Wer’s glaubt, wird selig – Die Jesus-Story auf Poetisch
Kirchgemeindehaus Arche Kölliken
Ein lieber Freund hat mir nach dem letzten TUNE IN-Text, in dem Bezug genommen wurde auf Alfred Döblins Bekenntnis zum christlichen Glauben, eine Mail geschickt. Es ist der Künstler Stephan Jon Tramèr, dessen Homepage man mit grossem Gewinn besucht (http://www.stephan-jon-tramer.ch).
Hier ein Auszug aus seiner Mail, die sehr zum Denken anregt:
„Vielen Dank für die Döblin-Geschichte. Ich schäme mich des Evangeliums nicht. Ich schäme mich aber immer wieder über mich selbst. Und ich versuche bei sich bietender Gelegenheit dennoch, das Evangelium zu vertreten. Die Feststellung ist jedoch diese, dass eine seltsame Indifferenz herrscht. Man attestiert mir sogleich „Intoleranz“, „Fundamentalismus“ gar, „Abgabe der Eigenverantwortung an eine höhere Instanz“, „Jenseitsvertröstung“ usw. Und dabei bleibt es. Ich habe mich in der vergangenen Zeit oft mit dem Atheismus und seinen Formen beschäftigt. Daran komme ich nicht vorbei. Zuletzt habe ich das bekannte Buch von André Comte-Sponville „Woran glaubt ein Atheist? Spiritualität ohne Gott” gelesen….
Wenn es denn zu einem Gespräch über den Glauben mit Künstlerkollegen kommt, bleibt man unweigerlich in den verschlungenen Gedankengängen der Philosophie stecken. Es ist sehr schwer, da heraus zu finden. Ich habe bemerken müssen, dass Kenntnisse der Philosophie aus meiner Sicht zwar wichtig sind, weil sie unsere Zeit und das Denken bis in die jüngste Zeit hinein erhellen können. … Andernteils kann ich damit das Evangelium nicht apologetisch dagegen stellen. Es führt zu rein gar nichts. Es finden eigentlich mit Kollegen gar keine Debatten statt. Jeder steht in seinem Revier fest vernagelt und es gilt: Lass mich mit meinem Atheismus in Ruhe und ich lass dir deinen Glauben. Beide können wir „anständige“ Menschen sein. Und da steht man dann wieder auf Feld eins und das Ganze beginnt bestenfalls von vorn. Es gibt keinen, der sich durch das Evangelium beunruhigen liesse…
Bibelkenntnisse sind auch kaum mehr vorhanden und werden auch nicht gesucht. Das habe ich meinen Gesprächspartnern oft vorgeworfen. Denn ihre Helden (Kant, Nietzsche) waren soweit ich es kenne, einigermassen noch bibelfest. Diese Ignoranz macht mich oft wütend. Und zuletzt strande ich bei mir selbst und denke, dass ich ein schlechter Christ bin, weil mich meine inneren Widersprüche und Ambivalenzen nicht tauglich machen, das Evangelium zu vertreten. Dies führt aber auch nicht weiter. Ich kann mich nur täglich von Neuem an Jesus Christus wenden…“
In seiner Mail schneidet Stephan Jon Tramèr noch andere Themen an. Als bildender Künstler fehlt ihm zum Beispiel jener starke Anknüpfungspunkt, wie sie Musiker in den geistlichen Werken etwa eines Bach haben. Und er schliesst mit den Worten: „Warum sind sowenig glaubende Künstler Vorreiter im Sinne der alten Avantgarde? Ich versuche nur zu formulieren, dass ich mich oft hilf- und ratlos fühle, das Evangelium zu vertreten, weil es wie an eine Wand gefahren wird. Und schliesslich gibt es durch diese Taubheit auch so selten die Möglichkeit, evangelisch zu argumentieren oder die „Frohe Botschaft“ weiter zu geben.“
Was tun? Haben wir dieselben oder ähnliche Erfahrungen gemacht? Oder vielleicht andere, ganz positive? Ich lade gern ein zu einer Diskussion – etwa auf der TUNE IN-Facebook-Seite. https://www.facebook.com/TUNEINs/?fref=ts
Zum Schluss möchte ich noch ein Wort hervorheben, das in dieser Email steht: „Ich kann mich nur täglich von Neuem an Jesus Christus wenden“. Darum geht es gerade!
Mir hilft oft in solchen scheinbar ausweglosen Sackgassen, zurückzukehren zu den einfachen Worten eines Vater Unser. Ich bete dann die drei ersten Bitten:
„Dein Name werde geheiligt“ – auch gerade dort, wo man deinen Namen nicht mehr kennt oder nur negativ nennt.
„Dein Reich komme“ – auch gerade dort hinein, wo ein anderes „Reich“ da ist. Es muss gar kein schlechtes Reich sein, sondern es kann darin sehr viele gute Dinge darin haben. Aber trotzdem fehlst Du darin. Deshalb ist es noch nicht „Dein Reich“.
„Dein Wille geschehe“ -– auch gerade im Leben jener Menschen, die Dich nicht kennen. Lass sie Deinen Segen erfahren! Amen
Text: Beat Rink