In der letzten KIRCHE KREATIV *, die vor ein paar Stunden in Basel stattfand, gab es keine Predigt. Dafür las der Schauspieler Adrian Furrer vom Theater Luzern den Philipperbrief. Dazwischen improvisierten fünf Musiker über den Text.
Einen grösseren Bibeltext in einem Zug zu lesen oder eben: zu hören, hat etwas für sich. Man erfährt, was Martin Luther meinte, wenn er sagte: “Ich lese die Bibel, wie ich meinen Apfelbaum ernte: Ich schüttle ihn, und was runterkommt und reif ist, das nehme ich.“ Allerdings ist anzumerken, dass der Theologe und geniale Bibelübersetzer Luther auch die genaue Lektüre und das sorgfältige Wortstudien empfahl. An einem anderen Ort schrieb er, man solle das Bibelwort reiben wie ein Kräutlein. Denn je mehr man es reibt, desto mehr duftet es.

Dieser Gottesdienst ohne Predigt war eindrücklich. Eigentlich ist ja ein solcher Paulusbrief eine Predigt in sich, wurden die Briefe doch den Gemeinden vorgelesen. – Ebenso verhält es sich natürlich mit anderen Bibeltexten.

Dazu drei weiterführende Gedanken:

1. Lesen wir ab und zu das Bibelwort laut (oder halblaut) vor uns hin. Langsam, nicht schnell. So, dass unser Inneres mitkommt. Der Theologe Wolfgang Bittner liest zum Beispiel in seinen Gottesdiensten die Bibeltexte bewusst sehr langsam, so dass man genau hinhören muss.

2. Suchen wir als Künstler Wege, wie wir das Bibelwort hörbar machen können. Es gibt ja eine riesige Tradition innerhalb der Musik-, Literatur- und Kunstgeschichte, die sich dem Bibelwort zuwendet und dieses auf grossartige Weise illustriert und weitergibt. Warum nicht Gottesdienste à la KIRCHE KREATIV veranstalten – gerade mit verschiedenartiger Kunst , die zum gelesenen Text passt (neben Text und Musik zeigten wir auch Bilder aus der Kunstgeschichte)? Solche Gottesdienste können Menschen ansprechen, die sonst nicht zur Kirche kommen.

3. Erwarten wir, dass das Bibelwort segensreich wirkt. In unseren Künstlergottesdiensten gibt es nach einem künstlerischen und einem Predigt-Teil immer einen „musikalisch begleiteten Gebets-Rundgang“ in der Kirche. Meine Frau setzt sich dort jeweils im Segnungsteam ein. Während der Textlesung bat sie Gott, ihr ein Wort aus dem Philipperbrief in Erinnerung zu rufen, das sie jemandem im Gebet würde weitergeben können. Sie „hörte“ den Vers: „Ich vermag alles durch den, der mich stark macht, Christus“ (Philipper 4,13). Bald darauf kam jemand zum Gebet und sagte: „Beten Sie einfach für mich. Ich möchte Ihnen nichts erzählen.“ So gab meine Frau diesen Vers weiter. Die Person begann sofort zu weinen und sagte darauf hin: „Erstaunlich! Das ist ja genau das, was ich jetzt brauche!“
Vertrauen wir beim Bibellesen darauf, dass Gott zu uns spricht oder uns ein Wort schenkt, das wir in der nächsten Zeit jemandem anderen weitergeben können. ·

Text: Beat Rink

* Die KIRCHE KREATIV ist ein öffentlicher Gottesdienst mit professionellen Künstlern, den Crescendo in verschiedenen Städten durchführt. Wir sind gerne bereit, entsprechende Tipps zu geben – eine Mail genügt an info@crescendo.org

Für manche Christen ist es eine offene Frage: Kann man eine charakterlose oder gar böse Person auf der Bühne darstellen? Und wenn ja: Wie realistisch soll man diese Person spielen? Ich erinnere mich sogar an eine Musikerin, die allen Ernstes beschlossen hat, nie mehr ein Stück des „zu wenig christlichen“ Mozart aufzuführen. Der Grund dafür sind völlig falsche theologische Weichenstellungen. Umso wichtiger sind sorgfältige Überlegungen und Erfahrungsberichte, die korrigierend wirken – wie zum Beispiel der folgende Bericht der Sängerin Constance Fee*:

„In einer Lebenskrise fand ich zum Glauben, den ich über viele Jahre lang vehement abgelehnt hatte. Eine der ersten Rollen, die ich nach meiner Hinwendung zum Glauben singen sollte, war jene der Mercedes in „Carmen“.
Irgendwie hatte ich den Eindruck, ich solle auch die Figur der Carmen einstudieren. Dies war seltsam, denn erstens ist die Hauptfigur nicht über allen moralischen Zweifel erhaben. Zweitens gab es zwei andere Sängerinnen, die für die Rolle vorgesehen waren. Drittens hatte die Intendanz des Opernhauses gerade gewechselt und ich stand auf der Kündigungsliste. Wie üblich, wollte der neue Intendant seine eigenen Leute mitbringen. Nach meinem Engagement als Mercedes musste ich mich ohnehin nach einem anderen Opernhaus umsehen, und es war kaum wahrscheinlich, dass ich mir in der verbleibenden Zeit noch eine so grosse Rolle anvertraut würde.
Trotzdem empfand ich, dass ich mich in die Rolle der Carmen vertiefen sollte. Also beobachtete in den kommenden Proben sehr aufmerksam die Sängerinnen, die als Carmen auf der Bühne standen. Was mich schockierte, war, dass ich die Anweisungen und Korrekturen des Regisseurs regelmässig antizipieren konnte. Stand die Carmen zu lange an einem Tisch, dachte ich hinter dem Vorhang: „Jetzt muss sie aber schleunigst weggehen!“ – Und ein paar Sekunden später gab der Regisseur genau dieselbe Anweisung. Dies geschah viele Male und bestärkte mich darin, der Rolle der Carmen gewachsen zu sein.
Was dann geschah, war eigenartig: Beide Sängerinnen waren kurz nacheinander aus unterschiedlichen Gründen verhindert. Und prompt fragte mich der Regisseur fragte mich, ob ich die Carmen singen könne. Aber da die Kündigung bereits beschlossen war, sprach sich der Intendant vehement dagegen aus. Trotzdem liess mich der Regisseur vorsingen – und setzte sich schliesslich gegen den Intendanten durch. So stand ich als Carmen auf der Bühne. Dennoch war mir bei der Sache nicht ganz wohl. Wie gesagt, ist die Hauptfigur bekanntlich recht zweifelhaft. Dies verunsicherte mich als junge Christin. Ich fragte im Gebet, was Gott damit wolle und empfand, dass er sagte: „Du musst die Figur möglichst realistisch darzustellen. Das Stück zeigt auf, was mit einem Menschen geschehen kann, der ohne Gott lebt.“ So engagierte ich mich mit voller Energie für eine möglichst gute Aufführung dieser wundervollen Oper!“

* Constance Fee ist Dozentin des “Crescendo Sommerinstituts” und lehrt am Roberts Wesleyan College, NY (LINK zu ihrer Biografie). Sie hat bereits im TUNE IN Nr.86 von einer lebensverändernden Erfahrung mit Gott erzählt (LINK).

Text: Beat Rink

Reformation – Kunst im Gottesdienst

Ein Angebot für St. Galler Kirchgemeinden im Reformationsjahr vom 1.11.17 bis 31.10.18 Reformierte und Kunst – als Reformierte ringen wir um eine neue, unverbrauchte Sprache für die Verkündigung in unseren Gottesdiensten. Anders als zur Zeit der Reformation helfen heute dazu künstlerische Impulse.
Kunst stellt Fragen anders. Die Künstlerplattform ARTS+ hat in Zusammenarbeit mit Pfr. Thomas Beerle, Sennwald, aus verschiedenen Eingaben sieben spannende Kunstprojekte ausgewählt, die reformatorisches Gedankengut verhandeln. Es werden Themen wie «befreit sein», «aus der Gnade leben», oder «Vielfarbigkeit des Glaubens» aufgegriffen. Die Kirchgemeinden nehmen bei Interesse an einem künstlerischen Beitrag zu einem Gottesdienst oder einer Einzelveranstaltung Kontakt mit der Künstlerin oder dem Künstler auf (Ausnahmen vermerkt) und vereinbaren ein Engagement. Die Kosten werden zu 40% vom Projektfonds des Reformationsjubiläums rückvergütet.

Weitere Informationen finden Sie auf dem Flyer der Homepage: www.ref500-sg.ch

Die 7-jährige Olympia Lygoura hat ihre Lehrerin Marini Peikidou und sich selber in einer Geigenstunde porträtiert – mit lachenden Gesichtern und hellen Farben! Das Bild hat eine Goldmedaille am internationalen Kindermalwettbewerb in Tokio (mit 20.000 Einsendungen !) gewonnen. Es kommuniziert sehr schön, welch grossen Eindruck und Inspiration Musik einem Kind geben kann! LINK

In den 1980 er Jahren begann die Geigenlehrerin Roberta Guaspari im New Yorker Stadtteil East-Harlem ein Projekt, dank dem Kinder aus minderbemittelten Familien kostenlos Violinstunden erhielten.
In den nächsten Jahrzehnten profitierten mehrere tausend Kinder davon. “Mit der Geige erreiche ich die Herzen und Seelen der Kinder“, sagt Roberta Guaspari. Und weiter: “Kinder müssen Erfolgserlebnisse haben, damit sie ein gesundes Selbstvertrauen entwickeln können. Wenn Sie Selbstdisziplin lernen, werden sie auch andere Dinge nicht so schnell aufgeben.“

Angesichts der Finanzkrise in ihrem Land und den täglichen Herausforderungen, die Familien in ärmlichen Verhältnissen bewältigen müssen, teilt die griechische Violinistin Marini Peikidou die gleiche Vision. Sie hat 2010 in einer evangelischen Kirche in Thessaloniki mit einem Jugendorchester und kostenlosen Geigenstunden begonnen.
Sie sagt: “Wir erteilen Kindern aus unterprivilegierten Familien (meist gehören diese kulturellen Minderheiten an, die permanent in Griechenland leben) kostenlos Unterricht und stellen auch möglichst viele Instrumente gratis zur Verfügung. In Griechenland wächst eine ganze Generation ohne Zugang zu musikalischen Bildung auf. Dies bedeutet eine künftige griechische Gesellschaft mit vielen unglücklichen und künstlerisch armen Menschen! Wir wollen diese Kinder in einen grösseren gesellschaftlichen Rahmen integrieren, also der Exklusion entgegenwirken. Wir engagieren freiwillige Musiklehrer und Musikstudenten, die kurz vor dem Abschluss stehen; wir leihen jedem Kind eine Geige und schaffen damit Musikzellen, die zu Menschlichkeit, Solidarität und engerem Zusammenleben innerhalb der griechischen Gesellschaft beitragen. Besonders die Flüchtlingssituation bringt uns dazu, vernachlässigten Kindern ohne wirkliche Bildungschancen zu helfen. Wir planen Musikstunden im “Care Day Center” in Thessaloniki, unterstützt von Agape (=Campus für Christus) und der Evangelischen Allianz Griechenland. Wir organisieren auch Kirchenkonzerte, um Kindern auch an diesen Aspekt der musikalischen Erziehung heranzuführen und laden dann ihre Familien und Freunde in eine Kirche ein, in der Jesus verkündet wird.”

Dieselbe Vision hat auch die Stadtmission Basel, die ein Projekt unter Flüchtlinskindern begonnen hat, das mittlerweile sehr erfolgreich ist: “Basel gyygt Basel spielt Geige” – siehe das Video: LINK. Wird ein Passwort benötigt, so gebraucht: baselgyygt (=Basel spielt Geige).

Auch in anderen Ländern gibt es solche wunderbare Initiativen. Crescendo unterstützt diese, wenn immer möglich. Vor einigen Tagen gründeten wir zusammen mit der Stadtmission Basel VIOLINKIDS international. Und zur Zeit läuft ein Jugend-Orchesterprojekt in Namibia, mit getragen von Crescendo Südafrika. LINK

Marini Peikidou ist seit über einem Jahr teilzeitliche Mitarbeiterin von Crescendo Griechenland. Sie schreibt regelmässige Berichte, die man gerne bestellen kann. Ihre wertvolle Arbeit ist auch auf finanzielle Hilfe angewiesen. Wichtig dabei ist: Diese Arbeit ist nicht nur auf Violinen beschränkt. So brachten Marini und ihr Mann Kostis Papazoglou in einem griechischen Flüchtlingslager vielen Kindern das Bodypercussion bei. Auch andere Instrumente sind willkommen. Der Kontakt zur Bestellung von Marinis Brief (englisch): violamarini@gmail.com

Text: Beat Rink

Tune In 227

Bemerkung:

Liebe TUNE IN Leser!

In diesen Tagen sind wir mit der Vorbereitung und Durchführung des das “Crescendo Sommerinstituts” (24.Juli-7.August) beschäftigt, weshalb wir die TUNE Ins nur sporadisch versenden können. Danke für Euer Verständnis und alle Unterstützung des Projekts.

crescendoinstitute.org

226.1
226.2

Im ostfranzösischen Audincourt befindet sich eine bemerkenswerte Kirche, die in den Jahren 1950 und 1951 auf Initiative des Abbé Prenel in einem Arbeiterviertel errichtet wurde. Im Kirchenraum fällt der Blick zuerst auf die in Glasfenster gefasste Darstellung der Passion Christ. Fernand Léger (1881-1955) schuf – als Künstler, der den christlichen Glauben nicht teilte – damit grossartige sakrale Kunst. Auch andere Werke bedeutender französischer Künstler aus der Mitte des 20. Jahrhunderts finden sich in der Sacré Coeur, die damit der Einladung des Priesters und bedeutenden Vermittlers zwischen Kunst und Kirche, Marie-Alain Couturier (1897-1954) gefolgt waren.

Die 16 Fenster von Fernand Léger erzählen im grossen Rund des Kirchenschiffs von der Passion Christi. „Liest“ man die Erzählung von links nach rechts (von der Gefangennahme über die Kreuzigung bis zum Verrat des Petrus) , so beginnt und endet sie sozusagen mit einem Raum links neben dem Eingang. Dort befindet sich (wie in alten Kirchen) das Baptisterium – der Taufraum mit dem Taufstein in der Mitte. Ihr Schöpfer: Jean René Bazaine (1904-2001).

Betritt man dieses Baptisterium, so taucht man ein in ein Meer von Licht und Farbe. Seine Ästhetik und seine Aussagen ergänzen jene des eher dunklen Hauptraums.
Die Glasfenster von Léger thematisieren ausschliesslich das Leiden des Gottesohnes. Aber in Bazaines Werk bricht auf das Osterlicht durch; es scheint Steine weg zu sprengen. – Das wichtigste Tauf-Datum der alten Kirche war Ostern!

Légers Fenster zeigen überdeutlich die menschliche Schuld auf: Gross erscheinen Würfel, Geissel, Dornenkrone, die sich „in Unschuld waschenden“ Hände, Kreuz und Hahn. Allerdings wird in der Mitte des Kirchenrunds deutlich, dass die Liebe Gottes stärker ist: Das Fenster über dem Altar zeigt das Herz Jesu (die Kirche heisst Sacré Coeur) und darunter ist ein grosses, von Léger gestaltetes Bildteppich mit Brot und Fischen zu sehen.
Das Baptisterium geht nun mit uns den weiteren, entscheidenden Schritt. Es ist der Ort, an dem der sündige Mensch in den Tod gegeben wird. Römer 6,4: „ Wir wurden mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod.“ Aber hier geschieht zugleich die Reinwaschung von der Schuld, und das Licht der Gnade und der Auferstehung erfüllt den Raum: „…und wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, so sollen auch wir als neue Menschen leben.“ (V.5) Das Angebot der Vergebung gilt nicht nur dem Täufling, sondern jedem, der in das Baptisterium eintritt. Wie auch immer man über die Tauftheologie denken mag: Der Besuch des Baptisteriums von Audincourt bietet ein begehbares Kunstwerk, das uns Gottes Gnade ästhetisch vermitteln will.

In Bazaines Glasfenster gibt es auch einen Schriftzug. Er zitiert Jesus Sirach 24,31/32: „Aujourd’hui mon fleuve est devenu mer. Au matin je ferai luire la Parole.“ Übersetzt: „Da wurde mir der Kanal zum Strom und mein Strom wurde zum Meer. So strahle ich weiterhin Belehrung aus wie die Morgenröte.“ Ein seltsames Wort! In diesem apokryphen Text spricht die Weisheit. Im Vers zuvor sagt die Weisheit: „Ich sagte: Ich will meinen Garten tränken, meine Beete bewässern.“ Und der nachfolgende Vers lautet: „Weiterhin gieße ich Lehre aus wie Prophetenworte und hinterlasse sie den fernsten Generationen.“
Die Weisheit erkennt in diesem Text: Gottes Wort ist grösser als sie selbst. Es ist ein mächtiger Strom.
So taucht der Täufling (und der Besucher des Baptisteriums) ein in diesen Strom des Wortes Gottes – und damit der Heilsgeschichte.

Das letzte TUNE IN galt dem Plädoyer von Gerard van der Leeuw zugunsten eines weiten Verständnisses von Kunst, die auch dort im Zeichen des „Heiligen“ – sprich: Gottgewolltem – stehen kann, wenn sie nicht von „christlichen“ Künstlern geschaffen wurde. Davon soll hier nichts zurückgenommen werden.
Nur: Es gibt wichtige sakrale Kunst, sei sie von christlichen Künstlern geschaffen oder nicht, die auf sehr eindrückliche Weise von der die Heiligen Schrift und von der Heilsgeschichte sprechen und diese ästhetisch „erlebbar“ machen. Die Begegnung mit solchen Kunstwerken können für unser Glaubensleben prägend sein.
(Frage : Gibt es in unserem Glaubensleben solche Werke und sind wir als Künstler vielleicht sogar gerufen, solche Kunst zu schaffen?)

LINK: http://www.mesvitrauxfavoris.fr/Supp_a/audincourt_sacre_coeur.htm

Text: Beat Rink

Von Donnerstag 17. bis Sonntag 20. August 2017 in Campo Rasa

Weitere Informationen siehe unter Veranstaltungen
oder in diesem Flyer

Gerard van der Leeuw (siehe TUNE IN 212) geht in seinem Werk „Vom Heiligen in der Kunst“ einen interessanten Weg. Das Zentrum seines Denkens ist Christus. Von ihm aus denkt eröffnet sich ein weiter Horizont, in dem Kunst als Teil des Schöpfungswerks Platz hat. Nicht nur „christliche“ Kunst oder Kunst von Christen ist Teil der kontinuierlichen Schöpfung Gottes, sondern auch „heidnische“ Kunst. Es lohnt sich, auf van der Leeuw zu hören und zu erkennen: Künstler sind von Gott begabt – und berufen. Sie haben einen wichtigen, sozusagen „heiligen“ Auftrag in der Welt.

„Das Schaffen des Künstlers ist keineswegs eine Parallele zum Schaffen Gottes; es ist sein mattester Abglanz und wird vollkommen vom Leben Gottes überstrahlt. Wer wahrlich der Schönheit dient, der dient Gott. Wer aber Gott dient, der dient darum noch nicht der Schönheit. Gott kann seinem Diener alle schönen Worte und Töne vernichten. Die tiefste, auch die zutiefst religiöse Kunst kann nicht bestehen vor Gottes Angesicht. Bei ihren höchsten Ausdrucksformen empfinden wir Sehnsucht nach einem anderen Bild, einem anderen Klang, nach etwas das keine „Kunst“ mehr wäre. Wer viele Worte hört oder gebraucht, empfindet ein unaussprechliches Verlangen nach dem Wort, dass bei Gott ist. Auch in der Kunst stehen sich Schöpfer und Schöpfung gegenüber wie Gott seinem Bilde im Menschen. Klar und schön bringt Maritain* das zum Ausdruck, wenn er von Gott sagt: „Seine und nur seine Liebe verursacht die Schönheit dessen, was Er liebt, während unsere Liebe hervorgerufen wird durch die Schönheit dessen, was wir lieben.“ So ist Gottes Liebe auch eine ganz andere als die des Künstlers. Alles ist aus Gottes Liebe geworden, auch die Schönheit. Unsere Liebe, mag sie sich auch dem Kunstwerk hingeben, ist nur Gegenliebe.

Dennoch wird uns dieses nicht gesagt, damit wir wieder in Zweifel geraten sollen. Es gibt Schöpfung. Es gibt Abstand. Es gibt Fleischwerdung. Und Nähe. Nach christlichem Glauben ist er, der Himmel und Erde schuf, als Herrscher derselbe, der als Knecht herabstieg auf die Erde…
(So) dürfen wir dennoch glauben, dass Gott uns in der Kunst, im Wort und im Klang etwas von sich gibt; dass wir auch in der Schönheit Anteil haben dürfen an seinem neuschaffenden Werk. Quer durch Natur und Kultur in ihrer heidnischen Heiligkeit hindurch baut sich das Werk der Schöpfung Gottes auf – auch in dem Ihm dienenden Kunstwerk der Menschen…Wir dürfen das scholastische „Gratia naturam non tollit, sed perficit“ (die Gnade hebt die Natur nicht auf, sondern vollendet sie) folgendermassen ändern: Die Gnade hebt die Natur nicht auf, sondern schafft sie neu.

Darum gibt es keine „geistliche“ Kunst. Hier warnt uns wieder Maritain*: „Wenn ihr christliche Kunst machen wollt, seid Christen, und sucht ein schönes Werk zu machen, dass ihr euer Herz hinein legt; versucht nicht, es christlich zu machen.“

Textauswahl: Beat Rink
** Jacques Maritain (1882-1973), Französischer Philosoph

Stephan Jon Tramèr: Landscape (Valley of Laufen) * Landschaft (Laufental)

Vom 14.-17. Juni 2018 wird in Augsburg ein Kongress zum Thema „SCHÖN“ stattfinden, organisiert von Johannes Hartl und dem Gebetshaus Augsburg (LINK) – in Zusammenarbeit mit Crescendo und verschiedenen christlichen Kulturschaffenden. Weitere Informationen werden folgen. Als Einstimmung auf das Thema werden wir in den TUNE INs das Thema „Schönheit“ verschiedentlich aufgreifen. Für diese Ausgabe haben wir den bildenden Künstler Stephan Jon Tramèr (*1956) um seine Gedanken gebeten.

“Was ist das Gegenteil von Schönheit? Die Hässlichkeit, wie es das Buch Umberto EcosStoria della Bruttezza“ (dt. Die Geschichte der Hässlichkeit)nahelegt?
Ich schlage vor, dass als Gegenteil der Schönheit nicht die Hässlichkeit zu setzen wäre, sondern die Gleichgültigkeit. Daran können wir uns abarbeiten. Versuchen wir, den Begriff der Gleichgültigkeit daran zu messen, was aus ihr erwächst, werden wir uns vielleicht auf einem Pfad befinden, der uns weiterführen kann. Die Konsequenzen sind jedenfalls enorm. Gleichgültigkeit hat mit Selbsterhöhung zu tun. Daraus entstehen Kriege, Tyrranei, Terror, der global wuchernde Mammonismus, Raubbau an der Schöpfung und ihren Ressourcen (jeder von uns ist davon Nutzniessender), Umweltprobleme wie Klimaerwärmung, Dürre, Ausbreitung der Wüsten, Weltraumschrott, Plastik in den Weltmeeren, Leerfischung der Meeresgründe, Ansprüche des Amerikanismus als Leitkultur der westlichen technischen Zivilisationen, Mobilitätswahn und anderes mehr.

Demgegenüber bedeutete die Schönheit in jeder denkbaren Form eine Wirkung der Anteilnahme, der Empathie, der höchsten anzustrebenden Form von Bewusstheit, welche in letzter Konsequenz immer die Wechselwirkung von Denken, Sprechen und Handeln mit dem Menschlichen, mit allem Geschöpflichen, mit Tieren und Pflanzen, in Zusammenhang bringt. Schönheitslehre wäre also Bildung und Pädagogik, Lehre und Forschung und der Zugang dazu für alle Menschen des Erdkreises. Dies betrifft nicht nur die künstlerische Arbeit, sondern schlichtweg alles, was Menschen tun können.

Schönheit geht mit der Ausbeutung von Mensch, Tier und Umwelt nicht zusammen. Die Wirtschaftsordnung, welche unser kapitalistisches System beflügelt (immer mehr, immer weiter, immer schneller), ist die Ausgeburt der Gleichgültigkeit einzig zu meinem Nutzen. Ist das bloss billige Moral? Alles, was die Kirchen in der Vergangenheit zu dem drohenden und real existierenden Desaster beigetragen haben (falsch übersetzter Tanach: macht euch die Erde untertan, anstatt – hebräisch sinngemäss richtig: geht verantwortlich mit meiner Schöpfung um!) hatBewegungen nicht ernstgenommen – Bewegungen wie die moderne Anthroposophie oder die Grünebewegung, die von nicht-christlicher Seite zum Teil wichtige Fragen stellten und Lösungsansätze aufzeigten.
Das sollte Christen zu denken geben. Gleichgültigkeit ist Gottferne. Gleichgültigkeit verursacht die Verhässlichung der Welt. Das Göttliche und Menschliche sind das Lebendige, welche alle Dinge und Phänomene im Zusammenhang mit allem erkennen. Partikularitäten – auch im religiösen Bewusstsein – schaffen abgesonderte Systeme. Individualismen sind Egoismen. Sie erzeugen nur selbstreferenzielle Schönheitsbilder, die flüchtig sind und hierarchisch instrumentalisiert werden als Zeichen von Macht, Propaganda und Einflusssphären. Schönheit ist frei.

Vater,
lass uns erkennen, dass Du uns berufen hast, mit meinem Lebensstil im alltäglichen Handeln zu zeigen, dass Du der Schöpfer aller Schönheit bist im Grössten wie im Kleinsten und dass alles mit allem zusammenhängt.
Wir bitten Dich: öffne unsere Augen, nicht nur unsere schöne Kunstpraxis zu sehen und zu hören, sondern jede künstlerische Aktion im Verbund mit Deinem Auftrag, verantwortlich mit Deiner Schöpfung umzugehen, neu zu erkennen und daraus die zukunftsweisenden Konsequenzen zu ziehen, politisch, gesellschaftlich, wirtschaftlich, in meinem eigenen Leben. Amen.

Text: Stephan Jon Tramèr

Stephan Jon Tramer
Stephan Jon Tramèr: Birth of the miracle * Geburt des Wunders
www.stephan-jon-tramer.ch

Concurrere heisst „zusammen laufen“ und ist eigentlich etwas Positives, wenn man sich gegenseitig ansport und ermutigt. Die Realität sieht oft ganz anders aus: Man überholt den anderen lieber und möchte ihn weit hinter sich zurücklassen. Konkurrenzdenken kann in Feindschaft umschlagen. Und das ist Gift: Gift für die Beziehung zum Nächsten, Gift für das eigene Leben und Gift in der Beziehung zu Gott. Und für Künstler oft sogar auch Gift für die Kunst. Ein erster (und der oft schwierigste) Schritt ist das Eingeständnis: Ich neige zu dieser Art von Konkurrenz-denken und Konkurrenz-Verhalten.
Bei einer der ersten Konferenzen unserer Musikerbewegung Crescendo am 27.5.1990 widmete sich der Psychologe Prof. Michael Dietrich diesem Thema. Seine Ausführungen sind nach wie vor aktuell. Hier eine Zusammenfassung:

„Menschen unserer Tage haben fünf grosse Strebungen, in denen sich das Konkurrenzdenken ausprägt. Bitte prüfen sie einmal bei sich selber nach, ob es sich so verhält oder nicht:

1.
Menschen wünschen sich eine optimale Verfügbarkeit über Geldmittel. Oder einfacher gesagt: Man will möglichst hohe Gagen.

2.
Menschen wünschen sich ein möglichst hohes soziales Prestige. Lieber ein grosser Sänger als ein einfaches Chormitglied sein!

3.
Menschen wünschen sich eine optimale Verfügbarkeit über andere. Wer wünschte sich nicht manchmal die «Macht» eines Dirigenten?

4.
Menschen wünschen sich auch ein hohes moralisches Prestige. Ich denke etwa an das Prestige, das aus der Organisation eines Benefizkonzerts erwächst.

5.
Menschen wünschen sich eine optimale Verwirklichung ihres Ichs im Sinne des Aufbaus einer Intimsphäre. Das heisst Menschen möchten auch alleine gelassen sein, Künstler wohl ganz besonders.

Wenn wir nun diese fünf Dinge zusammen sehen, dann müssen wir uns dessen bewusst sein, dass es sich dabei um eine allgemeinmenschliche Realität handelt, zu der wir stehen sollten. Wir alle kennen diese fünf Strebungen, – machen wir uns und anderen nur nichts vor. Auch die Jünger kennen ja die Frage: «Wer von uns ist grösser?»

Diese fünf Strebungen gehören zum Menschsein. Aber: Obwohl wir um den Sieg Christi am Kreuz wissen, obwohl wir auch eine persönliche Beziehung zu ihm haben, müssen wir damit rechnen, dass der «diabolos», der «Durch­einanderwerfer», aktiv wird und uns gerade in den genann­ten fünf Bereichen zu irritieren versucht. Vielleicht so zu irritieren versucht, dass diese Strebungen eine pervertierte Form des Konkurrenzdenkens annehmen, die uns geradezu krank macht.“

Gebet:
Herr, vergib, wo mein Konkurrenzdenken mich und die Beziehung zum Nächsten krank gemacht hat.
Ich vertraue Dir, dass Du mir genau jenes Mass an Erfolg gibst, das für mich gut ist. Und ich nehme es aus Deiner Hand, wenn Andere erfolgreicher sind.
Ich will sie nicht länger als meine Feinde sehen. Lehre mich, sie zu lieben. Lehre mich Demut.
Aber hilf mir auch, mutig weiter zu arbeiten und mein Bestes zu geben.
Du weißt auch, wo ich unter dem Konkurrenzdenken anderer und unter der Konkurrenzatmosphäre in Künstlerkreisen leide. Mach mich zum Werkzeug Deines Friedens! Dass ich Liebe übe, wo man sich hasst. Amen

Text: Beat Rink

Auch die Luzerner Zeitung berichtet über den diesjährigen Prix Plus Preis Empfänger Reto Scheiber und seiner Kunstausstellung.

Hier findest du den ganzen Artikel.

Ein Wort von Chris Daza, Malawi, führt fort, was im letzten TUNE IN über ARTreach gesagt wurde. Dazu einige Bilder von der schönen “Nacht des Glaubens. Festival für Kunst und Kirche” vom 2.Juni in Basel

„Kunst kann auf äusserst wirkungsmächtige Weise Gottes Wahrheit vermitteln – auch ohne das tragende Medium des Wortes. Aus unterschiedlichen Gründen können viele Menschen das unmittelbar verkündete Evangelium nicht mehr hören – oder noch nicht hören. Deshalb brauchen Millionen von Menschen aller Altersstufen einen Künstler. Nicht damit dieser sie mit Antworten anpredige, sondern damit er sie in ihren Fragen begleite und geleite – ein Maler, ein Sänger, ein Komponist, ein Musiker, ein Tänzer, ein Bildhauer, ein Dichter. Er wird ihren Fragen Gestalt verleihen. Er wird Aspekte der Schöpfung filigranartig sichtbar machen. Er wird den Kunstempfänger dazu bringen, seinen kleinen Finger auszustrecken, um zu versuchen, das Unsichtbare anzurühren; er wird seine Vorstellungskraft bewegen und ihn einladen, eine Wirklichkeit hinter dem augenfällig Vordergründigen zu entdecken.“

NdG 2017
NdG 06.2017

Das Urner Tagblatt hat einen Bericht zur Pris Plus Preisvergabe 2017 herausgegeben.

Siehe Pressebericht.

Es gibt heute noch wegweisende prophetische Worte. Sie verdienen besonders dann unsere erhöhte Aufmerksamkeit, wenn sie etwas Neues sagen. Vor Jahren hatte der Musiker Scott McLeod auf einer Reise durch die Schweiz eine Vision. Vor dem Löwendenkmal in Luzern bekam er ein prophetisches Wort. Dies schlug sich in einem dünnen Büchlein nieder. Nun müssen solche Worte natürlich sorgfältig geprüft werden. Die Schrift „Der Löwe des Lichts“ ist durch viele Hände gegangen und von zahlreichen Lesern „geprüft“ worden. Obwohl 2001 geschrieben und als „Wort an die Schweiz“ formuliert, in dem unter anderem die Abkehr vom Mammon angemahnt wurde, ist die Prophetie immer noch gültig und in manchen Teilen über die Schweiz hinausweisend. Er spricht dort unter anderem von der zentralen Rolle, die Künstler im Missionsfeld spielen werden.
Der folgende verwandte Text über „Artreach“ (= Art + Outreach / Missionseinsatz) war Teil einer anderen kleinen Schrift von Scott MacLeod:

„Es gibt ein neues Phänomen, das in Kirche und Welt Einzug halten wird. Man wird es «Art­reach» nennen. Was bedeutet «Artreach»? Es ist eine Form von Evangelisatiosseinsatz, die stark von göttlicher Kreativität ge­prägt sein wird. In der nächsten Phase der Kirchengeschichte wird «Artreach» die zentrale Methode sein, mit der wir der Welt das Evangelium bringen können. Gott wird vom Heiligen Geist inspirierte Kreativität einsetzen; sein Volk wird sie verbreiten und so Menschen in aller Welt erreichen. «Denn die Erde wird voll werden von Erkenntnis der Ehre des HERRN, wie Wasser das Meer bedeckt.» (Habakuk 2,/4)Wir gehen auf eine Zeit zu, in der die Gemeinde Jesu durch die Kreativität Gottes gestärkt und belebt wird!
Der Heilige Geist ist hinter den Kulissen an vielen kreativen Orten bereits am Werk: in Hollywood, in Nashville, in Austin/Texas, in Belo Horizonte, in Zürich, in Berlin, in Vancouver eben­so wie in vielen anderen Zentren der kommenden Renaissance. Gott will die Künste gebrauchen, um die Herzen der Menschen anzusprechen. Wenn ich von den Künsten spreche, dann meine ich Kunst in ihrer ganzen Vielfalt. Die Künste und die Medien sind eines der zentralen Schlachtfelder zwischen Licht und Finsternis – und das Evan­gelium vom Licht wird die Dunkel­heit überwinden!…
Der Herr ist dabei, sich eine Streitmacht zusam­menzustellen, die durch eine intensive Zeit der Vorbereitung geht, die nicht selten mit grossen persönlichen Misserfolgen verbunden ist. Als Frucht dieser Erfahrungen werden die betref­fenden Menschen eine grosse Demut und Gebrochenheit besitzen. Diese Menschen, die von Gott inspi­riert sind, werden auf völlig unkon­ventionelle Art und Weise handeln, weil sie dem Geist Gottes folgen und sich nicht von zeitlich begrenzten Er­folgen, Ruhm oder Reichtum abhän­gig machen.“

Buchbestellung “Löwe des Lichts”: LINK

Text: Beat Rink

Die Pfingsgemeinde in Thun sucht zur Führung und Weiterentwicklung der Lobpreisarbeit sowie zur Unterstützung der ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen der Lobpreisbands ab sofort oder nach Vereinbarung eine/n Lobpreisverantwortliche/n.

Mehr Informationen siehe: Ausschreibung

Salomon / Amenemope

Christen am Rand?!

Ein Freund von mir, der viele christliche Bücher geschrieben hat, suchte bei einer der weltweit grössten Buchmessen die christlichen Verlage auf. In einer grossen Halle, die für „Religionen“ reserviert war, fand er supermoderne, beeindruckende Stände. Besonders attraktiv präsentierten sich die Esoteriker und die Okkultisten. Nach langer Zeit fand er die Christen. In einem Winkel gab es einen kleinen Sammelstand verschiedener Verlage, der sehr unbeholfen und eigentlich peinlich wirkte. Warum sind wir Christen oft so am Rand? Warum will die Welt unsere „Weisheit“ nicht? Weil die „Welt“ uns nicht mag? Weil da „geistlicher Kampf“ ist? Kann sein. Aber da gibt es noch andere Gründe…

Amenemope in der Bibel
Lesen wir in den Sprüchen Salomos, so fällt auf: Da ist selten von Gott die Rede. Viele Sprüche beziehen sich auf allgemeine Lebensfragen. Ebenso gut könnten sie von einem Nicht-Gläubigen geschrieben sein. Und noch erstaunlicher: In Sprüche 22,17-23,11 finden wir Teile aus dem ägyptischen Weisheitsbuch des Amenemope. Eigentlich seltsam, dass biblische Schreiber ohne Probleme Texte aus einer anderen Kultur und Religion übernehmen konnten. (Immerhin werden darin keine anderen Götter angesprochen) Das heisst: Salomo dachte welt-offen. Denn er wusste: Es gibt Weisheit in der Welt. Aber noch wichtiger: Gottes Weisungen sind eine Hilfe für die Welt.

Weltfremdes Christentum
Diese Offenheit gegenüber der Welt überrascht. Wir vermissen sie in christlichen Kirchen leider nur zu oft. Die Folgen davon sind eben: Christen sind in der Öffentlichkeit kaum präsent. Und wenn sie präsent sind, ist es oft peinlich. Christen haben in der Welt nichts Substantielles zu sagen. Für die Probleme der Welt finden sie entweder keine Antworten oder mischen sich schon gar nicht in den Diskurs ein. Christen bewegen sich in einer Subkultur. Kirchen sind für viele Menschen eine andere, unzugängliche Welt. Christen haben eine tiefsitzende Berührungsangst mit der Welt. Und ganz praktisch: Unsere Kirchengebäude werden immer schöner und teurer, weshalb das Geld für einen guten Auftritt in der Öffentlichkeit nicht mehr reicht.
Besonders Künstler, die sich sowohl in den Kirchen als auch im säkularen Raum bewegen (und gerade jene, die Kunst und Kirche in Verbindung bringen wollen!), leiden darunter.

„Weite des Herzens“
Zurück zur Weisheitsliteratur in der Bibel. Sie ist sehr weltoffen. 1Könige 4,29 nennt dies „Weite des Herzens“: „Und Gott gab Salomo Weisheit und sehr viel Verstand und Weite des Herzens, wie der Sand, der am Meeresufer liegt.“ Wie ist diese „Weite des Herzens“ möglich?

„Furcht des Herrn“
Je tiefer die Wurzeln eines Baumes sind, umso weiter können seine Äste sich ausbreiten. Die biblische Weisheit hat eine sehr tiefe Wurzel: „Die Furcht des HERRN ist der Anfang der Erkenntnis. (Sprüche 1,7)“ „Die Furcht des HERRN ist der Weisheit Anfang; sie macht alle klug, die sie üben. (Psalm 111,10)“ Man kann „Furcht des Herrn“ modern so übersetzen: Die oberste Lebenspriorität ist Gott und die Liebe zu ihm. Gottesfurcht überwindet die Angst vor der „Welt“. Sie macht mutig! Und sie macht weise!

Mutiges, weltoffenes Christentum
Die Folgen davon sind: Christen wissen, dass die Welt Gott braucht. Christen lassen sich von der Weisheit Gottes und vom Heiligen Geist leiten. Christen werden mutig. Christen werden in der Welt „gehört“ und finden auch für das Evangelium offene Türen. Ich vermute, dass gläubige Künstler darin sogar Vorbilder und Vorreiter für andere Christen sein können.

Herr, gib mir Weltoffenheit. Vergib, wo ich zu ängstlich war und zu wenig gegründet in Dir. Lass mich an Mut, an Weisheit und vor allem in der Liebe zu Dir wachsen. Amen

Text: Beat Rink

Der PRIX PLUS 2017 geht im 2017 als Anerkennungspreis an Eric Rütsche und die Ausstellungsmacher von Contact 4th.

Eric Rütsche
ARTS+ überreicht Eric Rütsche den PRIX PLUS Anerkennungspreis 2017 für seine Verdienste als Initiant und Leiter des Kulturhauses Guggenheim Liestal. Das Kulturhaus Guggenheim hat sich innert kürzester Zeit als Kleinkunstbühne und zusammen mit dem Restaurant mooi und dem Kulturhotel als Begegnungsort etabliert, der aus der basellandschaftlichen Hauptstadt nicht mehr wegzudenken ist. Die christliche Grundhaltung des Initianten ist prägend und in der Programmgestaltung, unter anderem durch den Einbezug von Kunst mit theologischen Themen, immer wieder erkennbar. Sie verleiht nach Überzeugung von ARTS+ dem Kulturhaus eine besondere Ausstrahlung. Der Preis ist mit 1000 CHF dotiert. Link: GuggenheimLiestal

Contact 4th
ARTS+ überreicht den PRIX PLUS Förderpreis 2017 den Ausstellungsmachern von Contact 4th und ihrem Initianten Reto Scheiber.
Mit der Ausstellung in der Luzerner Matthäuskirche zum Thema „Gnade“ gelang es dem Team von Contact 4th, diesen zentralen christlichen Begriff mit den Mitteln der zeitgenössischen Kunst aufzugreifen und in der Öffentlichkeit die Diskussion darüber anzuregen. Der Preis ist mit 500 CHF dotiert. Link: RefStadtLuzern

Die Preisübergabe fand am 2. Juni um 18.00 Uhr anlässlich der Eröffnung der “Nacht des Glaubens. Festival für Kunst und Kirche” auf dem Münsterplatz Basel statt.

Für die Nacht des Glaubens werden noch Mitarbeiter in diversen Bereichen gesucht.

Unter folgendem Link ist eine direkte Anmeldung möglich:
Mitmachen

Wir freuen uns über jede tatkräftige Unterstützung :-)!

Der Zorn des Elhu (1805) von William Blake

Wenn wir „Kunst“ mit der biblischen „Weisheits-Lehre“ verknüpfen wollen (siehe TUNE IN 218), so lautet eine wichtige Frage: Wie und in welcher Form empfangen wir Weisheit? Oder eben: Wie und in welcher Form empfangen wir „Kunst“?

Hauch, gärender Wein und Geistesgabe
Eliphas, einer der Freunde Hiobs, berichtet in Kapitel 4, wie Gott ihm ein Wort der Weisheit schenkt. Es ist eine starke nächtliche Inspiration: „Ein Hauch ging über mein Gesicht; es standen mir die Haare zu Berge an meinem Leibe.“ (15) Hier ist Gottes Geist am Wirken. Elihu (Hiob 32) sagt Ähnliches. Er ist jung und scheut sich deshalb zunächst, vor der „Weisheit des Alters“ den Mund zu öffnen. Aber dann ergreift er doch das Wort: „Der Geist ist es in den Menschen und der Gottesodem, der sie klug macht. Nicht immer sind die betagten Weise…(8f.) Ach! Betroffen stehen sie da und können nicht mehr antworten, sie wissen nichts mehr zu sagen. Und da soll ich warten, weil sie nicht mehr reden… ? (15f.) Denn ich bin voll von Worten, weil mich der Geist in meinem Inneren bedrängt. Siehe, mein Inneres ist wie Wein, den man nicht auslässt und der die neuen Schläuche zerreisst“ (19f.).
Die Weisheit wird also von Gottes Geist geschenkt: In einem Augenblick (Bild: Hauch / Eliphas), im Verlauf eines zunehmenden Erkenntnisprozesses (Bild: gärender Wein / Elihu) oder als ein dauerhaftes Geschenk (Bild: Geistesgabe: Bezalel, Salomo – und neutestamentlich im 1.Korinther 12,8: „Einem wird gegeben durch den Geist, zu reden von der Weisheit“).

„Habe Umgang mit Weisen, so wirst du weise“
In der Bibel finden wir auch andere Aussagen über die Herkunft von Weisheit. Dort ist „Weisheit und ihr Erwerb ist … eine Sache des Menschen und steht jedem offen.“ (Gerhard von Rad). So ist der Schüler ist in der Lage, Weisheit zu erwerben („wer sich etwas sagen lässt, der wird klug“ Spr. 15,32), der Umgang mit Weisen macht weise (13,20) und notfalls „gibt der Stock Weisheit“ (29,15) – etwas, was mit der modernen Pädagogik glücklicherweise nicht mehr kompatibel ist.

Geist oder harte Arbeit?
Ist Weisheit (und Kunst) nun also eine Geistesgabe oder die Frucht harter Arbeit? Der gläubige Mensch kommt zum Schluss: Beides! Und zwar beides im Gleichgewicht zueinander. Denn sowohl unser natürliche Denk- und Lernfähigkeit als auch besondere Begabung und Inspiration kommen von Gott. Dazu müssen wir bedenken: Wenn die Bibel von Weisheit spricht, meint sie noch nicht dasselbe wie Kunst, obwohl zwischen beiden ein enger Zusammenhang besteht. Denn Kunst braucht erst recht ein Können, das nur durch harte Arbeit angeeignet wird. Und sie braucht das ehrliche Feedback anderer. Und sie braucht eine Weisheit (und Demut) höherer Ordnung, die etwa fragt: „Reicht meine Begabung für die grosse Bühne oder nur für einen Beitrag im Familienkreis?“
Gleichzeitig dürfen wir nicht vergessen: Der Heilige Geist möchte uns immer wieder inspirieren – und überhaupt: ganz erfüllen. Der baptistische Schweizer Erweckungs-Prediger Markus Hauser (1849-1900) schrieb: „Die Mehrheit der Jünger will nichts wissen von der Geisterfüllung. Es ist dies ein Unrecht gegen Gott, den Heiligen Geist.“
Darum ist es wichtig, dass auch wir Künstler uns danach sehnen und immer wieder darum bitten, dass der Heilige Geist uns erfüllt und inspiriert.

Text: Beat Rink

Auf der Suche nach „Kunst in der Bibel“ müssen wir nicht lange suchen. Die Bibel selbst ist in weiten Teilen ein literarisches Kunstwerk, und sie berichtet immer wieder von Kunst.

Gibt es eine biblische „Theologie der Kunst“?
Finden wir in der Bibel aber auch eine „Theologie der Kunst“? Nein, nicht explizit. Wir finden jedoch Erzählungen über die Entstehung von Kunstwerken. Und dieser „narrativen Theologie“ lässt sich sehr viel abgewinnen, was zeitlose Geltung hat. Die Schöpfungsgeschichte berichtet von der Entstehung des grössten „Kunstwerks“. Gott tritt hier sozusagen als Künstler auf. Genesis 11 erzählt dann vom lächerlichsten und zugleich verheerendsten Kunstwerk: dem Turmbau zu Babel. Und im 2.Buch Mose lesen wir von der Erbauung der Stiftshütte. Dort (und auch an anderen Stellen) finden wir eine interessante Verbindung zwischen Kunst, Heiligem Geist und Weisheit.

„Und sollst reden mit allen, die eines weisen Herzens sind, die ich mit dem Geist der Weisheit erfüllt habe, dass sie dem Aaron Kleider machen…“
(2.Mose 28, 3)

„Siehe, ich habe mit Namen berufen Bezaleel, … und habe ihn mit dem Geiste Gottes erfüllt, mit Weisheit und Verstand und Erkenntnis und mit allerlei Fertigkeit, Erfindungen zu machen und sie auszuführen in Gold, Silber und Erz…“
(2.Mose 31, 2-4)

„Und Gott gab Salomo Weisheit und sehr viel Verstand und Weite des Herzens, wie der Sand, der am Meeresufer liegt. … Und er redete dreitausend Sprüche; und seiner Lieder waren tausendundfünf.”
(1Kö 4,29+32)

Weisheit in Israel
Wo die Bibel von „Weisheit“ spricht, öffnet sich ein weiter Horizont. Es wäre interessant, diesen auch im Blick auf die „Kunst“ auszuloten. Was sagt die Bibel über „Weisheit“, was auch für Kunst und Künstler wichtig ist? Wir gehen dieser Frage hier und in weiteren TUNE INs nach. Der deutsche Alttestamenter Gerhard von Rad (1901-1971) hat mit dem Buch „Weisheit in Israel“ dazu 1970 ein Standardwerk geschrieben.

Weise = nahe an der Wirklichkeit

Er hebt darin zum Beispiel hervor, dass Weisheit immer mit der Lebenswirklichkeit zu tun hat. Sogar die poetischsten Texte der Bibel (die Psalmen) kreisen um die Wirklichkeit und sind „voller Leben“. Biblisch verstandene Weisheit ringt um die Wahrheit – und zwar nicht abgehoben, fern von aller Lebens-Wirklichkeit, sondern mit einem tiefen Bezug zur Realität. Man kann daraus folgern: „Weisheitiche Kunst“, die von Liebe bewegt ist, wendet sich der Realität des Menschen zu.

Wirklichkeits-feindliche Tendezen in der modernen Kunst

Schon im 18.Jahrhundert sagte der Philosoph Jean-Jacques Rousseau: Die Phantasie hat das Recht, etwas zu schaffen, was noch nicht existiert. Und dieses kann höher bewertet werden, als was tatsächlich existiert. (Confessions II,9). Alles Innerliche ist für ihn wichtig – auch die innere Zeit, und in der Verlängerung dieses Gedankens üben manche Künstler Kritik an der Uhr. Die Uhr steht für etwas, was vorgegeben ist und uns bestimm – und das muss weg! (In den Bildern von Dali gibt es haufenweise schmelzende Uhren.) Besonders im 19. Jahrhundert zeigen sich dann starke künstlerische Tendenzen, die sich bewusst von der Wirklichkeit abkoppeln. So etwa in den Gedichten von Baudelaire, Rimbaud, Mallarmée oder Garcia Lorca.
Und interessanterweise fühlen sich dann immer mehr Künstler von den östlichen Religionen angezogen, die der Wirklichkeit mit grundlegender Skepsis begegnen.

(Andererseits kann selbst der verrückteste Fantasy- oder Science-Fiction-Roman oder eine abstrakte Malerei und erst recht Musik sehr viel über unser Leben aussagen!)

Die Frage ist:
Wo wird Kunst lebensfern und damit sogar lebensfeindlich?
Wo müsste sie neu „weisheitlich“ werden?
Wie erleben wir das Verhältnis zwischen Kunst und Wirklichkeit?

Text: Beat Rink

Mittlerweile steht das Programm fest.

Über 25 Veranstaltungen an 10 Orten auf dem Münsterplatz und im Münster in Basel finden am 2. Juni 2017 zwischen 17.00 – 23.00 Uhr statt. Von Rock, Pop, Jazz, Klassik über Tanz und Theater bis zu visueller Kunst und Literatur ist alles vertreten.

Komm vorbei und lass dich von dieser kreativen, künstlerischen Vielfalt begeistern.

Weitere Infos: http://nachtdesglaubens.ch/

Dietrich Bonhoeffer (1906-1945) als Gefangener – Statue von Fritz Fleer (1921-1997) bei der St.Petri-Kirche in Hamburg

“Nun aber spiegelt sich in uns allen des HERRN Klarheit mit aufgedecktem Angesichte; und wir werden verkläret in dasselbige Bild von einer Klarheit zu der andern als vom Geist des HERRN.” (2.Korinther 3,18)

“Denn Gott, der da hieß das Licht aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsere Herzen gegeben, daß durch uns entstünde die Erleuchtung von der Erkenntnis der Klarheit Gottes in dem Angesichte Jesu Christi.”
(2.Korinther 4,6)

Vor einigen Tagen kam meiner Frau Airi auf der Strasse ein Hindu entgegen, sofort erkennbar an seinem grossen Turban. Sie sah ihn von weitem kommen. Einige Meter vor ihr blieb er stehen und sagte laut: „Sie haben eine helle Aura! Da, über ihrem Kopf. Sie müssen eine glückliche Person sein!“
Verwundert blieb auch meine Frau stehen und fragte: „Warum sagen Sie das?“ – „Einfach so“, entgegnete der Mann, „weil dies besonders ist“.
Woher sie diese Aura wohl habe, wollte sie wissen.
„Oh, vielleicht von ihrem Grossvater. Der war sicher ein besonderer Mensch! Oder sie sind ein heiliger Mensch“.
Meine Frau lächelte und sagte: „Nein, das hat nicht mit meinem Grossvater zu tun. Und auch nichts mit mir selber. Ich bin Christin. Es kommt von Jesus Christus.“ – Da wurde der Hindu ernst.
Meine Frau fügte noch hinzu: „Und ich wünsche auch Ihnen viel Segen von Gott.“ Der Mann ging nachdenklich weiter.

Das Interessante an diesem Erlebnis war, dass sich meine Frau beim Gang durch die Strasse, gerade vom Einkauf kommend, überhaupt nicht „besonders“ fühlte. Was dieser Mann sah, hatte allein mit Jesus Christus zu tun! Dass dieser Mann überhaupt ihre „Aura“ sehen konnte, ist ebenfalls seltsam. „Aura“ ist kein Wort, das im christlichen Sprachschatz vorkommt, und wir sollten uns auch nicht mit solchen Dingen beschäftigen. Sie lenken nur vom Wesentlichen ab.
Das Wichtige ist: Christus lebt in allen, die ihm dies erlauben!

Menschen erfahren bei uns Christen immer wieder etwas „Besonderes“, selbst dann, wenn wir uns gar nicht besonders „heilig“ fühlen. Das berühmte Gebet von Dietrich Bonhoeffer „Wer bin ich? spricht in sehr eindrücklicher Weise davon. LINK

Auch in einem Bild, in einem literarischen Text, in einer Choreografie, in einem Theaterstück oder in einem Konzert kann etwas von Christus erfahrbar werden kann. Dies selbst dann, wenn Christus gar nicht explizit vorkommt.
Es überhaupt nicht falsch, den Glauben in einem Kunstwerk zu thematisieren, wenn dies künstlerisch überzeugend geschieht.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang aber „Authentizität“, um dieses Modewort zu gebrauchen. Man kann nämlich ein Kunstwerk auch „christlich aufpeppen“, ihm einen „christlichen Touch“, einen fromm-emotionalen Anstrich geben. Aber ist es dann wirklich Christus, der „sichtbar“ wird – oder eher unser eigenes Tun? (Sicher: Gott in seiner Gnade kann selbst durch unser „frommes Spiel“ hindurch wirken. Aber er möchte uns zugleich von allem unechten „Schein“ befreien!)
Dasselbe gilt für unser Leben: Auch das Christ-Sein können wir recht gut „spielen“. Wir wissen zum Beispiel, wie wir uns am Sonntagmorgen zu benehmen haben. Oder wir orientieren uns an Frömmigkeitsformen anderer Kulturen und ahmen sie fleissig und manchmal auch angestrengt nach.

Fazit:

1.Authentizität, Echtheit gewinnen wir dann, wenn wir uns immer wieder in Erinnerung rufen: Christus lebt in uns.

2. Wir müssen dann das Christ-Sein nicht „spielen“. Umso natürlicher dürfen wir dann die Gemeinschaft mit unserem Herrn pflegen und ihm erlauben, uns „in sein Bild“ zu verwandeln.

3. Dies gilt auch für unsere Kunst.

Text: Beat Rink

“Crescendo Summer Institute” 2016: MARCEL ZWITSER I make Melody subtitled 1

Gegen Ende des “Crescendo Sommerinstituts” 2016 führte der Institut-Chor unter der Leitung von Matthew Lind zum ersten Mal eine Hymne auf, die Marcel S. Zwitser eigens für diese Gelegenheit geschrieben hatte. Dr. Marcel Zwitser ist Musikwissenschafter und hält seit 2010 Vorträge im Sommerinstitut. Da das 14. Institut vor der Tür steht (es findet vom 24. Juli bis zum 7. August 2017 statt), geben wir hier einige Kommentare des Komponisten weiter:

“Im “Crescendo Sommerinstitut” 2015 – um es genauer zu sagen: während des ersten “Candle Lit Worship” – wurde mir auf einmal bewusst, dass es in unserem Gesangbuch keine christliche Version von ABBAs “Thank you for the musicgibt. Ich empfand dies als Defizit, speziell in einem solchen Sommerinstitut, das sich als christliches Projekt versteht. Wenn wir davon überzeugt sind, dass es zu den zentralen Werten des christlichen Lebens gehört, Gott mit Danksagung zurückzugeben, was wir aus Seiner Hand empfangen haben, dann gilt dies ganz besonders für die Musik. Die Musik gehört schliesslich zu den wichtigsten Gaben, die wir zum Lob Gottes erhalten haben.
Zwar hatte ich damals noch nicht die Absicht, ein Loblied zu schreiben; doch empfand ich von jenem Abend an das Defizit immer stärker.

Am 22. März 2016 kam mir dann die Idee zu diesem Lied. Tief betroffen von den Nachrichten über die Terroranschläge in Brüssel vom Vorabend, fragte ich mich, was ich diesem Akt von Tod und Zerstörung entgegensetzen könne. Kaum hatte ich beschlossen, meine Antwort mit dem Bekenntnis zu Leben und Kreativität zu verbinden, begann die Inspiration für Text und Musik zu fliessen. Lose Bruchstücke der Melodie waren bereits früher beim Improvisieren am Klavier aufgetaucht; nun aber fügten sie sich zu einer einheitlichen Melodie zusammen. Zur Musik traten nach und nach die Verse – zu meiner grossen Überraschung, da ich noch nie zuvor einen englischen Hymnentext verfasst hatte. Schon sehr früh stand der Titel fest: “I make Melody“.
Die Musik war dann (inklusive Notation) in zwei Tagen fertig. Der Text hingegen kostete mich – als Nicht-Muttersprachler – noch zwei weitere Wochen und gelang schliesslich nur dank der Hilfe eines kanadischen Freundes, der mir bei der korrekten Verbalisierung meiner Gedanken half. Eine Randbemerkung: Während ich dieses Lob auf Gottes Gabe der “musikalischen Kreativität” verfasste, hatte ich noch keine Ahnung vom Gesamtthema des “Crescendo Sommerinstituts 2016”. Es lautete ‘Kreativität’.

Als der Chor mit den Proben anfing, wurde mir schnell klar, dass die Sänger in der vorhandenen kurzen Zeit mit meiner Komposition überfordert waren. Ursprünglich ist I make Melody ein vierstimmiger Satz, wobei besonders die Harmonien im Refrain recht schwierig sind. Deshalb entschied man sich für die Unsiono-Wiedergabe des Refrains. Die Eröffnung wollte ich als Dialog zwischen vier Solisten gestalten, die sich gegenseitig in Erinnerung rufen, wofür wir Gott danken können (‘For the depth of harmony’ usw.), worauf der ganze Chor viermal und dann noch einmal antwortet (‘I praise You, Lord’) – ähnlich wie in den responsorischen Gesängen der katholischen und den orthodoxen Ostkirchen. Der Refrain ist ein fast tänzerischer Freudenhymnus, der im Idealfall von verschiedenen Melodie-Instrumenten und einem Drumset begleitet wird.

Das Lied wurde speziell für die Mitarbeiter, die Lehrer und die Studenten des “Crescendo Sommerinstitut” geschrieben und ist ihnen gewidmet. Es möge dazu dienen, Gott für die Gabe der Musik auf musikalische Weise zu danken. Und I make Melody möge seinen Weg in die Herzen all der Teilnehmer des “Crescendo Summer Institute” finden – in welcher Rolle sie auch mitwirken.

Dr. Marcel S. Zwitser / Übersetzung: Beat Rink

Crescendo Summer Institute

www.crescendohungary.org

Haydn – The Seven Last Words – Hodie mecum – Piano version

Zu Ostern wünschen wir unseren TUNE IN-Lesern von Herzen alles Gute und viel Segen – mit einer schönen musikalisch-visuellen Impression, den die junge italienische Musikologin und Pianistin Chiara Bertoglio* zusammengestellt hat. Sie schreibt dazu:

Für alle, für jene, die glauben und andere, die nicht glauben, ist Ostern die Einladung, seinen Blick in die Höhe zu richten und einen Horizont ins Auge zu fassen, der Hoffnung gibt – Hoffnung, dass das Böse nie das letzte Wort haben wird. Deshalb möchte ich meine Grüsse mit einem Musikstück von Haydn verbinden, das von der Begegnung Christi mit dem reuigen Schächer am Kreuz spricht. Wenn sogar dort Hoffnung aufkeimen und die Verheissung auf neues Leben Raum gewinnen konnte – dort, an einem Ort voller Verzweiflung, voller Schmerz und Einsamkeit – , dann kann Ostern jedem von uns Hoffnung bringen.

*www.chiarabertoglio.com

Es bringt gewisse Vorteile mit sich, wenn die eigene Frau Theologie studiert. Zum Beispiel, dass man miteinander endlose theologische Diskussionen führen kann. Natürlich vorausgesetzt, man mag das. Letzte Woche war meine Frau mit der Studienlektüre etwas in Verzug. Da wir lange mit dem Auto unterwegs waren, schlug sie vor, die Texte laut vorzulesen. Eine wundervolle Idee! Vor allem weil das Thema Martin Luther King Jr. (1929-1968) lautete und ich so in den Genuss kam, vier seiner Reden zu hören. Bis dahin hatte ich nur einige Dinge über ihn gewusst: Dass er ein Held der „Civil Rights“-Bewegung gewesen war und die Rede I have a dream gehalten hatte. Es war unglaublich! Die letzte Rede, die mir meine Frau vorlas, rührte mich zu Tränen. So sehr packte mich die Botschaft. Es war die letzte Rede vor seiner Ermordung. Es lohnt sich, die Rede zu lesen oder sich anzuhören. Hier der LINK dazu.

Was hier über den egoistischen „Tambourmajor-Instinkt” gesagt wird, bewegte mich zutiefst. Es ist offensichtlich schwierig, das eigene Ego zu zügeln. Im Extremfall verhält es sich damit so: Hast du zu wenig Selbstbewusstsein, wirst du assozial und depressiv, weil du niemanden mit deiner Gegenwart belasten willst. Hast du zu viel davon, wirst du asozial und depressiv, weil niemand mit dir etwas zu tun haben will. Lasst mich kurz mit Martin Luther Kings Worten erklären, was mit dem der “Tambourmajor-Instinkt” gemeint ist: Wir müssen uns dessen bewusst sein, dass wir alle den Tambourmajor-Instinkt haben. Wir alle wollen wichtig sein, andere übertrumpfen, Einzigartigkeit beweisen und die Parade anführen.

In meinem eigenen Leben machte sich der der “Tambourmajor-Instinkt” am ehesten dort bemerkbar, wo ich den Klassen-Kaspar spielte und spiele. Menschen, die mich gut kennen – und auch ehemalige Klassenkameraden – können dies bestätigen. Ich wollte immer der Klassenclown sein. Statt über das jeweilige Unterrichtsthema nachzudenken, war ich immer dabei, mir einen Witz oder ein Wortspiel auszudenken. Manche waren lustig, andere weniger. Wenn ich dann vor die Klasse treten musste, um etwas zu präsentieren, war es immer seltsam, denn ich fühlte mich unwohl und verhielt mich zugleich schüchtern. Das hat sich natürlich etwas verändert, aber nicht vollständig.

Als Musiker fühle ich mich manchmal zwischen Selbstkritik und dem dringenden Wunsch, auf der Bühne zu stehen, hin- und hergerissen.
Natürlich bin ich weit von jener technischen Perfektion entfernt, die mir vorschwebt. Trotzdem will ich mich musikalisch ausdrücken, denn das habe ich gelernt, und das ist mein Beruf. Seit ich im Ausland lebe, merke ich, wie sehr dies auch mit meiner kulturellen Herkunft zu tun hat: Mit dem typisch elitären Denken, das in Frankreich herrscht. Dort bewirkt der gesellschaftliche Druck nicht selten, dass man sich als völlige Null fühlt, nur weil man nicht mit absoluter Bestnote an der renommiertesten Schule abgeschlossen hat. Gleichzeitig wächst man mit der Devise auf: Wir haben die beste Architektur, das beste demokratische System, die besten Weine, den besten Käse, die besten Skiorte…

Deshalb möchte ich heute vor allem zwei Dinge tun:
Ich will mir selbst sagen, dass es völlig in Ordnung ist, aufzutreten, selbst wenn ich nicht über das technische Niveau verfüge, das manch andere Musiker haben, die ich bewundere.
Zweitens will ich meinen Tambourmajor-Instinkt umpolen und ihn für höhere Ziele einsetzen. Ich will ein Tambourmajor sein für Gerechtigkeit, Friede und Rechtschaffenheit. Das soll die Motivation für meinen Alltag sein.

Text: Jean Chaumont, Jazz-Musiker
Übersetzung: Johanna Schwarzl

Ganzer Text HIER

www.nachtdesglaubens.ch

Ein Projekt, in dem Künstler den Glauben thematisieren: “Nacht des Glaubens. Festival für Kunst und Kirche” Willkommen!

Vor einigen Tagen sagte mir ein Ökonomie-Professor: „Es ist gut, wenn ihr euch mit eurer christlichen Künstlerarbeit „sichtbar“ macht. Erst so können Menschen, die euch suchen, auf euch aufmerksam werden und sich mit euch in Verbindung setzen.“
Was völlig banal klingt und werbetechnisch eine Selbstverständlichkeit ist, ging mir nicht mehr so schnell aus dem Kopf. Ist es denn nicht ohnehin eine Selbstverständlichkeit – auch für Kirchen und sogar für jeden Christen -, dass wir uns „sichtbar“ machen?

Und trotzdem: Das ist gar nicht so einfach.
Wir bewegen uns zwar in einer Gesellschaft, die keine Mühe hat mit dem Outing verschiedenster Lebensentwürfe, sexueller Orientierungen und Weltanschauungen. Die Toleranz kennt keine Grenzen. Outing ist sogar wichtig, denn es wird erwartet, dass man transparent ist. Ansonsten zieht man den Verdacht auf sich, etwas verschweigen zu wollen. Aber unsere Gesellschaft (auch die Kulturszene?) tut sich eher schwer mit Menschen, die sich als Christen „outen“.

Warum?
Weil Christen in die Kategorie der intoleranten und vielleicht sogar gefährlichen, mit einer Gehirnwäsche versehenen Fundamentalisten gehören? Oder weil nach jedem „Outing“ gleich ein missionarischer Wortschwall befürchtet wird? Oder einfach, weil sie als altmodisch, als langweilig, als politisch und weltanschaulich erzkonservativ gelten und gegen alles sind, was Spass macht?
Und wie steht es in Künstlerkreisen? Welche Attribute verbindet man hier mit Christen? Etwa künstlerisch minderwertig, antiquiert, verkrampft…?

Diese Vorurteile sind eigentlich schon Grund genug, sich nicht als Christ zu erkennen zu geben. Das Schlimme daran ist nämlich, dass einige dieser Vorurteile auf Christen tatsächlich zutreffen. Dann ist es eigentlich das Klügste, das Christ-Sein ganz zu verschweigen. Nicht nur aus Selbstschutz, sondern gerade auch um des Evangeliums willen.

Oder doch nicht?

Es gibt auch andere Erfahrungen: Kürzlich meinte ein Psychiater, der auch Theologe ist: „In einem Therapiegespräch kann es vorkommen, dass ein Klient etwas scheu sagt: „Sie sind auch Theologe, oder? Ich hätte da eine Frage…“. Und dann geht das Gespräch auf einer ganz anderen Ebene weiter.“
Ich selber „oute“ mich keineswegs überall als Christ. Und ich bin vor allem gegen jedes zwanghafte „Verkündigen“. Aber wenn es sich ergibt, erzähle ich gern von meinen Tätigkeiten – und von dem, was mich bewegt. Eine Friseuse meinte kürzlich, das Gespräch über den Glauben sei eine göttliche Fügung gewesen. Der Einstieg ins Gespräch war denkbar einfach. Ich fragte: „Was meinen Sie, was ich beruflich tue?“ Irgendwie macht es mir sogar Spass, Leute zu provozieren, indem ich mich als Christ „oute“ und etwas vom christlichen Glauben erzähle. Zum Beispiel, indem ich von den nächsten (künstlerischen) Projekten in der Kirche spreche. Oder in diesen Tagen von der “Nacht des Glaubens. Festival für Kunst und Kirche”. Oder wenn jemand eine Not klagt, kann man so gut anbieten: „Ich bete für Dich – wenn Du willst, gleich jetzt…“.

Spannend wird es dort, wo Vorurteile über Christen (mögen sie wahr sein oder falsch) einer neuen Erfahrung weichen; wo auf einmal der Heilige Geist ein Gespräch ermöglicht – mit offenem Ausgang.

Grossartig ist in diesem Zusammenhang der folgende Bibeltext mit einem Gebet, das wir auch zu unserem eigenen machen können:
In Apostelgeschichte 3 und 4 lesen wir, wie Johannes und Petrus einen gelähmten Mann heilen. Als alle fragen, wie das geschehen konnte, sagen sie: „Glaubt ihr denn, wir hätten diesen Gelähmten aus eigener Kraft geheilt oder weil wir so fromm sind?“ – und sie beginnen dann, von Jesus zu sprechen. Sie werden verhaftet, ins Gefängnis geworfen und anderntags dem Hohen Rat vorgeführt. Auch dort erzählen sie von Jesus. Als ihnen verboten wird, die Botschaft weiter zu verbreiten, antworten sie: „Wir können unmöglich verschweigen, was wir gesehen und gehört haben!« (4,20)
Dieser Mut, zusammen mit der unumstösslichen Tatsache des Wunders und der Tatsache, dass sich inzwischen viele Menschen in Jerusalem bekehrt haben, überfordern nun die Machthaber. Sie lassen Petrus und Johannes los.
Die Gläubigen, zu denen die beiden nun zurückkehren, beten: „Hilf allen, die an dich glauben, deine Botschaft mutig und unerschrocken weiterzusagen. Zeig deine Macht! Lass Heilungen, Zeichen und Wunder geschehen, wenn wir den Namen von Jesus, deinem heiligen Diener, anrufen!” Nach ihrem Gebet bebt die Erde an dem Ort, wo sie zusammengekommen waren. Und es heisst: „Sie wurden alle mit dem Heiligen Geist erfüllt und verkündeten furchtlos Gottes Botschaft.“ (4,29-31)

Text: Beat Rink

Es gibt Bücher, die mit einem langweiligen Vorwort beginnen, später aber dennoch eine gute Lektüre bieten. Und es gibt Bücher, die bereits von der ersten Zeile im Vorwort an faszinieren. „Vom Heiligen in der Kunst“ (Originaltitel: „Wegen en grenzen“) ist ein 350-Seiten starkes Buch des niederländischen Religionswissenschafters, Theologen, Ägyptologen und Politikers Gerardus van der Leeuw (1890-1950).
Hören wir auf einige Sätze im Vorwort:

“Wer über Religion und Kunst schreibt, kommt mit Menschen zweierlei Art in Berührung: In erster Linie mit Christen verschiedenster Prägung, in zweiter Linie mit Menschen der Kunst. Beide Kategorien sind ziemlich schwierig im Umgang.
Es gibt Christen, die mit Wonne feststellen, dass ein Bild von Rembrandt zwar ganz schön ist, aber doch ebenso vergänglich bleibt wie die übrige Welt. (…)
Es gibt andererseits Menschen der Kunst, … die sich einbilden, sie hätten die Kunst gepachtet; für die die Ausübung einer Kunst gleichbedeutend ist mit Gottesfurcht und Kultur und Wissenschaft und ähnlichen erstrebenswerten Dingen. Es gibt Christen, die die Kunst schätzen oder gar lieben, aber die sie sogleich in den Dienst ihrer „Überzeugung“ stellen wollen; die der Kunst erst Einlass gewähren in ihr Leben, nachdem sie sie geweiht haben. Sie sind so sehr daran gewöhnt niederzuknien, dass sie alles mit auf die Knie zwingen. Aber sie haben das Aufstehen verlernt. Und niederknien können Sie nur auf dem Rücken anderer.
Es gibt andererseits Menschen der Kunst, die in dieser „Weihung” die schlimmste Götzendienerei erblicken. Für sie gibt es nichts Höheres als die Schönheit und eigentlich nichts ausser der Schönheit. Es ist ihnen nicht möglich, den Zusammenhang zwischen Kunst und Leben zu finden, und schon gar nicht zwischen Kunst und Lebensgrenze. Sie stehen stolz und aufrecht da, aber sie können nicht niederknien und eigentlich auch nicht mehr einfach sitzen.
Es gibt Christen, für die die Frage nach dem Verhältnis zwischen dem Schönen und dem Heiligen sich erschöpft in der Frage nach den sittlichen und pädagogischen Anforderungen, die man an ein Kunstwerk stellen muss; für die ein “christliches“ Buch ein Buch ist, in dem nicht geflucht, sondern gepredigt wird, für die “christliche“ Musik eine Komposition ist, frei von den Makeln, die der Oper und dem Tanz (gäbe es ihn nur!) anhaften, und für die ein christliches Bild ein Kunstwerk ist, auf dem jeder ordentlich angezogen ist, und das vorzugsweise biblische Figuren darstellt.
Es gibt andererseits Menschen der Kunst, für die die Kunst sich erschöpft in einem rein formalen Spiel von Farben und Klängen, von Linien und Formen. Menschen, die, wenn Gott mit Donner und Blitz sein Gesetz vom Sinai herab verkündet, nur Augen haben für die Glut und die Tiefe der Landschaft.
Es gibt… noch viele andere! Ihnen allen wird diese Untersuchung nicht viel zu sagen haben.
Aber ich hoffe, dass es doch auch noch Christen und Menschen der Kunst gibt, die anders darüber denken. Vielleicht einige… grosszügige, humane Christen und einige tiefe, ehrfürchtige Diener der Kunst; Christen, die gelernt haben, in der Erscheinung ihres Herrn die ganze Welt der Erscheinungen zu lieben; Diener der Schönheit, die sich bewusst sind, dass ihre Liebe Ihm gilt, der die Schönheit selbst ist und mehr als die Schönheit. Vielleicht gibt es sowohl auf der einen als auch auf der anderen Seite Menschen, die ihre Knie nicht vor dem Baal gebeugt haben, dem Baal des selbstgemachten Christentums oder der selbstgemachten Kultur, die aber vor Gott niederknien können, immer und überall.”

Anlässlich der dOCUMENTA (13) 2012 in Kassel, dem Mekka der modernen Kunstszene, beauftragte die katholische Kirche den Künstler Stephan Balkenhol mit der künstlerischen Ausgestaltung von St.Elisabeth. Die Kirche befindet sich dem Ausstellungsgelände gegenüber. Balkenhol schuf grosse Skulpturen für den Kirchen-Innenraum: vor allem Menschen in Alltagskleidern. In den Turm stellte er eine goldene Kugel und darauf einen Mann mit ausgebreiteten Armen. Damit löste er ein riesiges Echo aus. Nicht nur dass Leute bei der Feuerwehr anriefen und meldeten, jemand wolle vom Kirchturm springen – worauf die Feuerwehr tatsächlich ausrückte. Viel schlimmer: Die Documenta-Leitung forderte die sofortige Entfernung der Figur. Ihr Hauptargument: Die Figur störe das Ausstellungs-Konzept. Die dOCUMENTA (13) wolle bewusst den „Anthropozentrismus“ ins Visier nehmen. Die Kuratorin Carolyn Christa-Bakargiev sagte: „Es wird der Versuch unternommen, das menschliche Denken nicht hierarchisch über die Fähigkeiten anderer Spezies und Dinge zu stellen.“ Das heisst: Der Mensch hat im Kosmos keine Sonderstellung, sondern steht auf derselben Stufe wie ein Hund oder eine Erdbeere. Deshalb forderten die Documenta-Macher denn auch demokratische Strukturen für Erdeeren und Hunde. Was humorvoll klingt, war sehr ernst gemeint. Und sehr ernst war deshalb auch der Protest gegen den „Anthropozentrismus“ der kirchlichen Installation. Dir Kirche gab aber nicht nach.

Was war nun aber die Botschaft von Balkenhol?
Der Künstler äusserte sich dazu nicht. Das Werk lässt bewusst einen grossen Interpretationsspielraum. Was sehen wir darin? Schauen wir für einige Augenblicke hin und fragen uns: Wie wirkt dieses Werk auf mich? Gibt es Bereiche in meinem Leben, wo ich mich so fühle wie dieser Mann? Wie regiere ich dann?

Wie können wir das Werk von Balkenhol interpretieren?
Hier ein Vorschlag:
– Der Mann steht tatsächlich auf einer anderen Stufe als eine Erdbeere oder ein Hund. Er ist erhöht und damit ein Protest gegen die Documenta. Er erinnert an Psalm 8: „Du hast ihn (den Menschen) wenig niedriger gemacht denn Gott, und mit Ehre und Schmuck hast du ihn gekrönt.“
– Der Mann steht auf einer Kugel. Sie gleicht der Weltkugel, auf der die Glücksgöttin Fortuna oft dargestellt wird. Das Glück ist labil, und so droht auch der Mann jederzeit herunterzufallen. Der Mann wirkt aber viel unsicherer als die Fortuna etwa beim „Komm, spiel mit dem Glück!“ Der Mann scheint zu sagen: „Wie bin ich nur hierhergekommen? Ich muss aufpassen, dass ich nicht herunterfalle.“ Vielleicht erinnert dies uns an 1.Korinther 1,12: „Darum, wer sich läßt dünken, er stehe, mag wohl zusehen, daß er nicht falle“.
– Die Kugel und die Stellung der Arme nehmen auf, was auf der Kirchturmspitze zu sehen ist: Die (Welt)Kugel und darüber das Kreuz. Der Mann ahmt die Form des Kreuzes nach. Im 1.Ko. 11, 1 steht: „Ahmen wir Christus nach!“ Der Mann tut dies etwas zaghaft, ist aber dennoch mutig.
– Der Mann ist (anders als Fortuna) nicht allein. Der Kirchturm (die Gemeinschaft der Christen) schützt ihn. Und er ist unter dem Schutz des Kreuzes, das über der Weltkugel thront. Ist das „Anthropozentrismus“? Nein, eher „Theozentrismus“ – und somit erst recht das Gegenteil der dOCUMENTA (13)-Ausrichtung. Aber in einem treffen sich beide Anliegen: In der Infragestellung der menschlichen Herrschaft. Balkenhol war sich der Dimension „Gottes“ sehr wohl bewusst. So weigerte er sich zum Beispiel, die Bänke aus der Kirche zu entfernen, um mehr Platz für seine Ausstellung zu haben!
– Ein Letztes: Die Kugel dreht sich im Wind nach allen Richtungen. Damit wird Geste des Mannes irgendwie zu einer Segensgeste („Liebet eure Feinde; segnet, die euch fluchen“, Matthäus 5,44)

Fazit:
Der Mann ist also ein Nachahmer – ein Nachfolger Christi. Die Welt unter seinen Füssen schwankt und dreht sich. Er mag sich unsicher fühlen und Angst haben. Aber er weiss: „Über mir ist das Kreuz, dem sogar die Erde untertan ist. So stehe auch ich fest. Und ich kann meine Hände sogar zum Segen ausbreiten.“

Gebet:
Herr, Du kennst die Bereiche in meinem Leben, in denen ich mich fühle wie der Mann im Turm. Aber ich will ernst nehmen, was in Deinem Wort steht: „Alle eure Sorge werft auf ihn denn er sorgt für euch.“ Ich vertraue Dir, dass ich nicht falle. Lass mich erfahren, dass Du mich festhältst. Ich nenne gerade jetzt folgenden Bereich und folgende Lebenssituation: ….
Ich will meine Arme zum Segen ausbreiten über folgenden Menschen und Situationen: …..
Amen

Text: Beat Rink

Eine Tagung, die letzte Woche auf Einladung des Jazzmusikers Uwe Steinmetz in der theologischen Fakultät Leipzig stattfand, galt dem Thema: „Jazz und Liturgie“. Prominente Jazzmusiker und Theologen aus verschiedenen Ländern traten in einen regen Dialog. Die Diskussion kreiste unter anderem um die Frage: „Was kann Theologie vom Jazz lernen?“ Diese Frage ist ungewöhnlich. Im Allgemeinen geht sie in die andere Richtung: „Was können Jazz (und überhaupt Musik und Kunst) von der Theologie lernen?

Der Theologe Prof. Jeremy Begbie sprach über: „Der Heilige Geist als Improvisator“. Wie die meiste Musik (auch Klassik!) aus dem Wechselspiel zwischen vorgegebenen Regeln und Kontingenz, d.h. aus unvorhersehbaren Momenten entsteht, so eröffnet auch der Heilige Geist einen Zwischenraum zwischen Ordnung und Unordnung. Man könnte diese Zwischenraum Nicht-Ordnung (non-order) nennen. So gehört zum Beispiel das Phänomen des Lachens weder der Ordnung noch der Unordnung zu, sondern der Nicht-Ordnung. In diesem Improvisations-Raum entsteht Neues, Überraschendes und Unvorhersehbares. Improvisation bezieht sich dabei nicht nur auf das Vergangene, sondern antizipiert auch Zukünftiges. So ist auch das Wirken des Heiligen Geistes ein Vorgeschmack der neuen Schöpfung. Improvisation braucht dazu aber eine Bedingung: Freiheit von Angst.

Anknüpfend an diese Gedanken aus dem (viel umfassenderen) Vortrag von Jeremy Begbie, können wir uns sehr konkrete Fragen stellen:

Wo erleben wir, dass der Heilige Geist mit uns „improvisiert“ hat oder „improvisieren“ möchte?

Wo erleben wir in unserem Leben und in unserer Kunst einen un-kreativen Stillstand, weil wir Angst haben vor Neuem?
Vielleicht bleiben wir beim Vergangenen stehen, weil wir darin Halt und Sicherheit suchen.

Wo möchte der Heilige Geist etwas Gutes in unserem Leben aufnehmen, um es weiterzuführen? Vielleicht etwas, das wir vergessen oder für tot erklärt haben? Vielleicht etwas, was wir rebellisch über Bord geworfen haben – und die Folge sind nun eher Unordnung und Chaos.

Wo möchte Gott, dass wir Neues wagen und uns im Vertrauen auf ihn in ein „neues Land“ begeben? „Neuland“ ist übrigens der Titel einer sehr spannenden christlichen Konferenz in der Schweiz Ende Jahr – mit einer interessanten „Kunstzone“ (LINK).

Nehmen wir uns in den nächsten Tagen bewusst Zeit, um darüber nachzudenken. Lesen wir dazu, was Jesus in Johannes 3 über den Heiligen Geist schreibt und dazu 2.Korinther 5,17

Text: Beat Rink

Lachen und Situationskomik in der Bibel?

Es gibt in Lukas 8, 40-56 zumindest eine weitere Szene (über die in TUNE IN 208 behandelte hinaus), die dem Leser ein Lächeln auf die Lippen zaubert. Es ist ein verhaltenes Lächeln, kein satirisches Lachen. Jesus merkt, wie eine Kraft von ihm ausgeht, weil ihn jemand auf besondere Weise angerührt hat. Der Leser weiss: Es ist die Frau mit Blutfluss. Nun verwundert sich sowohl der Evangelist als auch Petrus, dass Jesus fragt: „Wer hat mich angerührt?“ Denn es gibt ein grosses Gedränge um Jesus herum. Wie kommt er dann auf Idee, so zu fragen?
Diese Szene hat eine gewisse Situationskomik. Um eine Situation als komisch zu erfahren, braucht es jedoch einen Beobachter mit Humor. (Kleine Zwischenfrage: Man stelle sich einen Jesus-Film vor, in dem solche Situationskomik verfilmt wird. Undenkbar! Sind die Jesus-Filme und ist unser Bild von Jesus vielleicht zu doketisch?)

Lukas hatte wahrscheinlich Humor. Dies lässt auch sein Bericht in Apostelgeschichte 12 vermuten: Petrus wird von einem Engel aus dem Gefängnis befreit und geht nun zum Haus seiner Freunde. Als er dort an die Haustür klopft und die Magd Rohde den Apostel sieht, läuft sie vor Aufregung zu ihrer Herrschaft – und lässt Petrus vor verschlossener Tür stehen und geduldig weiterklopfen. Der arme Petrus wird gerade aus dem Gefängnis befreit und steht schon wieder vor verschlossener Tür!

In Johannes 21,7 findet sich eine andere Situationskomik, auf die der Gräzist und Literaturwissenschafter Walter Jens (1923-1913) hingewiesen hat: Petrus erblickt vom Boot aus den Auferstandenen und schwimmt nun zu ihm, zieht sich aber vorher noch voller Aufregung die Kleider an, um ja nicht nackt vor seinen Herrn zu treten. Nun, wie schwimmt es sich in Kleidern? – Schon wieder Petrus…Fast scheint, als sei Petrus im Kreis der Jünger die „Lachnummer“ gewesen. Vielleicht ist er selber ab und zu geneckt und wegen seiner Ungeschicklichkeit und Impulsivität liebevoll gehänselt worden.

Eine letzte Lach-Szene in Lukas 8 kommt uns aus dem Vers 53 entgegen. Hier allerdings wird Jesus sozusagen ausgelacht. Man versteht nicht, dass er mit einem anderen, göttlichen Blick erkennt: Dieses tote Mädchen ist noch nicht wirklich im Totenreich angekommen; es ist zwar eingeschlafen, aber nicht für immer. Dieses Lachen gleicht jenem von Sara, die nicht glauben kann, dass ihr Gott noch in hohem Alter Nachwuchs schenken will. (Genesis 18,12) Es ist das Lachen der Menschen, denen Gottes Wirken zu wunderbar und unglaubwürdig ist.

Zurück zur oben gestellten Frage in der Klammer: Ist unser Jesus-Bild, ist vielleicht unser Glaube zu doketisch? Doketisch heisst: “In schroffer Opposition zur irdischen Welt, zu den geschaffenen Dingen.” Doketismus ist ein unterschwelliger Grundzug in manchen Kirchen. Es gibt dafür kein theologisches Recht, denn Gott hat die Welt geschaffen. Und Jesus war „ganz Gott und ganz Mensch“! Der Doketismus könnte auch dafür mit-verantwortlich sein, dass Kunst in den Kirchen zu wenig geschätzt wird. Denn Kunst ist in sich anti-doketisch. Und er könnte auch der Grund dafür sein, dass in den Kirchen zu wenig gelacht oder zumindest gelächelt wird…

Fragen:
Was heisst das Gesagte für unsere Kunst – auch für unsere Kunst in der Kirche? Wo ist mein Glaube noch zu doketisch?

Text: Beat Rink

Satire und Selbst-Ironie

Was ist nach TUNE IN 207 noch zum Thema „Humor, Kunst und Glaube“ zu sagen?
Sehr viel! Nehmen wir einmal eine Evangelien-Erzählung wie Lukas 8,40-56. Es geht dort um die blutflüssige Frau, die von Jesus geheilt wird. Und dann zum Schluss um die Auferweckung des Töchterchens von Jairus. Gibt es Humor in dieser ernsten Geschichte? Nehmen wir einmal Vers 43: „Und eine Frau hatte den Blutfluss seit zwölf Jahren; die hatte alles, was sie zum Leben hatte, für die Ärzte aufgewandt und konnte von niemandem geheilt werden.“ Nun müssen wir daran erinnern, wer das schreibt: Lukas, ein Arzt! Das ist reine Berufs-Satire und wohl auch ein Stück Selbstironie.

Satire entsteht nach Friedrich Schiller (1759-1805) aus dem Gefälle zwischen Ideal (hier: der Ärzte, die für viel Geld Heilung versprechen) und der Realität (hier: der ausbleibenden Heilung). In der Bibel finden wir auch sonst grossartige Satire: Beim Turmbau zu Babel (siehe TUNE IN 17). Oder bei Jesaja 44, wo deutlich wird: Die Götzen sind in Wirklichkeit nur ein totes Stück Holz. Diese Stellen bieten sogar literarisch hochstehende Satire. Satirische Kunst ist auch dort wichtig, wo gesellschaftliche Missstände herrschen. Und eigentlich müssten gerade Christen sehr gesellschaftskritisch sein!

In Lukas 8,43 schwingt auch ein Stück Selbstironie des Arztes Lukas mit. Wer selbstironisch sein kann, wer über sich selber lachen kann bekundet: Ich nehme mich (hier: auch meinen Berufsstand) nicht allzu ernst. Der Schweizer Bundespräsident, dessen Rede zum Tag der Kranken für weltwelte Lacher gesorgt hatte (siehe letztes TUNE IN), fand seinen Aufritt im Nachhinein selber sehr komisch. Und er meinte, er sei jetzt eine Berühmtheit. So habe ihn Barack Obama bei seinem Amerika-Besuch in Anspielung auf das Video gesagt: „Sie, ich kenne Sie!“ Daraufhin hat der Schweizer Präsident Obama entgegnet: „Ich kenne Sie auch, Herr Präsident!“
Christen und Selbstironie? Es ist sehr wohltuend, wo beispielsweise Geistliche (die ja oft würdevoll daherkommen) sich selbst nicht zu ernst nehmen. So konnte der süddeutsche Pfarrer und Erweckungsprediger Johann Christoph Blumhardt (1805-1880) einem Kind im Gottesdienst „Kuckuck“ zurufen. Oder der römische Priester Philippo Neri (1515-1595) tanzte manchmal durch die Kirche und machte sich auch sonst zum „Narren Christi“, um ja nicht als Heiliger zu gelten. Von Neri stammt das Wort: „Die Fröhlichen sind leichter auf dem Weg des geistlichen Lebens zu führen als die Schwermütigen“.
Können Christen über sich selbst lachen und sich „zum Narren“ machen? Oder nehmen wir uns selber allzu ernst?
Humorlosigkeit kann verdeckter Stolz sein. Selbstironie hingegen ist ein Zeichen von Demut.
Interessant ist, dass gerade Blumhardt und Neri in ihrem Leben und Dienst sehr starke Erfahrungen mit dem Heiligen Geist machten.

Frage:
Satire und Selbstironie – wo sind sie in meiner Kunst und in meinem Leben nötig?

(Fortsetzung zu Lukas 8, 40-56 und zum Thema Humor folgt) Text: Beat Rink

Siehe Video.

In einer Welt, in der es nicht viel zu lachen gibt – darf es da humorvolle Kunst geben? Ist es uns Christen erlaubt oder vielleicht sogar aufgetragen, zu lachen und andere zum Lachen zu bringen?
Dazu in diesem und im nächsten TUNE IN einige Gedanken in loser Reihenfolge:

„Ernst ist das Leben, heiter die Kunst“, schreibt Friedrich Schiller. Stimmt das? Tatsächlich ist heutige Kunst oft alles andere als heiter, sondern zuweilen eher düster und dunkel. Dies vielleicht aus Angst, oberflächlich zu werden und ins Triviale abzugleiten. Aber wo grosse Künstler nicht mehr leichte und auch humorvolle Werke hervorbringen wollen, überlassen sie das Feld des „Humors“ zweitrangigen Künstlern – mit entsprechenden Konsequenzen. Der Komponist Pierre Boulez etwa hat gesagt, er habe nichts gegen Popmusik, müsse aber beklagen, dass es zu wenig gute Popmusik gebe. Wer ist schon gegen Humor in der Kunst? Schon Horaz lobte: „Aut prodesse volunt / aut delectare poetae“ – “die Dichter wollen entweder nützen oder erfreuen. Humor gehört zur Kunst. Gerade auch zu guter Kunst!

Humor und die „leichte Muse“ stellen sich nicht auf Geheiss ein. Sie müssen einer inneren Überzeugung entspringen. Und vor allem einer Begabung zum Humor. Nichts ist komischer, als wenn ein humorloser Mensch einen Witz erzählen will. Oder wenn ein Bundespräsident mit ernster Miene über Humor spricht – wie im letzten Jahr der oberste Schweizer Minister (siehe Videolink). Nun haben Christen aber den Vorteil, dass sie das Evangelium kennen, übersetzt „die frohe Botschaft“, und damit viel Grund zu ansteckender Freude haben. Also: Christen sollten tendenziell fröhliche Menschen sein. Was natürlich nicht heisst, dass nicht auch traurige Ereignisse und Stimmungslagen zum Leben eines Christen gehören, die wir auf keinen Fall weglächeln dürfen! Es ist also nicht falsch, wenn sich gerade auch christliche Künstler fragen: Gibt es Platz für Humor in meinem Werk – und vor allem in meinem Leben?

Humor ist nicht nur wohltuend, sondern auch heilend. Aus dem 18. Jahrhundert wird berichtet, dass ein taubstummer Mann geheilt wurde, als er eine Vorstellung des berühmten Clown Joseph Grimaldi besuchte. Ebenfalls aus England stammt der Bericht eines Mannes, bei dem eine schwere Infektionskrankheit durch Witze-Erzählen verschwand. Man mag dies vielleicht nicht so recht glauben. Was sicher stimmt: Humor schafft eine heilende Distanz zu so manchen Dingen, die schwer sind oder die wir zu schwer nehmen. Lachen wird tatsächlich in der psychologischen Behandlung eingesetzt. Auf jeden Fall sehnen sich die Menschen nach Humor. Nur schade, dass er oft so schlecht ist…

Fragen: Wie und wo gibt es Humor in meinem Glauben, in meinem Leben, in meiner Kunst

(Fortsetzung folgt)

Text: Beat Rink

Wer die Gemälde von Pieter Brueghel d. Älteren betrachtet, auf denen biblische Szenen dargestellt sind, entdeckt etwas Merkwürdiges: Die biblischen Szenen stehen gar nicht im Zentrum des Geschehens. Sie sind eher eine Nebensache, denn der Alltag nimmt seinen gewohnten Gang. Oder das Geschehen ist ein willkommener Anlass zu allerhand Begegnungen, Geschäftemachereien oder Volksvergnügungen. Der britische Schriftsteller W.H. Auden (1907-1973), unter anderem bekannt durch seine Libretti für Igor Strawinsky (“The Rake’s Progress”) und für Hans Werner Henze (“Die Bassariden” und “Elegie für junge Liebende”), schrieb 1938 nach dem Besuch des Kunstmuseums Brüssel das Gedicht “Musée des Beaux Arts“. Er nimmt auf großartige Weise Bezug auf die dort ausgestellten Bilder Pieter Brueghels d. Älteren (1568-1625) und auf die eben erwähnte Eigenart dieser Bilder:

Was das Leiden betrifft, so lagen sie niemals falsch,
die Alten Meister: Wie gut sie doch wussten,
was es uns Menschen bedeutet: wie es eintritt,
während jemand gerade etwas isst oder ein Fenster öffnet oder blöd umhergeht; wie Kinder, wenn die Alten ehrfürchtig und voll Inbrunst
auf die wundersame Geburt warten, Schlittschuh laufen,
als sei ihnen das alles eher lästig,
auf einem gefrorenen Teich am Waldrand:
Nie geriet bei ihnen in Vergessenheit,
dass selbst das entsetzlichste Martyrium seinen Lauf
in einer Ecke nehmen muss,
in irgendeinem unaufgeräumten Winkel,
wo die Hunde ihr Hundeleben feiern, oder wo das Pferd des Folterknechts
seinen ahnungslosen Hintern an einem Baum schrubbt.

Bei Brueghels Ikarus zum Beispiel: wie alles sich abwendet,
gemächlich abwendet vom Unheil; der Mann am Pflug
mag den Platsch gehört haben, den einsamen Schrei,
doch für ihn war das kein Unglück, das einen was anging; die Sonne schien,
weil eben scheinen muss, auf die weissen Beine,
die im grünen Wasser versanken,
und das kostbar verzierte Schiff,
das etwas Erstaunliches sah:
einen Knaben, der vom Himmel fällt,
suchte ein anderes Ziel und segelte ruhig weiter.

Die Bilder, auf die Auden wahrscheinlich Bezug nimmt, sind oben einkopiert. (Speziell ist, dass der Kindermord zu Bethlehem teilweise übermalt wurde, so dass keine getöteten Kinder mehr zu sehen sind.) Unten habe ich einen gähnenden Kopf eingefügt, der ebenfalls in Brüssel zu sehen ist, und der Auden vielleicht ebenso inspiriert hat.
Dass die biblische Botschaft für viele ihrer Augenzeugen zum Gähnen ist, dass das dramatische Geschehen gar nicht unbedingt das zentrale Thema der Bilder ist, – gerade dies ist nun eben ihr zentrales Thema. Natürlich geht die ursprüngliche Botschaft dahinter überhaupt nicht verloren.

Vielmehr fragt Brueghel die damaligen Menschen – und vor allem auch uns, die wir im Kunstmuseum von Bild zu Bild schlendern: „Lasst ihr euch eigentlich noch von diesem dramatischen Geschehen berühren, das ich gemalt habe?“ Jesus sagt über die Schriftgelehrten und Pharisäer, die die Botschaft von Johannes dem Täufer an “Wem soll ich die Menschen dieses Geschlechts vergleichen, und wem sind sie gleich? Sie sind gleich den Kindern, die auf dem Markte sitzen und rufen gegeneinander und sprechen: Wir haben euch gepfiffen, und ihr habt nicht getanzt; wir haben euch geklagt, und ihr habt nicht geweint.“ (Lukas 7, 30ff.)

Ein seltsames Wort, das einer ausführlicheren Auslegung bedürfte. Aber wir erkennen darin dieselbe Frage, die Brueghel auch stellt: „Lassen wir uns dazu einladen, die Botschaft zu hören und anzunehmen – oder lässt sie uns kalt?“ Im Blick auf die Menschen um uns herum müssten wir aber auch fragen:
Haben unsere Freunde, Arbeits- und Künstlerkollegen überhaupt noch eine Chance, die biblische Botschaft zu hören und vor allem glaubwürdige Christen kennen zu lernen?
Wie können wir ihrem negativen Bild von „Kirche und Gott“ ein anderes entgegensetzen?
Wie können wir vermitteln, dass die biblische Botschaft noch relevant ist?

Nehmen wir uns etwas Zeit, um darüber betend nachzudenken – und lassen uns inspirieren…

Text: Beat Rink

Für die “Nacht des Glaubens. Festival für Kunst und Kirche” am 2.Juni 2017 schreibt der Kulturverein Basel zwei Literaturwettbewerbe aus, die aus der von Jugendlichen zusammengelegten Kollekte des „Praise Camps“ gespiesen werden.

1. Wettbewerb für Prosa/Lyrik
Weitere Informationen dazu, siehe hier.

2. Wettbewerb für Rap
Weitere Informationen dazu, siehe hier.

Einsendeschluss beider Wettbewerbe ist der 17. April 2017

Man hört immer wieder den Satz, dass Künstler die heutigen Propheten seien. Gemeint ist dabei: Künstler sind die wirklichen Propheten, die jene der Kirchen abgelöst haben. Wie antwortet man auf ein solch etwas zweifelhaftes Lob, in dem zugleich ein gewaltiger Anspruch steckt? Gut ist, wenn wir uns (auch im Anschluss an die beiden vorigen TUNE INs) fragen: Prophetie, was ist das eigentlich?

In TUNE IN 203 wurde gesagt: Gottes „verborgener Wille“ ist uns grundsätzlich unzugänglich – anders als sein „offenbarter Wille“, wie er sich vor allem in den 10 Geboten äussert. Es ist gut, die beiden nicht miteinander zu verwechseln oder zu vermischen. Und es ist wichtig, dass wir unser Leben nicht auf die Erschliessung verborgener Geheimnisse ausrichten, sondern auf das Befolgen von Gottes guten Ordnungen, deren beste Zusammenfassung das Doppelgebot der Liebe ist: „Liebe Gott … und deinen Nächsten wie dich selbst.“ Warum gibt es aber in der Bibel Prophetie und warum wird sogar den Christen empfohlen: Strebt danach, „dass ihr prophetisch redet“ (1.Korinther 14,1) ?

Um mit einem Bild zu sprechen: Wenn die Liebe Gottes der Motor unseres Lebens ist und die Gebote eine Hilfe sind, auf der Strasse zu bleiben und nicht abzustürzen – sozusagen die Schranken links und rechts am Wegrand -, so ist das prophetisches Wort “ein Licht auf dem Weg” (analog zum Gotteswort in Psalm 119,105). Vielleicht erhellt es die nächste Wegstrecke oder deutet die weit vor uns liegende Landschaft an (wie die Offenbarung). Darin liegt ein Trost, eine Ermutigung – oder auch eine Warnung. Interessant ist aber, dass Paulus die Voraussage seiner Gefangennahme in Jerusalem nicht als eine Warnung versteht, sondern als Vorbereitung – und trotzdem nach Jerusalem zieht!

Nun ist aber bei „Prophetie“ grosse Sorgfalt geboten. Sie kann so leicht manipulativ eingesetzt werden. Und sie ist so anfällig für Täuschungen. So hat uns in der Seelsorge einmal eine junge Musikstudentin gesagt: „Heute haben mir drei junge Männer einen Antrag gemacht. Und alle drei meinten: Gott hat zu mir gesprochen, dass du die Frau für mein Leben bist!“
Wichtig scheint mir die Aussage in Epheser 4,11 ff.: „Er hat die einen zu Aposteln gemacht, andere zu Propheten, andere zu Evangelisten, wieder andere zu Hirten und Lehrern der Gemeinde. Deren Aufgabe ist es, die Glaubenden zum Dienst bereitzumachen, damit die Gemeinde, der Leib von Christus, aufgebaut wird… Wir sind dann nicht mehr wie unmündige Kinder, die kein festes Urteil haben und auf dem Meer der Meinungen umhergetrieben werden wie ein Schiff von den Winden. Wir fallen nicht auf das falsche Spiel herein, mit dem betrügerische Menschen andere zum Irrtum verführen.“
Das heisst: Zusammen mit anderen Ämtern (und zusammen mit anderen Geistesgaben) verhilft die Prophetie den Glaubenden und der gesamten Gemeinde zum Dienst und zum Leben mit Christus und für Christus.

Wird Prophetie nicht-manipulativ, mit Reife, Sorgfalt, Selbstkritik (!), Liebe und vor allem immer im Blick auf Christus und den geistlichen Dienst ausgeübt, so ist sie sehr kostbar. Sie ist dann das Gegenteil von heidnischer Wahrsagerei!

Kann nun Kunst prophetisch sein? Kunst kann tatsächlich erhellend wirken. Sie kann etwas ans Licht bringen und sichtbar und hörbar machen, was unserem Erkennen – unserem Denken und Fühlen – bisher verborgen war. Sie gibt dann vielleicht nicht unbedingt ein Reden Gottes weiter, sondern eher eine „säkulare Prophetie“. „Über das Geistige in der Kunst“ heißt die berühmte Schrift Kandinskys von 1912. Ihre Hauptaussage: In der Kunst wird etwas sichtbar, was man sonst nicht sehen kann: das Geistige. Solche künstlerische Prophetie ist nicht dasselbe wie die in der Bibel beschriebene Prophetie.

Allerdings können wir nicht ausschliessen, dass Kunst auch ein Sprachrohr Gottes sein kann – ob sie nun von einem Christen geschaffen wurde oder nicht. Und es kann nicht falsch sein, darum zu beten, dass unsere Kunst erhellend wirken möge – und dass sie ein Licht auf dem Weg – im besten Fall ein Licht, das von Gott her kommt und von ihm „spricht“.

Text: Beat Rink

Eine von der Afbet (Arbeitsgemeinschaft für biblisch erneuerte Theologie) organisierte Veranstaltung, die in Verbindung mit zwei weiteren Studientagungen stattfindet. „Was kann Theologie vom Theater lernen?“ und „Wie hängen Lehre und Praxis zusammen?“ sind zentrale Fragen dieser Tagung.

Datum:              25. März 2017
Ort:                    Universität Fribourg
Preis:                 CHF 75.- / AfbeT-Mitglieder: CHF 60.- / Studenten: gratis
Anmeldung:      www.vanhoozer.ch/anmeldung/

Weitere Informationen sind zu finden unter: www.vanhoozer.ch

Die im letzten TUNE IN entfalteten Gedanken werfen Fragen auf:
Wie erfahren wir Gottes Führungen und wie ordnen wir eigentlich prophetisches Reden ein, wo doch der Wille Gottes für unser Leben grundsätzlich verborgen ist?
Dazu folgende Gedankenanstösse:

1. Das Neue Testament macht die wichtige Unterscheidung zwischen einem Knecht und einem Kind (Römer 8,15; Galater 4). Der Knecht ist Befehlsempfänger und hat keinen eigenen Willen. Ein Kind wird so erzogen, dass es den eigenen Willen entwickeln soll und „mündig“ wird. Gott determiniert uns nicht wie Roboter. Gerade ein Künstler erfährt sich hoffentlich nicht als eine willenlose Marionette irgendeiner Macht. Das „automatic writing“ (das Schreiben unter dem Diktat eines Geistes) bringt keine guten Texte hervor, und es ist eine zutiefst heidnische Praxis.
Gott will uns in eine Freiheit, auch in eine kreative Freiheit hineinführen. Interessant ist die Szene, in der Gott Adam den Auftrag gibt, die Tiere zu benennen. Gott lässt dem Menschen kreativen Freiraum, denn es heisst: Gott schaute, wie Adam die Tiere nennen würde. (1.Mose 2.19f.) Gott ist neugierig auf den kreativen Akt Adams. Auch ein Vater ist neugierig darauf, was seine Kinder tun. Er keinen festen „Plan“ für seine Kinder, von dem abzuweichen ein Verstoss gegen seine Gebote wäre. Es ist deshalb sogar irreführend, durchgehend von einem „Willen Gottes“ zu sprechen. Insofern müssen wir sogar das Gebet „Dein Wille geschehen“ mit dem richtigen Verständnis beten. Etwas salopp gesagt: Wenn Adam vor den namenlosen Tieren zu Gott gesagt hätte: „Dein Wille geschehe“, hätte Gott wohl entgegnet: „Nein, dein Wille geschehe!“ Einige Verse weiter wendet sich derselbe Adam aber gegen Gottes offenbarten Willen – mit dramatischsten Folgen!

2. Aber so wie ein Vater oder eine Mutter jederzeit ein offenes Ohr hat für die Kinder und ihnen gerne hilft, dürfen wir Gott jederzeit bitten und ihn um Rat fragen. Jeder Christ kann davon berichten, wie Gott einen Rat gibt: durch das Gespräch mit anderen Menschen, durch ein Ereignis, durch ein Bibelwort, selbst vielleicht durch einen Traum oder durch einen Gebets-Eindruck – und sicher auch durch andere Bücher oder durch ein Kunstwerk. Oder durch die innere Gewissheit, dass etwas für diese bestimmte Situation „richtig“ ist und etwas eher „falsch“. Noch einmal: „richtig“ oder „falsch“ sind in diesem Bereich nicht dasselbe wie „von Gott erlaubt“ oder „von Gott verboten“. Jesus sucht den Rat Gottes sehr intensiv. Aber selbst er wird von Gott nicht zu seinem Tun gezwungen – nicht einmal dazu, sein Leben am Kreuz zur Vergebung der Sünden zu geben. Vielmehr betet Jesus in dieser höchst dramatischen Stunde, die das Geschick der Welt wendet, aus freiem Willen: „Nicht mein, sondern Dein Wille geschehe.“ (Lukas 22,42)

3. Das Reden des Rat gebenden Vaters kann man der Prophetie zuordnen. Es gibt auch andere Arten der Prophetie: zum Beispiel zum Umkehr rufende Drohworte – siehe die Propheten im Alten Testament – oder in die Gegenwart und Zukunft hell hineinleuchtende, glaubensstärkende und tröstende Worte – siehe die Offenbarung. Wie ordnen wir nun aber solches prophetisches Reden ein, eben Gottes Antwort, wo wir ihn um einen Rat bitten? Sollen wir es suchen – vielleicht gerade als Künstler, die ja oft „Propheten“ genannt werden? Wir können diesem Themenkomplex auch die Frage zuordnen, ob es „künstlerische Inspiration“ durch Gottes Geist gibt. Wir werden uns im nächsten TUNE IN näher damit beschäftigen, weil es dazu mehr Raum braucht.

Fragen wir aber hier – auch nochmals im Blick auf TUNE IN 203:

– Wo bin ich in der Gefahr, den „verborgenen Willen“ Gottes mit dem „offenbarten Willen“ Gottes zu verwechseln? Wo habe ich Ängste, Gott zu betrüben, weil ich etwas „Falsches“ tue, obwohl er mir doch Freiheit liesse?

– Fühle ich mich als Künstler zur Freiheit der Kinder Gottes berufen – wie Adam in 1.Mose 2,19f. ?

Text: Beat Rink

Viele Christen stolpern über die Frage: “Was ist eigentlich Gottes Wille?” Sie versuchen, den Willen Gottes exakt zu erforschen und fürchten, Seine Führung irgendwie zu verpassen. Manche denken sogar, ihr Leben werde in einem völligen Desaster enden, sollten sie nicht richtig auf Gott hören.
Auch gläubige Künstler sind gegen solche beunruhigenden Gedanken nicht immun. Diese stellen sich besonders dann ein, wenn sich der künstlerische Werdegang und die Karriere langsamer als bei den Kollegen entwickeln. Dann sind sie besonders anfällig für den Gedanken, sie hätten auf die eine oder andere Weise Gottes Unmut auf sich gezogen.
Aus meiner Beobachtung – und aus meinen Erinnerungen an die Erfahrungen, die ich in meiner Jugend machte – komme ich zum Schluss, dass viele dieser irritierenden Gedanken in einer falschen Bibelinterpreation wurzeln, genauer in der Verwechslung zwischen offenbartem und verborgenem Willen Gottes. Es lohnt sich, näher darauf einzugehen, um diese beiden Seiten des Willen Gottes unterscheiden zu können.

Das Alte Testament erzählt davon, wie Gott auf dem Berg Sinai Mose Seinen Willen für die menschliche Lebensführung kundgibt, und zwar in der Thora (meist übersetzt als “Gesetz”, wenngleich der Begriff „Lehre“ zutreffender wäre). Die sogenannten Zehn Gebote sind das Herzstück der Thora.
Die Thora zeigt den Weg zu einem gesegneten Leben auf: „Und nun höre, Israel, die Gebote und Rechte, die ich euch lehre, damit ihr sie tun sollt, auf dass ihr lebt“ (5. Mose 4,1). Wenn der Psalmist singt: „Lehre mich nach deinem Willen handeln, denn du bist mein Gott“ ( Psalm 143,10), so antwortet er damit auf die Thora und bittet um ein besseres Verständnis derselben. Denn er will Gottes Weisungen treuer befolgen.
Eine grosse Zahl der Gebote aus dem Alten Testament werden im Neuen Testament wiederholt. So schreibt Petrus: „… Solange ihr noch auf der Erde lebt, lasst euch nicht von menschlichen Leidenschaften, sondern von Gottes Willen leiten“ ( 1. Petrus 4,2). Er meint damit, dass von den Christen ein geheiligtes Leben in der aktiven Befolgung von Gottes Ordnungen erwartet wird.

Neben Gottes offenbartem Willen, der sich auf die menschliche Lebensführung bezieht, gibt es auch einen verborgenen Willen Gottes, der sich auf unseren Lebensweg bezieht. Hat der erstere Wille sich in den Geboten geäussert, so besteht der zweite in Gottes Ratschlüssen über unser Leben. Paulus sagt: “Was Gott einmal beschlossen hat, das führt er auch aus.“ (Epheser 1,11). Wenn sich Paulus als “Apostel durch den Willen Gottes” (Kolosser 1,1) bezeichnet, so meint er damit, dass der Aposteldienst dem Willen Gottes für sein Leben entspringe.

Während von uns erwartet wird, dass wir den offenbarten Willen Gottes kennen, so wird uns nicht zugemutet, über den verborgenen Willen Gottes Bescheid zu wissen – aus dem einfachen Grund, dass wir diesen gar nicht kennen können. Wir mögen zwar irgendwie verstehen, was Gottes Plan für unser Leben ist, wenn wir innehalten und zurückblicken oder wenn wir im Alter ein gewisses Lebensmuster entdecken. Manche inneren Kämpfe jedoch, die nicht wenige Christen in diesem Bereich ausfechten, beruhen auf dem Irrtum, dass man eine Aufforderung von Paulus wie “erkennt, was der Wille des Herrn ist“ (Epheser 5,17) auf den verborgenen Willen Gottes bezieht. Das wäre dann, als müssten Christen immer wissen, was Gott in ihrem Leben will und als müssten sie all ihre Entscheidungen auf eine unverbrüchliche Kenntnis dieses Willens zurückführen. Doch nirgends in der Schrift lesen wir davon, dass dies von uns erwartet wird.

Hingegen lesen wir davon, dass Gott uns durch das Leben hindurch führen will, und dass Seine Führung sogar so deutlich werden kann, dass wir klare Hinweise für den nächsten Schritt bekommen. Das eindeutigste Beispiel dafür finden wir in Gottes Anweisung an Paulus, nach Mazedonien zu gehen (Apostelgeschichte 16,9). Doch auch diese Begebenheit erfolgt in einer Situation, wo sich Paulus und seine Gefährten zutiefst unsicher fühlen, wie die vorausgehenden Verse zeigen.

Wir sollten uns eingestehen, dass uns das Gebet um Erkenntnis des göttlichen Willens zwar in ein frommes Licht setzt, dass er aber in seinem Kern heidnisch sein kann. Die alten Griechen, die ihr Schicksal im Voraus kennen wollten, machten sich auf nach Delphi, um das Orakel zu befragen (wie wir in Aischylos’ Oresteia lesen können). Wir sollten uns dessen bewusst sein, dass diese Vorstellung fundamental dem widerspricht, was die Schrift unter Glauben versteht. Martin Luther (1483-1546) hat wie kaum ein Anderer zu seinen Lebzeiten erkannt: Glauben heisst nicht einfach, an die Existenz Gottes zu glauben, sondern sein ganzes Vertrauen für Leben und Ewigkeit auf Ihn zu setzen. Und Abraham wurde deswegen der Vater aller Glaubenden genannt (s. Römer 4,11 – aber man lese das ganze Kapitel!), weil er Gott vertraute und auszog, „ohne zu wissen, wohin er gehen würde.“ (Hebräer 11,8).
Christen zeichnen sich also nicht dadurch aus, dass sie genau wissen, was sie erwartet, sondern dass sie dies eben nicht präzise wissen und dass sie gerade darum ihr Vertrauen bewusst auf Gott setzen.

Wenn es nun um unser tägliches Leben als Künstler geht, so lasst uns deutlich sagen: Es ist gut, Gottes Gebote zu halten! Sie bewirken viel Gutes in unserem Leben und bewahren uns vor zahlreichen Fehlern und Problemen.
Aber wenn wir Gott gehorsam sind, heisst dies noch nicht, dass wir dann automatisch Alles bekommen, was wir uns wünschen oder dass dann unsere Karriere problemlos verläuft. Nein, wir werden immer noch mit verschiedenen Schwierigkeiten zu kämpfen haben und zuweilen vom Gefühl überwältigt werden, völlig im Dunkeln zu tappen. Aber solche dunklen Stunden sollten wir dann eben nicht als Gottes Gericht über unserem Leben missdeuten, sondern diese vielmehr zum Anlass nehmen, uns mit ganzem Herzen Gott anzuvertrauen. Dies heisst eben glauben.

Dr. Marcel S. Zwitser / Übersetzung: Beat Rink

Am 24. bis 27. Mai 2017 findet in Hannover ein SongWriterCamp (SWC) statt.

Lothar Kosse wird unter Mitwirkung von Daniel Schunn die Zeit leiten und begleiten. Noel & Tricia Richards und Norm Strauss sind ebenfalls als Referenten angefragt. Brian Doerksen beschließt das SWC mit einem Impulsreferat und einem Konzertabend mit den SHIYR Poets.

Neue Lieder braucht das Land!
Wir erleben aktuell ein innovativ kreatives Zeitfenster. Neue Lieder entstehen. Moderne und alte Lieder treten in Dialog. Verschüttete Brunnen scheinen frisches Quellwasser hervorkommen zu lassen. Wunderbar. Das SWC soll ein sinnvoller Baustein in dieser Entwicklung sein. In Gemeinschaft und Austausch kann Inspiration passieren wodurch neue Melodien mit ansprechend eingängigen Texten hervorkommen. Das ist unser Wunsch und unsere Erwartung. Der deutschsprachige Raum hat ein facettenreich kraftvolles Erbe. Knüpfen wir gemeinsam freudig daran an.

Weitere Infos: www.songwriter-camp.com

Wie man weiss, beginnt die Bibel mit den Worten: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde“. Was als eine einfache Aussage daherkommt, kann sich für unser Verständnis von Kunst als sehr wichtig erweisen. Auf die komplexe Diskussion zum Thema Schöpfung und Evolution soll hier nicht eingegangen werden; dafür auf die Tatsache, dass die Bibel betont: Himmel und Erde haben denselben Ursprung und bilden somit einen Einheit. Daraus ergibt sich notwendig die Schlussfolgerung, dass die Erde dem Himmel nicht untergeordnet ist; denn beide haben ihren Ursprung in derselben göttlichen Weisheit – oder in der ewigen Torah (dem ewigen Gesetz), wie einige Traditionsquellen sagen würden.

Dies ist von Bedeutung, wo wir Kunst und ihren Stellenwert in der von Gott gesetzten Wirklichkeit verstehen wollen.
In meiner Kindheit wurde mir in unserer Kirche deutlich klargemacht, dass ein Musikstudium und der Musikerberuf für mich nicht in Frage kämen. Denn Musik sei nach Genesis 4,21 (“ Sein Bruder hiess Jubal; er war der Vater aller Zither- und Flötenspieler”) sündhaft: Jubal war schliesslich der Abkomme des Mörders Kain, und Musik taucht in der Schrift zum ersten Mal dort auf, wo von der gottlosen Kultur der Nachkommen Kains die Rede ist. Diese Kultur wird am Ende der Zeit von Gott verdammt werden (Offenbarung 18, 22 an Babylon gerichtet: „Und die Stimme der Sänger und Saitenspieler, Pfeifer und Posaunenbläser soll nicht mehr in dir gehört werden“). Man gab mir sogar zu verstehen, in der Musikwelt gebe es keine gläubigen Menschen.

Später begann ich zu begreifen, dass diese Ablehnung von Kunst die Folge eines Weltbildes ist, das den Himmel und die Welt einander entgegensetzt (unter dem Einfluss von Gnostizismus und Neo-Platonismus): Demnach ist der Himmel ein heiliger Ort, nachdem wir streben sollten, während die Welt ein unheiliger Ort ist, den wir fliehen müssen. Der theologische Fehler dahinter besteht in der Verwechslung von ‚unheiliger Welt’ und ‚erschaffenen Erde’. In der Bibel steht nämlich das Wort ‚Welt’ für das System, wo seit der Revolte des Menschen gegen Gott die Sünde regiert (an der wir laut eindringlicher Warnung keinen Anteil haben sollen!); die Erde jedoch ist der Ort, den Gott als Heimat für den Menschen bestimmt hat (Psalm 115,16: „…aber die Erde hat er den Menschenkindern gegeben“), und in der alles Geschaffene grundsätzlich gut ist (1. Timotheus 4,4: „Denn alle Kreatur Gottes ist gut, und nichts ist verwerflich, das mit Danksagung empfangen wird“).

Allzu oft wurde in den Kirchen die musikalische (und generell die künstlerische) Weiterentwicklung behindert – eben aufgrund dieses geistlichen Irrtums, wonach Himmel und Erde, Geist und Körper Gegensätze bilden. Eines der besten Beispiele dafür – unter vielen – ist Calvins Verbannung der Musikinstrumente aus dem Gottesdienst. Calvin argumentierte, Gott habe den Juden den Gebrauch der Instrumente nur deshalb erlaubt, weil sie geistlich noch auf einer niedrigen Stufe stünden – im Unterschied zu den Christen.
Von der ziemlich grossen Arroganz dieser Begründung einmal abgesehen: ihr Hauptfehler besteht darin, dass sie den Menschen als Geschöpf überbewertet. Sie übersieht, dass Gott jedem Menschen ein Bedürfnis nach Schönheit und Harmonie gegeben hat. Und sie missachtet sie den Segen, den Gott zur Stillung dieses Bedürfnisses in die Schöpfung hineingelegt hat. Schliesslich zwingt sie den Menschen zu einem Leben, das ohne diese Segnungen auskommt (s. 1.Timotheus 4,1-3). Solche Gesetztlichkeit führt zu allerlei Problemen – zu emotionalen, psychosomatischen und wohl sogar geistlichen Problemen.

Doch Musik wurde nicht von den Nachkommen Kains erfunden. Vielleicht haben diese als erste erkannt: Musik wohnt dem Wesen der Schöpfung inne. Musik (und Kunst) haben ihre Wurzel auch nicht in Genesis 4, sondern in Genesis 1, wo Gott den Menschen nach seinem Bild erschafft, und dies heisst: als schöpferische Menschen, die Schätze erkunden, die die Schöpfung verbirgt. Kunst ist ein von Gott gegebener Schöpfungs-Segen. Deshalb ist künsterisches Wirken – als Antwort auf ein tiefes menschliches Bedürfnis, in sich bereits ein Akt der Anbetung. Und es ist zugleich ein Eingeständnis, dass wir ein gottgegebenes Bedürfnis nach Schönheit, Harmonie und Sinnerfüllung in uns tragen.

Fragen:

1. Haben Mit-Christen deine Kunst je mit geistlichen Argumenten in Frage gestellt? Wenn dies der Fall war: Haben sie in ihrem Denken einen Gegensatz zwischen Himmel und Erde hergestellt?

2. Zweifelst du manchmal daran, dass dein Wunsch nach künstlerischem Wirken, geistlich gesehen, gut ist? Wenn dies der Fall ist: Neigst du dazu, in deinem Denken einen Gegensatz zwischen Himmel und Erde zu konstruieren – vielleicht, weil es dir so beigebracht hat?

Dr. Marcel S. Zwitser / Übersetzung: Beat Rink

Zum Jahresbeginn 2017 soll uns ein eindrückliches Bild (oben) zum Nachdenken einladen. Geschaffen hat es ein Maler, dessen beide Lebensdaten interessanterweise ebenfalls die Zahl 7 tragen: Sébastien Stoskopff (1597-1657) aus Strassburg. Wer in Kunstsammlungen auf Werke von Stoskopff trifft, dem mag es ergehen wie dem polnischen Lyriker Zbigniew Herbert (1924-1998): „Vor Jahren […] traf ich beim Durchqueren des Saals […] auf das Bild eines unbekannten Malers. Sogleich begriff ich, obwohl es rational kaum zu erklären wäre, daß etwas Wichtiges, etwas Wesentliches geschehen war, etwas, das mehr bedeutet als eine zufällige Begegnung in der Menge der Meisterwerke. […]Das Bild schrieb sich mir – deutlich, eindringlich – für viele Jahre ins Gedächtnis, und dabei war es doch weder das Abbild eines Gesichts mit flammendem Blick noch eine dramatische Szene, vielmehr ein ruhiges, statisches Stilleben.“

Stoskopff war ein Meister des Stilllebens. Dieses Bild (von 1630) trägt den Titel „Vanitas“. Die Vergänglichkeit, die Hinfälligkeit war in den barocken Künsten bekanntlich ein zentrales Motiv. Hier sehen wir eine Art „Abstellkammer des Lebens“. Zentral thront darin der Totenschädel. Rundherum sind Gegenstände angeordnet, die zu einem schönen, erfolgreichen Leben gehören: Trinkgefässe (Reichtum), Laute und Noten (Musik), ein Blatt mit der Darstellung eines Menschen (Kunst), Dinge aus der naturwissenschaftlichen Forschung und aus dem Militär. Alles Dinge, auf die sich der Mensch etwas einbilden und an denen er stolz werden kann.
Aber da ist nun eben der Totenkopf. Und über ihm hängen ein „Fake“-Fenster und eine Sanduhr. Sie sagen dem Betrachter: Alles ist nur Illusion, nur „leerer Schein“ (eine andere Übersetzung für „Vanitas“) und alles ist zeitlich begrenzt.
Zwei Dinge im Vordergrund verdienen besondere Beachtung: Zuerst eine Wasserflasche. Sie gehört sicher nicht in eine Abstellkammer. Ich wage folgende Interpretation: Verschliessbare Wasserflaschen gehörten damals zu den Reiseutensilien. Die Aussage liegt auf der Hand: Wir sind auf dieser Erde nur auf der Durchreise. Links daneben hängt eine handgeschriebene Notiz, die das Bild aufschlüsselt:

„Kunst, Reichtum, Macht und Kühnheit stirbet
die Welt und all ihr Thun verdirbet
ein Ewiges kommt nach dieser Zeit
ihr Thoren, flieht die Eitelkeit.“

Auf solch kräftige Aussagen trifft man auch sonst in der barocken Lyrik. Andreas Gryphius (1616-1664) lässt eines seiner berühmten Gedichte ausklingen mit den Versen:
„Noch will, was ewig ist kein einig Mensch betrachten.“

Die Schrift (mit Kreide auf einer kleinen Tafel geschrieben?) ist kaum lesbar. Ihre Botschaft erscheint im Unterschied zu den gewichtigen Büchern schwach und bedroht. Fast scheint, als würde sie von der Macht des Wissens an den Rand gedrängt. Bücher haben bei Stoskopff nicht selten eine negative Bedeutung. Sie sind Ursache zu menschlichem Stolz. Meist sind sie geschlossen. Immerhin: Das Notenbuch ist offen, und offen zeigt sich auch das Blatt mit der Radierung: Hinweise für den Wert der Kunst?

Geöffnet sind die Bücher auch auf einem anderen Stilleben von Stoskopff, wo Lukas Cranachs berühmtes Luther-Porträt gezeigt wird. Dort ist die Heilige Schrift halb offen und zerlesen. Hier gibt es ebenfalls eine Sanduhr, doch es gibt noch reichlich Sand darin – Zeichen dafür, dass Gott unser Leben gnädig erhält. Und vor allem: Es gibt keinen Totenschädel, wo an das Evangelium geglaubt wird. In der Bildmitte sehen wir anstelle des Schädels das lebensspendende Gotteswort.

Wir alle kennen die Gefühle, die sich zum Jahreswechsel einstellen: “Schon wieder vorbei! Die Zeit vergeht so schnell! Was bleibt?”
Stoskopff lädt uns ein, sich auf das wirklich Wichtige zu besinnen und dieses ins Zentrum zu rücken. Die Botschaft des „Ewigen“ ist in der Welt zwar bedroht und am Rand. Vielleicht ist es sogar in unserem eigenen Leben bedroht und marginal. Rücken wir es deshalb vom Rand immer wieder ins Zentrum. Vielleicht sogar zusammen mit der Wasserflasche aus dem „Vanitas“-Bild, die eine zweite Bedeutung haben könnte: Das Wasser als biblisches Sinnbild für den Geist Gottes. Im Bild erscheint es zwar als völlig wertlos, aber der Maler hat es zusammen mit der Notiz ganz in den Vordergrund gerückt. Und es ist im Grunde das einzige auf dem Bild, was Leben spendet.

Euch ein reich gesegnetes 2017 !

Text: Beat Rink

Linus Christmas Speech

1950 war ein Jahr, in dem in der populären Kunst-Szene einige bemerkenswerte Phänomene auftauchten. Um einige wenige zu nennen: Der König von Narnia von C.S.Lewis erschien; Cinderella, einer der besten Animationsfilme kam in die Kinos, und das Fernsehen wurde für den Mittelstand erschwinglich und ersetzte den Rundfunk als wichtigstes Massenmedium – auch bei uns zuhause. Zudem bekam ein unbekannter junger Kunstlehrer einen Vertrag für seinen Comic Strip L’il Folks, der bald in vielen Zeitungen quer durch die USA abgedruckt wurde. Ein Streit um den Namen L’il Folks (ein anderer Comic Strip hatte ähnlich geheissen) veranlasste den Zeichner Charles Schulz allerdings zu einer Namensänderung: Die Peanuts waren geboren und entzückten von da an Millionen von Menschen mit ihren Geschichten.

Hier einige interessante Fakten zum Werk von Charles Schulz (1922-2000): Seine Comics sind mit 18’000 Episoden die grösste Bildgeschichte, die je erzählt wurde. Somit ist sie die “längste Geschichte, die von einem einzelnen Menschen erzählt wurde” Katherine Brooks). Ein zweites Detail: Die Peanuts haben bisher 355 Millionen Leser in 75 Ländern erreicht und wurden in 21 Sprachen übersetzt. Drittens: “Charlie Browns Weihnachten” gehörte 1965 zu den ersten Cartoons, die es vom Printmedium ins Fernsehen schafften. Ein letzter Punkt: Charles Schulz war ein bekennender Christ! Seine Werte und sein Weltbild waren eindeutig christlich und kosteten ihn beinahe den Erfolg. Besonders mit dem Einzug ins Fernsehen, d.h. mit seinem Weihnachts-Special, bekannte er sich öffentlich zum Glauben. Allerdings hätte es dieser kurze Animationsfilm fast nicht ins Fernsehen geschafft. Die Produzenten befürchteten, dass er den Ruf des Charlie Brown für immer ruinieren würde.
Doch das Gegenteil geschah: Nach seiner ersten Ausstrahlung wurde dieser einzigartige kleine Film in viele Sprachen übersetzt und trug entscheidend zum exponentiell wachsenden Erfolg von Charles Schulz bei. Ein zweiter, fast gewichtigerer Einwand kam vom Hauptsponsor Coca Cola, der die Lesung der Weihnachtsgeschichte streichen wollte. Diese würden die Millionen von Comic-Freunden vor den Kopf stossen, die nicht den gleichen Glauben teilten, so lautete das Argument. Doch für Schulz war klar: Der Film drehte sich um die “wahre Bedeutung von Weihnachten”. Deutlich wird dies, wenn am höchsten Spannungspunkt ein niedergeschlagener und völlig erschöpfter Charlie Brown ausruft: “Kann mir den niemand erklären, um was es bei Weihnachten geht?” Worauf tritt der bescheidene Linus auftaucht und meint: “Ich kann dir erklären, was Weihnachten ist, Charlie Brown.” Linus stellt sich in die Mitte der Bühne und zitiert auswendig Lukas 2,-8-14. Kürzlich meinte ein Freund: “Ist dir dieses kleine, aber genial Detail aufgefallen, dass Linus bei den Worten “Fürchtet euch nicht” sein Tuch fallen lässt?” Zur Zeit von Schulz war es in den USA alles andere als üblich, die wahre Bedeutung von Weihnachten zu erwähnen, geschweige denn sie öffentlich zu thematisieren. Doch Schulz blieb unerbittlich und drohte mit dem Produktionsstopp. Was für ein schönes Beispiel für beharrliche Kunst zu Gottes Ehre. Dabei geht es bei “Kunst zu Gottes Ehre” nicht um die Frage, ob der Glaube explizit oder implizit Eingang in ein Werk findet, sondern darum, ob die Kunst mit diesem Anliegen echt ist. Schulz hat uns in dieser Hinsicht ein gutes Beispiel gegeben, das als Vermächtnis bestehen bleibt.
Als glaubende Künstler bekennen wir mit Charles Schulz: “Jesus ist der wahre Grund für das Fest!” Lasst uns mit neu entfachter Leidenschaft die Schönheit einer kompromisslos echten Kunst feiern!

Text: Dr.Jim Mills / Übersetzung: Beat Rink

Dr. Jim & Anne Mills betreuen das Netzwerk Creative Arts Europe. Dieses europaweite Beziehungs-Netzwerk unter Künstlern teilt und fördert die Vision von Kunst, die aus einem christlichen Weltbild und aus dem Glauben an das Evangelium heraus entsteht. Das Ehepaar wirkt als Pastoren und Künstler und ist auch mit seiner Musik in vielen europäischen Ländern bekannt geworden.
www.creativeartseurope.com

Kunst und Kirche oder ein Speed-Dating zweier Unverstandener
Ein Artikel aus dem katholischen Medienzentrum.

Kunst und Glaube sind die grossen Vorspiele der neuen Welt
Idea Spektrum, ein christliches Magazin, berichtet über das Kunst_Forum_16.

Arts+ 2016: Kirche und Kunst auf Augenhöhe?
Ein Bericht von ChristNet.

Lifechannel berichtet in den Abendnachrichten vom 7. November 2016.
Life_News_2016-11-07

Arthur Honeggers (1892-1955) Weihnachtskantate gehört zu den wundervollsten Vertonungen des Weihnachtsgeschehens aus neuerer Zeit. Es ist ein Werk aus der Mitte des 20.Jahrhunderts. Dies ist nicht nur an seiner musikalischen Sprache ablesbar, sondern auch am Weg, auf den der Komponist uns Zuhörer mitnimmt. Die Kantate beginnt mit düsteren Klängen zu den Worten „De profundis clamavi ad te, Domine“ – „Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir“. Dieser Klageruf aus Psalm 129 (bzw.130) liegt übrigens auch dem 2.Satz der 3. Symphonie („Liturgique“) zugrunde, die Honegger in den Kriegswirren von 1945 geschrieben hat. Die 2.Symphonie, geschrieben 1941 im besetzten Paris, beginnt ebenso düster.

Aber wie sich Honeggers Musik in diesen beiden Symphonien nicht der Verzweiflung überlässt (die 2.Symphonie endet mit einem Trompetenchoral, die 3.Symphonie mit der musikalischen Umsetzung des Gebets „Dona nobis pacem“), so bricht in der Weihnachtskantate bald die Botschaft herein, „Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkündige euch grosse Freude…“, überbracht vom Bariton-Solo. Und nun öffnet sich allmählich der Himmel. Die Engel stimmen verschiedene Weihnachtslieder an, die sich zu einem gewaltigen Klangteppich verweben. Die 1940 begonnene und 1953 vom todkranken Komponisten vollendete Weihnachtskantate mündet in ein fast explosionsartig hervorbrechendes „Laudate omnes gentes“ und schliesst mit einem breit gemalten Amen, nach dem noch einmal Weihnachtsmelodien anklingen.
Es lohnt sich, das ganze Werk in einer ruhigen Stunde zu geniessen.

Wir wünschen unseren TUNE IN-Leserinnen und Lesern (es sind mittlerweile weltweit gegen 3000 Künstler aus verschiedenen Sparten und vielen Ländern) von Herzen ein gesegnetes Weihnachtsfest.

Text: Beat Rink

Wenn wir heute über Kunst sprechen, meinen wir Tanz und Musik, Film und visuelle Kunst, Literatur und Theater – und vielleicht auch angewandte Künste wie Architektur, Mode und Design. Dieses Verständnis von „Kunst“ ist verhältnismässig eng. Und vor allem ist es neu. Dies wird deutlich, wenn man die Geschichte bedenkt. Albrecht Dürer (1471-1528) verstand seine Kunst noch zu einem guten Teil als angewandte Geometrie. Der Philosoph Reimund B. Sdzuj schreibt: „Was man heute unter der Bezeichnung Kunst zusammenfasst und zum Beispiel von Johann Christoph Gottsched (1700-1766) eher beiläufig in der uns vertrauten Fünfzahl von Dichtkunst, Musik, Malerei, Baukunst und Bildschnitzen erwähnt wird, verteilte sich bis ins 18. Jahrhundert auf Wissenschaft (ars poetica als Teil der Rationalphilosophie), freie Künste (artes liberales wie Musik qua Wissen), Handwerk (artes illiberales: „ein Bild mahlen, Lasten tragen“, Musizieren) und … artes ludicrae, zu denen „Seil- tanzen, Comoedien, Gauckeln, Taschen-Spielen“ gezählt wurden, und …seit dem 17.Jahrhundert auch Oper und Roman.“ (Reimund B.Sdzuj. Adiaphorie und Kunst
Studien zur Genealogie ästhetischen Denkens)
Bis weit ins 18.Jahrhundert hinein verstand man zudem Kunst als etwas „Nützliches“. Und man wäre niemals auf die Idee gekommen, sich zu Kunst kontemplativ zu verhalten, das heisst vor einem Kunstwerk oder beim Anhören eines Musikstücks zu „meditieren“.

Unser Kunst-Verständnis ist also historisch gewachsen. Das heisst nicht, dass es völlig falsch ist. Aber es darf (und muss) immer wieder hinterfragt werden, wo der Kunstbetrieb seltsame Blüten treibt. Und er treibt oft sehr seltsame Blüten !
Wir tun gerade als Christen gut daran, unser eigenes „Kunstschaffen“von jener „Lebens-Kunst“ her zu prüfen, wie sie uns in der Bibel (zum Beispiel in den Sprüchen) empfohlen wird.
Darum ist es auch richtig, als Künstler auf Dietrich Bonhoeffer (1906-1945) zu hören, wenn dieser in “Widerstand und Ergebung” über das “Qualitätsgefühl” schreibt. Bonhoeffer bezieht sich dabei nicht auf Kunst in engerem Sinn, sondern er meint Lebens-Kunst:

“Es geht auf der ganzen Linie um das Wiederfinden verschütteter Qualitätserlebnisse, um eine Ordnung auf Grund von Qualität. Qualität ist der stärkste Feind von Vermassung. Gesellschaftlich bedeutet das den Verzicht auf die Jagd nach Positionen, den Bruch mit allem Starkult, den freien Blick nach oben und nach unten, besonders was die Wahl des engeren Freundeskreises angeht, die Freude am verborgenen Leben wie den Mut zum öffentlichen Leben. Kulturell bedeutet das Qualitätserlebnis die Rückkehr von Zeitung und Radio zum Buch, von der Hast zur Muße und Stille, von der Zerstreuung zur Sammlung, von der Sensation zur Besinnung, vom Virtuosenideal zur Kunst, vom Snobismus zur Bescheidenheit, von der Maßlosigkeit zum Mass. Quantitäten machen einander den Raum streitig, Qualitäten ergänzen einander.”

Fragen:
Was heissen die Worte Bonhoeffers für uns als Künstler?
Wo sollten wir Lebens-Kunst pflegen – statt nur „Kunst“ in engerem Sinn?

Text: Beat Rink

Wie wichtig Kunst ist, erfährt man in Ländern, wo diese rar ist.

Bei unseren derzeitigen Afrika-Projekten sind wir Maria* begegnet. Sie wirkt in einem einwöchigen Chorprojekt mit, das wir seit 2 Jahren in Kigali durchführen. Ihre Lehrerin stellt nun dieses Jahr grosse Fortschritte in der Stimme von Maria fest. Und ihr lokaler Mentor fügt etwas Wichtiges hinzu: „Maria ist, seit sie im Chor singt, eine andere Person. Sie ist im Vergleich zu früher enorm aufgeweckt und übernimmt selber Verantwortung – zum Beispiel in der Kirche. Es gibt einen eindeutigen Zusammenhang zwischen ihrer Freude am Singen und ihrer persönlichen Entwicklung.“

Thomas* ist ein junger Mann. Er sagt: „In Ruanda haben wir jungen Leute kaum Selbstvertrauen. Unsere Eltern sind im Genozid umgekommen und so mussten wir als Waisen aufwachsen. Erst durch den Musikunterricht habe ich Selbstvertrauen gewonnen. Mein Lehrer hat mir geholfen, das richtige Instrument zu wählen und meinen Stil zu finden. Jetzt weiss ich, dass ich etwas kann.“

Jean-Pierre* sagt: „Ich bin vom Land in die Stadt gekommen. Ich fühlte mich hier von Anfang an minderwertig. Aber dann habe ich gemerkt: Meine künstlerische Ausdrucksweise ist einzigartig. Ich selber bin einzigartig und muss mich nicht minderwertig fühlen.“

Alle, die künstlerisch tätig sind, wissen es längst: Kunst fördert die „Individuation“ – sprich: die Selbst-Findung und die Persönlichkeitsentwicklung. Kunst eröffnet Zugänge zu verschlossenen Emotionen. Kunst wirkt heilend. Kunst tröstet. Kunst ist eine wunderbare Schöpfungsgabe und ein Segen, wo sie verantwortungsvoll und sorgfältig ausgeübt wird. Und erst recht, wo der Künstler offen ist für das Wirken des „Creator spiritus“, den Schöpfergeist Gottes. Der Künstler: das heisst auch gerade der Musik- und der Kunstlehrer wissen das gut.
Wie wichtig Lehrer und Mentoren sind, wird an den in Afrika erzählten Berichten auf wunderbare Weise deutlich. Auch wenn man auf anderen Kontinenten und vor allem in „kulturgesättigten“ Ländern solche Geschichten kaum hört: Es gibt sie bestimmt auch dort zu Hauf.
Jeder Kunst- und Musikunterricht, jedes gute Kunstwerk bewirkt Segen! Lasst uns – auch inmitten aller ermüdenden und manchmal frustrierenden „Knochenarbeit“, die man als Musik- und Kunst-Lehrer und als Künstler nur zu gut kennt – Gott dafür danken.

*Name geändert

Text: Beat Rink

Foto: Rwanda on the 28.11.2016 – choir project with “Music Road Rwanda” / Crescendo

“Singet Gott dankbar in euren Herzen mit Psalmen, Hymnen und Liedern aus dem Geist.” (Kolosser 3:16)

Dieser Vers wird oft zitiert, wenn es um die Bedeutung des Singens und der Kirchenmusik geht. Tatsächlich ist Singen in der Bibel wichtig.
Das Verb kommt im Alten Testament 309 mal vor und im Neuen Testament 36 mal.
Nur: Hier geht es gar nicht um das laute Singen, sondern um eine Herzensbewegung. Um etwas, was im Verborgenen geschieht. Liest man den Kolosserbrief, so findet man einige weitere Stellen, die über das „Verborgene“ sprechen.

Über das Verborgene im Innern des Menschen:
„Lasset das Wort Christi reichlich wohnen IN euch…“ 3:16
„Der Friede Christi regiere IN euren Herzen“ 3:15)

Über das, was „in Gott verborgen“ ist:
„…zu erkennen das Geheimnis Gottes, das Christus ist, in welchem alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis VERBORGEN liegen“ 2:2f.
„Euer Leben ist VERBORGEN mit Christus in Gott“ 3:3).

Geht uns Christen dieser Blick auf das VERBORGENE verloren und hören wir auf, auf das INNERE zu achten, geraten wir in andere Einflussbereiche.
Paulus warnt: „Trachtet nicht nach dem, was auf Erden ist“ (3:2). Er ordnet dem „Irdischen“ einen langen Lasterkatalog zu (3:5-8). Und er spricht von den Mächten dieser Welt, die zu gesetzlicher Frömmigkeit verführen (2:16-22), sozusagen zu einem verkrampften, nicht wirklich erlösten Christ-Sein.
Dem Leben der Heiligen aber, die mit Christus gestorben und auferstanden sind (2:12f.) ordnet er aber einen langen Tugendkatalog (3:12-14) zu, zu dem herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Geduld und über allem Liebe gehören.

Von Georg Friedrich Händel (1685-1759) ist überliefert, dass er sich in einer „Messias“-Probe bei der Arie „Ich weiss, dass mein Erlöser lebet“ an die Sängerin wandte und sagte: „Sie singen schön, aber sie wissen nicht, dass ihr Erlöser lebt.“

Gerade in der angebrochenen Adventszeit ist es sicher nicht falsch, sich von Paulus fragen zu lassen (und es vielleicht auch in den Chorproben oder im Musikunterricht anzusprechen):
Leben die Arien und Choräle, die wir anstimmen, auch in unseren Herzen? Erklingt ihre Botschaft zunächst in unserem INNEREN, bevor wir sie singen? Suchen wir immer wieder die VERBORGENEN Schätze in Gott?
Vielleicht ist es ja ein praktischer Tipp, den Paulus uns da gibt: Stimmt immer wieder dankbar in eurem INNEREN ein Lied an.

Text: Beat Rink

Rückblick Kunst_Forum_16 in Biel

Kunst_Forum_16
Am 5. November fand in Biel das erste Sparten übergreifende Forum für Kunst und Glaube in Zusammenarbeit mit BART, Magazin für Kunst und Gott, statt. Wir erlebten einen intensiven, vielseitigen, inspirierenden und ermutigenden Tag.

Einige bildliche Impressionen sind zu finden auf unserer Homepage unter: Medien/Galerie.

Die interessanten Vorträge der drei Hauptreferenten können zudem unter: Medien/Audio noch einmal angehört werden. Ein Vortrag wurde zudem auf Video aufgezeichnet.

Alle die nicht am Kunst_Forum teilgenommen haben und die fundierten Vorträge der Redner anhören, dürfen gerne einen Unkostenbeitrag zugunsten des Forums und der Arbeit von ARTS+ zukommen lassen. Siehe Spenderinfos weiter unten. Besten Dank!

Prix Plus: Vergabe 2016 und Einreichung 2017

Prix Plus und Förderpreis
Seit Jahren zeichnet Arts+ Kunstschaffende aus. Der Prix Plus 2016 wurde vergeben an die Basler Theaterregisseurin Corinne Maier. In der Laudatio lobte Schauspieler Adrian Furrer vom Luzerner Theater und Vorstandsmitglied von ARTS+ ihre Regieleistung des Stücks „Like a prayer“, das sie zusammen mit den Schauspielern Julia Bihl und Johannes Dullin erarbeitete.

Den Förderpreis übergab Beat Rink vom ARTS+ Vorstand an Tobias Gutmann für seinen „Fac-o-mat“ (www.face-o-mat.com). Der Fac-o-mat ist eine Mischung zwischen Künstler und einer analogen Maschine. Tobias Gutmann zeichnet abstrakte Deutungen von Menschen. 2’656 Personen aus verschiedensten kulturellen Hintergründen wurden bereits auf diese Weise portraitiert. Mit dem Projekt hat er weltweit bisher knapp 120.000 Km zurückgelegt.

Für den PrixPlus 2017 können ab jetzt künstlerische Projekte eingereicht werden, die in diesem Jahr in der Schweizer Öffentlichkeit den christlichen Glauben thematisiert haben und Menschen angesprochen hat, über den christlichen Glauben nachzudenken und zu diskutieren. Eingabefrist: 31.3.2017
Weitere Informationen und das Anmeldeformular sind zu finden auf der ARTS+ Homepage.

Nacht des Glaubens – Festival für Kunst & Kirche in Basel, 2. Juni 2017

NdG
Die Nacht des Glaubens findet am 2. Juni 2017 in Form eines SPOT in und um das Münster und den Münsterplatz in Basel statt. Aus aktuellem Anlass soll auch das Thema Fussball aufgegriffen werden. Wie der Veranstalter erst im Sommer erfuhr, findet an dem Tag das Endspiel der Super League und Heimspiel für den FC Basel statt – mit der möglichen Meisterfeier in der Innenstadt. Dies wirkt sich direkt auf die geplante Nacht des Glaubens aus. Deshalb sieht sich der Veranstalter (Verein Kulturförderung Basel Stadt) veranlasst, den Event in anderer Form als SPOT durchzuführen. Weitere Infos:
www.nachtdesglaubens.ch

Künstlertreffs

Künstlertreff1
Künstlertreff2

ARTS+ 2017?

ARTS+
Für Studenten möchten wir ab 2017 einen Studentenpreis (50% des Mitgliederbetrages) anbieten. Weitere Informationen zur Mitgliedschaft sind hier zu finden.

Ob ARTS+ in der Form wie bisher bestehen kann, ist momentan ungewiss, denn bis zum Jahresabschluss fehlen für die Arbeit noch rund CHF 20.000,-. Wenn Du mithelfen kannst, ARTS+ finanziell zu unterstützen, sind wir dankbar um jede Spende. Weitere Informationen hier.

Euer ARTS+ Team
Timo Schuster

Eine gesungene Doxologie

Es ist kein Schreibfehler. Ich wage ein Wortspiel: Paradoxologie. Der Ausdruck ist einem Aphorismus entsprungen: “Dann soll, was uns am Glauben widersprüchlich erscheint, wenigstens zur Paradoxologie führen. Hauptsache, das Lob erklingt dennoch!” Paradox meint bekanntlich widersprüchlich. Und Doxologie meint Lob Gottes. Eine Paradoxologie wäre also ein “Gotteslob trotz allem.”

Kennen wir das: Sobald das Leben schwierig wird, hören wir mit dem Gotteslob auf und lassen die Verse des Paulus: “Singet Gott dankbar in euren Herzen” (Kolosser 3,16) hinter uns? Es ist sicher gut, wenn wir um der Wahrhaftigkeit willen unsere Stimmungslage, Gefühle und Gedanken nicht unter einem gekünstelten Lob ersticken. Zudecken und Ersticken ist falsch – ebenso wie Heuchelei. Aber wir kennen doch auch das Andere: Durch das Lob Gottes “trotz aller Umstände” kann unsere innere Not kleiner werden, können Ängste verschwinden, kann Wut sich abkühlen, kann Depression weichen. Wir singen dann vielleicht in unseren Herzen kein jubeldes, sondern ein gebrochenes “Hallelujah”, ein “Broken Hallelujah”, wie es der letzte Woche verstorbene Leonhard Cohen (1934-2016) (neben anderen Liedern mit stark christlichen Anklängen) auf so innige, wenngleich textlich eher verstörende, postmodern patchwork-artige Weise gesungen hat.

Ein wunderbares “broken Hallelujah” finden wir in Händels Oratorium “Theodora” (1749). Im Text kommt das Wort “Hallelujah” nicht vor, dafür erklingt ein vertrauenvolles Gebet mitten in Nöten. Denn “Theodora” ist ein Märtyrerdrama. Es ist das einzige dramatische Oratorium von Georg Friedrich Händel (1685-1759) mit einer ausgesprochen christlichen Thematik.

Kurz zum Inhalt: Es handelt von einer antiochischen Prinzessin, die sich weigert, den Göttern zu Ehren des Kaisers zu opfern. Der römische Herrscher Valens ordnet an, sie an den “abscheulichen Ort”bringen zu lassen: in ein Bordell, wo sie dem Vergnügen der Soldaten dienen soll. Dies wäre für die keusche Theodora ein weitaus schlimmeres Schicksal als der Tod. Doch ein römischer Soldat mit Namen Didymus, der in Liebe zu ihr entbrannt ist, schleicht sich in ihre Kerkerzelle und überredet sie dazu, seine Kleider anzuziehen und zu entfliehen, während er an ihrer Stelle stirbt. Valens, ausser sich vor Wut, verurteilt Didymus zum Tode, und Theodora folgt ihm freudig ins Martyrium nach.

Hier der Text der Arie, auf Youtube wundervoll gesungen von Bernarda Fink (und im zweiten Link sehr schön interpretiert von Dalma Kranyak und Oana Zamfir, die als Studentinnen des “Crescendo Sommerinstituts” im Zempleni-Festival auftraten):

Lord, to Thee each night and day,
Strong in hope, we sing and pray.
Though convulsive rocks the ground,
And thy thunders roll around,
Still to Thee, each night and day,
We sing and pray.

Dir, o Herr, am Tag und in der Nacht
singen und beten wir, in Hoffnung stark.
Bebt unter uns der Boden auch
und dein Donner ringsum dröhne,
singen wir doch und beten zu dir Tag und Nacht.

Diese grossartige Arie hat es nicht zum Evergreen geschafft wie das Hallelujah im Messias. Sie hätte es aber verdient, mehr beachtet zu werden.

Wo sollten wir vielleicht gerade in einer jetzigen Lebenssituation eine “Paradoxologie” anstimmen? Wo sollten wir ein “broken Hallelujah” erklingen lassen – im Vertrauen, dass Gott gerade in schwierige Situationen und Lebensbereiche hinein wirken und helfen kann?

Text: Beat Rink

LINK 1 (Bernarda Fink)
LINK 2 (Dalma Kranyak and Oana Zamfir)
LINK 3 (Leonhard Cohen)

Seit Jahren zeichnet Arts+ Kunstschaffende aus.

Der Prix Plus 2016 wurde vergeben an die Basler Theaterregisseurin Corinne Maier. In der Laudatio lobte Schauspieler Adrian Furrer vom Luzerner Theater und Vorstandsmitglied von ARTS+ ihre Regieleistung des Stücks „Like a prayer“, das sie zusammen mit den Schauspielern Julia Bihl und Johannes Dullin erarbeitete.

Den Förderpreis übergab Beat Rink vom ARTS+ Vorstand an Tobias Gutmann für seinen „Fac-o-mat“ (www.face-o-mat.com). Der Fac-o-mat ist eine Mischung zwischen Künstler und einer analogen Maschine. Tobias Gutmann zeichnet abstrakte Deutungen von Menschen. 2’656 Personen aus verschiedensten kulturellen Hintergründen wurden bereits auf diese Weise portraitiert. Mit dem Projekt hat er weltweit bisher knapp 120.000 Km zurückgelegt.

Am 5. November fand in Biel das erste Sparten übergreifende Forum für Kunst und Glaube in Zusammenarbeit mit BART, Magazin für Kunst und Gott, statt. Ein sehr vielseitiger, inspirierender und ermutigender Tag liegt hinter uns.

Einige bildliche Impressionen sind zu finden unter Medien/Galerie

Weitere Informationen zum Tag sind noch zu finden auf der Kunst_Forum Seite.

Die interessanten Vorträge unserer drei Hauptreferenten können zudem unter Medien/Audio noch einmal angehört werden. Ein Vortrag wurde sogar auf Video aufgezeichnet: https://artsplus.ch/kunst_forum_16. Alle die nicht am Kunst_Forum teilgenommen haben und die fundierten Vorträge der Redner anhören, dürfen gerne einen Unkostenbeitrag zugunsten des Forums und der Arbeit von ARTS+ einzahlen. Weitere Spenderinfos. Besten Dank!

Nachfolgend sind einige lesenswerte Artikel aufgeführt, die über diesen Tag in Biel berichten:

idea Spektrum Schweiz
Katholisches Medienzentrum
Livenet.ch

Vortrag von Dr. theol. Wolfgang J. Bittner zum Thema “Schöpfung und Verwandlung – theologische Beobachtungen zu Kunstproduktion und Kunstrezeption”

Anregung oder Manipulation, Freude oder Beschämung, Wahrnehmbarkeit und Verborgenheit, angemessene Fragen und nicht erwartete Antworten, was man sehen kann und was man nicht verstehen will.

Der Vortrag ist auch auf französisch zu hören: https://www.youtube.com/watch?v=ElpC_jZVwBc&feature=youtu.be

Vor einigen Tagen starb hochbetagt die „grand old lady“ der österreichischen Literatur, Ilse Aichinger (1921-2016). Wobei es weder zur Person noch zur Schreibweise von Aichinger passt, sie als „grand“ zu bezeichnen. Sie übte sich in Bescheidenheit und ihre Texte (vorab Gedichte) waren eher subversiv. Subversiv wie „Maulwürfe“ – so ein Buchtitel ihres längst verstorbenen Mannes, des Schriftstellers Günter Eich (1907-1972). Auch der einzige Roman von Ilse Aichinger ist auf seine Weise subversiv:
„Die grössere Hoffnung“. Er erschien im Jahr 1947, also zur sogenannten „Stunde Null“ der deutschen Nachkriegsliteratur. In dieser Stunde Null war der Schreibstil der Vorkriegszeit überholt. Es gab zwar Dichter wie Hermann Hesse (1877-1962), die 1945 noch pathetisch singen konnten: „Wollet! Hoffet! Liebt! Und die Erde gehört euch wieder.“

Aber Günter Eich dichtete:
Dies ist meine Mütze,
dies ist mein Mantel,
hier mein Rasierzeug
im Beutel aus Leinen. …

LINK zum ganzen Gedicht:http://www.deutschelyrik.de/index.php/inventur.html

Der Unterschied im sprachlichen Gestus ist unüberhörbar. Dahinter steckt der Wille, nach all dem Grauenvollen nicht zur Tagesordnung überzugehen und die „Güte“ des Menschen zu preisen, sondern eine realistische Inventur zu machen von dem, was noch übrigbleibt. Und es ist nicht viel an äusseren Gütern und nicht viel an Vertrauen in die Güte des Menschen, was übrigbleibt.

Ilse Aichinger schreibt 1946 einen Essay “Aufruf zum Mißtrauen”:

„Beruhigen Sie sich, armer, bleicher Bürger des XX. Jahrhunderts! (…) Sie sollen nicht Ihrem Bruder mißtrauen, nicht Amerika, nicht Rußland und nicht Gott. Sich selbst müssen Sie mißtrauen! Ja? Haben sie richtig verstanden? Uns selbst müssen wir mißtrauen. Der Klarheit unserer Absichten, der Tiefe unserer Gedanken, der Güte unserer Taten! Unserer eigenen Wahrhaftigkeit müssen wir mißtrauen! Schwingt nicht schon wieder Lüge darin? …Unserer eigenen Liebe! Ist nicht angefault von Selbstsucht? Unserer eigenen Ehre! Ist sie nicht brüchig vor Hochmut? “

Hier dringt bei der Halb-Jüdin Ilse Aichinger schon fast „biblischer Realismus“ durch wie auch in ihrem 1947 erschienenen Roman „Die grössere Hoffnung“. Dort suchen halb-jüdische Kinder und in ihrer Mitte das Mädchen Ellen ihre Rettung. Ellens Hoffnung ist die Reise nach Amerika, wohin ihre Mutter geflohen ist. Aber in Ellen lebt noch eine andere Welt – und eine grössere Hoffnung, die nichts mehr mit dieser irdischen Realität zu tun hat. Ja, an ihrem kindlichem Wesen, Hoffen und Träumen gerät das weltliche Machtgefüge ins Wanken und löst sich auf – so wie im hereinbrechenden Bombenhagel die Häuser zusammenstürzen.

Die kindliche Welt erweist sich dabei als stärker als die Welt der Erwachsenen. Die Welt der Erwachsenen wird durch die Optik der Kinderaugen betrachtet, was dem Roman ein surreales Gepräge gibt. Obwohl sich Ilse Aichinger meines Wissens nicht zum christlichen Glauben bekannt hat und einmal meinte, das grösste Unglück sei die Genesis gewesen (meinte sie Genesis 1 oder Geneis 3?), gibt es besonders in „die grössere Hoffnung“ biblische Anklänge. So tauft Ellen ihre sterbende Grossmutter. Da ist vom König David die Rede und von Engeln. Und der Roman schliesst, nachdem eine Granate Ellen in Stücke reisst, mit dem Satz „Über den umkämpften Brücken stand der Morgenstern.“ Der Stern (der hell leuchtende Judenstern auf den Kleidern) ist im Roman Sinnbild dieser Hoffnung.

In TUNE IN 193 war von der Wahrheit die Rede, die in der Kunst aufleuchtet (siehe den Vortrag von Wolfgang Bittner.)* Zu wahrhaftiger Kunst gehört, dass sie verneint, was beschönigen und idealisieren will. Im Werk von Ilse Aichinger lässt sich ein starker Wille ablesen, wahrhaftig zu sein und nichts zu beschönigen – und trotzdem (oder gerade deshalb) an einer nicht-ideologischen „grösseren Hoffnung“ festzuhalten.

Text: Beat Rink

* Der Vortrag ist mitterweile auf Youtube: Deutsch https://www.youtube.com/watch?v=DnzgBmiHbVE und mit französischer Übersetzung: https://www.youtube.com/watch?v=ElpC_jZVwBc

Unter dem Titel Kunst_Forum fand soeben eine Tagung statt, zu welcher der Schweizer Zeig des internationalen Künstler-Netzwerks ARTS+ eingeladen hatte. (ARTS+ ist ein Netzwerk von christlichen Kunst-Initiativen).
Drei prominente Theologen sprachen über Kunst und traten mit den rund 100 anwesenden Künstlern in ein reges Gespräch.

Der Theologe Dr. Wolfgang Bittner (*1947) sprach unter anderem von der Erfahrung, dass Kunstwerke auf besondere Weise anrühren und etwas vermitteln können, was das blosse Anschauen oder Lesen oder Anhören „übersteigt“. Das kann auch auf einem Spaziergang geschehen: Plötzlich stehen wir vor einer Landschaft, in der etwas Besonderes liegt – etwas, was unsere gewöhnliche Erfahrung „übersteigt“. Über und in dieser Landschaft ist auf einmal noch „mehr“ da.

Auch beim Anschauen eines Kunstwerks können wir dies erfahren: dass Wirklichkeit „überstiegen“ wird. Und dabei geschieht oft noch etwas Zweites: Man „übersteigt“ sich vor diesem Kunstwerk selber auf etwas „Grösseres“ hin.
Wir können dies von einem Kunstwerk nicht einfordern und auch nicht wirklich erwarten. Aber wir können uns danach sehnen. Die Theologie kennt für das „Übersteigende“ den Ausdruck „Transzendenz“. Sie hat Gott Transzendentailien zugeschrieben. Dazu gehören das Gute, das Wahre und das Schöne (bonum, verum, pulchrum). Gott ist vollkommen gut, vollkommen wahr und vollkommen schön. Und Gott „übersteigt“ nun sich selber mit Gutem, Wahrem und Schönem – zu uns hin. Er bewegt sich damit auf uns zu und schenkt uns das „bonum, verum Et pulchrum“.

Auch in der Kunst können wir (wie in der Beziehung zu einem anderen Menschen) erfahren: Da kommt uns etwas Gutes, Wahres und Schönes entgegen. Und wir können darauf eine Antwort geben, indem wir immer wieder versuchen, zu „glauben“, zu „lieben“ und zu „hoffen“.
Glauben heisst: sich einlassen auf das Zuverlässige und auch selber zuverlässig werden.
Hoffen heisst: sich einlassen auf das, was noch nicht da ist. Dies im Wissen, dass ich heute schon damit leben kann, auch wenn es noch nicht da ist.
Lieben heisst: ich übersteige alles Schmerzhafte, Hässliche, Schwere, Widerständige mit Liebe. Wir „können“ nicht aus eigener Kraft glauben, lieben und hoffen, sondern müssen es immer wieder erbitten.

Paul Klee (1879-1940) sagt: „Kunst lehrt sehen“. Kunst kann uns lehren, dass wir am „Übersteigenden“ nicht vorbei gehen. Kunst kann uns empfindsam machen für das „Übersteigende“, das uns von Gott her zukommt.

artsplus.ch
wolfgang-bittner.net

Text: Beat Rink

In diesen Tagen wird (in Partnerschaft mit Crescendo) eine neue christliche Bewegung lanciert, die unter Musikstudenten und Musikern in der populären Musik wirkt. Das junge Team von „Central Music“ (http://centralmusic.net) hat ein Manifest veröffentlicht, das die Buchstaben C-E-N-T-R-A-L aufnimmt und gute Gedankenanstösse gibt, die für Künstler aller Sparten bedenkenswert sind. Hier einige Auszüge:

C
MEINE IDENTITÄT IST IN CHRISTUS
Im Himmel gibt es keine Carnegie Hall, keine Preisverleihungen und keine Charts. Deshalb sollte unsere Identität auch nicht in solchen Dingen gegründet sein. Wir sollten uns nicht abhängig machen von der Anzahl verkaufter Tonträger und auch nicht davon, was die Leute von uns halten. Gott macht dich aus Gnade zu seinem Kind. Das ist ein Geschenk, das nur angenommen, niemals verdient werden kann.

E
MEINE KUNST ERFREUT MICH
Es ist nicht falsch wenn du an deinen künstlerischen Begabungen unablässig schleifst. Aber es ist falsch, wenn dich das, was du bisher erreicht hast, nicht auch erfreuen kann.

N
ICH SUCHE IMMER WIEDER NEUES
Es gibt nichts Neues unter der Sonne. Aber das heisst nicht, dass wir nicht Neues schaffen sollen. Deine Kreativität ist eine Gabe Gottes. Er hat übrigens, als er Dich schuf, etwas ganz Neues geschaffen, das vorher so noch nie da war. Nimm beides an und in dich auf: Grosse Kunst, die aus der Vergangenheit auf dich zukommt – und neue Ideen. Sei auf deine Weise neu-schöpferisch oder interpretatorisch tätig – auf DEINE Weise!

T
MEINE TATEN SIND BESSER ALS MEINE KUNST
Deine Taten sollten besser sein als dein bestes Kunstwerk. Zuallererst bist du ein Mensch – und Kunst ist sekundär. Versuche, als Partner, Freund oder Elternteil dein Bestes zu geben – und zu sein.

R
ICH WEISS: ERFOLG IST RELATIV
Geniale Einfälle kommen und gehen. Schäme dich nicht über „vergeudete“ Zeit. Kreativität braucht immer Zeit und Musse. Und Erfolg ist letztlich nicht messbar. Ist ein begeistertes Publikum mehr als ein einzelner Mensch, dem man eine einzigartige Freude gemacht hat?

A
ICH WILL AUSGEZEICHNETE KUNST
Du kannst nicht perfekt sein, aber das Beste aus dir herausholen. Strebe nach ausgezeichneter Qualität. Gib dein Bestes, wo immer du deine Kunst zeigst. Auf ahlbem Weg stehenbleiben bringt nichts.

L
ICH LASSE MEINE GABEN GOTTES SYMPHONIE AUFGEHEN
Wo auch immer du als Künstlerin tätig bist: Lass dein Talent in einem grösseren Ganzen aufgehen – über dein eigenes Projekt hinaus. Bei allem, was du schaffst: entscheide dich dafür, ein Teil seines weltweiten Leibes zu sein und dich täglich daran zu erinnern, dass alle Ehre ihm gehört – Soli Deo Gloria!

Künstler sind Prediger, Vordenker und Propheten. Visuell, mit Performances oder Musik setzen sie gesellschaftliche Themen und fordern heraus. Deshalb möchte die Arbeitsgemeinschaft ARTS+ von der Schweizerischen Evangelischen Allianz Künstlern eine Plattform bieten, so zum Beispiel beim «Kunst Forum» anfangs November in Biel. Christliche Künstler aus den verschiedensten Bereichen treffen sich dann für einen gemeinsamen Austausch.

Höre dazu den Beitrag auf Lifechannel

Wir haben bewegte Wochen hinter uns im Leitungsteam der “Nacht des Glaubens. Festival für Kunst und Kirche”. Nach zweieinhalb Jahren intensiver Vorbereitung für unser nächstes Festival am 2.Juni 2017 haben wir erfahren, dass wir einem grossen Sportevent weichen müssen. Niemand hatte uns darauf aufmerksam gemacht oder versucht, den Sportanlass zu verschieben. Unser Team hat darauf aber mit Reife reagiert. Wir haben beschlossen, trotz unzähliger vergeblicher Arbeitsstunden und verlorenem Geld nicht polemisch zu werden, sondern das sachliche Gespräch mit den „Schuldigen“ zu suchen.
Überraschenderweise hat nun aber die lokale und bald auch die nationale Presse das Thema aufgenommen und sich zusammen mit Kirchen und Politikern hinter uns gestellt. In einem Kommentar schreib ein bekannter sozialdemokratischer Politiker: Es scheint, dass wir unsere christliche Kultur von innen her aushöhlen. Wir werden nun von Menschen aus dem ganzen Land angesprochen – und ermutigt, weiterzumachen. Tatsächlich werden wir nun trotzdem einen “Nacht des Glaubens. Festival für Kunst und Kirche SPOT durchführen. Und wir erwarten am 2. Juni 2017 viele Menschen, die nun durch die Medien auf uns aufmerksam wurden.

Dass in den Medien auf einmal geklagt wird, dass das Christentum in unserer Gesellschaft verschwindet, ist interessant. Vor einigen Tagen hat auch ein renommierter Schweizer Schriftsteller in einer grossen Schweizer Zeitung geklagt. Thomas Hürlimann (*1950), Roman- und Theaterautor und Träger zahlreicher Preise (u.a. des Thomas Mann-Preises) kennt man nicht als einen Christen. Aber er schreibt unter anderem:

„Wir selber holen die Kreuze herunter. Aber wir werden uns noch wundern: Zuerst sterben die Zeichen, dann sterben wir ihnen hinterher. Wenn das Kreuz fällt, fallen auch wir.“

„Ich möchte nicht … in einer Gesellschaft leben, die sich restlos entsakralisiert und ihre Gläubigkeit auf Moralismus gründet.“

„ Wo früher das Kreuz hing, hängt heute das Rauchverbot.“

„ Ist man krank und verzweifelt, fühlt man sich von einem Hiob oder einem Jesus am Kreuz verstanden. Die Kreuzverächter meinen, das Kreuz mit seinem blutigen Geschehen mache uns Angst. Gerade das Gegenteil ist der Fall. Der Gott am Kreuz versteht meine Ängste, begleitet mich, teilt mein Leid.“

„Jesus hat nie darüber gesprochen, was er in den drei Tagen zwischen Tod und Auferstehung erlebt hat. Auch Lazarus hat nach seiner Wiedererweckung geschwiegen. Dieses Schweigen könnte ein grosses Geheimnis bergen, aber leider sind die Kirchen nicht mehr in der Lage, solche Themen zu berühren. Deshalb tut es die Literatur …“

Das sind bemerkenswerte Aussagen. Sie können uns helfen, ebenfalls die Dinge beim Namen zu nennen. Wenn die Kirchen es nicht mehr sagen (oder wenn sie es sagen könnten und wollten, aber keine Stimme mehr in der Gesellschaft haben): Warum dann nicht die Künstler? Vielleicht gerade in Aktionen wie die “Nacht des Glaubens. Festival für Kunst und Kirche” am 2.Juni 2017.

Text: Beat Rink

Nacht des Glaubens
Artikel Tagesanzeiger

Gedanken von Rory Noland

Es steckt ein Künstler in uns, der blühen und gedeihen möchte. Der wachsen will und der sich danach sehnt, sich auszudrücken. Manche von uns leben in Situationen, die Entfaltung erschweren – sei es, dass es in der Kirch-Gemeinde stagniert oder dass wir sonst zu wenig Ermutigung und Unterstützung erfahren. Manche sind in Verhaltensweisen aus der Kindheit gefangen oder quälen sich mit Selbstvorwürfen.

Epheser 4,32sagt: „Seid freundlich und hilfsbereit zueinander und vergebt euch gegenseitig, was ihr einander angetan habt, so wie Gott euch durch Christus vergeben hat, was ihr ihm angetan habt.“ Das ist ein grossartiger Vers.
Hast du jemals daran gedacht, ihn auf dich selbst anzuwenden? Manche von uns würden nicht im Traum daran denken, jemanden anderen so schlecht zu behandeln, wie wir es mit unserem eigenen inneren Künstler tun. Freundlichkeit heilt verwundete Seelen. Sei freundlich mit dir und sei freundlich zu dir selbst. Das Leben als Künstler ist schon schwierig genug. Wir müssen es nicht noch schlimmer machen, indem wir selbst unser ärgster Feind sind. Wenn du das nächste Mal versucht bist, dich selbst abzuwerten, so denke daran, dass niemand, für den Christus gestorben ist, es verdient, schlecht behandelt zu werden. Und du gehörst dazu!

Es reicht nicht, Verse über Gottes Liebe auswendig zu lernen. Gott muss dich wirklich lieben können. Einige von uns sind sehr entschlossen, die Bibel beim Wort zu nehmen, doch gerade an diesem Punkt hapert es oft. (…)
Hast du jemals bemerkt, wie Gott dir zu sagen versuchte, dass er sich über dich freut? Hast du ihn ignoriert als er es versuchte?
Ich habe viele solche Momente erlebt und meine erste, spontane Reaktion war immer der Gedanke: „Nein, das kann nicht von Gott sein, es sind meine eigenen Gedanken.
Gott sandte Daniel einen Engel, um ihm zu sagen, dass er ihn liebt (Daniel 10, 11 / 19). Warum sollte er nicht auch versuchen, zu uns durchzubrechen um uns zu sagen, dass er uns liebt?
Eines Tages, als ich gerade an der Arbeit sass, hatte ich wie aus dem Nichts den Eindruck, dass Gott mir sagen wollte: „Ich freue mich an dir.“ Meine Reaktion kam schnell: „Nein, das ist nicht von Gott. Es sind lediglich meine eigenen Gedanken.“ Aber dann realisierte ich, dass das nicht sein konnte, weil ich zu jener Zeit gerade sehr stark mit Selbstzweifeln und Minderwertigkeitsgefühlen zu kämpfen hatte… „Und ich liebe deine Musik.“ Da liefen mir die Tränen über die Wangen, weil ich in meiner kompositorischen Arbeit stark von Zweifeln und Enttäuschungen geplagt wurde. …
Ich hatte eine Begegnung mit der Liebe Gottes gehabt, die tief, echt und persönlich war. Ich hätte sie fast verpasst.
Wir müssen auf Gottes Aussagen darüber hören, wer wir in ihm sind. Aber dann geht es noch weiter: Wir sollten ihm erlauben, uns tief anzurühren. Lassen wir es zu, dass Er uns Seine Liebe zeigt!

Text: Rory Noland (Auszüge aus „Das Herz eines Künstlers. Von der Kunst, im Rampenlicht zu dienen“) Projektion J /Willow Creek / Crescendo 2002
http://www.heartoftheartist.org

Gedanken von Franz Mohr, em. Chef-Konzerttechniker von Steinway & Sons

Seit bald 30 Jahren Jahren verbindet uns bei „Crescendo“ eine intensive Freundschaft mit Franz Mohr (*1927), dem Klaviertechniker von Wladimir Horowitz, Arthur Rubinstein, Glenn Gould und vielen anderen grossen Pianisten. Diese Verbundenheit hat unter anderem Niederschlag gefunden in der Herausgabe von zwei Hörbuch-Boxen (à 4 CDs) auf Deutsch und Englisch sowie von drei deutschsprachigen Büchern. Franz Mohr gibt hier einen Einblick in sein Gebetsleben (zuerst als Interview publiziert in der Zeitschrift Crescendo Nr.66).
Zum Crescendo-Shop mit Büchern von Franz Mohr: Hier klicken

Es gibt keine grössere Freude für einen Christen, als dort zu sein, wo Gott ihn haben möchte. Jesus hat gesagt: „Ich bin gekommen, dass sie das Leben haben“. Nun hat jeder Christ das Leben, das von Jesus kommt: ewiges Leben! Aber dann geht der Satz in Johannes 10:10 noch weiter „dass sie ein voll ausgefülltes Leben haben“. Das sind zwei verschiedene Dinge. Das ewige Leben ist wichtig, das zweite aber genau so. Darum ist es wichtig, dass wir dem Herrn unser Leben täglich übergeben; dann wird es „ausgefüllt“ sein. So viele Christen führen sich selbst und fragen den Herrn gar nicht: „Tue ich eigentlich das, was Du von mir möchtest?“

Ich selbst hatte falsche Ambitionen. Weil ich begabt war und ein erfolgreicher Geiger werden wollte. Das war mein Traum. Und dann passierte etwas mit meiner Hand. Ich hatte viel zu viel geübt. Ich wollte etwas erzwingen. Dann brachen alle Träume zusammen. Doch der Herr führte mich: Ich wurde Klavierstimmer und Konzertstimmer. Es bricht mein Herz, wenn ich gerade in der Musikwelt so viele jungen Leute mit falschen Ambitionen sehe. Ich denke da an eine Christin, die um alles in der Welt eine Karriere als Pianistin machen will und jeden nur erdenklichen Meisterkurs belegt und für ihre Studien viel Geld und Zeit einsetzt, aber eigentlich schon längst einsehen müsste, dass dies nicht ihr Weg ist. Wenn wir unsere eigenen Pläne verfolgen, verpassen wir oft gerade das, was Gott für uns bereit hält.
Mein Gebet ist immer das gleiche: „Hier bin ich. Ich weiss nicht, was mir heute begegnet. Aber bitte lass mich sensibel sein für die Führung des Heiligen Geistes, damit ich so handle und so durch den Tag gehe, dass andere gesegnet werden.“ Es ist so wunderbar, sich dem Herrn zur Verfügung zu stellen. Manchmal ist es für mich, als würde ich an die Seite treten und mit Bewunderung zusehen können, was er tut. Es ist so fantastisch. Jeder von uns hat eine Aufgabe, die nur er oder sie erfüllen kann. So funktioniert der Leib Christi: Es gibt eine Aufgabe, die ganz auf dich zugeschnitten ist, die niemand anders erfüllen kann.
Tragisch ist, wenn wir als Christen nicht gehorsam sind und Ihm die Führung nicht überlassen wollen. Ich glaube von ganzem Herzen, dass wir vor dem Richterstuhl Gottes unsere letzten Tränen weinen werden, weil wir dann sehen, was Gott für einen wunderbaren Plan für unser Leben gehabt hätte… doch wir selbst hatten im Führersitz gesessen statt Ihm die Führung in unseren Leben zu überlassen.

Dass man auch während des Tages, während der Arbeit beten kann, begeistert mich. Gerade auch, wenn Schwierigkeiten kommen. Ich habe schon oft meine Hand auf einen Flügel gelegt und Gott um Hilfe gebittet, wenn ich nicht mehr weiter wusste. Es gibt gewisse Dinge, die selbst ein guter Techniker nicht korrigieren kann. Dann bete ich, und was passiert dann immer? Obwohl ich mir über eine bestimmte Regulierung oder einen Ton berechtigte Sorgen mache, beschwert sich der Künstler nicht! Noch nie hat sich ein Künstler über den Ton oder die Regulierung beschwert, nachdem ich gebetet habe!

Kunst_Forum

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In einem Monat, am Sa. 5. November 2016 findet das Kunst_Forum in Biel in der Christuskirche statt, zu dem wir Dich herzlich einladen.

Warum könnte dieser Tag interessant für Dich sein?

Wir wünschen uns einen Tag der Begegnung: mit Dir, anderen Künstlern und mit Gott; ein Tag, der Dich in Deiner Arbeit als Künstler stärkt und ermutigt.

Wir sehen Künstler als Vordenker, Propheten und „Prediger“. Visuell, performativ oder mit Musik setzen wir gesellschaftliche Themen um und fordern heraus. Als Künstler, die Gott kennen und lieben, möchten wir zu einer anderen Ebene der Begegnung mit Gott einladen.

Können wir Künstler dazu helfen, dass Gott unter uns „Fleisch“ wird?

Das Kunst_Forum nimmt darauf Bezug und nimmt einen Trend auf:
die Sehnsucht unserer leistungsorientierten Gesellschaft nach echter und tiefer Spiritualität, die sich im Alltag zeigt.

Unsere Hauptreferenten und ihre Themen

fulbert
Prof. Fulbert Steffensky
Das Bild lehrt lügen – Das Verbot der Bilder und die Rettung der Freiheit

bittner
Dr. theol. Wolfgang J. Bittner
Schöpfung und Verwandlung – theologische Beobachtungen zu Kunstproduktion und Kunstrezeption

potter
Theologe Ellis Potter
Art and the Imago Dei
(Kunst und das Bild Gottes)

Prix Plus Verleihung und vieles mehr

Die Verleihung des PrixPlus 2016 wird auch im Rahmen des Kunst_Forum stattfinden.

Das weitere Programm gestalten: Rolf Schneider, Andreas Widmer, Timo Schuster, Jean- Daniel von Lerber, Tabea Kämpf und Martin Jufer.

Neben Diskussionsrunden, in denen das Angesprochene vertieft wird, stehen praktische Inputs, künstlerische Kurzpräsentationen, spartenspezifische Tische zum Netzwerken und Austauschen im Mittelpunkt. Ein meditativer Gottesdienst mit Abendmahl und gemeinsamen Segen runden den Tag ab.

Organisation und Zusammenarbeit

Das Kunst_Forum 16 wird von ARTS+ veranstaltet in Zusammenarbeit mit BART Magazin für Kunst und Gott und den Vereinigten Bibelgruppen (Fachkreis Kunst und Gestaltung) und wird von etlichen Partner-Organisationen unterstützt.

Weitere Informationen und Anmeldung

Das Programm wird in Deutsch geführt (Vorträge werden per Kopfhörer auf Französisch übersetzt). Ab 9:30 Uhr heissen wir Dich herzlich Willkommen!

Als ARTS+ Mitglied erhältst Du einen Sonderpreis von CHF 45,-
Normalpreis: CHF 85,-

Ein detailliertes Programm sowie weitere Infos findest Du auf unserer speziell eingerichteten Seite zum Kunst_Forum: Kunst_Forum.

Anmeldung bis 25.10.16: info@ap.weiter.ch
Wir freuen uns, Dich in Biel zu sehen :-)!

Euer ARTS+ Team
Timo Schuster

Melde Dich noch bis zum 25. Oktober beim ersten spartenübergreifende Forum für Kunst und Glaube an.

Anmeldung unter: info@ap.weiter.ch

Weitere Infos findest du hier.

Der Kranke braucht den Arzt!
In der Bibel finden wir viele Stellen, die zeigen: Den Kranken und Schwachen gilt Gottes besondere Zuwendung. Der Herr ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, steht im Psalm 34,19. Jesus illustriert die Nächstenliebe mit dem Samariter, der einen Verletzten pflegt. Das Gesundheitswesen unserer Gesellschaft und Initiativen wie das Rote Kreuz gehen sehr direkt auf das Evangelium zurück. Daneben finden wir Zeugnisse von „übernatürlichen“ Heilungen. Sie sind schon im Alten Testament bezeugt und gehören besonders zur Sendung des Messias. Jesus löst diese Verheissungen mit Vollmacht ein.

Warum übernatürliche Heilungen?
Warum sollen wir übernatürliche Heilungen erwarten und erbitten, wenn es doch den diakonisch-medizinischen Weg gibt? Darauf folgende Antworten:
1. In seiner Verkündigung verbindet Jesus seinen Heilungsdienst mit der Botschaft vom „Reich Gottes“.Heilungen, die wir hier erfahren, sind sozusagen Leuchtsignale des „Reiches Gottes“ auf dieser Erde.
2. Heilen – dies ist ein grundlegender Auftrag Jesu an seine Jünger! Nächstenliebe und Erbarmen führt auch zum Heilunsgebet (wie auch zum diakonischen Dienst). · 3. Es ist eine Tatsache, dass durch alle Jahrhunderte hindurch Wunder-Heilungen geschehen, wo Jesus Christus angerufen wird. Wie könnten wir uns dagegen stellen?
4. Es gibt viele Erfahrungen, dass Heilungen Menschen zum Glauben ziehen; dass sie das Haupttor zur Gotteserkenntnis sind (so sagt es Gregor von Nyssa, gestorben nach 394); dass sie Zeichen einer „Neuausgiessung des Heiligen Geistes“ sind usw.

„Diakonisch-heilende“ Kunst

Die Bibel weist uns also zwei Wege der Krankenheilung: Den diakonischen Weg und den Weg des Wunders. Die Diakonie (und dazu gehört eben auch eine gesunde Medizin) arbeitet, wie schon gesagt, mit natürlichen, in der Schöpfung vorhandenen Kräften und Mitteln. Auch Kunst kann kraft ihrer schöpfungsmässigen Kräfte diakonisch-heilend wirken, wo sie mitleidet und tröstet, unaussprechlichem Schmerz eine Stimme gibt und ihn benennt, zur inneren Sammlung führt, zur Wahrnehmung von Schönheit führt, Freude schenkt, Menschen miteinander verbindet, kreative Kräfte weckt, eine „Re-Creation des Gemüths“ (Johannes. Sebastian Bach) bewirkt usw. Kunst kann sowohl auf den heilend wirken, der selber kreativ tätig ist (z.B. in der Kunsttherapie) als auch auf den, der sie rezipiert.

Kunst und das „Gebet um Heilung“

Kunst kann darüber hinaus zur Heilung beitragen, wo sie Gott anbetet und so den Kranken in die „heilende Gegenwart“ Gottes hineinnimmt. Das biblische Beispiel für Krankenheilung durch Musik ist das Lautenspiel Davids vor Saul. Dort geht es allerdings eher um einen bösen Geist, der durch das gesalbte Spiel Davids vertrieben wird. – Wo hingegen deutliche Zusammenhänge von Krankheit und dämonischen Angriffen bestehen, trifft dieser Text voll ins Schwarze! Wichtig ist in 1.Samuel 16, 23 der Hinweis, dass der Heilige Geist durch die Musik wirken kann. In der Bibel finden wir noch andere Beispiele dafür (2.Chronik 20, 2. Könige 3,15).
Warum Heilungen gerade durch Kunst?
Warum sollen gerade Künstler Zeichen setzen, dass „Gottes Reich“ nahe ist? Einige Mutmassungen in Stichworten:
1.Viele Menschen sind heute der Kirche gegenüber verschlossen, aber empfänglich für Kunst.
2. Kunst berührt uns in Tiefenschichten, die wir sonst kaum mehr zu „öffnen“ wagen. Darum ist Kunst ein Zugangsweg für den Heiligen Geist.
3. Künstler können sensible Kanäle für das Reden und Wirken des Heiligen Geistes sein.
4. Durch Kunst (vor allem durch Musik) kann eine Atmosphäre der Anbetung entstehen, in der Gottes Geist wirkt.

Zum Schluss ein Beispiel: Dianne Collard ist eine amerikanische Christin, deren ältester Sohn 1992 ermordet wurde. Sie erzählt: „In jenen dunklen Stunden der Trauer und des Schmerzes fand ich Trost und Frieden in den Kunstmuseen von Wien. Gottes heilende Gnade berührte mich und ein Heilungsprozess begann, der mich in die Schönheit und Schöpfungskraft der Gemälde an den Wänden des Kunsthistorischen Museums eintauchen liess.“ (siehe auch TUNE IN 56)

Text: Beat Rink

Die Kampin kappeli, die Kamppi Kapelle ist ein Ort der Stille inmitten von Helsinki in unmittelbarer Nähe eines Eingangszentrums. Es gibt keine Predigt, keine Bibelstunden, keine Musik. Dafür Stille – und im Vorraum das Angebot, mit einem Geistlichen oder einem Sozialarbeiter zu sprechen. Dahinter stehen die lutherische Kirche von Helsinki und die Sozialen Dienste der Stadt.
Die Kapelle wurde von den Architekten Kimmo Lintula, Niko Sirola und Mikko Summanen gestaltet und 2012 eröffnet. Die Architektur ist äusserst schlicht. Licht fällt von oben in den Raum, der trichterförmig aus der Erde aufsteigt. Das vorherrschende Material ist Holz, dessen waagrechte Schichtung das vorherrschende Gestaltungsmuster bildet. Die Kapelle nimmt Elemente des traditionellen Kirchenbaus auf: Kirchenbänke, Pult mit Bibel, Kerzen, Kreuz usw.

Es ist erstaunlich: Pro Jahr besuchen rund 250’000 Menschen die „Kapelle der Stille“. Hier gestaltet Kunst „Stille“. Der Bezug zur christlichen Botschaft ist deutlich. Und Menschen suchen diese Stille und innere Einkehr. Stille ist ein Geschenk. Die Sängerin Constance Fee sagt: „Nach meiner Hinwendung zu Christus hörte ich zum ersten Mal in meinem Leben „Stille“: eine völlige Stille, die alle Stimmen in meinem Kopf zum Schweigen brachten, die mich bisher unablässig bedrängt und mich für all die Dinge angeklagt hatten, die ich falsch machte.“ (siehe TUNE IN 86)

Wir können also um innere Stille bitten. Sie ist eine Voraussetzung dafür, dass wir für Gottes Reden empfänglich werden.
Stille können und müssen wir aber auch immer wieder aktiv suchen. Die Frau eines bekannten Predigers aus dem 19.Jahrhundert, Mutter vieler Kinder, pflegte folgende Gewohnheit: Mitten im Alltagstrubel und Kindergeschrei, oft sogar in der Küche, nahm sie ihre Schürze und stülpte sie über ihren Kopf. So stand sie da, regungslos, für eine ganze Weile. Und die Kinder wussten: Die Mutter betet nun; jetzt darf man sie nicht stören.

Wo bauen wir im Tagesablauf solche Momente der Stille ein, in der wir beten, einen Psalm lesen oder ein Lied singen?
Oder wo bauen wir Stille im Jahresablauf ein?
Ich weiss von vielbeschäftigten Künstlern, die sich eine Woche Schweige-Exerzitien gönnen –zum Beispiel mit dem hervorragenden Theologen Dr. Wolfgang J.Bittner (LINK).
Wo lädt vielleicht auch unsere eigene Kunst zur Stille und zur Besinnug ein?

„Und am Morgen, noch vor Tage, stand er auf und ging hinaus. Und er ging an eine einsame Stätte und betete dort.“ (Markus 1,35)

„Musik und Stille – wie ich beide verabscheue!“ Screwtape (C.S.Lewis)

Text: Beat Rink

Als ich Opernfach zu studieren begann, hoffte und träumte ich davon, Gott würde eines Tages mein Singen so brauchen, dass andere von Jesus erfahren könnten. Ich sah mich vor meinen inneren Augen im Konzertsaal und auf der Opernbühne stehen, von Gott singen und die gute Nachricht singend weitertragen. Ich hoffte, einmal ein „singender Evangelist“ zu sein.
Allerdings: Je mehr ich meine Berufung lebte und auslotete, änderten und entwickelten sich die Dinge in eine andere Richtung als ursprünglich gedacht. Obwohl es mir gelang, meinem Publikum wunderschöne geistliche Musik zu bieten – in der Hoffnung, dass dabei viele durch die Gegenwart Gottes berührt würden, entdeckte ich, dass mein hauptsächlicher Dienst den Kollegen und Mitmusikern galt, und dies eher hinter als auf der Bühne.

Denn als christliche Musiker folgen wir ja keinem anderen Ruf als dem, der allen Christen gilt: wir sollen die Liebe Christi zunächst denen weitergeben, die mit uns den Arbeitsplatz teilen. So ist unser Arbeitsplatz ein Missionsfeld. Kürzlich hörte ich eine Lehre über das dritte Gebot: „Du sollst den Namen deines Herrn nicht missbrauchen“. Der Redner empfahl die Lesart: “Trage den Namen deines Gottes nicht missbräuchlich herum.

Da stellen sich Fragen wie: Sind wir bei unseren Kollegen würdige oder unwürdige Botschafter Gottes? Welches Gottesbild vermitteln wir durch unser Handeln und mit unserer Haltung? Zeigen wir Anderen etwas von Jesus Christus – und zwar so, dass es ihn ehrt? Sind wir uns dessen bewusst, dass wir die einzigen Botschafter von Jesus sein könnten, denen der Andere je begegnet?

Lasst uns solche Fragen eben im Blick auf unser Verhalten am Arbeitsplatz stellen: Bin ich in den Proben freundlich zu meinen Kollegen? Begegne ich ihnen mit Liebe? Verhalte ich mich gegenüber dem Dirigenten oder dem Regisseur freundlich? Für mich ist zum Beispiel wichtig, wie ich mich gegenüber andern Tenören in meinem Fach benehme: Ermutige ich sie? Übe ich ihnen gegenüber Liebe? Oder wie behandle ich die „Make up-Künstler“ und die Kostümbildner, die so hart daran arbeiten, dass ich auf der Bühne gut aussehe? Nehme ich mir zwischendurch Zeit für ein Gespräch mit dem Hausmeister, der die Böden reinigt? Bete ich mit Fleiss für jeden meiner Kollegen? Arbeite ich daran, mit meinen Kollegen ein freundschaftliches Verhältnis aufzubauen? Verpasse ich dies, verwirke ich auch das mir das Recht, ihnen von Jesus zu erzählen.

Ich muss jedenfalls sehr dafür beten, dass ich kein schlechter Zeuge werde, weil ich „Divo“-Allüren habe oder weil ich mich zu sehr auf meine eigene Kunst fokussiere und dabei andere überrenne. In unserer Berufung als Musiker (und als Künstler überhaupt) wollen wir doch möglichst gute Botschafter Christi sein!
Dazu gehört aber auch, dass wir unsere Fehler eingestehen und Gott darum bitten, unseren Charakter zu schleifen. Vielleicht müssen wir Bitterkeit und Wut überwinden und Heiligen Geist bitten, heilend einzugreifen. Lass uns nie vergessen, dass Gott unvergleichlich stärker daran interessiert ist, in uns zu wirken als durch uns. Wenn wir uns ihm anvertrauen und mit ihm glaubensvoll vorangehen, wird er uns sowohl mit unserer Musik auf der Bühne als auch hinter der Bühne gebrauchen – für seine Ziele und zu seiner Ehre.

Am 5. November 2016 findet das Kunstsparten übergreifende Forum für Kunst und Glaube in der Christuskirche in Biel statt.
Das Forum will Künstler und Kunstinteressierte aller Sparten gleichsam an diesem Tag in ihrem Christ-Sein ermutigen, herausfordern, vernetzen und den Austausch fördern. Es soll ebenfalls für Theologen spannend, provokativ und bereichernd sein.
Das Kunst_Forum regt kunst-affine Menschen in ihrem Künstlerischen Tun und in ihrem Glaubensleben nachhaltig an und will zum Weiterdenken, -empfinden, -forschen auf hohem Niveau provozieren.

Referate von Wolfgang Bittner, Fulbert Steffensky und Ellis Potter mit anschliessenden Diskussionsrunden, kurz-knackige Workshops/Lectures und Kurzpräsentationen finden dabei ebenso Platz wie Zeit für den persönlichen Austausch und Gebet.

Save the date!

Weitere Infos findest du hier.
Anmeldungen können bereits entgegen genommen werden unter info@ap.weiter.ch

Künstlerinnen und Künstler aller Sparten sind eingeladen, sich für die “Kurzpräsentationen” am Kunst_Forum_16 zu bewerben. Insgesamt stehen acht Slots à 7 Min. zur Verfügung und werden von BART Magazin für Kunst und Gott kuratiert.

Bewerbung mit Angaben von Name, Kontaktangaben, Kunstsparte und was inhaltlich / stilistisch gezeigt werden möchte sowie allfällig benötigtes Material (max 1 A4 Seite) zusammen mit einem kleinen Portfolio (1 A4 Seite) genügt.

Einreichen bis spätestens 1. Oktober 2016 an: projekte@ap.weiter.ch

Makrothymia ist das griechische Wort für die Geduld Gottes: für Sein grosses „Herz“ und Seinen „langen Atem der Leidenschaft“ (s. TUNE IN 184). Gottes gütige Geduld begegnet uns in fast jedem Kapitel der Bibel – und auch in unserem eigenen Leben, wo wir sie annehmen und an uns wirken lassen. Dadurch erfahren wir selber eine „Herzerweiterung“. Paulus kann die Geduld deshalb zu den Früchten des Heiligen Geistes zählen (Galater 5,22) Auch die Geduld, die ein Künstler aufbringen muss, kann die Färbung der „Makrothymia“ annehmen.

Wie wirkt sich dies aus? Man wird dann nicht etwa nachlässig oder faul oder gibt sich mit schlechter ästhetischer Qualität zufrieden, sondern man wird im Umgang mit seinen Fehlern gelassener. Man wird dazu befreit, sich vermehrt der Entwicklung seiner Stärken zu widmen und nicht nur verbissen seine Fehler ausmerzen zu wollen. Dasselbe gilt wiederum für andere Lebensbereiche ausserhalb der Kunst – vor allem für den Umgang mit anderen Menschen!

Franz Mohr*, der Chef-Konzerttechniker Steinway & Sons, New York, erzählt von seinen Begegnungen mit Arthur Rubinstein (1887-1982), der für seine Fähigkeit bekannt war, auf dem Klavier zuweilen kräftig danebenzugreifen. Rubinstein konnte dies mit Humor nehmen und sagte einmal nach einer Probe, die er aus diesem Grund frühzeitig abbrechen musste: „Ich muss gar nichts dafür tun! Die Fehler kommen von selbst!“ Und ein anderes Mal meinte er zu Franz Mohr: „Es gibt so viele junge Pianisten, die technisch besser sind als ich. Aber es fehlt da“ – und er griff an sein Herz. Zweifellos wusste der Jude Rubinstein etwas von „grossherziger Geduld“.

Ein zweiter griechischer Begriff (hypomone), der in der deutschen Bibel mit „Geduld“ übersetzt wird, heisst „Darunterstehen“. Man stellt sich wartend unter eine Situation. Manchmal, zum Beispiel in einer Krankheit, kann man gar nicht anders als warten. Manchmal könnte man aber ungeduldig und vorschnell handeln, um dann bald einmal zu erkennen, dass dies schädlich war.
Das heisst nun nicht, dass Warten immer und überall das Richtige ist. Man muss gut abwägen, wo Geduld angebracht ist, wo dies fruchtbar ist: wo Geduld etwa dem eigenen charakterlichen Reifungsprozess dient, eine wichtige „geistliche Übung“ darstellt oder ein Ausdruck der Liebe zum Nächsten ist.

Für den Menschen, der auf Gott vertraut, ist das bewusst ergriffene oder demütig bejahte „geduldige Darunterstehen“ nicht eine Beugung vor Schicksalsmächten, sondern dem Verharren auf der Töpferscheibe Gottes vergleichbar (Jesaja 64, 7; Jeremia 18, 1-4). Selbst wenn es schmerzt, „weiss“ der Ton: „Da ist ein Künstler am Werk! Das wird etwas Gutes und Brauchbares daraus!

Was könnte dieses Verständnis von “Geduld” für dich als Künstler und für dein Leben bedeuten?

* Crescendo hat verschiedene Bücher und Audio-CDs von Franz Mohr veröffentlicht. Man kann sie bestellen unter www.crescendo.org

Text: Beat Rink

Geduld gehört zu den wichtigsten Eigenschaften, die sich ein Künstler aneignen muss. Wie viele tausende Stunden verbringen Musiker, Schauspieler oder Tänzer mit Auswendiglernen und Proben? Was für die interpretierenden Künste, die „performing arts“ gilt, lässt sich auch von den anderen Künsten sagen. Kreativitätsforscher sprechen von drei Phasen im künstlerischen Schaffensprozess: 1. Inspirationsphase
2. Elaborationsphase
3. Dritte Phase – Wechsel von Inspiration und Elaboration.
Zumindest die zweite und dritte Phase erfordern Geduld. Eine Idee muss sorgfältig ausgeführt werden. Vieles wird dabei verworfen, und der Abfalleimer erweist sich dabei als unentbehrliches Arbeitsmittel…

Es lohnt sich, als Künstler über Geduld nachzudenken. Und sich zu fragen: “Was ist und woher kommt Geduld? Wie kann sie noch weiter wachsen? Bin ich auch sonst geduldig, wenn es um andere Dinge als um die Kunst geht?” In diesem und auch im folgenden TUNE INs wollen wir darauf eingehen.
Die erste Frage lautet: Was ist Geduld?

In der griechischen Bibel wird, wo von Gottes Geduld (oder Langmut) die Rede ist, das Wort MAKROTHYMIA gebraucht. Makro heisst gross. Thymia ist ein Wort für „Leidenschaft“ oder „Gefühle“. (Die Thymusdrüse gilt schliesslich als Sitz der Gefühle). Man könnte das Wort übersetzen mit „Grossherzigkeit“.
Das heisst: Im Herzen Gottes hat viel Platz. Sogar wir Menschen mitsamt unseren Fehlern haben darin Platz, weil Gott uns liebt. Darum ist Gott geduldig.
Ein enges Herz dagegen hat nur gerade genügend Platz für Fehler. Für die Fehler anderer Menschen oder auch für unsere eigenen Fehler. Und deshalb ist dieses Herz weder geduldig noch freundlich, wie Paulus die Liebe beschreibt (1.Korinther 13,4), sondern oft recht ungeduldig und unfreundlich. Und deshalb ist es auch selten „barmherzig und gnädig, geduldig und von grosser Güte“ (Das Gotteslob im Psalm 103,8), sondern tendenziell eher „ungeduldig und unbarmherzig“, vielleicht sogar gnadenlos. Geduld ist hingegen der „lange Atem der Leidenschaft“, sagt der Theologe Eberhard Jüngel.

Wir könnten nun fragen: „Als Künstler habe ich einen langen Atem. Ich bin zwangsläufig geduldig, weil ich etwas erreichen will. Aber habe ich auch einen „langen Atem der Leidenschaft? Kenne ich eine Art „grossherzigige Geduld“ – als Künstler und Mensch? Oder sehe ich vor allem meine Fehler? Leide ich vielleicht deswegen unter Perfektionismus, künstlerischen Blockaden und Lampenfieber? Woher kommt eine gewisse ungeduldige Engherzigkeit in meinem Leben? Wer und was hat mich so geprägt? Welche Vorbilder stehen mir vor Augen? Wie kann ich nun lernen, geduldig mit mir und meiner Kunst (und mit anderen) zu werden, wie Gott geduldig ist? Es ist ja unfassbar, dass der heilige Gott mit mir nicht perfektionistisch umgeht…!“

Vielleicht nimmst du Dir jetzt – mitten im Arbeitsdruck – einige Minuten Zeit (und Geduld), um darüber nachzudenken.

Text: Beat Rink

Jetzt Portfolios einreichen und sich für einen Tischteil im Foyer des Kunst_Forums 16 bewerben – bis spätestens 1. September 2016 an: projekte@ap.weiter.ch

Nach dem “13. internationalen Crescendo Sommerinstitut” (25.Juli-8.August 2016) schrieb Ning Kam, die Violine unterrichtete, folgende Worte: „Das Institut war eine wirkliche Offenbarung und eine erfrischende Erfahrung. Es ist nicht immer der Fall, dass man zu einem Musikfestival geht und danach „frisch im Geist“ zurückkehrt. So genoss ich zum Beispiel die Kleingruppen-Treffen enorm… Ich habe allen gesagt, dass Crescendo auf erfrischende Weise anders ist als die gewöhnlichen „säkularen“ Meisterkurse. Denn während man dort meist schamlos Werbung in eigener Sache macht und die eigene Karriere verfolgt, konnte man bei Crescendo vom Tag eins an tiefe Gespräche führen, in denen deutlich wurde: Da wird man als Mensch ernst genommen – ob man nun Christ ist oder nicht, was ja auch bei vielen der Fall war. Das ist einzigartig. Und das ist so kostbar.
Ning Kam war nicht die einzige Person, die einen so starken Unterschied zum „gewöhnlichen“ Leben als Musiker empfand. Dies sagt viel über den Alltag aus, dem ein Musiker ausgesetzt ist. Und nicht nur ein Musiker, sondern auch manche Künstler anderer Sparten.
Wie können wir nun als Christen in diesem Alltag bestehen – inmitten von schwierigen Arbeitsbedingungen und oft belastenden Beziehungen? Im Philipperbrief 1,27 erinnert Paulus daran, „des Evangeliums würdig“ zu wandeln. Er gebraucht dieses Wort „würdig“ in Zusammenhang mit dem Thema „Kampf für das Evangelium Christi“. Tatsächlich ist der Alltag oft ein Kampf! Was heisst nun „würdig kämpfen für das Evangelium“? Es wird aus dem Kontext rund um diesen Bibeltext klar:

Nicht um „eitler Ehre willen“ (Phil. 2,3) kämpfen. Das heisst: sich nicht über andere erheben „for the advancement of one’s own career“, wie Ning Kam es formuliert.

Nicht Zank suchen (Phil. 2,3). Nicht im allgemeinen negativen Gerede mitschwimmen. Sich nicht von Kritikgeist mitreissen lassen.

Radikale Liebe üben – auch seinen „Feinden“ gegenüber („Seid gesinnt wie Christus auch war“ – Phil 2,5)

Unerschrocken kämpfen für die gute Sache: sich nicht von anderen einschüchtern lassen, wenn man angegriffen wird (Phil 1, 28). Angegriffen? Sicher wird man nicht physisch bedroht, aber wo Christen in der Kraft der Liebe Gottes „wandeln“, rufen sie Gegenmächte auf den Plan. Man kann verbal oder auch non-verbal „angegriffen“ und zum Beispiel mitleidig belächelt oder respektlos behandelt werden, weil man mehr auf die Kraft der Liebe Gottes vertraut als auf menschliche Macht.

Wissen: Gott trägt den Sieg davon! (Phil. 1,28)

Sogar „um Christi willen“ leiden können (Phil 1,29). Das heisst aber nicht: Passiv und tatenlos bleiben, sondern eben für die gute Sache kämpfen.

Einmütig kämpfen – in „einem Geist“ (Phil, 1,27). Das heisst: nicht Einzelkämpfer bleiben. Orte suchen und Orte schaffen, an denen Künstler zusammenkommen und sich gegenseitig „im Kampf“ stärken können. So wie es z.B. das “Sommerinstitut” jedes Jahr bietet. Oder wundervolle Projekte anderer Organisationen. Aber auch während des Jahres sind solche Orte möglich: etwa regelmässige oder sporadische Treffen in kleinem Kreis! Wir helfen gern mit, dass sie ohne grossen Aufwand entstehen können.

Philipper 1, 27-30:
Wandelt nur würdig dem Evangelium Christi, auf daß, ob ich komme und sehe euch oder abwesend von euch höre, ihr steht in einem Geist und einer Seele und samt uns kämpfet für den Glauben des Evangeliums und euch in keinem Weg erschrecken lasset von den Widersachern, welches ist ein Anzeichen, ihnen der Verdammnis, euch aber der Seligkeit, und das von Gott. Denn euch ist gegeben, um Christi willen zu tun, daß ihr nicht allein an ihn glaubet sondern auch um seinetwillen leidet; und habet denselben Kampf, welchen ihr an mir gesehen habt und nun von mir höret.

Text: Beat Rink

Die Feierlichkeiten zum Reformationsjubiläum der Evang.-ref. Kirche des Kantons St. Gallen starten am Reformationssonntag 2017 und enden am Reformationssonntag 2018.
Das Reformationsjubiläum hat das Ziel ein neues Verständnis dafür zu schaffen, was die Reformation, die
Reformierten und die reformierte Kirche sind und wofür sie stehen: semper reformanda – einen fortlaufenden Reformationsprozess! Der Reformationsprozess richtet den Blick auf die Grundlagen des Glaubens, die Gestaltung von Kirche und den Lebensentwurf der Glaubenden. Kirchliche Kreise und die breite Öffentlichkeit sollen mit Impulsen zu diesen Themen erreicht werden.

Beiträge für Gottesdienste oder Einzelveranstaltungen
ARTS+ wurde von einem Mitglied der Strategiegruppe Reformationsjubiläum angefragt, Kunstschaffende und Künstlergruppen in ihrem Umfeld anzusprechen, künstlerische Beiträge für Gottesdienste oder Einzelveranstaltungen (wie z.B. Ausstellungen, Performances etc.) zu entwickeln, die die Inhalte der vier Jubiläumsziele aufgreifen und von den Kirchgemeinden der Evang. ref. Kirche des Kantons St. Gallen gebucht werden können.

Projektideen gesucht
Projektideen aus allen Sparten der bildenden und darstellenden Kunst können bis am 31. August 2016 bei ARTS+ unter projekte@ap.weiter.ch eingereicht werden. Voraussetzung für alle Projektideen ist, dass sie den Jubiläumszielen entsprechen und die inhaltlichen Beurteilungskriterien erfüllen.

ARTS+ wählt aus den eingereichten Projektideen fünf verschiedene aus und reicht sie als Paket bei der Evang.-ref. Kirche des Kantons St. Gallen ein. Die angenommenen Projekte werden von der St. Galler Kirche finanziell mit unterstützt in Form eines Beitrags an die Entwicklungskosten und einer Subvention an buchende Kirchgemeinden.

Die genauen Ziele sowie die detaillierten Kriterien findest du hier.

Im TUNE IN 180 sind wir einigen Spuren nachgegangen, die die Geschichte vom verlorenen Sohn (Lukasevangelium Kap. 15) in der Kunst- und Musikgeschichte hinterlassen hat, und die im Leben eines jungen Mannes aus Thailand eine wunderbare Fortsetzung gefunden hat.
Hier folgt ein weiteres Beispiel:
Wer kennt nicht das berühmte Kinderbuch Heidi (1880)? Was wenigen Lesern bekannt ist: „Heidi“ von Johanna Spyri (1827-1901) ist eine Erzählung mit einer starken christlichen Botschaft – unter anderem mit der Botschaft vom „verlorenen Grossvater“, wie der Zürcher Theologieprofessor Ralph Kunz schreibt. In vielen Ausgaben und Verfilmungen von „Heidi“ wurde diese christliche Botschaft allerdings herausgestrichen.

Worum geht es?
Das Waisenkind Heidi kommt zu seinem Grossvater auf der Alp. Der Alp-Öhi, wie er genannt wird, ist verbittert. Die Leute im Dorf munkeln, er habe eine dunkle Vergangenheit. Und es wird deutlich: Die Dorfbewohner sind Teil seiner Verbitterung und Verstockung. Aber nun kommt Heidi, die nichts von diesen Gerüchten weiss. Das Herz des Grossvaters wird weich, die harte Schale zerbricht an der Liebe des Kindes. Später bekommt Heidi in Frankfurt ein Buch mit der Geschichte vom verlorenen Sohn geschenkt. Diese Botschaft bringt sie zurück zum Grossvater.

“Ist denn das nicht eine schöne Geschichte, Grossvater?” fragte Heidi, als dieser immer noch schweigend dasass und es doch erwartet hatte, er werde sich freuen und verwundern. “Doch, Heidi, die Geschichte ist schön”, sagte der Grossvater; aber sein Gesicht war so ernsthaft, dass Heidi ganz stille wurde und seine Bilder ansah. Leise schob es noch einmal sein Buch vor den Grossvater hin und sagte: “Sieh, wie es ihm wohl ist”, und zeigte mit seinem Finger auf das Bild des Heimgekehrten, wie er im frischen Kleid neben dem Vater steht und wieder zu ihm gehört als sein Sohn. Ein paar Stunden später, als Heidi längst im tiefen Schlafe lag, stieg der Grossvater die kleine Leiter hinauf; er stellte sein Lämpchen neben Heidis Lager hin, so dass das Licht auf das schlafende Kind fiel. Es lag da mit gefalteten Händen, denn zu beten hatte Heidi nicht vergessen. Auf seinem rosigen Gesichtchen lag ein Ausdruck des Friedens und seligen Vertrauens, der zu dem Grossvater reden musste, denn lange, lange stand er da und rührte sich nicht und wandte kein Auge von dem schlafenden Kinde ab. Jetzt faltete auch er die Hände, und halblaut sagte er mit gesenktem Haupte: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir und bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heissen!” Und ein paar grosse Tränen rollten dem Alten die Wangen herab.“

„Und auch dem Leser und der Leserin werden die Augen feucht“, schreibt Ralph Kunz. „Die Geschichte des bekehrten Grossvaters ist rührselig – in einem ganz qualifizierten Sinn. Selig, wer sich von dieser Geschichte rühren lässt. Was mich fasziniert an dieser Nacherzählung ist die Veränderung des Motivs. Dass der Grossvater das Verhältnis zu seinem himmlischen Vater erneuert, ist sozusagen nur die Hinterbühne des Geschehens. Die Geschichte hat auf der Vorderbühne eine andere Drehung.
In Spyris Auslegung kehrt nicht nur ein verlorener Sohn zum Vater zurück, sondern der Grossvater findet über die Rückkehr des Kindes seinen verlorenen Gott wieder. Die Rollen sind vertauscht. Das Kind macht durch seine Reinheit die Hintergrundsgeschichte der Liebe Gottes durchsichtig. Heidi erinnert den Öhi an das, was er einmal geglaubt hat. Heidi wird zur Interpretin des Evangeliums, weil sie unbelastet von den Altlasten der Dorfkirche die reine Gottesliebe verkörpert.“

Mich selber fasziniert an „Heidi“ zudem, wie der christliche Glaube hier literarisch Gestalt gewinnt. Zweifellos ist eine Spur „Kitsch“ dabei. Doch das ganze Buch wird von einem sanften Hauch Alpen-Romantik durchweht. Und auf der anderen Seite werden die Christen im Dorf überhaupt nicht durch eine romantische Brille gesehen. Johanna Spyris Theologie ist auch an anderen Stellen von „Heidi“ sehr glaubwürdig und geprägt von einem eigenen tiefen Glaubensleben der Autorin.

Oft hört man Fragen wie: „Hat die christliche Botschaft genügend Kraft, künstlerisch Gestalt anzunehmen?“ An einem Buch wie „Heidi“ erkennt man einmal mehr, dass die Frage anders lauten müsste. Nämlich: „Hat unsere eigene Kunst noch die Kraft (und den Mut), dem Glauben Gestalt zu geben?“ Dass dann die christlichen Teile eines Werks übersehen, angegriffen oder gar herausgestrichen werden könnten, liegt nicht mehr in der Verantwortung des Künstlers.

Text: Beat Rink

Nicht viele Theologen denken über Kunst nach. Und noch wenigere beten für Künstler. Nicht so der katholische Theologe Karl Rahner, aus dessen „Gebet für geistig Schaffende“ hier einige Ausschnitte folgen:

Ewiger Gott, Schöpfer aller Menschen und aller Dinge, der unsichtbaren und der sichtbaren, Gott aller Geschichte, Herr und Ziel, Kraft und Licht aller Kultur,
wir bringen heute unsere Fürbitte dar
für alle Kulturschaffenden.
Herr, wer betet schon für sie? Und doch wissen wir:
Du willst ihr Ziel und ihre schöpferische Kraft, ihre Arbeit und ihr Werk.
Denn Du willst den Menschen in der ganzen, immer neuen Entfaltung seines Wesens, …Du liebst den Menschen, der an seinem Werk sein eigenes Wesen verwirklicht, findet und aussagt, das Wesen, das ein Bild und Gleichnis Deiner eigenen Herrlichkeit ist.
Was sie nach Deinem Willen sein sollen, können sie nur sein mit Deiner Gnade,
Vater der Dichter, urewiger Ursprung allen Lichtes, Geist aller wahren Inspiration.

Darum also bitten wir Dich und rufen Deinen Heiligen Geist auf sie herab:
Erwecke unter uns Menschen schöpferischer Kraft, Denker, Dichter, Künstler.
Wir brauchen sie.
Auch von ihnen gilt noch das Wort, dass der Mensch mit dem Brot des Lebens allein verhungert, wenn ihm das Wort aus Deinem Munde nicht Nahrung wird…

Sie brauchen Dich nicht immer im Munde zu führen:
Sie sollen Dich beim Namen nur nennen, wenn der Atem der reinsten Seligkeit oder der letzten Schmerzen sie erfüllt.
Sonst sollen sie die Erde und den Menschen rühmen.
Aber sie sollen dabei immer verschwiegen Dich im Herzen tragen, aus dem ihr Werk entspringt.
Dann ist das kleinste Lied noch ein Widerklang des Jubels Deiner Himmel,
und ihr Bericht über die finstersten Abgründe noch umfasst von Deinem Erbarmen und einer Sehnsucht nach dem Licht, der Gerechtigkeit und nach der ewigen Liebe.
Dann ist sogar der Versuch zu unterhalten noch ein Abglanz der sanften Geduld, mit der Du uns Alltägliche liebst.

Gib ihnen den Mut zum Licht und zur Freude.
In der Finsternis dieser Zeit, bei der kargen Armut unserer Herzen ist solcher Mut Deine Gnade.
Aber gib sie ihnen, denn wir bedürfen solchen hohen Mutes.
Gib ihnen den Mut der Unterscheidung und der Entscheidung.
Sie sollen nicht viel vernünfteln. Aber ihre Werke sollen erkennen lassen, dass ein ungeteiltes Herz sie erschaffen hat, das, allem offen, doch in allem Dich sucht und alles in Dir, und keinen feigen Frieden kennt zwischen dem Guten und dem Bösen, dem Lichten und dem Finstern.
Gib ihnen den Mut zu immer neuem Anfang, weil sie nur so ihren Ursprung finden in dem uralten Wahren.

Lass sie sagen, was Dein Geist ihnen ins Herz gegeben hat, nicht das, was die Mächte hören wollen, in denen das Durchschnittliche sich zusammenballt.
Wenn sie die Erfahrung der Vergeblichkeit machen, des Brechens ihres Schöpfertums und der Unempfänglichkeit ihrer Zeit,
lass sie auch dann noch glauben, dass vor Dir die Vergeblichkeit nicht vergebens ist,
dass Du mit Entzücken ihr Werk gesehen und ihr brechendes Herz mild an Deines genommen hast. …

Amen

Choreography by Balanchine. Prodigal Son 4/4

Wenn wir nach Kunst in der Bibel fragen, nennen wir meist die Psalmen, die Sprüche oder dann Texte über den Bau der Stiftshütte oder des Tempels. Zu den herausragenden Kunstformen der Bibel gehören aber auch die Gleichnisse von Jesus. Wer möchte bestreiten, dass Jesus nicht ebenso wie ein grosser Künstler es fertig brachte, mit grosser Anschaulichkeit und obgleich weniger mit dichterischer Sprachgewalt, so doch mit einer eindringlichen Bildhaftigkeit seine Lehre weiterzugeben?
Allerdings – beim Wort Lehre zucken wir Künstler zusammen. Kunst darf doch nicht “lehren“, sie darf nicht didaktisch sein und nicht plakativ. Dieser antididaktische Reflex, den wir alle wohl kennen, entspringt dem Leiden an schlechter Kunst, auch an schlechter christlicher Kunst.
Solcher Kunst steht aber eine lange Tradition in der Kunst-, Literatur und Musikgeschichte gegenüber, die grossartige Werke mit didaktischer und moralischer Note hervorgebracht hatten. Ja, jede grosse Kunst ist wohl in einem gewissen Sinn didaktisch, weil sie uns eine bisher so nie gekannte Anschauungs- und Gedankenwelt eröffnet.
Darum konnte Friedrich Schiller auch von der “ästhetischen Erziehung des Menschengeschlechts“ sprechen und mass Berthold Brecht seinem „epischen Theater“ erzieherische Wirkung zu. Didaktisch im platten Sinn wäre ein Kunstwerk dann, wenn es sich problemlos, ohne substantiellen Verlust paraphrasieren, d.h. in umschreibende, vielleicht auch theoretische Begriffe fassen liesse.

Bei den Gleichnissen von Jesus merken wir: Wir können zwar von der Liebe Gottes reden – aber keine Begriffe können uns die Intensität vermitteln, die wir beim Hören etwa der Geschichte des Verlorenen Sohns empfinden. Die Bilder, die Jesus uns mit den Gleichnissen nahe bringt, sind unvergleichlich intensiv. Sie sind Metaphern, denen ein eigenes “Gewicht“ zugestanden werden muss. Deshalb ist ganz entscheidend, wie ein solches Gleichnis in eine andere Kunstform übersetzt wird. Bleiben wir einmal beim Verlorenen Sohn, so finden wir jene wunderbar innige Darstellung der Vaterliebe bei Rembrandt. Ein modernes Pendant dazu ist die Choreografie von Sergej Prokofiews Verlorenem Sohn durch den grossartigen Choreographen George Balanchine. Schauen wir diese Heimkehrszene einmal im Youtube an. Was sehen wir da? Der Verlorene Sohn klammert sich wie ein Ertrinkender an den Vater, der sich nicht leicht erweichen lässt. Trotz wunderbarer Musik und grossartigem Tanz malt dieses Ballett ein anderes Bild als Jesus es uns naheliegt. Eine dritte Übertragung des Gleichnisses in eine moderne Form nimmt Floyd Mc Clung in einem seiner Bücher vor. Es ist eine grossartige Umsetzung des Gleichnisses in einer simplen Geschichte. Das Brisante daran ist: Es ist eine tatsächliche Geschichte, also keine „Kunst“ in engerem Sinn. Manchmal verwischen die Grenzen von Kunst und Leben eben. Und man könnte nun höchstens noch weiterdenken und sich vorstellen, der Künstler Christo würde sich dieser Geschichte annehmen (siehe seine verhüllten Bäume im Bild rechts).

Aber lassen wir uns durchaus von dieser kraftvollen Geschichte über die Vaterliebe bewegen: Sawat war ein Thailänder aus christlichem Elternhaus. Da er sich in dem kleinen Dorf, in dem seine Eltern wohnten, nicht mehr wohl fühlte, riss er aus nach Bangkok. Dort geriet er bald in einen Sumpf und liess sich auf Mädchenhandel und Drogengeschäfte ein. Er wurde reich. Doch dann nahm alles eine rasche Wende. Ein Unglück folgte dem anderen. In der Unterwelt verbreitete sich das Gerücht, Sawat sei ein Polizeispitzel. Er war am Ende. In dieser schlimmen Situation erinnerte er sich an seine Eltern und daran, dass sein Vater beim Abschied zu ihm gesagt hatte: “Ich warte auf dich.” Ob das immer noch stimmte? Sawat entschloß sich, einen Brief zu schreiben. Darin schrieb er: „Am Sonntagabend werde ich in dem Zug sein, der durch unser Dorf fährt. Wenn du immer noch auf mich wartest, häng bitte ein weißes Stück Stoff an den Baum vor unserem Haus!“ …
Der Zug fuhr und fuhr, und Sawat war voller Unruhe. Was sollte er tun, wenn kein weißes Stück Stoff an dem Baum hing, wenn sein Vater ihm nicht vergeben wollte? Schließlich ertrug er die Spannung nicht mehr. Er schüttete dem freundlichen, alten Herrn, der ihm gegenüber saß, sein Herz aus. Als der Zug sich dem Dorf näherte, sagte er zu ihm: “Ich wage es nicht, zu dem Baum hinzusehen. Würden Sie das für mich tun?” Sawat fing an zu weinen und verbarg das Gesicht in den Händen. “Unser Haus müßte schon zu sehen sein,” sagte er schluchzend, “es ist das einzige Haus mit einem Baum davor.” “Junger Mann,” sagte der Mitreisende nun, “ich sehe den Baum und das Haus. Ein Stück Stoff, sagten Sie? Nicht nur ein Stück Stoff hängt an dem Baum – der Baum ist ganz und gar mit weißen Stoffstücken behängt! Und da steht ein Mann davor, der ein riesiges Stoffstück hin- und herschwenkt…

Text: Beat Rink

Hast du schon den Film Amadeus gesehen? Man sollte ihn nicht als wahrheitsgetreue Verfilmung von Mozarts Leben betrachten. Aber der Film lehrt uns etwas, was für jeden Künstler von grundlegender Bedeutung ist.
Der Film handelt von Antonio Salieri, dem Wiener Hofkomponisten aus Italien, der sowohl vom Volk als auch vom Kaiser für seine Kunst geliebt wird. Für den tiefgläubigen Salieri ist sein Erfolg der Lohn Gottes für seine Frömmigkeit. Doch da taucht plötzlich dieser Provinzling aus Salzburg auf, ein gewisser Wolfgang Amadeus Mozart. Zu seiner grossen Bestürzung muss muss Salieri schon bald feststellen, dass Mozart vom Publikum zum neuen Liebling erkoren wird. Aber noch viel schlimmer ist, dass dieser Tölpel offenbar die Fähigkeit besitzt, himmlische Musik zu komponieren – oft mit den einfachsten musikalischen Mitteln. Die Konfrontation mit Mozart weckt bei Salieri eine schreckliche Eifersucht, führt ihn zur Gottesleugnung und lässt ihn – wie der Film andeutet- seinen Konkurrenten umbringen.

Um den Film wirklich zu verstehen, muss der Titel beachtet werden. Es sei darauf hingewiesen, dass er nicht etwa “Mozart” oder “Salieri” heisst. Amadeus bedeutet “von Gott geliebt”. Salieris angebliche Frömmigkeit entpuppt sich als unaufrichtiger Glaube, als Versuch, Gott zu manipulieren, um seinen tiefen Wunsch nach Annerkenung und Verehrung zu befriedigen. Alles in Salieris Leben – auch seine Beziehung zu Gott – ist diesem einen Ziel untergeordnet: im Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit zu stehen. Wenn Gott ihn wirklich liebt, dann muss er dies doch zeigen, indem er diesen Herzenswunsch erfüllt. Doch wenn dieser Gott es zulässt, dass Salieri auf seinem eigenen Terrain von einem Unbesiegbaren herausgefordet wird und sich auch noch weigert, diesen überlegenen Rivalen zu entfernen – an diesem Punkt wird offenbar, welch übermässige Bedürftigkeit Salieri im Griff hat. Der Mann, der als “Nummer Eins” gelten will, kann Mozarts überlegenes Talent nur als Ablehnung Gottes deuten.

Gott hat uns als bedürftige Wesen erschaffen; wir tun gut daran und es ist weise, dies zu bejahen. Allerdings kann diese Bedürftigkeit ungesunde Dimensionen annehmen. Der Grund dafür liegt meist in geistiger und emotionaler Instabilität und im Bestreben, einen tief empfundenen Mangel und eine andauernde Bedürftigkeit durch äussere Dinge zu kompensieren. Doch selbst wenn wir nicht in solch aussergewöhnlichem Mass bedürftig sind, kann Bedürftigkeit eine innere Triebkraft sein – mehr als wir uns dessen bewusst sind.

Das letzte TUNE IN handelte vom Unterschied zwischen Talent und geistlichem Dienst. Jetzt wirdmen wir uns den Ähnlichkeiten zwischen beiden. Beide sind von Gott gegeben. Und bei beiden entscheidet Gott, in welchem Maß wir sie erhalten. Paulus betont in seiner Lehre von den Geistesgaben und ihrer Vielfalt, dass Gott diese Vielfalt nach seinem Ermessen gibt. (1.Korinther 12,11)
Es ist wichtig, dass wir dankbar annehmen, welche Gaben Gott uns für unser geistliches Lebens und speziell im Blick auf unsere Dienste geschenkt hat. Aber wir müssen auch ruhig annehmen, was er uns nicht gegeben hat. Vom Geist geleitet sein bedeutet nicht nur “Amen” zu unseren Möglichkeiten zu sagen – und unser Leben danach zu orientieren. Es heißt auch “Amen” sagen zu unseren Grenzen – und unser Leben danach zu richten. Tun wir das nicht, laufen wir Gefahr, unsere Talente und unseren Dienst zur Befriedigung unserer Bedürfnisse zu missbrauchen. Gott wird unsere Talente und Dienste trotzdem segnen; aber dieser Segen wird mit Problemen und Spannungen einhergehen und dies könnte im Endeffekt sogar dem Reich Gottes schaden. Die einzige Antwort auf unsere Bedürftigkeit ist Gott selbst. Unsere Talente und Dienste sind uns gegeben worden, dass wir auf die Bedürfnisse anderer eingehen, nicht auf unsere eigenen.

Text: Dr. Marcel S. Zwitser / Übersetzung: Johanna Schwarzl

Gaben
Künstler sind sich üblicherweise ihrer Stärken recht gut bewusst – sie wären sonst nicht zu dem geworden, was sie sind. Gleichzeitig müssen christliche Künstler im Blick auf ihr ‘Leben im Glauben’ darüber nachdenken, worin ihr “Dienst” besteht, um einen Ausdruck aus der Bibel zu gebrauchen. Talente sind Schöpfungsgaben – das bedeutet, dass jeder Mensch Talente hat, weil dies zur göttlichen Schöpfung gehört. Man muss kein Christ sein, um Talente zu haben; jeder hat Talente, da jeder zu Gottes Schöpfung gehört. Durch Üben, Lernen und Fleiss können aus diesen Talenten unglaubliche Fähigkeiten entstehen. Viele Künstler entwickeln ihre künstlerische Begabung so weit, dass sie davon leben können.

Dienste
Aber die Bibel spricht auch von Diensten und geistlichen Ämtern. Unser täglicher Beruf und unsere Dienste können miteinander verbunden sein. Doch ist es wichtig, zu verstehen, dass dies zwei unterschiedliche, nicht identische Dinge sind. Der wichtigste Unterschied besteht darin, dass Nichtchristen keinen geistlichen Dienst im biblischen Sinn ausüben können. Den bevor man im Reich Gottes einen Auftrag erhalten hat und einen Dienst ausüben kann, muss man durch Bekehrung in das Reich Gottes eingetreten sein.
Ein Dienst nun ist eine persönliche Aufgabe, die der König Christus selber durch den Heiligen Geist jedem, der in das Reich Gottes eingetreten ist, erteilt. Eine Liste von geistlichen Diensten findet man in Epheser 4, 11-12: Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer – und Paulus fügt hinzu: “…damit die Heiligen zugerüstet werden zum Werk des Dienstes. Dadurch soll der Leib Christi erbaut werden, bis wir alle hingelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zum vollendeten Menschen, zum vollen Mass der Fülle Christi”. (Epheser 4,12-13). Paulus nennt diese Dienste in Vers 7 “Gaben”, doch wenn er von seiner eigenen Arbeit als Apostel spricht, beschreibt er sie als sein geistliches Amt (wie zum Beispiel in Apg 20,24).

Bach, Messiaen, Pärt… welche Dienste haben sie?
Wenn wir an berühmte christliche Komponisten denken, erkennen wir unterschiedliche Dienste. Johann Sebastian Bach kann man sehr gut als Lehrer verstehen. Seine liturgische Musik war die musikalische Ergänzung zur Wort-Verkündigung an der Thomaskirche Leipzig. Bach legte oft biblische und theologische Inhalte aus, indem er rhetorische Figuren und biblische Zahlensymbolik und andere Stilmittel anwandte, um die Botschaft zu vermitteln. Olivier Messiaen ist eher ein Prophet, der in seinen Werken häufig auf die herrliche Zukunft Christi, der Kirche und der erneuerten Erde hinweist. Durch das Verarbeiten von antiken Gebeten in seinen wunderschönen, anrührenden Kompositionen scheint Arvo Pärt dem Amt des Hirten nachzugehen – so wie ein Pastor mit seiner Gemeinde betet und sie mit der Gnade Gottes tröstet.

Welche Gaben hast du?

Leider können wir aus Platzmangel nicht der schwierigen exegetischen Frage nachgehen, ob die Liste von Paulus als vollständig erachtet werden kann oder in welchem Verhältnis die geistlichen Ämter zu den Geistesgaben stehen (siehe 1 Kor. 12, 1-11). Hier geht es einzig darum, ob du weißt, worin dein geistlicher Dienst besteht ist. Weißt du, welchen Dienst dir der König in Seinem Reich zugeteilt hat?
Falls nicht – und leider wissen das viele Christen nicht, so bitte Christus (entweder im persönlichen Gebet oder indem andere für dich beten) darum, dir die Augen dafür zu öffnen.
Oder suche das Gespräch mit jemanden, der dir helfen kann, dies zu erkennen.
Menschen, die um ihr geistliches Amt wissen, können Folgendes bezeugen: Der Schlüssel zur Erkenntnis eines geistlichen Dienstes – deines Dienstes ! – wird eine außergewöhnliche Liebe sein, die du in deinem Herzen für einen bestimmten Bereich im Reich Christi empfindest.

Text: Dr. Marcel S. Zwitser / Übersetzung: Johanna Schwarzl

„Und wenn dich jemand nötigt eine Meile zu gehen, so gehe mit ihm zwei…“
(Matthäus 5, 41)

Zur Zeit von Jesus konnten die Römer einen Nichtrömer zwingen, eine Meile weit zu gehen, um den Weg zu zeigen. Oder um Gerätschaften zu tragen – wie Simon von Kyrene, der das Kreuz von Jesus schleppen musste (Matthäus 27,32). Und da sagt Jesus: Geh zwei Meilen! Was meinte er damit?

Jesus appelliert an eine „innere Motivation“. An welche? Er verkündet bekanntlich das Reich Gottes. Darin gibt es keine äusseren Zwänge, sondern nur eine grosse innere Notwendigkeit: Liebe! “Du sollst Gott, deinen HERRN, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüte und deinen Nächsten als dich selbst.” (Lukas 10.27f.) So beantwortet Jesus die Frage nach den Geboten. Liebe kann man aber bekanntlich nicht befehlen, man kann sie nur wecken – und man kann an den Willen appellieren, zu lieben. Das tut Jesus. Und auch Paulus: „Denn alle Gesetze werden in einem Wort erfüllt, in dem: “Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.” (Galater 5, 14).

Das heisst: Die Liebe wird uns dazu bringen, eine weitere Meile zu gehen. Dass wir fähig sind zu vielen Extra-Meilen, beweisen wir übrigens oft genug. Wir haben Hobbies, für die wir viel Zeit und Geld aufwenden – und für die wir keine Reise scheuen. Oder wir sind als Touristen gern zu fernen Zielen unterwegs.
Auch als Künstler verbringen wir problemlos unzählige Extra-Stunden im Atelier, im Proberaum, auf der Probebühne oder am Schreibtisch, wenn das unfertige Werk uns dazu motiviert oder gar „nötigt“. Das ist alles gut. Aber lassen wir uns auch von der Liebe zu Gott und dem Nächsten motivieren, Extra-Meilen zu gehen?

In der christlichen Künstlerarbeit erfahren wir immer wieder, dass auf solchen Extra-Meilen ein spezieller Segen liegen kann: Da hängt eine Musikerin zum dritten Mal in der Hochschule ein A4-Blatt mit Informationen zum Gebetskreis hin, nachdem es zweimal heruntergerissen wurde. Und siehe da: Eine Studentin kommt, die Monate später aktiv mitwirkt. Oder da ruft man nochmals ein paar Musiker an, schreibt dazu eine Facebook-Nachricht und doppelt mit einer SMS nach, um sie zu einer Grillparty einzuladen. Aber sie erscheinen nicht. Dafür kommt Aline mit einigen Freundinnen – und auf einmal ergibt sich ein wertvoller Kontakt. Manchmal kommt auch gar niemand… Gerade Gebetstreffen sind selten gut besucht. Aber dann gibt man erst recht nicht auf, sondern geht eine nächste Meile. Es wird Früchte tragen!

Sie wolle „lieben, bis es schmerzt“, sagte Mutter Theresa.
Wenn wir dies einüben, folgen wir dem „Gesetz“ des Reiches Gottes.
Und wir lassen auch zu, dass damit unser eigener Charakter geformt und zudem unser Glaube gestärkt wird. Wo können wir in nächster Zeit mit „heiliger Hartnäckigkeit“ und freudiger Erwartung eine zweite Meile gehen?

Text: Beat Rink

1. Korinther 9, 16-23„Den Juden bin ich ein Jude geworden… den Schwachen bin ich ein Schwacher geworden…“

Warum konnte Paulus solche Sätze sagen, die jeden Psychiater auf den Plan rufen müssten? Litt dieser Mann nicht einem massiven Persönlichkeitsverlust oder zumindest an einer Identitätskrise? Oder tauchte bei ihm vielleicht ganz massiv der sogenannte Chamäleon-Effekt auf, der viele dazu bringt, Gesten und Redeweisen anderer nachzuahmen? Sonst würde er doch nicht sagen: „Ich bin allen alles geworden…“!  

In 1.Korinther 9 macht der Apostel deutlich, dass er dem Evangelium möglichst freie Bahn verschaffen will, indem er auf die Ehe und auf einen Missionarslohn verzichtet. Und drittens – neben Sex und Geld – gibt er eben sogar die Pflege seines eigenen „Images“ auf, um lieber in die „Haut seines Gegenübers“ zu schlüpfen und in wichtigen Punkten dessen „Kultur anzunehmen“.

Darin folgt Paulus seinem Vorbild Jesus, der Menschengestalt und unsere Kultur angenommen hat – und dem man oft vorwarf, er lasse sich auf „Zöllner und Sünder“ ein. Und zudem weiss Paulus, dass der Heilsplan Gottes nicht nur den Juden, sondern aller Welt gilt.

Wie sollen wir nun Jesus und Paulus nachfolgen? Sollen wir etwa unsere Kultur aufgeben und unsere Persönlichkeit chamäleonhaft anpassen? Nein! Aber wir könnten uns auf der gleichen Linie bewegen wie Paulus und nicht um die „drei wichtigsten Dinge“ kreisen, zu denen eben auch unser „Image“ gehört. Wir könnten zum Beispiel die Worte beherzigen, die kürzlich eine Musikstudentin sagte: Mich stört, dass viele meiner Kollegen keine Zeit mehr haben für  Beziehungen.. Viele denken, sie verlören dadurch wertvolle Zeit zum Üben. Ich erlebe aber das Gegenteil: Ich werde keineswegs schlechter, wenn ich meine Zeit neben dem Studium in Beziehungen und zum Beispiel in christliche Aktivitäten unter Künstlern investiere. Ganz im Gegenteil…“  

Könnte man Paulus also so verstehen: Dass wir ruhig  etwas weniger um unser „Image“ bemüht sein sollten – und dafür versuchen könnten, andere zu verstehen  und ihre Sprache zu sprechen (s.auch TUNE IN 170)? Dass wir ruhig etwas weniger um  dieselben „Image“-Fragen kreisen sollten: „Wie wirke ich? Wie gut finden mich andere – als Mensch, als Künstler…? Wie kann ich meine Karriere fördern?“ Dann entstehen in uns und auch auf unserer Terminagenda Freiräume, die uns befähigen, uns auf andere einzulassen. Dies mit dem Ziel, dass wir Paulus nachsprechen können: „Ich bin allen alles geworden, damit ich auf alle Weise einige rette. Alles aber tue ich um des Evangeliums willen.“  

Text: Beat Rink

Mit diesen NEWS laden wir Dich ganz herzlich zu unserem ARTS+ Forum am 5. November in Biel ein. Neben einem Rückblick auf das letzte „Meet the Artist – meet ARTS+“ stellen wir euch hier auch drei Projekte/ Ausschreibungen vor, wo eure künstlerische Beteiligung erwünscht ist. Es geht um die „2. Nacht des Glaubens” am 2. Juni 2017 in Basel, das Reformationsjubiläum in St. Gallen und den Stop Armut Preis.

Wir freuen uns auf eure Rückmeldungen und wünschen euch für euer kreatives Schaffen
viel Segen und Kraft!

Kunst_Forum

Kunst_Forum
Am 5. November 2016 findet das erste spartenübergreifende, ganztätige Forum für Kunst und Glaube in der Christuskirche in Biel statt.
Es lohnt sich dabei zu sein! Bitte Infos an Deine Künstlerfreunde weiterleiten.

Weitere Infos zum Anlass findest du hier: Kunst_Forum
Wir freuen uns, Dich in Biel begrüssen zu dürfen.
Anmeldung unter: info@ap.weiter.ch

Meet the Artist – meet ARTS+

Meet the Artist - Meet ARTS+
Am 17. April 2016 fand im kleinen Rahmen in Basel die Generalversammlung von ARTS+ statt; im Anschluss der künstlerisch gestaltete Gottesdienst von „Kirche Kreativ“ mit Beteiligung von ARTS+ und Crescendo.
Die ARTS+ Ziele bleiben weiterhin: Ermutigung von Kunstschaffenden, Kunst in Kirchen bringen und vernetzen, die Wertschätzung der Künste mit Glaubensbezug in unserer Gesellschaft fördern.

2. Nacht des Glaubens

NdG
Am 2. Juni 2017 findet zum zweiten Mal das konfessionsübergreifende Schweizer Festival für Kunst und Kirche in Basel statt. Zeitgenössische Kunst, die sich mit dem christlichen Glauben auseinandersetzt, tritt so in den öffentlichen Raum. Kirchen werden ihrerseits in Kunsträume verwandelt oder zeigen ihre eigenen Kunstschätze einer breiten Öffentlichkeit. Die Besucher kommen somit kostenlos in den Genuss vielfältiger und qualitativ hochstehender Kunstproduktionen. Jetzt sind Künstler gefragt, ihre Programme/ Projekte einzureichen. Eine Programmkommission berät und entscheidet über die Eingaben.

Weitere Infos, sowie das Formular für die Künstlerausschreibung findest Du auf unserer Homepage.

Reformationsjubiläum St. Gallen

Reformationsjubiläum
Die Feierlichkeiten zum Reformationsjubiläum der Evang.-ref. Kirche des Kantons St. Gallen starten am Reformationssonntag 2017 und enden am Reformationssonntag 2018.
Aus allen Sparten der bildenden und darstellenden Kunst werden Projektideen für Gottesdienst und Einzelveranstaltungen gesucht.

Mehr Informationen und die Anmeldung findest Du hier.

Stop Armut – Künstlerpreis

Stop Armut
An der Stop Armut Konferenz 2016 wird wieder ein Künstlerpreis verliehen.
Kunstschaffende sind aufgerufen, kreative Werke jeglicher Art (Film, Musik, Bild, Skulptur, Installation, Theater, Tanz, Performance) für den Kreativ-Preis anzumelden. Prämiert wird diejenige Kreation, die folgende Kriterien am besten erfüllt:
-Künstlerischer Ausdruck, Qualität und überzeugende Umsetzung.
-Bezug zum diesjährigen Konferenzthema Armut und Migration.
Weitere Informationen und Anmeldung hier.

Euer ARTS+ Team
Timo Schuster

In fast jedem Fussballspiel kann man beobachten, dass Trainer irgendwann einige Spieler durch Ersatzspieler eintauschen. Meistens passiert das in der zweiten Hälfte des Spiels. Entweder sollen dadurch erschöpfte Spieler abgelöst oder die Spieltaktik verändert werden.

Findet so ein der Wechsel statt, dann findet sich der Ersatzspieler in einem Spiel wieder, dass vor etwa einer Stunde ohne ihn begonnen hat. In dieser Zeit ist natürlich schon viel geschehen. Der neue Spieler muss das Spiel also nicht beginnen – er muss es nur zu einem guten Ende bringen – durch zusätzliche Tore oder durch das Halten des Resultats, wo das Spiel bisher zugunsten seines Teams lief.

Ist uns schon aufgefallen, dass wir in Gottes Reich Ersatzspieler sind? In der westlichen Welt sind wir der Auffassung, dass der Tag dann beginnt, wenn wir morgens aufstehen. Dies haben wir von den Römern übernommen, die sogar die Tagesstunden ab Sonnenaufgang zählten. Jedoch heisst es auf der ersten Seite der Bibel „Und es ward Abend und ward Morgen: ein erster Tag.“(1.Mose 1,5) Dem biblischen Verständnis nach beginnt der Tag also bei Sonnenuntergang, nicht bei Sonnenaufgang.

Wie beim Fussballspiel besteht auch der Tag aus zwei Hälften und die Bibel sagt uns, dass die erste Hälfte des Tages jene ist, in der wir schlafen. In diesen Stunden spielt Gott das Spiel und bereitet alles darauf vor, dass wir dann als Ersatzspieler eingewechselt werden. In Epheser 2,10 steht: “Denn sein Gebilde sind wir, erschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, zu denen uns Gott im voraus bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollten.“

Wir tun gut daran, wenn wir uns jeweils zu Tagesanafang daran zu erinnern, dass wir Ersatzspieler in Gottes Spiel sind. Dieser Gedanke wird uns dann empfänglicher und sensibler machen für all die Dinge, die um uns herum geschehen. Gleichzeitig wird er uns von dem Druck befreien, dass alles von uns abhängt. Denn am Ende ist es lediglich unsere Aufgabe, Gottes Vorarbeit zu beenden. Lasst uns unsere Arbeit heute im Bewusstsein tun, dass Gott es „den Seinen während dem Schlafen gibt.“ (Psalm 127,2) nach einer holländischer Bibelübersetzung).

Text: Dr. Marcel S. Zwitser / Übersetzung: Johanna Schwarzl

David spielt für Saul – eine Plastik des Bildhauers Alexander Zschokke (Standort: Elisabethenstrasse Basel)

Samuel 16, 14-23

Nachdem David zum zukünftigen König gesalbt wurde, trieb es ihn wieder zurück in die Abgeschiedenheit. Er suchte nicht die „grosse Bühne“ (s. TUNE IN 172). Aber sein erster Auftritt kam schon bald: sein Auftritt als Musiker! Sein Publikum war von allerhöchstem Rang: Der König Saul. Dieser wurde von einem bösen Geist geplagt, und man rief daher nach einem Saitenspieler.
Dies ist seltsam. Hier riefen die Männer Sauls nach einem Musiker wie man heute nach einem Psychiater oder nach einem Seelsorger ruft… Denn offensichtlich wusste man in Israel: Musik kann heilen – oder genauer gesagt: Der Geist Gottes kann durch Musik heilen und befreien – und wohl auch anderweitig wirken.
Bemerkenswert ist auch, dass man nicht irgendeinen Saitenspieler ruft, sondern diesen sorgfältig auswählt. David ist für sein gutes Saitenspiel bekannt – neben seinen anderen Eigenschaften, die in Vers 16,18 genannt werden (tüchtig zum Kampf, verständig im Reden, schön von Gestalt). Und vor allem weiss man: Der Herr ist mit David! Tatsächlich weicht der böse Geist von Saul, als David spielt.
In 2.Könige 3,15 finden wir eine andere interessante Stelle: Der Prophet Elisa ruft nach einem Musiker, um ein prophetisches Wort empfangen zu können.
Verlassen wir diese alttestamentlichen Bezüge und fragen uns:

Gibt es auch heute noch ein solch „geist-offenes Musizieren“, das Prophetie freisetzt, das Befreiung von dunklen Mächten bringt und vielleicht auch auf andere Weise den Heiligen Geist wirken lässt?

Vor Jahren haben wir bei Crescendo begonnen, uns mit diesem Thema zu beschäftigen. Der erste Anstoss kam von einem Ensemble, das damals in England wirkte und sich Wellspring nannte. – Heute setzt einer seiner Gründer, Richard Williamson, diesen Dienst unter dem Namen Epiphany fort (www.epiphanymusic.org.uk).
Und auch bei Crescendo praktizieren wir dies unter dem Namen “Play & Pray”– siehe Information unten.
Hier nun einige Berichte von Wellspring:

“Wir waren schon zwei Mal in Pakistan. Das eine Mal konnten wir in einem weltlichen Konzert nichts über den Glauben sagen. So gaben wir ein gewöhnli­ches Konzert mit Mozart, Brahms und mit Stücken anderer Komponisten. Als Zugabe begannen wir, frei zu improvisie­ren. Nach dem Konzert kamen Zuhörer nach vorn und fragten uns, was geschehen war: Sie hatten Lichterscheinun­gen, wohl Engel und Jesus, gesehen. Diese Zuhörer kamen zum Glauben.”
“Ein okkult belasteter Mann kam zu mir. Obwohl ich viel Erfahrung mit dem Befreiungsdienst habe, übertraf dies alles, was ich bisher erlebt hatte. Der Mann konnte auch mit viel Gebet nicht frei werden. Nichts schien zu helfen – bis ich einen klaren Eindruck hatte: «Spiele Musik»! Ich bat meine Frau, ihre Flöte zu holen und zu spielen. Nach den ersten Tönen war der Mann augenblicklich befreit.”

Soweit zwei Beispiele von „Wellspring“ Ein dritter Erlebnisbericht kommt aus unserer Crescendo-Arbeit, und zwar aus einem unserer KIRCHE KREATIV- Gottesdienste: “In Basel sass einmal eine Frau in der Bank. Sie schloss die Augen und plötzlich war ihr, Gott würde sagen: „Höre auf die Oboe! Ich will zu dir sprechen!“ – Aber da war gar keine Oboe. Nun war es so, dass sich die Musiker im Raum bewegten und durch die Reihen gingen. Und plötzlich fing ganz in ihrer Nähe doch eine Oboe zu spielen an. Wie wenn jemand einen Film eingelegt hätte, sah nun die Frau vor ihrem inneren Auge Szenen aus ihrer Kindheit; vor allem schmerzhafte Szenen, in denen sie verletzt wurde. Nach einiger Zeit hörte der Oboist zu spielen auf und kam, obwohl er sie nicht kannte, zu ihr hin und sagte: „Ich habe den Eindruck, ich soll für Sie beten. Vor allem, dass Schmerzen aus Ihrer Kindheit geheilt werden…“

In diesen Beispielen handelte es sich (wie in den alttestamentlichen Stellen) um improvisiertes Spielen, das keinen Anspruch auf „hohe künstlerische Qualität“ erhebt.
Zweifellos: Gottes Geist kann auch gewaltig durch komponierte Musik hindurch „wehen“ – wie er auch durch ein Gedicht, ein Bild, einen Tanz, ein Schauspiel oder einen Film wirken kann.
Aber es ist ein Geheimnis um diese Art des „spielenden Betens und betenden Spielens“, das noch mehr entdeckt werden möchte…

Bei Crescendo haben wir dieser Form den Namen “Play & Pray” gegeben. Es gibt bereits mehrere Kreise, die sich regelmässig dazu treffen. Jeder kann “Play & Pray” selber einüben, aber wir bieten auch „Kurse“ an. Die nächsten “Play & Pray”-Workshops finden im Rahmen des “Crescendo Sommerinstituts” vom 25.7.-8.8. in Ungarn statt, zu dem man sich als Gast anmelden kann. siehe www.crescendohungary.org Interessiert? Dann kontaktiere uns und wir schicken gern Informationen zu.

Text: Beat Rink

Erfahrungen des Rappers JMI

Aufwachen, Musik hören…
Frühstücken, Musik hören. Arbeiten, Musik hören. Nach Hause kommen, Musik hören. Das war mein Leben als Lehrling. 80 000 Songs nannte ich mein eigen. Jede Minute füllte ich mit Musik. Entweder ich hörte sie, oder ich machte sie selbst.Jeden Tag schrieb ich meine Rhymes (Raptexte), war gerade dabei, mein erstes Album zu produzieren, gab immer mehr Konzerte. JMI, das war nicht nur die Abkürzung meines Künstlernamens Jay Miller. Rückblickend betrachtet, könnte sie auch für «Janic, Myself and I» (Ich, ich und nochmals ich) gestanden haben. Musik war für mich alles, und deshalb war es mir nach bestandener Lehre auch egal, keinen Job zu haben.

Egal!
Gott? Natürlich, es gab einen Gott. Ich wuchs ja christlich auf. Platz gab es für ihn in meinem Leben hingegen kaum, er wurde von der Musik übertönt. Eines Tages, ich war gerade nach Hause gekommen, die Kopfhörer wie immer auf, sagte meine Mutter zu mir: «Ich hab da ein Schreinerstelleninserat in den USA gesehen, fahr doch da hin.“ Partys und Musik, daneben etwas arbeiten. In Seattle nahm mein gewohntes Leben in neuer Umgebung seinen Lauf. Bis – ja, bis an jenem Tag, als irgendwie alles begann. Ein Mitarbeiter fragte mich unvermittelt: «Bist du Christ?» Einige Wochen später lud mich derselbe Mitarbeiter in seine Kirche ein; er war der Pastor. In Gedanken sah ich eine Mega-Church mit riesigem Gospelchor. Ich willigte ein. Was ich antraf, war eine kleine Gemeinde, vor allem Mexikaner, vielleicht vierzig Personen, und einen leidenschaftlichen Pastor. Seine Passion erinnerte mich an die von mir verehrten Rapvorbilder – sie elektrisierte mich. Ich merke, wie Gott von jenem Moment an mein Herz zu verändern begann. Einen Bereich nach dem andern brachte er ans Licht – bis am Ende der härteste Brocken folgte: die Musik.

Und plötzlich war er da!
Auf dem Weg nach Hause trafen mich Pastor Santanas Worte wie ein Blitz: «Janic, wir Christen müssen aufpassen, was wir hören, anschauen und tun.» Nun war also die Musik dran. Zu Hause sackte ich zusammen, weinte bitterlich, legte die Musik im Gebet Gott hin und wurde ruhig. Die Einsicht war krass: «Wenn bisher nicht Jesus meine Quelle der Inspiration gewesen war – und das war er auf keinen Fall –, dann musste ich einen Strich ziehen.» Meine CDs, meine Vinyl-Platten, die Songs auf meinem PC – später sogar mein eigenes Album: Alles musste weg, sonst wäre meine Lebensentscheidung für mich zu wenig deutlich gewesen. Der absolute Tiefpunkt: Auch die Inspiration zum Rappen war weg. Seit der sechsten Klasse mein täglicher Begleiter, war sie nun einfach weg.

Gott sagte einfach…
«Gib die Musik mir und sei geduldig!» Kurz darauf liess ich mich taufen. Und dann war er plötzlich da − der Heilige Geist. Das Einzige, was ich vom Gottesdienst mitbekam: «Und jetzt kommt die Zeit, in der wir von Gott empfangen.» In diesem Moment kam der Heilige Geist mit einer Kraft über mich, die mich zum Weinen und Zittern brachte. Nicht unangenehm, aber wuchtig. Nie mehr habe ich den Heiligen Geist so physisch erlebt, doch seine Freude und sein Frieden sind meine ständigen Begleiter geworden.

Eine neue Realität
Die Hip-Hop-Welt mit Rappern wie Eminem oder Samy Deluxe war für viele Jahre meine Realität gewesen, doch immer deutlicher bemerkte ich, wie oft diese Stars schon kurz nachdem sie etwas sagten, wieder etwas anderes behaupteten. Und ich entdeckte das Wort Gottes. Das war eine andere Bibel als jene aus meiner Kinderstube! Plötzlich sprach der Text zu mir und wurde für mich zu einer nie gekannten Quelle der Inspiration.Denn nach einigen Monaten absoluter Rapfunkstille kam – ebenso unvermittelt, wie damals der Heilige Geist zu mir gekommen war – meine Inspiration zum «Rhymen» zurück. Diesmal ungezwungen und unaufdringlich, dafür mit einer Tiefe und Kraft, die mich selbst überraschte. Mir schien klar, dass ich einen neuen Rappernamen brauchte. Doch Gott sagte: «Behalte den Namen, aber ändere den Inhalt.» Von nun an stand JMI für «Jesus, My Inspiration» (Jesus, meine Inspiration). Seither sprach Gottes Geist immer wieder zu mir, meistens leise und unaufgeregt, durch die Bibel oder andere Menschen.

Die «ungewollte» Rückkehr
Inzwischen stand die Rückkehr in die Schweiz kurz bevor. Oder eher: wäre bevorgestanden, denn ich wollte in Amerika bleiben. Nichts zog mich zurück in mein altes Leben. Dennoch spürte ich, dass es richtig war, zurückzukehren, aber ich betete: «Also, Gott, ich gehe zurück, aber nur nach Basel. So weit weg wie möglich von meinem alten Umfeld.» Dann, in einem der nächsten Gottesdienste, völlig unvermittelt, schaute der Gastprediger, den ich noch nie gesehen hatte, mitten in seiner Predigt auf, deutete mit dem Finger auf mich und sagte mit fester Stimme: «Geh zu deiner Familie und zu deinen Freunden. Erzähl ihnen, was Gott für dich getan hat!»Deutlicher ging’s wohl nicht mehr. Ich folgte dem Ruf und zog zurück zu meinen Eltern. Und meine jetzige Stelle in der Administration von Campus für Christus bietet mir den nötigen Freiraum, mehr in meine Berufung hineinzuwachsen und wieder Musik zu machen. Diesmal von Herzen für den Herrn.
Mit meinen Raps will ich von Gott her den Menschen Leben zusprechen. Mein Publikum sind nicht die Menschen, sondern der Herr. Gott hat meine Selbstzentriertheit gegen seine Liebe ausgetauscht; er ist die Quelle des Lebens.

Janic hat diese Geschichte Lukas Herzog erzählt

Christiliche Pop Band (8 Personen) sucht Übernachtungsmöglichhkeit am 18. Juni in Zürich.

Vielleicht gibt es eine Kirche oder Gemeinderäumlichkeiten in denen morgens keinen Gottesdienst statt findet und uns mit Matten und Schlafsäcken die wir selber bringen, beherbergen würden?
Da unser Konzert um Mitternacht ist, würden wir mit Sicherheit sehr früh am morgen ankommen. Vielleicht wäre es gut, wenn wir uns vorher mit den Leuten treffen könnten, die uns eine Unterkunft zur Verfügung stellen können und einen Schlüssel bekämen.

Bitte meldet euch bei Alain: atelier@auderset.com

Im TUNE 171 Mal haben wir Samuel 16 auf die Künstler und auf die Frage nach dem Erfolg bezogen. Der Prophet Samuel soll unter den Söhnen Isais den König Israels auswählen. Da ist einer schöner und kräftiger als der Andere…David aber wird von den Schafen weggeholt und macht auf den ersten Blick keinen grossen Eindruck.
Aber Gott sieht sein Herz – und das ist entscheidend! Was will uns dieser Satz in 1.Samuel 16,7 sagen?

Mit wem tun wir uns zusammen?
Auch wir müssen oft entscheiden: Mit welchen Menschen tun wir uns zusammen? Mit welchen Freunden verbringen wir die meiste Zeit? Mit welchen Kollegen ziehen wir Projekte auf? Und allen voran natürlich die Frage: Wer soll mein(e) Lebenspartner(in) sein? Die Berufungsgeschichte bietet eine Hilfe: Nicht das Äussere soll uns blenden, sondern es geht um das Herz! Was heisst das aber genau? Wir sind ja nicht Gott, der ins Herz sehen kann…!

Geht es um die „reinen Motive“?
Ich höre dann und wann Worte wie: „Ich habe gemerkt, dass ich keine reinen Motive habe!“ „Hand aufs Herz“: Wer könnte von sich schon behaupten, dass seine Motive 100% rein sind? Dass zum Beispiel nicht auch einige Prozente Ehrgeiz, vielleicht sogar Konkurrenzdenken und Eifersucht hinter dem künstlerischen Schaffen stehen? Ich diskutierte einmal mit einem jüdischen Musiker über David. Sein grösstes Problem war, dass Gott David liebte, obwohl dieser König ganz schlimme Dinge tat. In der Tat: David hatte weder in seiner Jugend noch in seinem Alter ein „reines Herz“. Trotzdem verliess Gott ihn nicht, denn er sah sein „Herz an“. Was war denn so besonders an „Davids Herz“?

Davids Herz

Ich meine: David zeichnete sich durch eine grosse Demut und Liebe zu Gott aus. So konnte er nach der Busspredigt des Propheten Nathan bitten: “Verbirg dein Antlitz von meinen Sünden und tilge alle meine Missetaten. Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen, gewissen Geist. Verwirf mich nicht von deinem Angesicht und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir…” [Ps. 51, 9-11.]
Anders gesagt David wusste, dass sein Herz nicht völlig gut war. Darum brauchte er Gott umso mehr. Und darum liebte er Gott so innig, der ihm immer wieder Vergebung und durch seinen Geist Erneuerung schenkte. Demut, Bescheidenheit, Korrekturbereitschaft, Bussfertigkeit und Liebe zu Gott – diese Eigenschaften wohnten in Davids Herz.

Das Herz der Brüder
Und bei seinen Brüdern: Was wohnte in deren Herzen? Wir wissen es nicht wirklich, können es aber nur erahnen: Eigensinn, Strebertum, Stolz und im Blick auf ihr Erfolgsstreben eine Manipulations-Energie, auf die sogar der Prophet Samuel fast hereingefallen wäre.

Es geht nicht um die Frage, mit welchen Menschen wir Kontakt haben sollen oder nicht. Und ebenso wenig um die Frage, welchen Menschen wir mit Liebe begegnen sollen oder nicht. Aber es geht darum: Mit welchen wollen wir uns ernsthaft verbinden? Und schliesslich darum: Wie soll unser eigenes Herz aussehen?

Text: Beat Rink

Es wäre eigenartig, wenn Künstler sich nicht fragen würden: „Habe ich Erfolg?“ – „Schätzt man meine Kunst?“ Die Frage kann sich auch zuspitzen: „Wann endlich entdeckt man mich?“ – „Ich bin so gut. Niemand erkennt mein riesiges Talent. Was muss ich tun, damit man mich entdeckt?“ Die Linie zwischen gesundem und ungesundem Erfolgsstreben ist dünn.
Manchmal merken wir: „Jetzt habe ich die Linie überschritten. Jetzt geht es mir nicht mehr um die Liebe zur Kunst und um die Liebe zu anderen Menschen – und wohl auch nicht mehr um das „Soli Deo Gloria“. Jetzt geht es mir vor allem um mein Ego… Jetzt muss ich wieder hinter diese Linie zurück.“

Die Berufungsgeschichte von David ist lehrreich. Der Prophet Samuel hört von Gott, dass unter den Söhnen des Isai der künftige König ist. Samuel schlüpft so in die Rolle des „Headhunter“ und sichtet diese jungen Burschen. Einer ist schöner und kräftiger als der andere. Aber der zukünftige König ist nicht unter ihnen. Bis Isai widerwillig den Jüngsten heranholt, der gerade die Schafe hütet. Und da erkennt Samuel: „Das ist er!“ – Er zögert nicht lange, nimmt sein Ölhorn und salbt David mitten unter seinen erschrockenen und enttäuschten Brüdern zum König.

Richten wir unser Augenmerk auf David: Er hatte sicher gehört, dass im Haus seines Vaters gerade das Programm „Samuel sucht den König“ läuft. Aber er bleibt bei seinen Schafen. Und was macht er nach der Salbung? Er kehrt wieder zu den Schafen zurück, wo er so völlig unnütze Dinge tut wie Leier spielen oder mit einer Steinschleuder auf Bäume zielen… Offenbar wohnte in ihm ein tiefes Bewusstsein: „Ich gehöre zu Gott. Und es ist Gottes Sache, ob ich gross herauskomme oder nicht. Ich konzentriere mich fleissig auf meine versteckten Aufgaben als Hirte, als Musiker und Poet und als treffsicherer Schütze. Wenn Gott will, kann ich diese Gaben einmal einsetzen. Wenn nicht, ist es auch in Ordnung“.

David wird später den Psalm 37 dichten, in dem steht: „Sei stille dem Herrn und warte auf ihn.“ (V.7) Und einer seiner Nachkommen wird später sagen: „Sorget nicht um euer Leben…Trachtet zuerst nach Gottes Reich und seiner Gerechtigkeit. So wird euch all das zufallen.“ (Matthäus 6, 33).

Darin steckt viel Trost – auch für Künstler. Wie der ‚Erfolg’ auch aussehen wird – vielleicht ganz anders, als wir uns ihn vorgestellt haben: Hauptsache, er ist „God made“ und nicht „Self made“. Hauptsache, unsere Kunst (und unser Leben als Künstler) wird dort auf höchst spannende Weise wirksam und segensreich sein, wo Gott es vorgesehen hat.

Text: Beat Rink

Passendes Lied dazu: Arthur Honegger: Le Roi David (oratorio, 1921)

Vor einigen Jahren hatte ich das Vorrecht, mit einem niederländischen Chefdiplomaten einen Lunch zu essen. Auf meine Frage, was die erste Vorbedingung für eine Diplomatenkarriere wäre, meinte er ohne zu zögern: “Man muss viele Sprachen lernen.” Er erklärte mir, dass sich die meisten Menschen viel ungezwungener benehmen, wenn sie sich in ihrer eigenen Sprache unterhalten können. Denn der Stress, ihre Gedanken und Anliegen in einer fremden Sprache auszudrücken, falle damit weg. Oft könne gerade dies der erste Schritt zur Bewältigung eines Konflikts und der Anfang eines Dialogs und einer Zusammenarbeit sein.
Erinnern wir uns daran, was mit den Christen in Jerusalem an Pfingsten geschah, als der Heilige Geist auf sie herabkam: Die Ausgiessung des Heiligen Geistes bewirkte unter anderem, dass sie sich in vielen verschiedenen Sprachen äussern konnten.

Wir leben in einer Zeit, in der man keine neuen Sprachen mehr lernt. Das Erlernen einer Sprache bedeutet dabei nicht nur die Aneignung neuer linguistischer Systeme. Vielmehr entdeckt man auf einer tieferen Ebene unterschiedliche Ausdrucksmöglichkeiten und macht sich letztlich mit andersartigen Lebensgefühlen und Lebensweisen vertraut. So trägt das Erlernen einer fremden Sprache ganz entscheidend dazu bei, dass wir anderen Menschen gegenüber offen werden. Es schiebt den Riegel für Engstirnigkeit und für die bornierte Meinung, die eigene Kultur lege fest, was normal sei – und könne sich deshalb auch das Recht herausnehmen, dem Rest der Welt ihre eigene Sichtweise aufzudrücken.

Aus christlicher Sicht ist das Erlernen von Sprachen ein Zeichen dafür, dass wir dienen, Gastfreundschaft üben und Frieden stiften wollen.

Ähnliches geschieht, wo wir Musik aus anderen Kulturkreisen spielen. Indem wir nicht bei unserer favorisierten Stilrichtung stehenbleiben, sondern uns darum bemühen, den immensen Reichtum verschiedenster Stile zu entdecken, erziehen wir uns selbst zur Offenheit anderen Menschen gegenüber. Dann entdecken wir, dass jede Kultur ihre einzigartige Ausdrucksweise hat, und dass Gott jede Nation mit Schönheiten gesegnet hat, wie man sie sonst nirgendwo findet.
Eine der Botschaften von Pfingsten besteht darin, dass wir in der Kraft des Heiligen Geistes andere Sprachen lernen können – “Sprachen” zum einen wörtlich verstanden als linguistische Systeme – und zum anderen metaphorisch als eine Gesamtheit von kulturellen Werten und emotionalen Ausdrucksweisen.
Es liegt nahe, dass wir damit den Bezug zur heutigen Flüchtlingskrise herstellen; besonders als Europäer fühlen wir uns heute dazu gedrängt.
Doch bevor wir dies tun, sollten wir an unsere eigenen Familienglieder, an unsere Kollegen und an unsere Mit-Christen denken. Auch die Beziehung zu ihnen ist ja auch immer wieder von Verständnisschwierigkeiten geprägt – bis auf den heutigen Tag.

Text: Dr. Marcel S. Zwitser / Übersetzung: Johanna Schwarzl

Voll Dankbarkeit erinnern wir uns an die wunderbare erste Nacht des Glaubens im Mai 2013.
Deshalb freuen uns in voller Erwartung auf 2017.
Die Nacht des Glaubens wird somit als das konfessionsübergreifende Schweizer Festival für Kunst und Kirche am Freitag, 2. Juni 2017 in der Innenstadt von Basel zum zweiten Mal stattfinden.

Wir möchten dabei wieder ein hochstehendes, spartenübergreifendes Programm von Künstlern
aus dem In- und Ausland in der ganzen Stadt anbieten. Zeitgenössische Kunst, die sich mit dem
christlichen Glauben auseinandersetzt, tritt so in den öffentlichen Raum. Kirchen werden
ihrerseits in Kunsträume verwandelt oder zeigen ihre eigenen Kunstschätze einer breiten
Öffentlichkeit. Die Besucher kommen somit kostenlos in den Genuss vielfältiger und qualitativ
hochstehender Kunstproduktionen.

Wir stellen in allen Bereichen einen professionellen Anspruch an unsere Arbeit. Die Freude an den
verschiedenen Kunstformen, an spannenden Begegnungen und am Thema Glauben steht für uns
im Vordergrund. Die Programmauswahl kennt keine Sparten-Beschränkung.

Leitende Kriterien bei der Programmauswahl sind Kreativität, Originalität und künstlerische
Professionalität. Über Programmbeiträge an der Nacht des Glaubens entscheidet eine
Programmkommission, die sich aus Fachleuten einzelner Kunstsparten zusammensetzt.

Ab jetzt können künstlerische Programmbeiträge mittels Antragsformular bis
a) 30. Juni, b) 30. September, c) 30. November 2016 eingereicht werden.

Anmelden direkt hier.
Die Programmbeiträge und Projekte werden der Reihe nach in drei Programm-Sitzungen
bearbeitet und wenn möglich den Veranstaltungsorten zugeordnet. Die Entscheidungen werden
den Künstlern jeweils nach den Programmsitzungen kommuniziert.

Gerne halten wir euch mit unserem Newsletter auf dem Laufenden. Wenn Sie Informationen
wünschen, schicken Sie uns ein Email an: info@nachtdesglaubens.ch. Vielen herzlichen Dank!

Vom 30. Juli bis 5. August finden internationale christliche Seminartage in Bad Honnef (DE) statt.
Über 70 verschiedene Workshops in den Bereichen:
– Music; Vocals & Instruments
– Communication Arts
– Multi Media Arts
– Performing Arts

Weitere Informationen findest du auf diesem Flyer.

Frühbucherrabatt bis Ende Mai.

Ein Lehrer meinte kürzlich: „Es ist schwierig, Schüler auf einem Klassenausflug auf die Schönheiten der Natur aufmerksam zu machen. Sie blicken höchstens mal kurz von ihrem iphone auf und werfen einen flüchtigen Blick auf die herrliche Landschaft, um gleich danach wieder hinter dem iphone zu versinken.“
Aber empören wir uns nicht zu schnell darüber. Stehen wir nicht alle in der Gefahr, mit gesenktem Blick durch die Welt zu gehen und nur gerade das vor Augen zu haben, was uns unmittelbar beschäftigt und Sorge macht? So wie der Panther im Gedicht von Rainer Maria Rilke (1875-1926): „Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe / so müd geworden, dass er nichts mehr hält. / Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe / und hinter tausend Stäben keine Welt.“
Hinter welchen Gittern lassen wir uns gefangen nehmen, als gäbe es dahinter keine andere Welt?

Da tut es gut, einen Text wie Psalm 121 zu lesen, den David als Wallfahrtslied geschrieben hat:
Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen.
Woher kommt mir Hilfe?
Meine Hilfe kommt vom HERRN,
der Himmel und Erde gemacht hat.

In moderne Sprache und in das Leben eines Künstlers hinein übersetzt:
„Wer hilft mir in meinen Herausforderungen und Schwierigkeiten? Wer hilft mir, gute Kunst zu machen und meine Gaben zu entfalten? Woher kommt Inspiration? Wer haucht meinen einsamen Stunden im Atelier, am Schreibtisch oder im Proberaum Leben ein? Und dann den Auftritten? Wer hilft mir, anderen Künstlern freundschaftlich zu begegnen und sie zu loben, auch wenn es einseitig ist? Wer hilft mir, dass ich mich und mein Werk nicht zu wichtig nehme? Aber andererseits auch, dass ich jenen Platz einnehmen und jenen Erfolg erleben kann, der mir zugedacht ist?“

Kommt die Hilfe von den Bergen, das heisst von den Götzen-Altären, die auf Israels Höhen rauchten? Welche Hilfen nehmen wir in Anspruch?
Nein, die Hilfe kommt vom Schöpfer des Universums. Er ist uns so zugewandt, dass er auf all unsere Schritte achtet – und dies 24 Stunden am Tag ! Schön, wie David die eigene Erfahrung mit Gott (und als König hatte er viele Probleme mit Gottes Hilfe zu bewältigen) zu einer Zusage und dann zu einem Segenswunsch werden lässt.

Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen,
und der dich behütet, schläft nicht.
Siehe, der Hüter Israels schläft und schlummert nicht. …
Der HERR behüte dich vor allem Übel,
er behüte deine Seele.
Der HERR behüte deinen Ausgang und Eingang
von nun an bis in Ewigkeit!

Lassen wir uns in diese Denk- und Aktions-Bewegung hineinziehen,
– indem wir unseren Blick wegddrehen von dem, was uns so beschäftigt oder gar gefangen nimmt. (Frage: Was könnte das konkret heissen?)
– indem wir solche Hilfen, die nicht gut sind für uns, loslassen (Frage: Was könnte das konkret heissen?)
– indem wir „die Augen aufheben“ zum Herrn – auch gerade in diesen Tagen nach Himmelfahrt und rund um die Uhr Hilfe von Gott erwarten… (Frage: in welchen Bereichen könnten wir noch konkreter Gottes Hilfe erwarten?)
– indem wir dies auch einem anderen Menschen zusprechen: Er will deine Hilfe sein! Und ihm den Segen Davids wünschen (Frage: für wen konkret ?)

Willy Burkhard (1900-1955) hat nach Mendelssohns „Hebe deine Augen auf…“ aus dem Elias den Psalm 121 ebenfalls wunderbar vertont. (Dazu klicke hier)

Text: Beat Rink

Das vorherrschende gesellschaftspolitische Thema in Europa ist zur Zeit die Flüchtlingskrise. Damit verbunden sind viele schwierige Fragen. Zum Beispiel jene nach der Integration von radikalen Muslimen. In einer Schule bei Basel weigerten sich kürzlich zwei Schüler, ihrer Lehrerin die Hand zu geben – aus religiösen Gründen. Solche Entwicklungen geben zu Sorgen Anlass.
Aber auf der anderen Seite bereitet die aufkommende, zum Teil sehr gewalttätige Fremdenfeindlichkeit nicht weniger Sorgen.

Die Bibel bietet mit dem Konzept des „Schutzbürgers“ oder „Fremden“ (hebr. ger) eine interessante Orientierungshilfe. In Israel gab es viele Fremde – zur Zeit Davids waren es 153’600 Menschen (2.Chronik 2,17). Der „ger“ ist ein fremder Siedler, meist ein Flüchtling. Auch die Israeliten waren in Ägypten Fremde. Sie wurden allerdings unterdrückt. Nun soll Israel anders handeln.
Denn Gott „liebt auch die Fremden und gibt ihnen Brot und Kleidung – und auch ihr sollt den Fremden lieben, denn ihr seid Fremde in Ägypten gewesen“ (5.Mose 10,18f.)
Und: „Am siebten Tag sollst du ruhen, damit auch …der Fremde zu Atem kommt.“ (2.Mose 23, 12).
„In deinem Weinberg sollst du keine Nachlese halten und die abgefallenen Beeren nicht einsammeln. Du sollst sie dem Armen und dem Fremden überlassen.“ (3.Mose 19, 10)
„Einen Fremden sollst du nicht ausnützen oder ausbeuten“ (2.Mose 22,20)
„Für die Israeliten wie für die Fremden …sollen diese sechs Städte als Zufluchtsorte dienen, damit jeder dorthin fliehen kann, der einen Menschen unvorsätzlich erschlagen hat.“ (4.Mose 35,15).
„Ihr sollt jedem Fremden seinen Erbbesitz in dem Stamm zuweisen, bei dem er wohnt.“
Das heisst: Im messianischen Zeitalter ist der Fremde sogar Mit-Erbe des Landes – gemäss der Vision von Hesekiel 47, 22f.
In neutestamentlicher Perspektive sind alle Fremde eingeladen, Bürger des Reiches Gottes zu werden! („Ihr seid nicht mehr Fremde ohne Bürgerrecht, sondern Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes“ – Epheser 2,19)
Der „ger“ hat aber auch Pflichten. Er muss sich an die Grundregeln der gesellschaftlichen Ordnung respektieren – und besonders die Verbote respektieren. Zum Beispiel darf er keine Götzen anbeten. Er muss aber nur wenige kultische Gebote Israels befolgen.
Dies zeigt: Israel geht höchst respektvoll mit dem „ger“ um, verlangt aber auch umgekehrt Respekt und Einhaltung der wichtigsten Regeln.
Der Fremde ist „von Gott gemacht“, steht im Stück „Thomas Morus“, an dem verschiedene Autoren mitgearbeitet haben – auch Shakespeare, wie eine berühmte Manuskriptseite zeigt – das einzige Manuskript aus Shakespeares Hand! Um 1600 nimmt der Widerstand der Londoner Bevölkerung gegen gefloheen Hugenotten stark zu. Der Katholik Thomas Morus hält im Stück eine flammende Rede gegen solche Fremdenfeindlichkeit.

Stellt euch doch einmal vor,
der König liesse Milde walten und
verbannte euch: wo suchtet ihr dann Zuflucht?
Bei welchem Volk, das sich verhält wie ihr,
bekamt ihr Schutz? Geht hin nach Frankreich, Flandern,
in deutsche Lande, Spanien, Portugal,
ja, irgendwohin, wo nicht England ist
– ihr wäret Fremde. Wie gefiels euch dann,
ein Volk zu finden, das, wie ihr Barbaren,
in furchtbare Gewalt ausbricht und euch
den Aufenthalt verwehrt, ja, euch stattdessen
das Messer wütend an die Kehle setzt
und euch wie Hunde fortjagt, so als ob
ihr nicht von Gott gemacht wärt und als fehlte
bei euch was, das nur sie alleine haben?
Was hieltet ihr von solcher Art Behandlung?
So ist das Los der Fremden hier bei uns,
und so ist euer Berg von Inhumanität!

PS: „Crescendo Griechenland“ führt am 9.Mai in Thessaloniki ein Konzert zum Thema „Toleranz (gegenüber Fremden)“ durch – u.a. in Zusammenarbeit mit der orthodoxen Kirche, mit der jüdischen Gemeinschaft und Agape (Campus für Christus) Griechenland.

Text: Beat Rink

Michel Quoist war ein französischer Priester, Autor und Wissenschafter. Er doktorierte über die soziologischen Strukturen der Altstadt von Rouen. 1954 veröffentlichte er das Gebetsbuch “Prières” (auf deutsch erschienen unter dem Titel “Herr, da bin ich”, englisch „Prayers of Life“), das seither in 27 Sprachen übersetzt und zu 2.5 Mio Exemplaren verkauft wurde, gefolgt von weiteren Büchern.
Quoists Gebetstexte stellen immer den Bezug zu erlebter Wirklichkeit her. Sie nehmen ihren Ausgangspunkt in alltäglichen Beobachtungen und Erlebnissen. Quoist will kein Lyriker sein, und doch sind seine Texte poetisch. Das nachfolgende Gebet hat eine feine Prise Humor – auch dies ist typisch für den Autor. Es spricht von einer grünen Tafel und ihren Erfindern. Ebenso könnte es von Kunstwerken und Künstlern sprechen. Jedenfalls können wir es sehr gut zu unserem eigenen (Künstler-)Gebet machen…

Grüne Tafeln

Die Schule ist modern.
Der Direktor beschreibt mir voll Stolz alle Annehmlichkeiten.
Der schönste Fund, Herr, ist wohl die grüne Tafel.
Die Gelehrten haben lange studiert, sie haben viele Erfahrungen gesammelt.
Jetzt wissen wir, dass grün die ideale Farbe ist, dass es die Augen nicht ermüdet, dass es beruhigt und entspannt.

Herr, ich habe daran gedacht, dass Du nicht so lange Zeit gewartet hast, um die Wiesen und Bäume grün zu malen.
Deine Forschungsinstitute haben gut gearbeitet, und um uns nicht zu ermüden, hast Du eine Menge Nuancen herausgeholt für deine modernen Wiesen. So bestehen die „glücklichen Funde“ der Menschen im Entdecken dessen, was Du vor aller Ewigkeit angedacht hast.

Danke, Herr! Du bist der gute Familienvater, der seinen Kindern die Freude lässt, selber die Schätze seines Verstandes und seiner Liebe zu entdecken.
Aber bewahre uns davor, zu glauben, dass wir etwas ohne eine Vorlage erfunden haben.

Endlich kommt die Sonne und die Wärme wieder etwas länger zum Vorschein – der Frühling hat jetzt definitiv auch die Schweiz erreicht :-). Wir wünschen dir einen gesegneten Frühling und möchten dich mit diesem Schreiben gerne auf die in absehbarer oder längerfristigen Zeit bevorstehenden Events informieren…
Meet the Artists - Meet ARTS+

Meet the Artist – meet ARTS+

Unter dem Motto: „Meet the Artist – meet ARTS+“ laden wir Dich am Sonntag, 17. April ganz herzlich nach Basel ein ins „E9″ (Zentrum Eulerstrass 9) zur Begegnung bei unserer ARTS+ Jahreshauptversammlung und anschliessenden “Kirche Kreativ“.
Hier kannst Du einen Einblick in unsere Arbeit von ARTS+ bekommen, andere Künstler beim Apéro kennenlernen und einen künstlerisch gestalteten Gottesdienst „Kirche Kreativ“ mit Crescendo Basel erleben.
Wir freuen uns auf Dein Kommen! Deine Anmeldung per Email an: info@ap.weiter.ch hilft uns, das Apéro vorzubereiten. Vielen Dank!

Datum: So. 17.4.16
Zeit: 16:00 – 19:30 Uhr
Ort: Basel
Location: E9, Zentrum Eulerstrasse 9, 4051 Basel

Programm: 16:00 Uhr: ARTS+ GV im Zentrum Eulerstrasse 9
17:00 Uhr: Apéro
18:00 Uhr: Kirche Kreativ in der Pauluskirche Basel (www.kirchekreativ.ch)

Siehe auch: Meet the Artist – meet ARTS+

Kunst_Forum 2016

Am 5. November 2016 findet das Kunstsparten übergreifende ganztätige (ab 10.00 Uhr) Forum für Kunst und Glaube in der Christuskirche in Biel statt.
Das Forum will Künstler und Kunstinteressierte aller Sparten gleichsam an diesem Tag in ihrem Christ-Sein ermutigen, herausfordern, vernetzen und den Austausch fördern. Es soll ebenfalls für Theologen spannend, provokativ und bereichernd sein.
Das Kunst_Forum regt kunst-affine Menschen in ihrem Künstlerischen Tun und in ihrem Glaubensleben nachhaltig an und will zum Weiterdenken, -empfinden, -forschen auf hohem Niveau provozieren.

Referate von Wolfgang Bittner, Fulbert Steffensky und Ellis Potter mit anschliessenden Diskussionsrunden, Inputs/Lectures und Kurzpräsentationen finden dabei ebenso Platz wie Zeit für den persönlichen Austausch und Gebet.

Save the date!

Weitere Infos zu den Rednern, Workshops etc. folgen.
Anmeldungen können bereits entgegen genommen werden unter info@ap.weiter.ch
Siehe auch: Kunst_Forum

Nacht des Glaubens

2. Nacht des Glaubens

Die Nacht des Glaubens wird zum zweiten Mal als das konfessionsübergreifende Schweizer Festival für Kunst und Kirche am Freitag, 2. Juni 2017 in der Innenstadt von Basel stattfinden.
Wir möchten dabei wieder ein hochstehendes, spartenübergreifendes Programm von Künstlern aus dem In- und Ausland in der ganzen Stadt anbieten. Zeitgenössische Kunst, die sich mit dem christlichen Glauben auseinandersetzt, tritt so in den öffentlichen Raum. Kirchen werden ihrerseits in Kunsträume verwandelt oder zeigen ihre eigenen Kunstschätze einer breiten Öffentlichkeit. Die Besucher kommen somit kostenlos in den Genuss vielfältiger und qualitativ hochstehender Kunstproduktionen.

Wir stellen in allen Bereichen einen professionellen Anspruch an unsere Arbeit. Die Freude an den verschiedenen Kunstformen, an spannenden Begegnungen und am Thema Glauben steht für uns im Vordergrund. Die Programmauswahl kennt keine Sparten-Beschränkung. Leitende Kriterien bei der Programmauswahl sind Kreativität, Originalität und künstlerische Professionalität. Über Programmbeiträge an der Nacht des Glaubens entscheidet eine Programmkommission, die sich aus Fachleuten einzelner Kunstsparten zusammensetzt. Ab jetzt können künstlerische Programmbeiträge mittels Antragsformular bis a) 30. Juni, b) 30. September, c) 30. November 2016 eingereicht werden. Die Programmbeiträge und Projekte werden der Reihe nach in drei Programm-Sitzungen bearbeitet und wenn möglich den Veranstaltungsorten zugeordnet. Die Entscheidungen werden den Künstlern jeweils nach den Programmsitzungen kommuniziert.

Mehr Infos werden in Kürze auf der Homepage folgen.

Veranstaltungen – auch mit Deinen Terminen?

Die ARTS+ Homepage bietet die ideale Plattform Events zu posten. Als Profil-Mitglied kannst du deine Veranstaltungen selber publizieren. Einen Blick auf die bevorstehenden Veranstaltungen lohnt sich auf jeden Fall, denn es hat sicher für jeden etwas ansprechendes dabei.

„Kunst gibt (wie Gott)
dem Unnützen Wert,
dem Wertvollen Nutzen,
dem Nützlichen zweckfreie Schönheit zurück.“

Wir fragen uns: Stimmt diese Aussage in der letzten Zeile: „Kunst gibt dem Nützlichen zweckfreie Schönheit zurück“?
In TUNE IN 165 war die Rede davon, dass Gott uns Anteil an seiner Herrlichkeit (Schönheit) gibt, ohne diese Gnade an eine Bedingung zu knüpfen oder uns damit auf Leistung zu „programmieren“. Im Gegenteil: Wir erfahren Befreiung von unserer Leistungsorientiertheit, wo wir uns von Gottes „Herrlichkeit“ und „Schönheit“ prägen lassen.
Inwiefern lässt sich auch von Kunst Ähnliches sagen?

„Es ist ein Vorrecht des Schönen, dass es nicht nützlich zu sein braucht,“ schreibt Johann Wolfgang von Goethe. Und man könnte auf dieser Linie weiterfahren: Künstlerische Schönheit befreit vom Nützlichkeits-Wahn. Und darin steckt befreiende Kraft.
Immanuel Kant schreibt in seiner „Kritik der Urteilskraft“ ganz ähnlich: Schön ist, was „ohne Interesse“ gefällt und was nicht mit einem „Zweck“ verbunden ist. Um es an modernen Beispielen zu illustrieren: Ein Landschaftsmaler hat an einem Berg ein anderes „Interesse“ als ein Seilbahnunternehmer. Oder wenn ein Bauarbeiter, der jahrelang mit Stahl zu tun hatte, auf einmal Kunst-Objekte aus demselben Stahl herstellt, so arbeitet er nicht mehr zweck-orientiert wie früher.

Meinte aber Kant mit „zweckfreier Schönheit“ dasselbe wie wir, wenn wir den Bezug zwischen Gott und Kunst herstellen? Er schrieb in seiner „Kritik der Urteilskraft“, wo es um ästhetische Fragen geht: „Der Geschmack ist jederzeit noch barbarisch, wo er die Beimischung der Reize und Rührungen zum Wohlgefallen bedarf, ja wohl gar diese zum Massstabe seines Beifalls macht.“
Dies ist schwierig zu verstehen, meint aber: Schönheit sollte so zweckfrei ist, dass sie nicht einmal mehr Empfindungen hervorruft. Man findet dann „Geschmack“ an Schönheit, aber diese Freude ist nur vernuftmässig – nicht sinnlich. In letzter Konsequenz führt dies zu einer Kunst, die unterkühlt ist und die weder von Gefühlen bewegt ist noch Emotionen wecken will. Letztlich kann sie sogar in un-kulinarische, eklige Kunst kippen (so der Philosoph Elmar Waibl).

Kant steht, wie ein anderer Philosoph, Karl Liessman sagt, am Anfang der autonomen Kunstauffassung. Das autonome Kunstwerk ist in Gefahr, sich in isolierter Schönheit zu genügen – absurderweise sogar dort, wo es nützlich sein sollte. Wie zum Beispiel Architektur, die zum rein ästhetischen Objekt wird. Um dies mit einem Erlebnis zu illustrieren: Nach Fertigstellung eines Hauses hörte ich, wie ein Architekt den neuen Bewohnern sagte: „Nun übergeben wir dieses schöne Haus seiner Vergänglichkeit.“ Er sagte also nicht etwa: „Nun übergeben wir dieses schöne Haus seiner eigentlichen Bestimmung.“ Tendenziell verweigert sich absolute Schönheit dem Nutzen. Aber „zweckfreie (künstlerische) Schönheit“, wie sie der Aphorismus meint, ist etwas anderes.

Wie wirkt auf uns „schöne Kunst“?
Mit welcher Erwartung und Hoffnung schaffen wir selber „Schönes“?

(* Die Beispiele stammen von Elmar Waibl. Ästhetik und Kunst von Pythagoras bis Freud). Text: Beat Rink

„Kunst gibt (wie Gott)
dem Unnützen Wert,
dem Wertvollen Nutzen,
dem Nützlichen zweckfreie Schönheit zurück.“

Dieser letzte Teil des bereits in TUNE IN 163 und 164 behandelten Aphorismus behauptet: Gottes Gnade, die aus Liebe kommt, verleiht „Schönheit“. Diese Schönheit ist zweckfrei. Das heisst: Der sich nützlich machende, Frucht bringende Mensch wird von Gott nicht aufgrund seines Dienstes für wertvoll erachtet und geliebt. Und er selbst definiert sich hoffentlich auch nicht durch seine eigenen Liebestaten oder holt seinen Selbstwert aus den guten Dingen, die er tut.

Ein Mensch kann aber tatsächlich in sehr egozentrischer Weise um seine guten Werke kreisen und auch von anderen entsprechende Bewunderung einfordern.
C.S.Lewis (1896-1963) schreibt einmal von einer Frau, die mit ihrer aufdringlichen Dienstbeflissenheit ihre Umgebung so tyrannisiert, dass ihr Tod von allen als Erlösung empfunden wird. Solche Menschen tendieren paradoxerweise auch dazu, ihren Liebesdienst als Opfer zu empfinden und andere spüren zu lassen, wie sehr sie sich aufopfern. Dies, obwohl sie an ihrer Aufopferung nicht nur leiden, sondern diese eben zur Steigerung ihres Selbstwertgefühls brauchen.

In der Bibel wird aber jede Tendenz zurückgewiesen, sich durch seine Taten zu definieren, geschweige denn, mit ihnen (Paulus spricht von „Werken“) vor Gott bestehen zu wollen. Als die Jünger voller Freude von ihrer ersten Mission zurückkehren, wo sie Wunder erlebt haben, sagt Jesus: “Doch darüber freut euch nicht, dass euch die Geister untertan sind. Freut euch aber, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind.“ (Lukas 10, 20) Jesus meint damit nicht: ‚Eure Werke sind wertlos’. Aber: ‚Es gibt eine Existenz in Gottes Himmel, die eure wahre Identität (Namen = Identität) ausmacht und die euer Leben prägen soll.’ In der Bibel besteht eine enge Konnotation zwischen „Himmel“ und „Herrlichkeit (und damit auch: Schönheit) Gottes.“ An dieser Herrlichkeit (Schönheit) haben wir schon jetzt Anteil : „Nun aber spiegelt sich in uns allen des HERRN Herrlichkeit mit aufgedecktem Angesicht, und wir werden verklärt in dasselbe Bild von einer Herrlichkeit zu der andern…“ (2.Korinther 3,18).

Gott gibt also auch dem „nützlichen“ Menschen zweckfreie Schönheit zurück! Inwiefern dies auch Kunst tun kann – in einem unendlichen Abstand, aber vielleicht doch in gewisser Analogie zu Gott – darauf wird TUNE IN 166 eingehen.

Text: Beat Rink

„Kunst gibt (wie Gott)
dem Unnützen Wert,
dem Wertvollen Nutzen,
dem Nützlichen zweckfreie Schönheit zurück.“

“Kunst gibt (wie Gott) Dem Wertvollen Nutzen…”
Stimmt diese Aussage? Gibt Kunst dem Wertvollen Nutzen?
Und Gott: Hilft er uns Menschen, nachdem er uns das Prädikat „wertvoll“ verliehen hat (siehe TUNE IN 163), „nützlich“ zu sein?

Als Protestant kenne ich eine seltsame Zurückhaltung, wenn es im Zusammenhang mit Glauben um „Nutzen“ geht.
Martin Luther betonte bekanntlich die „Rechtfertigung aus Glauben“ allein. Dieser zentrale Glaubenssatz, der übrigens längst auch von allen christlichen Kirchen unterschrieben wird, besagt, dass unser Heil allein im Glauben an Jesus Christus liegt. Luther wandte sich wie Paulus scharf gegen die „Werke“, das heisst gegen alle menschlichen Versuche, Gott gnädig zu stimmen. Menschliche Werke können also nicht „nützlich“ sein, wenn es um die Frage geht: Wie kann ich zu Gott gehören – hier und in Ewigkeit? Aber gerade in der protestantischen Kirche wurde dadurch leicht vergessen, was der Theologe Adolf Schlatter (1852-1938) so ausdrückt: „Geben ist seliger als nehmen, und Dienst das Ziel der Gnade. …Der Blick auf Gott und seine Gnade wirkt auf unser Wollen gleichzeitig sowohl beruhigend als bewegend… beruhigend, weil in Gottes Gnade, Gabe und Tat alles liegt was wir bedürfen… bewegend, weil Gottes Gnade, Gabe und Werk unserem Willen das Ziel und die Kraft gewährt…und uns zur Tat befähigt.“ (aus: Der Dienst des Christen in der älteren Dogmatik, 1897).

Dienst, Liebe, Frucht – dies sind biblische Synonyme für „Nutzen“, für die wir unzählige Stellen im Alten wie im Neuen Testament finden könnten. Wer in mir bleibt, bringt viel Frucht, sagt etwa Jesus in Johannes 15,5. Kürzlich hörte ich von einem Gemeindeleiter in einer Kleinstadt, der eines Tages die Frage stellte: „Wenn wir mit unserer Kirche nicht da wären – würde das überhaupt jemand merken?“ Die Diskussion darüber führte zu einem grossen Engagement der Kirche für diese Stadt.
Wir könnten auch die Frage stellen: „Merkt die Kunst-Szene eigentlich, dass es darin Künstler gibt, die Christen sind?“ – Leider haben auch viele Kirchen vergessen, solch knallharte Fragen zu stellen und daraus Schlüsse zu ziehen. Fragen wir deshalb nach dem „Nutzen“ unseres Christ-Seins – auch als Künstler! Eine erste Konsequenz daraus könnte sein, dass man die Gebets- und Dienst-Gemeinschaft mit anderen Künstlern sucht.

Nun zur zweiten Aussage: „Kunst gibt dem Wertvollen Nutzen“. Anders gesagt: Kunst kann etwas, das sie für darstellungs-würdig erachtet, für uns „fruchtbar“ machen. In meinem Büro hängt ein Bild von einem Brückenbau in Basel. Ich sehe es mir hin und wieder an; es spricht zu mir von der Mühsal täglicher Arbeit, unter der viele Menschen leiden. Der Basler Maler Rudolf Maeglin (1892-1971) hat ein Sujet, das lange für kunst-unwürdig galt (Arbeiter!), für darstellungs-würdig und für wertvoll befunden. Sein Bild erweist sich nun als lehrreich und nützlich.
Kunst kann natürlich auch Anderes wollen! Vor ein paar Tagen hat ein Theatermacher in der Schweiz dazu aufgerufen, einen Politiker aus dem rechten Lager zu verfluchen – und es gab dazu eine öffentliche Verfluch-(Kunst-)Aktion. Mit „Kunst“, die dem „Unnützen Wert und dem Wertvollen Nutzen“ gibt, hat dies nichts zu tun. Insofern ist dieser Satz: „Kunst gibt dem Wertvollen Nutzen“ normativ zu verstehen. Gefährlich wird er nur dort, wo wir genau definieren wollen, was „nützlich“ ist.
Aber „Dienst“, „Liebe“ und „Frucht“ lassen sich auch nicht präzise definieren oder messen. Sie lassen sich nur beschreiben. Oder man kann davon erzählen. Und da sind wir wieder sehr nahe bei dem, was Kunst auf so wunderbare Weise leisten kann….

Text: Beat Rink

Unter dem Motto: „Meet the Artist – meet ARTS+“ laden wir Dich am Sonntag, 17. April ganz herzlich nach Basel ein ins „E9″ (Zentrum Eulerstrass 9) zur Begegnung bei unserer ARTS+ Jahreshauptversammlung und anschliessenden “Kirche Kreativ“.
Hier kannst Du einen Einblick in unsere Arbeit von ARTS+ bekommen, andere Künstler beim Apéro kennenlernen und einen künstlerisch gestalteten Gottesdienst „Kirche Kreativ“ mit Crescendo Basel erleben.
Wir freuen uns auf Dein Kommen! Deine Anmeldung per Email an: info@ap.weiter.ch hilft uns, das Apéro vorzubereiten. Vielen Dank!

Datum: So. 17.4.16
Zeit: 16:00 – 19:30 Uhr
Ort: Basel
Location: E9, Zentrum Eulerstrasse 9, 4051 Basel

Programm: 16:00 Uhr: ARTS+ GV im Zentrum Eulerstrasse 9
17:00 Uhr: Apéro
18:00 Uhr: Kirche Kreativ in der Pauluskirche Basel (www.kirchekreativ.ch)

„Kunst gibt (wie Gott)
dem Unnützen Wert,
dem Wertvollen Nutzen,
dem Nützlichen zweckfreie Schönheit zurück.“

Stimmt dieser Aphorismus? Gibt es wirklich eine solche Gemeinsamkeit zwischen Kunst und Gott, deren Triebkraft man „Gnade“ nennen könnte? Wir schauen in dieser Woche die erste Aussage an: „Kunst gibt (wie Gott) dem Unnützen Wert“ und wenden uns in den nächsten TUNE INs den weiteren Zeilen zu.

In der deutschen Sprache gibt es das Wort „Nichtsnutz“. Einen Menschen, über den dieses Urteil ausgesprochen wird, trifft dies wie ein Hammer. Schlimm ist, dass unsere Leistungsgesellschaft mehr und mehr vermeintliche „Nichtsnutze“ produziert: Menschen, die den hohen Ansprüchen des Berufslebens nicht genügen.

Haben uns solche Worte schon selber getroffen – aus dem Mund von Eltern, von Lehrern, von Freunden? Wie sehr haben sie uns geprägt?
Vielleicht haben wir auch zu uns selber gesagt: „Ich bin ein Nichtsnutz!“ Tatsächlich gibt es im Leben immer wieder Leerläufe, Momente des Versagens. Wir kennen Fehler und Schuld. Und da sind wir mit so einem Hammer-Urteil schnell zur Hand. Vielleicht auch anderen gegenüber…

Oder meinen wir gar, Gott denke so von uns? Aber Gott sieht uns als wertvolle Menschen! Wie wertvoll etwas ist, erkennt man am Preis, den man dafür bezahlt. Gott hat den grössten Preis bezahlt, um uns zu „erkaufen: Seinen Sohn (Matthäus 20,28).
Es ist schwierig, sich vor Augen zu halten und zu bekennen (griechisch heisst bekennen „dasselbe sagen“): Gott gibt dem „Nutzlosen“ Wert.

Kunst kann Gleichnisse dafür finden. Die Dada-Kunst wies vor genau 100 Jahren in diese Richtung, indem sie auf provokante Art proklamierte: Es gibt eine Welt jenseits des Nützlichkeits-Denkens. Und diese Nonsene-Welt ist in ihrer völligen Nutzlosigkeit interessant und wertvoll.

Ähnliches hat Jean Tinguely mit seinen spielerischen Maschinen aus Schrott ausgedrückt. Meine Mutter, die mit ihm auf die Kunstakademie ging, erinnerte sich an jene Stunden, wo der Lehrer für figürliches Zeichnen Tinguely (der nicht gut zeichnen konnte) hinausschickte – sozusagen als Nichtsnutz. Nach zwei Stunden kam dieser aber von irgendeinem Schrottplatz zurück mit einem künstlerisch raffiniert zusammengebauten Objekt aus Eisenabfällen – sehr zum Erstaunen des Lehrers und der Kollegen. Dies wiederholte sich von da an mehrere Male.

Eine heutige Schweizer Künstlerin, Pia Maurer, spricht eine ähnliche Sprache. Sie schafft aus Abfällen Kronleuchter. Oder sie bittet Menschen auf der Strasse vor einen goldenen Hintergrund, um diese dann zu fotografieren. So entstehen „Urban Icons“, wobei „Ikonen“ durchaus christlich gemeint sind.

Können auch wir uns (zumindest gedanklich) vor einen solchen Goldhintergrund stellen und uns sagen lassen und dasselbe sagen: „Du bist wertvoll!“ ?
Können wir dankbar annehmen, was von Gott her gilt: „In den Augen anderer und nach dem eigenen Gefühl bin ich vielleicht „unnütz“, aber mit dem Teuersten erkauft!“ ?

Text: Beat Rink

Die nachfolgende Geschichte, die das Ehepaar Donald und Laura Malcom-Eastman in der Crescendo-Zeitschrift Nr.83 erzählt hat, ist nicht nur für Menschen in Afghanistan relevant, wo die beiden Künstler einen wunderschönen „Garden of Peace and Hope“ initiiert und umgesetzt haben. Die Idee dieses Projekts ist überall gültig, wo Schönheit fehlt. Und die Geschichte zeigt uns: Gott möchte, dass wir Schönes schaffen – als Zeichen seiner unendlichen Liebe und Gnade.

Eine Anfrage der Regierung und eine Vision

Der „Garden of Peace and Hope for Kabul“ wurde 2011 nach einer sehr konkreten und völlig überraschenden Anfrage aus dem Büro des Präsidenten Karzai ins Leben gerufen. Einen Garten zu planen, passte eigentlich nicht zu den erklärten Zielen unserer Partnerorganisation. Als die Anfrage kam, waren wir gerade in Kabul auf einer Erkundungsreise. Das Unglaubliche war, dass ich (Donald) gerade ein paar Stunden vor dieser Anfrage einen nächtlichen Traum oder eigentlich eine Vision hatte, in der ich einen Garten in Kabul entwarf und anbaute…. Ich fertigte dann für die afghanische Regierung Entwürfe an, die gebilligt wurden.

Ein konkretes Hoffnungszeichen – und ein Kulturzentrum
Afghanistan litt seit vielen Jahrzehnten unter Krieg, harter Besatzung und extremer Unterdrückung. Die Folgen waren eine völlige Zerstörung des Landes und tiefste Armut. Ein Stabschef erläuterte uns, das Land kenne dramatische Nöte; aber zu den dringendsten Bedürfnissen gehöre Schönheit.
Als wir im Mai 2009 die Eröffnung feierten, waren die rund zwanzig anwesenden Minister völlig sprachlos und überwältigt von der Schönheit und dem hier erfahrbaren Frieden. Die Soldaten vom Sicherheitsdienst blieben noch lange nach der Zeremonie sitzen oder gingen stumm mit ihren geschulterten Gewehren herum, da den Duft einer Rose geniessend, dort eine Blume mit der Hand umfassend. Führende Regierungsvertreter meinten, der Garten sei ein konkretes Zeichen der Hoffnung dafür, dass aus Zerstörung und Krieg Neues entstehen kann. Dann ordneten sie an, dass alle Schulkinder von Kabul den Garten besuchen oder wenigstens durch einen Videofilm davon erfahren sollten. Zusätzlich sollte ein Kulturzentrum für junge afghanische Künstler entstehen. Ausserdem lud uns die Regierung ganz offiziell ein, Musik nach Afghanistan zu bringen.

Ein „biblischer Garten“

Das Design des „Garden of Peace and Hope“ basiert auf Gestaltungsprinzipien und Symbolen, die sich an das anlehnen, was man als „biblischen Garten“ bezeichnen könnte. In vielen Aspekten erinnert er an einen mittelalterlichen Klostergarten oder an einen traditionellen islamischen Garten.
Es ist ein rechtwinkliger, ummauerter Raum mit einem massiven Holztor, das Schutz vor Gewalt und den Wider-wärtigkeiten des Lebens symbolisiert und in der Tat auch diese Funktion erfüllt.
Es gibt verschiedene Arten von Wasserspielen, darunter dreizehn Springbrunnen. Der eine Springbrunnen steht zentral und ist dreistufig – und symbolisiert damit die Trinität. Er hat einen achteckigen Marmorsockel, der für die Begegnung zwischen Gott und Mensch steht. Acht Worte sind in den Sockel eingraviert wie „Liebe, Friede, Freude, Barmherzigkeit, Hoffnung“ usw. Die anderen, die kleinen Springbrunnen fliessen in vier Rinnen; sie symbolisieren die vier Flüsse, die von Gottes Thron ausgehen und Heilung bringen.
Ausserdem gibt es vier Obstbäume, von denen jeder gemäss biblischer und islamischer Literatur einen bestimmten Symbolwert hat. Und Rosen verschiedenster Sorten setzen den Hauptakzent.

Heute, 2016, entwickelt sich der Garten weiterhin positiv und ist ein grosser Segen für Viele. Inzwischen besteht eine enge Verknüpfung zum staatlichen Kunstmuseum in Kabul und den dortigen Veranstaltungen.

© Crescendo 2016

„Wer von diesem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, der wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm gebe, das wird in ihm eine Quelle des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt.“ (Johannes 4,14)

Es kommt vor, dass uns Gott, während wir beten, einen inneren Eindruck schenkt. Dieser kann sogar als inneres Bild oder als ein Ablauf von „Film-Szenen“ auftauchen. In einer Gebetszeit sah ich einmal vor meinem inneren Auge einen Wasserfall. Das köstliche Wasser strömte herunter. Unten lagen Krüge im seichten Wasser. Sie hatten seltsamerweise schmale Öffnungen. Einige standen aufrecht. Diese nahmen das Wasser trotz ihrer schmalen Öffnungen auf und auf und flossen über. Andere waren jedoch auf die Seite gekippt, und es gingen nur wenige Tropfen rein.

Im Lauf meines Lebens hat mich so oft geschmerzt, dass Menschen sozusagen auf der Seite lagen und von Gott abgewandt lebten. Für manche Pianisten, deren Stimmer ich war, bedeutete Gott offenbar nichts. Umso stärker beschäftigten sie sich mit lächerlichen Kleinigkeiten. Ein Beispiel von Hunderten: Ich erlebte in den vielen Jahrzehnten meiner Tätigkeit für Horowitz nur n ein einziges Konzert, bei dem er mit anderen Künstlern zusammen auftrat. Es war zugleich das einzige Konzert seiner letzten Jahre – oder Jahrzehnte -, das er mit anderen Musikern zusammen gab. Es fand am 18. Mai 1976 in der Carnegie Hall statt und wurde das “Konzert des Jahrhunderts” genannt. Neben Horowitz spielten Isaac Stern und Mstislav Rostropowitsch. Dietrich Fischer-Dieskau sang. Leonard Bernstein dirigierte. Es war wirklich ein denkwürdiges Konzert und das einzige seiner Art. Horowitz spielte mit Rostropowitsch die Rachmaninow-Sonate für Cello und Klavier. Ich erinnere mich, daß Rostropowitsch den Wunsch äußerte, mit seinem Cello auf einem kleinen, vielleicht fünfzehn Zentimeter hohen Podium zu sitzen. Horowitz wehrte sich nun aber dagegen: “Das kommt überhaupt nicht in Frage! Sie sitzen auf der Bühne genauso hoch wie ich!” Es gab einen Kampf, der zwei Proben lang anhielt, bis schließlich Horowitz nachgab und auf sein Podest verzichtete. (Zum Abschluss des Konzerts sangen sie miteinander dann noch Händels “Halleluja”!)

Solches Verhalten sagt sehr viel darüber aus, ob sich das Leben eines Künstlers vor allem um die eigene Kunst und Karriere dreht – und dann auch zwangsläufig um den Konkurrenzkampf. Oder ob er das Wasser von oben entdeckt hat – und sich dann aus seiner Schieflage wegdreht und Gott zuwendet.
Was heisst das für uns? Die Samariterin bittet im Vers 15: Herr, gib mir solches Wasser. Interessanterweise führt Jesus dann das Gespräch weiter und wie eine Antwort darauf kommt er auf die Anbetung zu sprechen, die im Geist und in der Wahrheit geschehen muss.

Ich selber erfahre gerade in der Anbetung Gottes (sei es in einer Gemeinde oder im persönlichen Gebet), wie ich frei werde von mir selber – und auch von Sorgen. Und wie dann auch das Wasser kommt! Und wenn wir nicht oder nur schwer vor Gott kommen und anbeten können? Dann können wir Gott um die Hilfe seines Geistes bitten. Ein Rat: Nimm dir heute einmal mehr Zeit als sonst, Dich Gott zuzuwenden und ihn still oder laut (vielleicht auch musikalisch) anzubeten. Das Lebenswasser möge dich erfrischen, deinen Durst stillen und dann auch auf andere überfliessen.

Text: Franz Mohr

Franz Mohr war der Chef-Konzerttechniker Steinway & Sons, New York. Er war der persönliche Stimmer von Glenn Gould, Horowitz, Rubinstein, Serkin und vielen anderen grossen Pianisten. Crescendo hat Bücher (auch Audio-Bücher) von Franz Mohr herausgebracht – auf Englisch und Deutsch. Information und Bestellmöglichkeit: http://www.crescendo.org/en/publications/buecher.html

In dieser Woche findet in Birmingham die internationale “Crescendo Musiklehrer-Konferenz” statt. In einem Grusswort an die Konferenzteilnehmer schreibt Helena Maffli, die Präsidentin der EMU (= European Music School Union, welche 6000 Musikschulen, 150.000 Lehrer und 4 Millionen Studenten repräsentiert):

Alle Musiklehrer, wo immer sie tätig sind, erfüllen einen Auftrag, der für unsere Gesellschaft enorm wichtig ist. Musikalische Erziehung fördert nicht nur die einzelne Persönlichkeit, sondern legt auch die Grundlage für das ganze musikalische Leben in der Gesellschaft, zu denen Aufführungen, die Schaffung neuer Werke, die Herausgabe und Produktion von Musik und die Gewinnung eines Publikums gehören. Wenn es nicht gerade um das Wirken weltberühmter Professoren geht, schafft es die wichtige erzieherische Tätigkeit der Musiklehrer und –Lehrerinnen nur höchst selten in die Schlagzeilen. Viele Musikpädagogen arbeiten sogar unter schwierigen Umständen und sind oft isoliert. Deshalb ist die Crescendo-Konferenz zum Thema „Musikpädagogik – Gabe und Berufung“ eine wunderbare Initiative. Sie geht über die üblichen Lehrer-Treffen hinaus, da sie dazu einlädt, „von der Quelle zu trinken“. Ich wünsche der Konferenz und eurem Werk Gottes Segen, Gelingen und Befriedigung.
Und in einem Begleitschreiben fügt Helena Maffli hinzu: Es geht in eurer Konferenz um die pädagogische Arbeit, welche die Basis für alles andere bereitet. Davon ist viel zu wenig die Rede.“

Tatsächlich wird die tägliche pädagogische Arbeit nicht so bejubelt wie das Konzert eines Solisten. Ebenso fällt auf die treuen Lehrer anderer musischer Fächern kaum je der Glanz ihrer Zöglinge, wenn diese zu Stars auf der Tanz- oder Schauspielbühne oder zu grossen Namen auf den Kunstmessen dieser Welt werden.
Umso wichtiger ist, dass wir als Christen auch hier wieder einmal das „Oben“ und „Unten“ umkehren und den Lehrern zumindest ebenso viel Wertschätzung entgegenbringen wie den erfolgreichen „Stars“.

Jesus selber war ein Lehrer. Und er hat in seiner Lehrtätigkeit die gängigen Werte-Kategorien auf den Kopf gestellt. In einer seiner verblüffendesten Lektionen machte er sogar die Kinder zu Lehrern. Ausgerechnet Kinder! Die Kindheit galt in der antiken Welt als „Phase menschlicher Unvollkommenheit”. Und Kinder standen in der Familienhierarchie auf der untersten Stufe . Das griechische Wort für Kind, pai`“, konnte auch Sklave bedeuten.
Wir kennen die Geschichte: Jesus hörte, wie die Jünger die Frage diskutierten: „Wer ist der Größte im Himmelreich?“ Das heisst: Die Jünger hatten begriffen, dass mit Jesus ein neues Reich anbrach – das Reich Gottes. Und dass damit irgendwie auch die gängigen Vorstellungen von „bedeutsam“ und „unwichtig“ erschüttert sind. Aber wie sollte man diese nun neu definieren? Die Antwort von Jesus war schockierend: „Wahrlich ich sage euch: Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen. Wer nun sich selbst erniedrigt wie dies Kind, der ist der Größte im Himmelreich. Und wer ein solches Kind aufnimmt in meinem Namen, der nimmt mich auf.“

Dazu 7 Beobachtungen:
1. Jesus nimmt dieses Kind als Subjekte wahr, nicht als Objekte.
2. Jesus lobt nicht, dass Erwachsene Kinder erniedrigen. Er lobt, dass Kinder sich selber erniedrigen, das heisst: dass sie nicht gross von sich denken.
3. Die Erwachsenen müssen nicht kindisch werden, sondern in diesem Sinn kindlich, dass sie nicht „gross“ von sich denken. Dazu brauchen sie eine Umkehr.
4. Egozenrisches Streben nach Grösse, Macht und Bedeutsamkeit sind mit dem Reich Gottes nicht kompatibel. Auch das Streben nach Reichtum nicht. (siehe Matthäus 19). Nur Gott kann durch seine Gnade letztlich Unmögliches möglich machen und diese Menschen zur Umkehr führen und ins Himmelreich hinein retten (Matthäus 19,26).
5. Jesus identifiziert sich mit Kindern. (Wohlvermerkt: Mit Kindern, die noch im besten Sinn „kindlich“ sind und nicht schon „kleine egoistische Erwachsene“.)
6. An anderer Stelle (Lukas 18 / Matthäus 19 / Markus 10) sagt Jesus, man müsse das Himmelreich annehmen wie ein Kind. Darin steckt: Man muss es annehmen als unverdientes Geschenk, nicht als Lohn seiner eigenen Leistung, auf die man sogar noch stolz sein könnte.
7. Jesus benutzt Kinder nicht einfach als Anschauungs-Objekt, sondern er spricht die Mahnung aus, sich um Kinder zu kümmern. Darauf folgt dann eine harte Warnung, nachzulesen in Matthäus 18, 6.

Soweit diese Beobachtungen zum Text. Wer hätte besser nun Gelegenheit, Jesus in einem Kind „anzunehmen“ und ihm zu „dienen“ als Lehrer, zum Beispiel eben Musiklehrer?
Aber ich habe noch allzu gut die Worte einer Musikstudentin im Ohr, die mir kürzlich klagte: „Meinem früheren Professor ging es nie um mich. Er wollte, dass ich gut bin. Aber nur, damit er selber gross herauskommt. Ich selber fühlte mich dadurch unterdrückt.“ – Das heisst: Auch Lehrern kann es nur um die eigene Grösse gehen. In Matthäus 23,6 kritisiert Jesus die Haltung jener Lehrer, die ihren Ruf geniessen. Sie brauchen eine Umkehr!

Wir alle brauchen immer wieder diese Umkehr. Wir alle müssen wieder bei den Kindern in die Schule. Erst dann werden wir Nachfolgen Jesu. Und erst werden wir selber zu guten Lehrern. Und sollte Gott einem Künstler zumuten, dass er einmal ein „Star“ wird, dann darf auch dieser immer wieder umkehren. Das kann dann heissen, dass er dem Lehrer seiner ersten Musik- oder Tanz- oder Malstunde einmal einen Dankesbrief schreibt. Oder dass er in eine Schule geht und ein paar Unterrichtsstunden gibt – dorthin, wo sein Name nicht bekannt ist. Aber wo sein bescheidener Charakter zählt.

Text: Beat Rink

Ein lieber Freund hat mir nach dem letzten TUNE IN-Text, in dem Bezug genommen wurde auf Alfred Döblins Bekenntnis zum christlichen Glauben, eine Mail geschickt. Es ist der Künstler Stephan Jon Tramèr, dessen Homepage man mit grossem Gewinn besucht (http://www.stephan-jon-tramer.ch).
Hier ein Auszug aus seiner Mail, die sehr zum Denken anregt:

Vielen Dank für die Döblin-Geschichte. Ich schäme mich des Evangeliums nicht. Ich schäme mich aber immer wieder über mich selbst. Und ich versuche bei sich bietender Gelegenheit dennoch, das Evangelium zu vertreten. Die Feststellung ist jedoch diese, dass eine seltsame Indifferenz herrscht. Man attestiert mir sogleich „Intoleranz“, „Fundamentalismus“ gar, „Abgabe der Eigenverantwortung an eine höhere Instanz“, „Jenseitsvertröstung“ usw. Und dabei bleibt es. Ich habe mich in der vergangenen Zeit oft mit dem Atheismus und seinen Formen beschäftigt. Daran komme ich nicht vorbei. Zuletzt habe ich das bekannte Buch von André Comte-Sponville „Woran glaubt ein Atheist? Spiritualität ohne Gott” gelesen….

Wenn es denn zu einem Gespräch über den Glauben mit Künstlerkollegen kommt, bleibt man unweigerlich in den verschlungenen Gedankengängen der Philosophie stecken. Es ist sehr schwer, da heraus zu finden. Ich habe bemerken müssen, dass Kenntnisse der Philosophie aus meiner Sicht zwar wichtig sind, weil sie unsere Zeit und das Denken bis in die jüngste Zeit hinein erhellen können. … Andernteils kann ich damit das Evangelium nicht apologetisch dagegen stellen. Es führt zu rein gar nichts. Es finden eigentlich mit Kollegen gar keine Debatten statt. Jeder steht in seinem Revier fest vernagelt und es gilt: Lass mich mit meinem Atheismus in Ruhe und ich lass dir deinen Glauben. Beide können wir „anständige“ Menschen sein. Und da steht man dann wieder auf Feld eins und das Ganze beginnt bestenfalls von vorn. Es gibt keinen, der sich durch das Evangelium beunruhigen liesse…

Bibelkenntnisse sind auch kaum mehr vorhanden und werden auch nicht gesucht. Das habe ich meinen Gesprächspartnern oft vorgeworfen. Denn ihre Helden (Kant, Nietzsche) waren soweit ich es kenne, einigermassen noch bibelfest. Diese Ignoranz macht mich oft wütend. Und zuletzt strande ich bei mir selbst und denke, dass ich ein schlechter Christ bin, weil mich meine inneren Widersprüche und Ambivalenzen nicht tauglich machen, das Evangelium zu vertreten. Dies führt aber auch nicht weiter. Ich kann mich nur täglich von Neuem an Jesus Christus wenden…“

In seiner Mail schneidet Stephan Jon Tramèr noch andere Themen an. Als bildender Künstler fehlt ihm zum Beispiel jener starke Anknüpfungspunkt, wie sie Musiker in den geistlichen Werken etwa eines Bach haben. Und er schliesst mit den Worten: „Warum sind sowenig glaubende Künstler Vorreiter im Sinne der alten Avantgarde? Ich versuche nur zu formulieren, dass ich mich oft hilf- und ratlos fühle, das Evangelium zu vertreten, weil es wie an eine Wand gefahren wird. Und schliesslich gibt es durch diese Taubheit auch so selten die Möglichkeit, evangelisch zu argumentieren oder die „Frohe Botschaft“ weiter zu geben.“

Was tun? Haben wir dieselben oder ähnliche Erfahrungen gemacht? Oder vielleicht andere, ganz positive? Ich lade gern ein zu einer Diskussion – etwa auf der TUNE IN-Facebook-Seite. https://www.facebook.com/TUNEINs/?fref=ts

Zum Schluss möchte ich noch ein Wort hervorheben, das in dieser Email steht: „Ich kann mich nur täglich von Neuem an Jesus Christus wenden“. Darum geht es gerade!
Mir hilft oft in solchen scheinbar ausweglosen Sackgassen, zurückzukehren zu den einfachen Worten eines Vater Unser. Ich bete dann die drei ersten Bitten:
Dein Name werde geheiligt“ – auch gerade dort, wo man deinen Namen nicht mehr kennt oder nur negativ nennt.
Dein Reich komme“ – auch gerade dort hinein, wo ein anderes „Reich“ da ist. Es muss gar kein schlechtes Reich sein, sondern es kann darin sehr viele gute Dinge darin haben. Aber trotzdem fehlst Du darin. Deshalb ist es noch nicht „Dein Reich“.
Dein Wille geschehe“ -– auch gerade im Leben jener Menschen, die Dich nicht kennen. Lass sie Deinen Segen erfahren! Amen

Text: Beat Rink

“Ich schäme mich des Evangeliums nicht, denn es ist eine Kraft Gottes, die jeden rettet, der daran glaubt…” (Römer 1,16)

Anlässlich des 65. Geburtstages von Alfred Döblin traf sich am 14. August 1943 – im kleinen Theatersaal von Santa Monica (Kalifornien) ein illustrer Kreis von deutschen Emigranten, vor allem Schriftsteller. Alfred Döblin war der Verfasser des vielgepriesenen expressionistischen Romans „Berlin Alexanderplatz“. Unter den Gästen befanden sich Bertolt Brecht, seine Frau Helene Weigel, die Brüder Thomas und Heinrich Mann, Lion Feuchtwanger und der Komponist Hanns Eisler. Man feierte zusammen. Doch dann geschah etwas Schockierendes. Döblin erhob sich und bekannte, dass er, der jüdische Intellektuelle, zum christlichen Glauben gefunden habe und katholisch getauft worden sei. Es kam zum Eklat. Einige Gäste verließen sogar die Feier, ohne sich zu verabschieden. Einige Tage später schrieb Berthold Brecht ein Gedicht über dieses Erdbeben im Kreis der Intellektuellen.

Die Stimmung war gerührt. Das Fest nahte seinem Ende.
Da betrat der gefeierte Gott die Plattform, die den Künstlern gehört
Und erklärte mit lauter Stimme
Vor meinen schweißgebadeten Freunden und Schülern
dass er soeben eine Erleuchtung erlitten habe und nunmehr
Religiös geworden sei und mit unziemlicher Hast
Setzte er sich herausfordernd einen mottenzerfressenen Pfaffenhut auf
Ging unzüchtig auf die Knie nieder und stimmte
Schamlos ein freches Kirchenlied an, so die irreligiösen Gefühle
Seiner Zuhörer verletzend, unter denen
Jugendliche waren.
Seit drei Tagen
habe ich nicht gewagt, meinen Freunden und Schülern
unter die Augen zu treten, so
Schäme ich mich.

Dieses Gedicht wird im allgemeinen als ein Schmähgedicht auf Döblin gelesen. Ich bin mir da nicht so sicher. Zu deutlich wird darin die unverhältnismässig starke Reaktion der intellektuellen Elite aufs Korn genommen, die das Bekenntnis “unzüchtig”, „schamlos“ und „frech“ findet, die sich in ihren “irreligiösen Gefühlen” verletzt sieht und die am liebsten auch die „Jugendlichen“ vor dieser ungebührlichen Handlung fernhalten möchte.
Berthold Brecht war ein profounder Bibelkenner. Auf die Frage, welches sein Lieblingsbuch sei, hatte er einmal geantwortet: “Sie werden lachen, die Bibel”. Deshalb wird er bei seiner letzten Zeile bestimmt an Römer 1,16 gedacht haben. Im Unterschied zu Paulus schämt sich aber das “lyrische Ich”. Wofür es sich genau schämt, bleibt aber in der Schwebe. Die Scham gilt kaum nur dem Bekenntnis von Alfred Döblin, sondern wohl ebenso sehr auch der intoleranten Haltung von Brechts Kollegen und Studenten. Schwingt vielleicht sogar eine heimliche Bewunderung für Döblin mit? Jedenfalls leistet das Gedicht etwas Besonderes: Es deckt eine anti-religiöse Intoleranz auf, wie sie unter Intellektuellen des 20. Jahrhunderts Mode war – und weiträumig ins 21. Jahrhundert hinein vererbt wurde.
So gelesen, spornt das Gedicht von Brecht zum Widerstand gegen diese Intoleranz auf und ermutigt dazu, sich für seinen Glauben nicht zu schämen.

Fragen (vielleicht für eine Diskussion in einem Künstlerkreis):
Wie und wo kann ich selber (gerade auch als Künstler) mit Paulus sagen: „Ich schäme mich des Evangeliums nicht“?
Erfahre ich überhaupt, dass es in meinem Leben eine „Kraft Gottes“ ist? Wie?

Text: Beat Rink

Ein schlecht recherchierender Kriminalkommissar
Kann man sich über einen glänzend geschriebenen, spannenden Kriminalroman aus der Hand eines bedeutenden Schriftstellers ärgern? Man kann! Zum Beispiel, wenn der vielgepriesene Schweizer Theater- und Romanautor Hansjörg Schneider im Buch „Hunkelers Geheimnis“ (das übrigens gerade in unserem Stadtteil spielt!) schreibt: „Er spazierte durch die Missionsstrasse Richtung Innenstadt, vorbei am Park der Basler Mission. Ein riesiges Gebäude inmitten hoher Bäume. Er hatte keine Ahnung, wer dort arbeitete oder wohnte. Eine seltsame Idee, dachte er, von Basel aus die armen Heiden zu missionieren. Wem hat diese Mission genützt? Den armen Heiden? Oder doch eher den Baslern? Das alte Gebäude zeugte jedenfalls von beträchtlichem Reichtum.“
Nun muss man bei einem literarischen Text bekanntlich immer in Rechnung stellen, dass die Meinung einer fiktiven Person nicht unbedingt jene des Autors wiedergibt. Aber wo solchen Sätzen (geäussert von der durchaus sympathischen Hauptperson) im Roman nicht widersprochen werden, spricht auch der Autor. Und es sind nicht die einzigen Statements gegen das Christentum in diesem Buch. An anderer Stelle wird sogar gesagt, dass auch die Nazis Christen gewesen seien. Der Kriminalkommissar hat hier keine gute Recherche betrieben!

Unter Intellektuellen und Künstlern schick: Theologische Ignoranz und Christentum-Kritik
Nun wäre dies alles halb so schlimm, wenn es nicht beweisen würde, was in kulturellen Kreisen zu beobachten ist: Eine grosse Unwissenheit und Ignoranz im Blick auf die Kirchengeschichte und die Bibel. Es ist sehr erstaunlich, wie wenig selbst hochgebildete Intellektuelle und Künstler über Theologie und nur schon über Grundaussagen der Bibel wissen. Damit einher geht eine negative Grundstimmung gegenüber dem Christentum. „Unter vielen westlichen Intellektuellen gehört es zum guten Ton, schlecht über das Christentum zu reden. Sie sehen darin eine rückständige Religion, die es verpasst habe, mit der Moderne und deren Anforderungen Schritt zu halten, und die deswegen dem Fortschritt der Zivilisation im Wege stehe. Wenn sie sich dennoch einmal mit dieser Religion beschäftigen, dann höchstens in der Form einer zur Überheblichkeit neigenden Belustigung. Für den revolutionären Geist, der dem christlichen Denken innewohnt, interessiert sich die vermeintlich aufgeklärte Gesellschaft kaum.“

Christentum bringt Freiheit
Dies schrieb vor wenigen Tagen eine der grössten Schweizer Tageszeitungen in der Rezension von Larry Siedentorps Studie «Die Erfindung des Individuums. Der Liberalismus und die westliche Welt». Darin legt der 80-jährige amerikanische Politikwissenschaftler, der an den Universitäten in Sussex und Oxford lehrte, auf 500 Seiten dar: „…dass das christliche Gottesverständnis das Fundament für eine menschliche Gesellschaftsordnung legte, die es vorher so noch nicht gegeben hatte.“ Fazit: Die heutige freiheitliche Gesellschaftsordnung (die ja von verschiedener Seite bedroht ist) ist ein Produkt des Christentums. So radikale Aussagen wie die des französischen Königs Ludwig X (1289-1316) sind nur auf dem Hintergrund der Botschaft zu verstehen: „Zur Freiheit hat uns Christus befreit“: „Da nach dem Recht der Natur jeder frei geboren wird ,und dennoch durch alten Gebrauch viele Leute des gemeinen Volks in das Band der Knechtschaft in vielerlei Gestalt gefallen sind, was uns sehr missfällt, denken wir daran, dass unser Reich das Reich der Freien (Franken) heisst; und wir wollen, dass die Umstände diesem Namen entsprechen und allen …die in die Banden der Knechtschaft gefallen sind, Freiheit gegeben werde…“.

Das Gespräch nicht aufgeben!

Eine erste Lektüre in diesem Buch bestätigt, was zahlreiche theologische Bücher (die aber meist nur von Christen gelesen werden) längst schreiben: Die Freiheit unserer modernen Welt hat christliche Wurzeln. Nun ist diese Freiheit längst bedroht – entweder durch einen falsch verstandenen Freiheitsbegriff oder durch andere Rechtsvorstellungen: etwa durch einen unmenschlichen Kapitalismus, durch undemokratische Regierungsformen oder durch fundamentalistisch-islamische Rechtsvorstellungen. Umso wichtiger ist es, auf die christliche Freiheit hinzuweisen und das Gespräch über den Glauben (auch in Künstlerkreisen!) nicht aufzugeben.

Zur Freiheit befreit
Diese sprachliche Wendung bei Paulus ist seltsam. Sie unterstreicht: Wo wir Christus in unserem Leben wirken lassen, erfahren wir eine revolutionäre Befreiung, die von Gott nicht mehr weggenommen. Denn Christus hat am Kreuz endgültig das Geld bezahlt, um uns von der Sklaverei unseres eigenwilligen Wesens und der Gottesferne freizukaufen. Das meint Erlösung. Freiheit meint aber paradoxerweise Bindung an Christus: Je mehr wir mit Christus verbunden sind, desto freier sind wir. Und je weiter weg wir von Christus sind, desto mehr geraten wir in ungesunde Abhängigkeiten und Zwänge – wie die gesetzlichen Galater, an die Paulus schreibt. Was in den grossen geschichtlichen Zusammenhängen sichtbar wird, erfahren wir auch in unserem ganz persönlichen eigenen Leben – und dann hoffentlich auch in seinen Ausstrahlungen nach aussen hin.

Fragen zum weiteren Nachdenken:

Wo bin ich in innere Zwänge geraten, die mir die Freiheit rauben? Vielleicht sind es sogar religiöse Zwänge wie bei den Galatern. Dann kann ich dazu „Nein“ sagen, indem ich zu Jesus Christus „ja“ sage. Dann kann ich ihn bitten, dass sein Geist noch stärker in mir wirkt und mir wirkliche Freiheit schenkt. (2. Korinther 3,17: Denn der HERR ist der Geist; wo aber der Geist des HERRN ist, da ist Freiheit.

Wo kann ich das Gespräch über den Glauben und die „Freiheit des Christentums“ suchen – oder mich mutig in solche Gespräche einmischen?

Text: Beat Rink

Ich bin in einem Künstlerhaus aufgewachsen, in dem das Werk des französischen Malers Alfred Manessier (1911-1993) eine grosse Rolle spielte. Dessen Bilder und Glasscheiben, die der „lyrischen Abstraktion“zugeordnet werden, faszinierten auch mich bereits als Kind – wie eben Kinder von interessanten Formen und Farben begeistert sind. Die Tiefe im Schaffen Manessiers entdeckte ich erst später.

Alfred Manessiers doppelte Bekehrung
Jérôme Cottin, Professor für praktische Theologie an der Universität Strassburg und ein grosser Experte für zeitgenössische Kunst mit christlichen Bezügen (siehe www.protestantismeetimages.com<http://www.protestantismeetimages.com>), schreibt: „Während des 2.Weltkriegs erlebte er (Manessier) eine zweifache Bekehrung: eine zum Christentun und eine andere zur nicht-figurativen Kunst. Eigentlich führte die erste Bekehrung zur zweiten. Manessier stammte aus einer areligiösen Familie. Im September 1943 wandte er sich dem christlichen Glauben zu, als er im Trappistenkloser von Soligny einen Mönchschor das „Salve Regina“ singen hörte. Als Christ begann Manessier dann an einem figurativen Bild mit religiösem Inhalt zu arbeiten: Abendmahl zu Emmaus. Aber es gelang nicht, was er folgendermassen kommentierte: „Als ich das Kloster verliess, wollte ich meiner Erfahrung Ausdruck geben, indem ich drei heilige Menschen an einem Tisch malte. Es ging nicht. Dies brachte mich zur Einsicht, dass es wohl einfacher sein müsse, meine Erfahrung auszudrücken, wenn ich ganz auf Figuren verzichtete.“
Vielleicht ist die Abstraktion – oder eher: die Abwesenheit erkennbarer Gegenstände – tatsächlich besser geeignet, die geistliche Tiefe und das innere Gebet eines Menschen in Bildsprache zu übersetzen. Abstraktion ist ausserdem eher angebracht, wo es um das Neue in der Botschaft und in der Person von Jesus Christus geht, der als Auferstandener keinem anderen erkennbaren Gesicht und keiner Person zu vergleichen ist. Das Thema der Passion, nun auf nicht-figurativem Weg dargestellt, wird Manessier für den Rest seines Lebens begleiten. Zwischen 1948 und 1987 malt er nicht weniger als 33 Bilder zur Passion. Gewiss, er hatte sich nach dem „Salve Regina“ bekehrt, doch als treuer Leser des Evangeliums gab er Jahre später an: „Unsere Zeit verstehen heisst erkennen, dass wir das Evangelium brauchen – um vieles mehr als das Salve Regina. Wir können uns nicht selbst erlösen“
(zit. nach ArtWay Visual Meditation October 12, 2014, www. artway.eu<http://www.artway.eu>)

Favelas
Zwischen 1973 und 1983 malte Manessier eine Serie von fünf Bildern, die er „Favelas“ nannte. Favelas sind Elendsviertel in Brasilien. Die ersten Favelas entstanden vor über 100 Jahren am Stadtrand von Rio de Janeiro. Sie waren Wohnort der früheren Sklaven, die kein Land als Eigentum besaßen und keine Aussicht auf Arbeit hatten. Über die Jahre sind v. a. schwarzafrikanische Sklaven in jene Viertel gezogen. Es gab viele Versuche, diese handgebauten Vorstädte, in denen die ärmsten der Armen wohnten, zu zerstören. Doch ohne Erfolg – sie haben sich im letzten Jahrhundert unaufhaltsam vervielfacht. 2010 lebten nach Schätzungen etwa 11,3 Millionen Menschen (6% der brasilianischen Bevölkerung) in Favelas. Die meisten und größten dieser Viertel befinden sich in Rio de Janeiro und São Paulo. „

“Favelas I-V“: Konkrete Betroffenheit
Es handelt sich bei diesen grossformatigen Bildern nicht um rein abstrakte Werke. Man erkennt in ihnen die Häuser. Trotzdem fügen sie sich zu einer abstrakten Form zusammen. Man könnte auch umgekehrt sagen: Die grossen Linien und Formen, wie man sie in Manessiers abstrakten Werken findet, verbinden sich hier mit der Darstellung oder zumindest mit der Andeutung von Häusern mit Dächern, Fenstern und Türen. Auf einmal sind für den sonst abstrakt malenden Manessier konkrete Dinge wichtig. Diese Abkehr von der Abstraktion kann als Signal für höchste Betroffenheit gedeutet werden. Diese offensichtliche Betroffenheit, die auch den Betrachter erfasst, gilt der Not dieser furchtbar armseligen, auf engsten Raum zusammengepferchten Behausungen.

“Favela II” und Hélder Câmara
Über Favela II liegt der Schatten des Kreuzes. Das Bild ist dem berühmten brasilianischen Bischof Hélder Câmara (1909-1999) gewidmet, der einer der wichtigsten Gegner der Militärdikatur und engagierter Kämpfer für die Armen war. In Wort und Tat trat er sehr mutig auf. „Wenn ich den Armen zu essen gebe, nennen sie mich einen Heiligen. Frage ich aber, weshalb die Armen nichts zu essen haben, nennen sie mich einen Kommunisten.“
Für die Männer in den Favelas formulierte er im Jahr 1956 zehn Gebote: 1. Ein Mann – ein Wort. 2. Hilf deinem Nachbarn. 3. Seine Frau zu schlagen, ist feige. 4. Ohne Beispiel keine Erziehung. 5. Ein Mann trinkt nicht bis zur Bewusstlosigkeit. 6. Spiele um Geld werden verbannt. Fußballspielen ist gestattet. 7. Es ist nicht schwierig, anderen Befehle zu erteilen. Schwierig ist es, sich selbst zu gehorchen. 8. Der Kommunismus löst nichts. 9. Ich will mein Recht. Also tue ich meine Pflicht. 10. Wir sind nichts ohne Gott.

Hoffnung, Glaube und Liebe
Hier drei weitere Beobachtungen, die man der berühmten Trias von Paulus zuordnen könnte. So wie Helder Camara HOFFNUNG in die Favelas brachte, sind diese auf Manessiers Bildern nicht einfach in Dunkelheit getaucht. Es gibt Licht! Und vielleicht hat der Maler bei Favela II an ein anderes Wort von Camara gedacht: „Herr, wenn das Kreuz nackt auf uns fällt, zermalmt es uns. Wenn mit dem Kreuz Du kommst, küsst Du uns.“
Die Bilder sprechen von Not – und strahlen zugleich eine seltsame Ruhe aus. Die Ruhe erinnert an die sakralen Werke von Manessier. Sie treibt ins Gebet, in die Fürbitte. Auch hier wird Manessier dem GLAUBEN von Helder Camara gerecht, wenn dieser aktive Kämpfer für Gerechtigkeit schreibt: „Mit gefalteten Händen kann man weit mehr bewirken als mit tätigen Händen.“
Manessiers Abkehr von der abstrakten Form hin zu den Favelas, das heisst hin zu jedem einzelnen, detailliert gemalten Haus, kann meiner Meinung nach als Zeichen gedeutet werden für die Zuwendung Gottes zu uns. Gott wendet sich in seiner LIEBE jedem einzelnen Menschen zu.

Text: Beat Rink

Psalm 96 für Piano Solo von Peter Bannister

Singt dem Herrn ein neues Lied! Alle Länder der Erde, singt zur Ehre des Herrn!
Singt für den Herrn und preist seinen Namen, verkündet Tag für Tag, dass er uns Rettung schenkt! Erzählt unter den Nationen von seiner Herrlichkeit, unter allen Völkern von seinen Wundern!
Denn groß ist der Herr, und ihm gebührt das höchste Lob. Ehrfurchtgebietend steht er über allen Göttern. Alle Götter der Völker sind schließlich nur Götzen, aber der Herr ist es, der den Himmel erschaffen hat.
Majestät und Pracht umgeben ihn, Macht und Herrlichkeit erfüllen sein Heiligtum. Erweist dem Herrn Ehre, ihr Völkerstämme! Preist die Herrlichkeit und Macht des Herrn!
Ja, erweist dem Herrn die Ehre, die seinem Namen gebührt. Bringt Opfergaben und kommt in die Vorhöfe seines Heiligtums! Betet den Herrn an in heiligem Festschmuck! Alle Welt soll vor ihm in Ehrfurcht erbeben. Verkündet es den anderen Völkern: »Der Herr ist König!« Fest gegründet ist die Erde, sie wird nicht wanken. Und der Herr wird für alle Völker ein gerechter Richter sein. Der Himmel soll sich freuen, und die Erde soll jubeln, rauschen soll das Meer mit allem, was in ihm lebt.
Die Felder sollen in Jubel ausbrechen mit allem, was auf ihnen wächst! Auch alle Bäume im Wald sollen jauchzen, wenn der Herr kommt! Ja, er kommt, um auf der Erde Gericht zu halten. Er wird die Welt gerecht richten und über alle Völker ein Urteil sprechen, durch das sich seine Wahrhaftigkeit zeigt.

In einer Kirche von Sao Paolo…

Das Bild entstand im Oktober in einer Kirche in Sao Paulo kurz vor dem Beginn des Gottesdienstes, an dem ich musikalisch beteiligt war. Das hohe Geländer der Empore, das keinen Blick in den Gottesdienstraum und auf die Gemeinde, sondern nur auf den Altar zuliess, und das strahlende, überwältigende Licht des mittigen Kronleuchters in der Kirche, in dem Christus als das Licht der Welt illustriert wird, weckten in mir Gedanken an Psalm 96.
Als MusikerInnen, die an Christus glauben und dies – so schwer dies auch sein mag – in unserer Musik mit erklingen lassen wollen, sind wir mit Psalm 96,1-3 aufgefordert…
– dem Herrn ein neues Lied zu singen
– vor der ganzen Erde!
– ihn vor der ganzen Erde mit dieser Musik zu lobpreisen – vor allen, die zuhören!
– seine heilende und heilige Gegenwart zu verkündigen – allen die zuhören!
– seine Herrlichkeit und seine Wundertaten wie wir sie selbst erlebt haben mitzuteilen – allen die zuhören!

Ein „neues Lied“ für den Konzertsaal, das Theater, den Jazz Club…
Diese Aufforderung können wir in den Konzertsaal, ins Theater, in den Jazzclub oder in den Kirchenraum hineinnehmen. Und auch andere Künstler, nicht nur Musiker, können sie für ihr Theaterspielen, Tanzen, Schreiben oder bildnerisches Gestalten in Anspruch nehmen. Und das „Lied“: Unsere Kunst mag alt oder modern sein, sie ist neu im Sinne des Psalmbeters, wenn es lebendig von unserem Glaubenserfahrungen erzählt. Dann wird unser Glaube stetig erneuert und daran erfrischt.
Ist dies vielleicht ein wenig zu hoher Anspruch? Psalm 96.4+5 erinnert uns: Der Gott, an den wir glauben, ist größer als alle anderen Götter. Dafür sollten wir ihn loben, denn aus unserer Ein-Sicht sind alle anderen Götter Götzen, unser Gott aber ist der Schöpfer aller Dinge.

Gott liebt Ästhetik und Wahrhaftigkeit
Gut – aber warum sollten wir dies nun überhaupt mit Musik (und anderer Kunst) vermischen? Psalm 96.6 macht deutlich: Der Gott, an den wir glauben, liebt Ästhetik und Wahrhaftigkeit – “Majestät und Pracht sind vor seinem Angesicht, Stärke und Herrlichkeit in seinem Heiligtum.” Wir glauben an einen Gott, der seine Schöpfung und das, was daraus immerwährend entsteht, lieben kann. Die Verse Psalm 96,10ff. erinnern daran: Ein so liebender, mit seiner Schöpfung innerlich verbundener Gott ist es wert, daß wir ihn loben – und zwar in allem, was wir für herrlich, prächtig, mächtig und schön halten. Weil wir an ihn glauben, wollen wir auch in dem, was uns so wertvoll ist (z.B. in der Musik, die wir gestalten), genau dieses Moment betonen – vor jedem und jederzeit. Damit tragen wir dazu bei, dass Gott in unserer Welt „gegenwärtiger“ ist und dass seine Gerechtigkeit allen Menschen näher kommt – jetzt und unmittelbar.

Hinter dem Vorhang – und zwischen Weihnacht und Neujahr
Wenn wir hinter dem Vorhang, auf der Empore oder im “Green Room” vor unserem nächsten Auftritt stehen, dann lasst uns ein kurzes Gebet sprechen: „Danke Gott, für all das was Du uns gibst und offenbarst. Hilf uns, dies mit anderen zu teilen und erneuere und erfrische uns.“
Wenn wir hinter dem Vorhang, auf der Empore oder im “Green Room” sind, dann befinden wir uns auch in diesem ganz besonderen Zustand der positiven Spannung, wie er uns zwischen Weihnachten und Neuem Jahr begleitet. Christus ist geboren. Er hat mit seiner Geburt eine Hoffnung geweckt, die für die Hirten, für Maria und Joseph und für die Könige sicherlich unmittelbar fühlbar ist. Und darüber hinaus erwacht ein Gefühl von Erwartungen, von Sehnsucht nach einem Heil und einer Heiligkeit, wie sie es zuvor nie gab. Dies begleitet die Jünger und Nachfolger Christi Zeit seines Lebens, bis zu seiner Kreuzigung und Auferstehung.

Die Gabe des Künstlers, „Hoffnung zu wecken“

Als Künstler, die an Christus glauben, tragen wir dieses Moment des “Hoffnung-Weckens” durch unseren Glauben in uns. Dies mag uns selber so marginal erscheinen – wie ein armes Baby in einem Stall in der Scheune einer Kleinstadt marginal ist. Aber da wir unseren Glauben darauf gründen, wird erfahrbar: Das Licht der Welt scheint auch im Kleinen auf. Und es gibt nichts Wertvolleres, was wir in unsere Musik und Kunst einfließen lassen könnten. Wenn wir das, was Psalm 96 uns nahebringt, mit den uns gegebenen Gaben erwecken, können wir selber erfahren, dass wir uns mitten in einem aktiven und heilenden Prozess wachsenden Glaubens befinden. Ich selber glaube daran, dass wir als Künstler die Gabe tragen, wie es die Jünger auf dem Wege nach Emmaus von einem unerkannten Christus erfahren haben, als sie sagten: “Brannte nicht unser Herz, als er mit uns sprach? (Lukas 24,32) Es entspricht dem, was sich Dietrich Bonhoeffer unter einem “religionslosen Christentum ” vorstellte: Wenn wir es annehmen können, dass Christus als Sohn Gottes in diese Welt gekommen und er uns persönlich präsent und nahe gekommen ist, dann können wir mit unseren Gaben andere Menschen bewegen, anrühren, erinnern, in Staunen und Gottesfurcht versetzen, versöhnen und heilen – und in ihnen dieselbe Hoffnung und dasselbe Licht auf unseren Gott hin wecken, das an Weihnachten erschienen ist.

Gebet:
Guter Gott, ich Danke Dir für Deine Nähe in meinem Leben. Lass mich die Geburt Deines Sohnes Jesus Christus als das Licht der Welt erleben. Lass mich die Quelle meines Lebens in all seinen Facetten feiern und im Neuen Jahr neue Wege damit gehen.

Text: Uwe Steinmetz, Jazzmusiker und Co-Leiter von “Crescendo Jazz”

Zur Alt-Arie (Nr. 19) im Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach (1685-1750)

Ein grossartiger Kantatenzyklus
Neben Georg Friedrich Händels „Messias“ ist es das zur Weihnachtszeit am meisten erklingende Werk klassischer Musik: dieser gewaltige Kantatenzyklus, den der Leipziger Thomaskantor für sechs aufeinanderfolgende Festtage zur Jahreswende 1734/35 komponiert hat, und der als untypisches „Oratorium“ jeden Konzertabend sprengt. Ein Dirigent, will er nicht gleich zwei Abende bestreiten, muss sich demnach für die Kombination einzelner Teile des „Weihnachtsoratoriums“ entscheiden. Zur Auswahl stehen ihm dabei eben sechs Kantaten mit insgesamt 64 Sätzen, bestehend vor allem aus Rezitativen, Chorälen und Arien. Die Kantaten sind weit ausholende Illustrationen und musikalische Andachten zum biblischen Geschehen, denen eine nicht immer leicht verständliche Dichtung zugrunde liegt. Sie geht auf Bachs Zusammenarbeit mit Christian Friedrich Henrici (genannt Picander) zurück. Picander hatte schon an der „Matthäuspassion“ (1727) mitgewirkt und sich ansonsten als Lustspiel-Verfasser hervorgetan.

Eindringliche musikalische Verkündigung
Worin besteht nun die „Botschaft“, sozusagen das eigene „geistliche Profil“ des „Weihnachtsoratoriums“? Bach will auf eindringliche Weise verkündigen und nicht nur berichten. Immer hat er seine Zuhörer im Blickfeld, das heisst die Gottesdienst-Besucher, die christliche Gemeinde.

Ein besonderes Wiegenlied
Dem Alt kommt meist die Rolle einer Stimme zu, die den heilsgeschichtlichen Zusammenhang beleuchtet, wenn er etwa ankündigt: „Nun wird mein liebster Bräutigam…zum Trost, zum Heil der Erden einmal geboren werden“. In Teil II stimmt er, in die Rolle Marias hineinschlüpfend, ein zartes Wiegenlied an: „Schlafe, mein Liebster, geniesse der Ruh, / Wache nach diesem vor aller Gedeihen! / Labe die Brust, empfinde die Lust, /Wo wir unser Herz erfreuen!“ (aus Teil II, Satz 19) Dieser Satz weist einige Merkmale auf, die für das „Weihnachtsoratorium“ kennzeichnend sind. Gehen wir ihnen deshalb nach:

1. Ein ehemals weltliches Liebeslied…
Bach greift hier auf eine Melodie zurück, die er bereits früher komponiert hatte, – und zwar auf den Text einer weltlichen Liebesarie! Es hiess dort „Schlafe, mein Liebster und pflege der Ruh“. Dies ist innerhalb des „Weihnachtsoratoriums“ keineswegs die einzige Stelle, in der sogenannte „Parodien“ weltlicher Kantatenmusik vorkommen.
Was können wir daraus folgern? Dass Bach unter Zeitdruck stand und deswegen einige alte Melodien aus der Schublade zog? Gut möglich!
Dass er den geistlichen Gehalt des neuen Werks nicht sonderlich ernst nahm? Unmöglich!
Die Änderungen der Parodien belegen nämlich, wie einfühlsam sich der Komponist auf den neuen Text einstellte und diesen nun zur Geltung brachte.
Warum dann also diese Parodien? Zum einen handelte es sich um ein damals nicht unübliches Verfahren (wir kennen es sogar von der modernen Lobpreismusik her); zum anderen wird hier etwas von der geistlichen Freiheit Bachs spürbar: Der Thomaskantor, der nebenher auch für das Zimmermannsche Caféhaus schrieb und dort das „Collegium musicum“ leitete, zog offensichtlich keine (unbiblische!) Trennlinie zwischen „weltlichem“ und „geistlichem“ Lebensbereich, sondern liess beide auch musikalisch ineinander übergehen.

2. Kühne geistliche Dichtung
Aus dem Liebeslied wurde also mit grosser Freiheit eine geistliche Arie gemacht. Diese entfernt sich thematisch recht weit vom Bibelwort und auch von den damaligen Predigttexten zur Weihnachtsgeschichte. Dennoch ist sie theologisch keineswegs abwegig. Was besagt der Text? Maria singt dem Kind das „Geniessen der Ruhe“ zu, bevor es später für das „Gedeihen“ (das Wohl) aller Menschen „wachen“ wird. Im Wechsel von „schlafe“ und „wache“ kommt die Vorliebe barocker Dichtung für das Spiel mit Worten und Bildern zum Zug, die geschickt hin- und hergewendet werden. So heisst es weiter: „Labe die Brust“ statt „die Brust labe dich“. Das Kind labt also die Brust der Glaubenden: es tut ihnen wohl, soll dann aber sogleich wieder „Lust“ empfinden – allerdings nicht über die dargereichte Brust, sondern über unser erfreutes Herz.

3. Treffende musikalische Illustration
Das Lied ist ruhig und mit seinen 264 Takten sehr ausgedehnt. Diese Länge wie sein wiegender Zweiviertel-Takt tragen dem Inhalt wunderbar Rechnung. Dazu kommt die „Sprache“ der Instrumente: Es sind Hirtenflöten und Geigen. Die Flöten werden im „Weihnachtsoratorium“ von den Hirten geblasen; die Geigen kommen aus dem Himmel. In Teil II ist das Gegenüber von Hirten- und Engelsmusik ohnehin ein prägendes musikalisches Motiv. Und sie mischen sich hier! Was heisst das?

4. Ein gemeinsames Wiegenlied
Das Wiegenlied wird von Maria angestimmt und von den Engeln und den Hirten begleitet. Also äussert sich selbst im innigsten Zwiegespräch der Mutter mit dem Kind nicht nur das „Ich“ der Maria, sondern zugleich ein grösseres „Wir“. Im letzten Vers ist es das „Wir“ der Christenheit. Oder sind es dort wieder die Hirten auf dem Feld? Diese werden nämlich im Satz zuvor aufgefordert: „So singet ihm bei seiner Wiegen aus einem süssen Ton und mit gesamtem Chor dies Lied zur Ruhe vor!“ , worauf dann eben diese Arie folgt. Dies wirkt auf den ersten Blick recht befremdlich: Sind es wirklich die Hirten, die das Wiegenlied singen? Man hat darüber gerätselt und wollte den Satz gar an eine andere Stelle im „Weihnachtsoratorium“ verpflanzen…

5. Ein verkündigendes Wiegenlied
Bedenkt man aber, dass Bach eben durchgängig verkündigen und seine „Zuhörer“ ansprechen will, dass er zudem in den einfältigen Hirten die Vorbilder für die kindlich glaubenden Christen sieht, dann leuchtet auf einmal ein, weshalb so unbekümmert vom Plural der Hirten zum Singular der Maria und wieder zurück zum „Wir“ der Christen gewechselt wird. Wir alle stehen vor der Krippe und singen dem Retter zu!
Noch eine letzte Beobachtung: Selbst wo der Alt anhebt: „Schlafe, mein Liebster“ kann man die Stimme der christlichen Gemeinde mit-hören. Derselbe Alt hat nämlich in Satz 3 vom „liebsten Bräutigam“ gesungen. Das Braut-Bräutigam-Motiv ist jedoch ein bekanntes biblisches Bild für Jesus und die Gemeinschaft der Gläubigen.

Bachs Humor
Lauschen wir noch einige Momente weiter dem Fortgang des Oratoriums, so geniessen wir nach dem Wiegenlied ein strahlendes, musikalisch feinziseliertes „Ehre sei Gott in der Höhe“ der Engel . Danach folgt ein bodenständiges Bass-Rezitativ, in dem die Engel auf fast plumpe Weise gelobt werden: „So recht, ihr Engel, jauchzt und singet“, bevor dann angekündigt wird, dass auch wir Menschen „mit euch einstimmen“. Und darauf erklingt tatsächlich ein schlichter, im Vergleich zum vorigen Engelsgesang fast grobgeschnitzter Choral: „Wir singen dir in deinem Heer (d.h. mit den himmlischen Heerscharen) aus aller Kraft Lob, Preis und Ehr.“ Schimmert hier nicht feiner Humor durch: Wir Menschen vergleichen unseren hölzernen Gesang mit dem Jubel der Engel?!
Doch bei allem Humor: Der Choral wird nicht lächerlich gemacht. Die Gemeinde hat ja jetzt ein schlichtes, kindlich-glaubendes „Hirtengemüt“ angenommen (die Holzbläser signalisieren es)! Am stärksten berührt aber, dass nun auch die Engelsinstrumente (Geigen) ihre kunstvolle himmlische Musik aufgeben, um in die einfache irdische Melodie einzustimmen.

Himmel und Erde kommen zusammen
Die zentrale Botschaft nicht nur dieser angesprochenen Stellen, sondern des gesamten „Weihnachtsoratoriums“ lautet: Der Himmel kommt zur Erde – wie übrigens auch die herunterfahrenden Blitze der Streicher in den ersten Takten des Werks herniederfahren. Bachs Verkündigung kreist also in immer neuen Bahnen um das Wunder der Menschwerdung Gottes und nimmt den Zuhörer mit. Die wohl innigste Antwort darauf finden wir im Choral (Nr.9): “Ach mein herzliebes Jesulein / mach dir ein rein sanft Bettelein / zu ruhn in meines Herzens Schrein, / dass ich nimmer vergesse dein.“ Durch alle barock-süsse Sprache hindurch kann dies ein tiefes Gebet werden, das uns durch die Weihnachtszeit hindurch begleitet.

Text: Beat Rink

Jean-Daniel von Lerber organisierte in den vergangenen Jahrzehnten weit über 3000 Konzerte. Er ist Wegbereiter für die christliche Kunst- und Musikszene in der Schweiz. Begonnen hat alles 1977. Als frischgebackener Primarlehrer stellt er ein Konzert mit dem kalifornischen Jesus-Rocker Larry Norman auf die Beine. Rockmusik mit christlichen Inhalten, damals eine scheinbar unmögliche Kombination.

Mit “Marchstei” war er Wegbegründer des christlich inspirierten Mundartrocks; als einer der Ersten brachte er US-Grössen wie Larry Norman in die Schweiz. Im Mai wurde der Kulturmanager Jean-Daniel von Lerber 60. IDEA_7.Okt.15_Kunst&Kirche-1

Manchmal sind gerade die schlichtesten und einfachsten Weihnachtsgeschichten die schönsten. Hier für die Woche zum 3.Advent eine solch schlichte Geschichte.

Ein kleiner Junge besucht um die Weihnachtszeit seinen Großvater. Er schaut zu, wie der Großvater an einer Krippenfigur schnitzt. Einige andere Figuren der Weihnachtsgeschichte stehen schon fertig auf dem Tisch. Der Junge wird müde, legt den Arm auf den Tisch, und zuschauend schläft er ein.
Im Traum werden die Figuren lebendig, und er ist mitten unter ihnen. Er geht mit in den Stall von Bethlehem und schaut das Jesuskind an.
„Ich möchte gern drei Dinge von dir haben“, sagt das Jesuskind.
Und der Junge erwidert eifrig: „Meinen neuen Mantel, meine elektrische Eisenbahn, mein schönes Buch mit den bunten Bildern?“ „Nein“, antwortet das Jesuskind, „das brauche ich nicht. Ich möchte von dir etwas anderes haben – schenk mir deinen letzten Deutschaufsatz!“ sagt das Jesuskind leise.
Der Junge erschrickt: „Da hat doch der Lehrer ungenügend drunter geschrieben!“
„Eben deshalb will ich ihn haben. Bringst du mir alles, wo ungenügend drunter steht?“
„Gern“, sagt der Junge. „Und dann möchte ich zweitens von dir deinen Milchbecher!“
„Aber den habe ich doch zerbrochen!“
„Willst du mir immer alles bringen, was in deinem Leben zerbrochen ist?“ fragt das Jesuskind. “Und nun mein dritter Wunsch: Du sollst mir noch die Antwort bringen, die du deiner Mutter gabst, als sie dich nach dem Milchbecher fragte.“
Da weinte der Junge bitterlich und schluchzte: „Da habe ich doch gelogen, er wäre mir herunter gefallen. In Wahrheit habe ich den Becher absichtlich auf den Boden geworfen.“
„Ja, du sollst mir immer alle deine Lügen, deinen Trotz, dein Böses, was du getan hast, bringen, damit ich dir helfen und dir vergeben, dich heilen und verändern kann!“
Da wacht der Junge auf und weiss plötzlich, warum Gott Mensch geworden ist und warum Jesus als Heiland geboren wurde: Damit er alles Ungenügende, Zerbrochene und Böse heilen und verwandeln kann.

Text: Anonym

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