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06.
Mai
2023

Artificial = artistic intelligence? / Künstliche = künstlerische Intelligenz?

ENGLISH

Horror scenarios?
AI, artificial intelligence, is what everyone is talking about. Many questions and worries show up in connection with this. Recently, around 1000 technology experts, among them Elon Musk, called for a six-month pause in the ongoing development of AI so that security measures can be developed. Otherwise there is a threat of horror scenarios like those in the worst Science Fictio films, in which «Terminators» take over the world. Fears of that kind, however, are probably unjustified.
But there is justification for anxiety about jobs. According to a study by Goldman Sachs, AI could replace 300 million employees worldwide, even in fields in which inter-personal contact is important, for example in the health service or in pedagogy. These are the more realistic horror scenarios.
But must artists now also be afraid that they will lose their work to AI?

Experience and feeling
As early as 1979, a mathematician, physicist and professor for cognitive sciences, Douglas R. Hofstadter, wrote in his universally acclaimed book «Gödel, Escher, Bach»:
    “A ’program’ which could produce music…would have to wander around the world on its own, fighting its way through the maze of life and feeling every moment of it. It would have to understand the joy and loneliness of a chilly night wind, the longing of a cherished hand, the inaccessibility of a distant town, the heartbreak and regeneration of a human death. It would have to have known resignation and world-weariness, grief and despair, determination and victory, piety and awe. It would have had to commingle such opposites as hope and fear, anguish and jubilation, serenity and suspense. Part and parcel of it would have to be a sense of grace, humour, rhythm, a sense of the unexpected – and of course an exquisite awareness of the magic of fresh creation.”
These words about music apply to all art forms and to all artistic people. They are comforting.

Relationships
Theologian Andrzej Turkanik points out another precondition for good art:
“Most great art is conceived and produced in seclusion. However, this does not mean that it is made in isolation, but every artist is connected to others at myriads of points: through  upbringing, schooling, social connections, and also to others in history, whom he or she never met. Most of all, whether acknowledging it or not, the artist is connected to his or her God, as image-bearer… This connection is the ultimative foundation from which the creative spirit flows. The profoundly relational aspect of great art points up the contras with a computer program. The relational nature of the human that spans space and time cannot be programmed into a machine; it can only be experienced and entered into.” (in: The Robot Will See You Now. Artificial Intelligence and the Christian Faith”)

Grounds for anxiety?
So artists no longer have anything to be afraid of? Good art, which originates in the numerous strata of human experience and relationships, cannot be created by robots. Artificial intelligence therefore cannot create a multi-layer and simultaneously «open» artwork, i.e. one which invites the beholder to an act of creative co-resonant thought and «co-creation», as God, whose creative image we are, did with his creation.
On this particular point, consequently, there are no grounds for anxiety.

Open questions
But perhaps this question arises in our minds: Does our art still have this uniquely human (or in fact divine) character?
If yes, why? If no, why not?
And then comes a second question: Does the art market, the music market etc. still recognise (and look for!) this dimension of human creativity?
If the answer is “No”: Could it then be that we ourselves, for commercial reasons, have yielded to the non-human – or even inhuman – tendencies in the art scene, treating the individual artistic presentation of our own feelings and relationships as secondary. Then we would be holding something back not only from ourselves, but also from our spectators, readers and listeners, something which helps us towards a deeper perception of the world and of our own life – which in turn contributes to the maturing of our personality, motivates us to take action and, in the best case, also makes us more capable of relationships and love.

Text: Beat Rink / Translation: Bill Buchanan


DEUTSCH
 
Horrorszenarien?
Die KI, die künstliche Intelligenz, ist in aller Munde. Viele Fragen und Sorgen tauchen im Zusammenhang damit auf. Kürzlich haben rund tausend Tech-Experten, darunter Elon Musk, eine sechsmonatige Pause in der Weiterentwicklung von KI gefordert, um Sicherheitsmassnahmen zu entwickeln. Sonst könnten Horrorszenarien wie in den schlimmsten Science Fiction-Filmen drohen, in denen «Terminators» die Weltherrschaft übernehmen. Solche Befürchtungen dürften allerdings unberechtigt sein.
Aber berechtigt sind Jobängste. Gemäss einer  Studie von Goldman Sachs könnten KIs weltweit 300 Millionen Angestellte ersetzen, dies auch in Bereichen, wo der zwischenmenschliche Kontakt wichtig ist wie im Gesundheitswesen oder in der Pädagogik.
Dies sind eher realistische Horrorszenarien.
Müssen nun auch Künstler fürchten, dass ihnen die Arbeit von KIs abgenommen wird?

Erfahrungen und Empfindungen
Bereits 1979 schrieb der Mathematiker, Physiker und Professor für Kognitionswissenschaften Douglas R. Hofstadter in seinem weltweit beachteten Buch «Gödel, Escher, Bach»:
      «Ein Programm, dass Musik erzeugen könnte, müsste allein auf der Welt herumirren, sich seinen Weg durch das Labyrinth des Lebens erkämpfen und jeden Augenblick erfühlen. Es müsste die Freude und die Einsamkeit in einem eisigen Nachtwind verstehen, die Sehnsucht nach einer geliebten Hand, die Unzugänglichkeit einer fernen Stadt das gebrochene Herz und die Regeneration nach dem Tod eines Menschen. Es müsste Resignation erfahren haben und Weltschmerz, Kummer und Verzweiflung, Vorsehung und Sieg, Fröhlichkeit und Ehrfurcht. Es müsste Gegensätze wie Hoffnung und Angst, Betrübnis und Jubel, Gelöstheit und Spannung können. Dazu gehört ein Sinn für Anmut, Humor, Rhythmus, einen Sinn für das Unerwartete – und natürlich ein feines Gespür für den Zauber des neu Erschaffenen.»
Diese Worte über Musik gelten für alle Kunstformen und für alle künstlerischen Menschen. Sie sind  tröstlich.

Beziehungen
Der Theologe Andrzej Turkanik weist auf eine weitere Voraussetzung guter Kunst hin:
 “Die meiste große Kunst wird in der Abgeschiedenheit erdacht und produziert. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie in Isolation entsteht. Vielmehr ist jeder Künstler an unzähligen Punkten mit anderen verbunden: durch Erziehung, Schulbildung, soziale Beziehungen und auch mit Menschen in der Geschichte, denen er oder sie nie begegnet ist. Vor allem aber ist der Künstler, ob er sich dessen bewusst ist oder nicht, mit seinem Gott als Bildträger verbunden… Diese Verbindung ist die ultimative Grundlage, aus der der schöpferische Geist fließt. Der zutiefst relationale Aspekt großer Kunst verdeutlicht den Gegensatz zu einem Computerprogramm. Die relationale Natur des Menschen, die Raum und Zeit umspannt, kann nicht in eine Maschine programmiert werden; sie kann nur erfahren und ergriffen werden.” (in: The Robot Will See You Now. Artificial Intelligence and the Christian Faith”)

Grund zur Angst?
Gibt es also für Künstler nichts  mehr zu befürchten? Gute Kunst, die aus der Vielschichtigkeit menschlicher Erfahrungen und Beziehungen kommt, kann nicht von Robotern geschaffen werden. Künstliche Intelligenz kann darum nicht wie künstlerische Intelligenz ein vielschichtiges und zudem «offenes», d.h. zum kreativen Mitdenken und «Mit-Schaffen» einladendes Kunstwerk schaffen, so wie es Gott mit seiner Schöpfung getan hat, dessen (kreative) Ebenbilder wir sind. Also besteht an diesem Punkt kein Grund für Ängste.

Offene Fragen
Aber wir könnten uns fragen: Hat unsere Kunst noch diesen einzigartig menschlichen (oder eben göttlichen) Charakter?
Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht?
Und dann die zweite Frage: Erkennt (und sucht!) der Kunstmarkt, der Musik-Markt usw. noch diese Dimension menschlicher Kreativität?
Wenn die Antwort nein lautet: Könnte es dann sein, dass wir selber aus kommerziellen Gründen den nicht-menschlichen oder sogar un-menschlichen Tendenzen in der Kunst-Szene nachgeben und die individuelle künstlerische Gestaltung unserer eigenen Empfindungen und Beziehungen, als sekundär betrachten? Dann würden wir nicht nur uns, sondern auch unseren Zuschauern, Lesern und Zuhörern etwas vorenthalten, was gute Kunst ausmacht, was uns zu einer besseren Wahrnehmung der Welt und unseres eigenen Lebens verhilft, was zur Reifung unserer Persönlichkeit beiträgt,  was uns zum Handeln motiviert und was uns im besten Fall auch beziehungs-  und liebesfähiger macht.

Text: Beat Rink

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Künstlerportrait

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Micha Aregger

Skulptur, Installation, Malerei, Bildende Kunst, Objekte
Aufgewachsen bin ich in Buttisholz. Nach einer technischen Berufslehre, studierte ich 5 Jahre an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Luzern und schloss 2004 ab. In der darauffolgenden Zeit hat sich, durch das wachsende Interesse an Naturwissenschaften, meine charakteristische, organische
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