Hast du schon den Film Amadeus gesehen? Man sollte ihn nicht als wahrheitsgetreue Verfilmung von Mozarts Leben betrachten. Aber der Film lehrt uns etwas, was für jeden Künstler von grundlegender Bedeutung ist.
Der Film handelt von Antonio Salieri, dem Wiener Hofkomponisten aus Italien, der sowohl vom Volk als auch vom Kaiser für seine Kunst geliebt wird. Für den tiefgläubigen Salieri ist sein Erfolg der Lohn Gottes für seine Frömmigkeit. Doch da taucht plötzlich dieser Provinzling aus Salzburg auf, ein gewisser Wolfgang Amadeus Mozart. Zu seiner grossen Bestürzung muss muss Salieri schon bald feststellen, dass Mozart vom Publikum zum neuen Liebling erkoren wird. Aber noch viel schlimmer ist, dass dieser Tölpel offenbar die Fähigkeit besitzt, himmlische Musik zu komponieren – oft mit den einfachsten musikalischen Mitteln. Die Konfrontation mit Mozart weckt bei Salieri eine schreckliche Eifersucht, führt ihn zur Gottesleugnung und lässt ihn – wie der Film andeutet- seinen Konkurrenten umbringen.

Um den Film wirklich zu verstehen, muss der Titel beachtet werden. Es sei darauf hingewiesen, dass er nicht etwa “Mozart” oder “Salieri” heisst. Amadeus bedeutet “von Gott geliebt”. Salieris angebliche Frömmigkeit entpuppt sich als unaufrichtiger Glaube, als Versuch, Gott zu manipulieren, um seinen tiefen Wunsch nach Annerkenung und Verehrung zu befriedigen. Alles in Salieris Leben – auch seine Beziehung zu Gott – ist diesem einen Ziel untergeordnet: im Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit zu stehen. Wenn Gott ihn wirklich liebt, dann muss er dies doch zeigen, indem er diesen Herzenswunsch erfüllt. Doch wenn dieser Gott es zulässt, dass Salieri auf seinem eigenen Terrain von einem Unbesiegbaren herausgefordet wird und sich auch noch weigert, diesen überlegenen Rivalen zu entfernen – an diesem Punkt wird offenbar, welch übermässige Bedürftigkeit Salieri im Griff hat. Der Mann, der als “Nummer Eins” gelten will, kann Mozarts überlegenes Talent nur als Ablehnung Gottes deuten.

Gott hat uns als bedürftige Wesen erschaffen; wir tun gut daran und es ist weise, dies zu bejahen. Allerdings kann diese Bedürftigkeit ungesunde Dimensionen annehmen. Der Grund dafür liegt meist in geistiger und emotionaler Instabilität und im Bestreben, einen tief empfundenen Mangel und eine andauernde Bedürftigkeit durch äussere Dinge zu kompensieren. Doch selbst wenn wir nicht in solch aussergewöhnlichem Mass bedürftig sind, kann Bedürftigkeit eine innere Triebkraft sein – mehr als wir uns dessen bewusst sind.

Das letzte TUNE IN handelte vom Unterschied zwischen Talent und geistlichem Dienst. Jetzt wirdmen wir uns den Ähnlichkeiten zwischen beiden. Beide sind von Gott gegeben. Und bei beiden entscheidet Gott, in welchem Maß wir sie erhalten. Paulus betont in seiner Lehre von den Geistesgaben und ihrer Vielfalt, dass Gott diese Vielfalt nach seinem Ermessen gibt. (1.Korinther 12,11)
Es ist wichtig, dass wir dankbar annehmen, welche Gaben Gott uns für unser geistliches Lebens und speziell im Blick auf unsere Dienste geschenkt hat. Aber wir müssen auch ruhig annehmen, was er uns nicht gegeben hat. Vom Geist geleitet sein bedeutet nicht nur “Amen” zu unseren Möglichkeiten zu sagen – und unser Leben danach zu orientieren. Es heißt auch “Amen” sagen zu unseren Grenzen – und unser Leben danach zu richten. Tun wir das nicht, laufen wir Gefahr, unsere Talente und unseren Dienst zur Befriedigung unserer Bedürfnisse zu missbrauchen. Gott wird unsere Talente und Dienste trotzdem segnen; aber dieser Segen wird mit Problemen und Spannungen einhergehen und dies könnte im Endeffekt sogar dem Reich Gottes schaden. Die einzige Antwort auf unsere Bedürftigkeit ist Gott selbst. Unsere Talente und Dienste sind uns gegeben worden, dass wir auf die Bedürfnisse anderer eingehen, nicht auf unsere eigenen.

Text: Dr. Marcel S. Zwitser / Übersetzung: Johanna Schwarzl

Gaben
Künstler sind sich üblicherweise ihrer Stärken recht gut bewusst – sie wären sonst nicht zu dem geworden, was sie sind. Gleichzeitig müssen christliche Künstler im Blick auf ihr ‘Leben im Glauben’ darüber nachdenken, worin ihr “Dienst” besteht, um einen Ausdruck aus der Bibel zu gebrauchen. Talente sind Schöpfungsgaben – das bedeutet, dass jeder Mensch Talente hat, weil dies zur göttlichen Schöpfung gehört. Man muss kein Christ sein, um Talente zu haben; jeder hat Talente, da jeder zu Gottes Schöpfung gehört. Durch Üben, Lernen und Fleiss können aus diesen Talenten unglaubliche Fähigkeiten entstehen. Viele Künstler entwickeln ihre künstlerische Begabung so weit, dass sie davon leben können.

Dienste
Aber die Bibel spricht auch von Diensten und geistlichen Ämtern. Unser täglicher Beruf und unsere Dienste können miteinander verbunden sein. Doch ist es wichtig, zu verstehen, dass dies zwei unterschiedliche, nicht identische Dinge sind. Der wichtigste Unterschied besteht darin, dass Nichtchristen keinen geistlichen Dienst im biblischen Sinn ausüben können. Den bevor man im Reich Gottes einen Auftrag erhalten hat und einen Dienst ausüben kann, muss man durch Bekehrung in das Reich Gottes eingetreten sein.
Ein Dienst nun ist eine persönliche Aufgabe, die der König Christus selber durch den Heiligen Geist jedem, der in das Reich Gottes eingetreten ist, erteilt. Eine Liste von geistlichen Diensten findet man in Epheser 4, 11-12: Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer – und Paulus fügt hinzu: “…damit die Heiligen zugerüstet werden zum Werk des Dienstes. Dadurch soll der Leib Christi erbaut werden, bis wir alle hingelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zum vollendeten Menschen, zum vollen Mass der Fülle Christi”. (Epheser 4,12-13). Paulus nennt diese Dienste in Vers 7 “Gaben”, doch wenn er von seiner eigenen Arbeit als Apostel spricht, beschreibt er sie als sein geistliches Amt (wie zum Beispiel in Apg 20,24).

Bach, Messiaen, Pärt… welche Dienste haben sie?
Wenn wir an berühmte christliche Komponisten denken, erkennen wir unterschiedliche Dienste. Johann Sebastian Bach kann man sehr gut als Lehrer verstehen. Seine liturgische Musik war die musikalische Ergänzung zur Wort-Verkündigung an der Thomaskirche Leipzig. Bach legte oft biblische und theologische Inhalte aus, indem er rhetorische Figuren und biblische Zahlensymbolik und andere Stilmittel anwandte, um die Botschaft zu vermitteln. Olivier Messiaen ist eher ein Prophet, der in seinen Werken häufig auf die herrliche Zukunft Christi, der Kirche und der erneuerten Erde hinweist. Durch das Verarbeiten von antiken Gebeten in seinen wunderschönen, anrührenden Kompositionen scheint Arvo Pärt dem Amt des Hirten nachzugehen – so wie ein Pastor mit seiner Gemeinde betet und sie mit der Gnade Gottes tröstet.

Welche Gaben hast du?

Leider können wir aus Platzmangel nicht der schwierigen exegetischen Frage nachgehen, ob die Liste von Paulus als vollständig erachtet werden kann oder in welchem Verhältnis die geistlichen Ämter zu den Geistesgaben stehen (siehe 1 Kor. 12, 1-11). Hier geht es einzig darum, ob du weißt, worin dein geistlicher Dienst besteht ist. Weißt du, welchen Dienst dir der König in Seinem Reich zugeteilt hat?
Falls nicht – und leider wissen das viele Christen nicht, so bitte Christus (entweder im persönlichen Gebet oder indem andere für dich beten) darum, dir die Augen dafür zu öffnen.
Oder suche das Gespräch mit jemanden, der dir helfen kann, dies zu erkennen.
Menschen, die um ihr geistliches Amt wissen, können Folgendes bezeugen: Der Schlüssel zur Erkenntnis eines geistlichen Dienstes – deines Dienstes ! – wird eine außergewöhnliche Liebe sein, die du in deinem Herzen für einen bestimmten Bereich im Reich Christi empfindest.

Text: Dr. Marcel S. Zwitser / Übersetzung: Johanna Schwarzl

„Und wenn dich jemand nötigt eine Meile zu gehen, so gehe mit ihm zwei…“
(Matthäus 5, 41)

Zur Zeit von Jesus konnten die Römer einen Nichtrömer zwingen, eine Meile weit zu gehen, um den Weg zu zeigen. Oder um Gerätschaften zu tragen – wie Simon von Kyrene, der das Kreuz von Jesus schleppen musste (Matthäus 27,32). Und da sagt Jesus: Geh zwei Meilen! Was meinte er damit?

Jesus appelliert an eine „innere Motivation“. An welche? Er verkündet bekanntlich das Reich Gottes. Darin gibt es keine äusseren Zwänge, sondern nur eine grosse innere Notwendigkeit: Liebe! “Du sollst Gott, deinen HERRN, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüte und deinen Nächsten als dich selbst.” (Lukas 10.27f.) So beantwortet Jesus die Frage nach den Geboten. Liebe kann man aber bekanntlich nicht befehlen, man kann sie nur wecken – und man kann an den Willen appellieren, zu lieben. Das tut Jesus. Und auch Paulus: „Denn alle Gesetze werden in einem Wort erfüllt, in dem: “Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.” (Galater 5, 14).

Das heisst: Die Liebe wird uns dazu bringen, eine weitere Meile zu gehen. Dass wir fähig sind zu vielen Extra-Meilen, beweisen wir übrigens oft genug. Wir haben Hobbies, für die wir viel Zeit und Geld aufwenden – und für die wir keine Reise scheuen. Oder wir sind als Touristen gern zu fernen Zielen unterwegs.
Auch als Künstler verbringen wir problemlos unzählige Extra-Stunden im Atelier, im Proberaum, auf der Probebühne oder am Schreibtisch, wenn das unfertige Werk uns dazu motiviert oder gar „nötigt“. Das ist alles gut. Aber lassen wir uns auch von der Liebe zu Gott und dem Nächsten motivieren, Extra-Meilen zu gehen?

In der christlichen Künstlerarbeit erfahren wir immer wieder, dass auf solchen Extra-Meilen ein spezieller Segen liegen kann: Da hängt eine Musikerin zum dritten Mal in der Hochschule ein A4-Blatt mit Informationen zum Gebetskreis hin, nachdem es zweimal heruntergerissen wurde. Und siehe da: Eine Studentin kommt, die Monate später aktiv mitwirkt. Oder da ruft man nochmals ein paar Musiker an, schreibt dazu eine Facebook-Nachricht und doppelt mit einer SMS nach, um sie zu einer Grillparty einzuladen. Aber sie erscheinen nicht. Dafür kommt Aline mit einigen Freundinnen – und auf einmal ergibt sich ein wertvoller Kontakt. Manchmal kommt auch gar niemand… Gerade Gebetstreffen sind selten gut besucht. Aber dann gibt man erst recht nicht auf, sondern geht eine nächste Meile. Es wird Früchte tragen!

Sie wolle „lieben, bis es schmerzt“, sagte Mutter Theresa.
Wenn wir dies einüben, folgen wir dem „Gesetz“ des Reiches Gottes.
Und wir lassen auch zu, dass damit unser eigener Charakter geformt und zudem unser Glaube gestärkt wird. Wo können wir in nächster Zeit mit „heiliger Hartnäckigkeit“ und freudiger Erwartung eine zweite Meile gehen?

Text: Beat Rink

1. Korinther 9, 16-23„Den Juden bin ich ein Jude geworden… den Schwachen bin ich ein Schwacher geworden…“

Warum konnte Paulus solche Sätze sagen, die jeden Psychiater auf den Plan rufen müssten? Litt dieser Mann nicht einem massiven Persönlichkeitsverlust oder zumindest an einer Identitätskrise? Oder tauchte bei ihm vielleicht ganz massiv der sogenannte Chamäleon-Effekt auf, der viele dazu bringt, Gesten und Redeweisen anderer nachzuahmen? Sonst würde er doch nicht sagen: „Ich bin allen alles geworden…“!  

In 1.Korinther 9 macht der Apostel deutlich, dass er dem Evangelium möglichst freie Bahn verschaffen will, indem er auf die Ehe und auf einen Missionarslohn verzichtet. Und drittens – neben Sex und Geld – gibt er eben sogar die Pflege seines eigenen „Images“ auf, um lieber in die „Haut seines Gegenübers“ zu schlüpfen und in wichtigen Punkten dessen „Kultur anzunehmen“.

Darin folgt Paulus seinem Vorbild Jesus, der Menschengestalt und unsere Kultur angenommen hat – und dem man oft vorwarf, er lasse sich auf „Zöllner und Sünder“ ein. Und zudem weiss Paulus, dass der Heilsplan Gottes nicht nur den Juden, sondern aller Welt gilt.

Wie sollen wir nun Jesus und Paulus nachfolgen? Sollen wir etwa unsere Kultur aufgeben und unsere Persönlichkeit chamäleonhaft anpassen? Nein! Aber wir könnten uns auf der gleichen Linie bewegen wie Paulus und nicht um die „drei wichtigsten Dinge“ kreisen, zu denen eben auch unser „Image“ gehört. Wir könnten zum Beispiel die Worte beherzigen, die kürzlich eine Musikstudentin sagte: Mich stört, dass viele meiner Kollegen keine Zeit mehr haben für  Beziehungen.. Viele denken, sie verlören dadurch wertvolle Zeit zum Üben. Ich erlebe aber das Gegenteil: Ich werde keineswegs schlechter, wenn ich meine Zeit neben dem Studium in Beziehungen und zum Beispiel in christliche Aktivitäten unter Künstlern investiere. Ganz im Gegenteil…“  

Könnte man Paulus also so verstehen: Dass wir ruhig  etwas weniger um unser „Image“ bemüht sein sollten – und dafür versuchen könnten, andere zu verstehen  und ihre Sprache zu sprechen (s.auch TUNE IN 170)? Dass wir ruhig etwas weniger um  dieselben „Image“-Fragen kreisen sollten: „Wie wirke ich? Wie gut finden mich andere – als Mensch, als Künstler…? Wie kann ich meine Karriere fördern?“ Dann entstehen in uns und auch auf unserer Terminagenda Freiräume, die uns befähigen, uns auf andere einzulassen. Dies mit dem Ziel, dass wir Paulus nachsprechen können: „Ich bin allen alles geworden, damit ich auf alle Weise einige rette. Alles aber tue ich um des Evangeliums willen.“  

Text: Beat Rink

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