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04.
Mai
2016

גֵּר – der Fremde

Das vorherrschende gesellschaftspolitische Thema in Europa ist zur Zeit die Flüchtlingskrise. Damit verbunden sind viele schwierige Fragen. Zum Beispiel jene nach der Integration von radikalen Muslimen. In einer Schule bei Basel weigerten sich kürzlich zwei Schüler, ihrer Lehrerin die Hand zu geben – aus religiösen Gründen. Solche Entwicklungen geben zu Sorgen Anlass.
Aber auf der anderen Seite bereitet die aufkommende, zum Teil sehr gewalttätige Fremdenfeindlichkeit nicht weniger Sorgen.

Die Bibel bietet mit dem Konzept des „Schutzbürgers“ oder „Fremden“ (hebr. ger) eine interessante Orientierungshilfe. In Israel gab es viele Fremde – zur Zeit Davids waren es 153’600 Menschen (2.Chronik 2,17). Der „ger“ ist ein fremder Siedler, meist ein Flüchtling. Auch die Israeliten waren in Ägypten Fremde. Sie wurden allerdings unterdrückt. Nun soll Israel anders handeln.
Denn Gott „liebt auch die Fremden und gibt ihnen Brot und Kleidung – und auch ihr sollt den Fremden lieben, denn ihr seid Fremde in Ägypten gewesen“ (5.Mose 10,18f.)
Und: „Am siebten Tag sollst du ruhen, damit auch …der Fremde zu Atem kommt.“ (2.Mose 23, 12).
„In deinem Weinberg sollst du keine Nachlese halten und die abgefallenen Beeren nicht einsammeln. Du sollst sie dem Armen und dem Fremden überlassen.“ (3.Mose 19, 10)
„Einen Fremden sollst du nicht ausnützen oder ausbeuten“ (2.Mose 22,20)
„Für die Israeliten wie für die Fremden …sollen diese sechs Städte als Zufluchtsorte dienen, damit jeder dorthin fliehen kann, der einen Menschen unvorsätzlich erschlagen hat.“ (4.Mose 35,15).
„Ihr sollt jedem Fremden seinen Erbbesitz in dem Stamm zuweisen, bei dem er wohnt.“
Das heisst: Im messianischen Zeitalter ist der Fremde sogar Mit-Erbe des Landes – gemäss der Vision von Hesekiel 47, 22f.
In neutestamentlicher Perspektive sind alle Fremde eingeladen, Bürger des Reiches Gottes zu werden! („Ihr seid nicht mehr Fremde ohne Bürgerrecht, sondern Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes“ – Epheser 2,19)
Der „ger“ hat aber auch Pflichten. Er muss sich an die Grundregeln der gesellschaftlichen Ordnung respektieren – und besonders die Verbote respektieren. Zum Beispiel darf er keine Götzen anbeten. Er muss aber nur wenige kultische Gebote Israels befolgen.
Dies zeigt: Israel geht höchst respektvoll mit dem „ger“ um, verlangt aber auch umgekehrt Respekt und Einhaltung der wichtigsten Regeln.
Der Fremde ist „von Gott gemacht“, steht im Stück „Thomas Morus“, an dem verschiedene Autoren mitgearbeitet haben – auch Shakespeare, wie eine berühmte Manuskriptseite zeigt – das einzige Manuskript aus Shakespeares Hand! Um 1600 nimmt der Widerstand der Londoner Bevölkerung gegen gefloheen Hugenotten stark zu. Der Katholik Thomas Morus hält im Stück eine flammende Rede gegen solche Fremdenfeindlichkeit.

Stellt euch doch einmal vor,
der König liesse Milde walten und
verbannte euch: wo suchtet ihr dann Zuflucht?
Bei welchem Volk, das sich verhält wie ihr,
bekamt ihr Schutz? Geht hin nach Frankreich, Flandern,
in deutsche Lande, Spanien, Portugal,
ja, irgendwohin, wo nicht England ist
– ihr wäret Fremde. Wie gefiels euch dann,
ein Volk zu finden, das, wie ihr Barbaren,
in furchtbare Gewalt ausbricht und euch
den Aufenthalt verwehrt, ja, euch stattdessen
das Messer wütend an die Kehle setzt
und euch wie Hunde fortjagt, so als ob
ihr nicht von Gott gemacht wärt und als fehlte
bei euch was, das nur sie alleine haben?
Was hieltet ihr von solcher Art Behandlung?
So ist das Los der Fremden hier bei uns,
und so ist euer Berg von Inhumanität!

PS: „Crescendo Griechenland“ führt am 9.Mai in Thessaloniki ein Konzert zum Thema „Toleranz (gegenüber Fremden)“ durch – u.a. in Zusammenarbeit mit der orthodoxen Kirche, mit der jüdischen Gemeinschaft und Agape (Campus für Christus) Griechenland.

Text: Beat Rink

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Künstlerportrait

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Micha Aregger

Skulptur, Installation, Malerei, Bildende Kunst, Objekte
Aufgewachsen bin ich in Buttisholz. Nach einer technischen Berufslehre, studierte ich 5 Jahre an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Luzern und schloss 2004 ab. In der darauffolgenden Zeit hat sich, durch das wachsende Interesse an Naturwissenschaften, meine charakteristische, organische
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