Wer’s glaubt, wird selig – Die Jesus-Story auf Poetisch
Kirchgemeindehaus Arche Kölliken
Die Psalmen 147 bis 150 setzen hinter das Psalmbuch einen starken Schlussakzent. Die Botschaft lautet: Lobt Gott! Besonders in Psalm 150 kommt der Imperativ auf kleinstem Raum über zehn Mal vor.
Der Theologe Kilnam Cha schreibt: “Eine solche Wiederholung in einem kurzen, nur sechs Verse umfassenden Psalm klingt ziemlich monoton. Zweifellos soll die Wiederholung die Notwendigkeit des Gotteslobs hervorheben. Er ist wert, gepriesen zu werden. Der Psalm weiderholt das Wort wieder in Vers 6, allerdings abgeändert und in einer komplexeren Kombination, wo es den Psalm seinem Klimax zuführt: ‘Alles, was Odem hat, lobe Yah.’…Gott wird wegen seiner grossen Taten und seiner gewaltigen Grösse gepriesen. Mit anderen Worten: Gott wird gelobt für das, was er ist und was er getan hat. Seine Grösse ist unvergleichlich, und seine Werke stehen weit über den menschlichen Werken. Dennoch gilt es zu bemerken, dass der Psalm die Taten Gottes nicht einzeln aufzählt.”
Man spricht deshalb vom “beschreibenden Lob” im Unterschied zum erzählenden Lob in jenen Psalmen, die ausführlich von Gottes Taten berichten.
Zwischenfrage: Wie vertraut ist uns dies heute noch? Gott zu preisen für das, was er ist? Oder anders gefragt: Wie häufig halten wir uns Gott noch vor Augen “in seiner grossen Herrlichkeit?”
Der Psalm führt nun aus, wie Gott gelobt werden soll. Er empfiehlt, die Anbetung Gottes mit Musikinstrumenten zu begleiten – wie dem Horn, der Harfe und der Leier. Das Horn ist ein Signalinstrument.
Im Lobpreis des alten Israel war es den Priestern vorbehalten, das Horn zu blasen. Demnach könnte der Signalruf hier den Priestern gelten – als Aufruf zum Lob. Harfe und Leier wurden von den Leviten gespielt. So mag der Signalruf auch ihnen gegolten haben. Das Tamburin (die Trommel, V.4) wurde ausschliesslich von Frauen geschlagen – besonders bei Siegesfeiern.
“Saiteninstrumente” – dies ist ein selten gebrauchter Ausdruck, der sonst nur noch in Psalm 45,9 vorkommt. Die “Flöte” steht hier für eine Art Blasinstrument. Zusammen mit den Streichinstrumenten kam sie nicht im Kontext der Tempel-Instrumente vor, sondern beide erklangen eher in fröhlichen Familienfesten.
Anders gesagt: Es waren Unterhaltungs-Instrumente, die den Lobpreis in einem weiteren Kreis erschallen liessen und zugleich die Freude des Menschen verstärkten. Der Lobpreis erweist seinen Wert nicht nur für den, dem er gilt, sondern auch für den Sänger selbst.
C. S. Lewis beschreibt dieses wechselseitige Verhältnis, diesen zweifachen Gewinn der Anbetung Gottes zutreffend, wenn er sagt: “Anbetung ist nicht allein Ausdruck, sondern auch Vollendung der Freude.” Anbetung heisst Zuwendung zu Gott, dem Herrn des Universums. Und darin ist sie ganze “Selbst-Hingabe an Gott”. Wenn wir uns Gott aber anbetend hingeben, erfahren wir eine besondere Wiederherstellung. Zwischenfrage: Können wir hier Lewis zustimmen?
Indem der Psalm so viele verschiedene Instrumente nennt, ruft er das ganze Volk zum Gotteslob auf. Die Priester, die Leviten und die Laien – die Frauen und alle anderen Instrumenten-Spieler – eingeschlossen. Sie alle sind eingeladen, Gottes Lob mit grosser Entschlossenheit anzustimmen. “Alles was Odem hat, lobe Yah.”
Was genau damit gemeint ist, ist unklar. Es kann die Gesamtheit des Menschengeschlechts angesprochen sein, das zu verstandesmässiger Gotteserkenntnis fähig ist. Tatsächlich lässt die Nennung der verschiedensten Musikinstrumente darauf schliessen, dass der Psalmsänger in erster Linie an Menschen denkt.
Immerhin weist der Ausdruck eine gewisse Nähe zu Psalm 148: 1 und 7 auf, wo auch unbeseelte Gegenstände aufgerufen sind, Gott zu loben. Insofern muss die Bedeutung von “alles, was Odem hat” nicht ausschliesslich auf Menschen beschränkt sein. Wie auch immer: Der Psalm ruft zu einem universalen Lob von YHWH auf.
Der Ruf geht über Israel hinaus, welches (anders als in den übrigen Hallelujah-Psalmen) in Psalm 150 nicht speziell genannt ist. Stattdessen wird jeder dazu aufgerufen, den Gott Israels und des Universums zu preisen. Denn Er ist der Schöpfer und Geber allen “Odems”. So bilden die letzten Worte des gesamten Psalters ein gewaltiges Crescendo der Anbetung.
Schlussfrage: Wir stimmen Gottes Lob eigentlich nur noch in den Kirchen an. Psalm 150 ruft uns dazu auf, es öffentlich erklingen zu lassen und alle einzuladen, Gott zu loben. Denn alle Menschen und die ganze Schöpfung lebt aus Gott und hat Grund, dem Geber des Lebens zu danken. Wie holen wir das Lob aus den Kirchen heraus und machen es öffentlich?
(Weite Teile der Ausführungen über Psalm 150 wurden im Wortlaut der Untersuchung von Kilnam Cha, Psalms 146-150: The Final Hallelujah Psalms as a Fivefold Doxology to the Hebrew Psalter entnommen)
TUNE IN 146 vom 19. Oktober 2015 | Text: Beat Rink, Präsident von ARTS+ | Weitere TUNE INs findest Du hier | Bild: Glasfenster von Marc Chagall über Psalm 150 / Kathedrale von Chichester, England