crescendo-Community (Crescendo ist eines der Netzwerke am ARTS+ Roundtable) grüsst EUCH alle sehr herzlich mit einem wunderbar-berührenden Video – schaut rein: mir kamen die Tränen
Weil es auch eine Zeit NACH CORONA gibt hier noch in aller Kürze aus der ARTS+ Stube:
Der PRIX PLUS wird auch 2020 vergeben! Eingaben nur per Mail (PDF’s, Links, keine Papierausdrucke oder 3D-Objekte) an: Beat Rink, Präsident ARTS+ Schweiz, brink@crescendo.org
SAVE THE DATE: Die Verleihung des PrixPlus findet am 6. November 2020, voraussichtlich in Bern statt.
Wettbewerb für innovative Musikprojekte im Kanton Thurgau
Der Wettbewerb KosmosMusikThurgau richtet sich an Musikschaffende (Musikerinnen und Musiker, Dirigentinnen und Dirigenten, Komponistinnen und Komponisten) aller Musikgenres. Diese sollen in Zusammenarbeit mit thurgauischen Gruppierungen aller Musikrichtungen Musikprojekte umsetzen, die einen innovativen, eigenständigen Ansatz verfolgen und die Vernetzung und Kooperation fördern.
Für den Wettbewerb stehen Mittel in der Höhe von Fr. 180’000.– zur Verfügung. Es werden maximal sechs Projekte gefördert. Zur Ausschreibung
Wir hoffen, ihr bleibt gesund und zu Hause! Der nächste Newsletter kommt dann wieder in schön gestalteter Form von Regula zu euch.
Gott ist mit uns! Herzliche Grüsse, Euer ARTS+ Team
Regula Lustenberger, Astrid Künzler, Adrian Furrer, Beat Rink, Jean-Daniel von Lerber, Martin Jufer, Matthias Spiess, Samuel Scherrer, Timo Schuster
Wo: Stiftung Binz39, Binzstrasse 39, 8045 Zürich Grösse: 58 m2 Raumhöhe: 3,5 m Preis pro Monat inkl: 1030 CHF
Internet/wlan/Wasser/Strom inklusive Der abschliessbare Atelierraum befindet sich in einer Etagen-Ateliergemeinschaft mit insgesamt 11 Ateliers. Interessante, nette Ateliernachbar*innen (Künstler*innen, Fotograf*innen). (mehr …)
Empfindet ihr nicht eine tiefe Liebe zu den Bahnhöfen? Die Bahnhöfe, in den grossen Städten, sind es, die jeden Morgen zuerst das unerbittliche Leben des Alltags wecken. Und zuallererst sind es die Laternen der Bahnarbeiter, die vorbei gehen, sich kreuzen, kreisen, zurückkommen, sich von einer Seite zur andern wenden, hart am Boden, geheimnisvoll, geschäftig, verschwiegen. Und dann sind es die Handkarren, die mit Knarren und Kreischen einsetzen. Später der dumpfe, ferne Lärm der Wagen, die einfahren. Und noch später die Menschenflut, welche durch die weiten Portale dringt und sich verstreut hierhin, dorthin, in der mächtigen Halle.
Azorín, Auf den Spuren Don Quijotes, spanisch 1905.
Doch, ich liebe sie auch, die Bahnhöfe in grossen Städten! José Augusto Trinidad Martínez Ruiz, der sich nach dem Helden eines eigenen Romans von 1903 bald einmal Azorín nennt, beschreibt hier einen Bahnhof von Madrid, vermutlich den bei der Puerta de Atocha, denn der Ich-Erzähler bricht nach Süden auf, um in der Mancha den Spuren Don Quijotes nachzugehen. Doch, ich kenne die mächtige Halle mit ihrem weitgespannten Dach aus Gusseisen und Glas! 1905, als La ruta de Don Quijote gedruckt wurde, war sie, 1888-92 im Jugendstil errichtet, eine aktuelle architektonische Sensation. Doch, mich faszinieren die Bahnhöfe des Fin de Siècle ebenso wie Azorín! Seine Reise beginnt zwar in der Moderne, aber Atocha liegt gleich neben der Plaza Emperador Carlos V (1516-56 auf dem Thron), mit dem das Siglo de Oro, Spaniens goldenes Jahrhundert von 1550-1660, begonnen hat, während es mit Felipe IV (1621-65 auf dem Thron), der den fertigen Don Quijote von Cervantes (1605-15 im Druck) gerade in Händen hält, zuendegegangen ist.
Was Carlos V, der Habsburger, einst mit dem Gold Lateinamerikas errichtet hat, aber während der Dekadenz des Ritterstands, die Cervantes so süffisant und amüsant persifliert, das will Alfonso XIII, der Bourbone (1886-1931 auf dem Thron), mit Atocha, dem repräsentativen Bahnhof im Stil der Décadence, wiederholen: die Selbstdarstellung spanischer cornucopia, der Prosperität aus dem Füllhorn, des Wohlstands und der Weltläufigkeit, nun dank der Industrialisierung. Von ihr zeugt die Eisenbahn, in Spanien seit 1848. Azorín reist aus der pulsierenden Moderne in die apathische Vergangenheit, von Atocha aus in die Mancha, aus der neuen Décadence der Industrialisierung in die alte des Siglo de Oro.
Seine tiefe Liebe zu den Bahnhöfen findet Ausdruck in einem impressionistischen poème en prose, einer wunderbaren lyrischen Miniatur, einer poetischen Momentaufnahme. Arthur Honeggers Komposition Pacific 231, jener mouvement symphonique von 1923, der einer Dampflok und ihrer Bewegung gewidmet ist, passt zu ihr, noch zu sehen auf der gerade verschwindenden Zwanzigfrankennote. Azorín beschreibt indirekt einen Kontrast: Nicht mehr Kirchtürme wecken das unerbittliche Leben des Alltags, sondern Bahnhöfe. Nicht mehr die Laterne des Nachtwächters, der nach Hause geht, ist zu sehen, sondern die Laternen der Bahnarbeiter, die ihr Tagwerk beginnen. Nicht das Geschepper des Milchgeschirrs, mit dem der Bauer vom frühen Melken kommt, ist zu hören, sondern das Knarren und Kreischen der Handkarren. Nicht in die Kirche und zur Frühmesse strömt die Menschenflut, sondern durch die weiten Portale des Bahnhofs.
Azorín beschreibt 1905, was auch 2019 zu sehen ist: Die grossen Bahnhöfe des Fin de Siècle sind die Kathedralen des neuen Jahrhunderts. Mammon ist ihr Gott, Mobilität ihre Pilgerfahrt, Konsumismus ihre Frömmigkeit, Ausbeutung ihre Hörigkeit. Arbeit ist unerbittlich, hart und dumpf. Cornucopia geniessen vor allem die Mächtigen. Deren Selbstdarstellung freilich ist so dekadent wie herrlich. Wer liebt sie nicht, diese Bahnhöfe!
ENGLISH
In the tunnel A short story written in 1952 by Friedrich Dürrenmatt (1921-1990; the author of the worldwide success «The visit of the old lady») has a prophetic feel to it: On a short rail journey, the passengers notice that the tunnel is becoming ever longer and steeper – and, correspondingly, the train is accelerating. At the end of the story come these words:«What should we do?… Nothing…God has let us fall and so we are plunging towards him.» A sombre end, but it does nevertheless contain a spark of Christian hope, as do many early texts by Dürrenmatt, a pastor’s son. Can anything better happen to us than to plunge towards God, if indeed a plunge is inevitable? Since the appearance of the revised edition of the «Tunnel» in 1980, however, only this much remains as an ending: «What should we do… Nothing».Full stop. The final sentence mentioning God, like all the other biblical references in the «Tunnel», has been cut. Symptomatic, somehow. Not only Dürrenmatt, but broad sectors of our society have cut God out of their vocabulary, or at least out of their active vocabulary. So now we are plunging into nothing. At this, of all times, this time of the Corona virus.
In the artist’s changing room Or perhaps we can find another picture for the present situation? A few hours ago, I spoke on the phone with the mime artist Carlos Martinez. At this moment, he is confined to his apartment in Barcelona. «In Spain, life takes place outdoors. It is therefore completely unnatural to be locked in», he stated. Then he added a further remark, which I found particularly beautiful: for him, it was like the feeling of being in the artist’s changing room before a performance. He has done the preparation and his make-up and is now running through the programme once again before the door opens for him to take the stage. «One knows that the performance is coming! But at the moment the only thing to do is wait.» This picture give us a completely different hope from the one in the «Tunnel».
A justified hope? Is this a justified hope? Paul writes: «We also exult in our tribulations, knowing that tribulation brings perseverance, and perseverance proven character, and proven character hope, and hope does not fail us.» (Romans 5,3-5). Here we are talking about a rule of spiritual life: the more pressure we experience, the more we develop resilience and determination enabling us to «shoulder» our difficulties. All of us are familiar with this. Especially when an artist faces a big task. But Paul is not simply speaking about mental strength, and also about the hope which comes from experiencing God’s love: «But hope does not fail us; for the love of God is poured out in our hearts by the Holy Spirit, who has been given to us.» (v.5). In the words of the theologian Adolf Schlatter (1852-1938): «Paul therefore comes to this conclusion: the greater the suffering, the greater the hope and the greater the fulfilment of the hope. But the affliction can also, however, have the opposite effect, that it brings impatience, and the impatience does not lead to proven character, but to a fall, and the fall not to hope, but to fear.» According to Schlatter, the decisive point is now which chain we take hold of – the chain of hope or the chain of fear. One could also put it this way: Which place do we choose – the tunnel or the artist’s changing room?
A prophetic word of hope Sometimes, prophetic words help us to turn our eyes towards the door of the changing room. Hanspeter Nüesch, for many years leader of Campus for Christ in Switzerland, received a phone call from New Zealand last autumn (!) – from a couple now over 90 years old and with many years experience in prayer ministry. This was the message: “Get ready for astonishing things that God is going to do soon, things which will surprise us all. The nations will tremble before his presence. A fire will burn away the dross and bring everything impure out into the light. The fire will purify the children of God so that the true gold and silver will show through. This will please God, and God will turn to his children in a new way. At the same time, God will pronounce judgement on all kinds of idolatry and social injustice. In this time, God will equip his children for service in a new way.» The couple also «saw» a time of harvest coming.
Once again: what do we choose? Our current situation has its dynamics. What dynamics are we experiencing personally at the moment? Are these the dynamics of the Tunnel of 1952? We are plunging dramatically downwards – but nevertheless towards God, because we believe in him. Or are they the dynamics of the Tunnel of 1980? – We are falling into nothing. Or are they the dynamics of waiting in the changing room? Or are we familiar with all three? In our society, at any rate, all three are found. We can pray that we (and others) can step out of the tunnel into the waiting room, where we receive the gifts of patience, strength and hope. And perhaps a touch of anticipatory joy about what God is about to do.
Text: Beat Rink / translation into English: Bill Buchanan Picture of Carlos Martinez from Crescendo Magazine no. 85: LINK
DEUTSCH
Im Tunnel Eine 1952 geschriebene kurze Erzählung von Friedrich Dürrenmatt(1921-1990; Autor des Welterfolgs «Der Besuch der alten Dame») mutet irgendwie prophetisch an: Auf einer kurzen Zugfahrt merken die Passagiere, dass ein Tunnel immer länger und steiler wird – und der Zug entsprechend schneller. Am Ende der Erzählung heisst es: «Was sollen wir tun?… Nichts…Gott liess uns fallen und so stürzen wir denn auf ihn zu.» Ein düsterer Schluss, der aber immerhin einen Funken christlicher Hoffnung enthält wie viele frühe Texte des Pfarrersohns Dürrenmatt. Was kann uns Besseres geschehen als auf Gott zuzustürzen, wenn es denn ein Sturz sein muss? Seit der 1980 revidierten Ausgabe des «Tunnels» lautet der Schluss allerdings nur noch: «Was sollen wir tun…Nichts». Punkt. Der letzte Satz mit Gott wie auch alle anderen biblischen Bezüge im «Tunnel» sind gestrichen. Irgendwie symptomatisch. Nicht nur Dürrenmatt, sondern weite Teile unserer Gesellschaft hat Gott aus dem Vokabular oder zumindest aus dem aktiven Wortschatz gestrichen. So stürzen wir denn ins Nichts. Gerade jetzt, in diesen unheimlichen Corona-Zeiten.
Im Künstlerzimmer Oder lässt sich vielleicht ein anderes Bild für die jetzige Situation finden? Vor ein paar Stunden habe ich mit dem Mimen Carlos Martinez telefoniert. Er ist gerade in seiner Wohnung in Barcelona eingeschlossen. «In Spanien spielt sich das Leben draussen ab. Deshalb ist es hier völlig unnatürlich, eingeschlossen zu sein», meinte er. Dann fügte er noch eine Bemerkung an, die ich besonders schön fand: Es komme ihm vor, als befände er sich in einem Künstler-zimmer vor der Aufführung. Er habe sich vorbereitet und geschminkt und gehe nun nochmals das Programm durch, bevor sich die Tür zum Auftritt öffne. «Man weiss: Der Auftritt kommt! Aber jetzt muss man eben noch warten.» Dieses Bild vermittelt eine ganz andere Hoffnung als der «Tunnel».
Begründete Hoffnung? Ist dies eine begründete Hoffnung? Paulus schreibt «Wir rühmen uns der Bedrängnisse, weil wir wissen, dass Bedrängnis Geduld bringt, Geduld aber Bewährung, Bewährung aber Hoffnung, Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden.» (Römer 5,3-5) Hier ist von einer Gesetzmässigkeit die Rede: Je mehr Druck wir erfahren, desto mehr Tragkraft und Entschlossenheit entwickeln wir, dass wir die Schwierigkeiten «stemmen» können. Wir alle kennen das. Gerade auch als Künstler vor einer grossen Aufgabe. Paulus spricht aber nicht einfach von psychischen Kräften, sondern von der Hoffnung, die aus der Erfahrung von Gottes Liebe kommt: «Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsre Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.» (V.5) Der Theologe Adolf Schlatter (1852-1938) schreibt: «So kommt Paulus zu dem Resultat: je mehr Leiden, desto mehr Hoffnung und desto mehr Erfüllung der Hoffnung. Die Trübsal kann allerdings auch die entgegengesetzte Wirkung haben, dass sie Ungeduld wirkt, und die Ungeduld führt nicht zur Bewährung, sondern zum Fall und der Fall nicht zur Hoffnung, sondern zur Furcht.» Nach Schlatter kommt es nun darauf an, welche Kette wir ergreifen -die Kette der Hoffnung oder die der Furcht. Man könnte auch fragen: Welchen Ort wählen wir – den Tunnel oder das Künstlerzimmer?
Ein prophetisches Wort der Hoffnung Manchmal helfen prophetische Worte, im Künstlerzimmer den Blick auf die Tür zu richten. Hanspeter Nüesch, langjähriger Leiter von Campus für Christus Schweiz, bekam im letzten Herbst (!) einen Anruf aus Neuseeland – von einem über 90-jährigen Ehepaar, das seit vielen Jahren in einem Gebetsdienst steht. Die Botschaft lautete: „Bereite dich auf erstaunliche Dinge vor, die Gott bald tun wird, die uns alle überraschen werden. Die Nationen werden vor seiner Gegenwart erzittern. Es wird wie ein Feuer die Schlacken verbrennen und alles Unreine ans Licht bringen. Es wird die Kinder Gottes reinigen, damit das wahre Gold und Silber hervorkommt. Das wird Gott gefallen, und Gott wird sich seinen Kindern neu zuwenden. Gleichzeitig wird Gott Gericht sprechen über alle Art von Götzen und sozialer Ungerechtigkeit. In dieser Zeit wird Gott seine Kinder für den Dienst neu zurüsten.» Das Ehepaar «sah» auch eine Zeit der Ernte kommen.
Nochmals: was wählen wir? Unsere jetzige Situation hat eine Dynamik. Welche Dynamik erfahren wir persönlich gerade? Ist es die Dynamik des Tunnels von 1952? Wir stürzen dramatisch ab – aber immerhin auf Gott zu, weil wir an ihn glauben. Oder ist es die Dynamik des Tunnels von 1980? Wir fallen ins Leere. Oder ist es die Dynamik des Wartens im Künstlerzimmer? Oder kennen wir alle drei Dynamiken? In unserer Gesellschaft sind jedenfalls alle drei vorhanden. Wir können beten, dass wir (und andere) aus dem Tunnel ins Künstlerzimmer treten können, wo wir Geduld, Kraft und Hoffnung geschenkt bekommen. Und vielleicht eine Prise Vorfreude auf das, was Gott noch vorhat.
Text: Beat Rink Photo Carlos Martinez: aus der Zeitschrift Crescendo Nr.85: LINK
ENGLISH
In the tunnel A short story written in 1952 by Friedrich Dürrenmatt (1921-1990; the author of the worldwide success «The visit of the old lady») has a prophetic feel to it: On a short rail journey, the passengers notice that the tunnel is becoming ever longer and steeper – and, correspondingly, the train is accelerating. At the end of the story come these words:«What should we do?… Nothing…God has let us fall and so we are plunging towards him.» A sombre end, but it does nevertheless contain a spark of Christian hope, as do many early texts by Dürrenmatt, a pastor’s son. Can anything better happen to us than to plunge towards God, if indeed a plunge is inevitable? Since the appearance of the revised edition of the «Tunnel» in 1980, however, only this much remains as an ending: «What should we do… Nothing».Full stop. The final sentence mentioning God, like all the other biblical references in the «Tunnel», has been cut. Symptomatic, somehow. Not only Dürrenmatt, but broad sectors of our society have cut God out of their vocabulary, or at least out of their active vocabulary. So now we are plunging into nothing. At this, of all times, this time of the Corona virus.
In the artist’s changing room Or perhaps we can find another picture for the present situation? A few hours ago, I spoke on the phone with the mime artist Carlos Martinez. At this moment, he is confined to his apartment in Barcelona. «In Spain, life takes place outdoors. It is therefore completely unnatural to be locked in», he stated. Then he added a further remark, which I found particularly beautiful: for him, it was like the feeling of being in the artist’s changing room before a performance. He has done the preparation and his make-up and is now running through the programme once again before the door opens for him to take the stage. «One knows that the performance is coming! But at the moment the only thing to do is wait.» This picture give us a completely different hope from the one in the «Tunnel».
A justified hope? Is this a justified hope? Paul writes: «We also exult in our tribulations, knowing that tribulation brings perseverance, and perseverance proven character, and proven character hope, and hope does not fail us.» (Romans 5,3-5). Here we are talking about a rule of spiritual life: the more pressure we experience, the more we develop resilience and determination enabling us to «shoulder» our difficulties. All of us are familiar with this. Especially when an artist faces a big task. But Paul is not simply speaking about mental strength, and also about the hope which comes from experiencing God’s love: «But hope does not fail us; for the love of God is poured out in our hearts by the Holy Spirit, who has been given to us.» (v.5). In the words of the theologian Adolf Schlatter (1852-1938): «Paul therefore comes to this conclusion: the greater the suffering, the greater the hope and the greater the fulfilment of the hope. But the affliction can also, however, have the opposite effect, that it brings impatience, and the impatience does not lead to proven character, but to a fall, and the fall not to hope, but to fear.» According to Schlatter, the decisive point is now which chain we take hold of – the chain of hope or the chain of fear. One could also put it this way: Which place do we choose – the tunnel or the artist’s changing room?
A prophetic word of hope Sometimes, prophetic words help us to turn our eyes towards the door of the changing room. Hanspeter Nüesch, for many years leader of Campus for Christ in Switzerland, received a phone call from New Zealand last autumn (!) – from a couple now over 90 years old and with many years experience in prayer ministry. This was the message: “Get ready for astonishing things that God is going to do soon, things which will surprise us all. The nations will tremble before his presence. A fire will burn away the dross and bring everything impure out into the light. The fire will purify the children of God so that the true gold and silver will show through. This will please God, and God will turn to his children in a new way. At the same time, God will pronounce judgement on all kinds of idolatry and social injustice. In this time, God will equip his children for service in a new way.» The couple also «saw» a time of harvest coming.
Once again: what do we choose? Our current situation has its dynamics. What dynamics are we experiencing personally at the moment? Are these the dynamics of the Tunnel of 1952? We are plunging dramatically downwards – but nevertheless towards God, because we believe in him. Or are they the dynamics of the Tunnel of 1980? – We are falling into nothing. Or are they the dynamics of waiting in the changing room? Or are we familiar with all three? In our society, at any rate, all three are found. We can pray that we (and others) can step out of the tunnel into the waiting room, where we receive the gifts of patience, strength and hope. And perhaps a touch of anticipatory joy about what God is about to do.
Text: Beat Rink / translation into English: Bill Buchanan Picture of Carlos Martinez from Crescendo Magazine no. 85: LINK
DEUTSCH
Im Tunnel Eine 1952 geschriebene kurze Erzählung von Friedrich Dürrenmatt(1921-1990; Autor des Welterfolgs «Der Besuch der alten Dame») mutet irgendwie prophetisch an: Auf einer kurzen Zugfahrt merken die Passagiere, dass ein Tunnel immer länger und steiler wird – und der Zug entsprechend schneller. Am Ende der Erzählung heisst es: «Was sollen wir tun?… Nichts…Gott liess uns fallen und so stürzen wir denn auf ihn zu.» Ein düsterer Schluss, der aber immerhin einen Funken christlicher Hoffnung enthält wie viele frühe Texte des Pfarrersohns Dürrenmatt. Was kann uns Besseres geschehen als auf Gott zuzustürzen, wenn es denn ein Sturz sein muss? Seit der 1980 revidierten Ausgabe des «Tunnels» lautet der Schluss allerdings nur noch: «Was sollen wir tun…Nichts». Punkt. Der letzte Satz mit Gott wie auch alle anderen biblischen Bezüge im «Tunnel» sind gestrichen. Irgendwie symptomatisch. Nicht nur Dürrenmatt, sondern weite Teile unserer Gesellschaft hat Gott aus dem Vokabular oder zumindest aus dem aktiven Wortschatz gestrichen. So stürzen wir denn ins Nichts. Gerade jetzt, in diesen unheimlichen Corona-Zeiten.
Im Künstlerzimmer Oder lässt sich vielleicht ein anderes Bild für die jetzige Situation finden? Vor ein paar Stunden habe ich mit dem Mimen Carlos Martinez telefoniert. Er ist gerade in seiner Wohnung in Barcelona eingeschlossen. «In Spanien spielt sich das Leben draussen ab. Deshalb ist es hier völlig unnatürlich, eingeschlossen zu sein», meinte er. Dann fügte er noch eine Bemerkung an, die ich besonders schön fand: Es komme ihm vor, als befände er sich in einem Künstler-zimmer vor der Aufführung. Er habe sich vorbereitet und geschminkt und gehe nun nochmals das Programm durch, bevor sich die Tür zum Auftritt öffne. «Man weiss: Der Auftritt kommt! Aber jetzt muss man eben noch warten.» Dieses Bild vermittelt eine ganz andere Hoffnung als der «Tunnel».
Begründete Hoffnung? Ist dies eine begründete Hoffnung? Paulus schreibt «Wir rühmen uns der Bedrängnisse, weil wir wissen, dass Bedrängnis Geduld bringt, Geduld aber Bewährung, Bewährung aber Hoffnung, Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden.» (Römer 5,3-5) Hier ist von einer Gesetzmässigkeit die Rede: Je mehr Druck wir erfahren, desto mehr Tragkraft und Entschlossenheit entwickeln wir, dass wir die Schwierigkeiten «stemmen» können. Wir alle kennen das. Gerade auch als Künstler vor einer grossen Aufgabe. Paulus spricht aber nicht einfach von psychischen Kräften, sondern von der Hoffnung, die aus der Erfahrung von Gottes Liebe kommt: «Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsre Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.» (V.5) Der Theologe Adolf Schlatter (1852-1938) schreibt: «So kommt Paulus zu dem Resultat: je mehr Leiden, desto mehr Hoffnung und desto mehr Erfüllung der Hoffnung. Die Trübsal kann allerdings auch die entgegengesetzte Wirkung haben, dass sie Ungeduld wirkt, und die Ungeduld führt nicht zur Bewährung, sondern zum Fall und der Fall nicht zur Hoffnung, sondern zur Furcht.» Nach Schlatter kommt es nun darauf an, welche Kette wir ergreifen -die Kette der Hoffnung oder die der Furcht. Man könnte auch fragen: Welchen Ort wählen wir – den Tunnel oder das Künstlerzimmer?
Ein prophetisches Wort der Hoffnung Manchmal helfen prophetische Worte, im Künstlerzimmer den Blick auf die Tür zu richten. Hanspeter Nüesch, langjähriger Leiter von Campus für Christus Schweiz, bekam im letzten Herbst (!) einen Anruf aus Neuseeland – von einem über 90-jährigen Ehepaar, das seit vielen Jahren in einem Gebetsdienst steht. Die Botschaft lautete: „Bereite dich auf erstaunliche Dinge vor, die Gott bald tun wird, die uns alle überraschen werden. Die Nationen werden vor seiner Gegenwart erzittern. Es wird wie ein Feuer die Schlacken verbrennen und alles Unreine ans Licht bringen. Es wird die Kinder Gottes reinigen, damit das wahre Gold und Silber hervorkommt. Das wird Gott gefallen, und Gott wird sich seinen Kindern neu zuwenden. Gleichzeitig wird Gott Gericht sprechen über alle Art von Götzen und sozialer Ungerechtigkeit. In dieser Zeit wird Gott seine Kinder für den Dienst neu zurüsten.» Das Ehepaar «sah» auch eine Zeit der Ernte kommen.
Nochmals: was wählen wir? Unsere jetzige Situation hat eine Dynamik. Welche Dynamik erfahren wir persönlich gerade? Ist es die Dynamik des Tunnels von 1952? Wir stürzen dramatisch ab – aber immerhin auf Gott zu, weil wir an ihn glauben. Oder ist es die Dynamik des Tunnels von 1980? Wir fallen ins Leere. Oder ist es die Dynamik des Wartens im Künstlerzimmer? Oder kennen wir alle drei Dynamiken? In unserer Gesellschaft sind jedenfalls alle drei vorhanden. Wir können beten, dass wir (und andere) aus dem Tunnel ins Künstlerzimmer treten können, wo wir Geduld, Kraft und Hoffnung geschenkt bekommen. Und vielleicht eine Prise Vorfreude auf das, was Gott noch vorhat.
Text: Beat Rink Photo Carlos Martinez: aus der Zeitschrift Crescendo Nr.85: LINK
ENGLISH
In the long hours of this lockdown, many people have time to reflect on the Passion and Easter at home. Art and music can help us to meditate on the salvific events surrounding the Cross and the Resurrection and to forge a new inner connection with them. In an earlier TUNE IN, we presented the wonderful Easter Suite by Oscar Peterson: LINK
This year, we invite you to listen to some particularly fine contributions on the subject of the St. John’s Passion: LINK
Friends of Crescendo will be especially glad to encounter here David Delta Gier (director of the South Dakota Symphony), Dr. Marcel Zwitser (musicologist, the Netherlands), Steven Condy (baritone, USA) and Timothy Bentch (tenor, USA). David and Marcel have been active in our movement for many years: in the USA, in the Netherlands and at the “Crescendo Summer Institute”, where also Steven was part of the faculty. Timothy is a pastor and singer. He worked in Hungary for many years as a singer and leader of Song of the Nations and Crescendo and was a co-founder and long-time leader of the Summer Institute.
We most heartily wish you a joyful and reflective Easter celebration!
Your TUNE IN editorial team
DEUTSCH
In den Stunden des Lockdowns haben viele Menschen Zeit, zuhause über Passion und Ostern nachzudenken. Kunst und Musik können uns helfen, das heilsgeschichtliche Geschehen rund um Kreuz und Auferstehung zu meditieren und uns innerlich neu damit zu verbinden. In einem früheren TUNE IN haben wir die wunderbare Easter Suite von Oscar Peterson vorgestellt : LINK
In diesem Jahr laden wir ein, sehr intressante Beiträge zur Johannes-Passion anzuhören: LINK Besonders schön ist für Freunde von Crescendo die Begegnung mit David Delta Gier (Leiter der South Dakota Symphony), Dr. Marcel Zwitser (Musikwissenschafter, Niederlande), Steven Condy (Bariton, USA) und Timothy Bentch (USA). David und Marcel setzen sich seit Jahren in unserer Bewegung ein: in den USA, in den Niederlanden und im “Crescendo Sommerinstitut“, wo auch Steven Dozent war. Timothy ist Pastor und Sänger. Er war über viele Jahre in Ungarn tätig; er leitete Song for the Nations / Crescendo und war Mitbegründer und langjähriger Leiter des Sommerinstituts.
Wir wünschen euch von Herzen frohe und besinnliche Ostertage!
Euer TUNE IN Redaktionsteam
ENGLISH
An “edifying” performance During these recent weeks of lockdown, countless creative posts have appeared on the Internet and continue to reach us almost hourly. Some of these are extremely humorous and help us, as a kind of therapeutic psycho-hygiene, while we work through the shock we are currently experiencing. And some of them are also reflective and, in the best sense, «edifying», as is the case with the online performance of the hymn verse «Befiehl du deine Wege»/ «Entrust thy way unto him» from Malaysia.
” Bachfest Malaysia” In 2015, Malaysian musicians joined forces to put on a «Bachfest», since which time concerts have been taking place regularly. This short video went round the world within a couple of days. It communicates a sense of closeness and unity around the globe amidst our «social – or rather – physical distancing». Music connects, as becomes especially clear in times of crisis. And music comforts. Especially this music and this text, performed by Bachfest members.
Verses from the 17th century The verses were written immediately after the 30 Years War, in which devastation, famine and pestilence plunged Europe into one of the deepest crises of recent times, decimating the population of Berlin, for example, from 13,000 to 5,000. It was also in Berlin that the theologian and hymn-writer Paul Gerhardt (1607-1676) was active. Even today, his texts are still amongst the greatest treasures of our church hymn books. The first verse of the hymn, the one heard in the video, helps us to trust the One who has all the forces of nature under His control.
“Befiehl du deine Wege (= Entrust your paths) und was dein Herze kränkt (= and all that weighs on your heart) der allertreusten Pflege (= to the most faithful care) des, der den Himmel lenkt. (= of the One who guides the heavens.) Der Wolken, Luft und Winden (= The One who gives air and wind) gibt Wege, Lauf und Bahn, (= their paths, their movements, their courses,) der wird auch Wege finden, (= will also find paths) da dein Fuss gehen kann. (= on which your foot can go.)
Entrust thy way unto Him and all thy spirit craves the ever faithful guardian who guides the wind and waves, who rules the clouds of heaven and bids the breezes blow; He will choose the pathway On which our steps should go.
Command or commend…? «Befiehl» – the first word does not come from the German verb for «command», as a confirmation candidate once thought. We are not meant to command God regarding what He should do, but we should «commend, entrust» to Him everything that causes us worry and makes us uncertain about our path.
“My heart is bewildered” We also know the deeply touching melody from the St. Matthew Passion («O Haupt voll Blut und Wunden» / «O sacred head, sore wounded») and from the Christmas Oratorio («Wie soll ich dich empfangen» / «How shall I meet thee»). The original form was written in 1601 by Leo Hassler (1564-1612) as a love-song setting («Mein G’müt ist mir verwirret» / «My heart is bewildered within me»), a complaint about unrequited love felt for a young lady. The lamenting tone and also the old text fit very well with the content of the new spiritual text, but in the latter we simultaneously find great comfort: let us take that with us into the coming weeks.
Interview with David Chin
We put a few questions to our friend David Chin, the originator of the video. Dr. Chin is the director of the Bach-Fest Malaysia as well as of the Bach Festival Hong Kong and associate Professor of «Choral Music» at the University of Minnesota, Duluth.
David, how did you come up with this idea? The Prime Minister of Malaysia announced a two-week “movement order control” on March 17, where people are to stay home and not travel anywhere unless it is absolutely necessary. At the time, we all could see from Facebook that there were many concerns throughout the entire world, and among musicians too, as many gigs were cancelled. Bachfest Malaysia is no exception, as we had many plans lined up, but due to the epidemic, we had to start cancelling several events. I was sitting at my desk, thinking what we (Bachfest Malaysia) could do during this time as a community, something to encourage one another as well as our friends throughout Malaysia and around the world. Then, this idea came to my mind.
Then it seems everything went very quickly? The response from our musicians and friends was very positive. I requested their videos on March 17, and by noon time on March 18, we had received about over 30 videos. And we ended up having over 40 people performing in the video, with 19 instrumentalists and 25 singers. Any reactions? The reactions on the web frankly were quite overwhelming! Today, we have about 67k views on Facebook and more than 150,000k views on YouTube. The response is not something I would have imagined. Because of the video, we have been in several newspapers, both in Europe and Malaysia, and we have just been contacted by a film-making company in Berlin to be featured on their program.
Why these strong reactions? I think the reasons why this video got so much attention are because the entire world is now facing the same problem, and we all share the same feelings. The text was written by Paul Gerhardt, a theologian and hymnodist who had experienced the Thirty Years War as well as the plagues himself. The epidemic which we are all facing now perhaps reminds us of a few things – 1) We human beings are so small and insignificant; 2) Just when we think that we have everything under control in an advanced world, we are actually quite powerless, and have very little to no control over anything; 3) At the end of the day, all we can do is look up to God in heaven and ask for help and mercy. All these sentiments are clearly reflected in the chorale – written in the 17th century, which speaks to us just as vividly in 2020.
How did you do this technically? Many people have been sending us emails and messages to ask if we had used any special software to create this video. Basically I just filmed a video of me conducting, and then sent the video out along with the sheet music, and asked our members and friends to make a video with their cell phone singing or playing according to my conducting video. After that, they uploaded the videos to Google Drive. An intern and I then organized and compiled the files, and then lined them up in a regular movie-editing software.
One more word, a message from Malaysia in conclusion? The epidemic has brought many negative effects to our economy, just like the rest of the world, which eventually will affect the livelihoods of many. At the same time, I think it is also a time for us to reflect on what the things are that really matter in life, and if we have placed our hopes in the wrong place all along. On the one hand, it could be nerve-racking as we can observe that the situation around the world is worsening each day; but at the same time, this is the moment when our faith is tested. Ultimately, we just have to continue to do our best in all the areas we can, including our professions, be creative, do not give up, and at the same time, trusting God is in charge of everything.
Text & interview: Beat Rink / translation of the text: Bill Buchanan
DEUTSCH
Ein erbauliches Online-Konzert Es gibt unzählige kreative Posts, die in den letzten Wochen des Lockdowns entstanden sind und uns fast stündlich erreichen. Darunter gibt es äusserst humorvolle, die uns im Sinn einer wohltuenden Psychohygiene bei der Verarbeitung des gegenwärtigen Schocks helfen. Und darunter gibt es auch besinnliche und im besten Sinn «erbauliche» wie jene Online-Aufführung der Liedstrophe «Befiehl du deine Wege» aus Malaysia.
“Bachfest Malaysia” 2015 haben sich malaysische Musiker zu einem «Bachfest» zusammengefunden und seither eine rege Konzerttätigkeit entfaltet. Das kurze Video geht seit ein paar Tagen um die Welt. Es kommuniziert Nähe und globale Verbundenheit inmitten des «social – oder besser: des physical distancing». Musik verbindet, wie sich besonders in Krisenzeiten zeigt. Und Musik tröstet. Besonders diese Musik und dieser Text, von Bachfest-Mitgliedern aufgeführt.
Verse aus dem 17.Jahrhundert Die Zeilen sind unmittelbar nach dem Dreissigjährigen Krieg entstanden, nachdem Verwüstungen, Hungersnöte und Seuchen Europa in eine der tiefsten Krisen der Neuzeit gestürzt und beispielsweise die Bevölkerung von Berlin von 13’000 auf 5000 dezimiert hatte. In Berlin war auch der Theologe und Liederdichter Paul Gerhardt (1607-1676) tätig. Seine Texte gehören bis heute zu den grössten Schätzen unserer Kirchengesangbücher. Die erste Liedstrophe, die im Video erklingt, hilft uns, dem zu vertrauen, der die Naturgewalten im Griff hat:
“Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt der allertreusten Pflege des, der den Himmel lenkt. Der Wolken, Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn, der wird auch Wege finden, da dein Fuss gehen kann.”
Befehlen oder an-befehlen? «Befiehl» – dieses deutsche Wort kommt nicht von «befehlen», wie einmal ein Konfirmand gemeint hat. Wir sollen Gott nicht befehlen, was er tun soll, sondern wir sollen ihm an-befehlen, was uns Sorge macht und im Blick auf unsere Wege verunsichert.
«Mein G’müt ist mir verwirret» Die innige Melodie kennen wir auch aus der Matthäuspassion («O Haupt voll Blut und Wunden») und aus dem Weihnachtsoratorium («Wie soll ich dich empfangen»). Sie wurde 1601 von Leo Hassler (1564-1612) auf den Text eines Liebeslieds («Mein G’müt ist mir verwirret») komponiert, in dem die unerwiderte Liebe einer jungen Dame beklagt wird. Der klagende Ton und der ursprüngliche Text gehen eigentlich recht gut mit dem neuen geistlichen Inhalt zusammen, in dem aber eben auch so viel Tröstliches liegt und der uns in den nächsten Wochen begleiten soll.
Interview mit David Chin Wir haben unserem Freund David Chin, dem Initianten des Videos, ein paar Fragen gestellt. Dr. Chin ist Leiter des Bach-Fests Malaysia sowie des Bach-Festivals Hong Kong und assoziierter Professor für «Choral Music» an der University of Minnesota, Duluth.
David, wie ist es zu diesem Video gekommen? Am 17. März hielt der Premierminister von Malaysia eine Ansprache, in der er das „Movement Order Control“ ansagte. Das heisst, dass jeder möglichst zu Hause bleiben und nur im äußersten Notfall reisen sollte. Wir konnten in Facebook-Einträgen lesen, dass viele Menschen in der ganzen Welt tief besorgt waren – darunter auch Musiker, deren Konzerte abgesagt wurden. Unser Bachfest ist hier leider keine Ausnahme. Viele Projekte waren bereits eingefädelt, als uns die Epidemie zwang, eine ganze Reihe von Veranstaltungen abzusagen. Ich sass an meinem Schreibtisch und fragte mich, was wir als Bachfest-Gemeinschaft tun könnten, um uns gegenseitig aber auch unsere Freunde in Malaysien und weltweit zu ermutigen. Dann kam mir diese Idee.
Dann ging wohl alles ganz schnell? Die Musiker und unsere Freunde haben sehr positiv reagiert. Am 17. März hatte ich um Videos gebeten, und um die Mittagszeit des 18. März waren bereits ca. 30 Einspielungen da. Schlussendlich beteiligten sich über 40 Musiker am Projekt: 19 Instrumentalisten und 25 Sänger.
Wie waren die Reaktionen? Ehrlich gesagt waren die Reaktionen aus dem Internet einfach überwältigend. Bisher haben wir auf Facebook ca. 67 000 und auf Youtube über 150 000 Views. Das übertraf unsere Erwartungen. Aufgrund des Videos wurde schon in europäischen und malaysischen Zeitungen über uns berichtet, und soeben kontaktierte uns ein Filmproduzent in Berlin, der uns in seinem Programm zeigen will.
Warum gab es so starke Reaktionen? Der Grund dafür ist sicher, dass wir weltweit das gleiche Problem und die gleiche Gefühlslage haben. Der Text stammt vom Theologen und Liederdichter Paul Gerhard, der im Dreissigjährigen Krieg ähnliche Seuchen erlebt hatte. Vielleicht erinnert uns die gegenwärtige Pandemie an Folgendes: 1. Wir Menschen sind eigentlich so klein und unbedeutend. 2. Gerade dann, wenn wir meinen alles unter Kontrolle zu haben, vor allem in einer so fortgeschrittenen und entwickelten Welt, bemerken wir, dass wir doch eigentlich ohnmächtig sind. Wir haben ganz wenig bis zu gar nichts unter Kontrolle. 3. Schlussendlich können wir nichts anderes tun als auf Gott zu schauen und ihn um Hilfe und Gnade zu bitten. – Diese Gefühle und Einsichten gehen alle in diesen Choral ein. Das heisst: Ein Stück, das im 17. Jahrhundert geschrieben wurde, spricht so deutlich in unsere heutige Zeit.
Wie habt ihr das technisch gemacht? Wir wurden viel gefragt, ob wir für dieses Projekt eine bestimmte Software benutzt haben. Ich habe mich einfach beim Dirigieren selbst gefilmt, das Video mit den passenden Noten an die Musiker verschickt und sie gebeten, sich beim Mitspielen oder Mitsingen mit dem Handy aufzunehmen. Diese Videos wurden dann auf Google Drive hochgeladen. Eine Praktikantin und ich haben die Filmchen dann mit einer schlichten Software zusammengeschnitten.
Noch ein Schlusswort, eine Botschaft aus Malaysia? Unsere Wirtschaft leidet sehr unter den Folgen der Pandemie. Dies wird viele treffen. Zugleich ist es jetzt wohl an der Zeit, über jene Dinge nachzudenken, die wirklich wichtig sind. Vielleicht merken wir, dass wir die Hoffnung auf die falschen Dinge gesetzt haben. Einerseits ist es sehr ernüchternd, mitansehen zu müssen, wie sich die Weltlage von Tag zu Tag verschlimmert. Doch andererseits wird jetzt unser Glaube geprüft. Schlussendlich kommt es darauf an, dass wir weiterhin unser Bestes geben, auch in unserem Beruf. Hört nicht auf, kreativ zu sein! Lasst den Mut nicht sinken! Vertraut gleichzeitig darauf, dass Gott alle Dinge in seinen Händen hält.
Text & Interview: Beat Rink
Noch vor dem Frühling: / Jetzt will ich reisen / die Träume / Vogel / Sonnenwind und Meer / und ich lese / schwirr wirr / Namen / Ione, Atthis / das Licht / In Gedichten, / ich lade mich den Worten auf / ‘… und Jupiter in seiner Gänse Obhut …’
Elisabeth Plessen, Sehnsucht, 2008.
Will ich auch. Am liebsten jetzt. Morgen. Draussen stürmt es, Unwetter sind angesagt, die Sturmwarnung am See hört nicht auf, rot zu blinken. Wechselndes Wetter zwischen Minus und Plus. Wolkenverhangen, nasskalt und eklig. Nichts wie weg.
Auch ich will jetzt schon reisen. Nicht warten auf Geburtstag und Pensionierung. Auf den Beginn des Frühlings und das freche Gelb der Narzissen. Noch vor dem Frühling will ich weg.
In meinen Träumen bin ich bereits woanders. Ein Vogel, der schon im Herbst unbemerkt davongeflogen ist. Dortin, wo Sonnenwind und Meer heiter machen und aufatmen lassen. An meinem Schreibtisch im Zürcher Büro steht nur noch mein Gespenst. Mein alter ego ist bereits davongeschwirrt. Indem ich lese, entferne ich mich nicht nur räumlich vom grauen See im Norden und schwirre zum blauen Meer des Südens, zwei Stunden Flug zu den Küsten des Lichts. Nein, es bleibt nicht bei der Raumreise mit irgendeiner Airline, sondern kommt auch zur Zeitreise auf den Flügeln des Gesanges: Was dort östlich der Ägäis im Licht liegt, ist nicht die neue Türkei, sondern das alte Ionien. Als es blühte, lebten die Türken noch bei Uiguren und Mongolen. Und was dort westlich der Ägäis im Licht liegt, ist kein sich erholendes EU-Land mit Regierung in Athen, sondern das alte Attika. Als Athen noch keinen Namen hatte, aber Einwohnerinnen und Einwohner, warben Poseidon und Athene mit Gaben um deren Gunst: Der Meeresgott stiftete einen Brunnen, aber dessen Wasser war salzig. Die Göttin der Weisheit und Kunst schenkte einen Olivenbaum. Ihn nahmen die Menschen gern und waren hinfort Leute aus Athen.
In Gedichten konnte ich immer schon abtauchen, räumlich und zeitlich zu Küsten des Lichts entschwinden, im Gehäuse der Sprache ionisch und attisch werden, ein Anderer als ich. Wie Elisabeth Plessen kann ich mich Worten aufladen, als wären sie fliegende Teppiche und ich Prinz Ahmed, als wären sie Wildgänse und ich Nils Holgersson. Poetische Worte können mich entführen, davontragen, über Berge versetzen. Sie können mich aber auch schützen, biblische Poesie zumal, wie die Gänse der Juno in Rom ihren guten alten Jupiter: Bei ihrem Tempel auf dem römischen Kapitol waren Gänse zu Hause, die heiligen Tiere der Göttin. Wann immer ungebetene Gäste sich näherten, Räuber oder Feinde, schnatterten sie eindringlich und unüberhörbar. Ihre heiligen Vögel gaben der Göttin den Beinamen Moneta, die Warnerin, und seither ist die Moneta, die Münze, aller Welt Money, weiblich und selbst der grosse Götterkönig in seiner Gänse Obhut. Worte wie Münzen, die ihren Wert erweisen, wenn ich in Not bin und es mir die Sprache verschlägt. Worte als wahre Währung. Als göttliche Sicherheit.
Wenn predigen bedeutet, das Wort gegenüber dem Leben zu interpretieren und das Leben gegenüber dem Wort, ob Wort von Gott oder Wort von Menschen, stets hin und her, dann braucht es Träume und Gedichte, alte und neue, Worte, denen man sich aufladen kann, weil sie einen fliegen lassen, und Worte, in deren Obhut man Sicherheit findet, wenn Feinde der Wahrheit lauthals tönen und Räuber der Tradition alte Wortschätze verscherbeln. Predigt braucht Poesie, um Wort und Leben zur Sprache zu bringen, zur Welt, zum Leben.
Jetzt will ich reisen. Am liebsten schon morgen. Jedenfalls bald. Adieu Welt. Mag sein, dass ich dir dabei abhanden komme …
ENGLISH
Empty seats At the moment, in many countries which are affected by the corona virus, cultural and sporting events are taking place in front of reduced crowds or even before rows of empty seats. In the latter case, instead of spectators or listeners, there are only a few cameras to be seen. Nothing is more depressing, for example, than satire without a single person laughing, as we recently saw in a television programme. In the worst case, events are cancelled entirely. This does of course have far-reaching economic effects – particularly for artists who are dependent on the fees. This is a situation where politicians have to help! (And perhaps the churches too?). Certainly, there are many lessons for us to learn in the present world situation. For example, that health and a “normal life” are not simply a matter of course in the way we have always thought. Or perhaps we find that we have been forgetting to pray…
The cloud of witnesses In view of the huge challenges surrounding COVID-19, the missing applause is a relatively secondary issue. Nevertheless, it becomes clear that we human beings need encouragement. Whenever I read about the “cloud of witnesses” in the letter to the Hebrews 12, 1+2, I think of full sports stadiums shouting encouragement to the runners: “Therefore, since we have so great a cloud of witnesses surrounding us, let us also lay aside every encumbrance and the sin which so easily entangles us, and let us run with endurance the race that is set before us, fixing our eyes on Jesus, the author and perfecter of faith.” With these witnesses, the letter to the Hebrews means the heroes of faith in the past mentioned in chapter 11, who should be present in our thoughts and faith. Their example encourages us. And somehow we detect this message: the stadium is not empty. We are receiving encouragement from the invisible world as well.
Booed off the field or encouraged? This leads us to this question: How can we provide more encouragement for each other in the visible world – especially in such difficult times as these? The fact is that we are faster to criticise than to praise each other. Douglas Yeo is a fervent supporter of “American football”. For many years (1985-2012) bass trombonist in the Boston Symphony Orchestra, he regularly posts interesting items in his blog, “The Last Trombone” https://thelasttrombone.com, with spiritual truths shining out time and again. In December, 2019, his post had the title “Don’t boo your team”.*
Doug Yeo: “Don’t boo your team!” “Recently, the subject of booing at sporting events — National Football League games in particular — has been in the news. The headline in the New York Post read: “Tom Brady, New England Patriots, booed off field by their own fans.” My wife and I have season tickets to Chicago Bears football. We don’t boo our team if it isn’t playing well. Here’s why. Sports fans are passionate. It’s easy to cheer when the team wins. When the team wins, we stand around the water cooler at work and talk about the game, saying, “We won!” But when the team loses? It’s always, “They lost.” Winning feels good. Losing doesn’t feel good. But when your team is having a rough time I don’t think booing is the right response. Think about it: When you’re having a rough patch, when things aren’t going well for you, what kind of response do you like to get from your boss, your family, your friends? You’d appreciate some encouragement. You’d appreciate people coming alongside you and letting you know that they are still with you. That they’ll keep supporting you. That they’ll pray for you. Proverbs 17:17 says: “A friend loves at all times, and a brother is born for a time of adversity”. You’ve probably heard the Golden Rule (Matthew 7:12): Do to others as you want them to do to you. So, I don’t boo my team. I may throw up my hands in frustration, put my head in my hands and shake it back and forth. But instead of booing, I’ll shout words of encouragement. Exhort the players to make a play, to make a stand, to do better. Pray for them. I never leave the stadium before the last play, win or lose. I want the team to know I’m a fan, a friend, a brother. Don’t boo your team. Unless you love to be booed when you’re not doing well. Live the Golden Rule.”
What about us? These weeks in the shadow of the corona virus have brought many disappointments. – We at Crescendo have just had to cancel our annual international leadership conference, a very difficult decision. – And certainly each one of us will be affected in one way or another. This brings with it the temptation to feel frustrated or even to criticise each other.
Let us encourage each other! Where are there people we can praise, comfort (particularly if they have suffered failure) and help back on their feet in the coming days? Nor do we need to be hesitant in any way in approaching (or calling or writing to) someone else and making a request: “I need encouragement from you right now! Pray for me, pass on a Bible passage, proclaim God’s promise to me, help me to see once again not the empty stadium, but the “cloud of witnesses and to join with you in ‘fixing our eyes on Jesus, the author and perfecter of faith’!”
*Shortened with the author’s permission.
Text: Beat Rink / translation: Bill Buchanan
Last photo above: Doug Yeo’s final bow at Symphony Hall as a member of the Boston Symphony Orchestra, May 2012. Behind him, standing, are concertmaster Malcolm Lowe and conductor Bernard Haitink following a performance of Beethoven Symphony No. 9
Letztes Bild oben: Doug Yeos letzte Verbeugung als Mitglied des “Boston Symphony” Orchesters im Mai 2012. Hinter ihm der Konzertmeister Malcolm Lowe und der Dirigent Bernard Haitink nach einer Aufführung von Beethovens Neunter Sinfonie.
DEUTSCH
Leere Ränge Momentan finden in vielen Ländern, die vom Coronavirus betroffen sind, kulturelle Veranstaltungen und Sportveranstaltungen vor kleinerem Publikum oder sogar vor leeren Rängen statt. Im letzteren Fall gibt es statt Zuschauern und Zuhörern nur ein paar Kameras. Nichts ist deprimierender als zum Beispiel Satire ohne einen einzigen Lacher, wie wir es kürzlich in einer TV-Sendung gesehen haben. Im schlimmsten Fall werden Anlässe ganz fallengelassen. Das hat natürlich grosse ökonomische Auswirkungen – gerade für Künstler, die auf die Gagen angewiesen wären. Hier müsste die Politik helfen! (Oder vielleicht auch die Kirchen?) Es gibt zweifellos viele Lektionen, die uns die heutige Weltlage lehrt. Zum Beispiel, dass Gesundheit und das „normale Leben“ nicht so selbstverständlich sind wie wir immer gemeint haben. Oder dass wir vergessen haben, zu beten…
Die Wolke der Zeugen Dass Applaus ausbleibt, ist angesichts der grossen Herausforderungen rund um COVID-19 relativ nebensächlich. Trotzdem merken wir: Wir Menschen brauchen Ermutigung. Immer, wenn ich im Hebräerbrief 12, 1+2 von der „Wolke der Zeugen“ lese, denke ich an volle Sporttribünen, die die Sprinter anfeuern: „Darum auch wir: Weil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, lasst uns ablegen alles, was uns beschwert, und die Sünde, die uns umstrickt. Lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist, und aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens.“ Der Hebräerbrief meint mit diesen Zeugen die in Kapitel 11 genannten Glaubenshelden der Vergangenheit, die in unserem Denken und Glauben gegenwärtig sein sollen. Ihr Vorbild ermutigt uns. Und irgendwie lassen sie uns ahnen: Die Ränge sind nicht leer. Wir werden auch aus der unsichtbaren Welt ermutigt.
Ausbuhen oder ermutigen? Dies führt uns zur Frage: Wie können wir einander in der sichtbaren Welt mehr ermutigen – gerade in so schweren Zeiten wie diesen? Tatsache ist, dass wir einander schneller kritisieren als loben… Douglas Yeo ist ein feuriger Anhänger des „American Football“. Der langjährige Bassposaunist (1985-2012) beim Boston Symphony Orchestra postet regelmässig interessante Beiträge in seinem Blog „The Last Trombone“ („Die letzte Posaune“ https://thelasttrombone.com), in dem auch immer wieder geistliche Wahrheiten aufblitzen. Im Dezember 2019 lautete sein Eintrag: „Buhe dein Team nicht aus“.*
Doug Yeo: „Buhe dein Team nicht aus!“ „Kürzlich hat die Presse über das Thema “Ausbuhen im Sport” – besonders in der National Football League – geschrieben. Eine Schlagzeile der New York Post lautete: “Tom Brady von den New England Patriots durch eigene Fans ausgebuht.” Meine Frau und ich besitzen Saisonkarten für die “Chicago Bears”. Wir buhen unser Team nicht aus, wenn es schlecht spielt. Es ist einfach, das Team zu bejubeln, wenn es gewinnt. Dann steht man am Montag im Büro zusammen am Wasserspender und sagt: “Wir haben gewonnen!” Aber wenn das Team verliert? Dann heißt es immer: “Sie haben verloren”.Gewinnen fühlt sich gut an, verlieren nicht. Doch wenn dein Team durch schwere Zeiten geht, ist Ausbuhen nicht die richtige Reaktion. Wie ist es denn bei dir selber? Wenn du raue Zeiten erlebst, wenn die Dinge nicht rund laufen: Was möchtest du dann von deinem Chef, von deiner Familie und von deinen Freunden hören? Dann ist es doch gut, ermutigt zu werden. Du bist froh, wenn andere zu dir kommen und dir zeigen, dass sie zu dir halten, dass sie dich immer noch unterstützen und für dich beten. In Sprüche 17, 17 steht: “Ein Freund liebt zu jeder Zeit, und ein Bruder wird für die Not geboren.” Wir kennen bestimmt die Goldene Regel (Matthäus 7,12): “Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch.” Deshalb buhe ich mein Team nicht aus. Vielleicht verwerfe ich mal die Hände oder nehme meinen Kopf zwischen die Hände und schüttle ihn. Aber ich rufe meinem Team Worte der Ermutigung zu und feuere die Spieler an, es besser zu machen und zu zeigen, was sie können. Und ich bete für sie. Auch bleibe ich im Stadium bis zuletzt. Ich möchte ihnen zeigen, dass ich ein Fan bin, ein Freund und ein Bruder. Buhe dein Team nicht aus. Ausser du wirst selber gern ausgebuht, wenn du versagst. Folge der Goldenen Regel!»
Und wir? In diesen Wochen des Coronavirus gibt es viel Enttäuschung. (Wir bei Crescendo mussten soeben unsere jährliche internationale Leiterkonferenz absagen, was sehr schwierig war.) Alle von uns sind in irgend einer Weise betroffen. Da liegt die Versuchung nahe, frustriert zu sein oder einander gar zu kritisieren. – Aber lasst uns einander ermutigen!
Wen können wir in den nächsten Tagen loben, trösten (gerade auch wenn er /sie versagt hat) und aufrichten? Wir dürfen auch ohne Weiteres zu einem anderen Menschen gehen (oder sie/ihn anrufen oder ihr/ihm schreiben) und bitten: „Ich brauche jetzt eine Ermutigung von dir! Bete für mich, gib mir ein Bibelwort weiter, sprich mir Gottes Verheissung zu, hilf mir, statt die leeren Ränge die „Wolke der Zeugen“ wieder zu sehen und mit dir zusammen „aufzusehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens“.
* Kürzungen mit Erlaubnis des Autors
Text: Beat Rink
Dear Crescendo Friends,
We are glad to invite you to the Crescendo Mountain Experience.
From time to time we need to go up the mountaintop, to get out of our daily routine and be impressed by the beauty, presence and wisdom of God. (mehr …)
Dear Crescendo Friends,
We are glad to invite you to the Crescendo Mountain Experience.
From time to time we need to go up the mountaintop, to get out of our daily routine and be impressed by the beauty, presence and wisdom of God.
This is an opportunity to be refreshed and revived for everything we face in ministry and in our lives. For this reason Crescendo International has created the Mountain Experience for musicians, and artists, and anyone who lives, works or serves among artists. This week-ling retreat is an opportunity to learn about God and catch a vision for how He uses art and artists to change the world according to His purposes.
Der von ARTS+ vergebene Kunst- und Kulturpreis wird auch 2020 verliehen. Prämiert werden künstlerische Werke (oder Institutionen/Projekte), die im Jahr 2019 den christlichen Glauben in der Öffentlichkeit thematisiert haben.
Das Kulturamt Thurgau schreibt den Wettbewerb KosmosMusikThurgau zur Entwicklung und Umsetzung von genreübergreifenden Musikprojekten im Kanton Thurgau aus. Die Ausschreibung hat zum Ziel, die Vernetzung, die gemeinschaftsbildende Wirkung und die gegenseitige Inspiration in der Musik zu fördern. Der Wettbewerb wird im Rahmen des Förderschwerpunkts “Impulse für die Thurgauer Musikszene” des Kulturkonzepts 2019-2022 ausgeschrieben. Der Wettbewerb KosmosMusikThurgau richtet sich an Musikschaffende (Musikerinnen und Musiker, Dirigentinnen und Dirigenten, Komponistinnen und Komponisten) aller Musikgenres. Diese sollen in Zusammenarbeit mit thurgauischen Gruppierungen aller Musikrichtungen Musikprojekte umsetzen, die einen innovativen, eigenständigen Ansatz verfolgen und die Vernetzung und Kooperation fördern.
Für den Wettbewerb stehen Mittel in der Höhe von Fr. 180’000.– zur Verfügung. Es werden maximal sechs Projekte gefördert. Es handelt sich dabei um eine einmalige Anschubfinanzierung. Für die Umsetzung des Projekts sind Drittmittel erforderlich, die Basisfinanzierung kann über den Beitrag des Wettbewerbs erfolgen. (mehr …)
Isaiah by Michelangelo
ENGLISH
In Isaiah 5 we find a song which speaks of God’s love for his people Israel. It is set in the context of the prophet’s speech about judgement, which the author Friedrich Dürrenmatt (1921-1990) described as probably the most powerful speech in the history of the world. But in fact this song is also a work of art in its own right. It is in the form of a love song, for in the poetry of the ancient orient the beloved was often described as a vineyard which the lover tended carefully. So the prophet Isaiah stands before the people and starts to sing a love song. More precisely, he tells us, in the form of a love song, about his friend, who had a vineyard (his beloved) and cared for her. Let us start, then, by reading this so-called Song of the Vineyard.
Isaiah 5, 1-7 I will sing for the one I love / a song about his vineyard: My loved one had a vineyard / on a fertile hillside. He dug it up and cleared it of stones / and planted it with the choicest vines. He built a watchtower in it / and cut out a winepress as well. Then he looked for a crop of good grapes, / but it yielded only bad fruit. “Now you dwellers in Jerusalem and people of Judah, / judge between me and my vineyard. What more could have been done for my vineyard / than I have done for it? When I looked for good grapes, / why did it yield only bad? Now I will tell you / what I am going to do to my vineyard: I will take away its hedge, / and it will be destroyed; I will break down its wall, / and it will be trampled. I will make it a wasteland, / neither pruned nor cultivated, / and briers and thorns will grow there. I will command the clouds / not to rain on it.” The vineyard of the Lord Almighty / is the nation of Israel, and the people of Judah / are the vines he delighted in. And he looked for justice, but saw bloodshed; / for righteousness, but heard cries of distress.
What do we gather here?
First of all, we note that the lover has been bitterly disappointed. Isaiah then presents the people with a parable, very similar to the one given to the adulterous David(2 Samuel 12) by the prophet Nathan. The people are thus confronted with a monstrous injustice and, after hearing the song, could have felt outrage just as David did, recognise themselves in the mirror and repent. This obviously does not happen, otherwise Isaiah would not have followed this song with a six-fold proclamation of “woes” in which the profound unrighteousness of the people is brought out into the light. (Isaiah 8ff. “Woe to those who add house to house and join field to field till no space is left and you live alone in the land!… Woe to those who rise early in the morning to run after their drinks, whose stay up late at night till they are inflamed with wine. And they have harps and lyres at their banquets, tambourines and flutes and wine but they have no regard for the deeds of the Lord, no respect for the work of his hands!… Woe to those who call evil good and good evil… etc.)
What, now, are we to do with a text like this?
1. The fact that the prophet takes the trouble of presenting to the people an artistically formed parable, which also contains an implied declaration of love, shows how keenly God battles to win the love of his people, covertly hoping that his love will be returned.
2. We can also remind ourselves that art can and must have a prophetic dimension. This means that it has the task of calling out injustice by name and pointing out unsparingly the terrible consequences of lovelessness and egotism. In the name of love, however, it does this in such a way that the uncovering of the truth, although painful, is not destructive – and certainly without paying tribute to destructive aesthetics. As with Isaiah, it can put criticism, complaints and accusations into a good aesthetic form which permits love to shine out. This also involves pedagogical skills. To package a painful truth, baroque poetry invented the image of the bitter pill coated with sugar so that it can be swallowed more easily.
3. Despite all the criticisms expressed in this text, the image of the vineyard can speak to us, too. For it represents a timeless relationship between God and us. We can ask ourselves this question, for example: “Do I, too, see myself and my life as God’s vineyard, looked after by a loving hand?” If we follow the precise wording, we discover these statements: the vineyard is cleared of stones, a protective wall is built around it, a watchtower is erected to warn of wild animals, and good vines are planted. What do these pictures mean for us? How do we allow God to work in our lives, and how do we respond to this?
Text: Beat Rink / translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
In Jesaja 5 steht ein Lied, das von Gottes Liebe zum Volk Israel spricht. Der Kontext ist die Gerichtsrede des Propheten, der wohl gewaltigsten Rede der Weltgeschichte, wie der Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt (1921-1990)meinte. Tatsächlich ist auch dieser Abschnitt ein Kunstwerk für sich. Die Form ist ein Liebeslied, denn in der altorientalischen Poesie wird die Geliebte oft als Weinberg angesprochen, der vom Liebhaber sorgfältig gepflegt wird. Der Prophet Jesaja tritt also vor das Volk und stimmt ein Liebeslied an. Genauer: Er berichtet in der Form eines Liebesliedes von seinem Freund, der einen Weinberg (eine Geliebte) hatte und sie pflegte. Lesen wir zunächst einmal dieses sogenannte Weinberglied.
Jesaja 5, 1-7 Wohlan, ich will von meinem lieben Freunde singen, ein Lied von meinem Freund und seinem Weinberg. Mein Freund hatte einen Weinberg auf einer fetten Höhe. Und er grub ihn um und entsteinte ihn und pflanzte darin edle Reben. Er baute auch einen Turm darin und grub eine Kelter und wartete darauf, dass er gute Trauben brächte; aber er brachte schlechte. Nun richtet, ihr Bürger zu Jerusalem und ihr Männer Judas, zwischen mir und meinem Weinberg! Was sollte man noch mehr tun an meinem Weinberg, dass ich nicht getan habe an ihm? Warum hat er denn schlechte Trauben gebracht, während ich darauf wartete, dass er gute brächte? Wohlan, ich will euch zeigen, was ich mit meinem Weinberg tun will! Sein Zaun soll weggenommen werden, dass er kahlgefressen werde, und seine Mauer soll eingerissen werden, dass er zertreten werde. Ich will ihn wüst liegen lassen, dass er nicht beschnitten noch gehackt werde, sondern Disteln und Dornen darauf wachsen, und will den Wolken gebieten, dass sie nicht darauf regnen. Des HERRN Zebaoth Weinberg aber ist das Haus Israel und die Männer Judas seine Pflanzung, an der sein Herz hing. Er wartete auf Rechtsspruch, siehe, da war Rechtsbruch, auf Gerechtigkeit, siehe, da war Geschrei über Schlechtigkeit.
Was kommt uns da entgegen?
Zunächst halten wir fest, dass der Liebhaber bitter enttäuscht wird. Jesaja legt damit dem Volk ein Gleichnis vor, ganz ähnlich wie der Prophet Nathan dem ehebrüchigen David (2. Samuel 12). Das Volk wird somit mit einer ungeheuren Ungerechtigkeit konfrontiert und könnte, nachdem es dieses Lied gehört hat, wie David sich darüber empören, sich im Spiegel erkennen und Buße tun. Dies geschieht offenbar nicht. Sonst würde Jesaja nach dem Lied nicht mit einem sechsfachen Weheruf weiterfahren, um die abgrundtiefe Ungerechtigkeit des Volkes ans Tageslicht zu bringen. (Jesaja 5, 8ff.: „Weh denen, die ein Haus zum andern bringen und einen Acker an den andern rücken, bis kein Raum mehr da ist und ihr allein das Land besitzt!… Weh denen, die des Morgens früh auf sind, dem Saufen nachzugehen, und sitzen bis in die Nacht, dass sie der Wein erhitzt. Und sie haben Harfen, Zithern, Pauken, Pfeifen und Wein bei ihren Gelagen, aber sehen nicht auf das Werk des HERRN und schauen nicht auf das Tun seiner Hände!… Weh denen, die Böses gut und Gutes böse nennen… usw.)
Was machen wir nun mit einem solchen Text?
1. Die Tatsache, dass der Prophet sich die Mühe macht, dem Volk ein kunstvoll gefertigtes Gleichnis vorzulegen, in dem eine Liebeserklärung steckt, zeigt wie sehr Gott um die Liebe dieses Volkes ringt und insgeheim auf eine Erwiderung der Liebe hofft.
2. Wir dürfen uns daran erinnern, dass Kunst eine prophetische Dimensionhaben kann und haben muss. Das heißt: sie hat die Aufgabe, Ungerechtigkeit beim Namen zu nennen und die schlimmen Konsequenzen der Lieblosigkeit und des Egoismus schonungslos aufzuzeigen. Im Zeichen der Liebe tut sie dies aber so, dass die Aufdeckung der Wahrheit zwar schmerzt, aber nicht zerstörerisch wirkt oder gar einer zerstörerischen Ästhetik huldigt. Wie bei Jesaja kann sie die Kritik, Klage Anklage in eine ästhetisch gute Form bringen und darin Liebe aufscheinen lassen. Darin steckt auch pädagogisches Geschick. Die Barockpoetik hat für das Verpacken einer schmerzhaften Wahrheit das Bild der bitteren Pille gefunden, die von einem Zuckermantel umgeben ist und darum besser geschluckt werden kann.
3. Das Bild des Weinbergs kann durch alle Kritik hindurch, die in diesem Text laut wird, auch zu uns sprechen. Denn es stellt ein zeitloses Verhältnis zwischen Gott und uns dar. So können wir uns fragen: Sehe ich mich mit meinem Leben auch als Weinberg Gottes, der von einer liebenden Hand gepflegt wird? Gehen wir dem Wortlaut nach, so finden wir folgende Aussagen: Der Weinberg wird befreit von Steinen, es wird eine Schutzmauer darum herum gebaut, ein Wachtturm gegen wilde Tiere hochgezogen und gute Reben gepflanzt. Was heißen diese Bilder für uns? Wie lassen wir Gott in unserem Leben wirken und wie antworten wir darauf?
Text: Beat Rink (PS für Freunde des Schweizerdeutschen: Wer das Weinberglied in Versform auf Baseldeutsch haben möchte, kann es vom Verfasser brink@crescendo.orgbestellen)
Artists who are Christians understand their talents as God-given. Therefore, they are ready to use them for the Glory of God and to be fully included in a church. Yet, many of them express that they don’t feel really understood by other Christians. On the other hand, they neither feel that they are full members of the “marketplace.” What role could the church, which needs artists and the arts, play?
When art is reduced to self-expression, it risks losing its ultimate purpose. But prior to the Greek philosophers are the first recorded words of our Creative God: “It is good.” Why did He say this? Why did He repeat it so many times? What did He mean? How does this narrative inform not only our understanding of God and His redemptive plan, but also the way we understand our callings as artists?
2021 findet die dritte Auflage der «Nacht des Glaubens» statt. Auf allen grossen Plätzen von Basel, in Theatern, Eventhäusern und Kirchen gibt‘s Livemusik und viele andere künstlerische Auftritte zu sehen.
1. KIRCHENKULTUR-WEG durch Kirchen der Region ZEITFENSTER: vom 30. Mai- 27.Juni 2021.
KONZEPT: In den Kirchen der Region finden vor und nach der “Nacht des Glaubens” sporadische (!) kulturelle Events statt (Ausstellungen, Erklärung von Glasmalereien, Orgelkonzert, Schauspieler lesen die Bibel, Gottesdienste mit Künstlern usw. usw.). Diese werden von den Kirchen in Eigenregie durchgeführt. Wir können gerne bei der Suche nach Künstlern helfen. Die Aktivitäten erscheinen auf der Homepage www.nachtdesglaubens.ch und in gedruckter Form auf einer Landkarte (Auflage 20’000). Die Landkarten liegen in der “Nacht des Glaubens” auf. Dadurch machen Kirchen auf sich aufmerksam. Ihre eigenen Webseiten werden ebenfalls veröffentlicht.
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2. “NACHT DES GLAUBENS. FESTIVAL FÜR KUNST UND KIRCHEN ZEIT: 12.Juni 2021, 18.00-02.00 Uhr
KONZEPT: Die Bevölkerung ist (gratis) eingeladen, Kunst aus Kirchen resp. Kunst in Kirchen kennen zu lernen und ein fröhliches, künstlerisch hochstehendes Festival mitzufeiern. PROGRAMM: Aufführungen zu je 40 Minuten (Konzerte / Jazz. Musik, Pop, Theater, Tanz, Lesungen usw.) und Ausstellungen von und mit professionellen Künstlern.
ORTE: Barfüsserplatz, Marktplatz, öffentliche Kulturräume (Literaturhaus, Stadtcasino, Scala, Unternehmen Mitte, Fauteuil usw.) und Kirchen der Innenstadt.
BETEILIGUNG DER KIRCHEN / GEMEINDEN: A. Kirchen und christliche Organisationen können einen Event und/oder Künstler sponsern B. Kirchen können in ihren Räumen (in der Innenstadt) einen Anlass durchführen C. Kirchen sind gebeten, je nach Grösse und Möglichkeiten ihrer Gemeinde das Festival finanziell mitzutragen – z.B. durch Kollekten im 2020 und 2021, wenn sie sich nicht sonst finanziell engagieren D. Kirchen beteiligen sich mit Helfern und Unterkünften
Die unterstützenden Kirchen werden im Programmheft und auf der Homepage (mit Link zur Kirchen-Homepage) speziell aufgeführt. Kirchen, die einen Event in der Innenstadt mittragen, können auf dem Veranstaltungs-Rollup ihr Logo platzieren. Geplant ist an einem zentralen Ort ein Tisch für Flyer mit kirchlichen Veranstaltungen
Bist du am Kickoff-Event am 10.Juni 2020 (Abend) dabei?
Huntenkunst ist eine Kunstmesse, vorgesehen für professionelle Künstler und Galeristen. Die Konzentration liegt daher auf den Künstlern und ihrer Arbeit. Während dem Mai-Wochenende präsentieren 240 Künstler aus dem In- und Ausland ihre Arbeiten.
Die Ursprünge
In 1993 fand Huntenkunst erstmals in der Ortschaft Veldhunten statt. Dankbar wurde die Ulftse ‘Galerie bij de Boeken‘ benutzt. Daher gibt es immer noch eine hervorragende Zusammenarbeit zwischen den beiden Organisationen. Die Messe hatte Pioniercharakter im kulturellen Sektor, denn damals fand sie in einem großen Zelt statt, in dem mehr als 80 Künstler aus verschiedenen Ländern ihre Arbeit ausstellen konnten.
Messekonzept
Huntenkunst will eine Plattform an Künstlern aus der ganzen Welt bieten. Die Veranstaltung bietet somit reichlich Gelegenheit Kontakte zu knüpfen. Daneben will die Organisation auch das Interesse des Publikums für zeitgenössische Kunst wecken. Ziel ist es, eine große Vielfalt an Stilen und Techniken abzubilden. Die Anwesenheit der Künstler gibt den Besuchern Gelegenheit sich mit dem Kunstschöpfenden gedanklich austauschen zu können. Der internationale Charakter der Messe wird durch die Anwesenheit von Künstlern aus 30 Ländern deutlich. Neben den Niederlanden gibt es u.a. Künstler aus Deutschland, Österreich, Belgien und Frankreich, sowie Griechenland, Schweden, Südkorea, Brazil, und Argentinien. So kann der Besucher auch die verschiedenen Einflüsse entdecken, die durch die Herkunft der Künstler in deren Werken zu finden sind. Dieses Jahr sind von den Teilnehmer/ innen mehr als 60% neu, dadurch bleibt Huntenkunst interessant und überraschend. Jedes Jahr steht ein Land im Rampenlicht.
Themenland Estland
In diesem Jahr ist Estland das Themenland. Auf Huntenkunst 2020 stellen acht estnische Künstler aus. Zeitgleich findet eine Ausstellung ihrer Arbeiten in der ‘Galerie bij de Boeken‘ im ‘DRU Industriepark‘ statt. Die Ausstellung ‘Die Esten kommen!‘ dauert von 4. Mai bis 14. Juni 2020. Das Projekt ist eine Zusammenarbeit zwischen Huntenkunst und der ‘Galerie bij de Boeken‘.
Neues Projekt
Das Projekt mit graduierten Studenten von Artez Arnheim war im vergangenen Jahr sehr erfolgreich. Auch auf der kommenden Manifestation wird wieder jungen Künstlern/innen besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Es gibt einen speziellen, neu entworfenen Pavillon, worin acht frisch graduierte Künstler/innen aus Artez ihre Arbeiten ausstellen können. Das Projekt wurde im vergangenen Jahr von der Provinz Gelderland unterstützt.
Huntenkunst 2020 auf CD
Im Jahr 1999 begann Huntenkunst jährlich eine CD zu veröffentlichen, worauf außer einer Biografie auch die Arbeiten der teilnehmenden Künstler zu finden sind. Es ist mit einem Katalog vergleichbar. Darüber hinaus ist eine kurze Geschichte der Messe Huntenkunst und das Konzept in Wort und Bild ausgeleuchtet.
Wo Huntenkunst lebendig wird
Die SSP-Halle ist eine ehemalige Produktionshalle (5.500m²), worin einst die berühmte DRU- Kochtöpfe hergestellt wurden. Im Mai wird hier ein „Künstlerdorf“ gebaut. Die Einrichtung und Optik der Halle sorgt dafür, dass der Betrachter immer wieder einen neuen Ausstellungsraum betritt. Die „Kunststraßen” bieten jeweils eine andere Welt, eine die Farbe und Form favorisiert. Der Betrachter gelangt buchstäblich in einer anderen Welt, wo Begeisterung und Schönheit herrschen und wo man automatisch an der inneren Welt seiner Mitmenschen teilhaftig wird.
Am 25.Oktober wird der bildende Künstler Micha Aregger für seine Installation „Atemwolke“ ausgezeichnet.
In this short talk from the 2019 European Leadership Forum, Conductor Delta David Gier explains how the church could be enriched by embracing all kinds of artists who are Christians. In many cases, the church does not recognize what artists contribute and misses an opportunity to experience their faith in creative and wonderful ways.
Dietrich Bonhoeffer (1906-1945)
ENGLISH
In a discussion group with artists, one musician recently said: «It is bad that the only thing that many of us are still interested in is personal success. This also applies to Christian artists. Only a few are prepared to commit themselves for God.» He did not define precisely what he meant by «commit themselves for God».
Taking up the cross Yet this statement kept recurring to me. In the last few days, I have been once again been reading Dietrich Bonhoeffer’s «The Cost of Discipleship» and the chapter on the topic of «Taking up the cross» (see Mark 8, 31-38). I have to answer this question for myself: Am I personally prepared unreservedly to become part of «God’s upside-down world» (see recent TUNE INs) and, if necessary, to suffer for God? This does not necessarily (and in fact preferably not!) mean physical persecution, as suffered by Bonhoeffer himself and by millions of Christians today. It can also mean becoming less egocentric in future as I go along my path through this world. Or that I dedicate my strength and time, which I could of course make such good use of for my own goals, to a task given to me by God; that I stand up courageously for the faith and meet with mocking smiles; that I take up the cause of a vulnerable person; that I praise my artist colleagues and encourage them – and in doing so go without encouragement myself; that I struggle for my art to be «authentic» and consequently for it to allow something of the light of God «to shine through it»; that my plans for the week include not only my art, but also people; that I cultivate fellowship with other Christians – not only with the aim of receiving, but also in order to give; that I bear an illness in the knowledge that this is my cross, the cross that God challenges me to carry, even if I do not clearly know for what reason and to what purpose; that I do not become bitter if my artistic career meets with no great success…
Dietrich Bonhoeffer: “Taking up the cross” Let us listen to Dietrich Bonhoeffer, and then exchange our thoughts about it with others, perhaps in precisely such a group of artists. And about what it means when Jesus says: «And he that does not take his cross and follow after me, is not worthy of me. He that finds his life shall lose it; and he that loses his life for my sake shall find it.» (Matthew 10:38,39) And what does it mean to “find” and then enjoy life?
“To endure the cross is not a tragedy; it is the suffering which is the fruit of an exclusive allegiance to Jesus Christ. When it comes, it is not an accident, but a necessity. It is not the sort of suffering which is inseparable from this mortal life, but the suffering which is an essential part of the specifically Christian life. It is not suffering per se but suffering-and-rejection, and not rejection for any cause or conviction of our own, but rejection for the sake of Christ.
If our Christianity has ceased to be serious about discipleship, if we have watered down the gospel into emotional uplift which makes no costly demands and which fails to distinguish between natural and Christian existence, then we cannot help regarding the cross as an ordinary everyday calamity, as one of the trials and tribulations of life. We have then forgotten that the cross means rejection and shame as well as suffering. The Psalmist was lamenting that he was despised and rejected of men, and that is an essential quality of the suffering of the cross. But this notion has ceased to be intelligible to a Christianity which can no longer see any difference between an ordinary human life and a life committed to Christ. The cross means sharing the suffering of Christ to the last and to the fullest. Only a man thus totally committed in discipleship can experience the meaning of the cross.
The cross is there, right from the beginning, he has only got to pick it up: there is no need for him to go out and look for a cross for himself, no need for him deliberately to run after suffering. Jesus says that every Christian has his own cross waiting for him, a cross destined and appointed by God. Each must endure his allotted share of suffering and rejection. But each has a different share: some God deems worthy of the highest form of suffering, and gives them the grace of martyrdom, while others he does not allow to be tempted above that which they are able to bear. But it is the one and the same cross in every case.
The cross is laid on every Christian. The first Christ-suffering which every man must experience is the call to abandon the attachments of this world. It is that dying of the old man which is the result of his encounter with Christ. As we embark upon discipleship we surrender ourselves to Christ in union with his death—we give over our lives to death. Thus it begins; the cross is not the terrible end to an otherwise godfearing and happy life, but it meets us at the beginning of our communion with Christ. When Christ calls a man, he bids him come and die. It may be a death like that of the first disciples who had to leave home and work to follow him, or it may be a death like Luther’s, who had to leave the monastery and go out into the world. But it is the same death every time—death in Jesus Christ, the death of the old man at his call.”
Editor: Beat Rink / translation: Bill Buchanan / Bonhoeffer quotes: translation by R.H. Fuller
DEUTSCH
In einem Diskussionskreis mit Künstlern sagte kürzlich ein Musiker: «Es ist schlimm, dass Viele von uns nur noch den eigenen Erfolg suchen. Dies gilt auch für christliche Künstler. Nur noch wenige sind bereit, sich für Gott einzusetzen.» Was er mit «sich für Gott einsetzen» meinte, liess er offen.
Das Kreuz tragen Doch mich liess diese Aussage nicht los. Ich las in diesen Tagen gerade wieder einmal Dietrich Bonhoeffers «Nachfolge» und die Kapitel zum Thema «Das Kreuz tragen» (s. Markus 8, 31-38). Ich musste mich fragen: Bin ich selber völlig bereit, mich der «verkehrten Welt Gottes» (siehe letzte TUNE INs) anzuschliessen und, wenn es sein muss, für Gott zu leiden? Das muss nicht unbedingt (und eigentlich lieber nicht!) physische Verfolgung bedeuten, wie es Bonhoeffer selber erlitt und wie es Millionen von Christen heute erleben. Er kann auch bedeuten, dass ich nicht mehr so egozentrisch unterwegs bin wie bisher. Oder dass ich meine Kraft und Zeit, die ich doch so gut für meine eigenen Ziele einsetzen könnte, einem von Gott gegebenen Auftrag widme. Dass ich mutig für den Glauben eintrete und dabei etwas belächelt werde. Dass ich mich für einen schwachen Menschen einsetze. Dass ich meine Künstlerkollegen lobe und ermutige – und dabei selbst auf eine Ermutigung verzichte. Dass ich in meiner Kunst darum ringe, dass sie «authentisch» ist und dabei auch etwas vom Licht Gottes «hindurchscheinen lässt». Dass in meiner Wochenagenda nicht nur meine Kunst, sondern auch Menschen vorkommen. Dass ich mit anderen Christen Gemeinschaft pflege – nicht nur mit dem Ziel, zu bekommen, sondern auch, um zu geben. Dass ich eine Krankheit ertrage und weiss: Dies ist mein Kreuz, das Gott mir zumutet, selbst wenn ich nicht genau weiss, weshalb und wozu. Dass ich als Künstler ohne grossen Erfolg bleibe und nicht bitter werde…
Dietrich Bonhoeffer: Das Kreuz tragen” Hören wir auf Dietrich Bonhoeffer und tauschen dann vielleicht gerade in einem Künstlerkreis darüber aus. Auch was es heisst, wenn Jesus sagt: «Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folgt mir nach, der ist mein nicht wert. Wer sein Leben findet, der wird’s verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird’s finden.» (Matthäus 10,38) Und was heisst «das Leben finden» und sich daran freuen?
«Kreuz ist nicht Ungemach und schweres Schicksal, sondern es ist das Leiden, das uns aus der Bindung an Jesus Christus allein erwächst. Kreuz ist nicht zufälliges, sondern notwendiges Leiden. Kreuz ist nicht an die natürliche Existenz gebundenes Leiden, sondern an das Christsein gebundenes Leiden. Kreuz ist überhaupt nicht nur wesentlich Leiden, sondern Leiden und Verworfenwerden, und auch hier streng genommen, um Jesu Christi willen verworfen werden, nicht um irgendeines anderen Verhaltens oder Bekenntnisses willen.
Eine Christlichkeit, die die Nachfolge nicht mehr ernst nahm, die aus dem Evangelium allein den billigen Glaubenstrost gemacht hatte und für die im übrigen natürliche und christliche Existenz ungeschieden ineinander lag, mußte das Kreuz als das tägliche Ungemach, als die Not und Angst unseres natürlichen Lebens verstehen. Hier war vergessen, daß Kreuz immer zugleich Verworfensein bedeutet, daß die Schmach des Leidens zum Kreuz gehört. Im Leiden ausgestoßen, verachtet und verlassen zu sein von den Menschen, wie es die nicht enden-wollende Klage des Psalmisten ist, dieses wesentliche Merkmal des Kreuzesleidens kann eine Christlichkeit nicht mehr begreifen, die bürgerliche und christliche Existenz nicht zu unterscheiden weiß. Kreuz ist Mitleiden mit Christus, Christusleiden. Allein die Bindung an Christus, wie sie in der Nachfolge geschieht, steht ernstlich unter dem Kreuz.
„– der hebe sein Kreuz auf“ – es liegt schon bereit, von Anfang an, er braucht es nur aufzuheben. Damit aber keiner meine, er müsse sich selbst irgendein Kreuz suchen, er müsse willkürlich ein Leiden aufsuchen, sagt Jesus, es sei einem jeden sein Kreuz schon bereit, ihm von Gott bestimmt und zugemessen. Er soll das ihm verordnete Maß von Leiden und Verworfensein tragen. Es ist für jeden ein anderes Maß. Den einen würdigt Gott großer Leiden, er schenkt ihm die Gnade des Martyriums, den anderen läßt er nicht über seine Kraft versucht werden. Doch ist es das Eine Kreuz.
Jedem Christen wird es auferlegt. Das erste Christusleiden, das jeder erfahren muß, ist der Ruf, der uns aus den Bindungen dieser Welt herausruft. Es ist das Sterben des alten Menschen in der Begegnung mit Jesus Christus. Wer in die Nachfolge eintritt, gibt sich in den Tod Jesu, er setzt sein Leben ins Sterben, das ist von Anfang an so; das Kreuz ist nicht das schreckliche Ende eines frommen glücklichen Lebens, sondern es steht am Anfang der Gemeinschaft mit Jesus Christus. Jeder Ruf Christi führt in den Tod. Ob wir mit den ersten Jüngern Haus und Beruf verlassen müssen, um ihm zu folgen, oder ob wir mit Luther aus dem Kloster in den weltlichen Beruf hineingehen, es wartet in beidem der eine Tod auf uns, der Tod an Jesus Christus, das Absterben unseres alten Menschen an dem Rufe Jesu.»
Einleitender Text: Beat Rink
Dietrich Bonhoeffer (1906-1945)
ENGLISH
In a discussion group with artists, one musician recently said: «It is bad that the only thing that many of us are still interested in is personal success. This also applies to Christian artists. Only a few are prepared to commit themselves for God.» He did not define precisely what he meant by «commit themselves for God».
Taking up the cross Yet this statement kept recurring to me. In the last few days, I have been once again been reading Dietrich Bonhoeffer’s «The Cost of Discipleship» and the chapter on the topic of «Taking up the cross» (see Mark 8, 31-38). I have to answer this question for myself: Am I personally prepared unreservedly to become part of «God’s upside-down world» (see recent TUNE INs) and, if necessary, to suffer for God? This does not necessarily (and in fact preferably not!) mean physical persecution, as suffered by Bonhoeffer himself and by millions of Christians today. It can also mean becoming less egocentric in future as I go along my path through this world. Or that I dedicate my strength and time, which I could of course make such good use of for my own goals, to a task given to me by God; that I stand up courageously for the faith and meet with mocking smiles; that I take up the cause of a vulnerable person; that I praise my artist colleagues and encourage them – and in doing so go without encouragement myself; that I struggle for my art to be «authentic» and consequently for it to allow something of the light of God «to shine through it»; that my plans for the week include not only my art, but also people; that I cultivate fellowship with other Christians – not only with the aim of receiving, but also in order to give; that I bear an illness in the knowledge that this is my cross, the cross that God challenges me to carry, even if I do not clearly know for what reason and to what purpose; that I do not become bitter if my artistic career meets with no great success…
Dietrich Bonhoeffer: “Taking up the cross” Let us listen to Dietrich Bonhoeffer, and then exchange our thoughts about it with others, perhaps in precisely such a group of artists. And about what it means when Jesus says: «And he that does not take his cross and follow after me, is not worthy of me. He that finds his life shall lose it; and he that loses his life for my sake shall find it.» (Matthew 10:38,39) And what does it mean to “find” and then enjoy life?
“To endure the cross is not a tragedy; it is the suffering which is the fruit of an exclusive allegiance to Jesus Christ. When it comes, it is not an accident, but a necessity. It is not the sort of suffering which is inseparable from this mortal life, but the suffering which is an essential part of the specifically Christian life. It is not suffering per se but suffering-and-rejection, and not rejection for any cause or conviction of our own, but rejection for the sake of Christ.
If our Christianity has ceased to be serious about discipleship, if we have watered down the gospel into emotional uplift which makes no costly demands and which fails to distinguish between natural and Christian existence, then we cannot help regarding the cross as an ordinary everyday calamity, as one of the trials and tribulations of life. We have then forgotten that the cross means rejection and shame as well as suffering. The Psalmist was lamenting that he was despised and rejected of men, and that is an essential quality of the suffering of the cross. But this notion has ceased to be intelligible to a Christianity which can no longer see any difference between an ordinary human life and a life committed to Christ. The cross means sharing the suffering of Christ to the last and to the fullest. Only a man thus totally committed in discipleship can experience the meaning of the cross.
The cross is there, right from the beginning, he has only got to pick it up: there is no need for him to go out and look for a cross for himself, no need for him deliberately to run after suffering. Jesus says that every Christian has his own cross waiting for him, a cross destined and appointed by God. Each must endure his allotted share of suffering and rejection. But each has a different share: some God deems worthy of the highest form of suffering, and gives them the grace of martyrdom, while others he does not allow to be tempted above that which they are able to bear. But it is the one and the same cross in every case.
The cross is laid on every Christian. The first Christ-suffering which every man must experience is the call to abandon the attachments of this world. It is that dying of the old man which is the result of his encounter with Christ. As we embark upon discipleship we surrender ourselves to Christ in union with his death—we give over our lives to death. Thus it begins; the cross is not the terrible end to an otherwise godfearing and happy life, but it meets us at the beginning of our communion with Christ. When Christ calls a man, he bids him come and die. It may be a death like that of the first disciples who had to leave home and work to follow him, or it may be a death like Luther’s, who had to leave the monastery and go out into the world. But it is the same death every time—death in Jesus Christ, the death of the old man at his call.”
Editor: Beat Rink / translation: Bill Buchanan / Bonhoeffer quotes: translation by R.H. Fuller
DEUTSCH
In einem Diskussionskreis mit Künstlern sagte kürzlich ein Musiker: «Es ist schlimm, dass Viele von uns nur noch den eigenen Erfolg suchen. Dies gilt auch für christliche Künstler. Nur noch wenige sind bereit, sich für Gott einzusetzen.» Was er mit «sich für Gott einsetzen» meinte, liess er offen.
Das Kreuz tragen Doch mich liess diese Aussage nicht los. Ich las in diesen Tagen gerade wieder einmal Dietrich Bonhoeffers «Nachfolge» und die Kapitel zum Thema «Das Kreuz tragen» (s. Markus 8, 31-38). Ich musste mich fragen: Bin ich selber völlig bereit, mich der «verkehrten Welt Gottes» (siehe letzte TUNE INs) anzuschliessen und, wenn es sein muss, für Gott zu leiden? Das muss nicht unbedingt (und eigentlich lieber nicht!) physische Verfolgung bedeuten, wie es Bonhoeffer selber erlitt und wie es Millionen von Christen heute erleben. Er kann auch bedeuten, dass ich nicht mehr so egozentrisch unterwegs bin wie bisher. Oder dass ich meine Kraft und Zeit, die ich doch so gut für meine eigenen Ziele einsetzen könnte, einem von Gott gegebenen Auftrag widme. Dass ich mutig für den Glauben eintrete und dabei etwas belächelt werde. Dass ich mich für einen schwachen Menschen einsetze. Dass ich meine Künstlerkollegen lobe und ermutige – und dabei selbst auf eine Ermutigung verzichte. Dass ich in meiner Kunst darum ringe, dass sie «authentisch» ist und dabei auch etwas vom Licht Gottes «hindurchscheinen lässt». Dass in meiner Wochenagenda nicht nur meine Kunst, sondern auch Menschen vorkommen. Dass ich mit anderen Christen Gemeinschaft pflege – nicht nur mit dem Ziel, zu bekommen, sondern auch, um zu geben. Dass ich eine Krankheit ertrage und weiss: Dies ist mein Kreuz, das Gott mir zumutet, selbst wenn ich nicht genau weiss, weshalb und wozu. Dass ich als Künstler ohne grossen Erfolg bleibe und nicht bitter werde…
Dietrich Bonhoeffer: Das Kreuz tragen” Hören wir auf Dietrich Bonhoeffer und tauschen dann vielleicht gerade in einem Künstlerkreis darüber aus. Auch was es heisst, wenn Jesus sagt: «Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folgt mir nach, der ist mein nicht wert. Wer sein Leben findet, der wird’s verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird’s finden.» (Matthäus 10,38) Und was heisst «das Leben finden» und sich daran freuen?
«Kreuz ist nicht Ungemach und schweres Schicksal, sondern es ist das Leiden, das uns aus der Bindung an Jesus Christus allein erwächst. Kreuz ist nicht zufälliges, sondern notwendiges Leiden. Kreuz ist nicht an die natürliche Existenz gebundenes Leiden, sondern an das Christsein gebundenes Leiden. Kreuz ist überhaupt nicht nur wesentlich Leiden, sondern Leiden und Verworfenwerden, und auch hier streng genommen, um Jesu Christi willen verworfen werden, nicht um irgendeines anderen Verhaltens oder Bekenntnisses willen.
Eine Christlichkeit, die die Nachfolge nicht mehr ernst nahm, die aus dem Evangelium allein den billigen Glaubenstrost gemacht hatte und für die im übrigen natürliche und christliche Existenz ungeschieden ineinander lag, mußte das Kreuz als das tägliche Ungemach, als die Not und Angst unseres natürlichen Lebens verstehen. Hier war vergessen, daß Kreuz immer zugleich Verworfensein bedeutet, daß die Schmach des Leidens zum Kreuz gehört. Im Leiden ausgestoßen, verachtet und verlassen zu sein von den Menschen, wie es die nicht enden-wollende Klage des Psalmisten ist, dieses wesentliche Merkmal des Kreuzesleidens kann eine Christlichkeit nicht mehr begreifen, die bürgerliche und christliche Existenz nicht zu unterscheiden weiß. Kreuz ist Mitleiden mit Christus, Christusleiden. Allein die Bindung an Christus, wie sie in der Nachfolge geschieht, steht ernstlich unter dem Kreuz.
„– der hebe sein Kreuz auf“ – es liegt schon bereit, von Anfang an, er braucht es nur aufzuheben. Damit aber keiner meine, er müsse sich selbst irgendein Kreuz suchen, er müsse willkürlich ein Leiden aufsuchen, sagt Jesus, es sei einem jeden sein Kreuz schon bereit, ihm von Gott bestimmt und zugemessen. Er soll das ihm verordnete Maß von Leiden und Verworfensein tragen. Es ist für jeden ein anderes Maß. Den einen würdigt Gott großer Leiden, er schenkt ihm die Gnade des Martyriums, den anderen läßt er nicht über seine Kraft versucht werden. Doch ist es das Eine Kreuz.
Jedem Christen wird es auferlegt. Das erste Christusleiden, das jeder erfahren muß, ist der Ruf, der uns aus den Bindungen dieser Welt herausruft. Es ist das Sterben des alten Menschen in der Begegnung mit Jesus Christus. Wer in die Nachfolge eintritt, gibt sich in den Tod Jesu, er setzt sein Leben ins Sterben, das ist von Anfang an so; das Kreuz ist nicht das schreckliche Ende eines frommen glücklichen Lebens, sondern es steht am Anfang der Gemeinschaft mit Jesus Christus. Jeder Ruf Christi führt in den Tod. Ob wir mit den ersten Jüngern Haus und Beruf verlassen müssen, um ihm zu folgen, oder ob wir mit Luther aus dem Kloster in den weltlichen Beruf hineingehen, es wartet in beidem der eine Tod auf uns, der Tod an Jesus Christus, das Absterben unseres alten Menschen an dem Rufe Jesu.»
Einleitender Text: Beat Rink
DER KUNSTORT IM ALTEN BUSDEPOT
Das Depot wird jeden Monat von einem/einer anderen Kunstschaffenden genutzt, um zu arbeiten, zu entwickeln etc.
Am Ende jeden Monats, jeweils am 29igsten, gibt es ein kleines Opening, einen «Salon», (z.B. als Showing, Performance, Open Doors, Apéro, Künstlergespr.ch, meet the artist o.ä.). Dieser «Salon» wird den Bedürfnissen, der Arbeitsweise und den Möglichkeiten der Kunstschaffenden angepasst.
Das Depot (ca. 300m2) kostet CHF 500.– für den ganzen Monat, inkl. Nebenkosten und Versicherung.
Die Kunstschaffenden sind frei, andere Kunstschaffende einzuladen, bzw. auch als Künstlergruppe im Depot zu arbeiten.
Folgende Monate sind noch frei:
– Juni (3 Wochen) – Juli (2 Wochen zweite Hälfte) – August – Oktober
Möchten Sie Ihrer Firma, Ihrem Verein oder Freundeskreis ein unvergessliches und fachlich inspirierendes Reiseerlebnis ermöglichen? Für Gruppen von 10 bis 30 Personen bieten wir in Zusammenarbeit mit unseren lokalen Fachleuten an verschiedenen Destinationen massgeschneiderte Programme zu attraktiven Konditionen an. Einen ersten Eindruck über die Möglichkeiten vermittelt Ihnen unser neuer Gruppenflyer. Kontaktieren Sie uns für einen unverbindlichen Besprechungstermin!
Wen haben Sie verloren? Gott. Keinen Menschen? Er verstand nicht. Aber sie konnte versuchen, sich ihm verständlich zu machen. Mehr als einen Menschen. Jemand, der Alles war, in allem. Es gab nichts auf der Welt, worin ich Ihn nicht finden und berühren konnte. Alles Erschaffene – ich konnte sehen und riechen, dass es tatsächlich erschaffen worden war. Ich konnte schmecken, was Er berührt hatte. So gross war Seine Liebe. Können Sie sich vorstellen, was passiert, wenn eine so grosse Liebe einen ohne vorstellbaren Grund verlässt?
A.L. Kennedy, Gleissendes Glück, englisch 1997.
Menschen verliert man, aber Gott? Nachbarskinder, als es noch keine Schule gab, Schulkameraden, als es noch keine Universität gab, Kommilitonen, als es noch kein Berufsleben gab, Berufskollegen, als es noch keine Rente gab, fast alle sind verloren, aber Gott? Mitreisende, die einem auf einer erlebnisreichen Reise zwei Wochen lang sehr nahe waren, Bettnachbarn, mit denen man nach der Operation stundenlang über Leben und Tod gesprochen hatte, Hausbewohner, die immer wieder mal mit einem Ei oder einem Liter Milch ausgeholfen hatte, fast immer verliert man sie, aber Gott? Selbst die Ehefrau, mit der man zwanzig Jahre das Leben geteilt hatte, selbst das Kind, für das man schlaflose Nächte überstand, selbst die Eltern, die einst alles für einen taten, selbst die kann man verlieren, aber Gott?
Einen, der Alles in allem ist, den man mit allen Sinnen überall wahrnehmen kann, der mit seinen schöpferischen Händen alles erschaffen und auf allem Erschaffenen seinen Fingerabdruck hinterlassen hat, kann man den verlieren? Einen, dessen Liebe alles durchdrungen, der mit ihr den guten Grund von allem Guten gelegt hat, der so sehr liebt, dass er die Liebe selbst ist, kann man den verlieren?
Doch, das kann ich mir vorstellen. Menschen kann ich verlieren. Wie viele habe ich schon verloren! Es fällt mir immer dann auf, wenn ich zu einem runden Lebensmoment einlade. Jedes Mal ist die Liste eine andere. Aber es ergibt sich doch jedes Mal wieder eine Liste. Ich habe Menschen nicht nur verloren, sondern auch gewonnen. Andere. Gott kann ich auch verlieren. Es fällt mir immer dann auf, wenn ich beten will und nicht beten kann, wenn nur Geprägtes oder Gestammeltes bleibt. Aber ich bete trotzdem, und plötzlich ist er beim Beten wieder da. Derselbe.
Doch, ich kann mir die Lücke vorstellen, die Gott hinterlässt, die Leerstellen, wo er nicht mehr wahrzunehmen ist, das Schweigen, wo er einst zu mir sprach und mir etwas sagte. In den Brachen, die dann gottlos auf andere Nutzung warten, in den Löchern, die dann gottentleert für anderen Sinn klaffen, in den Maschen, die dann gottbefreit anderen Zusammenhalt versprechen, gähnt ein Abgrund, wenn er mich ohne vorstellbaren Grund verlässt. Der verlorene Gott ist mein Abgrund.
Ist aber ein Grund, nur weil er mir nicht vorstellbar ist, auch nicht gegeben? Gibt es nicht, was ich mir nicht vorstellen kann? Ist Sein nur vorstellbares Sein? Macht gar die Vorstellung solches Sein? Oder umfasst Gott ganz ohne mich Grund und Abgrund, Fülle und Lücke, Wahrnehmbares und Leerstelle, Reden und Schweigen? Ist er gar als der Unvorstellbare vorstellbar? So dass hinter jedem vorstellbaren Gott, der verblasst und verdunstet, ein unvorstellbarer Kontur gewinnt, die sich irgendwann ausprägt zum Bild, sinnlich wieder zu sehen, riechen, schmecken und allmählich Alles in allem wird, allumfassende Liebe gar, bis er sich verliert und meine Vorstellung wieder verlässt wie ein Film das Kino? Das nicht schon deshalb kein Kino mehr ist, nur weil gerade kein Film verfügbar ist und keine Vorstellung läuft?
Mein Gott, warum hast du mich verlassen? (Ps 22,2; Mk 15,34). Der Verschwundene bleibt mein Gott, und meine Vorstellung des Unvorstellbaren bleibt mein Bild von ihm.
Mach Deine Kreativität zum Job und begeistere als ArtNight Künstler (m/w)!
Von Hobbykünstler bis hin zum Experten – bei uns steht jedem die Tür offen. Wenn Du es neben Deinem künstlerischen Talent verstehst, Menschen charmant zu begeistern, Deine Passion fürs Malen zu übertragen und dabei noch ein Organisationstalent bist, dann solltest Du Dich unbedingt bei uns bewerben!
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Du entscheidest wann und in welcher Location (Bar/Cafè/Restaurant) Deine öffentlichen ArtNights stattfinden
ArtNights dauern inkl. Vor- und Nachbereitung ca. 4 Stunden und finden unter der Woche abends und am Wochenende i.d.R. nachmittags/abends statt
Du leitest den Malprozess an, damit Deine Teilnehmer ihr persönliches Kunstwerk kreieren können
Du wählst Motive aus dem ArtNight Katalog mit über 200 Sujets aus
Du sorgst dafür, dass die Gäste einen unterhaltsamen Abend in einer tollen Atmosphäre erleben
Darüber hinaus besteht die Möglichkeit private ArtNights (Firmenfeiern, Polterabende, Teamevents usw.) durchzuführen, die bei ArtNight direkt angefragt werden
WAS SUCHEN / WÜNSCHEN WIR UNS VON DIR?
Du hast Erfahrung im Durchführen und anleiten von Workshops
Du bist empathisch und kommunikativ
Du liebst es, in die Gastgeberrolle zu schlüpfen und TeilnehmerInnen einen tollen Workshop zu bieten
Du möchte mindestens vier ArtNights im Monat anbieten (Dauer einer ArtNight 2 h, dazu kommt Auf-und Abbau jeweils ca. 1 Stunde // bis zu 25 Gäste)
Du bist zuverlässig und ein Organisationstalent
WAS IST ARTNIGHT?
Wir sind ArtNight, eine Plattform für kreative Erlebnisse. Als Jungunternehmen haben wir uns zur Aufgabe gemacht, Künstler und Kunstinteressierte offline zusammenzubringen.
Möchtest du, dass dein Künstler-Profil auf unserer Onlinedatenbank noch mehr hervorsticht? Bist du Mitglied bei ARTS+ und willst dein Profil nicht selber ausfüllen? Dann nimm dir 10 Minuten Zeit und fülle dieses Formular mit deinen Angaben aus: Formular
The aim of the last TUNE IN was to encourage us to do «crazy things» this year as followers of Christ. This is usually the opposite of what other people do and of what is generally expected. In Matthew 5, 47, Jesus asks: «And if you are friendly only to your brothers, what is extraordinary (Greek «to perisson / περισσóv») in that? Do not the heathen do the same?» And his answer: «Love your enemies!» In his book «The cost of discipleship» (1937) , Dietrich Bonhoeffer (1906-1945) dedicates a moving chapter to loving one’s enemies. Here are some quotations:
“The Extraordinary” “How then do the disciples differ from the heathen? What does it really mean to be a Christian? … What make the Christian different from other men is the “peculiar,” the περισσóv, the “extraordinary,” the “unusual,” that which is not “a matter of course.” (…) What is the precise nature of the περισσóv? It is the life described in the beatitudes, the life of the followers of Jesus, the light which lights the world, the city set on the hill, the way of self-renunciation, of utter love, of absolute purity, truthfulness and meekness. It is unreserved love for our enemies, for the unloving and the unloved, love for our religious, political and personal adversaries. In every case it is the love which was fulfilled in the cross of Christ. What is the περισσóv? It is the love of Jesus Christ himself, who went patiently and obediently to the cross – it is in fact the cross itself. The cross is the differential of the Christian religion, the power which enables the Christian to transcend the world and to win the victory. The passio in the love of the Crucified is the supreme expression of the “extraordinary” quality of the Christian life.”
“Bless them that persecute you” “If our enemy cannot put up with us any longer and takes to cursing us, our immediate reaction must be to lift up our hands and bless him. Our enemies are the blessed of the Lord. Their curse can do us no harm. May their poverty be enriched with all the riches of God, with the blessing of him whom they seek to oppose in vain. We are ready to endure their curses so long as they redound to their blessing.”
“Pray for them which despitefully use you and persecute you” “This is the supreme demand. Through the medium of prayer we go to our enemy, stand by his side, and plead for him to God. Jesus does not promise that when we bless our enemies and do good to them they will not despitefully use and persecute us. They certainly will. But not even that can hurt or overcome us, so long as we pray for them. For if we pray for them, we are taking their distress and poverty, their guilt and perdition upon ourselves, and pleading to God for them. We are doing vicariously for them what they cannot do for themselves. Every insult they utter only serves to bind us more closely to God and them. Their persecution of us only serves to bring them nearer to reconciliation with God and to further the triumphs of love. How then does love conquer? By asking not how the enemy treats her but only how Jesus treated her. The love for our enemies takes us along the way of the cross and into fellowship with the Crucified. The more we are driven along this road, the more certain is the victory of love over the enemy’s hatred. For then it is not the disciple’s own love, but the love of Jesus Christ alone, who for the sake of his enemies went to the cross and prayed for them as he hung there. In the face of the cross the disciples realized that they too were his enemies, and that he had overcome them by his love. It is this that opens the disciple’s eyes, and enables him to see his enemy as a brother.”
Enemies – even in the art? Do we have «enemies»? Last week, I had the privilege in Russia of meeting persons who had to endure much in the time of the Soviet Union. But they never ceased to love their enemies! There are also enemies in art. A picture by Alexander Deineka (1899-1969) («The cross country race of Red Army soldiers”) is an expression of such enmity as it manifests itself artistically. I discovered it in an interesting exhibition of «socialist realist» paintings (including some really good pictures!). It was a preparatory picture for a ceiling painting in a theatre. At the first glance it is simply heroic kitsch. Looking at it again, it is pure provocation against Christianity. Perhaps it does not even reflect the views of the painter, but was done on the orders of the authorities. It copies and replaces the pictorial tradition of Christian churches. Praise is directed not to the triune God, but to the victory of the sportsman – and to state power, which manifests itself in three (!) aircraft.
How do we react? Where do we today likewise encounter art which is expressly hostile to God and to the order of his good creation? How do we react to this? With hate, or with engaged love which is also prepared to contradict? And where, too, do we have enemies in our lives as artists? Where does this hostility threaten to harm us personally (and our art)? Or perhaps we do not have real enemies around us, but simply people with whom we would prefer to have nothing to do. But to them, too, we should offer our love! What form does this love take? Certainly that we pray for them (in an artists’ prayer group, for example), that we bless them in prayer, and that we do good to them, for example by thanking them for something, praising them, helping them. Love of this kind will change us, our relationships and our faith. God sends «enemies» to each one of us. Let search for God’s help that we can do the “extraordinary” and love them!
Text: Beat Rink / translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
Der letzte TUNE IN-Text sollte uns dazu ermutigen, in diesem Jahr als Nachfolger von Christus «Verrücktes» zu tun. Das ist meist Gegenteil von dem, was Andere tun und was allgemein erwartet wird. In Matthäus 5, 47 fragt Jesus: «Und wenn ihr nur zu euren Brüdern freundlich seid, was tut ihr Ausserordentliches (griechisch «to perisson / περισσóv»)? Tun nicht dasselbe auch die Heiden?» Und seine Antwort lautet: «Liebt eure Feinde!»Dietrich Bonhoeffer (1906-1945) widmet in seinem Buch «Nachfolge» (1937) ein bewegendes Kapitel der Feindesliebe. Hier einige Zitate:
Das “Aussergewöhnliche” Worin unterscheidet sich der Jünger vom Heiden? Worin besteht „das Christ-liche“? …Das Christliche ist das „Sonderliche“, das περισσóv, das Außerordentliche, das Nichtreguläre, Nichtselbstverständliche. Es ist das, was an „besserer Gerechtigkeit“ die Pharisäer „übertrifft“, über sie hinausragt, das Mehr, das Darüberhinaus. (…) Worin besteht das περισσóv, das Außerordentliche? Es ist die Existenz der Seliggepriesenen, der Nachfolgenden, es ist das leuchtende Licht, die Stadt auf dem Berge, es ist der Weg der Selbstverleugnung, völliger Liebe, völliger Reinheit, völliger Wahrhaftigkeit, völliger Gewaltlosigkeit; es ist hier die ungeteilte Liebe zum Feind, die Liebe zu dem, der keinen liebt und den keiner liebt; die Liebe zum religiösen, zum politischen, zum persönlichen Feind. Es ist in all dem der Weg, der seine Erfüllung fand am Kreuze Jesu Christi. Was ist das περισσóv? Es ist die Liebe Jesu Christi selbst, die leidend und gehorsam ans Kreuz geht, es ist das Kreuz. Das Sonderliche des Christlichen ist das Kreuz, das den Christen über-die-Welt-hinaussein läßt und ihm darin den Sieg über die Welt gibt. Die passio in der Liebe des Gekreuzigten – das ist das „Außerordentliche“ an der christlichen Existenz.”
„Segnet, die euch fluchen“ Trifft uns die Verfluchung des Feindes, weil er unsere Gegenwart nicht ertragen kann, so sollen wir die Hände zum Segen erheben: Ihr, unsere Feinde, ihr Gesegneten Gottes, euer Fluch kann uns nicht verletzen, aber eure Armut möge erfüllt werden von dem Reichtum Gottes, von dem Segen dessen, gegen den ihr vergeblich anlauft. Auch wollen wir euren Fluch wohl tragen, wenn ihr nur den Segen davontragt.
„Bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen“ “Das ist das Äußerste. Im Gebet treten wir zum Feind, an seine Seite, wir sind mit ihm, bei ihm, für ihn vor Gott. Jesus verheißt uns nicht, daß uns der Feind, den wir lieben, den wir segnen, dem wir wohltun, nicht beleidigen und verfolgen werde. Er wird es tun. Aber auch hierin kann er uns nicht schaden und überwinden, wenn wir den letzten Schritt zu ihm tun in fürbittendem Gebet. Nun nehmen wir seine Not und Armut, seine Schuld und Verlorenheit mit auf uns, treten vor Gott für ihn ein. Wir tun stellvertretend für ihn, was er nicht tun kann. Jede Beleidigung des Feindes wird uns nur näher mit Gott und mit unserm Feind verbinden. Jede Verfolgung kann nur dazu dienen, daß der Feind der Versöhnung mit Gott näher gebracht wird, daß die Liebe unüberwindlicher wird. Wie wird die Liebe unüberwindlich? Darin, daß sie niemals danach fragt, was der Feind ihr antut, sondern allein danach, was Jesus getan hat. Die Feindesliebe führt den Jünger auf den Weg des Kreuzes und in die Gemeinschaft des Ge-kreuzigten. Aber je gewisser der Jünger auf diesen Weg gedrängt wird, desto gewisser bleibt seine Liebe unüberwunden, desto gewisser überwindet sie den Haß des Feindes; denn sie ist ja nicht seine eigene Liebe. Sie ist ganz allein die Liebe Jesu Christi, der für seine Feinde zum Kreuz ging und am Kreuz für sie betete. Vor dem Kreuzesweg Jesu Christi aber erkennen auch die Jünger, daß sie selbst unter den Feinden Jesu waren, die von seiner Liebe überwunden wurden. Diese Liebe macht den Jünger sehend, daß er im Feind den Bruder erkennt, daß er an ihm handelt wie an seinem Bruder.”
Reale Feinde – auch in der Kunstwelt? Haben wir «Feinde»? Letzte Woche hatte ich das Privileg, in Russland Menschen (darunter Künstler) zu begegnen, die zur Zeit der Sowjetunion viel erdulden mussten. Aber sie hörten nicht auf, ihre Feinde zu lieben! Feinde gibt es auch in der Kunst. Das Bild von Alexander Deineka (1899-1969) («The cross country race of red army soldiers”) ist Ausdruck einer solchen Feindschaft, wie sie sich künstlerisch manifestiert. Ich entdeckte es in einer interessanten Ausstellung über die Malerei des «sozialistischen Realismus» (darunter waren auch wirklich gute Bilder!). Es ist der Entwurf zu einem Deckengemälde eines Theaters. Es ist auf den ersten Blick einfach heroischer Kitsch. Auf den zweiten Blick ist es eine pure Provokation gegen das Christentum. Vielleicht spiegelt es nicht einmal die Meinung des Malers, sondern war einfach von oben verordnet. Es kopiert und ersetzt die Bildtradition der christlichen Kirchen. Gepriesen wird nicht der dreieinige Gott, sondern der Sieg der Sportler – und der Staatsmacht, die sich in drei (!) Flugzeugen manifestiert.
Wie reagieren wir? Wo gibt es auch heute Kunst, die ausgesprochen feindlich ist gegen Gott und seine guten Ordnungen? Wie reagieren wir darauf? Mit Hass oder mit engagierter, auch zum Widerspruch bereiter Liebe? Und wo gibt es auch in unserem Leben als Künstler Feinde? Wo droht diese Feindschaft, uns persönlich (und unserer Kunst) zu schaden? Vielleicht gibt es um uns herum auch nicht wirkliche Feinde, sondern einfach Menschen, mit denen wir am liebsten nichts zu tun hätten. Auch die sollen wir lieben! Wie sieht diese Liebe aus? Sicher, indem wir für sie beten (zum Beispiel in einem Künstler-Gebetskreis), indem wir sie in unserem Gebet segnen und indem wir ihnen Gutes tun. Solche Liebe wird uns, unsere Beziehungen und unseren Glauben verändern. Gott schickt jedem von uns «Feinde». Lasst uns nach Gottes Hilfe suchen, damit wir das “Aussergewöhnliche” tun und sie lieben können!
Text: Beat Rink
ENGLISH
The aim of the last TUNE IN was to encourage us to do «crazy things» this year as followers of Christ. This is usually the opposite of what other people do and of what is generally expected. In Matthew 5, 47, Jesus asks: «And if you are friendly only to your brothers, what is extraordinary (Greek «to perisson / περισσóv») in that? Do not the heathen do the same?» And his answer: «Love your enemies!» In his book «The cost of discipleship» (1937) , Dietrich Bonhoeffer (1906-1945) dedicates a moving chapter to loving one’s enemies. Here are some quotations:
“The Extraordinary” “How then do the disciples differ from the heathen? What does it really mean to be a Christian? … What make the Christian different from other men is the “peculiar,” the περισσóv, the “extraordinary,” the “unusual,” that which is not “a matter of course.” (…) What is the precise nature of the περισσóv? It is the life described in the beatitudes, the life of the followers of Jesus, the light which lights the world, the city set on the hill, the way of self-renunciation, of utter love, of absolute purity, truthfulness and meekness. It is unreserved love for our enemies, for the unloving and the unloved, love for our religious, political and personal adversaries. In every case it is the love which was fulfilled in the cross of Christ. What is the περισσóv? It is the love of Jesus Christ himself, who went patiently and obediently to the cross – it is in fact the cross itself. The cross is the differential of the Christian religion, the power which enables the Christian to transcend the world and to win the victory. The passio in the love of the Crucified is the supreme expression of the “extraordinary” quality of the Christian life.”
“Bless them that persecute you” “If our enemy cannot put up with us any longer and takes to cursing us, our immediate reaction must be to lift up our hands and bless him. Our enemies are the blessed of the Lord. Their curse can do us no harm. May their poverty be enriched with all the riches of God, with the blessing of him whom they seek to oppose in vain. We are ready to endure their curses so long as they redound to their blessing.”
“Pray for them which despitefully use you and persecute you” “This is the supreme demand. Through the medium of prayer we go to our enemy, stand by his side, and plead for him to God. Jesus does not promise that when we bless our enemies and do good to them they will not despitefully use and persecute us. They certainly will. But not even that can hurt or overcome us, so long as we pray for them. For if we pray for them, we are taking their distress and poverty, their guilt and perdition upon ourselves, and pleading to God for them. We are doing vicariously for them what they cannot do for themselves. Every insult they utter only serves to bind us more closely to God and them. Their persecution of us only serves to bring them nearer to reconciliation with God and to further the triumphs of love. How then does love conquer? By asking not how the enemy treats her but only how Jesus treated her. The love for our enemies takes us along the way of the cross and into fellowship with the Crucified. The more we are driven along this road, the more certain is the victory of love over the enemy’s hatred. For then it is not the disciple’s own love, but the love of Jesus Christ alone, who for the sake of his enemies went to the cross and prayed for them as he hung there. In the face of the cross the disciples realized that they too were his enemies, and that he had overcome them by his love. It is this that opens the disciple’s eyes, and enables him to see his enemy as a brother.”
Enemies – even in the art? Do we have «enemies»? Last week, I had the privilege in Russia of meeting persons who had to endure much in the time of the Soviet Union. But they never ceased to love their enemies! There are also enemies in art. A picture by Alexander Deineka (1899-1969) («The cross country race of Red Army soldiers”) is an expression of such enmity as it manifests itself artistically. I discovered it in an interesting exhibition of «socialist realist» paintings (including some really good pictures!). It was a preparatory picture for a ceiling painting in a theatre. At the first glance it is simply heroic kitsch. Looking at it again, it is pure provocation against Christianity. Perhaps it does not even reflect the views of the painter, but was done on the orders of the authorities. It copies and replaces the pictorial tradition of Christian churches. Praise is directed not to the triune God, but to the victory of the sportsman – and to state power, which manifests itself in three (!) aircraft.
How do we react? Where do we today likewise encounter art which is expressly hostile to God and to the order of his good creation? How do we react to this? With hate, or with engaged love which is also prepared to contradict? And where, too, do we have enemies in our lives as artists? Where does this hostility threaten to harm us personally (and our art)? Or perhaps we do not have real enemies around us, but simply people with whom we would prefer to have nothing to do. But to them, too, we should offer our love! What form does this love take? Certainly that we pray for them (in an artists’ prayer group, for example), that we bless them in prayer, and that we do good to them, for example by thanking them for something, praising them, helping them. Love of this kind will change us, our relationships and our faith. God sends «enemies» to each one of us. Let search for God’s help that we can do the “extraordinary” and love them!
Text: Beat Rink / translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
Der letzte TUNE IN-Text sollte uns dazu ermutigen, in diesem Jahr als Nachfolger von Christus «Verrücktes» zu tun. Das ist meist Gegenteil von dem, was Andere tun und was allgemein erwartet wird. In Matthäus 5, 47 fragt Jesus: «Und wenn ihr nur zu euren Brüdern freundlich seid, was tut ihr Ausserordentliches (griechisch «to perisson / περισσóv»)? Tun nicht dasselbe auch die Heiden?» Und seine Antwort lautet: «Liebt eure Feinde!»Dietrich Bonhoeffer (1906-1945) widmet in seinem Buch «Nachfolge» (1937) ein bewegendes Kapitel der Feindesliebe. Hier einige Zitate:
Das “Aussergewöhnliche” Worin unterscheidet sich der Jünger vom Heiden? Worin besteht „das Christ-liche“? …Das Christliche ist das „Sonderliche“, das περισσóv, das Außerordentliche, das Nichtreguläre, Nichtselbstverständliche. Es ist das, was an „besserer Gerechtigkeit“ die Pharisäer „übertrifft“, über sie hinausragt, das Mehr, das Darüberhinaus. (…) Worin besteht das περισσóv, das Außerordentliche? Es ist die Existenz der Seliggepriesenen, der Nachfolgenden, es ist das leuchtende Licht, die Stadt auf dem Berge, es ist der Weg der Selbstverleugnung, völliger Liebe, völliger Reinheit, völliger Wahrhaftigkeit, völliger Gewaltlosigkeit; es ist hier die ungeteilte Liebe zum Feind, die Liebe zu dem, der keinen liebt und den keiner liebt; die Liebe zum religiösen, zum politischen, zum persönlichen Feind. Es ist in all dem der Weg, der seine Erfüllung fand am Kreuze Jesu Christi. Was ist das περισσóv? Es ist die Liebe Jesu Christi selbst, die leidend und gehorsam ans Kreuz geht, es ist das Kreuz. Das Sonderliche des Christlichen ist das Kreuz, das den Christen über-die-Welt-hinaussein läßt und ihm darin den Sieg über die Welt gibt. Die passio in der Liebe des Gekreuzigten – das ist das „Außerordentliche“ an der christlichen Existenz.”
„Segnet, die euch fluchen“ Trifft uns die Verfluchung des Feindes, weil er unsere Gegenwart nicht ertragen kann, so sollen wir die Hände zum Segen erheben: Ihr, unsere Feinde, ihr Gesegneten Gottes, euer Fluch kann uns nicht verletzen, aber eure Armut möge erfüllt werden von dem Reichtum Gottes, von dem Segen dessen, gegen den ihr vergeblich anlauft. Auch wollen wir euren Fluch wohl tragen, wenn ihr nur den Segen davontragt.
„Bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen“ “Das ist das Äußerste. Im Gebet treten wir zum Feind, an seine Seite, wir sind mit ihm, bei ihm, für ihn vor Gott. Jesus verheißt uns nicht, daß uns der Feind, den wir lieben, den wir segnen, dem wir wohltun, nicht beleidigen und verfolgen werde. Er wird es tun. Aber auch hierin kann er uns nicht schaden und überwinden, wenn wir den letzten Schritt zu ihm tun in fürbittendem Gebet. Nun nehmen wir seine Not und Armut, seine Schuld und Verlorenheit mit auf uns, treten vor Gott für ihn ein. Wir tun stellvertretend für ihn, was er nicht tun kann. Jede Beleidigung des Feindes wird uns nur näher mit Gott und mit unserm Feind verbinden. Jede Verfolgung kann nur dazu dienen, daß der Feind der Versöhnung mit Gott näher gebracht wird, daß die Liebe unüberwindlicher wird. Wie wird die Liebe unüberwindlich? Darin, daß sie niemals danach fragt, was der Feind ihr antut, sondern allein danach, was Jesus getan hat. Die Feindesliebe führt den Jünger auf den Weg des Kreuzes und in die Gemeinschaft des Ge-kreuzigten. Aber je gewisser der Jünger auf diesen Weg gedrängt wird, desto gewisser bleibt seine Liebe unüberwunden, desto gewisser überwindet sie den Haß des Feindes; denn sie ist ja nicht seine eigene Liebe. Sie ist ganz allein die Liebe Jesu Christi, der für seine Feinde zum Kreuz ging und am Kreuz für sie betete. Vor dem Kreuzesweg Jesu Christi aber erkennen auch die Jünger, daß sie selbst unter den Feinden Jesu waren, die von seiner Liebe überwunden wurden. Diese Liebe macht den Jünger sehend, daß er im Feind den Bruder erkennt, daß er an ihm handelt wie an seinem Bruder.”
Reale Feinde – auch in der Kunstwelt? Haben wir «Feinde»? Letzte Woche hatte ich das Privileg, in Russland Menschen (darunter Künstler) zu begegnen, die zur Zeit der Sowjetunion viel erdulden mussten. Aber sie hörten nicht auf, ihre Feinde zu lieben! Feinde gibt es auch in der Kunst. Das Bild von Alexander Deineka (1899-1969) («The cross country race of red army soldiers”) ist Ausdruck einer solchen Feindschaft, wie sie sich künstlerisch manifestiert. Ich entdeckte es in einer interessanten Ausstellung über die Malerei des «sozialistischen Realismus» (darunter waren auch wirklich gute Bilder!). Es ist der Entwurf zu einem Deckengemälde eines Theaters. Es ist auf den ersten Blick einfach heroischer Kitsch. Auf den zweiten Blick ist es eine pure Provokation gegen das Christentum. Vielleicht spiegelt es nicht einmal die Meinung des Malers, sondern war einfach von oben verordnet. Es kopiert und ersetzt die Bildtradition der christlichen Kirchen. Gepriesen wird nicht der dreieinige Gott, sondern der Sieg der Sportler – und der Staatsmacht, die sich in drei (!) Flugzeugen manifestiert.
Wie reagieren wir? Wo gibt es auch heute Kunst, die ausgesprochen feindlich ist gegen Gott und seine guten Ordnungen? Wie reagieren wir darauf? Mit Hass oder mit engagierter, auch zum Widerspruch bereiter Liebe? Und wo gibt es auch in unserem Leben als Künstler Feinde? Wo droht diese Feindschaft, uns persönlich (und unserer Kunst) zu schaden? Vielleicht gibt es um uns herum auch nicht wirkliche Feinde, sondern einfach Menschen, mit denen wir am liebsten nichts zu tun hätten. Auch die sollen wir lieben! Wie sieht diese Liebe aus? Sicher, indem wir für sie beten (zum Beispiel in einem Künstler-Gebetskreis), indem wir sie in unserem Gebet segnen und indem wir ihnen Gutes tun. Solche Liebe wird uns, unsere Beziehungen und unseren Glauben verändern. Gott schickt jedem von uns «Feinde». Lasst uns nach Gottes Hilfe suchen, damit wir das “Aussergewöhnliche” tun und sie lieben können!
Text: Beat Rink
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At the beginning of a new year, we ask ourselves: “What will this year bring? Will everything be in its right order, in its right place – in our private life, in our profession (as an artist), in our families?” It is a sad fact, however, that the world is in disorder. The world often seems to be in an inverted order.
The rabbit shoots the hunter In cultural history, the motif of the «upside-down world» recurs time and again. One places in books for children and young people. It was funny to see rabbits shooting at the hunter. But why does the same motif turn up on the Town Hall in Basel, for example? Probably as a warning against «inverting relationships». These also include terrifying visions such as Women as Soldiers and Men as cooks (!) or, at the time of the Reformation, Priests in the Fields and Peasants as Priests at the Altar. It was also as a warning that the motif was disseminated in literature. In German novels of the Baroque period, for example, it marks a departure from God’s order of creation, as became reality in the most horrifying way during the 30 Years’ War.
God’s Judgement In the Bible, too, we read of how the order of creation becomes inverted. This takes place where God passes judgement: « See, the LORD is going to lay waste the earth and devastate it; he will ruin its face and scatter its inhabitants – it will be the same for priest as for people, for master as for servant, for mistress as for maid, for seller as for buyer, for borrower as for lender, for debtor as for creditor.» [Isaiah 24, 1+2]. How we should we understand this? This «upside-down world» is not what God wanted, but what man wanted! Because man has rejected him, God takes away his protecting hand from over us – and chaos breaks loose.
God’s «upside-down world» But God certainly does not wish the world to sink into chaos and to become even more inverted than it already is. He calls us back to the order of creation. But what does «the order of creation» mean for God? It does not mean chaos but, in a special way, a completely «upside-down world ». Some examples:
The lion eats straw Isaiah 65, 25: «The wolf and the lamb will feed together, and the lion will eat straw like the ox, but dust shall be the serpent’s food.» Here Isaiah gives us a glimpse of God’s future world.
Buying without money Isaiah 55, 1-3: «Come, all you who are thirsty, come to the waters; and you who have no money, come, buy and eat! Come, buy wine and milk without money and without cost!» God’s grace is not logical. But God’s logic exposes the fact that we are actually illogical: «Why spend money on what is not bread, and your labour on what does not satisfy? Listen, listen to me, and eat what is good, and your soul will delight in the richest of fare. Give ear and come to me; hear me, that your soul may live!»
The last will be the first, the first will be last Matthew 19, 30 and 20, 16 tell of how many who are the first will be the last. Between these two passages we read a perfect example of God’s «upside-down world»: the parable of the men hired to work in the vineyard, with all of them receiving the same payment despite doing different amounts of work.
God’s foolishness is wiser than man’s wisdom 1 Corinthians 1, 25+27: «For the foolishness of God is wiser than man’s wisdom, and the weakness of God is stronger than man’s strength. (…) But God chose the foolish things of the world to shame the wise; God chose the weak things of the world to shame the strong.» 20 + 21: «Has not God made foolish the wisdom of the world? For since in the wisdom of God the world through its wisdom did not know him, God was pleased through the foolishness of what was preached to save those who believe.»
Throughout the whole length of the Bible, we find the message that where God intervenes, things get turned upside down – or, more accurately, get put back on their feet again. One day, we shall experience «God’s upside-down world» in all its dimensions! In this New Year, where do we expect, and where can we be involved in bringing about, that things will not simply take their «usual» course, but instead become part of God’s «illogical, crazy order»? Where does our art perhaps also speak of this?
The TUNE IN editorial team joins other members of the Crescendo staff in wishing you most sincerely a «crazy» year!
Text: Beat Rink / translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
Am Anfang eines neuen Jahres fragen wir uns: Was wird es bringen? Wird Alles seine Ordnung haben: in unserem Privat-Leben, in unserem Beruf (als Künstler), in unseren Familien? Dass die Welt in Unordnung ist, ist allerdings eine traurige Tatsache. Die Welt erscheint oft wie eine umgekehrte Ordnung.
Der Hase erschiesst den Jäger In der Kulturgeschichte taucht immer wieder das Motiv der «verkehrten Welt» auf. Einmal in Kinder- und Jugendbüchern. Es war lustig, Hasen zu sehen, die auf den Jäger schiessen. Aber warum taucht das gleiche Motiv zum Beispiel am Basler Rathaus auf? Wohl um vor der «Umkehrung der Verhältnisse» zu warnen. Dazu gehörten auch Schreckensvisionen wie Frauen als Soldaten und Männer am Herd (!) oder in der Reformationszeit Priester auf den Feldern und Bauern als Priester am Altar. Als Warnung fand das Motiv auch in der Literatur Verbreitung. Im deutschen Barockroman diente es etwa dazu, den Abfall von der göttlichen Ordnung zu brandmarken, wie sie im Dreissigjährigen Krieg auf schrecklichste Weise Realität wurde.
Gottes Gericht Auch in der Bibel lesen wir davon, wie sich die Ordnung umkehrt. Dies geschieht dort, wo Gott Gericht hält: «Siehe, der HERR macht das Land leer und wüst und wirft um, was darin ist, und zerstreut seine Einwohner. Und es geht dem Priester wie dem Volk, dem Herrn wie dem Knecht, der Frau wie der Magd, dem Verkäufer wie dem Käufer, dem Leiher wie dem Borger, dem Mahnenden wie dem Schuldner.» Wie ist das zu verstehen? Diese «verkehrte Welt» ist nicht, was Gott, sondern was der Mensch wollte! Gott nimmt, weil man ihn ablehnt, seine schützende Hand über uns weg – und das Chaos bricht los.
Gottes «verkehrte Welt» Aber Gott will gar nicht, dass die Welt im Chaos versinkt und noch verkehrter wird als sie schon jetzt ist. Er ruft uns zurück zur Ordnung. Aber was heisst «Ordnung» bei Gott? Sie heisst nicht Chaos, ist aber auf besondere Weise eine völlig «verkehrte Welt». Hier einige Beispiele:
Der Löwe frisst Stroh Jesaja 65,25: «Wolf und Lamm sollen weiden zugleich, der Löwe wird Stroh essen wie ein Rind, und die Schlange soll Erde essen.» Hier wirft Jesaja einen Blick in die zukünftige Welt Gottes.
Kaufen ohne Geld Jesaja 55, 1-2: «Die ihr kein Geld habt, kommt her, kauft und esst! Kommt her und kauft ohne Geld und umsonst Wein und Milch!» Gottes Gnade ist unlogisch. Aber Gottes Logik deckt auf, dass wir eigentlich unlogisch sind: «Warum zählt ihr Geld dar für das, was kein Brot ist, und euren sauren Verdienst für das, was nicht satt macht? Hört doch auf mich, so werdet ihr Gutes essen und euch am Köstlichen laben. Neigt eure Ohren her und kommt her zu mir! Höret, so werdet ihr leben!»
Letzte werden Erste, Erste werden Letzte Matthäus 19,30 und 20,16 spricht davon, dass viele, die Erste sind, die Letzten sein werden und Letzte die Ersten. Dazwischen steht ein Paradebeispiel für Gottes «verkehrte Welt»: Das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg, die trotz unterschiedlichem Arbeitsaufwand alle gleich viel Lohn erhalten.
Gottes Torheit ist weiser als menschliche Weisheit 1.Korinther 1, 25: «Denn die göttliche Torheit ist weiser, als die Menschen sind; und die göttliche Schwachheit ist stärker, als die Menschen sind.(…) Sondern was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, daß er die Weisen zu Schanden mache; und was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, daß er zu Schanden mache, was stark ist» 20f.: «Hat nicht Gott die Weisheit dieser Welt zur Torheit gemacht? Denn dieweil die Welt durch ihre Weisheit Gott in seiner Weisheit nicht erkannte, gefiel es Gott wohl, durch törichte Predigt selig zu machen die, so daran glauben.»
Quer durch die Bibel zieht sich die Botschaft, dass dort, wo Gott eingreift, die Dinge auf den Kopf– oder besser gesagt: wieder auf die Füsse gestellt werden. Eines Tages wird die «verkehrte Welt Gottes» vollumfänglich erfahrbar! Wo erwarten wir im neuen Jahr und wie können wir selber daran beteiligt sein, dass die Dinge nicht ihren «gewöhnlichen» Lauf nehmen, sondern in Gottes «unlogische, verrückte Ordnung» hineinkommen? Wo spricht vielleicht auch unsere Kunst davon?
Das TUNE IN Redaktionsteam wünschen euch mit den anderen Mitarbeitern von Crescendo von Herzen ein «verrücktes» Jahr!
ENGLISH
At the beginning of a new year, we ask ourselves: “What will this year bring? Will everything be in its right order, in its right place – in our private life, in our profession (as an artist), in our families?” It is a sad fact, however, that the world is in disorder. The world often seems to be in an inverted order.
The rabbit shoots the hunter In cultural history, the motif of the «upside-down world» recurs time and again. One places in books for children and young people. It was funny to see rabbits shooting at the hunter. But why does the same motif turn up on the Town Hall in Basel, for example? Probably as a warning against «inverting relationships». These also include terrifying visions such as Women as Soldiers and Men as cooks (!) or, at the time of the Reformation, Priests in the Fields and Peasants as Priests at the Altar. It was also as a warning that the motif was disseminated in literature. In German novels of the Baroque period, for example, it marks a departure from God’s order of creation, as became reality in the most horrifying way during the 30 Years’ War.
God’s Judgement In the Bible, too, we read of how the order of creation becomes inverted. This takes place where God passes judgement: « See, the LORD is going to lay waste the earth and devastate it; he will ruin its face and scatter its inhabitants – it will be the same for priest as for people, for master as for servant, for mistress as for maid, for seller as for buyer, for borrower as for lender, for debtor as for creditor.» [Isaiah 24, 1+2]. How we should we understand this? This «upside-down world» is not what God wanted, but what man wanted! Because man has rejected him, God takes away his protecting hand from over us – and chaos breaks loose.
God’s «upside-down world» But God certainly does not wish the world to sink into chaos and to become even more inverted than it already is. He calls us back to the order of creation. But what does «the order of creation» mean for God? It does not mean chaos but, in a special way, a completely «upside-down world ». Some examples:
The lion eats straw Isaiah 65, 25: «The wolf and the lamb will feed together, and the lion will eat straw like the ox, but dust shall be the serpent’s food.» Here Isaiah gives us a glimpse of God’s future world.
Buying without money Isaiah 55, 1-3: «Come, all you who are thirsty, come to the waters; and you who have no money, come, buy and eat! Come, buy wine and milk without money and without cost!» God’s grace is not logical. But God’s logic exposes the fact that we are actually illogical: «Why spend money on what is not bread, and your labour on what does not satisfy? Listen, listen to me, and eat what is good, and your soul will delight in the richest of fare. Give ear and come to me; hear me, that your soul may live!»
The last will be the first, the first will be last Matthew 19, 30 and 20, 16 tell of how many who are the first will be the last. Between these two passages we read a perfect example of God’s «upside-down world»: the parable of the men hired to work in the vineyard, with all of them receiving the same payment despite doing different amounts of work.
God’s foolishness is wiser than man’s wisdom 1 Corinthians 1, 25+27: «For the foolishness of God is wiser than man’s wisdom, and the weakness of God is stronger than man’s strength. (…) But God chose the foolish things of the world to shame the wise; God chose the weak things of the world to shame the strong.» 20 + 21: «Has not God made foolish the wisdom of the world? For since in the wisdom of God the world through its wisdom did not know him, God was pleased through the foolishness of what was preached to save those who believe.»
Throughout the whole length of the Bible, we find the message that where God intervenes, things get turned upside down – or, more accurately, get put back on their feet again. One day, we shall experience «God’s upside-down world» in all its dimensions! In this New Year, where do we expect, and where can we be involved in bringing about, that things will not simply take their «usual» course, but instead become part of God’s «illogical, crazy order»? Where does our art perhaps also speak of this?
The TUNE IN editorial team joins other members of the Crescendo staff in wishing you most sincerely a «crazy» year!
Text: Beat Rink / translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
Am Anfang eines neuen Jahres fragen wir uns: Was wird es bringen? Wird Alles seine Ordnung haben: in unserem Privat-Leben, in unserem Beruf (als Künstler), in unseren Familien? Dass die Welt in Unordnung ist, ist allerdings eine traurige Tatsache. Die Welt erscheint oft wie eine umgekehrte Ordnung.
Der Hase erschiesst den Jäger In der Kulturgeschichte taucht immer wieder das Motiv der «verkehrten Welt» auf. Einmal in Kinder- und Jugendbüchern. Es war lustig, Hasen zu sehen, die auf den Jäger schiessen. Aber warum taucht das gleiche Motiv zum Beispiel am Basler Rathaus auf? Wohl um vor der «Umkehrung der Verhältnisse» zu warnen. Dazu gehörten auch Schreckensvisionen wie Frauen als Soldaten und Männer am Herd (!) oder in der Reformationszeit Priester auf den Feldern und Bauern als Priester am Altar. Als Warnung fand das Motiv auch in der Literatur Verbreitung. Im deutschen Barockroman diente es etwa dazu, den Abfall von der göttlichen Ordnung zu brandmarken, wie sie im Dreissigjährigen Krieg auf schrecklichste Weise Realität wurde.
Gottes Gericht Auch in der Bibel lesen wir davon, wie sich die Ordnung umkehrt. Dies geschieht dort, wo Gott Gericht hält: «Siehe, der HERR macht das Land leer und wüst und wirft um, was darin ist, und zerstreut seine Einwohner. Und es geht dem Priester wie dem Volk, dem Herrn wie dem Knecht, der Frau wie der Magd, dem Verkäufer wie dem Käufer, dem Leiher wie dem Borger, dem Mahnenden wie dem Schuldner.» Wie ist das zu verstehen? Diese «verkehrte Welt» ist nicht, was Gott, sondern was der Mensch wollte! Gott nimmt, weil man ihn ablehnt, seine schützende Hand über uns weg – und das Chaos bricht los.
Gottes «verkehrte Welt» Aber Gott will gar nicht, dass die Welt im Chaos versinkt und noch verkehrter wird als sie schon jetzt ist. Er ruft uns zurück zur Ordnung. Aber was heisst «Ordnung» bei Gott? Sie heisst nicht Chaos, ist aber auf besondere Weise eine völlig «verkehrte Welt». Hier einige Beispiele:
Der Löwe frisst Stroh Jesaja 65,25: «Wolf und Lamm sollen weiden zugleich, der Löwe wird Stroh essen wie ein Rind, und die Schlange soll Erde essen.» Hier wirft Jesaja einen Blick in die zukünftige Welt Gottes.
Kaufen ohne Geld Jesaja 55, 1-2: «Die ihr kein Geld habt, kommt her, kauft und esst! Kommt her und kauft ohne Geld und umsonst Wein und Milch!» Gottes Gnade ist unlogisch. Aber Gottes Logik deckt auf, dass wir eigentlich unlogisch sind: «Warum zählt ihr Geld dar für das, was kein Brot ist, und euren sauren Verdienst für das, was nicht satt macht? Hört doch auf mich, so werdet ihr Gutes essen und euch am Köstlichen laben. Neigt eure Ohren her und kommt her zu mir! Höret, so werdet ihr leben!»
Letzte werden Erste, Erste werden Letzte Matthäus 19,30 und 20,16 spricht davon, dass viele, die Erste sind, die Letzten sein werden und Letzte die Ersten. Dazwischen steht ein Paradebeispiel für Gottes «verkehrte Welt»: Das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg, die trotz unterschiedlichem Arbeitsaufwand alle gleich viel Lohn erhalten.
Gottes Torheit ist weiser als menschliche Weisheit 1.Korinther 1, 25: «Denn die göttliche Torheit ist weiser, als die Menschen sind; und die göttliche Schwachheit ist stärker, als die Menschen sind.(…) Sondern was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, daß er die Weisen zu Schanden mache; und was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, daß er zu Schanden mache, was stark ist» 20f.: «Hat nicht Gott die Weisheit dieser Welt zur Torheit gemacht? Denn dieweil die Welt durch ihre Weisheit Gott in seiner Weisheit nicht erkannte, gefiel es Gott wohl, durch törichte Predigt selig zu machen die, so daran glauben.»
Quer durch die Bibel zieht sich die Botschaft, dass dort, wo Gott eingreift, die Dinge auf den Kopf– oder besser gesagt: wieder auf die Füsse gestellt werden. Eines Tages wird die «verkehrte Welt Gottes» vollumfänglich erfahrbar! Wo erwarten wir im neuen Jahr und wie können wir selber daran beteiligt sein, dass die Dinge nicht ihren «gewöhnlichen» Lauf nehmen, sondern in Gottes «unlogische, verrückte Ordnung» hineinkommen? Wo spricht vielleicht auch unsere Kunst davon?
Das TUNE IN Redaktionsteam wünschen euch mit den anderen Mitarbeitern von Crescendo von Herzen ein «verrücktes» Jahr!
Ich habe neulich im Buch eines Modeautors gelesen, die Gespenster seien verschwunden, weil das elektrische Licht aufkam. Welch ein Unsinn! Der Autor, der auf dem Gebiet des Übernatürlichen gerne dilettiert, hat sein Thema nicht einmal gestreift. Wenn es um turmbewehrte, von geköpften Opfern mit klirrenden Ketten bewachte Schlösser und komfortable Vorstadthäuser mit Kühlschrank und Zentralheizung geht, wo man, sobald man sie betritt, spürt: irgendwas stimmt hier nicht – ziehe ich für den Schauer, der einem über den Rücken läuft, letztere vor. Und ist es nicht auffällig, dass es im allgemeinen nicht die Überempfindlichen und Phantasiebegabten sind, die Gespenster sehen, sondern die ruhigen, nüchternen Leute, die nicht an sie glauben und sicher sind, es würde ihnen nichts ausmachen, wenn sie eines sähen?
Edith Wharton, Allerseelen, englisch 1937.
Ja, es ist so. Der Intellektuelle, der sich für gebildet und aufgeklärt hält und sich daher agnostisch oder atheistisch nennt, beschäftigt sich mehr mit Gott als der normale Fromme. Die Epoche, die sich für weitgereist und welterfahren hält und sich daher säkular und areligiös nennt, pflegt an Halloween keltische Geister und am Dia de los Muertos aztekische Götter. Die Popularkultur, die sich für befreit und ermächtigt hält und sich daher emanzipiert und autonom nennt, fällt bei Popkonzerten in Ekstase und singt Hymnen in Fankurven.
Ja, es ist so, achtzig Jahre nach Ghosts noch intensiver so: Das intellektuell, postmodern und nachchristlich unaufhörlich behauptete Verschwundensein von Religion fördert die Rückkehr der Geister durch jede nur denkbare Hintertür. Die emanzipierte Amerikanerin bringt es gleich zu Beginn auf den Punkt: Ein Modeautor verbreitet in einem Bestseller diesen Unsinn, weil er Mode ist und sich gut verkauft. Er dilettiert gerne, weil sich das rechnet. Man will es so haben. Man bekommt es.
Ja, es ist so. Der blutrünstige Film, der einen Horror aus ferner Vergangenheit oder ferner Zukunft aufdringlich beschwört, so steretyp und redundant, dass das Blut von der Kinoleinwand tropft, lässt mich kalt und langweilt, während der langsame Film, der eine Banalität des Alltags erzählt, in die jäh zwei Blutstropfen fallen, dem Schüler, der gerade hineinbeissen will, von oben aufs Pausenbrot, mir einen Schauer über den Rücken jagt und meine Vorstellungskraft erhitzt.
Reduktion statt Redundanz, Differenz statt Stereotypie: Das alte Rezept für Kultur, die nicht dilettiert, statt neuer Zivilisation, die gebildet tut, ist das eine. Das andere sind Erklärungen, die als passe-par-touts weitergereichert und nie hinterfragt werden, weil sie so unmittelbar einzuleuchten scheinen: Gespenster seien verschwunden, weil das elektrische Licht aufkam. In technologischer Attitüde ist dies derselbe Unsinn, den es auch in philosophischer Attitüde gibt: Die Epoche der Aufklärung, the Age of Enlightenment, le Siècle des Lumières habe allen, die denken, das Licht der Erkenntnis gebracht und das Mittelalter als finster entlarvt.
Die Stärke des Unsinns ist seine Beliebtheit. Sie nährt ihn von Generation zu Generation. So wird er zum Instrument geistiger Gängelung, das jeder gerne benutzt, der sich gerne herrschen sieht. Beispiele von 2020 ähneln denen von 1937.
Dabei wäre aus der finsteren Welt der Alten mancherlei Aufklärung zu holen. Prometheus etwa, der vorausdenkt statt hinterher, bringt den Menschen das Feuer gegen den Willen der Götter. Zur Strafe wird er an eine Steilwand des Kaukasus gefesselt, wo ihm regelmässig ein Adler die nachwachsende Leber wegfrisst. Erleuchtung und Erkenntnis sind das Geschenk eines leidenden Gottes! Es zu leugnen, auch den, der sagt, er sei das Licht der Welt (Joh 8,12), ist und bleibt dilettierender Unsinn.
Zusammen mit der Choreografin Mirjam Gurtner, professionellen Tänzer*innen und Amateurtänzer*innen erforschen wir in der Gruppe die Bedeutung von «Zuhause» im Körper. Wie betrachten sich Menschen zwischen Distanz und Nähe? Wie wird «Zuhause» im Körper sichtbar?ALMOST HOME wird als eine Performance-Installation in einem Hotel in Zürich während dem ZÜRICH TANZT FESTIVAL 2020 aufgeführt.
Die Ausschreibung richtet sich an tanzbegeisterte Menschen mit und ohne Behinderungen. Wer hat Lust und Zeit mitzutanzen? Infos gibt es HIER.
ENGLISH
When the Swiss church was looking for new stained-glass windows for the Minster in Basel in the 1980s, the Basel artist Samuel Buri (*1935) was among those who submitted designs. These did indeed make it onto the shortlist, along with non-figurative ideas by Brice Marden, but got no further when the decision went in favour of the old windows which originated in the 19th century.
Word, pictures and music in the Swiss Reformation Now, however, some windows by Samuel Buri can be seen in a small chapel next to the Minster. Their concept corresponds to the focus on the Word as implemented very consistently (often all too consistently) in the tradition of the Swiss Reformation. One need think only of the forbidding of pictures and the banishing of music instruments from divine service in the reformed Church. And yet the reformer Zwingli (1484-1531) was himself a gifted musician. And in contact with everyday life. That is why there were no wafers on the communion table, but the same bread as people ate at home.
The ideal of «simplicity» Behind the typical reformed aesthetics, with their ideal of «simplicity», was the concern to direct the congregation towards the essential and to enable believers to «participate inwardly» without distraction. This inward participation could only be created with a simplified liturgy: «Bright and clear is how the service should be: the walls of the church interior are empty and white, the celebration is without singing and music, the prayers are no long litanies and are centred on God, the sermon no longer follows an order set by the lectionary, whose significance is known only to the minister, but rather a lectio continua.» [1] Congregational singing was only important as a response from the congregation, that is, a profession what they had heard. This profession by the congregation could not be omitted, however. «Where this is no longer permitted, the sermon is in danger of becoming a lecture on worldviews, and with the church as a lecture theatre.” [2] But, on the other hand, the songs should on no account be «pious emotion set to music». Music, like figurative pictures, was suspect.
Buri’s «word-windows» Nevertheless, the 19th-century glass in Basel Minster contains representations of figures from the Bible, central among them the Evangelists, who are shown (what else could one expect?) in their intensive intellectual and scribal work in the service of the «Word». What course, then, does Samuel Buri take? He creates «word-windows» and thus responds to the culture of the Swiss church. At the same time, the words form an abstract pattern and can be recognised only when examined carefully: «WUNDERBAR RAT, KRAFT, HELD, EWIGER VATER, FRIEDEFÜRST» [«Wonderful, Counsellor, Mighty, Hero, Eternal Father, Prince of Peace»]. These are the prophetic words from Isaiah 9,6 which help to prepare our hearts for the Christmas season. The colours are restrained. The script is white and contrasts only weakly with the mosaic-like background in soft blue. It fits in with the surrounding structure of the window frame, but continues behind the pillars. The stone structure is similarly respected in the upper part of the window, but at the same time it is cut across by three single-colour surfaces. One could see in this symbol for the Trinity, free to cross all boundaries, and revealing itself further below in the «child» of Isaiah 9.
Conformation and reformation of the reformed tradition With these windows, Samuel Buri has conformed to the reformed tradition in creating word-images which, with modern stylistic means, subtly lead the church towards art once again. This is good and astute. Buri has illustrated the Zürich Bible in the same way. There, he allows himself greater freedom in expressing his penchant for stronger colouring.
Theological meaning If one looks into this artist’s works, one repeatedly encounters the motif of a window into which colours penetrate with astonishing intensity. Or putting it the other way round: Buri’s windows open onto an intensive fullness of life. When the artistic avant-garde of Basel put on an experimental exhibition in the “Kunsthalle Basel” in 1969, Samuel Buri had the visitors climb through a window to enter the galleries. I visited the exhibition with my parents and can remember this action, which caused great amusement among all those attending. But perhaps there was in fact a deeper meaning behind it: For Buri, a window leads to fullness of life. If one looks closely at the stained-glass windows in Basel Minster, one may discern what seems to be a landscape in the background behind the letters. The letters open up for us a clear view of the life which is promised by these wonderful words in Isaiah. And life comes from the «Wonderful, Counsellor, Mighty, Hero, Eternal Father, Prince of Peace»! May we experience this in the upcoming days and in the new year!
Question: Perhaps we could take a few moments to ask ourselves this (or speak with other people about it): Where do we experience that God’s Son is everything that Isaiah promises? And where do we wish to experience this in the new year?
[1] Ralf Kunz. Gottesdienst evangelisch-reformiert. Liturgik und Liturgie in der Kirche Zwinglis. Zürich, 2006. [2] Schweizer, J. Zur Ordnung des Gottesdienstes in den nach Gottes Wort reformierten Gemeinden der deutsch-sprachigen Schweiz. Basel 1944
Text: Beat Rink / translation: Bill Buchanan – a shortened version of this text was first published by www.artway.eu / ArtWay Visual Meditation 8 December 2019
DEUTSCH
Als in den 1980-er Jahren für das Basler Münster neue Glasfenster gesucht wurden, reichte auch der Basler Künstler Samuel Buri (*1935) Entwürfe ein. Sie kamen zwar zusammen mit nicht-figurativen Eingaben von Brice Mardenin die engere Auswahl, blieben dann aber zugunsten der Entscheidung für die alten, aus dem 19.Jahrhundert stammenden Fenster unberücksichtigt.
Wort, Bilder und Musik in der Schweizer Reformation Nun sind doch einige Fenster von Samuel Buri in einer kleinen Kapelle neben dem Münster zu sehen. Ihre Gestaltung entspricht der Fokussierung auf das Wort, wie sie in der Tradition der schweizerischen Reformation sehr konsequent (oft allzu konsequent) durchgesetzt wurde. Man denke an das Bilderverbot und an die Verbannung der Musikinstrumente aus dem Gottesdienst der reformierten Kirche. Dabei war der Reformator Zwingli (1484-1531) selber ein begabter Musiker. Aber sein Gottesdienst sollte schlicht sein. Und alltagsnah. Deshalb lagen auf dem Abendmahlstisch keine Oblaten, sondern dasselbe Brot, das man jeden Tag zuhause ass.
Das Ideal der «Einfachheit» Hinter der typisch reformierten Ästhetik mit ihrem Ideal der «Einfachheit» stand das Anliegen, die Gemeinde auf das Wesentliche auszurichten und ihr eine «innere Beteiligung» ohne Ablenkung zu ermöglichen. Diese innere Beteiligung konnte nur durch eine vereinfachte Liturgie hergestellt werden: «Klar und hell soll der Gottesdienst sein: die Wände des Kirchenraums sind leer und weiss, die Feier ist ohne Gesang und Musik, die Gebete sind keine langen Litaneien und auf Gott zentriert, die Predigt folgt keiner Perikopenordnung mehr, deren Sinn nur dem Liturgen bekannt ist, sondern einer lectio continua.» [1] Kirchenlieder waren nur wichtig als Antwort der Gemeinde, das heisst als Bekenntnis zum Gehörten. Dieses Bekenntnis der Gemeinde durfte allerdfings nicht wegfallen. «Wo dies nicht mehr sein darf, läuft die Predigt Gefahr, zu einem weltanschaulichen Vortrag zu werden, die Kirche aber zum Hörsaal.» [2] Aber andererseits durften die Lieder eben keine «vertonten frommen Erregungen» sein. Musik war suspekt wie auch figurative Bilder. Die Basler Münsterscheiben aus dem 19.Jahrhundert stellen allerdings Gestalten aus der Bibel dar, darunter zentral die Evangelisten, die (wen wundert es?) in ihrer intensiven Denk- und Schreibarbeit im Dienst des «Wortes» gezeigt werden.
Buris «Wort-Fenster» Wie verfährt nun Samuel Buri? Er schafft «Wort-Fenster» und kommt so der Kultur der Schweizer Kirche entgegen. Zugleich bilden die Worte ein abstraktes Gebilde und sind nur bei genauem Hinsehen zu entziffern: «WUNDERBAR, RAT, KRAFT, HELD, EWIGER VATER, , FRIEDEFÜRST». Es sind die prophetischen Worte aus Jesaja 9,6, die uns in die Weihnachtszeit einstimmen. Die Farbgebung ist verhalten. Die Schrift ist weiss und hebt sich nur schwach von einem dezent blauen, mosaikartigen Hintergund ab. Sie fügt sich in die Struktur des Fensterrahmens ein, läuft aber hinter den Pfeilern durch. Auch im oberen Teil des Fensters wird die Struktur berücksichtigt und gleichzeitig von drei einfarbigen Flächen durchbrochen. Man könnte darin das Symbol der alle Strukturen transgredierenden Dreieinigkeit sehen, die sich nach unten hin im «Kind» aus Jesaja 9 offenbart.
Bestätigung und Reformierung der reformierten Tradition Samuel Buri gelingen mit diesen Fenstern reformatorische Wort-Bilder, die die Kirche mit modernen Stilmitteln wieder subtil an die Kunst heranführen. Das ist gut und schlau. Buri hat auf dieselbe Weise die Zürcher Bibel illustriert. Dort lässt er seinem Hang zu starker Farbgebung freien Lauf.
Theologische Bedeutung Sichtet man das Werk des Künstlers, so begegnet immer wieder das Motiv des Fensters, in das Farben mit ungeheurer Intensität eindringen. Oder umgekehrt gesagt: Buris Fenster öffnen sich zu einer intensiven Lebensfülle hin. Als 1969 in der Basler Kunsthalle die künstlerische Avantgarde der Stadt eine experimentelle Ausstellung gestaltete, liess Samuel Buri die Besucher durch ein Fenster in die Hallen steigen. Ich kann mich an diese Aktion erinnern, die ich als Kind miterlebt habe. Sie wurde von den Besuchern belustigt zu Kenntnis genommen wurde. Aber vielleicht steckte ja ein tieferer Sinn dahinter: Das Fenster führt bei Buri zur Lebensfülle. Betrachtet man das Glasfenster im Basler Münster genau, so kann man im Hintergrund der Schrift eine Landschaft vermuten. Die Schrift gibt den Blick frei auf das Leben, das diese wunderbaren Worte von Jesaja verheissen. Und das Leben kommt von dem, der «WUNDERBAR, RAT, KRAFT, HELD, EWIGER VATER, FRIEDEFÜRST» ist! Mögen wir dies in den kommenden Tagen und im Neuen Jahr erfahren!
Frage: Vielleicht nehmen wir uns einige Augenblicke Zeit und fragen uns (oder sprechen mit anderen darüber): Wo erfahren wir, dass Gottes Sohn all das ist, was Jesaja verheisst? Und wo möchten wir es im nächsten Jahr erfahren?
[1] Ralf Kunz. Gottesdienst evangelisch-reformiert. Liturgik und Liturgie in der Kirche Zwinglis. Zürich 2006. [2] Schweizer, J. Zur Ordnung des Gottesdienstes in den nach Gottes Wort reformierten Gemeinden der deutsch-sprachigen Schweiz. Basel 1944
Text: Beat Rink / Eine gekürzte englische Fassung wurde zuerst von www.artway.eu / in der ArtWay Visual Meditation 8 December 2019 veröffentlicht.
ENGLISH
When the Swiss church was looking for new stained-glass windows for the Minster in Basel in the 1980s, the Basel artist Samuel Buri (*1935) was among those who submitted designs. These did indeed make it onto the shortlist, along with non-figurative ideas by Brice Marden, but got no further when the decision went in favour of the old windows which originated in the 19th century.
Word, pictures and music in the Swiss Reformation Now, however, some windows by Samuel Buri can be seen in a small chapel next to the Minster. Their concept corresponds to the focus on the Word as implemented very consistently (often all too consistently) in the tradition of the Swiss Reformation. One need think only of the forbidding of pictures and the banishing of music instruments from divine service in the reformed Church. And yet the reformer Zwingli (1484-1531) was himself a gifted musician. And in contact with everyday life. That is why there were no wafers on the communion table, but the same bread as people ate at home.
The ideal of «simplicity» Behind the typical reformed aesthetics, with their ideal of «simplicity», was the concern to direct the congregation towards the essential and to enable believers to «participate inwardly» without distraction. This inward participation could only be created with a simplified liturgy: «Bright and clear is how the service should be: the walls of the church interior are empty and white, the celebration is without singing and music, the prayers are no long litanies and are centred on God, the sermon no longer follows an order set by the lectionary, whose significance is known only to the minister, but rather a lectio continua.» [1] Congregational singing was only important as a response from the congregation, that is, a profession what they had heard. This profession by the congregation could not be omitted, however. «Where this is no longer permitted, the sermon is in danger of becoming a lecture on worldviews, and with the church as a lecture theatre.” [2] But, on the other hand, the songs should on no account be «pious emotion set to music». Music, like figurative pictures, was suspect.
Buri’s «word-windows» Nevertheless, the 19th-century glass in Basel Minster contains representations of figures from the Bible, central among them the Evangelists, who are shown (what else could one expect?) in their intensive intellectual and scribal work in the service of the «Word». What course, then, does Samuel Buri take? He creates «word-windows» and thus responds to the culture of the Swiss church. At the same time, the words form an abstract pattern and can be recognised only when examined carefully: «WUNDERBAR RAT, KRAFT, HELD, EWIGER VATER, FRIEDEFÜRST» [«Wonderful, Counsellor, Mighty, Hero, Eternal Father, Prince of Peace»]. These are the prophetic words from Isaiah 9,6 which help to prepare our hearts for the Christmas season. The colours are restrained. The script is white and contrasts only weakly with the mosaic-like background in soft blue. It fits in with the surrounding structure of the window frame, but continues behind the pillars. The stone structure is similarly respected in the upper part of the window, but at the same time it is cut across by three single-colour surfaces. One could see in this symbol for the Trinity, free to cross all boundaries, and revealing itself further below in the «child» of Isaiah 9.
Conformation and reformation of the reformed tradition With these windows, Samuel Buri has conformed to the reformed tradition in creating word-images which, with modern stylistic means, subtly lead the church towards art once again. This is good and astute. Buri has illustrated the Zürich Bible in the same way. There, he allows himself greater freedom in expressing his penchant for stronger colouring.
Theological meaning If one looks into this artist’s works, one repeatedly encounters the motif of a window into which colours penetrate with astonishing intensity. Or putting it the other way round: Buri’s windows open onto an intensive fullness of life. When the artistic avant-garde of Basel put on an experimental exhibition in the “Kunsthalle Basel” in 1969, Samuel Buri had the visitors climb through a window to enter the galleries. I visited the exhibition with my parents and can remember this action, which caused great amusement among all those attending. But perhaps there was in fact a deeper meaning behind it: For Buri, a window leads to fullness of life. If one looks closely at the stained-glass windows in Basel Minster, one may discern what seems to be a landscape in the background behind the letters. The letters open up for us a clear view of the life which is promised by these wonderful words in Isaiah. And life comes from the «Wonderful, Counsellor, Mighty, Hero, Eternal Father, Prince of Peace»! May we experience this in the upcoming days and in the new year!
Question: Perhaps we could take a few moments to ask ourselves this (or speak with other people about it): Where do we experience that God’s Son is everything that Isaiah promises? And where do we wish to experience this in the new year?
[1] Ralf Kunz. Gottesdienst evangelisch-reformiert. Liturgik und Liturgie in der Kirche Zwinglis. Zürich, 2006. [2] Schweizer, J. Zur Ordnung des Gottesdienstes in den nach Gottes Wort reformierten Gemeinden der deutsch-sprachigen Schweiz. Basel 1944
Text: Beat Rink / translation: Bill Buchanan – a shortened version of this text was first published by www.artway.eu / ArtWay Visual Meditation 8 December 2019
DEUTSCH
Als in den 1980-er Jahren für das Basler Münster neue Glasfenster gesucht wurden, reichte auch der Basler Künstler Samuel Buri (*1935) Entwürfe ein. Sie kamen zwar zusammen mit nicht-figurativen Eingaben von Brice Mardenin die engere Auswahl, blieben dann aber zugunsten der Entscheidung für die alten, aus dem 19.Jahrhundert stammenden Fenster unberücksichtigt.
Wort, Bilder und Musik in der Schweizer Reformation Nun sind doch einige Fenster von Samuel Buri in einer kleinen Kapelle neben dem Münster zu sehen. Ihre Gestaltung entspricht der Fokussierung auf das Wort, wie sie in der Tradition der schweizerischen Reformation sehr konsequent (oft allzu konsequent) durchgesetzt wurde. Man denke an das Bilderverbot und an die Verbannung der Musikinstrumente aus dem Gottesdienst der reformierten Kirche. Dabei war der Reformator Zwingli (1484-1531) selber ein begabter Musiker. Aber sein Gottesdienst sollte schlicht sein. Und alltagsnah. Deshalb lagen auf dem Abendmahlstisch keine Oblaten, sondern dasselbe Brot, das man jeden Tag zuhause ass.
Das Ideal der «Einfachheit» Hinter der typisch reformierten Ästhetik mit ihrem Ideal der «Einfachheit» stand das Anliegen, die Gemeinde auf das Wesentliche auszurichten und ihr eine «innere Beteiligung» ohne Ablenkung zu ermöglichen. Diese innere Beteiligung konnte nur durch eine vereinfachte Liturgie hergestellt werden: «Klar und hell soll der Gottesdienst sein: die Wände des Kirchenraums sind leer und weiss, die Feier ist ohne Gesang und Musik, die Gebete sind keine langen Litaneien und auf Gott zentriert, die Predigt folgt keiner Perikopenordnung mehr, deren Sinn nur dem Liturgen bekannt ist, sondern einer lectio continua.» [1] Kirchenlieder waren nur wichtig als Antwort der Gemeinde, das heisst als Bekenntnis zum Gehörten. Dieses Bekenntnis der Gemeinde durfte allerdfings nicht wegfallen. «Wo dies nicht mehr sein darf, läuft die Predigt Gefahr, zu einem weltanschaulichen Vortrag zu werden, die Kirche aber zum Hörsaal.» [2] Aber andererseits durften die Lieder eben keine «vertonten frommen Erregungen» sein. Musik war suspekt wie auch figurative Bilder. Die Basler Münsterscheiben aus dem 19.Jahrhundert stellen allerdings Gestalten aus der Bibel dar, darunter zentral die Evangelisten, die (wen wundert es?) in ihrer intensiven Denk- und Schreibarbeit im Dienst des «Wortes» gezeigt werden.
Buris «Wort-Fenster» Wie verfährt nun Samuel Buri? Er schafft «Wort-Fenster» und kommt so der Kultur der Schweizer Kirche entgegen. Zugleich bilden die Worte ein abstraktes Gebilde und sind nur bei genauem Hinsehen zu entziffern: «WUNDERBAR, RAT, KRAFT, HELD, EWIGER VATER, , FRIEDEFÜRST». Es sind die prophetischen Worte aus Jesaja 9,6, die uns in die Weihnachtszeit einstimmen. Die Farbgebung ist verhalten. Die Schrift ist weiss und hebt sich nur schwach von einem dezent blauen, mosaikartigen Hintergund ab. Sie fügt sich in die Struktur des Fensterrahmens ein, läuft aber hinter den Pfeilern durch. Auch im oberen Teil des Fensters wird die Struktur berücksichtigt und gleichzeitig von drei einfarbigen Flächen durchbrochen. Man könnte darin das Symbol der alle Strukturen transgredierenden Dreieinigkeit sehen, die sich nach unten hin im «Kind» aus Jesaja 9 offenbart.
Bestätigung und Reformierung der reformierten Tradition Samuel Buri gelingen mit diesen Fenstern reformatorische Wort-Bilder, die die Kirche mit modernen Stilmitteln wieder subtil an die Kunst heranführen. Das ist gut und schlau. Buri hat auf dieselbe Weise die Zürcher Bibel illustriert. Dort lässt er seinem Hang zu starker Farbgebung freien Lauf.
Theologische Bedeutung Sichtet man das Werk des Künstlers, so begegnet immer wieder das Motiv des Fensters, in das Farben mit ungeheurer Intensität eindringen. Oder umgekehrt gesagt: Buris Fenster öffnen sich zu einer intensiven Lebensfülle hin. Als 1969 in der Basler Kunsthalle die künstlerische Avantgarde der Stadt eine experimentelle Ausstellung gestaltete, liess Samuel Buri die Besucher durch ein Fenster in die Hallen steigen. Ich kann mich an diese Aktion erinnern, die ich als Kind miterlebt habe. Sie wurde von den Besuchern belustigt zu Kenntnis genommen wurde. Aber vielleicht steckte ja ein tieferer Sinn dahinter: Das Fenster führt bei Buri zur Lebensfülle. Betrachtet man das Glasfenster im Basler Münster genau, so kann man im Hintergrund der Schrift eine Landschaft vermuten. Die Schrift gibt den Blick frei auf das Leben, das diese wunderbaren Worte von Jesaja verheissen. Und das Leben kommt von dem, der «WUNDERBAR, RAT, KRAFT, HELD, EWIGER VATER, FRIEDEFÜRST» ist! Mögen wir dies in den kommenden Tagen und im Neuen Jahr erfahren!
Frage: Vielleicht nehmen wir uns einige Augenblicke Zeit und fragen uns (oder sprechen mit anderen darüber): Wo erfahren wir, dass Gottes Sohn all das ist, was Jesaja verheisst? Und wo möchten wir es im nächsten Jahr erfahren?
[1] Ralf Kunz. Gottesdienst evangelisch-reformiert. Liturgik und Liturgie in der Kirche Zwinglis. Zürich 2006. [2] Schweizer, J. Zur Ordnung des Gottesdienstes in den nach Gottes Wort reformierten Gemeinden der deutsch-sprachigen Schweiz. Basel 1944
Text: Beat Rink / Eine gekürzte englische Fassung wurde zuerst von www.artway.eu / in der ArtWay Visual Meditation 8 December 2019 veröffentlicht.
Nach drei Minuten hörten wir den nächsten Abschuss. Der Einschlag lag diesmal etwas näher. Wieder sahen wir einander an. Alle drei waren wir alte Soldaten. Das Merkmal des alten Soldaten ist, dass er vermeidbare Risiken vermeidet. Es war Zeit, in den Keller zu gehen. Der zweite Satz ging zu Ende. Sollen wir, oder sollen wir nicht? Mitten im dritten Satz hörten wir den dritten Abschuss. Ich fragte Mokassin: Willst du nicht lieber in den Keller gehen? Mokassin sah mich böse an: Meen’ Se, ick wär nich’ musikalisch? Na, mein Tapferer, nicht gleich einschnappen! Prost! Wir tranken. Mokassin schenkte wieder ein. Das Scherzo war zu Ende. Regau sagte: Jetzt kommt das schönste Stück Musik, das es auf der Welt gibt. Die Posaunenchöre im vierten Satz! Das ist wie von Engeln gespielt.
Peter Bamm, Die unsichtbare Flagge, 1952.
Die Szenerie ist grotesk und skurril. Peter Bamm, Schriftsteller und Chirurg, befindet sich in Heiligenbeil am Frischen Haff, südwestlich von Königsberg. Es ist sein letztes Lazarett. Die Kesselschlacht von Heiligenbeil währt vom 26. Januar bis zum 29. März 1945. Nun nähert sie sich ihrer entscheidenden Phase. Sechzehn Divisionen sind aussichtslos eingekesselt von sechs Armeen, die unaufhaltsam vorrücken. Im Februar hatte Bamm noch grauenhaft viel Arbeit. Täglich wurden bis vierhundert Verwundete eingeliefert, dreizehntausend in einem Monat. Nun gibt fast nichts mehr zu tun. Der Krieg fällt in Agonie.
Bamm sitzt mit zwei Mitarbeitern in der Villa eines Fabrikanten. In der Halle des Flugzeugbauers befindet sich das Lazarett. Ihr Besitzer ist längst im sicheren Westen. Im Salon hängen Ölgemälde. Die drei finden eine Kaffeemaschine und ein riesiges Grammophon. Auch Cognacgläser sind zur Hand. Die letzte Flasche macht die Runde. Während sie in Clubsesseln andächtig der Musik lauschen, pfeifen grosskalibrige Geschosse über die Villa hinweg. Immer näher kommen die Russen. Nach sechs Jahren Russlandfeldzug erkennen die Männer jede Gefahr am Ton. Bruckners dritte Symponie in d-moll liegt auf. Sie hat vier Sätze und dauert sechzig Minuten. Draussen wird es brenzlig, doch drinnen nähert sich die Apotheose im letzten Satz. Der engste Mitarbeiter findet ihn das schönste Stück Musik, das es auf der Welt gibt. Er hört Engel die monumentalen Posaunenchöre spielen. Bamms Faktotum, hörbar eine Berliner Schnauze, will nicht in den Keller. Sie hören alles zu Ende.
Typisch für Bruckner, überlagern sich im vierten Satz gegensätzliche Motive: Während Bläser ernste Choralthemen vortragen, tänzeln Streicher in einer Polka daher. Bamms Kollege empfindet dies als eine sinnvolle Gestaltung des Satzes ‘Mitten wir im Leben sind vom Tod umfangen’. So entsteht ein grosser Bogen von der klösterlichen Antiphon Media vita in morte sumus aus dem elften Jahrhundert über Luthers Verdeutschung im Gemeindelied Mitten wir im Leben sind mit dem Tod umfangen, das zu seiner Zeit den Schwarzen Tod um sich wusste, bis zur Gegenwart im Kriegskessel am Haff, wo im Zusammenspiel von Brucknermusik und Stalinorgel ein neuer Totentanz entsteht, grotesk und skurril.
Antiphon, Lutherlied, Brucknersymphonie: Bildung und Erinnerung schenken dem todgeweihten Trio ein terminales Erlebnis. Der Krieg ist in Agonie. Die Welt geht unter. Das Inferno steht vor der Tür. Bamm und seine Mitarbeiter verbringen ihre letzte Stunde. Ein letztes Stück Kosmos blitzt auf im Angesicht des Chaos.
Übrigens: Achtzigtausend deutsche Soldaten sind in diesen zwei Monaten gefallen oder schwer verwundet worden. Fünfzigtausend gingen in Gefangenschaft. Bamm entkam in letzter Sekunde mit einem Sprung aufs abfahrende letzte Boot nach Pillau und von dort mit einem der letzten Schiffe nach Kopenhagen. Dem Tod entwischt.
ENGLISH
As a continuation of the observations made in TUNE IN 312, let us listen once again to the theologian Rudolf Bohren, who speaks in his book «Dass Gott schön werde» [= «So that God may become beautiful»] of how churches become boring without aesthetics.
God’s Spirit and Art The fact is that God’s Spirit wishes to reveal himself in art and to work through art. But how? After all, art is always created by man – and in many cases by persons who do not believe in God in any way! And art is never «pure» and is always human. And sometimes, it appears, it is even permeated by other spirits. How, then, can God’s Spirit work through art, if it is never entirely «pure»? Here Bohren speaks of how we must find a new understanding of the working of the Holy Spirit.
The diminished form of God At Christmas we celebrate the fact that God became man. The Word became flesh. At Pentecost, however, the Spirit was poured out on all flesh. «He did not become human, as God became man, but He came into man.» One can therefore say that God diminished himself: «In the Spirit, God is present to man in a modality* different to the one in which he was present in Christ. The Spirit becomes anonymous, can hardly be identified anymore, He becomes mixed in with the human. He can hide himself, He can become lost in man; for now He does not merely unite with the sinless Man from Nazareth, but with the sinner, wherever he is, and this uniting and mixing takes many forms. As an impulse and as a gift to do the good and the beautiful in all places…»
The Spirit gets involved «I almost wanted to say that the Holy Spirit appears in manifold tasks. In church and in the world, in nature and culture. By becoming mixed with the human, the Spirit transcends the limits of the human, penetrates into the material. He works by getting involved; the dimension of the creature and of creativity becomes His vehicle.» Here Rudolf Bohren quotes the surprising description in Acts 19,11-12: « God did extraordinary miracles through Paul, so that even handkerchiefs and aprons that had touched him were taken to the sick, and their illnesses were cured and the evil spirits left them.» This means (according to Bohren): «God becomes practical all the way through into matter; but neither the material nor the practical become God…»
Dangers The last sentence speaks of the danger that may arise when we see a work of art as being «divine». Often, an artist with Spirit-given gifts (just as other people have other gifts given by the Spirit) may tend to raise himself above others. This, however, saddens God’s Spirit, who is at work in other people. But, because the Spirit now mixes himself with the human (in art, for example), a discerning of the spirits is necessary: «The mixing of the Spirit with human calls for ‘de-mixing’: the Spirit should be recognised and named.»
Conclusion These theological observations by Rudolf Bohren can help us in practice.
1. If we understand that God’s Spirit becomes involved and mixes Himself with our spirit, we do not need to make frantic efforts to become “holier” and more Spirit-filled in order to be able to count on His working. We are free to trust that He is happy to work through our imperfection – even in imperfect works of art, created by sinners – but by sinners, who strive for holiness and for being filled with the Holy Spirit.
2. If God’s Spirit also wishes to work in the art created by non-Christians, new ways open up for speaking to our colleagues about faith. In this sense, for example, we might ask, «Somehow I detect that God works through your art. How do you see that…?»
3. We should never cease to test, intellectually and with the gift of spiritual discernment, whether some art gives space for God’s Spirit and is even permeated by Him, or whether it is in the grip of other spirits who perhaps wish to entice us under their power or to burden us. Then we do well if we regard such art from the right inner distance or if we cease to concern ourselves with it any further.
* Modality = manner, form.
Text: Beat Rink / translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
Als Fortsetzung der Ausführungen im TUNE IN 312 hören wir nochmals auf den Theologen Rudolf Bohren, der in seinem Buch «Dass Gott schön werde» davon spricht, dass die Kirchen ohne Ästhetik langweilig werden.
Gottes Geist und Kunst Gottes Geist will sich nämlich auch in der Kunst zeigen und durch Kunst hindurch wirken. Wie das? Kunst ist doch immer von Menschen geschaffen – womöglich von Menschen, die gar nicht an Gott glauben! Und Kunst ist nie «rein» und frei von Menschlichem. Und sie ist manchmal sogar, so scheint es, von anderen Geistern durchdrungen. Wie kann dann Gottes Geist durch Kunst hindurch wirken, wenn diese nie ganz «rein» ist? Bohren spricht nun davon, dass wir das Wirken des Heiligen Geistes neu verstehen müssen.
Die Verkleinerung Gottes An Weihnachten feiern wir, dass Gott Mensch wurde. Das Wort wurde Fleisch. An Pfingsten aber wurde der Geist über das Fleisch ausgegossen. «Er wurde nicht Mensch, wie Gott Mensch wurde, er kam in die Menschen.» Man kann also sagen, dass sich Gott verkleinert: «Gott ist im Geist in einer anderen Modalität* dem Menschen gegenwärtig als er in Christus war. Der Geist wird anonym, ist kaum mehr zu identifizieren, er mischt sich mit dem Menschlichen. Er kann sich im Menschen verstecken, er kann sich verlieren; denn nun vereinigt er sich nicht bloss mit dem Sündlosen aus Nazareth, sondern mit dem Sünder von überall und anderswo, und dieses Vereinigen und Vermischen hat vielerlei Gestalt. Als Impuls und als Gabe, das Gute und Schöne zu tun in aller Welt…»
Der Geist mischt sich ein «Fast möchte ich sagen: Der Heilige Geist erscheint in mannigfacher Ausgabe. Kirchlich und weltlich, in Natur und Kultur. Indem sich der Geist ins Menschliche mischt, geht er über das Menschliche hinaus, geht er hinein ins Materielle. Er wirkt, indem er sich einmischt; das Geschöpfliche, das Gemachte wird sein Vehikel.» Rudolf Bohren führt hier die seltsame Stelle aus Apostelgeschichte 19,11-12 an: «Auch ungewöhnliche Machttaten tat Gott durch die Hand des Paulus. Sogar seine Schweißbinden und Tücher, die er auf der Haut getragen hatte, nahm man weg und legte sie den Kranken auf; da wichen die Krankheiten und die bösen Geister fuhren aus.» Das heisst (nach Bohren): «Gott wird in die Materie hinein praktisch; aber weder die Materie noch die Praxis werden Gott…»
Gefahren Der letzte Satz spricht von den Gefahren, die etwa dort auftreten, wo wir ein Kunstwerk als «göttlich» betrachten. Oft neigt auch ein geistbegabter Künstler (so wie ein auf andere Weise geistbegabter Mensch) dazu, sich über andere zu erheben. Damit wird Gottes Geist jedoch betrübt, der auch in anderen Menschen wirkt. Weil sich der Geist nun aber vermischt (zum Beispiel in der Kunst), braucht es die Prüfung der Geister: «Die Vermischung des Geistes mit dem Menschlichen ruft nach ‘Entmischung’. Der Geist soll erkannt und benannt werden.»
Schlussfolgerung Diese theologischen Ausführungen von Rudolf Bohren können uns in der Praxis helfen.
1. Wenn wir verstehen, dass Gottes Geist sich einmischt und vermischt mit unserem Geist, müssen wir nicht krampfhaft versuchen, «heiliger und geisterfüllter» zu werden, um mit seinem Wirken zu rechnen. Wir dürfen darauf vertrauen, dass er gerne durch unsere Unvollkommenheit hindurch wirkt – auch in unvollkommenen Kunstwerken, geschaffen von Sündern. – Aber sicher von Sündern, die nach Heiligung und Geisterfüllung streben.
2. Wenn Gottes Geist auch in der Kunst wirken will, die von Nicht-Christen geschaffen werden, öffnen sich neue Wege, um mit unseren Kollegen über den Glauben zu sprechen. So könnten wir dann etwa fragen: «Irgendwie erfahre ich, dass Gott durch deine Kunst wirkt. Wie denkst du darüber…?»
3. Wir sollten nicht aufgeben, intellektuell und mit der Gabe der Geistesunterscheidung zu prüfen, ob Kunst Gottes Geist Raum gibt und sogar von ihm durchdrungen ist, oder ob sie stark von anderen Geistern besetzt ist, die uns möglicherweise in ihren Bann ziehen oder belasten. Dann tun wir gut daran, solcher Kunst mit der richtigen inneren Distanz zu begegnen oder sich nicht weiter mit ihr zu beschäftigen.
Text: Beat Rink
ENGLISH
As a continuation of the observations made in TUNE IN 312, let us listen once again to the theologian Rudolf Bohren, who speaks in his book «Dass Gott schön werde» [= «So that God may become beautiful»] of how churches become boring without aesthetics.
God’s Spirit and Art The fact is that God’s Spirit wishes to reveal himself in art and to work through art. But how? After all, art is always created by man – and in many cases by persons who do not believe in God in any way! And art is never «pure» and is always human. And sometimes, it appears, it is even permeated by other spirits. How, then, can God’s Spirit work through art, if it is never entirely «pure»? Here Bohren speaks of how we must find a new understanding of the working of the Holy Spirit.
The diminished form of God At Christmas we celebrate the fact that God became man. The Word became flesh. At Pentecost, however, the Spirit was poured out on all flesh. «He did not become human, as God became man, but He came into man.» One can therefore say that God diminished himself: «In the Spirit, God is present to man in a modality* different to the one in which he was present in Christ. The Spirit becomes anonymous, can hardly be identified anymore, He becomes mixed in with the human. He can hide himself, He can become lost in man; for now He does not merely unite with the sinless Man from Nazareth, but with the sinner, wherever he is, and this uniting and mixing takes many forms. As an impulse and as a gift to do the good and the beautiful in all places…»
The Spirit gets involved «I almost wanted to say that the Holy Spirit appears in manifold tasks. In church and in the world, in nature and culture. By becoming mixed with the human, the Spirit transcends the limits of the human, penetrates into the material. He works by getting involved; the dimension of the creature and of creativity becomes His vehicle.» Here Rudolf Bohren quotes the surprising description in Acts 19,11-12: « God did extraordinary miracles through Paul, so that even handkerchiefs and aprons that had touched him were taken to the sick, and their illnesses were cured and the evil spirits left them.» This means (according to Bohren): «God becomes practical all the way through into matter; but neither the material nor the practical become God…»
Dangers The last sentence speaks of the danger that may arise when we see a work of art as being «divine». Often, an artist with Spirit-given gifts (just as other people have other gifts given by the Spirit) may tend to raise himself above others. This, however, saddens God’s Spirit, who is at work in other people. But, because the Spirit now mixes himself with the human (in art, for example), a discerning of the spirits is necessary: «The mixing of the Spirit with human calls for ‘de-mixing’: the Spirit should be recognised and named.»
Conclusion These theological observations by Rudolf Bohren can help us in practice.
1. If we understand that God’s Spirit becomes involved and mixes Himself with our spirit, we do not need to make frantic efforts to become “holier” and more Spirit-filled in order to be able to count on His working. We are free to trust that He is happy to work through our imperfection – even in imperfect works of art, created by sinners – but by sinners, who strive for holiness and for being filled with the Holy Spirit.
2. If God’s Spirit also wishes to work in the art created by non-Christians, new ways open up for speaking to our colleagues about faith. In this sense, for example, we might ask, «Somehow I detect that God works through your art. How do you see that…?»
3. We should never cease to test, intellectually and with the gift of spiritual discernment, whether some art gives space for God’s Spirit and is even permeated by Him, or whether it is in the grip of other spirits who perhaps wish to entice us under their power or to burden us. Then we do well if we regard such art from the right inner distance or if we cease to concern ourselves with it any further.
* Modality = manner, form.
Text: Beat Rink / translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
Als Fortsetzung der Ausführungen im TUNE IN 312 hören wir nochmals auf den Theologen Rudolf Bohren, der in seinem Buch «Dass Gott schön werde» davon spricht, dass die Kirchen ohne Ästhetik langweilig werden.
Gottes Geist und Kunst Gottes Geist will sich nämlich auch in der Kunst zeigen und durch Kunst hindurch wirken. Wie das? Kunst ist doch immer von Menschen geschaffen – womöglich von Menschen, die gar nicht an Gott glauben! Und Kunst ist nie «rein» und frei von Menschlichem. Und sie ist manchmal sogar, so scheint es, von anderen Geistern durchdrungen. Wie kann dann Gottes Geist durch Kunst hindurch wirken, wenn diese nie ganz «rein» ist? Bohren spricht nun davon, dass wir das Wirken des Heiligen Geistes neu verstehen müssen.
Die Verkleinerung Gottes An Weihnachten feiern wir, dass Gott Mensch wurde. Das Wort wurde Fleisch. An Pfingsten aber wurde der Geist über das Fleisch ausgegossen. «Er wurde nicht Mensch, wie Gott Mensch wurde, er kam in die Menschen.» Man kann also sagen, dass sich Gott verkleinert: «Gott ist im Geist in einer anderen Modalität* dem Menschen gegenwärtig als er in Christus war. Der Geist wird anonym, ist kaum mehr zu identifizieren, er mischt sich mit dem Menschlichen. Er kann sich im Menschen verstecken, er kann sich verlieren; denn nun vereinigt er sich nicht bloss mit dem Sündlosen aus Nazareth, sondern mit dem Sünder von überall und anderswo, und dieses Vereinigen und Vermischen hat vielerlei Gestalt. Als Impuls und als Gabe, das Gute und Schöne zu tun in aller Welt…»
Der Geist mischt sich ein «Fast möchte ich sagen: Der Heilige Geist erscheint in mannigfacher Ausgabe. Kirchlich und weltlich, in Natur und Kultur. Indem sich der Geist ins Menschliche mischt, geht er über das Menschliche hinaus, geht er hinein ins Materielle. Er wirkt, indem er sich einmischt; das Geschöpfliche, das Gemachte wird sein Vehikel.» Rudolf Bohren führt hier die seltsame Stelle aus Apostelgeschichte 19,11-12 an: «Auch ungewöhnliche Machttaten tat Gott durch die Hand des Paulus. Sogar seine Schweißbinden und Tücher, die er auf der Haut getragen hatte, nahm man weg und legte sie den Kranken auf; da wichen die Krankheiten und die bösen Geister fuhren aus.» Das heisst (nach Bohren): «Gott wird in die Materie hinein praktisch; aber weder die Materie noch die Praxis werden Gott…»
Gefahren Der letzte Satz spricht von den Gefahren, die etwa dort auftreten, wo wir ein Kunstwerk als «göttlich» betrachten. Oft neigt auch ein geistbegabter Künstler (so wie ein auf andere Weise geistbegabter Mensch) dazu, sich über andere zu erheben. Damit wird Gottes Geist jedoch betrübt, der auch in anderen Menschen wirkt. Weil sich der Geist nun aber vermischt (zum Beispiel in der Kunst), braucht es die Prüfung der Geister: «Die Vermischung des Geistes mit dem Menschlichen ruft nach ‘Entmischung’. Der Geist soll erkannt und benannt werden.»
Schlussfolgerung Diese theologischen Ausführungen von Rudolf Bohren können uns in der Praxis helfen.
1. Wenn wir verstehen, dass Gottes Geist sich einmischt und vermischt mit unserem Geist, müssen wir nicht krampfhaft versuchen, «heiliger und geisterfüllter» zu werden, um mit seinem Wirken zu rechnen. Wir dürfen darauf vertrauen, dass er gerne durch unsere Unvollkommenheit hindurch wirkt – auch in unvollkommenen Kunstwerken, geschaffen von Sündern. – Aber sicher von Sündern, die nach Heiligung und Geisterfüllung streben.
2. Wenn Gottes Geist auch in der Kunst wirken will, die von Nicht-Christen geschaffen werden, öffnen sich neue Wege, um mit unseren Kollegen über den Glauben zu sprechen. So könnten wir dann etwa fragen: «Irgendwie erfahre ich, dass Gott durch deine Kunst wirkt. Wie denkst du darüber…?»
3. Wir sollten nicht aufgeben, intellektuell und mit der Gabe der Geistesunterscheidung zu prüfen, ob Kunst Gottes Geist Raum gibt und sogar von ihm durchdrungen ist, oder ob sie stark von anderen Geistern besetzt ist, die uns möglicherweise in ihren Bann ziehen oder belasten. Dann tun wir gut daran, solcher Kunst mit der richtigen inneren Distanz zu begegnen oder sich nicht weiter mit ihr zu beschäftigen.
Text: Beat Rink
Liebe Mitglieder*innen
Das Jahrestreffen war ein schöner Erfolg und wir freuen uns jetzt schon auf ein Wiedersehen im 2020. Zum letzten Mal in diesem Jahr servieren wir in diesem Newsletter, der nur für ARTS+ Mitglieder ist, noch einmal Exquisites und Aktuelles aus dem ARTS+ Netzwerk – mit spannenden Ausschreibungen und Vorab-Informationen.
Gott mit euch! Die nächste Mail liest du im neuen Jahr. Dein ARTS+ Team
S A V E T H E D A T E
Freitag, 6. November 2020 “meet artists – meet ARTS+” Das nationale, Kunstsparten übergreifende Künstlertreffen fördert Austausch, Kennen-lernen und Vernetzung. Projekte können vorgestellt und Leidenschaft geteilt werden. In welcher Stadt wir diesmal zusammen kommen und wo und wann genau es los geht, lassen wir euch noch wissen. Klar ist, dass wir wieder mit einem künstlerischen Beitrag das Netzwerk feiern. Auch Interessierte und Gwundrige sind dazu willkommen.
11 & 12. September 2020 Central Arts Conference Wo genau wird noch mitgeteilt. Auf jeden Fall eine Konferenz zum Hingehen.
O P E N C A L L S
Das Tanzfest Winterthur 2020 Projekteingabe für Tanzschaffende In bald 15 Jahren hat das Tanzfest sich nicht nur als populäre und richtungsweisende Veranstaltung vielerorts in der Schweiz etabliert, sondern wurde auch zu einer einzigartigen Plattform für künstlerische Erkundungen. Im kommenden Jahr findet das Tanzfest vom 14. – 17. Mai 2020 statt. Für das Tanzfest 2020 in Winterthurwerden Tanzprojekte mit Bezug zu Winterthur gesucht.Von Freitag bis Sonntag werden Kurzstücke in der ganzen Stadt Winterthur indoor an verschiedenen Austragungsorten und outdoor auf verschiedenen Plätzen zu sehen sein.hier geht es zur Ausschreibung und demBewerbungsformular Die Bewerbung wird vollständig bis zum 20. Dezember 2019 an winterthur@dastanzfest.ch gesendet.
Koproduktionsbeitrag Die Stadt Winterthur schreibt gemeinsam mit dem Theater am Gleis Koproduktionsbeiträge für Produktionen im Theater am Gleis aus. Die Ausschreibung richtet sich an Produzenten in den Sparten Theater, Tanz und Musik sowie an spartenübergreifende Produktionen. Eingabefrist ist der 6. Januar 2020. Alle Informationen zur Ausschreibung findet ihr hier
N E U & A K T U E L L
Central Music wird zu Central Arts Das Netzwerk für Populärmusik “Central Music”, das mit Jonathan Schmidt am Runden Tisch von ARTS+ vertreten ist, heisst seit wenigen Monaten neu “Central Arts”. Grund: In den vergangenen drei Jahren hat sich diese Bewegung von Kreativen auf die populäre Kunst ganz allgemein ausgeweitet. Webseite
Schprit In Ergänzung zu den TUNE INs von Pfr. Beat Rink, internationaler Leiter von Crescendo, schalten wir ab sofort GEDANKENSTRICHE von Dr. theol. Dr. phil. Matthias Krieg auf der ARTS+ Website auf. Der Referent, der uns sowohl am ARTS+ Symposium 1.0, an der Central Conference wie auch am “meet artists – meet ARTS+” einheizte, präsentiert seine Lieblingssätze und Inspirationen, gelesen in Klassikern der Weltliteratur, Bahnhofshallen, der Bibel und an Hauswänden und legt deren Kern frei. Matthias Krieg denkt die Zitate weiter und neu. Seine Texte sind überlegt, leichtfüssig und überraschend. Sie bringen das Literarische der biblischen Texte und das Religiöse der belletristischen Texte zum Klingen. Alle Texte sind auf Schprit.ch – Treibstoff für die Seele. Aktueller Wochentext auf ARTS+
20% Vergünstigung für ARTS+ Mitglieder Marc Chagall Führungen mit Markus Neurohr. Der jüdische Künstler weist in vielen seiner Werke auf den gekreuzigten Juden Jesus von Nazareth. So auch in den fünf Glasfenstern im Zürcher Fraumünster. Anmeldung
Beratungen für Kunstschaffende
Endlich ist es soweit! Wir können euch und euren Freunden die Möglichkeit für Beratungen anbieten. Als ARTS+ können wir uns auf ein breites Netzwerk von erfahrenen Künstlerinnen und Künstlern aus allen Sparten abstützen, die die besonderen Herausforderungen der künstlerischen Berufe kennen. Neu bietet ARTS+ deshalb Beratungen an für: – Menschen, die in Betracht ziehen einen künstlerischen Beruf zu ergreifen – Kunstschaffende in der Ausbildung – Kunstschaffende im Übergang von der Ausbildung zum Beruf – Kunstschaffende im Beruf – Kunstschaffende in der Spannung von Kunst, Leben und Glauben Weitere Informationen zum Angebot gibt’s hier: https://artsplus.ch/netzwerk/beratungen/
P R I X P L U S
Der PrixPlus 2019 geht an den Bildenden Künstler Micha Aregger, u.a. für sein Werk “Atemwolke”. Der PrixPlus Förderpreis geht an Julia Medugno, Gründerin, Leiterin und Intendantin des Ensemble ultraschall.
V O R G E S T E L L T
«Vorgestellt» ist eine neue Rubrik in unserem Newsletter, in der wir jeweils ein Projekt, eine*n Künstler*in aus dem ARTS+ Netzwerk vorstellen. Wir hoffen, das Miteinander weiter zu stärken in dem wir mehr von einander erfahren.
Ensemble u l t r a S c h a l l ist ein Ensemble von Künstlern, die in ihrer Konzerttätigkeit über den Schall hinaus gehen und damit ein vielschichtiges Musiktheater und eine ganzheitliche Performance schaffen. Unter der Leitung der Zürcher Sängerin und Choreographin Julia Medugno und des Winterthurer Violinisten Alexej Wirth entstehen in verschiedenen Formationen szenische Konzerte.Webseite
A R T S + E U R O P A
ARTS+ Europa wächst kontinuierlich Viele von euch wissen vermutlich gar nicht, dass es bereits in verschiedenen Ländern ARTS+ Roundtables gibt. Diese wurden nach dem Schweizer Vorbild gegründet und insbesondere von Beat Rink gefördert. Ein europäisches Leiter-Treffen in Wien war sehr fruchtbar. In Österreich gibt es recht viele dynamische christliche Kulturinitiativen und ARTS+ kann hier Energien bündeln und Synergien freisetzen. Bereits jetzt steht fest: Im Oktober 2020 wird ein nächstes europäisches Treffen in Bulgarien stattfinden.
R Ü C K B L I C K
meet artists – meet ARTS+ In entspannter Atmosphäre trafen sich am 25. Oktober 2019 insgesamt rund 70 Kunstschaffende aus allen Sparten im Jenseits IM BOGEN, Zürich, zu GV, Apéro, Präsentations-Talks, Keynote von Matthias Krieg, PRIX Plus-Verleihung und Konzert von FRED mit Céline Hales im Vorgrogramm. Ein Abend, den man gerne wiederholt: bereichernd, interessant, inspirierend, lustig, ermutigend, herausfordernd und mit guter Musik. A bientôt!
Neue Mitglieder Ab August heissen wir herzlich willkommen: Marina Mayr (Malerei, Photographie und 3-Dimensionales) Ernst Beeler (Skulpturen in Marmor, Bronze und Metall) Fred Grob (Zeichnen, Comics) Markus Neurohr (Songwriter, Worship-Performance) Angela Melody Kummer (Zeichnung, Illustration, Malerei)
Schreibe uns! Dein ARTS+ Team: Regula Lustenberger, Astrid Künzler, Adrian Furrer, Beat Rink, Jean-Daniel von Lerber, Martin Jufer, Matthias Spiess, Samuel Scherrer, Timo Schuster, Jonathan Schmidt.
Mama, sagte er schluchzend, ich konnte keine Rute finden, aber hier hast du einen Stein, den du auf mich werfen kannst! Er reichte mir einen Stein, den grössten, der in seiner kleinen Hand Platz fand. Da begann auch ich zu weinen, denn ich verstand auf einmal, was er sich gedacht hatte: Meine Mama will mir also weh tun, und das kann sie noch besser mit einem Stein. Ich schämte mich. Und ich nahm ihn in die Arme, wir weinten beide, soviel wir konnten, und ich dachte bei mir, dass ich niemals, niemals mein Kind schlagen würde. Und damit ich es ja nicht vergessen würde, nahm ich den Stein und legte ihn in ein Küchenregal, wo ich ihn jeden Tag sehen konnte, und da lag er so lange, bis Johan gross war.
Astrid Lindgren, Über Frieden, schwedisch 1983.
Alle kennen Pippi Langstrumpf und Kalle Blomquist. Viele lieben den Witz und das Können dieser Figuren. Manche erkennen die Freiheit und Selbständigkeit dieser Kinder. Dass beide nicht selbstverständlich sind und auch für Astrid Lindgren nicht einfach gegeben waren, überliefert sie mit dieser kleinen Geschichte, die ihr einst eine andere Frau erzählt hatte. Der Plot ist so einfach wie vertraut: Der fünfjährige Johan hat sich im Garten der Nachbarin an deren Erdbeeren gütlich getan, und nun gerät seine Mutter unter den Druck von Verwandten und Freunden, ihren Sohn zu züchtigen, damit aus ihm kein diebischer Geselle werde, sondern ein nützliches Glied der Gesellschaft. Kinder brauchen die Rute, sonst wird nichts aus ihnen! So war auch die Welt der Astrid Lindgren. Alle kennen sie so. Viele teilen ihre Ansichten. Manche halten es aber mit der Erfinderin von Pippi und Kalle.
Wie es in ihr zur Wende kam, erzählt dieser Ausschnitt: Johan wird von seiner Mutter, die nicht ihrem Herzen folgt, sondern ihrer Mitwelt, geschickt, selbst eine Rute zu schneiden. Er ahnt, wofür. Da er keine findet, bringt er einen Stein. Dann fällt dieser unglaubliche Satz aus dem Mund eines Fünfjährigen: Hier hast du einen Stein, den du auf mich werfen kannst. Mit ihm beschämt er seine Mutter, die sich von ihrer Mitwelt abwendet, um ihrem Herzen zu folgen. Der Junge bleibt ihr sogar dann noch nahe, als er erkennt, dass er gezüchtigt werden soll, weil man das so tut mit bösen Jungs, und darauf verzichtet, aus der vergeblichen Suche einen Vorteil zu ziehen. So beschämt er die Schamlose. So erweicht er die Hartherzige. Sie ist zwar nicht wie die Schamlosen und Hartherzigen, macht sich ihnen aber für einen Moment lang gleich, indem sie dem Druck ihrer Mitwelt nachgibt. Dieser Moment wird buchstäblich gelöscht, indem beide weinen, soviel sie können.
Für Astrid Lindgren endete jede schwarze Pädagogik mit diesem Moment und seiner Löschung. Niemals würde sie einen noch so bösen Jungen schlagen. Dies zieht sich durch ihr ganzes Erzählwerk. Pippi Langstrumpf und Kalle Blomquist sind keine Engel. Weil sie aber in Freiheit und Selbständigkeit leben, können sie, was der fünfjährige Johan konnte. Astrid Lindgren zeichnete alle Kinderfiguren, während sie hinter sich den Stein im Küchenregal wusste. Dort sah sie ihn jeden Tag, bis ihr Johan gross war. Das allerdings dauerte viele schöne Kinderbücher lang.
Der Satz des Fünfjährigen klingt wie der unglaubliche Satz von Jesus, als man ihm eine Ehebrecherin brachte, die von Gesetzes wegen zu steinigen wäre (Dtn 22,23-24): Wer unter euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie! (Joh 8,7). Die Mitwelt verlangte nützliche Glieder der Gesellschaft, und so setzte sie Jesus unter Druck. Doch er folgte nicht ihr, sondern seinem Herzen. Wissend, dass keiner ein Engel ist und jeder auch ein böser Junge, beschämte er sie. Sie aber nahmen ihn nicht in den Arm, um zu weinen, soviel sie konnten. Sie blieben bei ihrer schwarzen Pädagogik und kreuzigten ihn wegen seiner Freiheit und Selbständigkeit.
ENGLISH
In his book «Dass Gott schön werde» [«That God may become beautiful»], published in 1975, the Reformed theologian Rudolf Bohren (1920-2010)enters the battle for an aesthetic awareness among Christians and in the church. If this is to come about, we have to develop a better understanding of the Creation and the working of the Holy Spirit. Here (and in TUNE IN 313) follows a short outline in quotations from what is still a topical and also provocative book.
Scharp words from the son of a pastor The German writer «Gottfried Benn [1886-1956], an aesthetic mind par excellence, jotted down this line regarding the pastor’s house he grew up in: ‘Thought-world entirely without the Muses’, and this line characterises not only a provincial minister’s dwelling, but is also largely true of the house built by our theology. Even ‘thought-world’ already carries a negative connotation and suggests an existence without Gainsboroughs, without Chopin… If I speak Benn’s line as my own, ‘thought-world entirely without the Muses’ means a life in which the world of the Muses is not perceived as a sign of grace, a life which has lost the aesthetic dimension. It can hardly be imagined what power the church and theology have lost because the ‘thought-world without the Muses’ has become predominant. Here I am only generally indicating that, with this contempt for aesthetics, faith has lost its strength to create a style which could be representative of the gospel heard and lived in this time.»
The praise of God in the Creation – and in art Not only is the Creation «good», it is also «beautiful». It praises the Creator. «By praising his work himself, the Creator anticipates the purpose of his Creation, namely to be praise. The Creator intones what is to be echoed in every creature. (…) Art follows the lead of the Creator and praises, even when it … complains and accuses. Art also follows the lead of the Creator in singing psalms when it does not know him or rejects him. Art justifies existence, even when it curses him – for, in the artistic use of its materials, of language, of colours and sounds, it concedes that the Creator is right, even when it denies or blasphemes him. The justification of art is that it justifies the Creation.» In other words: Bohren says that in all cases good art points back to the Creation and to the Creator (God).
Without lilies and butterflies… «Discipleship which no longer knows anything of blossom and butterfly loses the weightless quality of light. It can no longer shine as light. Without the lilies and butterflies, the disciples of Jesus all too easily become figures who certainly cast shadows, but from whom no light shines forth: they are zealots who confuse their earnestness with the Holy Spirit… He who no longer sees the flowers can dedicate himself to a ‘thought-world without the Muses’. (…) With this, I have already begun to suggest that Christianity loses its missionary power when it fails to take note of the Creation.» «The church can no more exist in a world beyond culture and art than it can live in a world beyond nature.» «This is why we must lament the lack of theological aesthetics as the reason for the Christian boredom throughout the land…»
God’s beauty among the heathen «God becomes practical and beautiful not only in those who know him, but also in those who do not know him… But his becoming beautiful among the heathen angers many Christians, especially those who have quite a conceit of themselves as knowing their God. Anger of this kind could be a sign that they are mistaken in their knowledge, that they do not yet know God in his goodness and greatness and therefore do not understand that God’s Spirit is a wind which blows where he wishes.»
The task of faith «God’s becoming beautiful in culture and art remains hidden if it is not named; it does not remain hidden as beauty, but it does remain hidden as God’s becoming beautiful if it is not made known as God’s beauty. Such naming and making known is certainly always the task of faith…». According to Bohren, then, faith has the task of interpreting beauty of every kind with reference to God. This also applies to works by non-Christians. In view of the fact that there is a «thought-world entirely without the Muses» in many Christians, such works may unfortunately be in the majority.
(To be continued.)
Editor: Beat Rink / translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
In seinem 1975 erschienenen Buch «Dass Gott schön werde» bricht der reformierte Theologe Rudolf Bohren (1920-2010) eine Lanze für ein ästhetisches Bewusstsein unter Christen und in der Kirche. Wenn dieses kommen soll, müssen wir die Schöpfung und das Wirken des Heiligen Geistes besser verstehen. Hier (und im TUNE IN 313) ein kurzer Abriss in Zitaten aus diesem nach wie vor aktuellen und auch provozierenden Buch.
Scharfe Worte eines Pfarrersohns Der deutsche Schriftsteller «Gottfried Benn [1886-1956], ein Ästhetiker par excellence, hat im Blick auf sein elterliches Pfarrhaus die Zeile gesetzt: «Ganz amusisches Gedankenleben», und diese Zeile charakterisiert nicht nur ein märkisches Pfarrhaus, sondern im grossen und ganzen auch unser Haus der Theologie. «Gedankenleben» ist schon eine negative Bestimmung, signalisiert ein Dasein ohne Gainsboroughs, ohne Chopin… Wenn ich die Zeile Benns als meine Zeile nachspreche, meint «ganz amusisches Gedankenleben» ein Leben, in dem das Musische als Zeichen der Gnade nicht wahrgenommen wird, ein Leben, das die Ästhetik verloren hat. Es ist nicht auszumachen, welche Auspowerung in Kirche und Theologie dadurch stattgefunden hat, dass das «amusische Gedankenleben» zur Herrschaft kam. Ich deute hier nur an, dass mit der Verachtung der Ästhetik der Glaube die Kraft verlor, einen Stil zu bilden, der für das in dieser Zeit gehörte und gelebte Evangelium repräsentativ werden könnte.»
Gottes Lob in der Schöpfung – und in der Kunst Die Schöpfung ist nicht nur «gut», sondern auch «schön». Sie lobt den Schöpfer. «Indem der Schöpfer sein Werk selbst lobt, nimmt er den Zweck seiner Schöpfung voraus, Lob zu sein. Der Schöpfer intoniert, was in aller Kreatur ein Echo finden soll. (…) Kunst psalmodiert hinter dem Schöpfer her und lobt, auch wo sie …klagt und anklagt. Kunst psalmodiert hinter dem Schöpfer her auch da, wo sie diesen nicht kennt oder leugnet. Kunst rechtfertigt das Dasein auch da, wo sie ihm flucht; denn sie gibt im kunstvollen Gebrauch ihres Materials, der Sprache, der Farbe und Klänge dem Schöpfer auch da recht, wo sie ihn negiert oder lästert. Kunst hat ihr Recht darin, dass sie die Schöpfung rechtfertigt.» Mit anderen Worten: Bohren sagt, dass gute Kunst in jedem Fall auf die Schöpfung und den Schöpfer (Gott) zurückverweist.
Ohne Lilien und Schmetterlinge… «Eine Jüngerschaft, die von Blüte und Schmetterling nichts mehr weiss, verliert das Leichte des Lichts. Sie kann nicht mehr als Licht scheinen. Ohne die Lilien und die Schmetterlinge werden Jesu Jünger allzu leicht zu Gestalten, die wohl Schatten werfen, aber kein Licht ausstrahlen: Zeloten, die ihr Engagement mit dem Heiligen Geist verwechseln… Wer die Blumen nicht mehr sieht, kann «ganz amusisches Gedankenleben» pflegen. (…) Damit habe ich schon angedeutet, dass die Christenheit ihre missionarische Kraft verliert, wenn sie die Schöpfung übersieht.» «Die Kirche kann nicht jenseits von Kultur und Kunst existieren, so wenig sie jenseits von Natur existieren kann.» «Darum ist der Mangel an theologischer Ästhetik zu beklagen als Grund unserer landläufigen christlichen Langeweile…»
Gottes Schönheit bei den Heiden «Gott wird praktisch und schön nicht nur in denen, die ihn kennen, sondern auch in denen, die ihn nicht kennen…Aber dieses Schön-Werden bei den Heiden ärgert etliche Christen, die vor allem, die sich einiges darauf einbilden, ihren Gott zu kennen. Solcher Ärger könnte Zeichen sein dafür, dass sie sich in ihrer Kenntnis täuschen, dass sie Gott in seiner Güte und Grösse noch nicht kennen und darum nicht verstehen, dass Gottes Geist ein Wind ist, der weht, wo er will.»
Die Aufgabe des Glaubens «Gottes Schön-Werden in Kultur und Kunst bleibt verborgen, wenn es nicht benannt wird; es bleibt nicht verborgen als Schönheit, es bleibt aber verborgen als Gottes Schön-Werden, wenn es nicht als Gottes Schönheit bekannt gemacht wird. Solches Benennen und Bekanntmachen ist allemal Sache des Glaubens…». Nach Bohren hat also der Glaube hat die Aufgabe, jede Schönheit von Gott her zu interpretieren. Dies gilt auch für Werke, die nicht von Christen geschaffen wurden. Angesichts der Tatsache, dass es unter vielen Christen ein «ganz amusisches Gedankenleben» gibt, dürfte das leider eine grosse Mehrheit sein.
(Fortsetzung folgt)
Textzusammenstellung: Beat Rink
ENGLISH
In his book «Dass Gott schön werde» [«That God may become beautiful»], published in 1975, the Reformed theologian Rudolf Bohren (1920-2010)enters the battle for an aesthetic awareness among Christians and in the church. If this is to come about, we have to develop a better understanding of the Creation and the working of the Holy Spirit. Here (and in TUNE IN 313) follows a short outline in quotations from what is still a topical and also provocative book.
Scharp words from the son of a pastor The German writer «Gottfried Benn [1886-1956], an aesthetic mind par excellence, jotted down this line regarding the pastor’s house he grew up in: ‘Thought-world entirely without the Muses’, and this line characterises not only a provincial minister’s dwelling, but is also largely true of the house built by our theology. Even ‘thought-world’ already carries a negative connotation and suggests an existence without Gainsboroughs, without Chopin… If I speak Benn’s line as my own, ‘thought-world entirely without the Muses’ means a life in which the world of the Muses is not perceived as a sign of grace, a life which has lost the aesthetic dimension. It can hardly be imagined what power the church and theology have lost because the ‘thought-world without the Muses’ has become predominant. Here I am only generally indicating that, with this contempt for aesthetics, faith has lost its strength to create a style which could be representative of the gospel heard and lived in this time.»
The praise of God in the Creation – and in art Not only is the Creation «good», it is also «beautiful». It praises the Creator. «By praising his work himself, the Creator anticipates the purpose of his Creation, namely to be praise. The Creator intones what is to be echoed in every creature. (…) Art follows the lead of the Creator and praises, even when it … complains and accuses. Art also follows the lead of the Creator in singing psalms when it does not know him or rejects him. Art justifies existence, even when it curses him – for, in the artistic use of its materials, of language, of colours and sounds, it concedes that the Creator is right, even when it denies or blasphemes him. The justification of art is that it justifies the Creation.» In other words: Bohren says that in all cases good art points back to the Creation and to the Creator (God).
Without lilies and butterflies… «Discipleship which no longer knows anything of blossom and butterfly loses the weightless quality of light. It can no longer shine as light. Without the lilies and butterflies, the disciples of Jesus all too easily become figures who certainly cast shadows, but from whom no light shines forth: they are zealots who confuse their earnestness with the Holy Spirit… He who no longer sees the flowers can dedicate himself to a ‘thought-world without the Muses’. (…) With this, I have already begun to suggest that Christianity loses its missionary power when it fails to take note of the Creation.» «The church can no more exist in a world beyond culture and art than it can live in a world beyond nature.» «This is why we must lament the lack of theological aesthetics as the reason for the Christian boredom throughout the land…»
God’s beauty among the heathen «God becomes practical and beautiful not only in those who know him, but also in those who do not know him… But his becoming beautiful among the heathen angers many Christians, especially those who have quite a conceit of themselves as knowing their God. Anger of this kind could be a sign that they are mistaken in their knowledge, that they do not yet know God in his goodness and greatness and therefore do not understand that God’s Spirit is a wind which blows where he wishes.»
The task of faith «God’s becoming beautiful in culture and art remains hidden if it is not named; it does not remain hidden as beauty, but it does remain hidden as God’s becoming beautiful if it is not made known as God’s beauty. Such naming and making known is certainly always the task of faith…». According to Bohren, then, faith has the task of interpreting beauty of every kind with reference to God. This also applies to works by non-Christians. In view of the fact that there is a «thought-world entirely without the Muses» in many Christians, such works may unfortunately be in the majority.
(To be continued.)
Editor: Beat Rink / translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
In seinem 1975 erschienenen Buch «Dass Gott schön werde» bricht der reformierte Theologe Rudolf Bohren (1920-2010) eine Lanze für ein ästhetisches Bewusstsein unter Christen und in der Kirche. Wenn dieses kommen soll, müssen wir die Schöpfung und das Wirken des Heiligen Geistes besser verstehen. Hier (und im TUNE IN 313) ein kurzer Abriss in Zitaten aus diesem nach wie vor aktuellen und auch provozierenden Buch.
Scharfe Worte eines Pfarrersohns Der deutsche Schriftsteller «Gottfried Benn [1886-1956], ein Ästhetiker par excellence, hat im Blick auf sein elterliches Pfarrhaus die Zeile gesetzt: «Ganz amusisches Gedankenleben», und diese Zeile charakterisiert nicht nur ein märkisches Pfarrhaus, sondern im grossen und ganzen auch unser Haus der Theologie. «Gedankenleben» ist schon eine negative Bestimmung, signalisiert ein Dasein ohne Gainsboroughs, ohne Chopin… Wenn ich die Zeile Benns als meine Zeile nachspreche, meint «ganz amusisches Gedankenleben» ein Leben, in dem das Musische als Zeichen der Gnade nicht wahrgenommen wird, ein Leben, das die Ästhetik verloren hat. Es ist nicht auszumachen, welche Auspowerung in Kirche und Theologie dadurch stattgefunden hat, dass das «amusische Gedankenleben» zur Herrschaft kam. Ich deute hier nur an, dass mit der Verachtung der Ästhetik der Glaube die Kraft verlor, einen Stil zu bilden, der für das in dieser Zeit gehörte und gelebte Evangelium repräsentativ werden könnte.»
Gottes Lob in der Schöpfung – und in der Kunst Die Schöpfung ist nicht nur «gut», sondern auch «schön». Sie lobt den Schöpfer. «Indem der Schöpfer sein Werk selbst lobt, nimmt er den Zweck seiner Schöpfung voraus, Lob zu sein. Der Schöpfer intoniert, was in aller Kreatur ein Echo finden soll. (…) Kunst psalmodiert hinter dem Schöpfer her und lobt, auch wo sie …klagt und anklagt. Kunst psalmodiert hinter dem Schöpfer her auch da, wo sie diesen nicht kennt oder leugnet. Kunst rechtfertigt das Dasein auch da, wo sie ihm flucht; denn sie gibt im kunstvollen Gebrauch ihres Materials, der Sprache, der Farbe und Klänge dem Schöpfer auch da recht, wo sie ihn negiert oder lästert. Kunst hat ihr Recht darin, dass sie die Schöpfung rechtfertigt.» Mit anderen Worten: Bohren sagt, dass gute Kunst in jedem Fall auf die Schöpfung und den Schöpfer (Gott) zurückverweist.
Ohne Lilien und Schmetterlinge… «Eine Jüngerschaft, die von Blüte und Schmetterling nichts mehr weiss, verliert das Leichte des Lichts. Sie kann nicht mehr als Licht scheinen. Ohne die Lilien und die Schmetterlinge werden Jesu Jünger allzu leicht zu Gestalten, die wohl Schatten werfen, aber kein Licht ausstrahlen: Zeloten, die ihr Engagement mit dem Heiligen Geist verwechseln… Wer die Blumen nicht mehr sieht, kann «ganz amusisches Gedankenleben» pflegen. (…) Damit habe ich schon angedeutet, dass die Christenheit ihre missionarische Kraft verliert, wenn sie die Schöpfung übersieht.» «Die Kirche kann nicht jenseits von Kultur und Kunst existieren, so wenig sie jenseits von Natur existieren kann.» «Darum ist der Mangel an theologischer Ästhetik zu beklagen als Grund unserer landläufigen christlichen Langeweile…»
Gottes Schönheit bei den Heiden «Gott wird praktisch und schön nicht nur in denen, die ihn kennen, sondern auch in denen, die ihn nicht kennen…Aber dieses Schön-Werden bei den Heiden ärgert etliche Christen, die vor allem, die sich einiges darauf einbilden, ihren Gott zu kennen. Solcher Ärger könnte Zeichen sein dafür, dass sie sich in ihrer Kenntnis täuschen, dass sie Gott in seiner Güte und Grösse noch nicht kennen und darum nicht verstehen, dass Gottes Geist ein Wind ist, der weht, wo er will.»
Die Aufgabe des Glaubens «Gottes Schön-Werden in Kultur und Kunst bleibt verborgen, wenn es nicht benannt wird; es bleibt nicht verborgen als Schönheit, es bleibt aber verborgen als Gottes Schön-Werden, wenn es nicht als Gottes Schönheit bekannt gemacht wird. Solches Benennen und Bekanntmachen ist allemal Sache des Glaubens…». Nach Bohren hat also der Glaube hat die Aufgabe, jede Schönheit von Gott her zu interpretieren. Dies gilt auch für Werke, die nicht von Christen geschaffen wurden. Angesichts der Tatsache, dass es unter vielen Christen ein «ganz amusisches Gedankenleben» gibt, dürfte das leider eine grosse Mehrheit sein.
(Fortsetzung folgt)
Textzusammenstellung: Beat Rink
JUNGSEGLER ist ein Nachwuchspreis für Kleinkunst, der im Rahmen des nordArt-Theaterfestivals vergeben wird.
Der Wettbewerb bietet jungen, professionell arbeitenden, noch nicht etablierten Theaterschaffenden aus der Schweiz eine Präsentationsplattform. KünstlerInnen oder Künstlerkollektive, die am Anfang ihrer Laufbahn stehen, können im Rahmen einer Ausschreibung ihre Produktion ab sofort auf http://festival.nordart.ch/jungsegler/ einreichen.
Bewerbungsschluss ist der 2. Februar 2020.
Der/die GewinnerInnen des JUNGSEGLER zeigen ihre Produktion in einer anschliessenden Tournée (Oktober 20 bis Mai 21) in namhaften Theatern in der deutschsprachigen Schweiz.
JUNGSEGLER unterstützt den/die prämierten KünstlerInnen ausserdem in Form eines produktionsbezogenen Workshops zu den Themen Projektfinanzierung, Kulturförderung, Marketing, Kulturpolitik/ Kulturrecht und soziale Sicherheit für freiberufliche KünstlerInnen.
«Zum erstenmal, dass ich ihn so einen Blick werfen seh’ …», gähnte der müde Verwandte von irgendwoher. «Ist denn das ein so besonderer Blick?» fragte wütend der Reisende Aron Amtmann, der sich die Wut aber nicht ansehen lassen wollte. «Na, ich danke! Das ist doch ein richtiger Räuberblick», erklärte grossartig der ‘Herr Student’. Schüchtern fragte ihn eine blutjunge Base aus Sambor: «Woran sieht man denn das, Vetter?» «Das weisst du nicht? So etwas Begehrendes, Selbstvergessenes und Sinnliches steckt darin», verriet ihr mit starkem Pathos der damals recht wilde ‘Herr Student’. «Oho!» flötete die freche Flöte. «Er guckt sie an wie ein Mann», stammelte Malke überrascht. Riwke Singer meinte aufklärend: «Er ist doch ‘n Mann, dein Sohn.»
Herz Wolff Katz, Die Fischmanns, 1938.
Jüdische Hochzeit im galizischen Schtetl. Herz Wolff Katz schreibt seinen Roman bereits im Pariser Exil, bevor er endgültig nach Übersee entflieht. Verschwundene Welt. Der neun Jahre ältere Roman Vishniac photographiert das Leben in den Schtetlach, bevor sie in Kriegen, Pogromen, Säuberungen für immer untergehen. 1983 erscheint sein Bildband, der Roman von Katz 1985. Katz lässt sich inzwischen Henry William nennen, und Vishniacs Bildband macht als Vanished World Furore. Was hier zu sehen ist und dort zu lesen, ist nicht mehr.
Berühmt waren im Schtetl die Hochzeiten, begehrt auch ausserhalb in den Dörfern der Polen, Ruthenen, Deutschen die jüdischen Musiker. Chagalls Bilder zeigen beide, Feste und Spieler, episodisch und bereits mythisch verklärt. Katz fängt ihre Stimmung in wunderbaren Dialogen ein: Verwandte von weither sind zur Hochzeit geladen. Reisende, die zufällig da sind, nehmen ebenso teil. Der Student ist auf Heimaturlaub. Alt sind sie oder blutjung, verwandt oder befreundet, sesshaft oder unterwegs. Alle jedenfalls schon reichlich müde vom Fest, das sich hinzieht.
Das junge Paar, das im Zentrum steht, schweigt. Es steht unter Beobachtung. Nichts entgeht der Runde. Kleinste Vorkommnisse werden kommentiert. Hier der Blick des Bräutigams auf seine Braut bzw. des frischgebackenen Ehemanns auf seine Frau. Dem Verwandten fällt er auf. Den Reisenden, der verliebte Blicke zur Genüge kennt, macht die Bemerkung wütend. Der Student deutet ihn als Räuberblick. Seine Cousine versteht nicht, was er sagen will, und erfährt, der Blick sei begehrend, selbstvergessen, sinnlich. Das wiederum ruft die Interjektion Oho hervor. Bis schliesslich Mutter Malke überrascht entdeckt, dass ihr Junge gerade zum Mann geworden ist. Der Nachbar bestätigt es ihr.
Die gekonnte Dramaturgie des Dialogs bringt an den Tag, wie diese verschwundene Welt funktioniert hat: Nicht der heilige Ritus macht aus Kindern Frau und Mann, nein, er macht dies nur möglich. Vollzogen wird die Ehe auch nicht nach dem Fest und in der ersten Nacht, denn alle, auch das Brautpaar, sind dann viel zu vollgefressen, abgetanzt, verladen und müde. Nein, es ist die soziale Umwelt, die beobachtet, wie das junge Paar wagt, was nur Erwachsenen und Verheirateten zugestanden wird: den begehrlichen Blick. Im kommentierenden und billigenden Dialog wird die Ehe vollzogen, vor der ganzen Gemeinde des Schtetls als Zeugen. Dann dämmerte ein kalter Morgen. Zwei Hähne krähten schrill, und irgendwo in dem kleinen Strody bellte auch ein Hund. Das nächste Kapitel trägt den Titel: Die Liebe beginnt.
Diese Welt ist allerdings nahezu überall in Europa verschwunden: Ehe ist heute privatisiert. Niemand hat da etwas zu kommentieren. Längst vor der Ehe und oft ohne sie wird sie vollzogen. Religiöse Riten sind immer weniger gefragt. Und Liebe, ja, die Liebe ist zur Vorbedingung der Ehe geworden, aber kein Hahn kräht mehr danach.
Kurzstücke à ca. 15 Minuten, Gage 750 CHF, Bezug zu Winterthur oder naher Umgebung, Bewerben unter: winterthur@dastanzfest.ch
Es gab eine Zeit, da ich meinen Nächsten ablehnte, / wenn sein Glaube nicht der Meine war. // Heute ist mein Herz Herberge für alle Religionen: / Weide für Gazellen und Kloster für Christenmönche, / Tempel für Götzenbilder und Kaaba für Pilger, / es ist Gefäss für die Tafeln der Thora und die Verse des Koran. // Denn meine Religion ist die Liebe, / und wohin auch ihre Karawane zieht, / dort ist auch mein Weg. / Denn die Liebe ist mein Bekenntnis und mein Glaube.
Muhyī d-Dīn Ibn ʿArabī, Gedicht, arabisch vor 1240.
Kaum vorstellbar: das Herz als Herberge für alle Religionen. Muḥyī d-Dīn Abū ʿAbd Allāh Muḥammad ibn ʿAlī Ibn ʿArabī al-Ḥātimī aṭ-Ṭāʾī ist der volle und stolze Name dessen, der derlei schreibt. Er tut es zuerst in Spanien, denn dort ist er 1265 geboren. In Murcia verbrachte er seine Kindheit und in Sevilla seine Jugend. Im Mannesalter zog es ihn über Nordafrika und Mekka in den Nahen und Mittleren Osten. 1240 ist er in Damaskus gestorben. Er hat eine grosse Literatur hinterlassen.
Heute kaum vorstellbar: das Herz als Herberge für alle Religionen. Was Ibn Arabi zum Magister Magnus gemacht hat, ein Ehrentitel des christlichen Westens für den Mann aus dem musilimischen Osten, wäre heute schutzbedürftig. Ohne Bodyguards könnte so einer heute, ob im Westen oder im Osten, ob islamistischen oder evangelikalen Fundamentalisten ausgesetzt, wohl kaum aus dem Haus, und gross würde heute kaum jemand einen solchen Lehrer finden.
Liebe ist seine Religion. Sie ist sein Bekenntnis und sein Glaube. Das würden heute, ohne deshalb schon weiter in die Tiefe zu gehen, viele sogar teilen. Doch Liebe bei Ibn Arabi ist nicht sesshaft, sondern unterwegs, nicht häuslich, sondern freilebend, nicht idyllisch, sondern riskant. Seine Liebe ist nicht etabliert. Sie hat eine Karawane. Hier hört für viele Heutige die Sympathie bald auf. Von Liebe zu reden, ohne je das eigene Dorf, die eigene Stadt, das eigene Land zu verlassen, wäre für Ibn Arabi nicht möglich, kommt sie doch erst dann vom oberflächlichen Daherreden weg und zu ihrer eigentlichen Tiefe, wenn sie aushäusig wird und in die Fremde zieht. Liebe in der Fremde und zum Fremden, Liebe zu dem, der nicht ich bin, Liebe zum Nicht-Ich: erst sie ist religiöse Liebe, ist Bekenntnis und Glaube.
Liebe ist seine ganze Religion. Logik lässt schliessen, dass Hass dort zu Hause ist, wo man keine Karawane hat, in seinen Grenzen bleibt, die Fremde meidet. Hassreden sind deshalb erfahrungslose Worte, blindlings über Grenzen hinweggeschleudert, die man selbst nie überschreitet, ahnungslose Tiraden, in unbekanntes Land entsandt, vor dem man eine dumpfe Angst entwickelt, herzloses Geschwafel, aus Höhlen gefunkt, die niemals Herbergen für andere waren. Hass ist unheimlich sesshaft, Liebe aber ist heimlich immer unterwegs. Ihre Karawane zieht.
Vorstellbare Liebe in unvorstellbarer Zeit? Vor achthundert Jahren hat der Sohn Arabiens im christlichen Abendland eine Kultur entwickelt, die heute vorbildlich wäre. Ihr Bekenntnis wäre, dass in jedem, der anders ist als ich, genau deshalb etwas steckt, was mich bewegt und verändert, bereichert und beglückt, was mich zusammen mit ihm vertieft und erhöht: Sofern ich zuhöre statt urteile, hinsehe statt wegschaue. Sofern ich transzendiere, statt im Eigenen zu verharren. Ihr Glaube wäre, dass im Anderen, der ich nicht bin und nie sein werde, ebenso ein Göttliches wohnt, wie im Eigenen, selbst wenn mir dessen Art, Name und Vorstellung unbekannt sind und immer irgendwie fremd bleiben: Sofern ich überschreite statt verleumde, transzendiere statt blasphemiere. Hassende, solche ohne Herberge und Karawane, sind heute die eigentlichen Atheisten. Liebe aber ist vorstellbar: als weltoffene, mutige und stolze Karawanserei in den gottlosen Wüsten des Hasses.
Marc Chagall Führungen mit Markus Neurohr.
Der jüdische Künstler weist in vielen seiner Werke auf den gekreuzigten Juden Jesus von Nazareth. So auch in den fünf Glasfenstern im Zürcher Fraumünster. Anmeldung
ENGLISH
Acedia
In the last TUNE IN, texts by the philosopher Josef Pieper helped us to discover the value of «leisure». Pieper also points out that, in Christianity, «doing nothing» has often been dismissed disparagingly with the word «Acedia». Acedia belonged to the Deadly Sins of the Middle Ages. Strictly speaking, mediaeval theologians certainly did not see every form of «doing nothing» as being as bad as «Acedia». Acedia, according to Pieper, actually means a kind of paralysis resulting from the fact “that a man does not, in the last resort, give the consent of his will to his own being; that beneath the dynamic activity of his existence, he is still not at one with himself; that, as the Middle Ages expressed it, sadness overwhelms him when he is confronted with the divine good things immanent in himself (that sadness which is the tristitia saeculi of Holy Scripture).” So man has not discovered what God intended him to be and wishes to be more (or something other) than what God has called him to. He has not discovered what God has put in him. This paralyses him. Or it can even drive him into activism. If one looks at depictions of Acedia, one sees that she is asleep and is perhaps inwardly fixed on unrealistic dreams. If I personally had to find a modern illustration for Acedia, I would paint a teenager in puberty who has not yet discovered what God has called him to. He dreams of becoming a great pop star. One moment he seems paralysed and devastated because his dream vision is far from reality; but the next moment he leaps up and spends the whole night working over his electric guitar. By doing so he misses (till he becomes more mature) his true calling. Even as adults, we still have to ask ourselves if there is a teenage Acedia of this kind in us.
Crash
In front of the MO museum of modern art in the town of Vilnius in Lithuania, a wrecked car is currently on display. One gets the impression the driver must have used his last strength to get the car there – despite a flat tyre. This kind of peace comes from hectic action, perhaps from excessive speed. Are we familiar with this kind of crash in our lives? What was still going very fast a moment ago suddenly comes to a standstill. This car is like a person looking back after a crash at hectic activity from which nothing is left over except an ugly and now meaningless tin box. If it still has any value at all, then only for a scrap dealer or, at best, a museum.
Leisure
Going a few steps further, in a small sculpture park behind the museum, we can see a work by the sculptress Ksenija Jaroševaitė (*1953). The proposal to purchase the sculpture and display it was obviously highly controversial. For it refers to something which is taboo in today’s art scene: to a Bible passage, more precisely, to Psalm 23, with a man lying in the grass and looking up into the sky. On his stomach he has Bible verses. The artist often draws on the pictorial language of archaic art and Orthodox icons. This sculpture is talking about a different kind of «doing nothing», which is neither Acedia nor the car crash. This man has consciously chosen to lie down the grass in the sense of Psalm 23. He is not suffering from burn-out. Nor does he seem to be fondly holding onto any unrealistic dreams about what he might wish to become sometime. His artless, perhaps slightly comical figure communicates no vanity. His gaze is directed upwards. As an exercise, let us pray Psalm 23, let us become quiet (perhaps in precisely the same position as this man) and bring all of our crash and Acedia moments before God.
Psalm 23
1The Lord is my shepherd; I shall not want. 2He makes me lie down in green pastures. He leads me beside still waters. 3He restores my soul. He leads me in paths of righteousness for his name’s sake. 4Even though I walk through the valley of the shadow of death, I will fear no evil, for you are with me; your rod and your staff, they comfort me. 5You prepare a table before me in the presence of my enemies; you anoint my head with oil; my cup overflows. 6Surely goodness and mercy shall follow me all the days of my life, and I shall dwell in the house of the Lord forever.
Acedia
In the last TUNE IN, texts by the philosopher Josef Pieper helped us to discover the value of «leisure». Pieper also points out that, in Christianity, «doing nothing» has often been dismissed disparagingly with the word «Acedia». Acedia belonged to the Deadly Sins of the Middle Ages. Strictly speaking, mediaeval theologians certainly did not see every form of «doing nothing» as being as bad as «Acedia». Acedia, according to Pieper, actually means a kind of paralysis resulting from the fact “that a man does not, in the last resort, give the consent of his will to his own being; that beneath the dynamic activity of his existence, he is still not at one with himself; that, as the Middle Ages expressed it, sadness overwhelms him when he is confronted with the divine good things immanent in himself (that sadness which is the tristitia saeculi of Holy Scripture).” So man has not discovered what God intended him to be and wishes to be more (or something other) than what God has called him to. He has not discovered what God has put in him. This paralyses him. Or it can even drive him into activism. If one looks at depictions of Acedia, one sees that she is asleep and is perhaps inwardly fixed on unrealistic dreams. If I personally had to find a modern illustration for Acedia, I would paint a teenager in puberty who has not yet discovered what God has called him to. He dreams of becoming a great pop star. One moment he seems paralysed and devastated because his dream vision is far from reality; but the next moment he leaps up and spends the whole night working over his electric guitar. By doing so he misses (till he becomes more mature) his true calling. Even as adults, we still have to ask ourselves if there is a teenage Acedia of this kind in us.
Crash
In front of the MO museum of modern art in the town of Vilnius in Lithuania, a wrecked car is currently on display. One gets the impression the driver must have used his last strength to get the car there – despite a flat tyre. This kind of peace comes from hectic action, perhaps from excessive speed. Are we familiar with this kind of crash in our lives? What was still going very fast a moment ago suddenly comes to a standstill. This car is like a person looking back after a crash at hectic activity from which nothing is left over except an ugly and now meaningless tin box. If it still has any value at all, then only for a scrap dealer or, at best, a museum.
Leisure
Going a few steps further, in a small sculpture park behind the museum, we can see a work by the sculptress Ksenija Jaroševaitė (*1953). The proposal to purchase the sculpture and display it was obviously highly controversial. For it refers to something which is taboo in today’s art scene: to a Bible passage, more precisely, to Psalm 23, with a man lying in the grass and looking up into the sky. On his stomach he has Bible verses. The artist often draws on the pictorial language of archaic art and Orthodox icons. This sculpture is talking about a different kind of «doing nothing», which is neither Acedia nor the car crash. This man has consciously chosen to lie down the grass in the sense of Psalm 23. He is not suffering from burn-out. Nor does he seem to be fondly holding onto any unrealistic dreams about what he might wish to become sometime. His artless, perhaps slightly comical figure communicates no vanity. His gaze is directed upwards. As an exercise, let us pray Psalm 23, let us become quiet (perhaps in precisely the same position as this man) and bring all of our crash and Acedia moments before God.
Psalm 23
1The Lord is my shepherd; I shall not want. 2He makes me lie down in green pastures. He leads me beside still waters. 3He restores my soul. He leads me in paths of righteousness for his name’s sake. 4Even though I walk through the valley of the shadow of death, I will fear no evil, for you are with me; your rod and your staff, they comfort me. 5You prepare a table before me in the presence of my enemies; you anoint my head with oil; my cup overflows. 6Surely goodness and mercy shall follow me all the days of my life, and I shall dwell in the house of the Lord forever.
Text: Beat Rink / translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
Acedia
Im letzten TUNE IN halfen Texte des Philosophen Josef Pieper, den Wert der «Musse» zu entdecken. Pieper weist auch darauf hin, dass «Nichtstun» im Christentum oft mit dem Begriff der «Acedia» verpönt wurde. Acedia gehörte zu den mittelalterlichen Todsünden. Genau genommen meinten die mittelalterlichen Theologen aber gar nicht, dass alles «Nichts Tun» so schlecht ist wie die «Acedia». Acedia bezeichnete nach Pieper tatsächlich eine Art Lähmung, die daraus kommt, «…dass der Mensch seinem eigenen Sein letztlich nicht zustimmt; dass er, hinter aller energischen Aktivität, dennoch nicht eins ist mit sich selbst; dass ihn, wie das Mittelalter es ausgedrückt hat, Traurigkeit erfasst angesichts des göttlichen Gutes, das in ihm selber wohnt (welche Traurigkeit die tristitia saeculi der Heiligen Schrift sei).» Der Mensch erkennt also nicht, wozu Gott ihn bestimmt hat und will mehr sein (oder etwas Anderes) als wozu Gott ihn berufen hat. Er merkt nicht, was Gott in ihn hineingelegt hat. Das legt ihn lahm. Oder kann ihn sogar zu Aktivismus antreiben. Schaut man sich die Darstellungen der Acedia an, so sieht man, dass sie schläft und vielleicht unrealistischen Träumen nachhängt. Ich selber würde die Acedia, wenn ich ein modernes Bild dafür finden müsste, als pupertierenden Teenager malen, der noch nicht erkennt, wozu Gott ihn berufen hat. Er träumt davon, ein grosser Popstar zu werden. Im einen Augenblick ist er noch wie gelämt und am Boden zerstört, weil sein Traumbild weit weg ist von der Realität. Aber im nächsten Augenblick springt er auf, um eine Nacht lang seine E-Gitarre zu behandeln. Dabei verpasst er (vorläufig noch, bis er reifer geworden it) seine wahre Berufung. Auch als Erwachsene müssen wir uns fragen, ob in uns immer noch eine solche Teenager-Acedia steckt.
Crash
Vor dem Museum für moderne Kunst (Museum of Modern Art MO) in der litauischen Stadt Vilnius steht zur Zeit ein Autowrack. Es sieht so aus, als habe es der Fahrer mit letztem Aufwand dorthin geschafft – trotz flachem Reifen. Diese Art von Ruhe kommt aus der Betriebsamkeit, vielleicht aus überhöhter Geschwindigkeit. Kennen wir diese Art von Crashs in unserem Leben? Was soeben noch sehr schnell ging, bleibt auf einmal stehen. Dieses Auto gleicht einem Menschen, der nach einem Crasg auf hektische Betriebsamkeit zurückblickt und dem nichts bleibt als eine hässliche, sinnlos gewordene Blechbüchse. Diese taugt höchstens noch für den Schrittplatz oder im besten Fall noch für ein Museum.
Musse
Ein paar Schritte weiter, in einem kleinen Skulpturenpark hinter dem Museum, ist ein Werk der Künstlerin Ksenija Jaroševaitė (*1953) zu sehen. Der Plan des Museums, die Skulptur anzukaufen und zu zeigen, war offenbar höchst umstritten. Denn sie bezieht sich auf etwas, was in der heutigen Kunstszene tabu ist: auf eine Bibelstelle, genauer auf Psalm 23. Ein Mann liegt im Gras und schaut in den Himmel. Auf seinem Bauch trägt er Bibelverse. Die Künstlerin greift oft die Bildsprache archaischer Kunst und orthodoxer Ikonen auf. Diese Skulptur spricht von einem anderen Nichts-Tun als die Acedia und der Auto-Crash. Der Mann hat sich bewusst im Zeichen von Psalm 23 ins Gras gelegt. Er hat kein Burn Out. Und er scheint auch keinen unrealistischen Träumereien von dem, was er einmal sein möchte, nachzuhängen. Seine schlichte, fast etwas komische Figur kommuniziert keine Eitelkeit. Sein Blick geht nach oben. Beten wir zur Übung Psalm 23, kommen wir zur Ruhe (vielleicht gerade in derselben Stellung wie dieser Mann) und bringen all unsere Crashs und Acedia-Momente vor Gott.
Psalm 23
1 Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. 2 Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. 3 Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen. 4 Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. 5 Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein. 6 Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.
Text: Beat Rink
ENGLISH
Acedia
In the last TUNE IN, texts by the philosopher Josef Pieper helped us to discover the value of «leisure». Pieper also points out that, in Christianity, «doing nothing» has often been dismissed disparagingly with the word «Acedia». Acedia belonged to the Deadly Sins of the Middle Ages. Strictly speaking, mediaeval theologians certainly did not see every form of «doing nothing» as being as bad as «Acedia». Acedia, according to Pieper, actually means a kind of paralysis resulting from the fact “that a man does not, in the last resort, give the consent of his will to his own being; that beneath the dynamic activity of his existence, he is still not at one with himself; that, as the Middle Ages expressed it, sadness overwhelms him when he is confronted with the divine good things immanent in himself (that sadness which is the tristitia saeculi of Holy Scripture).” So man has not discovered what God intended him to be and wishes to be more (or something other) than what God has called him to. He has not discovered what God has put in him. This paralyses him. Or it can even drive him into activism. If one looks at depictions of Acedia, one sees that she is asleep and is perhaps inwardly fixed on unrealistic dreams. If I personally had to find a modern illustration for Acedia, I would paint a teenager in puberty who has not yet discovered what God has called him to. He dreams of becoming a great pop star. One moment he seems paralysed and devastated because his dream vision is far from reality; but the next moment he leaps up and spends the whole night working over his electric guitar. By doing so he misses (till he becomes more mature) his true calling. Even as adults, we still have to ask ourselves if there is a teenage Acedia of this kind in us.
Crash
In front of the MO museum of modern art in the town of Vilnius in Lithuania, a wrecked car is currently on display. One gets the impression the driver must have used his last strength to get the car there – despite a flat tyre. This kind of peace comes from hectic action, perhaps from excessive speed. Are we familiar with this kind of crash in our lives? What was still going very fast a moment ago suddenly comes to a standstill. This car is like a person looking back after a crash at hectic activity from which nothing is left over except an ugly and now meaningless tin box. If it still has any value at all, then only for a scrap dealer or, at best, a museum.
Leisure
Going a few steps further, in a small sculpture park behind the museum, we can see a work by the sculptress Ksenija Jaroševaitė (*1953). The proposal to purchase the sculpture and display it was obviously highly controversial. For it refers to something which is taboo in today’s art scene: to a Bible passage, more precisely, to Psalm 23, with a man lying in the grass and looking up into the sky. On his stomach he has Bible verses. The artist often draws on the pictorial language of archaic art and Orthodox icons. This sculpture is talking about a different kind of «doing nothing», which is neither Acedia nor the car crash. This man has consciously chosen to lie down the grass in the sense of Psalm 23. He is not suffering from burn-out. Nor does he seem to be fondly holding onto any unrealistic dreams about what he might wish to become sometime. His artless, perhaps slightly comical figure communicates no vanity. His gaze is directed upwards. As an exercise, let us pray Psalm 23, let us become quiet (perhaps in precisely the same position as this man) and bring all of our crash and Acedia moments before God.
Psalm 23
1The Lord is my shepherd; I shall not want. 2He makes me lie down in green pastures. He leads me beside still waters. 3He restores my soul. He leads me in paths of righteousness for his name’s sake. 4Even though I walk through the valley of the shadow of death, I will fear no evil, for you are with me; your rod and your staff, they comfort me. 5You prepare a table before me in the presence of my enemies; you anoint my head with oil; my cup overflows. 6Surely goodness and mercy shall follow me all the days of my life, and I shall dwell in the house of the Lord forever.
Acedia
In the last TUNE IN, texts by the philosopher Josef Pieper helped us to discover the value of «leisure». Pieper also points out that, in Christianity, «doing nothing» has often been dismissed disparagingly with the word «Acedia». Acedia belonged to the Deadly Sins of the Middle Ages. Strictly speaking, mediaeval theologians certainly did not see every form of «doing nothing» as being as bad as «Acedia». Acedia, according to Pieper, actually means a kind of paralysis resulting from the fact “that a man does not, in the last resort, give the consent of his will to his own being; that beneath the dynamic activity of his existence, he is still not at one with himself; that, as the Middle Ages expressed it, sadness overwhelms him when he is confronted with the divine good things immanent in himself (that sadness which is the tristitia saeculi of Holy Scripture).” So man has not discovered what God intended him to be and wishes to be more (or something other) than what God has called him to. He has not discovered what God has put in him. This paralyses him. Or it can even drive him into activism. If one looks at depictions of Acedia, one sees that she is asleep and is perhaps inwardly fixed on unrealistic dreams. If I personally had to find a modern illustration for Acedia, I would paint a teenager in puberty who has not yet discovered what God has called him to. He dreams of becoming a great pop star. One moment he seems paralysed and devastated because his dream vision is far from reality; but the next moment he leaps up and spends the whole night working over his electric guitar. By doing so he misses (till he becomes more mature) his true calling. Even as adults, we still have to ask ourselves if there is a teenage Acedia of this kind in us.
Crash
In front of the MO museum of modern art in the town of Vilnius in Lithuania, a wrecked car is currently on display. One gets the impression the driver must have used his last strength to get the car there – despite a flat tyre. This kind of peace comes from hectic action, perhaps from excessive speed. Are we familiar with this kind of crash in our lives? What was still going very fast a moment ago suddenly comes to a standstill. This car is like a person looking back after a crash at hectic activity from which nothing is left over except an ugly and now meaningless tin box. If it still has any value at all, then only for a scrap dealer or, at best, a museum.
Leisure
Going a few steps further, in a small sculpture park behind the museum, we can see a work by the sculptress Ksenija Jaroševaitė (*1953). The proposal to purchase the sculpture and display it was obviously highly controversial. For it refers to something which is taboo in today’s art scene: to a Bible passage, more precisely, to Psalm 23, with a man lying in the grass and looking up into the sky. On his stomach he has Bible verses. The artist often draws on the pictorial language of archaic art and Orthodox icons. This sculpture is talking about a different kind of «doing nothing», which is neither Acedia nor the car crash. This man has consciously chosen to lie down the grass in the sense of Psalm 23. He is not suffering from burn-out. Nor does he seem to be fondly holding onto any unrealistic dreams about what he might wish to become sometime. His artless, perhaps slightly comical figure communicates no vanity. His gaze is directed upwards. As an exercise, let us pray Psalm 23, let us become quiet (perhaps in precisely the same position as this man) and bring all of our crash and Acedia moments before God.
Psalm 23
1The Lord is my shepherd; I shall not want. 2He makes me lie down in green pastures. He leads me beside still waters. 3He restores my soul. He leads me in paths of righteousness for his name’s sake. 4Even though I walk through the valley of the shadow of death, I will fear no evil, for you are with me; your rod and your staff, they comfort me. 5You prepare a table before me in the presence of my enemies; you anoint my head with oil; my cup overflows. 6Surely goodness and mercy shall follow me all the days of my life, and I shall dwell in the house of the Lord forever.
Text: Beat Rink / translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
Acedia
Im letzten TUNE IN halfen Texte des Philosophen Josef Pieper, den Wert der «Musse» zu entdecken. Pieper weist auch darauf hin, dass «Nichtstun» im Christentum oft mit dem Begriff der «Acedia» verpönt wurde. Acedia gehörte zu den mittelalterlichen Todsünden. Genau genommen meinten die mittelalterlichen Theologen aber gar nicht, dass alles «Nichts Tun» so schlecht ist wie die «Acedia». Acedia bezeichnete nach Pieper tatsächlich eine Art Lähmung, die daraus kommt, «…dass der Mensch seinem eigenen Sein letztlich nicht zustimmt; dass er, hinter aller energischen Aktivität, dennoch nicht eins ist mit sich selbst; dass ihn, wie das Mittelalter es ausgedrückt hat, Traurigkeit erfasst angesichts des göttlichen Gutes, das in ihm selber wohnt (welche Traurigkeit die tristitia saeculi der Heiligen Schrift sei).» Der Mensch erkennt also nicht, wozu Gott ihn bestimmt hat und will mehr sein (oder etwas Anderes) als wozu Gott ihn berufen hat. Er merkt nicht, was Gott in ihn hineingelegt hat. Das legt ihn lahm. Oder kann ihn sogar zu Aktivismus antreiben. Schaut man sich die Darstellungen der Acedia an, so sieht man, dass sie schläft und vielleicht unrealistischen Träumen nachhängt. Ich selber würde die Acedia, wenn ich ein modernes Bild dafür finden müsste, als pupertierenden Teenager malen, der noch nicht erkennt, wozu Gott ihn berufen hat. Er träumt davon, ein grosser Popstar zu werden. Im einen Augenblick ist er noch wie gelämt und am Boden zerstört, weil sein Traumbild weit weg ist von der Realität. Aber im nächsten Augenblick springt er auf, um eine Nacht lang seine E-Gitarre zu behandeln. Dabei verpasst er (vorläufig noch, bis er reifer geworden it) seine wahre Berufung. Auch als Erwachsene müssen wir uns fragen, ob in uns immer noch eine solche Teenager-Acedia steckt.
Crash
Vor dem Museum für moderne Kunst (Museum of Modern Art MO) in der litauischen Stadt Vilnius steht zur Zeit ein Autowrack. Es sieht so aus, als habe es der Fahrer mit letztem Aufwand dorthin geschafft – trotz flachem Reifen. Diese Art von Ruhe kommt aus der Betriebsamkeit, vielleicht aus überhöhter Geschwindigkeit. Kennen wir diese Art von Crashs in unserem Leben? Was soeben noch sehr schnell ging, bleibt auf einmal stehen. Dieses Auto gleicht einem Menschen, der nach einem Crasg auf hektische Betriebsamkeit zurückblickt und dem nichts bleibt als eine hässliche, sinnlos gewordene Blechbüchse. Diese taugt höchstens noch für den Schrittplatz oder im besten Fall noch für ein Museum.
Musse
Ein paar Schritte weiter, in einem kleinen Skulpturenpark hinter dem Museum, ist ein Werk der Künstlerin Ksenija Jaroševaitė (*1953) zu sehen. Der Plan des Museums, die Skulptur anzukaufen und zu zeigen, war offenbar höchst umstritten. Denn sie bezieht sich auf etwas, was in der heutigen Kunstszene tabu ist: auf eine Bibelstelle, genauer auf Psalm 23. Ein Mann liegt im Gras und schaut in den Himmel. Auf seinem Bauch trägt er Bibelverse. Die Künstlerin greift oft die Bildsprache archaischer Kunst und orthodoxer Ikonen auf. Diese Skulptur spricht von einem anderen Nichts-Tun als die Acedia und der Auto-Crash. Der Mann hat sich bewusst im Zeichen von Psalm 23 ins Gras gelegt. Er hat kein Burn Out. Und er scheint auch keinen unrealistischen Träumereien von dem, was er einmal sein möchte, nachzuhängen. Seine schlichte, fast etwas komische Figur kommuniziert keine Eitelkeit. Sein Blick geht nach oben. Beten wir zur Übung Psalm 23, kommen wir zur Ruhe (vielleicht gerade in derselben Stellung wie dieser Mann) und bringen all unsere Crashs und Acedia-Momente vor Gott.
Psalm 23
1 Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. 2 Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. 3 Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen. 4 Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. 5 Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein. 6 Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.
Text: Beat Rink
ARTS+, die schweizerische Vereinigung christlicher Kunstschaffender und Arbeitsgemeinschaft der “Schweizerischen Evangelischen Allianz”, vergibt jährlich einen mit 1500 CHF dotierten Preis an professionelle Künstler, die in den vergangenen Monaten Glaubensthemen aufgegriffen, in einem Werk umgesetzt und damit in der Öffentlichkeit eine gewisse Resonanz ausgelöst haben. In diesem Jahr wird zusätzlich ein mit 500 CHF dotierter Förderpreis vergeben.
Die Preisverleihung fand am 25. Oktober im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung von ARTS+ in Zürich statt. Ort: «Jenseits», Bogen 11/12, Viaduktstr. 65, 8005 Zürich. Beginn: 19:00 mit Referat von Dr.phil. Dr.theol. Matthias Krieg: «Unverfügbarkeit. Kontrolle ist gut. Vertrauen ist besser.» Zu den Preisträgern:
Am 25.Oktober wird der bildende Künstler Micha Aregger für seine Installation „Atemwolke“ ausgezeichnet.
Die Jury schreibt dazu: In seinen skulpturalen, grossmasstäblichen Installationen gelingt es Micha Aregger stets von neuem, vielschichtige thematische Bezüge zwischen Gesellschaft, Spiritualität und Ästhetik zu erarbeiten. Prägend für die Arbeiten des Künstlers ist auch deren inhaltliche und formale Zugänglichkeit für ein breites Publikum. Hier findet Micha Aregger immer wieder überraschende Wege, ohne dabei den Anspruch an eine künstlerische Komplexität aufgeben zu müssen. Die christliche Grundhaltung des Künstlers fliesst auf eine selbstverständliche Weise in sein Werk ein und manifestiert sich mit erfrischender Offenheit auch in der Art und Weise, wie Micha Aregger selbst über seine Arbeiten reflektiert. Der Anerkennungspreis möge Micha Aregger ermutigen, auf dem eingeschlagenen Weg weiterzugehen.
PrixPlus Förderpreis Zudem vergibt ARTS+ einen mit 500 CHF dotierten Förderpreis 2019 an Julia Medugno für ihre Verdienste als als Intendantin des Ensembles Ultraschall, mit dem sie immer wieder zentrale Lebens- und Glaubensthemen aufgreift.
Stressed audience – stressed artists People who go to concerts, theatres, exhibitions or cinemas are looking for a refreshing break in the routine of everyday life. For our everyday life is often hectic and threatens to take over all aspect of life. Sometimes one can hardly draw breath and regain some tranquillity in one’s thoughts. How is it for the artists themselves? Doesn’t hectic action and stress usually prevail in artistic production as well? And then, perhaps, we may find two groups of people facing each other in a concert: stressed people in the audience searching for a «recreation of the soul [Gemüt]» (J.S. Bach) and at least equally stressed people whose have the job of transmitting this «recreation» down from the stage. Two questions open up here: 1. Might it be that music does not create only stress, but also joy, in the musicians? 2. How could we make sure that artists can always regain an inner tranquillity and carry out their creative work from an attitude of leisure [German «Musse»]?
What is «leisure»? Here we go into the second question. This leads us to open a timeless little book by the Christian philosopher Josef Pieper (1904-1997), written shortly after the 2nd World War: «Musse und Kult» [“Leisure and worship”. English title of the book: “Leisure – the basis of Culture”]. Let us listen to a few sentences scattered throughout its pages which bring us nearer to the main thrust of the book:
«… leisure in Greek is skole, and in Latin scola, the English “school”. The word used to designate the place where we educate and teach is derived from a word which means “leisure”. “School” does not, properly speaking, mean school, but leisure. (…) Max Weber quotes the saying, that “one does not work to live; one lives to work”, which nowadays no one has much difficulty in understanding: it expresses the current opinion. We even find some difficulty in grasping that it reverses the order of things and stands them on their head. But what ought we to say to the opposite view, to the view that “we work in order to have leisure”? »
Leisure is the opposite of «doing something». Nor should gaining insights for our mind simply be «mental work»: «What happens when our eye catches sight of a rose? What active part do we play here? Our soul is passive and receptive. We are awake and active, certainly. But it is a looking without tension – inasmuch as it is case of genuinely looking and not an observing which has already started to measure and count.» « The Greeks as well as the great medieval thinkers, held that not only physical, sensuous perception, but equally man’s spiritual and intellectual knowledge, included an element of pure, receptive contemplation, or as Heraclitus says, of “listening to the essence of things”. »
We often think that what we achieve with great effort must also somehow be «the good». « The inmost significance of the exaggerated value which is set upon hard work appears to be this: man seems to mistrust everything that is effortless; he can only enjoy, with a good conscience, what he has acquired with toil and trouble; he refuses to have anything as a gift. We have only to think for a moment how much the Christian understanding of life depends upon the existence of “Grace”; let us recall that the Holy Spirit of God is himself called a “gift” in a special sense ».
What does this mean for the «artes liberales», the «liberal, free arts»? They are no longer free where they are made to serve a purpose, when they become entirely «work» and no longer come from «leisure». «There is not only the utility value, there is also the blessing.»
«One can say that this is the core of leisure: celebration. (…) The most festive festival that can be celebrated, of any kind, is worship.» With worship Pieper means the worship of God, the divine service that arises out of the commandment of the Sabbath.
Questions:
Do we see art only as «work» or also as «leisure», as described by Pieper?
How can we win back «leisure» of this kind and, «in receiving», be creative?
How can we make a contribution to getting more «leisure» into the culture scene?
Editor: Beat Rink / translation: Bill Buchanan, (and part of the quotes: Alexander Dru)
DEUTSCH
Gestresstes Publikum – gestresste Künstler Menschen, die in Konzerte, Theater, Ausstellungen oder Kinos gehen, suchen einen wohltuenden Unterbruch des Alltagslebens. Denn dieser Arbeitsalltag ist oft hektisch und vereinnahmt das ganze Leben. Manchmal kann kaum mehr aufatmen und zur Ruhe kommen. Wie steht es mit den Künstlern selbst? Herrscht nicht auch auf der Seite der Kunst-Produktion meist Hektik und Stress? Und da sitzen sich also zum Beispiel in einem Konzert zwei Menschengruppen gegenüber: Gestresste, eine «Recreation des Gemüths» (J.S. Bach) suchende Menschen im Publikum und nicht weniger gestresste Menschen, die von der Bühne herab diese «Recreation» bewirken sollen. Zwei Fragen tun sich hier auf: 1. Könnte es sein, dass die Musik nicht einfach nur Stress, sondern auch bei den Musikern Freude bewirkt? 2. Wie könnte es zu bewerkstelligen sein, dass Künstler immer wieder selber zur Ruhe kommen und aus der «Musse» heraus schöpferisch tätig sind?
Was heisst «Musse»? Hier soll es um die zweite Frage gehen. Sie lässt uns ein kurz nach dem 2.Weltkrieg entstandenes, zeitlos gültiges Büchlein aufschlagen, das aus der Feder des christlichen Philosophen Josef Pieper (1906-1997) stammt: «Musse und Kult». Hören wir auf einige über das Buch verstreute Sätze, die uns die die Grundaussage nahebringen:
«Muße heißt griechisch σχολἠ (skole), lateinisch schola, deutsch Schule.Der Name also, mit dem wir die Stätten der Bildung, und gar die der Ausbildung, benennen, bedeutet Muße. Schule heißt nicht »Schule«, sondern: Muße. (…) »Man arbeitet nicht allein, dass man lebt, sondern man lebt um der Arbeit willen« – diesen Satz versteht jedermann unmittelbar; in ihm ist ja die landläufige Meinung ausgesprochen. Es fällt uns schwer, zu bemerken, dass hier die Ordnung der Dinge auf den Kopf gestellt ist. (…) Wie aber werden wir antworten auf den anderen Satz: »Wir arbeiten, um Muße zu haben«?»
Musse ist das Gegenteil von «etwas tun». Auch geistiges Erkennen sollte nicht einfach «Gedankenarbeit» sein. «Was geschieht, wenn unser Auge eine Rose erblickt? Was tun wir selber dabei?…Wir sind wach und tätig, gewiss. Aber es ist ein unangespanntes Hinblicken – sofern es sich wirklich um eigentliches Anschauen handelt, und nicht etwa um Beobachtung, die schon dabei ist, zu messen und zu zählen. (…) Sowohl die Griechen…wie auch die grossen mittelalterlichen Denker sind der Meinung gewesen, es gebe nicht allein in der Sinneswahrnehmung, sondern auch im geistigen Erkennen ein Element des rein empfangenden Hinblickens, oder, wie Heraklit sagt, des «Hinhorchens auf das Wesen der Dinge».»
Oft meinen wir, das mit Mühe Errungene sei auch irgendwie das «Gute».«Die innerste Meinung aber jener Überwertung der Mühe scheint diese zu sein: dass der Mensch allem misstraut, was mühelos ist; dass er gewillt ist, einzig das mit gutem Gewissen als Eigentum zu haben, was er sich selbst in schmerzhafter Mühsal errungen hat; dass er es ablehnt, sich etwas schenken zu lassen. Bedenken wir einen Augenblick, wie sehr christliches Lebensverständnis darauf beruht, dass es »Gnade« gibt; erinnern wir uns daran, dass der Heilige Gottesgeist in besonderem Sinn selbst »Geschenk« genannt wird.»
Was heisst dies für die «artes liberales», die «freien Künste»? Sie sind nicht mehr frei, wenn sie nur noch «Arbeit» sind, wenn sie nicht mehr aus der «Musse» kommen und wenn sie verzweckt werden. «Es gibt nicht nur den Nutzen, es gibt auch den Segen.»
Musse und Kult, Gottesdienst: «Man kann sagen, der Kern von Musse sei: Feiern.(…) Das festlichste Fest, das überhaupt gefeiert werden kann, ist der Kult.» Mit Kult meint Pieper das Gotteslob, den Gottesdienst, der aus dem Sabbatgebot kommt.
Fragen:
Sehen wir Kunst nur als «Arbeit» oder auch als «Musse», wie sie Pieper beschreibt?
Wie können wir wieder solche «Musse» gewinnen und «empfangend» schöpferisch sein?
Wie können wir darauf hinwirken, dass in der Kulturszene mehr «Musse» Eingang findet»?
Textzusammenstellung: Beat Rink
ENGLISH
Stressed audience – stressed artists People who go to concerts, theatres, exhibitions or cinemas are looking for a refreshing break in the routine of everyday life. For our everyday life is often hectic and threatens to take over all aspect of life. Sometimes one can hardly draw breath and regain some tranquillity in one’s thoughts. How is it for the artists themselves? Doesn’t hectic action and stress usually prevail in artistic production as well? And then, perhaps, we may find two groups of people facing each other in a concert: stressed people in the audience searching for a «recreation of the soul [Gemüt]» (J.S. Bach) and at least equally stressed people whose have the job of transmitting this «recreation» down from the stage. Two questions open up here: 1. Might it be that music does not create only stress, but also joy, in the musicians? 2. How could we make sure that artists can always regain an inner tranquillity and carry out their creative work from an attitude of leisure [German «Musse»]?
What is «leisure»? Here we go into the second question. This leads us to open a timeless little book by the Christian philosopher Josef Pieper (1904-1997), written shortly after the 2nd World War: «Musse und Kult» [“Leisure and worship”. English title of the book: “Leisure – the basis of Culture”]. Let us listen to a few sentences scattered throughout its pages which bring us nearer to the main thrust of the book:
«… leisure in Greek is skole, and in Latin scola, the English “school”. The word used to designate the place where we educate and teach is derived from a word which means “leisure”. “School” does not, properly speaking, mean school, but leisure. (…) Max Weber quotes the saying, that “one does not work to live; one lives to work”, which nowadays no one has much difficulty in understanding: it expresses the current opinion. We even find some difficulty in grasping that it reverses the order of things and stands them on their head. But what ought we to say to the opposite view, to the view that “we work in order to have leisure”? »
Leisure is the opposite of «doing something». Nor should gaining insights for our mind simply be «mental work»: «What happens when our eye catches sight of a rose? What active part do we play here? Our soul is passive and receptive. We are awake and active, certainly. But it is a looking without tension – inasmuch as it is case of genuinely looking and not an observing which has already started to measure and count.» « The Greeks as well as the great medieval thinkers, held that not only physical, sensuous perception, but equally man’s spiritual and intellectual knowledge, included an element of pure, receptive contemplation, or as Heraclitus says, of “listening to the essence of things”. »
We often think that what we achieve with great effort must also somehow be «the good». « The inmost significance of the exaggerated value which is set upon hard work appears to be this: man seems to mistrust everything that is effortless; he can only enjoy, with a good conscience, what he has acquired with toil and trouble; he refuses to have anything as a gift. We have only to think for a moment how much the Christian understanding of life depends upon the existence of “Grace”; let us recall that the Holy Spirit of God is himself called a “gift” in a special sense ».
What does this mean for the «artes liberales», the «liberal, free arts»? They are no longer free where they are made to serve a purpose, when they become entirely «work» and no longer come from «leisure». «There is not only the utility value, there is also the blessing.»
«One can say that this is the core of leisure: celebration. (…) The most festive festival that can be celebrated, of any kind, is worship.» With worship Pieper means the worship of God, the divine service that arises out of the commandment of the Sabbath.
Questions:
Do we see art only as «work» or also as «leisure», as described by Pieper?
How can we win back «leisure» of this kind and, «in receiving», be creative?
How can we make a contribution to getting more «leisure» into the culture scene?
Editor: Beat Rink / translation: Bill Buchanan, (and part of the quotes: Alexander Dru)
DEUTSCH
Gestresstes Publikum – gestresste Künstler Menschen, die in Konzerte, Theater, Ausstellungen oder Kinos gehen, suchen einen wohltuenden Unterbruch des Alltagslebens. Denn dieser Arbeitsalltag ist oft hektisch und vereinnahmt das ganze Leben. Manchmal kann kaum mehr aufatmen und zur Ruhe kommen. Wie steht es mit den Künstlern selbst? Herrscht nicht auch auf der Seite der Kunst-Produktion meist Hektik und Stress? Und da sitzen sich also zum Beispiel in einem Konzert zwei Menschengruppen gegenüber: Gestresste, eine «Recreation des Gemüths» (J.S. Bach) suchende Menschen im Publikum und nicht weniger gestresste Menschen, die von der Bühne herab diese «Recreation» bewirken sollen. Zwei Fragen tun sich hier auf: 1. Könnte es sein, dass die Musik nicht einfach nur Stress, sondern auch bei den Musikern Freude bewirkt? 2. Wie könnte es zu bewerkstelligen sein, dass Künstler immer wieder selber zur Ruhe kommen und aus der «Musse» heraus schöpferisch tätig sind?
Was heisst «Musse»? Hier soll es um die zweite Frage gehen. Sie lässt uns ein kurz nach dem 2.Weltkrieg entstandenes, zeitlos gültiges Büchlein aufschlagen, das aus der Feder des christlichen Philosophen Josef Pieper (1906-1997) stammt: «Musse und Kult». Hören wir auf einige über das Buch verstreute Sätze, die uns die die Grundaussage nahebringen:
«Muße heißt griechisch σχολἠ (skole), lateinisch schola, deutsch Schule.Der Name also, mit dem wir die Stätten der Bildung, und gar die der Ausbildung, benennen, bedeutet Muße. Schule heißt nicht »Schule«, sondern: Muße. (…) »Man arbeitet nicht allein, dass man lebt, sondern man lebt um der Arbeit willen« – diesen Satz versteht jedermann unmittelbar; in ihm ist ja die landläufige Meinung ausgesprochen. Es fällt uns schwer, zu bemerken, dass hier die Ordnung der Dinge auf den Kopf gestellt ist. (…) Wie aber werden wir antworten auf den anderen Satz: »Wir arbeiten, um Muße zu haben«?»
Musse ist das Gegenteil von «etwas tun». Auch geistiges Erkennen sollte nicht einfach «Gedankenarbeit» sein. «Was geschieht, wenn unser Auge eine Rose erblickt? Was tun wir selber dabei?…Wir sind wach und tätig, gewiss. Aber es ist ein unangespanntes Hinblicken – sofern es sich wirklich um eigentliches Anschauen handelt, und nicht etwa um Beobachtung, die schon dabei ist, zu messen und zu zählen. (…) Sowohl die Griechen…wie auch die grossen mittelalterlichen Denker sind der Meinung gewesen, es gebe nicht allein in der Sinneswahrnehmung, sondern auch im geistigen Erkennen ein Element des rein empfangenden Hinblickens, oder, wie Heraklit sagt, des «Hinhorchens auf das Wesen der Dinge».»
Oft meinen wir, das mit Mühe Errungene sei auch irgendwie das «Gute».«Die innerste Meinung aber jener Überwertung der Mühe scheint diese zu sein: dass der Mensch allem misstraut, was mühelos ist; dass er gewillt ist, einzig das mit gutem Gewissen als Eigentum zu haben, was er sich selbst in schmerzhafter Mühsal errungen hat; dass er es ablehnt, sich etwas schenken zu lassen. Bedenken wir einen Augenblick, wie sehr christliches Lebensverständnis darauf beruht, dass es »Gnade« gibt; erinnern wir uns daran, dass der Heilige Gottesgeist in besonderem Sinn selbst »Geschenk« genannt wird.»
Was heisst dies für die «artes liberales», die «freien Künste»? Sie sind nicht mehr frei, wenn sie nur noch «Arbeit» sind, wenn sie nicht mehr aus der «Musse» kommen und wenn sie verzweckt werden. «Es gibt nicht nur den Nutzen, es gibt auch den Segen.»
Musse und Kult, Gottesdienst: «Man kann sagen, der Kern von Musse sei: Feiern.(…) Das festlichste Fest, das überhaupt gefeiert werden kann, ist der Kult.» Mit Kult meint Pieper das Gotteslob, den Gottesdienst, der aus dem Sabbatgebot kommt.
Fragen:
Sehen wir Kunst nur als «Arbeit» oder auch als «Musse», wie sie Pieper beschreibt?
Wie können wir wieder solche «Musse» gewinnen und «empfangend» schöpferisch sein?
Wie können wir darauf hinwirken, dass in der Kulturszene mehr «Musse» Eingang findet»?
Textzusammenstellung: Beat Rink
ENGLISH
A couple of days ago,Edgars Mazis shared spiritual reflections with us as part of an ARTS+ conference in Vienna. Edgars Mazis is a Baptist pastor of a big church in Riga, Latvia. He also leads a discussion group at the National Theatre and another group with actors and musicians (photo) which he organises in collaboration with Guntars Pranis (Crescendo). The main points of his reflections are summarised here.
“For this reason I remind you to fan into flame the gift of God, which is in you through the laying on of my hands, for God gave us a spirit not of fear but of power and love and self-control.” (2 Timothy 1, 6.7) At times we face difficulties, we are disappointed. One reason for this can be people whom we see as being more spiritual than ourselves. These “more mature Christians” may then begin teaching us because they are concerned about our spiritual life and are worried we are losing our faith… Or, to take another example: Artists, who are emotional beings, are often driven by passion and emotions; however, more often than not, a time comes, when there isn’t any inspiration left for future work. Despite having run dry emotionally and having lost all desire to be successful artists, they still have to perform on stage. However, this state of being does not pertain to artists alone. Ordinary people find themselves in this situation as well. Unfortunately, there isn’t one perfect solution to this problem. Some start drinking, others go to therapy and others again start stringent exercise programmes.
In Timothy’s case, we cannot say from Paul’s letter what exactly the cause of his sadness and dismay was. Possibly he was being reproached because his father had not adopted the Christian faith, possibly for being too young. At this point Paul encourages him to do something unusual – namely to “fan into flame the gift of God”. Many of us are familiar with barbecues. The “old way” of getting them started is to use paper and matches in order to get the charcoal going. This process takes time and energy. And this can also be the case with our “spiritual barbecue”. It is difficult to keep our spiritual fire going when we are tired, close to burnout, and doubting our call. At this point, Paul doesn’t encourage Timothy, and in turn us, to do this on his own. Paul knows that this is the work of the Holy Spirit. All Timothy can do, all we can do, is to hand over this process to Jesus and make room for the Holy Spirit. This may seem to be a passive act. Yet Paul also encourages Timothy in this chapter to take action: he should remember what he has been given and what he has been called to. (“…the gift of God, which is in you through the laying on of my hands”).
From this we can learn two important lessons for our lives:
1. Remember your roots, 2. Remember your divine calling.
Therefore, let us be encouraged by verse 7: We have not received a spirit of fear, but of power and love and self-control.
Text: Edgars Mazis
DEUTSCH
Vor ein paar Tagen hat Edgars Mazis in Wien im Rahmen einer Konferenz von ARTS+ die untenstehende, hier leicht gekürzte Andacht gehalten. Edgars Mazis ist Pastor einer grossen Baptistengemeinde in Riga. Er leitet seit Jahren einen Gesprächskreis am Nationaltheater und organisiert zusammen mit Guntars Pranis (Crescendo) weitere Künstlertreffen mit Schauspielern und Musikern (Bild).
„Deshalb ermutige ich dich dazu, die geistliche Gabe wirken zu lassen, die Gott dir schenkte, als ich dir die Hände auflegte. Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Furcht gegeben, sondern einen Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. (2. Timotheus 1, 6.7)
Es gibt Zeiten, in denen wir es schwer haben, in denen wir etwa enttäuscht sind. Da gibt es zum Beispiel Menschen, die sich uns geistlich überlegen fühlen. Diese „reiferen Christen“ beginnen dann möglicherweise, uns zu belehren, weil sie sich Sorgen um unser geistliches Wohl machen und meinen, wir würden den Glauben verlieren…
Oder ein anderes Beispiel: Künstler sind bekanntlich emotionale Menschen, die sich oft von Leidenschaften und Gefühlen antreiben lassen. Doch es kann eine Periode eintreten, in der die Leidenschaft und Inspiration für die nächste künstlerische Schaffensphase fehlen. Trotz emotionaler Dürre und fehlendem Willen, das Beste zu geben, müssen sie dann etwa als Schauspieler auf der Bühne stehen. Allerdings kennen nicht nur Künstler, sondern auch andere Menschen solche Zeiten der Lustlosigkeit. Leider gibt es dafür keine Musterlösung. Manche greifen zum Alkohol, andere besuchen eine Therapie und nochmals andere treiben Sport.
Uns wird nicht berichtet, was der Auslöser für die Traurigkeit und Lustlosigkeit von Timotheus war, auf die Paulus in der oben zitierten Bibelstelle anspielt. Möglicherweise wurde Timotheus dafür angeklagt, dass sein Vater kein Christ war, oder er wurde aufgrund seines jungen Alters beschimpft.
Paulus ermutigte ihn nun dazu, etwas Aussergewöhnliches zu tun, nämlich den Geist Gottes in ihm wirken zu lassen beziehungsweise das Feuer seiner gottgegebenen Gaben neu entflammen zu lassen. Viele von uns kennen und nutzen einen Grill. Die altbekannte Methode, mit Papier und Streichhölzern Kohle zum Glühen zu bringen, fordert viel Zeit und Aufwand. So ist es auch mit unserem „geistlichen Grill“. Wenn wir müde und dem Ausbrennen nahe sind und dazu noch an unserer Berufung zweifeln, ist es schwierig, das Feuer am Brennen zu halten.
Paulus ermutigt Timotheus und zugleich auch uns, dabei nicht allein zu bleiben. Er stellt klar, dass wir den Prozess an Jesus abgeben und für den Heiligen Geist Raum schaffen sollen, sodass er in uns wirken kann. Dies klingt zunächst sehr passiv.
Doch Paulus ermutigt Timotheus auch zu einer aktiven Handlung: Er soll sich an das erinnern, was ihm geschenkt und wozu er berufen wurde („die geistliche Gabe, die Gott dir schenkte, als ich dir die Hände auflegte“)
Daraus können wir zwei wichtige Dinge für unser Leben lernen:
1. Erinnere dich an deine Wurzeln 2. Erinnre dich an deine göttliche Berufung.
Deshalb sollen wir uns von Vers 7 ermutigen lassen: Wir haben keinen Geist der Furcht geschenkt bekommen, sondern einen Geist der Kraft, Liebe und Besonnenheit.
Text: Edgars Mazis / Übersetzung: Marion Dirr
ENGLISH
A couple of days ago,Edgars Mazis shared spiritual reflections with us as part of an ARTS+ conference in Vienna. Edgars Mazis is a Baptist pastor of a big church in Riga, Latvia. He also leads a discussion group at the National Theatre and another group with actors and musicians (photo) which he organises in collaboration with Guntars Pranis (Crescendo). The main points of his reflections are summarised here.
“For this reason I remind you to fan into flame the gift of God, which is in you through the laying on of my hands, for God gave us a spirit not of fear but of power and love and self-control.” (2 Timothy 1, 6.7) At times we face difficulties, we are disappointed. One reason for this can be people whom we see as being more spiritual than ourselves. These “more mature Christians” may then begin teaching us because they are concerned about our spiritual life and are worried we are losing our faith… Or, to take another example: Artists, who are emotional beings, are often driven by passion and emotions; however, more often than not, a time comes, when there isn’t any inspiration left for future work. Despite having run dry emotionally and having lost all desire to be successful artists, they still have to perform on stage. However, this state of being does not pertain to artists alone. Ordinary people find themselves in this situation as well. Unfortunately, there isn’t one perfect solution to this problem. Some start drinking, others go to therapy and others again start stringent exercise programmes.
In Timothy’s case, we cannot say from Paul’s letter what exactly the cause of his sadness and dismay was. Possibly he was being reproached because his father had not adopted the Christian faith, possibly for being too young. At this point Paul encourages him to do something unusual – namely to “fan into flame the gift of God”. Many of us are familiar with barbecues. The “old way” of getting them started is to use paper and matches in order to get the charcoal going. This process takes time and energy. And this can also be the case with our “spiritual barbecue”. It is difficult to keep our spiritual fire going when we are tired, close to burnout, and doubting our call. At this point, Paul doesn’t encourage Timothy, and in turn us, to do this on his own. Paul knows that this is the work of the Holy Spirit. All Timothy can do, all we can do, is to hand over this process to Jesus and make room for the Holy Spirit. This may seem to be a passive act. Yet Paul also encourages Timothy in this chapter to take action: he should remember what he has been given and what he has been called to. (“…the gift of God, which is in you through the laying on of my hands”).
From this we can learn two important lessons for our lives:
1. Remember your roots, 2. Remember your divine calling.
Therefore, let us be encouraged by verse 7: We have not received a spirit of fear, but of power and love and self-control.
Text: Edgars Mazis
DEUTSCH
Vor ein paar Tagen hat Edgars Mazis in Wien im Rahmen einer Konferenz von ARTS+ die untenstehende, hier leicht gekürzte Andacht gehalten. Edgars Mazis ist Pastor einer grossen Baptistengemeinde in Riga. Er leitet seit Jahren einen Gesprächskreis am Nationaltheater und organisiert zusammen mit Guntars Pranis (Crescendo) weitere Künstlertreffen mit Schauspielern und Musikern (Bild).
„Deshalb ermutige ich dich dazu, die geistliche Gabe wirken zu lassen, die Gott dir schenkte, als ich dir die Hände auflegte. Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Furcht gegeben, sondern einen Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. (2. Timotheus 1, 6.7)
Es gibt Zeiten, in denen wir es schwer haben, in denen wir etwa enttäuscht sind. Da gibt es zum Beispiel Menschen, die sich uns geistlich überlegen fühlen. Diese „reiferen Christen“ beginnen dann möglicherweise, uns zu belehren, weil sie sich Sorgen um unser geistliches Wohl machen und meinen, wir würden den Glauben verlieren…
Oder ein anderes Beispiel: Künstler sind bekanntlich emotionale Menschen, die sich oft von Leidenschaften und Gefühlen antreiben lassen. Doch es kann eine Periode eintreten, in der die Leidenschaft und Inspiration für die nächste künstlerische Schaffensphase fehlen. Trotz emotionaler Dürre und fehlendem Willen, das Beste zu geben, müssen sie dann etwa als Schauspieler auf der Bühne stehen. Allerdings kennen nicht nur Künstler, sondern auch andere Menschen solche Zeiten der Lustlosigkeit. Leider gibt es dafür keine Musterlösung. Manche greifen zum Alkohol, andere besuchen eine Therapie und nochmals andere treiben Sport.
Uns wird nicht berichtet, was der Auslöser für die Traurigkeit und Lustlosigkeit von Timotheus war, auf die Paulus in der oben zitierten Bibelstelle anspielt. Möglicherweise wurde Timotheus dafür angeklagt, dass sein Vater kein Christ war, oder er wurde aufgrund seines jungen Alters beschimpft.
Paulus ermutigte ihn nun dazu, etwas Aussergewöhnliches zu tun, nämlich den Geist Gottes in ihm wirken zu lassen beziehungsweise das Feuer seiner gottgegebenen Gaben neu entflammen zu lassen. Viele von uns kennen und nutzen einen Grill. Die altbekannte Methode, mit Papier und Streichhölzern Kohle zum Glühen zu bringen, fordert viel Zeit und Aufwand. So ist es auch mit unserem „geistlichen Grill“. Wenn wir müde und dem Ausbrennen nahe sind und dazu noch an unserer Berufung zweifeln, ist es schwierig, das Feuer am Brennen zu halten.
Paulus ermutigt Timotheus und zugleich auch uns, dabei nicht allein zu bleiben. Er stellt klar, dass wir den Prozess an Jesus abgeben und für den Heiligen Geist Raum schaffen sollen, sodass er in uns wirken kann. Dies klingt zunächst sehr passiv.
Doch Paulus ermutigt Timotheus auch zu einer aktiven Handlung: Er soll sich an das erinnern, was ihm geschenkt und wozu er berufen wurde („die geistliche Gabe, die Gott dir schenkte, als ich dir die Hände auflegte“)
Daraus können wir zwei wichtige Dinge für unser Leben lernen:
1. Erinnere dich an deine Wurzeln 2. Erinnre dich an deine göttliche Berufung.
Deshalb sollen wir uns von Vers 7 ermutigen lassen: Wir haben keinen Geist der Furcht geschenkt bekommen, sondern einen Geist der Kraft, Liebe und Besonnenheit.
Text: Edgars Mazis / Übersetzung: Marion Dirr
ENGLISH
Bible verses for every day Every day, the pastor with whom I spent my first practical training period wrote out for himself a Bible verse on a slip of paper, and this then disappeared somewhere in his jacket. Several times during the course of the day, he took this verse out in order to read it himself or to pass it on while visiting the sick or leading devotions. It impressed me to see how a single verse could speak into completely different life situations and bear fruit there. This is the same experience that I and many others have had with the «Losungen» [≈«drawn by lot»], available in printed form or as an app. In English usage, they are known as Moravian texts. The idea originated with Nikolaus, Count von Zinzendorf (1700-1760). On 3rd May, 1728, he delivered for the first time to the Hussite refugees from Moravia and Bohemia whom he had accommodated in his castle (where the Herrnhut Colony grew up) a «Word for the Day». Until 1731, these texts were passed on orally from house to house. Then the first «Losungen» booklet appeared. Today the «Losungen», consisting daily of one text each from the Old and New Testaments as well as an accompanying text, appear every year in 60 languages. For my wife and me, the daily «Losungen» are a beautiful start to the day.
Strengthening words A few days ago, the «Losungen» brought words that strengthened me: «In all things we prove ourselves to be servants of God: in the word of truth, in the power of God, with the weapons of righteousness in the right hand and in the left». These words come from 1 Corinthians 6, 4 and 7. What a wonderful programme for a Christian couple seeking to serve God. They know the word of truth from the Bible. They trust in the power of God and openly take the side of righteousness. From these verses something beautiful and, in the best sense, victorious rings out. One of our visits just then was to an orthodox church in which a wonderfully beautiful, majestic angel gazed towards us (picture). The strength he expressed seemed to fit these words.
…mixed with darker tones It is certainly helpful, however, if one occasionally reads verses in their context. In this case, the «Losungen» take the liberty of leaping over some lines. I looked up the missing verses and found there some things that sounded less victorious. «In all things we prove ourselves to be servants of God: in great endurance, in troubles, in hardships, in fears, in blows, in prisons, in riots, in strenuous effort, in vigils, in fasting, in purity, in understanding, in patience, in friendliness, in the Holy Spirit, in unfeigned love, in the word of truth…». I asked myself if I would still have the same enthusiasm about being «a servant of God» if had to suffer as Paul suffered? Jesus confronted his disciples with a similar question.
Carried by God If one looks at the text more closely, one notices its carefully crafted construction, which reflects another of Paul’s experiences: There are difficult moments, but they are surrounded by gifts which can only come from God; at the beginning he speaks of «endurance» and later – after the «troubles» – of «understanding» and «patience», and finally of «friendliness and love» (also towards his persecutors?!) and of «the Holy Spirit» etc. This experience made Paul, and many others who came after him, into strong servants in the midst of great “hardships”.
Questions: What does this mean for us? What does it mean for artists who sometimes (especially in and because of following Christ) experience «troubles»? And what does it furthermore mean for the melancholy artist in me, who all too quickly sees himself as the victim of difficult circumstances and persons? And, quite generally: Do I allow myself to be guided through life by Bible verses – including those which speak of troubles and fears before they speak about God’s help?
text: Beat Rink / translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
Bibelverse für jeden Tag Der Pfarrer, bei dem ich als junger Theologiestudent mein erstes Praktikum machte, schrieb sich jeden Morgen eine Bibelstelle auf einen Zettel, den er dann in seiner Jacke verschwinden liess. Im Laufe des Tages nahm er diese Stelle mehrmals hervor, um sie selber zu lesen oder um sie an einem Krankenbett oder in einer Andacht weiterzugeben. Mich beeindruckte, wie ein einzelner Vers in ganz verschiedene Lebens-Zusammenhänge hineinsprechen und darin fruchtbar werden konnte. Ähnlich geht es mir und zahlreichen Menschen mit den Losungen, die in gedruckter Form oder als App greifbar sind. Im englischsprachigen Raum sind sie als Moravian texts bekannt. Die Idee stammt von Nikolaus Graf von Zinzendorf (1700-1760). Am 3.Mai 1728 überbrachte er den aus Mähren und Böhmen stammenden hussitischen Glaubensflüchtlingen, die er in seinem Schloss aufgenommen hatte (wo die Kolonie Herrnhut entstand), zum ersten Mal eine «Parole für den Tag». Diese Texte wurden bis 1731 von Haus zu Haus weitergesagt. Dann erschien das erste Losungsbüchlein. Heute werden die Losungen, bestehend aus einem alttestamentlichen und einem neutestamentlichen Vers sowie einem Begleittext, jährlich in 60 Sprachen herausgegeben. Für mich und meine Frau sind die täglichen Losungen ein schöner Tagesbeginn.
Stärkende Worte Vor ein paar Tagen standen in den «Losungen» Worte die mich stärkten: «In allem erweisen wir uns als Diener Gottes: in dem Wort der Wahrheit, in der Kraft Gottes, mit den Waffen der Gerechtigkeit zur Rechten und zur Linken.»Die Verse stammen aus 2.Korinter 6, 4 und 7. Was für ein wunderbares Programm für einen Christen und eine Christin, die Gott dienen wollen. Sie kennen das Wort der Wahrheit aus der Bibel. Sie vertrauen auf die Kraft Gottes und setzen sich mutig für Gerechtigkeit ein. Aus diesen Versen strahlt etwas Schönes und im besten Sinn Siegreiches hervor. In jenen Tagen besuchten wir gerade eine orthodoxe Kirche, in der uns ein wunderschöner, majestätischer Engel anblickte (Bild). Sein starker Ausdruck schien zu diesen Worten zu passen.
…mit dunklen Zwischentönen Es ist allerdings hilfreich, wenn man ab und zu Verse in ihrem Kontext liest. Die Losungen erlaubten sich in diesem Fall sogar, eine Stelle zu überspringen. Ich schlug die fehlenden Verse nach und fand weniger siegreiche Zwischentöne: «In allem erweisen wir uns als Diener Gottes: in großer Geduld, in Bedrängnissen, in Nöten, in Ängsten, in Schlägen, in Gefängnissen, in Aufruhr, in Mühen, im Wachen, im Fasten, in Lauterkeit, in Erkenntnis, in Langmut, in Freundlichkeit, im Heiligen Geist, in ungefärbter Liebe, in dem Wort der Wahrheit…». Ich fragte mich: Würde ich noch mit derselben Begeisterung «Diener Gottes» sein wollen, wenn ich leiden müsste wie Paulus litt? Jesus hat seine Jünger mit einer ähnlichen Frage konfrontiert.
Von Gott getragen Wenn man den Text genau liest, erkennt man seinen kunstvollen Aufbau, der eine andere Erfahrung des Paulus widerspiegelt: Da gibt es schwere Momente. Aber sie werden von Gaben umgeben, die nur von Gott kommen können: Am Anfang ist von «Geduld» die Rede und später – nach den «Nöten» – von «Erkenntnis» und «Langmut», schliesslich von «Freundlichkeit und Liebe» (auch gegenüber den Verfolgern ?!) und vom «Heiligen Geist» usw. Diese Erfahrung machte Paulus und nach ihm so viele andere zu starken Dienern mitten in grossen «Bedrängnissen».
Fragen: Was heisst das uns? Was heisst es für Künstler*innen, die manchmal (gerade in und wegen der Nachfolge von Christus) «Bedrängnisse» erfahren? Und was heisst es für den melancholischen Künstler in mir, der sich allzu schnell als Opfer von schwierigen Umständen und Menschen sieht? Und ganz allgemein: Lasse ich mich von Bibelversen durch das Leben leiten – auch von solchen, die Nöte und Ängste benennen, bevor sie von Gottes Hilfe sprechen?
Text: Beat Rink
Bist du filmbegeistert und würdest gerne mal einen Ausflug in die Praxis unternehmen? Dauer & Pensum nach Vereinbarung. Mehr Infos zu mir und meinem Tätigkeitsbereich unter www.philippboehlen.com. Schreib mir eine Mail, falls du interessiert bist oder jemanden kennst!
Liebe Mitglieder*innen und Nichtmitglieder*innen, Kunstschaffende und Kunstinteressierte, Pfarrer*innen, Theolog*innen und Kulturfröhliche
Eine herzliche Einladung!
N A T I O N A L E S – T R E F F E N
Einmal im Jahr möchten wir mit Kunstschaffenden aller Sparten, Mitgliedern und Interessierten zusammen kommen: meet Artists – meet ARTS+ , 25. Oktober 2019, «jenseits» IM VIADUKT Bogen 11/12, Viaduktstrasse 65, Zürich
PROGRAMM 17.00 Generalversammlung für Mitglieder
Öffentlich: 17.30 Apéro und Präsentationsfenster * 19.00 Keynote Dr. theol. Dr. phil. Matthias Krieg und
Vergabe PrixPlus 20.00 FRED in concert (supporting Act: Céline Hales) in Zusammenarbeit mit Central Music
* 20 Plätze zu vergeben: Das Präsentationsfenster beinhaltet 3 x 12 Min. persönliches Gespräch mit jeweils einer an deiner Arbeit interessierten Person. Auf ca. 30 x 30 cm Fläche (Flyer, Dokumentation, Laptop, IPad, ein Wort auf einem Stück Papier) kann die eigene künsterlische Arbeit oder Kulturinstitution präsentiert werden. Anmelden/Bewerben für einen Platz und weiterführende Infos dazu unter: projekte@ap.weiter.ch
A K T U E L L
Freitag – Samstag 13. – 14. September 2019 CENTRAL CONFERENCE in Rapperswil www.centralconference.ch
Freitag – Sonntag 27. – 29. September 2019 KUNST IM DEPOT in Winterthur Offene Ateliers, Performances, Talks, Inputs, “Salon der Durchlässigkeiten” www.kunstimdepot.jimdo.com
O P E N C A L L S
Kulturwettbewerb Stiftung Weidli Stans Erstmals schreibt die Stiftung Weidli Stans einen Kulturwettbewerb aus, bei dem sich Künstler*innen aus der ganzen Schweiz bewerben können. Gesucht sind drei künstlerische Interventionen in den Bereichen bildende Kunst, Musik, Architektur, Gestaltung und Theater. Der Einbezug von Menschen mit Beeinträchtigung ist dabei ein zentrales Thema.zur Ausschreibung
Langes Wochenende der Künste. 13. – 16. August 2020 Einmal mehr wird Rasa, das malerisches Dörfchen im Centovalli, zum Schauplatz der Künste. Termin reservieren und gleich anmelden! Bist du als WorkshopleiterIn interessiert, dann meldet dich bei sischerr@gmail.com. Video 2015 Anmelden
V O R G E S T E L L
Gegründet im Jahr 2013 will das Weave Dance Collective gesellschaftsrelevante Themen durch die Sprache des Tanzes künstlerisch umsetzen. Ihr Tanzstil besteht aus Contemporary und Modern Dance, basierend auf dem Klassischen Tanz. Sie haben ein breites Repertoire an Choreografien mit unterschiedlichen Inhalten und zeigen diese an den verschiedensten Events. Ausserdem ist das Weave Dance Collective offen für interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen Kunstrichtungen. www.weavedance.ch
W I S S E N S W E R T E S
Aktuelle Programme Welche Programme sind derzeit von welchen Künstler*innen verfügbar? Unsere Rubrik «AKTUELLE PROGRAMME» gibt Aufschluss: https://artsplus.ch/kunstler/programme/
Zwingli Roadshow / Theater Kanton Zürich «Die «Zwingli-Roadshow» war der Höhepunkt der Veranstaltungen zum 500-Jahr-Jubiläum der Reformation. Im Züribiet war eine fahrende Schauspielerbande unterwegs: Infotainment erster Klasse.» NZZ In den Trailer reinschauen.
«von realer Gegenwart» Der Schriftsteller und Dramatiker Botho Strauss fasst die Thesen, die Georges Steiner in seinem Buch «von realer Gegenwart» macht, zusammen: «Überall, wo in den schönen Künsten die Erfahrung von Sinn gemacht wird, handelt es sich zuletzt um einen zweifellosen und rational nicht erschliessbaren Sinn, der von realer Gegenwart des Logos-Gottes zeugt.»
Herzliche Grüsse, Dein ARTS+ Team
Regula Lustenberger, Astrid Künzler, Adrian Furrer, Beat Rink, Jean-Daniel von Lerber, Martin Jufer, Matthias Spiess, Samuel Scherrer, Timo Schuster
P.S. Wer den PrixPlus gewonnen hat, wird an der Verleihung vom 25. Oktober bekannt gegeben!
ENGLISH
The last TUNE IN asked the question, “What do we fill our inner echo chambers with?” The famous «Sh’ma Israel» in Deuteronomy 6,4ff. emphasises the importance of remembering God’s deeds. The Bible fills our echo chambers. And since earliest times, Christian art has also played a significant role here. From our own lives, we know that art enriches and leaves an imprint on our faith.
Among the best-known paintings, and one that spiritual books have been written about, is Rembrandt’s «Return of the Prodigal Son». Now, in the Hermitage in St. Petersburg, this picture is complemented by another father-son painting on the opposite wall. It is a far less well-known picture, and is hardly every the subject of a sermon. It is surely not by chance that both pictures are hanging in the same room. As a visitor to the gallery, we stand between the two pictures and are forced to turn our back to one of them – as if we could not really see together these two themes which belong together. The love of God and the call to obedience. The call to obedience is loud. In truth, we prefer to turn to the other picture.
That is not what a friend of mine did. E. Bailey Marks Jr. writes:
“For a number of years, many people have been in love with Rembrandt’s The Return of the Prodigal Son — to be honest, I never got it! I looked at it, I gazed at it, I stared at it and I even went to see it at The Hermitage. As I turned 180 degrees to leave The Prodigal, I saw another Rembrandt on the opposite wall; The Sacrifice of Isaac. I was spellbound and haven’t been able to get it out of my mind. The most obvious feature to me is Isaac’s complete vulnerability and the trust that he shows in his father, knowing his father will do what is best for him. Do I have that same trust in The Father? The second is Abraham’s active posture — he was told by God to kill his son. Abraham is determined to be obedient to The Father. You see the strength in Abraham’s left hand, constraining the young boy while his right hand lunges with the knife. The angel stops Abraham forcibly, causing the blade to fall. Again, I ask if I am willing to obey like that. My wife encapsulated the Christian faith for our two sons as they were growing up in the song, Trust and Obey. Those, to me, are the key verbs of our faith: Trust and Obey. Rembrandt captures those two words in this beautiful painting.”
Let us spend a little time with this picture. Its centre is in motion. There we see the falling knife, which in my opinion is also the central point in the content. Abraham and Isaac (both!), trusting God, offer their complete obedience. And to this obedience comes a staggering response: the blade no longer falls on Isaac, but will demand the blood of a sacrificial animal, while Abraham will release his hand from Isaac’s face and lift him up from the pile of firewood. Christians recognise in this a prophecy which points to the «Agnus Dei, qui tollis peccata mundi»: Christ as the sacrificial lamb, which takes away the sins of the world – in unflinching obedience to the Father.
Can we see motion in the picture of the Prodigal Son as well? No, but there was motion, just before this moment where everything stands still. Weighed down and exhausted, but also full of trust, the son has let himself sink to his knees and into the arms of the father. Now the peace of the father flows over him and calms the storm in the breast of the returning son. For a moment (or for a long time?), nothing moves. The second son, too, stands still – but not because he feels the same peace, but because he is frozen in horror.
With what, then, do these pictures fill our «echo chambers» Regarding the «Prodigal Son», so much has already been said. Personally, I agree fully with Bailey Marks when he recognises in the «Isaak» picture a challenge to obedience. Do I keep the 10 Commandments, for example – trusting that in them God has my best interests at heart? Do I say «no» to things and people who wish to lead me away from them? Do I accept it when God gives me a difficult task and expects me to take a not very easy path? Perhaps I cannot explain why this is so – no more than Abraham knew why he should sacrifice Isaac. Perhaps however, I discover that somebody has to do this task. And because I do not run away from it, I myself become more mature, more patient, and grow in my love towards God and my fellow man. And, above all, in the midst of my struggle for obedience and trust in God, I know this: the blade is not meant for me. And behind me there is another picture, which wishes to fill my inner echo chamber: the love of the Father for a son who was lost, who failed because of his disobedience.
text: Beat Rink / translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
Das letzte TUNE IN stellte die Frage: Womit füllen wir unsere inneren Echokammern? Das berühmte «Schma Israel» in 5.Mose 6,4ff. hebt die Bedeutung der Erinnerung an die Taten Gottes hervor. Die Bibel füllt unsere Echokkammern. Und seit jeher nimmt hier auch die christliche Kunst eine wichtige Rolle ein. Wir wissen aus unserem eigenen Leben: Kunst bereichert und prägt unseren Glauben.
Zu den berühmtesten Bildern, über das auch geistliche Bücher geschrieben wurden, gehört Rembrandts «Heimkehr des verlorenen Sohnes». Das Bild wird nun aber auf der gegenüberliegenden Seite des Ausstellungsraums in der Eremitage St.Petersburg von einem anderen Vater-Sohn-Bild ergänzt. Es ist ein weitaus weniger bekanntes Bild, über das auch kaum gepredigt wird. Wohl nicht zufällig hängen die beiden Bilder im selben Raum. Als Betrachter steht man dazwischen und kehrt einem der beiden Bilder unweigerlich den Rücken zu – so, als könnte man nicht richtig zusammensehen, was zusammengehört. Die Liebe Gottes und der Ruf nach Gehorsam. Dieser Ruf nach Gehorsam ist laut. Eigentlich wenden wir uns lieber dem anderen Bild zu.
Nicht so ein Freund von mir. E. Bailey Marks Jr. schreibt:
“Seit vielen Jahren sagen zahlreiche Menschen, wie sehr sie Rembrandts«Heimkehr des verlorenen Sohnes» lieben. Um ganz ehrlich zu sein: Ich habe das nie ganz verstanden! Ich habe das Bild betrachtet, intensiv studiert und bin sogar zur Eremitage gereist, um es im Original zu sehen. Doch als ich mich vom «verlorenen Sohn» abwandte und mich um 180 Grad umdrehte, entdeckte ich an der gegenüberliegenden Wand einen anderen Rembrandt: «Die Opferung Isaaks». Ich war wie gebannt und konnte mich kaum davon losreissen. Am eindrücklichsten war für mich die völlige Ergebenheit und das Vertrauen, das Isaak gegenüber seinem Vater hatte. Denn er wusste, dass der Vater das Beste für ihn wollte. Habe ich dasselbe Vertrauten zum himmlischen Vater? Das Zweite ist Abrahams aktive Bewegung – er hatte von Gott den Auftrag, seinen Sohn zu töten. Abraham war bereit, dem Vater zu gehorchen. Man sieht die Kraft in Abrahams linker Hand, mit dem er den jungen Mann festhält, während seine rechte Hand mit dem Messer ausholt. Der Engel hält Abraham gewaltsam zurück, so dass die Klinge zu Boden fällt. Noch einmal frage ich mich, ob ich genauso gehorsam sein könnte. Meine Frau hat für unsere beiden heranwachsenden Söhne den christlichen Glauben in einem Lied zusammengefasst: «Vertraue und gehorche». Dies sind für mich die Schlüsselwörter unseres Glaubens: Vertraue und gehorche. Rembrandt fängt beides in seinem wunderbaren Bild ein.”
Bleiben wir noch ein wenig bei diesem Bild. Sein Zentrum ist bewegt. Es ist die fallende Klinge, die meiner Meinung nach auch inhaltlich das Zentrum darstellt. Abraham und Isaak (beide !) setzen im Vertrauen auf Gott ihren ganzen Gehorsam ein. Und dieser Gehorsam erfährt eine gewaltige Antwort: Die Klinge fällt nicht mehr auf Isaak, sondern sie wird das Blut eines Opfertiers fordern, während Abraham die Hand von Isaaks Gesicht lösen und ihn vom Scheiterhaufen aufrichten wird. Christen erkennen darin eine Prophetie, die auf das auf das «Agnus Dei, qui tollis peccata mundi» vorausweist: auf Christus als das Opferlamm, das die Sünde der Welt trägt – in konsequentem Gehorsam zum Vater.
Gibt es eigentlich auch eine Bewegung im Bild vom verlorenen Sohn?Nein, aber es gab eine, kurz vor jenem Moment, wo alles stillsteht. Schwerfällig und erschöpft, aber auch vertrauensvoll hat sich der Sohn auf die Knie und in die Arme des Vaters fallen lassen. Nun breitet sich der Frieden des Vaters aus und stillt den Sturm im Innern des heimgekehrten Sohnes. Für einen Moment (oder für eine lange Zeit?) bewegt sich nichts. Auch der zweite Sohn still steht – aber nicht, weil er den selben Frieden spürt, sondern weil er vor Schreck erstarrt.
Womit füllen diese Bilder nun unsere «Echokammern»? Über den «verlorenen Sohn» ist schon so viel gesagt worden. Ich selber pflichte Bailey Marks bei, wenn er im «Isaak»-Bild eine Herausforderung zum Gehorsam erkennt. Halte ich mich etwa an die 10 Gebote – im Vertrauen, dass Gott es damit gut meint? Sage ich «Nein» zu Dingen und Menschen, die mich davon abbringen wollen? Lasse ich es zu, dass Gott mir eine schwere Aufgabe gibt und mir einen nicht so einfachen Weg zumutet? Ich habe vielleicht keine Erklärung dafür – so wenig wie Abraham wusste, warum er Isaak opfern sollte. Vielleicht entdecke ich aber: Jemand muss diese Aufgabe tun. Und weil ich nicht davon fliehe, werde ich selber reifer, geduldiger und wachse in der Liebe zu Gott und zu anderen Menschen. Und vor allem: Mitten in meinem Ringen um Gehorsam und Gottvertrauen weiss ich: Die Klinge gilt nicht mir. Und in meinem Rücken ist ein anderes Bild, das meine innere Echokammer füllen will: Die Liebe des Vaters zum verlorenen, an seinem Ungehorsam scheiternden Sohn.
Text: Beat Rink
Erstmals schreibt die Stiftung Weidli Stans einen Kulturwettbewerb aus, bei dem sich Künstlerinnen und Künstler aus der ganzen Schweiz bewerben können.
Gesucht sind drei künstlerische Interventionen in den Bereichen bildende Kunst, Musik, Architektur, Gestaltung und Theater. Der Einbezug von Menschen mit Beeinträchtigung ist dabei ein zentrales Thema.
Die Stiftung Weidli Stans freut sich, wenn Sie den angefügten Hinweis in geeigneter Form den Kunstschaffenden in Ihrem Medium vermitteln.
Für Rückfragen steht Ihnen der Projektleiter gerne zur Verfügung: Roland Heini, Projektleiter Wettbewerb «KULTURPROJEKT WEIDLI», Tel. 079 2468 304 / roland.heini@bluewin.ch
Die Stiftung Weidli Stans dankt Ihnen für die Publikation dieses schweizweit einzigartigen Kunst- und Kulturwettbewerbs.
Einmal mehr wird Rasa, das malerisches Dörfchen im Centovalli, zum Schauplatz der Künste. Termin reservieren und gleich anmelden! Bist du als WorkshopleiterIn interessiert, dann meldet dich bei sischerr@gmail.com.
* Das Präsentationsfenster besteht aus 2 x 12 Minuten persönlicher Kontaktaufnahme. Auf ca. 30 x 30 cm kann die eigene künstlerische Arbeit präsentiert werden (Dokumentationen,Flyer, Foto o.ä.). Interessierte können einen der beiden Zeitslots über projekte@ap.weiter.ch buchen.
On the first pages of his significant work «Real Presences», the literary scholar and philosopher George Steiner (*1929) emphasises the importance of immediacy in the reception of art. All too often, we seize on secondary scholarly interpretations and thus miss what an amateur (an amator, a lover of art) experiences. Are we still able, for example, to learn texts by memory?
Here is a quotation from Steiner, which we will follow with some questions:
“In reference to language and the musical score, enacted interpretation can also be inward. The private reader or listener can become an executant of felt meaning when he learns the poem or the musical passage by heart. To learn by heart is to afford the text or music an indwelling clarity and life-force. Ben Jonson’s term, “ingestion”, is precisely right. What we know by heart becomes an agency in our consciousness, a ‘pace-maker’ in the growth and vital complication of our identity. No exegesis or criticism from without can so directly incorporate within us the formal means, the principles of executive organization of a semantic fact, be it verbal or musical. Accurate recollection and resort in remembrance not only deepen our grasp of the work: they generate a shaping reciprocity between ourselves and that which the heart knows. As we change, so does the informing context of the internalized poem or sonata. In turn, remembrance becomes recognition and discovery (to re-cognize is to know anew). The archaic Creek belief that memory is the mother of the Muses expresses a fundamental insight into the nature of the arts and the mind. (…)
In our own licensed social systems, learning by heart has been largely erased from secondary schooling and the habits of literacy. The electronic volume and fidelity of the computerized data bank and of processes of automatic retrieval will further weaken the sinews of individual memory. Stimulus and suggestion are of an increasingly mechanical and collective quality. Encountered in easy resort to electronic media of representation, much of music and of literature remains purely external. The distinction is that between ‘consumption’ and ‘ingestion’. The danger is that the text or music will lose what physics calls its ‘critical mass’, its implosive powers within the echo chambers of the self.”
Questions:
Are we personally still amateurs of art? Do we love good art? Do we devote time to it? Do we recollect it inwardly and fill out our inner echo chambers with it? In Deuteronomy 6,4ff., in the famous Shema (= “hear”) Israel, we find out the main thing with which we should be filling our inner echo chambers: «Hear, O Israel: The Lord our God, the Lord is one. Love the Lord your God with all your heart and with all your soul and with all your strength. These commandments that I give you today are to be on your hearts. Impress them on your children. Talk about them when you sit at home and when you walk along the road, when you lie down and when you get up.» What does this mean for us in quite practical terms: how can we once again make the biblical message an integral part of our inner life, without putting ourselves under legalistic pressure or falling into an empty routine?
What does this mean for our own artistic work? Do we firmly count on, and do we work towards, this being able to fill our «inner echo chambers»?
Text: Beat Rink / translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
Auf den ersten Seiten seines wichtigen Werks «Von realer Gegenwart» hebt der Literaturwissenschafter und Philosoph George Steiner (*1929) die Wichtigkeit der unmittelbaren Kunstrezeption hervor. Wir stürzen uns zu oft auf sekundäre wissenschaftliche Interpretationen und verpassen so, was ein Amateur (ein amator, ein Kunst-Liebhaber) erlebt. Können wir etwa noch Texte auswendig lernen?
Hier ein Zitat von Steiner, dem wir einige Fragen nachschicken werden:
“Im Hinblick auf Sprache und Musikpartituren kann aktiv verwirklichte Interpretation auch innerlich vor sich gehen. Der private Leser und Hörer kann zu einem Ausführenden erlebter Bedeutung werden, wenn er das Gedicht oder die Musikpassage auswendig lernt. Auswendig zu lernen heisst, dem Text oder der Musik eine innewohnende Klarheit und Lebenskraft zu verleihen, sie zu ver-innerlichen. Ben Johnsons Begriff «Ingestion» trifft die Sache genau. Was wir auswendig lernen, entfaltet eine Wirksamkeit in unserem Bewusstsein, wird zu einem «Schrittmacher» für das Wachstum und die wesensmässige Differenzierung unserer Identität. Durch keine Exegese, durch keine Kritik von aussen lassen sich die formalen mittel, die Prinzipien des organisatorischen Vollzugs einer semantischen Tatsache, sei sie verbal oder musikalisch, so direkt verinnerlichen. Genaue Erinnerung und Rückgriffe auf das Gedächtnis vertiefen nicht nur unsere Auffassung eines Werkes: sie erzeugen auch einen wechselseitigen Austausch zwischen uns und dem, was das Herz weiss. Und in dem Masse, wie wir uns verändern, ändert sich auch der gestaltgebende Kontext der internalisierten Dichtung oder Sonate. Dementsprechend wir Erinnerung Er-kenntnis und Entdeckung (er-kennen heisst, aufs neue kennen). Im archaischen Glauben der Griechen, dass die Erinnerung die Mutter der Musen ist, drückt sich eine fundamentale Einsicht in das Wesen der Kunst und des geistigen Vermögens aus. (…)
In unseren eigenen amtlich zugelassenen gesellschaftlichen Systemen ist das Auswendiglernen aus der höheren Schulbildung und den Gepflogenheiten literarischer Bildung weitgehend verschwunden. Die elektronische Speicherkapazität und die Wiedergabetreue der computerisierten Datenbank und der Prozesse automatischer Abrufung werden den Lebensnerv des individuellen Gedächtnisses weiter schwächen. Ansporn und Anregung sind von zunehmend mechanischer und kollektiver Qualität. Da die Begegnung in leichtem Zugriff auf elektronische Wiedergabemedien stattfindet, bliebt ein Grossteil der Musik und Literatur rein äusserlich. Der Unterschied ist der zwischen «Konsumtion» und «Ingestion». Die Gefahr liegt darin, dass Text und Musik das verlieren, was die Physik «kritische Masse» nennt, ihre implosiven Kräfte in den Echokammern des Selbst.» Fragen:
Sind wir selber noch Kunst-Amateure? Lieben wir gute Kunst? Widmen wir ihr Zeit? Verinnerlichen wir sie noch und füllen damit unsere inneren Echokammern?
In 5.Mose 6,4ff., im berühmten Schma (= höre) Israel, lesen wir, womit wir unsere inneren Echokammern vor allem füllen sollen: «Höre, Israel! Der HERR, unser Gott, der HERR ist einzig. Darum sollst du den HERRN, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft. Und diese Worte, auf die ich dich heute verpflichte, sollen auf deinem Herzen geschrieben stehen. Du sollst sie deinen Kindern wiederholen. Du sollst sie sprechen, wenn du zu Hause sitzt und wenn du auf der Straße gehst, wenn du dich schlafen legst und wenn du aufstehst.» Was heisst dies für uns ganz praktisch: Wie können wir wieder die biblische Botschaft verinnerlichen, ohne in eine gesetzlichen Zwang oder in leere Routine zu verfallen?
Was heisst es für unsere eigene Kunst? Rechnen wir damit und wirken wir darauf hin, dass sie «innere Echokammern» füllen kann?
Text: Beat Rink
ENGLISH
On the first pages of his significant work «Real Presences», the literary scholar and philosopher George Steiner (*1929) emphasises the importance of immediacy in the reception of art. All too often, we seize on secondary scholarly interpretations and thus miss what an amateur (an amator, a lover of art) experiences. Are we still able, for example, to learn texts by memory?
Here is a quotation from Steiner, which we will follow with some questions:
“In reference to language and the musical score, enacted interpretation can also be inward. The private reader or listener can become an executant of felt meaning when he learns the poem or the musical passage by heart. To learn by heart is to afford the text or music an indwelling clarity and life-force. Ben Jonson’s term, “ingestion”, is precisely right. What we know by heart becomes an agency in our consciousness, a ‘pace-maker’ in the growth and vital complication of our identity. No exegesis or criticism from without can so directly incorporate within us the formal means, the principles of executive organization of a semantic fact, be it verbal or musical. Accurate recollection and resort in remembrance not only deepen our grasp of the work: they generate a shaping reciprocity between ourselves and that which the heart knows. As we change, so does the informing context of the internalized poem or sonata. In turn, remembrance becomes recognition and discovery (to re-cognize is to know anew). The archaic Creek belief that memory is the mother of the Muses expresses a fundamental insight into the nature of the arts and the mind. (…)
In our own licensed social systems, learning by heart has been largely erased from secondary schooling and the habits of literacy. The electronic volume and fidelity of the computerized data bank and of processes of automatic retrieval will further weaken the sinews of individual memory. Stimulus and suggestion are of an increasingly mechanical and collective quality. Encountered in easy resort to electronic media of representation, much of music and of literature remains purely external. The distinction is that between ‘consumption’ and ‘ingestion’. The danger is that the text or music will lose what physics calls its ‘critical mass’, its implosive powers within the echo chambers of the self.”
Questions:
Are we personally still amateurs of art? Do we love good art? Do we devote time to it? Do we recollect it inwardly and fill out our inner echo chambers with it? In Deuteronomy 6,4ff., in the famous Shema (= “hear”) Israel, we find out the main thing with which we should be filling our inner echo chambers: «Hear, O Israel: The Lord our God, the Lord is one. Love the Lord your God with all your heart and with all your soul and with all your strength. These commandments that I give you today are to be on your hearts. Impress them on your children. Talk about them when you sit at home and when you walk along the road, when you lie down and when you get up.» What does this mean for us in quite practical terms: how can we once again make the biblical message an integral part of our inner life, without putting ourselves under legalistic pressure or falling into an empty routine?
What does this mean for our own artistic work? Do we firmly count on, and do we work towards, this being able to fill our «inner echo chambers»?
Text: Beat Rink / translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
Auf den ersten Seiten seines wichtigen Werks «Von realer Gegenwart» hebt der Literaturwissenschafter und Philosoph George Steiner (*1929) die Wichtigkeit der unmittelbaren Kunstrezeption hervor. Wir stürzen uns zu oft auf sekundäre wissenschaftliche Interpretationen und verpassen so, was ein Amateur (ein amator, ein Kunst-Liebhaber) erlebt. Können wir etwa noch Texte auswendig lernen?
Hier ein Zitat von Steiner, dem wir einige Fragen nachschicken werden:
“Im Hinblick auf Sprache und Musikpartituren kann aktiv verwirklichte Interpretation auch innerlich vor sich gehen. Der private Leser und Hörer kann zu einem Ausführenden erlebter Bedeutung werden, wenn er das Gedicht oder die Musikpassage auswendig lernt. Auswendig zu lernen heisst, dem Text oder der Musik eine innewohnende Klarheit und Lebenskraft zu verleihen, sie zu ver-innerlichen. Ben Johnsons Begriff «Ingestion» trifft die Sache genau. Was wir auswendig lernen, entfaltet eine Wirksamkeit in unserem Bewusstsein, wird zu einem «Schrittmacher» für das Wachstum und die wesensmässige Differenzierung unserer Identität. Durch keine Exegese, durch keine Kritik von aussen lassen sich die formalen mittel, die Prinzipien des organisatorischen Vollzugs einer semantischen Tatsache, sei sie verbal oder musikalisch, so direkt verinnerlichen. Genaue Erinnerung und Rückgriffe auf das Gedächtnis vertiefen nicht nur unsere Auffassung eines Werkes: sie erzeugen auch einen wechselseitigen Austausch zwischen uns und dem, was das Herz weiss. Und in dem Masse, wie wir uns verändern, ändert sich auch der gestaltgebende Kontext der internalisierten Dichtung oder Sonate. Dementsprechend wir Erinnerung Er-kenntnis und Entdeckung (er-kennen heisst, aufs neue kennen). Im archaischen Glauben der Griechen, dass die Erinnerung die Mutter der Musen ist, drückt sich eine fundamentale Einsicht in das Wesen der Kunst und des geistigen Vermögens aus. (…)
In unseren eigenen amtlich zugelassenen gesellschaftlichen Systemen ist das Auswendiglernen aus der höheren Schulbildung und den Gepflogenheiten literarischer Bildung weitgehend verschwunden. Die elektronische Speicherkapazität und die Wiedergabetreue der computerisierten Datenbank und der Prozesse automatischer Abrufung werden den Lebensnerv des individuellen Gedächtnisses weiter schwächen. Ansporn und Anregung sind von zunehmend mechanischer und kollektiver Qualität. Da die Begegnung in leichtem Zugriff auf elektronische Wiedergabemedien stattfindet, bliebt ein Grossteil der Musik und Literatur rein äusserlich. Der Unterschied ist der zwischen «Konsumtion» und «Ingestion». Die Gefahr liegt darin, dass Text und Musik das verlieren, was die Physik «kritische Masse» nennt, ihre implosiven Kräfte in den Echokammern des Selbst.» Fragen:
Sind wir selber noch Kunst-Amateure? Lieben wir gute Kunst? Widmen wir ihr Zeit? Verinnerlichen wir sie noch und füllen damit unsere inneren Echokammern?
In 5.Mose 6,4ff., im berühmten Schma (= höre) Israel, lesen wir, womit wir unsere inneren Echokammern vor allem füllen sollen: «Höre, Israel! Der HERR, unser Gott, der HERR ist einzig. Darum sollst du den HERRN, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft. Und diese Worte, auf die ich dich heute verpflichte, sollen auf deinem Herzen geschrieben stehen. Du sollst sie deinen Kindern wiederholen. Du sollst sie sprechen, wenn du zu Hause sitzt und wenn du auf der Straße gehst, wenn du dich schlafen legst und wenn du aufstehst.» Was heisst dies für uns ganz praktisch: Wie können wir wieder die biblische Botschaft verinnerlichen, ohne in eine gesetzlichen Zwang oder in leere Routine zu verfallen?
Was heisst es für unsere eigene Kunst? Rechnen wir damit und wirken wir darauf hin, dass sie «innere Echokammern» füllen kann?
Text: Beat Rink
«This is where my home is» During the final evening of the “Crescendo Summer Institute” two weeks ago, a dear friend said: «You said something wrong when you asked everybody present what they would be taking back home with them. The question should have been this: What am I taking with me from my home here into the world outside? For this is where my home is!» – Others expressed themselves in very similar words: «I really feel at home here!» was what we heard repeatedly. This not only fills us with thankfulness, but also gives us something to be concerned about. Do people today (and artists above all) no longer have a real home?
«What is a home?» But what is the place we call « home»? It is a place where we can be the way we are. Where we can arrive after a long journey or after a working day and encounter people (and things) that do us good. Where we can relax in a familiar environment that corresponds to our nature.
«The swallow has found a nest for herself» – or perhaps she hasn’t? Saying it with the words of the Bible, «The sparrow has found a home / and in the swallow has found a nest for herself, where she may lay her young.» (Psalm 84,4). Now, this passage reminds us of Matthew 8,20, where Jesus says: «Foxes have holes and birds of the air have nests, but the Son of Man has nowhere to lay his head.» Is Jesus then homeless? In a certain sense, yes. For him, the harmonious home, which represents one of the highest values in our civilisation today, is not important. He spoke these words, by the way, to a teacher of the law who wanted to follow him. So the ability to lead a homeless life is one of the requirements for discipleship.
«In my Father’s house» On the other hand, Jesus too has a home. When his parents wanted to take the twelve-year-old boy home after the Feast of the Passover in Jerusalem, he stayed behind and later said, «Why were you searching for me? Did you not know I had to be in what belongs to my Father?» (Luke 2,41) It is in his Father’s house (here referring to the Temple, but then in turn also to fellowship with God in prayer) that Jesus obviously finds his home.
«How lovely is your dwelling place» This corresponds to the opening verses of Psalm 84, 1+2: «How lovely is your dwelling place, oh Lord Almighty! / My soul yearns, even faints, for the courts of the Lord; my heart and my flesh rejoice in the living God.» This is speaking of the Temple. We find one of the most famous settings of these verses in Brahms’German Requiem (LINK). It is well known that Johannes Brahms (1833-1897) selected the texts himself, and he applies Psalm 84, in his personal view and, strictly speaking, exegetically incorrectly (although John 14,2 shows that his theology is not fundamentally wrong), to the next life. Psalm 84, however, is speaking of the Temple in this world, where God’s presence could be experienced in a particular way. Rephrasing it, with Jesus in mind, we can say that home is the place where God can be experienced, where God meets us. – This may, by the way, even be a prison cell.
Where are we at home? One often hears (and we have surely often experienced ourselves) how God answers prayer for a place to live. God is not indifferent about where we live. For he also takes care of our concrete needs and is happy to give us a home in which we can then, in proportion to our possibilities and gifts, practice hospitality. Nevertheless, there is indeed that other «home», built not with stones but by God’s spirit. Its building materials are the «living stones» of the church (1 Peter 2,5). Its building plan is the Kingdom of God, which provides a place for the «birds» to build a nest (Luke 13,19).
Where is God at home? A formulation in 1 Corinthians tells us something very surprising: “Do you not know that your body is a temple of the Holy Spirit, who is in you?” (1 Cor. 6,19). So we are God’s home! Teresa of Avila (1515-1582) writes, “If I had realised earlier what I now know, that the tiny palace of my soul could provide a home to such a great king, I would not have left him alone in it so often.”
Questions:
What does all this mean for me as an artist, who is perhaps often on the road and has an irregular way of life?Have I had the experience of God giving me a home, and do I continue to trust him to care of this need?
Do I orientate my life only on a concrete place to live in, or do I repeatedly seek «my Father’s house»? What form does this other home in my life take?
What places of fellowship do I have which do me good?
How can I practice hospitality?
Text: Beat Rink / tra
The setting of the German text of Psalm 84, 2+3 is the work of our friend and active Crescendo member for many years (and teacher at the Summer Institute and at masterclasses in Iasi, Romania) Andreas Henkel (1967-2017), sung by Christina Metz. CD: Vollbracht, available free (please pay postage costs) from Crescendo, Mittlere Strasse 145, 4056 Basel, Switzerland info@crescendo.org
Die Vertonung des deutschen Textes von Psalm 84, 2+3 stammt von unserem Freund und langjährigen aktiven Crescendo-Mitglied (und Dozent im Sommerinstitut und Meisterkursen in Iasi, Rumänien), Andreas Henkel (1967-2017), gesungen von Christina Metz. CD: Vollbracht, kostenlos (gegen Portokosten) zu beziehen bei Crescendo, Mittlere Strasse 145 info@crescendo.org
«Hier bin ich zuhause» Am Schlussabend des “Crescendo Sommerinstituts” vor zwei Wochen sagte ein lieber Freund: «Du hast etwas Falsches gesagt, als du in die Runde gefragt hast, was wir von hier nach Hause mitnehmen. Die Frage hätte lauten sollen: Was nehme ich von Hause mit in die Welt draussen? Denn hier ist mein Zuhause!» – Ganz ähnlich haben es andere formuliert:. «Hier fühle ich mich wirklich zuhause!»hörten wir immer wieder. Dies stimmt nicht nur dankbar, sondern auch etwas nachdenklich. Haben die Menschen (und vor allem Künstler) heute kein wirkliches Zuhause mehr?
«Was ist ein Zuhause?» Was ist das aber, das «Zuhause»? Es ist ein Ort, wo wir sein können, wie wir sind. Wo wir nach einer langen Fahrt oder auch nach einem Arbeitstag ankommen und Menschen (und Dinge) vorfinden, die uns gut tun. Wo wir uns in einer vertrauten Umgebung, die unserem Wesen entspricht, entspannen können.
«Die Schwalbe hat ein Nest gefunden» – oder doch nicht? Um es mit einer Bibelstelle zu sagen: «Der Vogel hat ein Haus gefunden / und die Schwalbe ein Nest für ihre Jungen:» (Psalm 84,4). Nun erinnert uns diese Stelle an Matthäus 8,20, wo Jesus sagt: «Die Füchse haben Gruben, und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber des Menschen Sohn hat nichts, da er sein Haupt hin lege.» Ist Jesus also ein Obdachloser? In gewissem Sinn, ja. Für ihn ist das stimmige Zuhause, das eines der höchsten Güter unserer heutigen Zivilisation darstellt, nicht wichtig. Er sagt dieses Wort übrigens dem Schriftgelehrten, der ihm nachfolgen will. Also gehört das Obdachlos-Sein-Können mit zur Nachfolge.
«Im Haus des Vaters» Auf der anderen Seite hat auch Jesus ein Zuhause. Als die Eltern den Zwölfjährigen nach dem Pascha-Fest in Jerusalem mit nach Hause nehmen möchten, bleibt er zurück und sagt später: «Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört?» (Lukas 2,41). Im Haus des Vaters (hier im Tempel, dann aber auch in der Gebetsgemeinschaft mit Gott) findet Jesus offensichtlich sein Zuhause.
«Wie lieblich sind deine Wohnungen» Dies entspricht den Anfangsversen von Psalm 84, 2+3: «Wie lieblich sind deine Wohnungen, HERR Zebaoth! / Meine Seele verlangt und sehnt sich nach den Vorhöfen des HERRN; mein Leib und Seele freuen sich in dem lebendigen Gott.»Damit ist der Tempel gemeint. Eine der berühmtesten Vertonungen dieser Verse finden wir im Deutschen Requiem von Johannes Brahms (1833-1897) (LINK). Brahms hat die Textauswahl bekanntlich selbst getroffen und bezieht Psalm 84 eigenständig und exegetisch eigentlich falsch (wenngleich von Johannes 14,2 her trotzdem theologisch nicht grundsätzlich verkehrt) auf das Jenseits. In Psalm 84 war aber eben der diesseitige Tempel gemeint, wo Gottes Gegenwart in besonderer Weise erfahrbar wurde. Um es nochmals im Blick auf Jesus zu sagen: Das Zuhause ist jener Ort, wo Gott erfahrbar wird, wo Gott uns begegnet. – Das kann übrigens auch eine Gefängniszelle sein.
Wo sind wir zuhause? Man hört oft (und sicher haben wir es schon selbst erfahren), wie Gott Gebete um eine Wohnung erhört. Es ist Gott nicht gleichgültig, wo wir wohnen. Denn er kümmert sich auch um unsere konkreten Anliegen und gibt uns gern ein Zuhause, in dem wir dann auch im Rahmen unserer Möglichkeiten und Begabungen Gastfreundschaft pflegen können. Trotzdem gibt es eben auch das andere, nicht mit Steinen, sondern von Gottes Geist gebaute «Zuhause». Sein Baumaterial sind die «lebendigen Steine» der Gemeinschaft (1.Petrus 2,5). Sein Bauplan ist das Reich Gottes, das «Vögeln» einen Nistplatz bietet (Lukas 13,19).
Wo ist Gott zuhause? 1.Korinter 6,19 formuliert noch etwas ganz Seltsames: «Wisst ihr nicht, dass euer Leib der Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt?» Wir sind also Gottes zuhause! Theresa von Avila (1515-1582) schrieb: “Hätte ich früher erkannt, was ich jetzt weiß, dass der winzige Palast meiner Seele einen so großen König beherbergt, dann hätte ich ihn nicht so häufig darin allein gelassen.”
Fragen:
Was heisst das Alles für mich als Künstler(in), der/die vielleicht oft unterwegs ist und einen unregelmässigen Lebensstil hat?
Habe ich schon erfahren, dass Gott mir ein Zuhause gibt und vertraue ich ihm weiter darauf, dass er dafür sorgt?
Richte ich mein Leben nur auf das konkrete Zuhause aus oder suche ich auch immer wieder das «Haus des Vaters»? Wie sieht dieses andere Zuhause in meinem Leben aus?
Welche Orte der Gemeinschaft gibt es, die mir gut tun?
Wie kann ich Gastfreundschaft pflegen?
Text: Beat Rink
nslation: Bill Buchanan
«This is where my home is» During the final evening of the “Crescendo Summer Institute” two weeks ago, a dear friend said: «You said something wrong when you asked everybody present what they would be taking back home with them. The question should have been this: What am I taking with me from my home here into the world outside? For this is where my home is!» – Others expressed themselves in very similar words: «I really feel at home here!» was what we heard repeatedly. This not only fills us with thankfulness, but also gives us something to be concerned about. Do people today (and artists above all) no longer have a real home?
«What is a home?» But what is the place we call « home»? It is a place where we can be the way we are. Where we can arrive after a long journey or after a working day and encounter people (and things) that do us good. Where we can relax in a familiar environment that corresponds to our nature.
«The swallow has found a nest for herself» – or perhaps she hasn’t? Saying it with the words of the Bible, «The sparrow has found a home / and in the swallow has found a nest for herself, where she may lay her young.» (Psalm 84,4). Now, this passage reminds us of Matthew 8,20, where Jesus says: «Foxes have holes and birds of the air have nests, but the Son of Man has nowhere to lay his head.» Is Jesus then homeless? In a certain sense, yes. For him, the harmonious home, which represents one of the highest values in our civilisation today, is not important. He spoke these words, by the way, to a teacher of the law who wanted to follow him. So the ability to lead a homeless life is one of the requirements for discipleship.
«In my Father’s house» On the other hand, Jesus too has a home. When his parents wanted to take the twelve-year-old boy home after the Feast of the Passover in Jerusalem, he stayed behind and later said, «Why were you searching for me? Did you not know I had to be in what belongs to my Father?» (Luke 2,41) It is in his Father’s house (here referring to the Temple, but then in turn also to fellowship with God in prayer) that Jesus obviously finds his home.
«How lovely is your dwelling place» This corresponds to the opening verses of Psalm 84, 1+2: «How lovely is your dwelling place, oh Lord Almighty! / My soul yearns, even faints, for the courts of the Lord; my heart and my flesh rejoice in the living God.» This is speaking of the Temple. We find one of the most famous settings of these verses in Brahms’German Requiem (LINK). It is well known that Johannes Brahms (1833-1897) selected the texts himself, and he applies Psalm 84, in his personal view and, strictly speaking, exegetically incorrectly (although John 14,2 shows that his theology is not fundamentally wrong), to the next life. Psalm 84, however, is speaking of the Temple in this world, where God’s presence could be experienced in a particular way. Rephrasing it, with Jesus in mind, we can say that home is the place where God can be experienced, where God meets us. – This may, by the way, even be a prison cell.
Where are we at home? One often hears (and we have surely often experienced ourselves) how God answers prayer for a place to live. God is not indifferent about where we live. For he also takes care of our concrete needs and is happy to give us a home in which we can then, in proportion to our possibilities and gifts, practice hospitality. Nevertheless, there is indeed that other «home», built not with stones but by God’s spirit. Its building materials are the «living stones» of the church (1 Peter 2,5). Its building plan is the Kingdom of God, which provides a place for the «birds» to build a nest (Luke 13,19).
Where is God at home? A formulation in 1 Corinthians tells us something very surprising: “Do you not know that your body is a temple of the Holy Spirit, who is in you?” (1 Cor. 6,19). So we are God’s home! Teresa of Avila (1515-1582) writes, “If I had realised earlier what I now know, that the tiny palace of my soul could provide a home to such a great king, I would not have left him alone in it so often.”
Questions:
What does all this mean for me as an artist, who is perhaps often on the road and has an irregular way of life?Have I had the experience of God giving me a home, and do I continue to trust him to care of this need?
Do I orientate my life only on a concrete place to live in, or do I repeatedly seek «my Father’s house»? What form does this other home in my life take?
What places of fellowship do I have which do me good?
How can I practice hospitality?
Text: Beat Rink / tra
The setting of the German text of Psalm 84, 2+3 is the work of our friend and active Crescendo member for many years (and teacher at the Summer Institute and at masterclasses in Iasi, Romania) Andreas Henkel (1967-2017), sung by Christina Metz. CD: Vollbracht, available free (please pay postage costs) from Crescendo, Mittlere Strasse 145, 4056 Basel, Switzerland info@crescendo.org
Die Vertonung des deutschen Textes von Psalm 84, 2+3 stammt von unserem Freund und langjährigen aktiven Crescendo-Mitglied (und Dozent im Sommerinstitut und Meisterkursen in Iasi, Rumänien), Andreas Henkel (1967-2017), gesungen von Christina Metz. CD: Vollbracht, kostenlos (gegen Portokosten) zu beziehen bei Crescendo, Mittlere Strasse 145 info@crescendo.org
«Hier bin ich zuhause» Am Schlussabend des “Crescendo Sommerinstituts” vor zwei Wochen sagte ein lieber Freund: «Du hast etwas Falsches gesagt, als du in die Runde gefragt hast, was wir von hier nach Hause mitnehmen. Die Frage hätte lauten sollen: Was nehme ich von Hause mit in die Welt draussen? Denn hier ist mein Zuhause!» – Ganz ähnlich haben es andere formuliert:. «Hier fühle ich mich wirklich zuhause!»hörten wir immer wieder. Dies stimmt nicht nur dankbar, sondern auch etwas nachdenklich. Haben die Menschen (und vor allem Künstler) heute kein wirkliches Zuhause mehr?
«Was ist ein Zuhause?» Was ist das aber, das «Zuhause»? Es ist ein Ort, wo wir sein können, wie wir sind. Wo wir nach einer langen Fahrt oder auch nach einem Arbeitstag ankommen und Menschen (und Dinge) vorfinden, die uns gut tun. Wo wir uns in einer vertrauten Umgebung, die unserem Wesen entspricht, entspannen können.
«Die Schwalbe hat ein Nest gefunden» – oder doch nicht? Um es mit einer Bibelstelle zu sagen: «Der Vogel hat ein Haus gefunden / und die Schwalbe ein Nest für ihre Jungen:» (Psalm 84,4). Nun erinnert uns diese Stelle an Matthäus 8,20, wo Jesus sagt: «Die Füchse haben Gruben, und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber des Menschen Sohn hat nichts, da er sein Haupt hin lege.» Ist Jesus also ein Obdachloser? In gewissem Sinn, ja. Für ihn ist das stimmige Zuhause, das eines der höchsten Güter unserer heutigen Zivilisation darstellt, nicht wichtig. Er sagt dieses Wort übrigens dem Schriftgelehrten, der ihm nachfolgen will. Also gehört das Obdachlos-Sein-Können mit zur Nachfolge.
«Im Haus des Vaters» Auf der anderen Seite hat auch Jesus ein Zuhause. Als die Eltern den Zwölfjährigen nach dem Pascha-Fest in Jerusalem mit nach Hause nehmen möchten, bleibt er zurück und sagt später: «Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört?» (Lukas 2,41). Im Haus des Vaters (hier im Tempel, dann aber auch in der Gebetsgemeinschaft mit Gott) findet Jesus offensichtlich sein Zuhause.
«Wie lieblich sind deine Wohnungen» Dies entspricht den Anfangsversen von Psalm 84, 2+3: «Wie lieblich sind deine Wohnungen, HERR Zebaoth! / Meine Seele verlangt und sehnt sich nach den Vorhöfen des HERRN; mein Leib und Seele freuen sich in dem lebendigen Gott.»Damit ist der Tempel gemeint. Eine der berühmtesten Vertonungen dieser Verse finden wir im Deutschen Requiem von Johannes Brahms (1833-1897) (LINK). Brahms hat die Textauswahl bekanntlich selbst getroffen und bezieht Psalm 84 eigenständig und exegetisch eigentlich falsch (wenngleich von Johannes 14,2 her trotzdem theologisch nicht grundsätzlich verkehrt) auf das Jenseits. In Psalm 84 war aber eben der diesseitige Tempel gemeint, wo Gottes Gegenwart in besonderer Weise erfahrbar wurde. Um es nochmals im Blick auf Jesus zu sagen: Das Zuhause ist jener Ort, wo Gott erfahrbar wird, wo Gott uns begegnet. – Das kann übrigens auch eine Gefängniszelle sein.
Wo sind wir zuhause? Man hört oft (und sicher haben wir es schon selbst erfahren), wie Gott Gebete um eine Wohnung erhört. Es ist Gott nicht gleichgültig, wo wir wohnen. Denn er kümmert sich auch um unsere konkreten Anliegen und gibt uns gern ein Zuhause, in dem wir dann auch im Rahmen unserer Möglichkeiten und Begabungen Gastfreundschaft pflegen können. Trotzdem gibt es eben auch das andere, nicht mit Steinen, sondern von Gottes Geist gebaute «Zuhause». Sein Baumaterial sind die «lebendigen Steine» der Gemeinschaft (1.Petrus 2,5). Sein Bauplan ist das Reich Gottes, das «Vögeln» einen Nistplatz bietet (Lukas 13,19).
Wo ist Gott zuhause? 1.Korinter 6,19 formuliert noch etwas ganz Seltsames: «Wisst ihr nicht, dass euer Leib der Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt?» Wir sind also Gottes zuhause! Theresa von Avila (1515-1582) schrieb: “Hätte ich früher erkannt, was ich jetzt weiß, dass der winzige Palast meiner Seele einen so großen König beherbergt, dann hätte ich ihn nicht so häufig darin allein gelassen.”
Fragen:
Was heisst das Alles für mich als Künstler(in), der/die vielleicht oft unterwegs ist und einen unregelmässigen Lebensstil hat?
Habe ich schon erfahren, dass Gott mir ein Zuhause gibt und vertraue ich ihm weiter darauf, dass er dafür sorgt?
Richte ich mein Leben nur auf das konkrete Zuhause aus oder suche ich auch immer wieder das «Haus des Vaters»? Wie sieht dieses andere Zuhause in meinem Leben aus?
Welche Orte der Gemeinschaft gibt es, die mir gut tun?
Wie kann ich Gastfreundschaft pflegen?
Text: Beat Rink
nslation: Bill Buchanan
Yesterday, the “16th Crescendo Summer Institute” * came to an end. From 24th July to 5th August, 170 music students, 50 teachers and 50 full-time and voluntary staff from 35 countries have come together in Tokaj in eastern Europe. The musical programme consisted, among other things, of master classes for singers and instrumentalists, chamber music, opera scenes, orchestral concerts, jazz for classical musicians, choral singing and a youth orchestra. Alongside that, as every year, there was another part of the programme which runs under the name SOSTENUTO and comprises plenary events every morning, small groups, a CREATIVE CHURCH service, lectio divina times, and other prayer times.
One essential characteristic of the Summer Institute is the sense of community experienced by musicians (and other artists) from a great variety of churches and including those from completely non-church and even non-religious backgrounds. This combination of persons, not to mention the internationality and the latent presence of competitive thinking among artists, should really have provided enough potential for conflict. Astonishingly, precisely the opposite was the case: in various conversations, the general tenor was that an unusual solidarity could be felt, and that the treatment of this year’s theme «Freedom» from a predominantly Christian point of view did not create tension.
What was the reason for this? Well, there was of course a lot of prayer going on for the Institute. And it is well known that making music together creates bonds. Yet many said that they had often received «random acts of kindness» from others: small practical and helpful deeds, friendly word, a prayer, or even being collected unexpectedly by car in a journey of several hundred kilometres. «Many who knew about my health problems have prayed for me», said a deeply moved teacher. One student told us that in this friendly atmosphere he had been freed from stage fright. And one participant from a Muslim background expressed his enthusiasm for the reception that he had experienced here.
The thread that ran through all these stories was the gratefulness for smaller and larger signs of love of this kind – or, to put it in other words: friendliness. Now, friendliness is one of the fruits of the Holy Spirit, and is the same time a task. In Ephesians 4, 2 we read: «Be completely humble and friendly; be patient, bearing with one another in love». These words were in fact spoken with reference to the Christian church. But we know from the commandment to love and from passages such as 2 Corinthians 2, 15 («For we are the aroma of Christ») that friendliness should in no sense be limited to fellowship among Christians.
What would happen if Christians gained a reputation precisely for being friendly and ready to help at all times? Not friendly in order to achieve goals or for ulterior motives, but giving freely in the truest sense: giving freely and at the same time leaving the other in corresponding freedom. For God, too, is not selectively friendly when he allows his «rain to fall on the righteous and the unrighteous» (Matthew 5,45). We can trust that friendliness spreads the aroma of Christ without forcing us to make awkward explanations of why we wish to be friendly – or even have to be friendly. No, friendliness is a fruit of the Only Spirit and should not be the result of a feat of strength or compulsion.
Especially among artists, in an environment marked by latent competitiveness, such natural and random signs of love could influence relationships with individual colleagues and perhaps even the overall climate of the art scene. Ultimately, anyone showing friendliness is also doing himself a favour. The blessing which this sets free, the «rain» (Matthew 5,45) also falls on the giver in return and washes away bitterness, anger and grimness. Friendliness is of course not a feat of strength, but it could become a spiritual exercise which belongs to the gardening work that is part of cultivating the fruits of the Spirit. In any case, it is not limited to a summer project in which a pleasant greenhouse atmosphere may prevail, but must prove itself in the cooler climate of everyday life.
Gestern ging das “16. Crescendo Sommerinstitut” * zu Ende. Vom 24.Juli bis zum 5.August fanden sich 170 Musikstudenten, 50 Dozenten und 50 vollzeitliche und freiwillige Mitarbeiter aus 35 Ländern im osteuropäischen Tokaj ein. Das musikalische Programm bestand unter anderem aus Meisterkursen für Sänger und Instrumentalisten, Kammermusik, Opernszenen, Orchesterkonzerten, Jazz für Klassiker, Chorsingen und einem Jugendorchester. Daneben gab es wie jedes Jahr einen anderen Programmteil, der unter dem Namen SOSTENUTO läuft und morgendliche Plenarveranstaltungen, Kleingruppen, einen KIRCHE KREATIV-Gottesdienst, Lectio Divina-Stunden und andere Gebetszeiten umfasste.
Ein unaufgebbares Charakeristikum des Sommerinstituts ist die Gemeinschaft von Musikern (und anderen Künstlern) aus verschiedensten Kirchen sowie aus völlig unkirchlicher und sogar areligiöser Herkunft. Diese Zusammensetzung müsste eigentlich neben der Internationalität und neben dem latent vorhandenen künstlerischen Konkurrenzdenken für genügend Konfliktpotential sorgen. Erstaunlicherweise war gerade das Gegenteil der Fall: In verschiede-nen Austauschrunden lautete der Tenor, dass ein aussergewöhnlicher Zusammenhalt spürbar war und dass die Behandlung des übergeordneten Themas «Freiheit» aus vorrangig christlicher Sicht nicht für Spannungen sorgte.
Woran lag das? Nun wurde natürlich viel für das Institut gebetet. Und bekanntlich wirkt das gemeinsame Musizieren sehr verbindend.Doch viele sagten, sie hätten von anderen immer wieder «beiläufige Zeichen der Liebe» erfahren: kleine praktische Hilfen, ein freundliches Wort, ein Gebet oder sogar einen unerwarteten Abholdienst über mehrere hundert Kilometer. «Viele haben für mich gebetet, die von meinen gesundheitlichen Problemen wussten», sagte etwa ein Lehrer tief bewegt. Ein Student meinte, er sei in dieser freundschaftlichen Atmosphäre von Lampenfieber befreit worden. Und ein Teilnehmer mit muslimischem Hintergrund zeigte sich begeistert von der Annahme, die er hier erfahren durfte.
Durch alle Berichte hindurch zog sich die Dankbarkeit für solche kleine und grössere Zeichen der Liebe – oder, um es mit einem anderen Wort zu sagen: der Freundlichkeit. Nun ist Freundlichkeit eine Frucht des Heiligen Geistes und zugleich eine Aufgabe. In Epheser 4, 2 steht: «Seid allen gegenüber freundlich und geduldig und geht nachsichtig und liebevoll miteinander um.» Hier wird zwar der Umgang in der christlichen Gemeinde angesprochen. Aber vom Gebot der Liebe und von Stellen wir 2. Korinther 2, 15 her («Denn wir sind Gott ein guter Geruch Christi») soll Freundlichkeit keineswegs auf die Gemeinschaft unter Christen beschränkt werden.
Was, wenn Christen gerade dafür bekannt würden, dass sie ständig freundlich und hilfsbereit sind? Nicht zielgerichtet und zweckmässig freundlich, sondern im wahrsten Wort frei-giebig: frei gebend und den Anderen auch entsprechend frei lassend. Denn auch Gott ist nicht selektiv freundlich, wenn er «es regnen lässt über Gerechte und Ungerechte» (Matthäus 5,45). Wir können darauf vertrauen, dass Freundlichkeit den Wohlgeruch Christi verbreitet, ohne dass wir gleich krampfhaft erklären müssen, weshalb wir freundlich sein wollen – oder gar freundlich sein müssen. Nein, Freundlichkeit ist eine Frucht des Heiligen Geistes und sollte keinem Kraftakt oder Zwang entspringen.
Gerade unter Künstlern, mitten in einem von latentem Konkurrenzkampf geprägten Klima, könnten solche natürlichen und beiläufigen Zeichen der Liebe die Beziehung zu einzelnen Kolleginnen und Kollegen und vielleicht sogar die Grosswetterlage beeinflussen. Wer freundlich ist, tut schliesslich auch sich selbst einen Gefallen. Der freigesetzte Segen, der «Regen» (Matthäus 5,45) fällt auch zurück und schwemmt Bitterkeit, Ärger und Verbissenheit fort. Obwohl Freundlichkeit kein Kraftakt ist: Sie könnte eine geistliche Übung werden, die zum Gärtnerdienst rund um die Pflege der Geistesfrüchte gehört. Auf jeden Fall ist sie nicht auf ein Sommerprojekt beschränkt, in dem ein angenehmes Treibhausklima herrschen kann, sondern muss sich im kühleren Klima des Alltags bewähren.
Yesterday, the “16th Crescendo Summer Institute” * came to an end. From 24th July to 5th August, 170 music students, 50 teachers and 50 full-time and voluntary staff from 35 countries have come together in Tokaj in eastern Europe. The musical programme consisted, among other things, of master classes for singers and instrumentalists, chamber music, opera scenes, orchestral concerts, jazz for classical musicians, choral singing and a youth orchestra. Alongside that, as every year, there was another part of the programme which runs under the name SOSTENUTO and comprises plenary events every morning, small groups, a CREATIVE CHURCH service, lectio divina times, and other prayer times.
One essential characteristic of the Summer Institute is the sense of community experienced by musicians (and other artists) from a great variety of churches and including those from completely non-church and even non-religious backgrounds. This combination of persons, not to mention the internationality and the latent presence of competitive thinking among artists, should really have provided enough potential for conflict. Astonishingly, precisely the opposite was the case: in various conversations, the general tenor was that an unusual solidarity could be felt, and that the treatment of this year’s theme «Freedom» from a predominantly Christian point of view did not create tension.
What was the reason for this? Well, there was of course a lot of prayer going on for the Institute. And it is well known that making music together creates bonds. Yet many said that they had often received «random acts of kindness» from others: small practical and helpful deeds, friendly word, a prayer, or even being collected unexpectedly by car in a journey of several hundred kilometres. «Many who knew about my health problems have prayed for me», said a deeply moved teacher. One student told us that in this friendly atmosphere he had been freed from stage fright. And one participant from a Muslim background expressed his enthusiasm for the reception that he had experienced here.
The thread that ran through all these stories was the gratefulness for smaller and larger signs of love of this kind – or, to put it in other words: friendliness. Now, friendliness is one of the fruits of the Holy Spirit, and is the same time a task. In Ephesians 4, 2 we read: «Be completely humble and friendly; be patient, bearing with one another in love». These words were in fact spoken with reference to the Christian church. But we know from the commandment to love and from passages such as 2 Corinthians 2, 15 («For we are the aroma of Christ») that friendliness should in no sense be limited to fellowship among Christians.
What would happen if Christians gained a reputation precisely for being friendly and ready to help at all times? Not friendly in order to achieve goals or for ulterior motives, but giving freely in the truest sense: giving freely and at the same time leaving the other in corresponding freedom. For God, too, is not selectively friendly when he allows his «rain to fall on the righteous and the unrighteous» (Matthew 5,45). We can trust that friendliness spreads the aroma of Christ without forcing us to make awkward explanations of why we wish to be friendly – or even have to be friendly. No, friendliness is a fruit of the Only Spirit and should not be the result of a feat of strength or compulsion.
Especially among artists, in an environment marked by latent competitiveness, such natural and random signs of love could influence relationships with individual colleagues and perhaps even the overall climate of the art scene. Ultimately, anyone showing friendliness is also doing himself a favour. The blessing which this sets free, the «rain» (Matthew 5,45) also falls on the giver in return and washes away bitterness, anger and grimness. Friendliness is of course not a feat of strength, but it could become a spiritual exercise which belongs to the gardening work that is part of cultivating the fruits of the Spirit. In any case, it is not limited to a summer project in which a pleasant greenhouse atmosphere may prevail, but must prove itself in the cooler climate of everyday life.
Gestern ging das “16. Crescendo Sommerinstitut” * zu Ende. Vom 24.Juli bis zum 5.August fanden sich 170 Musikstudenten, 50 Dozenten und 50 vollzeitliche und freiwillige Mitarbeiter aus 35 Ländern im osteuropäischen Tokaj ein. Das musikalische Programm bestand unter anderem aus Meisterkursen für Sänger und Instrumentalisten, Kammermusik, Opernszenen, Orchesterkonzerten, Jazz für Klassiker, Chorsingen und einem Jugendorchester. Daneben gab es wie jedes Jahr einen anderen Programmteil, der unter dem Namen SOSTENUTO läuft und morgendliche Plenarveranstaltungen, Kleingruppen, einen KIRCHE KREATIV-Gottesdienst, Lectio Divina-Stunden und andere Gebetszeiten umfasste.
Ein unaufgebbares Charakeristikum des Sommerinstituts ist die Gemeinschaft von Musikern (und anderen Künstlern) aus verschiedensten Kirchen sowie aus völlig unkirchlicher und sogar areligiöser Herkunft. Diese Zusammensetzung müsste eigentlich neben der Internationalität und neben dem latent vorhandenen künstlerischen Konkurrenzdenken für genügend Konfliktpotential sorgen. Erstaunlicherweise war gerade das Gegenteil der Fall: In verschiede-nen Austauschrunden lautete der Tenor, dass ein aussergewöhnlicher Zusammenhalt spürbar war und dass die Behandlung des übergeordneten Themas «Freiheit» aus vorrangig christlicher Sicht nicht für Spannungen sorgte.
Woran lag das? Nun wurde natürlich viel für das Institut gebetet. Und bekanntlich wirkt das gemeinsame Musizieren sehr verbindend.Doch viele sagten, sie hätten von anderen immer wieder «beiläufige Zeichen der Liebe» erfahren: kleine praktische Hilfen, ein freundliches Wort, ein Gebet oder sogar einen unerwarteten Abholdienst über mehrere hundert Kilometer. «Viele haben für mich gebetet, die von meinen gesundheitlichen Problemen wussten», sagte etwa ein Lehrer tief bewegt. Ein Student meinte, er sei in dieser freundschaftlichen Atmosphäre von Lampenfieber befreit worden. Und ein Teilnehmer mit muslimischem Hintergrund zeigte sich begeistert von der Annahme, die er hier erfahren durfte.
Durch alle Berichte hindurch zog sich die Dankbarkeit für solche kleine und grössere Zeichen der Liebe – oder, um es mit einem anderen Wort zu sagen: der Freundlichkeit. Nun ist Freundlichkeit eine Frucht des Heiligen Geistes und zugleich eine Aufgabe. In Epheser 4, 2 steht: «Seid allen gegenüber freundlich und geduldig und geht nachsichtig und liebevoll miteinander um.» Hier wird zwar der Umgang in der christlichen Gemeinde angesprochen. Aber vom Gebot der Liebe und von Stellen wir 2. Korinther 2, 15 her («Denn wir sind Gott ein guter Geruch Christi») soll Freundlichkeit keineswegs auf die Gemeinschaft unter Christen beschränkt werden.
Was, wenn Christen gerade dafür bekannt würden, dass sie ständig freundlich und hilfsbereit sind? Nicht zielgerichtet und zweckmässig freundlich, sondern im wahrsten Wort frei-giebig: frei gebend und den Anderen auch entsprechend frei lassend. Denn auch Gott ist nicht selektiv freundlich, wenn er «es regnen lässt über Gerechte und Ungerechte» (Matthäus 5,45). Wir können darauf vertrauen, dass Freundlichkeit den Wohlgeruch Christi verbreitet, ohne dass wir gleich krampfhaft erklären müssen, weshalb wir freundlich sein wollen – oder gar freundlich sein müssen. Nein, Freundlichkeit ist eine Frucht des Heiligen Geistes und sollte keinem Kraftakt oder Zwang entspringen.
Gerade unter Künstlern, mitten in einem von latentem Konkurrenzkampf geprägten Klima, könnten solche natürlichen und beiläufigen Zeichen der Liebe die Beziehung zu einzelnen Kolleginnen und Kollegen und vielleicht sogar die Grosswetterlage beeinflussen. Wer freundlich ist, tut schliesslich auch sich selbst einen Gefallen. Der freigesetzte Segen, der «Regen» (Matthäus 5,45) fällt auch zurück und schwemmt Bitterkeit, Ärger und Verbissenheit fort. Obwohl Freundlichkeit kein Kraftakt ist: Sie könnte eine geistliche Übung werden, die zum Gärtnerdienst rund um die Pflege der Geistesfrüchte gehört. Auf jeden Fall ist sie nicht auf ein Sommerprojekt beschränkt, in dem ein angenehmes Treibhausklima herrschen kann, sondern muss sich im kühleren Klima des Alltags bewähren.
Hier kommen exquisite Sommer-News mit “Open calls”, “Wissenswertem”, der neuen Rubrik “Vorgestellt” und – ganz wichtig: “Save the date”! Wir freuen uns, wenn ihr am Freitag, 25. Oktober 2019 zum ARTS+ Jahestreffen kommt, wenn es heisst “meet artists – meet ARTS+”.
See you there!
S A V E T H E D A T E
25. OKTOBER 2019, Freitag,ab 17 H, MEET ARTISTS – MEET ARTS+ Lass uns anstossen am jährlichen nationalen Künstlertreffen mit Apéro, Quick-GV, künstlerischem Beitrag und Vergabe des PrixPlus. Lauschig, persönlich, anders. Wo genau wird noch mitgeteilt. Sei dabei und lass dich überraschen! 13. – 14. SEPTEMBER 2019, Freitag-Samstag CENTRAL CONFERENCE in Rapperswil www.centralconference.ch
O P E N C A L L S
LE STAGE ARTISTIQUE DE PSALMODIA À GAGNIÈRES EN FRANCE: Psalmodia international est heureux de vous accueillir pour son 26ème stage artistique ! Sa vocation est d’encourager les talents, de former et d’enseigner les arts les plus variés pour servir l’Eglise et être « artiste » dans le monde. Inscription jusqu’au 15 juillet 2019 VIDEO
Crescendo Summer Institute Visitors welcome! Vom 24. Juli bis 5. August 2019, in Tokaj, Ungarn. Webseite
W I S S E N S W E R T E S
DIE DOKUMENTATION IST DA! Zum arts+SYMPSOIUM 1.0, das vom 8. bis zum 10. März 2019 in Montmirail zum Thema “Form und Geist – Zugänge zu einer Ästhetik der Spiritualität” stattfand, gibt es nun eine Dokumentation der Thinktank-Essenzen. Rund 100 Kunstschaffende und Theolog*innen aus vier Ländern kamen zusammen, es wurde gedacht und gelacht, gefeiert und debattiert, ausgetauscht und herausgefordert.
Viele haben vom Symposium gehört, nicht alle konnten dabei sein. Glück gehabt! Zu den in den Thinktanks erarbeiteten Essenzen gibt es nun eine Dokumentation mit Texten und Skribbels. Sie soll zum inspirierten Weiterdenken anregen. Ganze Doku online ansehen: D o k u – T h i n k t a n k s – D E D o k u – T h i n k t a n k s – F R
“…S’IL VOUS PLAIT!” Wusstet ihr, dass es ARTS+ auch auf Französisch gibt? Für die Website “en fraçais” sind Beiträge, Infos und Wissenswertes aus französisch sprachigen Gebieten sehr willkommen auf: info@ap.weiter.ch
V O R G E S T E L L T
«Vorgestellt» ist eine neue Rubrik in unserem Newsletter, in der wir jeweils ein Projekt aus den ARTS+ Reihen vorstellen. Wir hoffen, damit das Netzwerk weiter zu stärken und mehr von einander zu erfahren.
HEUTE: KIRCHE KREATIV Die KIRCHE KREATIV ist ein überkonfessioneller Gottesdienst mit professionellen Künstlern aus verschiedenen Sparten, der seit 1993 von Crescendo in Zusammenarbeit mit Christen aus verschiedenen Kirchen durchgeführt wird. Er findet zehnmal pro Jahr in Basel statt, fand aber auch schon in rund 40 anderen Städten statt und hat sich z.B. in Lausanne, Genf, Paris und Budapest etabliert. Er richtet sich bewusst an Menschen, die kirchenfern sind. Die KIRCHE KREATIV hat i.a. 3 Teile: Künstlerischer Teil – Predigt – musikalischer Segnungsteil mit Möglichkeit zu einem Gebetsrundgang in der Kirche. www.kirchekreativ.ch<http://www.kirchekreativ.ch
W I L L K O M M E N !
Wir begrüssen herzlich als Einzelmitglieder im ARTS+ Netzwerk: Corinna Polke (Bildende Kunst, Jazz, Klassik) Elisabeth Zimmermann (Bilder malen und gestalten) Sarah Hinni (Fotografie) Samuel Schmidt (Film, Fotografie) Tina Schmidt (Journalismus/ Fachliteratur, Poetische Literatur) Heike Röhle (Malerei) Rahel Gasser (Musik und Tanz) Schulz Vera (Musik und Tanz) Und als Kollektivmitglied: Citykirche Matthäus, reformierte Kirche Stadt Luzern
Liebe Grüsse in den Sommer Regula Lustenberger und Astrid Künzler
sowie Adrian Furrer, Beat Rink, Jean-Daniel von Lerber, Martin Jufer, Matthias Spiess, Samuel Scherrer, Timo Schuster
ENGLISH
Programme for a culture festival* A culture festival can, and even should, be provocative. The associated PR can also operate with catchy phrases. The large-scale interdisciplinary and multicultural Belluard Festival (27th June-6th July 2019) in Fribourg in Switzerland recently presented this statement in its newsletter: “In Art we trust”. The pertinent text offered this explanation in French: “Art allows us to win back trust in “humanité”. Now, the word “humanité” can be translated as “mankind” or “humaneness”. In what follows, however, one searches in vain for a more precise definition of “humanité”. The text announces that artists from crisis zones will change our points of view with their moving experiences. This is certainly touching, but hardly makes a contribution to understanding the opening programmatic statement.
Critique of Capitalism? How then are we to understand “In Art we trust”? As provocation, of course, one is tempted to say. What or whom is it meant to provoke? Capitalism? This seems to be the case, for the festival printed its own money and thus separated itself not only from the Swiss currency, but also from the dollar, which, as we know, bears the motto “In God we trust”. But this critique of capitalism, if it was in fact such, did not appear to be very present at the festival.
Critique of religion? Was it then a provocation against the Christian faith? After all, “trust in God” is the most basic synonym for faith. I suspect that this, too, is also the wrong answer. Otherwise the theme of “Critique of religion or church” would have to have been taken up elsewhere in the festival as well.
Humanism What else, then, could be the intention behind “in Art we trust”? I think it is simply meant to underline the opinion that art can, and should, be made the basis of life. For art leads to true “humaneness”and strengthens trust in “mankind”. A very popular humanistic concept of man lies behind this. On the website of “humanisten.de” one finds this declaration: “The humanistic concept of man comprises the following assumptions: Man is fundamentally good. He is capable and ambitious to determine his own life (autonomy), to give it meaning and aim…” There are many shades of philosophical Humanism, but since the Renaissance it has adopted precisely this point of view. In the wake of Humanism, a corresponding understanding of art has also developed. Art can strengthen both humaneness and mankind. As Christians, we can certainly agree with such statements, and also concur with Friedrich Schiller’s opinion that ascetics can impart to mankind a new quality of freedom. But when we take up such statements and repeat them, or tacitly agree with them, we must be very clear about one thing: the Christian faith (“Trust in God”) is a long way away. These statements may be right, but the basis of our (western) culture and art scene is profoundly humanistic.
A helpful statement “In Art we trust”: We should be grateful for such statements. Not because we agree with them, but because they reveal, in a flash, the humanistic foundation on which our culture, and increasingly our society, wants to be based.
As Christians, what is our attitude to this culture? 1. It is good if we can keep this in mind: Many humanistic(/artistic) statements are accurate, and we can concur with them. They are also good starting points for discussion. 2. Yet the foundation is different and ultimately profoundly opposed to God. Sometimes, therefore, Christians will feel a sharp humanistic wind blowing towards them. 3. It is good if, from time to time, we consciously place ourselves on the firm ground of faith. First of all on an entirely personal level, praying and meditating on scripture. And then as part of the Christian community. 4. Let us recall the words of Paul: “We are not afraid of the gospel.” (Rom. 1,16). In discussions, but also in our own art, we can occasionally illuminate, in a flash, our own non-humanistic foundation. And, above all, we can pray for the grace that the foundation “in God we trust” may shine through and also provide an invitation to all those who are not really helped by the humanistic concept of man and understanding of art.
In conclusion, let us listen to the philosopher Jacques Maritain (1882-1973), who pleads for a true (Christian) Humanism:
“Materialistic conceptions of the world and life, philosophies which do not recognize the spiritual and eternal element in man cannot escape error in their efforts to construct a truly human society because they cannot satisfy the requirements of the person, and, by that very fact, they cannot grasp the nature of society. Whoever recognizes this spiritual and eternal element in man, recognizes also the aspiration, immanent in the person, to transcend, by reason of that which is most sublime in it, the life and conditions of temporal societies.” ― Jacques Maritain, True Humanism
Programm eines Kulturfestivals* Ein Kulturfestival darf und soll sogar provozieren. Auch darf die damit verbundene PR mit eingängigen Formulierungen operieren. Das grossangelegte, spartenübergreifende und multikulturell angelegte Belluard-Festival (27.6.-6.7.2019) im schweizerischen Fribourg hat nun in seinem Newsletter angekündigt: „In Art we trust“. Der dazugehörige Text erklärt auf französisch: „Kunst erlaubt uns, das Vertrauen in die „humanité“ zurückzugewinnen.“ Nun kann das Wort „humanité“ mit „Menschheit“ oder „Menschlichkeit“ übersetzt werden. Der weitere Text lässt allerdings eine genauere Interpretation von „humanité“ vermissen. Es wird angekündigt, dass Künstler aus Krisengebieten mit ihren bewegenden Erlebnissen unsere Perspektive verändern. Das ist durchaus sympathisch, trägt aber zum Verständnis des programmatischen Statements kaum bei.
Kapitalismus-Kritik? Wie ist dann „In Art we trust“ zu verstehen? Natürlich als Provokation, möchte man sagen. Was oder wer soll provoziert werden? Der Kapitalismus? Es scheint so, denn das Festival druckte eigenes Geld und setzte sich damit nicht nur von der Schweizer Währung ab, sondern auch vom Dollar, auf dem bekanntlich steht „In God we trust“. Aber diese Kapitalismus-Kritik, wenn es denn wirklich eine war, schein am Festival nicht sehr präsent zu sein.
Religions-Kritik? War es dann eine Provokation gegen den christlichen Glauben? Schliesslich ist das „Vertrauen in Gott“ das Synonym für Glauben schlechthin. Ich vermute, dass auch dies falsch ist. Sonst müsste das Thema „Religions- oder Kirchenkritik“ auch sonst am Festival thematisiert worden sein.
Humanismus Was sollte der Satz „in Art we trust“ dann sonst aussagen? Ich denke, er sollte einfach die Meinung unterstreichen, dass Kunst zur Lebens-Grundlage gemacht werden kann und soll. Denn Kunst führt zu wahrer „Menschlichkeit“ und stärkt das Vertrauen in die „Menschheit“. Dahinter steht eine sehr populäres humanistisches Menschenbild. Auf der Webseite von „humanisten.de“ findet man die Erklärung: „Das humanistische Menschenbild umfasst folgende Annahmen: Der Mensch ist im Grunde gut. Er ist fähig und bestrebt, sein Leben selbst zu bestimmen (Autonomie), ihm Sinn und Ziel zu geben…“.Der philosophische Humanismus kennt viele Schattierungen, bezieht sich aber seit der Renaissance auf genau diese Ansicht. Im Windschatten des Humanismus hat sich auch ein entsprechendes Verständnis von Kunst entwickelt. Kunst kann die Menschlichkeit und die Menschheit fördern. Als Christen können wir mit solchen Sätzen sicher übereinstimmen und auch Friedrich Schiller beipflichten, wenn er meint, Ästhetik könne der Menschheit eine neue Qualität von Freiheit vermitteln. Aber wenn wir solche Sätze nachsprechen oder stillschweigend bejahen, müssen wir uns darüber klar werden: Der christliche Glaube („Trust in God“) ist weit weg. Diese Sätze sind zwar richtig, aber das Fundament unserer (westlichen) Kultur und Kunstszene ist zutiefst humanistisch.
Ein hilfreicher Satz „In Art we trust“: Wir sollten für solche Aussagen dankbar sein. Nicht, weil wir ihnen zustimmen, sondern weil sie blitzlichtartig das humanistische Fundament freilegen, auf dem weite Teile unserer Kultur und immer mehr unsere Gesellschaft ruhen will.
Wie verhalten wir Christen uns zu dieser Kultur? 1. Es ist gut, wenn wir uns vor Augen halten: Viele (kunst-)humanistische Sätze sind richtig, und wir können ihnen beipflichten. Sie sind auch gute Anknüpfungspunkte für Gespräche. 2. Doch das Fundament ist ein anderes, letztlich zutiefst gegen Gott gerichtetes. Manchmal weht den Christen deshalb ein scharfer humanistischer Wind entgegen. 3. Es ist gut, wenn wir uns selber immer wieder bewusst auf den Boden des Glaubens stellen. Zunächst ganz persönlich, betend, die Schrift meditierend. Und dann als Teil der christlichen Gemeinschaft. 4. Lassen wir uns von Paulus erinnern: “Wir schämen uns des Evangeliums nicht (Römer 1,16)”. In Gesprächen, aber auch mit unserer eigenen Kunst können wir ab und zu das nicht-humanistische Fundament blitzlichtartig beleuchten. Und vor allem um die Gnade bitten, dass das Fundament „In God we trust“ aufscheint und auch auf jene einladend wirkt, denen das humanistische Menschenbild und Kunstverständnis nicht wirklich hilft.
Hören wir zum Schluss auf den Philosophen Jacques Maritain (1882-1973), der für einen wahren (christlichen) Humanismus plädiert:
“Materialistische Welt- und Lebensentwürfe und eine Philosophie, die die spirituelle und ewige Dimension des Menschen nicht ernst nimmt, wird in ihren Bemühungen, eine wahrhaft humane Gesellschaft zu gestalten, Irrwege nicht vermeiden können, da sie die Bedürfnisse des Menschen nicht befriedigen kann. Deshalb kann sie auch der Natur des gesellschaftlichen Zusammenlebens nicht gerecht werden. Wer jedoch diese spirituelle und ewige Dimension des Menschen erkennt, wird auch das jedem Menschen eigene Besteben bejahen, das Leben und die Verhältnisse der vergänglichen Gesellschaft zu transzendieren, was zugleich zum Sublimsten im Leben und in der Gesellschaft zählt.” ― Jacques Maritain, True Humanism
Text: Beat Rink
Matthew Arnold: Dover Beach *
The sea is calm tonight. The tide is full, the moon lies fair Upon the straits; on the French coast the light Gleams and is gone; the cliffs of England stand, Glimmering and vast, out in the tranquil bay. Come to the window, sweet is the night-air! Only, from the long line of spray Where the sea meets the moon-blanched land, Listen! you hear the grating roar Of pebbles which the waves draw back, and fling, At their return, up the high strand, Begin, and cease, and then again begin, With tremulous cadence slow, and bring The eternal note of sadness in.
Sophocles long ago Heard it on the Ægean, and it brought Into his mind the turbid ebb and flow Of human misery; we Find also in the sound a thought, Hearing it by this distant northern sea.
The Sea of Faith Was once, too, at the full, and round earth’s shore Lay like the folds of a bright girdle furled. But now I only hear Its melancholy, long, withdrawing roar, Retreating, to the breath Of the night-wind, down the vast edges drear And naked shingles of the world.
Ah, love, let us be true To one another! for the world, which seems To lie before us like a land of dreams, So various, so beautiful, so new, Hath really neither joy, nor love, nor light, Nor certitude, nor peace, nor help for pain; And we are here as on a darkling plain Swept with confused alarms of struggle and flight, Where ignorant armies clash by night.
A “honeymoon poem”? “Dover Beach” is generally seen as Matthew Arnold’s “honeymoon poem”, which dates it to 1851. It has rhyme and metrical patterns throughout, but of such irregularity that they almost disappear under the powerful flow of language. Eighty years later, it inspired the American composer Samuel Barber to write a setting for baritone and string quartet (Link)
Not a traditional love poem Although a “honeymoon poem”, it is hardly a conventional love poem. His wife is addressed directly in three lines: in line 6, the poet invites her to share the beauties of the night scene overlooking the English Channel, while in l. 29/30 he exhorts himself and his wife to be true to each other in a world where faith battles against deceit. Much of the poem describes the world they find themselves in. The opening presents a scene of harmony – nature and the human world are at peace. But the atmosphere changes with “Only:..” (l.7). The eye still takes pleasure in the night scene, the air smells sweet (l.6), but the ear catches the repetitive grinding of stone against stone where the waves meet the beach; for the poet, this sound suggests an ever-present sadness.
A dark world Suddenly, we are with Sophocles by the Aegean – the 3rd Chorus of the Elders of Thebes in Antigone supplies much of the imagery of this poem – and we share an awareness of unending human suffering expressed more than two thousand years ago. Then we return to the “northern sea” again with a new thought; the still full tide reminds us that the world was once full of faith, but now it is retreating, exposing much that is dark and ugly (l.21-28). In l. 29/30, the newly-weds are called to be true to each other in a world where otherwise nothing can be completely trusted. In the final three lines, we are given a very dark picture of a world “where ignorant armies clash by night.”
Arnold’s vision of the world What was Arnold thinking of here? And surely the message of faith is one of hope for the future? Of course, faith definitely provides hope, but Jesus was also expecting a time, shortly before his return, of “wars and rumours of wars…” (Mt. 24:6.7) and of trouble in which “if the times were not shortened, no-one would survive.” (Mt. 24:22). But Arnold’s view is not purely future, as l.35 has: “and we are here” – he could already see powerful forces at work. What were or are these? Although there had been international peace in Europe since Napoleon’s fall in 1815, more recently bloody uprisings on a smaller scale had broken out: in 1848 there were around 47 independent uprisings in Europe, and this was also the publication year of Marx’ Communist Manifesto; science and technology were advancing fast, encouraging some to see in them answers to human needs and to the mystery of life. Increased production and trade promised more cheap pleasures for the rough and more refinements for the sophisticated: for some, a life offering enough variety and colour to be satisfactory without God seemed in reach. But the message of the retreating sea of faith must be that godlessness in any form, fine or crude, will lead to darkness and ugliness.
Faithfulness as a believer The call to be true, to be faithful, to each other (l.30), is a call to seek to share one of God’s central attributes. In God’s case, the faithfulness continues even when the other partner, be it the church or Jerusalem, fails to keep the agreement: God cannot turn away and forget: In 2 Tim. 2:13, Paul writes: “If we are faithless, he remains faithful, for he cannot disown himself.” God says, in Is. 49:15,16, “Can a mother forget the baby at her breast?… Though she may forget, I will never forget you. See, I have engraved you on the palms of my hands; your walls are ever before me.” Living up to God’s standard seems to be asking too much, but Jesus knows this and reminds us that “without me you can do nothing” (Joh.15:5), he is certainly ready to help.
The musical setting: unity in diversity The solo voice moves calmly, though often with intensity, while the quartet provides a constantly shifting pattern of motifs and atmospheres carefully matched to the text. Violin II opens with an “endless” bare fifths motif (“stone-on-stone”?), while violin I provides a falling linear motif (“the night-air”, “the sea”?); played together, they gently introduce some plaintive dissonances, whereas the “wind” alone in l. 6 sounds sweet and gentle. The motifs change shape and register in the course of the piece; in l. 35-37 the “stones” are heard in the viola, the “wind” in the cello. Obvious support of the poetry is heard in l. 9 (“Listen”), l. 12 (“cease”), l. 20 (particular turbulence on “Sea”), l. 29 (“Ah, love”) and, most dramatically, l. 37 (“clash”). The concerted dignity of the “chorus of the Elders of Thebes” [l.15-20] seems to be from a distant time. The close matching to the text throughout means that the piece really only reveals its secrets after the hearer has studied the text carefully.
PRAYER Lord, help us to see the currents at work in the world around us. Keep us close to you, our rock, and let us represent you in this world. Let us be true to those you have placed us with. Amen
Text: Bill Buchanan
* By printing out the poem, it is easier to follow the comments and the music.
Matthew Arnold: Der Strand von Dover
Die See ist still heut’ Nacht. Die Flut ist voll, der Mond fällt schön die Meereseng’ entlang. An Frankreichs Strand erwacht ein Licht – und blinkt, vergeht. Die Klippen Englands stehn im Schimmer breit in unbewegter Bucht. Zum Fenster, komm! Sanft ist der Wind der Nacht! Nur dort, wo in dem langen Schaumstrich sucht die See das mondgebleichte Land – Hör zu! – dort tönt das reibende Geräusch der Kiesel, rückgesaugt von Wellen, die verrinnen und wiederkehrn, geschleudert an den Strand beginnen, fliehn und wiederum beginnen: Im langen Rhythmus, breit und bebend bringen sie ew’ge Trauertöne in das Land.
Dem Sophokles, vor langer Zeit, hat das Ägä’sche Meer geraunt in seinen Sinn, wie trüb sich Flut an Ebbe reiht von Menschenweh – auch wir, die wir gelauscht, erkennen im Geräusche die Idee, im fernen Norden, hier, an ferner See.
Die See des Glaubens war einst auch voll, und war dem Erdenrund ein lichter Gürtel, der die Falten schwellt. Doch höre ich zu uns’rer Zeit, nur traurig Dröhnen, das im langen Schwund zurück sich zieht – dort, wo der Nachtwind fällt hinab die Klippen, trostlos breit, und in die nackten Strände dieser Welt.
Drum laß, mein Lieb, uns beide treu zusammenstehn – denn dieser Weltenraum, der aufzutun sich scheint wie Land im Traum, so vielgestalt, so schön, so neu, hat wirklich weder Freud, noch Lieb, noch Lichterpracht, noch Sicherheit, noch Ruh, noch Schmerzerlaß; und wir stehn hier wie auf dem dunklen Paß, wo, voll verwirrten Rufs von Flucht und Schlacht, sich Heere blind bekriegen in der Nacht.
Ein Flitterwochen-Gedicht? „Dover Beach“ gilt allgemein als Matthew Arnolds „Flitterwochen-Gedicht“, weshalb es auf 1851 datiert wird. Reim und Metrum sind zwar durchstrukturiert, aber so unregelmässig, dass sie unter dem kräftigen Fluss der Sprache fast untergehen. Achtzig Jahre später inspirierten diese Zeilen den amerikanischen Komponisten Samuel Barberzu einer Vertonung für Bariton und Streichquartett (s.Link).
Kein traditionelles Liebesgedicht Dieses „Flitterwochen-Gedicht“ ist kaum ein herkömmliches Liebesgedicht. In nur drei Zeilen wird seine Frau direkt angesprochen. In Z. 6 lädt der Dichter sie ein, die Schönheit der nächtlichen Szene mit ihm zu teilen; in Z. 29/30 ruft er sich und seine Frau zur Treue inmitten einer Welt auf, wo Glaube gegen Täuschung kämpft. Über weite Strecken beschreibt das Gedicht die gegenwärtige Welt. Der erste Teil schildert eine harmonische Szene: Natur und Menschenwelt liegen miteinander in Frieden. Mit dem Wort „nur“ (Z. 7)ändert sich aber die Stimmung. Noch geniesst das Auge die Nachtszene, noch ist die Luft süss (Z. 6), aber das Ohr lauscht bereits dem unablässigen Knirschen der Kiesel, hervorgerufen durch die an den Strand schlagenden Wogen. Für den Dichter evoziert der Klang eine sich fortsetzendeTraurigkeit.
Finstere Welt Unvermittelt stehen wir mit Sophokles am Ägäischen Meer – der 3. Chor der Ältesten von Theben aus der Antigone liefert viele Bilder zu diesem Gedicht – und wir sehen vor uns die Unendlichkeit des menschlichen Leidens, wie sie vor mehr als zweitausend Jahre in Verse gefasst wurde. Dann aber kehren wir mit einem neuen Gedanken zum “fernen Norden“ zurück. Die Flut erinnert uns daran, dass die Welt einst voll des Glaubens war. Jetzt aber zieht sich die Flut zurück, und viel Dunkles und Hässliches wird blossgelegt (Z. 21-28). In den Zeilen 29/30 rufen sich die Neu-Verheirateten gegenseitig dazu auf, in einer Welt, wo sonst nichts verlässlich ist, treu zu bleiben. Die letzten drei Zeilen entfalten das Bild einer sehr finsteren Welt, in der „sich Heere blind bekriegen in der Nacht“.
Arnolds Vision der Welt Woran dachte Arnold hier? Sollte die Botschaft des Glaubens nicht vielmehr eine Botschaft der Zukunftshoffnung sein? Natürlich bringt der Glaube Hoffnung hervor. Doch Jesus sprach im Blick auf seine Wiederkunft auch von einer letzten Zeit der „Kriege und Kriegsdrohungen“ (Mt. 24:6,7)und der Bedrängnis, in der, „wenn jene Tage nicht verkürzt würden, kein Fleisch gerettet” werden könnte.“ (Mt. 24:22). Arnolds Worte beziehen sich jedoch nicht nur auf die Zukunft. Wenn Z. 35 lautet: „und hier stehen wir“, sieht er schon jetzt mächtige Kräfte am Werk. Welche Kräfte? Obwohl es seit dem Fall Napoleons in 1815 keine internationalen Kriege mehr gegeben hatte, fanden blutige, voneinander unabhängige Aufstände statt, 1848 deren 47. Im gleichen Jahr veröffentlichte Karl Marx sein Kommunistisches Manifest. Wissenschaft und Technologie schritten rasant voran, was von vielen Menschen als willkommene Antwort auf die Bedürfnisse des Menschen und als Offenbarung der tiefsten Geheimnisse des Lebens begrüsst wurde. Grössere Produktionsvolumen und ein wachsender Handel sorgten für billigere Genussmittel für das einfache Volk und für mehr Luxusgüter für die Anspruchsvollen. Damit schien ein abwechslungsreiches und farbenfrohes Leben erreichbar, in dem man auch ohne Gott glücklich werden konnte. Nur war da die Botschaft des sich zurückziehenden Meeres: Jede Form von Gottlosigkeit, ob subtil oder explizit, würde Finsteres und Hässliches freilegen.
Treue des Glaubens Der Aufruf, einander treu zu sein, ist der Aufruf, sich einer zentralen Eigenschaft Gottes anzuschliessen. Gott bleibt treu, auch wenn die andere Seite, sei es die Kirche oder Jerusalem, ihre Verpflichtungen nicht erfüllt. Es ist für Gott unmöglich, sich abzukehren und zu vergessen. In 2 Tim. 2:13 schreibt Paulus: „Sind wir untreu, so bleibt er doch treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen.“ In Jes. 49:15,16 spricht Gott: „Kann auch eine Mutter ihren Säugling vergessen, dass sie sich nicht erbarmt über den Sohn ihres Leibes? Sollten selbst diese vergessen, ich werde dich nie vergessen. Siehe, in meinen beiden Handflächen habe ich dich eingezeichnet; deine Mauern sind beständig vor mir.“ Gottes Maßstäbe zu erfüllen ist vielleicht ein zu hoher Anspruch. Aber Jesus weiß um unserer Schwächen und sagt: „Ohne mich könnt ihr nichts tun“ (Joh.15:5). So steht er uns helfend zur Seite.
Die Vertonung: Einheit in Vielfalt Wenn wir die Musik anhören, stellen wir fest, dass sich die Stimme ruhig, doch oft markant verhält, während das Quartett ein sich ständig veränderndes Bild von Motiven und Stimmungen schafft, das perfekt auf den Text abgestimmt ist. Violine II beginnt mit einer „endlosen“ Figur mit mehreren Quinten („Kiesel-gegen-Kiesel“?), während Violine I ein fallendes lineares Motiv („der Wind“, „das Meer“?) einführt; in gleichzeitigem Erklingen erzeugen sie einige klagende und unerwartete Dissonanzen, während der „Wind“ aus Z. 6 allein süß und sanft klingt. Die Motive verändern ihre Gestalt und ihre Register im Lauf des Stücks: in Z. 35-37 erklingen die „Kiesel“ in der Viola, der “Wind” im Cello. Eine offenkundige Abstimmung mit der Dichtung hört man in Z. 9 (“listen” =„hör zu”), Z. 12 („cease“ = „fliehn“), Z. 20 (besondere Turbulenz auf „Sea“), Z. 29 („Ah, love“ =”mein Lieb”) und besonders dramatisch in Z. 37 („clash“ [„bekriegen“). Das einheitliche und würdige Voranschreiten des „Chors der Ältesten von Theben“ (Z. 15-20) scheint aus einer fernen Zeit zu kommen. Die enge Abstimmung mit dem ganzen Text bedeutet, dass das Stück seine Geheimnisse nur offenbart, wenn der Zuhörer den Text genau studiert hat.
Gebet Herr, hilf uns zu sehen, welche Strömungen in der Welt um uns herum am Wirken sind. Lass uns eng bei dir bleiben, unserem Felsen, und lass in dieser Welt deine Boten sein. Lass uns denen treu sein, die du uns an die Seite gestellt hast. Amen
Matthew Arnold: Dover Beach *
The sea is calm tonight. The tide is full, the moon lies fair Upon the straits; on the French coast the light Gleams and is gone; the cliffs of England stand, Glimmering and vast, out in the tranquil bay. Come to the window, sweet is the night-air! Only, from the long line of spray Where the sea meets the moon-blanched land, Listen! you hear the grating roar Of pebbles which the waves draw back, and fling, At their return, up the high strand, Begin, and cease, and then again begin, With tremulous cadence slow, and bring The eternal note of sadness in.
Sophocles long ago Heard it on the Ægean, and it brought Into his mind the turbid ebb and flow Of human misery; we Find also in the sound a thought, Hearing it by this distant northern sea.
The Sea of Faith Was once, too, at the full, and round earth’s shore Lay like the folds of a bright girdle furled. But now I only hear Its melancholy, long, withdrawing roar, Retreating, to the breath Of the night-wind, down the vast edges drear And naked shingles of the world.
Ah, love, let us be true To one another! for the world, which seems To lie before us like a land of dreams, So various, so beautiful, so new, Hath really neither joy, nor love, nor light, Nor certitude, nor peace, nor help for pain; And we are here as on a darkling plain Swept with confused alarms of struggle and flight, Where ignorant armies clash by night.
A “honeymoon poem”? “Dover Beach” is generally seen as Matthew Arnold’s “honeymoon poem”, which dates it to 1851. It has rhyme and metrical patterns throughout, but of such irregularity that they almost disappear under the powerful flow of language. Eighty years later, it inspired the American composer Samuel Barber to write a setting for baritone and string quartet (Link)
Not a traditional love poem Although a “honeymoon poem”, it is hardly a conventional love poem. His wife is addressed directly in three lines: in line 6, the poet invites her to share the beauties of the night scene overlooking the English Channel, while in l. 29/30 he exhorts himself and his wife to be true to each other in a world where faith battles against deceit. Much of the poem describes the world they find themselves in. The opening presents a scene of harmony – nature and the human world are at peace. But the atmosphere changes with “Only:..” (l.7). The eye still takes pleasure in the night scene, the air smells sweet (l.6), but the ear catches the repetitive grinding of stone against stone where the waves meet the beach; for the poet, this sound suggests an ever-present sadness.
A dark world Suddenly, we are with Sophocles by the Aegean – the 3rd Chorus of the Elders of Thebes in Antigone supplies much of the imagery of this poem – and we share an awareness of unending human suffering expressed more than two thousand years ago. Then we return to the “northern sea” again with a new thought; the still full tide reminds us that the world was once full of faith, but now it is retreating, exposing much that is dark and ugly (l.21-28). In l. 29/30, the newly-weds are called to be true to each other in a world where otherwise nothing can be completely trusted. In the final three lines, we are given a very dark picture of a world “where ignorant armies clash by night.”
Arnold’s vision of the world What was Arnold thinking of here? And surely the message of faith is one of hope for the future? Of course, faith definitely provides hope, but Jesus was also expecting a time, shortly before his return, of “wars and rumours of wars…” (Mt. 24:6.7) and of trouble in which “if the times were not shortened, no-one would survive.” (Mt. 24:22). But Arnold’s view is not purely future, as l.35 has: “and we are here” – he could already see powerful forces at work. What were or are these? Although there had been international peace in Europe since Napoleon’s fall in 1815, more recently bloody uprisings on a smaller scale had broken out: in 1848 there were around 47 independent uprisings in Europe, and this was also the publication year of Marx’ Communist Manifesto; science and technology were advancing fast, encouraging some to see in them answers to human needs and to the mystery of life. Increased production and trade promised more cheap pleasures for the rough and more refinements for the sophisticated: for some, a life offering enough variety and colour to be satisfactory without God seemed in reach. But the message of the retreating sea of faith must be that godlessness in any form, fine or crude, will lead to darkness and ugliness.
Faithfulness as a believer The call to be true, to be faithful, to each other (l.30), is a call to seek to share one of God’s central attributes. In God’s case, the faithfulness continues even when the other partner, be it the church or Jerusalem, fails to keep the agreement: God cannot turn away and forget: In 2 Tim. 2:13, Paul writes: “If we are faithless, he remains faithful, for he cannot disown himself.” God says, in Is. 49:15,16, “Can a mother forget the baby at her breast?… Though she may forget, I will never forget you. See, I have engraved you on the palms of my hands; your walls are ever before me.” Living up to God’s standard seems to be asking too much, but Jesus knows this and reminds us that “without me you can do nothing” (Joh.15:5), he is certainly ready to help.
The musical setting: unity in diversity The solo voice moves calmly, though often with intensity, while the quartet provides a constantly shifting pattern of motifs and atmospheres carefully matched to the text. Violin II opens with an “endless” bare fifths motif (“stone-on-stone”?), while violin I provides a falling linear motif (“the night-air”, “the sea”?); played together, they gently introduce some plaintive dissonances, whereas the “wind” alone in l. 6 sounds sweet and gentle. The motifs change shape and register in the course of the piece; in l. 35-37 the “stones” are heard in the viola, the “wind” in the cello. Obvious support of the poetry is heard in l. 9 (“Listen”), l. 12 (“cease”), l. 20 (particular turbulence on “Sea”), l. 29 (“Ah, love”) and, most dramatically, l. 37 (“clash”). The concerted dignity of the “chorus of the Elders of Thebes” [l.15-20] seems to be from a distant time. The close matching to the text throughout means that the piece really only reveals its secrets after the hearer has studied the text carefully.
PRAYER Lord, help us to see the currents at work in the world around us. Keep us close to you, our rock, and let us represent you in this world. Let us be true to those you have placed us with. Amen
Text: Bill Buchanan
* By printing out the poem, it is easier to follow the comments and the music.
Matthew Arnold: Der Strand von Dover
Die See ist still heut’ Nacht. Die Flut ist voll, der Mond fällt schön die Meereseng’ entlang. An Frankreichs Strand erwacht ein Licht – und blinkt, vergeht. Die Klippen Englands stehn im Schimmer breit in unbewegter Bucht. Zum Fenster, komm! Sanft ist der Wind der Nacht! Nur dort, wo in dem langen Schaumstrich sucht die See das mondgebleichte Land – Hör zu! – dort tönt das reibende Geräusch der Kiesel, rückgesaugt von Wellen, die verrinnen und wiederkehrn, geschleudert an den Strand beginnen, fliehn und wiederum beginnen: Im langen Rhythmus, breit und bebend bringen sie ew’ge Trauertöne in das Land.
Dem Sophokles, vor langer Zeit, hat das Ägä’sche Meer geraunt in seinen Sinn, wie trüb sich Flut an Ebbe reiht von Menschenweh – auch wir, die wir gelauscht, erkennen im Geräusche die Idee, im fernen Norden, hier, an ferner See.
Die See des Glaubens war einst auch voll, und war dem Erdenrund ein lichter Gürtel, der die Falten schwellt. Doch höre ich zu uns’rer Zeit, nur traurig Dröhnen, das im langen Schwund zurück sich zieht – dort, wo der Nachtwind fällt hinab die Klippen, trostlos breit, und in die nackten Strände dieser Welt.
Drum laß, mein Lieb, uns beide treu zusammenstehn – denn dieser Weltenraum, der aufzutun sich scheint wie Land im Traum, so vielgestalt, so schön, so neu, hat wirklich weder Freud, noch Lieb, noch Lichterpracht, noch Sicherheit, noch Ruh, noch Schmerzerlaß; und wir stehn hier wie auf dem dunklen Paß, wo, voll verwirrten Rufs von Flucht und Schlacht, sich Heere blind bekriegen in der Nacht.
Ein Flitterwochen-Gedicht? „Dover Beach“ gilt allgemein als Matthew Arnolds „Flitterwochen-Gedicht“, weshalb es auf 1851 datiert wird. Reim und Metrum sind zwar durchstrukturiert, aber so unregelmässig, dass sie unter dem kräftigen Fluss der Sprache fast untergehen. Achtzig Jahre später inspirierten diese Zeilen den amerikanischen Komponisten Samuel Barberzu einer Vertonung für Bariton und Streichquartett (s.Link).
Kein traditionelles Liebesgedicht Dieses „Flitterwochen-Gedicht“ ist kaum ein herkömmliches Liebesgedicht. In nur drei Zeilen wird seine Frau direkt angesprochen. In Z. 6 lädt der Dichter sie ein, die Schönheit der nächtlichen Szene mit ihm zu teilen; in Z. 29/30 ruft er sich und seine Frau zur Treue inmitten einer Welt auf, wo Glaube gegen Täuschung kämpft. Über weite Strecken beschreibt das Gedicht die gegenwärtige Welt. Der erste Teil schildert eine harmonische Szene: Natur und Menschenwelt liegen miteinander in Frieden. Mit dem Wort „nur“ (Z. 7)ändert sich aber die Stimmung. Noch geniesst das Auge die Nachtszene, noch ist die Luft süss (Z. 6), aber das Ohr lauscht bereits dem unablässigen Knirschen der Kiesel, hervorgerufen durch die an den Strand schlagenden Wogen. Für den Dichter evoziert der Klang eine sich fortsetzendeTraurigkeit.
Finstere Welt Unvermittelt stehen wir mit Sophokles am Ägäischen Meer – der 3. Chor der Ältesten von Theben aus der Antigone liefert viele Bilder zu diesem Gedicht – und wir sehen vor uns die Unendlichkeit des menschlichen Leidens, wie sie vor mehr als zweitausend Jahre in Verse gefasst wurde. Dann aber kehren wir mit einem neuen Gedanken zum “fernen Norden“ zurück. Die Flut erinnert uns daran, dass die Welt einst voll des Glaubens war. Jetzt aber zieht sich die Flut zurück, und viel Dunkles und Hässliches wird blossgelegt (Z. 21-28). In den Zeilen 29/30 rufen sich die Neu-Verheirateten gegenseitig dazu auf, in einer Welt, wo sonst nichts verlässlich ist, treu zu bleiben. Die letzten drei Zeilen entfalten das Bild einer sehr finsteren Welt, in der „sich Heere blind bekriegen in der Nacht“.
Arnolds Vision der Welt Woran dachte Arnold hier? Sollte die Botschaft des Glaubens nicht vielmehr eine Botschaft der Zukunftshoffnung sein? Natürlich bringt der Glaube Hoffnung hervor. Doch Jesus sprach im Blick auf seine Wiederkunft auch von einer letzten Zeit der „Kriege und Kriegsdrohungen“ (Mt. 24:6,7)und der Bedrängnis, in der, „wenn jene Tage nicht verkürzt würden, kein Fleisch gerettet” werden könnte.“ (Mt. 24:22). Arnolds Worte beziehen sich jedoch nicht nur auf die Zukunft. Wenn Z. 35 lautet: „und hier stehen wir“, sieht er schon jetzt mächtige Kräfte am Werk. Welche Kräfte? Obwohl es seit dem Fall Napoleons in 1815 keine internationalen Kriege mehr gegeben hatte, fanden blutige, voneinander unabhängige Aufstände statt, 1848 deren 47. Im gleichen Jahr veröffentlichte Karl Marx sein Kommunistisches Manifest. Wissenschaft und Technologie schritten rasant voran, was von vielen Menschen als willkommene Antwort auf die Bedürfnisse des Menschen und als Offenbarung der tiefsten Geheimnisse des Lebens begrüsst wurde. Grössere Produktionsvolumen und ein wachsender Handel sorgten für billigere Genussmittel für das einfache Volk und für mehr Luxusgüter für die Anspruchsvollen. Damit schien ein abwechslungsreiches und farbenfrohes Leben erreichbar, in dem man auch ohne Gott glücklich werden konnte. Nur war da die Botschaft des sich zurückziehenden Meeres: Jede Form von Gottlosigkeit, ob subtil oder explizit, würde Finsteres und Hässliches freilegen.
Treue des Glaubens Der Aufruf, einander treu zu sein, ist der Aufruf, sich einer zentralen Eigenschaft Gottes anzuschliessen. Gott bleibt treu, auch wenn die andere Seite, sei es die Kirche oder Jerusalem, ihre Verpflichtungen nicht erfüllt. Es ist für Gott unmöglich, sich abzukehren und zu vergessen. In 2 Tim. 2:13 schreibt Paulus: „Sind wir untreu, so bleibt er doch treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen.“ In Jes. 49:15,16 spricht Gott: „Kann auch eine Mutter ihren Säugling vergessen, dass sie sich nicht erbarmt über den Sohn ihres Leibes? Sollten selbst diese vergessen, ich werde dich nie vergessen. Siehe, in meinen beiden Handflächen habe ich dich eingezeichnet; deine Mauern sind beständig vor mir.“ Gottes Maßstäbe zu erfüllen ist vielleicht ein zu hoher Anspruch. Aber Jesus weiß um unserer Schwächen und sagt: „Ohne mich könnt ihr nichts tun“ (Joh.15:5). So steht er uns helfend zur Seite.
Die Vertonung: Einheit in Vielfalt Wenn wir die Musik anhören, stellen wir fest, dass sich die Stimme ruhig, doch oft markant verhält, während das Quartett ein sich ständig veränderndes Bild von Motiven und Stimmungen schafft, das perfekt auf den Text abgestimmt ist. Violine II beginnt mit einer „endlosen“ Figur mit mehreren Quinten („Kiesel-gegen-Kiesel“?), während Violine I ein fallendes lineares Motiv („der Wind“, „das Meer“?) einführt; in gleichzeitigem Erklingen erzeugen sie einige klagende und unerwartete Dissonanzen, während der „Wind“ aus Z. 6 allein süß und sanft klingt. Die Motive verändern ihre Gestalt und ihre Register im Lauf des Stücks: in Z. 35-37 erklingen die „Kiesel“ in der Viola, der “Wind” im Cello. Eine offenkundige Abstimmung mit der Dichtung hört man in Z. 9 (“listen” =„hör zu”), Z. 12 („cease“ = „fliehn“), Z. 20 (besondere Turbulenz auf „Sea“), Z. 29 („Ah, love“ =”mein Lieb”) und besonders dramatisch in Z. 37 („clash“ [„bekriegen“). Das einheitliche und würdige Voranschreiten des „Chors der Ältesten von Theben“ (Z. 15-20) scheint aus einer fernen Zeit zu kommen. Die enge Abstimmung mit dem ganzen Text bedeutet, dass das Stück seine Geheimnisse nur offenbart, wenn der Zuhörer den Text genau studiert hat.
Gebet Herr, hilf uns zu sehen, welche Strömungen in der Welt um uns herum am Wirken sind. Lass uns eng bei dir bleiben, unserem Felsen, und lass in dieser Welt deine Boten sein. Lass uns denen treu sein, die du uns an die Seite gestellt hast. Amen
ENGLISH
During a stay in Rome in June 2011, I left the city for an afternoon in order to pay a visit to the Villa d’Este in Tivoli. This villa is particularly known for its garden, which counts no less than 100 (!) fountains. The main reason for me to visit the villa and its garden was the fact that the Hungarian composer Franz Liszt (1811-1886) stayed there for a while in 1878 and evoked the fountains of the garden in his famous Fountains at the Villa d’Este (Les jeux d’eau à la Villa d’Este, the fourth movement in his third volume Années de Pèlerinage), which became the model for later piano works related to water like Ravel’s Jeux d’eau, Debussy’s Reflets dans l’eau and Falla’s Noches en los jardines de l’Espagne (which evokes the gardens in the Granada Alhambra, that contains quite a lot of fountains, too).
While walking around in the garden and listening to Liszt’s lovely piano piece on my iPod, I knew that Liszt had not been primarily interested in displaying the waterworks as such. The original edition of his piece contains a brief annotation in Latin at m.144 (the moment the key changes to D major), saying: ‘Sed aqua quam ego dabo, fiet in eo fons aquae salientis in vitam aeternam’. This is a quote from John 4:14 and concerns words of Jesus to a lonely Samaritan woman: ‘The water that I will give him will become in him a spring of water welling up to eternal life.’ From John 7:37-39, we know that the living water is a symbol for the Holy Spirit. When Liszt arrived in the Villa d’Este, he was exhausted and distressed, and longed for rest and refreshment for his soul.
What Liszt presumably did not know, is that in Jesus’ time ‘living water’ meant much more than just ‘life-giving water’. Living water is streaming water, that comes directly from its source without ever having stood still anywhere. Such living water was required for ritual cleansing, which compelled the Jews to build ingenious channel systems to transport water. The bath of Siloam (John 9), for instance, was filled with such water, coming directly all the way from Bethlehem via such channels. In presenting the Spirit as living water, Jesus says that the Spirit comes directly from God himself to someone, without any intermediary. And this living water, Jesus says here, will become a new source in the believer, out of which the living water springs up into eternal life. This implies that God does not only directly connect to man via the Spirit, but man is also able to enter with God in direct contact through the Spirit.
Fifty days after Christ’s resurrection, this Holy Spirit was given to Christ’s followers in Jerusalem (as the Bible tells in Acts 2). The gift of this Spirit is annually commemorated and celebrated by Christians all over the world during Pentecost (a word, that is derived from the Greek pentèkostè, which literally means: the fiftieth [day]), because they know that this Spirit is still fully available to those who open their hearts for Jesus. Countless Christians around the world experience this on a daily basis.
May be, your soul is as thirsty as Liszt’s soul was. Either you never received the Spirit before, or you need renewal by the Spirit, you could pray along Liszt’s prayer (via the youtube link above, in a performance by Zoltán Kocsis) for the Spirit in your heart. In case you never received the Spirit before and you have questions, you can contact us.
Text: Dr. Marcel Zwitser
DEUTSCH
Während eines Aufenthalts in Rom im Juni 2011 verließ ich an einem Nachmittag die Stadt, um die Villa d’Este in Tivoli zu besuchen. Diese Villa ist besonders für ihren Garten bekannt, in dem mehr als 100 (!) Brunnen stehen. Der Hauptgrund, warum ich die Villa und ihren Garten besuchte, war, dass der ungarische Komponist Franz Liszt (1811-1886) dort im Jahr 1878 eine Weile lebte und die Vorstellung von den Brunnen des Gartens in seinen berühmten „Brunnen der Villa d’Este“ evozierte (Les jeux d’eau à la Villa d’Este ist der vierte Satz seines dritten Werks Années de Pèlerinage). Diese Komposition sollte in späteren Klavier-Kompositionen, die mit Wasser in Zusammenhang standen, nachwirken – beispielsweise in RavelsJeux d’eau, in DebussysReflets dans l’eau und in FallasNoches en los jardines de l’Espagne (wo auf die brunnenreichen Gärten in der Alhambra von Granada Bezug genommen wird).
Während ich im Garten umherging und Liszt` wunderbares Klavierstück auf meinem iPod anhörte, merkte ich, dass Liszt nicht in erster Linie daran interessiert war, die Wasserspiele wiederzugeben. Die Originalfassung des Stücks beinhaltet einen kurzen lateinische Kommentar in Takt 144 (in dem Moment, wo die Tonart zu D-Dur wechselt). Dabei wird gesagt: „Sed aqua quam ego dabo, fiet in eo fons aquae salientis in vitam aeternam“. Dies ist ein Zitat aus Johannes 4,14. Jesus sagt dort zur Samaritanerin: „Das Wasser, dass ich ihm geben werde, wird in ihm eine Quelle werden, deren Wasser ins ewige Leben fliesst.“ Aus Johannes 7,37-39 wissen wir, dass das lebendige Wasser ein Symbol für den Heiligen Geist ist. Als Liszt in der Villa d’Este ankam, war er erschöpft, betrübt und sehnte sich nach Ruhe und Erfrischung für seine Seele.
Was Liszt vermutlich nicht wusste: Dass zur Zeit von Jesus „lebendiges Wasser“viel mehr bedeutete als „Leben spendendes Wasser“. Lebendiges Wasser ist fließendes Wasser, das direkt von der Quelle kommt, ohne jemals irgendwo still gestanden zu haben. Solches lebendige Wasser wurde für rituelle Waschungen gebraucht, was die Juden dazu veranlasste, ein geniales Kanal-System für den Wassertransport zu bauen. Der Teich von Siloah (Johannes 9) war gefüllt mit solchem Wasser, das über den ganzen Weg von Bethlehem durch solche Kanäle hergeleitet wurde. Wenn er den Heiligen Geist mit Wasser vergleicht, gibt Jesus zu bedeuten, dass der Heilige Geist direkt von Gott selbst kommt – ohne vermittelnde Instanz. Und dieses lebendige Wasser, sagt Jesus hier, wird im Gläubigen zu einer neuen Quelle, aus der das lebendige Wasser in das ewige Leben hineinfliesst. Dies impliziert, dass nicht nur Gott durch den Heiligen Geist unmittelbar mit dem Menschen kommuniziert, sondern dass auch der Mensch durch den Heiligen Geist mit Gott in direkte Beziehung treten kann.
Fünf Tage nach Jesu Himmelfahrt wurde den Jüngern Christi in Jerusalem der Heilige Geist geschenkt (wie es uns die Bibel in Apostelgeschichte 2 erzählt). An dieses Geschenk des Geistes wird jährlich erinnert, wenn Christen auf der ganzen Welt Pfingsten feiern (das Wort „Pfingsten“ kommt vom Griechischen pentèkostè, was wörtlich: der fünfzigste [Tag] bedeutet). Denn sie wissen, dass dieser Geist all jenen gegeben ist, die ihr Herz für Jesus öffnen. Unzählige Christen aus aller Welt erleben dies täglich.
Vielleicht ist deine Seele so durstig, wie die Seele von Liszt`durstig war. Egal, ob du den Geist bisher noch nie erlebt hast, oder ob du Erneuerung durch den Geist brauchst: Du kannst Liszt` Gebet mitbeten (mit dem oben angegebenen Youtube-Link, in einer Aufführung von Zoltán Kocsis) und um den Geist in deinem Herzen bitten. Falls du bisher noch nie den Geist erhalten hast und Fragen dazu hast, kannst du dich sehr gern bei uns melden.
Text: Dr. Marcel Zwitser Übersetzung: Semira Roth
ENGLISH
During a stay in Rome in June 2011, I left the city for an afternoon in order to pay a visit to the Villa d’Este in Tivoli. This villa is particularly known for its garden, which counts no less than 100 (!) fountains. The main reason for me to visit the villa and its garden was the fact that the Hungarian composer Franz Liszt (1811-1886) stayed there for a while in 1878 and evoked the fountains of the garden in his famous Fountains at the Villa d’Este (Les jeux d’eau à la Villa d’Este, the fourth movement in his third volume Années de Pèlerinage), which became the model for later piano works related to water like Ravel’s Jeux d’eau, Debussy’s Reflets dans l’eau and Falla’s Noches en los jardines de l’Espagne (which evokes the gardens in the Granada Alhambra, that contains quite a lot of fountains, too).
While walking around in the garden and listening to Liszt’s lovely piano piece on my iPod, I knew that Liszt had not been primarily interested in displaying the waterworks as such. The original edition of his piece contains a brief annotation in Latin at m.144 (the moment the key changes to D major), saying: ‘Sed aqua quam ego dabo, fiet in eo fons aquae salientis in vitam aeternam’. This is a quote from John 4:14 and concerns words of Jesus to a lonely Samaritan woman: ‘The water that I will give him will become in him a spring of water welling up to eternal life.’ From John 7:37-39, we know that the living water is a symbol for the Holy Spirit. When Liszt arrived in the Villa d’Este, he was exhausted and distressed, and longed for rest and refreshment for his soul.
What Liszt presumably did not know, is that in Jesus’ time ‘living water’ meant much more than just ‘life-giving water’. Living water is streaming water, that comes directly from its source without ever having stood still anywhere. Such living water was required for ritual cleansing, which compelled the Jews to build ingenious channel systems to transport water. The bath of Siloam (John 9), for instance, was filled with such water, coming directly all the way from Bethlehem via such channels. In presenting the Spirit as living water, Jesus says that the Spirit comes directly from God himself to someone, without any intermediary. And this living water, Jesus says here, will become a new source in the believer, out of which the living water springs up into eternal life. This implies that God does not only directly connect to man via the Spirit, but man is also able to enter with God in direct contact through the Spirit.
Fifty days after Christ’s resurrection, this Holy Spirit was given to Christ’s followers in Jerusalem (as the Bible tells in Acts 2). The gift of this Spirit is annually commemorated and celebrated by Christians all over the world during Pentecost (a word, that is derived from the Greek pentèkostè, which literally means: the fiftieth [day]), because they know that this Spirit is still fully available to those who open their hearts for Jesus. Countless Christians around the world experience this on a daily basis.
May be, your soul is as thirsty as Liszt’s soul was. Either you never received the Spirit before, or you need renewal by the Spirit, you could pray along Liszt’s prayer (via the youtube link above, in a performance by Zoltán Kocsis) for the Spirit in your heart. In case you never received the Spirit before and you have questions, you can contact us.
Text: Dr. Marcel Zwitser
DEUTSCH
Während eines Aufenthalts in Rom im Juni 2011 verließ ich an einem Nachmittag die Stadt, um die Villa d’Este in Tivoli zu besuchen. Diese Villa ist besonders für ihren Garten bekannt, in dem mehr als 100 (!) Brunnen stehen. Der Hauptgrund, warum ich die Villa und ihren Garten besuchte, war, dass der ungarische Komponist Franz Liszt (1811-1886) dort im Jahr 1878 eine Weile lebte und die Vorstellung von den Brunnen des Gartens in seinen berühmten „Brunnen der Villa d’Este“ evozierte (Les jeux d’eau à la Villa d’Este ist der vierte Satz seines dritten Werks Années de Pèlerinage). Diese Komposition sollte in späteren Klavier-Kompositionen, die mit Wasser in Zusammenhang standen, nachwirken – beispielsweise in RavelsJeux d’eau, in DebussysReflets dans l’eau und in FallasNoches en los jardines de l’Espagne (wo auf die brunnenreichen Gärten in der Alhambra von Granada Bezug genommen wird).
Während ich im Garten umherging und Liszt` wunderbares Klavierstück auf meinem iPod anhörte, merkte ich, dass Liszt nicht in erster Linie daran interessiert war, die Wasserspiele wiederzugeben. Die Originalfassung des Stücks beinhaltet einen kurzen lateinische Kommentar in Takt 144 (in dem Moment, wo die Tonart zu D-Dur wechselt). Dabei wird gesagt: „Sed aqua quam ego dabo, fiet in eo fons aquae salientis in vitam aeternam“. Dies ist ein Zitat aus Johannes 4,14. Jesus sagt dort zur Samaritanerin: „Das Wasser, dass ich ihm geben werde, wird in ihm eine Quelle werden, deren Wasser ins ewige Leben fliesst.“ Aus Johannes 7,37-39 wissen wir, dass das lebendige Wasser ein Symbol für den Heiligen Geist ist. Als Liszt in der Villa d’Este ankam, war er erschöpft, betrübt und sehnte sich nach Ruhe und Erfrischung für seine Seele.
Was Liszt vermutlich nicht wusste: Dass zur Zeit von Jesus „lebendiges Wasser“viel mehr bedeutete als „Leben spendendes Wasser“. Lebendiges Wasser ist fließendes Wasser, das direkt von der Quelle kommt, ohne jemals irgendwo still gestanden zu haben. Solches lebendige Wasser wurde für rituelle Waschungen gebraucht, was die Juden dazu veranlasste, ein geniales Kanal-System für den Wassertransport zu bauen. Der Teich von Siloah (Johannes 9) war gefüllt mit solchem Wasser, das über den ganzen Weg von Bethlehem durch solche Kanäle hergeleitet wurde. Wenn er den Heiligen Geist mit Wasser vergleicht, gibt Jesus zu bedeuten, dass der Heilige Geist direkt von Gott selbst kommt – ohne vermittelnde Instanz. Und dieses lebendige Wasser, sagt Jesus hier, wird im Gläubigen zu einer neuen Quelle, aus der das lebendige Wasser in das ewige Leben hineinfliesst. Dies impliziert, dass nicht nur Gott durch den Heiligen Geist unmittelbar mit dem Menschen kommuniziert, sondern dass auch der Mensch durch den Heiligen Geist mit Gott in direkte Beziehung treten kann.
Fünf Tage nach Jesu Himmelfahrt wurde den Jüngern Christi in Jerusalem der Heilige Geist geschenkt (wie es uns die Bibel in Apostelgeschichte 2 erzählt). An dieses Geschenk des Geistes wird jährlich erinnert, wenn Christen auf der ganzen Welt Pfingsten feiern (das Wort „Pfingsten“ kommt vom Griechischen pentèkostè, was wörtlich: der fünfzigste [Tag] bedeutet). Denn sie wissen, dass dieser Geist all jenen gegeben ist, die ihr Herz für Jesus öffnen. Unzählige Christen aus aller Welt erleben dies täglich.
Vielleicht ist deine Seele so durstig, wie die Seele von Liszt`durstig war. Egal, ob du den Geist bisher noch nie erlebt hast, oder ob du Erneuerung durch den Geist brauchst: Du kannst Liszt` Gebet mitbeten (mit dem oben angegebenen Youtube-Link, in einer Aufführung von Zoltán Kocsis) und um den Geist in deinem Herzen bitten. Falls du bisher noch nie den Geist erhalten hast und Fragen dazu hast, kannst du dich sehr gern bei uns melden.
Text: Dr. Marcel Zwitser Übersetzung: Semira Roth
Der Tanzfaktor 2020 ermöglicht Choreografinnen und Choreografen, die am Anfang ihrer künstlerischen Laufbahn stehen, mit ihren Kurzstücken durch neun Schweizer Städte zu touren. Gesucht werden bereits produzierte Tanzstücke mit einer Dauer von maximal 15 Minuten.
Eine Jury bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern der Partnerhäuser und -festivals wählt aus den eingegangenen Bewerbungen bis zu fünf Kurzstücke aus, die zu einem vielfältigen Tanzabend zusammen gesetzt werden.
LO STUDIO – BELLINZONA CALL FOR RESIDENCIES From September 2019 to June 2020 Lo Studio in Bellinzona is offering a residency program for the development and realisation of projects and productions, which is open to professional artist from Switzerland or engaged in projects with the country, working in the field of dance, performance, media art or sound art.
Residencies are planned individually and include a working space and local accommodation. By arrangement and subject requirement, Lo Studio also offers its residents technical support and advisory assistance with press and public relations and dramaturgy.
Vom 8. bis zum 10. März 2019 fand das arts+SYMPOSIUM 1.0 zum Thema “Form und Geist – Zugänge zu einer Ästhetik der Spiritualität” statt. Rund 100 Kunstschaffende und Theolog*innen aus vier Ländern kamen in Montmirail zusammen.
Es wurde gedacht und gelacht, gefeiert und debattiert, ausgetauscht und herausgefordert. Viele haben davon gehört, nicht alle konnten dabei sein.
Zu den in den Thinktanks erarbeiteten Essenzen gibt es deshalb jetzt eine Dokumentation mit Texten und Skribbels. Sie soll zum inspirierten Weiterdenken anregen.
Psalmodia international est heureux de vous accueillir pour son 26ème stage artistique ! Sa vocation est d’encourager les talents, de former et d’enseigner les arts les plus variés pour servir l’Eglise et être « artiste » dans le monde.
Entouré d’autres artistes, aussi nombreux que de tous horizons, vous serez heureux de partager des moments exceptionnels avec eux. De 500 à 700 personnes se retrouveront dans ce lieu et dans ces moments exceptionnels, UNIQUE EN FRANCOPHONIE, en vivant ce festival au milieu de Cévennes au Centre Chrétien de Gagnières, petit village pittoresque et INSPIRANT. VENEZ VIVRE et vous former dans les différentes expressions artistiques, avec des animateurs d’exceptions : arts visuels, arts gestuelles et musicaux, en choisissant un des 40 ateliers proposés pour petits et grands.
Couronné par des soirées de feu et d’Esprit avec des artistes venus de loin : David Prigent, Exo, Pat Berning, Mireille Buron, Sebastien Corn (Impact)… Et bien sûr, les cultes du matin animés par Sylvain Freymond, Sébastien Corn, Exo et Michael Langlois. Les Ados et les enfants sont également gâtés par des programmes et ateliers spécialement adaptés à leur âge !
Psalmodia international est heureux de vous accueillir pour son 26ème stage artistique ! Sa vocation est d’encourager les talents, de former et d’enseigner les arts les plus variés pour servir l’Eglise et être « artiste » dans le monde.
Entouré d’autres artistes, aussi nombreux que de tous horizons, vous serez heureux de partager des moments exceptionnels avec eux. De 500 à 700 personnes se retrouveront dans ce lieu et dans ces moments exceptionnels, UNIQUE EN FRANCOPHONIE, en vivant ce festival au milieu de Cévennes au Centre Chrétien de Gagnières, petit village pittoresque et INSPIRANT. VENEZ VIVRE et vous former dans les différentes expressions artistiques, avec des animateurs d’exceptions : arts visuels, arts gestuelles et musicaux, en choisissant un des 40 ateliers proposés pour petits et grands.
Couronné par des soirées de feu et d’Esprit avec des artistes venus de loin : David Prigent, Exo, Pat Berning, Mireille Buron, Sebastien Corn (Impact)… Et bien sûr, les cultes du matin animés par Sylvain Freymond, Sébastien Corn, Exo et Michael Langlois. Les Ados et les enfants sont également gâtés par des programmes et ateliers spécialement adaptés à leur âge !
For our last shared musical setting of the Lord’s Prayer we have music from Markus Stockhausen, shared with us by my husband, composer and saxophonist Uwe Steinmetz. Uwe writes: “Try to speak along the words of the prayer with Markus Stockhausen´s composition “Our Father” – he brings out so many aspects of the Lords prayer that we’ve talked about with his harmonisation and the dramaturgy of the melody, and he adds the necessary bit of improvisation – as our lives have to improvise. Live in the moment with this prayer which connects us with Christianity throughout all time.”
Für unsere letzte musikalische Vertonung des Vaterunsers haben wir Musik von Markus Stockhausen ausgewählt, die mein Ehemann, der Komponist und Saxophonist Uwe Steinmetz uns empfiehlt. Uwe schreibt: „Versucht, mit Markus Stockhausens Komposition das ‚Vater Unser‘ mit zu sprechen. Deren Melodieführung und Dramaturgie zeigen so viele Aspekte des Gebets auf, über die wir gesprochen haben. Und sie fügt das notwendige Quäntchen Improvisation hinzu – so wie wir in unserem Leben improvisieren müssen. Geh in diesem Moment mit diesem Gebet mit, das uns mit der Christenheit über alle Zeiten hinweg verbindet.“
ENGLISH
We conclude our series of TuneIns* on the Lord’s Prayer: “And lead us not into temptation, but deliver us from evil. For the Kingdom, the power and the glory are yours. Amen.”
I have been bothered by this final petition of the Lord’s Prayer for as long as I can remember. Do we really have to ask God not to lead us into temptation? Would God really try to entice us to do something contrary to his nature and will?
“Peirasmos”, the Greek word in question here, means both to tempt and to test. So we can all collectively sigh in relief that no, of course God will not try to trick us into going astray. But as we see in the Bible, in the world around us and in our own lives, he most certainly does allow us to be tested. And he allows us to be tested at least in part because trials are how God refines us (1 Peter 6:7; James 1:2ff).
I am not sure of all the possible reasons why Jesus told us to ask God to spare us these trials, especially if they are necessary for our growth. But I believe that one of those reasons is that he offers us gracious permission to pour out our hearts and express our desires before God.
In Psalm 22**, David cries out to God: “God, God…my God! Why did you dump me miles from nowhere? Doubled up with pain, I call to God all the day long. No answer. Nothing. I keep at it all night, tossing and turning.” Jesus prayed, “My Father, if there is any way, get me out of this (Matthew 26:39).” Paul begged God to change his circumstances (2 Corinthians 12:8). These are just a few examples of prayer as a pouring out before God, not withholding anything, but laying our hearts and desires bare before the one who made us, knows us and loves us. We ask God not to bring us to a place where we will be overcome by temptation, but that he will protect and deliver us. Eugene Peterson translates it, “Keep us safe from ourselves and from the Devil.” We fully acknowledge our inability to withstand temptation on our own and beg God’s deliverance.
The prayer ends right after this petition by reminding us whom we have just asked: the all-powerful, almighty God. According to the free translation of Eugene Peterson it ends with a proclamation: “You’re in charge! You can do anything you want! You’re ablaze in beauty! Yes. Yes. Yes.”
There are certainly ways to apply this to our lives and work as artists. You might be faced with a lack of work when others seem to have so much, and you are fighting against jealousy or a loss of belief in God’s kindness and provision for you. Or you’ve had a great deal of success and are tempted to forget that you are still dependent on your creator, or tempted to feel like your achievements somehow make you more important than others around you. This can go on and on and has implications for every single area of life. May our lives and our art always point to God’s love and shalom— deliver us from evil.
Prayer Thank you, Lord, that you walk with us. Thank you for guiding down paths of righteousness for your name’s sake. Please don’t allow us to be overcome by the trials surrounding us, but help us to hold tight to you and follow hard after you. Thank you that we are invited into this mystery, this invitation to commune with the True and Living God. We forget how amazing this is, Lord. Forgive us. Renew in our hearts a passion to know you and be known by you, to understand and love your Kingdom more and more and to be your hands and feet on this earth. And we ask believing that you can do all these things because, “yes, yes, yes, you are in charge! You can do anything you want! You’re ablaze in beauty!” Amen
Text: Lauren Franklin-Steinmetz
*I am writing this series of TuneIns from my notes for a small group study on the Lord’s Prayer I led for the American Church Berlin. I draw very heavily from three sources: Martin Luther’s A Simple Way to Pray, NT Wright’s The Lord and His Prayer, and Tim Keller’s Prayer (in which he in turn draws from Luther, John Calvin and St Augustine). ** From here until the end of the text all quotations are from The Message, a Bible translation by Eugene Peterson.
DEUTSCH
Wir schließen unsere TUNE IN-Serie* über das Vater Unser ab: „Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.“
Solange ich denken kann, hat mich dieser letzte Teil des Vater Unser immer gestört. Müssen wir Gott wirklich darum bitten, uns nicht in Versuchung zu führen? Würde Gott uns je dazu verleiten wollen, etwas zu tun, das gegen seine Natur und seinen Willen ist?
Die Übersetzung des griechischen Wortes „Peirasmos“ bedeutet sowohl „versuchen“ als auch „testen“. So können wir alle erleichtert aufatmen: Nein, Gott will uns nicht austricksen, damit wir auf Abwege kommen. Aber wie wir in der Bibel und in der Welt um uns herum und bei uns selber sehen, lässt er gewiss zu, dass wir getestet werden. Und er erlaubt es zumindest teilweise, dass wir versucht werden, weil Gott uns auf die Probe stellt, damit wir wachsen (1. Petrus 6,7; Jakobus 1,2ff.).
Warum rät uns Jesus, Gott um Verschonung von diesen Prüfungen zu bitten, wenn diese doch für unser Wachstum nötig sind? Ich kenne die Gründe dafür nicht. Aber ein Grund dafür mag sein, dass Gott uns in seiner Güte anbietet, dass wir ihm unser Herz ausschütten und ihm unsere Wünsche sagen.
In Psalm 22**, schreit David zu Gott: „Gott, Gott… mein Gott! Warum hast du mich verlassen? Ich schreie, aber keine Rettung ist in Sicht, ich rufe, aber jede Hilfe ist weit entfernt! Mein Gott! Ich rufe am Tag, doch du antwortest nicht, ich rufe in der Nacht und komme nicht zur Ruhe.“ Jesus hat gebetet: „Mein Vater, wenn es möglich ist, lass diesen bitteren Kelch an mir vorübergehen.“ (Matthäus 26,39) Paulus hat Gott angefleht, seine Umstände zu ändern (2. Korinther 12,8). Dies sind nur ein paar Beispiele für Gebete, in denen Menschen ohne Vorbehalte ihr Herz vor dem Einen ausschütten, der uns gemacht hat, der uns kennt und uns liebt. Wir bitten Gott, uns nicht an einen Ort zu bringen, an dem wir von Versuchung übermannt werden, sondern dass wir Schutz und Rettung erfahren. Eugene Peterson übersetzt es so: „Schütze uns vor uns selbst und vor dem Teufel.“ Wir gestehen unsere Unfähigkeit ein, Versuchungen aus eigener Kraft zu widerstehen, und bitten um Gottes Rettung.
Hier endet das Gebet, das uns zuletzt noch daran erinnert, dass wir zum allmächtigen Gott gebetet haben, dem alles möglich ist. Nach der Übertragung von Eugene Peterson lautet die letzte Ausruf: „Du hast das Sagen! Du kannst alles tun, was du willst! Du bist hell erleuchtet in Schönheit! Ja. Ja. Ja.“
Wir können diese Bitte bestimmt problemlos auf unser Leben und auf unsere künstlerische Arbeit beziehen. Vielleicht hast du zu wenig Aufträge, während andere scheinbar so viel Arbeit haben. Vielleicht kämpfst du mit Eifersucht. Oder du bist dabei, den Glauben an Gottes Güte und Versorgung zu verlieren. Oder du hast großen Erfolg und bist nun in Versuchung, zu vergessen, dass du immer noch abhängig bist von deinem Schöpfer. Oder du benimmst dich so, als würden dich deine Erfolge über andere erheben. Man könnte jetzt noch viele andere Dinge nennen und alle Lebensbereiche einschliessen. Mögen aber unser Leben und unsere Kunst immer auf Gottes Liebe und Gottes Frieden hinweisen – erlöse uns von dem Bösen.
Gebet Danke, Herr, dass du mit uns gehst. Danke, dass Du uns auf Wegen der Gerechtigkeit um Deines Namens Willen führst. Bitte lass nicht zu, dass wir von Versuchungen übermannt werden, sondern hilf uns, an Dir festzuhalten und als Dene Nachfolger nah bei Dir zu bleiben. Danke, dass wir eingeladen sind, dieses Geheimnis zu erfahren: Die Gemeinschaft mit dem wahren und lebendigen Gott. Wir vergessen so oft, wie grossartig das ist, Herr. Vergib uns. Erneuere in unseren Herzen die Leidenschaft, Dich besser zu kennen und von Dir erkannt zu werden. Und hilf uns, Dein Königreich mehr und mehr zu verstehen, es zu lieben, und Deine Hände und Füsse auf dieser Erde zu sein. Wir wissen, dass Du alle diese Dinge tun kannst. Denn es gilt: „Ja, ja, ja, du hast das Sagen! Du kannst alles tun, was du willst! Du bist hell erleuchtet in Schönheit! Amen
*Ich schreibe diese Reihe von Tune-lns aus den Notizen eines Kleingruppen-Studiums über das Vaterunser, welches ich in der Amerikanischen Kirche in Berlin leite. Ich verwende dafür einen Grossteil von diesen drei Quellen: Martin Luthers „Ein leichter Weg zu beten“, N.T. Wrights „Der Herr und sein Gebet“ und Tim Kellers „Gebet“ (in welchem er viel von Luther, John Calvin und dem Hl. Augustin übernimmt).
For our last shared musical setting of the Lord’s Prayer we have music from Markus Stockhausen, shared with us by my husband, composer and saxophonist Uwe Steinmetz. Uwe writes: “Try to speak along the words of the prayer with Markus Stockhausen´s composition “Our Father” – he brings out so many aspects of the Lords prayer that we’ve talked about with his harmonisation and the dramaturgy of the melody, and he adds the necessary bit of improvisation – as our lives have to improvise. Live in the moment with this prayer which connects us with Christianity throughout all time.”
Für unsere letzte musikalische Vertonung des Vaterunsers haben wir Musik von Markus Stockhausen ausgewählt, die mein Ehemann, der Komponist und Saxophonist Uwe Steinmetz uns empfiehlt. Uwe schreibt: „Versucht, mit Markus Stockhausens Komposition das ‚Vater Unser‘ mit zu sprechen. Deren Melodieführung und Dramaturgie zeigen so viele Aspekte des Gebets auf, über die wir gesprochen haben. Und sie fügt das notwendige Quäntchen Improvisation hinzu – so wie wir in unserem Leben improvisieren müssen. Geh in diesem Moment mit diesem Gebet mit, das uns mit der Christenheit über alle Zeiten hinweg verbindet.“
ENGLISH
We conclude our series of TuneIns* on the Lord’s Prayer: “And lead us not into temptation, but deliver us from evil. For the Kingdom, the power and the glory are yours. Amen.”
I have been bothered by this final petition of the Lord’s Prayer for as long as I can remember. Do we really have to ask God not to lead us into temptation? Would God really try to entice us to do something contrary to his nature and will?
“Peirasmos”, the Greek word in question here, means both to tempt and to test. So we can all collectively sigh in relief that no, of course God will not try to trick us into going astray. But as we see in the Bible, in the world around us and in our own lives, he most certainly does allow us to be tested. And he allows us to be tested at least in part because trials are how God refines us (1 Peter 6:7; James 1:2ff).
I am not sure of all the possible reasons why Jesus told us to ask God to spare us these trials, especially if they are necessary for our growth. But I believe that one of those reasons is that he offers us gracious permission to pour out our hearts and express our desires before God.
In Psalm 22**, David cries out to God: “God, God…my God! Why did you dump me miles from nowhere? Doubled up with pain, I call to God all the day long. No answer. Nothing. I keep at it all night, tossing and turning.” Jesus prayed, “My Father, if there is any way, get me out of this (Matthew 26:39).” Paul begged God to change his circumstances (2 Corinthians 12:8). These are just a few examples of prayer as a pouring out before God, not withholding anything, but laying our hearts and desires bare before the one who made us, knows us and loves us. We ask God not to bring us to a place where we will be overcome by temptation, but that he will protect and deliver us. Eugene Peterson translates it, “Keep us safe from ourselves and from the Devil.” We fully acknowledge our inability to withstand temptation on our own and beg God’s deliverance.
The prayer ends right after this petition by reminding us whom we have just asked: the all-powerful, almighty God. According to the free translation of Eugene Peterson it ends with a proclamation: “You’re in charge! You can do anything you want! You’re ablaze in beauty! Yes. Yes. Yes.”
There are certainly ways to apply this to our lives and work as artists. You might be faced with a lack of work when others seem to have so much, and you are fighting against jealousy or a loss of belief in God’s kindness and provision for you. Or you’ve had a great deal of success and are tempted to forget that you are still dependent on your creator, or tempted to feel like your achievements somehow make you more important than others around you. This can go on and on and has implications for every single area of life. May our lives and our art always point to God’s love and shalom— deliver us from evil.
Prayer Thank you, Lord, that you walk with us. Thank you for guiding down paths of righteousness for your name’s sake. Please don’t allow us to be overcome by the trials surrounding us, but help us to hold tight to you and follow hard after you. Thank you that we are invited into this mystery, this invitation to commune with the True and Living God. We forget how amazing this is, Lord. Forgive us. Renew in our hearts a passion to know you and be known by you, to understand and love your Kingdom more and more and to be your hands and feet on this earth. And we ask believing that you can do all these things because, “yes, yes, yes, you are in charge! You can do anything you want! You’re ablaze in beauty!” Amen
Text: Lauren Franklin-Steinmetz
*I am writing this series of TuneIns from my notes for a small group study on the Lord’s Prayer I led for the American Church Berlin. I draw very heavily from three sources: Martin Luther’s A Simple Way to Pray, NT Wright’s The Lord and His Prayer, and Tim Keller’s Prayer (in which he in turn draws from Luther, John Calvin and St Augustine). ** From here until the end of the text all quotations are from The Message, a Bible translation by Eugene Peterson.
DEUTSCH
Wir schließen unsere TUNE IN-Serie* über das Vater Unser ab: „Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.“
Solange ich denken kann, hat mich dieser letzte Teil des Vater Unser immer gestört. Müssen wir Gott wirklich darum bitten, uns nicht in Versuchung zu führen? Würde Gott uns je dazu verleiten wollen, etwas zu tun, das gegen seine Natur und seinen Willen ist?
Die Übersetzung des griechischen Wortes „Peirasmos“ bedeutet sowohl „versuchen“ als auch „testen“. So können wir alle erleichtert aufatmen: Nein, Gott will uns nicht austricksen, damit wir auf Abwege kommen. Aber wie wir in der Bibel und in der Welt um uns herum und bei uns selber sehen, lässt er gewiss zu, dass wir getestet werden. Und er erlaubt es zumindest teilweise, dass wir versucht werden, weil Gott uns auf die Probe stellt, damit wir wachsen (1. Petrus 6,7; Jakobus 1,2ff.).
Warum rät uns Jesus, Gott um Verschonung von diesen Prüfungen zu bitten, wenn diese doch für unser Wachstum nötig sind? Ich kenne die Gründe dafür nicht. Aber ein Grund dafür mag sein, dass Gott uns in seiner Güte anbietet, dass wir ihm unser Herz ausschütten und ihm unsere Wünsche sagen.
In Psalm 22**, schreit David zu Gott: „Gott, Gott… mein Gott! Warum hast du mich verlassen? Ich schreie, aber keine Rettung ist in Sicht, ich rufe, aber jede Hilfe ist weit entfernt! Mein Gott! Ich rufe am Tag, doch du antwortest nicht, ich rufe in der Nacht und komme nicht zur Ruhe.“ Jesus hat gebetet: „Mein Vater, wenn es möglich ist, lass diesen bitteren Kelch an mir vorübergehen.“ (Matthäus 26,39) Paulus hat Gott angefleht, seine Umstände zu ändern (2. Korinther 12,8). Dies sind nur ein paar Beispiele für Gebete, in denen Menschen ohne Vorbehalte ihr Herz vor dem Einen ausschütten, der uns gemacht hat, der uns kennt und uns liebt. Wir bitten Gott, uns nicht an einen Ort zu bringen, an dem wir von Versuchung übermannt werden, sondern dass wir Schutz und Rettung erfahren. Eugene Peterson übersetzt es so: „Schütze uns vor uns selbst und vor dem Teufel.“ Wir gestehen unsere Unfähigkeit ein, Versuchungen aus eigener Kraft zu widerstehen, und bitten um Gottes Rettung.
Hier endet das Gebet, das uns zuletzt noch daran erinnert, dass wir zum allmächtigen Gott gebetet haben, dem alles möglich ist. Nach der Übertragung von Eugene Peterson lautet die letzte Ausruf: „Du hast das Sagen! Du kannst alles tun, was du willst! Du bist hell erleuchtet in Schönheit! Ja. Ja. Ja.“
Wir können diese Bitte bestimmt problemlos auf unser Leben und auf unsere künstlerische Arbeit beziehen. Vielleicht hast du zu wenig Aufträge, während andere scheinbar so viel Arbeit haben. Vielleicht kämpfst du mit Eifersucht. Oder du bist dabei, den Glauben an Gottes Güte und Versorgung zu verlieren. Oder du hast großen Erfolg und bist nun in Versuchung, zu vergessen, dass du immer noch abhängig bist von deinem Schöpfer. Oder du benimmst dich so, als würden dich deine Erfolge über andere erheben. Man könnte jetzt noch viele andere Dinge nennen und alle Lebensbereiche einschliessen. Mögen aber unser Leben und unsere Kunst immer auf Gottes Liebe und Gottes Frieden hinweisen – erlöse uns von dem Bösen.
Gebet Danke, Herr, dass du mit uns gehst. Danke, dass Du uns auf Wegen der Gerechtigkeit um Deines Namens Willen führst. Bitte lass nicht zu, dass wir von Versuchungen übermannt werden, sondern hilf uns, an Dir festzuhalten und als Dene Nachfolger nah bei Dir zu bleiben. Danke, dass wir eingeladen sind, dieses Geheimnis zu erfahren: Die Gemeinschaft mit dem wahren und lebendigen Gott. Wir vergessen so oft, wie grossartig das ist, Herr. Vergib uns. Erneuere in unseren Herzen die Leidenschaft, Dich besser zu kennen und von Dir erkannt zu werden. Und hilf uns, Dein Königreich mehr und mehr zu verstehen, es zu lieben, und Deine Hände und Füsse auf dieser Erde zu sein. Wir wissen, dass Du alle diese Dinge tun kannst. Denn es gilt: „Ja, ja, ja, du hast das Sagen! Du kannst alles tun, was du willst! Du bist hell erleuchtet in Schönheit! Amen
*Ich schreibe diese Reihe von Tune-lns aus den Notizen eines Kleingruppen-Studiums über das Vaterunser, welches ich in der Amerikanischen Kirche in Berlin leite. Ich verwende dafür einen Grossteil von diesen drei Quellen: Martin Luthers „Ein leichter Weg zu beten“, N.T. Wrights „Der Herr und sein Gebet“ und Tim Kellers „Gebet“ (in welchem er viel von Luther, John Calvin und dem Hl. Augustin übernimmt).
Anmelden kannst Du Dich, wenn Du gerne in einem Chorprojekt singst und an den Proben und Aufführungen teilnehmen kannst. Notenkenntnisse sind von Vorteil, werden aber nicht vorausgesetzt. Mit dem Eingang des Teilnehmerbetrages ist die Anmeldung verbindlich.
Kick Off-Veranstaltung (mit CD, Notenverteilung, Proben und Überraschungsgästen)
Sa. 07.09.19, 10 – 17 Uhr, 3600 Thun, Burgsaal
Probetermine im “Zentrum Brügg” (FeG), Unterdorfstrasse 2, 3612 Steffisburg (ÖV: Linie 1: Steffisburg Platz)
Mo. 14.10.19 – 19:30 – 22:00 Uhr
Mo. 28.10.19 – 19:30 – 22:00 Uhr
Mo. 11.11.19 – 19:30 – 22:00 Uhr
Mo. 25.11.19 – 19:30 – 22:00 Uhr
Mo. 09.12.19 – 19:30 – 22:00 Uhr
Mo. 06.01.20 – 19:30 – 22:00 Uhr
Mo. 20.01.20 – 19:30 – 22:00 Uhr
Mo. 03.02.20 – 19:30 – 22:00 Uhr
Mo. 24.02.20 – 19:30 – 22:00 Uhr
Mo. 09.03.20 – 19:30 – 22:00 Uhr
Mo. 23.03.20 – 19:30 – 22:00 Uhr – RESERVE
EXPO Thun
Generalprobe:
Fr. 27.3.2020 – 19:00 Uhr
Aufführungen:
Sa. 28.3.2020 – 15 und 19:30 Uhr
So. 29.3.2020 – 15 Uhr
ENGLISH
In the course of the just finished Crescendo Festival in the Republic of Moldova, I met one of the organisers, Alexandru Sanduleac (photo). He told an unbelievable story which can encourage us to expect great things from God.
Alexandru, you began many years ago with a little Bible group of musicians…
A: That was in 1992, at the Conservatory in Chisinau, the capital city. We used material from the “Precept inductive Bible Study”. At the beginning, only a few came. But every week we invited new students, and in this way the group grew in two years to 45 participants. Of these musicians, only three were originally Christians. But, as time went on, all came to faith. Now some of them began to form their own groups. I conducted the studies in Romanian, and now there were soon groups in Russian, the second language in our country. Then the movement spread to the Music College, where students prepared for the conservatory. There, too, dozens became Christians and joined the church to which we belonged.
And how did your work continue?
A: I began with prayer meetings in the Conservatory. Every morning, students came together for a full hour of prayer before teaching started.
Did I hear correctly? A full hour every morning?
A: Exactly. We were excited to be joined now by musicians who belonged to the Orthodox, Pentecostal, Baptist or Adventist churches. We prayed for each other and for the school. One fruit of this work was that in northern Moldova, where my wife comes from and where some these musicians later moved to, a Church of our own was founded. In this town there was not a single Protestant church. Then we held Bible courses in the local government school. After a festival lasting two days, in which the music students gave many concerts, a Church of our own came into being. With a very short time, 700 people joined us and were baptised. And it went further: similar congregations were founded in 50 other places.
So this means that ultimately, from a group of musicians, 50 churches resulted?! How do you explain this awakening?
A: Really, at the beginning it was very easy for me, for I lived in the Conservatory’s student residence and was thus able to invite many colleagues to the Bible study group.
So you were a musician yourself? Please tell us a little about it…
A: In my youth, I have to say, I was already seen as one of the most promising musicians in the country. My instrument was the horn, and at an early stage people predicted a great career for me. Correspondingly, my studies also went very well. But then I suddenly had health problems with my lips and suddenly what took the most important place in my life, namely my music and career, was suddenly called into question. Everything was shattered, and in retrospect I have to say that this idol had to be knocked off its pedestal. A little later, however, I changed direction and study choral conducting.
Back to the Bible and prayer meetings in Chinsinau: Was it possible for you to organize them without problems?
A: No, one day the very strict director of the conservatory burst into one of our evening meetings in which more than 40 music students were reading the Bible. He had had no idea about this and went into a rage. Then he forbade us to hold these meetings. Later, however, his son became a Christian. And the astonishing thing is that, while we are having this conversation, this former director is sitting in the next room having an evening meal with our friends and telling jokes. In the last few years, he has noticed how Christians selflessly contribute to the culture of our country, and in this way he has become, so to speak, our friend.
What would you say is the successful recipe for a spiritual awakening among musicians and artists in general?
A: Ultimately, it is God’s grace. But it is good if we count on God and trust that in his working. On this basis, I simply repeatedly invited my fellow students to Bible studies or gave them Bibles. Recently I received a letter from a former student who now lives in Kazakhstan. She wrote that I gave her a New Testament back then, and that she became a Christian by reading it. One never knows what will grow when we sow the seed.
Alexandru, thank you for this encouragement!
Text: Beat Rink / Translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
Anlässlich des soeben zuende gegangene Crescendo-Festivals in der Republik Moldawien habe ich den Mit-Organisator Alexandru Sanduleac(Bild) kennen gelernt. Er hat eine unglaubliche Geschichte erzählt, die uns ermutigen kann, von Gott Grosses zu erwarten.
Alexandru, du hast vor vielen Jahren mit einem kleinen Bibelkreis unter Musikern begonnen…
A: Das war 1992 am Konservatorium von Chisinau, unserer Hauptstadt. Wir haben das Material von „Precept inductive Bible Study“ angewandt. Am Anfang kamen nur wenige. Aber jede Woche haben wir neue Studenten eingeladen, und so wuchs dieser Kreis innerhalb von zwei Jahren auf 45 Teilnehmer an. Davon waren ursprünglich nur gerade drei Musiker Christen. Aber nach und nach kamen ale zum Glauben. Und nun begannen einige davon, eine eigene Gruppe zu gründen. Ich führte die Stunden auf Rumänisch durch, doch nun gab es bald Gruppen in Russisch, unserer zweiten Landessprache. Dann weitete sich die Bewegung auf das Musikkollegium aus. Dutzende wurde nun auch dort Christen und schlossen sich der Kirche an, zu der wir gehörten.
Wie hast du selber weiter gewirkt?
A: Ich begann mit Gebetsstunden im Konservatorium. Jeden Morgen kamen Studenten vor Unterrichtsbeginn für eine ganze Stunde zum Gebet zusammen.
Habe ich richtig gehört? Jeden Morgen eine ganze Stunde?
A: Genau. Wir waren begeistert, dass nun auch Musiker dazu stiessen, die orthodoxen Kirchen, Pfingstkirchen, Baptistengemeinden und der adventistischen Kirche angehörten. Wir beteten füreinander und für die Schule. Eine Frucht dieser Arbeit war, dass daraus in Nord-Moldawien, woher meine Frau kam und wohin einige dieser Musiker später zogen, eine eigene Kirche entstand. In dieser Stadt gab es keine einzige evangelische Kirche. Wir führten nun Bibelkurse in der öffentliche Schule des Ortes durch. Nach einem zweitägigen Festival, in dem die Musikstudenten viele Konzerte gaben, entstand eine eigene Kirche. In kürzester Zeit kamen 700 Menschen dazu, sich taufen liessen. Und es ging weiter: An 50 anderen Orten wurden ähnliche Gemeinden gegründet.
Das heisst also, dass aus einem Musikerkreis letztlich 50 Kirchen entstanden?! Wie kannst du dir diese Erweckung erklären?
A: Eigentlich war es für mich am Anfang recht einfach, da ich selber im Studentenheim des Konservatoriums wohnte und dadurch viele Kollegen zum Bibelkreis einladen konnte.
Du warst also selber Musiker? Bitte erzähl uns etwas davon…
A: Ich gehörte in meiner Jugend zu den vielversprechendsten Musikern des Landes, muss ich sagen. Mein Instrument war das Horn, und mir wurde schon früh eine grosse Karriere vorausgesagt. Dementsprechend verlief auch mein Studium sehr erfolgreich. Dann aber bekam ich auf einmal gesundheitliche Probleme mit den Lippen, und das, was eigentlich in meinem Leben an erster Stelle stand: die Musik und meine Karriere, wurden mir auf einmal weggenommen. Es war ein richtiger Bruch, und im Rückblick muss ich sagen: Dieser Gott musste vom Sockel gestossen werden.
Zurück zu den Bibelstunden und Gebetszeiten in Chisinau: Konntet ihr sie ohne Probleme durchführen?
A: Nein, denn eines Tages platzte der sehr strenge Rektor des Konservatoriums in eine unserer abendlichen Zusammenkünfte, in denen über vierzig Musikstudenten die Bibel lasen. Er hatte keine Ahnung davon gehabt und wurde sehr wütend. Er verbot uns sofort diese Treffen. Später wurde allerdings sein Sohn Christ. Und das Erstaunliche ist: Während wir hier dieses Gespräch führen, sitzt im Nebenraum dieser damalige Rektor mit unseren Freunden zusammen beim Abendessen und erzählt Witze. Er hat in den letzten Jahren gemerkt, wie sich Christen uneigennützig für die Kultur unseres Landes einsetzen und wurde sozusagen unser Freund.
Was ist deiner Meinung nach das Erfolgsrezept für einen geistlichen Aufbruch unter Musikern und generell Künstlern?
A: Letztlich ist es Gottes Gnade. Aber es ist gut, wenn wir mit Gott rechnen und darauf vertrauen, dass er wirkt. So habe ich einfach immer wieder meine Mitstudenten zu den Bibelstunden eingeladen oder ihnen eine Bibel geschenkt. Kürzlich bekam ich einen Brief von einer ehemaligen Musikstudentin, die nun in Kasachstan lebt. Sie schrieb, dass sie damals von mir ein Neues Testament bekommen habe, durch dessen Lektüre sie Christin geworden sei. Man weiss nie, welche Früchte wachsen, wenn wir säen.
Alexandru, herzlichen Dank für diese Ermutigung!
Text: Beat Rink
Die Bedeutung der Musik in regionaler Gemeindeentwicklung
KirchGemeindePlus – ein Wort, das man im ganzen Kanton immer wieder hört – mal mit einem zuversichtlichen Klang, manchmal auch ungläubig oder kritisch.
KirchGemeindePlus ist ein Programm der Zürcher Landeskirche um die reformierte Kirche nachhaltig und zukunftsfähig weiter zu entwickeln – inhaltlich und strukturell.
Die Kirchenmusik ist ein Hoffnungsträger für diesen Prozess. Musik berührt die Herzen, stiftet Identität und drückt Sehnsucht und Zweifel gegenüber Gott aus.
Der ZKMV hat im Jahr 2016 nach einem Workshop ein Papier zum Thema Kirchenmusik und KirchGemeindePlus veröffentlicht.
An diesen Prozess wollen wir anschliessen – mit Euch, den Musikerinnen und Musikern in der reformierten Landeskirche des Kantons Zürich.
Dafür laden wir ein:
Montag, 1. Juli 2019 von 9-17 Uhr
RestaurantClouds – im Prime Tower – wir können etwas abheben und haben dadurch einen weiten Blick.
Die Tagung ist kostenlos, das Mittagessen kostet 30 CHF.
Wer arbeitet mit uns?
Simone Siegenthaler – Mitarbeiterin für partizipative Prozesse bei den GKD
Mathias Burri – Theologe für Gemeindeaufbau bei den GKD
Jochen Kaiser – Kirchenmusiker für Gemeindeentwicklung bei den GKD
…und ein Überraschungsgast (DIETER FALK)…!
Inhaltliches:
Was könnte die Musik beitragen, damit sich die Kirche weiter entwickeln kann: Chancen, Herausforderungen und Grenzen – anhand einer exemplarischen Region.
Wie könnten partizipative Prozesse im Bereich der Musik aussehen?
Welche Haltungen brauchen die Musikerinnen und Musiker – musikalisch, performativ, religiös – in der Kirche?
Alle Musikerinnen und Musiker sind herzlich eingeladen. Speziell jene, die in Kirchgemeinden arbeiten, wo Zusammenarbeit oder Zusammenschlüsse geplant sind, werden von unseren Überlegungen und Diskussionen profitieren. Neben Impulsen werden wir gemeinsam und spielerisch an den Fragestellungen arbeiten.
Anmeldung an jochen.kaiser@zh.ref.ch bis 15 Juni. Es können maximal 30 Musikerinnen und Musiker teilnehmen. Die Anmeldungen werden nach Eingang berücksichtigt.
Liebe Mitglieder und Interessierte
Wir hatten ein wunderbar erfrischendes, inspirierendes und begeisterndes arts+SYMPOSIUM 1.0. Davon berichten wir am Ende dieses Newsletters. Ausserdem erwarten euch Ausschreibungen, Ankündigungen und “open calls”. Feedbacks sind wie immer sehr willkommen.
E M P F E H L U N G E N
Kult & Kommunikation, Zürich 17. – 19. Mai 2019 Braucht der Glaube neue Bilder? Braucht die Kunst neuen Glauben? Artheon, dessen Präsident Hannes Langbein bei uns am arts+Symposium 1.0 einen Input gab, und die Lukasgesellschaft laden Theologen, Wissenschaftler, Architekten, Schriftsteller und Künstler ein, sich im Rahmen des Symposions zum Thema Kult und Kommunikation auszutauschen und über die neuen Verhältnisse zu Bildern in Kirche und Kunst. Anmeldeschluss ist der 30. April 2019. Webseite
Visual Voice, Aarau 30. Mai – 1. Juni 2019 Das kreative, himmlische Potetial entfalten. In der FCG Aarau findet bereits zum dritten Mal die Visual Voice Konferenz statt, ganz nach dem Motto:‚ Garten Eden’ (neues Land) betreten. 23 Workshops, Plenumssessions, ein Prophetic Festival, Kleinkunstbühne, Teilnehmerausstellung u.v.m https://www.youtube.com/watch?v=bAfaebRx2Ww Anmeldeschluss ist der 22. Mai 2019. www.visual-voice.ch
O P E N C A L L S
Kunst im Depot Die Kunstsparten übergreifende Entwicklungsplattform findet dieses Jahr zum dritten Mal im rund 300 m2 grossen ehemaligen Busdepot am Deutweg in Winterthur statt. Insgesamt stehen vom 9. – 29. September 10 Plätze zur Verfügung. Das Thema: “Durchlässigkeit”. Bewerben kann man sich mit einer Idee, an der während des Aufenthalts im Depot gearbeitet werden möchte. https://kunstimdepot.jimdo.com/ Bewerbungsschluss ist der 15. Mai 2019. Ausschreibung
Prix Plus Noch einmal möchten wir dich auf den von ARTS+ verliehen Kunstpreis hinweisen. Prämiert werden künstlerische Werke (oder Institutionen/Projekte), die im Jahr 2018 den christlichen Glauben in der Öffentlichkeit thematisiert haben. Nominationen und Eingabenwerden bis Ende Juni 2019 entgegen genommen. Eingabeformular
W I L L K O M M E N !
Herzlich Willkommen bei ARTS+! Reto Scheiber (Bildende Kunst) Silvia Egles (Musik) Esther Keller (Theater) Pierre-André Moret (Musik Fotografie) Christine Moll (Kunsthandwerk) Günther Heikedine (Darstellende Kunst) Barbara Baer (Physical Theater Artist) Sarah Hinni (Fotografie) Christof Suter (Bildhauerei) Sarah Hasler (Performing Arts)
Noch nicht Mitglied bei ARTS+? Mit einer Mitgliedschaft bei ARTS+ kannst du dein Profil mit Wort, Bild und Ton aufschalten, deine aktuellen Programme veröffentlichen, all deine Veranstaltungen im Kalender eintragen, uns interessante Anregungen schreiben, die wir auf Denkanstösse veröffentlichen, Einträge im Pinboard posten und vieles mehr… Anmeldung
R Ü C K B L I CK
arts+SYMPOSIUM 1.0 Fantastisch, inspirierend, ermutigend, eine Freude und ein wahres Gathering von professionellen Kunstschaffenden und Theologen. So könnte das erste arts+SYMPSIUM beschrieben werden. Rund 100 Menschen aus vier Ländern (Schweiz, Österreich, Deutschland, Frankreich), die darüber austauschten, rangen und debattierten, wo wir mit Kunst und Kirche in 20 Jahren sein möchten, welches Potenzial tatsächlich in einem gemeinsamen Weg liegen könnte – abseits von Katechismus, Endlosschlaufen und Allgemeinkünstlerschaft. Und es wurde mit einem festlichen Abend, der an Qualität und Kreativität kaum zu überbieten ist, gefeiert.
Beat Rink startete am Freitag Abend mit 20 Thesen (10 zu Künstlern und 10 zu Kirchen), die befragt und diskutiert wurden. Der Eröffnungsinput von Matthias Krieg zu “Wiederholung & Ereignis” regte dazu an, mal genauer hinzuschauen in unserer Ereigniskultur und die Wiederholung (Struktur) nicht zum Ereignis zu machen – oder umgekehrt! Sein Plädoyer: Mut für Nischen und Randzonen, denn dort ereigne sich sowohl Kirche wie Kunst. Auch die Frage von Hannes Langbein zu “Gemeinde als soziale Plastik?” erzeugte anregende Debatten, gerade im Zusammenhang mit der Frage, wo Vermittlung wie nötig sei oder sich erübrigen könnte. Eva Jung, ihres Zeichens Designerin, ermutigte zur eigenen Sprache und zur Sprachfindung weil “Gott spricht sogar meine Sprache”.
Das Symposium war tatsächlich das erste seiner Art. Die Rückmeldungen zeigen aber, dass es nicht das Letzte sein sollte. Die Essenzen aus den Thinktanks werden derzeit noch zu einer Dokumentation verarbeitet. Sie soll als Ausgangspunkt für weitere Aktivitäten dienen und ist demnächst auf unserer Homepage verfügbar.
Regula Lustenberger, Astrid Künzler, Adrian Furrer, Beat Rink, Jean-Daniel von Lerber, Martin Jufer, Matthias Spiess, Samuel Scherrer, Timo Schuster
A late nineteenth-century rendering of the Prodigal Son by James Tissot. Ölgemälde über die Rückkehr des verlorenen Sohnes aus dem späten 19.Jh. von James Tissot
As always, a setting of the Lord’s Prayer, this time one composed by Arvo Pärt. Wie immer eine Vertonung des Vater Unsers, dieses Mal eine Komposition von Arvo Pärt.
ENGLISH
We return to our series on the Lord’s Prayer* with a petition that seems rather daunting. First, let’s get it out of the way: we do not earn God’s forgiveness because we forgive others. That is not what it means. Rather, it is a question once again of identity and commitment on our part. We are reminded that Jesus was, throughout this prayer he gave us, turning our attention to the coming Kingdom of God. By calling God “Father”, we are declaring faith in his promise of deliverance. By praying that his Kingdom come, we are dedicating our lives to proclaiming his coming Kingdom and asking that his world be renewed. By asking that his will be done, we submit ourselves to his Lordship and to living by the values of his Kingdom. When we ask for our daily bread, we ask that we be equipped to live our lives and do the work he has called us to do.
What is forgiveness?
Let’s look at the Parable of the Prodigal Son, found in Luke 15:11-32 . It may not strike anyone today as odd that the father ran to the son, as it is not unusual to see older people out and exercising, moving as quickly as they can. But in those days, older people and especially patriarchs were supposed to display physical gravitas, and they did not move quickly. It was degrading. So not only did the father accept the losses his son incurred, as well as the extravagant party he threw him, but he threw aside any social convention and honor to run after him. It cost the father something. This image of the running father as a metaphor for God would have been shocking to his listeners.
Forgiveness is absorption
True forgiveness costs you something and requires effort. Forgiveness is also different than tolerance. Tolerance is more like a sweeping under the rug, and runs the risk of turning into condescension or feelings of superiority. Forgiveness means that you give up your right to feel superior, to be judgmental, to take revenge, or to harbor a grudge. (Worth considering here is how certain milder temperaments might think they are quick to forgive, but actually substitute a cheap tolerance for the sometimes uncomfortable work that forgiveness requires!) Forgiveness requires that you absorb the cost and trust in God’s judgment. Also, forgiveness allows you to say how bad and serious the wrong thing was, it allows for the acknowledgement of hurt and of grief.
It costs Jesus everything to absorb our sin
It’s not that now God turns a blind eye to all our peccadilloes; they were fully absorbed. If we fully understand God’s forgiveness for us, how he absorbed our sin, how he runs to us, then our feelings of superiority toward others will be obliterated. And the other direction is also true: If we have not seen our sin and sought radical forgiveness from God, we will be unable to forgive and to seek the good of those who have wronged us.
What about the Older Brother in the parable?
He was not quite ready to join the party. His indignation is justifiable. He had been hurt and was not yet able to forgive. Sometimes it takes time. Everyone carries bruises, whether physical or emotional, from things that others have done. The only thing to do is to be honest about it before God. He, after all, has plenty of experience of people saying and doing things that hurt him. And with his healing for the hurt, and his help with the often long-drawn-out task of forgiveness, the bruises can be healed. This is another way we experience the “forgiven as we forgive”: as we learn what it is like to be forgiven, we begin to discover that it is possible, and indeed joyful, to forgive others.
How might we “run toward others” in our professional lives?
There are often really clear examples, such as choosing to forgive a colleague that wronged us. But might we be called to take a more active role in this forgiveness, such as speaking a kind word to or about them, or, if appropriate, allowing for future collaboration— or committing to pray for the offending party? What about our art itself? Can our works of art themselves “run toward” the other, creating spaces for truth and reconciliation?
Prayer: “Father, we are worse than we ever dared to fear, but more loved and forgiven than we ever dared hope. Thank you for running toward us, for absorbing the cost of our brokenness. Please use use for agents of shalom and reconciliation as we build for your Kingdom. Please use us also as artists for agents of shalom and reconciliation as we build for your Kingdom with our creativity. Help us to forgive as we are forgiven, knowing that you carry us all. Amen.”
Text: Lauren Franklin-Steinmetz
*I am writing this series of TuneIns from my notes for a small group study on the Lord’s Prayer I led for the American Church Berlin. I draw very heavily from three sources: Martin Luther’s A Simple Way to Pray, NT Wright’s The Lord and His Prayer, and Tim Keller’s Prayer (in which he in turn draws from Luther, John Calvin and St Augustine).
DEUTSCH
Wir führen unsere Serie über das Vater Unser* mit einer Bitte fort, die eher beängstigend wirkt. Lasst uns zuerst einmal klar stellen: Wir verdienen uns nicht Gottes Vergebung, indem wir anderen vergeben. So ist das nicht gemeint. Diese Bitte legt vielmehr die Frage nahe: Wer sind wir und wozu verpflichten wir uns als Christen? Wir erinnern uns daran, dass Jesus durch das Gebet, das er uns gegeben hat, unsere Aufmerksamkeit auf das kommende Reich Gottes lenkt. Indem wir zu Gott „Vater“ sagen, bekunden wir unseren Glauben an sein Versprechen, dass wir errettet werden. Indem wir beten: „Dein Reich komme“, widmen wir unser Leben der Verkündigung des kommenden Gottesreiches und bitten um die Erneuerung der Welt. Indem wir bitten: „Dein Wille geschehe“, beugen wir uns unter seine Herrschaft und erklären uns bereit, mit den Werten seines Reiches zu leben. Wenn wir um unser „täglichen Brot“ bitten, möchten wir einfach genug haben zum Leben und zum Verrichten der Arbeit, zu der Gott uns berufen hat.
Was ist Vergebung?
Lasst uns einen Blick auf das Gleichnis vom verlorenen Sohn in Lukas 15,11-32 werfen: Es mag heute keinem auffallen, wie seltsam es ist, dass der Vater seinem Sohn entgegenrennt. Schliesslich gibt es im Zeitalter der Altersgymnastik viel ältere Menschen die sich schnell bewegen. Aber damals haben sich ältere Menschen und besonders Patriarchen, die eine körperliche Würde ausstrahlten, überhaupt nicht schnell bewegt. Dies wäre schlicht würdelos gewesen. Anders der Vater im Gleichnis. Er sieht nicht nur über den Schaden hinweg, den sein Sohn verursacht hat. Er gibt nicht nur ihm zu Ehren eine extravagante Party, sondern er setzt sich auch über die sozialen Konventionen hinweg, wenn ihm entgegeneilt. Er lässt es sich etwas kosten. Dieses Bild des rennenden Vaters ist ein Gleichnis für Gott, und es muss die Zuhörer geschockt haben.
Vergebung kostet etwas
Wahre Vergebung verlangt dir einiges ab. Vergebung ist auch etwas Anderes als Toleranz. Toleranz kehrt die Dinge gern unter den Teppich und gefällt sich oft in einer herablassenden Attitüde und in einem Gefühl der Überlegenheit. Vergebung bedeutet, dass man sein Recht aufgibt, sich überlegen zu fühlen oder andere zu verurteilen, Groll zu hegen oder Rache zu üben. (Übrigens meinen oft Menschen mit einem sanften Temperament, dass sie ohne Problem vergeben können. In Wirklichkeit verwechseln sie Vergebung, die manchmal sehr anstrengend ist, mit billiger Toleranz.) Vergebung ist aber mühsam und nur im Vertrauen auf Gottes Gerechtigkeit möglich. Sie schliesst auch keineswegs aus, dass man die schlechten Dinge beim Namen nennt oder Verletzung und Trauer zulässt.
Die Vergebung unserer Schuld hat Jesus alles gekostet
Auch Gott drückt bei unseren Verfehlungennicht einfach ein Auge zu. Er tilgt unsere Schuld. Wenn wir verstehen, dass er unsere Schuld getragen hat, wie er uns entgegenrennt, dann werden unsere Überlegenheitsgefühle anderen gegenüber schwinden. Und anders herum stimmt es auch: Wenn wir nicht unsere Schuld erkennen und Gottes Vergebung annehmen, werden wir anderen nicht vergeben können und das Gute in denen entdecken, die sich uns gegenüber falsch verhalten haben.
Was ist mit dem älteren Bruder im Gleichnis?
Er verweigerte sich der Party. Seine Empörung war berechtigt. Er war verletzt worden und noch nicht bereit, selber zu vergeben. Manchmal braucht Vergebung Zeit. Jeder trägt seine Schrammen, ob physisch oder emotional, von Dingen davon, die andere ihm angetan haben. Das Einzige, was man dann tun muss, ist ehrlich sein vor Gott. Denn Gott hat ja selber sehr viel Erfahrung mit dem, was Menschen an Verletzendem sagen oder tun. Die Schrammen können heilen, wenn Gott heilend eingreift und wenn er uns hilft, die oft langwierige Aufgabe der Vergebung anzupacken. Hier öffnet sich dann ein anderer Weg, auf dem wir das „Vergib, wie auch wir vergeben“ erfahren: Indem wir die Realität der Vergebung erleben, wird es uns möglich und sogar zur Freude, anderen zu vergeben.
Wie können wir in unserem Berufsalltag „Anderen entgegenrennen“?
Wir alle kennen jene sehr realen Momente, in denen man sich zur Vergebung entschliessen muss, wenn uns etwa ein Kollege schlecht behandelt hat. Aber vielleicht sind wir dann sogar gerufen, eine noch aktivere Rolle zu spielen und zum Beispiel ein freundliches Wort zu sagen oder (sofern angebracht) eine Zusammenarbeit vorzuschlagen oder zumindest für den anderen zu beten. Und inwiefern betrifft das auch unsere Kunst? Inwiefern kann unsere künstlerische Arbeit auf jemand anderen „zurennen“, indem sie Raum für die Wahrheit und für Versöhnung schafft?
Gebet: „Vater, wir sind schlimmer, als wir jemals zu fürchten gewagt haben, aber auch mehr geliebt und uns ist mehr vergeben, als wir jemals zu hoffen gewagt haben. Danke, dass du auf uns zurennst und den Preis für unsere Zerbrochenheit getragen hast. Bitte brauche uns als Boten des Friedens und der Versöhnung – zum Aufbau deiner Herrschaft. Bitte brauche uns auch als Künstler als Boten des Friedens und der Versöhnung, wenn wir dein Reich mit unserer Kreativität bauen.Hilf uns zu vergeben, so wie uns vergeben wurde, im Wissen, dass du uns alle trägst. Amen.“
*Ich schreibe diese Reihe von Tune-lns aus den Notizen eines Kleingruppen-Studiums über das Vaterunser, welches ich in der Amerikanischen Kirche in Berlin leite. Ich verwende dafür einen Grossteil von diesen drei Quellen: Martin Luthers „Ein leichter Weg zu beten“, N.T. Wrights „Der Herr und sein Gebet“ und Tim Kellers „Gebet“ (in welchem er viel von Luther, John Calvin und dem Hl. Augustin übernimmt).
für Neues, für grossformatiges Schaffen oder kleine Werke, performatives Proben und künstlerisches Forschen, für Experimente und Austausch mit anderen Kunstschaffenden.
Thema der Plattform ist «Durchlässigkeit». Was passiert mit der eigenen Arbeit,wenn ich mich auf Dialoge und Prozesse einlasse? Dazu gibt es räumlicheVorlagen, die durchaus durchbrochen werden können/sollen. Alle teilnehmendenKünstler*innen sind zu zwei thematischen Inputs eingeladen, die dem eigenen Schaffen und Suchen dienen sollen.
Zur Verfügung stehen insgesamt 10 Arbeitsfelder, jeweils mit Tisch und Stuhl ausgerüstet, in der rund 300 m2 grossen Halle. Eine elementare Infrastruktur mit WC, Strom, Wasser und Herdplatten ist vorhanden sowie die Unterstützung in logistischen Fragen (Kontakte, Materialsuche, Unterkunft).
Jeder mitwirkende Künstlerin ist im Rahmen der Plattform aufgefordert, den Dialog mit den Anderen zu suchen und mindestens 1x das «Fenster nach Aussen», zu «bespielen». Konkret: aktuelle, unfertige Fragmente der eigenen Recherche, Bezüge aus Dialogen und/oder Fragestellungen gewähren in einem der Fenster im grossen Tor von Aussen Einblicke in die Schaffensprozesse.
Die Entwicklungsplattform von «Kunst im Depot» endet mit der Partizipation am «OPEN DOORS» (Offene Ateliers Winterthur) am 28. und 29. September 2019. Kunstschaffende aus allen Sparten sind willkommen, sich bei uns zu melden. Es ist möglich, allenfalls auch nur wochenweise zu partizipieren. Kostenpunkt pro Woche voraussichtlich max. CHF 30.—
BEWERBUNGEN Bitte sende uns bis 15. Mai 2019
pdf mit ca. 10 Fotos, die deine Arbeit vorstellen oder einen Film (max. 5 Min.)
kurze Beschreibung, wie du in der Halle arbeiten oder welcher Idee du nachgehen möchtest
Angaben, wieviel «akustischen Raum» deine Arbeit einnimmt
deinen kurzen CV
die Zeitspanne deiner Teilnahme mit Begründung, sofern du nicht die ganze Zeit nutzen kannst
DIE BEWERBUNGEN SENDEN AN: Kunst im Depot, Astrid Künzler, Eisweiherstrasse 177, 8400 Winterthur astrid@kuenzler.ch, kunstimdepot@gmx.ch oder kontaktiere uns unter 076 319 32 22
WIR FREUEN UNS AUF DEINE ANMELDUNG Astrid Künzler-Büchter, Performing Artist / Choreographer Julia Bihl, Regisseurin / Schauspielerin Anita Bättig, Galleristin / Szenografin
Visual Voice 2019, vom 30. Mai bis 01. Juni 2019 in Aarau, Schweiz
Künstler und kreativ Denkende aus ganz Europa treffen sich zum 3. Mal an der Visual Voice in Aarau, um sich gegenseitig zu inspirieren, zu motivieren und sichtbar werden zu lassen, wie einfach es ist, den Himmel auf die Erde zu bringen. In den mehr als 20 verschiedenen Workshops wird ganz praktisch gezeigt, wie Gott Kunst und Kreativität gebrauchen möchte, um Menschenherzen zu berühren. Du wirst ausgerüstet, die Kultur in deinem Umfeld und in all den verschiedenen Bereichen der Gesellschaft leidenschaftlich, kreativ und mutig zu verändern. Ein grosses, buntes Familientreffen der anderen Art.
Kunstschaffende, die an der Konferenz teilnehmen, können sich direkt über die Webseite für die Ausstellung bewerben. Die Kleinkunstbühne wird vor Ort gemanagt, d.h. die Kunstschaffenden können sich bei einer Zeit eintragen und eine Darbietung bringen.
Der neue «Zenti-Gottesdienstsaal» wird mit einem modernen und dezenten Wandbild ge-staltet, das Jesus Christus und die Heilsarmee ins Zentrum stellt.
Ziel
Im neuen Saal vom Gottesdienstsaal soll die zentrale Wand hinter der Bühne mit einem unaufdringlichen Wandbild gestaltet werden. Es soll und kann…
… Menschen inspirieren
… den Dialog zwischen Menschen und Jesus anregen
… modern und mutig sein
… dezent und nicht aufdringlich wirken
… keine Menschen und/oder Tiere (im Sinn von Heiligenbilder) zeigen
… jung und alt ansprechen
Zeitrahmen
• Bis Ende Mai 19, Wettbewerbsvorschläge von KünstlerInnen sind eingetroffen
• Bis Ende Juni 19, Auswertung der Vorschläge der Kunstkommission o 1. Preis CHF 400
o 2. Preis CHF 300
o 3. Preis CHF 200
• Anfang Juli 19, Vorstellen der Empfehlung bei der Korpsleitung
• Bis Ende August 19: Auftrag an KünstlerIn ist erteilt.
• Wandbild muss bis Ende Dezember 2019 fertiggestellt sein.
Zeitrahmen
• Bis Ende Mai 19, Wettbewerbsvorschläge von KünstlerInnen sind eingetroffen
• Bis Ende Juni 19, Auswertung der Vorschläge der Kunstkommission o 1. Preis CHF 400
o 2. Preis CHF 300
o 3. Preis CHF 200
• Anfang Juli 19, Vorstellen der Empfehlung bei der Korpsleitung
• Bis Ende August 19: Auftrag an KünstlerIn ist erteilt.
• Wandbild muss bis Ende Dezember 2019 fertiggestellt sein.
Wettbewerbsauftrag
• Erstellen einer Skizze / Entwurf / Präsentation
• Verbindliche Offerte über die Umsetzung (Zeit, Material, Umsetzung und Preis)
• Komplettes Dossier ist bis Freitag, 31. Mai, 2019, elektronisch oder schriftlich einge-reicht an:
Jip Wijngaarden ist höllandische Kunstmalerin. Sie lebt seit 1998 mit ihrem Mann in der Nähe von Genf. Hier, in der Intimität ihres Ateliers findet sie ihre Inspiration.
Ihre Gemälde sind die Frucht ihres Glaubens und ihres Engagements gegenüber dem Gott der Bibel, dem Gott Israels. In der Kunst Jips begegnet uns etwas Meditatives. Ihre Bilder entstehen in der Kontemplation und laden zum Nachdenken ein.
Kontakt aufnehmen mit Urs Baumann: AO-COM GmbH Sandacherstrasse 32 3186 Düdingen Tel 026 493 01 50 Mob 079 317 01 01 info(at)ao-com.com
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ENGLISH
“What is left?” This was the question asked by many people following the fire at Notre Dame as they watched in Paris or on the screen. “What is left when there is no church anymore?”: It may be that this unspoken question also occurred to some people. Among them perhaps a number who have never really paid attention to the church or who only know it as an artistic object. Perhaps even one or other hardened opponents of the church and faith. Yes, what happens when the church, and thus the faith, increasingly disappears from the life of individual persons and from society? What happens when we have no further expectations of the church, when we push it into the margin, or when we are secretly glad when it begins to pull itself apart from the inside? The composer and organist Peter Bannister wrote to me a few days ago from France:“As you might imagine, there is a very strange mood in France right now after the fire at Notre-Dame on Monday… What is very interesting, judging by Facebook, is that a lot of people who are far from institutional Christianity seem to have been touched by what happened and have suddenly become unusually reflective… It’s as if they are feeling (whether they know it or not) a secret nostalgia for the Christian faith they rejected, symbolized by Notre-Dame. Somehow they know intuitively that this is a very significant moment in French history, even if they can’t really say why. So it could actually be a time of great spiritual opportunity… at least for a little while.”
“The most important thing is still there!” There was a remarkable statement by a newsreader on German television as the picture of the burnt-out interior was shown, with the undamaged golden cross quite clearly visible in the background. His words were: “The most important thing is still there!” During the Passion week, we remind ourselves of what is left when we are threatened with the loss of everything: it is the empty cross; it is the resurrected Christ! The cross on which Jesus hangs speaks of the power of death and of the triumph of the secular justice system over God. And, of course, of the total powerlessness of Jesus and also of his disciples. But the empty cross, the resurrection of Jesus, speak of God’s victory. A line from a poem by the author and theologian Kurt Marti (1921-2017) tells us that “the deepest grave is the one which buried death itself.” Easter – this is God speaking judgement over death and over all the powers arrayed against Him. And it is at the same time the judgement on all posturing among those who love human power.
Our life after the change of governing power Now, what does it mean to live in the light of the change of governing power that took place in Easter? It means, first of all, that we, as a “burnt-out church” and powerless Christians, can expect to receive new life from our risen Lord. We Christians should show vitality and help to build God’s Kingdom in the midst of this world! This is also true of our everyday life as artists. Secondly, it means that we do not have to be subject to the powers of this world. We no longer need to take our orientation from the influential and successful, but have secure knowledge that everyone will bow their knees before God (Philippians 2:10). This also applies to artists and the success-based thinking which is so often infused into us and which takes us prisoner.
Where do we personally – perhaps precisely in moments of hopelessness facing unanswered questions and the destruction of things in our lives – discover the empty cross and trust in the presence of the risen Lord?
Text: Beat Rink / Translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
„Was bleibt noch übrig?“ Dies haben sich viele Menschen gefragt, die in Paris oder am Bildschirm den Brand der Notre Dame mitverfolgten. „Was bleibt noch übrig, wenn es keine Kirche mehr gibt?“ Es könnte sein, dass auch diese Frage unausgesprochen manche Menschen bewegt hat. Vielleicht auch solche, die die Kirche gar nie richtig wahrgenommen haben oder sie nur als Kunstobjekt kennen. Vielleicht sogar den einen oder anderen hartgesottenen Gegner der Kirche und des Glaubens. Ja, was geschieht, wenn die Kirche und damit der Glaube immer mehr aus dem Leben der einzelnen Menschen und aus der Gesellschaft verschwindet? Was geschieht, wenn wir von der Kirche gar nichts mehr erwarten, wenn wir sie verdrängen oder wenn wir uns heimlich freuen, wenn sie von innen her demontiert wird? Der Komponist und Organist Peter Bannister schrieb mir vor einigen Tagen aus Frankreich: „Wie du dir vorstellen kannst, ist die Stimmung hier in Frankreich nach dem Feuer in der Notre-Dame vom letzten Montag recht seltsam….Was sehr interessant ist, wenn man Facebook liest: Da gibt es viele Menschen, die weit weg sind vom institutionalisierten Christentum, die aber dennoch durch das Ereignis berührt wurden und auf einmal nachzudenken beginnen…Es ist, als fühlten sie (ob sie es wissen oder nicht) eine geheime nostalgische Empfindung für den christlichen Glauben, den sie doch abgelehnt hatten, symbolisiert durch die Notre-Dame. Irgendwie merken sie intuitiv, dass dies in der französischen Geschichte ein bedeutsamer Moment ist, selbst wenn sie nicht sagen können, weshalb. So könnte dies zumindest für eine kurze Zeit eine grosse geistliche Chance sein.“
„Das Wichtigste ist geblieben!“ Bemerkenswert war, was der Sprecher der deutschen TV-Nachrichten sagte, als das Bild des ausgebrannten Innenraums eingeblendet wurde, in dem ganz deutlich das unversehrte goldene Kreuz im Hintergrund zu sehen war. Er sagte: „Das Wichtigste ist geblieben!“ In der Passionszeit erinnern wir uns daran, was bleibt, wenn alles unterzugehen droht: Es ist das leere Kreuz. Es ist der Auferstandene! Das Kreuz, an dem Jesus hängt, spricht von der Macht des Todes und vom Triumph weltlicher Justiz über Gott. Und natürlich von der totalen Ohnmacht der Jünger. Das leere Kreuz, die Auferweckung Jesu aber, spricht vom Sieg Gottes. Eine Gedichtzeile des Schriftstellers und Theologen Kurt Martin (1921-2017) lautet: „Am tiefsten greift das Grab, das selbst den Tod begrub.“ Ostern – das ist das Gerichtsurteil Gottes über den Tod und über alle gottfeindlichen Mächte. Und es ist zugleich das Urteil über menschliches Machtgehabe.
Unser Leben im Horizont des Machtwechsels Was heisst es nun, im Horizont des Machtwechsels zu leben, der an Ostern stattgefunden hat? Es heisst erstens, dass wir als „ausgebrannte Kirche“ und als kraftlose Christen vom Auferstandenen neues Leben erwarten dürfen. Wir Christen sollen vital sein und Gottes Reich mitten in dieser Welt bauen helfen! Dies gilt auch für unseren Alltag als Künstler. Es heisst zweitens, dass wir nicht der Macht dieser Welt erliegen müssen. Wir müssen uns nicht länger an den Mächtigen und Erfolgreichen orientieren. Denn wir wissen, dass Alle vor Gott ihre Knie beugen werden (Philipper 2:10). Auch dies gilt für Künstler! Lassen wir uns nicht von weltlicher Macht (dazu gehört auch das egoistische Erfolgsdenken, das uns so oft eingeimpft wird) bestimmen und gefangennehmen.
Wo entdecken wir selber – vielleicht gerade in hoffnungslosen Momenten, angesichts unbeantworteter Fragen und vor manchen Trümmern in unserem Leben – das leere Kreuz und vertrauen auf die Gegenwart des Auferstandenen?
Text: Beat Rink
ENGLISH
Landscape and beauty
Pictures of the English countryside near the Welsh border, the harshness and the rewards of farming life, the joys of youth, the wisdom of age, hopes and promises, setbacks and disappointments, all seen through the eyes of a number of figures, most prominent among them a young man, and yet with the shadow of death falling over many of its texts: the 63 poems in the cycle “A Shropshire Lad” by A.E. Housman (1859-1936), published in 1896, continue to speak to many readers today. A great number of British composers have set poems from it to music. The first poem in the cycle talks of patriotism, royalty, duty and the call to young men to serve in the army throughout what was then the large British Empire. The second poem, “Loveliest of Trees”, is in complete contrast and depicts a young man forgetting everything else in his delight over the beauty of the woods in springtime. When George Butterworth (1885-1916) put “Loveliest of trees” to music (Follow this LINK) , he created one of the “standards” of the English song repertoire. He was also known as a collector of folksongs and a performer of traditional dances, and there is perhaps something “English” in the melody of the song. The poem:
Loveliest of trees, the cherry now Is hung with bloom along the bough, And stands about the woodland ride [= horse path] Wearing white for Eastertide.
Now, of my threescore years and ten, [“score” = twenty] Twenty will not come again, And take from seventy springs a score, It only leaves me fifty more.
And since to look at things in bloom Fifty springs are little room, About the woodlands I will go To see the cherry hung with snow.
Although the poem is divided into three identically constructed stanzas, Butterworth avoids in his composition a folksong-like triple repetition of the music and instead writes a piece with a continuous musical development. It opens with a sense of wonder at the beauty of the blossoming cherry tree, slows down meditatively as the young man reflects on the inevitable passing of time and life, and then moves forward exuberantly as he is drawn to go into the woods in search of an intense experience of beauty. The final note of the vocal part is very delicate and light, in keeping with the lightness of the verse, leaving a sense of expectancy which is fulfilled by the piano’s closing phrase depicting the eagerness of the young man going into the woods. The language in the second stanza is unusual, but is familiar to readers of the King James Bible, where “threescore and ten years” is given as the usual length of man’s life in Psalm 90.
A changed world – a crisis for artists?
In another poem, the “The lads in their hundreds”, Housman depicts the young men coming to the fair at Ludlow: some for the girls, some for the drink, and among them those “that will never be old”. This last description applied tragically to Butterworth himself, who died in the First World War at the Battle of the Somme. Two famous English poems represent two sides of this catastrophic war: Rupert Brooke’s idealistically patriotic “The Soldier” (1914) (LINK) and Wilfred Owen’s bitterly realistic “Dulce et Decorum est” (1918). (≈ “It is sweet and fitting [to die for one’s native land]”, a quotation from the Latin poet Horace) (LINK). Brooke died on the way to the Dardanelles, Owen died in northern France in 1918 in the very last week of the war. After the war, many could not see why it had happened and what it had achieved. There was a sense that the old order had failed completely. Many artists and intellectuals turned towards possible alternatives. Communism or other strictly regulated social structures were seen by some as valid possibilities; the range of reactions is demonstrated by two influential “Euro-American” poets, Ezra Pound and T.S. Eliot. While Pound decided to support the emerging European dictators, particularly Mussolini, his protégé Eliot chose Christianity in a very conservative Anglican form. The question of whether, after such a catastrophe, artists can simply return to the routine business of supplying the public with pleasing pictures, poems or music became very troubling. As the 20th century went on, the question became even more complex: “Can there be art after Auschwitz, Hiroshima, Vietnam…?”
Biblical perspectives
Psalm 90, referred to in the poem, also calls on us to learn to “number our days so that we may present to You a heart of wisdom.” There was wisdom in the young man’s thought that life must pass, and that every springtime is a priceless miracle to be loved deeply. And the question of creating beauty in a world which has gone wrong is also addressed in the Psalm. In verse 17, the King James Bible has “And let the beauty of the LORD our God be upon us: and establish thou the work of our hands upon us; yea, the work of our hands establish thou it.” The Hebrew word translated here as “beauty” is “no’am”, given in Strong’s Dictionary as “kindness, pleasantness, delightfulness, beauty, favour”, with “beauty” being the most frequent translation in the Old Testament. This quality of beauty applies of course to all of God’s people, not just artists. But now it should also be linked to “establishing the (artistic) works of our hands”. This must surely imply permeating them and giving them value. And it certainly means that our lives should reflect something of the eternal and vital beauty of God himself.
Prayer
Lord, you love each of our nations, despite their confused and painful histories. You love each of us, despite all that may have gone wrong at some time, and you give us new life and the chance to serve you in a life shared with you. May your beauty be upon us, and may the work of our hands be pleasing to you, with Jesus’ help, and in His name. Amen.
Text: Bill Buchanan
DEUTSCH
Landschaft und Schönheit
Englische Landschaftsbilder aus der Nähe der walisischen Grenze. Härten und Glück des Bauernlebens. Die Freuden der Jugend und die Weisheit des Alters. Hoffnungen und Versprechungen. Rückschläge und Enttäuschungen. All dies gesehen durch die Augen verschiedener Personen, insbesondere durch jene eines jungen Mannes. Dabei fällt der Schatten des Todes auf viele dieser Texte. Die 63 Gedichte des Zyklus „A Shropshire Lad” [„Ein Jüngling von Shropshire“] von A.E. Housman (1859-1936), erschienen 1896, sprechen auch heute noch viele Leser an. Eine ganze Anzahl britischer Komponisten hat Teile daraus vertont. Während das erste Gedicht von Patriotismus, Königshaus, und Pflicht handelt – und vom Ruf an junge Männer, als Soldaten im damals großen britischen Reich zu dienen, stellt das zweite Gedicht, „Loveliest of Trees“ [„Reizvollster der Bäume“], einen kompletten Kontrast dar: Hier vergisst ein junger Mann in seiner Entzückung über die Schönheit der frühlingshaften Wälder alles Andere. Als George Butterworth (1885-1916) “Loveliest of trees” (LINK) vertonte, schuf er ein Standardwerk des englischen Gesangsrepertoires. Er war auch als Sammler von Volksliedern und als Volkstänzer bekannt. Deshalb schwingt in der Melodik dieser Komposition etwas „Englisches“ mit.
Reizvollster aller Bäume, nun sind die Kirschenblüten entlang der Äste aufgereiht. Sie stehen überall beim Reitweg durch den Wald und tragen weiß fürs Osterfest.
Jetzt, von meinen siebzig Jahren werden zwanzig nicht mehr wiederkehren, und wenn von siebzig Frühlingen man zwanzig abzieht, so bleiben mir nur noch deren fünfzig übrig.
Und da, wenn man das Blühende betrachten will, sind fünfzig Frühlinge so wenig Zeit. Und durch die Wälder werde ich dann gehen, Um den mit Schnee drapieren Kirsch zu sehen.
Obwohl das Gedicht selber aus drei identisch ausgebauten Strophen besteht, vermeidet Butterworths Vertonung eine volkslied-ähnliche, dreifache Wiederholung des musikalischen Stoffs. Stattdessen stellt er eine kontinuierliche musikalische Entwicklung her. Das Lied beginnt mit einer Stimmung der Bewunderung über die Blüten des Kirschbaums. Doch diese Bewegung wird meditativ verlangsamt, wenn der junge Mann über das unvermeidliche Vergehen von Zeit und Leben reflektiert. Das Lied drängt dann aber überschwänglich nach vorne mit der Entscheidung des jungen Mannes, in den Wald zu gehen auf der Suche nach einer intensiven Erfahrung von Schönheit. Der letzte Ton der Singstimme ist äußerst delikat und leicht, was der Leichtigkeit der gesamten Dichtung entspricht. Es herrscht sozusagen eine Erwartungshaltung, die ihre Erfüllung im Klavier-Nachspiel erfährt: das Klavier vermittelt die Begeisterung, mit der sich der junge Mann auf den Weg in den Wald begibt. Die Sprache der zweiten Gedicht-Strophe mag seltsam erscheinen, ist aber dem Leser der alten „King James Bible“ vertraut, wo im Psalm 90 “dreimal zwanzig plus zehn”Jahre als die normale Lebenserwartung des Menschen angegeben wird.
Eine veränderte Welt – eine Krise für die Künstler?
Im Gedicht „The lads in their hundreds“ [„Die Junglinge in ihren Hunderten“]beschreibt Housman junge Männer auf dem Jahresmarkt in Ludlow: Einige kommen um der Mädchen willen, andere, um zu trinken, und darunter sind solche, „die nie alt sein werden“. Tragischerweise sollten dieses letzten Worte auf Butterworth zutreffen, der im Ersten Weltkrieg in der Schlacht an der Somme starb. Zwei berühmte englische Gedichte präsentieren beide Seiten dieses katastrophalen Krieges: Rupert Brookes idealistisch patriotisches „The Soldier“ [„Der Soldat“] (1914) (LINK) und Wilfred Owens bitterlich realistisches „Dulce et Decorum est“ (1918). (≈ „Es ist süß und angebracht [für das eigene Land zu sterben]“, ein Zitat des lateinischen Poeten Horaz) (LINK). Brooke starb auf dem Weg in die Dardanellen, Owen 1918 in Nordfrankreich in der allerletzten Woche des Krieges. Nach dem Krieg war es vielen rätselhaft, wie das Ganze hatte passieren können. Es schien, überhaupt gar nichts sei erreicht worden. Das Gefühl kam auf, die alte Ordnung habe komplett versagt. Viele Künstler und Intellektuelle wandten sich scheinbar plausiblen Alternativen zu. Von nicht wenigen wurden der Kommunismus oder dann andere, streng regulierte Sozialstrukturen als gültige Möglichkeiten angesehen. Wie unterschiedlich die Künstler reagierten, zeigt sich an zwei einflussreichen “euro-amerikanischen“ Dichtern: Ezra Pound und T.S. Eliot. Während Pound sich für die aufkommenden europäischen Diktatoren, insbesondere für Mussolini entschied, wählte sein Schützling Eliot das Christentum in einer sehr konservativen anglikanischen Form. Die beunruhigende Frage stand im Raum, ob nach einer solchen Katastrophe die Künstler einfach zur alten Tagesordnung zurückkehren konnten, um das Publikum mit gefälligen Bildern, Gedichten und Musik zu beglücken. Im Lauf des 20. Jahrhundert wurde die Frage dann noch komplexer: “Kann es noch Kunst geben nach Auschwitz, Hiroshima, Vietnam…?”
Biblische Perspektiven
Der Psalm 90, der im Gedicht zitiert wird, enthält auch den Aufruf, „unsere Tage zu zählen, damit wir Dir ein Herz der Weisheit bringen können.“ Es ist Weisheit, mit der der junge Mann im Gedicht darüber reflektiert, wie das Leben vergeht und wie jeder Frühling ein kostbares Wunder ist, das wir bewusst erleben sollten. Und auch die Frage, wie man in einer fehlgeleiteten Welt noch Schönes schaffen kann, wird in diesem Psalm angesprochen. Im Vers 17 ist zu lesen: „Und die Schönheit des HERRN unseres Gottes sei über uns und festige über uns das Werk unserer Hände! Ja, das Werk unserer Hände, festige du es!“ Eine interessante Formulierung, über die wir gerade als Künstler noch länger nachdenken sollten. „Schönheit“ (hebräisch “no’am”) wird als „Güte, Gefälligkeit, Reiz, Schönheit, Gunst“ wiedergegeben – mit „Schönheit“ als häufigster Variante. Diese Schönheit gilt natürlich dem ganzen Volk Gottes, nicht nur den Künstlern. Nun soll sie aber unsere (Kunst-)Werke „festigen“. Dies heisst wohl: durchdringen und ihnen Wert geben. Auf jeden Fall sollen unser Leben und unsere Werke etwas von der ewigen und lebensspendenden Schönheit Gottes widerspiegeln.
Gebet
Herr, du liebst jedes Volk, egal wie wirr und wie schmerzhaft dessen Geschichte auch sein mag. Du liebst jeden von uns – trotz allem, was irgendwann bei uns schiefgelaufen ist. Du gibst uns neues Leben und die Chance, Dir zu dienen, indem wir das Leben mit Dir teilen. Möge Deine Schönheit auf uns ruhen und mögen die Werke unsrer Hände Dir gefallen. Mit Jesu Hilfe und in seinem Namen. Amen.
Text: Bill Buchanan Übersetzung aus dem Englischen: Bill Buchanan / Beat Rink
ENGLISH
In our last TuneIn* we looked at the petition, “Give us this day our daily bread,” but from the account found in the Gospel of Matthew, which focuses more on the blessings of the coming Kingdom of God. In this reflection we will turn toward Luke’s account of the prayer, which is a more practical petition for, quite literally, daily bread. However, the accounts do not stand in opposition to one another. This is not an either/or; it is a both/and. Luke’s version should not be considered shallow or less important. Daily needs and desires point beyond themselves to God’s promise of the Kingdom, in which death and sorrow will be no more. But this means that the promise of the Kingdom includes those needs.
When Jesus gave us this petition, we received an invitation to open our hearts to God, to lay bare our desires before him. We come with our needs, expectant of a positive response, but we do so changed by our satisfaction in him and our trust. We do not come with anxious, arrogant demands, ordering God to give us exactly what we want. Many things we would have agonized over, we now ask for without desperation.
For artists, the prayer for daily bread is quite real. Many of us are no strangers to financial struggles and the prayer for provision may be quite literal. The struggle to reach a point of career satisfaction is also very real; many of us long for more opportunities, greater recognition, or simply greater fulfilment in our work. Many of us feel frustrated, sure that we could be doing something better or simply something different. We might want to ask God to help us to learn how to practice our craft better in order to improve more. And for those of us enjoying success, we may struggle to discern which opportunities we should take, and we may be negatively overwhelmed by everything before us, or we might feel lonely or used.
What do we pray for when we pray for our daily bread? Here are some ideas:
For meaningful work, for our callings to be realized, for guidance.
Emotional provision: friends, beauty, pleasure, opportunities to learn and serve.
Physical provision: sustenance, health, rest, medical care.
Wisdom— for when God gives us wisdom and insight, we are provided with the necessary means to move forward.
And, contentment! Sometimes God provides for us by making us grateful for what we already have.
We come and ask, “Lord, give me what I would ask for if I had your wisdom.”
We cannot honestly talk about prayer without acknowledging the factthat God sometimes says, “No” or, “Wait.” How do we respond to unanswered prayer or desires left unfulfilled? It is okay to be disappointed and to deeply grieve things lost or dreams broken. But we can hold that honesty in tension with the belief that God is the giver of good gifts and that he will give us what we need. This does not mean that disappointments and loss do not devastate, but we believe that he walks through those moments with us. (Psalm 84:11, Philippians 4:19; 2 Peter 1:3). Just after Jesus finished giving us this prayer, he encouraged us to be bold in asking things of our Heavenly Father, assuring us that God is willing and able to give us good gifts (Luke 11:5-13). Let’s make it a practice to both ask boldly for our “daily bread”, and alsodiscipline ourselves to notice, name and express gratitude for the things God gives us.
Questions: How has God been meeting your needs recently? Are there desires deep in your heart that you haven’t dared to utter, even to God? Is there anything in your heart that prevents you from believing God wants to hear what you want or give you good things?
Prayer: Father, we believe; forgive our unbelief. We know that you love us and provide for us, but we dwell with anxiety and live with fear and striving instead of living in the abundant freedom for which you created us. You know what we need before we do, and you know it far better than we. Thank you that you want us to come to you and ask for what we need and what we desire. What a privilege! Help us not to take it for granted. Give us a grateful, contented heart, quick to see what you’ve already given us and the boldness to ask you persistently for what we want. And give us indeed, Lord, what we would ask for if we had your wisdom. Amen.
Text: Lauren Franklin-Steinmetz
We are grateful that Elizabeth Szeremeta sent us a setting of the Lord’s Prayer from Polish composer Stanisław Moniuszko (1819-1872). If you have a favorite setting please do send it in! We’d love to be able to share it.
*I am writing this series of TuneIns from my notes for a small group study on the Lord’s Prayer I led for the American Church Berlin. I draw very heavily from three sources: Martin Luther’s A Simple Way to Pray, NT Wright’s The Lord and His Prayer, and Tim Keller’s Prayer (in which he in turn draws from Luther, John Calvin and St Augustine).
DEUTSCH
In unserem letzten Tune-In* ging es um die Bitte „Unser tägliches Brot gib uns heute“ – aus der Sicht des Apostels Matthäus, wo der Fokus auf dem Segen des kommenden Reiches Gottes liegt. Nun wenden wir uns der Version von Lukas zu, wo mehr das tägliche Brot – im wahrsten Sinn des Wortes – gemeint ist. Die beiden Berichte stehen nicht in Konkurrenz zueinander. Es handelt sich also nicht um ein „Entweder-oder“, sondern um ein „Sowohl-als-auch“. Die Version von Lukas sollte demnach nicht als zweitrangig behandelt werden. Denn die täglichen Bedürfnisse und Wünsche weisen über sich selbst hinaus auf Gottes Verheissung seines Reiches, wo weder Tod noch Sorge sein werden. Dies bedeutet aber umgekehrt auch, dass die Verheissung dieses Reiches unsere Bedürfnisse mit einschliesst.
Mit der Bitte lädt uns Jesus ein, unsere Herzen Gott zu öffnen und ihm all unsere Wünsche zu bringen. Wir nennen ihm unsere Bedürfnisse in Erwartung einer positiven Antwort. Dies tun wir nun in einer Haltung, die aus dem Frieden Gottes und aus dem Vertrauen zu ihm kommt. Wir bitten weder angsterfüllt noch arrogant und befehlen Gott auch nicht, uns genau das zu geben, was wir wollen. Viele Dinge, um derentwillen wir uns vielleicht gequält haben, können wir nun vertrauensvoll ins Gebet fassen.
Für Künstler ist das Gebet um das tägliche Brot sehr real. Viele von uns kennen finanzielle Probleme, und die Bitte um Versorgung ist entsprechend sehr wörtlich zu nehmen. Auch die Herausforderungen einer künstlerischen Karriere sind äusserst konkret: Viele unter uns suchen nach besseren Karriere-Möglichkeiten, nach grösserer Aufmerksamkeit oder nach tieferer Erfüllung im künstlerischen Schaffensprozess. Sie sind frustriert, wo sie merken, dass sie eigentlich besser oder irgendwie anders arbeiten müssten. Dann liegt es nahe, Gott um Hilfe zu bitten, dass sich die künstlerischen Fähigkeiten (das künstlerische Handwerk eingeschlossen) verbessern. Und für die Erfolgreichen unter uns könnten es schwierig sein, zu entscheiden, durch welche offene Tür sie gehen sollen. Vielleicht fühlen sie sich von all den Zukunftsaussichten überfordert – und dabei zutiefst allein oder sogar von anderen ausgenutzt.
Wofür beten wir, wenn wir um unser tägliches Brot bitten? Hier ein paar Vorschläge:
Für eine sinnvolle Arbeit. Dass wir unsere Berufung leben. Für Gottes Führung.
Für emotionale Versorgung: Für Freunde, Schönheit, Befriedigung und Gelegenheiten, zu lernen und zu dienen.
Für physische Versorgung: Für Nahrung, Gesundheit, Ruhezeiten und medizinische Hilfe.
Für Weisheit! Denn wenn Gott uns Weisheit und Einsicht schenkt, sind wir mit dem Nötigsten ausgestattet, was es zum Weitergehen braucht.
Und dann: für Zufriedenheit! Manchmal zeit uns Gott seine Fürsorge, indem er uns für das, was wir bereits haben, neue Dankbarkeit schenkt!
Oder wir kommen und bitten: „Herr, gib mir, worum ich dich bitten würde, wenn ich deine Weisheit hätte!“
Wenn wir über das Gebet sprechen, können wir nicht verschweigen, dass Gott manchmal „nein“ sagt oder uns warten lässt. Was tun wir, wenn Gebete unbeantwortet und wenn Wünsche unerfüllt bleiben? Wenn wir etwas verlieren oder wenn ein Traum platzt? Es ist in Ordnung, dann traurig zu sein. Diese ehrlichen Gefühle gilt es nun in Beziehung (und in Spannung) zu setzen mit dem Glauben, dass Gott der Geber aller guten Gaben ist und uns gibt, was wir brauchen. Das heisst nicht, dass Enttäuschungen und Verlust nicht tief erschüttern könnten. Aber trotzdem glauben wir, dass er mit uns durch diese Zeiten hindurch geht (Psalm 84,11; Philipper 4,19; 2. Petrus 1,3). Unmittelbar nachdem Jesus dieses Gebet gibt, ermutigt er uns, unseren himmlischen Vater kühn um Dinge zu bitten, und er versichert uns, dass Gott gerne gute Gaben gibt (Lukas 11,5-13). Lasst uns also kühn um das „tägliche Brot“ bitten und zugleich das, was Gott gibt, erkennen, benennen und mit Dankbarkeit annehmen!
Fragen: Wie hat Gott in letzter Zeit auf deine Bedürfnisse geantwortet? Gibt es Wünsche tief in deinem Herzen, die du bisher unter Verschluss gehalten hast, selbst vor Gott? Ist da irgendetwas in deinem Herzen, dass dich davon abhält zu glauben, dass Gott hören möchte, was du willst oder dass er dir gute Dinge schenkt?
Gebet: Vater, wir glauben an dich – hilf unserem Unglauben. Wir wissen, dass du uns liebst und dich um uns kümmerst. Jedoch bleiben wir oft bei unserer Sorge stehen und sind voller Ängste statt dass wir in dieser übergrossen Freiheit, für die du uns geschaffen hast, leben. Du weisst, was wir brauchen, bevor wir es wissen. Und du weisst es so viel besser als wir. Danke, dass du möchtest, dass wir zu dir kommen und dich um das bitten, was wir brauchen und was wir uns wünschen. Was für ein Vorrecht! Hilf uns, es nicht als selbstverständlich anzunehmen. Gib uns ein dankbares, ungeteiltes Herz, das erkennt, was du uns bereits alles geschenkt hast. Herr gib uns das, worum wir dich bitten würden, wenn wir deine Weisheit hätten. Amen.
Wir danken Elizabeth Szeremeta für den Hinweis auf die Vertonung des Vaterunsers durch den polnischen Komponisten Stanisław Moniuszko (1819-1872). Wenn du eine Lieblingsversion des Vaterunser hast, sende sie uns zu!
*Ich schreibe diese Reihe von Tune-lns aus den Notizen eines Kleingruppen-Studiums über das Vaterunser, welches ich in der Amerikanischen Kirche in Berlin leite. Ich verwende dafür einen Grossteil von diesen drei Quellen: Martin Luthers „Ein leichter Weg zu beten“, N.T. Wrights „Der Herr und sein Gebet“ und Tim Kellers „Gebet“ (in welchem er viel von Luther, John Calvin und dem Hl. Augustin übernimmt).
ENGLISH
In our last TuneIn* we looked at the petition, “Give us this day our daily bread,” but from the account found in the Gospel of Matthew, which focuses more on the blessings of the coming Kingdom of God. In this reflection we will turn toward Luke’s account of the prayer, which is a more practical petition for, quite literally, daily bread. However, the accounts do not stand in opposition to one another. This is not an either/or; it is a both/and. Luke’s version should not be considered shallow or less important. Daily needs and desires point beyond themselves to God’s promise of the Kingdom, in which death and sorrow will be no more. But this means that the promise of the Kingdom includes those needs.
When Jesus gave us this petition, we received an invitation to open our hearts to God, to lay bare our desires before him. We come with our needs, expectant of a positive response, but we do so changed by our satisfaction in him and our trust. We do not come with anxious, arrogant demands, ordering God to give us exactly what we want. Many things we would have agonized over, we now ask for without desperation.
For artists, the prayer for daily bread is quite real. Many of us are no strangers to financial struggles and the prayer for provision may be quite literal. The struggle to reach a point of career satisfaction is also very real; many of us long for more opportunities, greater recognition, or simply greater fulfilment in our work. Many of us feel frustrated, sure that we could be doing something better or simply something different. We might want to ask God to help us to learn how to practice our craft better in order to improve more. And for those of us enjoying success, we may struggle to discern which opportunities we should take, and we may be negatively overwhelmed by everything before us, or we might feel lonely or used.
What do we pray for when we pray for our daily bread? Here are some ideas:
For meaningful work, for our callings to be realized, for guidance.
Emotional provision: friends, beauty, pleasure, opportunities to learn and serve.
Physical provision: sustenance, health, rest, medical care.
Wisdom— for when God gives us wisdom and insight, we are provided with the necessary means to move forward.
And, contentment! Sometimes God provides for us by making us grateful for what we already have.
We come and ask, “Lord, give me what I would ask for if I had your wisdom.”
We cannot honestly talk about prayer without acknowledging the factthat God sometimes says, “No” or, “Wait.” How do we respond to unanswered prayer or desires left unfulfilled? It is okay to be disappointed and to deeply grieve things lost or dreams broken. But we can hold that honesty in tension with the belief that God is the giver of good gifts and that he will give us what we need. This does not mean that disappointments and loss do not devastate, but we believe that he walks through those moments with us. (Psalm 84:11, Philippians 4:19; 2 Peter 1:3). Just after Jesus finished giving us this prayer, he encouraged us to be bold in asking things of our Heavenly Father, assuring us that God is willing and able to give us good gifts (Luke 11:5-13). Let’s make it a practice to both ask boldly for our “daily bread”, and alsodiscipline ourselves to notice, name and express gratitude for the things God gives us.
Questions: How has God been meeting your needs recently? Are there desires deep in your heart that you haven’t dared to utter, even to God? Is there anything in your heart that prevents you from believing God wants to hear what you want or give you good things?
Prayer: Father, we believe; forgive our unbelief. We know that you love us and provide for us, but we dwell with anxiety and live with fear and striving instead of living in the abundant freedom for which you created us. You know what we need before we do, and you know it far better than we. Thank you that you want us to come to you and ask for what we need and what we desire. What a privilege! Help us not to take it for granted. Give us a grateful, contented heart, quick to see what you’ve already given us and the boldness to ask you persistently for what we want. And give us indeed, Lord, what we would ask for if we had your wisdom. Amen.
Text: Lauren Franklin-Steinmetz
We are grateful that Elizabeth Szeremeta sent us a setting of the Lord’s Prayer from Polish composer Stanisław Moniuszko (1819-1872). If you have a favorite setting please do send it in! We’d love to be able to share it.
*I am writing this series of TuneIns from my notes for a small group study on the Lord’s Prayer I led for the American Church Berlin. I draw very heavily from three sources: Martin Luther’s A Simple Way to Pray, NT Wright’s The Lord and His Prayer, and Tim Keller’s Prayer (in which he in turn draws from Luther, John Calvin and St Augustine).
DEUTSCH
In unserem letzten Tune-In* ging es um die Bitte „Unser tägliches Brot gib uns heute“ – aus der Sicht des Apostels Matthäus, wo der Fokus auf dem Segen des kommenden Reiches Gottes liegt. Nun wenden wir uns der Version von Lukas zu, wo mehr das tägliche Brot – im wahrsten Sinn des Wortes – gemeint ist. Die beiden Berichte stehen nicht in Konkurrenz zueinander. Es handelt sich also nicht um ein „Entweder-oder“, sondern um ein „Sowohl-als-auch“. Die Version von Lukas sollte demnach nicht als zweitrangig behandelt werden. Denn die täglichen Bedürfnisse und Wünsche weisen über sich selbst hinaus auf Gottes Verheissung seines Reiches, wo weder Tod noch Sorge sein werden. Dies bedeutet aber umgekehrt auch, dass die Verheissung dieses Reiches unsere Bedürfnisse mit einschliesst.
Mit der Bitte lädt uns Jesus ein, unsere Herzen Gott zu öffnen und ihm all unsere Wünsche zu bringen. Wir nennen ihm unsere Bedürfnisse in Erwartung einer positiven Antwort. Dies tun wir nun in einer Haltung, die aus dem Frieden Gottes und aus dem Vertrauen zu ihm kommt. Wir bitten weder angsterfüllt noch arrogant und befehlen Gott auch nicht, uns genau das zu geben, was wir wollen. Viele Dinge, um derentwillen wir uns vielleicht gequält haben, können wir nun vertrauensvoll ins Gebet fassen.
Für Künstler ist das Gebet um das tägliche Brot sehr real. Viele von uns kennen finanzielle Probleme, und die Bitte um Versorgung ist entsprechend sehr wörtlich zu nehmen. Auch die Herausforderungen einer künstlerischen Karriere sind äusserst konkret: Viele unter uns suchen nach besseren Karriere-Möglichkeiten, nach grösserer Aufmerksamkeit oder nach tieferer Erfüllung im künstlerischen Schaffensprozess. Sie sind frustriert, wo sie merken, dass sie eigentlich besser oder irgendwie anders arbeiten müssten. Dann liegt es nahe, Gott um Hilfe zu bitten, dass sich die künstlerischen Fähigkeiten (das künstlerische Handwerk eingeschlossen) verbessern. Und für die Erfolgreichen unter uns könnten es schwierig sein, zu entscheiden, durch welche offene Tür sie gehen sollen. Vielleicht fühlen sie sich von all den Zukunftsaussichten überfordert – und dabei zutiefst allein oder sogar von anderen ausgenutzt.
Wofür beten wir, wenn wir um unser tägliches Brot bitten? Hier ein paar Vorschläge:
Für eine sinnvolle Arbeit. Dass wir unsere Berufung leben. Für Gottes Führung.
Für emotionale Versorgung: Für Freunde, Schönheit, Befriedigung und Gelegenheiten, zu lernen und zu dienen.
Für physische Versorgung: Für Nahrung, Gesundheit, Ruhezeiten und medizinische Hilfe.
Für Weisheit! Denn wenn Gott uns Weisheit und Einsicht schenkt, sind wir mit dem Nötigsten ausgestattet, was es zum Weitergehen braucht.
Und dann: für Zufriedenheit! Manchmal zeit uns Gott seine Fürsorge, indem er uns für das, was wir bereits haben, neue Dankbarkeit schenkt!
Oder wir kommen und bitten: „Herr, gib mir, worum ich dich bitten würde, wenn ich deine Weisheit hätte!“
Wenn wir über das Gebet sprechen, können wir nicht verschweigen, dass Gott manchmal „nein“ sagt oder uns warten lässt. Was tun wir, wenn Gebete unbeantwortet und wenn Wünsche unerfüllt bleiben? Wenn wir etwas verlieren oder wenn ein Traum platzt? Es ist in Ordnung, dann traurig zu sein. Diese ehrlichen Gefühle gilt es nun in Beziehung (und in Spannung) zu setzen mit dem Glauben, dass Gott der Geber aller guten Gaben ist und uns gibt, was wir brauchen. Das heisst nicht, dass Enttäuschungen und Verlust nicht tief erschüttern könnten. Aber trotzdem glauben wir, dass er mit uns durch diese Zeiten hindurch geht (Psalm 84,11; Philipper 4,19; 2. Petrus 1,3). Unmittelbar nachdem Jesus dieses Gebet gibt, ermutigt er uns, unseren himmlischen Vater kühn um Dinge zu bitten, und er versichert uns, dass Gott gerne gute Gaben gibt (Lukas 11,5-13). Lasst uns also kühn um das „tägliche Brot“ bitten und zugleich das, was Gott gibt, erkennen, benennen und mit Dankbarkeit annehmen!
Fragen: Wie hat Gott in letzter Zeit auf deine Bedürfnisse geantwortet? Gibt es Wünsche tief in deinem Herzen, die du bisher unter Verschluss gehalten hast, selbst vor Gott? Ist da irgendetwas in deinem Herzen, dass dich davon abhält zu glauben, dass Gott hören möchte, was du willst oder dass er dir gute Dinge schenkt?
Gebet: Vater, wir glauben an dich – hilf unserem Unglauben. Wir wissen, dass du uns liebst und dich um uns kümmerst. Jedoch bleiben wir oft bei unserer Sorge stehen und sind voller Ängste statt dass wir in dieser übergrossen Freiheit, für die du uns geschaffen hast, leben. Du weisst, was wir brauchen, bevor wir es wissen. Und du weisst es so viel besser als wir. Danke, dass du möchtest, dass wir zu dir kommen und dich um das bitten, was wir brauchen und was wir uns wünschen. Was für ein Vorrecht! Hilf uns, es nicht als selbstverständlich anzunehmen. Gib uns ein dankbares, ungeteiltes Herz, das erkennt, was du uns bereits alles geschenkt hast. Herr gib uns das, worum wir dich bitten würden, wenn wir deine Weisheit hätten. Amen.
Wir danken Elizabeth Szeremeta für den Hinweis auf die Vertonung des Vaterunsers durch den polnischen Komponisten Stanisław Moniuszko (1819-1872). Wenn du eine Lieblingsversion des Vaterunser hast, sende sie uns zu!
*Ich schreibe diese Reihe von Tune-lns aus den Notizen eines Kleingruppen-Studiums über das Vaterunser, welches ich in der Amerikanischen Kirche in Berlin leite. Ich verwende dafür einen Grossteil von diesen drei Quellen: Martin Luthers „Ein leichter Weg zu beten“, N.T. Wrights „Der Herr und sein Gebet“ und Tim Kellers „Gebet“ (in welchem er viel von Luther, John Calvin und dem Hl. Augustin übernimmt).
– 12 junge Menschen zwischen 18 und 23 Jahren
– mit verschiedenen kulturellen Hintergründen
– die Lust haben, bei der Performance «Trigger of Happiness» des portugiesischen Künstlerduos Ana Borralho & João Galante mitzuwirken. Anbei der Open Call mit der Bitten um Weiterleitung – wir freuen uns über zahlreiche Interessenten
Mit dem Forum junger Theaterschaffender schreibt das Schweizer Theatertreffen ein sechstägiges Stipendienprogramm aus, mit dem der Theaternachwuchs aus allen Landesteilen gefördert wird. Das Programm erlaubt 15 Stipendiatinnen und Stipendiaten bis 35 Jahre, das gesamte sechste Schweizer Theatertreffen (22. – 26. Mai 2019 im Wallis) fragend und kritisch zu begleiten.
Die Ausschreibung richtet sich an junge Theaterschaffende aus den Professionen Regie, Schauspiel, Dramaturgie, Ausstattung, Performance, Theaterwissenschaft, Hörspiel, Video, Schreiben, Musik, Theaterpädagogik und weiteren künstlerischen Disziplinen. Ausdrücklich zur Bewerbung aufgefordert werden zudem Studierende von Kunsthochschulen und kunstwissenschaftlichen Fächern.
Für Fragen wendet ihr euch bitte an:
Schweizer Theatertreffen
Forum junger Theaterschaffender
c/o Tristan Jäggi, Forumsverantwortlicher
Institut für Theaterwissenschaft / Mittelstrasse 43 / CH-3012 Bern
The first part of the prayer Jesus gave us* is all about God. We are not to let our own needs and issues dominate prayer; we are rather to prioritize praising and honoring him. Adoration and thanksgiving – God-centeredness – comes first, because it heals the heart of self-centeredness, which curves us in on ourselves and distorts our vision. By focusing first on God, we remember just who it is that we’re praying to, which both reaffirms our trust in our loving father and prevents us from treating God like a cosmic vending machine. Now that the prayer is nearly half-over, and our vision is reframed and clarified by the greatness of God, we can turn to our own needs and those of the world.
When Jesus prayed for daily bread, he was using familiar imagery. God uses food and feasting to provide for the daily needs of his children AND to point to the Kingdom. The original hearers of Jesus’ prayer would have recognized the imagery of bread, and they would have recalled God’s previous provision: milk and honey and manna and quail. They would have also recalled the imagery used in Hebrew scripture: “He prepares a table for me in the presence of my enemies…” (Ps. 23), as well as the great banquet in Isaiah 25:6-8: “On this mountain the LORD of hosts will make for all peoples a feast of rich food, a feast of well-aged wine, of rich full of marrow, of aged wine well refined. And he will swallow up on this mountain the covering that is cast over all peoples, the veil that is spread over all nations. He will swallow up death forever; and the LORD GOD will wipe away tears from all faces, and the reporach of his people he will take away from all the earth, for the LORD has spoken.” Jesus was offering everyone the daily bread that spoke of the Kingdom of God, praying a prayer for complete fulfilment of the Kingdom – for God’s people to be rescued from hunger, guilt and fear.
Interestingly, however, the translations of the prayer found in the Gospels of Matthew and Luke differ somewhat. In Greek, Matthew says something like, “Give us TODAY our daily bread for TOMORROW.” But Luke says, “Give us each day our daily bread.” Matthew is saying: Give us, here and now, the bread of life which is promised for the great Tomorrow – give us the blessings of the coming Kingdom right now. This really points to how Kingdom-focused we are to be! Even when we are praying for our most basic needs, we are reminded that what we really need is God and his Kingdom.
This also turns our eyes to the social dimension of this petition. Jesus spent time breaking bread and feasting with his friends — including misfits and social outcasts — celebrating with them. And he explained these parties by telling stories about lost sheep being found, lost coins being discovered, and lost sons being confronted by a father’s love. Martin Luther reminds us that as Christians awaiting the coming Kingdom, praying for daily bread also means praying for the health and prospering of our societies: that all mankind will be fed, have employment, and live in conditions conducive to human flourishing.
Luke’s version is equally important, of course, and with our next TUNE IN we will look at the more personal aspects of this petition: what asking for daily bread means for us personally, particularly as artists. But until then, and perhaps especially as Lent commences, let’s ask God to rightly order our loves (as St. Augustine says), so that our desires are aligned with the values of God’s Kingdom, and that we see ourselves within that broader context.
Prayer: Lord, you have provided for your children throughout the generations and you invite us to feast together while remembering your promise of future Shalom. hank you for your provision and for your great love. Thank you that you have redeemed and are redeeming the world, and thank you that we get to be a part of building for your Kingdom in the here and now. As this Lenten season starts, help me to be mindful of my need for you and your Kingdom, as well as seeing the needs of my neighbors. Amen.
Text: Lauren Franklin-Steinmetz
Music: As always, here is a setting of the Lord’s Prayer sent to us by Michael Stenov. If you have a favorite setting, please send it to us! We’d love to hear it and share it.
*I am writing this series of TuneIns from my notes for a small group study on the Lord’s Prayer I led for the American Church Berlin. I draw very heavily from three sources: Martin Luther’s A Simple Way to Pray, NT Wright’s The Lord and His Prayer, and Tim Keller’s Prayer (in which he in turn draws from Luther, John Calvin and St Augustine).
DEUTSCH
Der erste Teil des Vater Unser* handelt ausschliesslich von Gott. Wir sollen unser Gebet nicht von eigenen Bedürfnissen und Anliegen dominieren lassen, sondern dem Lobpreis und der Ehre Gottes die erste Stelle einräumen. Anbetung und Dank – die Ausrichtung auf Gott – kommen zuerst. Dadurch wird unser Herz von jener Ichbezogenheit geheilt, die bewirkt, dass wir in uns selbst gekrümmt bleiben und den Blick nach aussen verlieren. Wenn wir uns zuerst darauf besinnen, zu wem wir eigentlich beten, wird unser Vertrauen in den liebenden Vater neu gestärkt, und wir können Gott nicht mehr als kosmische Wunschmaschine behandeln. Nun, da das Gebet schon fast in der Hälfte angelangt ist und unsere Sicht für die Grösse Gottes geweitet und geschärft wurde, können wir uns unseren eigenen Bedürfnissen und jenen der Welt zuwenden.
Wenn Jesus für das tägliche Brot betet, bedient er sich er sich einer damals üblichen Symbolik. Gott sorgt durch Mahlzeiten und Feste für die täglichen Bedürfnisse seiner Kinder UND gibt uns dadurch Zeichen seiner Herrschaft. Die damaligen Hörer des Gebetes Jesu werden diese Brotsymbolik verstanden und sich an Gottes bisherige Versorgung erinnert haben: an Milch und Honig, an Manna und Wachteln. Sie werden die Symbolik in der hebräischen Schrift vor Augen gehabt haben, in der er heisst: „Er bereitet mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde…“ (Ps. 23) – und dann das grosse Bankett in Jesaja 25,6-8: „Und der HERR Zebaoth wird auf diesem Berge allen Völkern ein fettes Mahl machen, ein Mahl von reinem Wein, von Fett, von Mark, von Wein, darin keine Hefe ist. Und er wird auf diesem Berge die Hülle wegnehmen, mit der alle Völker verhüllt sind, und die Decke, mit der alle Heiden zugedeckt sind. Er wird den Tod verschlingen auf ewig. Und Gott der HERRwird die Tränen von allen Angesichtern abwischen und wird aufheben die Schmach seines Volkes in allen Landen; denn der HERRhat’s gesagt.“ Jesus hat jedem das tägliche Brot angeboten, welches Gottes Reich bezeugt. Er tat dies, indem er um das vollständige Kommen der Herrschaft bat und damit um die Erlösung des Gottesvolks von Hunger, Schuld und Angst.
Interessanterweise sind die Formulierungen des Gebetes im Matthäus- und Lukas-Evangelium unterschiedlich: Auf Griechisch schreibt Matthäus: „Gib uns HEUTE unser tägliches Brot für MORGEN.“ Aber Lukas schreibt: „Gib uns jeden Tag unser tägliches Brot.“ Matthäus meint damit: Gib uns, hier und jetzt, das Brot des Lebens, welches ein Versprechen für ein grossartiges Morgen ist; gib uns den Segen des kommenden Reiches schon jetzt. Dies zeigt uns sehr deutlich auf, wie stark wir uns auf das Reich Gottes ausrichten sollen! Selbst wenn wir für unsere Grundbedürfnisse beten, sollen wir uns daran erinnern, dass das, was wir wirklich brauchen, Gott und sein Reich sind.
Dies verweist uns nun auf die der soziale Dimension dieser Bitte. Jesus hat Zeit damit verbracht, Brot zu brechen, mit seinen Freunden zu essen — auch mit den Aussenseitern und sozial Ausgeschlossenen — und mit ihnen zu feiern. Und er machte dies den Leuten verständlich, indem er Geschichten erzählte über das verlorene und wiedergefundene Schaf, über die verlorenen und wiederentdeckten Münzen und über den verlorenen Sohn, der auf die Liebe des Vaters trifft. Martin Luther erinnert uns daran, dass wir als Christen auf das kommende Reich warten und währenddessen für das tägliche Brot beten sollen, was so viel bedeutet wie dass wir für die Gesundheit und das Aufblühen unserer Gesellschaft beten sollen. Etwa dafür, dass jeder satt wird, einen Arbeitsplatz hat und unter solchen Bedingungen lebt, die sein Leben aufblühen lassen.
Die Version von Lukas ist natürlich genauso wichtig. Im nächsten Tune werden wir stärker die persönlichen Aspekte dieser Bitte betrachten: Was bedeutet es für uns persönlich, nach dem täglichen Brot zu fragen, besonders als Künstler? Aber bis dahin, und besonders da nun die Fastenzeit beginnt, lasst uns Gott bitten, unsere Liebe recht auszurichten (wie es der Hl. Augustinus gesagt hat), sodass wir uns selbst in diesem grösseren Kontext sehen.
Gebet: Herr, du versorgst deine Kinder durch Generationen hindurch und du lädst auch uns ein, gemeinsam zu feiern. Dadurch erinnern wir uns an dein Versprechen des zukünftigen Friedens. Danke für deine Versorgung und für deine grosse Liebe. Danke, dass du die Welt erlöst hast und erlösen wirst. Und danke, dass wir am Aufbau deines Reiches schon hier und jetzt Anteil haben dürfen. Wenn jetzt die Fastenzeit beginnt, so hilf, unsere Anliegen auf dich und dein Reich auszurichten und auch die Bedürfnisse unserer Nächsten zu sehen. Amen.
Musik: Michael Steno hat uns diesen Link geschickt. Wenn du eine Lieblingsumgebung hast, bitte sende sie uns!
*Ich schreibe diese Reihe von Tune-lns aus den Notizen eines Kleingruppen-Studiums über das Vaterunser, welches ich in der Amerikanischen Kirche in Berlin leite. Ich verwende dafür einen Grossteil von diesen drei Quellen: Martin Luthers „Ein leichter Weg zu beten“, N.T. Wrights „Der Herr und sein Gebet“ und Tim Kellers „Gebet“ (in welchem er viel von Luther, John Calvin und dem Hl. Augustin übernimmt).
ENGLISH
The first part of the prayer Jesus gave us* is all about God. We are not to let our own needs and issues dominate prayer; we are rather to prioritize praising and honoring him. Adoration and thanksgiving – God-centeredness – comes first, because it heals the heart of self-centeredness, which curves us in on ourselves and distorts our vision. By focusing first on God, we remember just who it is that we’re praying to, which both reaffirms our trust in our loving father and prevents us from treating God like a cosmic vending machine. Now that the prayer is nearly half-over, and our vision is reframed and clarified by the greatness of God, we can turn to our own needs and those of the world.
When Jesus prayed for daily bread, he was using familiar imagery. God uses food and feasting to provide for the daily needs of his children AND to point to the Kingdom. The original hearers of Jesus’ prayer would have recognized the imagery of bread, and they would have recalled God’s previous provision: milk and honey and manna and quail. They would have also recalled the imagery used in Hebrew scripture: “He prepares a table for me in the presence of my enemies…” (Ps. 23), as well as the great banquet in Isaiah 25:6-8: “On this mountain the LORD of hosts will make for all peoples a feast of rich food, a feast of well-aged wine, of rich full of marrow, of aged wine well refined. And he will swallow up on this mountain the covering that is cast over all peoples, the veil that is spread over all nations. He will swallow up death forever; and the LORD GOD will wipe away tears from all faces, and the reporach of his people he will take away from all the earth, for the LORD has spoken.” Jesus was offering everyone the daily bread that spoke of the Kingdom of God, praying a prayer for complete fulfilment of the Kingdom – for God’s people to be rescued from hunger, guilt and fear.
Interestingly, however, the translations of the prayer found in the Gospels of Matthew and Luke differ somewhat. In Greek, Matthew says something like, “Give us TODAY our daily bread for TOMORROW.” But Luke says, “Give us each day our daily bread.” Matthew is saying: Give us, here and now, the bread of life which is promised for the great Tomorrow – give us the blessings of the coming Kingdom right now. This really points to how Kingdom-focused we are to be! Even when we are praying for our most basic needs, we are reminded that what we really need is God and his Kingdom.
This also turns our eyes to the social dimension of this petition. Jesus spent time breaking bread and feasting with his friends — including misfits and social outcasts — celebrating with them. And he explained these parties by telling stories about lost sheep being found, lost coins being discovered, and lost sons being confronted by a father’s love. Martin Luther reminds us that as Christians awaiting the coming Kingdom, praying for daily bread also means praying for the health and prospering of our societies: that all mankind will be fed, have employment, and live in conditions conducive to human flourishing.
Luke’s version is equally important, of course, and with our next TUNE IN we will look at the more personal aspects of this petition: what asking for daily bread means for us personally, particularly as artists. But until then, and perhaps especially as Lent commences, let’s ask God to rightly order our loves (as St. Augustine says), so that our desires are aligned with the values of God’s Kingdom, and that we see ourselves within that broader context.
Prayer: Lord, you have provided for your children throughout the generations and you invite us to feast together while remembering your promise of future Shalom. hank you for your provision and for your great love. Thank you that you have redeemed and are redeeming the world, and thank you that we get to be a part of building for your Kingdom in the here and now. As this Lenten season starts, help me to be mindful of my need for you and your Kingdom, as well as seeing the needs of my neighbors. Amen.
Text: Lauren Franklin-Steinmetz
Music: As always, here is a setting of the Lord’s Prayer sent to us by Michael Stenov. If you have a favorite setting, please send it to us! We’d love to hear it and share it.
*I am writing this series of TuneIns from my notes for a small group study on the Lord’s Prayer I led for the American Church Berlin. I draw very heavily from three sources: Martin Luther’s A Simple Way to Pray, NT Wright’s The Lord and His Prayer, and Tim Keller’s Prayer (in which he in turn draws from Luther, John Calvin and St Augustine).
DEUTSCH
Der erste Teil des Vater Unser* handelt ausschliesslich von Gott. Wir sollen unser Gebet nicht von eigenen Bedürfnissen und Anliegen dominieren lassen, sondern dem Lobpreis und der Ehre Gottes die erste Stelle einräumen. Anbetung und Dank – die Ausrichtung auf Gott – kommen zuerst. Dadurch wird unser Herz von jener Ichbezogenheit geheilt, die bewirkt, dass wir in uns selbst gekrümmt bleiben und den Blick nach aussen verlieren. Wenn wir uns zuerst darauf besinnen, zu wem wir eigentlich beten, wird unser Vertrauen in den liebenden Vater neu gestärkt, und wir können Gott nicht mehr als kosmische Wunschmaschine behandeln. Nun, da das Gebet schon fast in der Hälfte angelangt ist und unsere Sicht für die Grösse Gottes geweitet und geschärft wurde, können wir uns unseren eigenen Bedürfnissen und jenen der Welt zuwenden.
Wenn Jesus für das tägliche Brot betet, bedient er sich er sich einer damals üblichen Symbolik. Gott sorgt durch Mahlzeiten und Feste für die täglichen Bedürfnisse seiner Kinder UND gibt uns dadurch Zeichen seiner Herrschaft. Die damaligen Hörer des Gebetes Jesu werden diese Brotsymbolik verstanden und sich an Gottes bisherige Versorgung erinnert haben: an Milch und Honig, an Manna und Wachteln. Sie werden die Symbolik in der hebräischen Schrift vor Augen gehabt haben, in der er heisst: „Er bereitet mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde…“ (Ps. 23) – und dann das grosse Bankett in Jesaja 25,6-8: „Und der HERR Zebaoth wird auf diesem Berge allen Völkern ein fettes Mahl machen, ein Mahl von reinem Wein, von Fett, von Mark, von Wein, darin keine Hefe ist. Und er wird auf diesem Berge die Hülle wegnehmen, mit der alle Völker verhüllt sind, und die Decke, mit der alle Heiden zugedeckt sind. Er wird den Tod verschlingen auf ewig. Und Gott der HERRwird die Tränen von allen Angesichtern abwischen und wird aufheben die Schmach seines Volkes in allen Landen; denn der HERRhat’s gesagt.“ Jesus hat jedem das tägliche Brot angeboten, welches Gottes Reich bezeugt. Er tat dies, indem er um das vollständige Kommen der Herrschaft bat und damit um die Erlösung des Gottesvolks von Hunger, Schuld und Angst.
Interessanterweise sind die Formulierungen des Gebetes im Matthäus- und Lukas-Evangelium unterschiedlich: Auf Griechisch schreibt Matthäus: „Gib uns HEUTE unser tägliches Brot für MORGEN.“ Aber Lukas schreibt: „Gib uns jeden Tag unser tägliches Brot.“ Matthäus meint damit: Gib uns, hier und jetzt, das Brot des Lebens, welches ein Versprechen für ein grossartiges Morgen ist; gib uns den Segen des kommenden Reiches schon jetzt. Dies zeigt uns sehr deutlich auf, wie stark wir uns auf das Reich Gottes ausrichten sollen! Selbst wenn wir für unsere Grundbedürfnisse beten, sollen wir uns daran erinnern, dass das, was wir wirklich brauchen, Gott und sein Reich sind.
Dies verweist uns nun auf die der soziale Dimension dieser Bitte. Jesus hat Zeit damit verbracht, Brot zu brechen, mit seinen Freunden zu essen — auch mit den Aussenseitern und sozial Ausgeschlossenen — und mit ihnen zu feiern. Und er machte dies den Leuten verständlich, indem er Geschichten erzählte über das verlorene und wiedergefundene Schaf, über die verlorenen und wiederentdeckten Münzen und über den verlorenen Sohn, der auf die Liebe des Vaters trifft. Martin Luther erinnert uns daran, dass wir als Christen auf das kommende Reich warten und währenddessen für das tägliche Brot beten sollen, was so viel bedeutet wie dass wir für die Gesundheit und das Aufblühen unserer Gesellschaft beten sollen. Etwa dafür, dass jeder satt wird, einen Arbeitsplatz hat und unter solchen Bedingungen lebt, die sein Leben aufblühen lassen.
Die Version von Lukas ist natürlich genauso wichtig. Im nächsten Tune werden wir stärker die persönlichen Aspekte dieser Bitte betrachten: Was bedeutet es für uns persönlich, nach dem täglichen Brot zu fragen, besonders als Künstler? Aber bis dahin, und besonders da nun die Fastenzeit beginnt, lasst uns Gott bitten, unsere Liebe recht auszurichten (wie es der Hl. Augustinus gesagt hat), sodass wir uns selbst in diesem grösseren Kontext sehen.
Gebet: Herr, du versorgst deine Kinder durch Generationen hindurch und du lädst auch uns ein, gemeinsam zu feiern. Dadurch erinnern wir uns an dein Versprechen des zukünftigen Friedens. Danke für deine Versorgung und für deine grosse Liebe. Danke, dass du die Welt erlöst hast und erlösen wirst. Und danke, dass wir am Aufbau deines Reiches schon hier und jetzt Anteil haben dürfen. Wenn jetzt die Fastenzeit beginnt, so hilf, unsere Anliegen auf dich und dein Reich auszurichten und auch die Bedürfnisse unserer Nächsten zu sehen. Amen.
Musik: Michael Steno hat uns diesen Link geschickt. Wenn du eine Lieblingsumgebung hast, bitte sende sie uns!
*Ich schreibe diese Reihe von Tune-lns aus den Notizen eines Kleingruppen-Studiums über das Vaterunser, welches ich in der Amerikanischen Kirche in Berlin leite. Ich verwende dafür einen Grossteil von diesen drei Quellen: Martin Luthers „Ein leichter Weg zu beten“, N.T. Wrights „Der Herr und sein Gebet“ und Tim Kellers „Gebet“ (in welchem er viel von Luther, John Calvin und dem Hl. Augustin übernimmt).
ENGLISH
When we pray for the Kingdom of God to come, what are we praying for?
Hallowed be your name First, we can look back at the phrase immediately preceding this petition: hallowed be your name. How can we make God’s name holy, when it simply is, in and of itself, holy? We discover that it is a request that we are able to make his name holy, that all his creation, ourselves included, would be worthy bearers of his name and that we would actively glorify him in all we do. “Lord, your name be glorified throughout the earth! Hallowed by your name!” In order for us to pray for God’s Kingdom to come, we first commit ourselves to hallowing his name.
Already, but not yet As Christians, we live in the “already, but not yet”. God invaded space and time when Jesus came at Christmas, and he defeated death with the empty tomb at Easter. But we still wait his ultimate coming, the final ending of death. When we pray for his Kingdom to come, we pray for him to finish what he started and for him to come and rule for all time.
A carpenter?! Jesus’ followers, the original recipients of this prayer, were well-versed in the prophesies about the coming Kingdom. They were expecting God to sweep in as King and claim glory and power, and for him establish his kingdom. How confusing it must have been to realize that a poor carpenter from Nazareth was the Messiah!
„On earth“! Western Christianity has tended to shy away from this element of the teaching, focusing only on our personal relationship to Christ and the future ultimate Kingdom. But the “on earth” part is really important! To ignore that is to ignore that through Jesus something actually happened, that something is happening, and that something will happen. We remember and celebrate what has happened, we actively build his Kingdom in the here and now, and we look for the coming Kingdom.
Playing God’s composition As Christ’s followers, as his image-bearers on earth, we are one major way that God continually brings about his Kingdom on earth. One metaphor borrowed from NT Wright is helpful: Jesus has written the greatest piece of music of all time, and Christians are musicians who, enthralled by his composition ourselves, perform it over and over before a world filled with cacophony. For those of us who are artists by vocation, this metaphor (however imperfect) hits even closer to home. We have been given crafts to hone which can point to the coming Kingdom. We create beauty and tell stories that point to a greater reality.
Questions: How can I build for the Kingdom today also as an artist? How does the work I do point to the Kingdom?
Thanks to Claudia Gebauer, who sent a link to this setting of the Lord’s Prayer. We’d love to hear your favorite setting(s) as well! Do send them in!
*I am writing this series of TuneIns from my notes for a small group study on the Lord’s Prayer I am leading for the American Church Berlin. I draw very heavily from three sources: Martin Luther’s A Simple Way to Pray, NT Wright’s The Lord and His Prayer, and Tim Keller’s Prayer (in which he in turn draws from Luther, John Calvin and St Augustine).
Text: Lauren Franklin-Steinmetz / Cellist, Berlin
DEUTSCH
Wenn wir beten, dass das Reich Gottes kommen möge: Wofür beten wir dann eigentlich?
Dein Name werde geheiligt Nehmen wir uns zunächst die Bitte vor, die unmittelbar vorausgeht: „Dein Name werde geheiligt“. Wie können wir Gottes Name heilig „machen“, wenn er schon von sich aus und in sich heilig ist? Darin muss eine Aufforderung stecken, der nachzukommen wir imstande sind. Wir sollen uns – zusammen mit der gesamten Schöpfung – der Tatsache als würdig erweisen, dass wir diesen Namen anrufen und als Ebenbilder Gottes auch selber tragen dürfen. Und dass wir ihn deshalb aktiv und durch alles hindurch, was wir tun, ehren sollen: „Herr, Dein Name sei gelobt in aller Welt! Geheiligt werde Dein Name!“ Damit wir für das Kommen seines Reiches bitten können, müssen wir uns zuerst dazu verpflichten, seinen Namen zu heiligen.
Schon jetzt, aber noch nicht Als Christen leben wir im „Schon jetzt, aber noch nicht“. Gott ist an Weihnachten in den Raum und in die Zeit eingetreten und hat an Ostern mit dem leeren Grab den Tod besiegt. Und dennoch warten wir auf sein letztes Kommen, auf das endgültige Ende des Todes. Wenn wir darum bitten, dass sein Reich komme, dann beten wir darum, dass er vollendet, was er begonnen hat, und dass er kommt, um für alle Zeiten zu regieren.
Ein Schreiner?! Die Jünger von Jesus waren als die ersten Hörer dieses Gebets mit den prophetischen Worten über das kommende Reich bestens vertraut. Sie erwarteten, dass Gott als König diese Welt betreten würde, um, mit Ruhm und Macht bekleidet, seine Herrschaft zu errichten. Wie verstörend muss für sie gewesen sein, in einem armen Schreiner aus Nazareth den Messias zu erkennen!
„Auf dieser Erde“! Das abendländische Christentum hat sich in der Folge eher davor gescheut, über das Reich Gottes zu lehren. Statt dessen hat es die persönliche Beziehung zu Christus und das Kommen des endzeitlichen Reiches betont. Aber dass das Reich Gottes auf „diese Erde“ kommt, ist sehr wichtig! Dies zu ignorieren würde heissen, dass wir ignorieren: Etwas geschah, geschieht und wird wirklich geschehen. Wir gedenken daran und feiern, was geschehen ist. Wir bauen aktiv an seinem Reich hier und jetzt und halten gleichzeitig Ausschau nach dem künftigen Reich.
Gottes Komposition spielen Gott baut sein Reich auf unserer Erde besonders durch uns, die Nachfolger Christi und seine irdischen Ebenbilder. Eine Metapher des Theologen NT Wright ist da hilfreich: Jesus hat das grösste Musikstück aller Zeiten komponiert. Christen sind von dieser Musik begeistert und führen als Musiker dieses Werk immer und immer wieder auf, bevor sich die Welt mit Kakophonie füllt. Den Künstlern unter uns mag diese Metapher trotz ihrer Begrenztheit etwas Besonderes sagen. Wir haben Fähigkeiten bekommen, die wir ausbilden und mit denen wir auf das kommende Königreich hinweisen können. Wir schaffen Schönes und erzählen Geschichten, die eine grössere Wirklichkeit andeuten.
Fragen: Wie kann ich an Gottes Reich heute mit-bauen – auch als Künstler? Wie kann, was ich tue, auf das Reich hinweisen?
Ein Dank an Claudia Gebauer, die auf eine weitere Vertonung des „Vater Unser“ hingewiesen hat. Bitte sendet auch weitere Vertonungen des Vater Unser.
* Diese TUNE IN-Serie entsteht im Zusammenhang mit einer Studiengruppe zum Vaterunser, die ich in der „American Church“ in Berlin leite. Ich beziehe mich stark auf drei Quellen: Martin Luther: „Eine einfältige Weise zu beten“. NT Wright: „The Lord and His Prayer“ undTim Keller „Prayer“ (mit Bezügen zu Luther, Calvin und Augustinus).
Text: Lauren Franklin-Steinmetz, Cellistin / Berlin Übersetzung: Beat Rink
ENGLISH
When we pray for the Kingdom of God to come, what are we praying for?
Hallowed be your name First, we can look back at the phrase immediately preceding this petition: hallowed be your name. How can we make God’s name holy, when it simply is, in and of itself, holy? We discover that it is a request that we are able to make his name holy, that all his creation, ourselves included, would be worthy bearers of his name and that we would actively glorify him in all we do. “Lord, your name be glorified throughout the earth! Hallowed by your name!” In order for us to pray for God’s Kingdom to come, we first commit ourselves to hallowing his name.
Already, but not yet As Christians, we live in the “already, but not yet”. God invaded space and time when Jesus came at Christmas, and he defeated death with the empty tomb at Easter. But we still wait his ultimate coming, the final ending of death. When we pray for his Kingdom to come, we pray for him to finish what he started and for him to come and rule for all time.
A carpenter?! Jesus’ followers, the original recipients of this prayer, were well-versed in the prophesies about the coming Kingdom. They were expecting God to sweep in as King and claim glory and power, and for him establish his kingdom. How confusing it must have been to realize that a poor carpenter from Nazareth was the Messiah!
„On earth“! Western Christianity has tended to shy away from this element of the teaching, focusing only on our personal relationship to Christ and the future ultimate Kingdom. But the “on earth” part is really important! To ignore that is to ignore that through Jesus something actually happened, that something is happening, and that something will happen. We remember and celebrate what has happened, we actively build his Kingdom in the here and now, and we look for the coming Kingdom.
Playing God’s composition As Christ’s followers, as his image-bearers on earth, we are one major way that God continually brings about his Kingdom on earth. One metaphor borrowed from NT Wright is helpful: Jesus has written the greatest piece of music of all time, and Christians are musicians who, enthralled by his composition ourselves, perform it over and over before a world filled with cacophony. For those of us who are artists by vocation, this metaphor (however imperfect) hits even closer to home. We have been given crafts to hone which can point to the coming Kingdom. We create beauty and tell stories that point to a greater reality.
Questions: How can I build for the Kingdom today also as an artist? How does the work I do point to the Kingdom?
Thanks to Claudia Gebauer, who sent a link to this setting of the Lord’s Prayer. We’d love to hear your favorite setting(s) as well! Do send them in!
*I am writing this series of TuneIns from my notes for a small group study on the Lord’s Prayer I am leading for the American Church Berlin. I draw very heavily from three sources: Martin Luther’s A Simple Way to Pray, NT Wright’s The Lord and His Prayer, and Tim Keller’s Prayer (in which he in turn draws from Luther, John Calvin and St Augustine).
Text: Lauren Franklin-Steinmetz / Cellist, Berlin
DEUTSCH
Wenn wir beten, dass das Reich Gottes kommen möge: Wofür beten wir dann eigentlich?
Dein Name werde geheiligt Nehmen wir uns zunächst die Bitte vor, die unmittelbar vorausgeht: „Dein Name werde geheiligt“. Wie können wir Gottes Name heilig „machen“, wenn er schon von sich aus und in sich heilig ist? Darin muss eine Aufforderung stecken, der nachzukommen wir imstande sind. Wir sollen uns – zusammen mit der gesamten Schöpfung – der Tatsache als würdig erweisen, dass wir diesen Namen anrufen und als Ebenbilder Gottes auch selber tragen dürfen. Und dass wir ihn deshalb aktiv und durch alles hindurch, was wir tun, ehren sollen: „Herr, Dein Name sei gelobt in aller Welt! Geheiligt werde Dein Name!“ Damit wir für das Kommen seines Reiches bitten können, müssen wir uns zuerst dazu verpflichten, seinen Namen zu heiligen.
Schon jetzt, aber noch nicht Als Christen leben wir im „Schon jetzt, aber noch nicht“. Gott ist an Weihnachten in den Raum und in die Zeit eingetreten und hat an Ostern mit dem leeren Grab den Tod besiegt. Und dennoch warten wir auf sein letztes Kommen, auf das endgültige Ende des Todes. Wenn wir darum bitten, dass sein Reich komme, dann beten wir darum, dass er vollendet, was er begonnen hat, und dass er kommt, um für alle Zeiten zu regieren.
Ein Schreiner?! Die Jünger von Jesus waren als die ersten Hörer dieses Gebets mit den prophetischen Worten über das kommende Reich bestens vertraut. Sie erwarteten, dass Gott als König diese Welt betreten würde, um, mit Ruhm und Macht bekleidet, seine Herrschaft zu errichten. Wie verstörend muss für sie gewesen sein, in einem armen Schreiner aus Nazareth den Messias zu erkennen!
„Auf dieser Erde“! Das abendländische Christentum hat sich in der Folge eher davor gescheut, über das Reich Gottes zu lehren. Statt dessen hat es die persönliche Beziehung zu Christus und das Kommen des endzeitlichen Reiches betont. Aber dass das Reich Gottes auf „diese Erde“ kommt, ist sehr wichtig! Dies zu ignorieren würde heissen, dass wir ignorieren: Etwas geschah, geschieht und wird wirklich geschehen. Wir gedenken daran und feiern, was geschehen ist. Wir bauen aktiv an seinem Reich hier und jetzt und halten gleichzeitig Ausschau nach dem künftigen Reich.
Gottes Komposition spielen Gott baut sein Reich auf unserer Erde besonders durch uns, die Nachfolger Christi und seine irdischen Ebenbilder. Eine Metapher des Theologen NT Wright ist da hilfreich: Jesus hat das grösste Musikstück aller Zeiten komponiert. Christen sind von dieser Musik begeistert und führen als Musiker dieses Werk immer und immer wieder auf, bevor sich die Welt mit Kakophonie füllt. Den Künstlern unter uns mag diese Metapher trotz ihrer Begrenztheit etwas Besonderes sagen. Wir haben Fähigkeiten bekommen, die wir ausbilden und mit denen wir auf das kommende Königreich hinweisen können. Wir schaffen Schönes und erzählen Geschichten, die eine grössere Wirklichkeit andeuten.
Fragen: Wie kann ich an Gottes Reich heute mit-bauen – auch als Künstler? Wie kann, was ich tue, auf das Reich hinweisen?
Ein Dank an Claudia Gebauer, die auf eine weitere Vertonung des „Vater Unser“ hingewiesen hat. Bitte sendet auch weitere Vertonungen des Vater Unser.
* Diese TUNE IN-Serie entsteht im Zusammenhang mit einer Studiengruppe zum Vaterunser, die ich in der „American Church“ in Berlin leite. Ich beziehe mich stark auf drei Quellen: Martin Luther: „Eine einfältige Weise zu beten“. NT Wright: „The Lord and His Prayer“ undTim Keller „Prayer“ (mit Bezügen zu Luther, Calvin und Augustinus).
Text: Lauren Franklin-Steinmetz, Cellistin / Berlin Übersetzung: Beat Rink
ENGLISH
When we pray for the Kingdom of God to come, what are we praying for?
Hallowed be your name First, we can look back at the phrase immediately preceding this petition: hallowed be your name. How can we make God’s name holy, when it simply is, in and of itself, holy? We discover that it is a request that we are able to make his name holy, that all his creation, ourselves included, would be worthy bearers of his name and that we would actively glorify him in all we do. “Lord, your name be glorified throughout the earth! Hallowed by your name!” In order for us to pray for God’s Kingdom to come, we first commit ourselves to hallowing his name.
Already, but not yet As Christians, we live in the “already, but not yet”. God invaded space and time when Jesus came at Christmas, and he defeated death with the empty tomb at Easter. But we still wait his ultimate coming, the final ending of death. When we pray for his Kingdom to come, we pray for him to finish what he started and for him to come and rule for all time.
A carpenter?! Jesus’ followers, the original recipients of this prayer, were well-versed in the prophesies about the coming Kingdom. They were expecting God to sweep in as King and claim glory and power, and for him establish his kingdom. How confusing it must have been to realize that a poor carpenter from Nazareth was the Messiah!
„On earth“! Western Christianity has tended to shy away from this element of the teaching, focusing only on our personal relationship to Christ and the future ultimate Kingdom. But the “on earth” part is really important! To ignore that is to ignore that through Jesus something actually happened, that something is happening, and that something will happen. We remember and celebrate what has happened, we actively build his Kingdom in the here and now, and we look for the coming Kingdom.
Playing God’s composition As Christ’s followers, as his image-bearers on earth, we are one major way that God continually brings about his Kingdom on earth. One metaphor borrowed from NT Wright is helpful: Jesus has written the greatest piece of music of all time, and Christians are musicians who, enthralled by his composition ourselves, perform it over and over before a world filled with cacophony. For those of us who are artists by vocation, this metaphor (however imperfect) hits even closer to home. We have been given crafts to hone which can point to the coming Kingdom. We create beauty and tell stories that point to a greater reality.
Questions: How can I build for the Kingdom today also as an artist? How does the work I do point to the Kingdom?
Thanks to Claudia Gebauer, who sent a link to this setting of the Lord’s Prayer. We’d love to hear your favorite setting(s) as well! Do send them in!
*I am writing this series of TuneIns from my notes for a small group study on the Lord’s Prayer I am leading for the American Church Berlin. I draw very heavily from three sources: Martin Luther’s A Simple Way to Pray, NT Wright’s The Lord and His Prayer, and Tim Keller’s Prayer (in which he in turn draws from Luther, John Calvin and St Augustine).
Text: Lauren Franklin-Steinmetz / Cellist, Berlin
DEUTSCH
Wenn wir beten, dass das Reich Gottes kommen möge: Wofür beten wir dann eigentlich?
Dein Name werde geheiligt Nehmen wir uns zunächst die Bitte vor, die unmittelbar vorausgeht: „Dein Name werde geheiligt“. Wie können wir Gottes Name heilig „machen“, wenn er schon von sich aus und in sich heilig ist? Darin muss eine Aufforderung stecken, der nachzukommen wir imstande sind. Wir sollen uns – zusammen mit der gesamten Schöpfung – der Tatsache als würdig erweisen, dass wir diesen Namen anrufen und als Ebenbilder Gottes auch selber tragen dürfen. Und dass wir ihn deshalb aktiv und durch alles hindurch, was wir tun, ehren sollen: „Herr, Dein Name sei gelobt in aller Welt! Geheiligt werde Dein Name!“ Damit wir für das Kommen seines Reiches bitten können, müssen wir uns zuerst dazu verpflichten, seinen Namen zu heiligen.
Schon jetzt, aber noch nicht Als Christen leben wir im „Schon jetzt, aber noch nicht“. Gott ist an Weihnachten in den Raum und in die Zeit eingetreten und hat an Ostern mit dem leeren Grab den Tod besiegt. Und dennoch warten wir auf sein letztes Kommen, auf das endgültige Ende des Todes. Wenn wir darum bitten, dass sein Reich komme, dann beten wir darum, dass er vollendet, was er begonnen hat, und dass er kommt, um für alle Zeiten zu regieren.
Ein Schreiner?! Die Jünger von Jesus waren als die ersten Hörer dieses Gebets mit den prophetischen Worten über das kommende Reich bestens vertraut. Sie erwarteten, dass Gott als König diese Welt betreten würde, um, mit Ruhm und Macht bekleidet, seine Herrschaft zu errichten. Wie verstörend muss für sie gewesen sein, in einem armen Schreiner aus Nazareth den Messias zu erkennen!
„Auf dieser Erde“! Das abendländische Christentum hat sich in der Folge eher davor gescheut, über das Reich Gottes zu lehren. Statt dessen hat es die persönliche Beziehung zu Christus und das Kommen des endzeitlichen Reiches betont. Aber dass das Reich Gottes auf „diese Erde“ kommt, ist sehr wichtig! Dies zu ignorieren würde heissen, dass wir ignorieren: Etwas geschah, geschieht und wird wirklich geschehen. Wir gedenken daran und feiern, was geschehen ist. Wir bauen aktiv an seinem Reich hier und jetzt und halten gleichzeitig Ausschau nach dem künftigen Reich.
Gottes Komposition spielen Gott baut sein Reich auf unserer Erde besonders durch uns, die Nachfolger Christi und seine irdischen Ebenbilder. Eine Metapher des Theologen NT Wright ist da hilfreich: Jesus hat das grösste Musikstück aller Zeiten komponiert. Christen sind von dieser Musik begeistert und führen als Musiker dieses Werk immer und immer wieder auf, bevor sich die Welt mit Kakophonie füllt. Den Künstlern unter uns mag diese Metapher trotz ihrer Begrenztheit etwas Besonderes sagen. Wir haben Fähigkeiten bekommen, die wir ausbilden und mit denen wir auf das kommende Königreich hinweisen können. Wir schaffen Schönes und erzählen Geschichten, die eine grössere Wirklichkeit andeuten.
Fragen: Wie kann ich an Gottes Reich heute mit-bauen – auch als Künstler? Wie kann, was ich tue, auf das Reich hinweisen?
Ein Dank an Claudia Gebauer, die auf eine weitere Vertonung des „Vater Unser“ hingewiesen hat. Bitte sendet auch weitere Vertonungen des Vater Unser.
* Diese TUNE IN-Serie entsteht im Zusammenhang mit einer Studiengruppe zum Vaterunser, die ich in der „American Church“ in Berlin leite. Ich beziehe mich stark auf drei Quellen: Martin Luther: „Eine einfältige Weise zu beten“. NT Wright: „The Lord and His Prayer“ undTim Keller „Prayer“ (mit Bezügen zu Luther, Calvin und Augustinus).
Text: Lauren Franklin-Steinmetz, Cellistin / Berlin Übersetzung: Beat Rink
ENGLISH
When we pray for the Kingdom of God to come, what are we praying for?
Hallowed be your name First, we can look back at the phrase immediately preceding this petition: hallowed be your name. How can we make God’s name holy, when it simply is, in and of itself, holy? We discover that it is a request that we are able to make his name holy, that all his creation, ourselves included, would be worthy bearers of his name and that we would actively glorify him in all we do. “Lord, your name be glorified throughout the earth! Hallowed by your name!” In order for us to pray for God’s Kingdom to come, we first commit ourselves to hallowing his name.
Already, but not yet As Christians, we live in the “already, but not yet”. God invaded space and time when Jesus came at Christmas, and he defeated death with the empty tomb at Easter. But we still wait his ultimate coming, the final ending of death. When we pray for his Kingdom to come, we pray for him to finish what he started and for him to come and rule for all time.
A carpenter?! Jesus’ followers, the original recipients of this prayer, were well-versed in the prophesies about the coming Kingdom. They were expecting God to sweep in as King and claim glory and power, and for him establish his kingdom. How confusing it must have been to realize that a poor carpenter from Nazareth was the Messiah!
„On earth“! Western Christianity has tended to shy away from this element of the teaching, focusing only on our personal relationship to Christ and the future ultimate Kingdom. But the “on earth” part is really important! To ignore that is to ignore that through Jesus something actually happened, that something is happening, and that something will happen. We remember and celebrate what has happened, we actively build his Kingdom in the here and now, and we look for the coming Kingdom.
Playing God’s composition As Christ’s followers, as his image-bearers on earth, we are one major way that God continually brings about his Kingdom on earth. One metaphor borrowed from NT Wright is helpful: Jesus has written the greatest piece of music of all time, and Christians are musicians who, enthralled by his composition ourselves, perform it over and over before a world filled with cacophony. For those of us who are artists by vocation, this metaphor (however imperfect) hits even closer to home. We have been given crafts to hone which can point to the coming Kingdom. We create beauty and tell stories that point to a greater reality.
Questions: How can I build for the Kingdom today also as an artist? How does the work I do point to the Kingdom?
Thanks to Claudia Gebauer, who sent a link to this setting of the Lord’s Prayer. We’d love to hear your favorite setting(s) as well! Do send them in!
*I am writing this series of TuneIns from my notes for a small group study on the Lord’s Prayer I am leading for the American Church Berlin. I draw very heavily from three sources: Martin Luther’s A Simple Way to Pray, NT Wright’s The Lord and His Prayer, and Tim Keller’s Prayer (in which he in turn draws from Luther, John Calvin and St Augustine).
Text: Lauren Franklin-Steinmetz / Cellist, Berlin
DEUTSCH
Wenn wir beten, dass das Reich Gottes kommen möge: Wofür beten wir dann eigentlich?
Dein Name werde geheiligt Nehmen wir uns zunächst die Bitte vor, die unmittelbar vorausgeht: „Dein Name werde geheiligt“. Wie können wir Gottes Name heilig „machen“, wenn er schon von sich aus und in sich heilig ist? Darin muss eine Aufforderung stecken, der nachzukommen wir imstande sind. Wir sollen uns – zusammen mit der gesamten Schöpfung – der Tatsache als würdig erweisen, dass wir diesen Namen anrufen und als Ebenbilder Gottes auch selber tragen dürfen. Und dass wir ihn deshalb aktiv und durch alles hindurch, was wir tun, ehren sollen: „Herr, Dein Name sei gelobt in aller Welt! Geheiligt werde Dein Name!“ Damit wir für das Kommen seines Reiches bitten können, müssen wir uns zuerst dazu verpflichten, seinen Namen zu heiligen.
Schon jetzt, aber noch nicht Als Christen leben wir im „Schon jetzt, aber noch nicht“. Gott ist an Weihnachten in den Raum und in die Zeit eingetreten und hat an Ostern mit dem leeren Grab den Tod besiegt. Und dennoch warten wir auf sein letztes Kommen, auf das endgültige Ende des Todes. Wenn wir darum bitten, dass sein Reich komme, dann beten wir darum, dass er vollendet, was er begonnen hat, und dass er kommt, um für alle Zeiten zu regieren.
Ein Schreiner?! Die Jünger von Jesus waren als die ersten Hörer dieses Gebets mit den prophetischen Worten über das kommende Reich bestens vertraut. Sie erwarteten, dass Gott als König diese Welt betreten würde, um, mit Ruhm und Macht bekleidet, seine Herrschaft zu errichten. Wie verstörend muss für sie gewesen sein, in einem armen Schreiner aus Nazareth den Messias zu erkennen!
„Auf dieser Erde“! Das abendländische Christentum hat sich in der Folge eher davor gescheut, über das Reich Gottes zu lehren. Statt dessen hat es die persönliche Beziehung zu Christus und das Kommen des endzeitlichen Reiches betont. Aber dass das Reich Gottes auf „diese Erde“ kommt, ist sehr wichtig! Dies zu ignorieren würde heissen, dass wir ignorieren: Etwas geschah, geschieht und wird wirklich geschehen. Wir gedenken daran und feiern, was geschehen ist. Wir bauen aktiv an seinem Reich hier und jetzt und halten gleichzeitig Ausschau nach dem künftigen Reich.
Gottes Komposition spielen Gott baut sein Reich auf unserer Erde besonders durch uns, die Nachfolger Christi und seine irdischen Ebenbilder. Eine Metapher des Theologen NT Wright ist da hilfreich: Jesus hat das grösste Musikstück aller Zeiten komponiert. Christen sind von dieser Musik begeistert und führen als Musiker dieses Werk immer und immer wieder auf, bevor sich die Welt mit Kakophonie füllt. Den Künstlern unter uns mag diese Metapher trotz ihrer Begrenztheit etwas Besonderes sagen. Wir haben Fähigkeiten bekommen, die wir ausbilden und mit denen wir auf das kommende Königreich hinweisen können. Wir schaffen Schönes und erzählen Geschichten, die eine grössere Wirklichkeit andeuten.
Fragen: Wie kann ich an Gottes Reich heute mit-bauen – auch als Künstler? Wie kann, was ich tue, auf das Reich hinweisen?
Ein Dank an Claudia Gebauer, die auf eine weitere Vertonung des „Vater Unser“ hingewiesen hat. Bitte sendet auch weitere Vertonungen des Vater Unser.
* Diese TUNE IN-Serie entsteht im Zusammenhang mit einer Studiengruppe zum Vaterunser, die ich in der „American Church“ in Berlin leite. Ich beziehe mich stark auf drei Quellen: Martin Luther: „Eine einfältige Weise zu beten“. NT Wright: „The Lord and His Prayer“ undTim Keller „Prayer“ (mit Bezügen zu Luther, Calvin und Augustinus).
Text: Lauren Franklin-Steinmetz, Cellistin / Berlin Übersetzung: Beat Rink
ENGLISH
The Lord’s Prayer, the Our Father. It’s familiar. Too familiar, sometimes. Many of us can recite it without even thinking about it, and unfortunately, we often do. It is frequently on our lips— especially for those of us who worship in more traditional liturgical settings— and that is good and right. But with this familiarity comes the risk of missing out on its great power. Let’s spend the next weeks looking at this Prayer of Prayers bit by bit, reflecting on what Jesus was telling us about the nature of God and his Kingdom, and how that relates to us.*
“Our Father, who art in heaven…” John Calvin said that to call God “Father” is to pray in the name of Jesus. He wrote in his Institutes of the Christian Religion, “Who would break forth into such rashness as to claim for himself the honor of a son of God unless we had been adopted as children of grace in Christ?” In his famous letter to his barber, A Simple Way to Pray, Martin Luther wrote that this initial address was a call not to jump directly into prayer, but to first remember our position and our standing in Christ before we commence praying.
Images of fathers For many of us, God as the perfect heavenly father is a warm, comforting image. That is certainly my experience! But there are some who may find the language difficult. I have encountered those for whom the gender issues surrounding the image of God as Father are troubling. There are others who simply have been so hurt by their own fathers that the image is painful. For those of you who have these struggles and these hurts, you matter and you are heard and you are loved! And the good news is that, while God is certainly not less than a “perfect heavenly father”, he is so much more than that. Let’s take a closer look at what “Father” implies in Jesus’ broader message.
The heavenly father’s message: freedom and a new kingdom! The first time the image of God as Father occurs in the Hebrew Bible was when he demanded the release of the Israelites from their captivity in Egypt: “God’s Message: Israel is my son, my firstborn! I told you, ‘Free my son so that he can serve me.’” (Exodus 4:22,23) When Jesus called God “Father”, he was pointing to Israel’s vocation and salvation. When he instructed his disciples to call God “Father”, we should understand that we are are also instructed to await the new Exodus. We wait for the coming Kingdom and expect freedom. In 2 Samuel 7:14, God promised King David that a child would come in his lineage who would rule over God’s people and whose kingdom would never be shaken, thus reinforcing and expanding this Kingdom-bearing, revolutionary meaning. And in Isaiah 55:1&3, this promise is opened further to all people: “Come, all you who are thirsty, come to the waters; and you who have no money, come, buy and eat! Come, buy wine and milk without money and without cost…Give ear and come to me, listen, that you may live. I will make an everlasting covenant with you, my faithful love promised to David.”
More than a gentle „papa“ The first word of this prayer contains not just intimacy but revolution. Not just familiarity, hope. Again, this is not to say that our images of God of a loving father are false! Far from it. But if we get stuck on an image of a gentle “papa” and fail to see the bigger, grander picture hidden in this image, we miss out on tremendous depths of power and hope. Calling God “Father” is not merely comfortable or reassuring. When we pray, “Our Father”, we pray with expectancy! We declare that we are awaiting the coming Kingdom, we anticipate revolution. We are claiming hope in the midst of darkness. When we call God “Father”, we are saying: “I’m in! I’m a part of this.” We engage fully with God’s story, and agree to step into the tension of the “already but not yet”, to borrow a famous theological phrase.
What will change? If we truly understand that by calling God “Father” we are engaging in God’s story of redeeming and renewing the world, then our smallest actions are imbued with great meaning. How does this affect the way we create and perform, or write, or clean our houses or drink wine with friends? How can we more fully live into our identities as God’s beloved children as we go about our daily lives?
Prayer: Our Father, thank you for the privilege of coming to you as your child. Thank you for loving us, for delighting in us, for redeeming us. Thank you that we get to help build for your kingdom. Please transform our hearts with the knowledge of your love, with the realization of our identity as your beloved children. Capture our imaginations, mold our wills, and set us free to do the revolutionary work you have created us to do. Amen.
—–
I hope to attach a link each time of a setting of the Lord’s Prayer. I only have settings in English and German at the moment, but if you have a favorite setting in another language, please send it along! I’d love to hear it, and maybe include it with a future TuneIn in this series. Today we have one of my favorite settings: the Our Father from Ike Sturm’s Jazz Mass (2009):LINK
*I am writing this series of TuneIns from my notes for a small group study on the Lord’s Prayer I am leading for the American Church Berlin. I draw very heavily from three sources: Martin Luther’s A Simple Way to Pray, NT Wright’s The Lord and His Prayer, and Tim Keller’s Prayer (in which he in turn draws from Luther, John Calvin and St Augustine).
Text: Lauren Franklin-Steinmetz / Cellist, Berlin
DEUTSCH
Das Gebet des Herrn, das „Vaterunser“ ist uns vertraut. Vielleicht zuweilen zu vertraut. Manchmal sprechen wir es so dahin, ohne gross über den Inhalt nachzudenken. Besonders wenn wir in eher traditionellen, liturgisch geprägten Gottesdiensten zuhause sind, kommt es uns oft über die Lippen. Und das ist gut und richtig so. Aber wenn es uns allzu vertraut ist, merken wir nicht mehr, welche Kraft darin steckt. Wir möchten in den kommenden Wochen dem „Vaterunser“ Stück für Stück nachgehen und fragen, was Jesus hier über das Wesen Gottes und Seines Reiches sagt – und was dies alles mit uns zu tun hat.*
„Unser Vater im Himmel…“
Johannes Calvin sagte: Wenn wir Gott unseren Vater nennen, beten wir im Namen Jesu. In seiner Institutioschrieb er: „Welcher Mensch wollte es wagen und sich die Ehre eines Gotteskindes anmassen, wenn er nicht wüsste, dass er durch die Gnade Christi als Kind angenommen wurde?“ In seinem berühmten Brief an seinen Barbier („Eine einfältige Weise zu beten“) schrieb Martin Luther, dass diese Anrede dazu dient, das wir nicht gleich ins Gebet hineinspringen, sondern uns zuerst unserer Stellung in Christus bewusst werden, bevor wir zu beten beginnen.
Vaterbilder Viele von uns haben ein wärmendes und tröstendes Bild vom himmlischen Vater. Dies entspricht meiner eigenen Erfahrung. Aber da gibt es nicht wenige, die mit diesem Vokabular Mühe haben. Ich bin Menschen begegnet, die es irritierend finden, dass Gottes in unserer Sprache ein bestimmtes Geschlecht hat. Andere wurden von ihrem eigenen Vater so verletzt, dass sich das Bild des himmlischen Vaters mit einem tiefen Schmerz verbindet. Für sie alle gilt aber: Du bist wichtig und geliebt! Und die gute Nachricht ist: Gott ist weitaus besser als der beste irdische Vater. – Was heisst aber „Vater“ im Kontext der gesamten Botschaft von Jesus und der Bibel?
Die Botschaft des himmlischen Vaters: Freiheit und ein neues Königreich! Das Bild von Gott als Vater taucht in der hebräischen Bibel zum ersten Mal auf, wo Gott die Befreiung der Israeliten aus der ägyptischen Gefangenschaft anordnet: „Israel ist mein erstgeborener Sohn; und ich gebiete dir, dass du meinen Sohn ziehen lässt, dass er mir diene.“ (Exodus 4, 22f.). Wenn Jesus von Gott als „Vater“ spricht, verweist er auf eben diese Berufung und Befreiung Israels. Und wenn er seine Jünger anweist, Gott „Vater“ zu nennen, sind auch wir gerufen, einen neuen Exodus zu erwarten. Wir erwarten das Reich Gottes und Befreiung! In 2 Samuel 7,14 verheisst Gott dem König David einen Nachkommen, der über das Gottesvolk regieren und dessen Reich niemals untergehen wird. Mit dem Reich Gottes wird etwas Revolutionäres angesagt. In Jesaja 55, 1+3 lesen wir: „Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser! Und die ihr kein Geld habt, kommt her, kauft und esst! Kommt her und kauft ohne Geld und umsonst Wein und Milch! … Neigt eure Ohren her und kommt her zu mir! Höret, so werdet ihr leben! Ich will mit euch einen ewigen Bund schließen, euch die beständigen Gnaden Davids zu geben.“
Mehr als ein netter Papa Das erste Wort des „Vaterunser“ vermittelt somit nicht nur innige Vertrautheit, sondern auch Revolution und Hoffnung. Nicht dass unsere Bilder von Gott als liebender Vater falsch wären! Keineswegs. Aber wenn wir beim Bild eines netten „Papa“ stehenbleiben und nicht das grössere Bild darin entdecken, verpassen wir eine gewaltige Dimension der Kraft und Hoffnung. Gott „Vater“ nennen ist nicht nur etwas Gemütliches und Bestärkendes. Wir beten unter diesem Vorzeichen erwartungsvoll und bekunden, dass wir den Anbruch des Königreiches sehen und eine Revolution erleben werden. Inmitten der Dunkelheit schöpfen wir Hoffnung und bekunden, indem wir Gott „Vater“ nennen: „Ich bin dabei!“ Wir beziehen uns auf die ganze Geschichte Gottes mit uns Menschen und willigen ein, in die Spannung des „Schon jetzt, aber noch nicht“ einzutreten, um eine berühmte theologische Formel zu zitieren.
Was ändert sich? Wenn wir wirklich verstehen, dass wir uns mit der Anrufung Gottes als „Vater“ in die Geschichte der Erlösung und Erneuerung der Welt einfügen, werden unsere noch so kleinen Taten durchdrungen von dieser grossen Bedeutung. Wird dies auch die Art und Weise, wie wir künstlerisch tätig sind, wie wir musizieren, schreiben oder auch unser Haus putzen oder mit Freunden ein Glas Wein trinken, prägen? Wie können wir noch bewusster unsere Identität als geliebte Kinder Gottes leben und dies in den Alltag einfliessen lassen?
Gebet: Unser Vater. Danke für das Vorrecht, dass ich zu Dir als Kind kommen darf. Danke, dass Du uns liebst, dass Du Freude an uns hast und uns befreist. Danke, dass wir am Bau Deines Königreiches mitwirken dürfen. Hilf uns, dass wir mit verwandelten Herzen Deine Liebe erkennen dürfen. Danke, dass wir dies noch besser ergreifen dürfen: Wir sind Deine geliebten Kinder. Präge unsere Vorstellungskraft, forme unseren Willen und setz uns frei, damit wir so revolutionär wirken können, wie Du es uns zugedacht hast. Amen.
Ich möchte jedesmal einen Link zum Teil des Vaterunser anfügen. Zur Zeit habe ich nur Links zu deutschen und englischen Vertonungen. Wer einen Beitrag in einer anderen Sprache kennt, kann uns einen entsprechenden Hinweis schicken, dem wir dann nachgehen und vielleicht in ein späteres TUNE IN einbauen. Heute kommt der Link zu einer meiner liebsten Vertonungen des Vaterunser: Aus der Jazz Messe von Ike Sturm (2009): LINK
* Diese TUNE IN-Serie entsteht im Zusammenhang mit einer Studiengruppe zum Vaterunser, die ich in der „American Church“ in Berlin leite. Ich beziehe mich stark auf drei Quellen: Martin Luther: „Eine einfältige Weise zu beten“. NT Wright: „The Lord and His Prayer“ undTim Keller „Prayer“ (mit Bezügen zu Luther, Calvin und Augustinus).
Text: Lauren Franklin-Steinmetz, Cellistin / Berlin Übersetzung: Beat Rink
ENGLISH
The Lord’s Prayer, the Our Father. It’s familiar. Too familiar, sometimes. Many of us can recite it without even thinking about it, and unfortunately, we often do. It is frequently on our lips— especially for those of us who worship in more traditional liturgical settings— and that is good and right. But with this familiarity comes the risk of missing out on its great power. Let’s spend the next weeks looking at this Prayer of Prayers bit by bit, reflecting on what Jesus was telling us about the nature of God and his Kingdom, and how that relates to us.*
“Our Father, who art in heaven…” John Calvin said that to call God “Father” is to pray in the name of Jesus. He wrote in his Institutes of the Christian Religion, “Who would break forth into such rashness as to claim for himself the honor of a son of God unless we had been adopted as children of grace in Christ?” In his famous letter to his barber, A Simple Way to Pray, Martin Luther wrote that this initial address was a call not to jump directly into prayer, but to first remember our position and our standing in Christ before we commence praying.
Images of fathers For many of us, God as the perfect heavenly father is a warm, comforting image. That is certainly my experience! But there are some who may find the language difficult. I have encountered those for whom the gender issues surrounding the image of God as Father are troubling. There are others who simply have been so hurt by their own fathers that the image is painful. For those of you who have these struggles and these hurts, you matter and you are heard and you are loved! And the good news is that, while God is certainly not less than a “perfect heavenly father”, he is so much more than that. Let’s take a closer look at what “Father” implies in Jesus’ broader message.
The heavenly father’s message: freedom and a new kingdom! The first time the image of God as Father occurs in the Hebrew Bible was when he demanded the release of the Israelites from their captivity in Egypt: “God’s Message: Israel is my son, my firstborn! I told you, ‘Free my son so that he can serve me.’” (Exodus 4:22,23) When Jesus called God “Father”, he was pointing to Israel’s vocation and salvation. When he instructed his disciples to call God “Father”, we should understand that we are are also instructed to await the new Exodus. We wait for the coming Kingdom and expect freedom. In 2 Samuel 7:14, God promised King David that a child would come in his lineage who would rule over God’s people and whose kingdom would never be shaken, thus reinforcing and expanding this Kingdom-bearing, revolutionary meaning. And in Isaiah 55:1&3, this promise is opened further to all people: “Come, all you who are thirsty, come to the waters; and you who have no money, come, buy and eat! Come, buy wine and milk without money and without cost…Give ear and come to me, listen, that you may live. I will make an everlasting covenant with you, my faithful love promised to David.”
More than a gentle „papa“ The first word of this prayer contains not just intimacy but revolution. Not just familiarity, hope. Again, this is not to say that our images of God of a loving father are false! Far from it. But if we get stuck on an image of a gentle “papa” and fail to see the bigger, grander picture hidden in this image, we miss out on tremendous depths of power and hope. Calling God “Father” is not merely comfortable or reassuring. When we pray, “Our Father”, we pray with expectancy! We declare that we are awaiting the coming Kingdom, we anticipate revolution. We are claiming hope in the midst of darkness. When we call God “Father”, we are saying: “I’m in! I’m a part of this.” We engage fully with God’s story, and agree to step into the tension of the “already but not yet”, to borrow a famous theological phrase.
What will change? If we truly understand that by calling God “Father” we are engaging in God’s story of redeeming and renewing the world, then our smallest actions are imbued with great meaning. How does this affect the way we create and perform, or write, or clean our houses or drink wine with friends? How can we more fully live into our identities as God’s beloved children as we go about our daily lives?
Prayer: Our Father, thank you for the privilege of coming to you as your child. Thank you for loving us, for delighting in us, for redeeming us. Thank you that we get to help build for your kingdom. Please transform our hearts with the knowledge of your love, with the realization of our identity as your beloved children. Capture our imaginations, mold our wills, and set us free to do the revolutionary work you have created us to do. Amen.
—–
I hope to attach a link each time of a setting of the Lord’s Prayer. I only have settings in English and German at the moment, but if you have a favorite setting in another language, please send it along! I’d love to hear it, and maybe include it with a future TuneIn in this series. Today we have one of my favorite settings: the Our Father from Ike Sturm’s Jazz Mass (2009):LINK
*I am writing this series of TuneIns from my notes for a small group study on the Lord’s Prayer I am leading for the American Church Berlin. I draw very heavily from three sources: Martin Luther’s A Simple Way to Pray, NT Wright’s The Lord and His Prayer, and Tim Keller’s Prayer (in which he in turn draws from Luther, John Calvin and St Augustine).
Text: Lauren Franklin-Steinmetz / Cellist, Berlin
DEUTSCH
Das Gebet des Herrn, das „Vaterunser“ ist uns vertraut. Vielleicht zuweilen zu vertraut. Manchmal sprechen wir es so dahin, ohne gross über den Inhalt nachzudenken. Besonders wenn wir in eher traditionellen, liturgisch geprägten Gottesdiensten zuhause sind, kommt es uns oft über die Lippen. Und das ist gut und richtig so. Aber wenn es uns allzu vertraut ist, merken wir nicht mehr, welche Kraft darin steckt. Wir möchten in den kommenden Wochen dem „Vaterunser“ Stück für Stück nachgehen und fragen, was Jesus hier über das Wesen Gottes und Seines Reiches sagt – und was dies alles mit uns zu tun hat.*
„Unser Vater im Himmel…“
Johannes Calvin sagte: Wenn wir Gott unseren Vater nennen, beten wir im Namen Jesu. In seiner Institutioschrieb er: „Welcher Mensch wollte es wagen und sich die Ehre eines Gotteskindes anmassen, wenn er nicht wüsste, dass er durch die Gnade Christi als Kind angenommen wurde?“ In seinem berühmten Brief an seinen Barbier („Eine einfältige Weise zu beten“) schrieb Martin Luther, dass diese Anrede dazu dient, das wir nicht gleich ins Gebet hineinspringen, sondern uns zuerst unserer Stellung in Christus bewusst werden, bevor wir zu beten beginnen.
Vaterbilder Viele von uns haben ein wärmendes und tröstendes Bild vom himmlischen Vater. Dies entspricht meiner eigenen Erfahrung. Aber da gibt es nicht wenige, die mit diesem Vokabular Mühe haben. Ich bin Menschen begegnet, die es irritierend finden, dass Gottes in unserer Sprache ein bestimmtes Geschlecht hat. Andere wurden von ihrem eigenen Vater so verletzt, dass sich das Bild des himmlischen Vaters mit einem tiefen Schmerz verbindet. Für sie alle gilt aber: Du bist wichtig und geliebt! Und die gute Nachricht ist: Gott ist weitaus besser als der beste irdische Vater. – Was heisst aber „Vater“ im Kontext der gesamten Botschaft von Jesus und der Bibel?
Die Botschaft des himmlischen Vaters: Freiheit und ein neues Königreich! Das Bild von Gott als Vater taucht in der hebräischen Bibel zum ersten Mal auf, wo Gott die Befreiung der Israeliten aus der ägyptischen Gefangenschaft anordnet: „Israel ist mein erstgeborener Sohn; und ich gebiete dir, dass du meinen Sohn ziehen lässt, dass er mir diene.“ (Exodus 4, 22f.). Wenn Jesus von Gott als „Vater“ spricht, verweist er auf eben diese Berufung und Befreiung Israels. Und wenn er seine Jünger anweist, Gott „Vater“ zu nennen, sind auch wir gerufen, einen neuen Exodus zu erwarten. Wir erwarten das Reich Gottes und Befreiung! In 2 Samuel 7,14 verheisst Gott dem König David einen Nachkommen, der über das Gottesvolk regieren und dessen Reich niemals untergehen wird. Mit dem Reich Gottes wird etwas Revolutionäres angesagt. In Jesaja 55, 1+3 lesen wir: „Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser! Und die ihr kein Geld habt, kommt her, kauft und esst! Kommt her und kauft ohne Geld und umsonst Wein und Milch! … Neigt eure Ohren her und kommt her zu mir! Höret, so werdet ihr leben! Ich will mit euch einen ewigen Bund schließen, euch die beständigen Gnaden Davids zu geben.“
Mehr als ein netter Papa Das erste Wort des „Vaterunser“ vermittelt somit nicht nur innige Vertrautheit, sondern auch Revolution und Hoffnung. Nicht dass unsere Bilder von Gott als liebender Vater falsch wären! Keineswegs. Aber wenn wir beim Bild eines netten „Papa“ stehenbleiben und nicht das grössere Bild darin entdecken, verpassen wir eine gewaltige Dimension der Kraft und Hoffnung. Gott „Vater“ nennen ist nicht nur etwas Gemütliches und Bestärkendes. Wir beten unter diesem Vorzeichen erwartungsvoll und bekunden, dass wir den Anbruch des Königreiches sehen und eine Revolution erleben werden. Inmitten der Dunkelheit schöpfen wir Hoffnung und bekunden, indem wir Gott „Vater“ nennen: „Ich bin dabei!“ Wir beziehen uns auf die ganze Geschichte Gottes mit uns Menschen und willigen ein, in die Spannung des „Schon jetzt, aber noch nicht“ einzutreten, um eine berühmte theologische Formel zu zitieren.
Was ändert sich? Wenn wir wirklich verstehen, dass wir uns mit der Anrufung Gottes als „Vater“ in die Geschichte der Erlösung und Erneuerung der Welt einfügen, werden unsere noch so kleinen Taten durchdrungen von dieser grossen Bedeutung. Wird dies auch die Art und Weise, wie wir künstlerisch tätig sind, wie wir musizieren, schreiben oder auch unser Haus putzen oder mit Freunden ein Glas Wein trinken, prägen? Wie können wir noch bewusster unsere Identität als geliebte Kinder Gottes leben und dies in den Alltag einfliessen lassen?
Gebet: Unser Vater. Danke für das Vorrecht, dass ich zu Dir als Kind kommen darf. Danke, dass Du uns liebst, dass Du Freude an uns hast und uns befreist. Danke, dass wir am Bau Deines Königreiches mitwirken dürfen. Hilf uns, dass wir mit verwandelten Herzen Deine Liebe erkennen dürfen. Danke, dass wir dies noch besser ergreifen dürfen: Wir sind Deine geliebten Kinder. Präge unsere Vorstellungskraft, forme unseren Willen und setz uns frei, damit wir so revolutionär wirken können, wie Du es uns zugedacht hast. Amen.
Ich möchte jedesmal einen Link zum Teil des Vaterunser anfügen. Zur Zeit habe ich nur Links zu deutschen und englischen Vertonungen. Wer einen Beitrag in einer anderen Sprache kennt, kann uns einen entsprechenden Hinweis schicken, dem wir dann nachgehen und vielleicht in ein späteres TUNE IN einbauen. Heute kommt der Link zu einer meiner liebsten Vertonungen des Vaterunser: Aus der Jazz Messe von Ike Sturm (2009): LINK
* Diese TUNE IN-Serie entsteht im Zusammenhang mit einer Studiengruppe zum Vaterunser, die ich in der „American Church“ in Berlin leite. Ich beziehe mich stark auf drei Quellen: Martin Luther: „Eine einfältige Weise zu beten“. NT Wright: „The Lord and His Prayer“ undTim Keller „Prayer“ (mit Bezügen zu Luther, Calvin und Augustinus).
Text: Lauren Franklin-Steinmetz, Cellistin / Berlin Übersetzung: Beat Rink
ENGLISH
Shakespeare’s long Christmas
Last week, we heard some thoughts on Epiphany. Immediately before Epiphany comes “Twelfth Night”, the end of the 12 days of Christmas.
In 1601/2, Shakespeare wrote a play with this title. As usual, he did not invent the story, but largely used older material. His success was not due to the plots themselves, but to the way in which he filled them with life. As his audience no doubt wished, this light-hearted play supplied wonderful entertainment and did not touch on any serious aspect of Christmas at all. Apart from the siblings Sebastian and Viola, all the main characters have great illusions about themselves, but are freed from them in a series of turbulent events; only Malvolio refuses to laugh at himself and is left alone and bitter, while the others find true love, marriage and happiness. London at this time was a small town by modern standards with perhaps a little over 100,000 inhabitants, but was full of great talents in literature, theatre and music. The LINK to the perfect setting by Thomas Morley (1557-1602) of the Fool’s song in ii. 3.
The King James Bible (“KJV”) also appeared in London during this time, in 1611. For centuries, Shakespeare and the KJV remained the most influential works in English language.
A tradition develops
Despite this rich artistic tradition, the London theatres were closed, under the influence of the Puritan religious movement, in 1642. When they reopened in 1660, Shakespeare was performed again, but usually in adapted or “improved” versions. Purcell supplied music for “The Fairy Queen”, adapted from “A Midsummer Night’s Dream”. By 1769, something approaching “Shakespeare worship” was developing, surprisingly promoted by one of the leading “improvers”, the great actor David Garrick. (He preferred King Lear with a “happy ending”, for example, and wrote a final speech enabling Macbeth to die on stage instead of exiting fighting). Garrick also launched the first “pilgrimage” to Shakespeare’s birthplace. The first translations were made, and have in the meantime appeared in over 100 languages, showing that the plays touch hearts in many different cultures – whether in tragedy or comedy, the plays provide access to fundamental human truths.
Do we need Shakespeare?
When the BBC introduced its programme “Desert Island Discs” in 1942 (it is still running today), they invited a guest to imagine he was to be left on a lonely island to which he was allowed to take eight music recordings (the main subject of the programme), one luxury item, one book of his own choice and, inevitably, the Bible and the complete works of Shakespeare. It was obviously considered inconceivable to ask an educated English speaker to face life anywhere without these last two.
At school in the 1950s and 60s, I heard the KJV daily and, in the higher classes at least, encountered Shakespeare frequently. This did not necessarily produce Christians or lovers of Shakespeare, but knowledge of them was seen as virtually essential. Since then, the Bible has largely disappeared in many schools, and Shakespeare comes and goes in educational planning: at the moment, he is making something of a comeback. In these last decades, there have also been countless “deconstructed” or “socially relevant” professional productions of Shakespeare alongside those still presenting a more traditional interpretation. But, as with classical music, much of this depends on government subsidies to keep it running, and there is tough competition in the marketplace for these cultural jewels. And how will the “social media” generation develop an interest in these works in the future?
Prayer
Lord, I thank you for your gifts, for great creative talents, for the way that great art reveals the human heart. Thank you for placing me in the world of culture and for going with me. Give me good work to do, and let me work for your Kingdom. Amen.
Text: Bill Buchanan
Entertainments: Shakespeare’s “Globe”, on the left the bear-baiting pit Unterhaltungsviertel: Shakespeares „Globe“, links die Bärenhetze.
A 19thcentury production of “Twelfth Night” Eine Inszenierung von “Zwölfte Nacht” im 19. Jahrhundert
William Shakespeare (1564-1616)
DEUTSCH
Shakespeares langes Weihnachtsfest Letzte Woche hörten wir Gedanken zum 6.Januar, zu Epiphanias (=Erscheinungsfest / 3 Könige). Unmittelbar vor diesem Fest kommt die „Zwölfte Nacht“ als Abschluss der zwölf Tage von Weihnachten. 1601/2 schrieb Shakespeare ein Stück mit eben diesem Titel. Wie üblich erfand er die Geschichte nicht selber, sondern verwendete einen schon existierenden Stoff. Sein Erfolg gründete ohnehin nie auf den Handlungen seiner Stücke, sondern auf seiner Fähigkeit, übernommene Handlungen mit Leben auszufüllen. Wie es sich sein Publikum zweifellos wünschte, sorgte auch dieses Stück für wunderbare Unterhaltung, ohne dass es das eigentliche Thema von Weihnachten angesprochen hätte. Abgesehen von den Geschwistern Sebastian und Viola hegen alle Hauptfiguren große Illusionen über das eigene Leben; doch werden sie diese Illusionen in einer turbulenten Folge von Ereignissen schnell wieder los. Nur Malvolio weigert sich, über sich selber zu lachen und bleibt am Ende allein und verbittert zurück, während die anderen Liebe und eheliches Glück finden. Damals war London nach modernen Maßstäben eine kleine Stadt von vielleicht kaum 100.000 Einwohnern, aber erstaunlich voll von großen Talenten in Literatur, Theater und Musik. Hier ist ein LINK, der zum perfekten musikalischen Satz von Thomas Morley (1557-1602) zum Lied des Narren in ii. 3 führt. Zur selben Zeit erschien in London die „King James“ Bibelübersetzung (“KJV”, 1611). Über Jahrhunderte hinweg blieben Shakespeare und die KJV die einflussreichsten Werke englischer Sprache.
Eine Tradition entsteht Trotz dieser reichen künstlerischen Vorgeschichte wurden 1642 unter Druck einer puritanischen religiösen Bewegung die Londoner Theater geschlossen. Nach der Wiedereröffnung im Jahre 1660 wurde Shakespeare nochmals aufgeführt, allerdings oft in adaptierten oder „verbesserten“ Fassungen. Purcell schrieb die Musik für „The Fairy Queen“, einer Adaptation des „Sommernachtstraums“. Mit einem Festival im Jahre 1769 brach sich langsam eine „Shakespeare-Anbetung“ Bahn, die überraschenderweise von einem der Exponenten der „Shakespeare-Verbesserer“ ausgegangen war, vom renommierten Schauspieler David Garrick. (Er zog es beispielsweise vor, König Lear mit einem “Happy end” aufzuführen, und für Macbeth schrieb er eine Schlussrede, damit letzterer auf der Bühne statt hinter den Kulissen sterben konnte). Auch initiierte Garrick die erste „Pilgerfahrt“ zum Geburtsort von Shakespeare. In dieser Zeit begann man, Shakespeare in verschiedene Sprache zu übersetzen. Inzwischen gibt es Shakespeare in über 100 Sprachen. Dies zeigt, wie sehr seine Stücke durch alleKulturen hindurch die Herzen erreichen. Ob Tragödien oder Komödien: Sie rühren an tiefe menschliche Wahrheiten.
Brauchen wir Shakespeare? Als 1942 die BBC 1942 zum ersten Mal die Sendung “Desert Island Discs” ausstrahlte (sie läuft immer noch!), lud sie einen bekannten Gast ein, sich Folgendes vorzustellen: Auf einer einsamen Insel zurückgelassen, konnte man nur gerade acht Musikaufnahmen (dies war der Hauptinhalt der Sendung!) mitnehmen. Dazu einen Luxusgegenstand, ein Buch eigener Wahl und – wie könnte es anders sein – die Bibel und die kompletten Werke Shakespeares. Es war offensichtlich undenkbar, einen gebildeten Engländer ohne die beiden letzteren auf die Insel zu lassen. Als Schüler hörte ich in den 50er und 60er Jahren täglich die „KJV“ und hatte es dann – wenigstens in den höheren Klassen– häufig mit Shakespeare zu tun. Natürlich sind wir dadurch nicht alle zu Christen oder zu Shakespeare-Fans geworden. Aber die Kenntnis dieser Bücher galt als einigermassen unentbehrlich. Seitdem ist die Bibel von vielen Schulen weitgehend verschwundenen, während Shakespeare in den Lehrplänen periodisch auftaucht und zwischendurch wieder verschwindet – im Augenblick scheint er eher wieder „in“ zu sein. In den letzten Jahrzehnten sind neben traditionelleren Shakespeare-Interpretationen auch zahllose „dekonstruierte“ oder „sozial relevante” Inszenierungen erschienen. Aber – ganz ähnlich wie in der klassischen Musik – hängt das Überleben des professionellen Theaters generell von staatlichen bzw. städtischen Geldern ab; der Markt für diese kulturellen Juwelen ist von hartem Wettbewerb geprägt. Wird in Zukunft auch die „Social media generation“ ein Interesse für diese Werke: für die Bibel und Shakespeare, entwickeln?
Gebet Herr, hab Dank für deine Gaben, für große schöpferische Talente, für alle Einblicke ins menschliche Herz dank der Kunst. Danke, dass du mich in die Kulturwelt hinein gestellt hast und dass du mit mir mitgehst. Verhilf mir zu guter Arbeit in meinem Fach und lass mich für dein Reich arbeiten. Amen
Text: Bill Buchanan
Der von ARTS+ vergebene Kunst- und Kulturpreis wird auch 2019 verliehen. Prämiert werden künstlerische Werke (oder Institutionen/Projekte), die im Jahr 2018 den christlichen Glauben in der Öffentlichkeit thematisiert haben.
Last week, we heard some thoughts on Epiphany. Immediately before Epiphany comes “Twelfth Night”, the end of the 12 days of Christmas.
In 1601/2, Shakespeare wrote a play with this title. As usual, he did not invent the story, but largely used older material. His success was not due to the plots themselves, but to the way in which he filled them with life. As his audience no doubt wished, this light-hearted play supplied wonderful entertainment and did not touch on any serious aspect of Christmas at all. Apart from the siblings Sebastian and Viola, all the main characters have great illusions about themselves, but are freed from them in a series of turbulent events; only Malvolio refuses to laugh at himself and is left alone and bitter, while the others find true love, marriage and happiness. London at this time was a small town by modern standards with perhaps a little over 100,000 inhabitants, but was full of great talents in literature, theatre and music. The LINK to the perfect setting by Thomas Morley (1557-1602) of the Fool’s song in ii. 3.
The King James Bible (“KJV”) also appeared in London during this time, in 1611. For centuries, Shakespeare and the KJV remained the most influential works in English language.
A tradition develops
Despite this rich artistic tradition, the London theatres were closed, under the influence of the Puritan religious movement, in 1642. When they reopened in 1660, Shakespeare was performed again, but usually in adapted or “improved” versions. Purcell supplied music for “The Fairy Queen”, adapted from “A Midsummer Night’s Dream”. By 1769, something approaching “Shakespeare worship” was developing, surprisingly promoted by one of the leading “improvers”, the great actor David Garrick. (He preferred King Lear with a “happy ending”, for example, and wrote a final speech enabling Macbeth to die on stage instead of exiting fighting). Garrick also launched the first “pilgrimage” to Shakespeare’s birthplace. The first translations were made, and have in the meantime appeared in over 100 languages, showing that the plays touch hearts in many different cultures – whether in tragedy or comedy, the plays provide access to fundamental human truths.
Do we need Shakespeare?
When the BBC introduced its programme “Desert Island Discs” in 1942 (it is still running today), they invited a guest to imagine he was to be left on a lonely island to which he was allowed to take eight music recordings (the main subject of the programme), one luxury item, one book of his own choice and, inevitably, the Bible and the complete works of Shakespeare. It was obviously considered inconceivable to ask an educated English speaker to face life anywhere without these last two.
At school in the 1950s and 60s, I heard the KJV daily and, in the higher classes at least, encountered Shakespeare frequently. This did not necessarily produce Christians or lovers of Shakespeare, but knowledge of them was seen as virtually essential. Since then, the Bible has largely disappeared in many schools, and Shakespeare comes and goes in educational planning: at the moment, he is making something of a comeback. In these last decades, there have also been countless “deconstructed” or “socially relevant” professional productions of Shakespeare alongside those still presenting a more traditional interpretation. But, as with classical music, much of this depends on government subsidies to keep it running, and there is tough competition in the marketplace for these cultural jewels. And how will the “social media” generation develop an interest in these works in the future?
Prayer
Lord, I thank you for your gifts, for great creative talents, for the way that great art reveals the human heart. Thank you for placing me in the world of culture and for going with me. Give me good work to do, and let me work for your Kingdom. Amen.
Text: Bill Buchanan
Entertainments: Shakespeare’s “Globe”, on the left the bear-baiting pit Unterhaltungsviertel: Shakespeares „Globe“, links die Bärenhetze.
A 19thcentury production of “Twelfth Night” Eine Inszenierung von “Zwölfte Nacht” im 19. Jahrhundert
William Shakespeare (1564-1616)
DEUTSCH
Shakespeares langes Weihnachtsfest Letzte Woche hörten wir Gedanken zum 6.Januar, zu Epiphanias (=Erscheinungsfest / 3 Könige). Unmittelbar vor diesem Fest kommt die „Zwölfte Nacht“ als Abschluss der zwölf Tage von Weihnachten. 1601/2 schrieb Shakespeare ein Stück mit eben diesem Titel. Wie üblich erfand er die Geschichte nicht selber, sondern verwendete einen schon existierenden Stoff. Sein Erfolg gründete ohnehin nie auf den Handlungen seiner Stücke, sondern auf seiner Fähigkeit, übernommene Handlungen mit Leben auszufüllen. Wie es sich sein Publikum zweifellos wünschte, sorgte auch dieses Stück für wunderbare Unterhaltung, ohne dass es das eigentliche Thema von Weihnachten angesprochen hätte. Abgesehen von den Geschwistern Sebastian und Viola hegen alle Hauptfiguren große Illusionen über das eigene Leben; doch werden sie diese Illusionen in einer turbulenten Folge von Ereignissen schnell wieder los. Nur Malvolio weigert sich, über sich selber zu lachen und bleibt am Ende allein und verbittert zurück, während die anderen Liebe und eheliches Glück finden. Damals war London nach modernen Maßstäben eine kleine Stadt von vielleicht kaum 100.000 Einwohnern, aber erstaunlich voll von großen Talenten in Literatur, Theater und Musik. Hier ist ein LINK, der zum perfekten musikalischen Satz von Thomas Morley (1557-1602) zum Lied des Narren in ii. 3 führt. Zur selben Zeit erschien in London die „King James“ Bibelübersetzung (“KJV”, 1611). Über Jahrhunderte hinweg blieben Shakespeare und die KJV die einflussreichsten Werke englischer Sprache.
Eine Tradition entsteht Trotz dieser reichen künstlerischen Vorgeschichte wurden 1642 unter Druck einer puritanischen religiösen Bewegung die Londoner Theater geschlossen. Nach der Wiedereröffnung im Jahre 1660 wurde Shakespeare nochmals aufgeführt, allerdings oft in adaptierten oder „verbesserten“ Fassungen. Purcell schrieb die Musik für „The Fairy Queen“, einer Adaptation des „Sommernachtstraums“. Mit einem Festival im Jahre 1769 brach sich langsam eine „Shakespeare-Anbetung“ Bahn, die überraschenderweise von einem der Exponenten der „Shakespeare-Verbesserer“ ausgegangen war, vom renommierten Schauspieler David Garrick. (Er zog es beispielsweise vor, König Lear mit einem “Happy end” aufzuführen, und für Macbeth schrieb er eine Schlussrede, damit letzterer auf der Bühne statt hinter den Kulissen sterben konnte). Auch initiierte Garrick die erste „Pilgerfahrt“ zum Geburtsort von Shakespeare. In dieser Zeit begann man, Shakespeare in verschiedene Sprache zu übersetzen. Inzwischen gibt es Shakespeare in über 100 Sprachen. Dies zeigt, wie sehr seine Stücke durch alleKulturen hindurch die Herzen erreichen. Ob Tragödien oder Komödien: Sie rühren an tiefe menschliche Wahrheiten.
Brauchen wir Shakespeare? Als 1942 die BBC 1942 zum ersten Mal die Sendung “Desert Island Discs” ausstrahlte (sie läuft immer noch!), lud sie einen bekannten Gast ein, sich Folgendes vorzustellen: Auf einer einsamen Insel zurückgelassen, konnte man nur gerade acht Musikaufnahmen (dies war der Hauptinhalt der Sendung!) mitnehmen. Dazu einen Luxusgegenstand, ein Buch eigener Wahl und – wie könnte es anders sein – die Bibel und die kompletten Werke Shakespeares. Es war offensichtlich undenkbar, einen gebildeten Engländer ohne die beiden letzteren auf die Insel zu lassen. Als Schüler hörte ich in den 50er und 60er Jahren täglich die „KJV“ und hatte es dann – wenigstens in den höheren Klassen– häufig mit Shakespeare zu tun. Natürlich sind wir dadurch nicht alle zu Christen oder zu Shakespeare-Fans geworden. Aber die Kenntnis dieser Bücher galt als einigermassen unentbehrlich. Seitdem ist die Bibel von vielen Schulen weitgehend verschwundenen, während Shakespeare in den Lehrplänen periodisch auftaucht und zwischendurch wieder verschwindet – im Augenblick scheint er eher wieder „in“ zu sein. In den letzten Jahrzehnten sind neben traditionelleren Shakespeare-Interpretationen auch zahllose „dekonstruierte“ oder „sozial relevante” Inszenierungen erschienen. Aber – ganz ähnlich wie in der klassischen Musik – hängt das Überleben des professionellen Theaters generell von staatlichen bzw. städtischen Geldern ab; der Markt für diese kulturellen Juwelen ist von hartem Wettbewerb geprägt. Wird in Zukunft auch die „Social media generation“ ein Interesse für diese Werke: für die Bibel und Shakespeare, entwickeln?
Gebet Herr, hab Dank für deine Gaben, für große schöpferische Talente, für alle Einblicke ins menschliche Herz dank der Kunst. Danke, dass du mich in die Kulturwelt hinein gestellt hast und dass du mit mir mitgehst. Verhilf mir zu guter Arbeit in meinem Fach und lass mich für dein Reich arbeiten. Amen
Text: Bill Buchanan
Liebes Mitglied, liebe Interessierte oder lieber Interessierter Herzlich willkommen im neuen Jahr!
«Kunst macht sichtbar, was wir fühlen, denken, fürchten oder wünschen. – Kunst ist, wenn es einem Menschen gelingt, etwas Sichtbares zu kreieren, das über die Welt und das Leben, das Lieben und Leiden etwas so Einzigartiges und Berührendes ausdrückt, dass andere es als wahr oder schön empfinden.»
Mit dieser Antwort von Sam Keller, Museumsdirektor der Fondation Beyeler in Riehen auf die Frage «Was ist Kunst?», begrüssen wir dich zum ersten Newsletter in diesem Jahr. Wir haben einige Ausschreibungen – die ja sonst nur im Newsletter für Mitglieder angegeben sind – für dich und die aktuellsten Informationen zum arts+SYMPOSIUM 1.0.
Dein ARTS+ Team
P R O J E K T E
Gesellschaftliche Tendenzen als Anfrage an eine christlich geprägte Ästhetik. Der ThinkTank mit Dr. Andrzej Turkanik am arts+SYMPOSIUM 1.0
Weil wir heute gemeinsam die Gesellschaft von morgen prägen. Weitere Inputs, RoundTables, interaktive ThinkTanks und Debatten gibts z.B. auch mit der Designerin Eva Jung. Provokant titelt sie: “Kreativer Befreiungsschlag. Was das Evangelium mit der Kunst zu schaffen hat”. Die Website wird laufend aktualisiert. Bei Fragen kannst du uns auch jederzeit über info@ap.weiter.ch kontaktieren.
Am 09.01.2019 wurde auf Radio Life Channel der Beitrag mit dem Titel: Symposium für Kunst, Kultur und Kirche ausgestrahlt. Sendung anhören
Prix Plus In regelmässigen Abständen verleiht ARTS+ den PrixPlus – auch 2019. Nominationen und Eingaben werden ab sofort und bis spätestens Ende Juni 2019 entgegen genommen. Prämiert werden künstlerische Werke (oder Institutionen/Projekte), die im Jahr 2018 den christlichen Glauben in der Öffentlichkeit thematisiert haben. Hier geht’s zum Eingabeformular: Link
O P E N C A L L S
Junge Talente verdienen Förderung Christian Artists Seminar, 29. Juli – 1. August. Ort: SBI, Doorn, Holland Das Christian Artist Seminary ermöglicht jungen Kunstschaffenden aus allen Sparten eine Teilnahme. Das Sponsoring enthält die Seminargebühr des Christian Artists Seminar (295 Euro) sowie den Aufenthalt im Konferenzzentrum (295 Euro). Anmeldung: bis 31. Januar 2019
Nachwuchsförderung für Kleinkunst KünstlerInnen oder Künstlerkollektive, die am Anfang ihrer Laufbahn stehen, erhalten von JUNGSEGLER (Nachwuchspreis für Kleinkunst) die Möglichkeit, ihre Produktion abendfüllend vor Publikum und einer Fachjury zu präsentieren. mehr InfosAnmeldung: bis 17. Februar 2019
Tanzprojeke/ kurze Stücke www.incidanse.ch Diese Plattform richtet sich an angehende Choreoraphen, die eine gute choreographische Erfahrung nachweisen können und eine professionelle oder gleichwertige Ausbildung absolviert haben. Anmeldung: bis 30. April 2019
Mitglied sein ARTS+ ist ein Runder Tisch von Kunst-Institutionen und -Netzwerken sowie Einzelkünstlern mit dem Ziel, Synergien zu erkennen und zu nutzen weil wir gemeinsam stärker sind.
Ausserdem: Lasst uns wissen, was ihr braucht, was ihr euch wünscht, was euch beschäftigt. Wir versuchen eure Themen und Bedürfnisse aufzugreifen.
Für alle Mitglieder, die bereits in unserer Künstlerdatenbank registriert sind und ihr eigenes Profil haben: WordPress (unser CMS) hat sich weiter entwickelt und die Benutzeroberfläche sieht nicht mehr so aus wie gewohnt. Wenn ihr also Probleme bei der Profilbearbeitung habt, lasst es uns wissen. info@ap.weiter.ch
Since we began with the TUNE INs in January, 2016, they have appeared every week. We receive a lot of encouraging feedback, which is a great motivation for us to continue. We have noticed, however, that these weekly appearances are too frequent for many readers. And we, in view of the growing tasks in our Crescendo work, are reaching certain limits on our capacity.
We have therefore decided to publish the TUNE INs less often: in concrete terms, usually twice instead of four times per month. At the same time, the TUNE INs are being translated into an increasing number of languages! Besides English and German, they have appeared sporadically in French, Russian, Spanish, Greek and Lithuanian. Now Hungarian is being added!
Would you allow us to talk about the financial side as well? Sending out the TUNE INs costs us around €2500 every year. This is not including other expenses (such such as our own work). As a Christian non-profit organisation, we are dependent on donations and are therefore very grateful for every contribution. In the meantime we are also developing plans for a book with a collection of TUNE INs. All of this will only be possible thanks to donations. We are grateful for every little bit of help! Please, use this LINK
Everyone is of course always free to send the TUNE INs to others! With hearty thanks and wishing you many blessings in 2019!
The TUNE IN editorial team
DEUTSCH
Seit wir mit den TUNE INs im Januar 2016 begonnen haben, erscheinen sie wöchentlich. Uns erreichen viele ermutigende Feedbacks, die uns sehr motivieren, weiterzumachen. Wir haben aber gemerkt, dass der Rhythmus der wöchentlichen Erscheinungsweis für viele Leser zu hoch ist. Auch wir kommen neben den wachsenden Aufgaben in unserer Crescendo-Arbeit an gewisse Kapazitätsgrenzen.
Wir haben uns deshalb entschlossen, die TUNE INs weniger oft erscheinen lassen: generell eher zweimal statt viermal pro Monat. Dafür werden die TUNE INs in immer mehr Sprachen übersetzt! Bisher sind sie neben Englisch und Deutsch sporadisch auch auf Französisch, Griechisch, Russisch, Spanisch und Litauisch erschienen. Nun kommt Ungarisch dazu!
Dürfen wir noch eine finanzielle Seite ansprechen? Der Versand der TUNE IN kostet uns jedes Jahr rund 2500 Euros. Andere Kosten (auch unsere eigene Arbeit) ist dabei nicht eingerechnet. Als christliche Non Profit-Organisation leben wir von Spenden und sind deshalb für jeden Beitrag sehr dankbar. Wir denken mittlerweile auch an ein Buch mit gesammelten TUNE INs. All dies wird nur dank Spenden möglich. Danke für jede Mithilfe via diesen LINK.
Natürlich darf man die TUNE INs immer auch anderen weiterleiten! Mit herzlichem Dank und vielen Segenswünschen für’s 2019 !
Das TUNE IN Herausgeber-Team
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We have therefore decided to publish the TUNE INs less often: in concrete terms, usually twice instead of four times per month. At the same time, the TUNE INs are being translated into an increasing number of languages! Besides English and German, they have appeared sporadically in French, Russian, Spanish, Greek and Lithuanian. Now Hungarian is being added!
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DEUTSCH
Seit wir mit den TUNE INs im Januar 2016 begonnen haben, erscheinen sie wöchentlich. Uns erreichen viele ermutigende Feedbacks, die uns sehr motivieren, weiterzumachen. Wir haben aber gemerkt, dass der Rhythmus der wöchentlichen Erscheinungsweis für viele Leser zu hoch ist. Auch wir kommen neben den wachsenden Aufgaben in unserer Crescendo-Arbeit an gewisse Kapazitätsgrenzen.
Wir haben uns deshalb entschlossen, die TUNE INs weniger oft erscheinen lassen: generell eher zweimal statt viermal pro Monat. Dafür werden die TUNE INs in immer mehr Sprachen übersetzt! Bisher sind sie neben Englisch und Deutsch sporadisch auch auf Französisch, Griechisch, Russisch, Spanisch und Litauisch erschienen. Nun kommt Ungarisch dazu!
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Das TUNE IN Herausgeber-Team
ENGLISH
In the Western Church, 6 January is the day on which the Three Kings are remembered. We read about them in Matthew 2, 1-12. What can this story say to us today?
1. Jesus reveals himself to the outsiders
“After Jesus was born in Bethlehem in Judea, during the time of King Herod, Magi from the east came to Jerusalem and asked, “Where is the one who has been born King of the Jews? We saw his star in the East and have come to worship him.”
From the very first moment, the event of Jesus’ birth is universal, it encompasses the world, so to speak. First of all, there is the geographical origin of these kings: they come from far away, from Babylon. And then there is their social origin: they are not in fact kings, but “magoi” (= Greek for astrologers or members of the Babylonian priestly caste) and therefore not necessarily spiritual insiders. Jesus can show himself to complete “outsiders” as well.
I have just read a book written by a woman who is a complete outsider where the church is concerned. She is furthermore a secular journalist who says the following about herself: “My life is based on facts, on my job, on my country. For us, the basis of everything is that one asks questions, looks for proof, finds answers, continues learning as time goes on. But suddenly I know something that I did not yet know half hour before and which I cannot prove.” Jesus met the Danish journalist Charlotte Rørth in a vision which she had in a Spanish church. Previously, she had only known about Jesus from a distance. Now she saw him so clearly and definitely in front of her – surrounded by his disciples – that for her there was no more doubt: “He was simply there, and he is alive! And He loves me so much that I have no choice but simply to love others too.” When she came out of the church, she heard this question from others: “Why are you surrounded by such a light? You are really shining!” – Her book, “I met Jesus”,is especially encouraging for all who no longer believe that secularised intellectuals (as many artists are) can have a life-changing encounter with Jesus.
2. No alliance with power
The Wise Men first of all make their way to Herod, to the centre of power. This is understandable. How could they know that God had chosen a cattle stall as the place to come into the world? We have no right to criticise the “Kings” for this. Do we not know the same phenomenon in ourselves, that we humans instinctively seek the centre of power? Power is attractive: political power, economic power. And with the work of the sociologist Pierre Bourdieu (1930-2002),at the latest, we have become aware that culture too is a kind of capital and often a means of exerting power. And in the churches there is also a religious power which is more human than divine. When we take our orientation more from such powers than from Christ, we are exposed to danger. We reinforce these powers. We bind ourselves to them. Then we even lose spiritual authority and lose the courage to stand up against these powers and to show the people caught up in them a way out. Where in life have we taken our orientation from authorities? Where and how have we let them take advantage of us? Let us free ourselves from them!
“When King Herod he was disturbed, and all Jerusalem with him. When he had called together all the people’s chief priests and teachers of the law, he asked them where the Christ was to be born. “In Bethlehem in Judaea,” they replied, “for this is what the prophet has written:” »But you, Bethlehem, in the land of Judah, are by no means least among the rulers of Judah; four out of you will come to rule out who will be the shepherd of my people Israel.« Then Herod called the Magi secretly and found out from them the exact time when the star had appeared. He sent them to Bethlehem and said, “Go and make a careful search for the child. As soon as you find him, reported it to me, so that I too may go and worship him.”
Bach illustrates these words of Herod wonderfully in the Christmas Oratorio (Part VI, No. 56). His musical diction betrays the fact that he is duplicitous.
3. The Wise Men worship
“After they had heard the king, they went on their way, and the star they had seen in the east went ahead of them until it stopped over the place where the child was. When they saw the star, they were overjoyed. On coming to the house, they saw the child with his mother Mary, and they bowed down and worshipped him. Then they opened their treasures and presented him with gifts of gold and of incense and of myrrh.”
As the story was passed down, the Wise Men soon became Kings. This is not how it is put in the Bible, of course, but in the legend, which may have taken its lead from Isaiah 60, 3: “Nations will come to your light, and kings to the brightness of your dawn.” And they become three Kings, who furthermore lay down their crowns. At this point of adoration in the Christmas Oratorio, Bachweaves in this chorale text by Paul Gerhard (No. 59)
Ich steh an deiner Krippen hier, (I stand here by your crib) O Jesulein, mein Leben; (Oh Jesus, my life) Ich komme, bring und schenke dir, (I come, bringing and giving you) Was du mir hast gegeben. (What you have given me) Nimm hin! Es ist mein Geist und Sinn, (Receive it! My spirit and my mind) Herz, Seel und Mut, nimm alles hin, (heart, soul and vigour: receive it all) Und lass dir’s wohl gefallen! (and may it be pleasing to you!)
This is a little sweet and Baroque, but also simple and strong. It is nothing less than committing oneself fully to the greatest of kings, yet a king who makes no attempt to impose his power on us. Paul Gerhard’s chorale is a wonderful text which one can make one’s own personal prayer. Charlotte Rørth writes that Jesus exerted no force in the two encounters which she had with him, and made no demands on her. He said only this: “I am relying on you!” – And this no doubt meant: “I am trusting you to tell others about me.” Afterwards, the Kings told Herod nothing about all this, but they surely did tell their friends in Babylon… “And having been warned in a dream not to go back to Herod, they returned to their country by another route.”
Text: Beat Rink / translation: Bill Buchanan Picture: Autumn cathedral, France (1120-1146)
DEUTSCH
Am 6.Januar erinnert man sich in der Westkirche an die Heiligen Drei Könige. Wir lesen von ihnen in Matthäus 2, 1-12. Was kann uns die Geschichte heute sagen?
1. Jesus offenbart sich den Outsidern
“Da Jesus geboren war zu Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, ihn anzubeten.”
Das Ereignis der Geburt Jesu ist vom ersten Moment an universell, sozusagen weltumspannend. Da ist einmal die geographische Herkunft der Weisen: Sie kommen von weither, aus Babylonien. Und dann die soziale Herkunft: Es sind keine Könige, sondern „magoi“ (= griechisch für Sterndeuter oder Angehörige der babylonischen Priesterkaste), also nicht unbedingt geistliche Insider.Jesus kann sich auch den völligen „Outsidern“ zeigen.
Ich habe gerade ein Buch gelesen, das eine völlige Kirchen-Outsiderin geschrieben hat. Dazu eine säkulare Journalistin, die von sich selbst schreibt: „Mein Leben gründet sich auf Fakten, auf meinen Job, auf mein Land. Bei uns gründet sich alles darauf, dass man Fragen stellt, nach Beweisen sucht, Antworten bekommt, mit der Zeit dazulernt. Aber auf einmal weiss ich etwas, was ich vor einer halben Stunde noch nicht wusste und was ich nicht beweisen kann.“ Jesus begegnete der dänischen Journalistin Charlotte Rørth (*1962) in einer Vision, die sie in einer spanischen Kirche überkam. Sie wusste vorher nur von Ferne von Jesus. Nun sah sie ihn so deutlich und klar vor sich – inmitten seiner Jünger, dass es für sie keinen Zweifel mehr gab: „Er war einfach da, und er lebt! Und Er liebt mich so sehr, dass auch ich andere einfach nur lieben kann.“ Als sie aus der Kirche tritt, fragen andere: „Warum umgibt dich so ein Licht? Du leuchtest ja!“ – Das Buch „Die Frau, die nicht an Gott glaubte und Jesus traf“ ist besonders ermutigend für alle, die nicht mehr daran glauben, dass säkularisierte Intelektuelle (dazu gehören auch viele Künstler) eine lebensverändernde Jesus-Begegnung haben können.
2. Keine Allianz mit der Macht
Die Weisen reisen zuerst zu Herodes, ins Zentrum der Macht. Man kann das verstehen. Wie sollen sie wissen, dass Gott einen Stall ausgewählt hat, um zur Welt zu kommen? Wir haben kein Recht, die „Könige“ dafür zu verurteilen. Kennen wir das nicht selber auch: Wir Menschen suchen instinktiv das Zentrum der Macht? Macht ist attraktiv: Politische Macht, ökonomische Macht. Und spätestens seit dem Soziologen Pierre Bourdieu (1930-2002) wissen wir: Auch Kultur ist ein Kapital und oft ein Machtmittel. Und es gibt in den Kirchen auch religiöse Macht, die mehr menschlich als göttlich ist.Wenn wir uns an solchen Mächten orientieren statt an Christus, wird es gefährlich. Wir stärken diese Mächte. Wir selber binden uns an sie. Wir verlieren dann sogar die geistliche Autorität und den Mut, diesen Mächten entgegenzutreten und den darin gefangenen Menschen einen Ausweg zu zeigen.Wo haben wir an Autoritäten orientiert? Wo und wie haben wir von ihnen vereinnahmen lassen? Werden wir sie los!
“Als das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem, und er ließ zusammenkommen alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes und erforschte von ihnen, wo der Christus geboren werden sollte. Und sie sagten ihm: In Bethlehem in Judäa; denn so steht geschrieben durch den Propheten »Und du, Bethlehem im Lande Juda, bist mitnichten die kleinste unter den Fürsten Judas; denn aus dir wird kommen der Fürst, der mein Volk Israel weiden soll.« Da rief Herodes die Weisen heimlich zu sich und erkundete genau von ihnen, wann der Stern erschienen wäre, und schickte sie nach Bethlehem und sprach: Zieht hin und forscht fleißig nach dem Kindlein; und wenn ihr’s findet, so sagt mir’s wieder, dass auch ich komme und es anbete.”
Wunderbar illustriert Bach diesen Satz im des Herodes Weihnachtsoratorium (Teil VI, Nr.56). Er offenbart durch seine verräterische musikalische Diktion, dass er heuchelt.
3. Anbetung der Weisen
“Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war. Da sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut und gingen in das Haus und sahen das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.”
Aus den Weisen werden in der Überlieferung bald Könige. Wohlverstanden: nicht in der Bibel, aber in der Legende, die sich wohl an Jesaja 60, 3 orientiert: „Nationen wandern zu deinem Licht und Könige zu deinem strahlenden Glanz.“ Und es werden drei Könige, die auch ihre Kronen niederlegen. Bach flicht im Weihnachtsoratorium an dieser Stelle der Anbetung den Choral von Paul Gerhard ein (Nr.59):
Ich steh an deiner Krippen hier, O Jesulein, mein Leben; Ich komme, bring und schenke dir, Was du mir hast gegeben. Nimm hin! Es ist mein Geist und Sinn, Herz, Seel und Mut, nimm alles hin, Und lass dir’s wohl gefallen!
Das ist etwas süss und barock, aber auch schlicht und stark. Es ist nichts anderes als eine völlige Hingabe an den grössten König, der keine Machtansprüche an uns hat. Der Choral von Paul Gerhard ist ein wunderbarer Text, den man zum eigenen Gebet machen kann.Charlotte Rørth schreibt, dass Jesus in den zwei Begegnungen, die sie mit ihm hatte, keinerlei Macht ausübte und keine Ansprüche an sie stellte. Er sagte nur: „Ich verlasse mich auf dich!“ – Und das hiess wohl: Ich vertraue dir, dass du von mir weitererzählst. Die Könige erzählten es Herodes nicht weiter, sondern wohl ihren Freunden in Babylonien…
“Und da ihnen im Traum befohlen wurde, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem andern Weg wieder in ihr Land.”
Text: Beat Rink Foto: Autumn cathedral, France (1120-1146)
ENGLISH
In the Western Church, 6 January is the day on which the Three Kings are remembered. We read about them in Matthew 2, 1-12. What can this story say to us today?
1. Jesus reveals himself to the outsiders
“After Jesus was born in Bethlehem in Judea, during the time of King Herod, Magi from the east came to Jerusalem and asked, “Where is the one who has been born King of the Jews? We saw his star in the East and have come to worship him.”
From the very first moment, the event of Jesus’ birth is universal, it encompasses the world, so to speak. First of all, there is the geographical origin of these kings: they come from far away, from Babylon. And then there is their social origin: they are not in fact kings, but “magoi” (= Greek for astrologers or members of the Babylonian priestly caste) and therefore not necessarily spiritual insiders. Jesus can show himself to complete “outsiders” as well.
I have just read a book written by a woman who is a complete outsider where the church is concerned. She is furthermore a secular journalist who says the following about herself: “My life is based on facts, on my job, on my country. For us, the basis of everything is that one asks questions, looks for proof, finds answers, continues learning as time goes on. But suddenly I know something that I did not yet know half hour before and which I cannot prove.” Jesus met the Danish journalist Charlotte Rørth in a vision which she had in a Spanish church. Previously, she had only known about Jesus from a distance. Now she saw him so clearly and definitely in front of her – surrounded by his disciples – that for her there was no more doubt: “He was simply there, and he is alive! And He loves me so much that I have no choice but simply to love others too.” When she came out of the church, she heard this question from others: “Why are you surrounded by such a light? You are really shining!” – Her book, “I met Jesus”,is especially encouraging for all who no longer believe that secularised intellectuals (as many artists are) can have a life-changing encounter with Jesus.
2. No alliance with power
The Wise Men first of all make their way to Herod, to the centre of power. This is understandable. How could they know that God had chosen a cattle stall as the place to come into the world? We have no right to criticise the “Kings” for this. Do we not know the same phenomenon in ourselves, that we humans instinctively seek the centre of power? Power is attractive: political power, economic power. And with the work of the sociologist Pierre Bourdieu (1930-2002),at the latest, we have become aware that culture too is a kind of capital and often a means of exerting power. And in the churches there is also a religious power which is more human than divine. When we take our orientation more from such powers than from Christ, we are exposed to danger. We reinforce these powers. We bind ourselves to them. Then we even lose spiritual authority and lose the courage to stand up against these powers and to show the people caught up in them a way out. Where in life have we taken our orientation from authorities? Where and how have we let them take advantage of us? Let us free ourselves from them!
“When King Herod he was disturbed, and all Jerusalem with him. When he had called together all the people’s chief priests and teachers of the law, he asked them where the Christ was to be born. “In Bethlehem in Judaea,” they replied, “for this is what the prophet has written:” »But you, Bethlehem, in the land of Judah, are by no means least among the rulers of Judah; four out of you will come to rule out who will be the shepherd of my people Israel.« Then Herod called the Magi secretly and found out from them the exact time when the star had appeared. He sent them to Bethlehem and said, “Go and make a careful search for the child. As soon as you find him, reported it to me, so that I too may go and worship him.”
Bach illustrates these words of Herod wonderfully in the Christmas Oratorio (Part VI, No. 56). His musical diction betrays the fact that he is duplicitous.
3. The Wise Men worship
“After they had heard the king, they went on their way, and the star they had seen in the east went ahead of them until it stopped over the place where the child was. When they saw the star, they were overjoyed. On coming to the house, they saw the child with his mother Mary, and they bowed down and worshipped him. Then they opened their treasures and presented him with gifts of gold and of incense and of myrrh.”
As the story was passed down, the Wise Men soon became Kings. This is not how it is put in the Bible, of course, but in the legend, which may have taken its lead from Isaiah 60, 3: “Nations will come to your light, and kings to the brightness of your dawn.” And they become three Kings, who furthermore lay down their crowns. At this point of adoration in the Christmas Oratorio, Bachweaves in this chorale text by Paul Gerhard (No. 59)
Ich steh an deiner Krippen hier, (I stand here by your crib) O Jesulein, mein Leben; (Oh Jesus, my life) Ich komme, bring und schenke dir, (I come, bringing and giving you) Was du mir hast gegeben. (What you have given me) Nimm hin! Es ist mein Geist und Sinn, (Receive it! My spirit and my mind) Herz, Seel und Mut, nimm alles hin, (heart, soul and vigour: receive it all) Und lass dir’s wohl gefallen! (and may it be pleasing to you!)
This is a little sweet and Baroque, but also simple and strong. It is nothing less than committing oneself fully to the greatest of kings, yet a king who makes no attempt to impose his power on us. Paul Gerhard’s chorale is a wonderful text which one can make one’s own personal prayer. Charlotte Rørth writes that Jesus exerted no force in the two encounters which she had with him, and made no demands on her. He said only this: “I am relying on you!” – And this no doubt meant: “I am trusting you to tell others about me.” Afterwards, the Kings told Herod nothing about all this, but they surely did tell their friends in Babylon… “And having been warned in a dream not to go back to Herod, they returned to their country by another route.”
Text: Beat Rink / translation: Bill Buchanan Picture: Autumn cathedral, France (1120-1146)
DEUTSCH
Am 6.Januar erinnert man sich in der Westkirche an die Heiligen Drei Könige. Wir lesen von ihnen in Matthäus 2, 1-12. Was kann uns die Geschichte heute sagen?
1. Jesus offenbart sich den Outsidern
“Da Jesus geboren war zu Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, ihn anzubeten.”
Das Ereignis der Geburt Jesu ist vom ersten Moment an universell, sozusagen weltumspannend. Da ist einmal die geographische Herkunft der Weisen: Sie kommen von weither, aus Babylonien. Und dann die soziale Herkunft: Es sind keine Könige, sondern „magoi“ (= griechisch für Sterndeuter oder Angehörige der babylonischen Priesterkaste), also nicht unbedingt geistliche Insider.Jesus kann sich auch den völligen „Outsidern“ zeigen.
Ich habe gerade ein Buch gelesen, das eine völlige Kirchen-Outsiderin geschrieben hat. Dazu eine säkulare Journalistin, die von sich selbst schreibt: „Mein Leben gründet sich auf Fakten, auf meinen Job, auf mein Land. Bei uns gründet sich alles darauf, dass man Fragen stellt, nach Beweisen sucht, Antworten bekommt, mit der Zeit dazulernt. Aber auf einmal weiss ich etwas, was ich vor einer halben Stunde noch nicht wusste und was ich nicht beweisen kann.“ Jesus begegnete der dänischen Journalistin Charlotte Rørth (*1962) in einer Vision, die sie in einer spanischen Kirche überkam. Sie wusste vorher nur von Ferne von Jesus. Nun sah sie ihn so deutlich und klar vor sich – inmitten seiner Jünger, dass es für sie keinen Zweifel mehr gab: „Er war einfach da, und er lebt! Und Er liebt mich so sehr, dass auch ich andere einfach nur lieben kann.“ Als sie aus der Kirche tritt, fragen andere: „Warum umgibt dich so ein Licht? Du leuchtest ja!“ – Das Buch „Die Frau, die nicht an Gott glaubte und Jesus traf“ ist besonders ermutigend für alle, die nicht mehr daran glauben, dass säkularisierte Intelektuelle (dazu gehören auch viele Künstler) eine lebensverändernde Jesus-Begegnung haben können.
2. Keine Allianz mit der Macht
Die Weisen reisen zuerst zu Herodes, ins Zentrum der Macht. Man kann das verstehen. Wie sollen sie wissen, dass Gott einen Stall ausgewählt hat, um zur Welt zu kommen? Wir haben kein Recht, die „Könige“ dafür zu verurteilen. Kennen wir das nicht selber auch: Wir Menschen suchen instinktiv das Zentrum der Macht? Macht ist attraktiv: Politische Macht, ökonomische Macht. Und spätestens seit dem Soziologen Pierre Bourdieu (1930-2002) wissen wir: Auch Kultur ist ein Kapital und oft ein Machtmittel. Und es gibt in den Kirchen auch religiöse Macht, die mehr menschlich als göttlich ist.Wenn wir uns an solchen Mächten orientieren statt an Christus, wird es gefährlich. Wir stärken diese Mächte. Wir selber binden uns an sie. Wir verlieren dann sogar die geistliche Autorität und den Mut, diesen Mächten entgegenzutreten und den darin gefangenen Menschen einen Ausweg zu zeigen.Wo haben wir an Autoritäten orientiert? Wo und wie haben wir von ihnen vereinnahmen lassen? Werden wir sie los!
“Als das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem, und er ließ zusammenkommen alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes und erforschte von ihnen, wo der Christus geboren werden sollte. Und sie sagten ihm: In Bethlehem in Judäa; denn so steht geschrieben durch den Propheten »Und du, Bethlehem im Lande Juda, bist mitnichten die kleinste unter den Fürsten Judas; denn aus dir wird kommen der Fürst, der mein Volk Israel weiden soll.« Da rief Herodes die Weisen heimlich zu sich und erkundete genau von ihnen, wann der Stern erschienen wäre, und schickte sie nach Bethlehem und sprach: Zieht hin und forscht fleißig nach dem Kindlein; und wenn ihr’s findet, so sagt mir’s wieder, dass auch ich komme und es anbete.”
Wunderbar illustriert Bach diesen Satz im des Herodes Weihnachtsoratorium (Teil VI, Nr.56). Er offenbart durch seine verräterische musikalische Diktion, dass er heuchelt.
3. Anbetung der Weisen
“Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war. Da sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut und gingen in das Haus und sahen das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.”
Aus den Weisen werden in der Überlieferung bald Könige. Wohlverstanden: nicht in der Bibel, aber in der Legende, die sich wohl an Jesaja 60, 3 orientiert: „Nationen wandern zu deinem Licht und Könige zu deinem strahlenden Glanz.“ Und es werden drei Könige, die auch ihre Kronen niederlegen. Bach flicht im Weihnachtsoratorium an dieser Stelle der Anbetung den Choral von Paul Gerhard ein (Nr.59):
Ich steh an deiner Krippen hier, O Jesulein, mein Leben; Ich komme, bring und schenke dir, Was du mir hast gegeben. Nimm hin! Es ist mein Geist und Sinn, Herz, Seel und Mut, nimm alles hin, Und lass dir’s wohl gefallen!
Das ist etwas süss und barock, aber auch schlicht und stark. Es ist nichts anderes als eine völlige Hingabe an den grössten König, der keine Machtansprüche an uns hat. Der Choral von Paul Gerhard ist ein wunderbarer Text, den man zum eigenen Gebet machen kann.Charlotte Rørth schreibt, dass Jesus in den zwei Begegnungen, die sie mit ihm hatte, keinerlei Macht ausübte und keine Ansprüche an sie stellte. Er sagte nur: „Ich verlasse mich auf dich!“ – Und das hiess wohl: Ich vertraue dir, dass du von mir weitererzählst. Die Könige erzählten es Herodes nicht weiter, sondern wohl ihren Freunden in Babylonien…
“Und da ihnen im Traum befohlen wurde, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem andern Weg wieder in ihr Land.”
Text: Beat Rink Foto: Autumn cathedral, France (1120-1146)
Für die erste Ausgabe von JUNGSEGLER werden junge Produktionen aus dem Bereich Kleinkunst gesucht. KünstlerInnen oder Künstlerkollektive, die am Anfang ihrer Laufbahn stehen, erhalten von JUNGSEGLER die Möglichkeit, ihre Produktion abendfüllend vor Publikum und einer Fachjury zu präsentieren.
Die fünfte Ausgabe der „Plate-forme InciDanse Fribourg“, welche alle zwei Jahre organisiert wird, wird im “Nouveau Monde” in Freiburg am 11., 12. und 13. Oktober 2019 stattfinden.
Diese Plattform richtet sich an angehende Choreoraphen, die eine gute choreographische Erfahrung nachweisen können und eine professionelle oder gleichwertige Ausbildung absolviert haben. Das Mindes alter beträgt 20 Jahre zum Zeitpunkt der Aufführung.
La cinquième édition de la Plate-forme InciDanse Fribourg, organisée de façon bisannuelle, aura lieu au Nouveau Monde à Fribourg les 11-12-13 octobre 2019.
Cette plate-forme s’adresse aux chorégraphesémergents attestant d’une bonne expérience chorégraphique et ayant suivi une formation professionnelle ou son équivalent; ils doivent être âgés de 20 ans au minimum au moment de l’événement.
Mittlerweile stehen auch die Titel der Referate: Dr. theol. Dr. phil. Matthias Krieg wird zu “Wiederholung & Ereignis. Wo Kunst und Glaube sich berühren” sprechen.
Die Designerin Eva Jung hat das Thema “Kreativer Befreiungsschlag. Was das Evangelium mit der Kunst zu schaffen hat.”
Und der Theologe Hannes Langbein wird uns in seine Gedanken zu “Community-Specific-Art – Gemeinde als ‘soziale Plastik'” hinein nehmen.
On the threshold of 2019, we are asking ourselves what the New Year may bring. The question may be mixed with a certain sadness that the old year, and thus a further part of our life, has passed by so quickly. This makes us all the more willing to formulate good resolutions, which in turn engenders optimism. But at the same time we are only too well aware that these resolutions are very soon overtaken by reality. How are we going into the New Year: with melancholy, optimism or realism? Artists usually tend to melancholy, said Dr. Andrzej Turkanik* in a talk during a morning plenary session at the “Crescendo Summer Institute 2018”. And since the theme of the Institute was “Happiness”, he also delivered a good message for melancholics. It would be fitting for this message to accompany us into the New Year. Here is a summary of the most important thoughts expressed by the theologian and musician Dr. Andrzej Turkanik on 4th August, 2018.
Yes, but… Many artists are melancholic. What is a melancholic person? Often such a person is described as emotionally sensitive, perfectionistic and introverted. For such a person the glass is always half empty. This is a person who looks at the world and says: “It is beautiful, but…”. I personally know this very well. I have a friend who calls me “Mr. Yes, But…”. Especially at times, when we have had great success – for me it’s usually after a performance or a speaking engagement which went very well – you get up and you say to yourself: “I actually don’t want to continue… Am I really able to do anything? What a terrible life!”
Between euphoria and depression It is easy for an artist to vacillate between euphoria and depression. How do we deal with those ‘moods swings’ so typical for the artistic soul? How can we avoid being in this situation all the time? What we cannot do is change our circumstances. But we can change our attitudes towards these circumstances. Do you feel that I am talking about you? Then let me tell you that you are in good company. There are many great artists throughout the history who were melancholic. Most remarkable works have been written out of pain and a sense of inadequacy or a feeling of “I am an impostor. If anybody finds out who I really am, all my weaknesses, they will get rid of me, since I don’t really belong here.”
Weltschmerz and clinical depression Maybe some of us are also carrying some kind of “Weltschmerz” and the feeling: “The world is in a desperate situation! I should do something! But what can I really do?” By the way, it is necessary to distinguish between mood swings and clinical depression. There is also good news for people with depression, of course! My strong advice in this case: Seek medical help. Let’s take away the stigma of depression as well of other issues such as bipolarity. There is help! Look for somebody who is trustworthy!
Developing an attitude of gratitude But I am addressing now the more melancholic people amongst us artists. I would like to suggest an attitude of gratitude as an antidote to melancholy. There is a series of studies which show that being thankful and expressing thankfulness (not only being thankful inside, but expressing it to a concrete person) has a therapeutic effect. Why is this important?
Beyond the “iWorld” Many of us are living in a big bubble of an i-world. Not only because of our i-phones or i-pads. What I mean is: You think that you are the most important person on this planet. It’s all about you. When you then look at the social media at the end of a day and see what your friends have posted: photos of wonderful trips or parties while you were practicing – you really feel depressed. What gratitude does is the exact opposite: it takes you away from your own world. It takes you to a place where you should be, but which you have forgotten. It takes you to a place where you are beginning to be grateful for things which we all take for granted – like the fact that we all could get up this morning. Or think of the fact that we can enjoy beautiful art. If you want to get out of the spiral of melancholy, take your eyes off yourself and look around!
How to learn thankfulness? Some of us have a natural gift of being thankful. But some of us have to learn thankfulness! How can we learn thankfulness? Let’s think of St. Paul writing to friends in a Roman colony called Philippi. He himself is in a most depressing place expecting his death. This is the message he writes 16 times in his letter: Remember to rejoice, to cultivate this joy. In chapter 4:6 and 7 he writes: “Do not be anxious about anything, but in every situation, by prayer and petition, with thanksgiving, present your requests to God. And the peace of God, which transcends all understanding, will guard your hearts and your minds in Christ Jesus.” Again: Do not be anxious about anything! Deposit all your sorrows and anxieties at one place – in prayer, together with thanksgiving. Paul doesn’t say that we can change circumstances, but that we can get rid of our sorrows and receive SHALOM, peace.
SHALOM The deep Hebrew meaning of SHALOM is not just the absence of war, but rather the peace of the One who has created everything, guarding and protecting your entire being, including hearts and minds. We experience this SHALOM when we come to God with thanksgiving. If God is someone distant for you: start to thank him. Such thankfulness will take you away from the little orbit of your “iWorld” to another place, which is much better. Let’s take some minutes and remember a few things we can be thankful for. And let’s share them in our prayers with God and with others as well. Unexpressed gratitude is like a beautifully wrapped in gift which never gets delivered. My words of encouragement to all melancholics amongst us: Adopt an attitude of gratitude!
* Dr. Andrzej Turkanik, a native of Poland, born and raised during the Communist regime, completed degrees in music and art in Poland as well as theology in Germany, before earning Ph.D. in Oriental Studies from Cambridge University. He is the Executive Director of the Quo Vadis Institute (LINK).
DEUTSCH
An der Schwelle zu 2019 fragen wir uns: Was bringt das neue Jahr? Vielleicht mischt sich die Frage mit einer gewissen Traurigkeit, dass das alte Jahr und damit ein weiteres Stück unseres Lebens so schnell verstrichen ist. Umso bereitwilliger fassen wir gute Vorsätze, und das stimmt uns dann wieder optimistisch. Aber zugleich wissen wir nur zu gut, dass diese Vorsätze schnell von der Realität eingeholt werden. Wie gehen wir also in das Neue Jahr: Mit Melancholie, Optimismus oder Realismus? Künstler sind meist Melancholiker, sagte Dr. Andrzej Turkanik* in einer Rede in einem Morgenplenum im “Crescendo Sommerinstitut 2018“. Und da das Thema des Instituts „Glück“ war, brachte er den Melancholikern auch eine gute Botschaft. Diese könnte uns gerade ins Neue Jahr hinüber begleiten. Hier eine Zusammenfassung der wichtigsten Gedanken des Theologen und Musikers Dr. Andrzej Turkanik vom 4.August 2018
Ja, aber… Viele Künstler sind melancholisch. Aber was ist ein Melancholiker? Oft beschreibt man einen Melancholiker als sensibel, perfektionistisch und introvertiert. Für ihn ist das Glas immer halb leer. Er schaut in die Welt hinein und sagt: “Es ist alles schön, aber…”. Ich selber kenne das sehr gut. Ein Freund von mir nennt mich “Mr. Ja, aber…”. Besonders wenn man einen Erfolg gefeiert hat – etwa mit einer Aufführung oder in meinem Fall war es vielleicht ein gelungener Vortrag – sagt man, nachdem man sich gefasst hat, zu sich selber: “Ich will mit all dem aufhören…Bringe ich es eigentlich je zu was? Was für ein furchtbares Leben!”
Zwischen Euphorie und Depression Künstler schwanken sehr oft zwischen Euphorie und Depression hin und her. Wie geht man nun mit diesen emotionalen Wechselbädern um, die für Künstler so typisch sind? Wie schafft man es, sie zu vermeiden? Eines ist schwierig: Die Umstände ändern. Aber wir können unsere Einstellung zu den Umständen ändern. Kommt dir das bekannt vor, was ich sage? Dann bist du in guter Gesellschaft! Es gab durch die Jahrhunderte hindurch viele herausragende Künstler, die melancholisch waren. Bedeutendste Werke wurde aus Schmerz geboren. Oder aus Minderwertigkeitsgefühlen. Oder sie wurden vom Gefühl begleitet: “Ich bin doch ein Heuchler. Wenn jemand dahinter kommt, wie ich wirklich bin, mit all meinen Schwächen, dann will man nichts mehr von mir wissen. Ich gehöre nicht wirklich dazu.”
Weltschmerz und klinische Depression Vielleicht tragen einige von uns eine Art “Weltschmerz” mit sich herum und das Gefühl: “Die Welt ist in einem erbärmlichen Zustand und ich sollte etwas tun! Aber was?” Übrigens ist es wichtig, dass wir zwischen Gefühlsschwankungen und klinischer Depression unterscheiden. Es gibt natürlich auch für Menschen mit Depressionen eine gute Botschaft. Ich empfehle dann dringend: Such medizinischen Rat! Weder Depression noch bipolare Störungen dürfen weiter stigmatisiert werden. Es gibt Hilfe! Such jemanden, zu dem du Vertrauen hast!
Eine dankbare Haltung entwicklen Ich wende mich nun aber an die eher melancholischen Künstler unter uns. Ich möchte eine dankbare Haltung empfehlen – als Gegengift zur Melancholie. Es gibt eine Reihe von Studien, die zeigen, dass Dankbarkeit und mehr noch: geäusserte Dankbarkeit (also nicht nur gedachte, sondern einem konkreten Gegenüber weitergegebene Dankbarkeit) eine therapeutische Wirkung hat. Warum ist dies wichtig?
Jenseits der “iWorld” Viele von uns leben in einer grossen Blase, die man “iWorld” nennen könnte. Dies nicht nur, weil wir iPhones und iPads haben. Was ich meine, ist Folgendes: Du denkst, du seist die wichtigste Person auf dieser Erde. Alles dreht sich nur um dich. Wenn du dann am Ende eines Tages in die sozialen Medien gehst und realisierst, was deine Freunde so alles gepostet haben: wunderbare Ferienfotos oder Bilder von Partys, während du stundenlang geübt hast, dann fällst du in ein Loch. Dankbarkeit bewirkt nun das genaue Gegenteil: Sie löst dich heraus aus deiner eigenen Welt und führt dich an einen für dich bestimmten Ort, den du vergessen hast. Sie führt dich an einen Ort, wo man anfängt, für scheinbar selbstverständliche Dinge dankbar zu werden wie zum Beispiel das Geschenk, dass wir heute Morgen aufstehen durften. Oder die Tatsache, dass wir wunderbare Kunst geniessen können. Wenn du aus der Melancholie-Spirale aussteigen willst, dann schau von dir weg und schau dich um!
Wie Dankbarkeit lernen? Einige von uns haben eine natürliche Begabung zur Dankbarkeit. Aber einige müssen Dankbarkeit erst lernen. Wie kann man das? Lasst uns einmal an Paulus denken, wie er an seine Freunde in Philippi schreibt. Er selber befindet sich in äusserst traurigen Umständen, wo jederzeit seine Hinrichtung droht. Dies ist nun die Botschaft, die er ganze 16 mal in seinem Brief wiederholt: Erinnert euch daran, dass ihr euch freuen sollt! Im Philipperbrief 4, 6+7 schreibt er: “Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden! Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, wird eure Herzen und Sinne in Christus Jesus bewahren.” Noch einmal: Mach dir nicht solche Sorgen um Alles. Deponiere deine Sorgen und Ängste an einem Ort – im Gebet – zusammen mit Dank. Paulus verspricht nicht, dass wir die Umstände ändern können, aber dass wir unsere Sorgen loswerden und SHALOM empfangen können, Frieden.
SHALOM Die tiefe hebräische Bedeutung von SHALOM meint nicht nur Absenz von Krieg, sondern jenen Frieden, den nur der Eine geben kann, der Alles geschaffen hat; der dein ganzes Sein samt Herz und Sinnen beschützen und bewahren kann. Diesen SHALOM erfahren wir, wenn wir uns mit Danksagung an Gott wenden. Wenn Gott für dich jemand ist, der weit weg ist, so fang an, ihm zu danken. Diese Dankbarkeit wird dich aus dem kleinen Universum deiner iWorld hinaus an einen anderen Ort führen, der viel besser ist. Nehmen wir uns gerade jetzt einige Minuten Zeit und erinnern uns an einige Dinge, für die wir dankbar sein können. Lasst sie uns im Gebet Gott sagen nennen – und auch anderen davon erzählen. Unausgesprochene Dankbarkeit ist wie ein schön eingepacktes Geschenk, das seinen Empfänger nie erreicht. Meine Ermutigung für alle Melancholiker unter uns: Entwickelt eine Haltung der Dankbarkeit!
* Dr. Andrzej Turkanik wurde in Polen geboren wo er während des Kommunismus aufwuchs. In Polen absolvierte er ein Musik- und Kunst-Studium und später in Deutschland ein Theologiestudium, bevor er in Cambridge in Orientalistik promovierte. Er leitet das Quo Vadis Institut (LINK).
Andrzej Turkanik
ENGLISH
On the threshold of 2019, we are asking ourselves what the New Year may bring. The question may be mixed with a certain sadness that the old year, and thus a further part of our life, has passed by so quickly. This makes us all the more willing to formulate good resolutions, which in turn engenders optimism. But at the same time we are only too well aware that these resolutions are very soon overtaken by reality. How are we going into the New Year: with melancholy, optimism or realism? Artists usually tend to melancholy, said Dr. Andrzej Turkanik* in a talk during a morning plenary session at the “Crescendo Summer Institute 2018”. And since the theme of the Institute was “Happiness”, he also delivered a good message for melancholics. It would be fitting for this message to accompany us into the New Year. Here is a summary of the most important thoughts expressed by the theologian and musician Dr. Andrzej Turkanik on 4th August, 2018.
Yes, but… Many artists are melancholic. What is a melancholic person? Often such a person is described as emotionally sensitive, perfectionistic and introverted. For such a person the glass is always half empty. This is a person who looks at the world and says: “It is beautiful, but…”. I personally know this very well. I have a friend who calls me “Mr. Yes, But…”. Especially at times, when we have had great success – for me it’s usually after a performance or a speaking engagement which went very well – you get up and you say to yourself: “I actually don’t want to continue… Am I really able to do anything? What a terrible life!”
Between euphoria and depression It is easy for an artist to vacillate between euphoria and depression. How do we deal with those ‘moods swings’ so typical for the artistic soul? How can we avoid being in this situation all the time? What we cannot do is change our circumstances. But we can change our attitudes towards these circumstances. Do you feel that I am talking about you? Then let me tell you that you are in good company. There are many great artists throughout the history who were melancholic. Most remarkable works have been written out of pain and a sense of inadequacy or a feeling of “I am an impostor. If anybody finds out who I really am, all my weaknesses, they will get rid of me, since I don’t really belong here.”
Weltschmerz and clinical depression Maybe some of us are also carrying some kind of “Weltschmerz” and the feeling: “The world is in a desperate situation! I should do something! But what can I really do?” By the way, it is necessary to distinguish between mood swings and clinical depression. There is also good news for people with depression, of course! My strong advice in this case: Seek medical help. Let’s take away the stigma of depression as well of other issues such as bipolarity. There is help! Look for somebody who is trustworthy!
Developing an attitude of gratitude But I am addressing now the more melancholic people amongst us artists. I would like to suggest an attitude of gratitude as an antidote to melancholy. There is a series of studies which show that being thankful and expressing thankfulness (not only being thankful inside, but expressing it to a concrete person) has a therapeutic effect. Why is this important?
Beyond the “iWorld” Many of us are living in a big bubble of an i-world. Not only because of our i-phones or i-pads. What I mean is: You think that you are the most important person on this planet. It’s all about you. When you then look at the social media at the end of a day and see what your friends have posted: photos of wonderful trips or parties while you were practicing – you really feel depressed. What gratitude does is the exact opposite: it takes you away from your own world. It takes you to a place where you should be, but which you have forgotten. It takes you to a place where you are beginning to be grateful for things which we all take for granted – like the fact that we all could get up this morning. Or think of the fact that we can enjoy beautiful art. If you want to get out of the spiral of melancholy, take your eyes off yourself and look around!
How to learn thankfulness? Some of us have a natural gift of being thankful. But some of us have to learn thankfulness! How can we learn thankfulness? Let’s think of St. Paul writing to friends in a Roman colony called Philippi. He himself is in a most depressing place expecting his death. This is the message he writes 16 times in his letter: Remember to rejoice, to cultivate this joy. In chapter 4:6 and 7 he writes: “Do not be anxious about anything, but in every situation, by prayer and petition, with thanksgiving, present your requests to God. And the peace of God, which transcends all understanding, will guard your hearts and your minds in Christ Jesus.” Again: Do not be anxious about anything! Deposit all your sorrows and anxieties at one place – in prayer, together with thanksgiving. Paul doesn’t say that we can change circumstances, but that we can get rid of our sorrows and receive SHALOM, peace.
SHALOM The deep Hebrew meaning of SHALOM is not just the absence of war, but rather the peace of the One who has created everything, guarding and protecting your entire being, including hearts and minds. We experience this SHALOM when we come to God with thanksgiving. If God is someone distant for you: start to thank him. Such thankfulness will take you away from the little orbit of your “iWorld” to another place, which is much better. Let’s take some minutes and remember a few things we can be thankful for. And let’s share them in our prayers with God and with others as well. Unexpressed gratitude is like a beautifully wrapped in gift which never gets delivered. My words of encouragement to all melancholics amongst us: Adopt an attitude of gratitude!
* Dr. Andrzej Turkanik, a native of Poland, born and raised during the Communist regime, completed degrees in music and art in Poland as well as theology in Germany, before earning Ph.D. in Oriental Studies from Cambridge University. He is the Executive Director of the Quo Vadis Institute (LINK).
DEUTSCH
An der Schwelle zu 2019 fragen wir uns: Was bringt das neue Jahr? Vielleicht mischt sich die Frage mit einer gewissen Traurigkeit, dass das alte Jahr und damit ein weiteres Stück unseres Lebens so schnell verstrichen ist. Umso bereitwilliger fassen wir gute Vorsätze, und das stimmt uns dann wieder optimistisch. Aber zugleich wissen wir nur zu gut, dass diese Vorsätze schnell von der Realität eingeholt werden. Wie gehen wir also in das Neue Jahr: Mit Melancholie, Optimismus oder Realismus? Künstler sind meist Melancholiker, sagte Dr. Andrzej Turkanik* in einer Rede in einem Morgenplenum im “Crescendo Sommerinstitut 2018“. Und da das Thema des Instituts „Glück“ war, brachte er den Melancholikern auch eine gute Botschaft. Diese könnte uns gerade ins Neue Jahr hinüber begleiten. Hier eine Zusammenfassung der wichtigsten Gedanken des Theologen und Musikers Dr. Andrzej Turkanik vom 4.August 2018
Ja, aber… Viele Künstler sind melancholisch. Aber was ist ein Melancholiker? Oft beschreibt man einen Melancholiker als sensibel, perfektionistisch und introvertiert. Für ihn ist das Glas immer halb leer. Er schaut in die Welt hinein und sagt: “Es ist alles schön, aber…”. Ich selber kenne das sehr gut. Ein Freund von mir nennt mich “Mr. Ja, aber…”. Besonders wenn man einen Erfolg gefeiert hat – etwa mit einer Aufführung oder in meinem Fall war es vielleicht ein gelungener Vortrag – sagt man, nachdem man sich gefasst hat, zu sich selber: “Ich will mit all dem aufhören…Bringe ich es eigentlich je zu was? Was für ein furchtbares Leben!”
Zwischen Euphorie und Depression Künstler schwanken sehr oft zwischen Euphorie und Depression hin und her. Wie geht man nun mit diesen emotionalen Wechselbädern um, die für Künstler so typisch sind? Wie schafft man es, sie zu vermeiden? Eines ist schwierig: Die Umstände ändern. Aber wir können unsere Einstellung zu den Umständen ändern. Kommt dir das bekannt vor, was ich sage? Dann bist du in guter Gesellschaft! Es gab durch die Jahrhunderte hindurch viele herausragende Künstler, die melancholisch waren. Bedeutendste Werke wurde aus Schmerz geboren. Oder aus Minderwertigkeitsgefühlen. Oder sie wurden vom Gefühl begleitet: “Ich bin doch ein Heuchler. Wenn jemand dahinter kommt, wie ich wirklich bin, mit all meinen Schwächen, dann will man nichts mehr von mir wissen. Ich gehöre nicht wirklich dazu.”
Weltschmerz und klinische Depression Vielleicht tragen einige von uns eine Art “Weltschmerz” mit sich herum und das Gefühl: “Die Welt ist in einem erbärmlichen Zustand und ich sollte etwas tun! Aber was?” Übrigens ist es wichtig, dass wir zwischen Gefühlsschwankungen und klinischer Depression unterscheiden. Es gibt natürlich auch für Menschen mit Depressionen eine gute Botschaft. Ich empfehle dann dringend: Such medizinischen Rat! Weder Depression noch bipolare Störungen dürfen weiter stigmatisiert werden. Es gibt Hilfe! Such jemanden, zu dem du Vertrauen hast!
Eine dankbare Haltung entwicklen Ich wende mich nun aber an die eher melancholischen Künstler unter uns. Ich möchte eine dankbare Haltung empfehlen – als Gegengift zur Melancholie. Es gibt eine Reihe von Studien, die zeigen, dass Dankbarkeit und mehr noch: geäusserte Dankbarkeit (also nicht nur gedachte, sondern einem konkreten Gegenüber weitergegebene Dankbarkeit) eine therapeutische Wirkung hat. Warum ist dies wichtig?
Jenseits der “iWorld” Viele von uns leben in einer grossen Blase, die man “iWorld” nennen könnte. Dies nicht nur, weil wir iPhones und iPads haben. Was ich meine, ist Folgendes: Du denkst, du seist die wichtigste Person auf dieser Erde. Alles dreht sich nur um dich. Wenn du dann am Ende eines Tages in die sozialen Medien gehst und realisierst, was deine Freunde so alles gepostet haben: wunderbare Ferienfotos oder Bilder von Partys, während du stundenlang geübt hast, dann fällst du in ein Loch. Dankbarkeit bewirkt nun das genaue Gegenteil: Sie löst dich heraus aus deiner eigenen Welt und führt dich an einen für dich bestimmten Ort, den du vergessen hast. Sie führt dich an einen Ort, wo man anfängt, für scheinbar selbstverständliche Dinge dankbar zu werden wie zum Beispiel das Geschenk, dass wir heute Morgen aufstehen durften. Oder die Tatsache, dass wir wunderbare Kunst geniessen können. Wenn du aus der Melancholie-Spirale aussteigen willst, dann schau von dir weg und schau dich um!
Wie Dankbarkeit lernen? Einige von uns haben eine natürliche Begabung zur Dankbarkeit. Aber einige müssen Dankbarkeit erst lernen. Wie kann man das? Lasst uns einmal an Paulus denken, wie er an seine Freunde in Philippi schreibt. Er selber befindet sich in äusserst traurigen Umständen, wo jederzeit seine Hinrichtung droht. Dies ist nun die Botschaft, die er ganze 16 mal in seinem Brief wiederholt: Erinnert euch daran, dass ihr euch freuen sollt! Im Philipperbrief 4, 6+7 schreibt er: “Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden! Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, wird eure Herzen und Sinne in Christus Jesus bewahren.” Noch einmal: Mach dir nicht solche Sorgen um Alles. Deponiere deine Sorgen und Ängste an einem Ort – im Gebet – zusammen mit Dank. Paulus verspricht nicht, dass wir die Umstände ändern können, aber dass wir unsere Sorgen loswerden und SHALOM empfangen können, Frieden.
SHALOM Die tiefe hebräische Bedeutung von SHALOM meint nicht nur Absenz von Krieg, sondern jenen Frieden, den nur der Eine geben kann, der Alles geschaffen hat; der dein ganzes Sein samt Herz und Sinnen beschützen und bewahren kann. Diesen SHALOM erfahren wir, wenn wir uns mit Danksagung an Gott wenden. Wenn Gott für dich jemand ist, der weit weg ist, so fang an, ihm zu danken. Diese Dankbarkeit wird dich aus dem kleinen Universum deiner iWorld hinaus an einen anderen Ort führen, der viel besser ist. Nehmen wir uns gerade jetzt einige Minuten Zeit und erinnern uns an einige Dinge, für die wir dankbar sein können. Lasst sie uns im Gebet Gott sagen nennen – und auch anderen davon erzählen. Unausgesprochene Dankbarkeit ist wie ein schön eingepacktes Geschenk, das seinen Empfänger nie erreicht. Meine Ermutigung für alle Melancholiker unter uns: Entwickelt eine Haltung der Dankbarkeit!
* Dr. Andrzej Turkanik wurde in Polen geboren wo er während des Kommunismus aufwuchs. In Polen absolvierte er ein Musik- und Kunst-Studium und später in Deutschland ein Theologiestudium, bevor er in Cambridge in Orientalistik promovierte. Er leitet das Quo Vadis Institut (LINK).
With a wonderfully beautiful Christmas composition by the Latvian composer Richards Dubra (*1964), available on our CD “Ich schau Dich staunend an”, and an accompanying interview with the composer (below), we heartily wish our TUNE IN readership of around 2500 in the whole world a blessed Christmas time.
Mit einem wunderschönen Weihnachtslied des lettischen Komponisten Richards Dubra (*1964) von unserer CD „Ich schau Dich staunend an“ und einem begleitenden Interview mit dem Komponisten wünschen wir unseren rund 2500 Lesern in aller Welt von Herzen gesegnete Weihnachten.
Miriam Feuersinger (soprano), Angelika Dietze (flute), Dorothee Vietz / Johannes Rick (violins), Claudia Michaelsen (viola), Christoph Vietz (cello), Ekkehard Neumann (double bass), Artistic director: Jan Katzschke
(c) Crescendo / Campus für Christus 2009 LINK to the Crescendo shop: Click here
1. Christmas comes down upon us again and everything in the world rejoices. Angels are heard singing in heaven in eternal praise of the Lord.
2. With Christmas tree and the light of candles we honour him. Come, great and small, come in great crowds, and welcome the Lord here below.
3. Lord, come into our midst in person, with your light, this very night. We want to ask you to bless us, for all our trust is in you.
4. In your grace, accept the gifts which we have prepared in your honour with grateful hearts, for it is you who gives true blessedness.
Text: Nicole Nau Translation German-English: Bill Buchanan
1. Der Heilige Abend kommt hernieder und was auf Erden lebt, sich freut Vom Himmel tönen Engelslieder zum Lobe des Herren in Ewigkeit.
2. Mit Tannenbaum und Kerzenstrahlen erweisen wir nun Ehre ihm, Kommt Grosse, Kleine, kommt in Scharen, und heisset den Herren willkommen hier.
3. Herr, komm du selbst in unsere Mitte in dieser Nacht mit deinem Licht. Wir wollen um deinen Segen bitten, denn du bist unsere Zuversicht.
4. Nimm gnädig an auch unsere Gaben, die wir zu deiner Ehre heut, das Herz voll Dank, bereitet haben, denn du schenkst wahre Seligkeit.
Text : Nicole Nau
Interview Rihards Dubra
ENGLISH
Rihards Dubra did you always dream of becoming a composer?
Rihards Dubra: That’s hard to say. When I was eight years old, I urgently felt I had to write something – so I wrote a couple of short works for piano in Mozart style. Then my interest grew more and more, and I changed music school because I could not study composition at the first one. So things continued developing this way until I finally studied composition at the Music Academy.
Do you mostly write sacred music today?
Rihards Dubra: I write exclusively sacred music. Because even my symphonic music is always sacred.
What does that mean? Do you always have a concrete spiritual content in mind?
Rihards Dubra: What I could say here is that I repeatedly think about stories from the Bible or that I simply receive inspirations from above. But I think it is difficult to explain it simply. I have the feeling that I have to write a certain thing.
What form does your creative process?
Rihards Dubra: I cannot tell you exactly. I leave space for the music, so that it can come through me. It’s not me creating the music, but it is music using me as an instrument so that I only put on paper what God gives me. Almost like a typewriter, which only writes what it is given. I am a typewriter – my performers are the translators… In concrete terms, when I start a new work, for a long time it may look as if I am doing nothing at all. On these occasions, my wife always says, “You have so little time, why are you not doing anything?” I then reply, “I am doing something. I have to think, and it is simply necessary for me to play with it!” I only ever write out a work when it is completely ready.
So you do not make any compositional sketches or write out any fragments?
Rihards Dubra: None at all. The work takes shape in my head. Only after I have got to know it well, with all its themes and in its overall form, only then do I write it out.
You once said that your composing is primarily done at night.
Rihards Dubra: That is correct.
When there is a sacred theme in your orchestral music or an inspiration or spiritual thought – do you then point it out? Do you write something to explain it, or does it remain a secret?
Rihards Dubra: A small part of it becomes clear from the title. What I also always love is to incorporate melodies which resemble Gregorian chant. But these never are quotations. I do not like quoting in such a way that people might say, “This is now in the Gregorian or mediaeval or renaissance style. But I use this to try to explain what I want to say with the music.
What have been the biggest influences on you?
Rihards Dubra: For me, the leading model is Arvo Pärt. And then John Taverner…
A number of spiritual leaders have also influenced you. We know that you attend church faithfully, and that one Catholic priest in particular played a major role in your life as a spiritual father. But these are things that you do not like speaking about in public… Now, one of our common friends, Guntars Pranis, said this: “Rihards Dubra exceptional among composers, even amongst those who describe themselves as believers. He is in no way one of those always states emphatically, “I am a Christian”… One simply senses that his faith is there and comes from deep within him! One or other of our colleagues who also write sacred music may say something like this in an interview: “We do not have to take this so literally, this is a religious text, but I do not go to church and I am nevertheless close to God anyway. What point is there in the church, it only wants to limit me…?” Rihards has a completely different standpoint on this. He attends his church very faithfully and sometimes even steps in to substitute for a choir conductor or organist. His compositions therefore arise out of this entirely normal, everyday Christian life. For me, as a performer, this really does make an immense difference!”
Rihards Dubra: Even in earlier days, I was already writing sacred music. But this music began to make me feel that I have to go back into the church…
On what tradition does your music draw? Which strands of tradition do you consciously incorporate? A Latvian tradition, for example?
Rihards Dubra: I always say that I do not know what my nationality is… But I do not, of course, mean that so seriously. I personally am not entirely in tune with the purely Latvian tradition. My grandfather was Polish. I come from Latgale, a region in the south-east of Latvia which, in contrast to the much larger Lutheran part of the country, has been shaped by Catholicism. When I was one year old, I had a blood transfusion in which all my blood was replaced. I always say that they must have given me Georgian blood and that is probably why I’m so fond of spicy food… (laughs).
How would you describe your music in one sentence?
Rihards Dubra: My music is meditative. Sometimes I get the feeling I would like to pause during composing in order to gain a new perspective on things. For light, longing and eternity can speak to us at any moment…
And what would you say about sacred music?
Rihards Dubra: Faith is the only clear thing in this life. Could I have anything better to do than to write sacred music?
About Rihards Dubra: Rihards Dubra, born in 1964, is currently among the most important and also internationally noted Latvian composers. He studied music theory and composition, and was already active, even before completing his studies, as a teacher of composition at Jurmala music school, where he still works. He graduated in 1997 with a masters in composition. Active as organist and cantor in various Catholic churches in Riga. He is one of the founders of the renowned vocal ensemble HYPERLINK “http://de.wikipedia.org/wiki/Schola” \o “Schola” Schola Cantorum Riga”. Dubra’s oeuvre includes symphonic music, oratorios and organ works, with a particular emphasis on sacred vocal music. In the near future, his complete works will be published by Carus-Verlag in Stuttgart. In 2003, Dubra received the “Latvian Grand Prize in Music”. He is represented on numerous CD recordings. Although Dubra’s style is modern, influences from the Middle Ages and the Renaissance are combined with minimalistic forms and very strongly expressive melody. Works (a selection): Symphonia for Orchestra; four Little Symphonies for chamber orchestra; Mass for choir and orchestra; “Missa Sinceritatis” (for solo tenor, oboe, wire, percussion and organ), “Sitivit Anima Mea” for solo baritone, cor anglais, eight cellos and two double basses (una sinfonia da camera), “Alma Redemptoris Mater” for choir, soprano saxophone and organ; Oratio for choir and marimba; “Te Deum” for 6 choirs and orchestra. Short cantatas; Fairytale Ballet for children; around 40 Motets for choir; pieces for organ and piano.
Interview: Beat Rink from the book: “Mich umgibt ein grosser Klang” (Basel, 2008), ed. together with Franz Mohr Translation pf all texts: Bill Buchanan
DEUTSCH
Richards Dubra, War es immer Ihr Traum, Komponist zu werden?
Rihards Dubra: Das ist schwer zu sagen. Als ich etwa acht Jahre alt war, hatte ich den Drang, etwas schreiben zu müssen – und so schrieb ich ein paar kleine Werke für Klavier im Mozartstil. Dann stieg mein Interesse immer mehr, und ich wechselte die Musikschule, weil ich in der bisherigen nicht Komposition studieren konnte. So entwickelte sich das immer weiter, bis ich schliesslich an der Musikakademie Komposition studierte.
Schreiben Sie heute vorwiegend geistliche Musik?
Rihards Dubra: Ich schreibe ausschliesslich geistliche Musik. Weil auch meine symphonische Musik immer geistlich ist.
Was heisst das? Denken Sie dabei immer an konkrete geistliche Inhalte?
Rihards Dubra: Ich könnte jetzt sagen: Ich denke immer wieder an Geschichten aus der Bibel oder ich bekomme einfach einige Inspirationen von oben. Ich glaube, es ist schwer, dies so einfach zu erklären. Ich fühle, dass ich etwas schreiben muss.
Wie sieht Ihr Schaffensprozess aus?
Rihards Dubra: Ich kann es nicht so genau sagen. Ich lasse Raum für die Musik, so dass sie durch mich kommen kann. Nicht ich mache Musik; aber die Musik nutzt mich als ein Instrument, so dass ich nur niederschreibe, was mir von Gott gegeben wird. Quasi wie bei einer Schreibmaschine, die nur schreibt, was ihr gegeben wird. Ich bin eine Schreibmaschine – meine Interpreten sind die Übersetzer… Konkret sieht es, wenn ich ein neues Werk beginne, recht lang danach aus, als machte ich überhaupt nichts. Meine Frau sagt dann immer: Du hast so wenig Zeit, warum machst Du nichts? Ich antworte dann: Ich mache etwas. Ich muss denken und ich muss einfach spielen! Ich schreibe ein Werk immer nur nieder, wenn es ganz fertig ist.
Sie machen sich also keine Kompositionsnotizen und schreiben keine Fragmente auf?
Rihards Dubra: Keine. Das Werk entsteht in meinem Kopf. Erst, wenn ich es gut kenne, mit allen seinen Themen und in seiner gesamte Form, dann schreibe ich alles auf.
Sie sagten einmal, Sie komponierten vor allem nachts.
Rihards Dubra: Das ist richtig.
Wenn es in Ihrer Orchestermusik ein geistliches Thema gibt oder eine Inspiration oder einen geistlichen Gedanken – weisen Sie dann darauf hin? Schreiben Sie etwas Erklärendes dazu oder bleibt das ein Geheimnis?
Rihards Dubra: Ein bisschen wird es vom Titel her klar. Ich liebe es auch, immer einige Melodien hineinzuschreiben, die der Gregorianik ähnlich sind. Aber das sind nie Zitate. Ich mag es nicht, etwas zu zitieren, so dass man sagen könnte: Das ist nun im Stil der Gregorianik oder mittelalterlicher Musik oder der Renaissance geschrieben. Aber ich versuche, dadurch zu erklären, was ich mit Musik sagen möchte.
Wer hat Sie als Komponist besonders geprägt?
Rihards Dubra: Vorbild Nummer eins ist für mich ist Arvo Pärt. Und dann John Taverner…
Es gibt auch mehrere Geistliche, die Sie sehr geprägt haben. Wir wissen, dass Sie ein sehr treuer Kirchgänger sind, und vor allem ein katholischer Priester hat in Ihrem Leben als geistlicher Vater eine grosse Rolle gespielt. Aber das sind Dinge, über die Sie nicht so gerne in der Öffentlichkeit reden möchten… Nun hat einer unserer gemeinsamen Freunde, Guntars Pranis gesagt: „Rihards Dubra ist eine Ausnahme unter den Komponisten, auch unter denen, die sich als gläubig bezeichnen. Nicht dass er immer betonen würde: Ich bin ein Christ… Man spürt einfach, dass sein Glaube da ist und sehr von innen kommt! Mancher Kollege, der auch geistliche Musik schreibt, sagt vielleicht in einem Interview: “Wir müssen das nicht so genau nehmen, das ist ein geistlicher Text, aber ich gehe nicht zur Kirche und bin auch so nah bei Gott. Was soll die Kirche, die will mich nur einengen…?” Da steht Rihards an einem ganz anderen Ort. Er geht ganz treu in seine Gemeinde und macht manchmal noch immer eine Vertretung als Chorleiter oder Organist. Er komponiert also aus diesem ganz normalen, alltäglichen Christsein heraus. Für mich als Interpret macht das wirklich einen ganz grossen Unterschied!“
Rihards Dubra: Ich habe auch früher schon geistliche Musik geschrieben. Aber durch diese Musik begann ich zu fühlen, dass ich in die Kirche zurückgehen muss…
Auf welche Tradition bezieht sich Ihre Musik? Welche Traditionssträhnen nehmen Sie bewusst auf? Etwa eine lettische Tradition?
Rihards Dubra: Ich sage immer, dass ich nicht weiss, von welcher Nationalität ich bin… Aber das ist natürlich nicht ernst gemeint. Mir persönlich entspricht die reine lettische Tradition nicht so sehr. Mein Grossvater war Pole. Ich komme aus Lattgalen, einem Teil im Südosten Lettlands, der im Gegensatz zum weitaus größeren, lutherischen Teil des Landes katholisch geprägt ist. Als ich ein Jahr alt war, hatte ich eine Bluttransfusion, bei der mein gesamtes Blut ausgetauscht wurde. Ich sage immer, da habe ich bestimmt georgisches Blut erwischt, und deswegen liebe ich wahrscheinlich auch so sehr die würzigen Speisen… (lacht)
Wie würden Sie Ihre Musik in einem Satz beschreiben?
Rihards Dubra: Meine Musik ist meditativ. Manchmal möchte ich mit dem Schreiben innehalten, um zu einer neuen Sicht der Dinge zu kommen. Denn jeden Augenblick kann uns Licht, Sehnsucht und Ewigkeit ansprechen…
Und über geistliche Musik?
Rihards Dubra: Der Glaube ist die einzige Klarheit in diesem Leben. Was gibt es Besseres für mich, als geistliche Musik zu schreiben?
Über Rihards Dubra: Rihards Dubra, Jahrgang 1964, gehört gegenwärtig zu den wichtigsten und auch international bekanntesten Komponisten Lettlands. Er studierte Musiktheorie und Komposition und war schon vor dem eigenen Studienabschluss als Kompositionslehrer an der Musikschule in Jurmala tätig, wo er heute noch wirkt. 1997 Abschluss des Studiums mit einem Masters in Komposition. Tätigkeit als Organist und Kantor in verschiedenen katholischen Kirchen Rigas. Er ist einer der Gründer des renommierten Gesangsensembles „ HYPERLINK “http://de.wikipedia.org/wiki/Schola” \o “Schola” Schola Cantorum Riga“. Dubras Oevre umfasst symphonische Musik, Oratorien und Orgelwerke. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf geistlicher Vokalmusik. In Kürze wird sein gesamtes Werk beim Carus-Verlag in Stuttgart erscheinen. 2003 erhielt Dubra den „Grossen Musikpreis Lettlands“. Es liegen zahlreiche CD-Einspielungen vor. Dubras’ Stil ist modern; trotzdem mischen sich Einflüsse aus Mittelalter und Renaissance mit minimalistischen Formen und einer sehr ausdrucksstarken Melodiebildung. Werke (Auswahl): Symphonia für Orchester, Vier kleine Symphonien für Kammerorchester, Messe für Chor und Orchester, „Missa Sinceritatis“ (für Tenor Solo, Oboe, Chor, Percussion und Orgel), „Sitivit Anima Mea“ für Bariton Solo, Englischhorn, 8 Cellos und 2 Kontrabässe (una sinfonia da camera), „Alma Redemptoris Mater“ für Chor, Sopransaxophon und Orgel, Oratio für Chor und Marimba, Te Deum“ für 6 Chöre und Orchester. Kleinere Kantaten, Märchenballet für Kinder, etwa 40 Motetten für Chor, Orgel- und Klavierstücke.
Interview: Beat Rink aus: Franz Mohr/Beat Rink: “Mich umgibt ein grosser Klang”. Basel 2008
With a wonderfully beautiful Christmas composition by the Latvian composer Richards Dubra (*1964), available on our CD “Ich schau Dich staunend an”, and an accompanying interview with the composer (below), we heartily wish our TUNE IN readership of around 2500 in the whole world a blessed Christmas time.
Mit einem wunderschönen Weihnachtslied des lettischen Komponisten Richards Dubra (*1964) von unserer CD „Ich schau Dich staunend an“ und einem begleitenden Interview mit dem Komponisten wünschen wir unseren rund 2500 Lesern in aller Welt von Herzen gesegnete Weihnachten.
Miriam Feuersinger (soprano), Angelika Dietze (flute), Dorothee Vietz / Johannes Rick (violins), Claudia Michaelsen (viola), Christoph Vietz (cello), Ekkehard Neumann (double bass), Artistic director: Jan Katzschke
(c) Crescendo / Campus für Christus 2009 LINK to the Crescendo shop: Click here
1. Christmas comes down upon us again and everything in the world rejoices. Angels are heard singing in heaven in eternal praise of the Lord.
2. With Christmas tree and the light of candles we honour him. Come, great and small, come in great crowds, and welcome the Lord here below.
3. Lord, come into our midst in person, with your light, this very night. We want to ask you to bless us, for all our trust is in you.
4. In your grace, accept the gifts which we have prepared in your honour with grateful hearts, for it is you who gives true blessedness.
Text: Nicole Nau Translation German-English: Bill Buchanan
1. Der Heilige Abend kommt hernieder und was auf Erden lebt, sich freut Vom Himmel tönen Engelslieder zum Lobe des Herren in Ewigkeit.
2. Mit Tannenbaum und Kerzenstrahlen erweisen wir nun Ehre ihm, Kommt Grosse, Kleine, kommt in Scharen, und heisset den Herren willkommen hier.
3. Herr, komm du selbst in unsere Mitte in dieser Nacht mit deinem Licht. Wir wollen um deinen Segen bitten, denn du bist unsere Zuversicht.
4. Nimm gnädig an auch unsere Gaben, die wir zu deiner Ehre heut, das Herz voll Dank, bereitet haben, denn du schenkst wahre Seligkeit.
Text : Nicole Nau
Interview Rihards Dubra
ENGLISH
Rihards Dubra did you always dream of becoming a composer?
Rihards Dubra: That’s hard to say. When I was eight years old, I urgently felt I had to write something – so I wrote a couple of short works for piano in Mozart style. Then my interest grew more and more, and I changed music school because I could not study composition at the first one. So things continued developing this way until I finally studied composition at the Music Academy.
Do you mostly write sacred music today?
Rihards Dubra: I write exclusively sacred music. Because even my symphonic music is always sacred.
What does that mean? Do you always have a concrete spiritual content in mind?
Rihards Dubra: What I could say here is that I repeatedly think about stories from the Bible or that I simply receive inspirations from above. But I think it is difficult to explain it simply. I have the feeling that I have to write a certain thing.
What form does your creative process?
Rihards Dubra: I cannot tell you exactly. I leave space for the music, so that it can come through me. It’s not me creating the music, but it is music using me as an instrument so that I only put on paper what God gives me. Almost like a typewriter, which only writes what it is given. I am a typewriter – my performers are the translators… In concrete terms, when I start a new work, for a long time it may look as if I am doing nothing at all. On these occasions, my wife always says, “You have so little time, why are you not doing anything?” I then reply, “I am doing something. I have to think, and it is simply necessary for me to play with it!” I only ever write out a work when it is completely ready.
So you do not make any compositional sketches or write out any fragments?
Rihards Dubra: None at all. The work takes shape in my head. Only after I have got to know it well, with all its themes and in its overall form, only then do I write it out.
You once said that your composing is primarily done at night.
Rihards Dubra: That is correct.
When there is a sacred theme in your orchestral music or an inspiration or spiritual thought – do you then point it out? Do you write something to explain it, or does it remain a secret?
Rihards Dubra: A small part of it becomes clear from the title. What I also always love is to incorporate melodies which resemble Gregorian chant. But these never are quotations. I do not like quoting in such a way that people might say, “This is now in the Gregorian or mediaeval or renaissance style. But I use this to try to explain what I want to say with the music.
What have been the biggest influences on you?
Rihards Dubra: For me, the leading model is Arvo Pärt. And then John Taverner…
A number of spiritual leaders have also influenced you. We know that you attend church faithfully, and that one Catholic priest in particular played a major role in your life as a spiritual father. But these are things that you do not like speaking about in public… Now, one of our common friends, Guntars Pranis, said this: “Rihards Dubra exceptional among composers, even amongst those who describe themselves as believers. He is in no way one of those always states emphatically, “I am a Christian”… One simply senses that his faith is there and comes from deep within him! One or other of our colleagues who also write sacred music may say something like this in an interview: “We do not have to take this so literally, this is a religious text, but I do not go to church and I am nevertheless close to God anyway. What point is there in the church, it only wants to limit me…?” Rihards has a completely different standpoint on this. He attends his church very faithfully and sometimes even steps in to substitute for a choir conductor or organist. His compositions therefore arise out of this entirely normal, everyday Christian life. For me, as a performer, this really does make an immense difference!”
Rihards Dubra: Even in earlier days, I was already writing sacred music. But this music began to make me feel that I have to go back into the church…
On what tradition does your music draw? Which strands of tradition do you consciously incorporate? A Latvian tradition, for example?
Rihards Dubra: I always say that I do not know what my nationality is… But I do not, of course, mean that so seriously. I personally am not entirely in tune with the purely Latvian tradition. My grandfather was Polish. I come from Latgale, a region in the south-east of Latvia which, in contrast to the much larger Lutheran part of the country, has been shaped by Catholicism. When I was one year old, I had a blood transfusion in which all my blood was replaced. I always say that they must have given me Georgian blood and that is probably why I’m so fond of spicy food… (laughs).
How would you describe your music in one sentence?
Rihards Dubra: My music is meditative. Sometimes I get the feeling I would like to pause during composing in order to gain a new perspective on things. For light, longing and eternity can speak to us at any moment…
And what would you say about sacred music?
Rihards Dubra: Faith is the only clear thing in this life. Could I have anything better to do than to write sacred music?
About Rihards Dubra: Rihards Dubra, born in 1964, is currently among the most important and also internationally noted Latvian composers. He studied music theory and composition, and was already active, even before completing his studies, as a teacher of composition at Jurmala music school, where he still works. He graduated in 1997 with a masters in composition. Active as organist and cantor in various Catholic churches in Riga. He is one of the founders of the renowned vocal ensemble HYPERLINK “http://de.wikipedia.org/wiki/Schola” \o “Schola” Schola Cantorum Riga”. Dubra’s oeuvre includes symphonic music, oratorios and organ works, with a particular emphasis on sacred vocal music. In the near future, his complete works will be published by Carus-Verlag in Stuttgart. In 2003, Dubra received the “Latvian Grand Prize in Music”. He is represented on numerous CD recordings. Although Dubra’s style is modern, influences from the Middle Ages and the Renaissance are combined with minimalistic forms and very strongly expressive melody. Works (a selection): Symphonia for Orchestra; four Little Symphonies for chamber orchestra; Mass for choir and orchestra; “Missa Sinceritatis” (for solo tenor, oboe, wire, percussion and organ), “Sitivit Anima Mea” for solo baritone, cor anglais, eight cellos and two double basses (una sinfonia da camera), “Alma Redemptoris Mater” for choir, soprano saxophone and organ; Oratio for choir and marimba; “Te Deum” for 6 choirs and orchestra. Short cantatas; Fairytale Ballet for children; around 40 Motets for choir; pieces for organ and piano.
Interview: Beat Rink from the book: “Mich umgibt ein grosser Klang” (Basel, 2008), ed. together with Franz Mohr Translation pf all texts: Bill Buchanan
DEUTSCH
Richards Dubra, War es immer Ihr Traum, Komponist zu werden?
Rihards Dubra: Das ist schwer zu sagen. Als ich etwa acht Jahre alt war, hatte ich den Drang, etwas schreiben zu müssen – und so schrieb ich ein paar kleine Werke für Klavier im Mozartstil. Dann stieg mein Interesse immer mehr, und ich wechselte die Musikschule, weil ich in der bisherigen nicht Komposition studieren konnte. So entwickelte sich das immer weiter, bis ich schliesslich an der Musikakademie Komposition studierte.
Schreiben Sie heute vorwiegend geistliche Musik?
Rihards Dubra: Ich schreibe ausschliesslich geistliche Musik. Weil auch meine symphonische Musik immer geistlich ist.
Was heisst das? Denken Sie dabei immer an konkrete geistliche Inhalte?
Rihards Dubra: Ich könnte jetzt sagen: Ich denke immer wieder an Geschichten aus der Bibel oder ich bekomme einfach einige Inspirationen von oben. Ich glaube, es ist schwer, dies so einfach zu erklären. Ich fühle, dass ich etwas schreiben muss.
Wie sieht Ihr Schaffensprozess aus?
Rihards Dubra: Ich kann es nicht so genau sagen. Ich lasse Raum für die Musik, so dass sie durch mich kommen kann. Nicht ich mache Musik; aber die Musik nutzt mich als ein Instrument, so dass ich nur niederschreibe, was mir von Gott gegeben wird. Quasi wie bei einer Schreibmaschine, die nur schreibt, was ihr gegeben wird. Ich bin eine Schreibmaschine – meine Interpreten sind die Übersetzer… Konkret sieht es, wenn ich ein neues Werk beginne, recht lang danach aus, als machte ich überhaupt nichts. Meine Frau sagt dann immer: Du hast so wenig Zeit, warum machst Du nichts? Ich antworte dann: Ich mache etwas. Ich muss denken und ich muss einfach spielen! Ich schreibe ein Werk immer nur nieder, wenn es ganz fertig ist.
Sie machen sich also keine Kompositionsnotizen und schreiben keine Fragmente auf?
Rihards Dubra: Keine. Das Werk entsteht in meinem Kopf. Erst, wenn ich es gut kenne, mit allen seinen Themen und in seiner gesamte Form, dann schreibe ich alles auf.
Sie sagten einmal, Sie komponierten vor allem nachts.
Rihards Dubra: Das ist richtig.
Wenn es in Ihrer Orchestermusik ein geistliches Thema gibt oder eine Inspiration oder einen geistlichen Gedanken – weisen Sie dann darauf hin? Schreiben Sie etwas Erklärendes dazu oder bleibt das ein Geheimnis?
Rihards Dubra: Ein bisschen wird es vom Titel her klar. Ich liebe es auch, immer einige Melodien hineinzuschreiben, die der Gregorianik ähnlich sind. Aber das sind nie Zitate. Ich mag es nicht, etwas zu zitieren, so dass man sagen könnte: Das ist nun im Stil der Gregorianik oder mittelalterlicher Musik oder der Renaissance geschrieben. Aber ich versuche, dadurch zu erklären, was ich mit Musik sagen möchte.
Wer hat Sie als Komponist besonders geprägt?
Rihards Dubra: Vorbild Nummer eins ist für mich ist Arvo Pärt. Und dann John Taverner…
Es gibt auch mehrere Geistliche, die Sie sehr geprägt haben. Wir wissen, dass Sie ein sehr treuer Kirchgänger sind, und vor allem ein katholischer Priester hat in Ihrem Leben als geistlicher Vater eine grosse Rolle gespielt. Aber das sind Dinge, über die Sie nicht so gerne in der Öffentlichkeit reden möchten… Nun hat einer unserer gemeinsamen Freunde, Guntars Pranis gesagt: „Rihards Dubra ist eine Ausnahme unter den Komponisten, auch unter denen, die sich als gläubig bezeichnen. Nicht dass er immer betonen würde: Ich bin ein Christ… Man spürt einfach, dass sein Glaube da ist und sehr von innen kommt! Mancher Kollege, der auch geistliche Musik schreibt, sagt vielleicht in einem Interview: “Wir müssen das nicht so genau nehmen, das ist ein geistlicher Text, aber ich gehe nicht zur Kirche und bin auch so nah bei Gott. Was soll die Kirche, die will mich nur einengen…?” Da steht Rihards an einem ganz anderen Ort. Er geht ganz treu in seine Gemeinde und macht manchmal noch immer eine Vertretung als Chorleiter oder Organist. Er komponiert also aus diesem ganz normalen, alltäglichen Christsein heraus. Für mich als Interpret macht das wirklich einen ganz grossen Unterschied!“
Rihards Dubra: Ich habe auch früher schon geistliche Musik geschrieben. Aber durch diese Musik begann ich zu fühlen, dass ich in die Kirche zurückgehen muss…
Auf welche Tradition bezieht sich Ihre Musik? Welche Traditionssträhnen nehmen Sie bewusst auf? Etwa eine lettische Tradition?
Rihards Dubra: Ich sage immer, dass ich nicht weiss, von welcher Nationalität ich bin… Aber das ist natürlich nicht ernst gemeint. Mir persönlich entspricht die reine lettische Tradition nicht so sehr. Mein Grossvater war Pole. Ich komme aus Lattgalen, einem Teil im Südosten Lettlands, der im Gegensatz zum weitaus größeren, lutherischen Teil des Landes katholisch geprägt ist. Als ich ein Jahr alt war, hatte ich eine Bluttransfusion, bei der mein gesamtes Blut ausgetauscht wurde. Ich sage immer, da habe ich bestimmt georgisches Blut erwischt, und deswegen liebe ich wahrscheinlich auch so sehr die würzigen Speisen… (lacht)
Wie würden Sie Ihre Musik in einem Satz beschreiben?
Rihards Dubra: Meine Musik ist meditativ. Manchmal möchte ich mit dem Schreiben innehalten, um zu einer neuen Sicht der Dinge zu kommen. Denn jeden Augenblick kann uns Licht, Sehnsucht und Ewigkeit ansprechen…
Und über geistliche Musik?
Rihards Dubra: Der Glaube ist die einzige Klarheit in diesem Leben. Was gibt es Besseres für mich, als geistliche Musik zu schreiben?
Über Rihards Dubra: Rihards Dubra, Jahrgang 1964, gehört gegenwärtig zu den wichtigsten und auch international bekanntesten Komponisten Lettlands. Er studierte Musiktheorie und Komposition und war schon vor dem eigenen Studienabschluss als Kompositionslehrer an der Musikschule in Jurmala tätig, wo er heute noch wirkt. 1997 Abschluss des Studiums mit einem Masters in Komposition. Tätigkeit als Organist und Kantor in verschiedenen katholischen Kirchen Rigas. Er ist einer der Gründer des renommierten Gesangsensembles „ HYPERLINK “http://de.wikipedia.org/wiki/Schola” \o “Schola” Schola Cantorum Riga“. Dubras Oevre umfasst symphonische Musik, Oratorien und Orgelwerke. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf geistlicher Vokalmusik. In Kürze wird sein gesamtes Werk beim Carus-Verlag in Stuttgart erscheinen. 2003 erhielt Dubra den „Grossen Musikpreis Lettlands“. Es liegen zahlreiche CD-Einspielungen vor. Dubras’ Stil ist modern; trotzdem mischen sich Einflüsse aus Mittelalter und Renaissance mit minimalistischen Formen und einer sehr ausdrucksstarken Melodiebildung. Werke (Auswahl): Symphonia für Orchester, Vier kleine Symphonien für Kammerorchester, Messe für Chor und Orchester, „Missa Sinceritatis“ (für Tenor Solo, Oboe, Chor, Percussion und Orgel), „Sitivit Anima Mea“ für Bariton Solo, Englischhorn, 8 Cellos und 2 Kontrabässe (una sinfonia da camera), „Alma Redemptoris Mater“ für Chor, Sopransaxophon und Orgel, Oratio für Chor und Marimba, Te Deum“ für 6 Chöre und Orchester. Kleinere Kantaten, Märchenballet für Kinder, etwa 40 Motetten für Chor, Orgel- und Klavierstücke.
Interview: Beat Rink aus: Franz Mohr/Beat Rink: “Mich umgibt ein grosser Klang”. Basel 2008
ENGLISH
On 10th December, 1968, exactly 50 years ago, Karl Barth, one of the greatest theologians of the 20th century, died. In one of his early writings, “The Letter to the Romans”, he directed sharp words against any mixing of human ideology with the word of God. Together with the “Confessing Church”, Barth raised his voice against National Socialism. With the numerous volumes of the unfinished series “Church Dogmatics”, he created a mighty theological construction with Jesus Christ at its centre. For Barth, there was really only one composer: Mozart! One of his statements was, “When the angels make music for God, they play Bach. But when they are off duty, they play Mozart.” Barth wrote some short articles about Mozart and gave a lecture in Basel Music Hall in the Mozart Jubilee year 1956. Here are some of Karl Barth’s statements about Mozart (with subtitles from us):
An optimist or a pessimist? “Herein is the strangely exciting but at the same time calming quality of his music: it evidently comes from on high, where (since everything is known there) the right and the left of existence and therefore its joy and sorrow, good and evil, life and death, are experienced in their reality but also in their limitation. (…) No, Mozart was not of sanguine temperament, not an optimist (not even in his most radiant major-key movements, not in his serenades and divertimenti, nor in Figaro , nor in Cosi fan tutte !). But no, neither was he a melancholic or a pessimist (not in the small or in the great G-Minor Symphonies, not in the D-Minor Piano Concerto, nor in the “Dissonance” Quartet, nor in the Overture to and the Finale of Don Giovanni !). What he translated into music was real life in all its discord. But in defiance of that, and on the sure foundation of God’s good creation, and because of that, he moves always from left to right, never the reverse. This, no doubt, is what is meant by his triumphant “charm.” In Mozart there are no flat plains but no abysses either. He does not make things easy for himself. But neither does he let himself go; he is never guilty of excess. Imposing limits, he tells us how everything is. Therein lies the beauty of his beneficent and moving music. I know of no other about whom one can say quite the same thing.” *
How did he know all this? “Question: How then did he know all things so clearly, as his music reveals? He knew them at least as vividly as Goethe, whose eye for nature, history, and art Mozart seemed not at all to possess—and unquestionably more clearly than hundreds of thousands of better read, better “educated,” more interested connoisseurs of the world and of man in all ages. I do not know the answer. He must have had organs which, as if to belie that extraordinary seclusion from the external world, made it in fact possible for him to apprehend universally what he was able to state universally. Mozart’s music is not, in contrast to that of Bach, a message, and not, in contrast to that of Beethoven, a personal confession. He does not reveal in his music any doctrine and certainly not himself. The discoveries ostensibly made in both these directions, especially in his later works, seem to me artificial and not very illuminating. Mozart does not wish to say anything: he just sings and sounds. Thus he does not force anything on the listener, does not demand that he make any decisions or take any positions; he simply leaves him free. Doubtless the enjoyment he gives begins with our accepting that. On one occasion he called death man’s true best friend, and he thought daily of death, as his works plainly reveal. But he does not dwell on it unduly; he merely lets us discover it. Nor does he will to proclaim the praise of God. He just does it – precisely in that humility in which he himself is, so to speak, only the instrument with which he allows us to hear what he hears: what surges at him from God’s creation, what rises in him, and must proceed from him.” *
Earth remains earth “This implies that to an extraordinary degree his music is free of all exaggeration, of all sharp breaks and contradictions. The sun shines but does not blind, does not burn or consume. Heaven arches over the earth, but it does not weigh it down, it does not crush or devour it. Hence earth remains earth, with no need to maintain itself in a titanic revolt against heaven. Granted, darkness, chaos, death, and hell do appear, but not for a moment are they allowed to prevail. Knowing all, Mozart creates music from a mysterious center, and so knows and observes limits to the right and the left, above and below. He maintains moderation. Again in 1781, he wrote that “passions, violent or not, may never be expressed to the point of revulsion, that even in the most frightening situation music must never offend the ear but must even then offer enjoyment, i.e., music must always remain music.” (…) There is no light which does not know also dark, no joy which does not have also within sorrow; but the converse is also true: no fear, no rage, no plaint which does not have, far or near, peace at its side. No laughter without tears, no weeping without laughter!” **
* Wolfgang Amadeus Mozart. Basel 1956 ** “Mozart’s Freedom” (lecture)
DEUTSCH
Am 10.Dezember 1968, also vor 50 Jahren, starb einer der grössten Theologen des 20.Jahrhunderts, Karl Barth. Mit seiner frühen Schrift „Der Römerbrief“ wandte er sich scharf gegen alle Vermischung menschlicher Ideologie mit dem Wort Gottes. Barths erhob zusammen mit der „Bekennenden Kirche“ die Stimme gegen den Nationalsozialismus. Mit seiner vielbändigen, unvollendet gebliebenen „Kirchlichen Dogmatik“ schuf er ein gewaltiges theologisches Gebäude, in dessen Zentrum Jesus Christus steht. Für Barth gab es eigentlich nur einen Komponisten: Mozart! Er pflegte zu sagen: “Wenn die Engel für Gott musizieren, spielen sie Bach. Aber wenn sie unter sich sind, spielen sie Mozart .“ Barth hat einige kleine Schriften zu Mozart verfasst und zum Mozart-Jubiläum 1956 im Basler Musiksaal eine Vortrag gehalten. Hier einige Sätze Karl Barths zu Mozart (mit Hervorhebungen und Untertiteln von uns):
Optimist oder Pessimist? “Das ist das eigentümlich Aufregende und Beruhigende seiner Musik: sie kommt bemerkbar aus einer Höhe, von der her (man weiss dort um alles) des Daseins rechte und seine linke Seite und also die Freude und der Schmerz, das Gute und das Böse, das Leben und der Tod zugleich in ihrer Wirklichkeit, aber auch in ihrer Begrenzung eingesehen sind. (…) Nein, er war kein Sanguiniker, kein Optimist (auch in seinen strahlendsten Dur-Sätzen nicht, auch nicht in seinen Serenaden und Divertimenti, auch nicht im Figaro, auch nicht in Cosi fan tutte!). Aber nein, er war auch kein Melancholiker, kein Pessimist (auch nicht in der kleinen und in der grossen g moll-Symphonie, auch nicht im d-moll-Klavierkonzert, auch nicht im Dissonanzen-Quartett, auch nicht in der Ouvertüre und im Schluss des Don Giovanni !). Er musizierte das wirkliche Leben in seiner Zwiespältigkeit, aber ihr zum Trotz auf dem Hintergrund der guten Schöpfung Gottes und darum allerdings (das meint wohl die Rede von seiner siegreichen «Anmut») in steter Wendung von links nach rechts und nie um gekehrt. Es gibt bei ihm keine Flachheiten, aber auch keine Untiefen. Er macht es sich nicht billig. Er lässt sich aber auch nicht gehen, er leistet sich keine Exzesse. Er sagt bloss begrenzend, wie alles ist. Darin ist seine Musik schön, wohltuend, bewegend. Ich kenne keine andere, von der man das so sagen kann.” *
Woher wusste er so viel? “Frage: Woher wusste er nun doch um alles so genau, wie er es laut seiner Musik offenkundig wusste: mindestens ebenso gut wie Goethe, dessen nach allen Seiten offene Augen für Natur, Geschichte und Kunst er doch scheinbar so gar nicht hatte – und fraglos besser als Hunderttausende von beleseneren, im üblichen Sinn der Worte «gebildeteren» und interessierteren Welt- und Menschenkennern aller Zeiten? Ich weiß keine Antwort. Er muss Organe gehabt haben, die es ihm faktisch ermöglichten, jener merkwürdigen äusseren Abgeschlossenheit zum Trotz universal aufzunehmen, was er notorisch so universal wieder zugeben wusste. Mozarts Musik ist im Unterschied zu der von Bach keine Botschaft und im Unterschied zu der von Beethoven kein Lebensbekenntnis. Er musiziert keine Lehren und erst recht nicht sich selbst. Die Entdeckungen, die man nach diesen beiden Richtungen besonders in seinen späteren Werken hat machen wollen, scheinen mir künstlich und wenig einleuchtend. Mozart will nichts sagen, er singt und klingt nur eben. Und so drängt er dem Hörer nichts auf, verlangt von ihm keine Entscheidungen und Stellungnahmen, gibt ihn nur eben frei. Die Freude an ihm beginnt wohl damit, daß man sich das gefallen lässt. Er hat einmal den Tod des Menschen wahren, besten Freund genannt, an den er jeden Tag denke, und es ist in seinem Werk mit Händen zu greifen, dass er das wirklich getan hat. Aber er macht auch daraus kein Aufheben, lässt es nur eben erraten. Er will auch nicht das Lob Gottes verkündigen. Er tut es nur eben faktisch: gerade in der Demut, in der er, gewissermassen selber nur Instrument, nur eben hören lässt, was er offenbar hört, was aus Gottes Schöpfung auf ihn eindringt, in ihm emporsteigt, aus ihm hervor gehen will.” *
Erde bleibt Erde “Das bringt es nun aber mit sich, dass seine Musik in einer ganz ungemeinen Weise frei ist von allen Übersteigerungen, von allen prinzipiellen Brüchen und Entgegensetzungen. Die Sonne scheint, aber sie blendet, verzehrt, verbrennt nicht. Der Himmel wölbt sich über der Erde, aber er lastet nicht auf ihr, er erdrückt und verschlingt sie nicht. Und so ist und bleibt die Erde die Erde, aber ohne sich in einem titanischen Aufruhr gegen den Himmel behaupten zu müssen. So machen sich auch die Finsternis, das Chaos, der Tod und die Hölle be merkbar, sie dürfen aber keinen Augenblick überhand nehmen. Mozart musiziert, wissend um alles, aus einer geheimnisvollen Mitte heraus, und so kennt und wahrt er die Grenzen nach rechts und nach links, nach oben und nach unten. Er hält Mass. Dass « die Leidenschaften, heftig oder nicht, niemals bis zum Ekel ausgedrückt sein müssen und dass Musik auch in der schaudervollsten Lage das Ohr niemals beleidigen, sondern doch dabei vergnügen muss, folglich Musik allzeit Musik bleiben muss» hat er wieder 1781 geschrieben. (…) Da ist kein Licht, das nicht auch das Dunkel kennte, keine Freude, die nicht auch das Leid in sich schlösse, aber auch umgekehrt: kein Erschrecken, kein Zorn, keine Klage, der nicht der Friede in irgendeiner Nähe oder Feme zur Seite träte. Kein Lachen ohne Weinen also, aber auch kein Weinen ohne Lachen!” **
* aus: Wolfgang Amadeus Mozart, Basel 1956 ** aus: Mozarts Freiheit. Vortrag vom 29. Januar 1956
ENGLISH
On 10th December, 1968, exactly 50 years ago, Karl Barth, one of the greatest theologians of the 20th century, died. In one of his early writings, “The Letter to the Romans”, he directed sharp words against any mixing of human ideology with the word of God. Together with the “Confessing Church”, Barth raised his voice against National Socialism. With the numerous volumes of the unfinished series “Church Dogmatics”, he created a mighty theological construction with Jesus Christ at its centre. For Barth, there was really only one composer: Mozart! One of his statements was, “When the angels make music for God, they play Bach. But when they are off duty, they play Mozart.” Barth wrote some short articles about Mozart and gave a lecture in Basel Music Hall in the Mozart Jubilee year 1956. Here are some of Karl Barth’s statements about Mozart (with subtitles from us):
An optimist or a pessimist? “Herein is the strangely exciting but at the same time calming quality of his music: it evidently comes from on high, where (since everything is known there) the right and the left of existence and therefore its joy and sorrow, good and evil, life and death, are experienced in their reality but also in their limitation. (…) No, Mozart was not of sanguine temperament, not an optimist (not even in his most radiant major-key movements, not in his serenades and divertimenti, nor in Figaro , nor in Cosi fan tutte !). But no, neither was he a melancholic or a pessimist (not in the small or in the great G-Minor Symphonies, not in the D-Minor Piano Concerto, nor in the “Dissonance” Quartet, nor in the Overture to and the Finale of Don Giovanni !). What he translated into music was real life in all its discord. But in defiance of that, and on the sure foundation of God’s good creation, and because of that, he moves always from left to right, never the reverse. This, no doubt, is what is meant by his triumphant “charm.” In Mozart there are no flat plains but no abysses either. He does not make things easy for himself. But neither does he let himself go; he is never guilty of excess. Imposing limits, he tells us how everything is. Therein lies the beauty of his beneficent and moving music. I know of no other about whom one can say quite the same thing.” *
How did he know all this? “Question: How then did he know all things so clearly, as his music reveals? He knew them at least as vividly as Goethe, whose eye for nature, history, and art Mozart seemed not at all to possess—and unquestionably more clearly than hundreds of thousands of better read, better “educated,” more interested connoisseurs of the world and of man in all ages. I do not know the answer. He must have had organs which, as if to belie that extraordinary seclusion from the external world, made it in fact possible for him to apprehend universally what he was able to state universally. Mozart’s music is not, in contrast to that of Bach, a message, and not, in contrast to that of Beethoven, a personal confession. He does not reveal in his music any doctrine and certainly not himself. The discoveries ostensibly made in both these directions, especially in his later works, seem to me artificial and not very illuminating. Mozart does not wish to say anything: he just sings and sounds. Thus he does not force anything on the listener, does not demand that he make any decisions or take any positions; he simply leaves him free. Doubtless the enjoyment he gives begins with our accepting that. On one occasion he called death man’s true best friend, and he thought daily of death, as his works plainly reveal. But he does not dwell on it unduly; he merely lets us discover it. Nor does he will to proclaim the praise of God. He just does it – precisely in that humility in which he himself is, so to speak, only the instrument with which he allows us to hear what he hears: what surges at him from God’s creation, what rises in him, and must proceed from him.” *
Earth remains earth “This implies that to an extraordinary degree his music is free of all exaggeration, of all sharp breaks and contradictions. The sun shines but does not blind, does not burn or consume. Heaven arches over the earth, but it does not weigh it down, it does not crush or devour it. Hence earth remains earth, with no need to maintain itself in a titanic revolt against heaven. Granted, darkness, chaos, death, and hell do appear, but not for a moment are they allowed to prevail. Knowing all, Mozart creates music from a mysterious center, and so knows and observes limits to the right and the left, above and below. He maintains moderation. Again in 1781, he wrote that “passions, violent or not, may never be expressed to the point of revulsion, that even in the most frightening situation music must never offend the ear but must even then offer enjoyment, i.e., music must always remain music.” (…) There is no light which does not know also dark, no joy which does not have also within sorrow; but the converse is also true: no fear, no rage, no plaint which does not have, far or near, peace at its side. No laughter without tears, no weeping without laughter!” **
* Wolfgang Amadeus Mozart. Basel 1956 ** “Mozart’s Freedom” (lecture)
DEUTSCH
Am 10.Dezember 1968, also vor 50 Jahren, starb einer der grössten Theologen des 20.Jahrhunderts, Karl Barth. Mit seiner frühen Schrift „Der Römerbrief“ wandte er sich scharf gegen alle Vermischung menschlicher Ideologie mit dem Wort Gottes. Barths erhob zusammen mit der „Bekennenden Kirche“ die Stimme gegen den Nationalsozialismus. Mit seiner vielbändigen, unvollendet gebliebenen „Kirchlichen Dogmatik“ schuf er ein gewaltiges theologisches Gebäude, in dessen Zentrum Jesus Christus steht. Für Barth gab es eigentlich nur einen Komponisten: Mozart! Er pflegte zu sagen: “Wenn die Engel für Gott musizieren, spielen sie Bach. Aber wenn sie unter sich sind, spielen sie Mozart .“ Barth hat einige kleine Schriften zu Mozart verfasst und zum Mozart-Jubiläum 1956 im Basler Musiksaal eine Vortrag gehalten. Hier einige Sätze Karl Barths zu Mozart (mit Hervorhebungen und Untertiteln von uns):
Optimist oder Pessimist? “Das ist das eigentümlich Aufregende und Beruhigende seiner Musik: sie kommt bemerkbar aus einer Höhe, von der her (man weiss dort um alles) des Daseins rechte und seine linke Seite und also die Freude und der Schmerz, das Gute und das Böse, das Leben und der Tod zugleich in ihrer Wirklichkeit, aber auch in ihrer Begrenzung eingesehen sind. (…) Nein, er war kein Sanguiniker, kein Optimist (auch in seinen strahlendsten Dur-Sätzen nicht, auch nicht in seinen Serenaden und Divertimenti, auch nicht im Figaro, auch nicht in Cosi fan tutte!). Aber nein, er war auch kein Melancholiker, kein Pessimist (auch nicht in der kleinen und in der grossen g moll-Symphonie, auch nicht im d-moll-Klavierkonzert, auch nicht im Dissonanzen-Quartett, auch nicht in der Ouvertüre und im Schluss des Don Giovanni !). Er musizierte das wirkliche Leben in seiner Zwiespältigkeit, aber ihr zum Trotz auf dem Hintergrund der guten Schöpfung Gottes und darum allerdings (das meint wohl die Rede von seiner siegreichen «Anmut») in steter Wendung von links nach rechts und nie um gekehrt. Es gibt bei ihm keine Flachheiten, aber auch keine Untiefen. Er macht es sich nicht billig. Er lässt sich aber auch nicht gehen, er leistet sich keine Exzesse. Er sagt bloss begrenzend, wie alles ist. Darin ist seine Musik schön, wohltuend, bewegend. Ich kenne keine andere, von der man das so sagen kann.” *
Woher wusste er so viel? “Frage: Woher wusste er nun doch um alles so genau, wie er es laut seiner Musik offenkundig wusste: mindestens ebenso gut wie Goethe, dessen nach allen Seiten offene Augen für Natur, Geschichte und Kunst er doch scheinbar so gar nicht hatte – und fraglos besser als Hunderttausende von beleseneren, im üblichen Sinn der Worte «gebildeteren» und interessierteren Welt- und Menschenkennern aller Zeiten? Ich weiß keine Antwort. Er muss Organe gehabt haben, die es ihm faktisch ermöglichten, jener merkwürdigen äusseren Abgeschlossenheit zum Trotz universal aufzunehmen, was er notorisch so universal wieder zugeben wusste. Mozarts Musik ist im Unterschied zu der von Bach keine Botschaft und im Unterschied zu der von Beethoven kein Lebensbekenntnis. Er musiziert keine Lehren und erst recht nicht sich selbst. Die Entdeckungen, die man nach diesen beiden Richtungen besonders in seinen späteren Werken hat machen wollen, scheinen mir künstlich und wenig einleuchtend. Mozart will nichts sagen, er singt und klingt nur eben. Und so drängt er dem Hörer nichts auf, verlangt von ihm keine Entscheidungen und Stellungnahmen, gibt ihn nur eben frei. Die Freude an ihm beginnt wohl damit, daß man sich das gefallen lässt. Er hat einmal den Tod des Menschen wahren, besten Freund genannt, an den er jeden Tag denke, und es ist in seinem Werk mit Händen zu greifen, dass er das wirklich getan hat. Aber er macht auch daraus kein Aufheben, lässt es nur eben erraten. Er will auch nicht das Lob Gottes verkündigen. Er tut es nur eben faktisch: gerade in der Demut, in der er, gewissermassen selber nur Instrument, nur eben hören lässt, was er offenbar hört, was aus Gottes Schöpfung auf ihn eindringt, in ihm emporsteigt, aus ihm hervor gehen will.” *
Erde bleibt Erde “Das bringt es nun aber mit sich, dass seine Musik in einer ganz ungemeinen Weise frei ist von allen Übersteigerungen, von allen prinzipiellen Brüchen und Entgegensetzungen. Die Sonne scheint, aber sie blendet, verzehrt, verbrennt nicht. Der Himmel wölbt sich über der Erde, aber er lastet nicht auf ihr, er erdrückt und verschlingt sie nicht. Und so ist und bleibt die Erde die Erde, aber ohne sich in einem titanischen Aufruhr gegen den Himmel behaupten zu müssen. So machen sich auch die Finsternis, das Chaos, der Tod und die Hölle be merkbar, sie dürfen aber keinen Augenblick überhand nehmen. Mozart musiziert, wissend um alles, aus einer geheimnisvollen Mitte heraus, und so kennt und wahrt er die Grenzen nach rechts und nach links, nach oben und nach unten. Er hält Mass. Dass « die Leidenschaften, heftig oder nicht, niemals bis zum Ekel ausgedrückt sein müssen und dass Musik auch in der schaudervollsten Lage das Ohr niemals beleidigen, sondern doch dabei vergnügen muss, folglich Musik allzeit Musik bleiben muss» hat er wieder 1781 geschrieben. (…) Da ist kein Licht, das nicht auch das Dunkel kennte, keine Freude, die nicht auch das Leid in sich schlösse, aber auch umgekehrt: kein Erschrecken, kein Zorn, keine Klage, der nicht der Friede in irgendeiner Nähe oder Feme zur Seite träte. Kein Lachen ohne Weinen also, aber auch kein Weinen ohne Lachen!” **
* aus: Wolfgang Amadeus Mozart, Basel 1956 ** aus: Mozarts Freiheit. Vortrag vom 29. Januar 1956
Für die 24’500 meist jüdischen Flüchtlinge, die im Zweiten Weltkrieg an der Schweizer-Grenze abgewiesen wurden. Wir wünschen Orte in der Schweiz, wo wir um diese Frauen, Männer und Kinder trauern, uns an sie erinnern und gestärkt unsern Weg in eine versöhnte Zukunft gehen können.
In sehr vielen Ländern bis Japan, gibt es Holocaust Gedenkstätten und haben Staatsoberhäupter das Unrecht an jüdischen Menschen zugegeben, einige gingen dafür bis nach Israel. Es wurde immer gut aufgenommen. Die ganze Wahrheit muss jetzt auch in der Schweiz ans Licht kommen. Ihrer Toten zu gedenken ist eine Pflicht für die Lebenden, besonders im Judentum.
Teilen Sie uns mit was Sie für diese Sache tun wollen: – Konzept, Realisation, Administration – Rechtliche Abklärungen (Bilder, Bewilligungen) – Gestaltung des Mahnmals der nationalen Gedenkstätte – Online-Petition – Patronatskommitee – Finanzieller Support
IG-Mahnmal-CH, Koordination & Kontakt: Markus F. Neurohr-Schäfer | Saumackerstr. 89 8048 Zürich | 076 413 56 55 | mneurohr@swissonline.ch
«Ein Comic sagt mehr als tausend Worte» – so auch das Velo. Es steht für eine nachhaltige Energiezukunft, für eine zeitgemässe städtische Mobilität und für das umweltfreundlichste Verkehrsmittel. Das schlanke Gefährt soll Platz in unseren Herzen, aber auch seinen verdienten Raum auf der Strasse erhalten.
Die Wettbewerbspartner Umsicht – Agentur für Umwelt & Kommunikatio, EnergieSchweiz und Stadt Luzern freuen sich auf Velogeschichten aus der ganzen Welt.
«Burn fat not oil – zeichne los und fahre Velo!».
Einsendeschluss: 4. Januar 2019.
In the Crescendo network there are many outstanding organists who bless others with their work in churches, concerts and teaching positions. In recent weeks we have had memorable meetings with organists who recounted events from their lives and service – and also showed us their instruments (including the organ in Cologne Cathedral). One of the organists was Chelsea Chen, who told us how members of the audience come up to her after concerts and often share things that one normally entrusts only to a good friend. What is the reason behind this? Do listeners at the concert gain the impression that the person playing is someone who understands them? (To what extent can other art forms also cause this experience?*) Does this have anything to do with the fact that art prepares “the inner soil” and makes it fruitful? (See the last TUNE IN.) We asked Chelsea a few questions.
Chelsea, please, tell us about your encounters with the audience after your concerts.
Chelsea Chen: Over the years as a concert organist I have had many profound interactions with audience members following performances. Most recently in Ft. Worth, Texas, an older lady approached me with tears in her eyes. She told me that my concert was the first event she allowed herself to attend following her husband’s death. She thanked me for bringing her comfort and even joy. I gave her a hug. Later I reflected on how my program was not tailored for someone in mourning, and yet God used it anyway to bless this woman.
When did this start?
Chelsea Chen:I think it started from the time I began performing solo concerts in high school and college. Later, when I lived in Taiwan, a Christian friend told me he thought music could break down many barriers. He advised me to treasure any opportunities to share God’s love with people before, during, or after performances.
What is in your eyes the reason for this?
Chelsea Chen: Music definitely opens up a bridge between people. It creates a safe space for sharing, as I am myself already vulnerable on stage. People will comment on the things I talk about during the concert, and they will also talk about how my music makes them feel. I believe God tugs on their hearts, whether they are aware of it or not. And the music doesn’t have to be sacred. God can use the humorous, playful, joyful, dark or serious pieces to stir our emotions. We are then more likely to engage in the kind of conversations we would not normally have with perfect strangers. Another way music works mysteriously: my ailing grandmother can play hymns from memory on the piano but she cannot engage any other part of her mind. God has given her that gift, whether or not she is aware of it!
How do you prepare before the concerts?
Chelsea Chen: Since I’m adjusting to different organs at every venue, I typically arrive one to two days in advance to practice and make registrations. This process takes several hours depending on the instrument and the repertoire. On the day of the concert, I like to spend some time in quiet before the performance, praying and doing some mental practice. When possible, my husband prays with me over the phone, if he’s not present. We pray for the conversations I’ll have with people after the concert as much as we pray for the performance itself.
Please, say some words about your journey as a musician and as a Christian.
Chelsea Chen: I became a Christian as a young child, but my faith grew exponentially in college when I was a part of the Juilliard Christian Fellowship. I was amazed at the diversity of backgrounds represented there, and I was moved by the way people prayed, sang, and studied the Bible. After my freshman year, I remember one sleepless night when I was stressing out about my future. As I began to pray, I heard God reminding me that I was first and foremost His child. My identity was in Him, not in my profession, family, ethnicity, or anything else. That realization freed me up to pursue a musical career without regret, as I knew He would love me no matter what. I have been amazed at the places He has taken me as an organist, especially since it wasn’t my dream to play this instrument as a child– my passion for the organ developed over many years. Now I find myself incredibly thankful for the doors He has opened for me. I treasure each performing, teaching, or composing opportunity, knowing they are all chances to magnify glory to Him.
Im Netzwerk von Crescendo gibt es zahlreiche hervorragende Organisten, die in Kirchen, in Konzerten und auf Lehrstühlen einen segensreichen Dienst tun. In den letzten Wochen hatten wir sehr schöne Begegnungen mit Organisten, die aus ihrem Leben und Dienst erzählten – und uns auch einen Blick auf ihre Orgeln (darunter jene im Kölner Dom!) werfen liessen.
Darunter war die Organistin Chelsea Chen, die davon erzählte, wie Zuhörer aus dem Publikum nach Konzerten auf sie zukommen und ihr oft Dinge erzählen, die man nur einem guten Freund anvertraut. Was steckt dahinter? Haben Zuhörer in einem Konzert den Eindruck: Hier spielt jemand, der mich versteht? (Inwiefern ist dies auch in anderen Kunstformen erfahrbar?*) Hat dies damit zu tun, dass Kunst den „inneren Boden“ bearbeitet und fruchtbar macht (siehe das letzte TUNE IN)?
Wir haben Chelsea ein paar Fragen gestellt.
Chelsea, bitte erzähl uns etwas von den Begegnungen mit Zuhörern nach einem Konzert.
Chelsea Chen:Im Lauf meiner Jahre als Konzertorganistin habe schon viele tiefe Gespräche mit Zuhörern führen können, meist unmittelbar nach einer Aufführung. Gerade kürzlich kam in Ft.Worth, Texas, eine ältere Frau mit Tränen in den Augen auf mich zu und erzählte mir, dass dieses Konzert der erste Anlass sei, den sie sich nach dem Tod ihres Mannes gegönnt habe. Sie dankte mir für den Trost und die Freude, die ich ihr gegeben hätte. Ich umarmte sie. Später dachte ich darüber nach, wie mein Programm überhaupt nicht auf einen trauernden Menschen zugeschnitten war, aber von Gott trotzdem gebraucht wurde, dass diese Frau gesegnet wurde.
Seit wann erlebst du solche Dinge?
Chelsea Chen: Ich denke, seitdem ich Solokonzerte gebe, also seit der High School und dem College. Später, als ich in Taiwan lebte, sagte mir einmal ein befreundeter Mitchrist, dass Musik seiner Meinung nach viele Barrieren niederreissen könne. Er riet mir, jede Gelegenheit als Geschenk anzusehen, bei der es mir möglich sei, vor, während oder nach einem Konzert Gottes Liebe weiterzugeben.
Was ist deiner Meinung nach der Grund für solche Erlebnisse?
Chelsea Chen:Musik baut zweifellos Brücken zwischen den Menschen. Sie schafft einen sicheren Ort, an dem tiefer Austausch möglich ist; denn ich mache mich auch selber verletzlich, wen ich auftrete. Die Zuhörer kommentieren dann oft meine Worte, die ich im Konzert gesagt habe. Und sie erzählen davon, was sie bei der Musik empfunden haben. Ich denke, Gott rührt ihre Herzen an, ob sie es merken oder nicht. Auch bei nicht-sakraler Musik! Gott kann humorvolle, verspielte, fröhliche sowie dunkle und ernste Musik gebrauchen, um unsere Gefühle zu bewegen. Dann werden Gespräche möglich, die wir sonst nicht mit einem wildfremden Menschen führen würden. Ein anderes Mysterium der Musik: Meine Grossmutter, die schon sehr gebrechlich ist, spielt auswendig auf dem Klavier alte Hymnen, während ihr Gedächtnis und ihr Denkvermögen sonst versagt. Gott hat ihr diese Gabe geschenkt, ob sie sich dessen bewusst ist oder nicht!
Wie bereitest du dich auf ein Konzert vor?
Chelsea Chen:Da ich mich an jedem Aufführungsort auf eine andere Orgel einstellen muss, reise ich meist zwei Tage früher an, um zu üben und die Registrierungen zu machen. Dies dauert oft mehrere Stunden, je nach Instrument und Repertoire. Den Konzerttag verbringe ich gern ruhig, um mich im Gebet und mit Mentaltraining auf die Aufführung vorzubereiten. Wenn mein Mann nicht dabei ist, beten wir zusammen am Telefon, wenn immer möglich. Wir bitten Gott für gute Gesprächenach dem Konzert und natürlich für das Konzert selbst.
Bitte sag einige Worte über deinen Weg als Christin und Musikerin.
Chelsea Chen:Ich war schon als Kind gläubig. Aber mein Glaube wuchs exponentiell, als ich die christliche Gemeinschaft an der Juilliard School besuchte. Ich war erstaunt über die vielfältigen kirchlichen Traditionen, die hier vertreten waren, und es beeindruckte mich, wie die Leute beteten, sangen und die Bibel studierten. Ich erinnere mich an eine schlaflose Nacht nach meinem ersten Studienjahr. Ich machte mir Sorgen über meine Zukunft. Als ich zu beten begann, empfand ich, dass Gott mich daran erinnerte, dass ich zuallererst sein Kind bin, und dass meine Identität in Ihm und nicht in meinem Beruf, meiner Familie, meiner Herkunft oder sonst etwas liegt. Diese Einsicht befreite mich, meine musikalische Laufbahn ohne Sorge weiter zu verfolgen, denn ich wusste: Er liebt mich, was auch kommen mag. Ich staune darüber, wohin Er mich als Organistin schon alles geführt hat. Als Kind hatte ich überhaupt noch nicht ans Orgelspielen gedacht; meine Leidenschaft dafür hatte sich erst mit der Zeit entwickelt. Nun bin ich dankbar für die Türen, die Gott mir dadurch schon geöffnet hat. Jede Aufführung, jede Unterrichtsstunde und jede Kompositionsmöglichkeit sind für mich wertvoll, denn sie geben mir die Möglichkeit, Sein Lob grösser zu machen.
Interview: Beat Rink
ENGLISH
In the Crescendo network there are many outstanding organists who bless others with their work in churches, concerts and teaching positions. In recent weeks we have had memorable meetings with organists who recounted events from their lives and service – and also showed us their instruments (including the organ in Cologne Cathedral). One of the organists was Chelsea Chen, who told us how members of the audience come up to her after concerts and often share things that one normally entrusts only to a good friend. What is the reason behind this? Do listeners at the concert gain the impression that the person playing is someone who understands them? (To what extent can other art forms also cause this experience?*) Does this have anything to do with the fact that art prepares “the inner soil” and makes it fruitful? (See the last TUNE IN.) We asked Chelsea a few questions.
Chelsea, please, tell us about your encounters with the audience after your concerts.
Chelsea Chen: Over the years as a concert organist I have had many profound interactions with audience members following performances. Most recently in Ft. Worth, Texas, an older lady approached me with tears in her eyes. She told me that my concert was the first event she allowed herself to attend following her husband’s death. She thanked me for bringing her comfort and even joy. I gave her a hug. Later I reflected on how my program was not tailored for someone in mourning, and yet God used it anyway to bless this woman.
When did this start?
Chelsea Chen:I think it started from the time I began performing solo concerts in high school and college. Later, when I lived in Taiwan, a Christian friend told me he thought music could break down many barriers. He advised me to treasure any opportunities to share God’s love with people before, during, or after performances.
What is in your eyes the reason for this?
Chelsea Chen: Music definitely opens up a bridge between people. It creates a safe space for sharing, as I am myself already vulnerable on stage. People will comment on the things I talk about during the concert, and they will also talk about how my music makes them feel. I believe God tugs on their hearts, whether they are aware of it or not. And the music doesn’t have to be sacred. God can use the humorous, playful, joyful, dark or serious pieces to stir our emotions. We are then more likely to engage in the kind of conversations we would not normally have with perfect strangers. Another way music works mysteriously: my ailing grandmother can play hymns from memory on the piano but she cannot engage any other part of her mind. God has given her that gift, whether or not she is aware of it!
How do you prepare before the concerts?
Chelsea Chen: Since I’m adjusting to different organs at every venue, I typically arrive one to two days in advance to practice and make registrations. This process takes several hours depending on the instrument and the repertoire. On the day of the concert, I like to spend some time in quiet before the performance, praying and doing some mental practice. When possible, my husband prays with me over the phone, if he’s not present. We pray for the conversations I’ll have with people after the concert as much as we pray for the performance itself.
Please, say some words about your journey as a musician and as a Christian.
Chelsea Chen: I became a Christian as a young child, but my faith grew exponentially in college when I was a part of the Juilliard Christian Fellowship. I was amazed at the diversity of backgrounds represented there, and I was moved by the way people prayed, sang, and studied the Bible. After my freshman year, I remember one sleepless night when I was stressing out about my future. As I began to pray, I heard God reminding me that I was first and foremost His child. My identity was in Him, not in my profession, family, ethnicity, or anything else. That realization freed me up to pursue a musical career without regret, as I knew He would love me no matter what. I have been amazed at the places He has taken me as an organist, especially since it wasn’t my dream to play this instrument as a child– my passion for the organ developed over many years. Now I find myself incredibly thankful for the doors He has opened for me. I treasure each performing, teaching, or composing opportunity, knowing they are all chances to magnify glory to Him.
Im Netzwerk von Crescendo gibt es zahlreiche hervorragende Organisten, die in Kirchen, in Konzerten und auf Lehrstühlen einen segensreichen Dienst tun. In den letzten Wochen hatten wir sehr schöne Begegnungen mit Organisten, die aus ihrem Leben und Dienst erzählten – und uns auch einen Blick auf ihre Orgeln (darunter jene im Kölner Dom!) werfen liessen.
Darunter war die Organistin Chelsea Chen, die davon erzählte, wie Zuhörer aus dem Publikum nach Konzerten auf sie zukommen und ihr oft Dinge erzählen, die man nur einem guten Freund anvertraut. Was steckt dahinter? Haben Zuhörer in einem Konzert den Eindruck: Hier spielt jemand, der mich versteht? (Inwiefern ist dies auch in anderen Kunstformen erfahrbar?*) Hat dies damit zu tun, dass Kunst den „inneren Boden“ bearbeitet und fruchtbar macht (siehe das letzte TUNE IN)?
Wir haben Chelsea ein paar Fragen gestellt.
Chelsea, bitte erzähl uns etwas von den Begegnungen mit Zuhörern nach einem Konzert.
Chelsea Chen:Im Lauf meiner Jahre als Konzertorganistin habe schon viele tiefe Gespräche mit Zuhörern führen können, meist unmittelbar nach einer Aufführung. Gerade kürzlich kam in Ft.Worth, Texas, eine ältere Frau mit Tränen in den Augen auf mich zu und erzählte mir, dass dieses Konzert der erste Anlass sei, den sie sich nach dem Tod ihres Mannes gegönnt habe. Sie dankte mir für den Trost und die Freude, die ich ihr gegeben hätte. Ich umarmte sie. Später dachte ich darüber nach, wie mein Programm überhaupt nicht auf einen trauernden Menschen zugeschnitten war, aber von Gott trotzdem gebraucht wurde, dass diese Frau gesegnet wurde.
Seit wann erlebst du solche Dinge?
Chelsea Chen: Ich denke, seitdem ich Solokonzerte gebe, also seit der High School und dem College. Später, als ich in Taiwan lebte, sagte mir einmal ein befreundeter Mitchrist, dass Musik seiner Meinung nach viele Barrieren niederreissen könne. Er riet mir, jede Gelegenheit als Geschenk anzusehen, bei der es mir möglich sei, vor, während oder nach einem Konzert Gottes Liebe weiterzugeben.
Was ist deiner Meinung nach der Grund für solche Erlebnisse?
Chelsea Chen:Musik baut zweifellos Brücken zwischen den Menschen. Sie schafft einen sicheren Ort, an dem tiefer Austausch möglich ist; denn ich mache mich auch selber verletzlich, wen ich auftrete. Die Zuhörer kommentieren dann oft meine Worte, die ich im Konzert gesagt habe. Und sie erzählen davon, was sie bei der Musik empfunden haben. Ich denke, Gott rührt ihre Herzen an, ob sie es merken oder nicht. Auch bei nicht-sakraler Musik! Gott kann humorvolle, verspielte, fröhliche sowie dunkle und ernste Musik gebrauchen, um unsere Gefühle zu bewegen. Dann werden Gespräche möglich, die wir sonst nicht mit einem wildfremden Menschen führen würden. Ein anderes Mysterium der Musik: Meine Grossmutter, die schon sehr gebrechlich ist, spielt auswendig auf dem Klavier alte Hymnen, während ihr Gedächtnis und ihr Denkvermögen sonst versagt. Gott hat ihr diese Gabe geschenkt, ob sie sich dessen bewusst ist oder nicht!
Wie bereitest du dich auf ein Konzert vor?
Chelsea Chen:Da ich mich an jedem Aufführungsort auf eine andere Orgel einstellen muss, reise ich meist zwei Tage früher an, um zu üben und die Registrierungen zu machen. Dies dauert oft mehrere Stunden, je nach Instrument und Repertoire. Den Konzerttag verbringe ich gern ruhig, um mich im Gebet und mit Mentaltraining auf die Aufführung vorzubereiten. Wenn mein Mann nicht dabei ist, beten wir zusammen am Telefon, wenn immer möglich. Wir bitten Gott für gute Gesprächenach dem Konzert und natürlich für das Konzert selbst.
Bitte sag einige Worte über deinen Weg als Christin und Musikerin.
Chelsea Chen:Ich war schon als Kind gläubig. Aber mein Glaube wuchs exponentiell, als ich die christliche Gemeinschaft an der Juilliard School besuchte. Ich war erstaunt über die vielfältigen kirchlichen Traditionen, die hier vertreten waren, und es beeindruckte mich, wie die Leute beteten, sangen und die Bibel studierten. Ich erinnere mich an eine schlaflose Nacht nach meinem ersten Studienjahr. Ich machte mir Sorgen über meine Zukunft. Als ich zu beten begann, empfand ich, dass Gott mich daran erinnerte, dass ich zuallererst sein Kind bin, und dass meine Identität in Ihm und nicht in meinem Beruf, meiner Familie, meiner Herkunft oder sonst etwas liegt. Diese Einsicht befreite mich, meine musikalische Laufbahn ohne Sorge weiter zu verfolgen, denn ich wusste: Er liebt mich, was auch kommen mag. Ich staune darüber, wohin Er mich als Organistin schon alles geführt hat. Als Kind hatte ich überhaupt noch nicht ans Orgelspielen gedacht; meine Leidenschaft dafür hatte sich erst mit der Zeit entwickelt. Nun bin ich dankbar für die Türen, die Gott mir dadurch schon geöffnet hat. Jede Aufführung, jede Unterrichtsstunde und jede Kompositionsmöglichkeit sind für mich wertvoll, denn sie geben mir die Möglichkeit, Sein Lob grösser zu machen.
Interview: Beat Rink
ENGLISH
Artist: I often ask myself, “What in fact is the task of art?” I am not satisfied with the answer given by many colleagues when they say, “I serve art! And art helps mankind!” As a Christian, I would like to have other thoughts.
Voice: There are many answers to your question. I am sure you are thinking about the motto “Soli Deo Gloria”. The answer given by your colleagues, by the way, is actually not bad. Let us read Mark 4, 3ff. together.
Artist: But that passage is not speaking about art at all!
Voice: I know. But it makes a statement which could also be important for artists. So: “Listen! See, a farmer went out to sow. While he was sowing, some fell on the path, and the birds came and ate it up. Other seed fell on rocky ground, where there was only a little soil, and it sprang up at once because the soil was not deep; but, after the sun rose, the seed was scorched, and it withered because it had no roots. Other seed fell among thorns, and the thorns grew and choked the seed, and it yielded no crop. Finally, yet other seed fell on good soil and multiplied; the seed yielded a crop and grew up tall, and produce thirtyfold, sixtyfold and hundredfold. And Jesus said, “Whoever has ears to hear, let him hear!”
Artist: And what am I supposed to do with this now?
Voice: I have a task for you. Read the text through once again and ask yourself, “If Jesus was speaking about art here – where would you find a picture representing art in this parable?
Artist (after a pause): What I often hear from other Christians is that art distracts us from the word. It hinders us in listening to God. People have been saying this in the churches since Augustine. Art is only good where it interprets and illustrates the sermon. So is art one of the birds? Does it open the door for evil? That makes me afraid.
Voice: Art is not a bird. But there is art which can attract birds. There is, for example, very dark music; you only need to look at the corresponding CD covers. But in this regard there is so much in our society which opens the door for evil. This even begins with our loveless behaviour towards each other. Nor are we free of this in the churches either…
Artist: If art is not a bird, what then could it be? Here I am thinking of something I have often heard: art is a luxury and is superficial. After all, we all know that art can turn against God. Is art perhaps the rock?
Voice: Can you remember ever being drawn away from God’s truth by a work of art? If that did happen, this was probably the result of certain ideas expressed in a novel, a film, or in a picture. But these ideas are expressed not only in art, but also in conversations, on the internet, on television…
Artist: I’ve got it: the thorns! Here Jesus meant our worries. Art weighs us down when it talks of urgent needs in the world, and often comes across as something dark itself. Works of art are the thorns!
Voice: You have misunderstood something here. Art makes the thorns, the problems of the world, visible. Jesus, by the way, did the same thing – with this parable, for example, which is a small work of art itself. The thorns are worries about one’s own possessions and the things of the world, as Jesus explained to the disciples afterwards. It is the egotism from which many other problems arise. But this does not in any way mean that art is egotistic itself. It may indeed be gloomy and not know any way out. But this does not mean it is the problem itself.
Artist: There is nothing else I can think of. Is art then the seed? No, the seed is the word of God. – Is art perhaps the farmer? Is art the preacher, who spreads the word of God? Bach, of course, has been called the fifth Evangelist. But that is not what I am, and that exceeds my capacities! (After a pause:) Alright, the gospel will hopefully come through in my art from time to time – like the good aroma Paul speaks about in 2 Corinthians 2. Perhaps that’s what you mean?
Voice: Everything you have said is quite true. But there is something else, which Jesus mentions right at the end: the good soil.
Artist: But here he means what happens within the human breast.
Voice: This is precisely what art is concerned with. It can prepare the soil, which then becomes receptive for the seed. It can break up soil that has become hard. It can water dry soil. It can put a fertile covering over a rock by leading us away from the superficial and enabling us to think and feel in depth. It can even clear away thorns when it arouses in us a love for our neighbour and weakens our egotism. And, finally, it can drive away birds by its beauty. For the birds referred to in this parable hate all that is beautiful.
Artist: So is art the good soil? Or can it help in creating good soil? And would we artists then be gardeners? Do you really mean this? How can this happen? How can I become a gardener?
Voice (stays silent).
Text: Beat Rink Translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
Künstlerin: Ich frage mich oft selbst: Was ist eigentlich der Auftrag der Kunst? Die Antwort vieler Kollegen genügt mir nicht, wenn sie sagen: „Ich diene der Kunst! Und Kunst hilft den Menschen!“ Als Christin möchte ich anders denken.
Stimme: Es gibt auf deine Frage viele Antworten. Sicher denkst du an das Motto „Soli Deo gloria“. Die Antwort der Kollegen ist übrigens nicht einmal schlecht. Lesen wir zusammen einmal Markus 4, ab Vers 3…
Künstlerin: Aber darin ist ja gar nicht von Kunst die Rede!
Stimme: Ich weiss. Aber es sagt etwas aus, was auch für Künstler wichtig sein könnte. Also: “Hört! Siehe, ein Sämann ging hinaus, um zu säen. Als er säte, fiel ein Teil auf den Weg und die Vögel kamen und fraßen es. Ein anderer Teil fiel auf felsigen Boden, wo es nur wenig Erde gab, und ging sofort auf, weil das Erdreich nicht tief war; als aber die Sonne hochstieg, wurde die Saat versengt und verdorrte, weil sie keine Wurzeln hatte. Wieder ein anderer Teil fiel in die Dornen und die Dornen wuchsen und erstickten die Saat und sie brachte keine Frucht. Ein anderer Teil schließlich fiel auf guten Boden und brachte Frucht; die Saat ging auf und wuchs empor und trug dreißigfach, sechzigfach und hundertfach. Und Jesus sprach: Wer Ohren hat zum Hören, der höre!”
Künstlerin: Und was soll ich jetzt damit tun?
Stimme: Ich habe eine Aufgabe für dich. Lies den Text noch einmal durch und frage dich: Wenn Jesus hier von Kunst reden würde – wo würdest du im Gleichnis ein Bild für Kunst finden?
Künstlerin (nach einer Pause): Ich höre oft von anderen Christen: Kunst lenkt uns vom Wort ab. Sie hindert uns daran, auf Gott zu hören. Seit Augustinus sagt man dies in den Kirchen. Nur dort, wo Kunst die Predigt auslegt und illustriert, ist sie gut. Ist Kunst also ein Vogel? Öffnet sie die Tür für das Böse? Das macht mir Angst.
Stimme: Kunst ist kein Vogel. Aber es gibt Kunst, die Vögel anlocken kann. Es gibt zum Beispiel sehr düstere Musik; du musst dir nur die entsprechenden CD-Covers ansehen. Aber da gibt es so Vieles in unserer Gesellschaft, was die Tür öffnet für das Böse. Es beginnt schon mit dem lieblosen Umgang untereinander. Auch in den Kirchen sind wir nicht frei davon…
Künstlerin: Wenn Kunst nicht ein Vogel ist, was ist sie dann? Da kommt mir in den Sinn, dass ich oft höre: Kunst ist Luxus und oberflächlich. Wir wissen doch alle: Kunst kann sich gegen Gott wenden. Ist Kunst etwa der Fels?
Stimme: Kannst du dich daran erinnern, dass dich jemals ein Kunstwerk von Gottes Wahrheit weggezogen hat? Wenn es so war, so waren es wohl bestimmte Gedanken, die in einem Roman oder in einem Film oder auf einem Bild geäussert wurden. Diese Gedanken werden aber nicht nur in der Kunst, sondern auch in Gesprächen, im Internet, am Fernsehen geäussert…
Künstlerin: Ich hab’s: Die Dornen! Jesus meinte damit die Sorgen. Kunst drückt uns nieder, wenn sie von den Nöten der Welt spricht und oft selber düster wirkt. Kunstwerke sind die Dornen!
Stimme: Du verstehst etwas falsch. Kunst macht die Dornen, die Probleme der Welt sichtbar. Jesus selbst tat übrigens dasselbe – zum Beispiel mit diesem Gleichnis, das selber ein kleines Kunstwerk ist. Die Dornen sind die Sorgen um den eigenen Reichtum und die Dinge der Welt, wie Jesus danach den Jüngern erklärt. Es ist der Egoismus, aus dem viele andere Probleme kommen. Aber Kunst ist deswegen noch längst nicht selber egoistisch. Sie kann zwar düster sein und keinen Ausweg kennen. Das macht sie aber noch nicht zum Problem selbst.
Künstlerin: Mir fällt nichts mehr ein. Ist Kunst dann der Same? Nein, der Same ist das Wort Gottes. – Ist Kunst dann der Sämann? Ist Kunst der Prediger, der Gottes Wort weitergibt? Bach wurde ja der fünfte Evangelist genannt. Ich bin das aber nicht und fühle mich damit überfordert! (Nach einer Pause) Gut, durch meine Kunst dringt hoffentlich immer wieder das Evangelium hindurch – wie der gute Geruch, von dem Paulus in 2.Korinther 2 spricht. Meinst du etwa das?
Stimme: Das ist alles richtig, was du sagst. Da gibt es aber noch etwas, was Jesus ganz am Schluss nennt: Den guten Boden.
Künstlerin: Damit meinte er aber das Innere des Menschen.
Stimme: Genau damit hat Kunst zu tun. Sie kann den Boden bereiten, der empfänglich wird für die Saat. Sie kann verhärteten Boden auflockern. Sie kann dürren Boden bewässern. Sie kann auf Fels einen Boden legen, indem sie uns von Oberflächlichem wegführt und uns eine Tiefe des Denkens und Empfindens ermöglicht. Sie kann sogar Dornen wegschaffen, wo sie in uns Nächstenliebe weckt und unseren Egoismus schwächt. Und schliesslich kann sie durch ihre Schönheit Vögel vertreiben. Denn die Vögel, von denen das Gleichnis spricht, hassen das Schöne.
Künstlerin: Dann ist Kunst der gute Boden? Oder sie kann helfen, dass guter Boden entsteht? Und wir Künstler wären dann Gärtner? Meinst du das wirklich? Wie kann das geschehen? Wie kann ich zur Gärtnerin werden?
Stimme (schweigt).
Text: Beat Rink
Liebe Mitglieder
In allen Farben und Temperaturen präsentiert sich uns der Herbst! Bunt und vielfältig wie es auch bei ARTS+ zu und her geht: Neu zu uns an den Runden Tisch gestossen ist Jonathan Schmidt von Central Music. Weitere Neuigkeiten über unsere Arbeit erfahrt ihr hier in unserem allgemeinen Newsletter:
ARTS+SYMPOSIUM 1.0 | 8. bis 10. März 2019
In der Communauté Don Camillo Montmirail zum Thema “FORM UND GEIST. Zugänge zu einer Ästhetik der Spiritualität.”
Eine wachsende Zahl von KünstlerInnen aller Sparten setzt ihr Schaffen mit dem Glauben in Beziehung. Sie wollen sich damit nicht nur in der Kulturszene, sondern auch in den Kirchen und christlichen Gemeinschaften einbringen. Gleichzeitig sind Kirchen wieder vermehrt auf der Suche nach neuen Wegen und Formen für Gottesdienste, Verkündigung und Gemeindebau.
In Referaten, Thinktanks, gemeinsamen Essenszeiten und Round Tables beschäftigen wir uns mit den Fragen nach den Voraussetzungen, die es braucht, damit in den Kirchen die Offenheit für die Kunst, die Künstler und für ästhetische Zugänge zum Glauben entstehen oder weiter wachsen kann. Wir fragen nach der Qualität von ästhetischen Zugängen und nach der Offenheit der Kunstschaffenden für die Kirche und die Gemeinde. Welche Aufgabe haben Kunstschaffende in der Kirche? Und wie können sich Kunst und Theologie fruchtbar begegnen, jenseits von oberflächlicher Symbolik und ohne das Spezifische ihrer je eigenen Sprache zu verlieren?
Eingeladen sind Kunst- und Kulturschaffende aller Sparten, TheologInnen und Gesellschaftsinteressierte.
Ein Symposium mit:Dr. theol. Dr. phil. Matthias Krieg (Stabsstelle Evang. Ref. Landeskirche, bluechurch), Dipl. theol. Hannes Langbein (Präsident Artheon, Direktor St. Matthäuskirche Berlin), Pfr. Beat Rink (Aphoristiker, Leiter Crescendo International), Susanne Hagen (Musikerin, Studiengangsleiterin BA Musik+Theologie tsc), John Featherstone (Komponist/Musiker), Samuel Scherrer (Architekt ETH SIA), Andreas Widmer (Bildender Künstler/Kunstlehrer), Pfr. Heiner Schubert (Präsident vbg, Karrikaturist), Adrian Furrer (Schauspieler/Theologe i.A.), Alain Auderset (Illustrator, Comic-Zeichner), Eva Jung (Designerin/Art Directors Club), Julia Bihl (Regisseurin, Schauspielerin), Jonathan Schmidt (Musiker, Leiter Central Music), Dr. Andrzej Turkanik (Leiter Quo Vadis Institute, Bratschist) Samuel Scherrer (Dipl. Arch. ETH SIA, Redaktionsleiter BART Magazin) und anderen.
Thinktanks zu: Qualitätskriterien in den bildenden Künsten | Klang – Zugang zu einer Ästhetik der Spiritualität? | Über- Lebensstrategien als Künstler | Kulturkirche – Kirche in der Kunst? | Form + Geist in der Illustration und Zeichnung | Künstler und Kunst in der Kirche | und einige weitere
Reise mit BART Magazin nach Belgien | 24. bis 27. Januar 2019.
«Wir besuchen die Städte Antwerpen und Brüssel, verweilen dort in Museen, Galerien und Baudenkmälern. Als besonderer Leckerbissen erwartet uns ein exklusiver Eintritt zum Preview-Tag der Kunstmesse BRAFA 19.» A N M E L D U N G F L Y E R
W I R E M P F E H L E N
The Real Faithbook of Great Hymns
Jazzmusiker aus aller Welt haben es sich zum Anliegen gemacht, die Fülle der bekannten „Realbooks“ um ein „Real Faithbook“ zu erweitern. Mit über 200 Hymnen und Chorälen gibt Crescendo Jazz diese Weltneuheit heraus! Crescendo ist eine der Institutionen am Runden Tischen von ARTS+. B E S T E L L E N
M I T G L I E D E R
Seit Juli 2018 durften wir sechs neue Mitglieder bei ARTS+ begrüssen. Manuel Steiner (Kindertheater), Hermann Präg (Fotografie, Installation, Lichtkunst), Yvonne Rüegg (Fine Arts, Curating, Art Therapy), Edi Tanner (Zeichnungen, Skribbles), Sonja Mutter (Tanz, Darstellende Kunst, Malerei, Grafik, Sängerin), Franziska Mai (Malerei, Tanz, Theater, Clown)
«Ich denke immer noch mit viel Freude an meine erste Ausstellung im Rahmen der Explo17 bei euch in der ARTS+ Kunst|zone zurück. Es war für mich eine bereichernde Erfahrung, mich von den Werken anderer Kunstschaffenden inspirieren zu lassen. Erholung für die Seele 🙂 Ein riesengrosses Dankeschön, dass ich dabei sein durfte!» Catherine Morgenthaler, Jung-Künstlerin
N E U E S
ARTS+ en français
Neu ist ARTS+ auch für alle französisch Sprechenden verständlich. Wer gerne in der Welschschweiz präsent sein möchte, kann ab sofort sein/ihr Profil auf Französisch ändern oder bilingue abfassen. Melde dich, wenn du Fragen hast unter: info@ap.weiter.ch Wir helfen dir gerne dabei!
ARTS+ est dès maintenant accessible pour les francophones! Tous les artistes qui aimeraient se présenter en Suisse Romande sont invités à changer le profile en français ou en allemand/français. Pour toutes vos questions contactez-nous: info@ap.weiter.ch Volontiers nous vous conseillons dans la création d’un profile.
Das ARTS+ Sekretariat ist vom 19. bis 30. November in den Ferien! In dieser Zeit werden keine Mails beantwortet. Danach sind wir wieder Vollgas für euch da!
Herzlich grüsst in die kältere Jahres- und frohe Vorweihnachtszeit: Dein ARTS+ Team
Regual Lustenberger | Astrid Künzler | Beat Rink | Timo Schuster | Jean-Daniel von Lerber | Martin Jufer | Matthias Spiess | Jonathan Schmidt | Adrian Furrer | Samuel Scherrer
ENGLISH
The Ludwig Collection in Cologne is currently giving an insight into the work of Gabriele Münter (1877–1962) in a large exhibition under the title “Painting to the Point”. Münter was a central figure of German Expressionism and the Blue Rider artist group, which was founded at her house in Murnau. Besides wonderful landscapes and portraits, one is struck by some still life paintings, including three pictures with a Holy Spirit dove.
The carved original from the 19th century, owned by Münter and Kandinsky, is likewise on display with them. This is good, for it enables us to follow the changes that the carved dove undergoes in the pictures.
The dead dove
Now, I am not an art historian and can therefore only consider the pictures through theological glasses. But any amateur in art history would notice one point: the dove is not hovering. In the two larger pictures (to discuss them first of all), it is practically on its back. But a dove lying on its back is dead. What has Pentecost turned into here? Obviously a still life, in French “nature morte” [“dead nature”]. The only reminder of the original significance is in the title:“Still Life Pentecost”and“Still Life Pentecost II”.
The aureole – a archery target
Even the heavenly aureole, which surrounds the Holy Spirit, has become separated from the dove. As the commentary in the exhibition catalogue puts it, it is becoming more and more like an archery target. Unfortunately, no information is available about the dates when they were painted; for all of them, the catalogue simply specifies the year 1934. But it would not be surprising if the third picture were the last one: here, the aureole has become entirely separated from the dove and has moved into the background. Along with some picture frames, and with withered flowers on it, it is waiting to be cleared away. On the other two pictures, the flowers are still fresh and join with the apples to create the impression of carefully arranged decoration rather than a collection of items for throwing away. The title of the third picture now only speaks of “Tyrolean Still Life” and not, for example, “Still Life Pentecost III”.
Crucifixion So far, a further point has been left unmentioned: in all three pictures, the dove resembles Jesus on the cross. Interestingly, Münter moves the dove’s feet further and further upwards – towards the chest, which reminds the beholder of the wound in Jesus’ side. This is particularly true of the third picture. Yet it is in the third picture, strangely enough, that the dove seems most alive. This happens because the artist has given the dove an eye again and because it is no longer lying down, but is standing as if preparing to fly.
What statement are these pictures making?
I would not presume to conjecture about Gabriele Münter’s original intention. Against the background of her interest in the “spiritual” (see Kandinsky’s book “Über das Geistige in der Kunst” [“On the Spiritual in Art”]) and in the “religious” (in other cultures as well), it is possible to suppose that the Holy Spirit dove meant more to her than simply a folk art carving. Did it even stand for the “spiritual”, or even for the “Holy Spirit” in the sense of the New Testament message? We don’t know.
What effect, then, does this series have on a beholder with theological interests?
On this, one can make observations “without guarantee”: it seems here as if our attitude towards Pentecost is being subjected to increasing criticism. This church celebration and its message are now only decoration and ultimately a relic from bygone ages, a relic that has to be cleared away. The glory of God becomes an archery target. The Holy Spirit himself suffers death on the cross. But just as with Christ, this death on the cross is certainly not the last word! The dove is brought back to life. In this representation of the dove, therefore, Münter has achieved a realisation of what Kandinsky says about Cézanne: “He knew how to create a being with a soul from a teacup or, putting it more correctly, recognising a being in this cup. He elevates ‘nature morte’ to a level at which outwardly “dead” things receive an inner life.” (in: “On the Spiritual in Art”)
In my view, what we have here is “Christian art” speaking about how our times (and the church?) have forgotten Pentecost, but also speaking about the message of Pentecost itself. Perhaps it will even stimulate us once again to reckon increasingly with the living dove of the Holy Spirit.
Text: Beat Rink
Translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
Die Sammlung Ludwig in Köln gibt gegenwärtig in einer grossen Ausstellung unter dem Titel „Malen ohne Umschweife“ Einblick in das Werk von Gabriele Münter (1877–1962). Münter war eine zentrale Künstlerfigur des deutschen Expressionismus und der Künstlergruppe Der Blaue Reiter, deren Gründung in ihrem Haus in Murnau stattfand. Neben wunderbaren Landschaften und Porträts fallen einige Stillleben ins Auge; darunter drei Bilder mit einer Heilig-Geist-Taube. Das geschnitzte Original aus dem 19.Jahrhundert, das in Besitz von Münter und Kandinsky war, hängt ebenfalls darüber. Dies ist gut, denn es gibt Aufschluss über die Veränderung, die die geschnitzte Taube auf den Bildern erfährt.
Die tote Taube Nun bin ich kein Kunsthistoriker und kann die Bilder deshalb nur durch eine theologische Brille betrachten. Jedem kunsthistorischen Laien fällt aber Folgendes auf: Die Taube schwebt nicht. Auf den beiden grösseren Bildern (um zunächst von ihnen zu sprechen) liegt sie halbwegs auf dem Rücken. Eine Taube aber, die auf dem Rücken liegt, ist tot. Was ist hier aus Pfingsten geworden? Offensichtlich ein Stillleben, auf französisch „nature morte“ (“Tote Natur”). An den ursprünglichen Sinn erinnern nur noch die Titel: „Stillleben Pfingsten“ und „Stillleben Pfingsten II“.
Der Strahlenkranz – eine Zielscheibe Selbst der himmlische Strahlenkranz, der den Heiligen Geist umgibt, ist von der Taube gelöst. Wie der Ausstellungskatalog bemerkt, gleicht er immer mehr einer Zielscheibe. Leider ist über die jeweilige Entstehungszeit der Bilder keine Auskunft verfügbar; der Katalog nennt für alle nur das Jahr 1934. Es wäre aber nicht verwunderlich, wenn das dritte Bild das letzte wäre: Der Strahlenkranz ist hier ganz von der Taube abgelöst und in den Hintergrund gerückt. Er wartet mit einigen Bilderrahmen und mit welken Blumen darauf, weggeräumt zu werden. Auf den beiden anderen Bildern sind die Blumen noch frisch und machen zusammen mit der Äpfeln den Eindruck eines sorgfältigen angelegten Dekors und weniger einer Sammlung von Wegwerf-Gegenständen. Das dritte Bild trägt denn auch nur noch den Titel „Tiroler Stillleben“ und nicht etwa „Stillleben Pfingsten III“.
Kreuzigungsszene Etwas Weiteres blieb bisher unerwähnt: Die Taube gleicht auf allen drei Bildern dem Gekreuzigten. Münter rückt interessanterweise die Füsse der Taube immer weiter nach oben – zum Brustkorb hin, was den Betrachter an die Seitenwunde Jesu erinnert. Dies ist besonders beim dritten Bild der Fall. Auf diesem dritten Bild wirkt nun aber seltsamerweise die Taube am lebendigsten. Dies, weil ihr die Malerin ein Auge zurückgegeben hat, und weil sie nicht mehr liegt, sondern wie zum Abflug bereitsteht.
Was sagen diese Bilder aus? Ich masse mir nicht an, Vermutungen über Gabriele Münters ursprüngliche Intention anzustellen. Auf dem Hintergrund ihrer Beschäftigung mit dem „Geistigen“ (siehe Kandinskys Schrift „Über das Geistige in der Kunst“) und auch mit dem „Religiösen“ (auch in anderen Kulturen) kann man allerdings mutmassen, dass die Heilig-Geist-Taube für sie mehr bedeutete als eine volkstümliche Schnitzerei. Stand die Taube für das „Geistige“ oder gar für den „Heiligen Geist“ im Sinn der neutestamentlichen Botschaft? Wir wissen es nicht.
Wie wirkt die Serie nun auf einen Betrachter mit theologischem Interesse?
Darüber lässt sich „ungeschützt“ Auskunft geben: Es scheint, als würde hier zunehmend Kritik an unserem Umgang mit Pfingsten geübt. Das Fest und seine Botschaft sind nur noch Dekor und schliesslich ein Relikt aus alten Zeiten, das weggeräumt werden muss. Die Herrlichkeit Gottes wird zur Zielscheibe. Der Heilige Geist selbst erleidet den Kreuzestod. Aber dieser Kreuzestod hat ebenso wenig das letzte Wort wie bei Christus! Die Taube wird zum Leben erweckt. Damit löst Münter in der Darstellung der Taube auf ihre Weise das ein, was Kandinsky über Cézanne schrieb: „Er verstand aus einer Teetasse ein beseeltes Wesen zu schaffen oder richtiger gesagt, in dieser Tasse ein Wesen zu erkennen. Er hebt die „nature morte“ zu einer Höhe, wo die äußerlich „toten“ Sachen innerlich lebendig werden.“ (in: Über das Geistige in der Kunst)
Ich meine, wir haben es hier mit „christlicher Kunst“ zu tun, die von der Pfingst-Vergessenheit unserer Zeit (und der Kirche?) spricht, aber auch von der Pfingstbotschaft selbst. Vielleicht gibt sie uns sogar Anstoss, wieder mehr mit der lebendigen Taube des Heiligen Geists zu rechnen.
Text: Beat Rink
ENGLISH
The Ludwig Collection in Cologne is currently giving an insight into the work of Gabriele Münter (1877–1962) in a large exhibition under the title “Painting to the Point”. Münter was a central figure of German Expressionism and the Blue Rider artist group, which was founded at her house in Murnau. Besides wonderful landscapes and portraits, one is struck by some still life paintings, including three pictures with a Holy Spirit dove.
The carved original from the 19th century, owned by Münter and Kandinsky, is likewise on display with them. This is good, for it enables us to follow the changes that the carved dove undergoes in the pictures.
The dead dove
Now, I am not an art historian and can therefore only consider the pictures through theological glasses. But any amateur in art history would notice one point: the dove is not hovering. In the two larger pictures (to discuss them first of all), it is practically on its back. But a dove lying on its back is dead. What has Pentecost turned into here? Obviously a still life, in French “nature morte” [“dead nature”]. The only reminder of the original significance is in the title:“Still Life Pentecost”and“Still Life Pentecost II”.
The aureole – a archery target
Even the heavenly aureole, which surrounds the Holy Spirit, has become separated from the dove. As the commentary in the exhibition catalogue puts it, it is becoming more and more like an archery target. Unfortunately, no information is available about the dates when they were painted; for all of them, the catalogue simply specifies the year 1934. But it would not be surprising if the third picture were the last one: here, the aureole has become entirely separated from the dove and has moved into the background. Along with some picture frames, and with withered flowers on it, it is waiting to be cleared away. On the other two pictures, the flowers are still fresh and join with the apples to create the impression of carefully arranged decoration rather than a collection of items for throwing away. The title of the third picture now only speaks of “Tyrolean Still Life” and not, for example, “Still Life Pentecost III”.
Crucifixion So far, a further point has been left unmentioned: in all three pictures, the dove resembles Jesus on the cross. Interestingly, Münter moves the dove’s feet further and further upwards – towards the chest, which reminds the beholder of the wound in Jesus’ side. This is particularly true of the third picture. Yet it is in the third picture, strangely enough, that the dove seems most alive. This happens because the artist has given the dove an eye again and because it is no longer lying down, but is standing as if preparing to fly.
What statement are these pictures making?
I would not presume to conjecture about Gabriele Münter’s original intention. Against the background of her interest in the “spiritual” (see Kandinsky’s book “Über das Geistige in der Kunst” [“On the Spiritual in Art”]) and in the “religious” (in other cultures as well), it is possible to suppose that the Holy Spirit dove meant more to her than simply a folk art carving. Did it even stand for the “spiritual”, or even for the “Holy Spirit” in the sense of the New Testament message? We don’t know.
What effect, then, does this series have on a beholder with theological interests?
On this, one can make observations “without guarantee”: it seems here as if our attitude towards Pentecost is being subjected to increasing criticism. This church celebration and its message are now only decoration and ultimately a relic from bygone ages, a relic that has to be cleared away. The glory of God becomes an archery target. The Holy Spirit himself suffers death on the cross. But just as with Christ, this death on the cross is certainly not the last word! The dove is brought back to life. In this representation of the dove, therefore, Münter has achieved a realisation of what Kandinsky says about Cézanne: “He knew how to create a being with a soul from a teacup or, putting it more correctly, recognising a being in this cup. He elevates ‘nature morte’ to a level at which outwardly “dead” things receive an inner life.” (in: “On the Spiritual in Art”)
In my view, what we have here is “Christian art” speaking about how our times (and the church?) have forgotten Pentecost, but also speaking about the message of Pentecost itself. Perhaps it will even stimulate us once again to reckon increasingly with the living dove of the Holy Spirit.
Text: Beat Rink
Translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
Die Sammlung Ludwig in Köln gibt gegenwärtig in einer grossen Ausstellung unter dem Titel „Malen ohne Umschweife“ Einblick in das Werk von Gabriele Münter (1877–1962). Münter war eine zentrale Künstlerfigur des deutschen Expressionismus und der Künstlergruppe Der Blaue Reiter, deren Gründung in ihrem Haus in Murnau stattfand. Neben wunderbaren Landschaften und Porträts fallen einige Stillleben ins Auge; darunter drei Bilder mit einer Heilig-Geist-Taube. Das geschnitzte Original aus dem 19.Jahrhundert, das in Besitz von Münter und Kandinsky war, hängt ebenfalls darüber. Dies ist gut, denn es gibt Aufschluss über die Veränderung, die die geschnitzte Taube auf den Bildern erfährt.
Die tote Taube Nun bin ich kein Kunsthistoriker und kann die Bilder deshalb nur durch eine theologische Brille betrachten. Jedem kunsthistorischen Laien fällt aber Folgendes auf: Die Taube schwebt nicht. Auf den beiden grösseren Bildern (um zunächst von ihnen zu sprechen) liegt sie halbwegs auf dem Rücken. Eine Taube aber, die auf dem Rücken liegt, ist tot. Was ist hier aus Pfingsten geworden? Offensichtlich ein Stillleben, auf französisch „nature morte“ (“Tote Natur”). An den ursprünglichen Sinn erinnern nur noch die Titel: „Stillleben Pfingsten“ und „Stillleben Pfingsten II“.
Der Strahlenkranz – eine Zielscheibe Selbst der himmlische Strahlenkranz, der den Heiligen Geist umgibt, ist von der Taube gelöst. Wie der Ausstellungskatalog bemerkt, gleicht er immer mehr einer Zielscheibe. Leider ist über die jeweilige Entstehungszeit der Bilder keine Auskunft verfügbar; der Katalog nennt für alle nur das Jahr 1934. Es wäre aber nicht verwunderlich, wenn das dritte Bild das letzte wäre: Der Strahlenkranz ist hier ganz von der Taube abgelöst und in den Hintergrund gerückt. Er wartet mit einigen Bilderrahmen und mit welken Blumen darauf, weggeräumt zu werden. Auf den beiden anderen Bildern sind die Blumen noch frisch und machen zusammen mit der Äpfeln den Eindruck eines sorgfältigen angelegten Dekors und weniger einer Sammlung von Wegwerf-Gegenständen. Das dritte Bild trägt denn auch nur noch den Titel „Tiroler Stillleben“ und nicht etwa „Stillleben Pfingsten III“.
Kreuzigungsszene Etwas Weiteres blieb bisher unerwähnt: Die Taube gleicht auf allen drei Bildern dem Gekreuzigten. Münter rückt interessanterweise die Füsse der Taube immer weiter nach oben – zum Brustkorb hin, was den Betrachter an die Seitenwunde Jesu erinnert. Dies ist besonders beim dritten Bild der Fall. Auf diesem dritten Bild wirkt nun aber seltsamerweise die Taube am lebendigsten. Dies, weil ihr die Malerin ein Auge zurückgegeben hat, und weil sie nicht mehr liegt, sondern wie zum Abflug bereitsteht.
Was sagen diese Bilder aus? Ich masse mir nicht an, Vermutungen über Gabriele Münters ursprüngliche Intention anzustellen. Auf dem Hintergrund ihrer Beschäftigung mit dem „Geistigen“ (siehe Kandinskys Schrift „Über das Geistige in der Kunst“) und auch mit dem „Religiösen“ (auch in anderen Kulturen) kann man allerdings mutmassen, dass die Heilig-Geist-Taube für sie mehr bedeutete als eine volkstümliche Schnitzerei. Stand die Taube für das „Geistige“ oder gar für den „Heiligen Geist“ im Sinn der neutestamentlichen Botschaft? Wir wissen es nicht.
Wie wirkt die Serie nun auf einen Betrachter mit theologischem Interesse?
Darüber lässt sich „ungeschützt“ Auskunft geben: Es scheint, als würde hier zunehmend Kritik an unserem Umgang mit Pfingsten geübt. Das Fest und seine Botschaft sind nur noch Dekor und schliesslich ein Relikt aus alten Zeiten, das weggeräumt werden muss. Die Herrlichkeit Gottes wird zur Zielscheibe. Der Heilige Geist selbst erleidet den Kreuzestod. Aber dieser Kreuzestod hat ebenso wenig das letzte Wort wie bei Christus! Die Taube wird zum Leben erweckt. Damit löst Münter in der Darstellung der Taube auf ihre Weise das ein, was Kandinsky über Cézanne schrieb: „Er verstand aus einer Teetasse ein beseeltes Wesen zu schaffen oder richtiger gesagt, in dieser Tasse ein Wesen zu erkennen. Er hebt die „nature morte“ zu einer Höhe, wo die äußerlich „toten“ Sachen innerlich lebendig werden.“ (in: Über das Geistige in der Kunst)
Ich meine, wir haben es hier mit „christlicher Kunst“ zu tun, die von der Pfingst-Vergessenheit unserer Zeit (und der Kirche?) spricht, aber auch von der Pfingstbotschaft selbst. Vielleicht gibt sie uns sogar Anstoss, wieder mehr mit der lebendigen Taube des Heiligen Geists zu rechnen.
Text: Beat Rink
ENGLISH
What thoughts do we Christians have about culture? And how do the creators of culture perceive the church? The answers to these questions are connected to theological reflections on the topic of “art and culture” and to the church’s conceptual and concrete responses. Reinhold Niebuhr’s categories in “Christ and Culture” help us to find an orientation here and to reconsider our own involvement in church and culture and perhaps to find a new direction.* (On this see TUNE INs 271,272 and 281. See Facebook: LINK)
Opinion surveys in Chicago
When we visited Willow Creek Church in Chicago 25 years ago, Rory Noland, at that time in charge of the artistic programme, told us that an opinion survey in Chicago had shown them that 80% of the population liked pop music. From that moment it was clear what kind of music was going to be heard in forthcoming church services in Willow Creek. This procedure corresponds exactly to what Niebuhr calls the “synthesis of Christ and culture”: the church takes a positive approach to culture and tries to build a bridge. One of the reasons for this is that there are many traces of God to be discovered in the “world” outside the church – and that all people possess a God-given understanding of “good and evil” and also “beautiful and ugly”. The church seeks to understand people better and seeks common ground with society and its culture in order to pursue mission (conservative churches) or to get involved in social and political questions (progressive and more liberal judges). They reject the idea of having a “subculture” and “worldview” of their own, as with certain churches which draw a clear boundary between themselves and society. This means, however, that salvation through Christ is left out of the picture. This approach is therefore a long way from “Christ in culture” (see TUNE IN 281).
Long hair and simple food
The boundary between church and society is therefore permeable – in the other direction, too: Clement of Alexandria (150-215), for example, found very practical guidelines for everyday life in the words of Jesus. Jesus gave bread and fishes, so Christians should eat only simple foods. Jesus said that our Father in heaven has counted the hairs on our heads, so men should not cut their beards. Clement’s theology, of course, was not limited to such external details.
In particular, Niebuhr singles out Thomas Aquinas (1225-1274) in this regard. This man, “who is probably the greatest of all synthesists in Christian history, represents a Christianity that has achieved or accepted full social responsibility for all the great institutions… Thomas also answers the question about Christ and culture with a “both-and”; yet, his Christ is far above culture, and he does not try to disguise the gulf that lies between them.” Completely different areas merge in Thomas’s life: he was a monk, a theologian, and above all a professor of philosophy who created “an impressive and gigantic theological system, integrating non-Christian philosophy with the Christian confession”. Probably no other person made such an big impact on culture in the Catholic Church as he did.
Questions for the synthesists
In Willow Creek we put this question: “Who is meant to reach the other 20% who do not listen to pop music?” No-one gave us an answer on that. We could also have put this question: “Is it really so good that the church cements the separation of the target groups? Surely this is preventing these different groups from understanding each other and learning from each other – and within families as well?” Until recently, there was the so-called “Crystal Church” on the west coast of America. There, the style and content of the sermons by Robert Schuller were completely to the taste of the generation which came out of the Second World War – which included watering down the gospel. When this generation disappeared, however, the church disappeared too. Conclusion: Wherever church adapts itself too much to a certain religious style – and perhaps even builds this into its teaching – it will also disappear with the style. It is also possible to accuse the synthesists of a certain naivety and blindness in their relations with the “world”.
Positive aspects
In Niebuhr’s words, “the synthesist alone seems to provide for a willing and intelligent co-operation of Christians with non-believers in carrying on the work of the world, while yet maintaining the distinctiveness of Christian faith and life.” This last point is important. This is why Niebuhr includes the synthesist approach under the heading “Christ above culture” – along with other approaches about which we will hear more in future tune ins. It is also impressive that churches with this “synthesist” model grow quickly and bear much spiritual fruit.
Problems and opportunities for artists
The “synthesists” are more concerned about “culture in the church” than with the question of how churches can support artists generally or how they can make an impact on the world of culture. In these churches, artists often have to conform to a certain style determined by strategic considerations and serve a quite definite church culture. They cannot introduce new artistic perspectives. These churches may be receptive for impulses coming from society, but are often self-centred. Artists who are firmly anchored in the world of culture (especially those who work outside the mainstream ascetics of the church) can feel lonely there. But opportunities exist if artists enter into dialogue with theologians and join with them to create new artistic perspectives.
* On this see Timothy Keller, Center Church
Text: Beat Rink
Translation: Bill Buchanan
Picture: Thomas Aquinas (1225-1274)
DEUTSCH Wie denken wir Christen über Kultur? Und wie nehmen Kulturschaffende die Kirche wahr? Die Antwort darauf hat mit den theologischen Überlegungen zu tun, die in einer Kirche zum Thema „Kunst und Kultur“ angestellt und umgesetzt werden. Reinhold Niebuhrs Kategorien in „Christ and Culture“ geben eine Orientierungshilfe und können helfen, unser eigenes Engagement in Kirche und Kultur zu überdenken und vielleicht sogar neu auszurichten.* (siehe dazu die TUNE INs 271,272 und 281. siehe Facebook: LINK)
Umfragen in Chicago
Als wir vor 25 Jahren die Willow Creek-Gemeinde in Chicago besuchten, erzählte uns Rory Noland, der damalige künstlerische Programmleiter, sie hätten aufgrund einer Umfrage in Chicago herausgefunden, dass 80% der Leute Popmusik liebten. Somit sei klar gewesen, welche Musik in den Willow Creek-Gottesdiensten fortan erklingen würde. Dieses Vorgehen entspricht ganz dem, was Niebuhr die „Synthese von Christ und Kultur“ nennt: Die Kirche geht positiv auf die Kultur zu und sucht eine Verbindung. Dies auch deshalb, weil in der „Welt“ ausserhalb der Kirche viele Spuren Gottes zu entdecken sind – und weil alle Menschen ein gottgegebenes Verständnis von „gut“ und „böse“ und auch von „schön“ und „hässlich“ besitzen. Die Kirche will die Menschen besser verstehen und sucht Gemeinsamkeiten mit der Gesellschaft und ihrer Kultur, um zu missionieren (konservative Gemeinden) oder um sich gesellschaftspolitisch einzusetzen (progressive und eher liberale Kirchen). Sie wehrt sich gegen eine eigene „Subkultur“ und gegen ein eigenes „Weltbild“, mit dem sich gewisse andere Kirchen klar von der Gesellschaft abgrenzen. Dies heisst allerdings keineswegs, dass die Erlösung durch Christus hinfällig wird. Insofern ist dieser Ansatz weit von „Christ in culture“ (siehe TUNE IN 281) entfernt.
Lange Haare und einfaches Essen
Die Grenze zwischen Kirche und Gesellschaft ist somit durchlässig – auch in die andere Richtung: So suchte Clemens von Alexandria (150-215) in den Worten von Jesus ganz praktische Anweisungen für den Alltag. Weil Jesus Brot und Fische gab, sollten Christen nur einfache Speisen essen. Und weil Jesus sagte, der Vater im Himmel habe unsere Haare auf dem Haupt gezählt, sollten Männer ihre Bärte nicht mehr schneiden. Natürlich beschränkte sich die Theologie von Clemens nicht nur auf solche Äusserlichkeiten.
Niebuhr nennt vor allem Thomas von Aquin (1225-1274). Er, der „wahrscheinlich der grösste aller Synthetiker in der Geschichte der Christen ist, repräsentiert ein Christentum, das volle soziale Verantwortung für alle grossen Institutionen wahrnimmt oder annimmt…Thomas beantwortet die Frage nach Christus und Kultur mit „sowohl als auch“; allerdings steht Christus bei ihm weit über der Kultur, und er versucht den Graben dazwischen nicht zu verwischen.““ (Niebuhr) Thomas verschränkte sogar in seinem eigenen Leben ganz verschiedene Bereiche: Er war Mönch, Theologe und vor allem ein Philosophieprofessor, der ein gewaltiges theologisches System schuf, das nicht-christliche Philosophie mit dem christlichen Bekenntnis verband. Damit prägte er die Kultur in der katholischen Kirche wie kaum ein anderer.
Anfragen an die Synthetiker
In Willow Creek stellten wir die Frage: Wer soll die anderen 20% erreichen, die keine Popmusik hören? Darauf bekamen wir keine Antwort. Wir hätten auch fragen können: Ist es wirklich so gut, dass die Kirche die Trennung der Zielgruppen zementiert? Verhindert sie damit nicht, dass sich verschiedene Kreise gegenseitig verstehen und dass sie voneinander lernen können – auch innerhalb der Familien? An der amerikanischen Westküste existierte bis vor Kurzem die Crystal Church. Robert Schuller predigte dort für die Generation, die aus dem 2.Weltkrieg kam ganz in ihrem Stil und auch inhaltlich nach ihrem Geschmack – bis zur Verwässerung des Evangeliums. Mit dieser Generation verschwand allerdings auch die Kirche. Fazit: Wo sich eine Kirche zu sehr auf einen bestimmten Frömmigkeits-Stil einstellt – und diesen vielleicht sogar in ihrer Lehre zementiert, wird sie mit diesem Stil verschwinden. Auch kann man den Synthetikern im Umgang mit der „Welt“ eine gewisse Naivität und Blauäugigkeit vorwerfen.
Positive Seiten
Niebur schreibt: „Nur dem Synthetiker scheint ein Engagement in der Welt in intelligenter Zusammenarbeit zwischen Christen und Nicht-Christen erstrebenswert, ohne dass gleichzeitig die Besonderheit des christlichen Glaubens und Lebens aufgegeben würde.“ Der letzte Punkt ist wichtig. Darum zählt Niebuhr den synthetischen Ansatz zur Position „Christ above culture“ – zusammen mit anderen Ansätzen, von denen wir noch hören werden. Beeindruckend ist auch, dass Kirchen mit diesem „synthetistischen“ Modell schnell wachsen und geistlich viele Früchte tragen.
Probleme und Chancen für Künstler
Die „Synthetiker“ kümmern sich mehr um die „Kultur in den Kirchen“ als um die Frage, wie Kirchen Künstler generell unterstützen oder wie sie Akzente in der Kulturwelt setzen können. Künstler in diesen Kirchen müssen oft einem bestimmten, aus strategischen Gründen gewählten Stil folgen und eine ganz bestimmte Kirchen-Kultur bedienen. Sie können keine neuen Akzente setzen. Diese Kirchen sind zwar empfänglich für Impulse aus der Gesellschaft, aber oft selbstzentriert. Künstler, die stark in der Kulturwelt verankert sind (besonders jene, die jenseits des ästhetischen Mainstreams der Kirche arbeiten), können sich darin einsam fühlen. Chancen bestehen aber dort, wo Künstler das Gespräch mit den Theologen aufnehmen und mit ihnen neue Akzente setzen wollen.
* siehe dazu Timothy Keller, Center church
Text: Beat Rink
Bild: Thomas Aquinas (1225-1274)
ENGLISH
What thoughts do we Christians have about culture? And how do the creators of culture perceive the church? The answers to these questions are connected to theological reflections on the topic of “art and culture” and to the church’s conceptual and concrete responses. Reinhold Niebuhr’s categories in “Christ and Culture” help us to find an orientation here and to reconsider our own involvement in church and culture and perhaps to find a new direction.* (On this see TUNE INs 271,272 and 281. See Facebook: LINK)
Opinion surveys in Chicago
When we visited Willow Creek Church in Chicago 25 years ago, Rory Noland, at that time in charge of the artistic programme, told us that an opinion survey in Chicago had shown them that 80% of the population liked pop music. From that moment it was clear what kind of music was going to be heard in forthcoming church services in Willow Creek. This procedure corresponds exactly to what Niebuhr calls the “synthesis of Christ and culture”: the church takes a positive approach to culture and tries to build a bridge. One of the reasons for this is that there are many traces of God to be discovered in the “world” outside the church – and that all people possess a God-given understanding of “good and evil” and also “beautiful and ugly”. The church seeks to understand people better and seeks common ground with society and its culture in order to pursue mission (conservative churches) or to get involved in social and political questions (progressive and more liberal judges). They reject the idea of having a “subculture” and “worldview” of their own, as with certain churches which draw a clear boundary between themselves and society. This means, however, that salvation through Christ is left out of the picture. This approach is therefore a long way from “Christ in culture” (see TUNE IN 281).
Long hair and simple food
The boundary between church and society is therefore permeable – in the other direction, too: Clement of Alexandria (150-215), for example, found very practical guidelines for everyday life in the words of Jesus. Jesus gave bread and fishes, so Christians should eat only simple foods. Jesus said that our Father in heaven has counted the hairs on our heads, so men should not cut their beards. Clement’s theology, of course, was not limited to such external details.
In particular, Niebuhr singles out Thomas Aquinas (1225-1274) in this regard. This man, “who is probably the greatest of all synthesists in Christian history, represents a Christianity that has achieved or accepted full social responsibility for all the great institutions… Thomas also answers the question about Christ and culture with a “both-and”; yet, his Christ is far above culture, and he does not try to disguise the gulf that lies between them.” Completely different areas merge in Thomas’s life: he was a monk, a theologian, and above all a professor of philosophy who created “an impressive and gigantic theological system, integrating non-Christian philosophy with the Christian confession”. Probably no other person made such an big impact on culture in the Catholic Church as he did.
Questions for the synthesists
In Willow Creek we put this question: “Who is meant to reach the other 20% who do not listen to pop music?” No-one gave us an answer on that. We could also have put this question: “Is it really so good that the church cements the separation of the target groups? Surely this is preventing these different groups from understanding each other and learning from each other – and within families as well?” Until recently, there was the so-called “Crystal Church” on the west coast of America. There, the style and content of the sermons by Robert Schuller were completely to the taste of the generation which came out of the Second World War – which included watering down the gospel. When this generation disappeared, however, the church disappeared too. Conclusion: Wherever church adapts itself too much to a certain religious style – and perhaps even builds this into its teaching – it will also disappear with the style. It is also possible to accuse the synthesists of a certain naivety and blindness in their relations with the “world”.
Positive aspects
In Niebuhr’s words, “the synthesist alone seems to provide for a willing and intelligent co-operation of Christians with non-believers in carrying on the work of the world, while yet maintaining the distinctiveness of Christian faith and life.” This last point is important. This is why Niebuhr includes the synthesist approach under the heading “Christ above culture” – along with other approaches about which we will hear more in future tune ins. It is also impressive that churches with this “synthesist” model grow quickly and bear much spiritual fruit.
Problems and opportunities for artists
The “synthesists” are more concerned about “culture in the church” than with the question of how churches can support artists generally or how they can make an impact on the world of culture. In these churches, artists often have to conform to a certain style determined by strategic considerations and serve a quite definite church culture. They cannot introduce new artistic perspectives. These churches may be receptive for impulses coming from society, but are often self-centred. Artists who are firmly anchored in the world of culture (especially those who work outside the mainstream ascetics of the church) can feel lonely there. But opportunities exist if artists enter into dialogue with theologians and join with them to create new artistic perspectives.
* On this see Timothy Keller, Center Church
Text: Beat Rink
Translation: Bill Buchanan
Picture: Thomas Aquinas (1225-1274)
DEUTSCH Wie denken wir Christen über Kultur? Und wie nehmen Kulturschaffende die Kirche wahr? Die Antwort darauf hat mit den theologischen Überlegungen zu tun, die in einer Kirche zum Thema „Kunst und Kultur“ angestellt und umgesetzt werden. Reinhold Niebuhrs Kategorien in „Christ and Culture“ geben eine Orientierungshilfe und können helfen, unser eigenes Engagement in Kirche und Kultur zu überdenken und vielleicht sogar neu auszurichten.* (siehe dazu die TUNE INs 271,272 und 281. siehe Facebook: LINK)
Umfragen in Chicago
Als wir vor 25 Jahren die Willow Creek-Gemeinde in Chicago besuchten, erzählte uns Rory Noland, der damalige künstlerische Programmleiter, sie hätten aufgrund einer Umfrage in Chicago herausgefunden, dass 80% der Leute Popmusik liebten. Somit sei klar gewesen, welche Musik in den Willow Creek-Gottesdiensten fortan erklingen würde. Dieses Vorgehen entspricht ganz dem, was Niebuhr die „Synthese von Christ und Kultur“ nennt: Die Kirche geht positiv auf die Kultur zu und sucht eine Verbindung. Dies auch deshalb, weil in der „Welt“ ausserhalb der Kirche viele Spuren Gottes zu entdecken sind – und weil alle Menschen ein gottgegebenes Verständnis von „gut“ und „böse“ und auch von „schön“ und „hässlich“ besitzen. Die Kirche will die Menschen besser verstehen und sucht Gemeinsamkeiten mit der Gesellschaft und ihrer Kultur, um zu missionieren (konservative Gemeinden) oder um sich gesellschaftspolitisch einzusetzen (progressive und eher liberale Kirchen). Sie wehrt sich gegen eine eigene „Subkultur“ und gegen ein eigenes „Weltbild“, mit dem sich gewisse andere Kirchen klar von der Gesellschaft abgrenzen. Dies heisst allerdings keineswegs, dass die Erlösung durch Christus hinfällig wird. Insofern ist dieser Ansatz weit von „Christ in culture“ (siehe TUNE IN 281) entfernt.
Lange Haare und einfaches Essen
Die Grenze zwischen Kirche und Gesellschaft ist somit durchlässig – auch in die andere Richtung: So suchte Clemens von Alexandria (150-215) in den Worten von Jesus ganz praktische Anweisungen für den Alltag. Weil Jesus Brot und Fische gab, sollten Christen nur einfache Speisen essen. Und weil Jesus sagte, der Vater im Himmel habe unsere Haare auf dem Haupt gezählt, sollten Männer ihre Bärte nicht mehr schneiden. Natürlich beschränkte sich die Theologie von Clemens nicht nur auf solche Äusserlichkeiten.
Niebuhr nennt vor allem Thomas von Aquin (1225-1274). Er, der „wahrscheinlich der grösste aller Synthetiker in der Geschichte der Christen ist, repräsentiert ein Christentum, das volle soziale Verantwortung für alle grossen Institutionen wahrnimmt oder annimmt…Thomas beantwortet die Frage nach Christus und Kultur mit „sowohl als auch“; allerdings steht Christus bei ihm weit über der Kultur, und er versucht den Graben dazwischen nicht zu verwischen.““ (Niebuhr) Thomas verschränkte sogar in seinem eigenen Leben ganz verschiedene Bereiche: Er war Mönch, Theologe und vor allem ein Philosophieprofessor, der ein gewaltiges theologisches System schuf, das nicht-christliche Philosophie mit dem christlichen Bekenntnis verband. Damit prägte er die Kultur in der katholischen Kirche wie kaum ein anderer.
Anfragen an die Synthetiker
In Willow Creek stellten wir die Frage: Wer soll die anderen 20% erreichen, die keine Popmusik hören? Darauf bekamen wir keine Antwort. Wir hätten auch fragen können: Ist es wirklich so gut, dass die Kirche die Trennung der Zielgruppen zementiert? Verhindert sie damit nicht, dass sich verschiedene Kreise gegenseitig verstehen und dass sie voneinander lernen können – auch innerhalb der Familien? An der amerikanischen Westküste existierte bis vor Kurzem die Crystal Church. Robert Schuller predigte dort für die Generation, die aus dem 2.Weltkrieg kam ganz in ihrem Stil und auch inhaltlich nach ihrem Geschmack – bis zur Verwässerung des Evangeliums. Mit dieser Generation verschwand allerdings auch die Kirche. Fazit: Wo sich eine Kirche zu sehr auf einen bestimmten Frömmigkeits-Stil einstellt – und diesen vielleicht sogar in ihrer Lehre zementiert, wird sie mit diesem Stil verschwinden. Auch kann man den Synthetikern im Umgang mit der „Welt“ eine gewisse Naivität und Blauäugigkeit vorwerfen.
Positive Seiten
Niebur schreibt: „Nur dem Synthetiker scheint ein Engagement in der Welt in intelligenter Zusammenarbeit zwischen Christen und Nicht-Christen erstrebenswert, ohne dass gleichzeitig die Besonderheit des christlichen Glaubens und Lebens aufgegeben würde.“ Der letzte Punkt ist wichtig. Darum zählt Niebuhr den synthetischen Ansatz zur Position „Christ above culture“ – zusammen mit anderen Ansätzen, von denen wir noch hören werden. Beeindruckend ist auch, dass Kirchen mit diesem „synthetistischen“ Modell schnell wachsen und geistlich viele Früchte tragen.
Probleme und Chancen für Künstler
Die „Synthetiker“ kümmern sich mehr um die „Kultur in den Kirchen“ als um die Frage, wie Kirchen Künstler generell unterstützen oder wie sie Akzente in der Kulturwelt setzen können. Künstler in diesen Kirchen müssen oft einem bestimmten, aus strategischen Gründen gewählten Stil folgen und eine ganz bestimmte Kirchen-Kultur bedienen. Sie können keine neuen Akzente setzen. Diese Kirchen sind zwar empfänglich für Impulse aus der Gesellschaft, aber oft selbstzentriert. Künstler, die stark in der Kulturwelt verankert sind (besonders jene, die jenseits des ästhetischen Mainstreams der Kirche arbeiten), können sich darin einsam fühlen. Chancen bestehen aber dort, wo Künstler das Gespräch mit den Theologen aufnehmen und mit ihnen neue Akzente setzen wollen.
* siehe dazu Timothy Keller, Center church
Text: Beat Rink
Bild: Thomas Aquinas (1225-1274)
Das findet auch das „Christian Artists Seminar“ in Holland, das seit über 35 Jahren junge Künstler zusammenbringt, ermutigt und fördert.
Die Termine 2019: 29. Juli – 1. August. Ort: SBI, Doorn, Holland
Wenn du zwischen 15 bis 26 Jahre alt bist, dann melde dich bis spätestens 31. Januar 2019 bei Jean-Daniel von Lerber (jean@profile-productions.ch) mit folgenden Angaben:
Vollständiger Name, Geburtsdatum, Adresse, kurzer Lebenslauf mit eurer kreativen/künstlerischen Entwicklung, einem Farbfoto sowie einem Link zu deinem YouTube-Material und/oder deiner Webpage.
Das Sponsoring enthält die Seminargebühr des „Christian Artists Seminar“ (295 Euro) sowie den Aufenthalt im Konferenzzentrum (295 Euro). Einzig die Reisekosten werden nicht übernommen.
Bereits zum fünften Mal können wir im Ausstellungsraum Klingental in Zusammenarbeit mit Pro Helvetia und Atelier Mondial das Projekt CURATOR IN RESIDENCY durchführen. Mit Ivan Isaev aus Moskau dürfen wir einen Gast-Kurator begrüssen, der sich theoretisch und praktisch mit Kunstsystemen und Machstrukturen auseinandersetzt.
Mitwirkende für die Performance von Kirill Savchenkov werden gesucht.
Convert to Mendelssohn !?
What was the designer thinking about as he worked on advertising for the Bach Choir in Basel and chose the motto “Let yourself be converted – to Mendelssohn”? What were those in charge of the Bach Choir hoping to achieve? Perhaps not much. Or something like this: “Today one can no longer take the message of the oratorio PAUL seriously. It no longer proclaims a generally valid truth. But what is left is the music. It gives us something of what people used to find in religion in earlier times.” Such thoughts lie on the extrapolated line of the theological concept which one can call, in the words of Reinhold Niebuhr, “The Christ of culture”.* It is also helps us in our discussions with contemporaries if we knows more about it.
Jesus – the Messiah of society
Niebuhr describes the concept in the following words: “In every culture to which the Gospel comes there are men who hail Jesus as the Messiah of their society, the fulfiller of its hopes and aspirations, the perfecter of its true faith, the source of its holiest spirit. In the Christian community they seem to stand in direct opposition to the radicals, who reject the social institutions for Christ’s sake, but they are far removed from those “cultured among the despisers” ** of Christian faith who reject Christ for the sake of their civilization. (…) They seem equally at home in the community of culture. They feel no great tension between church and world… they interpret culture through Christ, regarding those elements in it as most important which are most accordant with his work and person; on the other hand they understand Christ through culture, selecting from his teaching and action as well from the Christian doctrine about him such points as seem to agree with what is best in civilization. So they harmonize Christ and culture…”
Harmonising leads to the elimination of Christianity
The last point is important when you look at our present situation: Since the greater part of Christian ideas and values has disappeared from our society today, everything that the Bible confronts us with must automatically appear disturbing, especially the message of the “cross” and “conversion”. This means that precisely the cultural Christians, who wish to harmonise Christ and culture, are no longer able to draw on the Bible. All that is left is empty phrases which now need to be filled anew.
A glance into the history of theology
Even in the first centuries there were such tendencies: among the Christian Gnostics, for example, who wanted to harmonise Christ with the body-denigrating philosophy of their day – and failed in this project. Or take the theologian Abelard (1079-1142), for whom Jesus was primarily the great teacher of morals, the person who continued what Socrates and Plato had done before him. Or in the so-called “cultural Protestantism”of the 19th century(with the theologians Friedrich Schleiermacher (1768-1834) and Albrecht Ritschl (1822-1889). They saw Christianity not so much as a circle with one centre, but as an ellipse with two equally important foci: Christian forgiveness and human ethics. The balance within this ellipse was lost, at the latest, when Ritschl’s followers managed to replace the expression “kingdom of God” by the “brotherhood of man” or when, touching our topic, it became possible to speak of a “conversion to art”. In the Latin American liberation theology of the 20th century, it is likewise possible to identify a “Christ of culture” concept (after Timothy Keller).
Arguments for this concept
This concept of “Christ of culture” is not totally wrong. 1. Even its enemies have to admit that there is no gospel without culture. Being blind for one’s own cultural influencing in understanding and interpreting the gospel is somewhat problematic. Often Christians are defending in the name of the gospel an old concept of Church culture – and should therefore be labelled as “cultural Christianity” as well.
2. The church needs bridge builders to non-Christian culture, who are bringing the gospel with the right language and working towards a transformation of culture, where needed. These people cannot be found within the group of radical anti-cultural Christians. 3. There is a tendency in the group of “Christ of culture” theologians to address mainly the leading groups in a society, the “cultured among the despisers of religion”. This is from a strategic point of view not totally wrong, but has to be balanced with the care (and in actions) for underprivileged people.
Arguments against this concept
Niebuhr states: Christ of culture easily becomes a chameleon. Christ is proclaimed, according to the context of mission, as a wise man, philosopher, a monk, a reformer, a democrat or a king… the offensive character of the gospel has to be removed in order to make Christ compatible with culture.
Starting points for a discussion
There may nevertheless be trace elements of Christian thought in people who speak about a “conversion to Mendelssohn”. The following question could be discussed:
If one converts to Mendelssohn – doesn’t this then mean having to find out what significance his faith had? Or, when performing a sacred work, should one not at least study its message? The upcoming Christmas period should provide opportunities for precisely such discussions.
*on this see TUNE INs 271 and 272 and the categories 1. Christ against culture 2. Christ of culture 3. Christ above culture 4. Christ and culture in paradox 5. Christ the transformer of culture
** This was the subtitle of one of Fredrich Schleiermacher’s key works.
Text: Beat Rink
Translation: Bill Buchanan
DEUTSCH Bekehren Sie sich: zu Mendelssohn !?
Was hat sich der Designer dabei gedacht, als er die Werbung für den Basler Bach-Chor gestaltete und das Motto wählte „Lassen Sie sich bekehren: zu Mendelssohn“. Was haben sich die Verantwortlichen des Bach-Chors gedacht? Vielleicht nicht viel. Oder dann dies: „Man kann heute die Botschaft des Oratoriums PAULUS nicht mehr ernst nehmen. Es verkündigt keine allgemeingültige Wahrheit mehr. Was aber bleibt, ist die Musik. Sie gibt uns etwas von dem, was Menschen früher in der Religion fanden.“
Solche Gedanken liegen auf der verlängerten Linie eines theologischen Konzepts, das man mit Reinhold Niebuhr„Christus in der Kultur“oder „Der Kultur-Christus“ nennen könnte.*
Es ist auch für das Gespräch mit Zeitgenossen hilfreich, wenn man mehr darüber weiss.
Jesus – der Messias der Gesellschaft
Niebuhr beschreibt das Konzept mit folgenden Worten: „In jeder Kultur, die vom Evangeliums erreicht wird, gibt es Menschen, die Jesus als den Messias ihrer Gesellschaft feiern, als den Erfüller allen Hoffens und Strebens, als den Vollender des wahren Glaubens und als Quelle der heiligsten Geisterzeugnisse. Innerhalb der christlichen Gemeinschaft sind sie ganz offensichtlich die direkten Gegner jener radikalen Gläubigen, die um Christi willen alle sozialen Institutionen verwerfen; aber sie sind auch weit weg von den “Gebildeten unter den Verächtern”**, die Christus um der Gesellschaft willen verwerfen. (…) Sie scheinen gleichermassen in der Kulturwelt zu Hause zu sein. Sie empfinden keine grosse Spannung zwischen der Kirche und der Welt… Sie interpretieren Kultur durch Christus, indem sie ihr Augenmerk auf jene kulturellen Dinge richten, die am ehesten seinem Wirken und seiner Person entsprechen; auf der anderen Seite interpretieren sie Christus durch die Kultur, indem sie aus seiner Lehre und aus seinen Handlungen das herausgreifen, was ihnen am ehesten mit dem Allerbesten in der vereinbar scheint. So harmonisieren sie Christus und Kultur…”
Harmonisierung führt zu Eliminierung des Christentums
Der letzte Punkt ist wichtig, wenn wir auf die heutige Zeit blicken: Da das Christliche mehrheitlich aus unserer heutigen Gesellschaft verschwunden ist, muss Alles störend wirken, was uns aus der Bibel entgegenkommt, besonders das Wort vom „Kreuz“ und von der „Bekehrung“. So können gerade jene Kultur-Christen, die Christus und Kultur harmonisieren möchten, nicht mehr auf die Bibel zurückgreifen. Was bleibt, sind Worthülsen, die nun neu gefüllt werden müssen.
Ein Blick in die Theologiegeschichte
Schon in den ersten Jahrhunderten gab es solche Tendenzen: etwa bei den christlichen Gnostikern, die Christus mit der leibfeindlichen Philosophie ihrer Zeit harmonisieren wollten – und daran scheiterten. Oder beim Theologen Abaelard (1079-1142), für den Jesus vor allem der grosse Morallehrer ist, der das fortsetzt, was Socrates und Platon vor ihm getan haben. Oder im sogenannten „Kulturprotestantismus“ des 19.Jahrhunderts (mit den Theologen Friedrich Schleiermacher (1768-1834)und Albrecht Ritschl (1822-1889). Sie verstanden das Christentum weniger als einen Kreis mit einem Zentrum denn als Ellipse mit zwei gleichwertigen Brennpunkten: Christliche Vergebung und menschliche Ethik. Das Gleichgewicht innerhalb dieser Ellipse kippte spätestens dort, wo Ritschls Schüler den Ausdruck „Königreich Gottes“ durch „Brüderliche Gemeinschaft der Menschen“ ersetzten oder wo oder man eben von einer „Bekehrung zur Kunst“ zu sprechen begann. Auch in der lateinamerikanischen Befreiungstheologie des 20.Jahrhunderts lässt sich ein „Kultur-Christus“-Konzept erkennen (n. Timothy Keller)
Argumente für dieses Konzept
Diese Konzept des “Kultur-Christus” ist nicht in allen Teilen falsch. Sogar seine Gegner müssen eingestehen: 1. Es gibt kein Evangelium unter völliger Absehung von Kultur. Blindheit gegenüber der eigenen kulturellen Prägung, wenn man das Evangelium verstehen und deuten will, ist problematisch. Manchmal verteidigen Christen im Namen des Evangeliums ein altes Verständnis von kirchlicher Kultur – und sollten deshalb lieber zu den “kulturellen Christen” gezählt werden. 2. Die Kirche braucht Brückenbauer zur nicht-christlichen Kultur hin, die das Evangelium in einer der Zielgruppe angemessenen Sprache vermitteln und die, wo nötig, auf eine Transformation der Kultur hin arbeiten. Diese Leute lassen sich nicht im der Gruppe jener Christen finden, die gegen die Kultur eingestellt sind. 3. Bei den Theologen, die das “Kultur-Christus”-Konzept vertreten, lässt sich die Tendenz feststellen, dass sie besonders die leitenden Köpfe einer Gesellschaft, die “Gebildeten unter den Verächtern”, ansprechen. Dies ist von einem strategischen Standpunkt her gesehen nicht ganz falsch, aber muss ein Gegengewicht im Einsatz für unterprivilegierte Menschen finden.
Argumente gegen dieses Konzept
Niebuhr stellt fest: Der Kultur-Christus wird leicht zum Chamäleon. Christus wird je nach Kontext einmal als weiser Mann dargestellt und verkündet, dann als Philosoph, als Mönch, als Reformer, als Demokrat oder als König… Der anstössige Charakter des Evangeliums wird weichgespült, um Christus kultur-kompatibel zu machen.
Anknüpfungspunkte für ein Gespräch
Es gibt möglicherweise noch Spurenelemente christlichen Denkens bei Menschen, die von einer „Bekehrung zu Mendelssohn“ reden. Auch könnte man fragen: Wenn man sich zu Mendelssohn bekehrt – würde das dann nicht heissen: sich mit Mendelssohns Glauben auseinandersetzen zu müssen? Oder sollte man nicht wenigstens, wenn man ein geistliches Werk aufführt, seine Botschaft studieren? Gerade die bevorstehende Weihnachtszeit könnte Gelegenheit zu solchen Gesprächen bieten.
*siehe dazu TUNE IN 271 und 272 und die Kategorisierung 1. Christus gegen Kultur 2. Der Kultur-Christus 3. Christus über der Kultur 4. Christus und Kultur im Widerspruch 5. Christus als Erneuerer der Kultur
** so der Untertitel eines Schlüsselwerks von Friedrich Schleiermacher
Text: Beat Rink
ENGLISH
Convert to Mendelssohn !?
What was the designer thinking about as he worked on advertising for the Bach Choir in Basel and chose the motto “Let yourself be converted – to Mendelssohn”? What were those in charge of the Bach Choir hoping to achieve? Perhaps not much. Or something like this: “Today one can no longer take the message of the oratorio PAUL seriously. It no longer proclaims a generally valid truth. But what is left is the music. It gives us something of what people used to find in religion in earlier times.” Such thoughts lie on the extrapolated line of the theological concept which one can call, in the words of Reinhold Niebuhr, “The Christ of culture”.* It is also helps us in our discussions with contemporaries if we knows more about it.
Jesus – the Messiah of society
Niebuhr describes the concept in the following words: “In every culture to which the Gospel comes there are men who hail Jesus as the Messiah of their society, the fulfiller of its hopes and aspirations, the perfecter of its true faith, the source of its holiest spirit. In the Christian community they seem to stand in direct opposition to the radicals, who reject the social institutions for Christ’s sake, but they are far removed from those “cultured among the despisers” ** of Christian faith who reject Christ for the sake of their civilization. (…) They seem equally at home in the community of culture. They feel no great tension between church and world… they interpret culture through Christ, regarding those elements in it as most important which are most accordant with his work and person; on the other hand they understand Christ through culture, selecting from his teaching and action as well from the Christian doctrine about him such points as seem to agree with what is best in civilization. So they harmonize Christ and culture…”
Harmonising leads to the elimination of Christianity
The last point is important when you look at our present situation: Since the greater part of Christian ideas and values has disappeared from our society today, everything that the Bible confronts us with must automatically appear disturbing, especially the message of the “cross” and “conversion”. This means that precisely the cultural Christians, who wish to harmonise Christ and culture, are no longer able to draw on the Bible. All that is left is empty phrases which now need to be filled anew.
A glance into the history of theology
Even in the first centuries there were such tendencies: among the Christian Gnostics, for example, who wanted to harmonise Christ with the body-denigrating philosophy of their day – and failed in this project. Or take the theologian Abelard (1079-1142), for whom Jesus was primarily the great teacher of morals, the person who continued what Socrates and Plato had done before him. Or in the so-called “cultural Protestantism”of the 19th century(with the theologians Friedrich Schleiermacher (1768-1834) and Albrecht Ritschl (1822-1889). They saw Christianity not so much as a circle with one centre, but as an ellipse with two equally important foci: Christian forgiveness and human ethics. The balance within this ellipse was lost, at the latest, when Ritschl’s followers managed to replace the expression “kingdom of God” by the “brotherhood of man” or when, touching our topic, it became possible to speak of a “conversion to art”. In the Latin American liberation theology of the 20th century, it is likewise possible to identify a “Christ of culture” concept (after Timothy Keller).
Arguments for this concept
This concept of “Christ of culture” is not totally wrong. 1. Even its enemies have to admit that there is no gospel without culture. Being blind for one’s own cultural influencing in understanding and interpreting the gospel is somewhat problematic. Often Christians are defending in the name of the gospel an old concept of Church culture – and should therefore be labelled as “cultural Christianity” as well.
2. The church needs bridge builders to non-Christian culture, who are bringing the gospel with the right language and working towards a transformation of culture, where needed. These people cannot be found within the group of radical anti-cultural Christians. 3. There is a tendency in the group of “Christ of culture” theologians to address mainly the leading groups in a society, the “cultured among the despisers of religion”. This is from a strategic point of view not totally wrong, but has to be balanced with the care (and in actions) for underprivileged people.
Arguments against this concept
Niebuhr states: Christ of culture easily becomes a chameleon. Christ is proclaimed, according to the context of mission, as a wise man, philosopher, a monk, a reformer, a democrat or a king… the offensive character of the gospel has to be removed in order to make Christ compatible with culture.
Starting points for a discussion
There may nevertheless be trace elements of Christian thought in people who speak about a “conversion to Mendelssohn”. The following question could be discussed:
If one converts to Mendelssohn – doesn’t this then mean having to find out what significance his faith had? Or, when performing a sacred work, should one not at least study its message? The upcoming Christmas period should provide opportunities for precisely such discussions.
*on this see TUNE INs 271 and 272 and the categories 1. Christ against culture 2. Christ of culture 3. Christ above culture 4. Christ and culture in paradox 5. Christ the transformer of culture
** This was the subtitle of one of Fredrich Schleiermacher’s key works.
Text: Beat Rink
Translation: Bill Buchanan
DEUTSCH Bekehren Sie sich: zu Mendelssohn !?
Was hat sich der Designer dabei gedacht, als er die Werbung für den Basler Bach-Chor gestaltete und das Motto wählte „Lassen Sie sich bekehren: zu Mendelssohn“. Was haben sich die Verantwortlichen des Bach-Chors gedacht? Vielleicht nicht viel. Oder dann dies: „Man kann heute die Botschaft des Oratoriums PAULUS nicht mehr ernst nehmen. Es verkündigt keine allgemeingültige Wahrheit mehr. Was aber bleibt, ist die Musik. Sie gibt uns etwas von dem, was Menschen früher in der Religion fanden.“
Solche Gedanken liegen auf der verlängerten Linie eines theologischen Konzepts, das man mit Reinhold Niebuhr„Christus in der Kultur“oder „Der Kultur-Christus“ nennen könnte.*
Es ist auch für das Gespräch mit Zeitgenossen hilfreich, wenn man mehr darüber weiss.
Jesus – der Messias der Gesellschaft
Niebuhr beschreibt das Konzept mit folgenden Worten: „In jeder Kultur, die vom Evangeliums erreicht wird, gibt es Menschen, die Jesus als den Messias ihrer Gesellschaft feiern, als den Erfüller allen Hoffens und Strebens, als den Vollender des wahren Glaubens und als Quelle der heiligsten Geisterzeugnisse. Innerhalb der christlichen Gemeinschaft sind sie ganz offensichtlich die direkten Gegner jener radikalen Gläubigen, die um Christi willen alle sozialen Institutionen verwerfen; aber sie sind auch weit weg von den “Gebildeten unter den Verächtern”**, die Christus um der Gesellschaft willen verwerfen. (…) Sie scheinen gleichermassen in der Kulturwelt zu Hause zu sein. Sie empfinden keine grosse Spannung zwischen der Kirche und der Welt… Sie interpretieren Kultur durch Christus, indem sie ihr Augenmerk auf jene kulturellen Dinge richten, die am ehesten seinem Wirken und seiner Person entsprechen; auf der anderen Seite interpretieren sie Christus durch die Kultur, indem sie aus seiner Lehre und aus seinen Handlungen das herausgreifen, was ihnen am ehesten mit dem Allerbesten in der vereinbar scheint. So harmonisieren sie Christus und Kultur…”
Harmonisierung führt zu Eliminierung des Christentums
Der letzte Punkt ist wichtig, wenn wir auf die heutige Zeit blicken: Da das Christliche mehrheitlich aus unserer heutigen Gesellschaft verschwunden ist, muss Alles störend wirken, was uns aus der Bibel entgegenkommt, besonders das Wort vom „Kreuz“ und von der „Bekehrung“. So können gerade jene Kultur-Christen, die Christus und Kultur harmonisieren möchten, nicht mehr auf die Bibel zurückgreifen. Was bleibt, sind Worthülsen, die nun neu gefüllt werden müssen.
Ein Blick in die Theologiegeschichte
Schon in den ersten Jahrhunderten gab es solche Tendenzen: etwa bei den christlichen Gnostikern, die Christus mit der leibfeindlichen Philosophie ihrer Zeit harmonisieren wollten – und daran scheiterten. Oder beim Theologen Abaelard (1079-1142), für den Jesus vor allem der grosse Morallehrer ist, der das fortsetzt, was Socrates und Platon vor ihm getan haben. Oder im sogenannten „Kulturprotestantismus“ des 19.Jahrhunderts (mit den Theologen Friedrich Schleiermacher (1768-1834)und Albrecht Ritschl (1822-1889). Sie verstanden das Christentum weniger als einen Kreis mit einem Zentrum denn als Ellipse mit zwei gleichwertigen Brennpunkten: Christliche Vergebung und menschliche Ethik. Das Gleichgewicht innerhalb dieser Ellipse kippte spätestens dort, wo Ritschls Schüler den Ausdruck „Königreich Gottes“ durch „Brüderliche Gemeinschaft der Menschen“ ersetzten oder wo oder man eben von einer „Bekehrung zur Kunst“ zu sprechen begann. Auch in der lateinamerikanischen Befreiungstheologie des 20.Jahrhunderts lässt sich ein „Kultur-Christus“-Konzept erkennen (n. Timothy Keller)
Argumente für dieses Konzept
Diese Konzept des “Kultur-Christus” ist nicht in allen Teilen falsch. Sogar seine Gegner müssen eingestehen: 1. Es gibt kein Evangelium unter völliger Absehung von Kultur. Blindheit gegenüber der eigenen kulturellen Prägung, wenn man das Evangelium verstehen und deuten will, ist problematisch. Manchmal verteidigen Christen im Namen des Evangeliums ein altes Verständnis von kirchlicher Kultur – und sollten deshalb lieber zu den “kulturellen Christen” gezählt werden. 2. Die Kirche braucht Brückenbauer zur nicht-christlichen Kultur hin, die das Evangelium in einer der Zielgruppe angemessenen Sprache vermitteln und die, wo nötig, auf eine Transformation der Kultur hin arbeiten. Diese Leute lassen sich nicht im der Gruppe jener Christen finden, die gegen die Kultur eingestellt sind. 3. Bei den Theologen, die das “Kultur-Christus”-Konzept vertreten, lässt sich die Tendenz feststellen, dass sie besonders die leitenden Köpfe einer Gesellschaft, die “Gebildeten unter den Verächtern”, ansprechen. Dies ist von einem strategischen Standpunkt her gesehen nicht ganz falsch, aber muss ein Gegengewicht im Einsatz für unterprivilegierte Menschen finden.
Argumente gegen dieses Konzept
Niebuhr stellt fest: Der Kultur-Christus wird leicht zum Chamäleon. Christus wird je nach Kontext einmal als weiser Mann dargestellt und verkündet, dann als Philosoph, als Mönch, als Reformer, als Demokrat oder als König… Der anstössige Charakter des Evangeliums wird weichgespült, um Christus kultur-kompatibel zu machen.
Anknüpfungspunkte für ein Gespräch
Es gibt möglicherweise noch Spurenelemente christlichen Denkens bei Menschen, die von einer „Bekehrung zu Mendelssohn“ reden. Auch könnte man fragen: Wenn man sich zu Mendelssohn bekehrt – würde das dann nicht heissen: sich mit Mendelssohns Glauben auseinandersetzen zu müssen? Oder sollte man nicht wenigstens, wenn man ein geistliches Werk aufführt, seine Botschaft studieren? Gerade die bevorstehende Weihnachtszeit könnte Gelegenheit zu solchen Gesprächen bieten.
*siehe dazu TUNE IN 271 und 272 und die Kategorisierung 1. Christus gegen Kultur 2. Der Kultur-Christus 3. Christus über der Kultur 4. Christus und Kultur im Widerspruch 5. Christus als Erneuerer der Kultur
** so der Untertitel eines Schlüsselwerks von Friedrich Schleiermacher
Text: Beat Rink
ENGLISH
There are people who have a special gift of faith, as Paul writes in 1st Corinthians, 12,9. Such people can encourage us to invest faith in places where everything seems hopeless. If this gift of faith is exercised with love, an open heart, and without any claim of authority, it does not produce an unhealthy pressure to believe. A deep impression was made on both me and my wife by the gift of faith and the wise advice of a man who once wrote a remarkable article: “Small goals kill us”. The following, slightly redacted lines from the 1990s by Kalevi Lehtinen*encourage us to believe in a big God. And this precisely in a time characterised by the post-modern focus on individual, small goals.
“It will be done just as you believed it would,” said Jesus to the centurion in Matthew 8,13. Some chapters later, Matthew writes this about the town of Nazareth:“And he did not do many miracles there because of their lack of faith.” (13, 58). How can we turn faith into deeds in our work and in all our lives? How can we set personal goals which bring honour to God and not to ourselves? Personal, we have to start by recognising that small goals kill us. They do that in the following way:
1. Small goals destroy our relationship with Christ
We can reach small goals by our own efforts. We do not need to trust God for them. Small goals draw our eyes away from God.
2. Small goals destroy our faith
We need no faith to work towards small goals. They only make us legalistic, and we no longer live from God’s grace.
3. Small goals destroy our vision in faith
As the result of small goals, our Christian life becomes sluggish, boring and flat. We place importance on the status quo. If we hold tightly onto the status quo, neither true life nor change can take place go to sleep.
4. Small goals destroy our spiritual life
It often happens that people who reduce their goals, or draw boundaries around them, begin to go backwards in their calling, lose their first love for Christ and fall into sin.
5. Small goals destroy the spirit of revival
Small goals do not break us. Our self-centredness can therefore grow unhindered. Large, impossible goals break our ego. As a result, we have to live entirely from grace and lay the unbearable load in God’s hands. Then we become tools for revival. And what is revival? It is releasing the power of the Holy Spirit, who moves people to faith and to renew their commitment to God. This is not a superhuman effort on our part, but God’s supernatural working.
Big goals bring God honour, fame and praise. Big goals keep our eyes fixed on Christ, strengthen our faith, broaden our vision, called us to grow spiritually, and lead to revival. Let us dare to set big goals, we have a big God who rejoices in doing big miracles!
Questions: Where can I set big goals in my life as an artist? And can I be courageous in setting spiritual goals – or goals of faith – as “a Christian in the world of culture”?
* Kalevi Lehtinen (1936-2011) was a Finnish pastor and an outstanding speaker and evangelist. He was the leader of AGAPE EUROPE for 10 years.
Text: Beat Rink/Kalevi Lehtinen
Translation: Bill Buchanan
Photo: Kalevi Lehtinen (1936-2011)
DEUTSCH
Es gibt Menschen, die eine besondere Gabe des Glaubens haben, wie Paulus im 1.Korintherbrief 12,9 schreibt. Solche Menschen können uns ermutigen, dort Glauben zu investieren, wo alles hoffnungslos scheint. Wenn diese Gabe des Glaubens mit Liebe, Offenherzigkeit und ohne jeglichen Machtanspruch ausgeübt wird, erzeugt sie keinen ungesunden Glaubens-Druck. Für mich und meine Frau war die Glaubens-Gabe und der weise Rat eines Mannes prägend, der einmal einen bemerkenswerten Artikel geschrieben hat: „Kleine Ziele bringen uns um“. Die folgenden, leicht redigierten Zeilen von Kalevi Lehtinen* aus den 1990-er Jahren ermutigen uns, an einen grossen Gott zu glauben. Dies gerade mitten in einer Zeit, die durch die postmoderne Fokussierung auf individuelle, kleine Ziele geprägt ist.
„Dir geschehe, wie du geglaubt hast“, sagte Jesus zum Hauptmann in Matthäus 8,13. Einige Kapitel weiter schreibt Matthäus über die Stadt Nazareth:„Und er tat dort wenige Wunder um ihres Unglaubens willen“ (13,58). Wie können wir Glauben in Tat umsetzen, in unserer Arbeit und im ganzen Leben? Wie können wir uns Ziele setzen, durch die Gott die Ehre bekommt und nicht wir selbst? Zuerst einmal müssen wir erkennen, dass kleine Ziele uns umbringen. Sie töten uns in folgender Weise:
1. Kleine Ziele zerstören unsere Christus-Bezogenheit
Wir können kleine Ziele durch unsere eigene Anstrengung erreichen. Für Sie müssen wir nicht Gott vertrauen. Kleine Ziele lenken unseren Blick weg von Gott.
2. Kleine Ziele zerstören unseren Glauben
Wir brauchen keinen Glauben, um kleine Ziele anzustreben. Sie machen uns nur gesetzlich, und wir leben nicht mehr unter Gottes Gnade.
3. Kleine Ziele zerstören unsere Glaubenssicht
Als Ergebnis kleiner Ziele wird unser christliches Leben träge, langweilig und spannungslos. Der Status quo erhält einen hohen Wert. Wenn wir uns an den Status quo klammern, kann weder wirkliches Leben noch Veränderung entstehen.
4. Kleine Ziele zerstören unser geistliches Leben
Oft geschieht es, dass Menschen, die ihre Ziele herabgesetzt oder begrenzt haben, Rückschritte in ihrer Berufung machen, dass sie ihre erste Liebe für Christus verlieren und in Sünde fallen.
5. Kleine Ziele zerstören den Geist der Erweckung
Kleine Ziele zerbrechen uns nicht. Deshalb kann unsere Selbstbezogenheit ungehindert wachsen. Grosse, unmögliche Ziele zerbrechen das Ego. Als Folge davon müssen wir allein aus der Gnade leben und die untragbare Last in Gottes Hände legen. Dann werden wir Werkzeuge für die Erweckung. Und was ist Erweckung? Es ist die Freisetzung der Kraft des Heiligen Geistes, die Menschen im Glauben und in der Erneuerung ihrer Hingabe zu Gott zieht. Das ist keine übermenschliche Anstrengung unsererseits, sondern ein übernatürliches Wirken Gottes.
Grosse Ziele bringen Gott Ehre, Ruhm und Preis. Grosse Ziele halten unsere Augen auf Christus gerichtet, stärken unseren Glauben, erweitern unsere Sicht, lassen unser geistliches Leben wachsen und führen zur Erweckung. Wagen wir es doch, grosse Ziele zu haben, denn wir haben einen grossen Gott, der Freude daran hat, grosse Wunder zu tun!
Fragen:
Wo in meinem Leben als Künstler darf ich mir grosse Ziele setzen?
Und wo darf ich mutig geistliche Ziele setzen – oder Glaubens-Ziele als „Christ in der Kulturwelt“?
* Kalevi Lehtinen (1936-2011) war ein finnischer Pfarrer und ein hervorragender Redner und Evangelist. Er war zehn Jahre lang Leiter von AGAPE EUROPA / Campus für Christus Europa.
Text: Beat Rink / Kalevi Lehtinen
Foto: Kalevi Lehtinen (1936-2011)
ENGLISH
There are people who have a special gift of faith, as Paul writes in 1st Corinthians, 12,9. Such people can encourage us to invest faith in places where everything seems hopeless. If this gift of faith is exercised with love, an open heart, and without any claim of authority, it does not produce an unhealthy pressure to believe. A deep impression was made on both me and my wife by the gift of faith and the wise advice of a man who once wrote a remarkable article: “Small goals kill us”. The following, slightly redacted lines from the 1990s by Kalevi Lehtinen*encourage us to believe in a big God. And this precisely in a time characterised by the post-modern focus on individual, small goals.
“It will be done just as you believed it would,” said Jesus to the centurion in Matthew 8,13. Some chapters later, Matthew writes this about the town of Nazareth:“And he did not do many miracles there because of their lack of faith.” (13, 58). How can we turn faith into deeds in our work and in all our lives? How can we set personal goals which bring honour to God and not to ourselves? Personal, we have to start by recognising that small goals kill us. They do that in the following way:
1. Small goals destroy our relationship with Christ
We can reach small goals by our own efforts. We do not need to trust God for them. Small goals draw our eyes away from God.
2. Small goals destroy our faith
We need no faith to work towards small goals. They only make us legalistic, and we no longer live from God’s grace.
3. Small goals destroy our vision in faith
As the result of small goals, our Christian life becomes sluggish, boring and flat. We place importance on the status quo. If we hold tightly onto the status quo, neither true life nor change can take place go to sleep.
4. Small goals destroy our spiritual life
It often happens that people who reduce their goals, or draw boundaries around them, begin to go backwards in their calling, lose their first love for Christ and fall into sin.
5. Small goals destroy the spirit of revival
Small goals do not break us. Our self-centredness can therefore grow unhindered. Large, impossible goals break our ego. As a result, we have to live entirely from grace and lay the unbearable load in God’s hands. Then we become tools for revival. And what is revival? It is releasing the power of the Holy Spirit, who moves people to faith and to renew their commitment to God. This is not a superhuman effort on our part, but God’s supernatural working.
Big goals bring God honour, fame and praise. Big goals keep our eyes fixed on Christ, strengthen our faith, broaden our vision, called us to grow spiritually, and lead to revival. Let us dare to set big goals, we have a big God who rejoices in doing big miracles!
Questions: Where can I set big goals in my life as an artist? And can I be courageous in setting spiritual goals – or goals of faith – as “a Christian in the world of culture”?
* Kalevi Lehtinen (1936-2011) was a Finnish pastor and an outstanding speaker and evangelist. He was the leader of AGAPE EUROPE for 10 years.
Text: Beat Rink/Kalevi Lehtinen
Translation: Bill Buchanan
Photo: Kalevi Lehtinen (1936-2011)
DEUTSCH
Es gibt Menschen, die eine besondere Gabe des Glaubens haben, wie Paulus im 1.Korintherbrief 12,9 schreibt. Solche Menschen können uns ermutigen, dort Glauben zu investieren, wo alles hoffnungslos scheint. Wenn diese Gabe des Glaubens mit Liebe, Offenherzigkeit und ohne jeglichen Machtanspruch ausgeübt wird, erzeugt sie keinen ungesunden Glaubens-Druck. Für mich und meine Frau war die Glaubens-Gabe und der weise Rat eines Mannes prägend, der einmal einen bemerkenswerten Artikel geschrieben hat: „Kleine Ziele bringen uns um“. Die folgenden, leicht redigierten Zeilen von Kalevi Lehtinen* aus den 1990-er Jahren ermutigen uns, an einen grossen Gott zu glauben. Dies gerade mitten in einer Zeit, die durch die postmoderne Fokussierung auf individuelle, kleine Ziele geprägt ist.
„Dir geschehe, wie du geglaubt hast“, sagte Jesus zum Hauptmann in Matthäus 8,13. Einige Kapitel weiter schreibt Matthäus über die Stadt Nazareth:„Und er tat dort wenige Wunder um ihres Unglaubens willen“ (13,58). Wie können wir Glauben in Tat umsetzen, in unserer Arbeit und im ganzen Leben? Wie können wir uns Ziele setzen, durch die Gott die Ehre bekommt und nicht wir selbst? Zuerst einmal müssen wir erkennen, dass kleine Ziele uns umbringen. Sie töten uns in folgender Weise:
1. Kleine Ziele zerstören unsere Christus-Bezogenheit
Wir können kleine Ziele durch unsere eigene Anstrengung erreichen. Für Sie müssen wir nicht Gott vertrauen. Kleine Ziele lenken unseren Blick weg von Gott.
2. Kleine Ziele zerstören unseren Glauben
Wir brauchen keinen Glauben, um kleine Ziele anzustreben. Sie machen uns nur gesetzlich, und wir leben nicht mehr unter Gottes Gnade.
3. Kleine Ziele zerstören unsere Glaubenssicht
Als Ergebnis kleiner Ziele wird unser christliches Leben träge, langweilig und spannungslos. Der Status quo erhält einen hohen Wert. Wenn wir uns an den Status quo klammern, kann weder wirkliches Leben noch Veränderung entstehen.
4. Kleine Ziele zerstören unser geistliches Leben
Oft geschieht es, dass Menschen, die ihre Ziele herabgesetzt oder begrenzt haben, Rückschritte in ihrer Berufung machen, dass sie ihre erste Liebe für Christus verlieren und in Sünde fallen.
5. Kleine Ziele zerstören den Geist der Erweckung
Kleine Ziele zerbrechen uns nicht. Deshalb kann unsere Selbstbezogenheit ungehindert wachsen. Grosse, unmögliche Ziele zerbrechen das Ego. Als Folge davon müssen wir allein aus der Gnade leben und die untragbare Last in Gottes Hände legen. Dann werden wir Werkzeuge für die Erweckung. Und was ist Erweckung? Es ist die Freisetzung der Kraft des Heiligen Geistes, die Menschen im Glauben und in der Erneuerung ihrer Hingabe zu Gott zieht. Das ist keine übermenschliche Anstrengung unsererseits, sondern ein übernatürliches Wirken Gottes.
Grosse Ziele bringen Gott Ehre, Ruhm und Preis. Grosse Ziele halten unsere Augen auf Christus gerichtet, stärken unseren Glauben, erweitern unsere Sicht, lassen unser geistliches Leben wachsen und führen zur Erweckung. Wagen wir es doch, grosse Ziele zu haben, denn wir haben einen grossen Gott, der Freude daran hat, grosse Wunder zu tun!
Fragen:
Wo in meinem Leben als Künstler darf ich mir grosse Ziele setzen?
Und wo darf ich mutig geistliche Ziele setzen – oder Glaubens-Ziele als „Christ in der Kulturwelt“?
* Kalevi Lehtinen (1936-2011) war ein finnischer Pfarrer und ein hervorragender Redner und Evangelist. Er war zehn Jahre lang Leiter von AGAPE EUROPA / Campus für Christus Europa.
Text: Beat Rink / Kalevi Lehtinen
Foto: Kalevi Lehtinen (1936-2011)
8. – 10. März 2019 / Communauté Don Camillo Montmirail.
Form + Geist. Zugänge zu einer Ästhetik der Spiritualität
Während es fraglich ist, ob “christliche Kunst” überhaupt existiert, kann die Bibel und spirituelles Erleben durchaus einen reichen Fundus an künstlerischen Inspirationsquellen bieten.
In Referaten, Thinktanks, gemeinsamen Essenszeiten und Roundtables wird der Frage nachgegangen, wie sich der christliche Glaube jenseits von oberflächlicher Symbolik und inhaltlichen Endlosschlaufen im gegenwärtigen Kunstschaffen aller Sparten manifestiert. Welche Beiträge können Kirche und Theologie dazu anbieten? Wie steht es um die Qualität dieser Kunst? Und welche Aufgabe haben Kunstschaffende in der Kirche?
Ein Symposium mit: Dr. theol. Dr. phil. Matthias Krieg (Stabsstelle Evang. Ref. Landeskirche / bluechurch), Dipl. theol. Hannes Langbein (Präsident Artheon / Direktor St. Matthäuskirche Berlin), Pfr. Beat Rink (Aphoristiker, Leiter Crescendo), Andreas Widmer (Bildender Künstler/Kunstlehrer), John Featherstone(Komponist/Musiker), Susanne Hagen(Musikerin, Studiengangsleiterin BA Musik+Theologie tsc), Pfr. Heiner Schubert (Karrikaturist), Adrian Furrer(Schauspieler/Theologe i.A.), Alain Auderset (Illustrator, Comic-Zeichner), Eva Jung (Designerin/Art Directors Club) und anderen.
Thinktanks zu:
Qualitätskriterien in den bildenden Künsten | Klang – Zugang zu einer Ästhetik der Spiritualität? | Über- Lebensstrategien als Künstler | Kulturkirche – Kirche in der Kunst? | Form + Geist in der Illustration und Zeichnung | Künstler und Kunst in der Kirche | und weitere
Be there! Es ist Zeit, die Gesellschaftskultur von morgen (mit) zu gestalten.
8 – 10 mars 2019 / Communauté Don Camillo Montmirail.
Forme et esprit. Aproche d‘une esthétique de la spiritualité
Bien que l’on puisse se poser la question de savoir si “l’art chrétien” existe, on constate né-en-moins que les valeurs chrétiennes et l’expéerience spirituelle présentent und source riche d’inspirations artistiques. Comment cerla se manifeste-t-il loin d’une symbolique superficielle, sans tourner en rond dans l’art contemporain? Quelles contributions l’église et la théologie peuvent-elles offrir? Qu’en est-il de la qualité de cet art? Dans quelle mesure les artistes peuvent-ils jouer un rôle dans l’église?
Avec le: Dr. théol. Dr. phil Matthias Krieg, Dr. théol. Hannes Langbein, Eva Jung (designer), Alain Auderset (artiste comique/illustrateur), Beat Rink (pasteur/crescendo), Susanne Hagen (musicienne), John Featherstone (compositeur), Heiner Schubert (pasteur), Andreas Widmer (artiste visuel), Adrian Furrer (acteur) et d’autres encore.
Think thanks au sujets des thèmes:
« critères de qualité dans l’art visuel », « l’artiste et l’art dans l’Eglise », « les Eglises entre culte et culture », « le son — un accès à une esthétique dans la spiritualité » et d’autres encore.
Repeatedly I hear this phrase: “I’m just not such a good Christian!” Many artists in particular think this way. They compare themselves, for example, with the good Christians in their church congregation who are pursuing a “proper” career and do not sing Lady Macbeth on the opera stage on Monday, beat a member of the theatre company to death, or pose as a nude model in the art school. And yet more: they keep noticing that they find the villain roles in the theatre more interesting than the virtuous ones… What can be said about this from a Christian point of view?
1.
First of all, it is wrong when aesthetics and ethics (or spiritual life) are mixed up and confused with each other in such an undifferentiated and clumsy way, which often happens.
2.
Secondly, it can indeed be true that artists are exposed to special temptations in their environment in a form unknown in other professions. By that I do not mean Lady Macbeth or nude modelling, an unchristian “Soli Mihi Gloria”, a self-destructive artistic melancholy, or the familiar temptations (alcoholic or sexual) once off the stage. We all know these dangers. The fact is, they are part of the culture scene. And because we ourselves are part of this scene and should not fundamentally separate ourselves from the “world”, we are frequently in danger ourselves and also make mistakes. – Now, each particular profession walks on thin ice, and the ice artists walk on is hardly thinner, by the way, than that found elsewhere! It is interesting, nevertheless, that in Christian circles it is the artist in particular who is accused of being amoral.
3.
It is important for us, as artists, to support each other («Carry each other’s burdens », Galatians 6:2) and to create opportunities to confess, to unburden oneself of guilt, and to receive forgiveness. When counselling artists, we often hear the following: «In my church, I cannot say the things that I am now confessing.» – This is why there is need for a spiritual movement among artists, for artists’ prayer groups and for opportunities for personal counselling.
4.
There is good news for all those who feel they are bad Christians! Let us listen to the first Beatitude: «Blessed are the poor in spirit, for theirs is the kingdom of heaven» (Matthew 5:3). Jesus says the kingdom of heaven is ours precisely when we do not feel like spiritual heroes, but rather like the tax collector who prayed this in the Temple: «God, have mercy on me, a sinner!“(Luke 18:13). Luther described it in this formulation: «Simul iustus et peccator». We are sinners (and remain so) and are simultaneously the receivers of grace! And this means that we do not fall out of this grace when we sin again. But it is important that we celebrate neither our own piety, like the Pharisees in the temple, nor our sin. The thing to be celebrated is God’s grace alone.
Questions: Which of the four points here is particularly relevant to me at the moment? What does the message from Luke 18 say to me? Consider also these further words of Jesus: «This man, rather than the other, went home justified before God. For everyone who exalts himself will be humbled, and he who humbles himself will be exalted.» – In what area do I have to learn to live joyfully as «simul iustus et peccator»?
Text: Beat Rink Translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
Ich höre immer wieder den Satz: „Ich bin eben kein so guter Christ!“ Gerade viele Künstler denken so. Sie vergleichen sich zum Beispiel mit den guten Christen in ihrer Kirchgemeinde, die einem „ordentlichen“ Beruf nachgehen und nicht am Montag auf der Opernbühne Lady Macbeth singen, in der Theatergruppe jemanden erschlagen oder in der Kunsthochschule im Akt-Zeichnen sitzen. Und noch mehr: Sie ertappen sich dabei, dass sie die bösen Rollen im Theater interessanter finden als die braven… Was gibt es dazu aus christlicher Sicht zu sagen?
1.
Erstens ist es falsch, wenn Ästhetik und Ethik (oder geistliches Leben) so undifferenziert und plump miteinander vermischt und verwechselt werden, wie dies oft der Fall ist.
2.
Zweitens kann es tatsächlich sein, dass Künstler in ihrem Umfeld besonderen Versuchungen ausgesetzt sind, welche andere Berufsgruppen so nicht kennen. Ich meine damit nicht Lady Macbeth oder das Aktzeichnen, sondern denke eher an einen lebens- und kunstfeindlichen Perfektionismus, an einen Beziehungen schädigenden Konkurrenzkampf, an ein unchristliches „Soli Mihi Gloria“, an eine selbstzerstörerische künstlerische Melancholie oder an die bekannten (alkoholischen oder zwischengeschlechtlichen) Versuchungen jenseits der Bühne. Wir alle kennen diese Gefahren. Sie sind nun einmal Teil der Kulturszene. Und weil wir selber Teil davon sind und uns von der „Welt“ nicht grundsätzlich absondern sollten, sind wir selber immer wieder in Gefahr und machen auch Fehler. – Nun bewegt sich jede Berufsgruppe auf einem anderen Glatteis, das bei den Künstlern übrigens kaum dünner als anderswo! Allerdings ist interessant, dass in christlichen Kreisen besonders Künstler der Ammoralität bezichtigt werden.
3.
Es wichtig, dass wir als Künstler einander tragen («Ein jeder trage des anderen Last» Galater 6,2) und dass wir Möglichkeiten schaffen zum Bekennen, zum Abladen von Schuld und zum Empfangen von Vergebung. Wir hören in der Künstlerseelsorge nicht selten den Satz: «Was ich nun bekenne, kann ich in meiner Kirche nicht sagen.» – Darum braucht es eine geistliche Künstler-Bewegung, Künstler-Gebetskreise und Gelegenheiten zur persönlichen Seelsorge.
4.
Es gibt eine gute Nachricht für alle, die sich als schlechte Christen fühlen! Hören wir auf die erste Seligpreisung: «Selig sind die geistlich Armen, denn ihrer ist das Himmelreich» (Matthäus 5:3). Jesus spricht uns das Himmelreich zu, gerade wenn wir uns nicht als geistliche Helden fühlen, sondern wenn wir jenem Zöllner gleichen, der im Tempel betet: «Gott, sei mir Sünder gnädig!“(Lukas 18,13). Luther findet dafür die Formel: «Simul iustus et peccator». Wir sind sowohl Sünder (und bleiben es) als auch begnadigt! Und dies heisst, dass wir nicht aus dieser Gnade fallen, wenn wir wieder sündigen. Es ist aber wichtig, dass wir weder unsere eigene Frömmigkeit zelebrieren wie der Pharisäer im Tempel noch die Sünde. Zu zelebrieren ist nur die Gnade Gottes.
Fragen: Welcher dieser vier genannten Punkte ist besonders aktuell für mich? Was bedeutet die Botschaft aus Lukas 18 für mich? Siehe auch die weiteren Worte von Jesus: «Dieser ging gerechtfertigt hinab in sein Haus, im Gegensatz zu jenem; denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden; wer aber sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.» – Wo muss ich lernen, als «simul iustus et peccator» fröhlich zu leben?
Text: Beat Rink
ENGLISH
Repeatedly I hear this phrase: “I’m just not such a good Christian!” Many artists in particular think this way. They compare themselves, for example, with the good Christians in their church congregation who are pursuing a “proper” career and do not sing Lady Macbeth on the opera stage on Monday, beat a member of the theatre company to death, or pose as a nude model in the art school. And yet more: they keep noticing that they find the villain roles in the theatre more interesting than the virtuous ones… What can be said about this from a Christian point of view?
1.
First of all, it is wrong when aesthetics and ethics (or spiritual life) are mixed up and confused with each other in such an undifferentiated and clumsy way, which often happens.
2.
Secondly, it can indeed be true that artists are exposed to special temptations in their environment in a form unknown in other professions. By that I do not mean Lady Macbeth or nude modelling, an unchristian “Soli Mihi Gloria”, a self-destructive artistic melancholy, or the familiar temptations (alcoholic or sexual) once off the stage. We all know these dangers. The fact is, they are part of the culture scene. And because we ourselves are part of this scene and should not fundamentally separate ourselves from the “world”, we are frequently in danger ourselves and also make mistakes. – Now, each particular profession walks on thin ice, and the ice artists walk on is hardly thinner, by the way, than that found elsewhere! It is interesting, nevertheless, that in Christian circles it is the artist in particular who is accused of being amoral.
3.
It is important for us, as artists, to support each other («Carry each other’s burdens », Galatians 6:2) and to create opportunities to confess, to unburden oneself of guilt, and to receive forgiveness. When counselling artists, we often hear the following: «In my church, I cannot say the things that I am now confessing.» – This is why there is need for a spiritual movement among artists, for artists’ prayer groups and for opportunities for personal counselling.
4.
There is good news for all those who feel they are bad Christians! Let us listen to the first Beatitude: «Blessed are the poor in spirit, for theirs is the kingdom of heaven» (Matthew 5:3). Jesus says the kingdom of heaven is ours precisely when we do not feel like spiritual heroes, but rather like the tax collector who prayed this in the Temple: «God, have mercy on me, a sinner!“(Luke 18:13). Luther described it in this formulation: «Simul iustus et peccator». We are sinners (and remain so) and are simultaneously the receivers of grace! And this means that we do not fall out of this grace when we sin again. But it is important that we celebrate neither our own piety, like the Pharisees in the temple, nor our sin. The thing to be celebrated is God’s grace alone.
Questions: Which of the four points here is particularly relevant to me at the moment? What does the message from Luke 18 say to me? Consider also these further words of Jesus: «This man, rather than the other, went home justified before God. For everyone who exalts himself will be humbled, and he who humbles himself will be exalted.» – In what area do I have to learn to live joyfully as «simul iustus et peccator»?
Text: Beat Rink Translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
Ich höre immer wieder den Satz: „Ich bin eben kein so guter Christ!“ Gerade viele Künstler denken so. Sie vergleichen sich zum Beispiel mit den guten Christen in ihrer Kirchgemeinde, die einem „ordentlichen“ Beruf nachgehen und nicht am Montag auf der Opernbühne Lady Macbeth singen, in der Theatergruppe jemanden erschlagen oder in der Kunsthochschule im Akt-Zeichnen sitzen. Und noch mehr: Sie ertappen sich dabei, dass sie die bösen Rollen im Theater interessanter finden als die braven… Was gibt es dazu aus christlicher Sicht zu sagen?
1.
Erstens ist es falsch, wenn Ästhetik und Ethik (oder geistliches Leben) so undifferenziert und plump miteinander vermischt und verwechselt werden, wie dies oft der Fall ist.
2.
Zweitens kann es tatsächlich sein, dass Künstler in ihrem Umfeld besonderen Versuchungen ausgesetzt sind, welche andere Berufsgruppen so nicht kennen. Ich meine damit nicht Lady Macbeth oder das Aktzeichnen, sondern denke eher an einen lebens- und kunstfeindlichen Perfektionismus, an einen Beziehungen schädigenden Konkurrenzkampf, an ein unchristliches „Soli Mihi Gloria“, an eine selbstzerstörerische künstlerische Melancholie oder an die bekannten (alkoholischen oder zwischengeschlechtlichen) Versuchungen jenseits der Bühne. Wir alle kennen diese Gefahren. Sie sind nun einmal Teil der Kulturszene. Und weil wir selber Teil davon sind und uns von der „Welt“ nicht grundsätzlich absondern sollten, sind wir selber immer wieder in Gefahr und machen auch Fehler. – Nun bewegt sich jede Berufsgruppe auf einem anderen Glatteis, das bei den Künstlern übrigens kaum dünner als anderswo! Allerdings ist interessant, dass in christlichen Kreisen besonders Künstler der Ammoralität bezichtigt werden.
3.
Es wichtig, dass wir als Künstler einander tragen («Ein jeder trage des anderen Last» Galater 6,2) und dass wir Möglichkeiten schaffen zum Bekennen, zum Abladen von Schuld und zum Empfangen von Vergebung. Wir hören in der Künstlerseelsorge nicht selten den Satz: «Was ich nun bekenne, kann ich in meiner Kirche nicht sagen.» – Darum braucht es eine geistliche Künstler-Bewegung, Künstler-Gebetskreise und Gelegenheiten zur persönlichen Seelsorge.
4.
Es gibt eine gute Nachricht für alle, die sich als schlechte Christen fühlen! Hören wir auf die erste Seligpreisung: «Selig sind die geistlich Armen, denn ihrer ist das Himmelreich» (Matthäus 5:3). Jesus spricht uns das Himmelreich zu, gerade wenn wir uns nicht als geistliche Helden fühlen, sondern wenn wir jenem Zöllner gleichen, der im Tempel betet: «Gott, sei mir Sünder gnädig!“(Lukas 18,13). Luther findet dafür die Formel: «Simul iustus et peccator». Wir sind sowohl Sünder (und bleiben es) als auch begnadigt! Und dies heisst, dass wir nicht aus dieser Gnade fallen, wenn wir wieder sündigen. Es ist aber wichtig, dass wir weder unsere eigene Frömmigkeit zelebrieren wie der Pharisäer im Tempel noch die Sünde. Zu zelebrieren ist nur die Gnade Gottes.
Fragen: Welcher dieser vier genannten Punkte ist besonders aktuell für mich? Was bedeutet die Botschaft aus Lukas 18 für mich? Siehe auch die weiteren Worte von Jesus: «Dieser ging gerechtfertigt hinab in sein Haus, im Gegensatz zu jenem; denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden; wer aber sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.» – Wo muss ich lernen, als «simul iustus et peccator» fröhlich zu leben?
Text: Beat Rink
Die Ausschreibung für den nächsten Adolf-Dietrich-Förderpreis steht an.
Die Thurgauische Kunstgesellschaft vergibt im Dezember 2019 den 18. Adolf-Dietrich-Förderpreis an junge Künstlerinnen oder Künstler, die eine enge persönliche Beziehung zum Thurgau pflegen oder in der Region Konstanz-Singen wohnhaft sind.
Der Preis ist mit CHF 15´000 dotiert und verbunden mit einer Ausstellung im Kunstraum Kreuzlingen.
To God in the highest be glory alone and thanks for his grace, because from now on and forever no harm can touch us. God has pleasure in us; now there is great peace without ceasing, all enmity is now ended.
Nikolaus Decius 1523
A major, Adagio and pause in all voices – why?
Among the numerous settings of “Allein Gott in der Höh’ sei Ehr” by Johann Sebastian Bach, BWV 662 stands out particularly. First of all, there is the fact that it is a very high setting, in A major, a key shared only with the Chorale Trio BWV 664, while most are in G major and F major; next, we must also ask ourselves why Bach wrote “Adagio” over this text which calls us to praise God, while all the others are to be played in a fast tempo. But when we note that A major is also the key with three sharps [“crosses” in German], which reminds us of Christ’s crucifixion, and observe the fact that the setting has a strange pause in all voices at the end, we are encouraged to enquire further into the special intention of the composer, for whom musical-rhetorical symbolism had great significance.
“Seufzer” [“sigh”] figures
This chorale setting, with its richly florid melodic ornamentation, is introduced by the accompanying voices; the major third at the beginning marked here is an extremely condensed quotation from the cantus firmus (chorale melody), immediately providing an impulse, effectively contrary to the correct c.f. (cantus firmus) and contrary to the meaning of the text, leading into a descending movement (katabasis), reaching the word “Höh” [“height”] on the valley floor of the broken seventh chord – at first sight very puzzling! Subsequently, this four-note figure appears in all the accompanying voices and contributes to the sorrowful character, which is further reinforced by numerous“Seufzer” [“sigh”] figures.
A beautiful, but cryptic composition
After an unusually large number of measures in the accompanying voices, the cantus firmus (choral melody) can finally make a “regal” entrywith such rich ornamentation that the song melody is already somewhat obscured, an effect to which the slow tempo also contributes; after the opening melodic material has been presented (before the repeat), the c.f. is given a final note of a similarly “regal length”. Nevertheless, the tempo, the variety of motivic elements and the melodic ornamentation causes this wonderfully beautiful composition to remain cryptic and incomprehensible.It forces us to examine it more closely, as in meditative reflections on such pictures as those created for spiritual edification, or it may remind us of Buxtehude’s “Membra Jesu nostri”, in which the various maltreated parts of the Saviour’s body are “contemplated” for the purpose of edification. Here we are obviously already very close to Bach’s intention. After reaching the final note of the c.f. in the composition we are examining here, the previously “serving” accompanying voices withdraw unexpectedly from the “regal” cantus firmus; after a first inversion seventh chord full of tension, the music suddenly plunges without warning, then leaps up in a cry crossing almost 2 octaves, followed by a silencewhich makes us hold our breath…
„All enmity is now ended“
For a normal chorale setting, this is “breaking the rules”; all the indications are that the reason for this will be found on the spiritual level and that we can in fact seek the explanation in the Passion of Christ and his death on the cross. The last line of the chorale states that “all enmity is now ended”– the end of all enmity is the reconciliation of man with God – reconciliation through the cross! Here, the setting of “Allein Gott in der Höh’ sei Ehr” is sung from a deep experience of the encounter with the cross, which was important to Bach and which he now represents pictorially and in every sense drastically: the abandoning of Christ (the accompanying voices withdraw and fall silent in the example above), his loud cry, and his death.
A “Soli Deo Gloria” arising from the depths One can conjecture that Bach personally also felt very close to death as he was forced to notice his strength failing in those last few months of his life following the unsuccessful eye operation. Once again, he summoned all his resources to work on various chorale settings for organ and to rework older ones, sometimes presenting them in a completely new form, from which the “Eighteen Leipzig Chorales”emerged. In the case of BWV 662, he must surely have been well aware that this setting – a wonderfully beautiful, artistically elaborate and highly expressive work – was likely to be his last setting of this melody. Not least, it also expresses the “Soli Deo Gloria” [“Glory to God alone”] which was always in Bach’s mind, as his custom of writing “SDG” shows. Thus Bach teaches us to sing the Gloria in a new and surely inwardly transformed manner, arising from the depths of his own sufferings and from reflection on the saving work of Christ. In music the “sharp” [German: “cross”] raises, the three “crosses” in the composition create a bright A major!The first melodic ornamentation in the cantus firmus with its upward thrust (anabasis) likewise indicates the composer’s intention: in no sense should the Gloria be muted (which is not yet entirely clear at the beginning); rather, Bach’s wishes to cause a brilliant Gloria to be heard, raised to a greater “height” by the “cross”. This is also evident in his rich ornamentation (melismatics) in an unparalleled splendour and triumph!
It can be shown that Bach was a Bible reader; he was clearly also a regular hearer of sermons. He was certainly familiar with the hymn in Philippians 2, quoted here in conclusion, which could have been before Johann Sebastian Bach’s eyes when composing BWV 662, those eyes which were physically going blind, but spiritually were wide awake:
Philippians 2: 6-11
He who, being in the very form of God, did not consider equality with God something to be used to his own advantage;
rather, he made himself nothing by taking the very form of a servant, being made in human likeness. And being found in appearance as a man, he humbled himself by becoming obedient to death—even death on a cross! Therefore God exalted him to the highest place and gave him the name that is above every name, that at the name of Jesus every knee should bow, in heaven and on earth and under the earth, and every tongue acknowledge that Jesus Christ is Lord, to the glory of God the Father.
Text: Thomas Astfalk, organist and district cantor Heilbronn-Land / Translation: Bill Buchanan
Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade, darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat; nun ist groß Fried ohn Unterlaß, all Fehd hat nun ein Ende.
Nikolaus Decius 1523
A-Dur, Adagio und Generalpause – warum? Unter den zahlreichen Bearbeitungen zu „Allein Gott in der Höh‘ sei Ehr“ von Johann Sebastian Bach fällt BWV 662 besonders auf. Sie steht zunächst einmal ungewöhnlich hoch in A-Dur wie sonst nur noch das Choraltrio BWV 664, während die meisten in G-Dur und F-Dur stehen, zum andern fragen wir uns auch, warum sie Bach bei einem zum Lob Gottes auffordernden Textes mit „Adagio“überschreibt, während sonst alle anderen in einem schnellen Tempo zu spielen sind. Dass A-Dur auch die Tonart mit drei Kreuzen ist, was an Christi Kreuzigung erinnert, dass ferner diese Bearbeitung am Ende eine eigenartige Generalpause hat, lässt uns weiter fragen nach der speziellen Intention des Komponisten, für den musikalisch-rhetorische Symbolik eine große Bedeutung hatte.
Seufzerfiguren
Diese reich kolorierte, ausgeschmückte Choralbearbeitung wird von Begleitstimmen eingeleitet; die markierte große Terz am Anfang zitiert dabei äußerst knapp den cantus firmus (Choralmelodie), um sofort, quasi entgegen des korrekten c.f. (cantus firmus) und entgegen der Textbedeutung, zu einem Abwärtsgang (Katabasis) auszuholen, wobei auf „Höh“ die Talsohle des aufgefächerten Septakkords erreicht wird – zunächst merkwürdig! Diese Vierton-Figur taucht in der Folge in allen Begleitstimmen auf und trägt zum schmerzlichen Charakter bei, der ferner durch zahlreicheSeufzerfiguren verstärkt wird.
Eine kryptische Komposition
Nach ungewöhnlich vielen Takten der Begleitstimmen lassen diese endlich den cantus firmus (Choralmelodie) „königlich“eintreten, mit so reichlicher Verzierung, dass die Liedweise bereits verschleiert wird, wozu auch das langsame Tempo beiträgt, und nach dem Aufgesang (vor der Wiederholung) bekommt der c.f. einen ebenso „königlich langen“ Schlusston. Das Tempo, die Vielzahl der motivischen Elemente und die Kolorierung lassen die wunderschöne Komposition dennoch kryptisch und unverständlich wirken. Sie zwingt zu genauerer Beschäftigung, ähnlich wie bei einer meditativen Betrachtung eines Bildes, das etwa zur geistlichen Erbauung geschaffen wurde, oder sie erinnert uns anBuxtehudes „Membra Jesu nostri“, in der die verschiedenen zerschundenen Körperteile des Erlösers zum Zweck der Erbauung „betrachtet“ werden. Hier sind wir offenbar schon sehr nahe an Bachs Intention: In der Komposition, die wir hier untersuchen, ziehen sich nach dem Erreichen des Schlusstons des c.f. die quasi „dienenden“ Begleitstimmen vom „königlichen“ cantus firmus unerwartet zurück, es kommt über einem spannungsgeladenen Quintsextakkord zum urplötzlichen Absturzund dann Aufschrei fast zwei Oktaven höher, darauf Stille, dass der Atem stockt…
„All Fehd hat nun ein Ende“
Für eine gewöhnliche Choralbearbeitung ist das eine „Regelwidrigkeit“, in der alles dafür spricht, dass der Grund auf der geistlichen Ebene zu suchen ist und wir als Erklärung eben Christi Passion und Kreuzestod zugrunde legen können. Die letzte Choralzeile lautet: „All Fehd hat nun ein Ende“ – das Ende aller Fehde ist die Versöhnung des Menschen mit Gott – die Versöhnung durch das Kreuz! Die gesamte Bearbeitung zu „Allein Gott in der Höh sei Ehr“ wird hier aus der tiefen Erfahrung der Begegnung mit dem Kreuz heraus gesungen, die Bach wichtig war, und die er bildlich und geradezu drastisch darstellte: Christi Verlassenheit (die pausierenden Begleitstimmen im obigen Beispiel), seinen Aufschrei und seinen Tod.
Ein “Soli Deo Gloria” aus der Tiefe Tod und Sterben fühlte Bach mutmaßlich auch persönlich schon ganz nah, als er der Abnahme seiner Kräfte gewärtig werden musste, in jenen letzten wenigen Monaten seines Lebens nach misslungener Augenoperation. Noch einmal nimmt er seine Kräfte zusammen und arbeitet an verschiedenen größeren Choralbearbeitungen für Orgel, bearbeitet ältere und verfasst sie teils neu, woraus die „Achtzehn Leipziger Choräle“ hervor gingen. Im Fall von BWV 662 muss ihm sehr wohl bewusst gewesen sein, dass diese Bearbeitung – ein wunderschönes, kunstfertiges und ausdrucksstarkes Werk – wohl seine letzte zu diesem Lied werden würde. Nicht zuletzt besagt es auch„Soli Deo Gloria“, das Bach stets gegenwärtig war, wie seine SDG-Anmerkungen beweisen. So lehrt uns Bach, das Gloria auch in der Tiefe des eigenen Leidens und im Gedenken der Erlösungstat Christi neu und wohl auch innerlich verändert zu singen. Das Kreuz in der Musik erhöht, der Gekreuzigte ist der Erhöhte, die drei Kreuze der Komposition schaffen ein helles A-Dur!Die erste Koloratur des cantus firmus gibt bei ihrem Aufstieg (Anabasis) ebenfalls die Intention des Komponisten an. Nicht soll das Gloria gedämpft werden (was anfänglich noch nicht eindeutig ist), sondern Bachs Anliegen ist es, ein strahlendes und durch das Kreuz ein „höheres“ Gloriaanzustimmen. Dieses manifestiert sich in seiner reichen Verzierung (Melismatik) in einem Strahlen und Triumphieren ohnegleichen!
Bach war nachweislich Bibelleser, auf jeden Fall auch regelmäßiger Predigthörer. Ihm war sicher der Hymnus aus dem Philipperbrief 2 geläufig, der hier abschließend zitiert werden soll und der Johann Sebastian Bach bei der Komposition von BWV 662 vor seinen physisch erblindenden aber geistlich hellwachen Augen gestanden haben könnte:
Philipper 2, 6-11 Er, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt. Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz. Darum hat ihn auch Gott erhöht und hat ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist, dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters.
Text: Thomas Astfalk, Kirchenmusiker und Bezirkskantor, Heilbronn-Land
To God in the highest be glory alone and thanks for his grace, because from now on and forever no harm can touch us. God has pleasure in us; now there is great peace without ceasing, all enmity is now ended.
Nikolaus Decius 1523
A major, Adagio and pause in all voices – why?
Among the numerous settings of “Allein Gott in der Höh’ sei Ehr” by Johann Sebastian Bach, BWV 662 stands out particularly. First of all, there is the fact that it is a very high setting, in A major, a key shared only with the Chorale Trio BWV 664, while most are in G major and F major; next, we must also ask ourselves why Bach wrote “Adagio” over this text which calls us to praise God, while all the others are to be played in a fast tempo. But when we note that A major is also the key with three sharps [“crosses” in German], which reminds us of Christ’s crucifixion, and observe the fact that the setting has a strange pause in all voices at the end, we are encouraged to enquire further into the special intention of the composer, for whom musical-rhetorical symbolism had great significance.
“Seufzer” [“sigh”] figures
This chorale setting, with its richly florid melodic ornamentation, is introduced by the accompanying voices; the major third at the beginning marked here is an extremely condensed quotation from the cantus firmus (chorale melody), immediately providing an impulse, effectively contrary to the correct c.f. (cantus firmus) and contrary to the meaning of the text, leading into a descending movement (katabasis), reaching the word “Höh” [“height”] on the valley floor of the broken seventh chord – at first sight very puzzling! Subsequently, this four-note figure appears in all the accompanying voices and contributes to the sorrowful character, which is further reinforced by numerous“Seufzer” [“sigh”] figures.
A beautiful, but cryptic composition
After an unusually large number of measures in the accompanying voices, the cantus firmus (choral melody) can finally make a “regal” entrywith such rich ornamentation that the song melody is already somewhat obscured, an effect to which the slow tempo also contributes; after the opening melodic material has been presented (before the repeat), the c.f. is given a final note of a similarly “regal length”. Nevertheless, the tempo, the variety of motivic elements and the melodic ornamentation causes this wonderfully beautiful composition to remain cryptic and incomprehensible.It forces us to examine it more closely, as in meditative reflections on such pictures as those created for spiritual edification, or it may remind us of Buxtehude’s “Membra Jesu nostri”, in which the various maltreated parts of the Saviour’s body are “contemplated” for the purpose of edification. Here we are obviously already very close to Bach’s intention. After reaching the final note of the c.f. in the composition we are examining here, the previously “serving” accompanying voices withdraw unexpectedly from the “regal” cantus firmus; after a first inversion seventh chord full of tension, the music suddenly plunges without warning, then leaps up in a cry crossing almost 2 octaves, followed by a silencewhich makes us hold our breath…
„All enmity is now ended“
For a normal chorale setting, this is “breaking the rules”; all the indications are that the reason for this will be found on the spiritual level and that we can in fact seek the explanation in the Passion of Christ and his death on the cross. The last line of the chorale states that “all enmity is now ended”– the end of all enmity is the reconciliation of man with God – reconciliation through the cross! Here, the setting of “Allein Gott in der Höh’ sei Ehr” is sung from a deep experience of the encounter with the cross, which was important to Bach and which he now represents pictorially and in every sense drastically: the abandoning of Christ (the accompanying voices withdraw and fall silent in the example above), his loud cry, and his death.
A “Soli Deo Gloria” arising from the depths One can conjecture that Bach personally also felt very close to death as he was forced to notice his strength failing in those last few months of his life following the unsuccessful eye operation. Once again, he summoned all his resources to work on various chorale settings for organ and to rework older ones, sometimes presenting them in a completely new form, from which the “Eighteen Leipzig Chorales”emerged. In the case of BWV 662, he must surely have been well aware that this setting – a wonderfully beautiful, artistically elaborate and highly expressive work – was likely to be his last setting of this melody. Not least, it also expresses the “Soli Deo Gloria” [“Glory to God alone”] which was always in Bach’s mind, as his custom of writing “SDG” shows. Thus Bach teaches us to sing the Gloria in a new and surely inwardly transformed manner, arising from the depths of his own sufferings and from reflection on the saving work of Christ. In music the “sharp” [German: “cross”] raises, the three “crosses” in the composition create a bright A major!The first melodic ornamentation in the cantus firmus with its upward thrust (anabasis) likewise indicates the composer’s intention: in no sense should the Gloria be muted (which is not yet entirely clear at the beginning); rather, Bach’s wishes to cause a brilliant Gloria to be heard, raised to a greater “height” by the “cross”. This is also evident in his rich ornamentation (melismatics) in an unparalleled splendour and triumph!
It can be shown that Bach was a Bible reader; he was clearly also a regular hearer of sermons. He was certainly familiar with the hymn in Philippians 2, quoted here in conclusion, which could have been before Johann Sebastian Bach’s eyes when composing BWV 662, those eyes which were physically going blind, but spiritually were wide awake:
Philippians 2: 6-11
He who, being in the very form of God, did not consider equality with God something to be used to his own advantage;
rather, he made himself nothing by taking the very form of a servant, being made in human likeness. And being found in appearance as a man, he humbled himself by becoming obedient to death—even death on a cross! Therefore God exalted him to the highest place and gave him the name that is above every name, that at the name of Jesus every knee should bow, in heaven and on earth and under the earth, and every tongue acknowledge that Jesus Christ is Lord, to the glory of God the Father.
Text: Thomas Astfalk, organist and district cantor Heilbronn-Land / Translation: Bill Buchanan
Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade, darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat; nun ist groß Fried ohn Unterlaß, all Fehd hat nun ein Ende.
Nikolaus Decius 1523
A-Dur, Adagio und Generalpause – warum? Unter den zahlreichen Bearbeitungen zu „Allein Gott in der Höh‘ sei Ehr“ von Johann Sebastian Bach fällt BWV 662 besonders auf. Sie steht zunächst einmal ungewöhnlich hoch in A-Dur wie sonst nur noch das Choraltrio BWV 664, während die meisten in G-Dur und F-Dur stehen, zum andern fragen wir uns auch, warum sie Bach bei einem zum Lob Gottes auffordernden Textes mit „Adagio“überschreibt, während sonst alle anderen in einem schnellen Tempo zu spielen sind. Dass A-Dur auch die Tonart mit drei Kreuzen ist, was an Christi Kreuzigung erinnert, dass ferner diese Bearbeitung am Ende eine eigenartige Generalpause hat, lässt uns weiter fragen nach der speziellen Intention des Komponisten, für den musikalisch-rhetorische Symbolik eine große Bedeutung hatte.
Seufzerfiguren
Diese reich kolorierte, ausgeschmückte Choralbearbeitung wird von Begleitstimmen eingeleitet; die markierte große Terz am Anfang zitiert dabei äußerst knapp den cantus firmus (Choralmelodie), um sofort, quasi entgegen des korrekten c.f. (cantus firmus) und entgegen der Textbedeutung, zu einem Abwärtsgang (Katabasis) auszuholen, wobei auf „Höh“ die Talsohle des aufgefächerten Septakkords erreicht wird – zunächst merkwürdig! Diese Vierton-Figur taucht in der Folge in allen Begleitstimmen auf und trägt zum schmerzlichen Charakter bei, der ferner durch zahlreicheSeufzerfiguren verstärkt wird.
Eine kryptische Komposition
Nach ungewöhnlich vielen Takten der Begleitstimmen lassen diese endlich den cantus firmus (Choralmelodie) „königlich“eintreten, mit so reichlicher Verzierung, dass die Liedweise bereits verschleiert wird, wozu auch das langsame Tempo beiträgt, und nach dem Aufgesang (vor der Wiederholung) bekommt der c.f. einen ebenso „königlich langen“ Schlusston. Das Tempo, die Vielzahl der motivischen Elemente und die Kolorierung lassen die wunderschöne Komposition dennoch kryptisch und unverständlich wirken. Sie zwingt zu genauerer Beschäftigung, ähnlich wie bei einer meditativen Betrachtung eines Bildes, das etwa zur geistlichen Erbauung geschaffen wurde, oder sie erinnert uns anBuxtehudes „Membra Jesu nostri“, in der die verschiedenen zerschundenen Körperteile des Erlösers zum Zweck der Erbauung „betrachtet“ werden. Hier sind wir offenbar schon sehr nahe an Bachs Intention: In der Komposition, die wir hier untersuchen, ziehen sich nach dem Erreichen des Schlusstons des c.f. die quasi „dienenden“ Begleitstimmen vom „königlichen“ cantus firmus unerwartet zurück, es kommt über einem spannungsgeladenen Quintsextakkord zum urplötzlichen Absturzund dann Aufschrei fast zwei Oktaven höher, darauf Stille, dass der Atem stockt…
„All Fehd hat nun ein Ende“
Für eine gewöhnliche Choralbearbeitung ist das eine „Regelwidrigkeit“, in der alles dafür spricht, dass der Grund auf der geistlichen Ebene zu suchen ist und wir als Erklärung eben Christi Passion und Kreuzestod zugrunde legen können. Die letzte Choralzeile lautet: „All Fehd hat nun ein Ende“ – das Ende aller Fehde ist die Versöhnung des Menschen mit Gott – die Versöhnung durch das Kreuz! Die gesamte Bearbeitung zu „Allein Gott in der Höh sei Ehr“ wird hier aus der tiefen Erfahrung der Begegnung mit dem Kreuz heraus gesungen, die Bach wichtig war, und die er bildlich und geradezu drastisch darstellte: Christi Verlassenheit (die pausierenden Begleitstimmen im obigen Beispiel), seinen Aufschrei und seinen Tod.
Ein “Soli Deo Gloria” aus der Tiefe Tod und Sterben fühlte Bach mutmaßlich auch persönlich schon ganz nah, als er der Abnahme seiner Kräfte gewärtig werden musste, in jenen letzten wenigen Monaten seines Lebens nach misslungener Augenoperation. Noch einmal nimmt er seine Kräfte zusammen und arbeitet an verschiedenen größeren Choralbearbeitungen für Orgel, bearbeitet ältere und verfasst sie teils neu, woraus die „Achtzehn Leipziger Choräle“ hervor gingen. Im Fall von BWV 662 muss ihm sehr wohl bewusst gewesen sein, dass diese Bearbeitung – ein wunderschönes, kunstfertiges und ausdrucksstarkes Werk – wohl seine letzte zu diesem Lied werden würde. Nicht zuletzt besagt es auch„Soli Deo Gloria“, das Bach stets gegenwärtig war, wie seine SDG-Anmerkungen beweisen. So lehrt uns Bach, das Gloria auch in der Tiefe des eigenen Leidens und im Gedenken der Erlösungstat Christi neu und wohl auch innerlich verändert zu singen. Das Kreuz in der Musik erhöht, der Gekreuzigte ist der Erhöhte, die drei Kreuze der Komposition schaffen ein helles A-Dur!Die erste Koloratur des cantus firmus gibt bei ihrem Aufstieg (Anabasis) ebenfalls die Intention des Komponisten an. Nicht soll das Gloria gedämpft werden (was anfänglich noch nicht eindeutig ist), sondern Bachs Anliegen ist es, ein strahlendes und durch das Kreuz ein „höheres“ Gloriaanzustimmen. Dieses manifestiert sich in seiner reichen Verzierung (Melismatik) in einem Strahlen und Triumphieren ohnegleichen!
Bach war nachweislich Bibelleser, auf jeden Fall auch regelmäßiger Predigthörer. Ihm war sicher der Hymnus aus dem Philipperbrief 2 geläufig, der hier abschließend zitiert werden soll und der Johann Sebastian Bach bei der Komposition von BWV 662 vor seinen physisch erblindenden aber geistlich hellwachen Augen gestanden haben könnte:
Philipper 2, 6-11 Er, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt. Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz. Darum hat ihn auch Gott erhöht und hat ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist, dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters.
Text: Thomas Astfalk, Kirchenmusiker und Bezirkskantor, Heilbronn-Land
Liebe Mitglieder
Ihr erhaltet ca. 2x im Jahr den Mitglieder-Newsletter mit speziellen Ausschreibungen und Infos, die im allgemeinen Newsletter nicht erwähnt werden. Diesmal haben wir eine Vorankündigung mit im Gepäck.
8. – 10. März 2019 arts+SYMPOSIUM 1.0 Form + Geist. Zugänge zu einer Ästhetik der Spiritualität Freitag – Sonntag | Communauté Don Camillo Montmirail
Während es mehr als fraglich ist, ob “christliche Kunst” überhaupt existiert, kann die Bibel und spirituelles Erleben durchaus einen reichen Fundus an künstlerischen Inspirationsquellen bieten. In Referaten, Thinktanks, gemeinsamen Essenszeiten und Roundtables wird der Frage nachgegangen, wie sich der christliche Glaube jenseits von oberflächlicher Symbolik und inhaltlichen Endlosschlaufen im gegenwärtigen Kunstschaffen aller Sparten manifestiert. Welche Beiträge können Kirche und Theologie dazu anbieten? Wie steht es um die Qualität dieser Kunst?
Seit Jahren erfährt das Thema „Kunst und Kirche“ wachsende Beachtung. Die Kirchen suchen neue Wege und Formen für Gottesdienste, Verkündigung und Gemeindebau. Und es gibt eine wachsende Zahl von Künstlern aller Sparten, die ihr Schaffen mit dem Glauben in Beziehung setzen. An dieser Wegmarke braucht es nun den Dialog zwischen Kulturschaffenden und Theologen, um über grundlegende Voraussetzungen wie die Offenheit der Kirche für Kunst und für „ästhetische Zugänge zum Glauben“ und deren Qualität auszutauschen.
Ein Symposium mit: Dr. theol. Dr. phil. Matthias Krieg (bluechurch), Dr. theol Hannes Langbein (Präsident Artheon), Pfr. Beat Rink (Aphoristiker, Leiter Crescendo), Andreas Widmer (Bildender Künstler/Kunstlehrer), John Featherstone (Komponist/Musiker), Susanne Hagen (Musikerin, Studiengangsleiterin Musik+Theologie tsc), Pfr. Heiner Schubert (Karrikaturist), Adrian Furrer (Schauspieler/Theologe i.A.), Alain Auderset (Illustrator, Comic-Zeichner), Eva Jung (Designerin/Art Directors Club) und anderen.
Thinktanks zu: Qualitätskriterien in den bildenden Künsten | Klang – Zugang zu einer Ästhetik der Spiritualität? | Über- Lebensstrategien als Künstler | Kulturkirche – Kirche in der Kunst? | Form + Geist in der Illustration und Zeichnung | Künstler und Kunst in der Kirche | und weitere
Be there! Es ist Zeit, die Gesellschaftskultur von morgen (mit) zu gestalten.
Auf Wunsch haben wir für alle ARTS+ Mitglieder eine neue Funktion auf unserer Web-Site lanciert! Neu kannst du drei deiner aktuellen Programme in deinem Profil eintragen. Diese sind für Interessierte und Suchende nun ganz einfach auffindbar unter “Künstler” ->”Aktuelle Programme”. Auf einen Blick sind hier alle im laufenden Jahr verfügbaren und buchbaren Programme aufgeführt. Das erspart langes Suchen und Nachfragen. Nutze diese neue Möglichkeit und trage deine Stücke, deine Tour, deine Ausstellungsobjekte ein.
Schon bald können wir dir ARTS+ en français präsentieren! Derzeit sind noch Formulare und Details in der Übersetzung und Implementierung. Aber wir arbeiten auf Hochtouren daran. Sind wir damit auf dem richtigen Weg?
„Kunst ist nichts anderes als die Darstellung des Glaubens“ Franz Marc (Der Blaue Reiter)
A U S S C H R E I B U N G E N
WILDWUCHS FESTIVAL 2019
Mit dieser öffentlichen Ausschreibung werden Kunstschaffende mit und ohne Behinderungen eingeladen, einen Projektvorschlag einzureichen für eine künstlerische Auseinandersetzung mit der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK). Die Ausschreibung richtet sich an Kunstschaffende aus allen Disziplinen. Die Projekte sollen im öffentlichen Raum oder an ausgewählten Orten in Basel-Stadt und/ oder Basel-Land stattfinden.
Kurzentschlossene sind gebeten, bis zum 15. Oktober 2018 ein passendes Konzept abzugeben. Die diesjährige Ausstellung steht unter dem Motto „Freundschaft“.
Ort: Hotel Wartmann, Rudolfstr. 15, 8400 Winterthur
Was ist Segen eigentlich? Ist es vielleicht eine Floskel oder sogar eine abergläubische Beschwörung? Holzklopfen oder Segen?
Herzlich grüsst Dein ARTS+ Team
ENGLISH
How can I speak about faith? “How can I speak about faith?” A question I hear repeatedly from artists. It is a good question! But then I ask for more details: “Do you mean using art to speak about faith? If yes, is this something you really want to do? Or are you asking because you think that art has to speak explicitly about faith? – Or perhaps you mean something completely different, namely speaking about faith personally – leaving art aside?” It is usually the second that is meant. A good question indeed! It would be a pity if artists had the idea that ‘Everything that I have to say as a Christian I say with my art. Talking about faith is something that I cannot and need not do.’
Only for “the gifted”? Now, not everyone can speak equally eloquently and freely about faith. There is even the special gift of the “evangelist” (Ephesians 4,11). Unfortunately, however, the typical “evangelist” often thinks that other people can speak about faith with the same freedom and eloquence. In the worst case, they succeed in putting other people under pressure. This is called projecting gifts. In the best case, on the other hand, they infect others with their gift and encourage them. For speaking about faith must never be delegated to the specialists – the same is true of the task of praying for the sick or being a “pastor” to others (although there are special gifts in these cases too – on this see 1 Corinthians 12).
Losing one’s fear Do we have the wish for people around us to come to know Jesus Christ? Or is this wish buried under the fear that we might make a mistake or make a fool of ourselves when we tell them something about faith? We lose this fear if we keep the following in mind: in their hearts, many people have a longing for the chance to speak to somebody about the deep things of life. And we lose this fear even more if we listen to Jesus: “Do not worry about what to say or how to say it. At that time you will be given what to say, for it will not be you speaking, but the Spirit of your Father speaking through you.” (Matthew 10, 19+20). Jesus addresses these words to all those who have to answer for themselves to the political authorities. That is, to all those who feel particularly great fear. But this word applies to everyone who is afraid of speaking.
How Indians built bridges When Indians wished to build a bridge, they shot an arrow pulling a thin thread across the ravine. They used that to pull a string across – and with the string they pulled a rope, and then a number of ropes. What are the best ways of starting a conversation about God? Here are some ideas: Listen. – Ask this question: What drives you? – Ask: May I pray for you and your situation? – Tell about what drives you, what book you are reading at the moment, what you do on Sunday. What the most important thing is in your life.
An example In 2014, our friend, the pianist Martin Helmchen gave an interview for the online platform CONCERTI. Asked what he would like to have more time for, he replied, “Among other things, for theology”. After a certain time, the conversation came back to this. At the same time, this is a good example of how one can share something about faith – in the sense of steps towards building a bridge: It is of course difficult to find something that one wishes to express with music. What is the most important input from you in this regard? That is definitely the theology already mentioned, the Christian faith. For me personally, this is in fact even more important than music. And at the same time it is also an extremely powerful inspiration.
What concrete form does your involvement with that take? Above all, this takes place in the life of the congregation; I am in a free church in Berlin… and beyond that in the way in which I work with music and art: I read a lot, devote a lot of thought to it, and faith naturally has a practical side as well. Similar to the way in which music has both musicology and practical performance. Besides the exercise of reason, this includes for me meditation, short breaks from routine.(…)
How important to you is your involvement with faith? For me, it is absolutely central. Here, in my view, it is a matter of the truly important questions – even more than in music. Music is the most beautiful and highest expression of something beyond words, but it is definitely not a substitute for religion – in the way that many of my colleagues would say that for them music is sufficient as an act of devotion. Religion also becomes concrete for me in ethical principles, something that music neither does nor intends to do. And I must have someone whom I can think. I am not satisfied simply with a concert experience where I may have felt the touch of something transcendental – that for me is only the beginning of the search.
For you, is there a connection between the worlds of music and faith? I do not feel that they are separate at all. Music has of course always been had a place in the Christian religion. People in every epoch have probably sensed that music is the best means of expression for everything that is transcendental. And indeed the vocabulary is similar. Even when my non-believing colleagues describe a concert experience, it can happen that words like “revelation” or “sublime” are used.
Do you associate music-making with a higher aim? In every way. I would like to point towards something which I also attempt to describe in Christian terms. Something that others do not formulate, but perhaps also sense. It concerns something which is on a higher level than oneself. Communicating this to others is for me the highest aim in music.
Text: Beat Rink Translation: Bill Buchanan Link to the interview
DEUTSCH
Wie vom Glauben sprechen?
„Wie kann ich vom Glauben reden?“, fragen mich Künstler immer wieder. Die Frage ist gut! Ich frage dann aber nach: „Meinst Du, mit der Kunst vom Glauben reden? Wenn ja: Möchtest du das wirklich? Oder fragst du, weil du meinst, dass Kunst explizit vom Glauben sprechen muss? – Oder meinst du vielleicht etwas Anderes, nämlich persönlich vom Glauben reden – abseits der Kunst?“
Meist ist das Zweite gemeint. Die Frage ist wichtig! Es wäre schade, wenn Künstler denken würden: Alles, was ich als Christ zu sagen habe, sage ich mit meiner Kunst. Vom Glauben reden, das kann und muss ich auch nicht.
Nur für „Begabte“?
Nun kann nicht jeder gleich eloquent und locker vom Glauben reden. Es gibt sogar die besondere Begabung des „Evangelisten“ (Epheser 4,11). Leider meinen nun die typischen „Evangelisten“ oft, auch andere könnten so freimütig und eloquent vom Glauben reden. Im schlimmsten Fall setzen sie ihre Mitchristen unter Druck. Man nennt dies Gaben-Projektion. Im besseren Fall stecken sie aber andere mit ihrer Gabe an und ermutigen sie. Denn die Rede über den Glauben darf keinesfalls an die Spezialisten delegiert werden – ebenso wenig wie etwa die Aufgabe, für Kranke zu beten oder „Hirte“ für andere zu sein (obwohl es auch hier besondere Begabungen gibt – siehe dazu 1. Korinther 12).
Die Angst verlieren
Haben wir den Wunsch, dass Menschen in unserem Umfeld Jesus Christus kennen lernen? Oder ist dieser Wunsch unter der Angst verschüttet, dass wir einen Fehler machen oder uns blamieren könnten, wenn wir ihnen etwas vom Glauben erzählen?
Wir verlieren die Angst, wenn wir uns vor Augen halten: Viele Menschen sehnen sich im Grunde danach, dass sie mit jemandem über die tiefen Dinge des Lebens reden können.
Und wir verlieren die Angst noch mehr, wenn wir auf Jesus hören: „Sorgt nicht, wie oder was ihr reden sollt; denn es wird euch zu der Stunde gegeben werden, was ihr reden sollt. Denn nicht ihr seid es, die da reden, sondern eures Vaters Geist ist es, der durch euch redet.“ (Matthäus 10, 19+20). Jesus spricht dies all denen zu, die sich vor den politischen Obrigkeiten zu verantworten haben. Also all jenen, die besonders grosse Angst haben. Aber dieses Wort gilt jedem, der Angst vor dem Reden hat.
Wie Indianer eine Brücke schlugen
Wenn Indianer einen Brücke bauen wollten, schossen sie mit einem Pfeil einen dünnen Faden über das Tal. Daran zogen sie eine Schnur herüber – und an der Schnur ein Seil und dann mehrere Seile. Was sind feine Anfänge in einem Gespräch über Gott? Hier einige Ideen:
Zuhören. – Die Frage stellen: “Was bewegt dich?” – fragen: “Darf ich für dich und deine Situation beten?” – Davon erzählen, was dich bewegt, was du gerade liest, was du am Sonntag tust, was dir im Leben das Wichtigste ist….
Ein Beispiel
Für die Online-Plattform CONCERTI gab unser Freund, der Pianist Martin Helmchen 2014 ein Interview. Auf die Frage, wofür er gerne noch mehr Zeit hätte, antwortete er: unter anderem für Theologie.
Das Gespräch kam nach einer gewissen Zeit darauf zurück. Dieses Interview ist ein gutes Beispiel dafür, wie man etwas vom Glauben weitergeben kann – im Sinn eines ersten Brückenschlags. Hören wir hinein:
Es ist sicherlich schwierig, etwas zu finden, was man mit Musik ausdrücken will. Was ist diesbezüglich für Sie der wichtigste Input? Das ist definitiv die schon erwähnte Theologie, der christliche Glaube. Das ist mir persönlich auch tatsächlich noch wichtiger als die Musik. Und gleichzeitig ist es auch eine ganz starke Inspiration.
Wie findet konkret Ihre Auseinandersetzung damit statt? Die findet vor allem im Gemeindeleben statt. Ich bin in einer freien Gemeinde in Berlin… Und darüber hinaus so, wie ich mich auch mit Musik und Kunst beschäftige: Ich lese viel, setze mich gedanklich damit auseinander, und der Glaube hat natürlich auch eine praktische Seite. Ähnlich wie es in der Musik die Wissenschaft und die ausübende Praxis gibt. Neben der rationalen Beschäftigung steht für mich die Meditation, kleine Auszeiten.(…)
Was bedeutet Ihnen die Auseinandersetzung mit dem Glauben? Das ist für mich ganz zentral. Es geht für mich um die wirklich wichtigen Fragen – mehr noch als in der Musik. Musik ist der schönste und höchste Ausdruck von etwas Unaussprechlichem, aber sie ist eben kein Religionsersatz – so wie das viele meiner Kollegen sagen würden, dass ihnen die Musik Gottesdienst genug ist. Religion wird für mich auch in einer Ethik konkret, was Musik nicht tut und auch nicht will. Und ich muss jemanden haben, dem ich danken kann. Mir reicht das Konzerterlebnis nicht, wo ich vielleicht die Berührung mit etwas Transzendentem gespürt habe – da fängt für mich die Suche erst an.
Gibt es für Sie einen Zusammenhang zwischen den Welten Musik und Glaube? Ich empfinde das gar nicht als getrennt. Musik hat ja zur christlichen Religion immer dazugehört. Wahrscheinlich haben Menschen zu allen Zeiten gespürt, dass Musik das beste Ausdrucksmittel für alles Transzendente ist. Auch das Vokabular ist ja ein ähnliches. Selbst wenn meine nicht gläubigen Kollegen ein Konzerterlebnis beschreiben, kommt es vor, dass Worte wie „Offenbarung“ oder „göttlich“ fallen.
Verbinden Sie mit dem Musizieren ein höheres Ziel? Durchaus. Ich möchte auf etwas hinweisen, das ich auch versuche, in christlichen Begriffen zu beschreiben. Was andere nicht formulieren, aber vielleicht auch spüren. Es geht um etwas, was einem selbst übergeordnet ist. Dies zu vermitteln, ist für mich das höchste Ziel von Musik.
How can I speak about faith? “How can I speak about faith?” A question I hear repeatedly from artists. It is a good question! But then I ask for more details: “Do you mean using art to speak about faith? If yes, is this something you really want to do? Or are you asking because you think that art has to speak explicitly about faith? – Or perhaps you mean something completely different, namely speaking about faith personally – leaving art aside?” It is usually the second that is meant. A good question indeed! It would be a pity if artists had the idea that ‘Everything that I have to say as a Christian I say with my art. Talking about faith is something that I cannot and need not do.’
Only for “the gifted”? Now, not everyone can speak equally eloquently and freely about faith. There is even the special gift of the “evangelist” (Ephesians 4,11). Unfortunately, however, the typical “evangelist” often thinks that other people can speak about faith with the same freedom and eloquence. In the worst case, they succeed in putting other people under pressure. This is called projecting gifts. In the best case, on the other hand, they infect others with their gift and encourage them. For speaking about faith must never be delegated to the specialists – the same is true of the task of praying for the sick or being a “pastor” to others (although there are special gifts in these cases too – on this see 1 Corinthians 12).
Losing one’s fear Do we have the wish for people around us to come to know Jesus Christ? Or is this wish buried under the fear that we might make a mistake or make a fool of ourselves when we tell them something about faith? We lose this fear if we keep the following in mind: in their hearts, many people have a longing for the chance to speak to somebody about the deep things of life. And we lose this fear even more if we listen to Jesus: “Do not worry about what to say or how to say it. At that time you will be given what to say, for it will not be you speaking, but the Spirit of your Father speaking through you.” (Matthew 10, 19+20). Jesus addresses these words to all those who have to answer for themselves to the political authorities. That is, to all those who feel particularly great fear. But this word applies to everyone who is afraid of speaking.
How Indians built bridges When Indians wished to build a bridge, they shot an arrow pulling a thin thread across the ravine. They used that to pull a string across – and with the string they pulled a rope, and then a number of ropes. What are the best ways of starting a conversation about God? Here are some ideas: Listen. – Ask this question: What drives you? – Ask: May I pray for you and your situation? – Tell about what drives you, what book you are reading at the moment, what you do on Sunday. What the most important thing is in your life.
An example In 2014, our friend, the pianist Martin Helmchen gave an interview for the online platform CONCERTI. Asked what he would like to have more time for, he replied, “Among other things, for theology”. After a certain time, the conversation came back to this. At the same time, this is a good example of how one can share something about faith – in the sense of steps towards building a bridge: It is of course difficult to find something that one wishes to express with music. What is the most important input from you in this regard? That is definitely the theology already mentioned, the Christian faith. For me personally, this is in fact even more important than music. And at the same time it is also an extremely powerful inspiration.
What concrete form does your involvement with that take? Above all, this takes place in the life of the congregation; I am in a free church in Berlin… and beyond that in the way in which I work with music and art: I read a lot, devote a lot of thought to it, and faith naturally has a practical side as well. Similar to the way in which music has both musicology and practical performance. Besides the exercise of reason, this includes for me meditation, short breaks from routine.(…)
How important to you is your involvement with faith? For me, it is absolutely central. Here, in my view, it is a matter of the truly important questions – even more than in music. Music is the most beautiful and highest expression of something beyond words, but it is definitely not a substitute for religion – in the way that many of my colleagues would say that for them music is sufficient as an act of devotion. Religion also becomes concrete for me in ethical principles, something that music neither does nor intends to do. And I must have someone whom I can think. I am not satisfied simply with a concert experience where I may have felt the touch of something transcendental – that for me is only the beginning of the search.
For you, is there a connection between the worlds of music and faith? I do not feel that they are separate at all. Music has of course always been had a place in the Christian religion. People in every epoch have probably sensed that music is the best means of expression for everything that is transcendental. And indeed the vocabulary is similar. Even when my non-believing colleagues describe a concert experience, it can happen that words like “revelation” or “sublime” are used.
Do you associate music-making with a higher aim? In every way. I would like to point towards something which I also attempt to describe in Christian terms. Something that others do not formulate, but perhaps also sense. It concerns something which is on a higher level than oneself. Communicating this to others is for me the highest aim in music.
Text: Beat Rink Translation: Bill Buchanan Link to the interview
DEUTSCH
Wie vom Glauben sprechen?
„Wie kann ich vom Glauben reden?“, fragen mich Künstler immer wieder. Die Frage ist gut! Ich frage dann aber nach: „Meinst Du, mit der Kunst vom Glauben reden? Wenn ja: Möchtest du das wirklich? Oder fragst du, weil du meinst, dass Kunst explizit vom Glauben sprechen muss? – Oder meinst du vielleicht etwas Anderes, nämlich persönlich vom Glauben reden – abseits der Kunst?“
Meist ist das Zweite gemeint. Die Frage ist wichtig! Es wäre schade, wenn Künstler denken würden: Alles, was ich als Christ zu sagen habe, sage ich mit meiner Kunst. Vom Glauben reden, das kann und muss ich auch nicht.
Nur für „Begabte“?
Nun kann nicht jeder gleich eloquent und locker vom Glauben reden. Es gibt sogar die besondere Begabung des „Evangelisten“ (Epheser 4,11). Leider meinen nun die typischen „Evangelisten“ oft, auch andere könnten so freimütig und eloquent vom Glauben reden. Im schlimmsten Fall setzen sie ihre Mitchristen unter Druck. Man nennt dies Gaben-Projektion. Im besseren Fall stecken sie aber andere mit ihrer Gabe an und ermutigen sie. Denn die Rede über den Glauben darf keinesfalls an die Spezialisten delegiert werden – ebenso wenig wie etwa die Aufgabe, für Kranke zu beten oder „Hirte“ für andere zu sein (obwohl es auch hier besondere Begabungen gibt – siehe dazu 1. Korinther 12).
Die Angst verlieren
Haben wir den Wunsch, dass Menschen in unserem Umfeld Jesus Christus kennen lernen? Oder ist dieser Wunsch unter der Angst verschüttet, dass wir einen Fehler machen oder uns blamieren könnten, wenn wir ihnen etwas vom Glauben erzählen?
Wir verlieren die Angst, wenn wir uns vor Augen halten: Viele Menschen sehnen sich im Grunde danach, dass sie mit jemandem über die tiefen Dinge des Lebens reden können.
Und wir verlieren die Angst noch mehr, wenn wir auf Jesus hören: „Sorgt nicht, wie oder was ihr reden sollt; denn es wird euch zu der Stunde gegeben werden, was ihr reden sollt. Denn nicht ihr seid es, die da reden, sondern eures Vaters Geist ist es, der durch euch redet.“ (Matthäus 10, 19+20). Jesus spricht dies all denen zu, die sich vor den politischen Obrigkeiten zu verantworten haben. Also all jenen, die besonders grosse Angst haben. Aber dieses Wort gilt jedem, der Angst vor dem Reden hat.
Wie Indianer eine Brücke schlugen
Wenn Indianer einen Brücke bauen wollten, schossen sie mit einem Pfeil einen dünnen Faden über das Tal. Daran zogen sie eine Schnur herüber – und an der Schnur ein Seil und dann mehrere Seile. Was sind feine Anfänge in einem Gespräch über Gott? Hier einige Ideen:
Zuhören. – Die Frage stellen: “Was bewegt dich?” – fragen: “Darf ich für dich und deine Situation beten?” – Davon erzählen, was dich bewegt, was du gerade liest, was du am Sonntag tust, was dir im Leben das Wichtigste ist….
Ein Beispiel
Für die Online-Plattform CONCERTI gab unser Freund, der Pianist Martin Helmchen 2014 ein Interview. Auf die Frage, wofür er gerne noch mehr Zeit hätte, antwortete er: unter anderem für Theologie.
Das Gespräch kam nach einer gewissen Zeit darauf zurück. Dieses Interview ist ein gutes Beispiel dafür, wie man etwas vom Glauben weitergeben kann – im Sinn eines ersten Brückenschlags. Hören wir hinein:
Es ist sicherlich schwierig, etwas zu finden, was man mit Musik ausdrücken will. Was ist diesbezüglich für Sie der wichtigste Input? Das ist definitiv die schon erwähnte Theologie, der christliche Glaube. Das ist mir persönlich auch tatsächlich noch wichtiger als die Musik. Und gleichzeitig ist es auch eine ganz starke Inspiration.
Wie findet konkret Ihre Auseinandersetzung damit statt? Die findet vor allem im Gemeindeleben statt. Ich bin in einer freien Gemeinde in Berlin… Und darüber hinaus so, wie ich mich auch mit Musik und Kunst beschäftige: Ich lese viel, setze mich gedanklich damit auseinander, und der Glaube hat natürlich auch eine praktische Seite. Ähnlich wie es in der Musik die Wissenschaft und die ausübende Praxis gibt. Neben der rationalen Beschäftigung steht für mich die Meditation, kleine Auszeiten.(…)
Was bedeutet Ihnen die Auseinandersetzung mit dem Glauben? Das ist für mich ganz zentral. Es geht für mich um die wirklich wichtigen Fragen – mehr noch als in der Musik. Musik ist der schönste und höchste Ausdruck von etwas Unaussprechlichem, aber sie ist eben kein Religionsersatz – so wie das viele meiner Kollegen sagen würden, dass ihnen die Musik Gottesdienst genug ist. Religion wird für mich auch in einer Ethik konkret, was Musik nicht tut und auch nicht will. Und ich muss jemanden haben, dem ich danken kann. Mir reicht das Konzerterlebnis nicht, wo ich vielleicht die Berührung mit etwas Transzendentem gespürt habe – da fängt für mich die Suche erst an.
Gibt es für Sie einen Zusammenhang zwischen den Welten Musik und Glaube? Ich empfinde das gar nicht als getrennt. Musik hat ja zur christlichen Religion immer dazugehört. Wahrscheinlich haben Menschen zu allen Zeiten gespürt, dass Musik das beste Ausdrucksmittel für alles Transzendente ist. Auch das Vokabular ist ja ein ähnliches. Selbst wenn meine nicht gläubigen Kollegen ein Konzerterlebnis beschreiben, kommt es vor, dass Worte wie „Offenbarung“ oder „göttlich“ fallen.
Verbinden Sie mit dem Musizieren ein höheres Ziel? Durchaus. Ich möchte auf etwas hinweisen, das ich auch versuche, in christlichen Begriffen zu beschreiben. Was andere nicht formulieren, aber vielleicht auch spüren. Es geht um etwas, was einem selbst übergeordnet ist. Dies zu vermitteln, ist für mich das höchste Ziel von Musik.
The subject of the last TUNE IN was encouragement. In the Bible we also read of blessing.
But what is blessing really?What exactly do we receive when the pastor stretches out his hands at the end of the church service and blesses the congregation? Or when someone writes to us or says, “I wish you a shower of blessings”? Is this perhaps a stock phrase or even a superstitious incantation? Among artists, of course, we know these superstitious rituals (in German-speaking areas): spitting over the shoulder or saying “toi toi toi”. Or what do we do: knock on wood? So what is blessing? In the Bible we read how God does good to people. He saves them and blesses them.
The question is whether people want this and whether they actually reckon with it at all.
The Aaronic blessing in Numbers 6, 24-26helps us to understand what blessing is.
There we read:
1. “The Lord bless you and keep you.”What is meant here is protection. The protection does not come from a magic formula, but from the living God with whom Israel has a covenant relationship.
2. “The Lord make his face shine upon you and be gracious to you.” The theologian Wolfgang Bittner has pointed out that this is very close to the picture of a mother bending over her child full of love. God’s goodness and love are experienced in blessing.
3. “The Lord turn his face towards you and give you peace.” Life in society is included in the blessing. God turns his face towards you – and also has your surroundings in view.
So blessing is more than a wish and certainly not magic. It is a reality in which we allow the blessing from God (in whom we believe) to flow through us.The person giving the blessing is like a channel which opens itself for this stream of blessing. It is important to keep this channel open in an upwards direction (towards God) and also to direct it horizontally. Let us never close this channel! Even the humblest persons are to be blessed: Jesus blessed children, who in ancient times were not yet considered to be full human beings (Matthew 10, 13ff.) And one should also bless one’s enemies: “Bless them that curse you” (Matthew 5,44).* Perhaps God wants us to give a concrete blessing to many more people, although without making inflationary use of this spiritual reality and also without pushing people out of their depth by forcing a blessing on them.
A blessing at the bus stop
There is a story about this told by the Catholic theologian Urban Camenzind: One night he was standing at a bus stop and saw a troubled woman. He did not wish to approach her, but stayed at a distance and simply prayed for great blessing on her. Some weeks later, he encountered this woman again, and she looked at him full of joy and said, “That evening I got onto the bus and noticed that a great positive force was emanating from someone, a force which made me joyful. You must have been that man! What was happening there…?”
Let us reckon with God’s blessing! Could it be that art can become a channel of blessing? Where have we already experienced this? Should we replace our superstitious rituals by a heart-felt “May God bless you!”?
* What effect does this blessing have on the enemies? Perhaps they will recognise God’s goodness, which moves them to repentance (Romans 2,4). Perhaps a stop will be put to their evil deeds. Perhaps it will make peace possible. It is quite certain, however, that we, as the persons giving the blessing, will become more forgiving and grow in love.
Text: Beat Rink / Translation: Bill Buchanan Picture: Rembrandt Harmensz. van Rijn: Jacob Blessing the Children of Joseph (1656)
DEUTSCH
Im letzten TUNE IN war von Ermutigung die Rede. In der Bibel lesen wir auch vom Segen.
Aber was ist eigentlich Segen? Was bekommen wir genau, wenn der Pfarrer am Ende des Gottesdienstes die Hände ausbreitet und die Gemeinde segnet? Oder wenn jemand uns schreibt oder sagt: Ich wünsche dir viel Segen? Ist es vielleicht eine Floskel oder sogar eine abergläubische Beschwörung? Unter Künstlern kennt man sie ja: diese abergläubischen Rituale: Über die Schulter spucken oder „toi toi toi“ sagen. Oder was machen wir: Holz klopfen? Was ist also Segen?
In der Bibel wird davon berichtet, wie Gott den Menschen Gutes tut. Er rettet sie und er segnet sie. Die Frage ist, ob die Menschen das wollen und sie überhaupt damit rechnen. Der aaronitische Segen in 4.Mose 6, 24-26 hilft zu verstehen, was Segen ist. Es heisst dort:
1. „Der HERR segne dich und behüte dich“. Gemeint ist also Schutz. Es schützt keine Beschwörungsformel, sondern der lebendige Gott, mit dem Israel im Bund steht.
2. „Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.“ Der TheologeWolfgangBittner hat darauf aufmerksam gemacht, dass hier das Bild einer Mutter ganz nahe ist, die sich voller Liebe über ihr Kind beugt. Gottes Güte und Liebe wird im Segen erfahren.
3. „Der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.“ Das soziale Leben wird in den Segen mit einbezogen. Gott hebt sein Angesicht auf – und nimmt auch das Umfeld in den Blick.
Segen ist also mehr als ein Wunsch und sicher keine Magie. Er ist eine Realität, wo wir den Segen von Gott (an den wir glauben) durch uns hindurch fliessen lassen. Der Segnende ist wie ein Kanal, der sich für diesen Segensstrom öffnet. Es ist wichtig, diesen Kanal nach oben (zu Gott hin) offen zu halten und auch in die Horizontale zu richten. Verschliessen wir diesen Kanal nicht! Selbst die Niedrigsten sollen gesegnet werden: Jesus segnete die Kinder, die in der Antike noch nicht als richtige Menschen galten, (Matthäus 10, 13ff.) Und auch die Feinde sollen gesegnet sein: „Segnet eure Feinde“ (Matthäus 5,44). * Vielleicht will Gott, dass wir viel mehr andere Menschen konkret segnen, ohne diese geistliche Realität inflationär zu gebrauchen und auch ohne andere Menschen damit zu überfordern, indem wir ihnen Segen aufdrängen.
Segen an der Bushaltestelle
Dazu eine Begebenheit, die der katholische Theologe Urban Camenzinderzählte: Er stand eines Nachts an einer Bushaltestelle und sah eine betrübte Frau. Er wollte sich ihr nicht nähern, sondern betete mit einigem Abstand einfach um grossen Segen für sie. Einige Wochen später begegnete er dieser Frau wieder, die ihn freudestrahlend erkannte und sagte: „Ich stieg an jenem Abend in den Bus und merkte, dass von jemandem eine grosse positive Kraft ausging, die mich fröhlich machte. Dieser Mann müssen Sie gewesen sein! Was ist da gescheneh…?“
Rechnen wir mit dem Segen Gottes! Könnte es sein, dass Kunst zum Segens-Kanal wird? Wo haben wir dies schon erfahren? Sollten wir unsere aberläubischen Rituale durch ein ernst gemeintes „viel Segen!“ ersetzen?
* Was wird der Segen bei den Feinden bewirken? Vielleicht werden sie Gottes Güte erkennen, die sie zur Umkehr leitet (Römerbrief 2,4). Vielleicht werden sie in ihrem bösen Handeln gestoppt. Vielleicht wird dadurch Frieden möglich. Sicher werden aber wir selber, als Segnende, versöhnlicher werden und in der Liebe wachsen.
Text: Beat Rink Bild: Rembrandt Harmensz. van Rijn: Jacob Blessing the Children of Joseph (1656)
ENGLISH
The subject of the last TUNE IN was encouragement. In the Bible we also read of blessing.
But what is blessing really?What exactly do we receive when the pastor stretches out his hands at the end of the church service and blesses the congregation? Or when someone writes to us or says, “I wish you a shower of blessings”? Is this perhaps a stock phrase or even a superstitious incantation? Among artists, of course, we know these superstitious rituals (in German-speaking areas): spitting over the shoulder or saying “toi toi toi”. Or what do we do: knock on wood? So what is blessing? In the Bible we read how God does good to people. He saves them and blesses them.
The question is whether people want this and whether they actually reckon with it at all.
The Aaronic blessing in Numbers 6, 24-26helps us to understand what blessing is.
There we read:
1. “The Lord bless you and keep you.”What is meant here is protection. The protection does not come from a magic formula, but from the living God with whom Israel has a covenant relationship.
2. “The Lord make his face shine upon you and be gracious to you.” The theologian Wolfgang Bittner has pointed out that this is very close to the picture of a mother bending over her child full of love. God’s goodness and love are experienced in blessing.
3. “The Lord turn his face towards you and give you peace.” Life in society is included in the blessing. God turns his face towards you – and also has your surroundings in view.
So blessing is more than a wish and certainly not magic. It is a reality in which we allow the blessing from God (in whom we believe) to flow through us.The person giving the blessing is like a channel which opens itself for this stream of blessing. It is important to keep this channel open in an upwards direction (towards God) and also to direct it horizontally. Let us never close this channel! Even the humblest persons are to be blessed: Jesus blessed children, who in ancient times were not yet considered to be full human beings (Matthew 10, 13ff.) And one should also bless one’s enemies: “Bless them that curse you” (Matthew 5,44).* Perhaps God wants us to give a concrete blessing to many more people, although without making inflationary use of this spiritual reality and also without pushing people out of their depth by forcing a blessing on them.
A blessing at the bus stop
There is a story about this told by the Catholic theologian Urban Camenzind: One night he was standing at a bus stop and saw a troubled woman. He did not wish to approach her, but stayed at a distance and simply prayed for great blessing on her. Some weeks later, he encountered this woman again, and she looked at him full of joy and said, “That evening I got onto the bus and noticed that a great positive force was emanating from someone, a force which made me joyful. You must have been that man! What was happening there…?”
Let us reckon with God’s blessing! Could it be that art can become a channel of blessing? Where have we already experienced this? Should we replace our superstitious rituals by a heart-felt “May God bless you!”?
* What effect does this blessing have on the enemies? Perhaps they will recognise God’s goodness, which moves them to repentance (Romans 2,4). Perhaps a stop will be put to their evil deeds. Perhaps it will make peace possible. It is quite certain, however, that we, as the persons giving the blessing, will become more forgiving and grow in love.
Text: Beat Rink / Translation: Bill Buchanan Picture: Rembrandt Harmensz. van Rijn: Jacob Blessing the Children of Joseph (1656)
DEUTSCH
Im letzten TUNE IN war von Ermutigung die Rede. In der Bibel lesen wir auch vom Segen.
Aber was ist eigentlich Segen? Was bekommen wir genau, wenn der Pfarrer am Ende des Gottesdienstes die Hände ausbreitet und die Gemeinde segnet? Oder wenn jemand uns schreibt oder sagt: Ich wünsche dir viel Segen? Ist es vielleicht eine Floskel oder sogar eine abergläubische Beschwörung? Unter Künstlern kennt man sie ja: diese abergläubischen Rituale: Über die Schulter spucken oder „toi toi toi“ sagen. Oder was machen wir: Holz klopfen? Was ist also Segen?
In der Bibel wird davon berichtet, wie Gott den Menschen Gutes tut. Er rettet sie und er segnet sie. Die Frage ist, ob die Menschen das wollen und sie überhaupt damit rechnen. Der aaronitische Segen in 4.Mose 6, 24-26 hilft zu verstehen, was Segen ist. Es heisst dort:
1. „Der HERR segne dich und behüte dich“. Gemeint ist also Schutz. Es schützt keine Beschwörungsformel, sondern der lebendige Gott, mit dem Israel im Bund steht.
2. „Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.“ Der TheologeWolfgangBittner hat darauf aufmerksam gemacht, dass hier das Bild einer Mutter ganz nahe ist, die sich voller Liebe über ihr Kind beugt. Gottes Güte und Liebe wird im Segen erfahren.
3. „Der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.“ Das soziale Leben wird in den Segen mit einbezogen. Gott hebt sein Angesicht auf – und nimmt auch das Umfeld in den Blick.
Segen ist also mehr als ein Wunsch und sicher keine Magie. Er ist eine Realität, wo wir den Segen von Gott (an den wir glauben) durch uns hindurch fliessen lassen. Der Segnende ist wie ein Kanal, der sich für diesen Segensstrom öffnet. Es ist wichtig, diesen Kanal nach oben (zu Gott hin) offen zu halten und auch in die Horizontale zu richten. Verschliessen wir diesen Kanal nicht! Selbst die Niedrigsten sollen gesegnet werden: Jesus segnete die Kinder, die in der Antike noch nicht als richtige Menschen galten, (Matthäus 10, 13ff.) Und auch die Feinde sollen gesegnet sein: „Segnet eure Feinde“ (Matthäus 5,44). * Vielleicht will Gott, dass wir viel mehr andere Menschen konkret segnen, ohne diese geistliche Realität inflationär zu gebrauchen und auch ohne andere Menschen damit zu überfordern, indem wir ihnen Segen aufdrängen.
Segen an der Bushaltestelle
Dazu eine Begebenheit, die der katholische Theologe Urban Camenzinderzählte: Er stand eines Nachts an einer Bushaltestelle und sah eine betrübte Frau. Er wollte sich ihr nicht nähern, sondern betete mit einigem Abstand einfach um grossen Segen für sie. Einige Wochen später begegnete er dieser Frau wieder, die ihn freudestrahlend erkannte und sagte: „Ich stieg an jenem Abend in den Bus und merkte, dass von jemandem eine grosse positive Kraft ausging, die mich fröhlich machte. Dieser Mann müssen Sie gewesen sein! Was ist da gescheneh…?“
Rechnen wir mit dem Segen Gottes! Könnte es sein, dass Kunst zum Segens-Kanal wird? Wo haben wir dies schon erfahren? Sollten wir unsere aberläubischen Rituale durch ein ernst gemeintes „viel Segen!“ ersetzen?
* Was wird der Segen bei den Feinden bewirken? Vielleicht werden sie Gottes Güte erkennen, die sie zur Umkehr leitet (Römerbrief 2,4). Vielleicht werden sie in ihrem bösen Handeln gestoppt. Vielleicht wird dadurch Frieden möglich. Sicher werden aber wir selber, als Segnende, versöhnlicher werden und in der Liebe wachsen.
Text: Beat Rink Bild: Rembrandt Harmensz. van Rijn: Jacob Blessing the Children of Joseph (1656)
«Das Wildwuchs Festival Basel ermöglicht Begegnungen zwischen Leuten mit ganz unterschiedlichen Besonderheiten. Diese Besonderheiten werden hier von Einschränkung oder sogenannten Behinderungen zu Fähigkeiten, zu Talenten, zur Chance auf eine besondere Sichtweise auf das Leben und die Welt.»
Aus der Begründung zur Verleihung des Schweizer Theaterpreises 2018 Wildwuchs stärkt Aussenseiterpositionen, fördert kulturelle Vielfalt, Diversität und Nonkonformismus. Es präsentiert und diskutiert neue Tanz- und Theaterformen und ermöglicht Menschen in allen Lebenssituationen die aktive Teilnahme am kulturellen Leben. Für die Festivalausgabe 2019 lanciert Wildwuchs einen Projektparcours mit verschiedenen künstlerischen Formaten. Thematischer Ausgangspunkt ist der aktuelle Stand der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) in der Schweiz und speziell in Basel. Mit dieser öffentlichen Ausschreibung laden wir schweizweit Kunstschaffende mit und ohne Behinderungen ein, einen Projektvorschlag einzureichen für eine künstlerische Auseinandersetzung mit der UN-BRK. Die Ausschreibung richtet sich an Kunstschaffende aus allen Disziplinen. Die Projekte sollen im öffentlichen Raum oder an ausgewählten Orten in Basel-Stadt und/ oder Basel-Land stattfinden. Projekte mit interessanten Zugriffen und Herangehensweisen auf das Thema werden von einer Jury ausgewählt, um dann im Rahmen des Wildwuchs Festivals 2019 produziert und innerhalb eines Parcours öffentlich präsentiert zu werden. Wildwuchs interessiert sich vorrangig dafür, Unmittelbarkeit herzustellen und Begegnungen auf Augenhöhe zu ermöglichen. Eine Jury wählt aus den Einsendungen 5 Projekte zur Umsetzung aus. Dabei interessiert sowohl die inhaltliche Auseinandersetzung, die qualitativ ästhetische Umsetzung sowie der Einbezug Betroffener. Die Projektergebnisse werden im Rahmen des Wildwuchs Festivals 2019 der Öffentlichkeit präsentiert.
One of the most important and most beautiful fruits of fellowship among artists is mutual encouragement.
Not a one-way street
Encouragement should not be a one-way street. It is easy to expect encouragement from others (from an audience, for example), but very much more difficult to overcome one’s self-centredness and to praise others. “Love until it hurts”was Mother Teresa’smaxim.
This pain may perhaps be felt where one receives no encouragement back from others. Or where one knows that the other is a better artist. This painful training in love causes us to mature and is toxic for one’s own egoism. Where, in the coming days, can I encourage someone until it hurts?
Hard-hitting encouragement
Hard-hitting criticism can be discouraging. But encouragement, too, can be hard-hitting and merciless. Unlike competitive thinking, however, it does not intend to hurt, but sometimes it has to. This is motivated by love and by the hope that the other will become better. I can remember how one of my aunts, who was among the best puppeteers of her generation, came to visit my mother and afterwards left our house in tears. Why? With a heavy heart, my mother had pointed out to her cousin some weak points in the dramatic scheme of her puppet theatre piece. Years later, my aunt, whose name was Therese Keller (1923-1972), came to see my mother again and admitted to her that this criticism had been unbelievably painful, but at the same time it had given her a direction for the future. “Hard-hitting encouragement” is an art. And it involves a high risk. It can break a friendship. But it can also bring depth to a friendship and bear beautiful fruit.
Encouragement from heaven
In the Letter to the Hebrews we read of the “cloud of witnesses” who look down to us from heaven and encourage us like enthusiastic spectators in a sport stadium. The Letter to the Hebrews correspondingly uses sport terminology: “Therefore, since we are surrounded by such a great cloud of witnesses, let us throw off everything that hinders and the sin that so easily entangles, and let us run with perseverance the race marked out for us. Let us fix our eyes on Jesus, the author and perfect of our faith, who for the joy set before him endured the cross, scorning its shame, and sat down at the right hand of the throne of God…” (Hebrews 12,1+2).
Sin (taking the wrong direction, missing one’s goal, egoism, forgetting God, disproportionate worrying etc.) makes us tired. What, then, is the “cloud of witnesses”? The answer is found in Hebrews 11, where model examples of faith from the books of the Old Testament are listed. The story of their lives encourages us. It shows that God neither forgets nor fails anyone who trusts in him. This remains true, even if life does not always go from peak to peak, but also leads through valleys. But it is especially in the valley that God’s help is present. And it is entirely permissible for us to picture with our inner eye a “cloud of witnesses” encouraging us like a frenetic crowd at a sports event. Sometimes we can allow ourselves to ask for a quite concrete encouragement from heaven.
Ilie Croitroru, a young conductor from Moldova(he is organising a Crescendo Festival in the town of Cahul between 24th and 26th September), recently recalled the following at a conference: “At the age of 16, I went to another town to study music. I had hardly any money, and what I had was used up quickly. I slept in an almost unheated room and was hungry. One night I cried out to God for help. I prayed, ‘You see that my father is a faithful pastor and that money is short in our family. But you know he made an agreement with you that he would take care of your children – and you were to take care of his children. Now please take care of me, God. I am hungry.’ – I fell asleep during this prayer. The next morning, the owner of the house knocked on my door and said that an Orthodox priest had handed in a parcel for me. He gave it to me. It was a big parcel – full of food!”
Where can I remind myself in the next few days of the “cloud of witnesses”?
Where should I find (in the sense of Hebrews 12) the right, purposeful orientation and strength to continue to run? Where can I ask God for an absolutely concrete encouragement?
Text: Beat Rink / Translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
Eine der wichtigsten und schönsten Früchte einer Gemeinschaft unter Künstlern ist die gegenseitige Ermutigung.
Keine Einbahnstrasse
Ermutigung soll keine Einbahnstrasse sein. Es ist einfach, von anderen (etwa vom Publikum) Ermutigung zu erwarten, aber ungleich schwieriger, seine Ich-Zentriertheit zu überwinden und andere zu loben. „Lieben, bis es schmerzt“, war der Leitspruch von Mutter Theresa. Der Schmerz wird vielleicht dort spürbar, wo man selber vom anderen keine Ermutigung bekommt. Oder wo man weiss, dass der andere der bessere Künstler ist. Diese schmerzvolle Liebesübung lässt reifen und ist Gift für den eigenen Egoismus. Wo kann ich in diesen Tagen jemanden ermutigen, bis es schmerzt?
Knallharte Ermutigung
Knallharte Kritik kann entmutigen. Aber auch Ermutigung kann knallhart und schonungslos sein. Sie will jedoch nicht verletzen wie Konkurrenzdenken, aber sie muss es manchmal. Ihr Motiv ist die Liebe und die Hoffnung, dass der andere besser wird. Ich erinnere mich daran, wie eine Tante von mir, die zu den besten Puppenspielerinnen ihrer Generation gehörte, bei meiner Mutter zu Besuch war und danach unser Haus weinend verliess. Warum? Meine Mutter hatte ihrer Cousine schweren Herzens einige Schwachstellen in der Dramaturgie ihres Puppenspiels aufgezeigt. Nach Jahren kam Therese Keller (1923-1972), so hiess meine Tante, wieder auf meine Mutter zu und gestand ihr, dass diese Kritik unglaublich schmerzhaft, aber zugleich zukunftsweisend gewesen sei.
„Knallharte Ermutigung“ ist eine Kunst. Und sie ist riskiert viel. Eine Freundschaft kann daran zerbrechen. Aber sie kann eine Freundschaft auch vertiefen und schöne Früchte tragen.
Ermutigung vom Himmel
Wir lesen im Hebräerbrief von der „Wolke der Zeugen“, die im Himmel auf uns herabblicken und uns ermutigen wie ein sportbegeistertes Publikum auf der Tribüne. Der Hebräerbrief gebraucht denn auch die Terminologie aus dem Sport: „Darum wir auch, dieweil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, lasset uns ablegen die Sünde, so uns immer anklebt und träge macht, und lasset uns laufen durch Geduld in dem Kampf, der uns verordnet ist. 2und aufsehen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens; welcher, da er wohl hätte mögen Freude haben, erduldete das Kreuz und achtete der Schande nicht und hat sich gesetzt zur Rechten auf den Stuhl Gottes.…“(Hebräer 12,1+2)
Uns macht Sünde (falsche Orientierung, Zielverfehlung, Egoismus, Gottvergessenheit, übermässige Sorge usw.) müde.
Was ist nun die „Wolke der Zeugen?“ Die Antwort gibt Hebräer 11, wo Glaubens-Vorbilder aus den alttestamentlichen Büchern angeführt werden. Ihre Lebensgeschichte ermutigt. Sie zeigt auf, wie Gott niemanden vergisst und im Stich lässt, der auf ihn vertraut. Dies, obwohl das Leben nicht immer ein Höhenflug ist, sondern auch durch Täler geht. Aber auch gerade im Tal ist Gotte Hilfe da. Und wir dürfen uns ruhig vor dem inneren Auge ausmalen, wie uns eine „Wolke von Zeugen“ ermutigt wie ein frenetisches Sportpublikum. Manchmal dürfen wir um eine ganz konkrete Ermutigung aus dem Himmel bitten.
Ilie Croitroru, ein Dirigent aus Moldawien (vom 24.-26.9. organisiert er ein Crescendo-Festival in der StadtCahul), hat kürzlich auf einer Konferenz Folgendes erzählt:„Mit sechzehn Jahren kam ich in eine andere Stadt, um Musik zu studieren. Ich hatte kaum Geld, und dieses war auch schnell aufgebraucht. Ich schlief in einem kaum geheizten Zimmer und hatte Hunger. Eines Nachts flehte ich Gott um Hilfe an. Ich betete: Du siehst, dass mein Vater ein treuer Pastor und dass in unserer Familie das Geld knapp ist. Er hatte es ja mit Dir abgemacht, dass er sich um Deine Kinder kümmern würde – und Du Dich um seine Kinder kümmern solltest. Bitte kümmere Dich nun um mich, Gott. Ich habe Hunger. – Über diesem Gebet schlief ich ein. Am anderen Morgen klopfte der Hausbesitzer an meine Tür und sage, ein orthodoxer Priester habe für mich ein Paket abgegeben. Er gab es mir. Es war ein grosses Paket – voller Esswaren!“
Wo darf ich mich in der nächsten Zeit an die „Wolke der Zeugen“ erinnern?
Wo soll ich (gemäss Hebräer 12) die richtige Zielorientierung und Kraft zum Weiterrennen gewinnen? Wo darf ich Gott um eine ganz konkrete Ermutigung bitten?
Text: Beat Rink
ENGLISH
One of the most important and most beautiful fruits of fellowship among artists is mutual encouragement.
Not a one-way street
Encouragement should not be a one-way street. It is easy to expect encouragement from others (from an audience, for example), but very much more difficult to overcome one’s self-centredness and to praise others. “Love until it hurts”was Mother Teresa’smaxim.
This pain may perhaps be felt where one receives no encouragement back from others. Or where one knows that the other is a better artist. This painful training in love causes us to mature and is toxic for one’s own egoism. Where, in the coming days, can I encourage someone until it hurts?
Hard-hitting encouragement
Hard-hitting criticism can be discouraging. But encouragement, too, can be hard-hitting and merciless. Unlike competitive thinking, however, it does not intend to hurt, but sometimes it has to. This is motivated by love and by the hope that the other will become better. I can remember how one of my aunts, who was among the best puppeteers of her generation, came to visit my mother and afterwards left our house in tears. Why? With a heavy heart, my mother had pointed out to her cousin some weak points in the dramatic scheme of her puppet theatre piece. Years later, my aunt, whose name was Therese Keller (1923-1972), came to see my mother again and admitted to her that this criticism had been unbelievably painful, but at the same time it had given her a direction for the future. “Hard-hitting encouragement” is an art. And it involves a high risk. It can break a friendship. But it can also bring depth to a friendship and bear beautiful fruit.
Encouragement from heaven
In the Letter to the Hebrews we read of the “cloud of witnesses” who look down to us from heaven and encourage us like enthusiastic spectators in a sport stadium. The Letter to the Hebrews correspondingly uses sport terminology: “Therefore, since we are surrounded by such a great cloud of witnesses, let us throw off everything that hinders and the sin that so easily entangles, and let us run with perseverance the race marked out for us. Let us fix our eyes on Jesus, the author and perfect of our faith, who for the joy set before him endured the cross, scorning its shame, and sat down at the right hand of the throne of God…” (Hebrews 12,1+2).
Sin (taking the wrong direction, missing one’s goal, egoism, forgetting God, disproportionate worrying etc.) makes us tired. What, then, is the “cloud of witnesses”? The answer is found in Hebrews 11, where model examples of faith from the books of the Old Testament are listed. The story of their lives encourages us. It shows that God neither forgets nor fails anyone who trusts in him. This remains true, even if life does not always go from peak to peak, but also leads through valleys. But it is especially in the valley that God’s help is present. And it is entirely permissible for us to picture with our inner eye a “cloud of witnesses” encouraging us like a frenetic crowd at a sports event. Sometimes we can allow ourselves to ask for a quite concrete encouragement from heaven.
Ilie Croitroru, a young conductor from Moldova(he is organising a Crescendo Festival in the town of Cahul between 24th and 26th September), recently recalled the following at a conference: “At the age of 16, I went to another town to study music. I had hardly any money, and what I had was used up quickly. I slept in an almost unheated room and was hungry. One night I cried out to God for help. I prayed, ‘You see that my father is a faithful pastor and that money is short in our family. But you know he made an agreement with you that he would take care of your children – and you were to take care of his children. Now please take care of me, God. I am hungry.’ – I fell asleep during this prayer. The next morning, the owner of the house knocked on my door and said that an Orthodox priest had handed in a parcel for me. He gave it to me. It was a big parcel – full of food!”
Where can I remind myself in the next few days of the “cloud of witnesses”?
Where should I find (in the sense of Hebrews 12) the right, purposeful orientation and strength to continue to run? Where can I ask God for an absolutely concrete encouragement?
Text: Beat Rink / Translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
Eine der wichtigsten und schönsten Früchte einer Gemeinschaft unter Künstlern ist die gegenseitige Ermutigung.
Keine Einbahnstrasse
Ermutigung soll keine Einbahnstrasse sein. Es ist einfach, von anderen (etwa vom Publikum) Ermutigung zu erwarten, aber ungleich schwieriger, seine Ich-Zentriertheit zu überwinden und andere zu loben. „Lieben, bis es schmerzt“, war der Leitspruch von Mutter Theresa. Der Schmerz wird vielleicht dort spürbar, wo man selber vom anderen keine Ermutigung bekommt. Oder wo man weiss, dass der andere der bessere Künstler ist. Diese schmerzvolle Liebesübung lässt reifen und ist Gift für den eigenen Egoismus. Wo kann ich in diesen Tagen jemanden ermutigen, bis es schmerzt?
Knallharte Ermutigung
Knallharte Kritik kann entmutigen. Aber auch Ermutigung kann knallhart und schonungslos sein. Sie will jedoch nicht verletzen wie Konkurrenzdenken, aber sie muss es manchmal. Ihr Motiv ist die Liebe und die Hoffnung, dass der andere besser wird. Ich erinnere mich daran, wie eine Tante von mir, die zu den besten Puppenspielerinnen ihrer Generation gehörte, bei meiner Mutter zu Besuch war und danach unser Haus weinend verliess. Warum? Meine Mutter hatte ihrer Cousine schweren Herzens einige Schwachstellen in der Dramaturgie ihres Puppenspiels aufgezeigt. Nach Jahren kam Therese Keller (1923-1972), so hiess meine Tante, wieder auf meine Mutter zu und gestand ihr, dass diese Kritik unglaublich schmerzhaft, aber zugleich zukunftsweisend gewesen sei.
„Knallharte Ermutigung“ ist eine Kunst. Und sie ist riskiert viel. Eine Freundschaft kann daran zerbrechen. Aber sie kann eine Freundschaft auch vertiefen und schöne Früchte tragen.
Ermutigung vom Himmel
Wir lesen im Hebräerbrief von der „Wolke der Zeugen“, die im Himmel auf uns herabblicken und uns ermutigen wie ein sportbegeistertes Publikum auf der Tribüne. Der Hebräerbrief gebraucht denn auch die Terminologie aus dem Sport: „Darum wir auch, dieweil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, lasset uns ablegen die Sünde, so uns immer anklebt und träge macht, und lasset uns laufen durch Geduld in dem Kampf, der uns verordnet ist. 2und aufsehen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens; welcher, da er wohl hätte mögen Freude haben, erduldete das Kreuz und achtete der Schande nicht und hat sich gesetzt zur Rechten auf den Stuhl Gottes.…“(Hebräer 12,1+2)
Uns macht Sünde (falsche Orientierung, Zielverfehlung, Egoismus, Gottvergessenheit, übermässige Sorge usw.) müde.
Was ist nun die „Wolke der Zeugen?“ Die Antwort gibt Hebräer 11, wo Glaubens-Vorbilder aus den alttestamentlichen Büchern angeführt werden. Ihre Lebensgeschichte ermutigt. Sie zeigt auf, wie Gott niemanden vergisst und im Stich lässt, der auf ihn vertraut. Dies, obwohl das Leben nicht immer ein Höhenflug ist, sondern auch durch Täler geht. Aber auch gerade im Tal ist Gotte Hilfe da. Und wir dürfen uns ruhig vor dem inneren Auge ausmalen, wie uns eine „Wolke von Zeugen“ ermutigt wie ein frenetisches Sportpublikum. Manchmal dürfen wir um eine ganz konkrete Ermutigung aus dem Himmel bitten.
Ilie Croitroru, ein Dirigent aus Moldawien (vom 24.-26.9. organisiert er ein Crescendo-Festival in der StadtCahul), hat kürzlich auf einer Konferenz Folgendes erzählt:„Mit sechzehn Jahren kam ich in eine andere Stadt, um Musik zu studieren. Ich hatte kaum Geld, und dieses war auch schnell aufgebraucht. Ich schlief in einem kaum geheizten Zimmer und hatte Hunger. Eines Nachts flehte ich Gott um Hilfe an. Ich betete: Du siehst, dass mein Vater ein treuer Pastor und dass in unserer Familie das Geld knapp ist. Er hatte es ja mit Dir abgemacht, dass er sich um Deine Kinder kümmern würde – und Du Dich um seine Kinder kümmern solltest. Bitte kümmere Dich nun um mich, Gott. Ich habe Hunger. – Über diesem Gebet schlief ich ein. Am anderen Morgen klopfte der Hausbesitzer an meine Tür und sage, ein orthodoxer Priester habe für mich ein Paket abgegeben. Er gab es mir. Es war ein grosses Paket – voller Esswaren!“
Wo darf ich mich in der nächsten Zeit an die „Wolke der Zeugen“ erinnern?
Wo soll ich (gemäss Hebräer 12) die richtige Zielorientierung und Kraft zum Weiterrennen gewinnen? Wo darf ich Gott um eine ganz konkrete Ermutigung bitten?
Text: Beat Rink
Für: DOMINO RACE …oder wie eins zum andern führt
Ein Tanzprojekt im öffentlichen Raum von Kollektiv F und Dampfzentrale Bern
Wann: Sonntag 14. Oktober 10 – 14 Uhr
Wo: Probebühne, Tanzstudio Dampfzentrale Bern
Wer: Professionelle zeitgenössische Tänzer*innen
Ein Körper stösst an einen anderen, dieser strauchelt, versperrt einem dritten den Weg. Der weicht aus. Einer fällt. Einer wird gehalten. Jener wird nur durch einen Blick gestreift, doch der Blick löst eine Bewegung und eine neue Begegnung aus. Mal sind es zwei, mal drei, mal viele Körper, die zufällig zusammentreffen und physisch aufeinander reagieren. Es entsteht eine Folge von Bewegungen, eine Kette von Reaktionen über viele Körper hinweg.
«Domino Race» basiert auf der Idee eines Dominos aus menschlichen Körpern im öffentlichen Raum. Wir kreieren auf der Strasse scheinbar zufällige Situationen, welche durch ihre Gestaltung aus dem Alltag herausstechen und einen Lauf von menschlichen Begegnungen im öffentlichen Raum lostreten. So entsteht eine Verkettung von Situationen. Wo hat der Zufall Einfluss auf unser Leben? Was wäre geworden, wenn ich damals die andere Strassenseite gewählt hätte? Erreicht mich eine flüchtige Begegnung? Verändert mich eine Berührung?
An «Domino Race» sind ca. 12 Tänzerinnen und Tänzer beteiligt, die sich zusammen mit dem Publikum auf einen Parcours machen und erleben, wie eins zum anderen führt. Diese Ereigniskette erfolgt über 7- 10 Stationen von Bärenplatz über die Bundesterrasse, den Marzilistutz hinunter, durchs Marzilibad in die Dampfzentrale.
Proben: Di 23. April – Do 2. Mai in der Dampfzentrale Bern
Vier Vorstellungen: Fr 3. – So 5. Mai 2019 in der Stadt Bern
Konzept und Künstlerische Leitung: Anna Heinimann und Luzius Engel
Konzeptionelle Mitarbeit: Maja Brönnimann und Lena Boss
“Psaltery and harp, awake!”, the church sings in the original German version of “Praise to the Lord, the Almighty” [“Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren”] by Joachim Neander (1680) or in the eponymous Bach choral cantata BWV 137 (1725).
What does this metaphor mean? Why and how should the instruments awake?
By the way, is the same statement applicable to paintbrush and writer’s pen or computer, to photographic and film cameras, to dancing shoes and theatrical costumes?
The verse is found in Psalm 57 (and also in Psalm 108).
David leaves the cave
Let us start with this question: Who is the speaker in Psalm 57? It is David, who hid from Saul in a cave. In desperate straits, he asks God for help.
After 5 verses of intensive pleading, which brings us to the middle of the Psalm, the mood is however transformed. Now David is no longer asking to be rescued. Is it as if, having just emerged from the darkness of his cave, he has let his gaze sweep over the earth. What does he see there? The land in which his enemies are still looking for him. But, in his inner eye, he simultaneously sees God’s glory (Hebr.: kabod) which spreads over the earth and which increasingly dispels any fear he has of his enemies. His enemies even fall into the ditch they dug themselves. Like a boomerang, their evil returns to them. Is this likewise part of the inner vision, or is it something he has already experienced? We do not know. The important point is that David knows this: This is what happens. God is greater than my enemies.
A question along the way: Where do we lack courage and feel anxiety? Where have we withdrawn into a cave in order to hide from other people or from unpleasant situations? Why not step out of the cave and find a new vision of God’s glory? Have we already experienced how what oppresses us then loses its power little by little?
David’s kabod awakes
David’s experience “makes his heart steadfast” and leads him to praise God: “I will sing and make music” (verse 7). In verse 8, the future king of Israel calls on his own “soul”: “Awake!” In the original Hebrew text, the actual word used is kabod (= magnificence, dignity, splendour). In the earlier verse 5 (as almost everywhere else in the Bible), the word has already been used as a characteristic of God. God is magnificent! But God has also “crowned [man] with glory and honour” (Psalm 8, 5). Here a “mysterious point of identity between God and man becomes visible” (according to the Old Testament scholar Gerhard von Rad).
This means that the dignity, the glory of man should awake.
How should one understand this? Perhaps in the sense that David – and with him everyone who leaves a cave and “sees” God’s glory – awakes to a new self-awareness. So this self-awareness comes from an awareness of God and not, as modern man defines it, from a dependence on God. David probably meant it this way: “My experience tells me that I have a kabod even in the midst of persecution because I belong to a glorious God. It is this awareness that should awake in me!”
David’s instruments awake
Now, in verse 8, we read: “Awake, harp and lyre!”. One could understand it this way: Now the artistic gifts should “awake”. Here, too, this is no existentially autonomous artist who thinks that his art is better, the freer it is from any reference to God. The wish is for the instruments to awake in order to praise God!
A question as we go: Do we believe that our artistic potential can “awake” precisely due to a dependence on God? Of course, we do not call on our tools and instruments to “awake” in poetically metaphorical language. But we can pray for an “artistic awakening” – in our own creative work and also in that of others!
The dawn awakes
The second sentence in verse 8 is: “I will awaken the dawn!” What does this mean? It is easier for us to say what it certainly does not mean. David has no fantasies of (artistic) omnipotence and does mean that the dawn is waiting for his music. Nor is he in any sense a Romantic before his time, joining in these wonderful verses by Joseph von Eichendorff (1788-1857): “A song sleeps in all things /which dream eternally around us / and the world begins to sing / if you only find the magic word” [“Schläft ein Lied in allen Dingen, / die da träumen fort und fort / und die Welt hebt an zu singen / triffst du nur das Zauberwort”].
Nor can it simply mean that David likes to get up early… although that might be true. My guess is that David expects that his praise of God will not remain a private experience, but that it will spread. The glory of God should be spread across the world and awake the entire creation to praise God – through music. David believes that music leads others into the glory of God and into praising God.
Prayer:
Law, help me to understand this threefold wake-up call by David to his own kabod, to his instruments and to the dawn. But first help me to emerge from my cave and to remind myself of your glory. Let me experience how that which oppresses me loses its strength. I pray that you will awaken in me an awareness of the dignity and splendour that you have given me. And even if I do not make the same kind of art as those who lead the praise of God in church: Awaken my art, whose purpose is to honour you. And help it to awaken something in other people – even if it is only a distant impression of your kabod. Amen.
Text: Beat Rink / Translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
„Psalter und Harfe, wacht auf!“singen wir in der Kirche mit dem Lied „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren“ von Joachim Neander (1680) oder mit der gleichnamigen Bach-Chorkantate BWV 137 (1725).
Was bedeutet diese Metapher? Warum und wie sollen die Instrumente aufwachen? Gilt dasselbe übrigens auch für Pinsel und Schreibstift oder Computer, für Foto- und und Filmkamera, für Tanzschuhe und Theaterkostüm? Der Vers steht im Psalm 57 (und auch in Psalm 108)
David verlässt die Höhle
Fragen wir zuerst: Wer spricht in Psalm 57? Es ist David, der sich vor Saul in einer Höhle versteckt. Er bittet Gott in höchster Bedrängnis um Hilfe.
Nach 5 Versen intensiven Flehens, das heisst in der Mitte des Psalms, schlägt die Stimmung allerdings um. David bittet nun nicht mehr um Rettung. Es ist, als sei er soeben aus seiner Höhlendunkelheit hinausgetreten und habe seinen Blick über die Erde schweifen lassen. Was sieht er da? Das Gebiet, in dem seine Feinde immer noch nach ihm suchen. Aber vor seinem inneren Auge sieht er zugleich Gottes Herrlichkeit (hebr. Kabod), die sich über die Erde ausbreitet, und die die Furcht vor den Feinden immer mehr vertreibt. Die Feinde fallen sogar in die eigene Grube. Wie ein Bumerang fällt ihre Bosheit auf sie selbst zurück. Ist dies ebenfalls Teil der inneren Schau oder schon Erfahrung? Wir wissen es nicht. Wichtig ist, dass David weiss: So geschieht es. Gott ist grösser als meine Feinde.
Zwischenfrage:
Wo sind wir mutlos und verängstigt? Wo haben wir uns in eine Höhle zurückgezogen, um uns vor anderen Menschen oder vor unangenehmen Situationen zu verstecken? Warum nicht aus der Höhle heraustreten und eine neue Sicht für Gott Herrlichkeit gewinnen? Haben wir schon erfahren, wie das, was uns bedrängt, dann Stück für Stück an Macht verliert?
Davids Kabod erwacht
Davids Erfahrung „festigt das Herz“und führt ihn zum Gotteslob: „Ich will singen und spielen“ (Vers 8). In Vers 9 ruft der künftige König Israels nun seiner eigenen „Seele“ zu: „Wach auf!“ Im hebräischen Urtext steht eigentlich das Wort Kabod (= Herrlichkeit, Würde, Glanz). Kabod ist schon im vorausgehenden Vers 6 (wie auch sonst fast überall in der Bibel) eine Eigenschaft Gottes. Gott ist herrlich! Aber Gott hat auch den Menschen mit Würde, mit „Herrlichkeit und Pracht“ausgestattet (Psalm 8,6). Hier ist ein „geheimnisvoller Identitätspunkt zwischen Mensch und Gott sichtbar“ (der Alttestamentler Gerhard von Rad)
Das heisst: Die Würde, die Herrlichkeit des Menschen soll erwachen. Wie kann man das verstehen? Vielleicht so, dass David – und mit ihm jeder, der aus einer Höhle heraustritt und Gottes Herrlichkeit „sieht“, zu einem neuen Selbstbewusstsein erwacht. Dieses Selbstbewusstsein kommt also aus einem Gottesbewusstsein und nicht, wie es der moderne Mensch definiert, aus der Unabhängigkeit von Gott. David meinte es wohl so: „Ich erfahre, dass ich mitten in einer Verfolgungssituation einen Kabod habe, weil ich zu einem herrlichen Gott gehöre. Dieses Bewusstsein soll nun in mir erwachen!“
Davids Instrumente erwachen
Nun, in Vers 9, heisst es: „Harfe und Psalter, wacht auf!“ Man kann es so verstehen: Jetzt sollen auch die die künstlerischen Gaben erwachen. Auch hier spricht kein existentiell autonomer Künstler, der meint, seine Kunst sei umso besser, je freier sie von jedem Gottesbezug ist. Die Instrumente sollen zum Gotteslob erwachen!
Zwischenfrage: Glauben wir, dass unser künstlerisches Potential gerade in der Abhängigkeit von Gott „erwachen“ kann? Sicher rufen wir unseren Werkzeugen nicht in poetisch-metaphorischer Sprache zu: „erwachet!“ Aber wir können um „künstlerisches Erwachen“ beten – in unserem eigenen Schaffen und auch bei den anderen!
Das Morgenrot erwacht
Der zweite Satz in Vers 9 lautet: „Ich will das Morgenrot wecken!“ Was ist nun damit gemeint? Wir können besser sagen, was damit bestimmt nicht gemeint ist. David hat keine (küstlerischen) Allmachtsphantasien und meint nicht, das Morgenrot würde auf seine Musik warten. Er ist sicher auch kein Romantiker avant la lettre, der mit Joseph von Eichendorffs wunderschönen Versen dichtet: „Schläft ein Lied in allen Dingen, / die da träumen fort und fort / und die Welt hebt an zu singen / triffst du nur das Zauberwort“. Sicher ist damit auch nicht nur gemeint, dass David ein Frühaufsteher ist. Dies vielleicht auch… Ich vermute: David erwartet, dass sein Gotteslob nicht bei sich bleibt, sondern dass es sich ausbreitet. Die Herrlichkeit Gottes soll sich über die Welt ausbreiten und die ganze Schöpfung zum Lob Gottes erwecken – durch die Musik. David glaubt daran, dass die Musik andere in die Herrlichkeit Gottes und ins Lob Gottes hineinführt.
Gebet: Herr, hilf mir, diesen dreifachen Weckruf Davids an den eigenen Kabod, an die Instrumente und an das Morgenrot zu verstehen. Hilf mir aber zuerst, aus meiner Höhle herauszutreten uns mich an Deine Herrlichkeit zu erinnern. Lass mich erfahren, dass an Kraft verliert, was mich bedrängt. Erwecke in mir das Bewusstsein für die Würde und Herrlichkeit, die Du mir gegeben hast.Und auch wenn ich nicht dieselbe Art von Kunst mache wie jene, die in der Kirche das Gotteslob anstimmen, bete ich: Erwecke meine Kunst, die Dich ehren soll. Und hilf, dass sie auch in anderen etwas aufweckt – und sei es auch nur eine Ahnung Deines Kabod. Amen.
Text: Beat Rink
ENGLISH
“Psaltery and harp, awake!”, the church sings in the original German version of “Praise to the Lord, the Almighty” [“Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren”] by Joachim Neander (1680) or in the eponymous Bach choral cantata BWV 137 (1725).
What does this metaphor mean? Why and how should the instruments awake?
By the way, is the same statement applicable to paintbrush and writer’s pen or computer, to photographic and film cameras, to dancing shoes and theatrical costumes?
The verse is found in Psalm 57 (and also in Psalm 108).
David leaves the cave
Let us start with this question: Who is the speaker in Psalm 57? It is David, who hid from Saul in a cave. In desperate straits, he asks God for help.
After 5 verses of intensive pleading, which brings us to the middle of the Psalm, the mood is however transformed. Now David is no longer asking to be rescued. Is it as if, having just emerged from the darkness of his cave, he has let his gaze sweep over the earth. What does he see there? The land in which his enemies are still looking for him. But, in his inner eye, he simultaneously sees God’s glory (Hebr.: kabod) which spreads over the earth and which increasingly dispels any fear he has of his enemies. His enemies even fall into the ditch they dug themselves. Like a boomerang, their evil returns to them. Is this likewise part of the inner vision, or is it something he has already experienced? We do not know. The important point is that David knows this: This is what happens. God is greater than my enemies.
A question along the way: Where do we lack courage and feel anxiety? Where have we withdrawn into a cave in order to hide from other people or from unpleasant situations? Why not step out of the cave and find a new vision of God’s glory? Have we already experienced how what oppresses us then loses its power little by little?
David’s kabod awakes
David’s experience “makes his heart steadfast” and leads him to praise God: “I will sing and make music” (verse 7). In verse 8, the future king of Israel calls on his own “soul”: “Awake!” In the original Hebrew text, the actual word used is kabod (= magnificence, dignity, splendour). In the earlier verse 5 (as almost everywhere else in the Bible), the word has already been used as a characteristic of God. God is magnificent! But God has also “crowned [man] with glory and honour” (Psalm 8, 5). Here a “mysterious point of identity between God and man becomes visible” (according to the Old Testament scholar Gerhard von Rad).
This means that the dignity, the glory of man should awake.
How should one understand this? Perhaps in the sense that David – and with him everyone who leaves a cave and “sees” God’s glory – awakes to a new self-awareness. So this self-awareness comes from an awareness of God and not, as modern man defines it, from a dependence on God. David probably meant it this way: “My experience tells me that I have a kabod even in the midst of persecution because I belong to a glorious God. It is this awareness that should awake in me!”
David’s instruments awake
Now, in verse 8, we read: “Awake, harp and lyre!”. One could understand it this way: Now the artistic gifts should “awake”. Here, too, this is no existentially autonomous artist who thinks that his art is better, the freer it is from any reference to God. The wish is for the instruments to awake in order to praise God!
A question as we go: Do we believe that our artistic potential can “awake” precisely due to a dependence on God? Of course, we do not call on our tools and instruments to “awake” in poetically metaphorical language. But we can pray for an “artistic awakening” – in our own creative work and also in that of others!
The dawn awakes
The second sentence in verse 8 is: “I will awaken the dawn!” What does this mean? It is easier for us to say what it certainly does not mean. David has no fantasies of (artistic) omnipotence and does mean that the dawn is waiting for his music. Nor is he in any sense a Romantic before his time, joining in these wonderful verses by Joseph von Eichendorff (1788-1857): “A song sleeps in all things /which dream eternally around us / and the world begins to sing / if you only find the magic word” [“Schläft ein Lied in allen Dingen, / die da träumen fort und fort / und die Welt hebt an zu singen / triffst du nur das Zauberwort”].
Nor can it simply mean that David likes to get up early… although that might be true. My guess is that David expects that his praise of God will not remain a private experience, but that it will spread. The glory of God should be spread across the world and awake the entire creation to praise God – through music. David believes that music leads others into the glory of God and into praising God.
Prayer:
Law, help me to understand this threefold wake-up call by David to his own kabod, to his instruments and to the dawn. But first help me to emerge from my cave and to remind myself of your glory. Let me experience how that which oppresses me loses its strength. I pray that you will awaken in me an awareness of the dignity and splendour that you have given me. And even if I do not make the same kind of art as those who lead the praise of God in church: Awaken my art, whose purpose is to honour you. And help it to awaken something in other people – even if it is only a distant impression of your kabod. Amen.
Text: Beat Rink / Translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
„Psalter und Harfe, wacht auf!“singen wir in der Kirche mit dem Lied „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren“ von Joachim Neander (1680) oder mit der gleichnamigen Bach-Chorkantate BWV 137 (1725).
Was bedeutet diese Metapher? Warum und wie sollen die Instrumente aufwachen? Gilt dasselbe übrigens auch für Pinsel und Schreibstift oder Computer, für Foto- und und Filmkamera, für Tanzschuhe und Theaterkostüm? Der Vers steht im Psalm 57 (und auch in Psalm 108)
David verlässt die Höhle
Fragen wir zuerst: Wer spricht in Psalm 57? Es ist David, der sich vor Saul in einer Höhle versteckt. Er bittet Gott in höchster Bedrängnis um Hilfe.
Nach 5 Versen intensiven Flehens, das heisst in der Mitte des Psalms, schlägt die Stimmung allerdings um. David bittet nun nicht mehr um Rettung. Es ist, als sei er soeben aus seiner Höhlendunkelheit hinausgetreten und habe seinen Blick über die Erde schweifen lassen. Was sieht er da? Das Gebiet, in dem seine Feinde immer noch nach ihm suchen. Aber vor seinem inneren Auge sieht er zugleich Gottes Herrlichkeit (hebr. Kabod), die sich über die Erde ausbreitet, und die die Furcht vor den Feinden immer mehr vertreibt. Die Feinde fallen sogar in die eigene Grube. Wie ein Bumerang fällt ihre Bosheit auf sie selbst zurück. Ist dies ebenfalls Teil der inneren Schau oder schon Erfahrung? Wir wissen es nicht. Wichtig ist, dass David weiss: So geschieht es. Gott ist grösser als meine Feinde.
Zwischenfrage:
Wo sind wir mutlos und verängstigt? Wo haben wir uns in eine Höhle zurückgezogen, um uns vor anderen Menschen oder vor unangenehmen Situationen zu verstecken? Warum nicht aus der Höhle heraustreten und eine neue Sicht für Gott Herrlichkeit gewinnen? Haben wir schon erfahren, wie das, was uns bedrängt, dann Stück für Stück an Macht verliert?
Davids Kabod erwacht
Davids Erfahrung „festigt das Herz“und führt ihn zum Gotteslob: „Ich will singen und spielen“ (Vers 8). In Vers 9 ruft der künftige König Israels nun seiner eigenen „Seele“ zu: „Wach auf!“ Im hebräischen Urtext steht eigentlich das Wort Kabod (= Herrlichkeit, Würde, Glanz). Kabod ist schon im vorausgehenden Vers 6 (wie auch sonst fast überall in der Bibel) eine Eigenschaft Gottes. Gott ist herrlich! Aber Gott hat auch den Menschen mit Würde, mit „Herrlichkeit und Pracht“ausgestattet (Psalm 8,6). Hier ist ein „geheimnisvoller Identitätspunkt zwischen Mensch und Gott sichtbar“ (der Alttestamentler Gerhard von Rad)
Das heisst: Die Würde, die Herrlichkeit des Menschen soll erwachen. Wie kann man das verstehen? Vielleicht so, dass David – und mit ihm jeder, der aus einer Höhle heraustritt und Gottes Herrlichkeit „sieht“, zu einem neuen Selbstbewusstsein erwacht. Dieses Selbstbewusstsein kommt also aus einem Gottesbewusstsein und nicht, wie es der moderne Mensch definiert, aus der Unabhängigkeit von Gott. David meinte es wohl so: „Ich erfahre, dass ich mitten in einer Verfolgungssituation einen Kabod habe, weil ich zu einem herrlichen Gott gehöre. Dieses Bewusstsein soll nun in mir erwachen!“
Davids Instrumente erwachen
Nun, in Vers 9, heisst es: „Harfe und Psalter, wacht auf!“ Man kann es so verstehen: Jetzt sollen auch die die künstlerischen Gaben erwachen. Auch hier spricht kein existentiell autonomer Künstler, der meint, seine Kunst sei umso besser, je freier sie von jedem Gottesbezug ist. Die Instrumente sollen zum Gotteslob erwachen!
Zwischenfrage: Glauben wir, dass unser künstlerisches Potential gerade in der Abhängigkeit von Gott „erwachen“ kann? Sicher rufen wir unseren Werkzeugen nicht in poetisch-metaphorischer Sprache zu: „erwachet!“ Aber wir können um „künstlerisches Erwachen“ beten – in unserem eigenen Schaffen und auch bei den anderen!
Das Morgenrot erwacht
Der zweite Satz in Vers 9 lautet: „Ich will das Morgenrot wecken!“ Was ist nun damit gemeint? Wir können besser sagen, was damit bestimmt nicht gemeint ist. David hat keine (küstlerischen) Allmachtsphantasien und meint nicht, das Morgenrot würde auf seine Musik warten. Er ist sicher auch kein Romantiker avant la lettre, der mit Joseph von Eichendorffs wunderschönen Versen dichtet: „Schläft ein Lied in allen Dingen, / die da träumen fort und fort / und die Welt hebt an zu singen / triffst du nur das Zauberwort“. Sicher ist damit auch nicht nur gemeint, dass David ein Frühaufsteher ist. Dies vielleicht auch… Ich vermute: David erwartet, dass sein Gotteslob nicht bei sich bleibt, sondern dass es sich ausbreitet. Die Herrlichkeit Gottes soll sich über die Welt ausbreiten und die ganze Schöpfung zum Lob Gottes erwecken – durch die Musik. David glaubt daran, dass die Musik andere in die Herrlichkeit Gottes und ins Lob Gottes hineinführt.
Gebet: Herr, hilf mir, diesen dreifachen Weckruf Davids an den eigenen Kabod, an die Instrumente und an das Morgenrot zu verstehen. Hilf mir aber zuerst, aus meiner Höhle herauszutreten uns mich an Deine Herrlichkeit zu erinnern. Lass mich erfahren, dass an Kraft verliert, was mich bedrängt. Erwecke in mir das Bewusstsein für die Würde und Herrlichkeit, die Du mir gegeben hast.Und auch wenn ich nicht dieselbe Art von Kunst mache wie jene, die in der Kirche das Gotteslob anstimmen, bete ich: Erwecke meine Kunst, die Dich ehren soll. Und hilf, dass sie auch in anderen etwas aufweckt – und sei es auch nur eine Ahnung Deines Kabod. Amen.
Text: Beat Rink
Liebe Künstlerinnen und liebe Künstler
Wir freuen uns!
„Morgenstund hat Kunst im Mund“ findet 2019 wieder im Hotel Wartmann (Rudolfstr. 15, 8400 Winterthur) statt. Wir haben das Projekt leicht modifiziert, so dass die teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler mehr Zeit zum Einrichten und für gegenseitige Zimmerbesuche haben und allenfalls noch einen Abstecher in ein Winterthurer Museums machen können.
Freitag, 11. Januar 2019 (entre nous):
17:00 Uhr bis 19:00 Uhr offizielles Check-In (auf Anfrage Anreise auch früher möglich)
19:00 Uhr Willkommensdrink
20:00 Uhr Abendessen (optional: bitte auf dem Formular ankreuzen)
Samstag, 12. Januar 2019 (öffentlich):
Vormittag Einrichten der Zimmer und Abgabe der definitiven Preisliste Führung durch das Kunst Museum Reinhart am Stadtgarten (optional, Eintritt separat)
09:00 Uhr bis 10:00 Uhr Frühstück (inklusiv)
10:00 Uhr bis 11:00 Uhr Check-In für Nachzügler
15:00 Uhr Vernissage mit Ansprache im Foyer
15.30 Uhr bis 19.30 Uhr Ausstellung (Zimmerzeit für die Künstlerinnen und Künstler)
20:00 Uhr Abendessen (optional: bitte auf dem Formular ankreuzen)
21:30 Uhr bis 22:00 Uhr Lesung mit Helmut Dworschak zum Motto „Freundschaft“
15:00 Uhr bis 23:00 Uhr Barbetrieb in der Lounge
Sonntag, 13. Januar 2019 (öffentlich):
09:00 Uhr bis 10:00 Uhr Frühstück (inklusiv)
10:00 Uhr bis 14:00 Uhr Ausstellung (Zimmerzeit für die Künstlerinnen und Künstler)
14:30 Uhr Verleihung des „Goldenen Zahnbürstchens“ und Apéro
15:00 Uhr bis 16 Uhr Räumung der Zimmer
Kosten:
Doppelzimmer inkl. 2 x Übernachtung mit Frühstück für 2 Personen: CHF 180.- Einzelzimmer inkl. 2 x Übernachtung mit Frühstück für 2 Personen: CHF 140.- Die Abendessen werden separat verrechnet, die Frühstücke sind im Preis inbegriffen. Die Teilnahmegebühren helfen uns, die Kosten für die Organisation/Kuratorium, Helferinnen und Helfer und vieles Weiteres zu decken.
Ausstellungskonzept und Teilnahmebedingungen:
Motto:
Die diesjährige Ausstellung steht unter dem Motto „Freundschaft“. Künstlerinnen und Künstler, die sich um die Teilnahme bewerben, sind gebeten, bis zum 15. Oktober ein passendes Konzept in der Länge einer A4-Seite mit Zimmertitel, eine provisorische Werkliste (Nummer, Titel, Jahr, Technik, Grösse, Preis) wie auch ihre Biografie und aktuelle Ausstellungsliste abzugeben.
In TUNE IN 272, we spoke of a culture-rejecting attitude as encountered among certain theologians and entire denominational traditions. It is easy to criticise this attitude. But do not let us be too glib in our criticism!
The power of the Christian faith – including its power to attract – develops not when it is constantly “being conformed to the pattern of this world” (Romans 12,2), but rather when, in union with Christ, it stands up in opposition to powers which develop destructive potential in the world of culture. But do such powers exist at all in the world of culture, or even in the arts scene? There is, after all, so much outstanding art, so much genius and creative power which one can only call “divine”.
Wait, stop! Precisely where one is too quick to mention “God” in the same breath as human creativity, caution is required.
Of course, no theologian disputes that creativity is an enormous gift from the Creator and therefore shows traces of the “divine”. Yet let us listen to the voice of one of the greatest Protestant theologians of the 20th century, Emil Brunner. In his work “Christianity and Civilisation”*, he wrote the following with regard to the exaggerated value put on the creative mind in the Renaissance and especially in the Romantic period:
„But since the Renaissance a thoroughgoing transformation has taken place. It is no longer man as such, but it is the creative individual upon whom this supreme accent is placed. The creative individual steps out of the general crowd and is illuminated by a spotlight of hitherto unparalleled intensity. The names of the great masters are spread abroad over the whole world and their fame is cherished with the greatest solicitude. In the realm of liberal art, but even more in that of science, the rivalry of great men is the order of the day, not seldom taking the ugly form of disputes about priority. To be a man, a human being, is something; but to be a famous, eminent, creative man is much more. (…) It is particularly in the epoch of Romanticismthat the veneration of genius reaches its maximum. According to Schelling, it is the creative mind, the work of the genius, in which the divine creativity of nature, identical with God-head, reaches its culminating point. In the creative work of the genius “the holy, eternally-creating divine power of the world which engenders all things” breaks forth. Creative genius is the highest manifestation of creative deity. The man of genius, so we read in the book of a late Romantic philosopher, is a happy solution of the tragedy of human history.’ Genius is the manifestation of the world-spirit. “Music is a higher revelation than all wisdom and philosophy,” says Beethoven. Whilst this metaphysical interpretation of genius has become rare in our days, we are certainly affected by that change within the hierarchy of values according to which human creativity, talent and genius takes the highest place and is the measure and criterion of human value. The man of genius may do what he likes , whatever seems necessary to his productive work; genius is an excuse for everything. To apply moral standards to the man of genius appears as a sign of the narrowmindedness of commonplace people. For the creative genius there exists a special decalogue, the first commandment of which is: I am creative, therefore I can do what I find good.Here we have a kind ofNietzscheanpower-morality. (…) But it is not morality alone which is devaluated, but also religion. One who is himself a god needs no religion; he is divine in himself.“
QUESTIONS:
Where do we experience the striving for “genius” (in ourselves and in others) as problematic or even destructive?
In this context, what is the significance of Romans 12,2 (“Do not conform any longer to the pattern of this world”) and a word such as Matthew 23,11+12 (“The greatest among you will be your servant. For whoever exalts himself will be humbled, and whoever humbles himself will be exalted”)?
Text: Beat Rink Translation: Bill Buchanan
* part1, chapter X (passages highlighted by us)
DEUTSCH
In TUNE IN 272 war von der kultur-ablehnenden Haltungdie Rede, wie sie sich bei gewissen Theologen und ganzen kirchlichen Strömungen findet. Es ist leicht, diese Haltung zu kritisieren. Aber machen wir es uns nicht zu leicht! Der christliche Glaube entfaltet dort seine Kraft – auch seine Anziehungskraft, wo er sich nicht überall „der Welt gleichstellt“ (Römer 12,2), sondern wo er in Verbindung mit Christus auf Opposition gegen Mächte geht, die in der Kulturwelt zerstörerisches Potential entfalten. Aber gibt es in der Kulturwelt oder gar in der Kunstszene überhaupt solche Mächte?Es gibt ja so viel grossartige Kunst, so viel Genialität und Schöpferkraft, die man „göttlich“ nennen muss.
Aber halt! Gerade dort, wo „Gott“ allzu schnell im gleichen Atemzug mit menschlicher Kreativität genannt werden, ist Vorsicht geboten. Zwar bestreitet kein Theologe, dass Kreativität eine gewaltige Gabe des Schöpfers ist und somit Spuren des „Göttlichen“ trägt.
Doch hören wir auf die Stimme eines der grossen protestantischen Theologen des 20. Jahrhunderts: Emil Brunner. In seinem Werk „Christentum und Kultur“* schreibt er im Blick auf die Überhöhung des kreativen Menschen in der Renaissance und vor allem der Romantik Folgendes:
„Die Individualisierung, die im christlichen Lebenszusammenhang… der ewig-göttlichen Bestimmung gegolten hatte, wird jetzt (in der Renaissance B.R.)auf das Individuum übertragen. Die Namen der berühmten Meister glänzen nun über die ganze Welt hin, und dieser Ruhm wird mit aller Sorgfalt gepflegt. Nicht nur auf dem Gebiet der Kunst, fast noch mehr auf dem Gebiet der Wissenschaft entsteht die Rivalität der Koryphäen, die oft die hässliche Form von Prioritätsprozessen annimmt.
Ein Mensch zu sein, ist etwas. Aber ein berühmter, ein hervorragender, schöpferischer Mensch zu sein – das ist noch viel mehr.
(…)
Es ist namentlich die Romantik, die in der Verherrlichung des Genialen ein Maximum leistet. Im schöpferischen Menschen erreicht, so Schellings romantisch-metaphysische Deutung, das schöpferische Wesen der Natur, die mit der Gottheit identisch ist, den Höhepunkt ihrer Produktion. Im schöpferischen Werk des Genies bricht das „Heilige, die ewig-schaffende göttliche Kraft der Welt, welche alle Dinge hervorbringt“ durch. … Der schöpferische Genius ist die höchste Manifestation der schöpferischen Gottheit. Der geniale Mensch, so heisst es bei einem spätromantischen Philosophen, ist eine glückliche Lösung der Menschheitstragik. In schöpferischen Menschen manifestiert sich der Weltgeist. „Musik ist die höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie“ sagt Beethoven.
So wird das schöpferische zum Massstab des menschlichen überhaupt, zum höchsten menschlichen Wert, dem alle anderen, vor allem auch das eigentlich Menschliche, das Sittliche, untergeordnet werden. Die Genialität entschuldigt alles, dem Genie ist alles erlaubt, was ihn zu seiner genialen Produktion notwendig scheint. Sittliche Massstäbe an den genialen Menschen anzulegen, erscheint als Zeichen einer beschränkten Spiessbürgerlichkeit. Für den schöpferischen Menschen gibt es eine Ausnahmemoral, die heisst: ich bin produktiv, darum kann ich tun, was ich für richtig halte. Es gilt hier eine Art nietzschescher Herrenmoral (…) Aber nicht nur die Sittlichkeit, auch die Religion wird von da aus abgewertet. Die Genialität bedarf, da sie ja selbst das Göttliche ist, keiner religiösen Ein- oder Unterordnung. Das Geniale selbst tritt an die Stelle des Religiösen.“
FRAGEN:
Wo erleben wir das Streben nach „Genialität“ (bei uns und bei anderen) als problematisch oder gar zerstörerisch? Was heisst Römer 12,2 („und stellt euch nicht der Welt gleich“) und ein Wort wieMatthäus 23,11 („Der Grösste unter euch soll euer Diener sein. Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht.“) in diesem Zusammenhang?
Text: Beat Rink
* Teil 1, Kap. X (Passagen von uns hervorgehoben)
ENGLISH
In TUNE IN 272, we spoke of a culture-rejecting attitude as encountered among certain theologians and entire denominational traditions. It is easy to criticise this attitude. But do not let us be too glib in our criticism!
The power of the Christian faith – including its power to attract – develops not when it is constantly “being conformed to the pattern of this world” (Romans 12,2), but rather when, in union with Christ, it stands up in opposition to powers which develop destructive potential in the world of culture. But do such powers exist at all in the world of culture, or even in the arts scene? There is, after all, so much outstanding art, so much genius and creative power which one can only call “divine”.
Wait, stop! Precisely where one is too quick to mention “God” in the same breath as human creativity, caution is required.
Of course, no theologian disputes that creativity is an enormous gift from the Creator and therefore shows traces of the “divine”. Yet let us listen to the voice of one of the greatest Protestant theologians of the 20th century, Emil Brunner. In his work “Christianity and Civilisation”*, he wrote the following with regard to the exaggerated value put on the creative mind in the Renaissance and especially in the Romantic period:
„But since the Renaissance a thoroughgoing transformation has taken place. It is no longer man as such, but it is the creative individual upon whom this supreme accent is placed. The creative individual steps out of the general crowd and is illuminated by a spotlight of hitherto unparalleled intensity. The names of the great masters are spread abroad over the whole world and their fame is cherished with the greatest solicitude. In the realm of liberal art, but even more in that of science, the rivalry of great men is the order of the day, not seldom taking the ugly form of disputes about priority. To be a man, a human being, is something; but to be a famous, eminent, creative man is much more. (…) It is particularly in the epoch of Romanticismthat the veneration of genius reaches its maximum. According to Schelling, it is the creative mind, the work of the genius, in which the divine creativity of nature, identical with God-head, reaches its culminating point. In the creative work of the genius “the holy, eternally-creating divine power of the world which engenders all things” breaks forth. Creative genius is the highest manifestation of creative deity. The man of genius, so we read in the book of a late Romantic philosopher, is a happy solution of the tragedy of human history.’ Genius is the manifestation of the world-spirit. “Music is a higher revelation than all wisdom and philosophy,” says Beethoven. Whilst this metaphysical interpretation of genius has become rare in our days, we are certainly affected by that change within the hierarchy of values according to which human creativity, talent and genius takes the highest place and is the measure and criterion of human value. The man of genius may do what he likes , whatever seems necessary to his productive work; genius is an excuse for everything. To apply moral standards to the man of genius appears as a sign of the narrowmindedness of commonplace people. For the creative genius there exists a special decalogue, the first commandment of which is: I am creative, therefore I can do what I find good.Here we have a kind ofNietzscheanpower-morality. (…) But it is not morality alone which is devaluated, but also religion. One who is himself a god needs no religion; he is divine in himself.“
QUESTIONS:
Where do we experience the striving for “genius” (in ourselves and in others) as problematic or even destructive?
In this context, what is the significance of Romans 12,2 (“Do not conform any longer to the pattern of this world”) and a word such as Matthew 23,11+12 (“The greatest among you will be your servant. For whoever exalts himself will be humbled, and whoever humbles himself will be exalted”)?
Text: Beat Rink Translation: Bill Buchanan
* part1, chapter X (passages highlighted by us)
DEUTSCH
In TUNE IN 272 war von der kultur-ablehnenden Haltungdie Rede, wie sie sich bei gewissen Theologen und ganzen kirchlichen Strömungen findet. Es ist leicht, diese Haltung zu kritisieren. Aber machen wir es uns nicht zu leicht! Der christliche Glaube entfaltet dort seine Kraft – auch seine Anziehungskraft, wo er sich nicht überall „der Welt gleichstellt“ (Römer 12,2), sondern wo er in Verbindung mit Christus auf Opposition gegen Mächte geht, die in der Kulturwelt zerstörerisches Potential entfalten. Aber gibt es in der Kulturwelt oder gar in der Kunstszene überhaupt solche Mächte?Es gibt ja so viel grossartige Kunst, so viel Genialität und Schöpferkraft, die man „göttlich“ nennen muss.
Aber halt! Gerade dort, wo „Gott“ allzu schnell im gleichen Atemzug mit menschlicher Kreativität genannt werden, ist Vorsicht geboten. Zwar bestreitet kein Theologe, dass Kreativität eine gewaltige Gabe des Schöpfers ist und somit Spuren des „Göttlichen“ trägt.
Doch hören wir auf die Stimme eines der grossen protestantischen Theologen des 20. Jahrhunderts: Emil Brunner. In seinem Werk „Christentum und Kultur“* schreibt er im Blick auf die Überhöhung des kreativen Menschen in der Renaissance und vor allem der Romantik Folgendes:
„Die Individualisierung, die im christlichen Lebenszusammenhang… der ewig-göttlichen Bestimmung gegolten hatte, wird jetzt (in der Renaissance B.R.)auf das Individuum übertragen. Die Namen der berühmten Meister glänzen nun über die ganze Welt hin, und dieser Ruhm wird mit aller Sorgfalt gepflegt. Nicht nur auf dem Gebiet der Kunst, fast noch mehr auf dem Gebiet der Wissenschaft entsteht die Rivalität der Koryphäen, die oft die hässliche Form von Prioritätsprozessen annimmt.
Ein Mensch zu sein, ist etwas. Aber ein berühmter, ein hervorragender, schöpferischer Mensch zu sein – das ist noch viel mehr.
(…)
Es ist namentlich die Romantik, die in der Verherrlichung des Genialen ein Maximum leistet. Im schöpferischen Menschen erreicht, so Schellings romantisch-metaphysische Deutung, das schöpferische Wesen der Natur, die mit der Gottheit identisch ist, den Höhepunkt ihrer Produktion. Im schöpferischen Werk des Genies bricht das „Heilige, die ewig-schaffende göttliche Kraft der Welt, welche alle Dinge hervorbringt“ durch. … Der schöpferische Genius ist die höchste Manifestation der schöpferischen Gottheit. Der geniale Mensch, so heisst es bei einem spätromantischen Philosophen, ist eine glückliche Lösung der Menschheitstragik. In schöpferischen Menschen manifestiert sich der Weltgeist. „Musik ist die höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie“ sagt Beethoven.
So wird das schöpferische zum Massstab des menschlichen überhaupt, zum höchsten menschlichen Wert, dem alle anderen, vor allem auch das eigentlich Menschliche, das Sittliche, untergeordnet werden. Die Genialität entschuldigt alles, dem Genie ist alles erlaubt, was ihn zu seiner genialen Produktion notwendig scheint. Sittliche Massstäbe an den genialen Menschen anzulegen, erscheint als Zeichen einer beschränkten Spiessbürgerlichkeit. Für den schöpferischen Menschen gibt es eine Ausnahmemoral, die heisst: ich bin produktiv, darum kann ich tun, was ich für richtig halte. Es gilt hier eine Art nietzschescher Herrenmoral (…) Aber nicht nur die Sittlichkeit, auch die Religion wird von da aus abgewertet. Die Genialität bedarf, da sie ja selbst das Göttliche ist, keiner religiösen Ein- oder Unterordnung. Das Geniale selbst tritt an die Stelle des Religiösen.“
FRAGEN:
Wo erleben wir das Streben nach „Genialität“ (bei uns und bei anderen) als problematisch oder gar zerstörerisch? Was heisst Römer 12,2 („und stellt euch nicht der Welt gleich“) und ein Wort wieMatthäus 23,11 („Der Grösste unter euch soll euer Diener sein. Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht.“) in diesem Zusammenhang?
Text: Beat Rink
* Teil 1, Kap. X (Passagen von uns hervorgehoben)
ENGLISH
Do not love the world As we mentioned in TUNE IN 271, the theologian Reinhold Niebuhr(“Christ and Culture”, 1951) identifies five different categories of relationship between Christianity and culture. Initially, he points out that Christians have at times separated themselves radically from the surrounding culture.
The biblical starting point for this is John 2,15: “Do not love the world or the things in the world. If anyone loves the world, the love of the Father is not in him.”
From Tertullian to Menowin Fröhlich This is the starting point for sometimes radical positions regarding separation from the world, as we see in Tertullian (160-220), in many monasteries, among the Mennonitesor, in particular, in Leo Tolstoy (1828-1910). Tolstoy could even go as far as saying that Hamlet or the 9th Symphony were reprehensible.
Today, too, one can still encounter separation from culture justified in Christian terms, in some cases by artists who entirely abandon their art after coming to faith or who then dedicate themselves exclusively to explicitly Christian art. This is precisely what emerged in a recent media report on Menowin Fröhlich (30), star of a German song contest. “Usually he gets into the headlines because of his escapades with drugs, unsuccessful rehabilitations, physical assaults or his wild love. Now, however, it looks as if he has left this wild life behind him.” In Fröhlich’s words: «I have made a decision to take a path that many of you may not understand: I would like to dedicate my life and my path to God.» For him, apparently, this means giving up music. “Is this what God wants?”, the newspaper asks.
No generalisations Looking from a distance, it is easy to make critical generalisations about this position, which Niebuhr calls “Christ against Culture”. Niebuhr himself is in danger of doing this. Tertullian or Tolstoy do in fact go far beyond the intention of John’s letter and do not listen to other voices in the Bible. The theologian Craig A. Carter,* however, concludes that there are many different currents in the history of the church (including the Benedictines!) which maintain a certain distance from the culture of the “world”, but precisely in this way become “salt and light” in the world. He writes, “First, many separatist individuals and groups have had considerable influence on the wider society because members of the wider society have come to them for confession, counsel, and approval. … Second, most separatists are not against culture; they are just against the majority culture. In fact, many separatist groups have a culture of their own and often develop certain aspects of culture to a very high level. … Third, separatists do not always start out necessarily wanting to be separatists. Quite often in the history of the church, dissident groups were persecuted so ferociously that they were forced to keep to themselves and maintain a low profile just to have a hope of surviving.”
Where do we have to draw our boundaries? What message do the representatives of “Christ against Culture” have for us? What can we learn from them – and, above all, from the letter of John or, for example, from Romans 12, 2, where we read: “Do not conform any longer to the pattern of this world, but be transformed by the renewing of your mind. Then you will be able to test and approve what God’s will is – his good, pleasing and perfect will.”
Some questions on this:
Are we still able to say “No” when things which are not good take place among artist colleagues? Can we still say: “I can’t join you in laughing about this! I can’t go along with what you are doing here! I find this wrong!”? Are we strong enough not to follow every trendin (artistic) fashion, but to go our own way, even if this is sometimes lonely and narrow? Where must we once again “separate yourself from the world” as one of our next priorities, where do we need to change direction and perhaps receive prayer or help from a counsellor?
Where can we gain strength from a temporary separation from the world, as Jesus repeatedly did himself? In this connection (click unto the picture above), see the film “Die grosse Stille” [“The great silence”], which looks at turning away from the world in a monastery and at the power (of God) which becomes detectable in this.
—
* Rethinking Christ and Culture: A Post-Christendom Perspective
Habt nicht die Welt lieb Wie in TUNE IN 271 erwähnt, ordnet der Theologe Reinhold Niebuhr („Christ and Culture“, 1951) die Beziehung zwischen Christentum und Kultur fünf verschiedenen Kategorien zu. Zunächst zeigt er auf, dass Christen sich zuweilen radikal von der Kultur abgesondert haben. Der biblische Ausgangspunkt ist Johannes 2,15: Habt nicht lieb die Welt noch was in der Welt ist. Wenn jemand die Welt lieb hat, in dem ist nicht die Liebe des Vaters.
Von Tertullian bis Menowin Fröhlich
Daraus werden zum Teil radikale Positionen der Weltabstinenz abgeleitet, wie wir sie bei Tertullian (160-220), vielen Klöstern, den Mennoniten oder vor allem bei Leo Tolstoi (1828-1910) finden. Tolstoj konnte sogar sagen, dass Hamlet oder die 9.Sinfonie verwerflich seien.
Auch heute noch findet sich eine christlich begründete Kulturabstinenz, manchmal sogar unter Künstlern, die nach ihrer Hinwendung zum Glauben ihre Kunst ganz aufgeben oder sich nur noch explizit christlicher Kunst widmen. Gerade kürzlich war in den Medien über den deutschen Songcontest-Star Menowin Fröhlich (30) zu lesen „Normalerweise sorgt er wegen Drogeneskapaden, gescheiterten Entzügen, Körperverletzung oder seinem wilden Liebesleben für Schlagzeilen. Jetzt aber macht es den Anschein, als das wilde Leben hinter sich gelassen.“ Fröhlich sagte nämlich: «Ich habe mich dafür entschieden, einen Weg zu gehen, den vielleicht viele von euch nicht verstehen werden: Ich möchte mein Leben und meinen Weg Gott widmen.» Das heisse für ihn, die Musik aufzugeben. „Ob Gott das will?“ fragt die Zeitung.
Kein Pauschalurteil
Aus der Ferne betrachtet, kann man diese Position, die Niebuhr „Christ against Culture“ nennt, leicht pauschal kritisieren. Niebuhr selber erliegt dieser Gefahr. In der Tat schiessen Tertullian oder Tolstoj weit über das Ziel des Johannesbriefs hinaus und hören nicht auf andere Stimmen der Bibel. Der Theologe Craig A. Carter * hält jedoch fest, dass es viele unterschiedliche Strömungen innerhalb der Kirchengeschichte (darunter die Benediktiner!) gibt, die zur Kultur der „Welt“ auf gewisse Distanz gehen, aber gerade so auch „Salz und Licht“ in der Welt sind. Er schreibt:
„Erstens hatten viele von der Kultur sich abgrenzenden Persönlichkeiten und Gruppen einen beachtlichen Einfuss auf die breitere Gesellschaft, weil Mitglieder dieser Gesellschaft sie aufsuchten, um Busse zu tun, um Rat oder Bestätigung für ihr Handeln zu holen…. Zweitens waren viele dieser Separatisten gar nicht gegen die Kultur als Ganzes. Eigentlich pflegten viele eine eigene Kultur auf sehr hohen Niveau… Drittens wollen Separatisten nicht unbedingt Separatisten sein. Oft wurden dissidente Gruppenim Lauf der Kirchengeschichten so stark verfolgt, dass sie dazu gezwungen wurden, sich abzugrenzen und sich nicht am gesellschaftlichen Leben zu beteiligen, einfach um überleben zu können.”
Wo müssen wir uns selber abgrenzen?
Was heisst die Botschaft der „Christus gegen die Kultur“-Vertreter für uns? Was können wir von ihnen – und vor allem aus dem Johannesbrief oder etwa aus Römer 12, 2lernen, wo es heisst: “Und stellet euch nicht dieser Welt gleich, sondern verändert euch durch die Erneuerung eures Sinnes, auf daß ihr prüfen möget, welches da sei der gute, wohlgefällige und vollkommene Gotteswille.”
Einige konkrete Fragen dazu:
Können wir noch „Nein“ sagen, wo unter Künstlerkollegen Dinge geschehen, die nicht gut sind? Können wir noch sagen: „Hier kann ich nicht mitlachen! Hier kann ich nicht mitmachen! Ich finde dies ungerecht!“?
Sind wir stark genug, nicht jeden (künstlerischen) Modetrend mitzumachen, sondern und unseren eigenen Weg zu gehen, auch wenn dieser manchmal einsam und schmal ist?
Wo musst du dich in der nächsten Zeit wieder „von der Welt abgrenzen“, wo brauchst du Umkehr und vielleicht auch die Fürbitte oder seelsorgerliche Hilfe dabei?
Wo kannst du Kraft aus der vorübergehenden Abgrenzung von der Welt schöpfen, wie dies Jesus immer wieder getan hat. Siehe dazu (klicke auf das Bild oben) den Film „Die grosse Stille“, der von der Weltabgewandtheit eines Klosters erzählt und von der Kraft (Gottes), die darin spürbar wird.
—
* Rethinking Christ and Culture: A Post-Christendom Perspective
Text: Beat Rink
ENGLISH
Do not love the world As we mentioned in TUNE IN 271, the theologian Reinhold Niebuhr(“Christ and Culture”, 1951) identifies five different categories of relationship between Christianity and culture. Initially, he points out that Christians have at times separated themselves radically from the surrounding culture.
The biblical starting point for this is John 2,15: “Do not love the world or the things in the world. If anyone loves the world, the love of the Father is not in him.”
From Tertullian to Menowin Fröhlich This is the starting point for sometimes radical positions regarding separation from the world, as we see in Tertullian (160-220), in many monasteries, among the Mennonitesor, in particular, in Leo Tolstoy (1828-1910). Tolstoy could even go as far as saying that Hamlet or the 9th Symphony were reprehensible.
Today, too, one can still encounter separation from culture justified in Christian terms, in some cases by artists who entirely abandon their art after coming to faith or who then dedicate themselves exclusively to explicitly Christian art. This is precisely what emerged in a recent media report on Menowin Fröhlich (30), star of a German song contest. “Usually he gets into the headlines because of his escapades with drugs, unsuccessful rehabilitations, physical assaults or his wild love. Now, however, it looks as if he has left this wild life behind him.” In Fröhlich’s words: «I have made a decision to take a path that many of you may not understand: I would like to dedicate my life and my path to God.» For him, apparently, this means giving up music. “Is this what God wants?”, the newspaper asks.
No generalisations Looking from a distance, it is easy to make critical generalisations about this position, which Niebuhr calls “Christ against Culture”. Niebuhr himself is in danger of doing this. Tertullian or Tolstoy do in fact go far beyond the intention of John’s letter and do not listen to other voices in the Bible. The theologian Craig A. Carter,* however, concludes that there are many different currents in the history of the church (including the Benedictines!) which maintain a certain distance from the culture of the “world”, but precisely in this way become “salt and light” in the world. He writes, “First, many separatist individuals and groups have had considerable influence on the wider society because members of the wider society have come to them for confession, counsel, and approval. … Second, most separatists are not against culture; they are just against the majority culture. In fact, many separatist groups have a culture of their own and often develop certain aspects of culture to a very high level. … Third, separatists do not always start out necessarily wanting to be separatists. Quite often in the history of the church, dissident groups were persecuted so ferociously that they were forced to keep to themselves and maintain a low profile just to have a hope of surviving.”
Where do we have to draw our boundaries? What message do the representatives of “Christ against Culture” have for us? What can we learn from them – and, above all, from the letter of John or, for example, from Romans 12, 2, where we read: “Do not conform any longer to the pattern of this world, but be transformed by the renewing of your mind. Then you will be able to test and approve what God’s will is – his good, pleasing and perfect will.”
Some questions on this:
Are we still able to say “No” when things which are not good take place among artist colleagues? Can we still say: “I can’t join you in laughing about this! I can’t go along with what you are doing here! I find this wrong!”? Are we strong enough not to follow every trendin (artistic) fashion, but to go our own way, even if this is sometimes lonely and narrow? Where must we once again “separate yourself from the world” as one of our next priorities, where do we need to change direction and perhaps receive prayer or help from a counsellor?
Where can we gain strength from a temporary separation from the world, as Jesus repeatedly did himself? In this connection (click unto the picture above), see the film “Die grosse Stille” [“The great silence”], which looks at turning away from the world in a monastery and at the power (of God) which becomes detectable in this.
—
* Rethinking Christ and Culture: A Post-Christendom Perspective
Habt nicht die Welt lieb Wie in TUNE IN 271 erwähnt, ordnet der Theologe Reinhold Niebuhr („Christ and Culture“, 1951) die Beziehung zwischen Christentum und Kultur fünf verschiedenen Kategorien zu. Zunächst zeigt er auf, dass Christen sich zuweilen radikal von der Kultur abgesondert haben. Der biblische Ausgangspunkt ist Johannes 2,15: Habt nicht lieb die Welt noch was in der Welt ist. Wenn jemand die Welt lieb hat, in dem ist nicht die Liebe des Vaters.
Von Tertullian bis Menowin Fröhlich
Daraus werden zum Teil radikale Positionen der Weltabstinenz abgeleitet, wie wir sie bei Tertullian (160-220), vielen Klöstern, den Mennoniten oder vor allem bei Leo Tolstoi (1828-1910) finden. Tolstoj konnte sogar sagen, dass Hamlet oder die 9.Sinfonie verwerflich seien.
Auch heute noch findet sich eine christlich begründete Kulturabstinenz, manchmal sogar unter Künstlern, die nach ihrer Hinwendung zum Glauben ihre Kunst ganz aufgeben oder sich nur noch explizit christlicher Kunst widmen. Gerade kürzlich war in den Medien über den deutschen Songcontest-Star Menowin Fröhlich (30) zu lesen „Normalerweise sorgt er wegen Drogeneskapaden, gescheiterten Entzügen, Körperverletzung oder seinem wilden Liebesleben für Schlagzeilen. Jetzt aber macht es den Anschein, als das wilde Leben hinter sich gelassen.“ Fröhlich sagte nämlich: «Ich habe mich dafür entschieden, einen Weg zu gehen, den vielleicht viele von euch nicht verstehen werden: Ich möchte mein Leben und meinen Weg Gott widmen.» Das heisse für ihn, die Musik aufzugeben. „Ob Gott das will?“ fragt die Zeitung.
Kein Pauschalurteil
Aus der Ferne betrachtet, kann man diese Position, die Niebuhr „Christ against Culture“ nennt, leicht pauschal kritisieren. Niebuhr selber erliegt dieser Gefahr. In der Tat schiessen Tertullian oder Tolstoj weit über das Ziel des Johannesbriefs hinaus und hören nicht auf andere Stimmen der Bibel. Der Theologe Craig A. Carter * hält jedoch fest, dass es viele unterschiedliche Strömungen innerhalb der Kirchengeschichte (darunter die Benediktiner!) gibt, die zur Kultur der „Welt“ auf gewisse Distanz gehen, aber gerade so auch „Salz und Licht“ in der Welt sind. Er schreibt:
„Erstens hatten viele von der Kultur sich abgrenzenden Persönlichkeiten und Gruppen einen beachtlichen Einfuss auf die breitere Gesellschaft, weil Mitglieder dieser Gesellschaft sie aufsuchten, um Busse zu tun, um Rat oder Bestätigung für ihr Handeln zu holen…. Zweitens waren viele dieser Separatisten gar nicht gegen die Kultur als Ganzes. Eigentlich pflegten viele eine eigene Kultur auf sehr hohen Niveau… Drittens wollen Separatisten nicht unbedingt Separatisten sein. Oft wurden dissidente Gruppenim Lauf der Kirchengeschichten so stark verfolgt, dass sie dazu gezwungen wurden, sich abzugrenzen und sich nicht am gesellschaftlichen Leben zu beteiligen, einfach um überleben zu können.”
Wo müssen wir uns selber abgrenzen?
Was heisst die Botschaft der „Christus gegen die Kultur“-Vertreter für uns? Was können wir von ihnen – und vor allem aus dem Johannesbrief oder etwa aus Römer 12, 2lernen, wo es heisst: “Und stellet euch nicht dieser Welt gleich, sondern verändert euch durch die Erneuerung eures Sinnes, auf daß ihr prüfen möget, welches da sei der gute, wohlgefällige und vollkommene Gotteswille.”
Einige konkrete Fragen dazu:
Können wir noch „Nein“ sagen, wo unter Künstlerkollegen Dinge geschehen, die nicht gut sind? Können wir noch sagen: „Hier kann ich nicht mitlachen! Hier kann ich nicht mitmachen! Ich finde dies ungerecht!“?
Sind wir stark genug, nicht jeden (künstlerischen) Modetrend mitzumachen, sondern und unseren eigenen Weg zu gehen, auch wenn dieser manchmal einsam und schmal ist?
Wo musst du dich in der nächsten Zeit wieder „von der Welt abgrenzen“, wo brauchst du Umkehr und vielleicht auch die Fürbitte oder seelsorgerliche Hilfe dabei?
Wo kannst du Kraft aus der vorübergehenden Abgrenzung von der Welt schöpfen, wie dies Jesus immer wieder getan hat. Siehe dazu (klicke auf das Bild oben) den Film „Die grosse Stille“, der von der Weltabgewandtheit eines Klosters erzählt und von der Kraft (Gottes), die darin spürbar wird.
—
* Rethinking Christ and Culture: A Post-Christendom Perspective
Text: Beat Rink
ENGLISH
In the pre-conference for the recently held “Crescendo Summer Institute” (LINK), 35 participants discussed different aspects of “Christianity and culture”.
When one looks at the history of theology and the church more closely, it becomes evident that the relationship between “Christianity and culture” can be defined in differing ways and accordingly takes different forms within the church (and the culture world). What is the reason for these differences? In the course of history, the church has always found itself in a quite particular cultural (political, economical, intellectual) environment in which it has taken position and action in a particular way. Where does one find the example for such action? Primarily, of course, in the Bible. Secondly, in diverse theological and often also in philosophical writings. This explains the variety of voices heard above the constant fundamental tone of the biblical message. By the way, even the Bible itself makes different statements about the relationship of the Christian to the “world” – with the fundamental tone again always remaining the same. In theology and in the church, however, there has been a recurrent danger of hearing only one of these voices and isolating it from the others. This is how different concepts arise.
The theologian H. Richard Niebuhr, in his important book “Christ and Culture” (1951), names five positions:
1. Christ against culture 2. Christ of culture 3. Christ above culture 4. Christ and culture in paradox 5. Christ the transformer of culture
In the course of the next TUNE INs, we wish to go more deeply into one or other of these concepts. But for today, let us take a look at the Bible passage in Matthew 7,13-14, where Jesus says:“Enter through the narrow gate. For wide is the gate and broad is the road that leads to destruction, and many enter through it. But small is the gate and narrow the road that leads to life, and only a few find it.”
An illustration from the 19th century makes a very culture-critical interpretation of this picture by assigning, for example, the theatre to the broad road. Jesus certainly meant something quite different…
The theologian Andrea Xandry (LINK) wrote the following about this: “Jesus’ message is true. But it needs a different visual representation. More related to reality. For in the midst of life – with all its victories and defeats – things are different. The narrow road does not branch off; rather, it goes along with the broad road, it leads through the middle of it. Now just imagine this in the picture: the narrow road in the middle of the broad one. That is where the path of the Christian leads…” That is, through the middle of the culture world and its institutions! Sometimes, however, one falls onto the broad road while travelling on the narrow one. Then one has to think again and turn round. Xandry writes: “In the New Testament, this word is called “metanoia” and is usually translated as repentance or turning round. Turn round: in what direction? Always onto the narrow road, of course. That is the path where I go forward cheerfully with Jesus. Doesn’t the Lord say, in John’s Gospel 14,6: “I am the way, the truth, and the life”? In the picture, the broad road ends in flames. But if I am with Jesus when I reach the end of the road, he will bring me safely through the flames – the broad road ends, the narrow one goes on further into heavenly splendour. And this is also what we see in the top right of our picture. In the corrected picture, however, the heavenly city should be placed in the top left, above and behind the flames. The narrow road is the central road taken jointly with Jesus. In Philippians 2,15 we read this: “…become blameless and pure, children of God without fault in a crooked and depraved generation.”
Questions: Where do I have a one-sided anti-culture attitude, or where am I torn between what certain churches teach and what I experience as an artist? Where should I be more courageous in the middle of the broad road without leaving the narrow one? Where must I turn round to follow Christ?
Text: Beat Rink / Translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
In der Vorkonferenz zum soeben zu Ende gegangenen “Crescendo Sommerinstituts” (LINK) haben 35 Teilnehmer über verschiedene Aspekte von „Christentum und Kultur“ diskutiert.
Wenn man die Theologie- und Kirchengeschichte näher betrachtet, stellt man fest: Das Verhältnis zwischen „Christentum und Kultur“ kann auf verschiedene Weise definiert werden und nimmt dementsprechend im Raum der Kirche (und der Kulturwelt) unterschiedliche Gestalt an. Wo liegt der Grund für diese Unterschiedlichkeit? Die Kirche befindet sich ja im Lauf der Geschichte in einem ganz bestimmten kulturellen (politischen, ökonomischen, geistigen) Umfeld wieder, in dem sie sich auf bestimmte Weise positioniert und bewegt. Wo findet sie das Handlungsmodell dafür? Erstens natürlich in der Bibel. Zweitens in diversen theologischen und oft auch philosophischen Schriften. Dies erklärt die Stimmenvielfalt, die sich über dem gleichbleibendem Grundton der biblischen Botschaft entfaltet. Wobei es allerdings schon in der Bibel unterschiedliche Aussagen über das Verhältnis des Christen zur „Welt“ gibt – ebenfalls bei gleichbleibendem Grundton. Nun besteht in Theologie und Kirche immer wieder die Gefahr, nur auf eine dieser Stimmen zu hören und sie von den anderen zu isolieren. So entstehen verschiedene Konzepte.
Der Theologe H. Richard Niebuhr nennt in seinem wichtigen Buch „Christ and Culture“ (= Christentum und Kultur”) (1951) fünf Positionen:
1. Christus gegen Kultur 2. Christus (in) der Kultur 3. Christus über der Kultur 4. Christus und Kultur im Widerspruch 5. Christus als Erneuerer der Kultur
Im Lauf der nächsten TUNE INs wollen wir dem einen oder anderen Konzept nachgehen. Werfen wir für heute aber einen Blick auf die Bibelstelle in Matthäus 7,13-14, wo Jesus sagt: “Gehet ein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit und der Weg ist breit, der zum Verderben führt; und viele sind’s, die darauf wandeln. Denn die Pforte ist eng und der Weg ist schmal, der zum Leben führt; und wenige sind’s, die ihn finden.”
Eine Illustration aus dem 19. Jahrhundert interpretiert dieses Bild sehr kultur-kritisch, indem sie etwa das Theater dem breiten Weg zuordnet. Jesus hat sicher etwas ganz anderes gemeint…
Der Theologe Andrea Xandry(LINK)schreibt dazu: „Die Botschaft Jesu stimmt. Aber bildlich müsste sie anders dargestellt werden. Mehr realitätsbezogen. Denn mitten im Leben – mit allen Siegen und Niederlagen – sieht’s anders aus. Der schmale Weg zweigt nicht ab, sondern er geht mit dem breiten Weg, er führt mitten hindurch. Stellen Sie sich dies nun auf dem Bilde vor: Der schmale Weg inmitten des breiten. Dort wandelt der Christ….“ Das heisst: Inmitten der Kulturwelt und der Kulturinstitutionen! Manchmal fällt man inmitten des schmalen Wegs aber auf den breiten Weg. Dann muss man umsinnen und umkehren. Xandry schreibt: „Dies Wort wird im Neuen Testament „metanoia” genannt und meist mit Busse oder Umkehr übersetzt. Umkehr wohin? Jeweils auf den schmalen Weg natürlich. Dort geht mein Weg mit Jesus munter weiter. Sagt der Herr nicht im Johannes-Evangelium 14,6:“Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben”? Im Bilde endet der breite Weg in den Flammen. Bin ich aber mit Jesus dort angekommen, wird er mich durch die Flammen hindurch retten, – der breite Weg endet, der schmale geht weiter in die himmlische Herrlichkeit. So zeigt es auch unser Bild oben rechts. Mit der Korrektur des Bildes sollte die himmlische Stadt dann allerdings oben links, über und hinter den Flammen stehen. Der schmale Weg ist der Weg der Mitte in der Verbundenheit mit Jesus. Im Philipperbrief 2,15 lesen wir: “…seid unbescholtene Kinder Gottes, inmitten eines verdrehten und verkehrten Geschlechts.”
Fragen: Wo habe ich eine einseitige anti-kulturelle Einstellung oder bin in einer Zerreissprobe zwischen dem, was gewisse Kirchen lehren und was ich als Künstler erlebe? Wo soll ich mutiger inmitten des breiten Wegs gehen, ohne den schmalen Weg zu verlassen? Wo muss ich zur Christus-Nachfolge umkehren?
Text: Beat Rink
ENGLISH
In the pre-conference for the recently held “Crescendo Summer Institute” (LINK), 35 participants discussed different aspects of “Christianity and culture”.
When one looks at the history of theology and the church more closely, it becomes evident that the relationship between “Christianity and culture” can be defined in differing ways and accordingly takes different forms within the church (and the culture world). What is the reason for these differences? In the course of history, the church has always found itself in a quite particular cultural (political, economical, intellectual) environment in which it has taken position and action in a particular way. Where does one find the example for such action? Primarily, of course, in the Bible. Secondly, in diverse theological and often also in philosophical writings. This explains the variety of voices heard above the constant fundamental tone of the biblical message. By the way, even the Bible itself makes different statements about the relationship of the Christian to the “world” – with the fundamental tone again always remaining the same. In theology and in the church, however, there has been a recurrent danger of hearing only one of these voices and isolating it from the others. This is how different concepts arise.
The theologian H. Richard Niebuhr, in his important book “Christ and Culture” (1951), names five positions:
1. Christ against culture 2. Christ of culture 3. Christ above culture 4. Christ and culture in paradox 5. Christ the transformer of culture
In the course of the next TUNE INs, we wish to go more deeply into one or other of these concepts. But for today, let us take a look at the Bible passage in Matthew 7,13-14, where Jesus says:“Enter through the narrow gate. For wide is the gate and broad is the road that leads to destruction, and many enter through it. But small is the gate and narrow the road that leads to life, and only a few find it.”
An illustration from the 19th century makes a very culture-critical interpretation of this picture by assigning, for example, the theatre to the broad road. Jesus certainly meant something quite different…
The theologian Andrea Xandry (LINK) wrote the following about this: “Jesus’ message is true. But it needs a different visual representation. More related to reality. For in the midst of life – with all its victories and defeats – things are different. The narrow road does not branch off; rather, it goes along with the broad road, it leads through the middle of it. Now just imagine this in the picture: the narrow road in the middle of the broad one. That is where the path of the Christian leads…” That is, through the middle of the culture world and its institutions! Sometimes, however, one falls onto the broad road while travelling on the narrow one. Then one has to think again and turn round. Xandry writes: “In the New Testament, this word is called “metanoia” and is usually translated as repentance or turning round. Turn round: in what direction? Always onto the narrow road, of course. That is the path where I go forward cheerfully with Jesus. Doesn’t the Lord say, in John’s Gospel 14,6: “I am the way, the truth, and the life”? In the picture, the broad road ends in flames. But if I am with Jesus when I reach the end of the road, he will bring me safely through the flames – the broad road ends, the narrow one goes on further into heavenly splendour. And this is also what we see in the top right of our picture. In the corrected picture, however, the heavenly city should be placed in the top left, above and behind the flames. The narrow road is the central road taken jointly with Jesus. In Philippians 2,15 we read this: “…become blameless and pure, children of God without fault in a crooked and depraved generation.”
Questions: Where do I have a one-sided anti-culture attitude, or where am I torn between what certain churches teach and what I experience as an artist? Where should I be more courageous in the middle of the broad road without leaving the narrow one? Where must I turn round to follow Christ?
Text: Beat Rink / Translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
In der Vorkonferenz zum soeben zu Ende gegangenen “Crescendo Sommerinstituts” (LINK) haben 35 Teilnehmer über verschiedene Aspekte von „Christentum und Kultur“ diskutiert.
Wenn man die Theologie- und Kirchengeschichte näher betrachtet, stellt man fest: Das Verhältnis zwischen „Christentum und Kultur“ kann auf verschiedene Weise definiert werden und nimmt dementsprechend im Raum der Kirche (und der Kulturwelt) unterschiedliche Gestalt an. Wo liegt der Grund für diese Unterschiedlichkeit? Die Kirche befindet sich ja im Lauf der Geschichte in einem ganz bestimmten kulturellen (politischen, ökonomischen, geistigen) Umfeld wieder, in dem sie sich auf bestimmte Weise positioniert und bewegt. Wo findet sie das Handlungsmodell dafür? Erstens natürlich in der Bibel. Zweitens in diversen theologischen und oft auch philosophischen Schriften. Dies erklärt die Stimmenvielfalt, die sich über dem gleichbleibendem Grundton der biblischen Botschaft entfaltet. Wobei es allerdings schon in der Bibel unterschiedliche Aussagen über das Verhältnis des Christen zur „Welt“ gibt – ebenfalls bei gleichbleibendem Grundton. Nun besteht in Theologie und Kirche immer wieder die Gefahr, nur auf eine dieser Stimmen zu hören und sie von den anderen zu isolieren. So entstehen verschiedene Konzepte.
Der Theologe H. Richard Niebuhr nennt in seinem wichtigen Buch „Christ and Culture“ (= Christentum und Kultur”) (1951) fünf Positionen:
1. Christus gegen Kultur 2. Christus (in) der Kultur 3. Christus über der Kultur 4. Christus und Kultur im Widerspruch 5. Christus als Erneuerer der Kultur
Im Lauf der nächsten TUNE INs wollen wir dem einen oder anderen Konzept nachgehen. Werfen wir für heute aber einen Blick auf die Bibelstelle in Matthäus 7,13-14, wo Jesus sagt: “Gehet ein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit und der Weg ist breit, der zum Verderben führt; und viele sind’s, die darauf wandeln. Denn die Pforte ist eng und der Weg ist schmal, der zum Leben führt; und wenige sind’s, die ihn finden.”
Eine Illustration aus dem 19. Jahrhundert interpretiert dieses Bild sehr kultur-kritisch, indem sie etwa das Theater dem breiten Weg zuordnet. Jesus hat sicher etwas ganz anderes gemeint…
Der Theologe Andrea Xandry(LINK)schreibt dazu: „Die Botschaft Jesu stimmt. Aber bildlich müsste sie anders dargestellt werden. Mehr realitätsbezogen. Denn mitten im Leben – mit allen Siegen und Niederlagen – sieht’s anders aus. Der schmale Weg zweigt nicht ab, sondern er geht mit dem breiten Weg, er führt mitten hindurch. Stellen Sie sich dies nun auf dem Bilde vor: Der schmale Weg inmitten des breiten. Dort wandelt der Christ….“ Das heisst: Inmitten der Kulturwelt und der Kulturinstitutionen! Manchmal fällt man inmitten des schmalen Wegs aber auf den breiten Weg. Dann muss man umsinnen und umkehren. Xandry schreibt: „Dies Wort wird im Neuen Testament „metanoia” genannt und meist mit Busse oder Umkehr übersetzt. Umkehr wohin? Jeweils auf den schmalen Weg natürlich. Dort geht mein Weg mit Jesus munter weiter. Sagt der Herr nicht im Johannes-Evangelium 14,6:“Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben”? Im Bilde endet der breite Weg in den Flammen. Bin ich aber mit Jesus dort angekommen, wird er mich durch die Flammen hindurch retten, – der breite Weg endet, der schmale geht weiter in die himmlische Herrlichkeit. So zeigt es auch unser Bild oben rechts. Mit der Korrektur des Bildes sollte die himmlische Stadt dann allerdings oben links, über und hinter den Flammen stehen. Der schmale Weg ist der Weg der Mitte in der Verbundenheit mit Jesus. Im Philipperbrief 2,15 lesen wir: “…seid unbescholtene Kinder Gottes, inmitten eines verdrehten und verkehrten Geschlechts.”
Fragen: Wo habe ich eine einseitige anti-kulturelle Einstellung oder bin in einer Zerreissprobe zwischen dem, was gewisse Kirchen lehren und was ich als Künstler erlebe? Wo soll ich mutiger inmitten des breiten Wegs gehen, ohne den schmalen Weg zu verlassen? Wo muss ich zur Christus-Nachfolge umkehren?
Text: Beat Rink
Which good work of art – which picture, which piece of music, which poem, which story, which choreography accompanies you in your life and faith? Please send us a short text with a few personal words on your chosen artwork (to info@crescendo.org). Include a link to the corresponding artwork or to a Youtube video.
Welches gute Kunstwerk: Welches Bild, welches Musikstück, welches Gedicht, welche Erzählung, welche Choreografie begleitet Sie und Dich in Deinem Leben und im Glauben? Bitte schickt uns also einen kurzen Text mit ein paar persönlichen Worten zu eurem Kunstwerk ein (auf info@crescendo.org). Dazu einen Link zum entsprechenden Kunstwerk oder einen Youtube-Link.
Rembrandt van Rijn, The Return of the Prodigal Son, c. 1661–1669. 262 cm × 205 cm.
Hermitage Museum, Saint Petersburg
ENGLISH
Every morning, as I wake up, I meditate upon this beautiful painting of Rembrandt. I can feel the unconditional love of the Father for me at all times. It makes me think of Psalm 139:
“You have searched me, Lord, and you know me. You know when I sit and when I rise; you perceive my thoughts from afar. You discern my going out and my lying down; you are familiar with all my ways. Before a word is on my tongue you, Lord, know it completely. You hem me in behind and before, and you lay your hand upon me.”
I feel secure in the arms of the Father and this is a good way to begin the day. Even if I have difficulties with somebody, I know that the Father is for me.
Text: Myriam Ramseyer
Myriam Ramseyer (Switzerland) is flutist, choir leader and voice teacher
DEUTSCH
Jeden Morgen, wenn ich aufwache, nehme ich dieses schöne Bild von Rembrandt in mich auf und meditiere darüber. Ich kann die bedingungslose Liebe des Vaters spüren, die jederzeit da ist. Dies erinnert mich an Psalm 139:
“HERR, du erforschest mich und kennest mich. Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; du verstehst meine Gedanken von ferne. Ich gehe oder liege, so bist du um mich und siehst alle meine Wege. Denn siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge, das du, HERR, nicht alles wüsstest. Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir.”
Ich fühle mich sicher in den Armen des Vaters, und dies ist ein guter Anfang feel secure in the arms of the Father and this is a good way to begin the day. Even if I have difficulties with somebody, I know that the Father is for me. Text: Myriam Ramseyer
Myriam Ramseyer (Svhweiz) ist Flötistin, Chorleiterin und Gesanglehrerin
Which good work of art – which picture, which piece of music, which poem, which story, which choreography accompanies you in your life and faith? Please send us a short text with a few personal words on your chosen artwork (to info@crescendo.org). Include a link to the corresponding artwork or to a Youtube video.
Welches gute Kunstwerk: Welches Bild, welches Musikstück, welches Gedicht, welche Erzählung, welche Choreografie begleitet Sie und Dich in Deinem Leben und im Glauben? Bitte schickt uns also einen kurzen Text mit ein paar persönlichen Worten zu eurem Kunstwerk ein (auf info@crescendo.org). Dazu einen Link zum entsprechenden Kunstwerk oder einen Youtube-Link.
Rembrandt van Rijn, The Return of the Prodigal Son, c. 1661–1669. 262 cm × 205 cm.
Hermitage Museum, Saint Petersburg
ENGLISH
Every morning, as I wake up, I meditate upon this beautiful painting of Rembrandt. I can feel the unconditional love of the Father for me at all times. It makes me think of Psalm 139:
“You have searched me, Lord, and you know me. You know when I sit and when I rise; you perceive my thoughts from afar. You discern my going out and my lying down; you are familiar with all my ways. Before a word is on my tongue you, Lord, know it completely. You hem me in behind and before, and you lay your hand upon me.”
I feel secure in the arms of the Father and this is a good way to begin the day. Even if I have difficulties with somebody, I know that the Father is for me.
Text: Myriam Ramseyer
Myriam Ramseyer (Switzerland) is flutist, choir leader and voice teacher
DEUTSCH
Jeden Morgen, wenn ich aufwache, nehme ich dieses schöne Bild von Rembrandt in mich auf und meditiere darüber. Ich kann die bedingungslose Liebe des Vaters spüren, die jederzeit da ist. Dies erinnert mich an Psalm 139:
“HERR, du erforschest mich und kennest mich. Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; du verstehst meine Gedanken von ferne. Ich gehe oder liege, so bist du um mich und siehst alle meine Wege. Denn siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge, das du, HERR, nicht alles wüsstest. Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir.”
Ich fühle mich sicher in den Armen des Vaters, und dies ist ein guter Anfang feel secure in the arms of the Father and this is a good way to begin the day. Even if I have difficulties with somebody, I know that the Father is for me. Text: Myriam Ramseyer
Myriam Ramseyer (Svhweiz) ist Flötistin, Chorleiterin und Gesanglehrerin
ENGLISH
“You are the light of the world. A town built on a hill cannot be hidden. Neither do people light a lamp and put it under a bowl. Instead they put it on its stand, and it gives light to everyone in the house. In the same way, let your light shine before others, that they may see your good deeds and glorify your Father in heaven.” (Matthew 5, 14-16)
We are called to be light. And every artist who is a Christian knows that this is speaking about his entire life as well as about his art. But the first need now is to clear up some misunderstandings:
1. We are called to be light with our entire life. That means that life is greater than art. It is therefore impossible for us to wish to be light only as artists – and not with everything that we are and do.
2. We cannot set up some crude kind of causal relationship between both areasand conclude that if we simply let our light shine as human beings, our art will likewise shine brightly into the world. This causal relationship would become crude wherever we wish to equate “bright” with “successful” (in the sense of the currently widespread view of success). There is similarly no reason why we should automatically become better artists when we take the call to be light seriously.
3. On the other hand, the following is true: the light which shines out into the world through our entire life will not leave our own artistic activity in darkness. Why is this true? Where Christ brings light into our life (and therefore wishes to shine out through us), we experience personal blessing. This can take many forms: liberation, healing, joy, wisdom (which includes clear thinking, the wish to raise artistic quality etc.) and inspiration.
4. Furthermore, we can trust God to help us in letting the artistic light shine – in the way HE has planned.Many of us are very good lighting artists when it comes to our own works. We place our light on the highest stand possible so that it shines more brightly than the light of others. Christians, too, allow themselves to be caught up in the battle of artistic competitiveness and can sometimes get very energetically involved. But the only advice given by Jesus is that one should only bring the light out from under the bowl (=container) so that it is not left entirely concealed. Surely He would also be willing to help when it comes to finding the right candlestick for our works of art?
5. There is a question which could be discussed with other artist – e.g. in an artist’s discussion group:What is the meaning of the verses taken from Matthew 5, 11 in this context? Although they speak of the broader context of life (as a Christian), they could nevertheless be important for our subject.
Text: Beat Rink / Translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
“Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. …Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es denn allen, die im Hause sind. Also laßt euer Licht leuchten vor den Leuten, daß sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.” (Matthäus 5,14-16)
Wir sind berufen, Licht zu sein. Und jeder Künstler, der Christ ist, weiss, dass er mit seinem ganzen Leben und auch mit seiner Kunst gemeint ist. Nun gilt es allerdings, einige Missverständnisse auszuräumen:
1. Wir sind mit unserem ganzen Leben berufen, Licht zu sein. Das heisst: Das Leben ist grösser als die Kunst. Es kann darum nicht sein, dass wir nur als Künstler Licht sein wollen – und nicht mit allem, was wir sind und tun.
2. Wir können keinen plumpen Kausalzusammenhang zwischen beiden Bereichen herstellen und meinen: Wenn wir nur als Menschen unser Licht scheinen lassen, wird auch unsere Kunst hell in die Welt hinein strahlen. Plump wäre dieser Kausalzusammenhang dort, wo wir „hell“ mit „erfolgreich“ (im Sinn des gängigen Erfolgsdenkens) gleichsetzen würden. Ebensowenig werden wir als Künstler automatisch besser, wenn wir die Berufung ernst nehmen, Licht zu sein.
3. Aber andererseits gilt: Das Licht, das durch unser ganzes Leben in die Welt hineinstrahlt, wird auch unser eigenes künstlerisches Tun nicht im Dunklen lassen.Wie das? Wo Christus unser Leben erleuchtet (und eben durch uns hindurchstrahlen will), erleben wir selber Segen. Dies kann Vieles beinhalten: Befreiung, Heilung, Freude, Weisheit (dazu gehören auch Gedankenschärfe, der Wille zu künstlerischer Qualitätssteigerung usw.) und Inspiration.
4. Wir können zudem Gott vertrauen, dass er uns hilft, das künstlerische Licht leuchten zu lassen – so wie ER es vorsieht. Viele von uns sind sehr gute Beleuchtungs-Künstler, wenn es um die eigenen Werke geht. Sie stellen ihr Licht auf einen möglichst hohen Ständer, damit es heller strahle als das Licht der anderen. Auch Christen lassen sich vom künstlerischen Konkurrenzkampf anstecken und mischen manchmal eifrig mit. Aber Jesus rät uns lediglich dazu, das Licht unter dem Scheffel (=Behälter) überhaupt erst hervorzuholen, damit es nicht ganz versteckt bleibt. Wird er uns dann nicht auch helfen wollen, für unsere Kunstwerke den richtigen Kerzenständer zu finden?
5. Eine Frage, die vielleicht in einem Künstlerkreis diskutiert werden könne:Was heissen die vorausgehenden Verse von Matthäus 5,11 in diesem Zusammenhang? Sie sprechen zwar vom grösseren Kontext des Lebens (als Christ), könnten aber trotzdem für unser Thema bedeutungsvoll sein.
Text: Beat Rink
ENGLISH
“You are the light of the world. A town built on a hill cannot be hidden. Neither do people light a lamp and put it under a bowl. Instead they put it on its stand, and it gives light to everyone in the house. In the same way, let your light shine before others, that they may see your good deeds and glorify your Father in heaven.” (Matthew 5, 14-16)
We are called to be light. And every artist who is a Christian knows that this is speaking about his entire life as well as about his art. But the first need now is to clear up some misunderstandings:
1. We are called to be light with our entire life. That means that life is greater than art. It is therefore impossible for us to wish to be light only as artists – and not with everything that we are and do.
2. We cannot set up some crude kind of causal relationship between both areasand conclude that if we simply let our light shine as human beings, our art will likewise shine brightly into the world. This causal relationship would become crude wherever we wish to equate “bright” with “successful” (in the sense of the currently widespread view of success). There is similarly no reason why we should automatically become better artists when we take the call to be light seriously.
3. On the other hand, the following is true: the light which shines out into the world through our entire life will not leave our own artistic activity in darkness. Why is this true? Where Christ brings light into our life (and therefore wishes to shine out through us), we experience personal blessing. This can take many forms: liberation, healing, joy, wisdom (which includes clear thinking, the wish to raise artistic quality etc.) and inspiration.
4. Furthermore, we can trust God to help us in letting the artistic light shine – in the way HE has planned.Many of us are very good lighting artists when it comes to our own works. We place our light on the highest stand possible so that it shines more brightly than the light of others. Christians, too, allow themselves to be caught up in the battle of artistic competitiveness and can sometimes get very energetically involved. But the only advice given by Jesus is that one should only bring the light out from under the bowl (=container) so that it is not left entirely concealed. Surely He would also be willing to help when it comes to finding the right candlestick for our works of art?
5. There is a question which could be discussed with other artist – e.g. in an artist’s discussion group:What is the meaning of the verses taken from Matthew 5, 11 in this context? Although they speak of the broader context of life (as a Christian), they could nevertheless be important for our subject.
Text: Beat Rink / Translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
“Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. …Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es denn allen, die im Hause sind. Also laßt euer Licht leuchten vor den Leuten, daß sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.” (Matthäus 5,14-16)
Wir sind berufen, Licht zu sein. Und jeder Künstler, der Christ ist, weiss, dass er mit seinem ganzen Leben und auch mit seiner Kunst gemeint ist. Nun gilt es allerdings, einige Missverständnisse auszuräumen:
1. Wir sind mit unserem ganzen Leben berufen, Licht zu sein. Das heisst: Das Leben ist grösser als die Kunst. Es kann darum nicht sein, dass wir nur als Künstler Licht sein wollen – und nicht mit allem, was wir sind und tun.
2. Wir können keinen plumpen Kausalzusammenhang zwischen beiden Bereichen herstellen und meinen: Wenn wir nur als Menschen unser Licht scheinen lassen, wird auch unsere Kunst hell in die Welt hinein strahlen. Plump wäre dieser Kausalzusammenhang dort, wo wir „hell“ mit „erfolgreich“ (im Sinn des gängigen Erfolgsdenkens) gleichsetzen würden. Ebensowenig werden wir als Künstler automatisch besser, wenn wir die Berufung ernst nehmen, Licht zu sein.
3. Aber andererseits gilt: Das Licht, das durch unser ganzes Leben in die Welt hineinstrahlt, wird auch unser eigenes künstlerisches Tun nicht im Dunklen lassen.Wie das? Wo Christus unser Leben erleuchtet (und eben durch uns hindurchstrahlen will), erleben wir selber Segen. Dies kann Vieles beinhalten: Befreiung, Heilung, Freude, Weisheit (dazu gehören auch Gedankenschärfe, der Wille zu künstlerischer Qualitätssteigerung usw.) und Inspiration.
4. Wir können zudem Gott vertrauen, dass er uns hilft, das künstlerische Licht leuchten zu lassen – so wie ER es vorsieht. Viele von uns sind sehr gute Beleuchtungs-Künstler, wenn es um die eigenen Werke geht. Sie stellen ihr Licht auf einen möglichst hohen Ständer, damit es heller strahle als das Licht der anderen. Auch Christen lassen sich vom künstlerischen Konkurrenzkampf anstecken und mischen manchmal eifrig mit. Aber Jesus rät uns lediglich dazu, das Licht unter dem Scheffel (=Behälter) überhaupt erst hervorzuholen, damit es nicht ganz versteckt bleibt. Wird er uns dann nicht auch helfen wollen, für unsere Kunstwerke den richtigen Kerzenständer zu finden?
5. Eine Frage, die vielleicht in einem Künstlerkreis diskutiert werden könne:Was heissen die vorausgehenden Verse von Matthäus 5,11 in diesem Zusammenhang? Sie sprechen zwar vom grösseren Kontext des Lebens (als Christ), könnten aber trotzdem für unser Thema bedeutungsvoll sein.
Text: Beat Rink
Which good work of art – which picture, which piece of music, which poem, which story, which choreography accompanies you in your life and faith? Please send us a short text with a few personal words on your chosen artwork (to info@crescendo.org). Include a link to the corresponding artwork or to a Youtube video.
Welches gute Kunstwerk: Welches Bild, welches Musikstück, welches Gedicht, welche Erzählung, welche Choreografie begleitet Sie und Dich in Deinem Leben und im Glauben? Bitte schickt uns also einen kurzen Text mit ein paar persönlichen Worten zu eurem Kunstwerk ein (auf info@crescendo.org). Dazu einen Link zum entsprechenden Kunstwerk oder einen Youtube-Link.
ENGLISH
For me, this picture and this music belong together – they have been my companions for years: The van Eyck brothers: “Ghent Altarpiece – The Adoration of the Lamb” and Bach BWV 21 – closing chorus: “Das Lamm, das erwürget ist” [“The Lamb that was slain”].
The mystery of the Adoration of the Lamb in Revelation 14 goes beyond our limited human power of imagination. Both Bach and the van Eyck brothers succeed in giving us a suggestion of the scale of this event. These two works of art help me to fix my gaze on God’s omnipotence, particularly when I feel trapped in the dark mires of the world.
Text: Christof Metz
Christof Metz studied double bass. He works as choir leader and is teacher at tcs (LINK) in the study course “music & theology”. He worked together with his wife Christina Metz-Salomon from 2002-2008 for Crescendo.
DEUTSCH
Für mich gehören dieses Bild und diese Musik zusammen: Gebr. van Eyck “Genter Altar – Anbetung des Lammes” und Bach BWV 21-Schlusschor “Das Lamm, das erwürget ist”
Das Geheimnis der Anbetung des Lammes aus Offenbarung 14 sprengt die Vorstellungskraft unserer menschlichen Begrenztheit. Sowohl Bach als auch die Brüder van Eyck schaffen es, uns eine Ahnung von der Grösse dieses Geschehens zu geben. Beide Kunstwerke sind mir eine Hilfe, den Blick auf Gottes Allmacht zu richten, gerade, wenn ich mich in den Niederungen der Welt gefangen fühle.
Text: Christof Metz
Christof Metz studierte Kontrabass. Er ist Chorleiter und unterrichtet in der Studienabteilung Musik & Theologie am tcs (LINK). Er war von 2002-2008 mit seiner Frau Christina Metz-Salomon Mitarbeiter von Crescendo.
Which good work of art – which picture, which piece of music, which poem, which story, which choreography accompanies you in your life and faith? Please send us a short text with a few personal words on your chosen artwork (to info@crescendo.org). Include a link to the corresponding artwork or to a Youtube video.
Welches gute Kunstwerk: Welches Bild, welches Musikstück, welches Gedicht, welche Erzählung, welche Choreografie begleitet Sie und Dich in Deinem Leben und im Glauben? Bitte schickt uns also einen kurzen Text mit ein paar persönlichen Worten zu eurem Kunstwerk ein (auf info@crescendo.org). Dazu einen Link zum entsprechenden Kunstwerk oder einen Youtube-Link.
ENGLISH
For me, this picture and this music belong together – they have been my companions for years: The van Eyck brothers: “Ghent Altarpiece – The Adoration of the Lamb” and Bach BWV 21 – closing chorus: “Das Lamm, das erwürget ist” [“The Lamb that was slain”].
The mystery of the Adoration of the Lamb in Revelation 14 goes beyond our limited human power of imagination. Both Bach and the van Eyck brothers succeed in giving us a suggestion of the scale of this event. These two works of art help me to fix my gaze on God’s omnipotence, particularly when I feel trapped in the dark mires of the world.
Text: Christof Metz
Christof Metz studied double bass. He works as choir leader and is teacher at tcs (LINK) in the study course “music & theology”. He worked together with his wife Christina Metz-Salomon from 2002-2008 for Crescendo.
DEUTSCH
Für mich gehören dieses Bild und diese Musik zusammen: Gebr. van Eyck “Genter Altar – Anbetung des Lammes” und Bach BWV 21-Schlusschor “Das Lamm, das erwürget ist”
Das Geheimnis der Anbetung des Lammes aus Offenbarung 14 sprengt die Vorstellungskraft unserer menschlichen Begrenztheit. Sowohl Bach als auch die Brüder van Eyck schaffen es, uns eine Ahnung von der Grösse dieses Geschehens zu geben. Beide Kunstwerke sind mir eine Hilfe, den Blick auf Gottes Allmacht zu richten, gerade, wenn ich mich in den Niederungen der Welt gefangen fühle.
Text: Christof Metz
Christof Metz studierte Kontrabass. Er ist Chorleiter und unterrichtet in der Studienabteilung Musik & Theologie am tcs (LINK). Er war von 2002-2008 mit seiner Frau Christina Metz-Salomon Mitarbeiter von Crescendo.
Auch runde Tische geniessen den Sommer
Grüsse aus dem Netzwerk!
Spannende Ausschreibungen zu Wettbewerben und Projekten lassen sich wieder auf unserer Homepage finden.
Es lohnt sich aber nicht nur dafür, bei ARTS+ Mitglied zu sein sondern auch weil wir als “runder Tisch” gemeinsam für das Plus in den Künsten einstehen wollen.
Wir begrüssen alle Neuanmeldungen unseres Newsletter und wünschen viel Inspiration auf unserer Webseite.
Langes Wochenende der Künste in Rasa (TI)
Donnerstag, 16. August bis Sonntag, 19. August 2018
Ein Wochenende für Kreative, Kunstschaffende und Glaubende mit künstlerischen Workshops, Austausch, Ateliers, Podium, frischer Bergluft in atemberaubender Landschaft gekrönt mit feinem Essen und langen Nächten.
Die neue Plattform für das Kulturerbe Tanz in der Schweiz! Klassisch, Modern, Jazz, Flamenco, Zeitgenössisch, Breakdance…
Die Ausschreibung kulturerbe, tanz! richtet sich an Tanz-Gruppen nicht-professioneller Tänzer*innen.
Vom 13. – 30. September 2018 finden im Rahmen des Projekts “Kunst im Depot” eine öffentliche kuratierte Ausstellung, Performances, Künstlergespräch, Performance-Day und Konzerte statt.
Teil davon ist der Performance-Day am 16. September von 11 – 17 Uhr.
Die bewusst weder kuratierte noch programmierte Plattform soll Experimente, spontane Kollaborationen und situative Wiederholungen ermöglichen.
Interessierte professionell arbeitende Performer*innen können sich ab sofort anmelden unter: kunstimdepot@gmx.ch
Wir wollen dich zu unseren Roundtables ermutigen.
Reinschnuppern erwünscht:
Felloship unter Populärmusikern, einmal monatlich irgendwo in der Stadt Zürich.
Treffen von professionellen Musikern und Musikstudenten in Basel, Bern und Lausanne.
Kreativer Austausch für alle Künstler, die ihren Lebensunterhalt auch mit Kunst bestreiten.
Professionell arbeitende Kunstschaffende aller Sparten aus Zürich und der weiteren Umgebung, treffen sich sporadisch bei Kaffee und Kuchen in Ateliers und Proberäumen.
Nutze unseren Veranstaltungskalender für deine Termine
Nicht vergessen: auf unserer Agenda sind deine Termine für eine breite Öffentlichkeit ersichtlich. Werde Mitglied und du kannst alle deine Veranstaltungen veröffentlichen.
Mitglieder stellen sich vor: Neues Buch von Eva-Maria Admiral
Die bekannte Burgtheater-Schauspielerin Eva-Maria Admiral lädt ihre Leser dazu ein, leidenschaftliche Co-Regisseure und begeisterte Drehbuchautoren des eigenen Lebens zu werden.
SCHØN Konferenz in Augsburg, 14. bis 17. Juni 2018
Fotos von Jean-Daniel von Leber: Dmitry Khamzin, Julius Berger, Wim Wenders und Johannes Hartl
Das Hauptprogramms war mit exzellenten künstlerischen Präsentationen und anschliessenden Künstlergesprächen gefüllt, angereichert mit wissenschaftlichen und theologischen Beiträgen. Reichhaltig und ausgezeichnet war auch das Programm der Spartenbühnen (Literatur und Klassik/Jazz via Crescendo, Performing Arts via ARTS+ kuratiert), das mitunter neue Zugänge zu Kunst provozierte und zum Denken anregte. Inspiriert und mit viel Mut im Gepäck zogen die rund 1000 Teilnehmenden nach vier Tagen weiter, bereit für neue Abenteuer. Am Stand von ARTS+ und BART freuten wir uns an den vielen tollen Begegnungen und teilen das grosse Bedürfnis nach Vernetzung und künstlerischem Austausch.
Gewinnerinnen und Gewinner des Wettbewerbs sind:
* 1. Preis: Manuela Präg – Teilnahme am «ARTs+Symposium» vom 08.-10. März 2019 in Montmirail, Schweiz (exkl. Anreise)
* 2. Preis: Ulrike Korn, Teilnahme am «Langen Wochenende der Künste» vom 16.-19. August 2018 in Rasa, Schweiz (exkl. Anreise)
* 3. Preis: Anna Dür, Jahresabo der Zeitschrift BART
Sonnige Grüsse vom Runden Tisch ARTS+
Astrid und Regula
und das ARTS+ Leitungsteam: Beat Rink, Samuel Scherrer, Adrian Furrer, Timo Schuster, Astrid Künzler, Matthias Spiess, Jean-Daniel von Lerber, Martin Jufer
ENGLISH Which good work of art – which picture, which piece of music, which poem, which story, which choreography accompanies you in your life and faith?
Let us put this question to our readers during the summer weeks – and beyond. Our assumption here is that there are artworks which leave an impression on our faith and which accompany us intensively (either throughout our lives, or at least during a certain period). One could also say it this way: works of art through which God reaches deep into our lives. It is not at all necessary for these artworks to be explicitly Christian.
In the churches and in the lives of many Christians, however, there is also some terribly bad art which may likewise strengthen faith, although at the same time weakening aesthetic perception and the sensitivity for the feeling of life in the epoch concerned. Here I am thinking of the picture of the Good Shepherd which hung in the bedroom of my wonderfully faithful grandparents…
But here we would like to exclude “Good Shepherd” pictures… So please send us a short text with a few personal words on your chosen artwork (to info@crescendo.org). Include a link to the corresponding artwork or to a Youtube video.
Here is my personal favourite:
The Laudate of the Symphony of Psalms by Igor Stravinsky (1930)
This third part of the Symphony of Psalms has been my companion for many years. It is a moving appeal, both delicate and weighty, to praise God. The text speaks of God himself: of his gentleness and of his glory, of his dynamism and power. The Symphony of Psalms uses a modern musical language, even if Stravinsky does not use 12-tone technique. This language is simultaneously “timelessly modern”, precisely because it is great art. The appeal in Psalm 150 in the Symphony of Psalms is also addressed to me, calling on me to praise God with everything that I am and have. When the music world heard it, by the way, many asked whether, with the Symphony of Psalms, the composer had turned to Judaism: Stravinsky’s biting reply was that people today no longer seem to know that, for 2000 years now, the Psalms have not necessarily been associated with the synagogue, but have provided the basis of prayers, sermons and songs in the Christian church. They had obviously lost the ability to regard the texts of Holy Scripture from anything but an ethnographical, historical or picturesque point of view. With every note of the Symphony of Psalms, one detects that there is a living faith behind it.
Text: Beat Rink
Translation: Bill Buchanan
DEUTSCH Welches gute Kunstwerk: Welches Bild, welches Musikstück, welches Gedicht, welche Erzählung, welche Choreografie begleitet Sie und Dich in Deinem Leben und im Glauben?
Diese Frage wollen wir durch die Sommerwochen hindurch – und darüber hinaus – unseren Lesern stellen. Denn wir gehen davon aus, dass es Kunstwerke gibt, die unseren Glauben prägen, und die uns (eben ein Leben lang oder wenigstens durch eine bestimmte Zeit hindurch) intensiv begleiten. Man könnte auch sagen: Kunstwerke, durch die Gott in unser Leben hineinwirkt. Dies müssen nicht einmal explizit christliche Kunstwerke sein.
In den Kirchen und im Leben vieler Christen gibt es allerdings auch furchtbar schlechte Kunst, die den Glauben ebenfalls stärken mag, gleichzeitig aber das ästhetische Empfinden und die Sensibilität für das Lebensgefühl der Zeit schwächt. Ich denke da an das Bild vom guten Hirten, das im Schlafzimmer meiner wunderbar frommen Grosseltern hing…
Aber wir möchten hier von „Gute Hirte“-Bildern absehen… Bitte schickt uns also einen kurzen Text mit ein paar persönlichen Worten zu eurem Kunstwerk ein (auf info@crescendo.org) .Dazu einen Link zum entsprechenden Kunstwerk oder einen Youtube-Link.
Hier mein persönlicher Favorit:
Das Laudate der Psalmensymphonie von Igor Strawinsky (1930)
Mich begleitet dieser dritte Teil der Psalmensymphonie seit vielen Jahren. Er ist ein eindringlicher, zarter wie auch wuchtiger Appell zum Gotteslob. Er spricht dabei von Gott selber: Von seiner Zartheit und von seiner Herrlichkeit, von seiner Dynamik und Macht. Die Psalmensymphonie spricht eine moderne Sprache, auch wenn Strawinsky keine Zwölftontechnik anwendet. Diese Sprache ist zugleich „zeitlos modern“, weil sie eben grosse Kunst ist. Der Psalm 150 in der Psalmensymphonie ruft auch mich dazu, Gott mit ALLEM zu loben, was ich bin und habe.
Die Musikwelt fragte sich übrigens damals, ob sich der Komponist mit der „Psalmensymphonie“ dem Judentum zugewandt habe, worauf dieser bissig meinte, man scheine heute nicht mehr zu wissen dass seit zweitausend Jahren die Psalmen nicht mehr mit Notwendigkeit an die Synagoge gebunden seien, sondern die Grundlage der Gebete, Predigten und Gesänge der christlichen Kirche darstellten. Offensichtlich habe man verlernt, die Texte der Heiligen Schrift anders als vom ethnographischen, historischen oder pittoresken Standpunkt anzusehen. Man spürt der Psalmensymphonie mit jedem Ton ab, dass dahinter ein lebendiger Glaube steht.
Text: Beat Rink
ENGLISH Which good work of art – which picture, which piece of music, which poem, which story, which choreography accompanies you in your life and faith?
Let us put this question to our readers during the summer weeks – and beyond. Our assumption here is that there are artworks which leave an impression on our faith and which accompany us intensively (either throughout our lives, or at least during a certain period). One could also say it this way: works of art through which God reaches deep into our lives. It is not at all necessary for these artworks to be explicitly Christian.
In the churches and in the lives of many Christians, however, there is also some terribly bad art which may likewise strengthen faith, although at the same time weakening aesthetic perception and the sensitivity for the feeling of life in the epoch concerned. Here I am thinking of the picture of the Good Shepherd which hung in the bedroom of my wonderfully faithful grandparents…
But here we would like to exclude “Good Shepherd” pictures… So please send us a short text with a few personal words on your chosen artwork (to info@crescendo.org). Include a link to the corresponding artwork or to a Youtube video.
Here is my personal favourite:
The Laudate of the Symphony of Psalms by Igor Stravinsky (1930)
This third part of the Symphony of Psalms has been my companion for many years. It is a moving appeal, both delicate and weighty, to praise God. The text speaks of God himself: of his gentleness and of his glory, of his dynamism and power. The Symphony of Psalms uses a modern musical language, even if Stravinsky does not use 12-tone technique. This language is simultaneously “timelessly modern”, precisely because it is great art. The appeal in Psalm 150 in the Symphony of Psalms is also addressed to me, calling on me to praise God with everything that I am and have. When the music world heard it, by the way, many asked whether, with the Symphony of Psalms, the composer had turned to Judaism: Stravinsky’s biting reply was that people today no longer seem to know that, for 2000 years now, the Psalms have not necessarily been associated with the synagogue, but have provided the basis of prayers, sermons and songs in the Christian church. They had obviously lost the ability to regard the texts of Holy Scripture from anything but an ethnographical, historical or picturesque point of view. With every note of the Symphony of Psalms, one detects that there is a living faith behind it.
Text: Beat Rink
Translation: Bill Buchanan
DEUTSCH Welches gute Kunstwerk: Welches Bild, welches Musikstück, welches Gedicht, welche Erzählung, welche Choreografie begleitet Sie und Dich in Deinem Leben und im Glauben?
Diese Frage wollen wir durch die Sommerwochen hindurch – und darüber hinaus – unseren Lesern stellen. Denn wir gehen davon aus, dass es Kunstwerke gibt, die unseren Glauben prägen, und die uns (eben ein Leben lang oder wenigstens durch eine bestimmte Zeit hindurch) intensiv begleiten. Man könnte auch sagen: Kunstwerke, durch die Gott in unser Leben hineinwirkt. Dies müssen nicht einmal explizit christliche Kunstwerke sein.
In den Kirchen und im Leben vieler Christen gibt es allerdings auch furchtbar schlechte Kunst, die den Glauben ebenfalls stärken mag, gleichzeitig aber das ästhetische Empfinden und die Sensibilität für das Lebensgefühl der Zeit schwächt. Ich denke da an das Bild vom guten Hirten, das im Schlafzimmer meiner wunderbar frommen Grosseltern hing…
Aber wir möchten hier von „Gute Hirte“-Bildern absehen… Bitte schickt uns also einen kurzen Text mit ein paar persönlichen Worten zu eurem Kunstwerk ein (auf info@crescendo.org) .Dazu einen Link zum entsprechenden Kunstwerk oder einen Youtube-Link.
Hier mein persönlicher Favorit:
Das Laudate der Psalmensymphonie von Igor Strawinsky (1930)
Mich begleitet dieser dritte Teil der Psalmensymphonie seit vielen Jahren. Er ist ein eindringlicher, zarter wie auch wuchtiger Appell zum Gotteslob. Er spricht dabei von Gott selber: Von seiner Zartheit und von seiner Herrlichkeit, von seiner Dynamik und Macht. Die Psalmensymphonie spricht eine moderne Sprache, auch wenn Strawinsky keine Zwölftontechnik anwendet. Diese Sprache ist zugleich „zeitlos modern“, weil sie eben grosse Kunst ist. Der Psalm 150 in der Psalmensymphonie ruft auch mich dazu, Gott mit ALLEM zu loben, was ich bin und habe.
Die Musikwelt fragte sich übrigens damals, ob sich der Komponist mit der „Psalmensymphonie“ dem Judentum zugewandt habe, worauf dieser bissig meinte, man scheine heute nicht mehr zu wissen dass seit zweitausend Jahren die Psalmen nicht mehr mit Notwendigkeit an die Synagoge gebunden seien, sondern die Grundlage der Gebete, Predigten und Gesänge der christlichen Kirche darstellten. Offensichtlich habe man verlernt, die Texte der Heiligen Schrift anders als vom ethnographischen, historischen oder pittoresken Standpunkt anzusehen. Man spürt der Psalmensymphonie mit jedem Ton ab, dass dahinter ein lebendiger Glaube steht.
Text: Beat Rink
Das Tanzfestival Winterthur und SAPA, das Schweizer Archiv der Darstellenden Künste, bieten Tanzfilminteressierten, TänzerInnen und ChoreographInnen die Möglichkeit, einen eigenen Tanzfilm zu realisieren und diesen im Rahmen des Tanzfestival Winterthur im Kino zu zeigen. Am 16.09.2018 findet dafür ein kostenloser Kurs in Winterthur statt. Bewerben kann man sich bis am 17.8.2018
ENGLISH The World Cup, or the joy of playing
Currently, the World Cup in football is captivating millions of spectators. Despite all the shady sides and aberrations in this commercialised sport, this game with the small, round piece of leather is a source of joy not only for our male contemporaries.
Art – a game, or hard work?
At the end of a lecture on the challenges of music as a profession which I gave recently as part of a bigger event, someone said to me, “I had no idea that being a musician can be so tough, and that making music is not always linked to joy in playing.” She could have said the same about all other fields of art. Everyone knows that art is hard work. And it is often true that precisely the art which appears to be particularly simple and playful is the result of the greatest efforts.
Here one might think of the anecdote about the Japanese master – was it Katsushika Hosuksai (1760-1849)? – who, before the eyes of the person who had commissioned the work, dashed off a drawing of a rooster with a few light movements of the hand. When the prospective purchaser, enraged, refused to pay the high price, the painter replied, “Yes, it looks so easy. Yet it took me many years to be able to draw a rooster in a few seconds.” Conversely, one can feel the effort that goes into many works by dilettantes.
So, although art involves hard work that can seldom be detected, one has to ask this question: Does the work arise from that playful spirit of which it speaks?
How can art become play?
A difficult question. In fact, another question should come first: “What is the essence of play?” Here one can find orientation in such wise books as Johan Huizinga’s “Homo ludens. Of the origin of culture in play”.
Here are two attempts at an answer:
1. Play is only possible where failure is allowed. Increasingly, the art business is tending to force the artist into the straitjacket of perfectionism. Or to determine normatively what should be considered art and what should not. Mistakes (especially technical mistakes in the “performing arts”) are punished mercilessly. No wonder, then, that the playful character of art, and with it the courage to take risks, is also being lost. (This can even be illustrated in football: a team without courage is guaranteed to lose!) It is therefore understandable that in certain forms of art which offer free space for such things, the pendulum occasionally swings to the opposite extreme, with art being separated vehemently from “skill”. Accordingly, efforts must be made time and again to achieve the balance between “the skill of the craftsman” and “the freedom to play”, with the latter permitting failure. By the way, precisely those
artists who live from God’s grace should be courageous and be less afraid of failure.
2. Play is only possible if one retains a “childlike heart”. Matthias Claudius (see TUNE IN 265) held up the simplicity of childlike faith in the face of the deadly earnest of the Enlightenment – much to the annoyance of his contemporaries. “As true and joyful as children” – this motto was one that he also applied to life in his large family. He was often in the mood for little jokes. In the engraving (above) he is about to leap for joy. … Do we personally still have a childlike heart? Can we still be full of humour? And perhaps even still play with children? Or dance before God – like David? For strict believers, a childlike and playful faith has always been suspect. It is therefore all the more important that art should still be able to play – not least in church.
Questions: Does my art still have a playful character? Or is this perhaps something I have lost? If so, when? Why? What action am I taking to win back joy in (artistic) play again? On what truth in my faith can I focus again to help me here?
Text: Beat Rink Translation: Bill Buchanan
DEUTSCH Die WM oder die Freude am Spiel
Die Fussball-Weltmeisterschaft zieht derzeit Millionen von Zuschauern in ihren Bann. Neben allen Schattenseiten und Auswüchsen des kommerzialisierten Sports ist das Spiel mit dem kleinen runden Leder nicht nur für Zeitgenossen männlichen Geschlechts ein Grund zur Freude.
Kunst – Spiel oder harte Arbeit?
Kürzlich sagte mir jemand nach dem Besuch eines Vortrags im Rahmen einer Veranstaltung über die Herausforderungen des Musikerberufs: „Ich wusste gar nicht, dass Musiker-Sein so hart sein kann und dass Musizieren nicht immer mit Freude am Spielen verbunden ist.“ Dasselbe hätte sie im Blick auf alle anderen Kunstsparten sagen können. Kunst ist bekanntlich harte Arbeit. Und oft steckt gerade hinter jener Kunst, die besonders einfach und spielerisch scheint, der grösste Aufwand.
Man mag dabei an die Anekdote von jenem japanischen Meister – war es Katsushika Hosuksai (1760-1849) ? – denken, der vor den Augen eines Auftraggebers mit leichter Hand einen Hahn aufs Blatt warf, und diesem, als er empört den Kaufpreis zurückweisen wollte, entgegnete: „Ja, dies sieht so leicht aus. Doch brauchte ich viele Jahre, um in ein paar Augenblicken einen Hahn zu zeichnen.“ Umgekehrt kann man gerade dem Dilettantismus die Mühsal abspüren.
Obwohl Kunst also harte Arbeit ist, von der sie sich selten etwas anmerken lässt, muss sie sich fragen lassen: Kommt sie selber auch noch aus jenem spielerischen Geist, von dem sie spricht?
Was macht Kunst zum Spiel?
Eine schwierige Frage. Man müsste eigentlich zuerst fragen: „Was ist überhaupt ein Spiel?“ und sich bei klugen Büchern Rat holen wie etwa bei Johann Huizingas „Homo Ludens. Vom Ursprung der Kultur im Spiel“.
Hier zwei Antwortversuche:
1. Spiel ist nur möglich, wo Scheitern erlaubt ist.
Der Kunstbetrieb tendiert immer wieder dazu, dem Künstler die Zwangsjacke des Perfektionismus anzulegen. Oder normativ zu bestimmen, was als Kunst zu gelten hat und was nicht. Fehler (vor allem handwerkliche Fehler in den „Performing Arts“) werden gnadenlos bestraft. Kein Wunder, dass der Spielcharakter und mit dem Mut zum Wagnis auch die verloren gehen. (Dies liesse sich sogar mit dem Fussball illustrieren: Eine mutlose Mannschaft verliert garantiert!) Deshalb ist es verständlich, dass in gewissen Kunstformen, wo dafür Freiräume bestehen, das Pendel periodisch auf die Gegenseite ausschwingt, indem Kunst vehement vom „Können“ getrennt wird. Demnach müsste immer wieder nach einer Balance gesucht werden zwischen „handwerklichem Können“ und „Freiheit zum Spiel“, bei dem auch das Scheitern erlaubt ist. Übrigens sollten gerade Künstler, die aus Gottes Gnade leben, mutig sein und sich weniger vor dem Scheitern fürchten.
2. Spiel ist nur möglich, wo man sich ein „kindliches Herz“ bewahrt. Matthias Claudius (siehe TUNE IN 265) hat gegenüber dem Todernst der Aufklärung die Einfalt kindlichen Glaubens hochgehalten – sehr zum Ärger seiner Zeitgenossen. „Wie Kinder fromm und fröhlich“ – diesem Leitspruch lebte Claudius auch in seiner kinderreichen Familie nach. Oft war er zu drolligen Spässen aufgelegt. Auf dem Stich (oben) setzt er zu einem Freudensprung an.Haben wir selber noch ein kindliches Herz? Können wir noch humorvoll sein? Und vielleicht sogar noch mit Kindern spielen? Oder vor Gott tanzen – wie David. Den ernsten Gläubigen ist eine kindliche, spielende Frömmigkeit seit jeher suspekt. Umso wichtiger ist, dass Kunst noch spielen kann – nicht zuletzt auch in den Kirchen.
Fragen: Hat meine Kunst noch spielerischen Charakter? Oder ist mir dieser etwa ganz abhanden gekommen. Wenn ja: Wann? Weshalb? Was unternehme ich, um wieder Freude am (künstlerischen) Spiel zu gewinnen? Welche Glaubenswahrheit kann ich neu ergreifen, die mir dabei hilft? Text: Beat Rink
ENGLISH
It is one of the most beautiful poems and, with the melody by Johann Schulz (1747-1800), is one of the most deeply felt songs in the German language: the Evening Poem by Matthias Claudius (1740-1832). It was published in 1779 and even today has lost none of its power.
1 The silent moon is risen, The golden star-fires glisten In heaven serene and bright; The forest sleeps in shadow, And slowly off the meadow A mist is curling, silver-white.
The sun (the symbol of the Enlightenment) has set. In its place, the moon and stars shine “serene and bright”. The moon is also significant in other works by Matthias Claudius. In a criticism of the emerging historical-critical exegesis of the Bible, he wrote: “Where I most enjoy reading is in St. John. There is something so especially wonderful about him – twilight and night, and flashing out of them the sudden lightning! A gentle evening cloud, and behind the cloud the full body of the large full moon!” Here, the moon stands for direct feeling. The rational thinking favoured in the Enlightenment, on the other hand, takes place in a new light: “A new light has risen / …Reason, to our great delight, / has always been a useful light. / And anything it didn`t know / was somewhere else it couldn`t go…” This, too, is Matthias Claudius: a pointed and sharp tongue satirizing those putting their trust in reason.
But now to return to the Evening Poem: There can be no more beautiful or more simple description of a twilight, which is given the (theologically important) “wonderful” (the German describes the mist in line 6 as “wonderful”). The same tone is heard in the second stanza:
2 The veil of night is closing Around a world reposing In calm and holy trust; It seems like one still chamber, Where weary hearts remember No more the sorrows of the dust.
The quiet, intimately soulful and charming “chamber” of the twilight shuts out the sorrows of the world. The poem, however, still speaks of “sorrows”, but without spoiling the lyrical atmosphere, which demonstrates precisely its high literary quality. What connotations are evoked by “chamber”? Perhaps the “private chamber” recommended by Jesus as a place of quiet prayer – in Matthew 6, the same chapter in which we also are told: “Therefore do not worry about tomorrow” (v.34)? Surely it is just when we take these words of Jesus to heart that we can sleep peacefully? From a convinced Christian like Matthias Claudius we can expect such biblical references.
3 Behold the full moon beaming! So round and fair ’tis gleaming, Yet half is hid from sight. So, oft on earth, deceive us Things that now seem so grievous, Because the half is veiled in night
It is impressive how the observation of nature leads seamlessly into a criticism of faith in reason and (in the 4th stanza) of faith in progress. Throughout his life, Matthias Claudius had to battle on various fronts against those who laughed at child-like faith, as, for example, in his condensed summary of the teaching of salvation in “A family father`s plain account of the Christian faith for his children” or in his diligent translation work on French mystics (Fénélon, St.Martin). He sees no basis for his contemporaries` mocking of the “invisible” to which the Bible testifies. It is even nonsensical, because the invisible intermeshes with the visible at every level – just as the invisible side of the moon is undeniably present and is only hidden from us by temporary circumstances. “Unbelief is only possible when one refuses what knowledge teaches us!” – that is what stanzas seek to teach us. For this, Goethe called him a clown “full of pretended simplicity”.
4 We, poor, frail mortals, groping, Half fearing and half hoping, In darkness seek our way; Our airy cobwebs spinning With erring and with sinning, Far from the mark we stray.
The real “cobwebs” are not found in the area of faith, but in the pride ambition to enlighten by relying on what is possible with knowledge, reason and science (“seek our way “ with the “many arts” mentioned in the original German). This leads us, “with erring and with sinning”, farther and farther from the mark, the aim. What does this aim consist of? The answer comes in the 5th stanza:
5 Thy saving health, O grant us, Lord, that we ne’er may vaunt us In vain and fleeting show; But child-like and confiding, Follow Thy gentle guiding, And in Thy paths with gladness go.
Instead of relying on what is passing and finding one`s joy there, the true aim is to see “eternal salvation” (German) according to the words of Jesus, who promised this to those who are “simple, faithful and joyful” like children. Once again, the life and deeds of Matthias Claudius provide a good illustration of the simplicity recommended here. Far from the striving for success and the ambition which were part of the attitude of the great minds of the time, he dedicated himself, alongside the writing which he did modestly, largely to his family: the numerous children and his wife Rebekka, whom he loved above all else. In a manner almost unknown among other German poets, he turned his attention lovingly to the most everyday and inconspicuous details of life. This is why his children`s verses and folksongs were unmatched, except by his contemporary Johann Peter Hebel (1760-1826) in southern Germany. His faith and the beloved persons around him – this formed the centre from which he lived. This poem takes up the theme of this centre not by presenting teaching, but by letting it become a prayer, as in the next stanza.
6 When death comes to release us With kindly hand, and frees us Ere life’s a weary load; Then, when earth’s ties we sever, Take us to Thee forever, Thou kind, Thou true, Thou gracious God!
This request is made “without regrets” in the original: because our sins have been removed, may God be pleased to take us out of this world and into heaven. May death will be given “with kindly hand”, not by violence or the chaos of war. Matthias Claudius, as we see here, is not naively choosing not to see the horrifying reality of the world. In same edition of the newspaper carrying the “Evening Poem” in 1799, by the way, there also appeared the “War Song” – with its powerful, expressive cry of pain, it is likewise a great piece of German literature:“It`s war! It`s war! Oh, angels of God, save us, and let your words be: Alas, it`s war – and my desire is not to be guilty of it! What would I do, if the ghosts of the fallen came to me, bloody, pale and wan, and wept before me, and accused me? … If hunger, evil plagues and destitution swept friend and foe into the grave and crowed in my honour from a corpse?”… A cold evening breeze whispers over the world:
7 The night’s cool breath is creeping; Brothers, in God’s good keeping Your weary eyelids close. His grace from ill defend us, And peaceful slumber send us, And soothe our poor sick neighbour’s woes!
The poem does not fade out in resignation. “Brothers, let us lie down in peace in God`s name”(German) is not an empty formula spoken with a shrug of the shoulders, but is a serious and comforting assurance. The last three lines are a prayer again, with the suffering neighbour included. The “veil of twilight” has thus become a chamber of prayer for the poet and the reader, a chamber in which one`s own salvation, guidance through life and the needs of the world move the heart. The poem leads us to sleep, with which it falls silent. It has led us step-by-step to the goal, to the mark, which we humans are always is danger of missing. Firmly, but never insistently, it has warmly commended to us a life lived from its spiritual centre.
Text: Beat Rink Translation: Bill Buchanan Beat Rink, leader of Crescendo intl., studied German literature and theology.
DEUTSCH
Es gehört zu den schönsten Gedichten und mit der Melodie von Johann Schulz (1747-1800) zu den innigsten Liedern deutscher Sprache: Das Abendlied von Matthias Claudius (1740-1832). Es erschien 1779 und hat bis heute nichts von seiner Kraft eingebüsst.
1 Der Mond ist aufgegangen, Die goldenen Sternlein prangen Am Himmel hell und klar; Der Wald steht schwarz und schweiget, Und aus den Wiesen steiget, Der weisse Nebel wunderbar.
Die Sonne (das Symbol der Aufklärung) ist untergegangen. Dafür stehen Mond Sterne „hell und klar“ am Himmel. Der Mondist auch sonst bei Matthias Claudius bedeutungsvoll. In einer Kritik an der aufkommenden historisch-kritischen Bibelexegese schreibt er: „Am liebsten les’ ich im Sankt Johannes. In ihm ist so etwas ganz Wunderbares – Dämmerung und Nacht, und durch sie hin der schnelle zückende Blitz! ’n sanftes Abendgewölk und hinter dem Gewölk der grosse volle Mond leibhaftig!“Der Mond steht hier für die unmittelbare Empfindung. Die aufklärerisch-rationalistischen Denkweise hingegen ist von einem anderen Licht: „Ein neues Licht ist aufgegangen / …Vernunft, wie man nie leugnen musst, / War je und je ein nützlich Licht. / Indes was sonsten sie nicht wusste, / Das wusste sie doch sonsten nicht….“ Auch dies ist Matthias Claudius: spitz und scharfzüngig nimmt er den Vernunftglauben aufs Korn.
Nun aber zurück zum Abendlied: Schöner, schlichter kann eine Dämmerung nicht beschrieben werden, der das (theologisch gewichtige) Attribut „wunderbar“ zugeordnet wird. Im selben Ton fährt die zweite Strophe fort:
2 Wie ist die Welt so stille Und in der Dämmrung Hülle So traulich und so hold Als eine stille Kammer, Wo ihr des Tages Jammer Verschlafen und vergessen sollt.
Die stille, traulich-gemütliche und holde „Kammer“ der Dämmerung schliesst den Jammer der Welt aus. Nicht so das Gedicht selbst: Es spricht vom „Jammer“, ohne allerdings die lyrische Stimmung zu zerstören und beweist gerade darin seine hohe literarische Qualität. Was schwingt im Wort „Kammer“ mit? Etwa das Kämmerlein, das Jesus als Ort des stillen Gebets empfiehlt – in Matthäus 6, in jenem Kapitel, wo auch steht: „Sorget nicht für den anderen Morgen…“ (34)? Können wir nicht gerade dann ruhig schlafen, wenn wir diese Worte Jesu beherzigen? Dem überzeugten Christen Matthias Claudius sind solche biblischen Anklänge zuzutrauen.
3 Seht ihr den Mond dort stehen? Er ist nur halb zu sehen Und ist doch rund und schön! So sind wohl manche Sachen, Die wir getrost belachen, Weil unsre Augen sie nicht sehn.
Grossartig, wie hier die Naturbetrachtung nahtlos zur Kritik am Vernunftglauben und am (in Strophe 4) Fortschrittsdenken hinübergleitet. Matthias Claudius kämpft zeit seines Lebens an verschiedenen Fronten gegen jene, die den kindlichen Glauben verlachen. etwa mit seiner knappen Zusammenfassung der Heilslehre im „Einfältigen Hausvaterbericht über die christliche Religion an seine Kinder“oder mit der fleissigen Übersetzungsarbeit französischer Mystiker (Fénélon, St.Martin). Das zeitgenössische Belachen des in der Bibel bezeugten „Unsichtbaren“ ist ihm unverständlich. Es ist sogar unsinnig, weil es mit dem Sichtbaren aufs Engste verzahnt ist – so wie die unsichtbare Seite des Mondes unbestreitbar da ist und nur zeitweilig nicht gesehen werden kann. „Unglaube ist nur gegen besseres Wissen möglich!“ möchte uns diese Strophe lehren. Goethe nennt ihn dafür einen Narren, „der voller Einfaltsprätensionen steckt“.
4 Wir stolze Menschenkinder Sind eitel arme Sünder Und wissen gar nicht viel; Wir spinnen Luftgespinste Und suchen viele Künste Und kommen weiter von dem Ziel.
Die eigentlichen „Luftgespinste“ sind nicht im Bereich des Glaubens zu finden, sondern im stolzen Aufklärungsdrang, der sich auf Wissen, Vernunft und das in der Wissenschaft gefeierte Machbare (“viele Künste“) verlässt. Dann kommen wir „arme Sünder“ immer weiter vomZiel ab. Worin besteht nun dieses Ziel? Die fünfte Strophe gibt Antwort:
5 Gott, lass dein Heil uns schauen Auf nichts Vergänglichs trauen Nicht Eitelkeit uns freun! Lass uns einfältig werden, Und vor Dir hier auf Erden Wie Kinder fromm und fröhlich sein!
Statt auf das Vergängliche zu vertrauen und sich darüber zu freuen gilt es, das unvergängliche Heil zu „schauen“. Dies kann gemäss dem Jesus-Wort nur, wer „einfältig“ und „fromm und fröhlich“wird wie die Kinder.
Wiederum bietet das Leben und Wirken des Matthias Claudius eine gute Illustration zur hier empfohlenen Einfalt. Fernab von allem Erfolgsstreben und dem Ehrgeiz, im Dunstkreis damaliger Geistesgrössen einen Platz einzunehmen, widmete er sich neben der unspektakulär betriebenen Schriftstellerei vor allem seiner Familie: der grossen Kinderschar und seiner über alles geliebten Frau Rebekka. Wie kaum ein anderer deutscher Dichter wandte er sich liebevoll dem Alltäglichsten und dem Kleinsten zu, weshalb ihm Kinderverse und Volkslieder so gut gelangen wie sonst nur seinem süddeutschen Zeitgenossen Johann Peter Hebel (1760-1826). Der Glaube und die geliebten Menschen um ihn herum – das waren die Mitte, aus der er lebte. Das Abendlied spricht nun über diese Mitte, nicht indem es belehrt, sondern indem es in dieser wie in der nächsten Strophe zum Gebet wird.
6 Wollst endlich sonder Grämen Aus dieser Welt uns nehmen Durch einen sanften Tod, Und wenn du uns genommen, Lass uns in Himmel kommen, Du, unser Herr und unser Gott!
„Ohne Grämen“, weil die Sünden bereinigt sind, wolle uns Gott aus dieser Welt in den Himmel nehmen. Dies geschehe durch einen „sanften Tod“, nicht durch einen gewaltsamen, durch Kriegswirren herbeigeführten. Matthias Claudius, dies zeigt sich hier, ist kein weltabgewandter Naivling, der an der schrecklichen Wirklichkeit vorbeisieht. Neben dem „Abendlied“wird in der gleichen Zeitungsausgabe von 1779 übrigens das „Kriegslied“ abgedruckt, – mit seinem gewaltigen, expressiven Aufschrei ebenfalls ein Stück grosser deutscher Literatur: ” ‘s ist Krieg! ‘s ist Krieg! O Gottes Engel wehre, Und rede du darein! ’s ist leider Krieg – und ich begehre Nicht schuld daran zu sein! Was sollt ich machen, wenn im Schlaf mit Grämen Und blutig, bleich und blaß, Die Geister der Erschlagnen zu mir kämen, Und vor mir weinten, was? … Wenn Hunger, böse Seuch’ und ihre Nöten Freund, Freund und Feind ins Grab Versammelten, und mir zu Ehren krähten Von einer Leich herab?” … Es weht über die Welt ein kalter Abendhauch:
7 So legt euch denn, ihr Brüder, In Gottes Namen nieder! Kalt ist der Abendhauch, Verschon uns, Gott, mit Strafen Und lass uns ruhig schlafen Und unsern kranken Nachbar auch!
Das Gedicht klingt nicht resigniert aus. „Im Namen Gottes“– das ist keine schulterzuckende Floskel, sondern ernst gemeinter, tröstlicher Zuspruch. Die letzten drei Zeilen sind wieder gebetet, wobei der „kranke Nachbar“, der leidende Nächste, in die Fürbitte eingeschlossen wird.
Der „Dämmrung Hülle“ ist dem Sänger und dem Leser so eine Gebetskammer geworden, in der das eigene Heil, die Lebensführung und auch die Nöte der Welt bewegt werden. Das Lied hat uns in den Schlaf geleitet, mit dem es verstummt.
Es hat uns Strophe um Strophe zum Ziel geführt, von dem wir Menschen abzukommen drohen. Es hat uns auf eindringliche, aber nirgends aufdringliche Weise empfohlen, aus der geistlichen Mitte heraus zu leben.
Text: Beat Rink, Germanist und Theologe / Leiter Crescendo
ENGLISH SCHØN – an unusual conference
Last weekend, a German-language conference on the topic “BEAUTIFUL” [“SCHÖN”]. Even the use of the Swedish script in the word “SCHØN” suggests that one should get ready for something unusual. The whole thing was organised by the House of Prayer in Augsburg under the leadership of Dr. Johannes Hartl, supported by the involvement of a large number of wonderful artists and the cooperation of initiatives such as Arts+ and Crescendo. The ideas discussed in a small pioneer group a year ago matured in the last few months into an event illuminating many facets of the topic of “BEAUTY” on a high artistic and intellectual level. No less important were the contacts that took place among the artists.
A film about the Pope
The final plenary session was devoted to the latest work by Wim Wenders (*1945) (Paris, Texas / Wings of Desire / Buena Vista Social Club / Pina …). Lasting around 50 minutes, this documentary film was a response to a request by the Vatican. The idea was for Wim Wenders to make a portrait of Pope Francis. An unusual point was that the Vatican allowed complete artistic freedom and therefore agreed that the financing of the film should be entirely independent of the Catholic Church.
A look full of love
After the introduction, Wim Wenders provided an insight into the origin and the character of the film. He explained how he had consciously chosen to dispense with the typical critical angle practised in the media – in favour of an approach to his subject marked by love. In the course of his artistic development, the director has had to learn to let himself be led by love and not by a critical attitude. Just like the actors playing the angels in “Wings of Desire”, who had to learn how lovingly the angels looked down on the people of Berlin – something that is not taught in the acting schools! Love like this is not uncritical, he said, but it does enable you to reach precisely the level of understanding which can give rise to important critical questioning. In a sub-caption, the film is called “A Man of His Word”. For the Pope raises his voice where injustice and criminality (even inside his own church) has to be denounced. In my view, the film could equally well have been called “A look full of love”. For it demonstrates how Francis meets the poorest and neediest people on all continents, always showing the greatest capacity for empathy.
Stepping aside for the sake of the viewer
During the interview sequences, the Pope seems to look straight into the eyes of the viewer and to chat with him on a very personal level. This is made possible by teleprompter technology invented expressly for this film. Wim Wenders withdrew into a side-room and communicated with the Pope via a screen. Stepping aside to let others come forward and play a prominent role has, after all, been an important Christian principle since the days of John the Baptist, says Wim Wenders.
Artists: Apostles of beauty
There is a surprising end to the film – almost with a Papal message to those attending the SCHØN conference. Instead of replying to a question from Wim Wenders, the Pope responds Wenders’ request to deliver a final personal statement: quite spontaneously, he states that “artists are apostles of beauty”, going on to say that his words apply to all people who, in everyday life, make the world a little more beautiful with a smile and humour.
Are artists “apostles of beauty”?
Today’s artistic world will hardly agree with the Pope in much. But culture-creating Christians, who do not understand “beauty” as a superficial aestheticism, will be able to extract a lot of substance from this statement by the Pope. It seems that Christians have an urgent commission to work in the culture world to promote a beauty which is aware of the good and the true!
Am letzten Wochenende fand eine deutschsprachige Konferenz zum Thema „SCHÖN“ statt. Bereits die schwedische Schreibweise des ö in „SCHØN“ deutete an, dass man sich auf Ungewöhnliches gefasst machen durfte. Das Ganze wurde vom Gebetshaus Augsburg unter Leitung von Dr. Johannes Hartlorganisiert und fand unter Beteiligung vieler grossartiger Künstler und in Zusammenarbeit mit Kunst-Initiativen wie Arts+und Crescendo statt. Was wir vor einem Jahr in einer kleinen Pioniergruppe diskutiert hatten, war in den letzten Monaten zu einem Event herangereift, der äusserst fazettenreich auf hohem künstlerischem und intellektuellem Niveau das Thema der „Schönheit“ auf verschiedenen Bühnen umspielte. Nicht weniger wichtig waren die Begegnungen unter den Künstlern.
Ein Film über den Papst
Die letzte Plenarveranstaltung galt dem neuen Werk von Wim Wenders (*1945) (Paris, Texas / Der Himmel über Berlin / Buena Vista Social Club / Pina …). Der rund 50 minütige Dokumentarfilm war auf Bitten des Vatikans hin entstanden. Wim Wenders sollte den Papst Franziskus porträtieren. Aussergewöhnlich dabei war, dass der Vatikan völlige künstlerische Freiheit gewährte und deshalb auch einer kirchenunabhängigen Finanzierung zustimmte.
Liebevoller Blick
Wim Wenders gab nach der Vorführung Einblicke in die Entstehung und in den Charakter des Films. Er erzählte, dass er bewusst auf den typisch kritischen Medien-Blick verzichtet habe – zugunsten einer von Liebe geprägten Annäherung an sein Gegenüber. Er selber habe im Laufe seines Schaffens lernen müssen, sich als Regisseur nicht von Kritik, sondern von Liebe leiten zu lassen. So wie die Darsteller der Engel in „Himmel über Berlin“ hätten lernen müssen, wie Engel liebevoll auf die Menschen in Berlin herabzublicken – etwas, was man in der Schauspielschule nicht lerne! Solche Liebe sei aber nicht unkritisch, sondern befähige zu eben jenem Verständnis, dem auch wichtige kritische Anfragen erwachsen könnten. Der Film heisst im Untertitel „Ein Mann seines Wortes“. Denn der Papst erhebt die Stimme, wo Ungerechtigkeit und Kriminalität (auch in der eigenen Kirche) angeprangert werden muss. Ich meine, der Film hätte ebenso gut „Der Blick der Liebe“ heissen können. Denn man sieht, wie Franziskus auf allen Kontinenten den ärmsten und hilfebedürftigsten Menschen begegnet, immer mit grossem Einfühlungsvermögen.
Zurücktreten für den Zuschauer
Der Papst scheint während der Interview-Sequenzen dem Zuschauer direkt in die Augen und zu blicken und ganz persönlich mit ihm zu plaudern. Möglich wurde dies durch eine eigens dafür erfundene Teleprompter-Technik. Wim Wenders zog sich in einen Nebenraum zurück und kommunizierte mit dem Papst via Bildschirm. Selber zurücktreten, um anderen der Vortritt zu geben und sie gross werden zu lassen, dies sei schliesslich ein wichtiges christliches Prinzip seit Johannes dem Täufer, sagte Wim Wenders.
Künstler: Apostel der Schönheit
Der Film endet überraschend – fast mit einer päpstlichen Botschaft an die Besucher der SCHØN-Konferenz. Der Papst antwortet nicht auf eine Frage von Wim Wenders, sondern kommt dessen Wunsch nach einem persönlichen Schlusswort nach, wenn er unvermittelt sagt: „ Künstler sind Apostel der Schönheit“ und wenn er anfügt, alle Menschen seien damit gemeint, wo sie die Welt mit einem Lächeln und mit Humor ein bisschen schöner machten.
Sind Künstler „Apostel der Schönheit“?
Die heutige Kunstwelt wird kaum mit dem Papst einverstanden sein. Aber kulturschaffende Christen, die „Schönheit“ nicht im Sinn eines oberflächlichen Ästhetizismus verstehen, werden diesem Wort des Papstes viel abgewinnen können. Es scheint ein dringlicher christlicher Auftrag zu sein, Schönheit, die um das Gute und das Wahre weiss, in der Kulturwelt zu fördern!
ENGLISH In the Creative Church * in St. Paul’s Church in Basel on 10th June, Pastor Fredy Staub held an original sermon.
Very close to death
A few years ago, he was in hospital with a highly dangerous disease. He lay in a small room – facing death. At the same time, however, he could see a small picture on the wall opposite. In it he could see – strangely enough – a flamingo. He therefore had a lot of time to meditate on flamingos…
Which leg carries you?
As is well known, a flamingo usually stands on one leg. What kind of leg carries you? Your money? Your favourite person? Your faith? Your health? For me, it is Jesus Christ as he is described in the Bible. For me, it is the definitive promise made in the Bible about our saviour: “Cast all your cares on him, for he cares for you!” (1 Peter, 5,7). To be quite honest, I do not know what can make me anxious if I remember that Jesus lives. He offers me the best care in the world – 24 hours a day. Always. From that point of view, I agree with August Strindberg when he says, “Without the next world, this world is a desolate puzzle.”
What food do we allow ourselves?
The beak of the flamingo only accepts what is good for the animal. Our soul has developed differently from the beak of the flamingo. It accepts not only things that can be digested easily. No, it often accepts too much worry and anxiety – or sometimes much too little worry. Too little because we are all too keen to live superficially and thus without cares. One consequence of this is that we take in too little spiritual nourishment. It is pure superficiality when we think we can get by with back-burner spirituality.
V-Formation
Flamingos are herd animals. Together they are strong. They are therefore good at counteracting even life-threatening dangers. And, thanks to their teamwork, they adopt some very up-to-date habits: in the air, they usually form energy-saving V-formations. No flamingo is left alone for long. Isolation is deadly – for us humans as well.
87% losses
After hatching, only 13% of the young birds survive. The sea level is either too high or too low. The young are either washed away or eaten by predators. But the flamingos do not let themselves be discouraged, but turn their attentions to the remaining 13%. Otherwise there would be no flamingos left today… Do we allow failures to discourage us, or do we continue and trust in God?
One’s own feathers
While a young flamingo is growing, pigments are stored in its feathers. This leads to the wonderful colour in the feathers of an adult flamingo. Accept yourself entirely as you are. That makes much more sense than “adorning oneself with borrowed feathers”. **
Questions for artists: Which leg carries us? Art, perhaps? What nourishment do we take in? Do we have time, alongside art, to take care of our relationship with God? Artists are not herd animals. But we may be isolated because we are choosy about our relationships. Or those around us are also isolated. How do we counteract this? How do we react to failures? Do we continue with the laughable 13% despite the failures? Can you say “Yes” to yourself, or do you constantly compare yourself with others and perhaps even try to “adorn yourself with borrowed feathers”?** ____
* Creative church is a church service with professional artists from different fields. Crescendo has been organising these services for over 20 years now – once a month in Basel, and regularly in other cities (Lausanne, Geneva, Paris, Budapest…). So far, creative church has taken place in around 15 countries.
** The German phrase “adorning oneself with borrowed feathers” means to take the achievements of others and present them as one’s own. The reason: a sense of inferiority.
The quotations are taken from the sermon or from the book “Fredy Staub. Der Überlebenskünstler. Besser leben.” [“Fredy Staub. The survival artist. Living better.”]
DEUTSCH
In der KIRCHE KREATIV* vom 10. Juni in der Pauluskirche Basel hielt Pfr. Fredy Staub eine originelle Predigt.
Knapp vor dem Tod
Vor ein paar Jahren lag er im Spital mit einer höchst gefährlichen Krankheit. Er lag in einem kleinen Zimmer – den Tod vor Augen. Vor seinen Augen, an der Wand gegenüber, hing allerdings auch ein kleines Bild. Darauf war – seltsam genug – ein Flamingo zu sehen. So hatte er viel Zeit, über Flamingos zu meditieren…
Welches Bein trägt dich?
Der Flamingo steht bekanntlich meist auf einem Bein. Was ist das für ein Bein, das dich trägt? Dein Geld? Dein Liebling? Dein Glaube? Deine Gesundheit? Für mich ist es Jesus Christus, wie ihn die Bibel beschreibt. Für mich ist es die definitive Zusage des Erlösers, von dem in der Bibel steht: „Alle Sorgen werfet auf ihn, denn er sorgt für euch!“ (1. Petrusbrief 5,7). Offen gesagt, ich weiss nicht, was mir Angst machen soll, wenn ich bedenke, dass Jesus lebt. Er ist meine weltbeste Betreuung – rund um die Uhr. Immer. Insofern gehe ich mit August Strindberg einig, der meinte: „Ohne die jenseitige Welt ist die diesseitige ein trostloses Rätsel.“
Welche Nahrung nehmen wir auf?
Der Schnabel des Flamingos nimmt nur auf, was dem Tier gut tut. Unsere Seele ist anders gewachsen als der Schnabel des Flamingos. Sie nimmt nicht nur auf, was sich gut verdauen lässt. Nein, sie nimmt oft zu viel Kummer und Angst auf – oder dann auch wieder viel zu wenig Kummer. Zu wenig, weil wir nur zu gern oberflächlich und damit unbekümmert leben möchten. Als Folge davon nehmen wir viel zu wenig spirituelle Nahrung ein. Nur vordergründig meinen wir, mit einer Sparflammenspiritualität auszukommen
V-Formation
Herdentiere sind sie, die Flamingos. Zusammen sind sie stark. Deshalb können Sie selbst lebensbedrohliche Gefahren gut in Schach halten. Und: Dank ihrer Teambildung pflegen sie modern: in der Luft bilden sie meistens energiesparende V-Formationen. Kein Flamingo bleibt längere Zeit allein. Vereinsamung ist tödlich – auch für uns Menschen.
87% Verlust
Nach der Brut überleben nur 13% der Jungen. Entweder ist der Meeresspielgel zu hoch oder zu niedrig. Entweder werden die Jungen weggeschwemmt oder von Feinden gegessen. Aber der Flamingo lässt sich nicht entmutigen, sondern wenden sich den übrigen 13% zu. Sonst gäbe es heute keine Flamingos mehr… Lassen wir uns entmutigen durch Misserfolge oder machen wir im Vertrauen auf Gott weiter?
Eigene Federn
Während des Wachstums des jungen Flamingos werden Farbstoffe in seine Federn eingelagert. Dies führt zur wunderschönen Federnfarbe eines erwachsenen Flamingos. Steh zu dir, wie du bist. Das ist bedeutend sinnvoller, als sich mit fremden Federn zu schmücken. **
Fragen an Künstler:Welches Bein trägt uns? Vielleicht die Kunst? Welche Nahrung nehmen wir auf? Bleibt uns noch Zeit, neben der Kunst die Beziehung zu Gott zu pflegen? Künstler sind keine Herdentiere. Aber vielleicht sind wir einsam, weil wir zu wählerisch in unseren Beziehungen sind. Oder wir haben einsame Menschen um uns herum. Was tun wir dagegen? Wie gehen wir mit Misserfolgen um? Machen wir mit den lächerlichen 13% trotzdem weiter? Kannst du zu dir „ja“ sagen oder vergleichst du dich ständig mit anderen und versuchst vielleicht gar, dich mit fremden Federn zu schmücken? _____
* Die KIRCHE KREATIV ist ein Gottesdienst mit professionellen Künstlern aus verschiedenen Sparten. Crescendo führt sie seit über 20 Jahren durch – jeden Monat in Basel und regelmässig in anderen Städten (Lausanne, Genf, Paris, Budapest…). Bisher fand die KIRCHE KREATIV in rund in rund 15 Ländern statt
Die Zitate stammen aus der Predigt bzw. aus dem Buch: „Fredy Staub. Der Überlebenskünstler. Besser leben“ Mosaicstones, Thun 2010
ENGLISH In Crescendo Teachers’ Conference which has just finished in Birmingham, there were many interesting talks and encouraging reports. Here are some quotations – rendered so as to give the broad sense – on the power of prayer, taken from the abundance of valuable contributions.
Prayer before teaching
“There are difficult days as a music teacher. One pupil after another comes in and says that he hasn’t practised. A day like that seems to drag on endlessly and saps your strength… But my experience has shown me the following: if I am in the room 10-15 minutes before the start of teaching and spend this time consciously with God, entrusting the following lessons to him, a completely different atmosphere prevails. It may still be true that the pupils have not practiced, but the teaching works out well. If only we would remind ourselves more often that prayer makes a vast difference!” *
Experiencing God during a Shostakovich Symphony
“Before a flute solo in a Shostakovich Symphony, I felt prompted to ask God to let the music bless the audience. I played the solo and thought nothing more about it until, after the concert, a lady from the audience came looking for me and wanted to know what had been so special about my playing. She had apparently been moved to tears. And she said she had seen how those seated near her (even including men!) had been wiping tears from their eyes. A deep conversation came out of this. Let us count on God’s working, even right in the middle of a completely non-church and non-Christian setting!”
Prayer opens doors into new fields
“At the first Crescendo Teachers’ Conference in Birmingham two years ago, people prayed for an idea which had been on my heart for a long time: as the director of a music school, I wanted to set up a programme for children with special needs. At that point I had no idea how this might look. But this prayer gave me strength, and God subsequently gave me the right ideas and staff members, so the RONDO programme for pupils with handicaps has in the meantime got started and is attracting increasingly widespread attention. This year again, the Teachers’ Conference has given me valuable and stimulating ideas for further developments with RONDO. It is so important for us, as Christians working in the same professional area, to come together time and again to exchange ideas and to pray!” ***
Musical prayer
The music group Epiphany(LINK) came and served several conference participants with a “Sound Portrait”: an improvised musical prayer led by the Spirit. It was impressive to see how God spoke to each of those “portrayed”. But God also spoke to all the others who listened and, in some cases, spontaneously joined in the playing. This dimension of musical prayer (known in Crescendo as “Play & Pray”) opens up new horizons and possibilities in blessing people, even in the middle of a secular environment. For example, Epiphany often plays by special invitation at non-Christian events, in art museums or on the street. Their “Sound Portraits” bring God’s words into the lives of many people, who are then sometimes deeply touched and seek the opportunity to get into further conversation. ****
Questions:
In what ways can I count even more on God’s working in my everyday professional life as an artist? What role does prayer play? What role does fellowship with other Christians play?
—-
* From the Sunday sermon by Tim Baptiste (trombone, Birmingham).
** From a talk by Christian Studler, solo flautist in the Berne Symphony Orchestra and Professor at the music university there.
*** From a talk by Letizia Walser, director of a music school in Switzerland.
**** Beat Rink
DEUTSCH
In der soeben zuende gegangenen Crescendo Teacher’s Conference in Birmingham gab es viele interessante Referate und ermutigende Berichte. Hier einige – sinngemäss wiedergegebene – Zitate zur Kraft des Gebets aus einer Fülle von wertvollen Beiträgen.
Gebet vor dem Unterricht
„Es gibt schwierige Tage als Musiklehrer. Ein Schüler nach dem anderen kommt und sagt, er habe nicht geübt. Diese Tage ziehen sich in die Länge und sind kräftezehrend… Ich mache aber immer wieder folgende Erfahrung: Wenn ich 10-15 Minuten vor Unterrichtsbeginn im Zimmer bin und diese Zeit bewusst mit Gott verbringe und ihm die folgenden Stunden anvertraue, herrscht eine ganz andere Atmosphäre. Vielleicht haben die Schüler tatsächlich nicht geübt, aber der Unterricht gelingt. Wenn wir uns doch häufiger daran erinnern würden, dass das Gebet einen grossen Unterschied macht!“ *
Gotteserfahrung in einer Schostakowitsch-Symphonie
„Vor einem Flötensolo in einer Schostakowitsch-Symphonie fühlte ich mich gedrängt, Gott darum zu bitten, dass die Musik das Publikum segnet. Ich spielte das Solo und dachte nicht weiter darüber nach, bis nach dem Konzert eine Dame aus dem Publikum nach mir suchte und wissen wollte, was so besonders an meinem Spiel gewesen war. Sie sei zu Tränen gerührt gewesen. Und sie habe gesehen, wie ihre Sitznachbarn (sogar Männer!) Tränen aus den Augen gewischt hätten. Daraus ergab sich ein tiefes Gespräch. Rechnen wir mit Gottes Wirken auch mitten in einem völlig unkirchlichen und nicht-christlichen Setting!“ **
Gebet als Türöffner für neue Bereiche
„In der 1. Crescendo Teacher’s Conference in Birmingham vor zwei Jahren betete man für eine Idee, die ich auf dem Herzen trug: Als Leiterin einer Musikschule wollte ich ein Programm für Kinder mit speziellen Bedürfnissen aufbauen. Ich wusste überhaupt noch nicht, wie das gehen sollte. Aber das Gebet gab mir Kraft, und Gott schenkte daraufhin die richtigen Ideen und Mitarbeiter, so dass mittlerweile das Programm RONDO für Schüler mit Behinderungen begonnen hat und Kreise zieht. Die Teacher’s Conference hat mir auch in diesem Jahr wertvolle Impulse zur Weiterführung von RONDO vermittelt. Es ist so wichtig, dass wir als Christen, die im gleichen Berufsfeld tätig sind, immer wieder zum Austausch und Gebet zusammenkommen!“ ***
Musikalisches Gebet
Die Musikgruppe Epiphany(LINK) kam und diente mehreren Konferenzteilnehmern mit einem „Sound Portrait“: mit einem improvisierten und geistgeleitetem musikalischen Gebet. Es war eindrücklich, wie Gott zu jedem der „Porträtierten“ sprach. Aber auch zu allen anderen, die zuhörten und zum Teil spontan mitspielten. Diese Dimension von musikalischem Gebet (bei Crescendo unter “Play & Pray” bekannt) öffnet neue Horizonte und Möglichkeiten, auch mitten in einer säkularen Umgebung Menschen zu segnen. So spielt Epiphany oft auf spezielle Einladung an nicht-christlichen Anlässen, in Kunstmuseen oder auf der Strasse. Gott spricht durch ihre „Klangporträts“ in das Leben vieler Menschen hinein, die dann manchmal tief berührt das weitere Gespräch suchen. ****
Fragen:
Wie kann ich noch mehr mit Gottes Wirken in meinem Berufsalltag als Künstler rechnen?
Welche Rolle spielt das Gebet? Welche Rolle spielt die Gemeinschaft mit anderen Christen?
—-
* aus der Sonntags-Predigt von Tim Baptiste(Posaune, Birmingham)
** Aus einem Referat von Christian Studler, Soloflötist im Berner Sinfonieorchester und Professor an der dortigen Hochschule für Musik
*** Aus einem Referat von Letizia Walser, Leiterin einer Musikschule in der Schweiz
**** Beat Rink
Am 16. September 2018 findet von 11 – 17 Uhr der Performance-Day statt.
Professsionell arbeitende Performance Art Künstler*innen und Performer*innen aus den
Darstellenden Künsten können sich anmelden, um ihre je eignen Performances zu zeigen.
Der Ort ist speziell:
Das ehemalige Busdepot am Deutweg (Halle F), Tösstalstrasse 86, 8400 Winterthur
Der Performance-Day wird nicht kuratiert oder programmiert. Er ist bewusst offen
gehalten sodass sich, wer mag, einbringen kann.
Idee ist, dass sich Künstler*innen anmelden können und ihr Setting selber bestimmen.
Performances können in der Halle und rund um die Halle gezeigt werden – auch mehrmals.
Es können sich spontane Kollaborationen wie auch Improvisationen ergeben.
Eine Anmeldung ist erwünscht.
Im ehemaligen Busdepot finden u.a. vom 13. – 30. September 2018 eine kuratierte Ausstellung mit Performances und Konzerten sowie dem Performance-Day statt.
The Research Academy is an international platform based at Zurich University of the Arts (ZHdK). It aims to develop artistic practices and foster research through the strong interaction between fellows, faculty members, the artistic community, and the general public.
We are happy to announce this year’s Research Academy for the Performing Arts at the Zurich University of the Arts and we invite practitioners in the fields of performance, dance and theatre to apply for being part of this artistic-research journey!
Perform. Record. Enrich. Share.
Opening up and publishing processes in performance creation
20 – 26 October 2017 at the Zurich University of the Arts & Tanzhaus Zurich
Research Academy 2018 is an intensive seven days Laboratory exploring the publication of results of artistic research in the performance field. RA2018 will provide participants the opportunity to explore making bodybased performance practices more explicit and sharable through new methods and forms of documentation. This will include experimentation with new video annotation software, innovative moving image recording (e.g. 360 degree film) and digital animation processes. Providing context for the RA2018 is “Research Video”, a practice-based research and software development project of the Institute for the Performing Arts and Film and “Cast/Audiovisual Media”. RA2018 is seeking applications from performance artists, dancers and actors for whom documentation of their creative and rehearsal processes is already an essential part of their practice. We are inviting applications from solo artists, small ensembles (duet or trio) and/ or those with a strong teaching practice.
Artists need not be working only on the stage or in the studio, but may be developing performance works (e.g. social choreography) with the public or in site-specific environments.
Faculty:
Dr. Scott deLahunta is currently a Professor of Dance, Centre for Dance Research, Coventry University (UK) and Senior Research Fellow, Deakin Motion.Lab, Deakin University (AUS). With Florian Jenett, he is Co-Director of Motion Bank @ Hochschule Mainz University of Applied Sciences. http://www.sdela.dds.nl/
Suzan Tunca, MA, is a dance researcher currently responsible for the research activities at the International Choreographic Arts Center ICKamsterdam, teacher/coach artistic research for dancers at the BA dance department CODARTS Rotterdam, first cohort member of DASresearch THIRD! and PhD candidate at PhDArts Leiden University/The Hague.
ENGLISH
Swiss media have been full of this story in recent days: at Pentecost, the probably most prominent Protestant pastor in the country died at the age of 91. And everyone is praising the main work of his life. “He saved my life,”say many.
Who was Pastor Ernst Sieber (1927-2018), and why is his name appearing in the TUNE INs, which are of course always concerned with building bridges between faith and art?
No anxieties regarding contact with “marginalised artists”
To answer the second question first: Pastor Sieber was married to opera singer Sonja Sieber and was artistically active himself. He drew and painted – even if this was on an amateur level. It is well known that in our churches, artists are often marginalised. This was not the case with Pastor Sieber. He had no anxieties when it came to contact with artists.Chris von Rohr, one of the most famous rock musicians in Switzerland, wrote the following: He gave me “a Bible he had bound himself and wrote a heartfelt dedication. I should read it often, he said, with a sparkle in his eyes. Since then it has been on my bedside table, and when I read it, I always think about Ernst. He lived out God’s word the way it should be. I thank you thousand times for everything, Pastor. We will never forget you. Now God has his favourite shepherd with him in heaven.”
No anxieties about contact with the marginalised
Favourite shepherd? Ernst Sieber dedicated time and effort to the homeless, the drug addicts and the poor. He built up an impressive social network with a large number of homes and 170 staff – and was, particularly for the marginalised, an approachable brother. As a member of the “Protestant People’s Party”, he fought in the Swiss parliament for social justice. He was innovative to the very end: he persuaded a luxury hotel, for example, to organise a large banquet for the poor once a year. And a few years ago, he set up a “”Pfuusbus” [= “sleep-bus” in Swiss dialect] for the homeless in the middle of Zurich. The rusty Christ-figure In the development of the church since the end of the 19th century, it is possible to detect how socially involved and mission-centred Christians have drifted apart. Pastor Ernst Sieber was both: firmly devout and socially involved. And that is why his confession of faith in Christ was never ridiculed.
Below is a (shortened) meditation on a rusty Christ-figure which he found on a rubbish heap. Sketch: Pastor Sieber (from the book: Menschenware – wahre Menschen. Zytglogge Verlag Bern 1987)
Information in English about Ernst Sieber: Click here Link to the Homepage of Sozialwerke Sieber: Click here
Link to video by Swiss TV: Click here
Text: Beat Rink / Translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
Die Schweizer Medien waren in den letzten Tagen voll davon: An Pfingsten starb der wohl prominenteste evangelische Pfarrer des Landes mit 91Jahren. Und alle loben sein Lebenswerk. „Er hat mir das Leben gerettet“, sagen viele.
Wer war Pfr. Ernst Sieber (1927-2018)und warum taucht sein Name in den TUNE INs auf, bei denen es ja immer um den Brückenschlag zwischen Glaube und Kunst geht?
Keine Berührungsängste zu „randständigen Künstlern“
Um die zweite Frage zu beantworten: Pfr. Sieber war mit der Opernsängerin Sonja Sieber verheiratet und er war selber künstlerisch tätig. Er malte und zeichnete – wenngleich auf einem Amateur-Niveau. Künstler sind in unseren Kirchen bekanntlich oft randständig. So nicht für Pfr. Sieber. Er hatte gegenüber Künstlern keine Berührungsängste. Chris von Rohr, einer der berühmtesten Rockmusiker der Schweiz, schreibt: Er schenkte mir „eine persönlich eingebundene Bibel mit einer herzlichen Widmung. Ich solle immer wieder darin lesen, meinte er mit einem Leuchten in den Augen. Seither liegt sie auf meinem Nachttisch, und wenn ich darin lese, dann denke ich immer auch an Ernst. Er hat das Wort Gottes so gelebt, wie es gemeint ist. Tausend Dank, Pfarrer, für alles. Wir werden dich nie vergessen. Jetzt hat Gott seinen Lieblingshirten im Himmel.“
Keine Berührungsängste zu Randständigen
Lieblingshirte? Ernst Sieber kümmerte sich um Obdachlose, Drogenabhängige und Arme. Er baute ein gewaltiges Sozialwerk mit zahlreichen Heimen und 170 Mitarbeitern auf – und war vor allem den Randständigen ein nahbarere Bruder. Auch kämpfte er als Politiker der „Evangelischen Volkspartei“ im Schweizer Parlament für soziale Gerechtigkeit. Er war innovativ bis zuletzt: So brachte er ein Luxushotel dazu, einmal im Jahr ein grosses Bankett für Arme auszurichten. Und vor wenigen Jahren stellte er mitten in Zürich einen „Pfuusbus“ für Obdachlose auf (pfuuse = schweizerdeutsch für schlafen).
Der rostige Christus
In der Entwicklung der Kirche lässt sich seit Ende des 19.Jahrhunderts ein Auseinanderdriften zwischen sozial engagierten und missionarisch ausgerichteten Christen feststellen. Pfr. Ernst Sieber war beides: fromm und sozial engagiert. Und deshalb wurde sein Bekenntnis zu Christus nie lächerlich gemacht.
Unten eine (gekürzte) Meditation über eine rostige Christusfigur, den er in einer Schutthalde gefunden hatte. Die Zeichnung dazu stammt von Pfr. Sieber.
Link zur Homepage der Sozialwerke Sieber: Hier klicken
Link zu Reportage des Schweizer Fernsehens über Ernst Sieber: Hier klicken
Text: Beat Rink
Was sind die «Kulturtage Au»?
Das Volksschulamt der Bildungsdirektion (Sektor schule&kultur) und die Pädagogische Hochschule Zürich (PHZH) führen seit 2010 auf der Halbinsel Au (Tagungszentrum Schloss Au) die «Kulturtage Au» durch. Es handelt sich dabei um ein kulturelles Bildungsangebot für Schulklassen der Primar- stufe, das von Künstlerinnen und Künstlern verschiedenster Sparten (Theater, Musik, Bildende Kunst) sowie von Dozierenden und Studierenden der PHZH bestritten wird. Für vier Wochen ver- wandelt sich die Halbinsel Au in eine „andere Welt“. Jeweils fünf Primarklassen werden für einen ganzen Tag zu einem abenteuerlichen Ausflug auf die Halbinsel Au eingeladen. Mit Hilfe einer künstlerischen Rahmenhandlung sowie der Arbeit an verschiedenen Werkplätzen, welche die räum- lichen und örtlichen Gegebenheiten der Halbinsel (Park, Wald, Schloss, See) nutzen, werden die Kinder nach und nach Teil einer fantastischen Geschichte. 2017 fanden die Kulturtage Au unter dem Titel «Im Labyrinth von Auland» statt. Sämtliche Veranstaltungen waren ausverkauft (12 Vor- stellungen à ca. 130 Kinder und 4 öffentliche Vorstellungen à ca. 100 Personen). Im Sommer 2018 (Wochen 25 – 28) werden die Kulturtage Au erneut unter dem Titel «Im Labyrinth von Auland» durchgeführt.
Für die Kulturtage Au 2020 soll ein Projekt mit neuem Inhalt erarbeitet werden.
Was sind die Aufgaben der Künstlerischen Leitung?
Die Künstlerische Leitung ist verantwortlich für die Dramaturgie und Ästhetik der Kulturtage. Sie leitet das künstlerische Team, entwirft mit ihm den Plot und die Rahmengeschichte und inszeniert das Gesamtkunstwerk. Sie steht in engem Austausch mit den Projektleitenden, den Schauspielerinnen und Schauspielern sowie den Dozierenden und ist erste Ansprechperson in inhaltlichen Fragen.
ENGLISH These festivals of the church year lie behind us: Good Friday, Easter, Ascension Day, Pentecost. Now everyday routine “threatens” again. But, interestingly, the Christian faith is in fact a faith for everyday life. Here are some thoughts on this.
Christianity begins on a day like any other!
In every movement, the direction is set at the beginning. Christianity begins on a day like any other! The message we recall to mind in celebratory mood at Christmas, that Christ came to the world in a dirty stable, can hardly be matched as an outwardly inconspicuous event. In it, the revolutionary message is visible: God becomes man, he becomes, in a manner of speaking, normal, everyday.
A scandal
The scandal that God “took the form of a servant and became in every way a man” (Phil. 2,7), soon provoked resistance in theological circles. Docetism maintained that God only seemed (greek: dokein = seem) to unite himself fully with humanity. And traces of Docetism are to be found throughout all the centuries of church history.
“Traffic jams and supermarkets” in the Gospels
Yet, we find that everyday life is present everywhere in the Bible. In the Gospels as well. Jesus consciously chooses the company of fishermen and farmers, of traders and soldiers and even the lowest of society. Soon a mocking verse is circulating: “Look, this man is a glutton and a drunkard, the associate of tax-gatherers and sinners.” (Mt. 11,19) In his teaching, Jesus takes illustrative material from the daily life of his listeners.We readers nowadays no longer feel the relation of the parables to everyday life so strongly. The pictorial language has a romantic feel about it. For Jesus’ contemporaries, it was as unromantic as Jesus, if he lived amongst us today, speaking about computers and share prices, about traffic jams and supermarkets and the latest Hollywood films.
Everyday miracles
If Jesus did not stay at distance to everyday life, then his message must also be “everday-compatible”. It is that “the Kingdom of God is amongst you.” (Luke 17,21). That is, something completely new and divine is coming, and it is coming to us! Heaven invades Earth, light from the Kingdom of Heaven flashes in the middle of everyday life.
The miracles of Jesus are thus “everyday miracles”, not show miracles, because they arise from our everyday concrete needs. At a wedding celebration, the wine is running out (John 2), the disciples are in danger at sea (Mt. 8), Peter makes a miserable catch fishing (Luke 5), the listeners are hungry (Mt. 16) and Jesus himself misses the ship (Mt. 14,26) before walking on the water. Not to mention the countless healings and freeing from demonic possession done by Jesus because people begged him to.
“I also clean under the mats”
The famous preacher Charles Spurgeononce asked a household employee how she could recognise that she was converted. She answered, “Since my conversion, I also clean under the mats.” Rowan Williams writes in his book “Discipleship” about Theresa of Avila. She said “that when you have finally ‘progressed’ through all the hair-raising mystical experiences you do some very ordinary things a little bit better, in a way that is suffused by the eternal love taking up residence in the heart.”
Being a Christian proves itself in everyday life. Thus we find in the New Testament the exhortation “in everything, by prayer and petition, with thanksgiving, present your requests to God” (Phil. 4,6), “Seek at all times the best” (Gal. 4,18), “Be obedient at all times”(Phil. 2,8), and, rejecting the path of least resistance,“to take his cross daily” (Luke 9,23). We should pray for “our daily bread” (Luke 11,13), and be sure that Jesus is with us “all the days until the end”(Mt. 28,20). Everyday life is our proving ground. It should be permeated with God’s Kingdom, and bear the stamp of Christ’s presence and love.
Kafka, Goethe and post-modern times
On the other hand, daily life has power to drag you down. It is often very wearying. Franz Kafkawrote very comfortingly that even just getting through daily life is a heroic deed.
Yet: If it comes to our view of God becoming clouded over, it is possible for an everyday-life-ideology to develop: “The daily mastering of heavy tasks/ requires no further revelation” (Goethe). In our so-called post-modern times, we can see how fewer and fewer people can direct their lives towards a higher goal. Instead, people want an optimal fulfillment in each phase of life and want to experience the ultimate kick in each area of life. The demand for happiness in everyday life are increasing, with a resulting influence on work, entertainment industry and cultural life – and no doubt on Christian congregations.
Everyday and Sunday
With our Sunday, we escape the threatening pull downwards of everyday life. The Sunday invites us to gain peace on the „Lord’s Day“, to re-orientate ourselves towards God and look afresh at our calling in His Kingdom. The Sunday is no remote point far from everyday life, but rather its complement. “How edified I am today!”, said a lady to the pastor after the sermon. “We’ll see about that during the week!“, he replied dryly. Sunday, experienced properly, does not produce a schizophrenia between Sunday and everyday Christianity. Nor is it an escape from everyday life, but rather intimately connected to it and helping us to live every day more like a Sunday.
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Questions for self-reflection or for an (artist’s) discussion group) How do I live my everyday life – also as an artist? Do I live in a “post-modern” way – does everyday life have to make me „happy“? Or can I tackle unpleasant things and still be joyful? Do I feel like Kafka did about everyday life: is it so draining that daily heroic deeds are needed to get through it? What makes it so draining? Do I expect God’s Kingdom to break into my everyday life? Or do I secretly think that God’s Kingdom comes only on Sunday and only to Sunday Christians, who don’t include me? Do I believe on the contrary that Christ is there in the low-lying land of daily life and wants to build his Kingdom with me (also through my art)? How do I use a Sunday so that it will leave an impression on daily life?
Text: Beat Rink / translation: Kate Bowen
(Source: Crescendo Magazine No.66, 2004) Link: Click here
DEUTSCH
Wir haben nun die kirchlichen Feiertage hinter uns: Karfreitag, Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten. Nun „droht“ wieder der Alltag. Aber interessanterweise ist gerade der christliche Glaube ein Glaube für den Alltag. Hier einige Bemerkungen dazu.
Das Christentum beginnt an einem Alltag!
In jeder Bewegung werden die Weichen am Anfang gestellt. Das Christentum beginnt an einem gewöhnlichen Alltag! Was wir uns an Weihnachten in festlicher Stimmung in Erinnerung rufen: dass Christus in einem schmutzigen Stall zur Welt kam, ist in seiner äusseren Unscheinbarkeit kaum mehr zu unterbieten. Darin spiegelt sich schon die revolutionäre Botschaft: Gott wird Mensch, er wird sozusagen alltäglich.
Ein Skandal
Gegen den Skandal, dass Gott „Knechtsgestalt annahm und gleich wie ein Mensch wurde“ (Philipper 2,7), machten sich in der Theologie schon früh Widerstände bemerkbar. Der Doketismus behauptete, Gott habe sich nur zum Schein (griech. dokein = schienen) mit dem Menschsein verbunden. Und Spuren des Doketismus finden sich durch alle Jahrhunderte der Kirchengeschichte hindurch.
“Verkehrsstaus und Supermärkte” in den Evangelien
Doch ist in den Evangelien der Alltag überall präsent. Jesus begibt sich bewusst in die Gemeinschaft der Fischer und Bauern, der Händler und Soldaten und sogar in geringe Gesellschaft. Bald ist ein Spottvers über ihn im Umlauf: „Siehe, wie ist dieser Mensch ein Fresser und Weinsäufer, der Zöllner und Sünder Geselle!“ (Mt. 11,19) In seine Lehre nimmt Jesus Anschauungsbeispiele aus dem gewöhnlichen Alltagsleben seiner Zuhörer auf. Wir heutige Leser empfinden den Alltagsbezug der Gleichnisse nicht mehr so stark, und ihre Bildersprache mutet eher romantisch an. Für die Zeitgenossen Jesu waren sie aber ebenso wenig romantisch wie wenn Jesus, lebte er heute unter uns, von Computern und Börsenkursen, von Autostaus und Supermärkten und vom neuesten Hollywood-Film sprechen würde!
Alltags-Wunder
Wenn Jesus sich der Alltagswelt nicht fernhält, dann muss auch seine Botschaft alltags-kompatibel sein. Sie lautet bekanntlich: „Das Reich Gottes ist mitten unter euch!“ (Lukas 17,21). Das heisst: Der Himmel bricht in die Erde ein! das Himmelreich blitzt mitten im täglichen Leben auf! So sind denn auch die Wunder Jesu „Alltags-Wunder“, keine Schau-Wunder. Sie entspringen konkreten Nöten: An einem Hochzeitsfest geht der Wein aus (Johannes 2), die Jünger geraten in Seenot (Matthäus 8), Petrus macht einen erbärmlichen Fischzug (Lukas 5), die Zuhörer sind hungrig (Matthäus 16) und Jesus selbst verpasst das Schiff (Matthäus 14,26), bevor er über das Wasser schreitet. Ganz zu schweigen von den Heilungs- und Befreiungs-Wundern!
“Ich fege auch unter den Matten!”
Der berühmte Prediger Charles Spurgeon fragte einmal eine Hausangestellte, woran sie erkenne, dass sie bekehrt sei. Sie antwortete: „Seit ich bekehrt bin, fege ich auch unter den Matten.“ Rowan Williams schreibt in seinem Buch “Jüngerschaft” über Theresa von Avila: Sie meinte, “wenn man durch all diese völlig unglaublichen mystischen Erlebnisse hindurchgegangen sei, könne man die völlig gewöhnlichen Dinge etwas besser machen, weil man dann durchdrungen sei von der ewigen Liebe, die im Herzen wohne.”
So finden wir denn auch im Neuen Testament die Mahnung, „allezeit nach dem Guten zu streben“ (Galater 4,18), „allezeit gehorsam zu sein“ (Philipper 2,12), und jenseits des Wegs des geringsten Widerstandes das Kreuz “täglich“ auf sich zu nehmen (Lukas 9,23). Wir dürfen um das „tägliche Brot“ bitten (Lukas 11,13) und sicher sein, dass Jesus „alle Tage“ bei uns ist (Matthäus 28,20).
Der „Alltag“ ist unser Bewährungsfeld. Er soll vom Reich Gottes durchdrungen und von der Liebe Christi geprägt sein.
Kafka, Goethe und die Postmoderne
Der Alltag hat aber andererseits eine starke Sog-Kraft. Franz Kafka schreibt den recht tröstlichen Satz, dass bereits das Bewältigen des tägliche Lebens eine Heldentat darstelle. Ist aber der Blick auf Gott vernebelt, kann eine Alltags-Ideologie aufkommen: „Schwerer Dienste tägliche Bewahrung / sonst bedarf es keiner Offenbarung“ (Goethe). In unserer sogenannten Postmoderne sehen wir, wie immer weniger Menschen ihr Leben auf ein übergeordnetes Ziel hin ausrichten können. Statt dessen will man in jedem Lebens-Abschnitt eine optimale Erfüllung und in jedem Lebensbereich einen ultimativen Kick erleben. Die Glücks-Anforderungen an das Alltagsleben nehmen zu, was die Arbeitswelt, die Freizeitindustrie und auch das Kulturleben prägt – und wohl auch die christliche Gemeinde.
Alltag und Sonntag
Der drohenden Sogwirkung des Alltags entkommen wir durch den Sonntag. Der Sonntag lädt dazu ein, am „Tag des Herrn“ Ruhe zu gewinnen, uns neu auf Gott auszurichten und uns auf unsere Berufung in seinem Reich zu besinnen. Der Sonntag dann ist kein Gegenpol, sondern die Ergänzung zum Alltag. „Wie habe ich mich heute erbaut!“ sagte eine Gottesdienst-Besucherin nach der Predigt zum Pfarrer. „Das werden wir während der Woche sehen!“ gab dieser trocken zurück. Der Sonntag, richtig gelebt, erzeugt keine Schizophrenie zwischen Sonntags- und Alltags-Christentum. Er ist auch kein Fluchtweg aus dem Alltag hinaus, sondern er ist mit dem Alltag aufs engste verzahnt und wird uns helfen, den Alltag etwas „sonntäglicher“ zu leben.
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Fragen zur persönlichen Reflexion oder für einen (Künstler-)Kreis: Wie lebe ich meinen Alltag – auch als Künstler? Lebe ich ihn postmodern: Muss mich das tägliche Leben „glücklich“ machen? Oder kann ich auch unliebsame Dinge tun und trotzdem fröhlich sein? Erwarte ich, dass das Reich Gottes mitten in meinen gewöhnlichen Alltag hineinkommt auch in meine Kunst hinein? Oder denke ich insgeheim, das Reich Gottes komme nur an einem Sonntag zu Sonntagschristen, – zu denen ich sicher nicht gehöre? Wie gestalte ich den Sonntag, so dass er auf den Alltag abfärben kann?
ENGLISH About “Cultural renewal”
“I am often asked, “Should Christians be involved in shaping culture?” My answer is, “We can’t not be involved in shaping culture.” But I prefer the term “cultural renewal” to “culture shaping” or “cultural transformation.” For a possible model, think about the monks in the Middle Ages, who moved out through pagan Europe, inventing and establishing academies, universities, and hospitals. They transformed local economies and cared for the weak through these new institutions. They didn’t set out to take control of a pagan culture. They let the gospel change how they did their work — which meant they worked for others rather than for themselves. Christians today should strive to be a community that lives out this same kind of dynamic, which will bring the same kind of result.”
About „Christian subculture“
“Many “Christian art” productions are in reality just ways of pulling artists out of the world and into the Christian subculture. In general, cooperation in cultural production should not mean Christians banding together to leave the big, bad world; rather, cooperation involves working together — even with nonbelievers — in order to serve the world. This cooperation is not likely to happen until greater numbers of Christians become more willing to embrace a less dualistic understanding of their faith.”
About a “Christian understanding of work and faith”
“As we have seen, Christians make two opposing mistakes in addressing the idols of their vocational field. On the one hand, they may seal off their faith from their work, laboring according to the same values and practices that everyone else uses; on the other hand, they may loudly and clumsily declare their Christian faith to their coworkers, often without showing any grace and wisdom in the way they relate to people on the job.”
“For many of us, it is obvious we are working for the Lord when we directly use our gifts to convey Christian messages. But we don’t always know how to work distinctively for the Lord while going about less obviously Christian cultural and vocational tasks. It is easy for a singer to feel he is using his gifts for Christ as he sings “Every Valley Shall Be Exalted” from Handel’s Messiah, but how does the gospel make the rest of his work distinctive?
Is he just a singer who happens to be a Christian?
Or is he a fully Christian singer whose art is shaped by the gospel every day of the week? How will his work be any different from that of a person with radically different beliefs about human nature, God, and the meaning of life?
Will the only difference be that he doesn’t sleep with his costars or that he only sings religious music?
Is career advancement his real motive for what he does, or is he consciously witnessing to the goodness of creation and the meaningfulness of life by the excellence of his art?
Will the skill and commitment of his art always testify — even to the most skeptical people — that this world is not an accident, that it is coherent and beautiful, that we were created for a purpose?”
Source: Timothy Keller. Center Church: Doing Balanced, Gospel-Centered Ministry in Your City. Redeemer, 2012 / Chapter 26
DEUTSCH
Über „kulturelle Erneuerung“
„Oft werde ich gefragt: „Sollen sich Christen aktiv in die Kultur einbringen?“ Meine Antwort darauf lautet: „Wir können gar nicht anders.“ Statt von „einbringen“ spreche ich aber lieber von „erneuern“ oder „transformieren, verändern“. Eine mögliches Vorbild dafür können uns die Mönche des Mittelalters sein, die durch das heidnische Europa zogen und Akademien, Universitäten und Krankenhäuser errichteten. Durch diese Einrichtungen veränderten sie die lokalen Wirtschaftssysteme und versorgten die sozial Schwachen. Sie hatten es sich nicht zum Ziel gesetzt, die Kontrolle über eine heidnische Kultur zu übernehmen, sondern gaben durch ihre Arbeitsweise dem Evangelium Raum, verändernd zu wirken – was bedeutete, dass sie mehr für andere arbeiteten als für sich selbst. Heute sollten Christen eine Gemeinschaft anstreben, die diese Dynamik lebt, dann werden wir ähnliche Auswirkungen erleben.“
Über „christliche Subkultur“
“Viele „christliche Kunstprojekte“ dienen in Wirklichkeit nur dazu, Künstler aus der „Welt“ in die christliche Subkultur hinein zu holen. Kooperationen im kulturellen Bereich sollten nicht den Zweck haben, dass Christen sich zusammentun, um der grossen, bösen Welt zu entfliehen, sondern dass man zusammenarbeitet, um der Welt zu dienen – vielleicht sogar gemeinsam mit Nichtchristen. Eine solche Kooperation kann erst entstehen, wenn eine grössere Zahl von Christ bereit ist, sich auf eine weniger dualistische Auffassung ihres Glaubens einzulassen.”
Über ein “christliches Verständnis von Glaube und Arbeit”
“Viele Christen trennen ihren Glauben säuberlich von ihrer Arbeit und orientieren sich in ihrem Beruf an den gleichen Werten und Praktiken wie alle anderen. Andere verkünden ihren christlichen Glauben lautstark und plump vor ihren Kollegen und lassen zugleich im Umgang mit ihnen Gnade und Weisheit vermissen.”
“Viele glauben, nur dann für den Herrn arbeiten zu können, wenn sie ihre Gaben direkt dafür einsetzen, christliche Botschaften zu vermitteln. Doch wir sind uns nicht immer so sicher, wie wir unsere (weniger offensichtlich christlichen) kulturellen und beruflichen Aufgaben mit einem christlichen Profil angehen können. Wenn ein Sänger “Alle Tale” aus Händels Messias singt, ist die Frage einfach zu beantworten, ob er seine Gaben für Christus einsetzt. Aber worin zeigt sich in seiner übrigen Arbeit ein christliches Profil?
Ist er einfach ein Sänger, der zufällig auch Christ ist?
Oder ist er Sänger und Christ, dessen Alltag als Künstler vom Evangelium geprägt ist?
Wie unterscheidet sich seine Arbeit von der einer Person mit radikal anderen Überzeugungen über die menschliche Natur, Gott und den Sinn des Lebens?
Wird der einzige Unterschied darin liegen, dass er nicht mit seinen Duettpartnerinnen schläft oder nur religiöse Werke singt? Ist seine wahre Motivation für seine Arbeit der Aufstieg auf der Karriereleiter oder gibt er über seinen hohen künstlerischen Ausdruck bewusst Zeugnis für die Schönheit der Schöpfung und die Sinnhaftigkeit allen Lebens? Werden sein Können und Engagement für seine Kunst auch dem grössten Skeptiker bezeugen, dass diese Welt kein Zufall, sondern schön und in sich geordnet ist und dass unser Dasein einen Sinn hat?” Quelle: Timothy Keller. Center Church – Kirche in der Stadt. Worms 2015, Kap. 26
ENGLISH
Turning one’s back on culture?
There are certain statements which I repeatedly hear from artists who are Christians, such as “I can no longer identify with worldly culture. I am distancing myself from it and beginning something of my own.”– In concrete terms, this can mean, for example, ‘I am turning my back on art and going into a spiritual ministry.’ Or: ‘I am founding a Christian orchestra, a Christian theatre group, a Christian art academy…’
I do not doubt at all, in individual cases, that God can lead people this way – and gives us something wonderful. But, all too often, a decision of this kind arises either from a theological concept which is unfamiliar with any differentiated understanding of art and loves simple solutions, or from a lack of patience. Or from both together.
Turning one’s back on faith?
The tension between “art and faith” can of course also be resolved in the other direction. This means that there are unfortunately also artists who turn their backs on the church, or even on God.
“Slow to anger”
The Greek word for “patience” literally means “slowness to anger”. (Makro = large/slow + thumia = anger/zeal – see also TUNE IN 183+184).
It is found, for example, in the famous parable in Matthew 18: 23-35. Here, a servant is forgiven a gigantic burden of debt amounting to 10,000 hundredweights of silver. (In those days, the normal worker would earn a single hundredweight of silver in 30 years). In the next moment, however, this servant mercilessly demands the return of an incomparably smaller sum (100 silver coins, corresponding to 1/3 of an annual income) from a fellow servant. At that, his fellow servant fell on his knees and said, “Have makrothumia with me; I will give it back to you…”. We know how the story ends: the servant quickly becomes angry. Unlike his master, he knows no mercy (= in the parable, the kind master represents God) and allows himself to be carried away into a rash action.
Patience has to grow
In the eulogy of love in 1st Corinthians 13, it is interesting that the first attribute of love is ‘makrothumia”: “Love is patient”. In the letter to the Galatians 5:22, makrothumia is counted as one of the fruit of the Holy Spirit. Fruit grows slowly. This is especially true of patience, which does not come as an answer to this prayer: “Give me patience, and make it fast!”
Praying for patience
Is it possible at all to pray for patience? If so, the prayer could go like this: “I will constantly remind myself how patient You always have been with me!
“The Lord, the Lord, the compassionate and gracious God,
slow to anger, and abounding in love and faithfulness!”* Help me to be merciful with others in turn. May the Holy Spirit work in me to make me slow to anger. Save me from acting rashly. Thank you that you repeatedly use difficulties to teach me patience. In this way, help me to withstand the tensions that I have to face as a Christian in the culture world and as an artist in the church. With the help of patience, let me contribute to faith and culture permeating each other, to culture coming into the church. Amen.
* Moses in Exodus 34:6
Text: Beat Rink
Translation: Bill Buchanan
Photo: Bernaert van Orley: Triptych of Virtue of Patience 1521 / Musées Royaux des Beaux-Arts, Brussels
Explanation: LINK
DEUTSCH
Der Kultur den Rücken kehren?
Von Künstlern, die Christen sind, höre ich immer wieder Sätze wie: „Ich kann mich nicht mehr mit der weltlichen Kultur identifizieren. Ich nehme davon Abstand und beginne etwas Eigenes.“ – Konkret kann das etwa heissen:‚Ich kehre der Kunst den Rücken und gehe in einen geistlichen Dienst.’ Oder: ‚Ich gründe ein christliches Orchester, eine christliche Theatergruppe, eine christliche Kunstakademie…’
Ich stelle überhaupt nicht in Abrede, dass Gott in einzelnen Fällen so führt – und etwas Wunderbares schenkt.
Aber allzu oft entspringt ein solcher Entschluss entweder einem theologischen Konzept, das kein differenziertes Verständnis von Kunst kennt und einfache Lösungen liebt. Oder er entspringt einer Ungeduld. Oder beidem.
Dem Glauben den Rücken kehren?
Die Spannung zwischen „Kunst und Glauben“ kann natürlich auch in die andere Richtung hin aufgelöst werden.
So gibt es leider auch Künstler, die der Kirche oder gar Gott den Rücken kehren.
„Langsam zum Zorn“
Das griechische Wort für „Geduld“ bedeutet wörtlich „Langsamkeit zum Zorn.“ (Makro = gross/langsam + Thumia=Zorn/Eifer – siehe auch TUNE INs 183 + 184).
Es steht zum Beispiel im berühmten Gleichnis in Matthäus 18, 23-35. Dabei wird dem einen Knecht die gigantische Schuldenlast von 10’000 Zentner Silbern erlassen. (Damals verdiente ein gewöhnlicher Arbeiter in 30 Jahren ein einziges Zentner Silber.)
Nun fordert dieser Knecht aber handkehrum von einem Mitknecht unbarmherzig eine unvergleichlich geringere Summe zurück: 100 Silbermünzen, etwa ein Drittel eines Jahreslohns. Da fiel sein Mitknecht nieder und sprach: „Hab Makrothymia mit mir; ich will dir’s bezahlen…“. Wir wissen, wie die Geschichte ausgeht: Der Knecht ist schnell zum Zorn. Er kennt keine Gnade wie der Herr (=im Gleichnis steht der gütige Herr für Gott) und lässt sich zu einer Kurzschluss-Handlung hinreissen.
Geduld muss wachsen
Im Hohelied der Liebe (1.Korinther 13) ist interessanterweise das erste Attribut der Liebe „Makrothymia“: „Die Liebe ist langmütig = geduldig“. Im Galaterbrief 5,22f. wird die Makrothymia zu den Früchten des Heiligen Geistes gezählt. Eine Frucht wächst langsam. Dies gilt natürlich besonders für die Geduld, die man nicht mit dem Gebet erbitten kann: „Gib mir Geduld, aber sofort!“
Gebet um Geduld
Kann man überhaupt um Geduld beten? Wenn ja, könnte das Gebet so lauten: „Ich will mich daran erinnern, wie geduldig Du immer mit mir warst!
“Herr, Herr, Gott barmherzig und gnädig und geduldig
und von großer Gnade und Treue!“ *
Hilf mir, auch mit anderen barmherzig zu sein.
Mach mich durch das Einwirken des Heiligen Geistes langsam zum Zorn.
Bewahre mich vor Kurzschluss-Handlungen.
Danke, dass Du mich immer wieder durch Schwierigkeiten hindurch Geduld lehrst. Lass mich so auch die Spannungen aushalten,
die ich als Christ in der Kulturwelt
und als Künstler in der Kirche aushalten muss.
Lass mich mit Geduld dazu beitragen,
dass sich Glaube und Kultur durchdringen,
dass Kultur in die Kirche einzieht.
Amen
* Mose in Exodus 34:6
Text: Beat Rink
Photo: Bernaert van Orley: Triptych of Virtue of Patience 1521 / Musées Royaux des Beaux-Arts, Brussels
Explanation: LINK
ENGLISH
We have asked the French-based musician and composer John Featherstone to give the background of his new work.
A chord in the night
‘As a composer, what would you most regret not having written before your retired?’ ‘My setting of the Te Deum,’ I replied without hesitation to the relative stranger who asked me. That night I woke up with a complex chord ringing in my brain, underpinning the opening words of the 4th Century prayer: ‘Te Deum…’. It was a troubling but jubilant chord, difficult to define, ambiguous and intriguing. What sort of chord would best describe the God who surprises, who is not limited to our man-made schemas? What does our music say if we remove the text? That night heralded 2 years of composition and complex production to arrive at the finished product: a trilingual setting of the ‘Te Deum’ (Latin-English-French) for three vocal ensembles (classical-jazz-gospel) and four musicians (sax-double bass-piano-percussion).
A Prayer with a twist
Why did I start out on the impetuous journey? The ‘Te Deum’ has always struck me as a beautiful and powerful prayer of praise – with a twist. After an impassioned reminder of the attributes and workings of God, rather than culminating in a blaze of certainty, the ‘Te Deum’ ends with an acknowledgement of our fragility: You, God, are our hope, don’t let us down! A few years ago I was struck by Arvo Pärt’s setting of the text which concludes pianissimo with a repetition of the words ‘Sanctus, sanctus, sanctus’– ending ‘not with a bang, but a whimper.’ Recognising the greatness of God (in Praise) is one thing. Admitting our weakness and appealing to his protection as we stake all on him (in Worship) is another. As a prayer, it has timeless depth and reality, as we live head in the sky and feet on the ground.
A glitch in the system
In an age where we are encouraged to believe that mankind is all and controls all, despite being confronted by the failure of our management of the earth’s resources, global conflict, poverty and migration, the two words ‘You, God’come like a respite, a pause, a glitch in the system. The listener is invited into the intimacy of worship of those who trust in their unseen Creator God and firmly fix their eyes on what is invisible. As I remembered the sad parting of my younger brother, I wanted to evoke the spiritual world with its myriad heavenly choirs, into which he stepped in his physical weakness and spiritual faith.
English, French, Latin
It’s not hard to see how a bilingual composer – an Englishman living in Paris – equally passionate for classical and contemporary music, would write a work of this kind. On a deeper level, saddened by the global trend of mounting nationalist sentiment, faced with the impossibility of integrating the countless languages of the world into one work, I hope that the accumulation of English, French and Latin can at least begin to suggest a foretaste of heaven. I did not imagine at the time that Brexit could ever become a reality…
A reconciliation of ‘Classical, Jazz and Gospel’
There are those who hold fast to tradition, excluding contemporary expressions of worship, while others militate for breaking free from the shackles of the past. My personal stance would be one of attempting reconciliation, celebrating our roots – in faith and music – while building creatively on that heritage. In the ‘Te Deum’ you will find some passages of classical music, turning into jazzy sections, and then moving again into Gospel. Sometimes the choirs takes turns, at other times they overlap. For me, there are no barriers, there is nothing to prove in our personal expression. The truth needs to burst out from all angles. Whatever our background, our culture, our tradition it’s up to us to formulate our own prayer, in totally honesty and with ‘all that is within us’: ‘Te Deum laudamus – We praise you, oh God – C’est toi, Dieu, que nous louons!’
So tell me, which opening chord will you choose? You’d better get writing…
Wir haben den in Frankreich lebenden Musiker und Komponisten John Featherstone gebeten, sein neues Werk zu erläutern.
Ein nächtlicher Akkord
“Was möchtest du in deinem Leben unbedingt noch komponieren?” – “Das Te Deum, das mir vorschwebt”, antwortete ich ohne zu zögern dem Fragesteller, den ich nicht einmal gut kannte.
In der darauffolgenden Nacht weckte mich ein komplexer Akkord auf, der dann jenes Gebet aus dem vierten Jahrhundert eröffnen sollte: “Te Deum…”. Ein irgendwie beunruhigender, aber jubelnder Akkord, schwierig zu fassen, mehrdeutig und überraschend.
Was für ein Akkord könnte am besten Gott beschreiben, der uns immer wieder überrascht und der all unsere menschlichen Schemata sprengt?
Was kann Musik eigentlich vermitteln, wenn wir einmal vom Text absehen?
Ein vielschichtiges Gebet
In jener Nacht kündigte sich eine zweijährige Schaffensperiode an, in der die Komposition und eine komplexe Produktion Gestalt annehmen sollten. Am Ende stand das fertige Werk: Eine dreisprachliche Vertonung (Latein – Englisch – Französisch) für drei Vokalensembles (klassisch – Jazz – Gospel) und vier Musiker (Saxophon – Kontrabass – Piano – Schlagzeug).
Weshalb hatte ich mich überhaupt auf eine solch abenteuerliche Reise gewagt?
Das ‘Te Deum’ hatte mich immer fasziniert – als schönes und zugleich vielschichtiges Gebet. Nach dem leidenschaftlichen Lob auf die Eigenschaften und Taten Gottes mündet es nicht etwa in eine strahlende Vergewisserung unseres menschlichen Daseins ein, sondern in das Bekenntnis unserer Zerbrechlichkeit: Du, Gott, bist unsere Hoffnung! Lass uns nicht fallen!
Ein paar Jahre zuvor war ich auf Arvo Pärt’s eindrückliche Vertonung gestossen, in der die Worte ‘Sanctus, sanctus, sanctus’ nicht mit einem dröhnenden Finale, sondern mit einer pianissimo gesungenen, fast wimmernden Wiederholung der Worte verklingen. Gottes Grösse erkennen (im Gotteslob) ist das Eine. Unsere Schwachheit und unsere völlige Abhängigkeit von seinem Schutz bekennen, weil wir uns Ihm (in der Anbetung) ausliefern, ist das Andere. Insofern ist das ‘Te Deum’ ein Gebet von zeitloser Tiefe und Realitätsnähe, gesprochen von Menschen, die mit dem Kopf in den Wolken leben, aber mit ihren Füssen auf der Erde stehen.
Ein Störimpuls im System
In einer Zeit, in der sich die Menschheit ins Zentrum setzt und alles im Griff zu haben meint – dies trotz unserer offensichtlichen Niederlagen und unserem Versagen in so vielen Bereichen (Naturressourcen, globale Konflikte, Armut und Flüchtlingswesen), in einer solchen Zeit sind die zwei Worte “Du, Gott” wie eine Atempause, ein Unterbruch, ein Störimpuls im System.
Der Zuhörer ist eingeladen, in die Intimität der Anbetung mit all jenen einzutreten, die dem unsichtbaren Schöpfergott vertrauen und die ihren Blick unbeirrbar auf das Unsichtbare richten. In Erinnerung an den traurigen Abschied von meinem jüngeren Bruder wollte ich einen Blick in die geistliche Welt mit ihren Myriaden himmlischer Chöre werfen – in jene Welt, in die mein Bruder in menschlicher Schwachheit und zugleich mit grossem Glauben eingetreten war.
Englisch, Französisch, Latein
Es ist wohl nicht spektakulär, dass ein zweisprachiger Komponist (ein Engländer, der in Paris lebt) – einer, der mit ebenso grosser Begeisterung in der klassischen wie in der nicht-klassischen Musik zu Hause ist, ein solches Werk schreibt. Auf einer tieferen Ebene schwingt allerdings die Sorge über den global zunehmenden Nationalismus mit. Und das Bestreben, mit der Zusammenführung der drei Sprachen Englisch, Französisch und Latein einen Vorgeschmack des Himmels anzudeuten, wo es doch aussichtslos ist, alle Sprachen dieser Welt in einem einzigen Werk zu erfassen. Als ich das Werk schrieb, ahnte ich noch nichts vom Brexit…
Zusammenführung von Klassik, Jazz und Gospel
Nun gibt es auf der einen Seite jene, die an der Tradition festhalten und alle zeitgenössischen Ausdrucksformen von Worship ausschliessen, während andere für die Befreiung von alten Fesseln kämpfen. Ich selber trete lieber für eine Versöhnung der Stile ein, für das Hochhalten unserer Wurzeln – in Glaube und Musik – sowie für das sorgfältige Weiterführen der Tradition. Im ‘Te Deum’ wird man auf einige Passagen mit ziemlich moderner klassischer Musik stossen, die in jazzige Abschnitte übergehen und die schliesslich in den Gospel einmünden. Manchmal löst ein Chor den anderen ab, manchmal singen die Chöre überlappend. Es sollen Schranken abgebaut und die Fixierung auf eigene künstlerische Ausdrucksformen überwunden werden. Die Wahrheit soll sich aus allen Richtungen Bahn brechen.
Auf jedem Hintergrund, in jeder Kultur und in jeder Tradition lässt sich ganz ehrlich und ‘mit allem, was in uns ist’ beten: ‘Te Deum laudamus – We praise you, oh God – C’est toi, Dieu, que nous louons!’
Und nun: Sag mir, welchen Anfangsakkord du wählen würdest? Fang an, zu komponieren…
Im Sommer 2018 wird das «Lange Wochenende der Künste» neu unter einem programmatischen Titel durchgeführt, mit dem sich die einzelnen Angebote auf geeignete Art und Weise auseinandersetzen sollen. Wie immer, suchen wir auch diesmal Kunstschaffende und Intellektuelle, die mit Ihren Workshops, Inputs, Performances, Diskussionsbeiträgen, etc. zum vielfältigen Angebot beitragen.
Das «Lange Wochenende der Künste» findet am Donnerstag 16. bis Sonntag 19. August 2018 im Campo Rasa statt, im Kurs- und Ferienort VBG, 6655-Intragna (www.camporasa.ch).
Einreichung der Programmideen: 6. Mai 2018 an info@bartmagazin.com
Auskünfte erteilen wir gerne unter info@bartmagazin.com oder 031 558 36 96
Das Lange Wochenende der Künste ist eine gemeinsame Produktion der vbg und BART – Magazin für Kunst und Gott in Zusammenarbeit mit ARTS+ und Campo Rasa.
„Kunst fürs Herz 2018“ Malerei Wettbewerb – Offene Ausschreibung mit Preisverleihung und Ausstellung der nominierten Werke in Liestal BL zum Thema “Wertvoll – Malerei macht Werte sichtbar”.
Prize-winning anti-Semitism
A couple of years ago we found the jury of the German “Echo” prize great when they selected two of our friends, the Japanese conductor Masaaki Suzuki and the Austrian singer Miriam Feuersinger, for awards.
A few days ago, however, the enthusiasm gave way to sheer dismay. On 12th April, of all days, Holocaust Remembrance Day, the album “Jung Brutal Gutaussehend 3”[“Young Brutal Good-Looking 3”] by the rappers Kollegahand Farid Bangwon a prize.This contained the worst of anti-Semitic verses, which can only be understood as hate-filled propaganda: “My body is more marked than Auschwitz inmates”. Or: “I’m just going to start another Holocaust, come here with the Molotov”. It goes on in similar style, taking up the themes of Christianity (negative!) and Islamist terror attacks (positive!). The “Echo” prize generally goes to successful musical productions. The CD by the gangsta rappers was in fact sold over 100,000 times within a short time, with millions of video streaming. But the “Echo” does not just follow the market. There is an advisory board, which has to give its approval.
The Echo
Now, it is precisely this advisory board which came under intense fire after the award for the two violent rappers. Luckily, an outcry arose from the media. The latent (and acute!) anti-Semitism was suddenly a topic. Many artists gave their “Echos” back. And how did the “Echo” advisory board react? It appealed “to those in positions of responsibility in politics and society (…) to conduct a serious debate on the significance and interpretative framework of art and freedom of expression.” The board thus invoked, in grand words, the principle of artistic freedom, which they do not want to limit.
Artistic freedom under threat
Artistic freedom, artistic autonomy, is a precious asset which, as is generally known, is especially threatened by reactionary forces today, and in some countries is subject to massive limitations. Artistic freedom has to be defended – against any kind of censorship in the name of power politics. But it must also be protected against a liberalism in cultural politics which spreads a protective cloak over criminal utterances. Not only does this liberalism make itself the accomplice of criminality, but it also provides precisely the fateful power politician with a further argument for a comprehensive “limitation of artistic freedom”. Such liberalism is therefore not only unethical, but also foolish. It is just as open for demons as raw power politics.
The demonic
As Christians, we in particular must speak of “the demonic” where such horrifying songs are concerned. Culture is a spiritual battlefield. We are reminded of this once again in such debates as the one now taking place in Germany. Perhaps there are times when we even experience this ourselves. Ephesians 6,12ff.helps us to find the right reaction: with spiritual clear-sightedness (“For our battle is not against flesh and blood, but against … the spiritual forces of evil in the heavenly realms”), with spiritual weapons of defence and not with physical aggression (this includes taking up the authority which Christ gives us), and with the readiness to go forward actively with the “gospel of peace”.
Question Do you personally experience that “culture” is a spiritual battlefield? (Be careful: the task is not to “spiritualise” things wrongly and to see the demonic where it is not present.) How do you react to this? Read Ephesians 6,12 ff. and reflect on which weapons you should put on or how you should pray. Perhaps you can bring this topic into a group of Christian artists.
Text: Beat Rink
Translation: Bill Buchanan
DEUTSCH Preisgekrönter Antisemitismus
Vor ein paar Jahren fanden wir die Juroren des deutschen „Echo“-Preises noch grossartig, als sie unsere beiden Freunde, den japanischen Dirigenten Masaaki Suzuki und die österreichische Sängerin Miriam Feuersinger, ehrten. Vor ein paar Tagen wich die Begeisterung aber dem blanken Entsetzen. Ausgerechnet am 12.April, dem Holocaust-Gedenktag, wurde das Album “Jung Brutal Gutaussehend 3” der RapperKollegah und Farid Bangausgezeichnet.
Darin finden sich schlimmste antisemitische Verse, die nur als hasserfüllte Propaganda verstanden werden können: “Mein Körper (ist) definierter* als von Auschwitz-Insassen”. Oder: “(Ich) mache wieder mal ‘nen Holocaust, komm an mit dem Molotow”. Es geht in ähnlichem Stil weiter, wo der christliche Glaube (negativ!) oder islamistischen Attentate (positiv!) thematisiert werden.
Der „Echo“-Preis zeichnet vor allem erfolgreiche Musikproduktionen aus. Tatsächlich wurde die CD der Gangsta-Rapper innert Kürze 100’000 mal verkauft und die Videos millionenfach gestreamt. Aber der „Echo“ folgt nicht ausschliesslich dem Markt. Es gibt einen Beirat, der seinen Segen geben muss.
Das Echo
Nun kam gerade dieser Beirat nach der Preisverleihung an die beiden Gewaltrapper unter starken Beschuss. Durch die Medien ging zum Glück ein Aufschrei. Der latente (und akute!) Antisemitismus wurde zum Thema. Viele Künstler gaben ihren „Echo“ zurück. Und wie antwortete der „Echo“-Beirat? Er appellierte “an die politisch wie gesellschaftlich Verantwortlichen (…), eine ernsthafte Debatte über die Bedeutung und den Deutungsrahmen der Kunst- und Meinungsfreiheit zu führen”. Er berief sich also mit grossen Worten auf die künstlerische Freiheit, die man nicht habe einschränken wollen.
Bedrohte künstlerische Freiheit
Künstlerische Freiheit, künstlerische Autonomie ist ein hohes Gut, das bekanntlich gerade heute von reaktionärer Seite bedroht ist und in einigen Ländern massiv eingeschränkt wird. Künstlerische Freiheit muss verteidigt werden – gegen jede Zensur im Namen der Machtpolitik. Sie muss aber auch gegen einen kuturpolitischen Liberalismus verteidigt werden, der den Schutzmantel über kriminelle Aussagen breitet. Dieser Liberalismus macht sich nämlich nicht nur zum Handlanger von Kriminalität, sondern er liefert ausgerechnet den unseligen Machtpolitikern ein weiteres Argument für die umfassende „Einschränkung der künstlerischen Freiheit“. Solcher Liberalismus ist also nicht nur unethisch, sondern auch dumm. Er ist für Dämonien ebenso anfällig wie plumpe Machtpolitik.
Dämonien
Denn man muss gerade als Christ von „Dämonien“ reden, wenn es um so schreckliche Songs geht. Kultur ist ein geistliches Kampffeld. Dies wird in solchen Debatten, wie sie momentan in Deutschland geführt werden, wieder einmal bewusst. Möglicherweise erfahren wir dies sogar selber da und dort. Epheser 6, 12ff. hilft uns, darauf richtig zu reagieren: Mit geistlicher Klarsicht („wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit … den bösen Geistern unter dem Himmel“), mit geistlichen Verteidigungswaffen statt mit physischer Aggression (dazu gehört das Einnehmen der Autorität, die uns Christus gibt) und mit der Bereitschaft, aktiv für die „Botschaft des Friedens“ vorwärtszugehen.
Frage
Erfährst du selber, dass „Kultur“ ein geistliches Kampffeld ist. (Aufgepasst: Es geht nicht darum, Dinge falsch zu „vergeistlichen“ und Dämonien zu sehen, wo keine sind.) Wie reagierst Du darauf?
Lies Epheser 6,12 ff. und denke darüber nach, welche Waffe du anziehen bzw. wie du beten sollst. Vielleicht nimmst du dieses Thema in einen christlichen Künstlerkreis mit.
* =stärker gekennzeichnet
Text: Beat Rink
ENGLISH
A few days ago, the conductor, composer and author Patrick Kavanaugh, for many years the leader of the Christian “MasterWorks Festival” in the USA, passed away. This unexpected and painful loss of a friend who was an important mentor for countless musicians caused us to search through our in-house archive and look again at an interview in an early number of the CRESCENDO Magazine. The central statements in the interview have lost none of their immediacy, although it is noticeable, here and there, that times have changed. Here are some excerpts:
Patrick Kavanaugh:It was in the 1980s that God gave me a vision: I „saw“ two highschool boys sitting in a cafeteria, chatting. Finally one guy asked the other, what would he be majoring in. The other said, he would get a major in music. The first boy looked at him rather surprised and said: “Oh, I’m sorry, I didn’t know that you were so religious!” For a long time I asked God about the meaning of this. The interpretation to me is, after a long search: it is possible by God’s grace to convert a specific mission field, in this case the world of the performing arts, that one day it would be unusual to belong to it and not know Christ.
Crescendo:A challenging vision, indeed…
Patrick Kavanaugh: I am well aware of what I am saying. I am living in this world and know this is David and Goliath! I know where the performing arts are, I know the needs and I know how incredibly small we are in the totality of everything. But is this any crazier than sending twelve barefoot men out to conquer the Roman empire for Christ? Obviously it has to be God or it’s all nonsense. But I think God is waiting for someone to say that it can be done in the Lord.
Crescendo: Could you mention an event that confirmed that the vision was from God?
Patrick Kavanaugh: Oh, I could talk all day, there are a lot of stories! God has been so good to us. One of our major events was how we went to perform Jerome Hines’ opera “I am the way” at the Bolschoy theatre in Moscow. It was very exciting. We were actually invited by the Russian government. This is the opera that is based on the life of Jesus Christ and a major hall in Washington wouldn’t let us play it – in the land of the free – because it was too religious and might offend someone. But the Russian government invited us – the world it is indeed turned upside down! It was a very large undertaking. We took 191 people over there for several weeks and all the cargo for a full-scale opera. The bottom line of all was that thousands gave their lives to Christ. So we started a number of Bible study groups there and follow up programs. It was just wonderful to see how God could use an opera to bring people to the Lord. Usually when a opera singer becomes a Christian, people say the opera is a nasty place that they should get out of, but we train them to stay in there and get the land for the Lord – to reclaim the arts for the Lord.
Crescendo: Apart from this “success” all did you also experience opposition?
Patrick Kavanaugh: We have experienced a lot of that. The performing art’s world is perhaps one of the most secularized portion of our society at this time. I have had two people literally spitting into my face, newspaper articles condemning us and all I can say is, you just love them. You keep loving them back – that’s the way Jesus did it, and that’s the way his disciple did it, too. I remember a stage manager of a hall where we played five concerts – one per year. In the first year he almost threw us out. The second year he came to my dressing room after the concert and said: “Well, at least you believe what you believe” – he had some degree of respect. The third year we played there he came to my dressing room afterwards and was deeply touched and nearly teary and he said: “I’d like to talk to you.” So we went out for a day got well acquainted, but he still didn’t come to Christ. The fourth year he gave his life to Jesus and we got him a Bible and got him involved in a church. And the fifth year he insisted on donating his service so we didn’t have to pay him, which of course was very good for the finances of our ministry. I think a lot of it is a question of perseverance. Many times I think we present the gospel and they don’t immediately accept what we say – sometimes it takes time.
From the magazine CRESCENDO no.55 / November 2000
About Patrick Kabanaugh: https://en.wikipedia.org/wiki/Patrick_Kavanaugh
Interview / Text: Beat Rink
DEUTSCH Vor einigen Tagen verstarb der Dirigent, Komponist und Buchautor Patrick Kavanaugh, langjähriger künstlerischer Leiter des christlichen „Master Work Festivals“ und der “Christian Performing Artists’ Fellowship” in den USA. Dieser überraschende und schmerzhafte Verlust eines Freundes, der für unzählige Musiker ein wichtiger Mentor war, lässt uns im internen Archiv zurückblättern und aus einer frühen Nummer der Zeitschrift CRESCENDO ein Interview hervorholen. Es hat in seiner Kernaussage nichts an Aktualität eingebüsst hat, obwohl da und dort erkennbar wird, dass sich die Zeiten gewandelt haben. Hier einige Auszüge:
Patrick Kavanaugh:In den achtziger Jahren hatte ich eines Tages eine Vision: Ich „sah“, wie Studenten einer Highschool zusammen in einer Cafeteria sassen und sich unterhielten. Schliesslich fragte einer den anderen, auf welches Studienfach er sich spezialisiere, und der andere gab zur Antwort: „Auf Musik“. Daraufhin sah ihn der Kollege erstaunt an und sagte: „Oh, tut mir leid, aber ich wusste gar nicht, dass du so religiös bist!“ Lange Zeit fragte ich Gott, was diese Vision zu bedeuten hätte. Und nach langem Suchen und Fragen bin ich zu folgender Interpretation gekommen: Ees ist durch Gottes Gnade möglich, ein spezielles Missionsfeld zum Glauben zu führen – in diesem Fall die Welt der darstellenden, interpretierenden Künste, so dass es eines Tages unüblich sein würde, in diesem Bereich nicht an Gott zu glauben.
Crescendo:Eine herausfordernde Vision…
Patrick Kavanaugh: Ich bin mir bewusst, was ich da sage. Ich stehe mit beiden Beinen in dieser Welt und weiss, dass es ein Kampf von David gegen Goliath ist! Ich weiss, wo Musik und Kunst heute stehen. Ich kenne die Nöte und weiss auch, dass wir uns davor verschwindend klein vorkommen müssen. Aber ist es denn verrückter als zwölf barfüssige Männer auszusenden, um das Römische Reich zu erobern? Es ist doch offensichtlich: Da muss Gott eingreifen – oder alles ist totaler Unsinn. Aber ich glaube, dass Gott darauf wartet, dass jemand sagt: „Ja, ich kann mir vorstellen, dass dies eines Tages durch Gottes Kraft geschehen wird…“
Crescendo: Gab es wenigstens ein Ereignis, das Dir diese Vision bestätigte?
Patrick Kavanaugh:Oh, ich könnte einen ganzen Tag lang Geschichten erzählen! Es gibt so viele! Eines unserer Hauptprojekte war die Aufführung von Jerome Hines’ Oper „ Ich bin der Weg“ im Moskauer Bolschoj-Theater. Es war sehr aufregend. Es geht in dieser Oper um das Leben von Jesus Christus. Eine grosse Bühne in Washington hatte uns die Erlaubnis entzogen, das Stück aufzuführen. Und dies im Land der Freiheit! Denn das Stück war offensichtlich zu religiös und hätte jemanden beleidigen können… Aber die russische Regierung lud uns ein – wirklich eine verkehrte Welt! Es war ein sehr grosses Unterfangen. Wir nahmen 191 Leute für mehrere Wochen mit – und dazu all das Material für eine ganze Opernbühne. Das Fazit war, dass über 1000 Leute ihr Leben Jesus Christus gaben. So begannen wir eine Reihe von Bibelstudien und Weiterführungskursen. Es war einfach wunderbar zu sehen, wie Gott eine Oper gebrauchen konnte, um Menschen zu sich zu ziehen. Für gewöhnlich ist es doch so: wenn ein Opernsänger Christ wird, sagen die Leute, dass die Oper eine so schlimme Sache ist, dass er damit aufhören soll. Wir aber ermutigen ihn dazu, dabei zu bleiben, um die Kunst für den Herrn zurückzugewinnen.
Crescendo:Habt ihr neben solchen Erfolgen auch Widerstände erlebt?
Patrick Kavanaugh: Ja, viele Widerstände. Die Welt der darstellenden Künste und der Musik ist vielleicht der am meisten säkularisierte Bereich unserer gegenwärtigen Gesellschaft. Leute haben mir buchstäblich ins Gesicht gespuckt, Zeitungsartikel haben uns verurteilt. Aber darauf kann ich immer nur antworten: Leben wir diese Menschen trotzdem! Denn dann tun wir ja nur, was Jesus auch getan hat. Ich erinnere mich an den „Stage Manager“ eines Konzertsaals, in dem wir pro Jahr fünf Aufführungen hatten. Im ersten Jahr warf er uns beinahe hinaus. Im zweiten Jahr kam er nach dem Konzert in mein Dirigentenzimmer und sagte: „Immerhin glaubt ihr an das, was ihr glaubt.“ Zumindest etwas Respekt hatte er davor. Im dritten Jahr zeigte er sich tief berührt und war den Tränen nahe. Er sagte, er wolle mit mir reden. Dann waren wir einen Tag lang zusammen und wurden gute Bekannte, aber er wurde trotzdem noch nicht Christ. Im vierten Jahr vertraute er sein Leben Jesus Christus an. Wir gaben ihm eine Bibel und führten ihn zu einer Kirchengemeinde. Im fünften Jahr bestand er darauf, kostenlos für uns arbeiten zu dürfen… ich denke, dass Vieles eine Frage der Ausdauer ist. Oft geben wir die frohe Botschaft weiter, ohne dass sie sogleich positiv aufgenommen wird. Oft braucht es eben Zeit.
Dieser allgemeine Newsletter erreicht dich mit Frühlingshaftem im Gepäck! Er soll dich inspirieren und motivieren.
Zur Info: Für unsere Mitglieder haben wir mittlerweile einen separaten Newsletter entwickelt, der ca. 4x pro Jahr erscheint und als Goodie spezifische und aktuelle Ausschreibungen enthält.
Ausschreibungen
Derzeit findest du viele neue Ausschreibungen auf unserer Website mit inspirierenden Projekten an spannenden Orten, zum Mit-Tun und Eingeben.
SCHØN – eine Konferenz die das Schöne künstlerisch und theologisch auf höchstem Niveau thematisiert. 14. – 17. Juni 2018 in Augsburg (D).
Die SCHØN ist eine Konferenz für alle, die Schönheit lieben: für Kunstfreunde, für Kreative und solche, die es noch werden wollen, für Künstler und Nachdenker. Für alle, die es interessiert, wohin sich die Gesellschaft entwickelt oder für solche, die Musik, Film, Architektur, Tanz, Design, Photographie, Theater oder Literatur schätzen, die nach dem Mehr fragen. Was bedeutet “schön”?
Als ARTS+ werden wir mit einem Stand vertreten sein und haben das Mandat für die Bühne “Performing Arts” übernommen. Sehen wir dich an dieser einmaligen Konferenz?
Dein Glaubens- und Kunstleben kannst du auch über unsere Website vertiefen! Beat Rink schreibt wöchentlich ein neues TUNE IN. Diese zu lesen lohnt sich. Scharfsinnig analysiert und kombiniert er die kreative und die geistliche Welt.
Ein herzliches Dankeschön gilt unserem Autor: Beat Rink studierte Germanistik, Geschichte und Theologie. Seine Haupttätigkeit gilt der, von ihm und seiner Frau Airi 1985 gegründeten internationalen christlichen Musiker- und Künstlerarbeit Crescendo. Weiter ist er Beauftragter für Künstlerseelsorge der evang.-ref. Kirche Basel-Stadt und Projektleiter der «Nacht des Glaubens» in Basel.
Seit Januar 2018 durften wir sieben neue Mitglieder bei ARTS+ begrüssen. Inés Mantel (Malerei, Skulptur), Natascha Schmid-Berger (Kunsthandwerk, Skulpturen aus Silber), Roland Suter (Objekte, Assemblagen = Sinn-Bilder), Gerda Findeisen (Gesang, Oper), Eric Admiral-Wehrlin (Seminare, Theater), Toby Meyer (Musiker), Christian und Beni Hunziker («Bruderboot», Theater).
ARTS+ Mitgliedschaft
Zur Info: Ein Listing ist keine Mitgliedschaft sondern bedeutet lediglich, dass du mit deinem Namen auf der Künstlerliste aufgeführt bist.
Vorstellung: Toby Meyer
Er führt seine eigene Lebensgeschichte in Form eines Konzerts auf. «Mini Gschicht mit Gott»
Als Kind lebte Toby Meyer lange Zeit eingekapselt und fühlte sich unerwünscht. Seine Konzerte sollen eine warme Umarmung fürs Publikum sein:
Vieles ist in Bewegung, Ausstellungen spriessen und die künstlerischen Auseinandersetzungen vertiefen sich. Wir sagen: Gfroit!
Herzliche Grüsse vom Runden Tisch ARTS+. Regula und Astrid
und das ARTS+ Leitungsteam:
Beat Rink, Samuel Scherrer, Adrian Furrer, Timo Schuster, Astrid Künzler, Matthias Spiess, Jean-Daniel von Lerber, Martin Jufer
ENGLISH
The artist Anita Sieber has created a series of Psalm images. She exhibited some of them on 11th March, 2018, in the “Creative Church” in Basel. The sermon reflected on them. Here are some (shortened) thoughts on Psalm 139.
“You know when I sit and when I arise; you perceive my thoughts from afar. You discern my going out and my lying down; you are familiar with all my ways. There is not a word on my tongue, oh Lord, that you do not know completely. You surround me on all sides and hold your hand over me.”
When one looks at the Psalm Panel “139” by Anita Sieber, there is not in fact a lot to see. The picture has been kept very simple, but, with dimensions of 80 x 80 cm, develops great intensity. The main object is a rectangle which truly is surrounded on all sides. What did the artist want to say with that? We do not know, but we can guess that she wanted to show how man is framed by God. The image of God has a frame. Just as Paul likewise says, the believer is IN Christ.
The frame goes around the entire picture. God surrounds us on all sides, including our weakest and the worst sides. Nor does this frame fall apart as soon as we make a mistake.
Is this frame threatening? Not everyone wants to be surrounded by God. God cannot have good intentions with us. The hand which hovers over us could clench into a fist.
But the frame is red, like love. And red like the wine that we drink in communion. Red like the blood poured out on the cross.
Does this frame confine us? Every frame sets a boundary. But every good frame also liberates. This is what one experiences, for example, in a happy relationship: although there are mutual obligations, we experience love, encouragement, joy and strength. It is true that one might wish to flee sometimes, if things do not go according to one’s wishes (verse 7). But then one discovers, fortunately, that it cannot be done as easily as that. Otherwise we would be left unsupported.
“If I went up to the heavens, you are there; if I made my bed among the dead, you are there too….” (verses 8ff.). Yes, sometimes we feel alone. We are left “in the middle of nowhere” or feeling our way forwards in a dense mist. Or the burden of worry seems to be piling up over our heads. But then we have God’s frame. It brings us back down to earth and puts firm ground under our feet. It does not let us lose our way. And when we are in darkness, it draws us back in the light.
Some things become noticeable when looking at the picture close up: the rectangle (the person?) is not a blank sheet. There is handwriting on it. A page from the Bible has been glued into the middle. The word of God is inscribed in the believer. In this way, we are also supported inwardly. And this is the way that this Psalm supports us internally. It speaks to us – perhaps forming a counterpoint to the state of our lives and feelings at this moment: you are held, you are on firm ground. You are not wandering around lost, nor do you have to remain in darkness. You are a framed image of God, framed by his love.
Text: Beat Rink
Translation: Bill Buchanan Picture: Anita Sieber Hagenbach, CH-Unterendingen, www.art-asi.ch , Psalm 139 (2015), 80 x 80 cm, mixed techniques.
PS: In the next two weeks, we are in Africa with a team for projects with musicians (www.music-road-rwanda.de and http://www.crescendosouthafrica.org/en), so the TUNE INs will not appear again regularly until the middle of April.
DEUTSCH
Die Künstlerin Anita Sieber hat eine Reihe von Psalmtafeln gestaltet. Einige davon zeigte sie am 11.März 2018 in der „Kirche kreativ“ in Basel. Die Predigt nahm darauf Bezug. Hier eine (gekürzte) Betrachtung zu Psalm 139.
“Ob ich sitze oder stehe, du weisst es, du verstehst meine Gedanken von fern. Ob ich gehe oder liege, du hast es bemessen, und mit allen meinen Wegen bist du vertraut. Kein Wort ist auf meiner Zunge, das du, HERR, nicht ganz und gar kennst. Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir.“
Betrachtet man die Psalmtafel „139“ von Anita Sieber, so sieht man eigentlich nicht viel. Das Bild ist sehr schlicht gehalten, wirkt aber bei einer Grösse von 80 x 80 cm sehr intensiv. Da steht ein Rechteck, das tatsächlich von allen Seiten umgeben ist. Was wollte die Künstlerin damit sagen? Wir wissen es nicht. Wir können aber vermuten, dass sie darstellen wollte: Der Mensch ist umrahmt von Gott. Das Ebenbild Gottes hat einen Rahmen. So wie auch Paulus sagt: Der glaubende Mensch ist IN Christus.
Der Rahmen läuft um das ganze Bild herum. Gott umgibt uns von allen Seiten, auch von der schwächsten, auch von der schlechtesten. Der Rahmen löst sich auch nicht auf, sobald wir einen Fehler machen.
Ist dieser Rahmen bedrohlich? Nicht alle Menschen wünschen, dass Gott sie umgibt. Gott könnte es nicht gut mit uns meinen. Seine über uns schwebende Hand könnte sich zur Faust ballen. Aber der Rahmen ist rot wie die Liebe. Und rot wie der Wein, den wir beim Abendmahl trinken. Rot wie das am Kreuz vergossene Blut.
Ist dieser Rahmen einengend? Jeder Rahmen setzt eine Grenze. Aber jeder gute Rahmen setzt auch frei. Wir erfahren dies zum Beispiel in einer glücklichen Beziehung: Bei aller gegenseitigen Verpflichtung erfahren wir Liebe, Ermutigung, Freude und Kraft. Zwar möchte man manchmal fliehen, wenn es nicht nach dem eigenen Willen geht (Vers 7). Aber dann zeigt sich: So leicht geht das zum Glück nicht. Sonst wären wir haltlos.
„Stiege ich hinauf zum Himmel: Du bist dort, und schlüge ich mein Lager auf im Totenreich, sieh, auch da bist Du….“ (Vers 8ff.). Zwar fühlen wir uns manchmal einsam. Wir hängen „in der Luft“ oder tappen orientierungslos im Nebel. Oder die Last der Sorgen scheint uns zu begraben. Aber da ist der Rahmen Gottes. Er holt uns auf die Erde hinunter und gründet uns. Er lässt uns nicht in die Irre gehen. Und er zieht uns, wenn wir im Dunklen sind, wieder ans Licht.
Das Bild, aus der Nähe betrachtet, lässt erkennen: Das Rechteck (der Mensch) ist kein unbeschriebenes Blatt. Es läuft eine Handschrift darüber. In der Mitte klebt ein Bibelblatt. Das Wort Gottes ist in den glaubenden Menschen eingeschrieben. So sind wir auch von innen gehalten. Und so hält uns auch dieser Psalm von innen her. Er spricht uns zu – vielleicht kontrapunktisch zu unserer jetzigen Lebens- und Gefühlslage: Du bist gehalten, du bist gegründet. Du irrst nicht allein umher und musst auch nicht im Dunkeln bleiben. Du bist ein gerahmtes Ebenbild Gottes, umrahmt von seiner Liebe.
PS: In den nächsten Wochen sind wir mit einem Team in Afrika zu Musikerprojekten (www.music-road-rwanda.de undhttp://www.crescendosouthafrica.org/en ), weshalb die TUNE INs erst wieder ab Mitte April regelmässig erscheinen.
ENGLISH
A few days ago, the Brit Award 2018 was given. Astonishingly, the title “best artist” did not go, as expected, to Ed Sheeran, but to the rapper Stormzy (*1993, real name Michael Omari). His debut album “Gang Signs & Prayer” came out in February 2017, and reached number one in the British charts. The album includes a modern psalm, “Blinded by your grace”, which Stormzy also sang at the Brit Awards – and indeed (as announced in the song) with a naked upper body under streams of rain falling from the stage sky.
The content
The rap text (in the middle section) is not easy to understand. It is obviously about the state of mind of the singer – or, better, to use a technical term from literature studies, “the lyrical narrator”. But this “narrator” is not necessarily identical with the “self” of the singer, but can also reflect the state of mind of another person or of a collective. There is talk, however, of applause, of chords, of a producer, the stage and recording. So it is, after all, the world of Stormzy.
The main statement is in the refrain. The “narrator” comes out of the darkness of the storm and feels dazzled, blinded by God’s grace. He was broken and is now healed. In the film clip it becomes clear that this “narrator” is not speaking exclusively about himself, but also invites others to join the singing. The “audience” at pop concerts usually sings along anyway. But here the audience does not stay in the background, but forms a choir. The lines “blinded by your grace/ Lord, I’ve been broken…” become a shared praise of God which leads into a collective “silence before God” before being continued in small groups among the depressing high-rise buildings. The images in the clip presents us with everyday scenes which either correspond directly with the song text (e.g. in their religious imagery) or are interpreted spiritually in the text. It would be good if this modern Psalm could bear further and spreading fruit.
I’m blinded by your grace Lord, I’ve been broken Although I’m not worthy You fixed me, I’m blinded By your grace You came and saved me … One time for the Lord And one time for the cause And one round of applause One time for [producer] Fraser T Smith on the chords I feel we got one [a usable recording?] I stay prayed up then I get the job done Yeah I’m Abigail’s child, but I’m God’s son But I’m up now, look at what God’s done Nah, real talk, look at what God did, On the main stage runnin’ ’round topless I phone Flipz and I tell him that we got this This is God’s plan, they can never stop this Like wait right there, could you stop my verse? You saved this kid and I’m not your first It’s not by blood and it’s not by birth But oh my God what a God I serve I said a prayer this morning I prayed I would find the way To another day, I was so afraid ‘Til you came and saved You came and saved me And the rain was pouring ‘Cause the sun faded away Now I’m in a better place No longer afraid Blinded by your grace
Text: Beat Rink
Translation / edition of the lyrics: Bill Buchanan / Joel Wilson
DEUTSCH Vor ein paar Tagen wurde der Brit Award 2018 verliehen. Als bester Künstler wurde erstaunlicherweise nicht, wie erwartet, Ed Sheeranausgezeichnet, sondern der Rapper Stormzy (*1993 eigentlicher Name Michael Omari). Sein Debütalbum “Gang Signs & Prayer” war im Februar 2017 erschienen und hatte Platz 1 der britischen Charts erreicht. Darin findet sich ein moderner Psalm: „Blinded by your grace“, den Stormzy auch an den Brit Awards sang, – und zwar (wie im Song angekündigt) mit nacktem Oberkörper unter strömendem, aus dem Bühnenhimmel fallenden Regen.
Zum Inhalt
Der Rap-Text (im Mittelteil) ist nicht einfach zu verstehen. Er handelt offenbar von der Befindlichkeit des Sängers – oder besser, um es mit einem Fachausdruck aus der Literaturwissenschaft zu sagen: „des lyrischen Ichs“. Denn dieses muss nicht zwingend mit dem „Ich“ des Sängers identisch sein, sondern kann auch die Befindlichkeit eines anderen Menschen oder eines Kollektivs widerspiegeln. Allerdings ist da die Rede von Applaus, von Akkorden, einem Produzenten, der Bühne und einer Aufnahme. Also doch von der Welt des Stormzy.
Die Hauptaussage liegt im Refrain. Das „Ich“ kommt aus der Dunkelheit des Unwetters und sieht sich von der Gnade Gottes geblendet. Es war gebrochen und ist nun geheilt. Im Filmclip wird deutlich, dass dieses „Ich“ nun nicht ausschliesslich sich selbst meint, sondern auch andere einlädt, mitzusingen. Das „Publikum“ bei Popkonzerten singt ohnehin meist mit. Hier bleibt es aber nicht im Hintergrund, sondern bildet einen Chor. Die Zeilen „geblendet durch deine Gnade/“ wird ein gemeinsames Gotteslob, das in eine gemeinsame „Stille vor Gott“ mündet, bevor es sich in den tristen Hochhäusern in kleinem Kreis fortsetzt.
Die Bilder des Clips führen Alltagsszenen vor Augen, die mit dem Gesungenen (z.B. in ihrer religiösen Bildsprache) entweder direkt korrespondieren oder von diesem geistlich interpretiert werden. Es ist zu wünschen, dass dieser moderne Psalm noch weitere Kreise zieht.
Ich bin von deiner Gnade geblendet Herr, Ich war gebrochen. Doch, obwohl ich nicht würdig war, hast Du mich geheilt Ich bin von Deiner Gnade geblendet Du kamst und hast mich gerettet …
Einmal für den Herrn Und einmal für die Sache Und eine Runde Applaus Einmal für die Akkorde des [Produzenten] Fraser T Smith Ich spüre, wir haben eine [Aufnahme?] Ich bleibe im Gebet, dann klappt’s mit der Aufgabe Ja, ich bin Abigail’s Kind, aber Gottes Sohn. Aber jetzt stehe ich auf, schaue, was Gott gemacht hat Aber ehrlich, schau, was Gott gemacht hat. Auf der Hauptbühne herumrennend, oben ohne, rufe ich bei Flipz and sage ihm, wir haben das alles bekommen Das ist Gottes Plan, sie werden das nie aufhalten können Wie etwa, warte da mal, könntest Du meine Verse anhalten? Du hast dieses Kind gerettet und bin nicht Dein erstes Es ist nicht durch Blut und es ist nicht durch Geburt Aber, ach mein Gott, welch einem Gott diene ich!
Ich habe heute morgen ein Gebet gesprochen. Ich betete, dass ich den Weg zum nächsten Tag finden würde. Ich war voller Angst, bis Du kamst und mich gerettet hast. Du kamst mit Deiner Rettung, und es regnete in Strömen, weil die Sonne verschwunden war. Nun geht es mir besser. Ich fürchte mich nicht mehr, ich bin von Deiner Gnade geblendet.
Text / Übersetzung des Songs: Beat Rink / Bill Buchanan / Joel Wilson
Wir suchen noch 2-3 Freiwillige Helfer für das getanzte Konzert vom Tod zum Leben:
Willst du einen Einblick in eine Tanzproduktion mit im Rahmen eines Klassischen Konzertes bekommen?
Hast du selber eine zündende Idee oder ein Angebot, das du dem Quartier und
der Stadt bekannt machen willst oder willst du eine Aktivität während dieser Zeit organisieren, dann melde dich!
In recent weeks, there were carnival celebrations in many places. In Rio, Cologne, Mainz and in Switzerland. In my hometown of Basel, the “Fasnacht” has a special satirical character and a strong artistic component which has even been reflected in “highbrow art”, for example in Arthur Honegger’s 4th Symphony or in visual arts.
There are great differences in the ways people celebrate “Fasnacht” and carnival. It would therefore be too simple to label all these popular festivals as general displays of immoral behaviour and to judge them all as being “heathen”.Even if one cannot always share the kind of humour typically practised there, we Christians should nevertheless ask ourselves: Do we actually have humour too? And to what extent should our art involve humour?
Here are 10 thoughts on this:
1.
Humour is a gift of God and has a liberating and healing effect.
2.
“Being redeemed” is a fact of Christian life. “Do not be afraid! I bring you good news of great joy that will be for all the people. Today a saviour has been born to you!” (Luke 2,10): this is the first and most important Christian message.
3.
“Joy” and “looking redeemed” (Nietzsche) are signs of belonging to Christ, signs of Christian freedom and of putting hope in the Kingdom of God.
4.
The Bible calls us to joy and to letting go of our worries (Philippians 4,4ff– written by Paul from prison; Matthew 5,25ff). Joy is therefore not only a gift and a sign of being redeemed, but also a task.
5.
This includes not only hidden, inner joy, but also obvious joyfulness, humour and laughter. In Romans 12,15 we are asked not only to show sympathy and to share in mourning, but also to “rejoice with those who rejoice”!
6.
This also means that all of us together can share in joyfulness! When we are together with people who do not believe in Christ, we are often anxious about “unclean humour” and are inhibited and cautious.
7.
There is laughter in heaven! Where Christians are joyful, the Holy Spirit feels “at home”. People who have had the privilege of being given a glimpse of heaven speak of “laughter in heaven”. Jesus himself had humour, as the wit in some of his words of wisdom and in his parables shows. And every time the Holy Spirit is at work, every time there is awakening, it leads (usually through repentance and deep healing) to joy.
8.
Conversely, it is true that evil powers flee where genuine joy and good humour become habits.
9.
There is no guarantee that joy and humour will be present in art or in Christian life. In his highly recommendable book “Anleitung für christliche Lebenskünstler” [≈ “Make your Christian life a work of art”] (1995), Christian A. Schwarz writes that “moaning wins you social prestige in the Christian world; frankly admitting your own joy in life makes you suspect.” He could just as well have written that depression wins you social prestige in the art world.
10.
Not everyone has the same degree of humour or the same kind of humour. Nor can every artist find a place for humour in his work. This is not a problem. Rather, the question is, “Do we mean it seriously when we say gospel is good news? Do we live in keeping with that?” And, finally: “Are we able to tolerate, or even encourage, joy and humour among fellow Christians and also in art?”
Text: Beat Rink
Translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
In den letzten Wochen gab es an vielen Orten Karneval. In Rio, Köln, Mainz und in der Schweiz. In meiner Heimatstadt Basel hat die „Fasnacht“ einen speziell satirischen Charakter und eine stark künstlerische Komponente, die sogar in der „hohen Kunst“ ihren Niederschlag gefunden hat, zum Beispiel in Arthur Honeggers 4.Symphonie oder bei bildenden Künstlern. Es gibt grosse Unterschiede in der Art, Fasnacht und Karneval zu feiern. Deshalb wäre es zu einfach, all diese Volksfeste generell mit unmoralischem Verhalten ineinszusetzen und pauschal als „heidnisch“ zu verurteilen. Auch wenn man die Art des Humors nicht immer teilen kann, die dort gepflegt wird, so sollten wir Christen uns fragen: Haben eigentlich auch wir Humor? Und inwiefern soll unsere Kunst humorvoll sein?
Dazu 10 Gedanken:
1.
Humor ist eine Gottesgabe und hat befreiende und heilende Wirkung.
2.
“Erlöst-Sein“ ist eine christliche Tatsache. „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird. Denn euch ist heute der Heiland geboren!“ (Lukas 2,10) ist die erste und wichtigste christliche Botschaft.
3.
„Freude“ und „Erlöst-Aussehen“ (Nietzsche) sind Zeichen der Zugehörigkeit zu Christus, der christlichen Freiheit und der Hoffnung auf das Reich Gottes.
4.
Die Bibel mahnt uns zur Freude und zum Loslassen der Sorgen (Philipper 4,4ff– von Paulus im Gefängnis geschrieben; Matthäus 5,25ff). Somit ist Freude nicht nur eine Gabe und ein Zeichen des Erlöst-Seins, sondern auch eine Aufgabe.
5.
Dazu gehören nicht nur versteckte, innere Freude, sondern auch offensichtliches Fröhlich-sein, Humor und Lachen. In Römer 12,15 werden wir nicht nur zum Mitleid und Mit-Trauern angehalten, sondern es heisst auch: „Freut euch mit den Fröhlichen“!
6.
Dies heisst auch, dass wir mit allen zusammen fröhlich sein dürfen! Oft haben wir in der Gemeinschaft mit Menschen, die nicht an Christus glauben, Angst vor „unsauberem Humor“ und sind gehemmt und verklemmt.
7.
Im Himmel wird gelacht! Wo Christen Freude haben, fühlt sich Gottes Geist „zuhause“. Menschen, denen ein Blick in den Himmel vergönnt war, sprechen vom „Lachen im Himmel“. Jesus selber hatte Humor, wie der Witz in manchen seiner Sprüche und in seinen Gleichnissen zeigt. Und jedes Wirken des Heiligen Geistes, jede Erweckungsbewegung mündet (meist durch Busse und tiefe Heilung) in Freude.
8.
Umgekehrt gilt: Böse Mächte fliehen, wo echte Freude und guter Humor gepflegt werden.
9.
Freude und Humor sind weder in der Kunst noch im Christ-Sein selbstverständlich. Christian A.Schwarz schreibt in seinem lesenswerten Buch „Anleitung für christliche Lebenskünstler“ (1995): „Jammern verleiht dir in der Christenheit Sozialprestige; das Bekenntnis zur eigenen Lebensfreude macht dich verdächtig.“ Genauso gut hätte er schreiben können, dass Depression in der Kunstwelt Sozialprestige verleiht.
10.
Nicht jeder Mensch hat das gleiche Mass an Freude oder denselben Humor. Ebenso wenig kann jeder Künstler Humor in sein Werk einfliessen lassen. Dies ist kein Problem. Die Frage lautet vielmehr: Nehmen wir ‘ernst’, dass das Evangelium eine Frohe Botschaft ist? Leben wir danach?Und schliesslich: Können wir sowohl unter uns Christen als auch in der Kunst Freude und Humor dulden und gar fördern?
Text: Beat Rink
Liebe Kunstschaffende, liebe Projektteams, liebe ehemalige und neue Living Room-Freunde
Living Room 2018 wird vom 30. Juni bis 7. Juli stattfinden, wie immer auf der Stadionbrache – und vielleicht zum letzten Mal an diesem wunderbaren Ort.
Die Diskussion, wie wir Stadtleben und Stadträume gestalten, ist dieses Jahr eng verbunden mit der Zukunft der Stadionbrache. Im Herbst wird in der Stadt Zürich über das neue Stadionprojekt abgestimmt. Welche Bedeutung hat die Brache als Freiraum, grünes Paradies und Ort der Projekte für das Quartier und für die Stadt? Living Room 2018 wird die Diskussion mit künstlerischen Mitteln aufgreifen und ein lebendiges Manifest werden für eine Stadt als Oeuvre. Der Leerstand der Stadionbrache ermöglicht temporäre Raumbespielungen, die exemplarisch für eine flexible Nutzung öffentlicher Räume stehen können bildet eine Art Laborsituation, die ein lebendiges Aushandeln der verschiedenen Bedürfnisse ermöglicht.
Im Laufe der Festivalwoche entsteht ein sich ständig transformierender Living Room. Gesucht werden Projekte, die sich mit Fragen nach dem Verhältnis von privat und öffentlich, imaginären Bedeutungsräumen und dem kulturellen Potential des Ortes auseinandersetzen. Installationen, Performances und Musik schaffen Möglichkeitsräume, die Besucherinnen und Besucher zu eigenen Entdeckungen einladen. Bei Gesprächen am Feuer spinnen Kunstschaffende und Festivalbesucher/innen einen roten Faden, der die Installationen verbindet und mögliche Zukünfte entwirft.
Mehr Informationen im Anhang und auf http://www.living-room-stadionbrache.ch
Living Room arbeitet dieses Jahr eng mit dem Leuchtturmfestival zusammen, welches vom 12. bis zum 15. Juli auf der Stadionbrache stattfinden wird. So besteht die Möglichkeit, Installationen für beide Festivals zu konzipieren, resp. sie bis zum 15. Juli stehen zu lassen. Beide Organisationsteams sind offen für Ideen, welche die Anlässe verbinden. Kontakt Leuchtturmfestival: Marco di Nardo, marco@kombo.ch
Planungsparty Am Samstag, 3. März, laden wir dich herzlich ein zu einer Party des Visions, um 20h bei uns an der Ackersteinstrasse 85.
Informationen zum Festival, einander kennen lernen, erster Ideenaustausch
Jack und ich freuen uns auf einen Abend voller Ideen! Bitte gib Bescheid, wenn du dabei sein kannst.
Call for Projects Projektidee, ausformuliert in 3-5 Sätzen,
Namen und Disziplinen der Beteiligten,
wenn möglich Skizze oder eine Foto ähnlicher Arbeiten
Budget für Materialausgaben
Kontaktangaben: Mail, Tel., Homepage, wer hat Deadline: bis 15. März 2017 anannagraber@swissonline.ch
Bitte leite den Call weiter an Freunde und Bekannte. Wir suchen Installationen, Performances, Musik, Gastköchinnen und -köche, Staff – und vor allem viele neue Ideen!
Dear artists, dear project teams, dear former and new Living Room friends
Living Room 2018 will take place from the 30th of June to the 7th of July, as always on the stadium fallow – maybe for the last time in this wonderful place.
The discussion on how we shape city life and urban spaces is this year closely linked to the future of the stadium fallow. In autumn, the city of Zurich will be voting on the new stadium project. What significance does this fallow have – as open space, green paradise and place of projects – for the district and for the city? Living Room 2018 will discuss this question with artistic means and become a living manifesto for a city as an oeuvre.
During the festival week, a constantly transforming Living Room will be created. We are looking for projects that deal with questions about the relationship between private and public, imaginary spaces of meanings and the cultural potential of the place. Installations, performances and music create spaces of possibilities that invite visitors to their own discoveries. In discussions by the fire, artists and festival visitors spin a golden thread that connects the installations and creates possible futures.
This summer Living Room will collaborate with the Leuchtturmfestival (July 12 – 15). Installations can be planned for both events. Both teams are open for ideas, that will connect the events. Contact Leuchtturmfestival: Marco di Nardo, marco@kombo.ch
Party des Visions: On Saturday, March 3rd, we cordially invite you to a planning party, at 8pm at Ackersteinstrasse 85. Jack and I are looking forward to an evening full of ideas. Please send a note, if you will join in.
Please send your project sketch for the festival to annagraber@swissonline.ch until March 15th. (3-5 sentences to the project, possibly with sketch or photo, with contact details of all participants and budget for material issues).
Please forward this call to friends and acquaintances. We are looking for installations, performances, music, guest cooks, staff – and above all many new ideas!
Best regards
Anna
P.s. The english dossier is a little bit shorter. Please check the german version to find the timeline. And don’t hesitate to contact me, if you have any questions.
Vom 1. Juli bis 2. September 2018 bieten wir im Rahmen des “Kunst im Depot” Raum für künstlerisches Arbeiten, Ausprobieren und Entwickeln. Grossformatiges Arbeiten, performatives Proben, kleine Werke, Gelegenheit für Experimente mit anderen Kunstschaffenden und Austausch – auch zwischen den unterschiedlichen Kunstsparten.
“And this is how we imagine the establishing of Christian culture: the misery, suffered in the past and still continuing, provoked by the spirit of atheism and anti-Christianity, shakes the heart of people so that they freely begin to return to Christ and to receiving the gifts of His Spirit in life and culture. This process cannot be initiated externally or under compulsion, but only internally, coming from the heart, and by free choice; it is realised in unity with the free working of God. … Christian culture arises in hearts which, in the process of suffering and disappointment, have turned towards God– it is the visible sign of this turning.”
These words were written by the exiled Russian philosopher Ivan Ilyin (1883-1954) in 1951.
They come at the beginning of a description of new spiritual awakenings in Russia in the 1970s written by the philosopher Tatiana Goricheva (*1947).
What Ilyin had formulated as a vision was experienced by Goricheva personally:
“I remember how heart-warming and unexpected it was for me to see the rebirth of almost all my friends, who had previously been ironists, cynics, clowns and drinkers. How bright and serious their faces were now, how young they seemed after all, how much calmness was visible in their gestures, words, feelings. Scholars and writers entered monasteries … left the world, culture and science behind them. For many, the words ofRozanov (1856-1919) came true: “In Christ the world became rancid, precisely because of His sweetness. If you once sample the sweetest, rarest, the truly heavenly, you have lost the taste for ordinary bread … only the one who looks attentively to Jesus can commit himself wholeheartedly to art, family, politics or science – those who do not perceive this must be blind…”
Hardly were we born again, but we became aware of our heathen past.We were not inclined to accept this fact, and some rejected, with a kind of mocking joy, everything with which they had previously filled up their entire lives: writing poems was seen as sin, philosophy as the fruit of arrogance, political work (as dissidents) was a sphere where … shallow and arrogant passions dominated. It was difficult to see anything other than Christ, and, with a kind of enthusiasm, we repeated the words of the apostle Paul:“For I resolved to know nothing while I was with you except Jesus Christ and him crucified.” (1 Cor. 2:2).
But this fleeing from the world was only half the truth. An even more astonishing fact in our lives was that we discovered the world. The miracle of the church had just opened up before us; our chained and oppressed Russian church consumed every fibre of our being, sanctifying our talents and knowledge, reconciling us with the world of culture and confronting us with the words of their best pastors, demanding of us – they did not simply allow us, they demanded of us – that we should be bold and not desert our works. In this way, Christian enlightenment became one of the tasks of the secular apostleship. We asked our spiritual leaders not to speak outside the church buildings (because that was punished as “religious propaganda”), but we lived in harmony with their directions and teachings and brought these out of the church into the world: “What I tell you in the dark, speak in the daylight; what is whispered in your ear, proclaim from the roofs.” (Matt. 10:27.)
We were one in faith, but we had different ministries… One called the church to withdraw from the world, the others called it to stay there and become new workers of enlightenment for the world. Among my friends, both of these categories were found. Personally, I vacillated constantly; I wanted to leave everything behind me at once and lead a secluded life, but at once the world revealed itself again as a reflection of the glory of God, a feeling of inexplicable love for God reconciled me with people, with the books, with the culture, with the whole of this creation that was in love with its creator. There was no painful contradiction between these two poles of my being, because this was a purely psychological, and in no sense an essential, contradiction: in the Orthodox faith, the way of a monk and the way of a lay person is one and the same. In the 1970s, fully half of the unofficial poets and artists in Leningrad were Christians. It was known to everyone that even the official creative elite in Moscow and Leningrad became Christian…”
Now, it was primarily the simple people who were attracted to the Baptists,because the church service was very simple, but this in turn deterred the intelligentsia; we were also repelled by the narrowness of the Baptist sermons, their black-and-white moralism and the complete absence of all elements of mysticism. And at the same time we were repeatedly surprised by the energy and conviction with which these simple people took part in our seminars, by how they did not let themselves be put off by the semi-bohemian atmosphere which was so unaccustomed for them, how they managed to forgive us our sins and weaknesses – much of this must surely have shocked them: the boldness, for example, of some opinions and the external appearance of all of us, and also that some of us smoked, and our praise of the monasteries, icons and monks. But that which held us together was stronger than all psychological, social and other opposites…”
These were some excerpts from Tatiana Goricheva’s book “Saving the Lost” (1982)
***
So Ivan Ilyin’s vision, outlined above, was partially fulfilled. What were the features of this spiritual awakening among artists?
1. It was born under the pressure of suffering. 2. Artists were stirred and changed by God’s love – Goricheva experienced this love for the first time when she meditated on the “Lord’s prayer” during a yoga lesson. 3. The consequence of this was a radical following of Christ and the repudiation of the cult of genius fostered by many artists. 4. Important factors included communities of artists, the Orthodox church and fellowship with other churches (along with a theological seminar that Goricheva led in her apartment)
Questions (perhaps for an artists’ group): Is Ilyin’s vision still relevant now? What is necessary to bring it about?
PS: Tatiana Goricheva was expelled from the country after founding the Soviet Union’s first independent women’s movement, in Russia. After the fall of the regime, she returned to St. Petersburg and became a sharp critic of the new Russia and its inhuman economic neo-liberalism.
Text: Beat Rink
Translation: Bill Buchanan Portrait: Tatiana Goricheva (*1947)
DEUTSCH
„Und so stellen wir uns das Werk christlicher Kultur vor: Das Elend, das durch den Geist des Atheismus und des Anti-Christentums hervorgerufen wurde, erschüttert die Herzen der Menschen, so dass sie anfangen, sich frei Christus zuzuwenden und zur Aufnahme der Gaben Seines Geistes in das Leben und in die Kultur zurückzukehren. Dieser Prozess kann nicht von aussen und nicht unter Zwang in Gang gesetzt werden, sondern nur von innen, vom Herzen her kommend und frei …Christliche Kultur entsteht in jenen Herzen, die sich aus Leiden und Enttäuschungen Gott zugewandt haben.Sie ist das sichtbare Zeichen dieser Zuwendung.“
Diese Worte schrieb der in der Emigration lebende russische PhilosophIwan Iljin (1883-1954) im Jahr 1951.
Sie stehen am Anfang eines Berichts über geistliche Aufbrüche im Russland der 1970-er Jahre, geschrieben von der Philosophin Tatjana Goritschewa (*1947). Was Iljin visionär formuliert hatte, erlebte Goritschewa selber:
„Ich erinnere mich, wie herzlich und unvermutet sich für mich die Wiedergeburt fast aller meiner Freunde darstellte, die früher Ironiker, Zyniker, Hanswurste und Trinker waren. Wie hell und ernsthaft waren jetzt ihre Gesichter, wie jung wirkten sie doch, wie viel Stille zeigte sich in ihren Gesten, Worten, Gefühlen. Gelehrte und Schriftsteller gingen in die Klöster, … Welt, Kultur und Wissenschaft hinter sich lassend. Für viele wurden die Worte Rozdnows (1856-1919)wahr: „In Christus wurde die Welt ranzig, gerade von Seiner Süsse. Wenn ihr nur das Süsseste, das Unerhörte, das wahrhaft Himmlische probiert, so habt ihr den Geschmack an den gewöhnlichen Brot verloren … nur wer aufmerksam hinschaut auf Jesus, kann sich Kunst, Familie, Politik und Wissenschaft ganz hingeben – wer das nicht wahrnimmt, muss blind sein…“
Kaum waren wir von neuem geboren, wurde uns unsere heidnische Vergangenheit bewusst. Wir nahmen sie mit Abneigung zur Kenntnis, und manche verwarfen nun mit einer Art von spöttischer Freude alles, was früher ihr ganzes Leben ausgefüllt hatte: Das Schreiben von Gedichten fasste man als Sünde auf, die Philosophie war jetzt eine Frucht des Hochmuts, politische Arbeit (Disidententum) war eine Sphäre, wo …die seichten und hochmütigen Leidenschaften herrschten. Es war schwer, irgendetwas anderes als Christus zu sehen, und mit einer Art Begeisterung wiederholten wir die Worte des Apostel Paulus: „Denn ich hatte mir vorgenommen, unter euch nichts anderes zu wissen als Jesus Christus, und diesen als Gekreuzigten.“ (1.Korintherbrief 2,2)
Aber diese Flucht aus der Welt waren nur die halbe Wahrheit. Eine noch verwunderlichere Tatsache war das Faktum, dass wir die Welt entdeckten. Da hatte sich nun das Wunder der Kirche vor uns aufgetan. Unsere gefesselte und niedergedrückte russische Kirche verschlang uns mit Haut und Haar, heiligte unsere Talente und unser Wissen, söhnte uns mit der Welt der Kultur aus und forderte uns durch den Mund ihrer besten Hirten heraus. Sie erlaubte es uns nicht nur, nein: sie forderte von uns, dass wir kühn würden und die Werke nicht im Stich liessen. So wurde die christliche Aufklärung zu einer der Aufgaben des weltlichen Apostolats. Wir baten unsere Geistlichen, nicht ausserhalb des Gotteshauses zu sprechen (weil dies als „religiöse Propaganda“ bestraft wurde), aber wir lebten im Sinne ihrer Belehrungen und trugen diese aus der Kirche in die Welt hinaus: „Was ich euch im Dunkeln sage, davon redet am hellen Tag, und was man euch ins Ohr flüstert, dass verkündet von den Dächern.“ (Matthäus 10,27)
Wir waren eins im Glauben, aber wir hatten verschiedene Dienste… Die einen wurden von der Kirche ermutigt, sich von der Welt zurückzuziehen. Die anderen wurden ermutigt, dort zu verbleiben und zu neuen Aufklärern mitten in der Welt zu werden. Unter meinen Freunden fanden sich sowohl die eine als auch die anderen. Ich selbst schwankte ständig; so wollte ich sofort alles zurücklassen und zurückgezogen leben. Aber sogleich zeigte sich die Welt erneut als Spiegelung der Ehre Gottes, und ein Gefühl unerklärlicher Liebe zu Gott söhnte mich mit den Menschen aus. Und mit den Büchern, der Kultur und mit all der in den Schöpfer verliebten Kreatur. Diese beiden Pole meines Seins standen zueinander in keinem schmerzhaften Widerspruch, weil dies ein rein psychologischer und keineswegs ein wesentlicher Widerspruch war: der Weg eines Mönchs und der Weg eines weltlichen ist in der Orthodoxie ein und derselbe. In den siebziger Jahren zählte sich gut die Hälfte der inoffiziellen Dichter und Künstler in Leningrad zu den Christen. Allen war bekannt, dass auch die offizielle schöpferische Elite von Moskau und Leningrad christlich wurde. …“
Nun fühlte sich in erster Linie das einfache Volk zu den Baptisten hingezogen,da ihr Gottesdienst sehr schlicht war, was wiederum die Intelligenz davon abhielt. Uns stiess auch die Enge der baptistischen Predigten, ihr geradliniger Moralismus ab, und dass alle mystischen Momente darin fehlten. Und doch waren wir immer wieder überrascht, mit welcher Kraft und Überzeugung diese einfachen Menschen in unseren Seminaren auftraten, und wie sie von der für sie ungewohnten, halb-bohèmenhaften Atmosphäre nicht abgeschreckt wurden; wie sie es schafften, uns unsere Sünden und Schwächen zu verzeihen. Es musste sie sicher vieles geschockt haben: so die Gewagtheit mancher Meinungen und all unserer Äusseres. Auch, dass manche von uns rauchten, und unser Lob auf die Klöster, auf die Ikonen und Mönche. Aber das, was uns zusammenfügte, war stärker als psychologische, soziale und andere Gegensätze…“
***
Soweit die Auszüge aus Tatjana Goritschewa „Die Rettung der Verlorenen“ (1982) T
Iwan Iljins anfangs zitierte Vision wurde also teilweise wahr. Was waren die Merkmale für diesen geistlichen Aufbruch unter Künstlern?
1. Er wurde durch einen Leidensdruck hervorgerufen 2. Künstler wurden von der Liebe Gottes ergriffen und verändert. (Goritschewa selbst hatte diese Liebe zum ersten Mal erfahren, als sie in einer Yogastunde das „Vater Unser“ meditiert hatte.) 3. Daraus folgte eine Radikalität in der Nachfolge Christi und eine Absage an den Geniekult, den viele Künstler gepflegt hatten. 4. Wichtige Faktoren waren Künstler-Gemeinschaften, die orthodoxe Kirche und die Gemeinschaft mit anderen Kirchen (zusammen mit einem theologischen Seminar, das Goritschewa in ihrer Wohnung leitete)
Fragen (vielleicht für einen Künstlerkreis): Ist die Vision von Iljin noch aktuell? Was braucht es dazu?
PS: Tatjana Goritschewa wurde, nachdem sie in der Sowjetunion die erste freie Frauenbewegung in Russland gegründet hatte, des Landes verwiesen. Nach der Wende kehrte sie nach St.Petersburg zurück und wurde eine scharfe Kritikerin des neuen Russland und seinem menschenverachtenden wirtschaftlichen Neoliberalismus.
We have just reached, with 250 TUNE INs, an important mark. This is good reason to pause for a moment and be grateful in our hearts to God, and the same time to thank our readers.
Thank you!
We thank our readers for all the positive feedback which reaches us repeatedly. We feel particularly glad when someone writes, “This was exactly the text I needed today.” Or: “We will discuss it tonight in our artists’ group.” We are well aware that many readers cannot read a TUNE IN every week. That is not so important. Thank you if you read now and again despite that. (You can, by the way, simply delete them from the mailbox and catch up on then later on Facebook or at www.crescendo.org.) Thanks go also to all those who have contributed interesting TUNE IN texts, even if they do not belong to the small regular editorial team.
Worldwide readership
So far, the TUNE INs have been appearing in English, German, French, Greek and Russian. Now Spanish is being added too. On the Facebook page in particular, they can be read in their different languages. With the help of the mailing program, we can always follow where the TUNE INs are opened (see map).
Finances
Week by week, many hours are invested in producing the TUNE INs. In particular very many voluntary hours. Nevertheless, we need finances here as well, for example for mailing them via “Newsletter2go”. If each reader would pay an average of 10 euros or dollars per year, the finances would be covered. And your can of course make it more. We would take very good care of all additional donations and direct them, for example, to our “Crescendo Summer Institute South Africa” from 1st – 8th April, 2018, where financial support is urgently needed. Link to the donation portal: LINK Please specify the purpose: Crescendo / TUNE IN
The next step
We are very motivated to write the next 250 TUNE INs. Every suggestion and impulse is welcome! Thank you for critical feedback as well. Actually, that happens seldom. Yet we would be glad to hear it and would take it seriously. Thank you if you forward the TUNE INs to others and point out to new readers that they can order them directly.
Your TUNE IN editorial team Beat Rink / Lauren and Uwe Steinmetz / Marcel Zwitser / Beat Rink Translations: Bill Buchanan, Olga Botschenka, Marini Peikidou, Camila Meneses, Peter Bannister
Finally, some valuable food for thought from the photographer Platon: “A great leader and a great artist is always a servant!”
At the WEF, the World Economic Forum in Davos, artists were recently the participants in a platform discussion. The statement by the photographer Platon (from minute 44:30 – click unto the picture below) is remarkable! At the end of the platform discussion and the whole forum, by the way, the Davos Festival Chamber Choir sang a sacred work!
Wir haben soeben mit 250 TUNE INs eine wichtige Marke erreicht. Dies ist ein Grund, kurz innezuhalten, Gott von Herzen dankbar zu sein und auch unseren Lesern zu danken.
Danke!
Wir danken unseren Lesern für all die positiven Feedbacks, die uns immer wieder erreichen. Besonders freut uns, wenn jemand schreibt: „Gerade diesen Text habe ich heute gebraucht“. Oder: „Wir diskutierten gestern Abend darüber im Künstler-Kreis“. Uns ist bewusst, dass längst nicht alle jede Woche ein TUNE IN lesen können. Das spielt auch keine Rolle. Danke, wenn ihr sie trotzdem ab und zu lest. (Man kann sie übrigens auch getrost aus der Mailbox löschen und sie später auf Facebook oder später auf www.crescendo.org nachlesen.) Danke auch allen, die interessante Textbeiträge beigesteuert haben, auch wenn sie nicht zum engeren Herausgeberkreis gehören.
Weltweite Verbreitung
Bisher erschienen die TUNE INs auf Englisch, Deutsch, Französisch, Griechisch und Russisch. Nun kommt Spanisch dazu. Vor allem auf der Facebook-Seite sind sie in verschiedenen Sprachen zu lesen. Im Mailing-Programm können wir jeweils sehen, wo die TUNE INs geöffnet werden (siehe Karte).
Finanzen
Woche für Woche fliessen viele Stunden in die Herausgabe der TUNE INs. Vor allem viele freiwillige Arbeitsstunden. Trotzdem brauchen wir dafür auch Finanzen, zum Beispiel für den Versand durch „Newsletter2go“. Wenn jeder Leser pro Jahr im Schnitt 10 Euros oder USD bezahlen würde, wären die Finanzen gedeckt. Natürlich darf es auch mehr sein. Jede zusätzliche Spende würden wir gut verwalten und zum Beispiel in unser (dringend auf Finanzen angewiesenes) “Crescendo Sommerinstitut Südafrika“ vom 1.-8.April 2018 einfliessen lassen. Link zum Spendenportal: LINK– Bitte den Zweck angeben: Crescendo / TUNE IN
Wie weiter?
Wir sind sehr motiviert, die nächsten 250 TUNE INs zu schreiben. Jeder Gedankenanstoss und jeder Impuls ist willkommen! Danke auch für kritische Feedbacks. Eigentlich erreichen uns nur wenige. Doch wir wären froh darum und würden sie ernst nehmen. Danke, wenn die TUNE INs weitergeleitet und neue Leser darauf hingewiesen werden, dass man sie direkt bestellen kann.
Eure TUNE IN-Herausgeber Beat Rink / Lauren und Uwe Steinmetz / Marcel Zwitser Übersetzungen: Bill Buchanan, Olga Botschenka, Marini Peikidou, Camila Meneses, Peter Bannister
Zum Schluss ein wertvoller Gedankenanstoss des Photographen Platon „Ein grosser Leiter und ein grosser Künstler ist immer ein Diener!“
Auf dem WEF, dem Welt-Wirtschafts-Forum in Davos, haben kürzlich Künstler eine Podiumsdiskussion bestritten. Das Statement des Photographen Platon (ab Minute 44:30 (klicke auf das Bild) ist bemerkenswert! Zum Abschluss der Podiumsdiskussion und des gesamten Forums sang übrigens der Davos Festival Chamber Choir ein geistliches Werk!
Kunstschaffende in der ganzen Region sind aufgerufen, Teil dieses Projektes zu werden und Kunst in Verbindung mit christlichen Glauben zu zeigen. Mit Deiner Arbeit trägst du dazu bei, der Kunst einen Platz zu geben und damit dem facettenreichen Anlass eine weitere, kreative Note zu verleihen. Selbstverständlich kannst du deine Objekte auch verkaufen und somit begeisterten Käufern nachhaltig Freude bereiten. Mit einem Beitrag von mind. 20% des Verkaufspreises spendest du einen Beitrag an die Unkosten dieses Grossanlasses.
Habe ich Dich neugierig gemacht? Bist Du mit Deinem Kunstschaffen dabei? Das würde mich sehr freuen! Um eine ansprechende Ausstellung zu gestalten bitte ich dich, mir bis am 30. April 2018 mitzuteilen, wie viele Kunstwerke und in welcher Grösse Du ausstellen möchtest.
A few months ago, I chanced on this masterwork in an exhibition in the Art Museum in Basel with works from the Prado. It is one of those pictures which exert fascination at first sight. The observer notices at once that an important statement is being made here with great intensity. But what statement?
Questions relating to the picture
When the picture is studied more closely, particularly if guided by knowledge of art,* it presents a number of questions: Why is there a painter standing there alone in front of the cross? Where is Mary, and where are all the other people who are depicted in every crucifixion scene? Why is Christ much smaller in relation to the painter? Why is no wound visible in his side, or blood on his feet? Why is there no picture to be seen on which the painter is working on this moment?
Mea culpa
Only one answer is really possible here: this crucifixion scene is itself the picture on which the painter is working at this moment. The unused red on the palate and the brush suggest that the next working step will give Christ his wounds, the wounds that are still missing in the picture.
And this in turn now explains the inner attitude of the painter: with his right hand, which is about to apply the brush, he makes a “mea culpa” gesture and thus admits that he himself is guilty. Now he personally is to give Christ his wounds! This recalls the St. John Passion, where the chorus sings this:
Who has struck you in this way, my saviour, and with torments treated you so harshly? You are indeed not a sinner as we and our children are, of wrongdoing you know nothing.
I, I, and my sins, that are as many as grains of sand by the sea have provoked for you the misery that has struck you and the host of troubles and torment.
So this picture (as does Bach’s chorale) speaks of how each one of us is equally guilty of the death of Christ. We cannot put the blame on others. The gesture therefore expresses the artist’s regret. And what is expressed in the pious facial expression (almost over-pious for today’s taste)? I see in it a deep love and veneration for Christ. At the same time, the painter seems to say, “I must apply the brush now and paint the wounds. As a guilty person, I cannot do otherwise.”
“This is live experience, for God’s sake!”
The picture thus goes far beyond a mere representation of the crucifixion of Christ. It speaks about the artist himself. And, indirectly, it puts a question to the observer: “How about you? Do you also see yourself as one of the joint culprits, or do you stay at a refined, perhaps aesthetic distance, from the crucified Christ?” In my opinion, this picture manages a direct leap from art into the reality of faith.
Three centuries later, the author Elisabeth Langgässerwrote this to her colleague Alfred Döblin: “I read the ‘Immortal Man’ in 2 days (and half nights) and then immediately started at the beginning again. This book will get literary circles in Berlin seething, fuming and raging. For someone (who used to be one of them) to fall down before the cross and worship may be just acceptable… but for such a mind not to go through his conversion in aesthetic categories, but instead finally kneeling down like an old peasant – slightly clumsily, with stiff knees, and then praying like this: “Soul of Christ, sanctify me. Blood of Christ, inebriate me” – this is not permissible, for this is in fact live experience, for God’s sake! This is testimony! This is quite simply the personal experience and the limited truth of a man who, to compound the horror, is called Döblin. What a catastrophe!”**
Art and Life
Like Döblin, Zurbarán steps outside purely aesthetic categories. One could also say: In the “bell jar of the art world” he opens a door to the “real world”. We all notice that the art scene is often something like a bell jar which is not only capable of representing life in a wonderful way, but can also form a separating wall between “life” and “art”. Art then sublimates existence into the purely aesthetic realm and, in the worst case, keeps artists and lovers of art away from “real” life (and faith).
It is therefore good for every artist to ask these questions from time to time:Where does my life take place – in art, or also elsewhere? Where do I still find access to faith – only in art, or also in real life? And do I wrestle, with God’s help, to make sure my art also addresses existential questions of life and faith and encourages the wish for “live experience”?
* These remarks by the art scholar Christof L. Diedrichs are extremely helpful: LINK ** In this point in his book “Der unsterbliche Mensch” [“Immortal Man”], Alfred Döblin has just confessed his Christian faith with an old Latin prayer (Anima Christi, sanctifica me…). On Döblin see also TUNE IN 158: LINK
Text: Beat Rink Translation: Bill Buchanan
Picture: Francisco de Zurbarán, The Crucified Christ and a Painter, c. 1655/60; Madrid, Museo Nacional del Prado
DEUTSCH
Vor einigen Monaten stiess ich im Rahmen einer Ausstellung im Basler Kunstmuseum, die Werke aus dem Prado zeigte, auf dieses Meisterwerk. Es gehört zu jenen Bildern, die auf den ersten Blick faszinieren. Man merkt: Hier wird mit grosser Intensität eine wichtige Aussage gemacht. Aber welche?
Fragen an das Bild
Beim genaueren, vor allem kunstwissenschaftlich angeleiteten* Betrachten wirft das Bild einige Fragen auf: Warum steht da ein Maler allein vor dem Kreuz? Wo ist Maria und wo sind all die anderen Menschen, die bei jeder Kreuzigungsszene dargestellt sind? Warum ist Christus im Verhältnis zum Maler viel kleiner? Warum sieht man keine Seitenwunde und auch kein Blut an den Füssen? Warum sieht man kein Bild, an dem der Maler gerade arbeitet?
Mea culpa
Die Antwort kann eigentlich nur lauten: Die Kreuzigungsszene ist selber das Bild, an dem der Maler gerade arbeitet. Das ungenutze Rot auf Palette und Pinsel lassen vermuten, dass Christus im nächsten Arbeitsgang die Wunden zugefügt werden sollen, die auf dem Bild noch fehlen. Und dies erklärt nun auch die innige Haltung des Malers: Mit der rechten Hand, die gleich den Pinsel ansetzen wird, macht er eine „Mea culpa“-Geste und bekennt sich somit selber als schuldig. Er selber muss nun Christus die Wunden zufügen! Dies erinnert an die Johannespassion, wo der Chor singt:
Wer hat dich so geschlagen, mein Heil, und dich mit Plagen so übel zugericht’, du bist ja nicht ein Sünder wie wir und unsre Kinder, von Missetaten weißt du nicht.
Ich, ich und meine Sünden, die sich wie Körnlein finden des Sandes an dem Meer, die haben dir erreget das Elend, das dich schläget, und das betrübte Marterheer.
Das Bild spricht also (wie Bachs Choral) davon, dass jeder von uns am Tod Christi mit-schuldig ist. Wir können die Schuld nicht auf andere schieben. Deshalb liegt in der Geste des Künstlers Reue. Und was liegt im frommen (für den heutigen Geschmack fast über-frommen) Blick? Ich sehe darin eine tiefe Liebe und Verehrung für Christus. Zugleich scheint der Maler zu sagen: „Ich muss jetzt den Pinsel ansetzen und die Wunden malen. Ich kann als sündiger Mensch gar nicht anders handeln.“
„Das ist ja gelebt, um Gottes Willen!“
Das Bild geht damit weit über eine blosse Darstellung der Kreuzigung Christi hinaus. Es spricht vom Künstler selber. Und es fragt indirekt auch den Betrachter: „Was ist mit dir? Siehst du dich selber auch als Mit-Täter oder gehst du auf vornehme, vielleicht ästhetische Distanz zum Gekreuzigten?“ Meiner Meinung nach schafft das Bild den direkten Sprung von der Kunst in die Glaubens-Existenz. Drei Jahrhunderte später schreibt die Schriftstellerin Elisabeth Langgässer an ihren KollegenAlfred Döblin: “Den ‘unsterblichen Menschen’ habe ich in 2 Tagen (und halben Nächten) gelesen und gleich wieder von vorn angefangen. Dieses Buch wird in Berlin die literarischen Kreise zum Sieden, Toben und Rasen bringen. Dass Einer (der früher Einer von ihnen war) vor dem Kreuz niederfällt und anbetet, mag noch angehen…dass aber ein solcher Geist seine Konversion nicht in ästhetischen Kategorien vollzieht, sondern zuletzt hinkniet wie ein alter Bauer – etwas schwerfällig, mit steifen Knien und auch so betet: “Seele Christi, heilige mich. Blut Christi, tränke mich -” das darf nicht sein, denn das ist ja gelebt, um Gottes willen! Das ist Zeugnis ! Das ist ganz einfach die persönlich erlebte und begrenzte Wahrheit eines Mannes, der schrecklicherweise noch dazu Döblin heisst. Welch eine Katastrophe !” **
Kunst und Leben
Wie Döblin tritt Zurbarán aus den rein ästhetischen Kategorien heraus. Man könnte auch sagen: Er öffnet in der „Glasglocke der Kunst-Welt“ eine Tür zur „wirklichen Welt“. Wir alle merken, dass die Kunst-Szene oft so etwas eine Glasglocke ist, die Leben nicht nur in grossartiger Weise darstellen, sondern zwischen „Leben“ und „Kunst“ auch eine Trennwand schieben kann. Kunst sublimiert dann Existenz in einen rein ästhetischen Bereich hinein und hält im schlimmsten Fall Künstler und Kunst-Freunde vom „wirklichen“ Leben (und Glauben) ab.
So ist es gut, wenn sich jeder Künstler immer wieder fragt: Wo findet mein Leben statt – in der Kunst oder auch ausserhalb? Wo habe ich noch Zugang zum Glauben – nur in der Kunst oder auch im wirklichen Leben? Und ringe ich mit Gottes Hilfe darum, dass meine Kunst auch existentielle Fragen des Lebens und des Glaubens anspricht und zum „persönlichen Erleben“ ermutigt?
* Die Ausführungen des Kunstwissenschaftlers Christof L.Diedrichs sind höchst hilfreich: LINK ** Alfred Döblin hatte sich soeben in seinem Buch „Der unsterbliche Mensch“ mit einem alten lateinischen Gebet (Anima Christi, sanctifica me…) zum christlichen Glauben bekannt. Zu Döblin siehe auch TUNE IN 158: LINK
Text: Beat Rink
Bild: Francisco de Zurbarán, Der Gekreuzigte und der Maler, um 1655/60; Madrid, Museo Nacional del Prado
[vc_row][vc_column][vc_column_text]Der von ARTS+ vergebene Kunst- und Kulturpreis wird auch 2019 verliehen. Prämiert werden künstlerische Werke (oder Institutionen/Projekte), die im Jahr 2018 den christlichen Glauben in der Öffentlichkeit thematisiert haben.
ARTS+ hat die Möglichkeit, auf qualitativ hohem Niveau eine der Nebenbühnen für Performing Arts zu kuratieren. Sei ein Teil davon und bewirb dich bis 20. Februar 2018 bei projekte@ap.weiter.ch.
Als zentrales Instrument der Förderung vergibt die Kulturstiftung des Kantons Thurgau zwei Atelierstipendien. In Zusammenarbeit mit dem Kulturamt des Kantons Thurgau entsendet die Kulturstiftung alle vier Jahre zwei Kunstschaffende für je drei Monatenach New York City, seit 2017 vergibt die Stiftung zudem ein sechsmonatiges Atelierstipendium in der serbischen Hauptstadt Belgrad. (mehr …)
Im Rahmen des Grossanlasses LEBEN LIVE 2018 in Thun wird vom 1. – 10. Juni 2018 in der Halle 0der EXPO Thun eine Bilderausstellung zum Thema „Leben“ stattfinden.
Ways out of isolation
An astonishing number of artists feel isolated as Christians, whether in the culture world (because they are Christians) or in the churches (because they are artists). I am still busy with thoughts arising from a musicians’ project in St. Petersburg which ended with a large-scale sacred concert last Sunday and where we discussed precisely this topic. It was impressive that numerous musicians from all over Russia and from neighbouring countries travelled to play in the orchestra and, above all, to experience Christian fellowship as musicians. The need for fellowship is great!
No simple solutions
Where we feel isolated as Christians, there is a danger that we choose simple solutions and follow the path of least resistance. Either we leave our Christian identity in the cloakroom on entering the “world” (that is, the music academy, the acting school, the arts university or the opera), or we are centred entirely on the church. Yes, there are reasonable arguments why one can distance oneself from churches as an artist (e.g. lack of understanding for art and artists), and also many reasons why one should distance oneself from the culture world (e.g. what the Bible calls “the world”, = a self-oriented sphere far from God). But resolving the tension by going towards one side or the other means giving up the opposite area. That would be too simple and, furthermore, fatal.
The Kingdom of God
Jesus expects of us that we remain in the world. He speaks of the Kingdom of God, which is larger than the church and which influences the world. In John 3:16 and 17, it becomes clear that God does not give up on the world (17: “For God did not send his Son into the world to condemn the world, but to save the world through him” /17.) This means that Christians are quite definitely important in the culture world as well. And just as Jesus not only speaks about the Kingdom of God, but also truly brings it close, we should likewise ask for signs of the Kingdom of God in the culture world and provide some ourselves. If we imagine the Kingdom of God as a circle stretched out over church and world and connecting both areas, believing artists, although they may still be caught between both, are no longer torn apart.
Solitaire? Solidaire!
Now, this does not mean that we will never again be subjected to forces threatening to pull us apart. But because the Kingdom of God will be shaped by persons who remain in the church and in close contact with other Christians who share the same vision, we are no longer completely isolated. In the context of his existentialist thinking, Albert Camus (1913-1960)coined this neat formula: solitaire (=isolated) – solidaire(=in solidarity). Adapting it for our topic, we can say there must be places in which believing artists, who often feel alone between art and church, come together. For concert projects such as in St. Petersburg. Or for special conferences (such as those in Augsburg and Birmingham in June – LINK). An important feature is accessibility for all, i.e. not only for Christians. A distinguishing feature of the Crescendo Summer Institutes (in South Africa LINK in April and in Hungary in August – LINK) is their great openness for everyone.
Simple concrete steps
Coming together at a local level can also counteract isolation. Everyone can do something here! In a university of the arts, for example, in the theatre, in an orchestra music school… What then often happens, in a surprising way, is what Jesus promises for the Kingdom of God: from one grain of mustard, there grows up, in the middle of the (culture) “world”, a tree in which the birds of the air can nest. Birds which otherwise fly around isolated and have no place where they belong.
Send us your thoughts and describe your experiences. We would also be happy to send you guidelines for starting a local initiative and we provide supervision. (info@crescendo.org)
Text: Beat Rink Translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
Wege aus der Isolation
Es gibt erstaunlich viele Künstler, die sich als Christen isoliert fühlen: sowohl in der Kulturwelt (weil sie Christen sind) als auch in den Kirchen (weil sie Künstler sind). Ich stehe noch unter dem Eindruck eines Musikerprojekts in St.Petersburg, das am vergangenen Sonntag in einem grossen geistlichen Konzert seinen Abschluss gefunden hat, und wo wir auch über genau dieses Thema diskutierten. Eindrücklich war, dass zahlreiche Musiker aus ganz Russland und aus den benachbarten Ländern angereist kamen, um im Orchester mitzuspielen und vor allem: um eine christliche Musiker-Gemeinschaft zu erleben. Das Bedürfnis nach Gemeinschaft ist stark!
Keine einfachen Lösungen
Wo wir uns als Christen isoliert fühlen, besteht die Gefahr, dass wir einfache Lösungen und den Weg des geringsten Widerstandes wählen. Entweder geben wir unser Christ-Sein beim Betreten der „Welt“ (sprich: der Musikakademie, der Schauspielschule, der Kunsthochschule oder der Oper) an der Garderobe ab oder wir sind nur noch kirchlich gepolt. Ja, es gibt nachvollziehbare Argumente, weshalb man sich als Künstler von Kirchen distanzieren kann (z.B. mangelndes Verständnis für Kunst und Künstler) und auch viele Gründe, weshalb man Abstand von der Kulturwelt nehmen sollte (z.B. das, was die Bibel „Welt“ = selbstbezogene, gottferne Sphäre nennt). Die Spannung nach der einen oder nach der anderen Seite hin auflösen hiesse aber, den jeweils anderen Bereich aufgeben. Das wäre zu einfach und überdies fatal.
Das Reich Gottes
Jesus mutet uns zu, mitten in der Welt zu bleiben. Er spricht vom Reich Gottes, das grösser als die Kirche ist und das die Welt hineinwirkt. In Johannes 3, 16 und 17wird deutlich, dass Gott die Welt nicht aufgibt (“Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richte, sondern damit die Welt durch ihn gerettet werde”Vers 17). Das heisst, dass Christen gerade in der Kulturwelt wichtig sind. Und wie Jesus vom Reich Gottes nicht nur redet, sondern es uns wirklich nahebringt, so sollen auch wir in der Kulturwelt Zeichen des Reiches Gottes erbitten und selber setzen. Stellen wir uns das Reich Gottes als Kreis vor, der sich über Kirche und Welt spannt und beide Bereiche verbindet, so sind glaubende Künstler zwar immer noch dazwischen, aber nicht mehr zerrissen.
Solitaire? Solidaire! Dies heisst nun nicht, dass es gar keine Zerreissproben mehr gibt. Aber weil das Reich Gottes Gestalt annehmen will durch Menschen, die in der Kirche bleiben und die sich mit anderen Christen zusammenschliessen, die dieselbe Vision teilen, sind wir nicht mehr völlig isoliert. Albert Camus (1923-1960) hat im Kontext seines existenzialphilophischen Denkens die schöne Formel geprägt:Solitaire(=isoliert) – solidaire(=solidarisch). Umgemünzt auf unser Thema: Es muss Orte geben, an denen glaubende Künstler, die sich zwischen Kunst und Kirche oft allein fühlen, zusammenkommen. Zu Konzertprojekten wie in St.Petersburg. Oder zu speziellen Konferenzen (wie im Juni in Augsburg und in Birmingham – siehe LINK). Wichtig ist auch die Zugänglichkeit für alle, d.h. nicht nur für Christen. Zum Beispiel zeichnen sich die Crescendo-Sommerinstitute (im April in Südafrika LINK und im August Ungarn LINK) durch eine grosse Offenheit für Alle aus.
Einfache konkrete Schritte
Auch lokale Zusammenschlüsse auf lokaler Ebene wirken der Isolation entgegen. Jeder kann damit beginnen! Zum Beispiel in einer Hochschule der Künste, in einem Theater, in einem Orchester, in der Musikschule… Oft geschieht dann auf überraschende Weise, was Jesus für das Reich Gottes verheisst: Aus einem Senfkorn wächst mitten in der (Kultur-)„Welt“ ein Baum, in dem Vögel nisten. Vögel, die sonst isoliert umherfliegen und keine Heimat finden würden.
Schickt uns eure Gedanken und Erfahrungsberichte zu. Wir senden euch auch gern eine Anleitung zum Start einer lokalen Initiative und bieten Supervision an. (info@crescendo.org)
Text: Beat Rink
ENGLISH
Protogenes’ Sponge, Titian’s Paintbrush…
In their book “The Legend of the Artist”, published in 1934, the authors Ernst Kris and Otto Kurz show, with a fascinating plethora of anecdotes, how numerous legends grow up around artists.
Some examples:
The ancient painter Protogenes attempted to depict a dog foaming at the mouth. He could not get it right. Angrily, he threw the sponge at the canvas. And behold: suddenly he had the most perfect depiction of foam.
Or: When visiting Titian’sstudio, Emperor Charles V noticed the painter’s paintbrush falling to the ground. He quickly bent down and picked it up.
The painter Hans Holbein, on the other hand, was less polite in his behaviour towards a nobleman: in an argument, he threw a Count, who wanted to gain access to the studio and, above all, to the woman who was sitting as a model, down the stairs. The King, when he heard of this, defended Holbein with these words: “In one day I can make Counts out of seven peasants, but cannot make a single Holbein out of seven Counts.”
What do these stories have in common?
They are all constituents of ideas and images of artists and art that have been existed for centuries and are passed on from generation to generation. In all the examples given, the theme is something “special” that surrounds the artist and his work: even chance helps with the work. And the artist is placed above secular authority and is even admired by King and Emperor.
“I cannot be happy! My life should be less orderly!”
What Kris and Otto show us is a little different: the image of the artist becomes so dominant in some cases that the artists take their orientation from it and lead their lives accordingly. Michelangelo was the first to be called “Il Divino” [“The Divine”]. Since then, the attribute “divine” has being used above all for prima donnas – and this is how the “Diva” came into being: a leading lady who not only sings divinely, but also behaves like a goddess.
Our whole culture is permeated by images and ideas of what artists are and how they must be. And that leads to this question: How do these images influence our activity and life as artists? Do they spur us on? – Good! Are they a burden and a straitjacket? – Bad! The experience of many artists is that images projected onto them by others limit them and inhibit them in their development – and that this imprint leaves its traces throughout their lives.
To demonstrate this with another example: Some great art originates in moments of despair and when life is in disorder. So the artist who wants to create something great imagines “I cannot be happy and light-hearted. My life should be less orderly!”
A curious error
An experience last week was almost like a parable for me, as I opened up a sociological book I had ordered by post. It had the title “The Modern Artist”. Full of expectation, I wanted to get started. But there was something completely different inside it. Strange: the title and the contents did not match at all! A curious error during printing, as the publisher explained in reply to my enquiry. In so many cases, the title “modern artist” does not match the real content of our lives. In so many cases, we feel we have to live up to a “legend of an artist” and thus fulfill the strange expectations of others. This then creates compulsions and inhibits creativity. But we are called to become what God has created and called us to be!
How do we become free?
A starting point could be acting on Romans 12,2, where we read: “Do not conform any longer to the pattern of this world, but be transformed by the renewing of your mind. Then you will be able to test and approve what God’s will is – His good, pleasing and perfect will.”
Paul recommends to us that we reflect on the world (including images projected on us by others) and that we find a new way of thinking oriented on God and His will. Let us reflect on what God wants to give us and let us be changed by that (which is ultimately only possible with the help of the Only Spirit), and then the old images will lose their power more and more. We, conversely, gain freedom and a consciousness, given by God, of our individual calling. And also new joy in being an artist!
Perhaps we could write down on a piece of paper the images of an artist which still influence us negatively, and what we can do against this in the sense of Romans 12,2.
Text: Beat Rink Translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
Der Schwamm des Protogenes, der Pinsel Tizians…
In ihrem 1934 erschienen Buch “Die Legende vom Künstler” belegen die Autoren Ernst Kris und Otto Kurzanhand einer faszinierenden Fülle von Anekdoten, wie sich um Künstler zahlreiche Legenden ranken.
Einige Beispiele:
Der antike Maler Protogenes versuchte, einen keuchenden Hund mit Schaum vor dem Maul darzustellen. Es gelang ihm nicht. Wütend warf er den Schwamm nach der Leinwand. Und siehe da: Auf einmal ergab sich das perfekteste Bild von Schaum.
Oder: Beim Besuch des Ateliers von Tizian bemerkte Kaiser Karl V., wie dem Maler der Pinsel herunterfiel. Schnell bückte er sich und hob den Pinsel auf.
Der Maler Hans Holbein hingegen benahm sich einem Adligen gegenüber weniger vornehm: In einem Streit warf er einen Grafen, der sich Zugang zum Atelier und vor allem zur Modell sitzenden Dame verschaffen wollte, die Treppe hinunter. Der König, als er davon erfuhr, verteidigte Holbein mit den Worten: „Ich kann an einem einzigen Tag aus sieben Bauern Grafen machen, aber aus sieben Grafen keinen Holbein.“
Was haben diese Geschichten gemeinsam?
Sie sind alle Teil von Ideen und Bildern, die seit Jahrhunderten von Künstlern und Kunst bestehen und von Generation zu Generation weiter gereicht werden. In allen genannten Beispielen geht es um etwas „Besonderes“, das das Kunstwerk und den Künstler umgibt: Selbst der Zufall hilft beim Kunstwerk mit. Und: Der Künstler steht über der weltlichen Macht und wird sogar von König und Kaiser bewundert.
“Ich darf nicht glücklich sein! Mein Leben ist zu ordentlich!”
Was Kris und Otto darlegen, ist noch etwas Anderes: Die Künstler-Bilder werden zum Teil so dominant, dass sich die Künstler daran ausrichten und ihr Leben danach gestalten.Michelangelo war der erste, der „Il Divino“ genannt wurde. Seither wurde das Attribut „göttlich“ vor allem für Primadonnen gebraucht – und so entstand die „Diva“: die Sängerin, die nicht nur göttlich singt, sondern sich auch wie eine Göttin aufführt.
Unsere ganze Kultur ist von Bildern und Ideen durchdrungen, was ein Künstler ist und wie er zu sein hat. Und nun stellt sich die Frage: Wie prägen diese Bilder unser Wirken und Leben als Künstler? Sind sie uns ein Ansporn: gut! Sind sie uns eine Last und eine Zwangsjacke: schlecht! Viele Künstler erleben, wie Fremd-Bilder sie einschränken und in ihrer Entfaltung hemmen. Und wie sie ihr ganzes Leben prägen. Um dies an einem anderen Beispiel zu verdeutlichen. Manch grosse Kunst entspringt verzweifelten Momenten und ungeordneten Lebensumständen. Also denkt der Künstler, der Grosses schaffen will: „Ich darf nicht glücklich und fröhlich sein. Mein Leben sollte weniger geordnet sein!“
Ein seltsamer Druckfehler
Fast gleichnishaft für mich war jener Moment, als ich letzte Woche ein soziologisches Buch aufschlug, das ich per Post bestellt hatte. Es trägt den Titel „Der moderne Künstler“. Erwartungsfroh wollte ich darin lesen. Aber da stand etwas ganz Anderes drin. Seltsam: Titel und Inhalt stimmten überhaupt nicht überein! Ein seltsamer Fehler beim Druckvorgang, wie mir der Verlag auf meine Frage hin schrieb. So oft stimmt der Titel „moderner Künstler“ nicht mit dem wirklichen Inhalt unseres Lebens überein. So oft meinen wir, einer „Künstler-Legende“ und damit seltsamen Fremderwartungen entsprechen zu müssen. Das erzeugt dann Zwänge und hemmt die Kreativität. Aber wir sind dazu berufen, das zu werden, wozu Gott uns geschaffen und berufen hat!
Wie frei werden?
Ein Anfang könnte die Umsetzung von Römer 12,2 sein. Hier lesen wir:„Und gleicht euch nicht dieser Welt an, sondern lasst euch verwandeln durch die Erneuerung des Denkens, damit ihr prüfen und erkennen könnt, was der Wille Gottes ist: das Gute, Wohlgefällige und Vollkommene!“Paulus empfiehlt das Nachdenken über die Welt (mitsamt der Fremd-Bilder) und ein Neu-Denken, das sich an Gott und seinem Willen ausrichtet. Denken wir darüber nach, was Gott schenken will und lassen wir uns dadurch verwandeln (was letztlich nur mit der Hilfe des Heiligen Geistes möglich ist), dann verlieren die alten Bilder mehr und mehr an Macht. Wir hingegen gewinnen eine Freiheit und ein von Gott geschenktes Bewusstsein unserer individuellen Berufung. Und auch neue Freude am Künstler-Sein!
Vielleicht schrieben wir uns einmal auf einem Blatt Papier auf, welche Künstler-Bilder uns noch negativ prägen und was wir diesen gemäss Römer 12,2 entgegensetzen können.
Text: Beat Rink
ENGLISH
“With Lissa in church. Couldn’t pray. The solemn official language of the church sounded foreign. Artificial vocabulary. Do the faithful believe that God only hears them when they pray, that he has no idea about the words that they otherwise think and say? … My life can no longer be fitted into the language of prayer. I can no longer twist myself into that shape. I inherited God with these formulas, but now I am losing him through these formulas. We make him into a magical Privy Councillor and accept his eccentric use of language because God belongs to yesterday anyway.”
These lines are from the novel “Half-Time” (1960) by the great German author Martin Walser (*1927). They summarise the language problem of many churches. Or is there a theological problem behind it because there is a barrier between our everyday lives and God?
It is true that much has changed since 1960. New churches have come into being in which one prays to God more directly, sometimes almost as a “buddy”. But even in the new churches (as in the still existing old ones) there are linguistic and musical forms and formulas which can easily place themselves between us and God. Perhaps the buddy-style phrases are no less artificial and foreign in their effect than the old-fashioned ones.
It is an important task of art to constantly free language (and other aesthetic formulas) from “the artificial” and to give expression to those words and feelings which we otherwise think, say and feel – to take up Martin Walser’s thoughts and continue them. In the language of prayer, theological word-artists are called for. Here, the simple often proves to be the convincing and genuine. An example is the following prayer for the beginning of the year by the theologian Helmut Gollwitzer (1908-1993):
“Once again, you are letting us start a new year, despite all the disappointments we caused you last year. We ask you: let your blessing be on whatever we have in the way of good resolutions and plans! Let whatever is not according to your will fail, and give us the insight to see that it is good that it has failed! Let it be a year of changing direction, changing from no faith and small faith to faith, from fear to trust in you, from disobedience to listening to your will and to doing your will! Lord, have mercy on us!”
Text: Beat Rink Translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
“Mit Lissa in der Kirche. Konnte nicht beten. Die feierliche Amtssprache der Kirche klang fremd. Kunstgewerbe-Vokabular. Glauben die Frommen, Gott höre sie nur, wenn sie beten, er habe keine Ahnung von den Worten, die sie sonst denken und sagen? … Mein Leben ist in der Gebetssprache nicht mehr unterzubringen. Ich kann mich nicht mehr so verrenken. Ich habe Gott mit diesen Formeln geerbt, aber jetzt verliere ich ihn durch diese Formeln. Man macht einen magischen Geheimrat aus ihm, dessen verschrobenen Sprachgebrauch man annimmt, weil Gott ja von gestern ist.”
Die Sätze stammen aus dem 1960 erschienenen Roman „Halbzeit“ des grossen deutschen Schriftstellers Martin Walser (*1927). Sie bringen das Sprachproblem vieler Kirchen auf den Punkt. Oder ist es ein dahinter liegendes theologisches Problem, weil es zwischen unserem Alltag und Gott eine Barriere gibt?
Seit 1960 hat sich zwar Vieles gewandelt. Neue Kirchen sind entstanden, in denen man direkter, manchmal fast kumpelhaft zu Gott betet. Aber auch in den neuen Kirchen (wie in den immer noch bestehenden alten) gibt es sprachliche sowie musikalische Formen und Formeln, die sich leicht zwischen uns und Gott schieben können. Vielleicht wirken sogar die kumpelhaften nicht weniger gekünstelt und fremd wie die altmodischen.
Es ist eine wichtige Aufgabe der Kunst, die Sprache (und andere ästhetische Formeln) immer wieder von „Gekünsteltem“ zu befreien und jenen Worten und Empfindungen Ausdruck zu geben, die wir sonst denken, sagen und fühlen, um Martin Walsers Gedanken aufzugreifen und fortzuführen.
In der Gebetssprache sind die theologischen Wort-Künstler gefragt. Oft erweist sich hier das Schlichte als das Überzeugende und Echte. So im folgenden Gebet des Theologen Helmut Gollwitzer (1908-1993) zum Jahresanfang:
„Wieder lässt du uns ein neues Jahr anfangen, trotz aller Enttäuschungen, die wir dir im vergangenen Jahr bereitet haben. Wir nehmen das als ein Zeichen deiner Vergebung, wir danken dir dafür. Wir bitten dich: Was wir an guten Vorsätzen und Plänen haben, das lass gesegnet sein! Was nicht in deinem Sinne ist, dass lass scheitern, und gibt uns die Einsicht, dass es gut ist, wenn es scheitert! Lass es ein Jahr der Umkehr sein, der Umkehr vom Unglauben und Kleinglauben zum Glauben, von der Angst zum Vertrauen auf dich, vom Ungehorsam zum Hören auf deinen Willen und zum Tun deines Willens! Herr, erbarme dich unser!“ Text: Beat Rink
ENGLISH
Some TUNE IN readers already know that my main efforts in the literary field go into aphorisms*. A large number of them have recently been translated by our praiseworthy “chief translator”, the lutenist Bill Buchanan (who has, by the way, been working for some years on an academic translation of the Mozart family correspondence). In all the pre-Christmas stress, hardly any of us can take the time to read a more lengthy text, so this time we have decided on these short ones.
* A little more on the genre of the aphorism: the distinguishing formal feature is brevity. The Greek word means “limit”: the word shares the same root as “horizon”. These are often linguistic games which can only be translated with difficulty, or not at all. The sound of the words, the rhythm and the rhetorical form (an innumerable quantity of them) are intended to give the text literary quality because they support or supplement the thought using formal means; these cause readers to pay attention to details and encourage them to reflect. This distinguishes the literary aphorism from the maxim or proverb. Despite the formal restrictions, there are of course no limits to the content of the aphorism. Precisely because of their brevity, then, aphorisms can leap from one theme to another. For me personally, one of the interesting questions is how the theme of “Christian faith” or the experience of God can be put into an aphoristic form. The genre is old: in the broader sense, it includes the sayings of Solomon. Many philosophers have written aphorisms. During the Enlightenment, the aphorism blossomed anew. Aphorisms of recent times often have a satirical touch. What does a fanatic called vegetarian feel when watching a flesh-eating plant?
You can also drown
in the fountain of youth.
Increasingly possessed –
by his own body
We are pursued
by eye-catchers.
How do you recognise humility?
Accuse it of pride. It will apologise.
Pride will react with outrage.
Interested = interesting
Artists reinvent the wheel that runs them over.
Entertainment:
the less friction, the colder it is.
Time runs away from us. For some into the past, for others into eternity.
Because man became God, God became man.
God became an outsider.
Other gods deal with insiders.
A church which no longer wishes to smell like a cattle stall
is denying its origins.
Some allow themselves
what God forbids them
because others forbid themselves
what God allows them.
And conversely.
Praise that comes from a heavy heart
must carry special weight with God.
An exercise against doubt:
Learn to believe what you know.
If the Holy Spirit is water, He cannot be watered down.
The strength to pray
comes from prayer.
For faith, everything has something to do with God,
and God has something to do with everything.
Aphorisms: Beat Rink (from the German book “Verleisbarungen” and unpublished texts).
For more texts: Link
Translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
Einige Leser der TUNE INs wissen es: Ich habe mich auf literarischem Terrain vor allem dem Aphorismus* verschrieben. Unser verdienstvoller „Chef-Übersetzer“, der Lautenist Bill Buchanan (der übrigens seit Jahren an einer wissenschaftlichen Übersetzung von Mozart-Briefen arbeitet), hat kürzlich eine grössere Anzahl davon übersetzt. Die stressige Vor-Weihnachtszeit erlaubt wohl keinem von uns eine längere Lektüre, weshalb wir uns diesmal für kurze Texte entschieden haben.
* Noch etwas zur Gattung des Aphorismus: Aphorismen zeichnen sich formal durch ihre Kürze aus. Das griechische Wort bedeutet Begrenzung; darin steckt derselbe Wortstamm wie in „Horizont“. Oft sind es Sprachspiele, die sich natürlich schwer oder gar nicht übersetzen lassen. Wortklang, Rhythmus und rhetorische Formen (es gibt unzählige davon) sollen dem Text eine literarische Qualität verleihen, weil sie den Gedanken formal unterstützen bzw. ergänzen und ihn zugleich in jene irritierende Schwingung versetzen, die den Leser aufhorchen lässt und ihn zum Nachdenken anregt. Darin unterscheidet sich der literarische Aphorismus vom Sinnspruch oder vom Sprichwort. Bei aller formalen Knappheit: Inhaltlich sind dem Aphorismus natürlich keine Grenzen gesetzt. So können Aphorismen gerade wegen ihrer Kürze von Thema zu Thema springen. Mich selber interessiert unter an dem die Frage, wie sich das Thema „christlicher Glaube“ bzw. die Erfahrung Gottes aphoristisch formulieren lässt. Die Gattung ist alt: Die Sprüche Salomos gehören im weitesten Sinn dazu. Viele Philosophen haben Aphorismen geschrieben. In der Aufklärung erlebte der Aphorismus eine neue Blüte. Der neuzeitliche Aphorismus hat oft eine satirische Note.
Mit welchen Gefühlen sieht der fanatische Vegetarier
einer fleischfressenden Pflanze zu?
Auch im Jungbrunnen
besteht Ertrinkungsgefahr.
Zunehmend besessen
– vom eigenen Körper
Wir werden von Blickfängen
gejagt.
Wie Demut erkennen?
Man werfe ihr Stolz vor. Sie wird bereuen.
Stolz wird empört aufbegehren.
interessiert = interessant
Künstler erfinden das Rad neu,
unter das sie geraten.
Entertainment:
Je reibungsloser, desto kälter.
Die Zeit läuft davon.
Dem einen in die Vergangenheit,
dem anderen in die Ewigkeit.
Weil der Mensch Gott wurde,
wurde Gott Mensch.
Gott ist Outsider geworden.
Andere Götter geben sich mit Insidern ab.
Eine Kirche, die nicht mehr nach Stall riechen will,
verleugnet ihre Herkunft.
Manche erlauben sich,
was Gott ihnen verbietet,
weil andere sich verbieten,
was Gott ihnen erlaubt. Und umgekehrt.
Lob, das aus einem schweren Herzen kommt,
muss auch vor Gott besonderes Gewicht haben.
Übung gegen den Zweifel:
Lerne zu glauben, was du weißt.
Ist der Heilige Geist Wasser,
lässt er sich nicht verwässern.
Die Kraft zum Beten
empfängt man im Gebet.
Für den Glauben hat alles etwas mit Gott zu tun
und Gott etwas mit allem.
Aphorismen: Beat Rink (“aus: “Verleisbarungen” und unveröffentlichten Texten) / Link
ENGLISH
From 29th December to 1st January 2018, there will be a Christian conference (EXPLO 17 – LINK) taking place under the motto “New Land”, with a truly large number of professional artists taking place.
Explo and Artists
In an ‘Art Zone’, there will be a display of contemporary visual arts, part of it offering interaction with the public. In ‘Art Samplers’, dancers, visual artists and authors will appear at different points on the EXPLO grounds. On small stages, jazz musicians, singer/songwriters and classical musicians will perform, and the main stage, too, provides (limited) space for artistic contributions. In a ‘Prayer Oasis’, 10 musicians from “Crescendo” will be providing improvised musical prayer (“Play & Pray”) and, finally, the artists’ network ARTS+ will conduct a seminar on the topic “Art and Faith – Your Kingdom Come!”.
Since the total of over 5000 participants, including speakers, expected at the EXPLO represent a very broad denominational spectrum (and thus testify impressively to the cooperation between confessions), it is important that artists take part and give a signal that art has its place in the churches (and in the Kingdom of God generally).
Livestream
Today, exceptionally, the TUNE IN consists of an invitation: either to come to the EXPLO yourself, if you live close by (day visitors are welcome too) or to make use of the Livestream facilities. What is offered here is very diverse. Alone the topic “New Land” awakens a sense of expectation regarding the contributions coming from highly interesting speakers. These will inspire hope and open up new perspectives on our lives. Here is the information from those responsible for the Livestream at EXPLO 17. All the organisation of EXPLO 17 is by Campus for Christ (Link), Switzerland, a body to which Crescendo(the editor of these TUNE INs) too, belongs.
“With more than 5‘000 guests being part of Explo, we will be celebrating Jesus Christ, meet in unity with Christians from all different Traditions, Churches and Nations. It is our 8th Explo and each one of them has been an extraordinary Event, which united us as Christians, helped to learn from each other and from a large variety of excellent teachers and leaders as speakers. But most of all it has always been a place where we have worshipped and celebrated our God and his Spirit has blessed us with his presence and his calling on our lives. Many delegates tell us about how their life has been transformed, projects could be started and friendships have been formed.
We have planned a Livestream, which will provide you with all the main talks and worship times. It will be available in English, French and German.”
Please follow the Information below : You can log in here:www.explo.ch/livestream CET= Time zone Paris/Berlin/ROM
Friday, 29.12.2017: 3.45-5:30 pm (CET)
Session with Andreas „Boppi“ & Tamara Boppart, CH (Leiter Campus für Christus) and Vicar Geri Keller, CH (Founder of Stiftung Schleife) 8:00 pm to 10.15 pm (CET)
Session with Vicar Gottfried Locher, CH (President Reformed Protestant Church Switzerland) and Major Danielle Strickland, USA (Salvation Army)
Saturday, 30.12.2017: 9:20 am to 12:00 pm (CET) Session with Frère Alois, F (Prior Communauté de Taizé), Johannes Hartl, DE (Prayer house Augsburg, DE) and Vicar Nicky Gumbel, UK (Alpha Pioneer and Churchleader) 8:00 pm to 10:10 Uhr pm (CET) Session with Pete Greig, UK (Founder of 24/7prayer International)
Sunday, 31.12.2017: 10:00 am to 12:00 pm (CET)Session with Vicar Andrew White, JOR 9:00 pm to 11:00 pm (CET) Session with Gaby Wentland, DE (Founder of „MISSION FREEDOM“) and New Years EVE Liturgie (Worship & Celebrate with thousands of Christians) 11:00 pm to 00:20 am (CET)Session with Andreas „Boppi“ Boppart, CH (National Director Campus Crusade Switzerland) and New Years Eve’s Celebration
Monday, 01.01.2018: 9:50 am to 10:45 am (CET)Adonia Musical „(Childrens Musical) 10:45 am to 12:00 am (CET) Session with Major Danielle Strickland, USA (Salvation Army) 1:50 pm to 3:40 pm (CET)Session with Seniorpastor Johannes Wirth, CH (Leader „Gemeinde von Christen and Founder of „Quellenhofstiftung)
Questions about the Livestream? Please send us your question about the Livestream or to one of the Speakers and we will gladly answer you: livestream@explo.ch.
The Livestream is transmitted for free!
Stage Events – watch them later The LIVE Stream will be available on this Channel until the next LIVE Stream starts. Buy the Talks on Vimeo You can buy and download all the talks in German from 8. January 2018 on.
Text: Beat Rink Translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
Unter dem Motto „Neuland“ findet vom 29.Dezember bis 1.Januar 2018 eine christliche Konferenz (EXPLO 17 – LINK) statt, in der recht viele professionelle Künstler mitwirken.
Explo und Künstler
In einer Kunstzonewird zeitgenössische visuelle Kunst gezeigt und zum Teil interaktiv mit dem Publikum gestaltet. In Kunst-Sonden treten an verschiedenen Orten des EXPLO-Geländes Tänzer, bildende Künstler und Schriftsteller auf. Auf einer kleinen Bühne werden Jazzmusiker, Singer/Songwriter und klassische Musiker zu hören sein, und auch auf der Hauptbühne gibt es (begrenzten) Raum für künstlerische Beiträge. In einer Gebets-Oase wird zudem „Crescendo“ mit zehn Musikerinnen musikalisch improvisiertes Gebet (“Play & Pray”) erklingen lassen, und schliesslich führen wir vom Künstler-Netzwerk ARTS+ aus ein Seminar zum Thema “Kunst und Glaube – dein Reich komme!” durch.
Da die 6000 erwarteten EXPLO-Teilnehmer und auch –Referenten ein sehr breites kirchliches Spektrum abdecken (und damit ein eindrückliches Zeugnis vom Zusammengehen der Konfessionen ablegen), ist die Mitwirkung der Künstler wichtig und ein Signal, dass Kunst in den Kirchen (und überhaupt im Reich Gottes) Platz hat.
Einladung zum Livestream
Dieses TUNE IN besteht für einmal in einer Einladung: Entweder selber an die EXPLO zu kommen, wenn man in der Nähe wohnt (auch Tagesgäste sind willkommen) oder vom Livestream-Angebot Gebrauch zu machen. Dieses Angebot ist vielfältig. Allein das Thema „Neuland“ macht gespannt auf die spannenden Beiträge von höchst interessanten Rednern. Sie werden Hoffnung wecken und neue Lebensperspektiven aufzeigen.
Hier die Information der EXPLO 17 – Verantwortlichen zum Livestream. EXPLO 17 wird übrigens von der Organisation Campus für Christus Schweiz (Link) organisiert, zu der Crescendo gehört. “Mit mehr als 5000 Gästen werden wir an der Explo Jesus Christus feiern und in Einheit mit Christen verschiedenster Traditionen, Kirchen und Ländern zusammen sein. Es ist unsere 8.Explo! Jede dieser Konferenzen war einzigartig. Jedemal erlebten wir eine besondere Einheit unter den Christen. Wir lernten voneinander – uns von ganz verschiedenen, ausgezeichneten Lehrern, Rednerinnen und christlichen Leiterinnen.Vor allem aber waren es auch jedes Mal Zeiten, in denen wir Gott preisen und das Wirken des Heiligen Geistes erfahren durften. Wir hören immer wieder davon, wie Berufungen deutlich wurden, wie Teilnehmer Veränderung erlebten, wie Projekte ihren Anfang nahmen und Freundschaften entstanden. Wir haben einen Livestream geplant, der alle Hauptreferate und Anbetungszeiten übermittelt. Er wird auf Französisch, Englisch und Deutsch zu empfangen sein!”
Freitag, 29.12.2017: 15.45-17.30 (CET/MEZ) mit Andreas „Boppi“ & Tamara Boppart, CH (Leiter Campus für Christus) + Pfr. Geri Keller, CH (Gründer Stiftung Schleife) 20.00-22.15 (CET/MEZ)Session mit Pfr. Gottfried Locher, CH (Kirchenbundspräsident der ref. Kirchen der Schweiz) und Major Danielle Strickland, USA (Heilsarmee)
Samstag, 30.12.2017: 9:20 -12:00 (CET/MEZ) Session mit Frère Alois, F (Prior Communauté de Taizé), Johannes Hartl, DE (Gebetshaus Augsburg, DE) und Pfr. Nicky Gumbel, UK (Alpha Pioneer and Churchleader) 20.00-22.10 (CET/MEZ) Session mit Pete Greig, UK (Founder of 24/7prayer International)
Sonntag, 31.12.2017: 10.00-12.00 (CET/MEZ)Session mit Pfr. Andrew White, Irak/ JOR 21.00-23.00 (CET/MEZ) Session mit Gaby Wentland, DE (Gründerin „MISSION FREEDOM“)und Silvester Liturgie & Feier 23.00-00.20 (CET/MEZ)Session mit Andreas „Boppi“ Boppart, CH (Leiter Campus für Christus Schweiz) und Silvesterfeier
Montag, 1.1.2018: 9.50-10.45 (CET/MEZ) Adonia Kinder-Musical 10.45-12.00 (CET/MEZ)Session mit Major Danielle Strickland, USA (Heilsarmee) 13.50-15.40 (CET)Session mit Seniorpastor Johannes Wirth, CH (Leiter „Gemeinde von Christen” und Gründer der “Quellenhofstiftung)
Hauptprogramm: Man kann das Hauptprogramm auch später anschauen – jeweils bis zum Beginn des nächsten Programmpunkts. Ab 8.Januar kann man die Filme auf Vimeo kaufen. Text: Beat Rink
Atem im Kirchenturm,
Ausschreibungen und KUNST|zone
Es ist der letzte Newsletter in diesem Jahr und wir freuen uns, euch aus der ARTS+ Stube berichten zu können, von spannenden Ausschreibungen, Vergünstigungen, Wettbewerben und von der KUNST|zone. Neu ist auf unserer Homepage nicht nur das Design, sondern auch die Struktur: schlanker, übersichtlicher, klarer. Dazu kommt, dass wir ab 2018 zwei verschiedene Newsletter versenden, sodass sich eine Mitgliedschaft noch mehr lohnt. Lies dazu mehr ganz unten im Mail.
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20 % Rabatt für ARTS+ Mitglieder
Diesen Samstag, am 9. Dezember 2017, um 20:00 Uhr, feiert “Art & Act” die “Christmas Gospel Night” mit Tracey Campbell, der NEW GOSPEL COMPANY & Live Band unter Leitung von Timo Schuster.
Wir laden alle ARTS+ Mitglieder herzlich zu diesem besonderen Konzert nach Thun in den Burgsaal ein und haben im Vorverkauf eine eigene Kategorie „ARTS+” mit 20% Rabatt eingerichtet. Tickets für Thun Tickets für Zürich
Malerei Wettbewerb – Offene Ausschreibung mit Preisverleihung und Ausstellung der nominierten Werke
„Kunst fürs Herz 2018“ Malerei Wettbewerb – Offene Ausschreibung mit Preisverleihung und Ausstellung der nominierten Werke in Liestal BL zum Thema “Wertvoll – Malerei macht Werte sichtbar”. Einsendeschluss: 10. Juli 2018
Der Wettbewerb möchte neues christliches Liedgut fördern und Liedermacher dazu anregen, ihrem Glauben durch Musik Ausdruck zu verleihen. Auch Personen, die sich nicht als Christen verstehen, sind zum Wettbewerb eingeladen.Einreichen desAnmelde-Formular spätestens bis zum 18. Februar 2018
ARTS+ bietet die Möglichkeit, als künstlerischer Tagesgast im Rahmen der “Kunst|Zone” mitzuwirken
ARTS+ lanciert wiederum eine KUNST|zone an der Explo.
Das Kern-Team besteht aus 14 ausgewählten Kunstschaffenden, die vom 29. Dezember bis zum 1. Januar 2017 vor Ort arbeiten, ausstellen und performen werden.
Wie an der letzten KUNST|zone an der Explo 15 gibt es auch dieses Mal wieder die Möglichkeit, als Tages- oder Stundengast in der KUNST|zone mitzuwirken. Es stehen ein paar wenige Plätze für Kunstschaffende zur Verfügung, die den Kontext der KUNST|zone für kurze Zeit als Inspirations- und Arbeitsplattform nutzen möchten. Interesse? Melde dich bei Astrid unter projekte@ap.weiter.ch
Mit grossem Dank lassen wir Erika Rupp als langjährige, treue Mitstreiterin im ARTS+ Sekretariat weiterziehen. Sie orientiert sich um und ist neu mit Meos unterwegs.
Ebenfalls mit sehr grossem Dank verabschieden wir Timo Schuster aus dem Amt des Geschäftsführers von ARTS+. Er hat die ARTS+ Geschäfte über lange Jahre auf seinen Schultern getragen und wir freuen uns, dass er sich wieder vermehrt seiner künstlerischen Seiten widmen möchte und vor allem, dass er uns im Vorstand, am Runden Tisch von ARTS+ mit Ideen, Inspiration und als Netzwerker erhalten bleibt!
Herzlich begrüssen wir Regula Lustenberger im ARTS+ Sekretariat und danken ihr bereits hier für ihren tollen Einsatz in der Übernahme der laufenden Arbeiten zu den neuen Strukturen.
Ab 2018 wird es zwei verschiedene Newsletter geben
Neu versenden wir ca. 4x pro Jahr einen Newsletter an Profil-Mitglieder mit aktuellen Ausschreibungen, interessanten Tipps, spannenden Wettbewerben oder neu lancierten Projekten. Alle mit einem gratis Listing erhalten noch ca. 2x pro Jahr einen Newsletter mit Neuigkeiten aus der ARTS+ Stube.
Lies mehr über die Vorteile und unsere Anliegen unter artsplus.ch und antworte auf diese Mail mit deinen Angaben (Name, Vorname, Strasse/Nr., PLZ/Ort, Email, Organisation oder Kunstrichtung) und deiner Mitgliedsform (Einzel- oder Kollektivmitglied). Du erhältst dann von uns eine Bestätigungs-Mail. Die Rechnung wird von der SEA, Schweiz. Evang. Allianz, ausgestellt.
«Atemwolke» 2017 von von Micha Aregger, Bildender Künstler, an der ref. Kirche Gerliswil LU
Herzliche Grüsse in den Advent! Für die kommenden Tage und den Start im neuen Jahr wünschen wir euch den überquellenden Atem Gottes!
Regula und Astrid
und das ARTS+ Leitungsteam:
Beat Rink, Samuel Scherrer, Adrian Furrer, Timo Schuster, Astrid Künzler, Matthias Spiess, Jean-Daniel von Lerber, Martin Jufer
ENGLISH
We are coming up to Christmas. The story of Christmas is a provocation from start to finish. It is not only Herod who is provoked on Christmas Eve, but also our entire thinking and acting in human categories and structures.
It cannot be that the son of God comes into the world in a stable! On top of that, in a no-man’s-land in terms of world and social politics! Even as a 12-year-old, Jesus was provocative, and continued to be so along every step of his way as an adult: he did it, for example, by placing God above his parents, by honouring women in a male-dominated society, by eating with “sinners and tax-collectors”, by presenting a Samaritan as a good example, by calling children our models in faith – and above all by not exploiting his divine power, but letting himself be nailed to the cross out of pure love and thus dying for our wrong-doing without expecting anything in return.
If God’s love is a provocation for normal expectations, we as Christians can and should do the same. This can begin even with small things.
A musician told us how he was mobbed by an orchestral colleague over a period of months. Then, in the middle of a concert, this colleague’s music fell off his music stand – and landed right in front of his feet. For a second he rejoiced inwardly: “Now I will just leave him stuck!” Yet, one second later, a voice urged him to pick up the music quickly and put it on his colleague’s music stand.
Another musician occasionally pays for the shopping of the customer behind him in the queue at the supermarket – simply out of love and joy. As Christians, we are hopefully often driven by joy – and in this way do good to others.
Sometimes, however, our provocation can also be negative. While I write this, I am still feeling ashamed for letting myself be provoked by an opposing player in a soccer game last week, when I replied with a sharp remark which caused this colleague to leave the field. Despite that, we were able to sort the situation out quickly. I apologised – and he came back on. Afterwards, in the changing room, we had a pleasant conversation.
I fail time and again. But, on the other hand, my experience shows me this: if I live from God’s forgiveness every day, and allow God’s love to work on me (in prayer, for example, and in worship), I will become more capable of loving and provoking.
In his very worthwhile book “The Provocative Church”, the Anglican bishop Graham Tomlin (*1958)quotes two passages from the 1st Letter of Peter: 1 Peter 2,12:“Live such good lives among the pagans that, though they accuse you of doing wrong, they may see your good deeds and glorify God…” and 1 Peter 3,15f.: “Always be prepared to give an answer to everyone who asks you to give the reason for the hope that you have. But do this with gentleness and respect.”
In a time in which the church and Christianity are seen as irrelevant, how can we provoke questions in a good way, and with love?This question is raised repeatedly by Tomlin and answered with, among other things, a beautiful example from the fourth century. “There is a fascinating story from the early Church that illustrates the same point. Pachomius was an Egyptian who in the early years of the fourth century AD had been conscripted into the Roman army. He was taken down the Nile and was being held in a kind of cross between a prison and an army barracks near Luxor when he was visited by a strange group of local people with gifts of food and drink. Intrigued, he asked why they would come to visit someone they didn’t know and had no obligation to. He received the answer that it was because they were followers of Jesus of Nazareth, and they had a custom of visiting those in prison as they would visit Jesus himself, just as their Lord had taught them. Pachomius was so impressed, he decided to become one of these ‘Christians’. In time, he became one of the most important founders of communal Christian monasticism, the movement that served to keep Christianity alive during many of the dark days to come after the fall of the Roman Empire. Here is a prime example of Christ-like behaviour provoking a question, which is answered by the word of the gospel leading to a profound and active faith.”
Tomlin, Graham. The Provocative Church: 4th Edition (p.73f.)
Prayer:
Lord, forgive me where I have provoked, and provoke, others negatively by my behaviour.Help me to surprise my neighbour with revolutionary love. Not as a means to an end. Love is never a means to an end.But out of pure joy and out of love that comes from you.As a result, you will show yourself to my neighbour and help me to be a signpost pointing to you.Permeate my life as an artist, and also my art, with your Holy Spirit and with your provocative love.
Amen.
Text: Beat Rink Translation: Bill Buchanan
Photo: Pachomius with an Angel
DEUTSCH
Wir gehen auf Weihnachten zu. Die Weihnachtsgeschichte ist eine einzige Provokation. Nicht nur Herodes wird am Weihnachtsabend provoziert, sondern unser ganzes Denken und Handeln in menschlichen Ordnungskategorien. Es kann doch nicht sein, dass Gottes Sohn in einem Stall zur Welt kommt! Dazu in einem weltpolitischen und gesellschaftlichen Niemandsland! Jesus provoziert auch als 12-Jähriger und dann als erwachsener Mann auf Schritt und Tritt: indem er Gott seinem Eltern voranstellt, indem er in einer Männergesellschaft die Frauen ehrt, indem er mit „Sündern und Zöllnern“ isst, indem er einen Samariter als gutes Beispiel darstellt, indem er die Kinder Vorbilder im Glauben nennt – und vor allem: indem er seine göttliche Macht nicht ausspielt, sondern sich aus reiner Liebe ans Kreuz schlagen lässt und so für unsere Schuld stirbt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten.
Wenn Gottes Liebe die gängigen Erwartungen provoziert, können und sollten auch wir Christen dies tun.Dies kann schon im Kleinen beginnen. Ein Musiker erzählt, wie er von einem Orchesterkollegen über Monate hinweg gemobbt wurde. Dann, mitten in einem Konzert, fielen diesem Kollegen die Noten vom Pult – gerade ihm vor die Füsse. Eine Sekunde lang jubelte er innerlich: „Jetzt lasse ich ihn hängen!“ Doch eine Sekunde später trieb ihn eine Stimme dazu, die Noten schnell aufzuheben und sie dem Kollegen hinzulegen. Ein anderer Musiker bezahlt ab und zu im Supermarkt einem anderen Kunden hinter ihm die Einkäufe. Einfach so – aus Liebe und aus Freude. Als Christen sind wir hoffentlich immer wieder von Freude getrieben – und tun Anderen so Gutes.
Manchmal provozieren wir allerdings auch negativ.Während ich dies schreibe, schäme ich mich noch dafür, dass ich mich letzte Woche beim Fussballspielen von einem gegnerischen Spieler provozieren liess und dann mit einer scharfen Bemerkung konterte, dass der Kollege das Feld verliess. Allerdings konnte wir dies schnell regeln. Ich entschuldigte mich – und er kehrte zurück. Später ergab sich in der Garderobe eine nette Unterhaltung. Ich selber versage immer wieder. Aber auf der anderen Seite erfahre ich: Wenn ich täglich aus Gottes Vergebung lebe und Gottes Liebe an mir wirken lasse (zum Beispiel im Gebet und in der Anbetung), dann werde ich liebes- und provokations-fähiger.
Der anglikanische Bischof Graham Tomlin (*1958)führt in seinem lesenswerten Buch „Die provozierende Kirche“ in diesem Zusammenhang zwei Stellen aus dem 1.Petrusbrief an: 1.Petrus 2,12: „Führt unter den Heiden ein rechtschaffenes Leben, damit sie, die euch jetzt als Übeltäter verleumden, durch eure guten Taten, die sie sehen, Gott verherrlichen…“und 1. Petrus 3, 15f.: „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt. Aber antwortet bescheiden und ehrfürchtig.“
Wie können wir in einer Zeit, in der Kirche und Christentum als irrelevant angesehen werden, auf gute Weise und mit Liebe Fragen provozieren? Diese Frage wird von Tomlin immer wieder aufgeworfen und unter anderem mit einem schönen Beispiel aus dem 4.Jahrhundert beantwortet: „Es gibt eine faszinierende Geschichte aus der Zeit der ersten Christenheit, die genau diesen Punkt veranschaulicht. Pachomius war ein Ägypter, der Anfang des vierten Jahrhunderts in die römische Armee eingezogen wurde. Man schiffte ihn den Nil hinunter und hielt ihn dann in einer Art Militärgefängnis in der Nähe von Luxor fest. Eines Tages besuchte ihn eine eigenartige Gruppe von Ortsansässigen. Sie brachten ihm Essen und Trinken. Fasziniert fragte er sie, warum sie gekommen seien, um jemanden zu besuchen, den sie gar nicht kannten und gegenüber dem sie keinerlei Verpflichtung hatten. Sie antwortete ihm, dass sie Nachfolger Jesu seien und den Brauch pflegten, Gefangene zu besuchen, so als besuchten sie Jesus selbst, ganz so wie es ihr Herr sie gelehrt hatte. Pachomius War so beeindruckt, dass er beschloss, einer dieser Christen zu werden. Bald darauf wurde er zum wichtigsten Gründer des gemeinschaftlichen christlichen Mönchtums, eine Bewegung, die später entscheidend dazu beitrug, dass Christentum lebendig zu erhalten in den dunklen Zeiten, die nach dem Fall des römischen Reiches noch kommen sollten. Hier haben wir ein erstklassiges Beispiel dafür, wie Christus gemässes Verhalten eine Frage provoziert, die dann mit den Worten des Evangeliums beantwortet wird und zu tiefem und tätigem Glauben führt.“(Graham Tomlin. Die provozierende Kirche. Zürich 2012, S. 74 / engl. Ausgabe 2002)
Gebet:
Herr, vergib mir, wo ich mit meinem Verhalten andere negativ provoziert habe und provoziere. Hilf mir, meine Nächsten mit revolutionären Liebe zu überraschen. Nicht als Mittel zum Zweck. Liebe ist nie Mittel zum Zweck. Aber aus purer Freude und aus Liebe, die von Dir kommt. Du wirst Dich dem Anderen dadurch zeigen und mir helfen, ein Wegweiser zu sein auf Dich hin. Durchdringe mein Leben als Künstler und auch meine Kunst mit Deinem Heiligen Geist und mit Deiner provozierenden Liebe.
Amen
Text: Beat Rink
Das findet auch das „Christian Artists Seminar“ in Holland, das seit über 35 Jahren junge Künstler zusammenbringt, ermutigt und fördert.
In the last TUNE IN, we printed some excerpts from an interview with the 90-year-old conductor Herbert Blomstedt. Herbert Blomstedt is considered to be a very precise interpreter who spends an enormous amount of time going deeply into the works of the composer in question. How does he confront the danger of perfectionism in this process? His answers are profitable not only for conductors and musicians, but for every artist.
The spiritual dimension of being faithful to the work
For me, being faithful to the work, which is my habit, has a spiritual dimension. Faith calls on me to show respect for the intentions of the composer and to get to the bottom of them. Modesty and respect in the face of a composition are the express prerequisites for making advances in music, for musical growth. This is by no means what everyone thinks. There is a certain kind of virtuoso for whom it is far less important what the score says; the main thing is for one’s own talent to be appreciated! An outstanding exponent of this kind of virtuosity, as we know, was Paganini. He did not ask himself what Beethoven had written. Nor did Mahler have any idea of faithfulness to the work. Mahler’s tendency to measure everything by its effect even applied to his own works. He could go as far as recommending this to the conductor: “If something is not really effective, you absolutely must change it. If the passage for the oboe sounds too squeaky, rewrite it for the clarinet!” In Mahler, therefore, I am permitted to make changes. But this is precisely part of being faithful to the work when I approach Mahler.
Being faultless is the aim of the Pharisees
When studying conducting, one learns to cover up one’s own mistakes. For it is of course very dramatic when one makes mistakes, isn’t it? But we all make mistakes. If one hears a mistake in a performance, then it is of course only one of many. If a musician sets the goal for himself of playing with as few mistakes as possible, he will be subjecting himself to a lot of stress. Playing without mistakes cannot be a goal, it can at best be a direction we move in. There are of course good performances which are almost faultless, but do not in fact say anything. Perfectionism cramps an artist. This artistic problem is the counterpart to the tension between Jesus and the Pharisees, who were striving for perfection… One can also think of the rich young man who wants the best and at the same time becomes cramped. A musician should be able to give himself away. He does not have to be the best, but must want to give his best. Every upright person wants to improve himself, that is clear. But as soon as one does this at the expense of others, one has taken the wrong approach. So: despite mistakes, one can be a happy person. Whoever succeeds in this is to be envied. In my case, for example, I make notes after a performance to remind myself of what could be improved, but I do not let this depress me. On the other hand, one can take one’s mistakes too lightly – or one can bury oneself in them. But this is just as wrong as perfectionism. Here, therefore, what we need is this biblical message: Jesus forgives what we have done wrong.
The sabbath instead of perfectionism
I relax on the sabbath. That is God’s plan. The text is, of course, “Six days shall you work!” So not five days. “But on the seventh day you shall rest!” If one has the privilege of working with such wonderful and talented people as I do – with musicians on such a high level – this is certainly something that brings happiness. If one had no brakes in this regard, one would work oneself to death. God knew the weakness of his creation when he said: “Remember! Do not neglect the sabbath.” For me, this means: “On this day, for once, you do not need to think about your main concerns.”
Become like the little children
You ask me about my favourite Bible passage. There is a very beautiful verse in Psalm 63: it is about God’s temple. There we read, in verse 2/4: “I long to see you in the sanctuary … I will praise you as long as I live, and in your name I will lift up my hands.”David is speaking of someone in prayer. And I also lift up my hands – in front of an orchestra. This has a different function from that in the Psalm. But the poetic language of the Bible is so rich in associations and allows so many thoughts parallel to it, below it and above it, and this verse has also become my motto. It is certainly not my claim that the concert takes place “in God’s name”. But it can nevertheless become a service of worship, for it is service to God and to our fellow man. There is something holy about it. With that, I do not mean it is always deadly serious. It can also be very joyful, or something half serious and half humorous. We are of course God’s creatures and are allowed to play – naive like little children. Jesus says: “Become like the little children.”
From: “Mich umgibt ein grosser Klang” (edited by Franz Mohr / Beat Rink) Translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
Im letzten TUNE IN hat wir einige Ausschnitte aus einem Interview des 90 jährigen Dirigenten Herbert Blomstedt abgedruckt. Herbert Blomstedt gilt als akribischer Interpret, der sich mit enormem Fleiss in die Werke der jeweiligen Komponisten vertieft. Wie geht er da mit der Gefahr des Perfektionismus um? Seine Antworten sind nicht nur für Dirigenten und Musiker, sondern für jeden Künstler gewinnbringend.
Die geistliche Dimension der Werktreue
Für mich hat die Werktreue, die ich pflege, eine geistliche Dimension. Der Glaube legt mir den Respekt vor den Absichten des Komponisten nahe, die es zu ergründen gilt. Bescheidenheit und Respekt vor einer Komposition sind geradezu Grundvoraussetzungen für musikalisches Weiterkommen, für künstlerisches Wachstum. Keineswegs alle denken so. Es gibt einen Typ von Virtuosen, denen es viel weniger wichtig ist, was die Partitur sagt. Hauptsache, die eigene Begabung wird zur Kenntnis genommen! Ein herausragender Exponent dieses Virtuosentums war bekanntlich schon Paganini. Er hat nicht danach gefragt, was Beethoven geschrieben hat. Auch Mahler hatte keine Ahnung von Werktreue. Mahlers Hang, alles an der Wirkung zu messen, betraf sogar seine eigenen Werke. Er konnte dem Dirigenten empfehlen: „Wenn etwas nicht gut wirkt, so müssen Sie es unbedingt ändern. Wenn die Passage in der Oboe zu quietschig ist, so schreiben Sie es für die Klarinette um!“ Ich darf also bei Mahler ändern. Das gehört aber gerade zur Werktreue, die ich ihm entgegenbringe.
Fehlerlosigkeit ist das Ziel der Pharisäer
Im Dirigierunterricht lernt man, die eigenen Fehler zu vertuschen. Denn es ist ja sehr dramatisch, wenn man Fehler macht, nicht wahr?! Aber wir alle machen Fehler. Wenn man in einer Aufführung einen Fehler hört, dann ist das ja nur einer von vielen. Wenn sich ein Musiker zum Ziel setzt, möglichst fehlerfrei zu sein, wird es sehr stressig für ihn. Fehlerlosigkeit kann kein Ziel sein, höchstens eine Richtung, in die wir gehen. Es gibt zwar gute Aufführungen, die fast makellos sind, jedoch nichts aussagen. Perfektionismus verkrampft einen Künstler. Dieses künstlerische Problem ist das Pendant zur Spannung zwischen Jesus und den Pharisäern, die Perfektion anstreben… Man kann auch an den reichen Jüngling denken, der der Beste sein will und sich zugleich verkrampft. Ein Musiker soll sich verschenken können. Er muss nicht der Beste sein, sondern sein Bestes geben wollen. Jeder anständige Mensch will sich verbessern, zweifellos. Aber sobald man dies aufkosten anderer tut, hat man es falsch angepackt. Also: Trotz Fehlern kann man ein fröhlicher Mensch sein. Wem das gelingt, ist beneidenswert. Ich mache etwa nach einer Aufführung Notizen, in denen ich festhalte, was verbesserungswürdig ist; aber ich lasse mich dadurch nicht niederdrücken. Man kann andererseits auch seine Fehler bagatellisieren – oder sich in ihnen vergraben. Das ist aber ebenso falsch wie Perfektionismus. Die biblische Botschaft müsste hier zum Zug kommen: Jesus vergibt unser Fehlverhalten. Sabbat statt Perfektionismus
Ich entspanne mich am Sabbat. Das ist Gottes Plan. Es heisst zwar: „Sechs Tage sollst du arbeiten!“ Also nicht fünf Tage. „Aber am siebten Tag sollst du ruhen!“ Wenn man mit so wunderbaren, begabten Leuten arbeiten darf wie ich – mit Musikern auf einem so hohen Niveau – so ist das schon beglückend. Wenn man da keine Bremse hätte, würde man sich zu Tode arbeiten. Gott kannte die Schwäche seiner Schöpfung, als er sagte: „Remember! Gedenke des Sabbats“. Für mich heisst das: „Du musst an diesem Tag für einmal nicht an dein Hauptanliegen denken.“
Werdet wie die Kinder
Sie fragen nach meinem liebsten Bibelwort. Es gibt einen sehr schönen Vers in Psalm 63: Er handelt vom Tempel Gottes. Es heisst dort in Vers 2/4: „Ich schreite zum Tempel hinauf. Ich will dich preisen mein Leben lang und in deinem Namen erhebe ich meine Hände“.David sagt das als Betender. Auch ich hebe die Hände – vor einem Orchester. Dies hat eine andere Funktion als im Psalm. Aber Die poetische Sprache der Bibel ist so assoziationsreich und erlaubt so viele Neben- , Unter- und Übergedanken, dass der Vers auch mein Motto wurde. Ich beanspruche zwar nicht, dass das Konzert „im Namen Gottes“ stattfindet. Aber es kann dennoch zum Gottesdienst werden, denn es ist ein Dienst an Gott und für unsere Mitmenschen. Es hat etwas etwas Heiliges. Damit meine ich nicht, es sei immer etwas Todernstes. Es kann auch sehr fröhlich sein, etwas halb Ernstes und halb Lustiges. Wir sind ja Gottes Schöpfungen und dürfen spielen, – naiv wie die Kinder. Jesus sagt: „Werdet wie die Kinder“.
Aus: „Mich umgibt ein großer Klang“ (Herausgeber: Franz Mohr / Beat Rink)
Photo: Herbert Blomstedt at the annual Crescendo conference in Dresden 2010, interview conducted by Jan Katzschke and Peter Bannister.
Bild: Herbert Blomstedt auf der Crescendo-Jahreskonferenz 2010 in Dresden, interviewt von Jan Katzschke und Peter Banniste
Der Songwriting Wettbewerb möchte neues geistliches Liedgut fördern und gibt begabten Liedermachern die Gelegenheit sich musikalisch, prosaisch und gesanglich mit Melodien und Texten zum Thema „Leben mit Gott“ auszudrücken.
Du willst dein Wissen mit anderen teilen?
Du suchst noch einen Raum, um eine Idee umzusetzen?
Du willst etwas lernen und suchst dafür noch eine Lehrperson?
Zwischen Dezember 2017 und Mai 2018 öffnet die Kunsthalle Zürich ihre Räume für eure Kurse.
An der Musikschule Basel, die Teil der Musik-Akademie Basel ist, suchen wir für unser dreiköpfiges Sekretariats-Team infolge Pensionierungen zwei neue Mitarbeitende.
Wir suchen zwei gut ausgebildete kommunikative Sachbearbeiter/innen mit
Fähigkeitsausweis im Kaufmännischen Bereich
mindestens 5 Jahren Berufserfahrung, vorzugsweise in einem Schulsekretariat
Geschick im Umgang mit Lehrpersonen, Schüler/innen und Eltern
stilsicheren Deutschsprachenkenntnissen in Wort und Schrift
Sprachkenntnissen in mindestens einer zusätzlichen Landessprache und Englisch
sehr guten EDV-Kenntnissen, Lernfähigkeit und Lernwilligkeit im Bereich EDV
Teamfähigkeit, Belastbarkeit, Organisationsvermögen und Diskretion
der Bereitschaft zur Aneignung von fachspezifischem Musik-bezogenem Vokabular
Freude an einem musikalischen, klingenden Umfeld
der Bereitschaft zu flexiblen Arbeitszeiten (Höhere Präsenz während der Schulzeit und Ferienbezug in den Schulferien)
Ihre Aufgaben sind:
Tägliche Kommunikation mit den Lehrpersonen, Schüler/innen, Eltern und allen internen und externen Ansprechpartnern
Bearbeitung und Führen der gesamten Musikschuladministration mit Neueintritten und Austritten der Schüler/innen
Führen und Pflegen der Lehrpersonen- und Schüler/innen-Datei
Erfassen und Überwachen des Lektionenflusses
Erstellen der Pensen der Lehrpersonen mit Lohn-Relevanz
Bearbeiten des Veranstaltungswesens, Raumbewirtschaftung
Erstellen der Konzertprogramme
Pflege der Website
Mitwirkung bei der Pflege und Weiterentwicklung der EDV- Programme für die Schuladministration in Zusammenarbeit mit den EDV-Verantwortlichen
Werbeflächenbewirtschaftung und Werbematerialverwaltung
Allgemeine Büroarbeiten für die Musikschulleitung und die Fachbereichsleitungen
Erstellen von Statistiken
Erstellen und Versenden aller anfallenden (Schulgeld-)
Rechnungen
Ermässigungswesen
Wir bieten eine Anstellung im Team mit zeitgemässen Bedingungen im Umfeld der Musik-Akademie Basel (mit der Anbindung an die Hochschulen für Musik FHNW).
Bewerbungen mit den üblichen Unterlagen sind online zu richten an:
Auskunft erteilt die Musikschulleiterin Anne Brugnoni anna.brugnoni@mab-bs.ch, +41 61 264 57 21/22
Bewerbungsschluss: 15. Januar 2018
Bewerbungsverfahren: 6. März 2018 (bei Eignung werden Sie mindestens drei Wochen vorher schriftlich eingeladen)
Das Amt für Kultur schreibt den Förderakzent “Perspektivenwechsel – Impulsbeiträge für Kooperationsprojekte” aus. Das Ziel der Ausschreibung ist, KulturakteurInnen (Institutionen, Organisationen, Kulturschaffenden) die Zusammenarbeit mit AkteurInnen aus anderen gesellschaftlichen Bereichen (z.B. Sport, Soziales, Wirtschaft, Tourismus, Bildung, Politik, Umwelt) zu ermöglichen.
Die in einer pdf-Datei zusammengefassten Unterlagen (max. 10 A4-Seiten) sind elektronisch, bis spätestens Montag, 18. Dezember 2017, beim Amt für Kultur des Kantons Bern an kulturfoerderung@erz.be.ch mit dem Betreff »Perspektivenwechsel« einzureichen.
The Chaiya Art Awards is the UK’s newest theme based biennial art awards with a top prize of £10,000. The awards and exhibition will be held at London’s prestigious gallery@oxo on the busy Southbank riverside and will celebrate inspiring art on the first intriguing theme: Where is God in our 21st century world?
The Chaiya Art Awards has its roots in Christianity but does this mean you have to believe in God to enter?
At the age of 90, the conductor Herbert Blomstedt is a living wonder: he is still travelling round the world giving full-length concerts in full halls. And with all the freshness of youth. The charming birthday greetings sent by the Berlin Philharmonic are evidence of this. And they also let us sense something of the source of strength for this former chief conductor of the “San Francisco Symphony”, the “Gewandhausorchester Leipzig”, and other major orchestras: deep roots in music and faith. Here is an excerpt from an interview conducted by Crescendo 10 years ago:
Prof. Blomstedt, you said: “He who has no roots can be driven in any direction.” Your feeling for nature surely has something to do with roots. Now, does music also have the power to bring us back to the roots of our tradition? And what situation are we in regarding faith?
Herbert Blomstedt:People today are no longer aware of any roots, nor do they want to be. Perhaps they will devote some thought to this sometime when they are older. But modern man is not interested in where he comes from, and that is why he is so unhappy. Without roots, one very soon dries out, as we read in the parable of the sower. By the age of 20, young people have already tried out everything that can be tried out, and so they find life boring and resort to using stimulants, be they narcotics, excessive work or alcohol. Or they take their own life because they can find no sense in it. Now, a common factor in music and faith is that they build on memories. This does not in any way mean that they are therefore automatically conservative and fossilised. Rather, they are built on our store of experiences, drawing them out and working with them. They build on rock instead of sand. All music is based on memories and repetition, even the extremely simple and hedonistic music which we sometimes hear droning, with muffled basses, from cars. The human capacity for memory is of course much more differentiated and richer, if one considers for a moment artistic music – from dance music all the way to the most complicated orchestral works.
You mean musical material which is perhaps already there before the composition, or perhaps themes which are heard in a composition and are then developed?
Herbert Blomstedt: Yes, good music relies on memories, which it then reveals, time and again, in a new light. Now, faith is also impossible without memories. In the English Bible there is that fitting formulation: “Remember…” – “Never forget this! Tell your children what God has done for you! Bind these words to your hand and on your forehead! Think of this always, act accordingly!” The devil, on the other hand, says: “Forget! Did God really say…? That is not what he meant! You can forget what God says!” The most effective testimony of the Christian is surely when he can say: “God has done this and that for me! I will never forget it!” It is infinitely more impressive than a hundred sermons if someone can say: “God did this for me!” In this way, the life of faith, like music, is built on memory and relates to its roots.
How does your faith show through in your musical work?
Herbert Blomstedt:Well, for one thing, it will become clear in the way one behaves towards others whether one lives out what one believes. In the same way as rings of ripples are formed in water when the stone is no longer visible, the inner attitude of faith will be visible in inter-personal behaviour. As far as the musical work itself is concerned, I recall a Tchaikovsky concert in Stockholm. Afterwards, people sent they had felt as if they were in a service of worship. I was also accused of an insufficiently “fleshly” interpretation of Tchaikovsky. And I have heard similar things on subsequent occasions. Once a newspaper had a caricature of me as a Franciscan monk. (…) Works by Bruckner, Beethoven and Wagner or a symphony by Brahms say a great deal about God, although not in an ecclesiastical/dogmatic sense. Going beyond that, a Bach cantata proclaims faith, and I am also very happy about that. But other music, too, has explosive ethical force. Here I am not speaking about Bruckner in any way, who was a believer in the strict sense and remained a naive Christian throughout his whole life, or about his music, which says very much indeed about God. Rather, I am thinking about someone like Beethoven, who never said “Yes” to the church, but surely said “Yes” to God.
Which works are closest to your heart?
Herbert Blomstedt: They are works with which I can identify in a special way. I am thinking about Haydn, even in places where he is not being religious. These are works which reflect the perfect and reveal a deep, human honesty. Behind them there is an incomprehensibly great creative mind for which there is no explanation without God. Haydn’s ingenious creative power was left disregarded a long time. During the Romantic period, his music was even considered old hat. Schaum’s view of him was disparaging. But, as is well known, artistic taste goes through wave-like motions. It is not every age which is able to receive all great art. This is true for Haydn as well. His music is so fabulously rich, and every bar is a surprise. Of his one hundred and four symphonies, each one in turn is completely different. Behind them, if I may repeat myself, one can only see the original Creator as the source.
Excerpt from the book Franz Mohr, Beat Rink: “Mich umgibt ein grosser Klang”. Brunnen publishing house & Crescendo Basel / Giessen, 2008
Translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
Der Dirigent Herbert Blomstedt ist mit seinen 90 Jahren ein lebendes Wunder: Immer noch reist er rund um die Welt, um abendfüllende Konzerte zu geben. Dies in jugendlicher Frische. Der köstliche Geburtstagsgruss, den die Berliner Philharmoniker geschaltet haben, zeugt davon. Und er lässt auch etwas davon ahnen, was den ehemaligen Chef-Dirigenten von „San Francisco Symphony“ und des „Gewandhauorchesters Leipzig“ und anderer grosser Orchester ausmacht: Eine tiefe Verwurzelung in der Musik und im Glauben. Hier ein Ausschnitt aus einem Interview, das Crescendo vor 10 Jahren geführt hat:
Herr Prof. Blomstedt, Sie haben gesagt: „Wer wurzellos ist, kann in jede Richtung getrieben werden.“ Sicher hat dieses Naturgefühl etwas mit Verwurzelung zu tun. Hat nun auch die Musik die Kraft, uns zu den Wurzeln unserer Tradition zurückführen? Und wie steht es mit dem Glauben?
Herbert Blomstedt: Die Leute erkennen heute keine Wurzeln mehr und wollen dies auch gar nicht. Vielleicht werden sie sich, wenn sie älter werden, einmal darauf besinnen. Aber für den modernen Menschen ist es uninteressant, woher er kommt, und deshalb ist er so unglücklich. Man verdorrt sehr schnell ohne Wurzeln, wie es im Gleichnis vom Sämann heisst. Die jungen Menschen haben mit zwanzig bereits alles ausprobiert, was es auszuprobieren gibt und so finden sie das Leben langweilig und greifen zu Mitteln, die sie aufputschen, seien es Narkotika oder übermässige Arbeit oder Alkohol. Oder sie bringen sich um, weil sie keinen Sinn mehr finden. Die Musik und der Glaube haben nun gemeinsam, dass sie auf Erinnerungen bauen. Das bedeutet keineswegs, dass deswegen schon konservativ und versteinert wären. Sie beziehen sich vielmehr auf einen Fundus von Erlebnissen, der nun aufgegriffen und verarbeitet wird. Sie bauen auf Felsen statt auf Sand. Alle Musik baut auf Erinnerungen und Wiederholungen auf, sogar die super einfache und hedonistische Musik, die einen manchmal mit dumpfen Bässen aus den Autos entgegendröhnt. Das Erinnerungsvermögen des Menschen ist natürlich noch viel differenzierter und reicher, wenn man einmal an die kunstvolle Musik – von der Tanzmusik bis hin zu kompliziertesten Orchesterwerken – denkt.
Sie meinen musikalisches Material, das vielleicht schon vor einer Komposition da ist oder an Themen, die in einer Komposition erklingen und dann bearbeitet werden?
Herbert Blomstedt: Ja, gute Musik setzt auf Erinnerungen, die sie immer wieder in ein neues Licht rückt. Nun ist auch der Glaube ist unmöglich ohne Erinnerung. In der englischen Bibel heisst es so schön: „Remember…“ – „Vergiss es nie! Erzähle deinen Kindern, was Gott für dich getan hat! Binde die Worte auf deine Hand und auf deine Stirn! Denke immer daran, handle danach!“ Der Teufel hingegen sagt: „Vergiss! Sollte Gott gesagt haben? Das hat er nicht so gemeint! Das kann man vergessen, was Gott sagt!“ Das effektivste Zeugnis eines Christenmenschen ist doch, wenn er sagen kann: „Dies und jenes hat Gott für mich getan! Das werde ich nie vergessen!“ Es ist unendlich eindrücklicher als hundert Predigten, wenn jemand sagen kann: „Das hat Gott für mich getan!“ So baut das Glaubensleben wie die Musik auf Erinnerung auf und bezieht sich auf Wurzeln.
Wie zeigt sich Ihr Glaube in der musikalischen Arbeit?
Herbert Blomstedt: Nun, zunächst einmal wird sich im persönlichen Umgang mit den anderen Menschen zeigen, ob man lebt, was man glaubt. Wie sich Ringe im Wasser bilden, wenn der Stein nicht mehr sichtbar ist, so wird auch die innere Glaubenshaltung im zwischenmenschlichen Umgang sichtbar werden. Was die musikalische Arbeit selbst betrifft: Ich erinnere mich an ein Tschaikowski-Konzert in Stockholm. Die Leute meinten nachher, sie hätten sich wie in einem Gottesdienst gefühlt. Mir wurde auch vorgehalten, ich hätte Tschaikowski zu wenig „fleischlich“ interpretiert. Auch später habe ich Ähnliches gehört. In einer Zeitung erschien einmal eine Karikatur von mir, die mich als Franziskanermönch zeigte. (…) Werke von Bruckner, Beethoven und Wagner oder eine Symphonie von Brahms sagen sehr viel über Gott aus, obwohl nicht in kirchlich-dogmatischem Sinn. Eine Bach-Kantate kündet zusätzlich vom Glauben, und auch darüber bin ich glücklich. Aber auch andere Musik hat eine ethische Sprengkraft. Ich spreche jetzt nicht einmal von Bruckner, der im engeren Sinn gläubig war und Zeit seines Lebens ein naiver Christ blieb und von seiner Musik, die sehr viel über Gott aussagt. Ich denke eher an einen Beethoven, der kein „Ja“ zur Kirche hatte, wohl aber zu Gott.
Welche Werke sind Ihnen am nächsten?
Herbert Blomstedt: Es sind Werke, mit denen ich mich besonders identifizieren kann. Ich denke an Haydn, auch dort, wo er nicht religiös ist. Es sind Werke, die das Vollkommene widerspiegeln und eine tiefe, menschliche Ehrlichkeit zeigen. Dahinter steht ein unbegreiflich grosser Schöpfergeist, den man nur aus Gott erklären kann. Haydns geniale Schöpferkraft blieb lange Zeit unbeachtet. In der Romantik galt seine Musik sogar als alter Zopf. Schaum äussert sich abschätzig über ihn. Aber der künstlerische Geschmack kennt bekanntlich Wellenbewegungen. Nicht jede Zeit ist reif für alle grosse Kunst. So auch nicht für Haydn. Seine Musik ist so fabelhaft reich und jeder Takt eine Überraschung. Von seinen hundertvier Symphonien ist jede wieder ganz anders. Dahinter, ich sage es noch einmal, kann man nur den Urschöpfer als Quelle sehen.
Auszug aus: Franz Mohr, Beat Rink: “Mich umgibt ein grosser Klang”. Brunnen-Verlag & Crescendo, Basel / Giessen, 2008
Künstler/Innen und Kunstinteressierte sind eingeladen an den Künstler-Lunches “meet & greet” mit dabei zu sein, diese finden in der KUNST|zone, (Explo17 Halle 3, Messe Luzern) , statt. 30. Dezember, 12.00 – 13.30, Künstler-Lunch “meet & greet” 31. Dezember, 12.00 – 13.30, Künstler-Lunch “meet & greet” Nehmt euer Sandwich oder Salat mit.
Wir freuen uns über neue und bekannte Gesichter!
Das Seminar von ARTS+ findet am 30. Dezember, 16.00 – 17.15 Uhr statt.
“Kunst und Glaube: Dein Reich komme!” mit theol. Patrik Scherrer als Referent sowie Podiumsdiskussion mit Künstlerinnen und Künstlern aus verschiedenen Sparten, Leitung: theol. Beat Rink.
Am 9.12. um 20:00 Uhr feiert “Art & Act” die “Christmas Gospel Night” mit Tracey Campbell, der NEW GOSPEL COMPANY & Live Band unter Leitung von Timo Schuster.
Wir laden alle ARTS+ Mitglieder herzlich zu diesem besonderen Konzert nach Thun in den Burgsaal ein und haben im Vorverkauf eine eigene Kategorie „ARTS+” mit 20% Rabatt eingerichtet.
A conversation with my son
Last week I was talking with my 4-year-old son about self-control and making wise choices, and how we can always ask God to help us when we are struggling. He noted, “But when God is telling me not to do bad things, he speaks so quietly! His voice is so quiet.”
I imagine we have all felt that way at one time or another: we’ve felt that God’s voice, his leading, was nearly imperceptible. It would sometimes be much more convenient if he screamed his guidance to us, or if he gave us brightly flashing signs or some sort of physical indication. But he doesn’t do that; we have to listen.
The majority of people reading these Tune Ins are musicians— myself included— and listening is one of the most important things that we do. One of the things that separates a great musician from a mediocre one is how well they listen. And how frustrating it is to play with colleagues who do not listen well! Listening is important in every area of life.
Music reminds us of rightful listening
When we practice or perform music, we are listening with a heightened awareness and focus. The flow of music is so complex and fast that we are not able to achieve a rational and analytical understanding of its meaning when we listen. But listening helps us to connect to the flow of music, simultaneously filter what is important, and inspire our intuitive knowledge (or silent/tacit knowledge) to help us perform to the best of our abilities. Neuroscientists who study the brain activities of musicians found that both sides of our brains are stimulated and positively connected in manifold ways while performing music, which can even have an healing effect on the body. They also discovered that people in the audience who listen intently to music show the same levels of brain activity— listening is healthy for the brain— and that everyone can have a similar experience to that of a musician. This also shows the beautiful effect of live music, bringing performers and audience into a community and providing a healing experience. It is this communal experience of music-making which we experience in practicing, teaching, and in performance situations that reminds us we are blessed with a powerful God-given gift: music. But the even greater gift is the ability to listen in a wholesome way. But listening is not only valuable in our musical lives— we need to learn to listen well in all areas of our lives.
We need to learn to listen to God’s voice
My son was right: God usually does speak quietly. Part of walking with Jesus, part of knowing God intimately, is recognizing and listening to God’s voice. We do this by immersing ourselves in Scripture, which is God’s primary means of communicating with us today. Prayer is work and practice, and one of the things we accomplish there is learning to recognize his voice. Knowing the Bible is vital because it is through the litmus test of Scripture that we can be certain we are really hearing his voice and not false teaching or the echo of our own sinful hearts.
Much is being said about the amount of noise in our lives today, how busy and overstimulated we are. It is true, and it would benefit every single one of us to spend more time in silence, allowing God to speak to us without distractions. But when we really know his voice, as his sheep do (John 10:27), then we will hear him and follow him— even if the noise and busyness and stress around us are great.
We need to listen to others
Sometimes listening to others is really hard. But we are given command after command throughout the Bible to love others. Can you love others well without listening to them? Or, negatively put, not listening is incredibly unloving. Is there someone for whom you need to make time today? In the midst of all our busyness, do we find time to listen to our family, friends, neighbors? Or what about someone you may not know well, or may not even really know at all, who just needs a listening ear? And really listen— don’t just wait for your turn to talk. …let every person be quick to hear, slow to speak and slow to anger… (James 1:19)
Listening may also involve receiving criticism. The ability to listen and have a teachable heart will be a blessing. There is a a great deal said about this in Proverbs! Here are a few selections: The ear that listens to life-giving reproof will dwell among the wise. (15:31) Listen to advice and accept instruction, that you may gain wisdom in the future. (19:20) Like a gold ring or an ornament of gold is a wise reprover to a listening ear. (25:12)
And lastly, God listens to us. Listening is important, as we have seen. And we have the great honor and comfort of knowing that God himself listens to us. What a gift that can enable and encourage us to become listeners ourselves. But truly God has listened; he has attended to the voice of my prayer. (Psalm 66:19)
PRAYER Lord, I am often too self-centered to truly listen to others, and I neglect to really listen to you as well. Please forgive me and help me to love well enough to listen. Thank you that you do listen to me, and I am so humbled by and grateful for your love. Amen.
Text: Uwe Steinmetz, Jazz musician
DEUTSCH
Ein Gespräch mit meinem Sohn
Letzte Woche unterhielt ich mich mit meinem 4-jährigen Sohn über das Thema „Selbstkontrolle“ und darüber, wie man weise, wohl durchdachte Entscheidungen fällt. Auch sprachen wir darüber, dass wir Gott jederzeit um Hilfe bitten können, wenn wir in Schwierigkeiten sind. Er meinte dazu: “Aber wenn Gott mir sagt, dass ich keine schlechten Dinge tun soll, dann spricht er so leise! Seine Stimme ist so leise.”
Ich denke, dass wir alle schon Ähnliches empfunden haben: Gottes Stimme, seine Führung, sind fast nicht wahrnehmbar. Es wäre manchmal viel besser, wenn er zu uns laut rufen oder uns grelle Warnsignale oder andere wahrnehmbare Zeichen geben würde.
Aber das tut er nicht; wir müssen zuhören. Viele TUNE IN-Leser sind Musiker; ich selber gehöre dazu. Zuhören ist eines der wichtigsten Dinge, die wir als Musiker tun können. Was einen grossen Musiker von einem mittelmässigen unterscheidet, ist die Fähigkeit, gut zuzuhören. Wie frustrierend ist es, mit Kollegen zu spielen, die nicht gut zuhören! Und Zuhören ist in allen Lebensbereichen wichtig.
Musik verhilft zu richtigem, “offenbarendem” Zuhören
Wenn wir üben oder Musik aufführen, hören wir mit erhöhter Konzentration und schärferem Fokus zu. Der Musikfluss ist dabei so komplex und schnell, dass wir die Musik nicht noch gleichzeitig mit rationalem und analytischem Verständnis durchdringen können. Aber Zuhören ermöglicht uns, uns mit dem Fluss der Musik zu verbinden, Wesentliches daraus herauszufiltern und uns mit unserem intuitiven (oder stillen) Wissen so inspirieren zu lassen, dass Musizieren auf dem (für uns) höchstmöglichen Niveau gelingt. Neurowissenschaftler, die die Hirnaktivitäten von Musikern erforschen, fanden heraus, dass beim Musizieren beide Gehirnhälften auf vielfältige Weise stimuliert und positiv miteinander verbunden werden. Dies kann sogar eine heilende Wirkung auf den Körper haben. Auch entdeckten sie, dass bei Menschen im Publikum, die aufmerksam zuhören, ähnliche Gehirnaktivitäten feststellbar sind. Zuhören ist also gesund für das Gehirn, und jeder Hörer kann Vergleichbares erfahren wie ein Musiker. Dies zeigt auch die Wirkung von Live-Musik, welche zwischen Vorführenden und Publikum eine besondere Gemeinschaft stiftet und heilsame Erfahrungen zeitigt. Diese gemeinschaftsstiftende Kraft des Musizierens ist es, die wir beim Üben, Lehren und in Aufführungssituationen erfahren, und die uns daran erinnert, dass wir mit einer mächtigen, gottgegebenen Gabe gesegnet sind: mit Musik. Aber das noch größere Geschenk ist die Fähigkeit, auf richtige Weise zuzuhören. Zuhören ist nicht nur in unserem musikalischen Leben wertvoll; es ist in allen Bereichen unseres Lebens bedeutsam.
Wir müssen lernen, auf Gottes Stimme zu hören
Mein Sohn hatte recht: Gott spricht für gewöhnlich leise. Zur Nachfolge Jesu, zur innigen Gotteserfahrung, gehören das Erkennen und das Hören von Gottes Stimme. Wir tun dies, indem wir uns in die Bibel vertiefen, die heute Gottes wichtigstes Kommunikationsmedium ist. Gebet ist Arbeit und Übung. Es lehrt uns, Gottes Stimme zu erkennen. Die Bibel zu kennen, ist dabei lebenswichtig, weil wir nur so, wie mit einem Lackmustest, sicher sein können, dass wir wirklich Gottes Stimme hören und nicht falschen Lehren oder dem Echo unserer eigenen sündigen Herzen nachgehen.
Es wird viel über den Lärm in unserem Leben gesprochen – und darüber, wie gestresst und überstimuliert wir alle sind. Das stimmt, und es würde jedem Einzelnen von uns helfen, mehr Zeit mit Schweigen zu verbringen und Gott zu ermöglichen, ohne Störgeräusche zu uns zu sprechen. Aber wenn wir seine Stimme wirklich kennen, wie es seine Schafe tun (Johannes 10:27), dann werden wir ihn hören und ihm folgen – selbst wenn der Lärm und die Geschäftigkeit und der Stress um uns herum überwältigend sind.
Wir müssen anderen zuhören
Manchmal ist es schwer, anderen zuzuhören. Aber wir werden in der ganzen Bibel dazu aufgefordert, andere zu lieben. Kannst du andere wirklich lieben, ohne ihnen zuzuhören? Oder negativ gesagt: Nicht zuhören ist unglaublich lieblos. Gibt es jemanden, für den du heute Zeit aufwenden solltest? Finden wir inmitten all unserer Geschäftigkeit noch Zeit, um unserer Familie, Freunden, Nachbarn zuzuhören? Oder was ist mit jemandem, den du vielleicht nicht gut oder gar nicht kennst, der aber ein offenes Ohr braucht? Und kannst du wirklich zuhören – und nicht nur darauf warten, dass du endlich selber etwas sagen kannst? … lass jeden Menschen schnell hören, langsam sprechen und langsam wütend werden … (Jakobus 1:19)
Zuhören kann auch mit dem Hinhören auf Kritik verbunden sein. Die Fähigkeit, zuzuhören und ein lernfähiges Herz zu haben, sind ein Segen. Es wird viel darüber in den Sprüchen der Bibel gesagt! Hier eine kleine Auswahl: Das Ohr, das da hört auf heilsame Weisung, wird unter den Weisen wohnen. (15:31) Höre auf Rat und nimm Zucht an, dass du hernach weise seist. (19:20) Ein Weiser, der mahnt, und ein Ohr, das auf ihn hört, das ist wie ein goldener Ring und ein goldenes Halsband. (25:12)
Und schließlich hört Gott selber uns zu. Zuhören ist wichtig, wie wir gesehen haben. Dabei ist es für uns eine große Ehre und ein riesiger Trost, dass Gott selber uns zuhört. Was für ein Geschenk! Dies befähigt und ermutigt uns, selber Zuhörer zu werden. Aber wahrlich, Gott hat zugehört; Er hat sich um die Stimme meines Gebets gekümmert. (Psalm 66,19)
GEBET Herr, ich bin oft zu egozentrisch, um wirklich auf andere zu hören. Und oft versäume ich es, auf Dich zu hören. Bitte vergib mir und hilf mir, in der Liebe zu wachsen, um ein besserer Zuhöre zu werden. Danke, dass Du selber mir zuhörst. Ich nehme Deine Liebe demütig und voller Dank an. Amen.
Text: Uwe Steinmetz, Jazzmusiker
Vom 3. bis 8. September 2018 gehört die Kirche Ihnen!
Die reformierte Kirchgemeinde Bülach räumt im 2018 dafür die Kirche leer und schafft die Gelegenheit, den leeren Kirchenraum als integratives Element für Ihre kreativen und originellen Ideen / Aktivitäten zur Verfügung zu stellen. So soll der Geist der Reformation in die heutige Zeit transportiert werden.
Wettbewerb zum Reformationsjubiläum
Die Reformation veränderte vor 500 Jahren vieles, was bis dahin galt. Die Kirchen galten nicht mehr als geweihte und heilige Orte. Sie wurden teilweise geleert und ihr Schmuck wie Bilder, Gold, Altäre etc. wurde entfernt. Ganz in diesem reformatorischen Sinn und Geist räumen wir unsere Kirche aus und bieten den Kirchenraum während einer Woche zur Neu- resp. Umnutzung an.
Vom 3. bis 8. September 2018 gehört die Kirche Ihnen!
Im Rahmen einer Wettbewerbsausschreibung können sich interessierte Privatpersonen und Gruppen bewerben. Möglich sind Projekte für einzelne oder mehrere Tage, bis zu einer maximalen Dauer von 6 Tagen. Eine achtköpfige Jury wählt den/die Favoriten aus.
Eingabeschluss: 15. Januar 2018
Sämtliche Informationen zur Teilnahme am Wettbewerb sind auf dem untenstehenden Dokument ersichtlich. Pro Ausstellungstag wird eine Spesenbeteiligung von Fr. 1’000.- durch die reformierte Kirche Bülach geleistet.
Die “Kunst|Zone”, die Astrid Künzler für ARTS+ lanciert, findet vom 29. Dezember 2017 bis zum 1. Januar 2018 in der Halle 3 der kommenden EXPLO 17 in der Messe Luzern statt.
Bist du interessiert, als Tagesgast in der “Kunst|Zone” zu arbeiten, auszutauschen, zu recherchieren?
Dann kannst du dich ab sofort bei ARTS+ Projekte mit deiner Idee oder deinem Anliegen melden: projekte@ap.weiter.ch
Einmalmehr recherchiert, reflektiert und entwickelt ein ausgewähltes Team von Künstlerinnen und Künstlern aus der Bildenden Kunst und Performance Art in der “Kunst|Zone” – ein Raum zwischen Ausstellungsraum, Performance-Schauplatz, Atelier, Begegnungszone. Was dabei entsteht, ist ungewiss. Ein ästhetisches Raumkonzept bildet die visuelle Grundlage für die verschiedenen künstlerischen Positionen. Sicher ist, dass der Raum über die vier Tage hinweg laufend verändert wird und so immer wieder neue Blickrichtugnen frei gegeben und neue Zugänge ermöglicht werden. Einzelne Arbeiten laden zum Mit-Tun, zum Partizipieren ein, bei anderen wird es möglich sein die Entwicklung der Arbeit mit zu verfolgen.
Öffnungszeiten der “Kunst|Zone”:
29. Dezember
15.00 Eröffnung
offen bis 21.00 Uhr
30. Dezember
10.00 – 21.00 offen
12.00 – 13.30 Uhr Künstler-Lunch
16.00 – 17.15 Uhr Seminar “Kunst und Glaube: Dein Reich komme!” mit theol. Patrik Scherrer als Referent sowie Podiumsdiskussion mit Künstlerinnen und Künstlern aus verschiedenen Sparten, Leitung: theol. Beat Rink
Abgesehen von der “Kunst|Zone” kannst du dich auch ab sofort als Tagesgast für die gesamte Explo 17 anmelden. Alle Informationen zum Programm und zur Anmeldung sind auf explo.ch zu finden.
This Tuesday (today!) marks the 500th anniversary of the Protestant Reformation. With the auspicious anniversary approaching, I decided to read Martin Luther’swell-known short work on prayer, A Simple Way to Pray, which is actually a letter written to his barber, Peter Beskendorf, who had asked the great reformer for advice on prayer.
An excerpt from the introduction:
“…sometimes I feel I am becoming cold and apathetic about prayer. This is usually because of all the things that are distracting me and filling my mind… This is why it is such a good idea to start your day, first thing, early in the morning, by praying, and then make it the last thing you do at the end of the day. This way you can prevent lying to yourself by saying, ‘Oh, I can wait a little while. I’ll pray in an hour or so, but first I need to do this or that.’ It is this kind of thinking that will have you believe something is actually better, or more important, than prayer, particularly if some emergency demands your attention… We have to be absolutely certain that we do not allow ourselves to be distracted from genuine prayer. The devil is not lazy! He will never stop attacking us. And our flesh is all too ready, willing, and able to make us resist the spirit of genuine prayer. That’s why saying out loud the Ten Commandments, the Creed, the words of Jesus, etc., will move your heart and you will realize it is time for you to get down on your knees, or stand, and with folded hands look forward heaven and say out loud, or think: ‘O, Heavenly Father, Dear God , I am an unworthy, wretched sinner. I do not deserve to lift my eyes and hands to heaven and pray. But because You have commanded us to pray and have promised to hear such prayer, and because You have taught us through Your beloved Son, our Lord Jesus Christ, both in word and in deed, I now come on the basis of Your command in obedience to You…”
Luther brings us back to one of the most basic elements of Christian discipleship: God’s command for us to pray. It’s really astonishing, if you think about it: the creator and sustainer of everything and everyone wants us to know him. So much so, that he commands us to talk to him. How often do we take this privilege for granted, how often do we ignore and disobey this command? But there is no better thing we can do than to pray. There is always something else that we could do, something else we need to do, but bringing our worries, our doubts, our joy and sorrows and our hopes before God is the most important thing we can do. There is nothing greater than knowing Jesus.
How should we pray as artists? We can regularly re-dedicate ourselves to his service, remembering that when we create we are doing the sacred business of ushering in God’s Kingdom. We can pray for opportunities to bless others with our work. We can pray for inspiration, we can pray that we have enough work. We can pray for guidance and for doors to open. We can also express deep gratitude for the opportunity and ability to spend our days serving with our art. We can pray for contentment and the ability to live out our callings without despair or jealousy. These are just a few; I’m sure you can think of more.
How can we be more prayerful? Simply by praying, for a start! Would you consider taking time to pray and read scripture before you practice, maybe even first thing in the morning? Could you take 5 minutes at lunchtime to meditate on the Lord’s Prayer, perhaps? You might look at your day and see where it would be possible to integrate (brief) designated times for prayer, even if it seems forced and unnatural at first. God will bless it.
Martin Luther also reminds us that there is nothing and no one standing between us and God’s grace. As Christians, we have full access and Jesus is the only mediator we need. We can come boldly to the throne of grace (Hebrews 4:16) — so let us do so gratefully, joyfully and persistently!
Prayer: Father, we thank you that we can know you and come directly to you. Thank you for your unchanging love, your mercy, and your perfect wisdom. Guide us, inspire us, make us whole. Forgive us for taking you for granted, forgive our lack of self-discipline— both of which prevent us from praying regularly. Help us, Lord, to improve in this area – help us to love and obey, and to know you more. Amen.
A Simple Way to Pray is full of helpful and practical advice and is worthy of a read.
It is an inexpensive purchase, if you’re interested: LINK
Heute jährt sich der Beginn der protestantischen Reformation zum 500. Mal. Dieses bedeutungsvolle Ereignis vor Augen, habe ich mir vorgenommen, Martin Luthers bekannte kleine Schrift zum Gebet zu lesen: „Eine einfältige Weise zu beten, für einen guten Freund“. Der Freund war sein Friseur, Peter Beskendorf, der sich beim grossen Reformator einen guten Rat zum Thema Gebet holte.
Hier ein Auszug aus der Einleitung:
„Ich fühle (manchmal), dass ich durch fremde Geschäfte oder Gedanken kalt und unlustig zu beten geworden bin… Darum ist’s gut, dass man frühmorgens das Gebet das erste und des Abends das letzte Werk sein lasse, und sich mit Fleiß vor diesen falschen, betrügerischen Gedanken hüte, die da sagen: Warte ein wenig, in einer Stunde will ich beten, ich muss dies oder das zuvor fertig machen. Denn mit solchen Gedanken kommt man vom Gebet in die Geschäfte, die halten und umfangen einen dann, dass aus dem Gebet den Tag über nichts wird… Jedoch muss man auch darauf sehen, dass wir uns nicht vom rechten Gebet weggewöhnen und uns zuletzt selbst Werke als nötig deuten, die es doch nicht sind, und werden dadurch zuletzt müde und faul, kalt und überdrüssig zum Gebet. Denn der Teufel ist nicht faul noch müde um uns her, ebenso ist unser Fleisch noch allzu lebendig und frisch zur Sünde und wider den Geist des Gebets geneigt. Wenn nun das Herz durch solch unermüdliches Gespräch erwärmt und zu sich selbst gekommen ist, so knie nieder oder stehe mit gefalteten Händen und die Augen gen Himmel, und sprich oder denke, so kurz du kannst: Ach himmlischer Vater, du lieber Gott, ich bin ein unwürdiger, armer Sünder, nicht wert, dass ich meine Augen oder Hände zu dir aufhebe oder bete. Aber weil du uns allen geboten hast zu beten und dazu auch Erhörung verheißen, und über das hinaus uns selbst beides, Wort und Weise durch deinen lieben Sohn, unsern Herrn Jesus Christus gelehrt hast, so komme ich auf solch dein Gebot (vor dein Angesicht), dir gehorsam zu sein, und verlasse mich auf deine gnädige Verheißung.“
Luther führt uns zurück zu einem grundlegenden Bestandteil christlicher Nachfolge: Gott gebietet uns, zu beten. Es ist wirklich erstaunlich: Der Schöpfer und Erhalter aller Dinge und aller Menschen möchte, dass wir ihn kennen. So sehr, dass er uns auffordert, mit ihm zu sprechen. Wie oft nehmen wir dies nicht für selbstverständlich hin? Wie oft gehen wir nicht achtlos und ungehorsam an diesem Ruf vorüber? Dabei gibt ist doch nichts Besseres als zu beten. Zweifellos gibt es immer etwas, was gerade dringlicher ist, was wir gerade noch tun müssten oder könnten. Aber unsere Lasten, unsere Zweifel, unsere Freuden, unsere Sorgen und schliesslich unsere Wünsche vor Gott bringen, das ist das doch Wichtigste, was wir tun können. Es gibt nichts Grösseres, als Jesus zu kennen.
Wie können wir als Künstler beten? Wir können uns regelmässig dazu verpflichten, ihm zu dienen. Dies, indem wir uns mitten im künstlerischen Schaffensprozess darauf besinnen, dass wir Platzanweiser in Gottes Reich sind. Wir können um Gelegenheiten bitten, dass andere durch unser Schaffen gesegnet werden. Wir können um Inspiration bitten. Wir können darum bitten, dass wir genügend Arbeit haben. Wir können um Führung bitten und um offene Türen. Wir können auch dafür danken, dass wir genügend Möglichkeiten und überdies die notwendigen Begabungen haben, unsere Zeit mit dem „Dienen durch Kunst“ zu verbringen. Wir können auch um Zufriedenheit bitten und um die Fähigkeit, unsere Berufung ohne Verzweiflung oder Eifersucht zu leben. Dies sind nur einige Bitten; ich bin sicher, dass uns noch weitere einfallen.
Wie können wir unser Gebetsleben intensivieren? Einfach, indem wir beten – das ist schon ein Anfang! Könntest du dir zum Beispiel vorstellen, zu beten und eine Bibelstelle zu lesen, bevor du zu üben beginnst, vielleicht schon als erste Handlung am frühen Morgen? Könntest du dir vorstellen, dir über Mittag 5 Minuten Zeit zu nehmen für eine Meditation über das Vater Unser? Vielleicht konsultierst du deinen Tagesplan und überlegst dir, wann sich gewisse (kurze) Zeiten des Gebets integrieren lassen, selbst wenn dies zunächst etwas gezwungen und unnatürlich wirkt. Gott wird dies segnen.
Martin Luther erinnert uns auch daran, dass nichts und niemand zwischen uns und Gottes Gnade stehen kann. Als Christen haben wir völligen Zugang dazu, und Jesus ist der einzige Mittler, den wir brauchen. Wir können mutig zum Thron der Gnade treten (Hebräer 4,16) – so lasst uns dies dankbar, freudig und beharrlich tun!
Gebet Vater, wir danken Dir dafür, dass wir Dich kennen dürfen und dass wir ohne Umwege zu Dir kommen dürfen. Danke für Deine unerschütterliche Liebe, für Deine Barmherzigkeit und für Deine vollkommene Weisheit. Leite uns, inspiriere uns, mach uns heil. Vergib uns, wo wir die Gemeinschaft mit Dir als etwas Selbstverständliches betrachtet und keine Selbstdisziplin geübt haben. Denn beides hält uns davon ab, regelmässig zu beten. Herr, hilf uns, in diesem Bereich zu wachsen. Und hilf uns, dass wir in der Liebe und im Gehorsam zunehmen und Dich immer besser kennen lernen. Amen
Wertvoll zu lesen – mit vielen praktischen Ratschlägen „Eine einfältige Weise zu beten, für einen guten Freund“: LINK
“Be still, and know that I am God; I will be exalted among the nations, I will be exalted in the earth.” (Psalm 46: 10)
The piece “Silence” by jazz bassist Charlie Haden (1937-2014)was one of the first “religious” works of music that I encountered as a student— and at that time, as an atheist. Years later, as I began as a Christian to become engaged with religion in Jazz, I noticed that musicians pointed to silence as the decisive spiritual feature of traditional jazz Improvisation.
Out of silence (and rests within the music) an intense listening to fellow musicians emerges, as well as an attentive attitude toward the audience. Out silence comes sound, and out of sound comes personal images, poems and stories. Improvisation begins in and goes forth from silence. We must therefore first listen in order to improvise well. Duke Ellington said that he only hired musicians that were good listeners— it is certainly a prerequisite in Jazz.
Silence and listening are central requirements for successful improvisation, just as in a church service.
Consider the experience of devotionals in a small group setting. Intimate. Personal. Jazz musicians may also be familiar with the famous and often surprisingly beautiful concert situation when there are more musicians on the stage than members of the audience. In this situation we genuinely celebrate together — and we are careful not to jeopardize the mood and collective sound. We react spontaneously; we choose words or music that are appropriate for the situation. Who improvises, narrates from memory in his own language. Improvisation is therefore always a personal experience of transcendence, a surpassing the assumed everyday, when it is retold others. Improvisation leads to now and into community. Improvisation is always spontaneous and empathetic and sharing and confiding.
Referencing books, CDs and large concert halls or fantastically staged church services help less here when they take their own reflective form. Empathy and compassion for and resonance with others in community generates gratitude, an awareness of grace and humility. All of this leads somehow into something of a praying, adoring attitude; if this succeeds, God’s presence can be experienced. These are Emmaus Moments, moments of communal celebration in which it is remembered and retold what comprises personal faith, as well as which doubts are there, for “when two or three are gathered in my name, there am I among them.” (Matthew 18:20) Johann Sebastian Bach, the great improvisor and composer, noted in his personal Bible at 2 Chronicles 5:12-13: “In devout music, God’s grace is always present.”
Could we allow ourselves moments of silence in the coming week— before practicing or before a concert, at the end of a full day or in the tram or train, moments in which we can use the silence as a source of inspiration? Perhaps images will appear, or ideas that are worthy of following up, or a person with whom we should again come into contact? Perhaps we will just notice how very beneficial silence is. Or can we simply listen to what is already around us?
Here are the Links to two versions of Silence, one by Keith Jarrett (LINK)
and the one by Petra Haden, Charlie Haden’s daughter (LINK)
Text: Uwe Steinmetz, Jazz Musician
DEUTSCH
“Seid stille und erkennt, daß ich Gott bin! Ich will der Höchste sein unter den Heiden, der Höchste auf Erden.” Psalm 46, 10
Das Stück „SILENCE“ des 2014 verstorbenen Jazzbassisten Charlie Haden (1937-2014) war für mich als Schüler und – damals Atheisten – eines der ersten „religiösen“ Musikwerke. Jahre später begann ich, nun als Christ, mich mit Religion im Jazz zu beschäftigen. Und da fiel mir auf, das Musiker auf Stille als das entscheidende spirituelle Merkmal der im Jazz üblichen Improvisationstradition hinwiesen.
Aus der Stille (und aus den Pausen in der Musik) ergab sich ein intensives Zu-Hören den Mitmusikern gegenüber und eine wache Haltung dem Publikum gegenüber. Aus der Stille kommt der Klang, aus ihr kommen persönliche Bilder, Gedichte und Geschichten. Improvisation beginnt in und aus der Stille heraus. Wir müssen also zunächst Zuhören, um gut improvisieren zu können. Duke Ellington sagte, er engagiere nur Musiker, die wirklich zuhören könnten – im Jazz tatsächlich eine Grundvoraussetzung.
Stille und Zuhören sind zentrale Voraussetzungen für eine gelingende Improvisation, ebenso wie im Gottesdienst. Denken wir an das Erlebnis, in kleinem Kreis eine Andacht zu feiern. Intim. Persönlich.
Auch Jazzmusiker kennen die berühmten und oftmals überraschend schönen Konzertsituationen, wo mehr Musiker auf der Bühne stehen als Zuhörer im Publikum sitzen. In diesen Situationen feiern wir wahrhaftig gemeinsam. Wir achten darauf, die Stimmung und den Gesamtklang sorgfältig mitzugestalten und diese nicht zu gefährden. Wir reagieren spontan. Wir wählen Worte oder Musik, die für diese Situation passend sind. Wer improvisiert, erzählt aus der Erinnerung heraus in seiner eigenen Sprache. Improvisation ist deshalb immer auch eine persönliche Transzendenzerfahrung, eine Überschreitung des schon verstanden geglaubten Alltäglichen, wenn es neu erzählt wird für andere. Improvisation führt ins Jetzt und in die Gemeinschaft. Improvisation ist immer ein spontanes und emphatisches Teilen und Mitteilen. Verweise auf Bücher, CD-Aufnahmen und große Konzertsäle oder fantastisch inszenierte Gottesdienste helfen hier weniger, wenn sie dem eigenen Reflektieren und dem eigenen Gestalten Raum wegnehmen. Empathie, das Mitschwingen, Mitfühlen mit den anderen in Gemeinschaft, erzeugt Dankbarkeit, ein Bewusstsein für Gnade, Demut. All dies zusammen führt gleichsam in eine (an-)betende Haltung. Wenn dies gelingt, kann Gottes Gegenwart erlebbar werden.
Dies sind dann Emmaus-Momente, in denen man sich durch das gemeinsame Feiern erinnert und einander erzählt, was den eigenen Glauben ausmacht und vielleicht auch, welche Zweifel es noch gibt; denn “Wenn zwei oder drei in meinem Namen zusammen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“ (Matt. 18:20). Johann Sebastian Bach, der große Improvisator und Komponist vermerkte in seiner seiner Bibelausgabe zur 2. Chronik 5.12-13: „Bei einer andächtigen Musik ist allezeit Gott mit seiner Gnaden Gegenwart.“
Lassen wir in der kommenden Woche tägliche Momente der Stille zu – vor dem Üben oder vor dem Konzert, nach einem vollen Tag oder im Zug oder in der Straßenbahn? Nutzen wir diese Stille-Momente dann als Quelle der Inspiration? Vielleicht tauchen vergessene Bilder auf. Und Ideen die sich anzugehen wieder lohnen. Oder wir denken an eine Person, mit der wir wieder in Kontakt treten könnten. Vielleicht merken wir aber auch einfach, wie wohltuend Stille ist. Oder können wir einfach wieder einmal hinhören auf das, was uns umgibt?
Hier die LINKS zu zwei Fassungen von Silence,
mit Keith Jarrett (LINK) und mit Charlie Hadens Tochter Petra Haden (LINK).
Text: Uwe Steinmetz, Jazzmusiker
“Keep your heart with all vigilance, for from it flow the springs of life”. Proverbs 4:23
Books about happiness
There has been an abundance of literature about habits and happiness published in recent years, everything from pithy articles detailing the routines and habits of successful people to books that extensively examine these topics. I have particularly enjoyed Gretchen Rubin’s work (LINK), finding it to be well-crafted, entertaining and informative. It is clear that there is a broad interest in developing habits and routines that both influence mindsets and create a framework for success.
“Cultural Liturgies”
A number of Christian authors have also written books that touch at least tangentially on these topics, something that strikes me as significant if coincidental. Canadian philosopher James K.A. Smith* has written important work about what he terms “cultural liturgies”, examining (among other things) the way in which daily habits and practices shape our discipleship and influence Christian formation. He defines liturgies as heart shaping practices that shape what we love, and challenges Christians to recognise the various cultural liturgies we engage in every day that form our hearts and our loves. We are not “what we think”, we are “what we love”— a theme you may also recognise as Augustinian. Historical Christian worship knows this, and allows for our daily lives to be shaped by Christian practices. Consider, for example, times of fasting, praying at appointed times throughout the day, and assuming bodily postures such as standing and kneeling, etc. Christianity is very much an embodied faith— not least because Jesus himself took on human form.
Balance of information and practice
As artists, we would never expect to “think ourselves” to artistry. Why do we think we can think ourselves to holiness? We spend hours, days, years honing our craft. Sure, we read books and go to concerts and lectures, but no one thinks that if they go to enough music history lectures at the expense of practicing that they will suddenly give compelling performances. Who reads great novels and simply sits down and produces one himself? Or reads books about acting techniques and is ready to perform Tennessee Williams? Those resources are invaluable, but they are no substitute for practice. Just as right studying and thinking combined with practice make for great artistry, our spiritual lives must also have the right balance of information and practice.
Practicing Christian faith
What would practicing your Christian faith in this way look like for you? How could you intentionally allow yourself to be shaped by liturgies that order your loves after God’s priorities? For some, it’s not a new idea at all. But if the idea is new to you, you might start by framing your day with designated prayer times: once in the morning, once at lunch, once in the evening. They needn’t be long. Resources such as the Book of Common Prayerhave aided Christians in their devotional lives for centuries now. Maybe you would find following the church calendar a helpful framework. Again, historical Christian practices have a lot of wisdom to offer in this area (LINK) Gathering for regular corporate worship and receiving Communion is a huge element of Christian practice.
Liturgies and art
This also holds true for the liturgies surrounding our work; there are many liturgies in the artistic world. How are we being shaped by them? Is there a practice we can consciously integrate into our artistic lives that can influence us positively and enhance our spiritual life? And we all could stand to examine how we spend our time and our money, as well as how we eat, work, and rest— which liturgies do we regularly engage in, and how are they shaping us?
A Prayer of Self-Dedication from the Anglican Book of Common Prayer:
Almighty and eternal God, so draw our hearts to you, so guide our minds, so fill our imaginations, so control our wills, that we may be wholly yours, utterly dedicated to you; and then use us, we pray you, as you will, and always to your glory and the welfare of your people; through our Lord and Saviour Jesus Christ. Amen.
Text: Lauren Franklin-Steinmetz
* You are What You Love: The Spiritual Power of Habit, 2016
“Behüte dein Herz mit allem Fleiß, denn daraus quillt das Leben.”
Sprüche 4:23
Bücher über Glück
In den letzten Jahren erschien eine Fülle von Büchern über Lebensgewohnheiten und Glück. Die Spanne der Publikationen reicht von aussagekräftigen biografischen Einsichten in die Lebensweisen und Gewohnheiten erfolgreicher Menschen bis hin zu philosophischen und theologischen Darlegungen. Ich selber schätze die Schriften von Gretchen Rubin(LINK), die gut durchdacht, unterhaltsam und zugleich informativ sind. Offensichtlich besteht ein breites öffentliches Bedürfnis nach erlernbaren Gewohnheiten und Routinen, die die eigene Denkweise nachhaltig beeinflussen und ideale Voraussetzungen für den Erfolg schaffen sollen.
„Kulturelle Liturgien“
Auch eine Reihe von christlichen Autoren hat solche Bücher geschrieben, die die genannten Themen zumindest streifen. Dies ist kaum ein Zufall und lässt aufhorchen. So hat der kanadische Philosoph James K.A. Smith ein wichtiges Werk über “kulturelle Liturgien” verfasst*. Darin untersucht er unter anderem, wie tägliche Gewohnheiten und Handlungen unsere (christliche) Lebenshaltung und Anschauungen prägen. Er definiert Liturgien als “herzgestaltende Übungen”, die das formen, was wir lieben. Und er fordert Christen heraus, die verschiedenen „kulturellen Liturgien“ zu erkennen, die wir jeden Tag pflegen und die unsere Herzen und unsere Liebesfähigkeit beeinflussen. Wir sind nicht, “was wir denken”. Wir sind, “was wir lieben” – dies ist eine Einsicht, die man von Augustin her kennt. Traditionelle christliche Liturgien wissen ebenfalls darum und wirken darauf hin, das tägliche Leben mit christlichen Übungen zu prägen. Man denke zum Beispiel an Fastenzeiten, an Gebetszeiten zu festgelegten Stunden und an Körperhaltungen wie Stehen, Knien usw. Das Christentum kennt eine sehr körperbezogene Glaubenspraxis – nicht zuletzt, weil Jesus selber in menschlicher Gestalt gekommen ist.
Balance von Wissen und Praxis
Als Künstler würden wir niemals auf die Idee kommen, dass wir uns „zu Künstlern denken“– oder anders gesagt: dass wir unser Künstler-Sein rein denkerisch erreichen könnten. Warum meinen wir dann aber, dass wir rein denkerisch Heiligung erfahren können? Schliesslich verbringen wir doch Stunden, Tage und Jahre damit, unser künstlerisches Handwerk zu verbessern. Sicher, wir lesen auch Bücher und gehen in Konzerte oder hören uns Vorträge an. Aber niemand würde je der Illusion verfallen, dass man allein durch das Anhören von Musikgeschichte- Vorlesungen (für die man erst noch aufs Üben verzichtet!) bessere Konzerte geben könnte. Wer liest große Romane und setzt sich danach einfach hin und produziert selber einen Roman? Oder wer liest Bücher über Schauspieltechniken und ist danach imstande, Tennessee Williams zu spielen? Zweifellos sind diese Ressourcen von unschätzbarem Wert. Aber sie sind kein Ersatz für die Praxis. So wie im Bereich der Kunst das Denken und Lernen nur in Verbindung mit der Praxis des Übens Früchte tragen kann, so muss unser spirituelles Leben aus der richtigen Balance von Wissen und Praxis bestehen.
Christliche Glaubenspraxis
Wie könnte Deine christliche Glaubenspraxis aussehen? Was könnte es heissen, sich bewusst von Liturgien prägen zu lassen, die dem Ordnung geben und genügend Platz einräumen, was Du am meisten liebst und was auch Gottes Prioritäten entspricht? Für manche sind solche Ideen keineswegs neu. Aber wenn sie für Dich neu sind, kannst Du vielleicht damit beginnen, den Tag durch bestimmte Gebetszeiten zu gestalten: einmal am Morgen, einmal zum Mittagessen, einmal am Abend. Sie müssen nicht lang sein. Ressourcen wie das „Book of Common Prayer“ haben Christen seit Jahrhunderten in ihrem Glaubensleben geprägt und unterstützt. Vielleicht hilft Dir auch eine Ausrichtung nach dem Kirchenjahr. Auch hier haben alte christliche Übungen viel Weisheit zu bieten (LINK). Regelmäßige Gottesdienste und das Empfangen des Abendmahls sind bedeutsame Elemente christlicher Praxis.
Kunst und Liturgie
Dies gilt auch für die Liturgien unserer Arbeit. Es gibt viele Liturgien in der Kunstwelt. Wie werden wir von ihnen geformt? Gibt es eine Praxis, die wir bewusst in unser künstlerisches Leben integrieren können, die uns positiv beeinflussen und die unser spirituelles Leben fördern könnte? Und sicher wir alle tun gut daran, darüber nachzudenken, wie wir unsere Zeit und unser Geld einsetzen, wie wir essen, arbeiten und ruhen…Welche Liturgien pflegen wir regelmäßig – und wie formen uns diese?
Ein Gebet der Selbst-Hingabe aus dem anglikanischen Book of Common Prayer:
Allmächtiger und ewiger Gott, richte unsere Herzen auf Dich aus, leite unseren Geist, fülle unsere Vorstellungskraft, kontrolliere unseren Willen, damit wir dir ganz und gar ergeben sind; und dann benutze uns, so bitten wir dich, so wie du willst, und dies immer zu deiner Ehre und zum Wohlergehen deines Volkes; durch unseren Herrn und Retter Jesus Christus. Amen.
I recently read Love Does, a 2012 collection of essays by Christian attorney and philanthropist Bob Goff.
One phrase particularly struck me and I have mulled it over and over again: “Sometimes He [God] invites us to leave perfectly fine careers…and rather than having us apply for a position, He says our lives are the position.” (emphasis mine)
Goff is talking here about a successful colleague of his who unexpectedly quit his job in order to work toward justice for children in Uganda, as well as other humanitarian work. The story was told as one of many illustrations of the book’s primary theme: putting love into action and living a fully engaged life.
This idea resonated with me because I know it is far too easy to fall into the temptation to believe that when we have finally achieved something – getting into a certain orchestra, playing a certain concert, being published, having one’s work displayed in a particular gallery, etc. – that then, then! we will be able to be generous and kind to others, to serve at church, to spend time with someone that needs a listening ear, or anything else we know we should be doing but don’t make time for.
Or maybe you say that you will practice hospitality when you have a nicer home, or that you will make time for prayer when you are not so busy.
There are often many good reasons to do something or not, and wisdom and prayer must be exercised when making decisions about how to use our time. But the danger I’m talking about is the one where we live in a fantasy tomorrow that never arrives; the mythical place and time in which we will find it easy and convenient to love the Lord our God with all our heart, soul, mind and strength, and to love our neighbor as ourselves.
But as Emily Dickinson famously penned, “Forever is composed of Nows.” If we really believe that today is the day of salvation (2 Cor 6:2), then we have work to do today.
Wherever you are NOW, whichever phase of life, whatever your personal and professional responsibilities, that is the position. That’s the gig. That’s your life.
The moments you spent patiently helping a child learning how to read music today? That’s the position. That’s where you glorify God and love your neighbor today. It’s sacred.
When you played that concert that made you feel so fulfilled and you got lots of applause? That’s the gig, too. It’s sacred.
So is faithfully sitting with your laptop, whether the words flow or you stare in frustration at a blank document.
Maybe you could barely touch your instrument today because you were caring for an elderly relative, and you’re feeling a little lost. That’s the position. It’s sacred.
When you helped set up chairs at church, when you did the laundry so that your family had clean clothes, when you washed your roommate’s breakfast dishes to make her day a little easier, that’s the position.
Most of us will not be called to do big, crazy things in order to fulfill our callings. For most of us, it will be to work diligently at our art, to love and serve those around us in the simplest and most mundane of ways, and to follow God humbly.
But when you do that minute by minute, day in and day out, your nows turn into forever. And your life turns into what Eugene Peterson so eloquently calls, “a long obedience in the same direction”.
We will strive for greater things and hope for a better tomorrow. But we mustn’t forget that today is made up of moments that are heavy with the weight of eternity. You can only do the job you have right now – it’s impossible to do the job you might one day have.
And, “Whatever you do, work heartily, as for the Lord and not for men, knowing that from the Lord you will receive the inheritance as your reward. You are serving the Lord Christ.” (Colossians 3:23-24)
Prayer: Lord, thank you for today and for the good work you have given me to do. Give me a grateful and obedient heart, and open my eyes to see what you would have me to do today. Prosper the work of my hands (Psalm 90:17).
Text: Lauren Franklin-Steinmetz
DEUTSCH
Vor kurzem las ich Love Does, eine 2012 erschienene Essay-Sammlung des christlichen Anwalts und Philanthropen Bob Goff.
Ein Satz traf mich besonders, über den ich immer wieder nachdenken musste: “Manchmal lädt Er [Gott] uns dazu ein, perfekte und erfolgreiche Karrieren zu verlassen… Und anstatt dass wir dann uns für eine andere Position bewerben, sagt er, dass unser Leben diese Position ist.” (Hervorhebung von mir)
Goff spricht in diesem Zusammenhang von einem erfolgreichen Kollegen, der unerwartet seinen Job gekündigt hatte, um sich für Kinder in Uganda und andere humanitäre Arbeiten zu engagieren. Diese Geschichte illustriert neben vielen anderen das Themas des Buches: Liebe in die Tat umsetzen und ein erfülltes und engagiertes Leben leben.
Diese Idee sprach mich unmittelbar an. Denn ich weiß, wie leicht wir dem irrigen Glauben verfallen können, dass wir erst dann, wenn wir endlich etwas erreicht haben (dazu gehören zum Beispiel: in einem bestimmten Orchester spielen oder ein bestimmtes Konzert geben, einen guten Verlag für seine Bücher oder eine passende Galerie für seine Bilder finden usw.) – dass wir erst dann, erst dann (!) großzügig und freundlich zu anderen sein können, dass wir uns erst dann in der Kirche einsetzen können oder dass wir erst dann aufmerksame Zuhörer für jene sein können, die ein offenes Ohr brauchen. Kurz: wir meinen, dass wir erst dann all jene Dinge tun können, von denen wir heute schon wissen, dass wir sie tun sollten, für die wir aber jetzt noch keine Zeit haben.
Oder vielleicht sagst du dir im Stillen, dass du dann schon einmal gerne Gastfreundschaft üben wirst, sobald du ein schöneres Zuhause hast. Oder dass du dir mehr Zeit zum Gebet nehmen wirst, sobald du nicht mehr so beschäftigt bist. Es gibt oft viele gute Gründe, etwas zu tun oder zu lassen; Weisheit und Gebet müssen uns helfen, die richtigen Entscheidungen darüber zu treffen, wie wir unsere Zeit nutzen sollen.
Doch die Gefahr, von der ich rede, ist die, dass wir einer Fantasie von einem Übermorgen nachgehen, welches wir niemals erreichen werden, dass wir von einem mythischen Ort und von einer Zeit träumen, wo es ganz einfach und bequem sein muss, den Herrn, unseren Gott, von ganzem Herzen, von ganzer Seele, mit Geist und Kraft zu lieben, und unseren Nächsten wie uns selbst.
Die Dichterin Emily Dickinson schrieb den berühmten Satz: “Forever is composed of Nows.” – “Ewigkeit besteht aus Jetzts.“
Wenn wir wirklich glauben, dass heute der Tag der Errettung ist (2 Kor 6: 2), dann wartet heute Arbeit auf uns. Wo auch immer du JETZT bist, egal in welcher Phase deines Lebens, welche Verantwortung du auch immer im privaten und beruflichen Leben trägst: Das genau ist deine “Position”. Das ist der Gig, das Konzert. Das ist dein Leben.
Und die Momente, die du geduldig mit einem Kind beim Notenlesen verbringst? Auch das ist die Position. Dort preist du Gott und liebst deinen Nächsten heute. Das ist heilig.
Und jenes Konzert, das dich so erfüllt hat und für das du so viel Applaus bekommen hast? Auch das ist das Aufgabenfeld. Es ist heilig.
Genauso, wenn du treu an deinem Laptop sitzt, ob die Worte fließen oder ob du frustriert auf ein leeres Dokument starrst.
Vielleicht konntest du heute dein Instrument kaum anfassen, weil du dich um einen älteren Verwandten gekümmert hast – und du fühlst dich ein wenig verloren. Das ist der Ort, der heilig ist.
Genauso, wenn du beim Aufstellen der Stühle in der Kirche geholfen hast, wenn du die Wäsche gewaschen hast, damit deine Familie saubere Kleidung hat, wenn du das Frühstücksgeschirr deines Mitbewohners abgewaschen hast, um seinen Tag etwas leichter zu machen. Das ist die richtige Arbeit.
Die meisten von uns sind nicht dazu berufen, große, verrückte Dinge zu tun. Für die meisten von uns wird es darum gehen, fleißig an der eigenen Kunst zu arbeiten und die Menschen auf die einfachste und weltbezogenste Art zu lieben, ihnen zu dienen und dabei Gott demütig zu folgen.
Aber wenn du dies Tag für Tag, Minute für Minute tust, verwandeln sich deine erfüllten Jetzt-Momente ins Ewige. Und dein Leben verwandelt sich in das, was Eugene Peterson so pointiert “einen langen Gehorsam in die gleiche Richtung” nennt. Wir streben immer nach größeren Dingen und hoffen auf ein besseres Morgen. Aber vergessen wir nicht, dass es heute Momente gibt, die das Gewicht der Ewigkeit tragen. Du kannst nur jene Arbeit, die du gerade hast, gut machen. Es ist unmöglich, die Arbeit zu erledigen, die du eines Tages tun könntest. “Alles, was ihr tut, das tut von Herzen als dem Herrn und nicht den Menschen, denn ihr wisst, dass ihr von dem Herrn als Lohn das Erbe empfangen werdet. Dient dem Herrn Christus!” (Kolosser 3: 23-34)
Gebet: Herr, danke für heute und für die gute Arbeit, die du mir gegeben hast. Gib mir ein dankbares und gehorsames Herz und öffne meine Augen, um Deinen Willen zu erkennen, was ich heute tun kann. Ja, das Werk unsrer Hände wollest du fördern! (Psalm 90:17).
Liebe Musiker,
das 15. Crescendo Sommer Institute (CS) findet vom 30. Juli bis 13. August 2018 in Tokaj (Ungarn) statt.
Früh-Anmeldungen sind ab dem 11. Dezember 2017 möglich!
Was passiert, wenn sich Kunstschaffende aus den verschiedensten Sparten (Tanz, Performance,Theater, Musik, Bildende Kunst, Literatur, Illustration etc.) und mit unterschiedlichen Arbeitsweisen treffen, zusammen oder auch neben einander arbeiten, gemeinsam austauschen und essen und sich gegenseitig inspirieren?
Vom 10. September bis zum 10. Oktober 2017 wird das ehemalige Busdepot Deutweg als künstlerische Forschungsstätte und Entwicklungslabor genutzt. Kunst_Im_Depot ist prozessorientiert, partizipativ und ergebnisoffen und setzt Kunstsparten übergreifend Möglichkeiten frei, dass im Rahmen einer sehr offenen Form einem performativ-kontextbezogenen Ansatz des zeitgenössischen Kunstverständnisses nachgegangen werden kann.
The English title of this work of art by Cornelia Parker, on display in the de Young Museum in San Francisco, is “Anti-Mass”. “Parker’s use of the word “mass” refers to the physical substance and weight of objects as well as to the sacramental ritual at the centre of Christian faith.” (From the Museum’s explanatory text).
Why has this British artist, born in 1956, named this construction of hovering, charred wooden beams “Anti-Mass”? The reason is that the pieces came from an Afro-American Baptist Church in Alabama which was destroyed by arson – an act directed against, so to speak, the “Mass” (= the church service). Now, however, a force acting against gravity (in this sense also “Anti-Mass”) lifts the charred beams upwards and forms an aesthetically convincing work from them.
How can one interpret “Anti-Mass”? The explanation of the picture given by museum understands the “resurrected church” as protest against racial discrimination and as “a monument to the positive powers of creativity and love to triumph over the negative forces of destruction and hatred.”
I am not sure that this interpretation, appealing as it may be, does justice to the full scope of the work. For Cornelia Parker has created a similar work – from burnt fragments from another, non-Afro-American church which was struck by lightning during a service. On the basis of this equivalent work, at least, one could speculate that “Anti-Mass” primarily captures the moment in which an anti-gravitational force makes something beautiful out of ashes. In other works, too, Cornelia Parker captures fractions of a second – material being scattered during an explosion, for example. “Anti-Mass” therefore appears to be a sudden “resurrection of a church”: Although no new form can be recognised yet, the action is immensely powerful in itself. In an interview, the artist said, “It seems that life, damage, death and resurrection is what is going on forever.”
Even without this (Christian?) pointer given by the artist, one can come to a Christian reading of “Anti-Mass” without doing any violence to the work. In this view, one is furthermore reminded of verses from Isaiah 61, where the prophet promises “beauty instead of ashes”:
The Spirit of the Sovereign Lord is on me, because the Lord has anointed me to proclaim good news to the poor. He has sent me to bind up the brokenhearted, to proclaim freedom for the captives… to comfort all who mourn… to bestow on them a crown of beauty instead of ashes, the oil of joy instead of mourning, and a garment of praise instead of a spirit of despair.”
In his exposition of the first verses of Isaiah 61, Jesus says that this promise has now been fulfilled (that is, in his person). (Luke 4,17-21).
In this way, “Anti-Mass” invites us to reflect. Ultimately, what comes out of it is a new service of worship, a new “Mass”
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Suggestion: Let us consider the pictures of “Anti-Mass” and at the same time read Isaiah 61. Where do we need God’s anti-gravitational force in our life and in our faith? Where are there still ashes lying around in our life and faith, ashes we can bring to God – asking for renewal and, if necessary, for forgiveness? Perhaps it will be helpful to go through Isaiah 61 sentence by sentence, word by word: Where do I, as one of the “poor”, need the good news myself? Where does my broken heart need healing? Where do I need freedom? Or comfort? Or “beauty”? A final thought: In “Anti-Mass” and in Isaiah, the concern is with the community, not only with individuals. From that point of view, we can ask this question: Where do I need Christian fellowship (perhaps in the form of personal counselling, a group of Christian artists, a church congregation) – and where do the others need me?
Text: Beat Rink / Translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
Der englische Titel für das Kunstwerk von Cornelia Parker, das im de Young-Museum San Francisco hängt, ist in seiner Doppeldeutigkeit unübersetzbar: „Anti-Mass“ heisst sowohl „Anti-Messe“ als auch „Anti-Masse“.
Warum nennt die 1956 geborene britische Künstlerin die Konstruktion aus schwebenden verkohlten Holzbalken „Anti-Messe“? Der Grund liegt darin, dass die Stücke aus einer afro-amerikanischen Baptistenkirche in Alabama stammen, die durch Brandstiftung zerstört worden war – sozusagen in einem gegen die „Messe“ (= den Gottesdienst) gerichteten Akt. Nun zieht jedoch eine der Gravitation entgegenwirkende Kraft (sozusagen eine „Anti-Masse“) die verkohlten Balken hinauf und formt daraus ein ästhetisch überzeugendes Werk.
Wie ist „Anti-Mass“ zu interpretieren? Die Bilderklärung des Museums deutet die „auferstandene Kirche“ als Protest gegen die Rassendiskriminierung und als Plädoyer für die „positiven Kräfte der Kreativität und der Liebe, die Hass und Zerstörung besiegen.“
Ich bin mir nicht sicher, ob diese an sich sympathische Interpretation dem Werk vollumfänglich gerecht wird. Denn Cornelia Parker hat ein ähnliches Werk geschaffen – aus verbrannten Bestandteilen einer anderen, nicht afro-amerikanischen Kirche, in die während eines Gottesdienstes ein Blitz eingeschlagen hatte. Zumindest von diesem äquivalenten Werk her gesehen könnte man vermuten, dass „Anti-Mass“ vor allem jenen Moment festhält, in dem eine Anti-Gravitationskraft aus Asche Schönes macht. Cornelia Parker hält auch in anderen Werken Sekundenbruchteile fest – zum Beispiel auseinanderstiebendes Material nach einer Explosion. „Anti-Mass“ scheint also eine plötzliche „Kirchen-Auferstehung“ darustellen, in dem sich zwar noch keine neue Form abzeichnet, die aber in sich ungeheuer kraftvoll ist. In einem Interview sagt die Künstlerin: „Es scheint, dass Leben, Zerstörung, Tod und Auferstehung sich immer wiederholen.“
Selbst ohne diesen (christlichen?) Hinweis der Künstlerin darf man „Anti-Mass“ christlich lesen, ohne dem Werk Gewalt anzutun. Man sieht sich sogar an ein Wort aus Jesaja 61 erinnert, wo der Prophet „Schönheit“ statt „Asche“ verheisst:
„Der Geist des Herrn ruht auf mir… Er hat mich gesandt, dem Armen frohe Botschaft zu bringen, die zerbrochenen Herzen zu verbinden, den Gefangenen die Freiheit zu verkündigen, … alle Traurigen zu trösten, … daß ihnen schöner Schmuck für Asche und Freudenöl für Traurigkeit und schöne Kleider für einen betrübten Geist gegeben werden…“
Jesus sagt bei seiner Auslegung der ersten Verse von Jesaja 61, dass sich jetzt (das heisst: mit ihm selber) diese Verheissung erfüllt habe (Lukas 4,17-21).
„Anti-Mass“ lädt so zur Besinnung ein. Letztlich wird daraus ein neuer Gottesdienst, eine neue „Messe“.
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Anregung: Betrachten wir die Bilder von „Anti-Mass“ und lesen dazu Jesaja 61. Wo brauchen wir die Anti-Gravitationskraft Gottes in unserem Leben und in unserem Glauben? Wo liegen in unserem Leben und Glauben noch Aschestücke herum, die wir Gott bringen dürfen – mit der Bitte um Erneuerung und, wo nötig, um Vergebung? Vielleicht hilft es, Jesaja 61 einmal Satz für Satz durchzubuchstabieren: Wo brauche ich selber als „Armer“ die frohe Botschaft? Wo braucht mein zerbrochenes Herz Heilung? Wo brauche ich Freiheit? Wo Trost? Wo „Schönheit“? Ein letzter Gedanke: Es geht in „Anti-Mass“ und in Jesaja um die Gemeinschaft, nicht nur um einzelne Menschen. Insofern kann man auch fragen: Wo brauche ich die christliche Gemeinschaft (etwa eine seelsorgerliche Begleitung, einen christlichen Künstlerkreis, eine Kirche) – und wo brauchen die anderen mich?
Text: Beat Rink
ENGLISH
On 17th September 2017, Franz Mohr will be 90 years old. Franz Mohr was the chief concert technician of Steinway & Sons, NY – and the tuner for Horowitz, Rubinstein, Glenn Gould and numerous other great pianists of the last decades. In collaboration with Crescendo he has given numerous lectures in many towns and written books which have been translated into various languages. The most recent publication is the box with 4 CDs in which Franz Mohr speaks about his life in a series of interviews (the CDs are available in English and German: LINK). Crescendo owes Franz Mohr thanks for so much! For us (and thus for many musicians) he is a dear friend, a mentor and great supporter.
To mark his birthday, here is an extract from the book “Backstage with the Great Maestros*”, which reveals so much of the humour, and naturally of the completely unpretentious faith, of Franz Mohr.
Beat Rink:Which pianists do you have a close relationship with – besides the most famous ones (Horowitz, Rubinstein or Glenn Gould)?
Franz Mohr: I can spontaneously think of a few. Whom should I mention? Perhaps Daniel Barenboim, for whom I have worked for a long time. Originally he was a pianist, but he also works as a conductor, and now he is the artistic director of the Chicago Symphony. Incidentally, he is one of the few pianists who actually make good conductors. Horowitz always ridiculed pianists who tried to conduct. In answer to the question why so many pianists begin to conduct, he said, „No wrong notes come out of a stick.“ However, Daniel Barenboim is also a wonderful pianist. The last time I tuned for him was about three years ago. He performed in Chicago, accompanying violinist Itzhak Perlman during a Brahms evening. I sat in the balcony with my video camera and recorded the concert. I love that recording.
B.R.: Just out of curiosity: Do you record concerts often?
F.M.: I rarely record concerts. Besides the Brahms evening the only one I have is Horowitz’s legendary concert in Moscow. I recorded Barenboim’s concert because of our special relationship. Anyway, Daniel Barenboim calls me occasionally, or sends me letters, from random cities in Europe or America. He usually wants to hear my opinion about some technical matter in light of a concert or a recording. When he calls, he always speaks in German, saying, „Hallo Franz, hier ist der Danny!“ -„Hello Franz, Danny here!“ I have also talked about the Christian faith with him, even though he is a Jew. He doesn’t think that Jesus is the Jewish messiah. One time I gave him a beautiful, leather bound book, it’s a collection of God’s promises from both the Old and New Testaments. He liked it a lot and repeatedly told me that the book was a blessing for him. He said that he could open it any time and be blessed by even just one of the verses. He once gave me a book titled, „The Myth of the Judeo-Christian Tradition“. He doesn’t agree with everything it says, but he thought it was interesting and wanted my opinion about it.
B.R.: I’d like to quote the dedication in the book: „For Franz -with thanks for your selfless works and great respect for your talent. Daniel Barenboim – February, 1979.“ The thing that continually surprises me is that when you talk about your faith, you are met with open ears and genuine interest.
F.M.: I don’t just barge in with my faith. For example, I prayed for years to be able to talk with Horowitz just once about Jesus. It took quite a long time for this opportunity to arise. I talked about it in my first book. I like to mention my faith if I feel that it is appropriate and the other person is receptive to it. The point is not to be confrontational, but to honestly tell people that God loves them and has forgiven them. Only a few people reacted overly negatively. Wanda Horowitz was the most negative of them all until a few months ago. Arthur Rubinstein didn’t want to hear about the Christian faith, either, and so I didn’t talk about it with him. Although in the later years he always asked me, “Franz, are you still praying for me?” I’m convinced that many musicians are open to faith. Whenever a pianist asks questions or openly talks about beliefs, I usually try to bring up the subject more frequently. That’s what I did with Vladimir Ashkenazy, who has often hired me. An interview with him appeared in the New York Times, where he said that he was an atheist and didn’t have any faith. Reading that hurt me deeply, and so I bought a Russian Bible. I had an opportunity to give it to him in the artists’ room in Carnegie Hall. His wife was there at that time. I told him that his comment to the New York Times had hurt me, because the Bible means the world to me and that all my strength comes from God’s promises. Ashkenazy politely thanked me and took the Bible. He corrected his comment and said that he doesn’t see himself as an atheist, but that he simply doesn’t know that much about God. So he took the Bible and promised to read it. When I saw him a few weeks later he excitedly came up to me and said, „Franz, I read the Bible now! And I have to tell you that a whole new world is opening up to me!“ He was very happy.“
* This English translation of the German book „Am Anschlag der grossen Maestros“ (translation: Melissa Knabe) has not yet been published. But most of its content can be found in the CD Box “My Life with the most famous pianists” – LINK to the Crescendo Shop
Am 17. September wird Franz Mohr 90 Jahre alt. Franz Mohr war der Chef-Konzerttechniker von Steinway & Sons, New York und Techniker von Wladimir Horowitz, Glenn Gould, Arthur Rubinstein und vieler grosser Pianisten der letzten Jahrzehnte. Zusammen mit Crescendo hat er zahlreiche Vorträge in vielen Städten gehalten und seine Erinnerungen in Büchern festgehalten, die in verschiedene Sprachen übersetzt wurden. Zuletzt erschien eine Box mit je 4 CDs, auf denen Franz Mohr in Interviews über sein Leben erzählt (Die CD-Box ist auf Englisch und Deutsch erhältlich; siehe LINK). Crescendo hat Franz Mohr sehr viel zu verdanken: Er ist für uns – und dadurch für unzählige Musiker ein wunderbarer Freund, ein Mentor und ein grosser Unterstützer gewesen und geblieben.
Zu seinem Geburtstag hier ein Auszug aus dem 1994 erschienenen Buch „Grosse Maestros, hinter der Bühne erlebt“ (Neuauflage unter dem Titel: „Am Anschlag der grossen Maestros“), das vom Humor und natürlich auch vom unverkrampften Glauben von Franz Mohr zeugt.
Beat Rink: Mit welchen Pianisten (ausser Horowitz, Rubinstein und Glenn Gould) verbindet Sie etwas Besonderes?
Franz Mohr: Da fallen mir spontan einige Namen ein. Wen soll ich nennen? Nun, vielleicht Daniel Barenboim, für den ich seit langem arbeite. Er ist ja ursprünglich Pianist, aber auch auch als Dirigent tätig, heute als künstlerische Leiter des Sinfonieorchesters Chicago. Einer der wenigen Pianisten übrigens, die auch sehr gute Dirigenten sind. Horowitz hatte für dirigierende Pianisten nur Spott übrig und antwortete einmal auf die Frage, weshalb wohl so viele Pianisten zu dirigieren beginnen: “Weil aus dem Dirigentenstab keine falschen Töne herauskommen.” Daniel Barenboim ist aber auch ein ausgezeichneter Pianist, muss ich nachschicken. Das letzte Mal habe ich vor etwa drei Jahren für ihn gestimmt. Er trat in Chicago auf und begleitete den Geiger Itzhak Perlman bei einem Brahms-Abend am Flügel. Ich sass mit meiner Video-Kamera oben auf dem Balkon und nahm alles auf. Diese Aufnahme liebe ich sehr.
B.R.: Neugierige Zwischenfrage: Nehmen Sie oft Konzerte auf?
F.M.: Ich sitze sehr selten mit der Videokamera in Konzerten. Sonst habe ich eigentlich nur das legendäre Moskauer Konzert von Horowitz festgehalten. Aber weil mich mit Barenboim eben ein besonderes Verhältnis verbindet, habe ich das Konzert in Chicago aufgenommen. Nun, Daniel Barenboim ruft mich immer wieder mal an oder schreibt auch – aus irgendeiner Stadt in Europa, Amerika oder einem anderen Kontinent. Meist möchte er meine Meinung zu einem klaviertechnischen Problem hören, sei es im Blick auf ein Konzert oder auf eine Schallplattenaufnahme. Wenn er anruft, meldet er sich immer auf Deutsch: “Hallo Franz, hier ist der Danny!” Oft habe ich mit ihm auch über den Glauben gesprochen, wohl wissend, dass er Jude ist. Er kann in Jesus nicht den jüdischen Messias erkennen. Ich habe ihm einmal ein schönes, in Leder gebundenes Buch mit lauter Bibelversen geschenkt, in dem viele wunderbare Verheissungen Gottes aus dem Alten und Neuen Testament zusammengetragen sind. Davon war er sehr begeistert, und er sagte mehrmals, das Buch sei ihm zum Segen geworden. Man könne es jederzeit aufschlagen, meinte er, und man sei allein schon durch einen einzigen dieser wunderbaren Verse gesegnet. Einmal schenkte er mir ein Buch mit dem Titel “Der Mythos der jüdisch-christlichen Tradition”. Er selber stimmte zwar nicht mit Allem überein, was darin steht, aber er fand es interessant und wollte mein Urteil darüber wissen.
B.R.: In diesem Buch steht eine Widmung für Sie, die ich zitieren möchte: “Für Franz mit grosser Dankbarkeit für Dein selbstloses Schaffen und grosser Bewunderung für Dein Können. Daniel Barenboim – Februar 1979”. Was mich auch in diesem Zusammenhang wieder erstaunt, ist weniger Ihr grosser Erfolg als Klavierstimmer als dass Sie auch mit Ihren Glaubens-Gesprächen auf offene Ohren und echtes Interesse stossen.
F.M.: Nun, ich falle ja nicht mit der Tür ins Haus. Ich habe beispielsweise jahrelang dafür gebetet, dass ich mit Horowitz einmal in Ruhe über Jesus Christus sprechen kann. Und es dauerte lange, bis diese einmalige Gelegenheit kam. In meinem ersten Buch berichte ich ausführlich davon. Ich sage sehr gern etwas vom Glauben, wenn ich spüre, dass es passend ist, und dass der andere dafür einigermassen empfänglich ist. Denn es geht ja darum, andere Menschen unaufdringlich, aber glaubwürdig darauf hinzuweisen, dass die Liebe und die Vergebung Gottes auch für sie gilt. Abweisend waren eigentlich nur ganz wenige. Allen voran Wanda Horowitz – zumindest bis vor einigen Monaten. Auch Arthur Rubinstein wollte vom christlichen Glauben nichts hören, und ich liess ihn damit in Ruhe. Obwohl er zuletzt wollte, dass ich ihm, der im hohen Alter fast nichts mehr sehen konnte, aus einem christlichen Buch vorlas. Ich bin davon überzeugt, dass im Grunde viele Musiker und überhaupt Künstler für den Glauben aufgeschlossen sind. Meistens, wenn sich ein Pianist über solche Fragen äussert, hake ich nach. So bei Vladimir Ashkenazy, für den ich sehr oft arbeitete. In den New York Times erschien ein Interview mit ihm, wo er auf die Frage nach Gott sagte, er sei ein Atheist und er hätte keinen Glauben. Dies zu lesen schmerzte mich sehr, und ich besorgte mir eine russische Bibel. Im Künstlerzimmer der Carnegie Hall ergab sich dann eine gute Gelegenheit, sie ihm zu schenken. Seine Frau war ebenfalls dabei. Ich erklärte, dass mich seine Aussage in den New York Times sehr geschmerzt hätte, weil für mich die Bibel alles bedeute und ich meine ganze Kraft aus Gottes Verheissungen schöpfe. Ashkenazy bedankte sich höflich und nahm die Bibel entgegen. Er stellte zugleich richtig, dass er sich keineswegs als Atheist sehe, sondern als einer, der einfach nicht wisse, was es mit Gott auf sich habe. Er nahm also die Bibel mit und versprach, darin zu lesen. Und einige Wochen später, als ich ihn wieder sah, kam er ganz begeistert auf mich zu und begann von sich aus: “Franz, ich lese nun die Bibel! Und ich muss Dir sagen: Eine ganz neue Welt tut sich da vor mir auf!” Er war begeistert.
About this time exactly 20 years ago, two remarkable women died: Lady Di and Mother Teresa.
In his book “Culture Making”, which is greatly to be recommended to Christians involved in shaping our culture and which will also be the subject of the next TUNE IN, Andy Crouch looked at the contribution made by these two women, who represent two kinds of “cultural engagement”. Here some sentences*:
“You can make a strong case that the two most influential women of the twentieth century were a British princess and an Albanian nun. Certainly they were the most widely known. Wherever she went, Diana, Princess of Wales, held the attention of courtiers, commoners and cameras. … Even after she became estranged from Prince Charles, she retained the public’s sympathy, and no one could fail to feel a catch in their heart on the Sunday morning when we woke up to discover that this beautiful, winsome young woman had died in a moment of horrible folly in a Paris underpass.
Within a week of Diana’s death, the other most recognizable woman in the world died too— not in a luxury car but in a convent in Calcutta. Mother Teresa had moved from her native Albania to the slums of India to serve the dying— not even to cure them but simply to witness and love the presence of her Savior in their “distressing disguise.”
Our global celebrity culture is relentlessly intrusive and informal, so that the world readily called the Princess of Wales “Diana.”
Strangely, though, you rarely heard anyone speak of the nun from Calcutta as “Teresa.” To those who served in her home for the dying and to her fellow nuns, in fact, she was simply “Mother.”
If titles are a sign of power and deference, somehow Mother Teresa compelled a reverence and respect that even the Princess of Wales could not.
Ever since their deaths, I have felt that the princess and the nun offer us a kind of parable of power, and a picture of two paths to cultural influence. The moralistic turn to take at this point is to urge us all to become more like Mother— to take up the vocation of service to and among the poor, foregoing the accumulation of possessions and privilege. And there is no doubt that when Jesus met at least one young man of privilege, he invited him to do exactly that.
There will be, in our lifetime, an absolutely tiny number of women (or men) who will charm the cameras and manipulate the celebrity press so effectively that they reach her level of fame. For the rest of us to chase that kind of popularity and visibility would be both foolish and futile. Of course, the sad conclusion of Diana’s short life is that even for them to chase that kind of popularity and visibility would be both foolish and futile. And yet there is nothing— absolutely nothing— stopping us from taking Mother Teresa’s place.
At the end Mother Teresa was a wizened old woman whose face bore a crease for every year of her life.With all the plastic surgery money could buy, you or I will never look like Princess Diana in her prime— but for absolutely no cost except a life of love, we could all look like Mother Teresa. For nearly all of us, becoming a celebrity is completely, categorically impossible. For all of us, becoming a saint is completely, categorically possible. So why are so many trying to become a celebrity and so few trying to become a saint?”
(*Crouch, Andy. Culture Making: Recovering Our Creative Calling S.217ff. / InterVarsity Press. Paragraphs and emphasis in the text added by us)
Editor: Beat Rink
DEUTSCH
In diesen Tagen vor genau 20 Jahren starben zwei bemerkenswerte Frauen: Lady Di und Mutter Teresa. In seinem Buch „Culture Making“, das für christliche Kultur-schaffende sehr empfehlenswert ist und auch Thema des nächsten TUNE INs sein wird, bezieht sich Andy Crouch auf diese beiden Frauen, deren Lebenskonzepte für zwei Arten des „kulturellen Engagements“ stehen. Hier ein Auszug:
„Man kann zu Recht behaupten, dass die beiden einfluss-reichsten Frauen des 20. Jahrhunderts eine britische Prinzessin und eine albanische Nonne waren. Sicher waren sie die berühmtesten Frauen. Wo immer sie auftrat, zog Diana, Prinzessin von Wales, die Aufmerksamkeit von Höflingen, Bürgern und Kameras auf sich… Selbst nach ihrer Trennung von Prinz Charles genoss sie weiterhin alle Sympathien der Bevölkerung; und uns ging an jenem Sonntagmorgen ein Stich durchs Herz, als wir mit den ersten Morgenmeldungen erfuhren, dass diese schöne und charmante junge Frau in einem furchtbar unsinnigen Verkehrsunfall in einer Pariser Unterführung ums Leben gekommen war.
Ein paar Tage danach starb jene andere bemerkenswerte Frau – nicht in einem Luxusauto, sondern in einem Kloster von Kalkutta. Mutter Teresa war von ihrer albanischen Heimat in die Slums von Indien gezogen, um Sterbenden zu helfen. Es ging ihr darum, jenseits aller Heilungsversuche da zu sein als Zeugin Christi – und dabei dessen Gegenwart in „erschütternder Verkleidung“ zu lieben.
Die weltweite Prominenz-Kultur ist unglaublich zudringlich und informell, und so nannte man die Prinzessin von Wales schon bald „Diana“. Seltsam: Es wäre niemanden in den Sinn gekommen, die Nonne aus Kalkutta einfach „Teresa“ zu nennen. Für alle, die in ihrem Werk mitarbeiteten sowie für ihre Mit-Schwestern war sie schlicht die „Mutter“.
Wenn Titel ein Zeichen von Macht und Hochachtung sind, so erwies man Mutter Teresa eine tiefe Referenz und einen derart grossen Respekt erwiesen, wie ihn die Prinzessin von Wales nicht hätte erreichen können.
Seit dem Tod der beiden Frauen denke ich immer wieder darüber nach, dass die Prinzessin und die Nonne so etwas wie ein Gleichnis darstellen. Ein Gleichnis für „Macht“ und für zwei verschiedene Wege kultureller Einflussnahme.
An diesem Punkt könnten wir nun ein moralisches Statement wagen und dazu aufrufen, wie eine Mutter zu werden. DAs hiesse dann, die Berufung zum Dienst unter den Armen aufzunehmen und vor allem nicht nach Besitztümern und Privilegien zu streben. Es gibt keinen Zweifel daran, dass Jesus einen jungen, privilegierten Mann genau dazu anhielt.
Im Lauf unserer Lebenszeit wird es nur einer ganz kleinen Zahl von Frauen (oder Männern) möglich sein, vor Kameras zu posieren und die Klatschpresse so zu manipulieren, dass der eigene Name bald in aller Munde ist.
Für den Rest von uns wäre es kindisch und überdies vergeblich, eine solche Popularität und Medienpräsenz anstreben zu wollen. Natürlich zeigt das kurze Leben der Diana auf tragische Weise, dass dasselbe auch für Menschen wie sie gilt.
Doch gibt es nichts, absolut nichts, was uns davon abhalten kann, Mutter Teresas Platz einzunehmen. Zuletzt war Mutter Theresa eine weise, alte Frau. Jedes Jahr hatte eine Furche in ihr Gesicht gekerbt. Keine noch so gute und bestbezahlte plastische Chirurgie könnte wohl dich (und mich) in eine Prinzessin Diana verwandeln, wie sie in ihrer Blütezeit ausgesehen hat. Aber auf der anderen Seite kostet es absolut nichts – ausser einem Leben in Liebe -, wenn man wie Mutter Theresa aussehen will.
Für praktisch alle von uns ist es ein Ding der Unmöglichkeit, prominent zu werden. Aber es ist durchaus möglich, eine Heilige zu werden. Warum wollen nur so viele prominent und so wenige heilig werden?“
(Andy Crouch. Culture Making: Recovering Our Creative Calling (S.217ff.). InterVarsity Press / Abschnitte und Hervorhebungen durch uns).
Übersetzung: Beat Rink
ENGLISH
Years ago, a man of prayer passed on this impression to us: In times of great shock, musicians will give comforting concerts. Many people would stream into the churches – even to those in which the gospel is otherwise hardly preached. I often think back on these words when we once again (unfortunately at ever shorter intervals) find ourselves overtaken by shocking news. In fact, just like other forms of art, music has the power to give comfort.
The singer Njeri Weth, for example, always gives “comforting concerts” during the dark European November: LINK
On the marketplace of the Finnish town Turku, where a terrorist attack left two dead a few days ago, the cellist Pauliina Haustein organised a flash mob with three cellos and the musical setting of Dietrich Bonhoeffer’s poem “Von guten Mächten wunderbar geborgen” [“Kept by the Powers of Good”]. Finnish television recorded several minutes of it: LINK
Comforting music and comforting words reached the numerous people who gathered in front of Helsinki Cathedral 26th October, 2017, to hear the “Suomalainen Messu” (composer: Lasse Heikkilä). This is an oratorio in “folk-music style”, looking back on the hundred years of Finland’s history and containing impressive musical prayers of thanks and intercession, and also the confession of faith. Crescendo Finland, under the direction of conductor Lehari Kaustel, organised this huge concert with hundreds of choral singers, orchestral musicians and a dance group.
It was particularly moving to hear the speech by the Finnish “First Lady” Jenni Haukio, wife of the state president Sauli Niinistö. Looking back at the events of the past, she quoted the words given to us in Psalm 91,11: “For he will command his angels concerning you to guard you in all your ways” and saw them as applying to the country. Now, during her words and the song that followed, in which trust in God was expressed (“The hand of the Lord of Life is spread over our land”), it happened that a wonderfully beautiful rainbow appeared above the neighbouring government building.
Jenni Haukio closed her speech with lines from a poem by the Finnish writer Zacharias Topelius (1818-1889): “You are looking for the birch tree – your land. Good: love it and work on it as long as you live! And you are looking for a star – eternal life. Good: let this star shine over your entire life.” The Bishop Emeritus of Helsinki closed the concert (or perhaps one should rather say, the musical comfort service) with a prayer of blessing.
Links to the concert: Click unto the image. Another link: Clickhere
Link to the speech by Jenni Haukio (Finnish)
Text: Beat Rink
Translation: Bill Buchanan
DEUTSCH
Vor Jahren gab uns ein Mann des Gebets einen Eindruck weiter: Musiker würden, so sagte er, in Zeiten von Erschütterungen tröstende Konzerte geben. Zahlreiche Menschen würden in Kirchen strömen – selbst in solche, wo sonst das Evangelium kaum verkündet werde. Ich denke oft an diese Worte zurück, wenn uns wieder einmal (leider in immer kürzeren Abständen) erschütternde Nachrichten ereilen. Tatsächlich hat Musik wie auch andere Kunstformen die Kraft, Trost zu spenden. So veranstaltet die Sängerin Njeri Weth jeweils im dunklen europäischen November jeweils „Trostkonzerte“: LINK
Auf dem Marktplatz der finnischen Stadt Turku, wo es vor einigen Tagen einen Terroranschlag mit zwei Toten gegeben hatte, organisierte die Cellistin Pauliina Haustein einen Flashmob mit drei Celli und der Vertonung von Dietrich Bonhoeffers Gedicht „Von guten Mächten wunderbar geborgen“. Das finnische Fernsehen nahm mehrere Minuten davon auf: LINK
Tröstende Musik und tröstende Worte erreichten am 26.Oktober 2017 die zahlreichen Menschen, die sich vor der Kathedrale von Helsinki versammelt hatten, um der „Suomalainen Messu“ des Komponisten Lasse Heikkilä zu lauschen.
Es handelt sich um ein Oratorium im „Folk Music Style“, das die 100-jährige Geschichte Finnlands beleuchtet, und das eindrückliche musikalische Dankgebete, Fürbitten und das Glaubensbekenntnis enthält. Crescendo Finnland unter der Leitung des Dirigenten Lehari Kaustel hatte dieses riesige Konzert mit Hunderten von Chorsängern und Orchestermusikern und einer Tanzgruppe organisiert.
Bewegend war insbesondere die Rede der finnischen „First Lady“ Jenni Haukio, Ehefrau des Staatspräsidenten Sauli Niinistö. Sie zitierte im Blick auf die vergangenen Ereignisse den Zuspruch aus Psalm 91,11: „Er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten und auf allen deinen Wegen schützen“ und bezog ihn auf das Land.
Nun geschah es, dass während ihrer Worte und einem anschliessenden Lied, in dem das Vertrauen auf Gott ausgedrückt wurde (“die Hand des Herrn des Lebens breitet sich über unser Land”) über dem benachbarten Regierungsgebäude ein wunderschöner Regenbogen erschien. Jenni Haukio schloss ihre Rede mit Zeilen aus einem Gedicht des finnischen Schriftstellers Zacharias Topelius (1818-1889): “Du suchst die Birke – dein Land. Gut: Liebe es und arbeite darin, solange du lebst! Und du suchst einen Stern – das ewige Leben. Gut: Lass den Stern über deinem ganzen Leben leuchten.” Der Alt-Bischof von Helsinki schloss das Konzert (oder man müsste eher sagen: den musikalischen Trost-Gottesdienst) mit einem Segensgebet.
Links: Auf die Bilder klicken. Ein anderer Youtube-Link zum Konzert: LINK
Rede von Jenni Haukio (Finnisch) LINK
Text: Beat Rink
AUSSCHREIBUNGEN
Prix Plus 2017
Für den PrixPlus 2017 können noch bis 15. April 2017 künstlerische Projekte eingereicht werden, die im letzten Jahr in der Schweizer Öffentlichkeit den christlichen Glauben thematisiert und Menschen angesprochen haben, über den christlichen Glauben nachzudenken und zu diskutieren.
Weitere Informationen und das Anmeldeformular findest du hier.
2016 erhielt die Basler Theaterregisseurin Corinne Maier und ihr Team den Prix Plus für ihre Produktion “Like A Prayer”. Dem Künstler (Illustrator) Tobias Gutmann wurde der Förderpreis für sein Werk “Face-O-Mat” übergeben. Siehe Bericht im Tagesanzeiger über den Künstler Tobias Gutmann: Ich zeichne den Klang einer Person.
Kunst I Zone 17 Für die kommende EXPLO 17hat ARTS+ wiederum den Auftrag erhalten, eine “Kunst|Zone” einzurichten. Zur Verfügung steht ca. eine halbe Messehalle für vorwiegend bildende Künstler und Performing Arts. Ebenso besteht die Möglichkeit von zwei kurzen Spots auf der “Central Music Stage”.
Für die Kunst|Zone nimmt ARTS+ diesmal das Konferenzthema “Neuland” konkret auf. Ab sofort können sich interessierte Künstler aus allen Sparten melden, um weitere Informationen zu erhalten: projekte@ap.weiter.ch.
LAUFENDE PROJEKTE
Nacht des Glaubens
Die Nacht des Glaubens findet am 2. Juni 2017 von 17-23 Uhr mit über 200 Künstlern in Form eines SPOT in und um das Münster und den Münsterplatz in Basel statt. Wir laden Dich herzlich dazu ein!
Ein Must-see für kunst- und kulturinteressierte Menschen – mit künstlerischen Werken aus den Bereichen Musik, Darstellender Kunst, Performance und Bildender Kunst.
Weitere Informationen: NDG_Newsletter_2017
Wir würden uns freuen, Dich am 2. Juni 2017 in Basel zu sehen. Gesucht sind noch Mitarbeiter für verschiedene Bereiche. Kannst Du mithelfen oder auch das Projekt unterstützen? Zur Zeit läuft auch ein Crowdfunding-Aktion. Jede Spende ist willkommen! Alle Infos und Anmeldeformulare gibt es hier.
Reformationsjubiläum der Ev.-ref. Kirche des Kantons St. Gallen
ARTS+ erhielt den Auftrag, für das Projekt “Kunst im Gottesdienst” künstlerische Projekte aus allen Sparten zu kuratieren. Für das Projekt konnten aus allen Eingaben sieben Kunstschaffende berücksichtigt werden. Wir gratulieren Philipp Neukom, Anita Sieber, Beat Müller, Marc Lendenmann, dito dance theater, Carlos Martinez und Marcus und Rebecca Watta! Link: www.ref500-sg.ch
KÜNSTLER TREFFEN & KURSE
“Langes Wochenende der Künste” in Rasa vom 17. – 20. August 2017
Als Kooperationspartner von BART Magazin für Kunst und Gott lädt euch ARTS+ in das wunderschöne Tessiner Bergdorf Rasa im Centovalli ein. Offene Ateliers diverser Kunstschaffenden, künstlerische Inputs, Bildbetrachtungen und ein abschliessender Gottesdienst laden zum Partizipieren ein. Alle Kunstinteressierte sind willkommen – ganz egal, ob Du nur zuschaust, zuhörst oder selbst praktisch mitmachen möchtest.
Weitere Informationen: siehe PDF.
Anmeldung: Bei „Campo Rasa“,T: 091 798 13 91 oder Email: info@camporasa.ch bis spätestens 31. Juli 2017. Die Platzzahl ist beschränkt! Auskünfte zum Programm erteilt gerne: info@bartmagazin.com
ARTS+ Europa – Christian Artists Seminar vom
5. – 10. August 2017
Das 36. internationale „Christian Artists Seminar“ (CA) findet im neuen Konferenzzentrum St. Michaelsberg im deutschen Siegburg (bei Köln) statt. Der Schwerpunkt des diesjährigen Seminars mit 52 Dozenten aus ganz Europa liegt darin, Arbeitsmöglichkeiten für freischaffende Künstler jeder Kunstform zu finden: Wie kannst Du vorbeugen (Vermeidung von Gesundheitsrisiken)? Wie kann lebenslanges Lernen helfen, Deine Arbeit zu sichern? Und was ist Dein spezielles Talent, Dein Mehrwert? Siehe Flyer.
Ein theoretisches und sehr praktisches Seminar. Eineinhalb Tage Vorträge, Debatten und interessante Treffen mit Künstlern, die durchgehalten haben und bereit sind, über ihre Geheimnisse und Antworten zu sprechen, gefolgt von drei Tagen einzigartiger Workshops in diversen Kunstformen. Anmeldung und weitere Informationen hier.
&arts: School for Art, Faith and Culture
&arts ist ein Jahresprogramm des vereins GPMC in Thun, konstruiert für junge Christen, die in ihrer künstlerischen Begabung, ihrem Glauben und ihrer Berufung vorwärts gehen wollen.
Was ist deine Leidenschaft? Ob Musik, Tanz, Film/ Fotographie, Design, Malerei. Bei Arts sind verschiedenste Kunstrichtungen willkommen. Du lebst ein Jahr in der Region Thun in einer WG von Künstlern, arbeitest Teilzeit für deinen Lebensunterhalt und geniesst ein Jahr voller Kunst, Glaube und Kultur. Mehr Infos und Anmeldung unter www.andarst.ch.
ARTS+ Mitgliedschaft
Austausch, Vernetzung, Unterstützung – ARTS+. Das Jahr ist noch jung! Ermutige deine Freunde für eine Mitgliedschaft, denn gemeinsam sind wir stärker. ARTS+ ist der “Runde Tisch”, an dem sich Leitende aus verschiedenen künstlerischen Netzwerken und Initiativen gegenseitig unterstützen, um Synergien zu schaffen. Anmeldung unter: Mitgliedschaft ARTS+.
Euer ARTS+ Team
Timo Schuster
Das Amt für Kultur schreibt die Auslandstipendien 2018 des Kantons Bern in New York und Paris für professionelle Kulturschaffende aus dem Kanton Bern aus.
Eingabefrist der schriftlichen Bewerbung sind bis spätestens Freitag, 7. April 2017 beim Amt für Kultur einzureichen.
Der StopArmut-Preis prämiert Aktivitäten und Werke von Menschen, die sich für die Sensibilisierung der Schweizer Bevölkerung bezüglich Gerechtigkeits- und Armutsthemen engagieren oder sich aktiv für die Armutsbekämpfung einsetzen. Mit der Vergabe des StopArmut-Preises sollen Christinnen und Christen motiviert werden, noch stärker für globale Gerechtigkeit einzustehen.
Kunstschaffende sind aufgerufen, kreative Werke jeglicher Art (Film, Musik, Bild, Skulptur, Installation, Theater, Tanz, Performance) für den Kreativ-Preis anzumelden. Prämiert wird diejenige Kreation, die folgende Kriterien am besten erfüllt:
-Künstlerischer Ausdruck, Qualität und überzeugende Umsetzung.
-Bezug zum diesjährigen Konferenzthema Armut und Migration.
Preis: Alle Einreichenden haben die Möglichkeit, ihr Werk an der Nationalen Flüchtlings Konferenz am 19. November 2016 aus- bzw. vorzustellen.. Der/die Gewinner/-in erhält zusätzlich einen Preis im Wert von 3000 Franken.
Mehr Informationen findet ihr auf der Website oder bei weiteren Fragen bei Julia Medugno julia.medugno@gmx.net.
Eingabe bis zum 15. August 2016 hier möglich. Die Gewinner werden im Oktober benachrichtigt.
Wir freue uns auf eure Kreativität….
Liebe Frühlingsgrüsse julia
Julia Medugno Ensemble u l t r a S c h a l l
Zehntenhausstrasse 66, 8046 Zürich, Schweiz
Telefon: 0041 43 321 83 10
Mobil: 0041 79 377 44 58 www.medugno.jimdo.com
Liebe Musikschaffende und Kulturvermittelnde
Liebe Musikveranstaltende und MusikpublizistInnen
Liebe InhaberInnen und Geschäftsleitende von Berner Labels
Sehr geehrte Damen und Herren
Das Amt für Kultur und die Musikkommission des Kantons Bern lancieren erstmals die Ausschreibung der «Entr’acte»-Stipendien. Die Stipendien ermöglichen professionellen Musikschaffenden des Kantons Bern individuell gestaltbare Freiräume ohne Produktionsdruck, um die eigene künstlerische Position zu reflektieren und/oder die eigenen Kompetenzen im künstlerisch-kreativen, technischen oder organisatorischen Bereich zu erweitern.
Alle zwei Jahre stehen für die Stipendien insgesamt CHF 40’000 zur Verfügung. Es können Beiträge von maximal CHF 20’000 vergeben werden. Die detaillierte Ausschreibung und die Bewerbungsbedingungen finden sich auf der Webseite des Amts für Kultur.
Die Bewerbungsunterlagen sind schriftlich bis spätestens Freitag, 5. August 2016 (Datum des CH-Poststempels), einzureichen. Die «Entr’acte»-Stipendien für Musikschaffende lösen die bisherige Ausschreibung für innovative Musikvermittlungsprojekte ab.
Man kann den Newsletter der SSA abonnieren und seine (musikalischen) Werke dort anmelden.
Das lange Wochenende der Künste 2015 im Campo Rasa, organisiert von der VBG und dem Bart Magazin
Wir suchen Männer die eine tolle Stimme haben, schauspielerisches Talent besitzen und etwas Bühnenerfahrung mitbringen (geschulte Stimmen bevorzugt). Trifft das auf dich zu oder kennst du jemand, den das interessieren könnte?
Life on Stage – die evangelistischen Grossveranstaltungen mit Musical und Message – sind die Chance, mehr als 20 000 Menschen von Jesus zu erzählen.
Aufführungen finden im Herbst 2016 in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein statt.
Interessiert? Dann melde dich noch heute bei Hanspeter Walther unter 079 454 47 90 oder hanspeter.walther@netzwerkschweiz.ch.
Das Casting findet am 12. und 16. Januar 2016 statt.
(Natürlich sind auch Frauen mit von der Partie, doch nach der ersten Casting Runde sind die Frauen Rollen bereits besetzt. Falls du über die nächste Ausschreibung informiert werden möchtest kannst du dich auch melden.)